National⸗Garde, die Soldaten, die Mobilgarde und die Jusurgenten. Die Nationalgarde, Linie und Mobilgarde feuert er zur Verdoppelung ihrer Anstrengungen an, denn es handle sich um die ganze Zukunft Frankreichs und der Republik. Die Bürger, welche noch nicht dem Dienst der Nationalgarde sich an⸗ geschlossen, erinnert er an ihre Pflicht. Den Insurgenten ruft er zu: „Ihr glaubt Euch im Interesse der Arbeiter zu schlagen: nein, Ihr kämpfet gegen sie; auf sie allein wird all' das vergos⸗ ene Blut zurückfallen. Im Namen des mit Blut befleckten Va⸗ erlandes, im Namen der Republik, die Ihr ins Verderben stürzt, im Namen der Arbeit, die Ihr begehrt, und die man Euch niemals ver⸗ weigert hat, macht die Hoffnungen unserer gemeinsamen Feinde zu Schan⸗ den; legt Eure brudermörderischen Waffen nieder und zählt darauf, daß die Regierung, eben so wie es ihr nicht unbekannt ist, daß es in Euren Reihen verbrecherische Aufwiegler giebt, auch weiß, daß sich dort Brüder sinden, die nur irregeführt sind, und die sie in die Arme des Vater⸗ landes zurückruft. Aehnliche Proclamationen hat auch der Präsident der National-⸗Versammlung erlassen.
mationen erlassen, an die
Großbritanien und Irland. London, 24. Juni. Gestern fand im auswärtigen Amte eine mehrstündige Kabinets⸗Be⸗ rathung statt.
Die beiden Häuser des Parlaments verhandelten gestern Gegen⸗ stände von verschiedenem Interesse. Im Oberhause brachte Lord Kinnaird die Polenfrage zur Sprache und fragte, ob die Regie⸗ rung von ihrem Gesandten in Berlin Aufschlüsse über die Dinge in Posen erhalten habe. Nachdem er die dortigen Ereignisse in einsei⸗ tiger Weise und unvollständig dargelegt hatte, antwortete der Mar⸗ quis von Lansdowne, daß er die verlangten Papiere nicht vorle⸗ gen könne, da sie innere Angelegenheiten eines fremden Staates be⸗ treffen, in welche England sich nicht einzumischen habe. Eine län⸗
ere Erörterung der irländischen Angelegenheiten, die indeß ohne Re⸗
fultat blieb, veranlaßte der Graf Fitzwilliam. Derselbe wollte durchgreifende Hülfe für Irland und erkannte als solche die Anlage von Eisenbahnen durch die Regierung. Der Marquis von Lansdowne lehnte es ab, und der Antrag wurde ohne Abstimmung verneint.
Im Unterhause war gestern die Debatte lebhafter. Nach⸗ dem man zu Anfange wiederum einige Zeit mit Reden über Wahl⸗ bestechungen hingebracht hatte, wurde die Debatte über die westindi⸗ schen Unterstützungs⸗Maßregeln wieder aufgenommen. Die Haupt⸗ frage drehte sich wie immer um die Zuckerzölle und die Konkurrenz der Kolonieen mit den Sklaven haltenden Staaten. Herr Hawes, der Unter⸗Staats⸗Secretair im Kolonialamte, suchte nachzuweisen, daß
das Zuckergesetz von 1846 den Kolonieen nicht geschadet habe, daß
eine Abweichung von einigen Einzelheiten dieses Gesetzes in der gegen⸗ wärtigen Krisis nothwendig sei, daß aber die Kolonieen, um wieder emporzukommen, viel mehr auf eine ökonomischere Verwendung ihrer Arbeitskräfte und eine rationelle Bewirthschaftung der Pflanzungen sehen, als sich auf die Hülfe des Mutterlandes verlassen sollten; denn daß die Sklavenarbeit wohlfeiler und besser sei, als die freie Arbeit, sei nicht erwiesen. Lord George Bentinck nahm darauf gegen die Regierung das Wort und behauptete, die ostindischen Kolonieen könnten ihren Zucker nicht anders, als zu 28 oder 30 Shillinge pro Centner herstellen, während der Sklavenzucker für 21 Shillinge ge⸗ liefert werde, und deshalb müßten die Kolonieen den Schutz haben. Im weiteren Verlauf seiner Rede griff Lord George Bentinck die Minister persönlich an, indem er gegen den Kolonial⸗Minister, Gra⸗ fen Grey, und dessen Unter⸗Staats⸗Secretair, Herrn Hawes, vorbrachte, sie hätten Berichte, welche von den Kolonieen eingegangen wären und dem westindischen Comité vorgelegt werden sollten, absichtlich ver⸗ heimlicht, dagegen erhob sich Lord John Russell mit großer Ent⸗ rüstung und wies diesen Angriff auf den Charakter eines englischen Ministers entschieden und mit Heftigkeit zurück. Die in Rede ste⸗ hende Depesche von Jamaika sei dem Comité keinesweges vorenthal⸗ ten, sondern zum Druck für das Comité gegeben worden; der Kolo⸗ nial⸗Minister habe, als er danach gefragt wurde, geglaubt, das Co⸗ mité sei bereits im Besitz derselben und verlange einen neuen Bericht über die Lage Jamaika's, den er allerdings nicht geben konnte, da er keinen erhalten hatte. Lord John Russell wurde ausfallend gegen Lord Bentinck. „Dergleichen niedrige Schliche“, sagte der Minister, „sind bezeichnend für Leute, die sich mit Dingen abgeben, womit sich der edle Lord lange beschäftigt hat. Der edle Lord zeichnet sich außer⸗ ordentlich aus, einen Betrug der Art aufzudecken, wenn es sich um den Namen und das Alter eines Pferdes handelt; aber wenn er ei⸗ nem Manne, wie Lord Grey, solche Betrügereien zur Last legt, so muß ich ihm sagen, daß er meinen edlen Freund gänzlich verkennt! Er verkennt gänzlich den Charakter der Staatsmänner, welche seit einer langen Reihe von Jahren hohe Aemter in England bekleidet haben. Er schadet mit diesen und ähnlichen Verdächtigungen weniger Anderen, als sich selbst!