1849 / 8 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

des Landes⸗Verfassungsgesetzes eine Publication der Reichsgesetze, wie solche bei hannoverschen Landesgesetzen stattfindet, zur Zeit nicht zulassen. Dem Urtheile der Gerichte des Landes muß es anheimgestellt bleiben, ob und wie weit die Reichsgesetze dennoch in hiesigen Landen schon gegenwärtig Gül⸗ tigkeit erlangt haben. Versammlung erschienen ist, wird es die Sorge der Regierung sein, sich mit derselben wegen Publication der Reichsgesetze zu benehmen und dabei namentlich auch mit dieser Stände⸗Versammlung das Nöthige wegen der

deutschen Volkes zu ordnen. Diese Eröffnung wird genügen, um alle etwa

seither von den Stürmen der Zeit wenig ergriffen gewesene Stadt

Straßen. Die Folge war, daß der Bürgerwehr⸗Kommandant ge⸗

nen“, übergeben, welcher zufolge von jenem Handelsmanne, resp. dessen Com⸗ mis, welche sich dagegen standhaft weigerten, der Krug Terpenthingeist von den Garden erpreßt und die Brücke auch in der That angezündet ward. Nach Zurückdrängung seiner Truppe begab sich Raveaux mit derselben un- ter die Weißgerber, besetzte alldort bei dem gJn. des Militairs eine Barrikade, fluchtete sich endlich nach fruchtlos ge liebenem Widerstande in die innere Stadt und befehligte auch noch daselbst und zwar auf der Bastei zwi⸗ schen dem Stuben⸗ und Karolinenthor seine I“ bis zum 31. Okto⸗ ber. Diese Thatsachen sind sowohl von beeideten Zeugen, wie auch durch das eigene Geständniß des Raveaur, gesetzlich erwiesen.

Franz Leopold Schöninger, von Wien gebürtig, 58 Jahre alt, katho⸗ lisch, verheirathet, bürgerl. Buchbinder und Hauptmann des ersten Bürger⸗ Regiments, schon an den bekannten Unruhen des 15. Mai stark betheiligt, ist bei gesetzlich erhobenem Thatbestande sowohl durch beeidete Aussagen glaubwürdiger Männer, wie auch in der Hauptsache durch sein eigenes Ge⸗ ständniß, überwiesen, in den Oktobertagen, stets mit einem aus dem K. K. Zeughause geholten und geladenen Pistol bewaffnet, friedfertig gesinnte Bürger und Garden aus ihren Wohnungen getrieben, am 28. Oktober an der kleinen Linie eine Compagnie Garden kommandirt und ihre Wachtpo⸗ sten fleißig inspizirt, von dort aber durch das eingedrungene K. K. Militair verdrängt, die Flüchtigen nahe an der Augustiner⸗Kirche unter terroristischem Andringen wieder aufgehalten und zur Fortsetzung des Widerstandes mit einer rasenden Wuth aufgefordert zu haben.

Louis von Alvensleben, aus Berlin gebürtig, 48 Jahre alt, evange⸗ lisch, verheirathet, ehemals preußischer Lieutenant, im Jahre 1821 wegen eines an Se. Königliche Hoheit den Prinzen August von Preußen geschrie⸗ benen Drohbriefes mit zweijährigem Festungs⸗Arreste bestraft, seit den letzten acht Jahren hier in Wien wohuhaft und theils Dichtkunst, Theil⸗ nahme an Zeitungs⸗Redaction, und theils eine Theater⸗Geschäftskanzlei be⸗ treibend, trat in der ersten Hälfte des letztverflossenen Monats Oktober als Lieutenant in das von dem Doktor Frank errichtete, zum bewaffneten Wi⸗ derstande gegen die Kaiserl. Belagerungs⸗Armee bestimmte Mobil⸗Corps, unterzog sich sehr eifrig und mit Erfolg der weiteren Anwerbung von Mobilgarden zu aufrührerischem Zwecke und befehligte seine Compagnie bis zum 25. Oktober an verschiedenen Linien; betheilte die Mannschaft mit den zur selben Zeit auf Befehl des Insurgenten⸗Chefs in der Alser⸗Kaserne geplünderten ärarischen Monturs⸗ und Munitions⸗Sachen, kommandirte in Erkrankung des Dr. Frank einige Tage hindurch dessen ganzes Corps und besetzte vertheidigend bis zum 31. Oktober bald die leopoldstädter Tabor⸗ straße und Kaffeehäuser, bald die Ferdinandsbrücke und auch zuletzt die Biberbastei. Auch diese Thatsachen sind sowohl durch glaubwürdige Zeugen⸗

aussagen, wie durch Alvensleben's eigene Geständnisse, außer Zweifel gestellt.

Es haben sich sonach diese vorgenannten drei Individuen der thätigen Theilnahme an dem bewaffneten Widerstande gegen die Truppen Sr. Ma⸗ jestät schuldig gemacht und sind von dem über sie am 11. und 15. Dezem⸗ ber v. J. zusammengesetzten Kriegsgerichte wegen Verbrechens des Aufruhrs, nach Anleitung der bestehenden Militairgesetze in Verbindung mit den Pro⸗ clamationen Sr. Durchlaucht des K. K. General⸗Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz vom 20. und 23. Oktober, einstimmig zur Todesstrafe durch den Strang verurtheilt worden. Diese kriegsrechtlichen Erkenntnisse sind

jedoch aus besonderer Gnade und in Anbetracht, als die Verurtheilung noch

m die Zeit der Wirksamkeit der Militairgesetze zurückfällt, mittlerweile aber

in Folge Allerhöchster Entschließung Sr. Majestät vom 12. Dezember 1848

mildere Bestimmungen nach Grundlage der Civilgesetze angeordnet worden sind, gegen Raveaux das Verbrechen der Brandlegung nicht erwiesen vor⸗ liegt, die Thätigkeit des Ludwig von Alvensleben hingegen mit keinem erweis⸗ lichen Schaden verbunden war, endlich in Berücksichtigung der sehr bedräng⸗ ten Familienverhältnisse der Verurtheilten, bei Raveaux und Schöninger auf dreijährigen, bei Alvensleben aber auf einjährigen Festungs⸗Arrest ge⸗ mildert und demgemäß heute auch kundgemacht worden.

Bayern. München, 2. Jan. (A. Z.) Se. Majestät der König hat unterm 1sten d. den erblichen Reichsrath Grafen von Giech, zur Zeit Mitglied der National⸗Versammlung in Frankfurt, für die Dauer des bevorstehenden Landtags zum ersten Präsidenten der Kammer der Reichsräthe ernannt.

