1848 / 115 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

7 1 Majestät der König en. Berlin, 25. Aug. Se 2 g 8 eshabes geruht: Dem Oekonomen Adolph —7 zu Alt⸗Klükken im arnswalder Kreise die Anlegung 853 verliehenen Königlich spanischen St. Fernando⸗Ordens zu gestatten.

Berlin, 26. Aug. Nach dem heutigen Militair, Wochen⸗. blatte ist der E—55 8 E zajor ins 22ste Infanterie⸗2 . Ha ö 19% dien wel⸗ 22 Major ins 1Gte Infanterie⸗Regi⸗ 4 versetzt, der Hauptmann Herwarth von Bitten feld cF bt Infanterie- Regiment, zum Major ernannt worden. Ferner is e2 Najor von Staro ste vom 22sten Pferterie⸗ Regeht er Oberst⸗Lieutenant mit der Regiments⸗Uniform mit den befte sigen Abzeichen für Verabschiedete, Aussicht auf g Krxs—. und Pension, dem Hauptmann Fiedler vom 1sten 22ste Landwehr⸗Regiments als Major, dem Rittmeister von T. eskow 8 isten Bataillon 18ten Landwehr⸗Regiments Als Major nant der Re⸗ giments⸗Un form mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschie⸗ dete der Abschied bewilligt worden.

Berlin, 26. Aug. Aus dem Ministerium der geistlichen, Un⸗ terrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten geht uns folgende Mitthei⸗ lung zu: 8 1 . *

8 Rachdem die Wünsche und Anträge der Mehrzahl der Lehrer⸗

Kollegien in Betreff einer Reform der höheren Lebranstalten zur Kenntniß des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Me⸗ dizinal⸗Angelegenheiten gelangt sind, hat dasselbe nunmehr wegen einer Wahl der zur Berathung über diese Angelegendeit einzuberu⸗ fenden Direktoren und Lehrer an die Königlichen Provinzial⸗Be⸗ hörden das Erforderliche verfügt. Die Gesammtzahl der Einzuberufenden ist, theils um die Bera⸗ thung nicht unnütz zu erschweren, theils um die Kosten nicht über die Gebuͤhr zu vermehren, auf 31 festgestellt und mit möglichster Berück⸗ sichtigung der Zahl der Lehranstalten und ihrer Lehrer auf die ein⸗ zelnen Provinzen vertheilt worden.

Die Einzuberufenden sind zu wählen: G

1) für die Gymnasien, Progymnasien und solche Anstalten,

hghhgelche den Lectionsplau der unteren resp. mittleren Klassen der Gymnasien zum Grunde legen; für die zur Abhaltung von Entlassungs⸗Prüfungen berech⸗ tigten höheren Bürger⸗ und Realschulen, für die mit diesem Rechte nicht versehenen höheren Bürger⸗ und Stadtschulen, Rekterate und solche Anstalten, welche den Lectionsplan der niederen resp. mittleren Klassen der zu Entlassungs⸗Prü⸗ fungen berechtigten höheren Bürgerschulen zum Grunde le⸗ gen und in welchen entweder im Lateinischen oder Franzö⸗ sischen oder in beiden Sprachen öffentlicher Unterricht er⸗ theilt wird.

Wahlberechtigt und wählbar sind alle Direktoren und Rektoren, so wie die ordentlichen Lehrer und die definitiv angestellten Hülfs⸗ lehrer der vorerwähnten Lehranstalten, jedoch nur für die Kategorie derjenigen Schulen, denen sie angehören. Die mit den ad 1 und 2 er⸗ wähnten Schulen etwa verbundenen Vorschulen und Elementar⸗Klassen und die für dieselben angestellten Lehrer können bei der Wahl nicht

berücksichtigt werden.

Da es der Zweck der Versammlung erheischt und mit Recht ein⸗ zelne Lehrer⸗Versammlungen es als wünschenswerth anerkannt haben, daß nicht blos Lehrer, sondern auch Direktoren, welche die Erfahrung, wie Schulen zu leiten sind, für sich haben, an derselben Theil neh⸗ men, so ist in denjenigen Provinzen, die mehr als einen Vertreter der Interessen der höheren Lehranstalten für die eine oder die andere Kategorie zu senden baben, wenigstens ein Direktor, aber auch we⸗ nigstens ein Lehrer zu wählen. 8

¹Die Wahl geschieht durch Stimmzettel, und ist für den Gewähl⸗ ten die absolute Majorität der Stimmen erforderlich.

Sobald das Resultat der Wahlen zur Kenntniß des Ministe⸗ riums gelangt, wird es die Einberufung der Gewählten zu der hier abzuhaltenden Versammlung verfügen.

Hesterreich. Wien, 24. Aug. (Wien. Ztg.) Das Kriegs⸗Ministerium hat nach der nunmehr erfolgten Wiederbesetzung der Festung Peschiera dem früheren Kommandanten derselben, Feld⸗ marschall⸗Lieutenant Baron Rath, welcher diesen Platz so helden⸗ müthig und bis auf das Aeußerste gegen die Piemontesen verthei⸗ digte, dadurch einen öffentlichen Beweis der Anerkennung seines Ver⸗ dienstes, so wie des Dankes und Vertrauens, dessen er sich durch seine aufopfernde Tapferkeit so würdig machte, zu geben sich veran⸗ laßt gefunden, daß es diesem Veteranen abermals das dortige Fe⸗ stungs⸗Kommando übertragen hat.

Das Landesvertheidigungs⸗Oberkommando in Tyrol hat dem Kriegs⸗Ministerium angezeigt, daß der Feind am 16ten in der Stärke von beiläufig 2000 Mann die Stellung um Stelvio aufge⸗ geben hat und über S. Maria auf Schweizergebiet, von dort aber,