“ Herr d'Israeli griff hierauf den Mini⸗ ster eben so heftig an: Statt sich auf Lord Grey's und seine ei⸗ gene Stellung zu berufen, hätte Lord J. Russell besser gethan, die bestimmt ausgesprochenen Beschuldigungen eben so bestimmt zu wider⸗ legen, und hatte sehr Unrecht, Lord G. Bentinck seiner noblen Pas⸗ sion wegen anzugreifen. Seinem Freunde sei gerade wegen seiner Bemühungen um die Pferdezucht ein Dank ausgesprochen worden von einer Versammlung, deren Vorsitzer — wer gewesen sei? Der Herzog von Bedford (Lord J. Russell's Bruder)! — Diese Ver⸗
“
handlungen dauerten unter großem Lärm, Jubel und Gegenjubel bis halb 3 Uhr, da die Debatte auf Montag vertagt wurde. Das Comité, welches das Unterhaus niedergesetzt hatte, um die Ursachen der neulichen großen Handels⸗Krise in England zu untersu⸗ chen, hat jetzt ihren Bericht erstattet. Der wesentliche Inhalt des⸗ selben ist folgender: Unter den Zeugen, welche vor dem Comité be⸗ fragt wurden, herrschte die einstimmige Ansicht, daß die erste Ursache
der Noth war: die unzureichende Aerndte, vorzüglich der Kartoffeln
im Jahre 1846, und die Nothwendigkeit, im Jahre 1847, die Mit⸗ tel zur Bezahlung der beispiellos großen Einfuhr von verschiede⸗ nen Arten von Nahrungsmitteln, welche in diesem Jahre statt⸗ fand, herbeizuschaffen. Unter den übrigen Gründen sind von einigen Zeugen der ungenügende Vorrath von Baumwolle, die Ablenkung des Kapitals von seiner gewöhnlichen Verwendung in Handels⸗Geschäften auf den Bau von Eisenbahnen, die ungehörige Ausdehnung des Kredits, besonders in unseren Geschäften mit dem Osten, und die übertriebenen Erwartungen von der Ausdehnung des Handels, als solche bezeichnet worden, welche zu diesem nämlichen Er⸗ gebnisse mitgewirkt hätten. Das Comité findet keinen Grund, zu bezweifeln, daß diese Ursachen in verschiedenem Maße in den ver⸗ schiedenen Theilen des Landes die Wirkung hervorgebracht haben, welche ihnen auf diese Weise zugeschrieben werden.
Belgien. Brüssel, 24. Juni. Der Moniteur meldet heute die Ernennung des Herrn Firmin Rogier zum Gesandten bei der französischen Republik; dies Blatt bringt zugleich einen Königli⸗ chen Beschluß, welcher das Gehalt des Gesandten in Paris von 60,000 Fr. auf 35,000 Fr. ermäßigt.
Königliche Schauspiele. Donnerstag, 29. Juni. Im Schauspielhause. 102te Abonnements⸗ Vorstellung: Ein Sommernachtstraum, nach Shakespeare, von Schlegel, in 3 Abth., Musik von F. Mendelssohn⸗Bartholdy. Tänze von Hoguet. 15
Freitag, 30. Juni. Im Opernhause. 72ste Abonnements⸗ Vorstellung: Die Hochzeit des Figaro, Oper in 4 Abth., mit Tanz, Musik von Mozart. (Frau Louise Köster: Die Gräfin, als vor⸗ letzte Gastrolle.) Anfang halb 7 Uhr.
Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver⸗ kauft: “ ü . Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr.; ein Billet in den Logen des ersten Ran⸗ es und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr.; ein Billet im Parterre, in den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr.; ein Billet im Amphitheater 7 ½ Sgr.
KRerline?n FRörse vom 28. aun l.
Wechsel-Course.
- Brief. Kurz 143 ½⅔ 2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 Mt. 6 2 Mt.
2 Mt. 2 AMt. 2 M:
Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss.. 100 Thlr. “
100 PFl. 2 Mt.
100 Shbl3 wochen “
Geld.
250 PFl. 250 Fl. Hamburg 300 Mk. do. 300 Mh. 1 ELst. 300 Fr. 150 Fl. . 159 PFl. 100 Thlr.
Amsterdam ““ — do. — s 142⅔ 150 ¼ 150 149 ¾ 25 6 25
London
Wien m 20 Xr.... Augsburg.. Breslau.
Frankfurt a. M. südd. W... Peteorsbur9gͤͤ„ . j .
Inlündische Fonds, Pfandbriese-, Kommunal- Papiere und 8 Geld Course.
Brief. Geld. 68 ½ 83
Geld. 71 8 7½
Zf. Brief. Kur- u. Nm. Pfdbr. 3 ½ 88 Schlesische do. 3 ½ — do. Lt. B. gar. 40. 3 ½ Pr. Bk-Anth. -Sch, —
Gem.
Gem.
8
St. Schuld-Sch. Seeh. Präm. Sch. K. u. Nm. Schuldv. Berl. Stadt-Obl. Westpr. Pfandbr. Groszh. Posen do.
do. do. Ostpr. Pfandbr. do.
2 —
22 &
Friedrichsd'or. And. Goldm. à 5th.“ Disconto.
Ausländische F. onds.
229202 ——
Pomm.
Poln. neue Pfdbr. ⁴ — do. Part. 500 Fl. do. do. 300 FlI. IHIamb. Feuer-Cas. 3 ½ do. Staats-Pr. Anl.
Holl. 2 ½ % Iut. 2 Kurh. Pr. 0. 40 th. Sardin. do. 36 Fr. N. Bad. do. 35 Fl.
Russ Hamb. Cert do. beillope3. 4.S. do. do. 1. Anl. do. Stiegl. 2. 4. A.
do. do. 5. A. do. v. Rthsoch. Lst. do. Poln. Schatz0. do. do. Cert. L. A. do. do. L. B. 200 Pl.
73 ½
65
54 11
82SnngSnnnn
Pol. a. Pfdbr. a. C. 84 ½ 833
Eisenbahn- Actien.
5
Rein-Ertrag.
Stamm-Actien. V Rapilal.
1842.