Hannover. Hannover, 5. Jan. (Hannov. Z.) Das Ministerium des Innern hat nachstehendes Ausschreiben an die dem⸗ selben untergebenen Obrigkeiten erlassen:

„Mehrfache Anfragen der Obrigkeiten wegen der denselben von der Gesetzsammlungs⸗Kommission zugesandten Exemplare des Reichsgesetz⸗Blat⸗ tes veranlassen Uns zu folgender Eröffnung:

„Jene Eremplare des Reichs⸗Gesetzblattes sind den Obrigkeiten zuge⸗ gangen, damit dieselben an die Gemeinden vertheilt werden. Diese Ver⸗ theilung beruht auf den vom Reichs⸗Ministerium gemachten Vorschlägen und hat in diesem Maße angeordnet werden müssen, weil die Bestimmungen

Sobald die bereits einberufene allgemeine Stände⸗

von der National⸗Versammlung zu Frankfurt beschlossenen Grundrechte des

erregte Besorgnisse wegen des von der Königlichen Regierung in dieser Sache eingeschlagenen Ganges vollständig zu beseitigen. Hannover, den 5. Januar 1849. Königlich hannoversches Ministerium des Innern. C. B. Stüve.“ Sachsen⸗Gotha. Gotha, 1. Jan. (D. A. Z.) Unsere befindet sich gegenwärtig in einer bedenklichen Aufregung. Obgleich die sächsische Garnison in die Kaserne gelegt worden ist, verlangt der Bürger⸗ und Proletarierstand dennoch, daß das ganze Militair aus der Stadt müsse, und um zum Ziele zu kommen, suchte man mit den einzelgen Soldaten Händel, verhöhnte die Offiziere und Gemeinen und reizte sie zur Gegenwehr. Mehrere Ungebührlichkeiten von Sei⸗ ten des Militairs die Glut nur noch schüren, und so kam es denn am 30. Dezember zu einigen blutigen Thätlichkeiten auf den

zwungen wurde, Generalmarsch schlagen zu lassen; anfangs standen sich Bürgersoldaten und Militair 1 L“ sich aber bald, ohne den maßlosen Beschimpfungen und Verhöbnungen irgend einen Widerstand entgegenzusetzen, in die Kaserne zurück. In größter Eil wurden noch zwei Compagnieen von Arnstadt hierder kommandirt. Die Regierung soll die unzweideutigsten Beweise in den Ige b daß man, sobald das Militair die Stadt verlassen

8 4 2 7 n 8 7 age „vor das Quartier rücken will“, wie man sich bei uns

In Folge dieser Vorgänge sind folgende Bekanntmachungen er⸗ Psngen , 1“ 6 5 1

I. „Die seit mehreren Tagen stattgefundenen Reibun⸗ üvi personen und Militair sind gestern za 958 sehr EE114“““ Peherühten. Die eingeleitete Untersuchung wird die Schuldigen von beiden eiten ans Licht bringen und sie ihrer Pestafunt zuführen. Von Seiten des Militair⸗Kommando's wird alles Mögliche gethan werden, um weitere Zusammenstöße zu verhindern, man wird es sich aber auch zur Pflicht ma⸗ chen, die Soldaten vor Beleidigungen aller Art, wie sie seit einigen Tagen stattfanden, kräftig zu schützen und Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhal⸗ ten. Man spricht zugleich die feste Erwartung aus, daß auch von Seiten der Bürger Alles vermieden werde, was zu neuen Reibungen Veranlassung geben könnte. Da in verwichener Nacht sogar Schildwachen beleidigt und mit thätlichen Angriffen bedroht wurden, so sind die Wachen verstärkt wor⸗ den und thun von nun an ihren Dienst mit geladenem Gewehr; sie haben den Befehl, mit vollem Gebrauch ihrer Waffen thätliche Beleidigungen zurückzuweisen. Gotha, den 31. Dezember 1848. Graf von Holtzen⸗

dorff, Generalmajor.“

II. „Auch den Stadtrath haben die in den letzten Tagen zwischen hiesigen Eminwohnern und den hier kasernirten Reichstruppen wiederholt vor⸗ ekommenen Exrzesse mit dem tiefsten Bedauern erfüllt, und er darf voraus⸗ ewe daß sie denselben schmerzlichen Eindruck in allen Ruhe und Ordnung liebenden Bürgern hinterlassen haben werden. Mitbüͤrger! Möchten wir uns insgesammt von jeglicher Theilnahme an diesen Ordnungswidrigkeiten frei⸗ sprechen können; die Schuld und Verantwortlichkeit, die dadurch unserer so friedlich gesinnten Vaterstadt aufgebürdet worden, bleibt eine unermeß⸗ liche. Alles, was wir in unseren Verhältnissen erstreben, kann einzig und allein auf ruhigem und Ggeseplt en Wege erreicht werden, und die geringste Abweichung von diesem Wege gereicht zu nichts Anderem, als zu unserem Verderben. Während uns jetzt der billige Wunsch beseelt, daß wir in die⸗ sen friedlichen Zeiten mit solchen Lasten, wie sie der Krieg in seinem Ge⸗ folge zu haben pflegt, verschont bleiben möchten, sind jene bedauerlichen Exzesse am meisten dazu geeignet, das Maß aller Lasten nur noch voller

Ruhe und Ordnung, deren segensreicher Wirkungen sich unsere Stadt so lange Jahre hindurch zu erfreuen gehabt hat, dergleichen beklagenswerthe Stö⸗ rungen, wie sie die letzten Tage mit sich brachten, niemals wieder erfahren möchten. Indem sich der Stadtrath zu den hiesigen Einwohnern versieht, daß sie dieser Aufforderung mit aller Bereitwilligkeit entsprechen werden, findet er sich gleichzeitig veranlaßt, aus der von ihm unter dem 27. Sep⸗ tember d. J. erlassenen Bekanntmachung die Bestimmung, wonach 1) Ael⸗ tern, Erzieher, Lehrherren ꝛc. vom Eintritt der Dunkelheit an ihre Kinder, so wie ihre Lehrlinge, bei eigener Verantwortlichkeit und Strafe zu Hause zu halten haben, und 2) das Durchziehen der Straßen und öffentlichen Plätze und der nächsten Umgebungen der Stadt, so wie das Zusammen⸗ stehen von fünf und mehr Personen, die zu keinem der bewaffneten Schutzcorps gehören, bei Strafe verboten ist, hierdurch mit dem Bemerken von neuem einzuschärfen, daß über die Einhaltung dieser Vorschriften die strengste Auf⸗ sicht geführt werden wird. Gotha, den 31. Dezember 1848. Der Stadt⸗ rath daselbst: Th. Bieber.“

Der Landtag beschäftigt sich mit der Domainenfrage, das Ab⸗ theilungsgutachten geht dahin, daß die Doma nen der Krone, aber

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nicht der Person des Herzogs gehören.

Rusland.