durch eidgenössische Truppen eskortirt, nach Piemont gegangen ist. Die Freiwilligen, meist Studenten aus Mailand, zerstreuten sich über das Gebirge. Die neuesten Nachrichten aus Mailand vom 19ten und aus Pa⸗ dua vom 20sten bringen nichts Erhebliches. Feldmarschall⸗Lieutenant Welden hat mit den päpstlichen Abgeordneten einen Präliminar⸗Ver⸗ trag in Betreff der Legationen abgeschlossen. In Venedig und Mai⸗ land keine Veränderung. Man glaubt allgemein, daß Karl Albert einen Separatfrieden mit Radetzky abschließen werde. Der Haß der Lombarden gegen diesen König hat den höchsten Gipfel erreicht. Eine Kluft zwischen den Lombarden und Piemontesen hat sich nun gebildet, welche die Träume einer italienischen Einheit auf immer verscheucht hat. Es herrscht übrigens in der ganzen Lombardei die größte Ruhe. Ueber die Unruhen, welche am 2lsten d. M. hier stattfanden, enthält die Wiener Ztg. Folgendes: 8 vag⸗ wir einen sehr bewegten Tag in unserem öffent⸗ SM. gemacht, einen Tag, dessen Vorgänge eine nähere Be euchtung nach ihren G nden verdienen. Die Bewegung, welche seit dem Beginne dieses Hahres tie meisten Staaten Europa's ergriff, wirkte störend auf den Verkehr, lühmend auf den Kredit; die Ge⸗ werbe stockten, die Fabriken standen still. Auch wir moͤchten diese traurige Erfahrung, und eine Menge beschäftigungsloser Arbei . 7191 4 gungsloser Arbeiter ver⸗ langten Arbeit und Brod. Der Staat, seine Pflicht, die Erüflen seiner Angehörigen möglichst zu sichern, erkennend, suchte ihnen dac die Beschäftigung bei öffentlichen Arbeiten Beides zu verschaffen. Da nach der Lage der Umstände die Beschäftigung oder der Unterhalt der Arbeiter hierbei zur Hauptsache, die Arbeit selbst zur Nebensache wurde, so blieb letztere größtentheils unproduktiv, und eine Menge arbeitsscheuer Leute drängte sich zu den öffentlichen Arbeiten, um sich für eine bloße Scheinarbeit auf öffentliche Kosten erhalten zu lassen. Ein solcher Zustand war für die Dauer nicht nur in finanzieller Be⸗ ziehung unmöglich, sondern auch in moralischer Hinsicht höchst ver⸗ derblich; denn selbst die fleißigeren Arbeiter mußten die Lust zur Arbeit verlieren, wenn sie sahen, daß für Nichtsthun derselbe Lohn zu erhalten war, als für die Arbeit; andere Beschäftigungszweige, die selbst einen höheren Lohn, aber nicht mit solcher Bequemlichkeit, sondern nur für wirkliche Anstrengung boten, wurden verlassen und

auch das Privat⸗Dienstverhältniß häufig aufgegeben. Es mußte daher eine Maßregel getroffen werden, wodurch die Arbeiter wieder zu wirk⸗ licher Thätigkeit und zu einer der individuellen Fähigkeit angemesseneren Beschäftigung zurückgeführt würden, und eine solche war die vom Mi- nisterium der Arbeiten unterm 18ten d. M. verfügte Herabsetzung des Tagelohns bei öffentlichen Arbeiten für Weiber auf 15 Kr. C. M. und für Personen unter 15 Jahren auf 10 Kr. C. M. Indem zugleich Akkord⸗Arbeit ungeschmälert geboten und durch Unterstützung des mittleren Gewerbestandes für eine angemessenere Beschäftigung der Arbeiter bei ihren Gewerben gesorgt werden sollte, wie dies vom Ministerium beabsichtigt und auch bekannt gegeben wurde, so konnte jene Maßregel keinesweges dem eigentlichen, thätigen Arbeiter nach⸗ theilig werden, sondern nur dem trägen und unthätigen, welchen noch ferner zu unterstützen die Mittel des Staates um so weniger erlaub⸗ ten, als die herannahende strenge Jahreszeit ohnedies noch besondere Opfer von Seiten des Staats für die Arbeiter erheischen wird.

„Es ist natürlich, daß diese Maßregel Vielen, die sich bei der früheren Einrichtung so wohl befunden hatten, unangenehm war; Viele, weil sie die eigentlichen Gründe davon nicht einzusehen vermochten oder ihnen falsche Gründe vorgespiegelt wurden. Am 21. August nun, als dem Tage, von welchem an diese Maßregel in Wirksam⸗ keit treten sollte, rottete sich ein zahlreicher Haufen von Arbeitern beiderlei Geschlechts mit Fahnen vor dem ehe⸗ maligen Liguorianer⸗Kloster, dem Sitze des Arbeiter⸗Co⸗ mité's, und vor dem Magistrate zusammen und verlangte Auf⸗ hebung dieser Verfügung. Da diesem Verlangen natürlich keine Folge gegeben werden konnte und die Gährung bedenklicher ward, wurden die Sicherheitswache und einige Abtheilungen Nationalgarde herbei⸗ gerufen, welche mit möglichster Schonung die Menge zu bewegen suchten, auseinanderzugehen. Da man dem keine Folge leistete, ja die Sicherheitswache sogar thätlich angriff, so muß e endlich die Straße durch das Vorrücken der Nationalgarde geräumt werden. Das Gleiche geschah später am Hohen Markte und unter den Tuch⸗ lauben, wo Willner vom Lokale des vereinigten Ausschusses aus die Menge mit einigen kräftigen, wirksamen Worten zur Ruhe und Ge⸗ setzlichkeit ermahnte. Die hin und wieder geäußerte Drohung der Arbeiter, daß sie ihre Werkgeräthe holen würden, veranlaßte den Gemeinde⸗Ausschuß, der in einer eigenen Kundmachung erklärte, im Einvernehmen mit dem Nationalgarde ⸗Oberkommando alle er⸗ forderlichen Maßregeln für die Ruhe der Hauptstadt ergrif⸗ fen zu haben, die gesammte Nationalgarde aufzubieten, die Thore zu schließen und auf der Bastei Kanonen aufzufahren. Bis gegen Abend waren jedoch die Arbeiterhaufen bereits gänzlich aus der Stadt gedrängt und zerstreut, und es wurde kein weiterer Versuch der Ruhestörung gemacht. Obschon der vereinigte Ausschuß, wie es scheint, durch das Versäumniß eines Mitgliedes des Arbeiter⸗ Comités, an welches die ministerielle Zuschrift gelangte, nicht vorhin⸗ ein von der Maßregel verständigt war und daher die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ruhe von sich ablehnte, so beschloß er doch, in Verbindung mit dem Gemeinde⸗Ausschusse nach Erforderniß der Umstände zu handeln. 1

„Auch der Studenten⸗Ausschuß erklärte in einer Deputation an den vereinigten Ausschuß, daß er stets mit demselben Hand in Hand gehen werde. Die Bewegung hatte durchaus keinen politischen Charakter, obschon einige Agitatoren sie zu ihren Zwecken auszubeuten suchten. Meh⸗ rere Personen, welche die Menge aufzuhetzen versuchten oder selbst gewaltthätig sich widersetzten, wurden verha tet. So endete eine Be⸗ wegung, die ohne den Einklang des bei weitem größeren Theils der Bevölkerung und die Entschiedenheit der Nationalgarde leicht durch einige böswillige Fälle hätte gefährlich werden können.