— Tages-Cours Der Reinertrag wird nach erfolgter Bekanntm. Ses in der dazu bestimmten Rubrik ausgefüllt. Die mit 3 ½ pCt. bez. Actien sind v. Staat gar.
Börsen Zims. Rechnung.
Prioritäts-Actien. Kapilal.
“ Tuges -Cours.
Zinssuss.
Sümmtliche Prioritäts-Actien werden qurch jührliche Verloosung a 100 pCt. amortis.
75 ½ bz.
57 6G ee.
77 ¼ bs.
40 B.
Berl. Anhalt Lit. A B. do. Hamburg do. Stettin-Starg.. do. Potsd.-Magd... Magd.-Halberstadt .. do. Leipziger Halle-Thüringer Cöln - Minden do Kachen . ...... Bonn-Cöln . Düsseld. Elberfeld .. Steele-Vohwinkel... Niederschl. Märkisch. do. Zweigbahn Oberschl. Lit. . . .. do. Li B Cosel-Oderberg Breslau-Freiburg ... Krakau-Oberschl....
σ‿
3,500,000 4 8,000,000 4 4,824,000 4 4,000,000 4 1,700,000 4 2,300,000 4 9,000,000 4 13,000,000 3 ½ 4,500,000 4 1,151,200 4 1,527,000 4 1,100,000 4 29 1z. 10,000,000 3 ½ 62 a ½ 1,500,000 4 — — 1,429,700 3 ½ 6 72 G. 2.400,000 3 ½ 72 2* 1,200,000 4 — 1,700,000 4 1,509,000 4
Quittungs-Bogen.
8 is Berl. Anhalt. Lit. B. 2,500,000 60 Stargard-Posen 5,000,000 90 Berg I 1,000,000 90 Briea NS1SG.. . . .. 1,100,000 90 Magdeb.-Wittenb.... 4,500,000 60 Aachen-Mastricht ... 2,750,000 30 Thür. Verbind.-Bahn 5,600,000 20
Ausl. Quillungsbog. Ludw.-Bexbach 24 Fl. Pesther 26 Fl. Friedr. Wilh.-Nordb.
10 2
e
46 B. 65 ¾ B. 65 ½ bz. 45 bz.
IIIII
30 n. 29
2 8.
90 80 85
8,525,000 8,000,000 8,000,000
Schluss-Course von Cöln-Minden 65 ½ 6.
Berl.-Anhalt dor Hambur . do. Potsd.-Magd... do. do. 8. Magdeb.-Leipziger .. Halle -Thüringer .... Cöln-Minden Rhein. v. Staat gar.. O0 41Ph do. Stamm Prior. Düsseldorf-Elberfeld. Niederschl. Märkisch. do. do. do. III. Serie. do. Zweigbahn do. do. Oberschlesische .. ... Cosel -Oderberg Steele - Vohwinkel. .. Breslau-Freiburg.
1,411,800 5,000,000 2,367,200 3,132,800 1,788,000 4,000,000 3,674,500 1,492,800 3 ½ 2,487,250 4 1,250,000 4 1,000,000 4 4,175,000] 4 3,500,000 5 2,300,000 5
152,000 4 ½
148,000 5
1,276,600 4 250.000 5 325,000 5
400,000 4
“
Reinert. 1847.
Börsen- Zinsen
usl. Stamm-Acl.
Dresden-Görlitz .. Leipzig-Dresden 4,500,000 Chemnitz-Risa 3,000,000 Sächsisch-Bayerische 6,000,000 Ar.I. eeeeeS Sp. 2,050,000 Amsterd.-Rotterd. Fl. 6,500,000 Mecklenburger Thlr. 4,300,000
4,000,000
“
von Preussischen Bank-Antheilen 712*
Die Course sind heute wieder etwas ge
scheine preishaltend.
stiegen, die Stimmung blieb bis zum Schlufs der Börse günstig und der Umsatz war ziemlich lebhaft. Bank-Antheile höher bezahlt, Staats
Schuld-
———
Auswärtige Börsen.
Breslau, 27. Inni. Louisd'or 112 Gld. Poln. Papier⸗ eld 87 ¾ Br. Oesterreich. Banknoten 87 Br. Staats⸗Schuldscheine lproz. 68 bez. Schles. Pfandbr. 3 ½proz. 89 ½ und bez. u. Gld. do. Lit. B. 4Aproz. 88 ¾ und ³ bez., do. 3 ½proz. 76 Br. .
. ö“ neue Aproz. 84 Br., do. Partial⸗Loose a 300
Actien. Oberschl. Litt. 3 ½ vroz. 72 B 8 1 8 3 ½ proz. 72 Br. Breblan.Sawadn Kö 8 .. erschles. -Märk. 3 proz. 62 Br., do. Priorit. 5 roz. 85 Gid., do
5proz. Ser. III. 78 Br. Krakau⸗Oberschl A pro 30 Br. Fried⸗ rich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 4 proz. 32 ½1 en 1 .
8 Wien, 26. Juni. Met. 5proz. 66 5 8 Anl. 34: 108. 39: 67. Nordb. 90 ½. Glo 3 Livorno 62 ½. Pesth 59. B. A. 1000. ggn. 88.
,/ . 8n Augsb. 116 ½.
amb. 174. ond. 12.2 1 aris 138. K. F. , B. A. 150 Br. Leipz. Dr. E. A. 87 Br. 86 G. Säch Her. 71 Br. 70 G. Sächs. Schles. 61 ¾ Br. Chemn. Riesa 25 G. öbau⸗Zitt. 22 Br. Magdeb. Leipz. 149 ½ Br. Verl. Anh. . 79 Br.
3proz. 38.
Frankf. 117 ½.
do. B. 73 ½ G. Alt. Kiel. 80 ½ Br. Deß. B. A. 82 G. Preuß.
B. A. 71 G. 1
1 London, 24. Juni. Zproz. Cons. 83 ½, a. Z. 83 ½.
4 ½. Ard. Zproz. 22 ½. Bras. 65. Mex. 16. Engl. Fonds gingen durch ungünstige Nachrichten aus Paris um
½ % zurück. In fremden Fonds wurde sehr wenig gemacht.
bahn⸗Actien still und die Preise unverändert. Amsterdam, 25. Juni. Effekten⸗Sozietät.