Frankreich. National⸗Versammlung. Sitzung vom 4. Januar. Anfang 2 ½ Uhr. Präsident Marrast. An der Tages⸗ ordnung sind eine Menge Gesetzvorschläge von untergeordnetem In⸗ teresse. In erster Reihe steht ein Gesetzentwurf, welcher an das De⸗ kret der provisorischen Regierung erinnert, das die Konkurrenz in den Gefängnissen abschaffte. Marcel Barthe lobt die Absicht des Ministeriums, die Arbeit wieder in den Gefängnissen einzuführen. Das Arbeiten mache den Verbrecher sittlich. Das Dekret der provi⸗ sorischen Regierung vom 24 März habe Indisziplin und Verwirrung in den Gefängnissen hervorgerufen. (Oh! oh!) Indessen solle man die Arbeit nicht nach dem alten Muster herstellen. Dieses habe der Privat⸗Industrie eine allzutön tliche Konkurrenz geleistet. Der Redner wünscht Vorsichtsmaßregeln. Unter diesem Vorbehalt ratifizirt er die Abschaffung des Märꝛdekrets der provisorischen Regierung. Schließ⸗ lich weist er auf die deutschen Baungefangenen und das berner Zucht⸗ haus als Musterbilder hin, welche nachzuahmen seien. Die dortigen Sträf⸗ linge würden zu Festungs⸗ und Ackerarbeiten in freier Luft verwendet und thäten darum der Privatproduction keinen Schaden. Diejenigen aber, die in den Sälen arbeiteten, konsumirten ihre Produkte selber. (Bei⸗ fall.) Roux Carbonnel legt der National⸗Versammlung einen neuen Plan vor, der darin besteht, nur solche Arbeiten in den Ge⸗ fängnissen auszuführen, welche die Handelskammer des Orts geneh⸗

migt haben würde. Die Sträflinge sollten übrigens gleiche Lohnshöhe mit den freien Arbeitern beziehen. (Oh! oh!) Diese Unterbrechung überrascht den Redner dergestalt, daß er der Versammlung versichert, länger als 30 Jahre an seinem Plane gefeilt zu haben. (Neue Unterbrechung.) Falloux, Unterrichts⸗Minister, besteigt die Tribüne und sagt, er habe die Ehre, ein Dekret des Präsidenten der Repu⸗ blik zu überreichen, welches die Carnotschen Gesetz⸗Entwürfe rücksicht⸗ lich des Elementar⸗ und Sekundär-Unterrichts zurückziehe. (Sensa⸗ tion.) Der Minister geht in eine Kritik jener Vorschläge Carnot's ein. Barthelemy de St. Hilaire bekämpft die Einwendungen des Ministers im Namen der Akademie und findet sie unparlamentarisch. Falloux rechtfertigt sich. Reppelin trägt auf Ueberweisung des De⸗ krets an die Abtheilungen an. O dilon Barrot besteigt die Tribüne. Sehend, daß man dem Kabinet das Recht bestreite, Gesetz⸗Ent⸗ würfe organischer Natur, wie der Carnotsche, zurückzuziehen und durch andere zu ersetzen, vertheidigt er unter unzähligen Unterbrechun⸗ gen das Recht der Initiative für die Exekutivgewalt. „Sie fragen mich“, sagt er unter Anderem, „warum und auf welche Gründe hin wir von dem Recht unserer Initiative Gebrauch machen. Wir ant⸗ worten Ihnen: Von uns selbst und unserem Gewissen! (Agitation.) Ich bitte die Versammlung, zu glauben, daß ich nicht nach dem Re⸗ gierungs⸗Antheil strebte, den ich einnehme. Aber da ich ihn einmal vertrete, so werde ich ihn ungeschwächt zu bewahren suchen.“ Das jetzige Ministerium könne unmöglich das Werk seiner Voxrgänger mit sei⸗ ner Verantwortlichkeit decken. (Beifall zur Rechten.) Der Redner pro⸗ testirt gegen den Repellinschen Antrag, eine Kommission zur Prüfung des Unterrichts⸗Gesetzes durch die Büreaus zu ernennen. Dupont (aus Bussac) bezweifelt sehr, ob das Gewissen des Herrn Conseils⸗Präsi⸗ denten wirklich so stark sei, und erklärt, daß, wenn die Versammlung Opposition zeige, dies weniger dem Präsidenten der Republik als dem Ministerium gelte. Falloux vertheidigt das Recht des Mini⸗ steriums zur Initiative für alle Gesetze. (Lärmen.) Er hoffe, die National⸗Versammlung werde das heutige billigen. Dupont (Bussac) schlägt eine motivirte Tagesordnung vor, welche also lautet: „In Erwägung, daß die National⸗Versammlung allein das Recht habe, Unterrichtsgesetze zu entwerfen (mithin dem Ministerium ein desfallsiges Recht nicht zustehe), geht sie zur Tagesordnung über.“ Viele Stimmen: Einfache Tagesordnung. Die Versammlung verwirft denn auch die motivirte Tagesordnung und geht mit 442 gegen 302 Stimmen zur einfachen Tagesordnung über. Das Mi⸗ nisterium hat also in dieser Frage eine Majorität von 140 Stimmen. Pascal Duprat trägt schließlich darauf an, morgen eine Kom⸗ mission zu ernennen, welche das organische Gesetz über den Unterricht ausarbeiten solle. Falloux hat nichte dagegen. Die Sitzung wird Wum ¼ vor 6 Uhr geschlossen.

Paris, 4. Jan. Mittelst Beschlusses vom 2. Januar ist, wie der heutige Moniteur meldet, der Vice⸗Adm ral Cécille zum Bot⸗ schafter der französischen Republik bei Ihrer Majestät der Königin des vereinigten Königreichs von Großbritanien und Irland und Herr von Lagrené zum Bevollmächtigten der französischen. Republik für die Konferenzen ernannt, welche behufs Regelung der italienischen Frage Peüisten eröffnet werden sollen. Hierdurch widerlegt sich auch die dee iegc ger Patrie, daß dieser Kongreß wohl gar nicht stattfin⸗

Der Unterrichts⸗ und Kultusminister Herr von Falloux setzt dur Dekrete vom gestrigen Datum, giche heute der n. 1. zwei Kommissionen ein, von denen die eine das Elementar⸗Unterrichts⸗ gesetz, die andere das Gesetz über den mittleren Unterricht ausarbei⸗ ten soll. Die Kommission für das Elementar⸗Unterrichtsge⸗

setz besteht aus dem Unterrichts⸗Minister als Präsidenten, Poulain de Bossay, von der Universität, Cuvier, lutherischem Pastor, Michel,

zu machen. Darum wollen wir mit vereinten Kräften danach ringen, daß die

Kollaborator des Pater Girard aus Freiburg in der Schweiz, Ar⸗ mand de Melun, Präsident der muͤbthädigen .“ Gesellschaft, Henri de Riancey, Mitglied dieser Gesellschaft, Cochin, Mitglied der Gesellschaft der Kinderfreunde Buchez, E Präsident der National⸗ Versammlung, Abbé Sibour Rara 1 9 2