Die Allg. Oest. Ztg. meldet über die Vorgänge am August:

„Nachdem die Arbeiter gestern sich ruhig verhalten und die meisten wieder ihre Arbeiten ergriffen halten, fand heute leider wieder eine Bewe⸗ gung statt, die bereits einige Kämpfe und Unglücksfälle veranlaßt hat. Erst die eintretende Dunkelheit schied die Kämpfenden. Ein Theil der Arbeiter war auf eine der Donau⸗Inseln gedrängt worden. Ueber den Kampf ver⸗ nehmen wir, daß bis 10 Uhr Abends 6 todte, 61 verwundete (10 Weiber) Arbeiter eingebracht wurden. Von der Sicherheitswache wurden 11 ver⸗ wundet, von der National⸗Garde 5. Von der Sicherheitswache wurde ein Mann, nicht im Kampfe, sondern vor demselben bei der Militair Schwimm⸗ Schule meuchlings ermordet. Bei der Nordbahn fielen aus einem höl⸗ zernen Hause 3 Schüsse, worauf die Sappeurs die Bretter einschlugen, bei welcher Gelegenheit die meisten Verwundungen vorfielen. Das Mini⸗ sterium war bei Schluß unseres Blattes noch in Permanenz und hat wich⸗ tige Beschlüsse zur Aufrechthaltung der Ordnung gefaßt.“

Der Gemeinde-Ausschuß der Stadt Wien hat beschlossen, für die Dauer der eingetretenen außerordentlichen Verhältnisse in Per⸗ manenz zu bleiben.

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Bayern. NKünchen, 21. Aug. (Bayer. Bl.) Heute

verbreitete sich hier eine ziemlich lebhafte Aufregung im Volke, die durch das schon seit mehreren Wochen coursirende Gerüchte entstanden, daß der sogenannte „Haus⸗ und Staats⸗Schatz“ (bestehend in Ju⸗ welen und anderen Kostbarkeiten) nicht mehr oder nur theilweise vor⸗ handen sei. Der Umstand, daß diese Kostbarkeiten seit Monaten nicht mehr öffentlich zu sehen sind, hatte dieses Gerücht hervorgerufen und genährt. Die hiesigen Lokalblätter hatten darüber mehrfache Anfragen an die Regierung gestellt, die indeß nicht für nöthig fand, darauf zu antworten. Die ruhigeren Theile der Bevölkerung gaben sich mit der leicht zu begründenden Erklärung zufrieden, daß jene Kostbarkeiten eingepackt und verwahrt wurden, um sie vor Gefahren zu schützen, die in den letzten drei Monaten ziemlich nahe lagen. Andere beruhigten sich damit nicht und ließen durch einen öffentlichen Anschlag gestern Morgen zu einer Versammlung auf dem Rathhause einladen, in welcher der Gegenstand ihres Verdachtes besprochen wer⸗ den sollte. Eine beruhigende Versicherung und Ermahnung von Seiten des Magistrats konnte die Wirkung jenes Aufrufs, der nur zum Theil von der Polizei abgerissen werden konnte, nicht ganz be⸗ seitigen. Zu der bezeichneten Stunde Nachmittags 3 Uhr versam⸗ melte sich eine ansehnliche Mengen von Menschen auf dem Schrannenplatz. Da die Thür des Rathhaussaales nicht geöffnet wurde, so sprengte man dieselbe ein, und in wenigen Augenb'icken war der Saal ange⸗ füllt mit Leuten aus allen Ständen. Bürgermeister Dr. Bauer er⸗ schien und wiederholte die bestimmte Erklärung, daß der Schatz wohl eingepackt, aber alle weiteren Gerüchte ganz grundlos seien. Allein auch diese Erklärung stellte die Leute nicht zufrieden; man wollte sich durchaus selbst überzeugen, ob der Schatz vollständig vorhanden sei. Nach langem stürmischen Hin⸗ und Herschreirn wurde endlich von der sehr zahlreichen Volksversammlung eine Deputation erwählt, die sich zu den Ministern und in die Residenz begeben sollte, um sich persönlich von dem Vorhandensein des Schatzes zu überzeugen. Bür⸗ germeister Dr. Bauer mußte sich an die Spitze der Deputation ellen, die den Minister des Innern auf dem Schrannenplatze am Regierungsgebäude, wo schon viel Militair aufgestellt war, traf, von demselben aber abgewiesen wurde. Da viele Leute die Deputation umringt hatten, näherte sich Infanterie und zerstreute die Leute sammt den Deputirte ; p ;

Deputirten. Dies vermehrte die Aufregung. Die Volkshau⸗

fen in und um das Rathhaus und in den naheliegenden Straßen wurden immer größer, die gesammte Garnison mußte ausrücken und besetzte die Residenz und den Schrannen⸗ Platz, wo bekanntlich die

Hauptwache ist. Auch die Landwehr wurde schnell durch die Ansager kommandirt, erschien aber in sehr geringer Zahl. Die Bürger schie⸗ nen keine Neigung zu haben, sich in eine Sache zu mischen, der man durch eine einfache Erklärung schon vor Wochen, ja selbst noch heute Nachmittag hätte vorbeugen können. Spät am Abend, wo die Auf⸗ regung einen bedrohlichen Charakter anzunehmen schien, entschloß man sich zu einer solchen Erklärung. Gegen 8 Uhr begab sich nämlich

wiederholt eine Deputation zu dem Minister des Innern und erlangte von diesem endlich die Erklärung, „daß bereits vor mehreren Tagen

an Se. Majestät den König der Antrag gestellt und hierüber gewah⸗ rende Entschließung zu erwarten sei: stellung des Hausschatzes in der Schatz⸗Kammer und der Besuch derselben wie früher genehmigt werden.“ Die Erklä⸗ rung wurde der harrenden Masse am Rathhause Nachts 9 Uhr vorgelesen, die Gemüther waren aber schon zu aufgeregt, als daß man sich hätte zufrieden geben mögen. Das Lärmen und Schreien dauerte längere Zeit fort, bis später eine Abtheilung Infanterie, auf die einige Steinwürfe gefallen sein sollen, mit den Gewehren auf

die Volksmasse einstürzte, ohne jedoch hierzu kommandirt gewesen zu

sein; vielmehr wird mir von glaubhafter Seite versichert, daß die

Offiziere sich alle Mühe gegeben, ihre Mannschaft zusammenzuhalten,

dies aber ihnen nicht immer gelang. Einige dieser umherstürmenden Soldaten feuerten ihre Gewehre ab; man zählte nach und nach vier Schüsse, durch welche, wie durch die Angriffe mit dem Gewehre, mehrfache Verwundungen geschahen. Auch eine Landwehr⸗Patrouille in der Nähe, die insultirt wurde, gab Feuer. Wie viele und welche Verwundungen vorfielen, läßt sich jetzt noch nicht sagen; man will wissen, ein Mann sei getödtet, doch ist dies für jetzt so wenig noch zu glauben, als die Behauptung, daß auch einige vom Civil gefeuert hätten. Da indeß Mitternacht herannahte, zerstreuten sich die Massen, doch waren um 12 Uhr noch viel Volk, so wie alles Militair, in den Straßen. 8