Coup. Ard. 5 ½. 1
war heute zu den notirten Preisen höchst unbedeutend.
3 proz.
(nur bis 70 ½ %.
Eisen⸗
Integr. 41 ½%, Oesterr. Met. 2 ½proz. 28 ½. — Das Geschäft
Amsterdam, 24 Juni. Am hiesigen Fondsmarkte haben sich die Course im Laufe dieser Woche merklich höher gestellt, und fand ein lebhafter Umsatz statt; die Vortheile, welche die österreichi⸗ schen Truppen in Italien errungen, bewirkten eine bedeutende Ver⸗ besserung in den Coursen der wiener Effekten, und dieses machte ei⸗ nen sehr günstigen Eindruck auf mehrere andere Fonds; die Unter⸗ nehmungen der Spekulanten wurden dazu noch durch den stets reich⸗ lich versehenen hiesigen Geldmarkt erleichtert, welches zugleich meh⸗ rere Kapitalisten zu Einkäufen von Staatspapieren veranlaßte. Von den holländischen sind vornehmlich 4 proz. wirkliche Schuld, auch für ausländische Rechnung, in Frage gewesen, wodurch deren Preis am meisten gestiegen ist und von 63 ⅞ dieser Tage 65 % erreicht hat; 3 proz. do. ging von 48 ½ bis 49 ½ % und Integrale von 41 % bis 42 ½ % hinauf. Die Actien der Handels⸗Maatschappy theilten die gün⸗ stige Stimmung ebenfalls und erhoben sich von 122 auf 123 ½ %. Die Course von wiener Metalliques waren die ganze Woche über steigend, und sind 5proz. von 52 ½1 % allmälig bis 57 ½ 9% und 2 ½ proz. von 27 ⅜ bis 29 ½ % emporgekommen. Auch alte proz. russische Obli⸗ gationen bei Hope gingen täglich höher, anfänglich, wie man glaubte, wegen der Loosung zur gewöhnlichen jährlichen Ablösung, doch auch nachher folgten sie der steigenden Richtung und wurden gestern b's zu 93 % abgenommen; 4 proz. Certifikate bei demselben waren nicht so begehrt und erhoben sich nach einem Rückfall von 69 ¾ auf 69 ¼ % Der Umsatz in spanischen Effekten machte eine Aus⸗ nahme und ging träge von statten; Ardoin⸗Obligationen sind dabei von 9 ⅞ auf 9 ½ % gewichen und 3 proz. binnenländische wechselten zwischen 16 ¼ und 16½ %; Ardoin⸗Coupons galten 6 ½˖ %. Der Geldzins⸗Cours ist bei Prolongations⸗Anleihen auf 3 % heruntergegangen; gewöhnliche Pfandanieihen werden noch zu 3 ½ % Zinsen abgeschlossen. Autwerpen, 24. Juni. Wenig Geschäft. Belg. Fonds ziemlich fest. 2 ½ proz. 31 ½, 2. Span. verlassen Ard. 8 ½, .
— *
Markt⸗Berichte. Berliner Getraidebericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen 88 pfd. 48 Rthlr. bez. Roggen loco 24—26 Rthlr. ) Juli /Aug. 24 Rthlr. G. 1 „ Sept./Okt. 25 Rthlr. G. Hafer 48/752 pfd. 10— 18 Rthlr. Gerste 21—23 Rthlr. Rapps 58 Rthlr. gefordert. Rübsen 56 Rthlr. do. Rüböl loco 9 ¾ Rthlr. Juli /Aug. 9 ¾ Rthlr. 1“ Aug./Sept. 10 Rthlr. Br., 98 G. Sept./Okt. 10 ½ Rthlr. Br., 10— 12 G. Spiritus loco 16 ½ — ¼ Rthlr. bez. „ Sept. /Okt. 16 Rthlr. Br. 8
ohne Ab geber, auf letz⸗ ten Termin ist die Forderung 27 Rthlr.
v“
Sachsen.
In Folge des anhaltenden Regenwetters in den Provinzen stellt
sich für Roggen einige Speculation auf spätere Termine ein, doch fehlten Abgeber. Rüböl preishaltend. richte von Schlesien flauer lauten.
nHME nAn. AnAr.
Mit der heutigen Nummer des Staats⸗An⸗
raT EaL-be I.
Spiritus matter, da die Be⸗
zeigers werden Bogen 51 und 52 der Verhandlun⸗
gen zur Vereinbarung der Preuß. Verfassung aus⸗
gegeben.
Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei. Beilage
zum Preußischen st
313
“
Donnerstag den 29.
““
1““
Jüuni.
öʒö,,.“*—“ Oesterreich. Wien. Proclamation des Erzherzogs Iohann. — An⸗ sprache desselben an die Offiziere der National⸗Garde. Fac⸗ ges din Bekanntmachung. Hessen und bei Nhein. Darmstadt. Entlassung der Kriegs⸗Re⸗ — Kammer⸗Verhandlungen. 8 8 Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin. Abreite des Großherzogs nach Eisenach. — Antunft von strelitzischem Militair. Anhalt⸗Deßau. Deßau. Nachtrag zur Verfassungs⸗Urkunde. Sachsen⸗Altenburg. Altenburg. Minister Wüstemann in Ruhestand versetzt. 1 8 Lauenburg. cgen 18 0, Beschlüsse der Bürger⸗Versammlung. E Ausland. Großbritanien und Irland. London. Indische Ueberland⸗Post: E. er Aufstand in Multan und Nachrichten aus Hong⸗Kong. chweiz. Bern. Widerlegung der über Ochsenbein verbreiteten Ge⸗
rüchte.
Wissenschaft und Kunst. Königlichen Akademie der Künste. (Fünfter Artikel.) — Preisvertheilung in der Universität.
Ausstellung in der Göttingen.
Markt⸗Berichte.
ÜÜEÜRÜÜRAnERRnnrn eere ccre⸗ —
7
Uichtamtlicher Theil. Detetschland.
. Hesterreich. Wien, 25. Juni. (Wien. Ztg.) Se. Kai⸗ der Erzherzog Johann hat nachstehende Proclamation assen:
‚Se. Majestät der Kaiser hat mich in Anbetracht seines no den Unwohlseins zu seinem Stellvertreter ernannt.