8 ur, äsentant, Roux Lavergne,

desgleichen, von Montreuil, desgleichen Peu 1 Reprä⸗

‚desg . pin, eprã⸗ sentant und Uhrmacher, Alexis Chevalier, Schreiber. Die Mitglieder der Kommission für das rund . Unterrichtsge⸗ setz sind: der Unterrichtsminister als Präsident Coufin von der Uni⸗ versität, Saint Marc Girardin, desgleichen, Dubois ebenfalls Pio⸗ fessor an der Universität, Dupanloup, Generalvikar am pariser Dom⸗ kapitel, Janvier, Staatsrath, Laurentie, ehemaliger General⸗Inspek⸗ tor der Universität, Bellaguet, Vorsteher des Direktoren⸗Vereins der Knaben⸗ und Märdchen⸗Pensionshäuser in und um Paris, Thiers, Exrminister und Repräsentant, Freslon, Advokat, Exminister und Re⸗ präsentant, Montalembert, Ex⸗Pair und Repräsentant, Corne, Advokat und Repräsentant, von Corcelles, Repräsentant, Freeneau, desgleichen. Ein dritter Erlaß desselben Unterrichts⸗Ministers setzt eine Kommis⸗ sion nieder, welche die Bücher und Schriften zu prüfen hat, die ihr vom Ministerium des Unterrichts, als zum Schulgebrauch passend, zu⸗ geschickt worden. Ihre Mitglieder sind: Bourdon, Ober⸗Schul⸗In⸗ spektor, als Präsident; Peclet, Ober-Schul⸗Inspektor; Cayx, des⸗ gleichen; Laferrière, desgleichen; Abbé Daniel, Schul⸗Rektor; Lorain, desgleichen; Ritt, Ober⸗Jospekto. sämmtlicher Elementarschulen; Lan⸗ glois, Akademie⸗Inspektor; Bouchitté, desgleichen; Quicherat, Privat⸗ Docent; Rossignol, desgleichen; Faivre, Secretair dieser Kommission. Der Bildung dieser Kommissionen gehen zwei Berichte des Ministers an den Präsidenten der Republik voraus, welche die Functionen derselben be⸗ leuchten.

Die Arbeitec⸗Assocationen haben ein Syndikat gebildet, das einer Arbeits Kammer vorsteht, welche sich ausschließlich mit Anstel⸗ lung der brodlosen Arbeiter beschäftigt und ihren Sitz in der Rue Coquillere hat. Diese Arbeits⸗Kammer hat außerdem zum Zweck, die Associationen unter einander zu verbinden und für den Absatz ihrer Produkte zu sorgen. In Paris sind dreißig Arbeiter⸗Associa⸗ tionen der Kammer beigetreten.

Unter dem Vorsitze Pierre Leroöux's, Bernard's, Gamet's, Hervé's, Bareste's, Mieroslawski's und Anderer hat sich hier ein Central⸗Verein für mündliche und schriftliche Propaganda der sozia⸗ listisch⸗demokratischen Wissenschaft gebildet. Grundsatz desselben ist, daß das allgemeine Stimmrecht sortan die einzige Waffe des Volks zur Geltendmachung seiner Souverainetät sein solle. Der Sitz die⸗ ses Central⸗Ausschusses, dessen Statuten die demokratischen Blätter bringen, ist ebenfalls in demselben Hause der Rue Coquillère, wo das Arbeiter⸗Syndikat seinen Sitz genommen hat.

Die Patrie meint, daß die Regierung sich wohl bald in Stand gesetzt sehen werde, die Amnestie zu ertheilen, daß dies aber erst ge⸗ schehen könne, wenn der Feind den Sieg der Ordnung anerkenne und die Amnestie nicht als ein Recht fordere. „Die Theilnehmer am Auf⸗ stande“, schließt das genannte Blatt, „müssen erst das Geständniß aussprechen, daß der Kriegszustand zu Ende ist, und daß sie, mit Ausnahme des friedlichen Wahlkampfee, entschlossen sind, den Gesetzen, die jetzt ihren seit zehn Monaten nur zu oft unterbrochenen Lauf wieder nehmen, und der ohne Aufhören bedrohten Gesellschaft gehor⸗ chen wollen. Der Zeitpunkt, das Maß der Amnestie, die Prüsung der Fälle, wo der Meuchelmord zur Insurrection tritt, alles dies hängt von der Gesellschaft allein ab, deren erstes Recht und deren erste Pflicht es ist, sich zu erhalten. Wir freuen uns, daß die Regierung die Sache so ansieht; der Tag, wo sich der Berg den Prinzipien fügt, die keine Meinungen, sondern über alle sozialen Verhältnisse und politische Zufälligkeiten erhabene Maximen sind, wird der Tag der Gnade sein.“

Heute früh traf die Post aus Mailand vom 30. Dezember pünktlich ein. Es ist also nicht wahr, daß die sardinischen Behörden allen Postverkehr zwischen der Lombardei und Piemont abgebrochen, wie dies die Patrie und nach ihnen das Journal des Débats meldeten.

Rulhières, Kriegsminister, arbeitet daran, die von der proviso⸗ rischen Regierung in Ruhestand versetzten Generale wieder in Dienst zu nehmen.

Gestern Vormittags um 11 Uhr stürzte ein Mann in der Rue St. Honoré, unweit des Vendômeplatzes todt nieder. Die Aerzte, die seinen Leichnam untersuchten, bescheinigten, daß Hunger und Kälte die Ursache des Todes gewesen. Und so etwas geschieht in der gu⸗ ten Stadt Paris im Januar 1849. Daran ist die Republik schuld: rufen die reactiona ren Nachteulen.

Die Arbeiter⸗Associationen besitzen seit vorgestern auch ihr eige⸗ nes Journal, Le Travail Affranchi, Preis jährlich 5 Franken für Paris. Dasselbe wird von den sozialistischen Schriftstellern Fran⸗ kois Vidal, Adoiph Toussenel, Viktor Mennier, L. Goaffin und dem zice-Präsidenten des Luxembourg⸗Parlaments, Pierre Vincard, ge⸗ schrieben. Es ist ein Wochenblatt.

Die Fürstin Belgiojoso hatte kürzlich Louis Bonaparte um eire Unterredung ersucht. Er fuhr zu ihr und sie stellte ihm den Präsi⸗ denten der sozialistischen Bankette, den Ex⸗Pair d'Alton⸗Shee, vor, der hierauf unter vier Augen eine längere Unterredung mit dem Präsidenten der Republik hatte.

Cavaignac soll am Neujahrstage mehr Besuche von Repräsen⸗ tanten empfangen haben, als Louis Bonaparte; auch Thiers war beim General.

Bei der letzten Revue soll Changarnier den Präsidenten der Republik mit Monseigneur angeredet haben und dieser Titel über⸗ haupt im Elysée schon ganz gebräuchlich sein.

Zu Badonviller, im Departement der Meurthe, zogen am Christ⸗ tage 1 500 Personen mit einer Büste des Kaisers unter Vivats für die rothe Republik im Dorfe umher, mißhandelten den Maire und den Befehlshaber der Nationalgarde, welche einschreiten wollten, errichteten eine Barrikade am Eingange des Ortes und trieben aller⸗ hand Unfug. Erst die Ankunft des Unter⸗Präfekten und des Proku⸗ rators von Luneville mit Truppen, welche man laden lassen mußte, stellte die Ruhe her.