München, 22. Aug., Mittags. An den Straßenecken ange⸗ heftet liest man seit heute Morgen folgende Bekanntmachung:

„Die von der gestrigen Volks⸗Versammlung auf dem Rathhause er⸗ wählte Deputation bringt nachstehend die vom Staats⸗Minister Frhen. von Thon⸗Dittmer schriftlich abgegebene Erklärung zur Kenntniß der münchener Bürger⸗ und Einwohnerschaft: „„Auf Ansuchen mehrerer Bürger der Stadt München wird hiermit von dem Unterzeichneten wiederholt bestätigt, daß, wie schon am heutigen Vormittag dem Magistrat der Königlichen Haupt⸗ und Residenzstadt München von der betreffenden Behörde kundgegeben worden ist, bereits vor mehreren Tagen an Se. Majestät den König der ehrerbietige Antrag gegangen und hierüber gewährende Entschließung zu erwarten ist, es möge die Wiederaufstellung des Hausschatzes in der Schatz⸗ kammer und der Besuch derselben wie früher genehmigt werden. So wie die Allerhöchste Genehmigung erfolgt sein wird, wird die Aufstellung selbst eingeleitet werden. Der Unterzeichnete nimmt keinen Anstand, diese so eben mündlich gegebene Erklärung schriftlich niederzulegen. München, den 21. August 1818. Das Staats⸗Ministerium des Innern. Freiherr von Thon⸗ Dittmer.““

Diese Erklärung, welche die Deputation gestern Nachts erwirkte, stellte einen großen Theil der Bevölkerung vollkommen zufrieden, während Anderen auch dieses noch nicht genügen will. Den ganzen Vormittag umstehen einzelne Gruppen das Rathhaus, und Viele drin⸗ gen in den Saal, verhalten sich aber dert ruhig. Für heute Nach⸗ mittag und Abend sind umfassende Vorkehrungen getroffen, um etwaͤ⸗ nigen weiteren Ruhestörungen entgegenzuwirken. Von Mittag an sind Landwehr und Freicorps abtheilungsweise zum Patrouilliren kom⸗ mandirt, doch hat es bis jetzt nicht den Anschein, daß weitere Erzesse vorfallen werden. Gegen Thon⸗Dittmer herrscht indessen große Erbitterung, und zwar nicht etwa blos bei den unteren Klassen, son⸗ dern besonders bei den Bürgern; man hält ihn eben nicht für den Mann, der in jetziger Zeit die Stants⸗Angelegenheiten zu leiten ver⸗ steht. Ueber die Zahl der Verwundeten vernimmt man noch nichts Bestimmtes, 10— 12 dirfte sie jedenfalls betragen; ein Bäckergeselle namentlich wurde durch einen Schuß schwer verwundet, so daß man ihn schon todt sagte, was aber nicht der Fall ist.

Der N. Münch. Ztg. ist folgende Erklärung zugegangen:

„Mit Bezugnahme auf die seit einiger Zeit verbreiteten Gerüchte, zur Wahrung ihrer eigenen dienstlichen Ehre und zur Beruhigung aller Wohl⸗ gesinnten erklären die Unterzeichneten hiermit, daß sich der Hausschatz ganz und unversehrt in allen seinen Theilen hier in der Königl. Residenz auf⸗ bewahrt befindet und sie mit ihrer Dienstpflicht hierfür einstehen und haften. v“ 8

München, den 22. Angust 1848.

Königlicher Ober⸗Hofmeisterstab Graf von Sandizell, Ober⸗Hofmeister. E Königl. Schatzmeister. C. Weichselbaumer, Stabsrath.

Dasselbe Blatt enthält ferner unter der Ueberschrift: „An die Bürger Münchens“, nachstehenden Artikel:

„Die Ruhe der Hauptstadt ist abermals gestört worden, abermals die Nothwendigkeit eingetreten, durch bewaffnete Macht der gestörten Ordnung wieder Geltung zu verschaffen.

„In einem von Niemand unterzeichneten Mauer⸗Anschlage wurde im Namen des bayerischen Volks eine Versammlung auf das Rathhaus berufen, um über das Bestehen des Hausschatzes sich Gewißheit zu ver⸗ schaffen. 8

„Trotz der amtlichen Versicherung, daß diese Gewißheit bestehe, trotz des Schlusses des Rathhaus⸗Saales, welchen die städtische Behörde einer formlos berufenen Versammlung nicht zu öffnen hatte, wurde der Versiche⸗ rung kein Glauben geschenkt, der Schluß des Saales nicht geachtet und nach erbrochener Thuͤre die Versammlung gehalten. Ein solcher, alle Gesetzlichkeit höhnender Zustand kann und darf nicht länger geduldet, es muß ihm mit allem Nachdruck begegnet, es muß Militairmacht aufgeboten werden, um einestheils die bedrohte Ordnung zu handhaben, anderentheils die Schatzkammer vor böswilligem Ueberfall zu schützen. Die Ruhe wird hierdurch wiederhergestellt und mit aller Kraft gehandhabt werden. Aber mit Recht fragt jeder Unbefangene den besseren Theil der Bevölkerung, insbesondere den gesunderen Kern der münchener Bürgerschaft, wie lange dieses Treiben noch geduldet, wie lange es noch zugegeben werden will,

daß cinige unberufene Wortführer fort und fort die öffentliche Stimmung

zu trüben, fort und fort die Nuhe zu stören die Mittel und thätigen Bei⸗ finden sollen. stand ünr echt fragt man, ob die Bürger Münchens, statt sich entweder selbst bei solchem Treiben zu betheiligen oder unthätig dasselbe gewähren zu lassen, nicht endlich zu der Ueberzeugung kommen sollten, daß jene Sprecher und Schreiber, und noch mehr die hinter ihnen stehen, nicht etwa dem Vofke zum Vollgenuß seiner Rechte zu verhelfen bestrebt sind, vielmehr ihre Be⸗ friedigung nur darin finden und gefunden haben, neue Unruhe zu erzeugen, den Boden immer mehr zu unterwühlen, Parteizwecken zu dienen. 6 „Mit Reihn fragt endlicht jeder Unbefangene, welche Folgen solches Treiben haben wird und muß, und die Antwort kann für ihn nur dahin ausfallen, daß unter solchen Bewegungen der gelähmte Verkehr sich nicht beleben kann, und daß unsere bisher mit Recht wegen ihrer Haltung geach⸗ tete Hauptstadt am Ende auch zum Heerde jener anarchischen Bestrebungen herabsinken müßte, denen noch hegen wir die Zuversicht der bessere und weitaus größere Theil der Einwohner fremd ist, und die schon so viel Unheil im deutschen Vaterlande zu Tage gebracht haben.