„In dieser Eigenschaft habe ich den Neichstag in seinem Namen 3 eröffnen und bis zu seiner Zurückkunft nach Wien die ihm als constit gr nellem Kaiser zustehenden Regierungs⸗Geschäfte zu leiten.
„Dieses Vertrauen meines Kaisers ist mir heilig! — Ich will es recht⸗ fertigen, indem ich seinen innersten, aufrichtigen Willen erfülle, der dahin gerichtet ist, die den österreichischen Völkern gewährten Freiheiten und Rechte streng und gewissenhaft zu wahren und in allen Fällen, wo das Kaiserliche Wort enischeiden soll, den Geist der Gerechtigkeit und Milde festzuhalten.
„Die Zeit ist ernst und entscheidend für Oesterreichs Glück und Macht; — ein neuer, fester Grundbau ist zu vollführen, — die Gesetzgebung bedarf in allen ihren Zweigen wesentliche Veränderungen, und neue Hülfsquellen sind zu eröffnen, um den nächsten, dringenden Anforderungen zu genügen. - große Aufgabe kann nur durch gemeinsame und kräftige Mitwirkung 8 er und nur durch die vereinigte, feste Haltung gegen die Feinde des Jaterlandes freudig gelöst werden.
„Mit Zuversicht rechne ich auf diese allgemeine Mitwirkung, — ich rechne auf die Liebe des österreichischen Voltes zu ihrem Kaiser und zu ihrem schönen Vaterlande, — ich rechne auf seinen verständigen Sinn für Ordnung und Ruhe als Bedingungen einer wahren Freiheit, und ich rechne Sich auf sein Vertrauen zu meinem, wie ich glaube, bewährten ehrlichen e Oesterreichs Wohlfahrt und Ruhe auch meine letzte Kraft Hese dten as en Voraussezungen fühle ich mich noch stark und von den Glfs Hossn ug⸗ See ellt b ich die mir anvertraute Macht durch das “ b 1 und durch das allgemeine Wohlergehen gekräftigt Hande meines gnädigsten Kaisers wieder zurücklegen werde.
4““ 1 Erzherzog Johann.“ “ b “ vn I ud die Offtzier⸗ der Nationalgarde Sr. Kais. I“ g 8 rzog Johann vor und erwähnte bei dieser Gelegen⸗ Heit, daß die Nationalgarde schon wiederholt ihre Gesinnungstüchtig⸗ keit und Wirksamkeit bethätigt habe. Se. Kais. Hohei 9 htig Eb1““ e“ Kais. K oheit befragte den Garde und erwiederte weit schlichten und die Organisirung der ein Institut, das für ““ berzlichen Worten, „baß
1X1“ g und Sicherheit einstehe, einen schö⸗ nen Beruf habe. Sie vertrete den Besitz, die Gewerbe und vie In⸗ telligenz, ihr Beruf sei gegenwärtig ein um so wichtigerer, als der Reichstag bevorstehe und nicht gestört werden solle, auch hoffe er, daß endlich jener Friede über Wien wiederkehren werde, der allein das Auf⸗ blühen der Kaiserstadt möglich mache. „Mein Kaiser“, äußerte Se. Kais. Hoheit, „ist unwohl und hat mich alten Mann dazu bestimmt, seine Stelle hier einzunehmen, ich bin eben so sehr von dessen constitutionellem Willen und ehrlicher Meinung überzeugt, als ich sein Vertrauen besitze und weiß, daß mein Kaiser alles das, was er ver⸗ sprochen, als ehrlicher Mann halten werde. Meine Herren, von einer Reaction ist keine Rede, denn diese ist ganz unmöglich. Ich lese in Ihrer Aller Blicken, daß ich auf Sie Alle: akademische Legion, Bürger und National⸗Garden rechnen kann; daher Einigkeit unter uns, — Einigkeit, die uns so nöthig ist. Ich habe zu Ihnen Ver⸗ trauen, daher vertrauen Sie mir.“ .
Der Minister knüpfte hieran den Bericht, daß die Ergänzung der 6 Batterieen für die National⸗Garde von Sr. Majestät dem Kaiser bewilltgt sei, worauf der Erzherzog erwiederte: „Braven Männern muß man Vertrauen schenken — Vertrauen verdient Ver⸗ trauen; — übrigens, meine Herren, will ich Sie noch Alle sehen, Alle und bald.“ Darauf erwähnte er noch dankend der Serenade in der vergangenen Nacht.
Sachsen. Dresden, 26. Juni. (D. A. Z.) Durch heute veröffentlichte Bekanntmachung der Ministerien der Justiz und des Innern wird die vom 22. April 1847 datirende General⸗Verordnung, die Belohnung mit 20—100 Rthlr. für die Denunzianten aufrühre⸗ rischer Schriften betreffend, außer Wirksamkeit gesetzt.
ch andauern⸗
— —
Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 22. Juni. (D. A. Z.) Die Regierung hat die Kriegs⸗Reserve der Infanterie⸗Re⸗ gimenter, 2000 Mann, in Urlaub entlassen. Die zweite Kammer hat am 19. Juni sich in der viel berührten Frage der Auflösung derselben dahin ausgesprochen, daß diese erst nach Erledigung der dem Lande so nothwendigen wichtigen Gesetze stattfinden möge. Heute fand nun Berichterstattung des dritten Aus⸗ schusses über einen nahe damit verwandten Gegenstand, den (bereits gemeldeten) eigenmächtigen Austritt der vier rheinhessischen Abgeord⸗ neten Zitz, Mohr, Behylen und Grode, statt. Der Ausschuß rügt diesen als ihren Eid und die Verfassung verletzend, verlangt, daß die Kammer ihre Mißbilligung darüber ausspreche und die Austretenden auffordere, ihren Pflichten wieder nachzukommen, widrigenfalls ihre Bezirke in der Kammer unvertreten sein würden. Die Kammer hat heute die Prorogation des Finanzgesetzes auf das zweite Semester 1848 mit Stimmengleichheit (16 gegen 16) bewilligt, in welchem Falle nämlich die Proposition der Staats⸗Regierung als angenommen angesehen wird. Anch wurde der vorgelegte Gesetz⸗Entwurf über Allodification der Erblehen und Landsiedelgüter in seinen wesentlichen Bestimmungen angenommen. Mecklenburg⸗Schwerin. Se. Königl. Hoheit der Großherzo st, um der Herzogin von Orlea
“
Schwerin, 25. Juni. (H. C.) ist am 23sten d. nach Eisenach inen Besuch abzustatten
Gestern sind 500 Mann des strelitzschen Garde⸗Bataillons mit dem Musik⸗Corps hier eingerückt. Sie werden bis zum 28Ssten c. hierselbst verweilen und dann auf der Eisenbahn nach Rendsburg ge⸗ hen. Das Feld⸗Lazareth wird am 1. Juli nachfolgen. Eine Batte⸗ rie von 6 Geschützen, zum Theil bereits bespannt, soll ferner mobil gemacht werden.