Ein bayonner Blatt meldet, daß Cabrera am 26. bei Vich mit 10,000 Mann die Königliche Armee unter Concha, welche 14,000 Mann zählte, gänzlich geschlagen und zerstreut habe; nach einem Blatte von Barcelona dagegen war Concha am 27. zu Vich ein⸗ heißt, der Fürst von der Moskowa sei zum Gesandten für Berlin, Herr Dubois de Saligny für Brüssel, Herr von Montessuy für den Haag und Herr von Boissy für Neapel bestimmt.

Der Gesetzgebungs⸗ und der Justiz⸗Ausschuß eees üten sich heute mit Prüfung des Rateauschen Antrages 1eh- uflösung der National⸗Versammlung und Ausschreibung der Wahlen für die neue Kammer am 4. März. Er ist in beiden Ausschüssen (im ersten mit 19 gegen 18, im zweiten mit 15 gegen 15 Stimmen) verworfen vere. der Presse erklären die Journale der Departements fast einmüthig, es liege im Interesse des Landes und der Februar⸗Revo⸗ lution, daß die National⸗Versammlung auf die Votirung der meisten organischen Gesetze verzichte, welche man unüberlegterweise auf ihre Tagesordnung gebracht habe. Die Presse sügt b ß dies G

fühl der Feindschaft oder des Mißtrauens gegen die Versammlung durch die neuliche Abstimmung über die Salzsteuer nur noch gestie⸗

en sei. 8 Gestern Mittag zog eine Deputation alter Soldaten des Kaiser⸗

reichs in Uniform mit einem von sieben Mann getragenen kolossalen Blumenstrauße durch die Straßen, um sich nach dem Präsidentschafts⸗ Palaste zu begeben. General Jerôme Bonaparte wurde vorgestern in sein Amt als Gouverneur der Invaliden eingesetzt. Der Gen⸗ darmerie⸗Kommandant Thiboulon, welcher im Jahre 1836 als Gen⸗ darmerie⸗Offizier den amnestirten Louis Bonaparte von Straßburg nach Rochefort geleitete, ist zum Gouverneur des Elysée ernannt worden.

Viele Bankoäuser nehmen ihre Geschäfte, obgleich noch ziemlich schüchtern, wieder auf. Das Haus Hottinger, seit dem 24. Februar

geschlossen, scheint sich ebenfalls wieder öffnen zu wollen.

Großbritanien und Irland. London, 4. Jan. Ge⸗ ern waren die Herzoge von Nemours und von Aumale vom Prin⸗ zen Albrecht zu einer Jagdpartie im Park von Windsor eingeladen.

Nach den neuesten Berichten aus Bombay, welche bis zum 3. Dezember reichen, schritten die Operationen gegen das Pendschab immer weiter vorwärts, und es scheint der Beschluß festzustehen, dasselbe dem britischen Gebiet einzuverleiben. Vom Kriegsschauplatz hatte man in Bombay Nachrichten bis zum 20. November. Damals hatten die britischen Truppen den Rawih überschritten und waren, 20,000 Mann stark mit 70 Geschützen, unter dem unmittelbaren Kommando Lord Gough's am Tschenab versammelt. Diese Armee sollte in zwei Abtheilunzen vordwärts den Sikh's entgegenrücken. Etwas jenseits des Jelam stand angeblich ein Insurgenten⸗Corps von 12,000 Mann unter Schihr Sing, seinem Bruder und einem Bruder Mulradsch's. Von Tschuttur Sing hieß es, er stehe in der Nähe von Peschauer. Bei Multan hatten wieder einige Scharmützel zwischen den Sikh's und den britischen Truppen stattgefunden.

Der heutige Globe sagt: „Die letzten Nachrichten aus dem neuen Kalifornien⸗Eldorado, welche das Schiff „Kanada“ mitge bracht, bestätigen die ersten Schätzungen des Goldreichthums jener ganzen Gegend eher, als daß sie dieselben erschütterten. Lieutenant Loeser, der Depeschen vom Gouverneur Mason und auch 20,000 Dollars an Werth in Goldstaub nach Washington überbrachte, be⸗ ichtet: „„Die Goldregion ist sehr groß, und es ist hinreichendes Erz dort vorhanden, um auf Genetationen hin 100,000 Menschen einträglich zu beschäftigen. So weit die Entdeckungen bis jetzt rei⸗ chen, findet sich das Gold auf einem Gebiet von 400 englische Meilen Länge und 150 Meilen Breite, und an Ertrag scheint kein Theil dieser Gegend der anderen voranzustehen. Im Flusse und auf dem ebenen Lande findet sich der Goldstaub; unter den Felsen aber und in den Hochlanden findet man das Goid in Klumpen von der Größe eines Schrotkorns bis zur Größe einer Faust, und durchaus gediegen. Dem Ansehen nach zu urtheilen, scheint es durch einen vulkanischen Ausbrach ausgeworfen zu sein.““ Und zu dieser auß rordentlichen Aerndte kömmt, wie durch eine Ironie des Himmels, ein Klima hi zu, welches der Gier des Men⸗ schen kein Hinderniß entgegensetzt und ihr Raum giebt, ganz allein dieses eine Ziel zu verfolgen und darüber den unentbehrlicheren Reich⸗ thum, welchen die Bebauung des Landes dem Boden abgewinnen würde, zu vernachlässigen!“

Es sind Einladungen zu einem Kabinetsrathe ergangen, der am 9ten stattfinden soll, bis wohin sämmtliche Minister, wie man erwar⸗ tet, in der Hauptstadt eingetroffen sein werden.

Herr Grattan hat, als ältester Vertreter Irlands im Parla⸗ mente, ein Rundschreiben an die irländischen Mitglieder erlassen, worin er ihnen anräth, vor dem Zusammentritte des Parlaments, etwa am 14. oder 15. Januar, eine allgemeine Versammlung zu hal⸗ ten und sich darin über ein einiges Wirken in der nächsten Session zu verständigen. Andererseits hat John O'Connell ein langes Mani⸗ fest an das irländische Volk erlassen, worin er dasselbe einladet, an der Repealsache nicht zu verzweifeln, den heimtückischen Rathschlägen des Radikalismus aber kein Gehör zu geben. Zugleich zeigt er an, daß er im Unterhause nach Kräften dahin arbeiten werde, für Irland die Beseitigung seiner gerechten Beschwerden und die Rückgabe seiner durch die Union konfiszirten Rechte zu erwirken. Aus der irländi⸗ schen Grafschaft Down wird eine ziemliche Anzahl Brandstiftungen gemeldet, durch welche bedeutende Kornvorräthe veruichtet wurden.

Die Zahl der Cholera⸗Erkrankten in England und Schottland beträgt bis jetzt 5012, der Todesfalle 2384; am stärksten grassirt die Seuche gegenwärtig zu Glasgow.