„Jeder Bürger hat in seiner Gemeinde⸗ Behörde, jede Genossenschaft in ihren Vertretern ihre gesetzlichen Stimmführer; in den unter den Augen

und mit Bewilligung der Staatsgewalt ins Leben getretenen Vereinen für

Zwecke der Freiheit und Ordnung ist jedem Mitgliede Gelegenheit gegeben,

ine Beschwerden auszusprechen, in den Kammern findet das ganze sfins 5 G Oigan für jedwede Beschwerde. „Das Associations⸗ und Petitionsrecht, wenn es auch gesetzlich noch

es möge die Wiederauf⸗

Frhr. von Gumppenberg

die Unruhe zu nähren und nur

nicht geregelt ist, findet nirgends bei der Behörde Widerstand, wenn es die gesetzliche Bahn nicht verläßt, wo es der Anarchie und Zügellosigkeit nicht das Wort redet.

„Die Staats⸗Regierung wird sicherlich vor diesen Organen nicht zurück⸗ treten, sie wird und kann ihnen Rede stehen für Alles, was geschehen, sie kann dies in dem ruhigen Bewußtsein, das Beste des Landes zu wollen und zu erstreben, um ihrer wahrlich nicht leichten Pflicht mit Treue und Hingebung zu leben.

„Aber mit voller Entschiedenheit, mit allem Nachdruck wird und muß dem Zustand ein ernstes Ziel gesetzt werden, wie er sich gestalten zu wol⸗ len scheint. Die Gemeindebehörde, die gesetzlichen Vertreter der Stadt, die Wehrmänner aller Corps und alle Gutdenkenden werden sich dringend auf⸗ gefordert fühlen, dahin mitzuwirken, daß Vertrauen und Ordnung wieder⸗ kehren und diejenigen, die dem Staate und seinen gesetzlichen Vertretern für Nuhe und Ordnung haftbar sind, nicht gezwungen werden mögen, die⸗ ser ihrer heiligen Pflicht nöthigenfalls mit der Gewalt der Waffen Nach⸗ druck zu geben, wo der gesunde Sinn und selbst das eigene wohlverstandene Interesse jeden Einzelnen überzeugen sollte, daß Gesetzlichkeit und Ord⸗ nung herrschen müssen, wo Bürgerglück und wahre Freiheit hei⸗ misch sein und bleiben sollen.“ b

Augsburg, 22. Aug. (N. K.) Diesen Mittag ist aus Mün⸗ chen Ordre an das hiesige Ate Chevauxlegers⸗Regiment eingetroffen, demzufolge so eben (Nachmittags 4 Uhr) 2 Eskadronen an den hie⸗ sigen Eisenbahnhof angeritten sind, um sogleich mittelst eines Extra⸗ zuges nach München befördert zu werden.

Sachsen. Dresden, 20. Aug. (D. A. Z.) Se. Majestät der König hat dem zum außerordentlichen Gesandten und bevollmäch⸗ tigten Minister der französischen Republik am hiesigen Hofe ernannten Herrn von Reinhard heute eine Audienz ertheilt und in derselben, unter Beisein des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, dessen Beglaubigungs⸗Schreiben entgegengenommen.

Württemberg. Stuttgart, 22. Aug. (Schwäb. Merk.) Die zur Verstärkung der deutschen Reichs⸗Armee in Schleswig⸗Holstein bestimmten Königlich württembergischen Truppen baben ihren Marsch dahin in sechs Kolonnen angetreten. Montag den 21sten d. ist das 2te Reiter⸗Regiment und gleichzeitig mit demselben die 3te reitende Batterie nebst der Pionier⸗Abtheilung aus der Garnison Ludwigsburg aufgebrochen; beide Kolonnen marschiren vereint bis Heidelberg, von wo aus das Reiter⸗Regiment den Weg über Darm⸗ stadt, Frankfurt, Kassel, Hannover einschlägt und den 18. September in Altona eintrifft, die reitende Batterie und Pionier⸗Abtheilung aber nach Mannhrim marschirt, um daselbst auf Schleppböten der mainzer Gesellschaft eingeschifft und mittelst Dampfkraft nach Köln gebracht zu werden. Ob die Artillerie von Köln an die Eisenbahn benutzen wird, hängt von der Weisung des kommandirenden Generals Wran⸗ gel ab, sofern derselbe nämlich eine raschere Heranziehung der Bat⸗ terie wünschen sollte. Dienstag den 22sten ist das Hauptquartier des Kommandanten der württembergischen Brigade nebst einem Bataillon des 8ten Infanterie⸗Regiments abmarschirt und erreicht den 25ͤsten Mannheim, woselbst die Kolonne auf Dampfvöten der düsseldorfer Gesellschaft die Rheinfahrt bis Köln ausführt, daselbst Rasttag hält und sofort den zweiten Tag auf der Köln⸗Mindener und Hannoveraner Bahn nach Harburg befördert wird, von wo aus der Uebergang nach Altona er⸗ solgt. Die Kolonne wird den 30. August in letzterer Station eintref⸗ fen. Mittwoch tritt das andere Bataillon des 8. Infanterie⸗Regi⸗ ments, Donnerstag das 1. Bataillon und Freitag das 2. Bataillon des 6. Juf.⸗Reg. den Marsch, ersteres aus der Garnisonseudwigsburg, die bei⸗ den anderen aus Stuttgart an. Diese drei Kolonnen werden ganz denselben Weg einschlagen, wie das erste Batallon des 8. Infante⸗ rie⸗Regiments, und werden je den 31. August und 1. und 2. Sep⸗ tember in Altona ankommen. Hier werden die Befehle des Generals⸗ Wrangel die Truppentreffe und deren fernere Verwendung auf dem Kriegs⸗ schauplatze bestimmen. Die Truppen, welche das Beobachtungs⸗Corps unter General von Bauutbach bildeten, nämlich das 5. Infanterie⸗ Regiment, das 1. Reiter⸗Regiment und die Fußbatterie, werden sämmt⸗ lich Freitag den 25sten d. in ihre früheren Garnisonen einrücken.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 21. Aug. Das Zurückgehen des größten Theils der schleswig⸗ holsteinischen Division nach dem Süden machte es nothwendig, daß eine Abtheilung des 10ten Bundes⸗Armee⸗Corps deren Stellung gegen Jütland neben den Preußen wieder einnahm. Es ist für die mecklenburgische Bri⸗ gade, der noch fünf holsteinische Eskadronen zugetheilt sind, um so ehrenvoller, daß ihr diese Bestmmung ward, da der General von Elderhorst hierdurch ein ganz selobstständiges Kommando erhalten hat, indem er unmittelbar unter den Befehlen des Ober⸗Befehlshabers, Generals von Wrangel, steht. Am 18ten und 19ten d. waren die Truppen der Brigade in ihren einzelnen Cantonnements zur Parade vor Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge ausgerückt. Se. Königl. Hohrit überreichte bei dieser Gelegenheit eigenhändig das neugestiftete Verdienstkreuz für Auszeichnung im Kriege dem Oberst⸗Lieutenant von Plessen, dem Lieutenant von Ouitzow, dem Unteroffizier Spalding und dem Musketier Peters.

Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, 23. Aug. (Börs. H.) Heute morgen traf Herr Deetz, Mitglied der National⸗Ver⸗ sammlung zu Frankfurt a. M., hier ein und setzte unverweilt seine Reise in das Hauptquartier der deutschen Armee fort.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 22. Aug. (O. P. A. Z.) Seit rinigen Tagen befindet der Erbgroßherzog von Oldenburg sich hier. Derselbe hat am Sonntage dem Erzherzog Reichsverweser und sodann der Frau Baronin Brandhof und dem Präsidenten von Ga⸗ gern einen Besuch gemacht. Gestern und heute wurde der junge Fürst auf den für das diplomatische Corps reservirten Sitzen in der Pauls⸗ kirche gesehen

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18 Ausland

Franukreich. National⸗Versammlung. Sitzung vom 23. August. Alles ist sehr gespannt, man vermuthet gleich nach der Protokoll Verlesung starken Journal⸗Skandal und sieht sich getäuscht, als der Vice⸗Präsident Lacrosse, einer der Männer der Rue Poitiers, den Platz Marrast's um 2 Uhr einnimmt und die Sitzung als er⸗ öffnet erklärt. Ferdinand von Lasteyrie besteigt die Redner⸗ bühne, um der Versammlung das Ergebniß der Prüfung der Wahl Laissac's zu Montpellier mitzutheilen. Er erzählt die Manöver der Legitimisten (Abbé Genoude, Redacteur der Gazette, war Mitbe⸗ werber), welchen die Demokraten andere Manöver entgegensetzen zu müssen geglaubt hätten. Buchez und mehrere andere ehrenwerthe Männer seien dabei kompromittirt. (Lärm.) Unter diesen Umständen trage der Prüfungs⸗Ausschuß darauf an, die Wahl für ungültig zu erklären. Buche;z, ehemaliger Präsident der National⸗Versammlung, eilt auf die Tribüne, um sich gegen jeden Verdacht, den der Prüfungs⸗Ausschuß auf ihn werfen möchte, zu rechtfertigen. Er erzählt die Umstände, unter denen er einen Brief nach Montpellier geschrieben habe. Bac vertheidigt die wiederholt angegriffenen Wahl⸗Cirkulare der proviso⸗ rischen Regierung und trägt auf Bestätigung der Wahl Laissac's an, der ein tüchtiger Republikaner sei und nur deshalb von den Konser⸗ vativen angefochten werde. Der Präsident läßt abstimmen. Die Mi⸗ 1““ Jhe möllt Fmkerns Ierb⸗ a11“ 2898 8

nister erheben sich für die Bestätigung. Die Probe ist zweifelhaft. Man schreitet deshalb zur Abstimmung durch Stimmzettel. Zahl der Stimmenden 725. Für die Annahme der Auträge des Berichts, also gegen die Wahl, 369, gegen den Bericht 356. Die Wahl ist dem⸗ nach für ungültig erklärt. Eine große Aufregung folgt diesem Re⸗ sultat. Sämmtliche anwesende Minister hatten für Laissac gestimmt. Nachdem sich die Aufregung etwas gelegt hatte, schritt die Ver⸗ sammlung zur Berathung eines Kredits für die berittene Mobilgarde. Wird mit einiger Verringerung angenemmen. Senard, Minister des In⸗ nern, bringt einen Gesetz Entwurf ein, der die Fleischsteuer an den pariser Barrieren wieder einführt. Goudchaux legt seinen Plan für eine Einkommen⸗ und Mobiliarsteuer vor. Verninac, Marine⸗ Minister, beantragt eine Entschädigung von 90 Mill. Fr. für die Plantagen⸗Besitzer, die durch Befreiung der Sklaven dem Ruin nahe sind. Louis Blanc erhält das Wort, um seinen Protest gegen die vorzeitige Veröffentlichung wichtiger Akten über noch schwebende Untersuchungen zu begründen. Er sagt, daß sein Antrag sich nicht blos auf die Bauchartschen Aktenstücke beziehe, sondern eine allgemeine Anwendung verdiene. Für die in Rede stehenden Aktenstücke käme ohnedies der Antrag viel zu spät. Nichtsdestoweniger beharre er auf Eil. Die Versammlung wies den Antrag an den Gesetzgebungs⸗ Ausschuß mit der Anordnung, schleunigst darüber zu berichten. Osmont trägt darauf an, die Prämien auf Einfuhr des Stock⸗ sisches von 14 auf 18 Fr. pr. Tonne im Interesse der Armen zu erhöhen, weil der Stockfisch in den französischen Häfen selten werde und er somit die Nahrung der Armen schmälere. Tourret, Han⸗ dels⸗Minister, dringt auf Vertagung. Bewilligt. Schließlich be⸗ räth die Versammlung den Cessitons⸗Modus rücksichtlich der Em⸗ pfangscheine auf deponirte Waaren in den Staats⸗Magazinen, den der Minister Goudchaux am 31. Juli beantragte. Um 6 ½ Uhr wird die Sitzung geschlossen.

Paris, 23. Aug. General Lefloch, der unter Cavaignac in Afrika gedient hat, ist, wie der Moniteur du Soir meldet, am Sonntag als außerordentlicher Abgesandter der französischen Republik an den Kaiser von Rußland, in Begleitung des Herrn von Ferrière⸗ Vayer, als seines ersten Secretaire, von Paris nach St. Petersburg abgereist. Der Messager fügt dieser Nachricht hinzu, daß auch ein diplomatischer Repräsentant des Kaisers in Paris erwartet werde, und daß beide Staaten fortan durch bevollmächtigte Minister gegen⸗ seitig bei einander vertreten srin würden, während Rußland in den letzten Jahren der Regierung Ludwig Philipp's nur einen Geschäfts⸗ träger in Paris gehabt. Schon seit einiger Zeit bestehe ein gutes Vernehmen zwischen der Republik und dem Kaiser von Rußland, dasselbe sei bis jetzt durch die Konsulate unterhalten worden, es solle aber nun in regelmäßige politische Beziehungen übergehen.