Anhalt⸗Deßau. Deßau, 20. Juni. (D. A. Z.) Das Ministerium hat in einem Nachtrage zum Verfassungs⸗Entwurfe die besonderen Bestimmungen über das Veto des Regenten, welche jenem Entwurfe nach vorbehalten waren, in Vorschlag gebracht. Es ist das suspensive Veto verliehen und dabei ferner ein neues, auf direkte Wahlen hinauslaufendes Wahlgesetz zugesagt, den Ständen auch die Wahl zwischen diesem und dem früheren Entwurfe, welcher indirekte (jedoch den direkten äußerst nahe kommende) Wahlen vorschlug, an⸗ heimgestellt.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 25. Juni. (D. A. Z.) Dem Minister von Wüstemann ist, auf erneuertes Ansuchen, nunmehr, gin Berücksichtigung seiner erheblich gestörten Gesundheit und der seit seiner Beurlaubung im Ministerium eingetretenen Veränderungen“, die gänzliche Versetzung in den Ruhestand in der anerkennendsten Weise ertheilt worden.
Lauenburg. Lauenburg, 24. Juni. (H. C.) Mit Rück⸗ sicht auf den Bundestagsbeschluß vom 16. d., welcher dem badischen Gesandten Welker die Ennsetzung einer provisorischen, von Dänemark unabhängigen Regierung überträgt, fand am 22. d. eine Versamm⸗ lung von etwa 400 hiesigen Bürgern und Einwohnern auf dem Schützenhause statt, um diejenigen Landeswünsche, welche vom Herrn Welker bei der Einsetzung der neuen Regierung laut jenes Beschlus⸗ ses zu berücksichtigen, durch Beschlüsse der Volks⸗Versammlung fest⸗ zustellen. Die Versammlung faßte einhellig folgende Beschlüsse, welche durch eine Deputation zur Kenntniß des Herrn Welker gebracht wer⸗ den sollen: 1) Trennung der Justiz⸗Verwaltung von der Regie⸗ rug als Administrativ⸗Behörde. 2) Da die jetzige Regicrung das Land durch die Neutralitäts⸗Erklärung vom 27. März und de⸗ ren Folgen gegen ganz Deutschland bloßgestellt hat, namentlich auch nicht gehörig dahin gestrebt hat, durch zeitige Einberufung der Landstände der schlimmen Lage des Landes abzuhelfen: so sind die jetzigen Regierungsglieder weder als Justiz⸗ noch als Regierungs⸗ Beamte wieder anzustellen, sondern volksthümliche, das Vertrauen des Landes genießende Männer. 3) Daß von der neuen Regierung sämmtliche untergeordnete Verwaltungs⸗Beamte aufgefordert werden, den Verkehr mit dänischen Behörden abzubrechen und die proviso⸗ rische Regierung als alleinige, ihnen vorgesetzte Behörde durch einen Amtseid anzuerkennen. 4) Dringender Wunsch der Versammlung, daß sofortige Volkswehr auf Staatskosten verfügt und demnächst das hannoversche Militair entlassen, auch endlich 5) daß alle Klassen der Staatsbürger gleichmäßig vertretende Stände eingeführt werden, daß mithin die Ritter⸗ und Landschaft auf ihre ständischen Vorrechte ver⸗ zichten müsse.
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Ausland.
Großbritanien und Irland. London, 23. Juni. Die aus Bombay vom 12. Mai eingegangene Ueberlandpost bringt nähere Berichte über den in Multan, dem Hauptorte des west⸗ lichen Gebiets von Lahore, ausgebrochenen Aufstand. Sie bestätigen den Tod der zwei britischen Agenten, eines Civilbeamten aus Ben⸗ galen, Vans Agnew, und des Lieutenants Anderson von den Bom⸗ bay⸗Füsilieren, welche den zum Nachfolger des bisherigen Statthal⸗ ters von Multan ernannten Khan Singh dahin begleitet hatten. Sie waren am 18. April dort eingetroffen und von dem alten Statthal⸗ ter Mulradsch gut empfangen worden. Es kam jedoch zu einem Streite mit ihrem Gefolge, und beide Engländer wurden dabei ver wundet. In Folge dessen zogen ste sich mit Khan Singh und ihren Begleitern in ein kleines Fort außerhalb der Stadt zurück, wo sie sich 24 Stunden sicher glaubten. Von Multan eilten jedoch Streit⸗ kräfte zum Angrifse herbei. Anderson war durch eine schwere Wunde ans Lager gefesselt, und als der Feind, mit welchem die Eskorte ge⸗ meine Sache machte, zu ihm ins Zimmer drang, hieb er den Ersten der ihm nahe kam, nieder, wurde aber sofort erschossen. Seine Leiche, wie die des Lieutenants Anderson und des sie begleitenden Wundarztes Wilkinson, die Beide umgebracht wurden, erlitten arge Beschimpfungen und wurden in Stücke zerhackt. Khan Singh ge⸗ rieth verwundet in Gefangenschaft. Sobald in Lahore der Tod der beiden britischen Agenten bekannt war, wurden die Befehle zur Absen⸗ dung von Truppen zurückgenommen, da die Hitze in diesem Theile des Pendschab während der Monate Mai bis Sept. fast unerträglich ist. Von Bombay wurde die Absendung von 4 Regimentern nach Kur⸗ radschi vorbereitet, von wo, sobald die Jahreszeit es gestattet, den In⸗ dus und Dschenab hinauf in flachen Fahrzeugen ein starkes Corps gleichzeitig mit einem von Firozpur abzusendenden gegen Multan auf⸗ brechen wird. Der Aufstand in Multan ist darum nicht ohne Be⸗ denklichkeit, weil alle mißvergnügten und nach Rache verlangenden Soldaten der ehemaligen Armee der Seikhs, die nach den Siegen der Britten entlassen worden sind, sich wahrscheinlich zu ihnen schlagen werden. In dem übrigen britischen Ostindien war mit Ausnahme von Aude Alles ruhig.