Die Gesellschaft der Handelsreisenden hielt gestern unter dem Vorsitz des Lordmayors ihr 49stes Jahresdiner. Der Bericht über den Stand und die Wirksamkeit der Gesellschaft lautete sehr befrie⸗ digend. Nächstens beginnt hier die etwa vier Wochen dauernde Werstri⸗ gerung der werthvollen Bebliothek des Herzogs von Buckingham.

Die Auswanderungs⸗Komm ssare der Regierung werden bis zum 22sten nicht weniger als 15 Schiffe mit 3750 erwachsenen Auswan⸗ derern, worn noch die zahlreichen Kinder kommen, nach Australien und Neu⸗Säaͤdwallis abgehen lassen.

Nach einem Journal von Ipswich läßt die französische Regie⸗ rung bedeutende Pferdeaufkäufe in England machen.

Der Times wird geschrieben, daß wahrscheinlich Graf Dietrich⸗ stein wieder als österreichischer Gesandter nach London kommen werde.

Aus einer vergleichenden Uebersicht im Globe geht hervor, daß im Jahre 1801 die von der damaligen Bevölkerung des Ver⸗ einigten Königreiches, welche wenig über 15 Millionen betrug, wäh⸗ rend sie jetzt auf nahe an 30 Millionen gestiegen ist, bezahlten Steuern dem im Jahre 1847 bezahlten Steuerbetrage nur wenig nachstanden, so daß mithin damals die Steuerlast noch weit drücken⸗ der war, als jetzt

Schweden und Norweg Stockholm, 23. Dez. (Börs. H.) Die Gesellschaft der Reformfreunde in Stockholm for⸗ dert mittelst Rundschreibens alle Reform⸗Gesellschaften im ganzen Lande auf, an den König mit Petstionen zu gehen, behufs Berufung eines Ultima⸗Reichstages im Laufe des Jahres 1849, zur Erledigung der wichtigsten Angelegenheiten des Landes, der Reform der Consti⸗ tution und Einführung einer wahren Volks⸗Vertretung durch Reprä⸗ sentativ⸗Verfassung.

Christiania, 26. Dez. (Börs. H.) In Bergen ist die Cho⸗ lera ausgebrochen. Ein Bericht des Stifts⸗Amtmannes und des Stadt⸗Physikus vom 19ten meldet dem Minister des Innern, daß sich seit dem 10. Dezember Krankheitszufälle zeigten, von denen man nicht mehr bezweifeln könne, daß sie die asiatische Cholera seien. Bis zum 18ten waren 11 Personen erkrankt, von denen 3 gestorben. Es ist sogleich ein Lazareth für 40 Kranke eingerichtet und eine Ge⸗ sundheits⸗Kommission niedergesetzt. Das Wetter war ungewöhnlich mild und das Thermometer zeigte 14 Grad Wärme. Der Aus⸗ bruch der Krankheit hat, nach Privatbriefen, viel Besorgniß und Un⸗ ruhe in der Stadt erregt. Man hofft, daß die Krankheit vor der

8 1 eringsfis epunkt überstanden habe

ner ruchlosen

Eine Schmiedsfrau wurde zuerst befallen und starb auf dem Wege nach dem Krankenhause; darauf wurden ihr Mann und ihre Kinder befallen, von denen eins starb.

Italien. Rom, 26. Dez. (Franz. Bl.) In der heu⸗ tigen Sitzung empfingen die Kammern eine Botschaft von der Junta, worin sie ihnen erklärt, daß, wenn das Ministerium und die Kammern den Gesetzentwurf zur Einber fung der konstituirenden Versammlung nicht sofort ausarbeiten und proflamiren, sie selbst diese Versammlung proklamiren würde. Das Ministerium las hierauf den Gesetzentwurf zur Ausschreibung der Wahlen vor und stattete seinen Bericht ab, der mit dem Antrage schloß, die Cornstituante sofort einzuberufen Als die Kammer zur Abstimmung schreiten sollte, zögerte sie. Da schrie das Volk von den Gallerieen herab über Verrath und bedrohte die Mitglieder der Majorität an der Freiheit. Diese stimmten aber trotz aller Drohungen gegen sofortige Proklamirung der Consti⸗ tuante. Großer Tumult. Um dieses Votum zu annuͤlliren, schienen sich Mtglieder aus dem Saal gestohlen zu haben, denn die Kammer sei nicht mehr vollzählig, hieß es plötzlich, und das Votum gelte nicht. Das Volk pfiff, die Sitzung ging aus einander, und das Mi⸗ nisterium versprach, jetzt ohne die Kammern zu hand ein. Der Papst hat jede Intervention ausgeschlagen.

Rom, 26. Dez. (A. Z.) Die Encyeclica des Papstes, durch welche er seinen Protest vom 27. November bestätigt, die Ein⸗ setzung der Giunta für ein direktes Attentat auf die Souverainetät erklärt und allen Akten des Gouvernements seit dem 16. Nodember jede rechtliche Gültigkeit abspricht, auch feierlich wiederholt, daß er die weltlichen Rechte, die er von seinem Vorgänger übernommen, an seinen Nachfolger unverkürzt aushändigen wolle, hat das Schicksal der früheren Erlasse gleicher Art gehabt: sie ist überall abgerissen, beschmutzt und be seitigt worden. Indessen hat sich in Foige dieses Ereignisses aller Gemüther eine Bestürzung bemächtigt, welche die Parteiführer noch zu keinem Beschluß hat kommen lassen. Viele De⸗ putirte haben erklärt, daß sie nicht wieder in der Kammer erscheinen würden, bevor die gesetzliche Zahl wiederum vollzählig sei, und Gal⸗ lieno, der General der Bürgergarde, ist abgereist. Seitdem er die Civica vor acht Tagen hinters Licht geführt und zur Vertreibung der Republikaner durch Generalmarsch zusammengerufen, dann aber für die Constituante hat petitioniren lassen, ist ihm auch ein Tyeil der Civica feind, trotz der Süßigkeiten, welche er ihr mit jedem neuen Tagesbefehl vorgesagt hat. Eine Krisis wird nach allen diesen Vorgän⸗ gen eintreten müssen, auch ohne bewaffnete Intervention. Heute sollte wiederum Generalmarsch geschlagen und eine Demonstration gemacht werden, die Veröffentlichung obigen Protestes aber hat All’s ver⸗ eitelt.

Die neuesten Turiner Blätter vom 30. Dezember stellen eine nahe Auflösung der piemontesischen Deputirten⸗Kammer in Aussicht, weil das Ministerium Gioberti, obgleich es bis jetzt in derselben eine Majorität hat, doch in die Länge nicht auf deren volle Unterstützung für seine demokratischen und kriegslustigen Entwürfe zählen zu kon⸗ nen meint.