Es haben keine Ruhestörungen stattgefunden. Zahlreiche Pa⸗ trouillen durchstrichen wohl noch die Stadt, doch kam es nirgends zu einer Reibung. An der Ecke der Rue Vivienne und dem Boule⸗ vard raffte ein Betrunkener mehrere Stühle zusammen und wollte eine Barrikade ganz allein bauen. Die neuen Gardiens nahmen ihn jedoch fest und brachten ihn ins nächste Wachthaus. Weiterhin, am Boulevard Bonnes Nouvelles, sammelte sich eine große Menschen⸗ masse, und Alles glaubte, es würde losgehen. Man erfuhr aber bald, es sei weiter nichts, als daß der Sturm die Fahne vor dem Wacht⸗ posten zerrissen hatte, und daß man eben damit beschäftigt sei, sie durch eine neue zu ersetzen. In anderen Stadtvierteln kamen ähn⸗ liche Irrungen vor. Nirgends fand etwas Erhebliches statt. Ver⸗ gangene Nacht sollte Herrn Thiers eine Katzenmusik gebracht werden. Die Nationalgarde besetzte jedoch den Place St. Georges, wo er wohnt, frühzeitig und vereitelte so das Vorhaben.

Der heutige Moniteur enthält folgende Widerlegungen von Gerüchten: „Mehrere Blätter sagten gestern, nachdem sie gemeldet, daß am Sonntag, den 20., eine Revue der mobilen Nationalgarde auf dem Marsfelde hatte stattfinden sollen, diese Revue sei durch Ge⸗ genbefehl abbestellt worden. Die zweite Nachricht ist eben so unrich⸗ tig wie die erste. Es war keine Revue der Mobilgarde auf dem Marsfelde angevordnet worden, und es ist also eben so wenig ein Ge⸗ genbefehl ergangen. Unrichtig ist es auch, daß, wie ein Blatt mel⸗ det, in der Nacht vom 20. zum 21. ein Theil der pariser Garnison durch einen falschen Allarm in Bewegung gesetzt worden sei. Es hat keine Allarmirung stattgefunden, und die Patrouillen haben nur wie gewöhnlich zur Ueberwachung der öffentlichen Sicherheit die Straßen durchstreift. Ein anderes Blatt hat, allerdings in der Form des Zweifels, von einigen Zusammenrottungen gesprochen, die sich vorgestern im Viertel St. Marceau gebildet hätten. Es ist zu bedauern, daß es vor seiner Einhebung zum Druck über die Sache nicht bestimmte Erkun⸗ digungen einziehen konnte; es würde dann selbst von der Unrichtig⸗ keit sich überzeugt und sich die Muhe eines doch wohl zu erwarten⸗

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den Widerrufs erspart haben. Wir können nicht oft genug wieder⸗ holen, daß durch solche Nachrichten eine dem öffentlichen Frieden unheilbringende Aufregung unterhalten wird, von der nur die Fac⸗ tionen aller Farben Vortheil ziehen können.“

Morgen Mittag um 11 Uhr wollen sich sämmtliche Redacteure der pariser Journale bei Lemardelay in der Richelieu⸗Straße ver⸗ sammeln, um zu berathen, was in der jetzigen Lage zu thun sei. Von Seiten der unterdrückten Journale sind folgende Protestationen veröffentlicht worden:

1) Die unterzeichneten Redacteure, Eigenthümer und Geschäftsführer des Représentant du Peuple protestiren gegen die ungesetzliche Sus⸗ pension ihres Journals, indem sie mit aller Energie ihres Herzens die Mo⸗ tive zurückstoßen, auf welche die Suspension gegründet. Ganz der Republik ergeben, haben sie nichts Anderes gethan, als täglich ihre Mirbürger zur Enigkeit und zum Frieden zu ermuthigen, ohne welche eine Entwickelung unserer neuen Staats⸗Einrichtungen nicht denkbar. Paris, 22. August 1848. Alfred Daremon. Fauvety. Proudhon. Vasbenter. Faure.

2) Der unterzeichnete Direktor und Redacteur des Journals Le Pere Duchzne schließt sich in allen Ausdrücken obiger Protestation an. Paris, 22. August. Aus Auftrag des Bürgers Thuillier. (gez.) Gautier.

3) Man muß sich dem Akt der Gewalt unterwerfen, welche ihre Stärke auf den Belagerungsstand gründet. Aber ich protestire hiermit in meinem Namen und im Namen des abwesenden Haupt⸗Redacteurs Thoré gegen diesen Akt. Die öffentliche Meinung wird richten, ob unsere loyale Redac⸗ tion solchen Anklagen jemals zum Vorwande dienen konnte, wie sie der Be⸗ fehl der Exekutivgewalt gegen uns aufstellt. Paris, 22. August. Im Na⸗ men des Journals La Vraie Réepublique: (gez.) J. P. Berjeau.

Zwischen der Advokatur und den Kriegsgerichten ist ein Kompe⸗ tenzstreit ausgebrochen, in Folge dessen die letzteren gestern und vor⸗ gestern nicht Sitzung hielten. Die Advokaten bestreiten den Offi⸗ zieren nämlich das Recht, über die Insurgenten ferner in der be⸗ gonnenen Art abzuurtheilen.

Gegen die allgemeine Militair⸗Dienstpflicht ist bei der National⸗ Versammlung auch eine große Anzahl von Petitionen eingelaufen. Die reichen Bauern wollen sich das Recht nicht nehmen lassen, ihre Söhne durch Geld ablösen und durch Stellvertreter ersetzen zu lassen.

Das Bien public bringt die Nachricht, Proudhon habe seine Mitarbeiterschaft dem Univers angeboten. Graf Montalembert und Falloux, dessen beide Haupt⸗Redacteure, ständen dieserhalb mit ihm bereits in Unterhandlung.

In der Militairschule am Marsfelde beschäftigt man sich gegen⸗ wärtig mit der Construction tragbarer Blockhäuser und beweglicher

Barrikaden zur Anwendung ge Em 8

„Graf Montalembert überreichte gestern eine Menge von Peti⸗ tionen, worin für die Gemeinden das Recht nachgesucht wird, ihre Schullehrer und Schullehrerinnen, im Gegensatze zur Staatsverfas⸗ sung, selbst wählen zu dürfen. Der Moniteur zeigt an, daß bei Herrn und Madame Armand vgsss morgen Empfang im neuen Präsidentschafts⸗Hotel sein ird.