— Aus Hongkong sind Nachrichten vom 26. April ange⸗ kommen. Man hatte dort am 22. April die erste Kunde von der französischen Februar⸗Revolution erhalten. Der Gouverneur von Hongkong wollte in einigen Tagen eine Zusammenkunft mit dem Statthalter von Canton halten, wo Alles ruhig war. Einige Chi⸗ nesen, welche ein paar Europäer angegriffen hatten, die sich in einem Boote nach den Faktoreien begaben, sind auf Verlangen des britischen Konsuls sofort bestraft worden. Aus Schanghai wird vom 13. April ein Gleiches wegen der Rädelsführer bei dem Angriff auf drei eng⸗ lische Missionaire berichtet; auch war der dortige Ober⸗Beamte ab⸗ gesetzt worden. Die Absendung des Kriegsschiffs Espiègle mit dem englischen Vice⸗Konsul nach Nanking scheint diesen Gang der Dinge sehr befördert zu haben. In jedem der Häfen von Schanghai, Ningpo, Fu⸗tschu⸗fu, Amoy, so wie vor Canton und Whampoa, sta⸗ tionirte ein britisches Kriegsschiff.
Schweiz. Bern, 22. Juni. Der Verfassungsfreund sagt: „Alle die verbreiteten Gerüchte über einen bevorstehenden Austritt des Herrn Ochsenbein aus dem Regierungsrathe, der von gewisser Seite so sehnlichst erwartet zu werden scheint, sind unwahr. Herr Ochsen⸗ bein wird, so lange ihn das Vertrauen der Mehrzahl des Volkes umgiebt, fest auf seinem Posten für das Wohl des Vaterlandes Wache stehen.“
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Wissenschaft und Kunst.
Ausstellung in der Königlichen Akademie der Künste. Fünfter Artikel. (Vergl. Preuß. Staats⸗Anzeiger Nr. 11, 14, 20, 34 u. 36.)
Genremalerei: C. Hübner. Leopold Bendix. Claudius
Jacquard. Chr. Grothe. Rudolph Jordan. Elise Bau⸗
mann⸗Jerichow. Julius Schrader. Leopold Güter⸗ bock. Eduard Meyerheim.
Wenn man mit Hinblick auf eine Schwesterkunst in der Malerei von dramatischen Darstellungen reden will, so fragt es sich, wie weit man mit diesem allgemeinen Vergleich in Bezug auf die besonderen Arten der Dra⸗ matik gehen kann, inwiefern diese in der Malerei wiedergefunden werden. Wenn nämlich in der Historienmalerei die Wichtigkeit eines aufgefaßten Aktes, der großartige Apparat, womit er vollbracht wird, kurz, die Schwere und Bedeutsamkeit des Stoffes den Bildern einen Inhalt verleihen kann, so daß dadurch das historische Drama überhaupt repräsentirt erscheint, so läßt sich auch zugleich für die Tragödie insbesondere behaupten, daß sie durch eine richtige Auffassung und die Darstellbarkeit des tragischen Mo⸗ ments in der Malerei zur Erscheinung zu kommen ve mag. Denn da die Begebenheiten auf der großen öffentlichen Schaubühne der Geschichte vor⸗ gegangen sind und ein Jeder von ihnen Kenntniß zu nehmen pflegt, so bürgt dies auch für die Verständlichkeit des Bildes. Wollen wir nun aber als Analogon des bürgerlichen Drama's das Genre nehmen, so würde die Auffindung der entsprechenden Art für das bürgerliche Trauerspiel bei der Malerei eine schwierige Aufgabe sein: denn wie soll der tragische Konflikt zur Darstellung kommen, der doch einzig darin besteht, daß die Personen sich nicht ihrer Einseitigkꝛit und Gebundenheit, worin sie durch Meinungen und Ansichten festgehalten werden, zu entreißen ver⸗ mögen. Das durch den Dialog zu Tage gelegte Innere tritt nicht mit allgemein bekannten Verhältnissen und Zeichen hervor. Man entbehrt der Hülfe der im Bewußtsein lebenden Geschichte, und die malerische Darstellung ist unmöglich, wenn nicht eine direkte Anleh⸗ nung an ein vorhandenes Theaterstück, welches sich der allgemeinen Kunde der Nation erfreut, stattfindet. Hätten wir es z. B. in dem Bilde von C. Hübner, „die Auspfändung“, (Nr. 423) mit einem Familienvater zu thun, der an dem Vorurtheile, an der Beschränktheit zu Grunde geht, daß er das Ergreifen einer anderen als der gewöhnlichen Beschäftigung für ein Herunter⸗ kommen, für einen Schimpf hielt, so liegt darin allerdings etwas Tragisches, das aber ein Bild dennoch schwerlich zur Veranschaulichung bringen kann, wenn es nicht total unverständlich werden will. So aber reduzirt sich der Inhalt der Darstellung auf einen traurigen Zustand, der durch das Unglück einer Handverwundung entstanden ist, der je nachdem um so unwahrer oder auch um so schauderhafter wird, als der Künstler mit der ihm zu Ge⸗ bote stehenden Kraft, zu individualisiren, uns die Mitglieder einer Familie schildert, welche alle die Bürgschaft für ein braves, seelengutes Innere auf den offenen und ehrlichen Angesichtern tragen. Der Familienvater ist ein Leinweber, der mit dem Ausdrucke der Verzweiflung rathlos dasteht. Er trägt die eine Hand in einer Binde, ist also durch eine Verwundung der⸗ selben zur gewöhnlichen Arbeit unfähig geworden. Vor ihm ist schon ein Theil der ärmlichen Habe aufgehäuft, die Hauspostillen, messingener Haus⸗ rach, Kleider und andere Dinge. Aus dem Keller trägt Einer einen großen Korb voll Kartoffeln, die Hoffnung für den Winter. Der Mann der Justiz aber, der den Donnerschlag in das arme Dasein dieser Familie ge tragen hat, wendet sich eben, zu gehen. Ein bleiches, feindseliges Antlitz, eine hagere Figur mit spitzen Fingern und aus der Tasche hervorguckenden Registern. Er sieht nur halb zurück auf die knieende Frau des Webers, welche man nicht ohne die tiefste Erbitterung so daliegen sehen kann. Vor dem entsetzlichen Schauspiel flüchten sich zwei Mädchen an den Vater, der sie umschlingt und die gesunde Hand krampfhaft ballt. Auch ein Knäbchen, mit dem unschuldigen Spielwerke, einem zur Leuchte ausgehöhlten Kürbiß in den Händen, schmiegt sich angstvoll an die älteren Schwestern an. Ganz rechts sitzt die taube und blinde
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Großmutter. Ihr schreit ein Enkel die furchtbare Begebenheit in die Nacht ihres Daseins hinein. Dem trostlosen Zustande scheint aber plötzlich ein Ende gemacht zu werden dadurch, daß im Hintergrunde durch die geöffnete Thür ein Mann mit einem Beutel voll Geld naht. Vielleicht ist es der Bruder, der irgendwo Geld aufgeliehen hat, vielleicht der künftige Schwie⸗ gersohn des Alten, der ihn aus der Noth retten kann. Jedenfalls beruhigt uns das kaum. Wir wissen nicht, daß in ähnlichen Lagen die sich 8 anderswo wiederholen können, wieder ein Deus ex Inchimn eintreten Es ist nur, wie es auch nicht anders sein kann, die augenblickliche Hülfe aus augenblicklicher Bedrängniß, wie wir immer wünschen, daß sie eintreten möge, wo wir Jammer und Elend, ob wirkliches oder gemaltes, sehen. Die Versöhnung aber, die einem tragischen Konflikte folgt, und die nachhaltig zu sein pflegt, ist es natürlich nicht. Ist die Familie so gut, wie sie uns geschildert wird, so kann sie, obwohl vom Unglück gedrückt und der Bosheit Anderer gepeinigt, innerlich doch nicht auf die Dauer ganz zerknickt und verzweifelnd sein, und wir kommen immer wieder zu der sich bei solchen Gelegenheiten aufdrängenden Frage, warum der Maler denn diese Mo⸗ mente des äußersten Elends malt. Es bleibt kein Grund für ihn übri als daß er eingesteht, er brauche seine Kunst dazu, wozu andere Mittei vorhanden sind. Wir müssen das für einen mangelhaft durchgearbeiteten Inhalt der Zeit halten, wenn daraus für die Kunst nichts weiter hervor⸗ geht, als die nackte Andeutung, daß die sozialen Probleme, welche jetzt fast ganz Europa beschäftigen, noch immer nicht gelöst sind. Dieses gilt auch von zwei anderen Bildern, welche denselben Gegenstand, eine Auspfändung, behandeln. Das eine ist von Leopold Bendir (Nr. 73). Wir e. zwei uniformirte Beamte in dem ärmlichen Dachstübchen eines Arbeiters Der eine, wohlgenährt, mit einer Glatze, sitzt an dem einfachen Tische und registrirt die wenige, dem Gesetze verfallene Habe. Wie zwei Denksäulen welche die Inschrift der ganzen Kalamität der Verhältnisse auf dem Angesichte geschrieben tragen, stehen Auge in Auge der andere Diener der Justiz und der arme Mann einander gegenüber. Jener mit der Mütze auf dem Kopfe, die Arme ineinandergeschlagen mit ruhigem, fast herausforderndem Blicke. Dieser mit aller Bekümmerniß seiner Lage und dem erwachendem Ingrimm in den blassen Zügen mit der Linken das Haupt eines kränklich aussehenden Kna⸗ ben an sich drängend, die Rechte aber zur Faust geballt, welche das neben ihm sitzende, das Kleinste säugende Weib ergriffen hat, indeß sie mit der Miene des äußersten Flehens auf dieselben Augen zu wirken sucht, in welche der Mann den ganzen Fluch seiner Trostlosigkeit hineinbohrt. Umher die zusammengeraffte, geringe Habseligkeit. Das andere Gemälde von Clau⸗ dius Jacquard (ohne Nummer) stellt den nächsten, noch jammervolleren Moment vor, wo zwei Kinder mit dem Rest der Habe wirklich auf die Straße geworfen sind und das harte maison à louer schon neue Bewohner einladet. Der Vater, der Soldat war, ist in der Schlacht erschossen, die Mutter vielleicht jetzt erst gestorben. Wir schließen jenes aus dem Portrait in Militairkleidung, welches den Armen noch geblieben ist, und aus der aus dem Koffer hervorsehenden Uniform. Alle drei Bilder sind mit einer furcht⸗ baren Wahrheit gemalt, vorzüglich aber bewährt wieder das Hühnersche die ganze Meisterschaft seines Urhebers in der Pinselführung und Charakterzeich⸗ nung. Allein wir müssen dabei beharren, der Tendenzmalerei vom Fsthe⸗ tischen Standpunkte aus die Berechtigung zu versagen. Anders verhält es sich mit der Darstellung der nothwendigen Schicksale, die vom menschlichen Leben unzertrennlich sind. Diese tragen ihre Versöhnung in sich und kön⸗ nen daher, trotz alles Unglücks, oft einen erhebenden, niemals aber einen das Gemüth zerreißenden oder verstimmenden Eindruck machen. Wir nennen z. B. die Erwartung am Strande von Chr. Grothe (Nr. 1585). Ueber der blauen, stillen Wasserwüste gebt in Nebelschleiern der blutrothe Mond auf. Tiefe Einsamkeit rings umher. Mit stummen Grame schaut die betrübte Fischer⸗ oder Lootsenfrau, auf einem Felsstück sitzend, hinaus in die Oede. Eben so ihr Knabe mit vorgebogenem Haupte; die Tochter aber hat ihr Haupt mit den Händen verbüllt und sitzt in gebrochener Stellung da. Aufmerksam