Rom, 24. Dez. (Journ. d. Déb.) Das Ministerium, welches durch die Junta zu Rom organisirt ist, ist so zusammengesetzt: Qerr Muz⸗ zarelli, Kultus und interimistisch Auswärtiges; Herr Galeotti, Inne⸗ res; Herr Mariani, Finanzen; Herr Sterbini, Handel und öffentliche Arbeiten; Herr Campello, Krieg. Es ist zu beklagen, daß Mamiani nicht auf der Liste steht, welcher die Bewegung mäßigte. Der ein⸗ flußreichste Mann im Ministerium ist jetzt Herr Sterbini, einer der erklärtesten Feinde des Papstthums. Indessen scheint Rom nicht ge⸗ neigt, seinen Doktrinen nachzugeben. Zu Rom herrscht eine ruhige Unordnung, eine Anarchie ohne Gewaltthätigkeit von der eigenthüm⸗ lichsten Art.

Genua, 25. Dez. (Journ. d. Déb.) Der Zustand eines sortwährenden Aufstandes in der zweiten Stadt des Königreichs Sar⸗ dinien hatte der Regierung und dem gesunden Theile der genuestschen Bevölkerung lebhaste Besorgnisse eingeflößt. Herr Giobecti hatte deshalb, als er Minister⸗Präsident geworden, einen seiner Kollegen, Herrn Buffa, Minister des Handels und einer der ausgezeichneten Repner der letzten Opposition, als außerordentlichen Königlichen Kom⸗ missar nach Genua geschickt. Alle möglichen Zugeständnisse und vor⸗ züglich die Entfernung der Truppen, wodurch Herr Buffa die Leiden⸗ schaften der Agitatoren beruhigen zu können glaubte, genügten natür- lich den Feinden jeder Macht, Verschwörern von Natur, nicht. Man organisirte eine große Volks⸗ Manifestation unter dem Vorwande, dem neuen Kabinet, dem d mokratischen Ministe⸗ rium zu huldigen, man rechnete aber darauf, durch das ungeheure Zusammenströmen des Volkes die biinde Masse der Be⸗ völkerung zu Exzessen, zu mehr oder weniger revolntionairen Schritten, wenigstens aber zu dem Sturze aller Autoritäten fortzureißen. Allein die National⸗Garde machte zu Genua am 24. Dezember, wie die zu Rom am 19. Dezember, durch ihre Haltung das Komplott zu nichte. Herr Buffa sprach mit Festigkeit die wahren Prinzipien der Freiheit und der constitutionellen Ordnung gegen die Volks⸗Depu⸗ tation aus und warnte das Volk vor seinen Schmeichlern. Sicherlich hat diese gestrige Manisestation in Genug eine Reaction zu Gunsten der Ruhe und Gesetzmäßigkeit hervorgebracht, und die National⸗Garde, der man die Bewachung aller Forts anbot, hat selbst die Rückkehr der Truppen gewünscht.

Gaeta, 18. Dez. (Risorgimento.) Der Protest des Papstes gegen die Errichtung einer römischen Junta lautet: „Pius IX., Papst. Trotz Unserer Unwürdigkeit durch eine göttliche Fügung und in fast wunderbarer Weise zum Papstthume bernfen, war eine Unserer ersten Sorgen, die Eintracht unter den Unterthanen des weltlichen Kirchenstaates zu befördern, den Frieden in den Fa⸗ milien herzustellen, sie mit Wohlthaten zu überhäufen und den Staat, so viel es Uns möglich war, blühend und ruhig zu machen. Allein mit Schmerz müssen Wir bekennen, daß die über Unsere Un⸗ terthanen ausgeschütteten Wohlthaten, so wie die ihrem Wunsche gemäß ihnen zugestandenen freieren Einrichtungen, weit davon ent⸗ fernt, Uns ihrerseits die Dankbarkeit und Anerkennung zuzu⸗ ziehen, welche Wir zu erwarten berechtigt waren, Unserem Herzen nur Bitterkeit und Betrübniß gebracht haben von Seiten undankbarer Menschen, deren Zahl Unser väterliches Auge täglich möchte sich verringern sehen. Jedermann kann jetzt sa⸗ gen, wie Wir belohnt worden sind, welcher Mißbrauch mit Unseren Konzessionen getrieben worden, wie man deren Charakter entstellt, wie man den Sinn Unserer Worte verdreht hat, um die Menge irre zu führen, und wie man dieselben Wohlthaten zur Waffe gebraucht, um die gewaltsamsten Exzesse zu verüben gegen Unsere Autorität, so wie gegen die weltlichen Rechte der Kirche. Unser Herz versagt es, alle die Enzelheiten der Ereignisse zu wiederholen, welche seit dem 15. November vorgefallen sind, dem Tage, an welchem ein Minister, der Unser Zutrauen genoß, durch die Hand eines Mörders barbarisch gemeuchelt wurde unter dem noch barbarischeren Beifallsrufen einer Rotte wahnsinniger, Gott, den Menschen, allen gerechten politischen Einrichtungen feindlicher Männer. Dieses erste Verbrechen eröffnet eine Reihe am folgenden Tage mit ei⸗