Großbritanien und Irland. London, 22. Aug. Die Verhandlungen des Parlaments bieten gegenwärtig kein erhebliches Interesse, da man den Schluß der Session so viel wie möglich be⸗ schleunigt. Im Oberhause erklärte gestein Lord Lansd owne auf Befragen, daß die Regierung bis jetzt von der irländischen ka⸗ tholischen Geistlichkeit noch kein Amnestie⸗Gesuch für die irländischen Insurgenten erhalten habe. Im Unterhause beschäftigte man sich mit dem Budget, nachdem ein Antrag des Herrn Hamilton auf Erlaß einer Adresse an die Königin bezüglich einer im hochkirchlichen Sinne zu veranlassenden Reform des bestehenden National⸗Erziehungs⸗ Systems auf Veranlassung der Minister mit 118 gegen 15 Stimmen verworfen war. Heute stand die dritte Lesung der Zuckerzoll⸗Bill im Unterhause auf der Tagesordnung, und auch bei dem letzten Sta⸗ dium dieser Bill versuchte Lord George Bentinck, sie zu vereiteln. Der Schatzkanzler indeß bekämpfte das gestellte Amendement, welches mit 70 gegen 40 Stimmen verworfen wird. Nachdem ein zweites Amendement dasselbe Schicksal erfahren hat, wurde die Bill zum drittenmale verlesen. Herr Thompson brachte hierauf die schon so oft zurückgewiesene Angelegenheit des Radschah von Sattara zur Sprache und richtete neue Angriffe gegen die indische Ober⸗ Behörde, welche indeß von Sir J. Cam Hobhouse, dem Präsi⸗ gFüacra⸗ des indischen Kontroll-Amtes, mit Erfolg zurückgewiesen vurden. .

Nachrichten aus Dublin vom 19. Aug. zufolge, ist die Jury zum zweitenmal über ein Verdikt gegen Doherty, den Eigenthümer der Tribun e, nicht einig geworden. Martin, der Eigenthümer des Felon, ist zu zehnjähriger Deportation verurtheilt, sein Bruder, der den Vormann der Geschworenen gefordert, zu einjährigem Gefängniß. Die gestern erwähnten Gefangenen, 16 an der Zahl, sind nach Bel⸗ fast gebracht worden, da die Ueberfüllung der beiden dubliner Ge⸗ fängnisse, Newgate und Kilmainham, den Ausbruch einer Krankheit unter den Verhafteten fürchten läßt. Vor einigen Tagen fand in Dublin eine Versammlung fonservativer Irländer unter dem Vorsitz des Lord William Fitzgerald statt, in der man übereinkam, einen Ver⸗ ein zu gründen, der für das Abhalten eines Theils der Parlaments⸗ Session in Dublin wirken soll. Der bei dem Scharmützel auf der Haide von Boulagh Verwundete, den man für Dillon hielt, ist jetzt gestorben. Er heißt James Stephens und ist aus anständiger Fa⸗ milie in Kilkenny. Lord Hardinge wird, dem Vernehmen nach, zu An⸗ fang nächster Woche nach England zurückkehren.

Der preußische Gesandte, Herr Bunsen, ist am Sonnabend wic⸗ der hier eingetroffen.

Daänemark. Kopenh agen, 23. Aug. Durch Patent vom gestrigen Datum hat der König, zum Beweise seiner Anerkennung der vom Prinzen Christian von Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗ Glücksburg bewiesenen Treue gegen König und Vaterland, so wie des Eifers, womit der Prinz in der Stunde der Gefahr zur Ver⸗ theidigung des Vaterlandes geeilt, demselben den Titel Hoheit bei⸗ gelegt.

Es soll eine große Reduction des diplomatischen Corps eintre⸗ ten; die Gesandtschaften in Konstantinopel, Rio Janeiro und an den italienischen Höfen, so wie das General⸗Konsulat in Marokko, hören auf, für Haag und Brüssel wird nur ein Minister⸗Resident ernannt, eben so für Madrid und Lissabon; die Repräsentation in Deutschland wird von der Regulirung der dortigen Verhältnisse abhängen.

Bekauntmachun g.

Der in Nr. 116 der, Lokomotive befindliche Artikel, über⸗ schrieben „Die enthüllte Instruction der berliner Schutzmänner““, ver⸗ anlaßt das Polizei⸗Präsidium zu der öffentlichen Erklärung, daß die amtliche Instruction für die Schutzmannschaft zur Zeit sich noch in der Berathung befindet und ehestens veröffentlicht werden wird.

Berlin, den 26. August 1848. 8 Königliches Polizei⸗Präsidium. von Bardeleveg. 8 Von gestern bis heute Mittag sind an der asiatischen Choler als erkrankt angemeldet: 23. Berlin, den 26. August 1848. 1“

Königliches Polizei⸗Präsidium.

Meteorologische Beobachtungen.

1848. Morgens 25. Aug. 6 Ube.

Nachmittags 2 Uhr.

Nach einmaliger

Abends V Beobachtung.

10 Uhr.

Luftdruck 336,150Par. 337,180Par. 338,210 „Par. Quellwärme 7599 R. 8 8 + 9,20 R. + 11,9⁰° R. + 9,0° U. Flusswärme 12,4“ k. + 6,89* an + 7,72 R. + 6,20 R. Bodenwärme 8 82 pCt. b 71 PCt. 79 pCt

Luftwärme Thaupunkt Dunstsättigung. Wetter

Wiumnd.. W. W. V W.

Ausdünstung

Wärmewechsel + 11 4 8

Regen heiter värrrees 0,046"Rb.

Wolkenzug.... V W. 22 6,7 Tagesmittel: 337,18 par.. +† 10,00 KR.. + 6,9°9 R. . 77 pct. wW.

8 1ö1““ üönigliche Schauspiele. B1I1““

Sonntag, 27. Aug. Im Opernhause. 9lste Abonnements⸗ Vorstellung: Der Liebestrank, Oper in 2 Abth. Musik von Doni⸗ zetti. (Herr Behr: Dulcamara, als letzte Gastrolle.) Hierauf: So⸗ lotanz. Anfang halb 7 Uhr. 8

Zu dieser Vorstellung werden Opernhaus Billets, mit Sonnabend bezeichnet, verkauft.

Montag, 28. Aug. Im Schauspielhause. Vorstellung: Clavigo, Trauerspiel in 5 Abth., von Göthe. Hoppé wird in der Rolle des Carlos wieder auftreten.) halb 7 Uhr.

Dienstag, 29. Aug. Im Opernhause. 91ste Abonnements⸗ Vorstellung: Oberon, König der Elfen, romantische Feen⸗Oper in 3 Abth., nach dem Englischen des J. R. Planché, für die deutsche Bühne übersetzt von Th. Hell. Musik von C. M. von Weber. Ballets von Hoguet. Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gekauften, mit Sonn⸗ tag bezeichneten Opernhaus⸗Billets gültig, auch werden die zu derselben noch zu verkaufenden Billets mit Sonntag bezeichnet

141ste Abonnemente⸗ (Herr Anfang