bereits den Fluch jeder ehrlichen Seele in Unserem Staate, in Italien, in Europa, in der ganzen Welt auf sich geladen. Das ist der Grund, warum Wir Unserem Herzen den kiefen Schmerz er⸗ sparen können, dieselben von neuem aufzuzählen. Wir wurden ge⸗ zwungen, den Ort zu verlassen, an welchem dieselben verübt wurden, den Ort, wo die Gewalt ÜUns verhindert, irgend ein Heilmittel an⸗ zuwenden, wo Wir darauf beschränkt waren, mit den Guten diese un⸗ glückseligen Ereignisse zu beweinen, zubetrauern, und noch mehr die Macht⸗ losigkeit des Gesetzes, um gegen diejenigen zu handeln, welche diese ab⸗ scheulichen Verbrechen begangen hatten. Die Vorsehung hat Uns in diese Stadt Gaeta geführt, wo Wir im Besitz Unserer vollen Freiheit gegen die Urheber der besagten Anschläge und Gewaltthätigkeiten frierlich die Proteste erneuert, welche Wir zu Rom im ersten Augenblick er⸗ lassen haben in Gegenwart der bei Uns akkreditirten Gesandten der europäischen Höfe, so wie anderer fremder Völker. Durch denselben Akt, und ohne irgendwie von den Einrichtungen abzugehen, welche Wir geschaffen hatten, trugen Wir Sorge, zeitweilig Unseren Staa⸗ ten eine gesetzmäßige Regierungs⸗Vertretung zu geben, damit so⸗ wohl in der Hauptstadt als im übrigen Lande die Bedürfnisse des regelmwäßigen, gewöhnlichen Laufes der öffentlichen Geschäfte ver⸗ sehen, so wie für den Schutz der Personen und des Eigenthums ge⸗ sorgt werden möchte. Wir haben ferner die Sitzungen des hohen Raths, so wie der Deputirtenkammer, vertagt, welche neuerdings aufgefordert waren, ihre unterbrochenen Verhand.ungen wieder fortzusetzen. Allein diese Unsere Beschlüsse, weit entfernt, die Ruhestörer und die Urheber der oben gemeldeten ruchlosen Gewaltthätigkeiten auf den Weg der Pflicht zu⸗ rückzuführen, haben sie nur dazu getrieben, noch größere Anschläge zu bewerkstelligen. Die Rechte der Oberherrschaft sich anmaßend, welche uns allein zukommen, haben sie vermittelst der beiden Raths⸗ Kammern in der Hauptstadt eine ungesetzliche Regierungs⸗Vertretung eingesetzt unter dem Titel einer provisorischen Allerhöchsten Staats⸗ Junta, eine Handlung, die sie durch einen Akt vom 12ten d. M. zur öͤffentlichen Kenntniß gebracht haben. Die Pflichten Unserer Ober⸗ Herrschaft, welche Wir nicht vernachlässigen dürfen, die feierlichen Eide, mit welchem Wir vor Gott gelobt haben, das Erbe des heili⸗ gen Stuhles zu bewahren und es unverkürzt Unseren Nachfolgern zu überliefern, zwingt Uns, feierlich Unsere Stimme zu erheben und vor Gott und Angesichts der ganzen Welt Protest einzulegen gegen die in Rom er⸗ richtete Junta, als gegen eine Usurpation Unserer oberherrlichen Macht, und zu erklären, daß jene Junta weder eine Autorität hat, noch eine solche haben kann. Unseren sämmtlichen Unterthanen jedes Ranges und jedes Standes also, sowohl in Rom, als in dem ganzen Umfange der päpstlichen Staaten, thun Wir kund, daß es keine gesetzmäßige Gewalt geben kann, die nicht ausdrücklich von Uns ausgeht; daß Wir durch ein Allerhöchstes Motuproprio vom 27. November eine zeitwei⸗ lige Regierungskommission eingesetzt haben, welcher einzig und allein in Unserer Abwesenheit die Regierung des Staates gebührt, bis Wir ein Anderes verfügt haben werden. Gaeta, 17. Dezember 1848.“

Spanien. Madrid, 28. Dez. In der gestrigen Sitzung des Kougresses wurde der Entwurf der als Beantwortung der Thron⸗ rede dienenden Adresse verlesen. Er ist durchaus in denselben Aus⸗ drücken wie die Thronrede selbst abgefaßt und folglich den Wünschen der Minister catsprechend. Noch ehe die Adresse vorgelesen und deren Inhalt bekannt geworden, hatten die Herren Gonzalo Moron (Mo⸗ derirter), Cortina (Progressist) und Benavides (Puritaner) das Wort gegen dieselbe verlangt, und nach einigen Debatten beschloß die Versammlung, daß ihnen zuerst das Wort zu ertheilen sein solle. Auch Herr Gonzalez Bravo ließ sich als Redner gegen den Adreß⸗ Entwurf einschreiben. Verschiedene Deputirte von der progressisti⸗ schen Partei verlangten, die Minister sollten die von der Regierung in Bezug auf die Ausweisung des englischen Gesandten geführte Korrespondenz dem Kongresse vorlegen, damit dieser bei den Dis⸗ kussionen über die Adresse sie benutzen könnte. Der Minister der auswärtigen Angelegenhetten, Marquis von Pidal, erklärte sich dazu

Frechheit verübter Verbrechen. Dieselben haben

bereit, obgleich ganz- Europa von jenem Vorgange bereits hinlänglich unterrichtet wäre. Morgen wird die Diskussion der Adresse be⸗ ginnen. 8 1

Die hiesigen ministeriellen Blätter, welche anfangs Herrn von Lamartine, dann den General Cavaignac als den Retter Frankreichs gepriesen hatten, erschöpfen sich nunmehr in überschwãnglichen Lobes⸗ erhebungen des definitiven Präͤsidenten der Republik, in welchem sie zugleich den aufrichtigsten Verbündeten der hier herrschenden Partei erblicken wollen.

Der General Concha hatte am 2lsten sein Hauptquartier in la Garriga. Am 23sten traf der General Lersundi in Barcelona ein und legte Krankheits halber den Befehl über seine Division nie⸗ der. Die Karlisten hielten noch am 22sten die Stadt Vich eng blokirt.

Dem Vernehmen nach wird der Marquis von Valdegamas (Donoso Cortes) sich demnächst auf seinen Gesandtschaftsposten nach Berlin begeben, und der würdige General Zarco del Valle zum Feldmarschall erhoben werden.

3proz. 21 ½. 5proz. 10 ½ P.

““ Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Uhr.

Nach emmaliger Beobachtung.

Nachmittags 2 Ubr.

1849. Morgens 6. Jan. 6 Uhr.

335,02Par. 335,66 Par. 335,060(Par. Quellwärme m. 6,60 h. 2,8 h. 1,0„ R. Plasswärme 0,0 h. 7,3° R. 4,00 R. 5,7 °9 R. Bodenwürme 94 pct. 90 pcCt. 64 pcCt. Ausdünstung

trüb trüb Schnee Niederschlag0, 1II“Rb.

W. W. W. Würmewechsel 2,5

I 1,90 335,25“ Par.. 3,50 R. 5,7⁰0 R. 83 pct. W

Königliche Schauspiele.

Montag, 8. Jan. Im Opernhause. 5te Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale: Die Weiberkur, (le diable à quatre), pantomimisches Ballet in 2 Abth., von den Herren de Leuven und Mazelier, für die Königliche Bühne bearbeitet und in Scene gesetzt von P. Taglioni. Musik von A. Adam. (Frl. Carlotte Grisi, vom Theater der großen Oper zu Paris: Mazurka, als erste Gastrolle.) Vorher: Doktor Robin, Lustspiel in 1 Akt. Anfang halb 7 Uhr.

Dienstag, 9. Jaun. Im Opernhause. 6te Abonnements⸗ Vor⸗ stellung. Die Zauberflöte, Oper in 2 Akten. Musik von Mozart. Anfang halb 7 Uhr. 111““

Königsstädtisches Theater. ö. Montag, 8. Jan. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Cristoforo Colombo. Große Oper in 4 Akten, von Felicc Romani. Ins Deutsche übersetzt von Emilie Seidel. Musik vom Kapellmeister der stalienischen Oper Sgr. Carlo Emanuele de Barbieri. Die nruen Decorationen des ersten, dritten und vierten Akts sind vom Decoraa-a. ionsmaler Herrn Schwedler. 8 9. Die Töchter Lucifer's. 8 Großes phanta⸗ stisches Zauberspiel mit Gesang in 5 Abtheil. (12 2 von W. Friedrich. Musik komponirt und arrangirt von Ed. Feacph⸗ (Decorationen und Kostüme neu. Mit neuen scenischen usschmük⸗

kungen und neuen Couplets.)

Luftdruck Luftwärme Thaupunkt Duustsättigung-.

Wolkenzug.. .

Taxesimittel: