Der General⸗Kriegspolizeimeister der aktiven Armee, General⸗
Lieutenant Sobolew, ist am Sten d. von St. Petersburg nach War⸗
au zurückgekehrt. 8 Am zien 8 zur Eröffnung des diesjährigen Karnevals großer
Ball bei dem Fürsten und der Fürstin von Warschau.
Italien. Rom, 30. Dez. (J. d. D.) Der Fürst Corsini, welcher an der Staats⸗Junta keinen Antheil nehmen, noch die Con⸗ stituante dekretiren wollte, hatte sich entschlossen, in der Nacht vom
M25. auf den 27. Dezember Rom zu verlassen. Schon harrte seiner an dem Thore ein Wagen mit einer Dragoner⸗Eskorte; aber er wurde an der Abreise verhindert. Die Epoca kündigt an, daß der Hraf Mamiani fest entschlossen ist, nicht ins Ministerium zu treten, eit die Junta in Function getreten. Rom, 1. Jan. (Allg. Ztg.) Der Circolo popolare hat gestern durch einen Anschlag erklärt, daß der Papst, welchem man als Oberhaupt der Christenheit die Kniebeugung zwar nicht ver⸗ sagen wolle, als weltlicher Herrscher aufgehört habe zu sein. Gestern, wo die Einsetzung der Costituente gefeiert werden sollte, ging es sehr flau her. Mamiani hat erklärt, daß er auch ohne Rücksicht auf sei⸗ nen Leidenszustand fest entschlossen gewesen sei, sich mit den Staats⸗ geschäften nicht mehr zu befassen, und Pantaleoni hat in der Epoca die Rede veröffentlicht, welche er in der Kammer abzuhalten verhin⸗ dert worden war. Er weist die Grundlosigkeit der Idee einer römischen Costituente überzeugend nach und läßt das Nutzlose und Schadenbringende eines palliativen Kurverfahrens durchblicken, welches, statt die Quelle des Uebels, die er in den Zuständen der Lombardei sucht, zu stopfen den Staatskörper durch unzeitig ableitende Mittel immer mehr entkräftet. Uebrigens soll auch er mit der Raison des Mord⸗ gewehrs bedroht worden sein und sich von Rom entfernt haben. der Dividende der Konsolidaten ist, da man die von Rosst zu diesem Zwecke zurückgelegten Gelder verthan hat, nicht möglich. Die angeordneten außerordentlichen Steuern fangen bereits an, sich drückend fühlbar zu machen. Pferde zahlen schon das Dop⸗ pelte von dem, was sie früher entrichten mußten (18 Fl. pr. Jahr), und auch von einer Fenster⸗ und Thürsteuer ist die Rede, welche mit dem öfter ausgesprochenen Wunsche, die Miethen ermäßigt zu sehen, in grellem Widerspruche steht. 8
Neapel, 29. Dez. (Times.) Es steht eine Interventi Oesterreichs im Kirchenstaate in Folge eines 1 Neapel Fätesashen nen Vertrags und auf Ansuchen des Papstes in Aussicht.
Die Sicilianer haben die neapolitanischen Vorposten angegriffen, und General Filangieri will wegen dieser Verletzung des Waffenstillstands die Feindseligkeiten wieder beginnen. In einer Unterredung mit den Vertretern Englands und Frankreichs hat er diesen Herren an das Herz gelegt, den Offizieren der beiden Eskadren die strengste Neutralität zu empfehlen; er drohte, daß er nicht den mindesten Unterschied zwischen Sicilianern und Neutralen machen würde, wenn er letztere in den Reihen der Insurgenten finden sollte. Ueberhaupt erklärte er, seine Pflicht thun zu wollen, ohne Rücksicht auf die Störung, die sein Benehmen in den diplomatischen Verhältnissen Neapels mit anderen Höfen hervor⸗
88
Spanien. Madrid, 2. Jan. (Times.) An diesem Tage wurden Interpellationen an das Kabinet über Catalonien gerichtet, der Minister des Innern hat aber seine Antwort bis nach dem Schlusse der Diskussion über die Adresse verschoben. Herr Mendi⸗ zabal stellte dann den Antrag, daß die Liste der während der Zeit, in welcher die Kammern nicht versammelt waren, verhafteten oder [transportirten Personen auf den Tisch der Kammer gelegt werden möge. Der Minister des Innern hatte dagegen nichts einzuwenden. Als die Post abging, hatte sich Herr Moron erhoben, um die finan⸗ ziellen Maßregeln, die in der Adresse erwähnt warden, anzugreifen, und Herr Mon, Minister der Finanzen, war im Begriff, ihm zu antworten.
Die Gaceta veröffentlicht eine Depesche des General⸗Capi⸗ tains von Burgos, die ankündigt, daß am 29. Dezember Comman⸗ neur Villaneuva und Oberst Palacios die Schaar Estudiante's ver⸗ dichtet hätten.
Burgos, 2. Jan. (Bayon. Bl.) Heute langten hier 54 Verwundete, darunter der Commandeur der Königlichen Truppen, an. Sie brachten 4 karlistische Gefangene mit, wovon einer sogleich starb; die Anderen sollten am folgenden Morgen erschossen werden. Die oben erwähnten Leute waren in einem Zusammentreffen bei Lerma, welches zwischen den Königlichen Truppen und einem neuen Karlisten⸗ Chef, El Tambor, stattfand, verwundet.
Portugal. Lissabon, 30. Dez. (Engl. Bl.) Man versichert, daß die Cortes, deren Session am 2. Januar eröffnet werden sollte, bis zum 20. Januar vertagt werden würden. Die Majorität der Cortes ist dem jetzigen Ministerium abgeneigt.
Im Schatze ist dlhs Ebbe, und alle Ausgaben, der Sold der Armee und der Marine, bleiben im Rückstande. Ein Schiff von 74 Kanonen, welches zum Schutze der portugiesischen Interessen nach Rio Janeiro abgehen sollte, konnte wegen Mangels an den nöthigen Geldmitteln nicht abfahren; der Handelsstand von Lissabon mußte ns Mittel treten, um die Abfahrt möglich zu machen. 1
Türkei. Konstantinopel, 20. Dez. (A. Z.) Die Kommission, welche bestimmt ist, die türkisch⸗persische Gränz⸗Regu⸗ lirungs⸗Angelegenheit vollends ins Reine zu bringen, wird sich an die Ufer des Schat⸗el⸗Arab begeben, denn dort ists, wo noch meh⸗ rere streitige Punkte zu berichtigen sind. So liegt am Zusammen⸗ fluß des aus Persien kommenden Flusses Kiarun und des Schat⸗el⸗ Arab, des vereinigten Stroms des Euphrat und Tigris, die persische befestigte Stadt Mohamra, welche die beiden dort zusammenmünden⸗ den Flüsse beherrscht. Auf den Besitz dieses Platzes macht die Pforte Anspruch aus dem Grunde, weil sonst Persien, bliebe es im Besitze desselben im Stande wäre, der Schifffahrt auf dem Schat⸗el⸗Arab jeden Augenblick Hindernisse in den Weg zu legen. Die Pforte will, 95. fremder Staat soll die freie Fahrt auf diesen Flüssen hem⸗ men können.
bringen könnte.
Montag, 15. Jan. Im Schauspielhause. 9te Abonnements⸗ Vorstellung: Prinz Friedrich von Homburg, Schauspiel in 5 Abth., von H., von Kleist. Anfang halb 7 Uhr.
Dienstag, 16. Jan. Im Opernhause. 9te Abonnements⸗Vor⸗ stellung. Das Diamantkreuz, Oper in 3 Abth., Musik von S. Sa⸗ loman. Tanz von Hoguet. Anfang halb 7 Uhr.
Donnerstag, 18. Jan. Im Opernhause. Mit Allerhöchster Ge⸗ nehmigung. Zum Abschieds⸗Benesiz des Herrn Bader. (Neu ein⸗
try. (Herr Bader wird in der Rolle des Blondel zum letztenmale zuftreten.) Dehgtecf gent aus dem Ballet: „La iorita“, von Paul Taglioni. a Palermitana, ausgeführt von Frl. Marie Taglioni. 8 “ 8 68 dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver⸗ auft:
Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr., ein Billet in den Logen des ersten Ranges, im ersten Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., ein Billet im Parterre, in den Logen des dritten Ranges und im Balkon daselbst 20 Sgr., ein Billet im Amphitheater 10 Sgr., ein Billet zur Fremden⸗Loge 2 Rthlr. 3
Der Billet⸗Verkauf zu dieser Vorstellung findet von Dienstag, den 16ten d. M., an auf dem Kassenflure des Königlichen Opern⸗ hauses und Abends an der Kasse am Tage der Aufführung statt. Die Inhaber von abonnirten und reservirten Plätzen werden ersucht, bis Montag, den 15ten, Mittags 2 Uhr, an Herrn Bader, Mark grafen⸗Straße Nr. 66, 2 Treppen, erklären zu lassen, ob sie ihr Plätze behalten wollen. Die bei Herrn Bader eingegangenen Mel⸗ dungen sollen, so weit als der Raum es gestattet, berücksichtigt wer⸗ den, und wird ersucht, diese bestellten Billets bei demselben abholen zu lassen.
Königsstädtisches Theater.
8
Montag, 15. Jan. Die Töchter Lucifer's. Großes phanta⸗ stisches Zauberspiel mit Gesang in 5 Abtheil. (12 Tableaux), vo W. Friedrich. Musik komponirt und arrangirt von Ed. Stiegmann. (Decorationen und Kostüme neu. Die Maschinerieen sind vom Theatermeister Herrn Brandt. (Die Decorationen — im ersten Akt: der Speisesaal des Lucifer — im zweiten Akt: eine Mansarde; eine Blumengegend — im dritten Akt: Hütte mit Felsengegend; das Land der Schlaraffen — im vierten Akt: ein Wettrennen — im fünften Akt: Lucifer's Boudoir; Landschaft mit dem Quell der Jugend — sind vom Decorationsmaler Herrn Schwedler.) (Mit neuen scenischen Ausschmückungen und Couplets.)
Dienstag, 16. Jan. Die Töchter Lucifer's.
Mittwoch, 17. Jan. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) L'Elisir
d'amore. (Der Liebestrank.) Komische Oper in 2 Akten. Musik von Donizetti. (Nemorino: Sgr. Laboceta.)
Berlin, 13. Jan. Noch immer bleibt die Stimmung an un⸗ serer Börse flau, und ddie meisten Tage in der abgelaufenen Woche lieferten den ganz unzweifelhaften Beweis, daß die Unternehmun glust noch eben so beschränkt ist, als sie es seit langer Zeit war, daß das Vertrauen nicht in dem erforderlichen Maße hergestellt und die Be⸗ wegung der Vergangenheit noch zu scharf eingeprägt ist, als daß sie nicht in diesem Augenblicke, wo die Wahlen in vollem Gange sind, neue Besorgnisse erregen sollte. Wenn wir auch von einem direk⸗ ten Einfluß auf die Bewegung der Course nicht sprechen wollen, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, daß der jetzige politische Kampf in unseren inneren Angelegenheiten allen unseren Spekulanten eine
gewisse Vorsicht anempsiehlt, die auf den Gang des Geschäfts läh⸗ mend einwirkt und dadurch schon einen Druck auf die Course aus⸗ übt. Andererseits wird der Boden der Speculation durch Emitti⸗
rung neuer Fproz. Obligationen sehr gelockert, und diejenigen Effek⸗ ten, deren Ertrag von der Rentabilität abhängig bleibt, werden na⸗ türlich in den Hintergrund gedrängt. Sie werden bei neuen Geld⸗ Anlagen nicht nur ganz vernachlässigt, sondern auch zum Umtausch an den Markt gebracht. Daß unter diesen Umständen die Emission der 5proz. Stadt⸗Obligationen, welche, unter Pari an die Börse
Kerliner Börse. gebracht, viel Käufer anlockten und so auf den Stand aller zinstra genden Obligationen nachtheilig wirken mußte, war vorauszusehen. Hierbei ist noch der Umstand beachtenswerth, daß diese Effekten aus⸗ schließlich an unserem Ort zirkuliren werden und deshalb nicht so leicht vergriffen sein können, als z. B. neue 5proz. Anleihe, die bereits in Leipzig, Hamburg, in Frankfurt a. M. und in allen unse⸗ ren Provinzen vertheilt sind. Wenn nun auch deren Cours von 1014 bis 100 ℳ% zurückging, so erholten sie sich in Folge mehrseitiger aus⸗ wärtigen Kaufordres sehr bald wieder und bleiben heute 101 % bez. 5proz. Stadt⸗Obligationen sind indeß nicht minder beliebt und erreich⸗ ten den Cours von 98 ., wozu ansehnliche Posten genommen wur⸗ den. Unsere Staats⸗Schuldscheine schwanken je nach Bedürfniß und Angebot, und wichen unter diesem Einfluß bis 78 ½, stiegen aber heute bis 79 ¼ %, wozu Geld blieb. Preuß. Bank⸗Antheile erfuhren, einiger ansehnlicher Verkäufe wegen, einen ziemlich beträchtlichen Rückgang, sie wichen von 94 ¼ a 91 ¾ %, schließen aber heute 92 ½ % bezahlt und Geld.
Eisenbahn⸗Actien blieben meistentheils weichend, und besserte sich deren Cours ü seit gestern wieder etwas. Besonders gedrückt wur⸗ den Berlin⸗Anhalter, die a 77 ¼ % verkauft wurden, heute aber wie⸗
—,
der 78 ⅞ G. schlossen. Berlin⸗Stettiner 90 a 88 ½ % bez., heute 89 ¾ G. Potsdam⸗Magdeburger von 62 ½ a 60 ½ %. Halle⸗Thürin⸗
ger von 51 bis 50 a X %. Berlin⸗Hamburger von 62 ½ a 60 1 bez.
Oberschles. Actien versprechen eine überaus günstige, vielleicht von allen Eisenbahn⸗Actien die beste Dividende zu geben; man bezahlte
bereits 2 ¾ Rthlr. für den Dividenden⸗Coupon, so daß mit Hinzu⸗
rechnung der Jahreszinsen von 3 ½ % sich ein Ertrag von 6 ½¾ % her⸗
ausstellen wird. Wenn der Cours der Actien sich dennoch in dem
Verhältniß nicht bessert, so hat dies seinen Grund in der Vermeh⸗
rung des Stamm⸗Actien⸗Kapitals, deren Obligationen nicht eher
zum Verkauf kommen, sondern so lange deponirt sind, bis der
Pari⸗Cours dafür zu erreichen ist. Niederschl.⸗Märkische sind von
72 ½ bis 70 ⅔ % gewichen, bleiben heute 71 ¼ Gld., Stargard⸗Posen
von 72 ¼ a 70 % verkauft, blieben 70 ¾ Gld., Köln⸗Minden von 80
a 78 ½¼ und 78 ¾ bez. u. Gld.
In fremden Fonds war der Umsatz nicht sonderlich belebt, in⸗ deß zeigten deren Notirungen große Testigkeit und bewiesen bis jetzt wenigstens, daß sich nirgends gegründete Besorgnisse für die Störung des Weltfriedens kund geben.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 13. Jan. Holl. und Kaiserl. Dukaten 96 ¼ Br. Friedrichsd'or 113 ½ Gld. Louisd'or 112 ½ Gld. Poln. Papiergeld 93 ½ Br. Oesterreichische Banknoten 90 ⅛ a bez. Staats⸗Sqhuld⸗ scheine 78 ⁄ Gld. Seehandlungs⸗Prämien⸗Scheine 2 50 Rthlr. 96 Br. Posener Pfandbriefe 4proz. 95 ¾ bez., do. 3 ½ proz. 80 ⅞ bis 81 bez. und Gld., Schles. Pfandbriefe 3 ½ proz. 90 ¼⁄2 Br., do. Lit. B. 4proz. 92 ⁄ Br., do. 3 ⅛proz. 82 ½ Br.
Polnische Pfandbriefe alte 4 proz. 91 ¼ Gld., do. neue 4proz. 90 ¾ Gld., do. Partialloose a 300 Fl. 99 Br., do. a 500 Fl. 73 Br. Russisch⸗polnische Schatz⸗Obligationen a 4 pCt. 70 Br.
Actien. Oberschles. Litt. A. 93 ¼ Gld., do. Litt. B. 93 ¼ Gld. Breslau⸗Schweidn.⸗Freib. 87 Br. Nitderschl.⸗Märk. 71 Br., do. Prior. 97 ½ Gld., do. Ser. IIHI. 94½ Br. Ost⸗FKhein. Keh ⸗ GG “ (Dresd.⸗Görlitz) 76 Br. 1 ⸗Brieg 37 Br. Krakau⸗Oberschl. v. Friedrich⸗Wil⸗ helms⸗Nordöohn 36 ⅔f0 Gld. ““
Wechsel⸗ .
Amsterdam 2 M. 142 ¼ 2 u
Hamburg a Vista 150 %¾ Gld.
1 do. 2 2 149 ¾ Gld.
ondon 1 L. Sterling 3 M. 6. 25
Berlin a Vista 2nsg 11“
b do. 2 M. 99 ¼ Gld.
Wien, 11. Jan. Met. 5 proz. 84 , v½, 85 r 99 bi 69 . Wpro. 44 ½ —44. An.. 542 18 1182 ““ Nordb. 101 ½ — 101 ½. Gloggn. 97 ⅛ — 98 t. Mail. 67 ⅛ — 68 . Livorno 67 ¾ — 67 ⁄. Pesth 67 — 67 ⅛. B. A. 1087 — 1090 Wechsel. Amst. 157. Augsburg u. Frankf. 112 ½. Hamb Paris 133 ⅞. K. K. Gold 416 . G nd Loose etwas hö Figenbsi Fremde Devisen anfangs häher. Ende sesernechfenbahnen matte.
Leipzig, 12. Jan. L. Dr. Part. Ob 4
B. A. 141 8½˖ Br. „Leipz. Dr. E. 8 98 ½ V. C. Baper. 78 Br., 77 ¾ Gld. Sächs. Schles. 75 Br. Chemmiy. Riesa 26 Br. Magd. Leipzig 168 Br. Berl. Anh. A. u. B 79 ½ Br., 78 ½ Gld. Altona⸗Kiel 90 Br. Deß. B. A. 102 Br., 401* Gld. Preuß. B. A. 92 ¾ Br., 92 Gld. . Die Post vom 13ten fehlt.
Frankfurt a. M., 11. Jan. Von Fonds waren an heu⸗ 8 allein die badischen, kurhessischen u. österr. Wose mehr in Nachfrage und man bot dafür etwas bessere
166.
Sächs.
6 tiger Börse nur d frankf Oblig.
Course, als gestern. F. W. Nordbahn hielten sich um ¼ billiger of⸗
ferirt. Alle übrigen Gattungen der Fonds u. Eisenbahn⸗Actien er⸗ litten keine Veränderung. Das Geschäft war im Allgemeinen sehr wenig belebt. Nach der Börse ohne Bewegung.
5 proz. Met. 74 ½. 74 ½¼. Bank⸗Actien 1187. 1182. Baden 60 Fl. L. 46. 45 ½, do. 38 Fl. L. 265. 26 ⁄. Hessen 26. 25 ¼. Sard. 24 ½. 24 ⅞. Darmst. 50 Fl. L. 65 ¼. 65 %, do. 25 Fl. L. 21 ¼. 21 ¼. Span. 3proz. 19 ¼. 19 ¼. Poln. 300 Fl. L. 98 ¾ G., do. 500 Fl. L. 73. 72 ½. Friedr. Wilh. Nordbahn 37 ¼. 37 ½. Berbach 67 ¼. 67⁄. Köln⸗Minden 80. 79 ½.
„Frankfurt a. M., 12. Jan. Das Geschäft an heutiger Börse war von einigem Belang. Zproz. Spanier, darmst. und sard. Loose, alle holländischen und österreichischen Gattungen hielten sich mehr begehrt und steigend. Friedr. Wilh. Nordbahn, Bexbacher und Köln⸗Mindener Actien gingen auf die niedrige Notirung von Berlin im Cours zurück. Alle übrigen Fonds behaupteten sich auf ihrer Höhe von gestern.
5proz. Met. 74 ¼. 74 ½. Bank⸗Actien 1195.1188. Baden 50 Fl. L. 46 ¼. 45 ¼, do. 35 Fl. L. 26¼. 26 ¼. Hessen 26. 25 ½. Sard. 25 ¾. 25. Darmst. 50 Fl. L. 66 ¼. 65 ¼, do. 25 Fl. L. 21 ¼. 21 ½. Span. 3proz. 19 5¼. 19 ½. Poln. 300 Fl. L. 99 G., do. 500 Fl. L. 73. 72 ⅞. Friedr. Wilh. Nordbahn 37.36 ⅞. Bexbach 67 ½. 67 . Köln⸗Minden 79 ½. 79.
Hamburg, 12. Jan. 3 ½èproz. p. C. 78 ¾ Br., 78 ½ G. E. R. 99 ½ Br., 99 G. Dän. 65 Br., 64 ½ G. Ardoins 9 ¼½ Br., 9 G. 3proz. 18 ¾ Br., 18 ¾ G. Hamb.⸗Berl. 61 ½ Br., 60 ½ G. Berge⸗ dorf 68 Br. Altona⸗Kiel 89 Br., 88 ½ G. Gl. Elmsh. 25 Br. Rendsb. Neum. 90 Br. Mecklenburg 35 ½ Br., 35 G.
Wechsel. Paris 187 ½. Petersb. 33 %. London 13.9. Am⸗ sterdam 35. 60. Frankf. 887. Wien 168 ½. Bresl. 152 ½. Louis⸗
dor 41 8.
Im Wechselgeschäft wenig Umsatz. London Brief u. Geld. Amsterdam Geld. Paris fehlt. Frankfurt zu lassen. Wien Einiges gekauft. Das Geld sehr reichlich. Fonds und Eisenbahn⸗Actien bei
geringem Umsatz fest.
Amsterdam, 11. Jan. In holl. Fonds war heute weni e und Veränderung. Span. und port. etwas ö uss. unverändert. Oesterr. wiederum gesuchter. Von südamerikan. waren Peru mehr angeboten. Peru 35 ⅜, . sec HSin Int. 49 %, v. 3proz. neue 59 ¾. Span. Ardoins, gr. 9 en 10 ¾. Coupons 6 ¼. Russen alte 101. 4proz. 81. Stiegl.
0 ¼. Oest. Met. Sproz. 72 ½, 2. 2 ½Qproz. 38 ½, X. Bras. 784
98 ¾ G.
Wechsel. Peters⸗
London 2 M. 11. 95 G., burg 182 G. Letzte Course vom 10ten. Int. 49 z. 10 ½. Met. 5proz. 72 ½. 2 ½proz. 38 1½. u“
WMarkt⸗Berichte.
Stettin, 13. Jan. Es ist heute bei stärkerem etwas kälter als gestern.
Getraide. In unserem gestrigen Wochenbericht ist durch einen Druckfehler der Preis von 50 Wspl. 90pfd. weißb. poln. Weizen mit 57 ⅛, statt mit 54 ½ Rthlr. angegeben. Heute ging in Weizen nichts um; die in Folge der seit Neujahr eingetretenen Veränderung des Fahrplans der Eisenbahn wieder erst nach der Börse ausgegebenen Briefe vom londoner Mittwochs⸗Markt lauten durchaus flau, und es läßt sich annehmen, daß man auch hier von den zu hohen Forderun⸗ gen zurückkommen wird.
Roggen in loco 84— 85 pfd. 26 ½ Rthlr. bez. u. Br., pr. Früh⸗ sahr 82pfd. 29 Rthlr. bez., Br. u. Gld., 86 pfd. 30 — 29 ¾ Rthlr. gefordert, 29 ½ Rthlr. bez.
Kleine Kocherbsen 31 Rthlr. gefordert, 30 Rthlr. bez.
Rüböl in loco inkl. Faß 13 ½ Rthlr., ohne Faß 12 ½ Rthlr., pr. Januar / Februar 12 ⅞ Rthlr., Febr. /März 12 ⁄½ Rthlr., März/April 12 ⅛ Rthlr. bez., April/Mai 12 Rthlr. Br. 1
Spiritus aus erster Hand zur Stelle 23 ½ a 23 ½ %, aus zweiter Hand ohne Faß 23 ½¾ % bez., pr. Frühj. 21 ½ % bezahlt. 1
Zink pr. Frühjahr 4 ½ Rthlr. bez.
Breslan, 13. Jan. Weizen, weißer 52, 57, 61 Sgr., gelber 50, 54, 59 Sgr. 60 Wspl. gelber Weizen per Frühjahr ab⸗ geladen 90 pfd. a 53 ⅞ Rthlr. frco. Stettin verkauftt.
Roggen 34 ½, 32, 30 Sgr.
Gerste 21, 23, 25 Sgr.
Hafer 14 ½, 15 ½vx, 17 Sgr.
Kleesaat unverändert.
Spiritus 6 ½ Rthlr. bezahlt.
Rüböl 14 ½ Rthlr. Gld. 8
Zink 500 Ctr. loco a 4 Rthlr. 13 Sgr. begeben.
Die Preise am Markte behaupteten sich auch heute, obgleich das Geschäft nicht von Belang war.
Paris 56 ¾˖ G. Wien 31 ¼ Br. 1. S. 12.
Frankf. Hamburg 34 %.
Ard., gr. Piecen
Winde wieder
8
.“
Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.
Beilage
1.
ge zum
8 1 89 — A1A1A6“
ischen Staats-Anzeiger.
b eh hs üch nseazd Iat sg ,h,. 1. N nlce. .
1
Mpontag d. 15. Januar⸗
—ö— —
studirt.) Richard Löwenherz, Singspiel in 3 Abth. Musik von Gre⸗
Deutschland.
Bundes⸗Angelegenheiten. Frankfurt a. M. Verhandlungen der verfassunggebenden Reichs⸗Versammlung. .
Nichtamtlicher Theil. Dentschland.
Bundes-Angelegenheiten. 2 u“
Frankfurt a. M., 9. Jan. (D. Z.) 149ste Sitzung der verfassunggebenden Reichs⸗Versammlung. Tagesordnung: 1) Berathung des Berichts über das ministerielle Programm, „die
österreichische Frage“ betreffend.
2) Ergänzungswahl in den Central⸗Legitimations⸗Ausschuß. Ddie Sitzung wird um 9 ⅞ Uhr und in der Paulskirche eröffnet. Den Vorsitz übernimmt Präsident Eduard Simson. Die Rückkehr in die gewohnten stattlichen Räume der Versammlung und die Wichtigkeit des Ge⸗ genstandes, über welchen die Berathung am heutigen Tage beginnt, haben die den Zuhörern vorbehaltenen Logen und Gallerieen in Zei⸗ ten zahlreich gefüllt. Ausgetreten sind aus der National⸗Versamm⸗ lung die Herren Joseph aus Sachsen und der preußische Gesandte für England, Herr Bunsen, gewählt in Schleswig⸗Holstein. An die Stelle des Herrn von Watzdorf aus Sachsen tritt dessen
Stellvertreter Eli Evans. In Bremen hat eine von Frauen und Jungfrauen veranstaltete Lotterie mehr als 5000 Fl. für die Flotte eingetragen. (Lebhaftes Bravo.) Der Bevollmächtigte sür Oester⸗ reich, Herr von Schmerling, überreicht im Namen seiner Re⸗ gierung die sechszehnte Lieferung der statistischen Tabellen für Oe⸗ sterreich. 8 1 “
Herr Ludwig Simon von Trier trägt eine Anrufung an das Reichsministerium der Justiz vor, des Inhalts, daß in Preußen die Preßfreiheit aufgehoben, die Censur wieder eingeführt sei — na⸗ mentlich auch in Erfurt — was in Erwägung, daß das Parlament und die Centralgewalt dem preußischen Volke seine Freiheiten aus⸗ drücklich gewährleistet habe, das Reichsministerium der Justiz zu thun geneigt sei, die Beseitigung der preußischen Ausnahme⸗Maßregeln zu bewirken?
Eine Anrufung des Abgeordneten Herrn Ziegert an dasselbe Ministerium bringt die unerledigten Forderungen der Staatsgläubiger
des ehemaligen Königreichs Westfalen wieder zur Anregung. Herr Rödinger berichtet für den Petitions⸗Ausschuß über mehrere Einläufe an die National⸗Versammlung. Herr Mich elsen für den Gesetzgebungs⸗Ausschuß über einen Antrag Jucho's, die Voll⸗ ziehung der Civilehe betreffend. Endlich verfügt der Präsident die Einforderung der Wahlzettel zur Ergänzung des Central⸗Legitima⸗ tions⸗Ausschusses. 1 6 8 Zu den Mehrheits⸗ und Minderheits⸗Anträgen des österreichi⸗ Ausschusses, dessen Bericht über das Ministerial⸗Programm hierauf der Berathung unterbreitet wird, ist eine lange Reihe von Verbesserungs⸗Anträgen gestellt. Zuerst einer von Edel, von Würth und Genossen, das Reichsministerium zu ermächtigen, zur Zeseitigung der Schwierigkeiten, welche der Ausdehnung der deut⸗ chen Verfassung auf die deutsch⸗österreichischen Lande entgegenstehen, nd zur Anbabnung einer Union auch mit den außerdeutschen Pro⸗ inzen des Kaiserstaats, die geeigneten Maßregeln zu ergreifen. Unter den Unterstützenden dieses Antrags ist Karl- Welcker. Sodann ein Antrag von Reh aus Darmstadt (auf neun Erwägungen be⸗ uhend) 1) daß sich die National⸗Versammlung im Allgemeinen mit der Note des Reichsministeriums vom 5. Januar einverstanden er⸗ äre; 2) daß sie der dort ausgesprochenen Zurückweisung dee Ver⸗ inbarungs⸗Prinzips durchaus beipflichte; 3) das Reichsministerium ermächtige, „zu geeigneter Zeit und in geeigneter Weise“ mit der zsterreichischen Regierung in Verhandlung zu treten. Drittens stellt Herr von Linde einen eventuellen Zusatzantrag zu dem Minderheitserachten des Ausschusses. Herrn von Lassaulr's Antrag beginnt mit der Erwägung: ‚daß es verständigen Männern nicht zieme, de Wege der Thoren zu gehen, die da meinen, daß die wirklichen Dinge sich nach ihrer Meinung zu richten hätten“, und er verlangt, das Reichsministerium zu verpflichten, wie mit allen deutschen Regierungen, so namentlich auch mit der ersten derselben, der Kaiserl. österreichischen, das innige Einverständniß herbeizuführen, welches zur gedeihlichen Vollendung der Verfassung unerläßlich sei. Hat schon die Einleitung des Las⸗ saulyr'schen Antrags zu allerlei Unwillensäußerungen Veranlassung egeben, so will ihn Jordan von Berlin sogar an den sogenannten Frechheitsausschuß verwiesen sehen. 8 Ein fünfter Verbesserungsantrag rührt von A nossen her.
Im Ganzen haben sich 94 Redner für den zu behandelnden Ge⸗ genstand aufzeichnen lassen. Zum Theil sind es dieselben Sprecher, die man auch in anderen Fragen häufig auf der Tribüne erblickt, zum Theil aber auch ganz neue Namen. Es scheint, als solle keine
parlamentarische Kraft im Hause übrig bleiben, die sich nicht bei die⸗ sem Streite zu bethätigen sucht. .
Der Berichterstatter der Mehrheit des Ausschusses, Herr Ve⸗ nedey, eröffnet die Debatte mit dem Spruche: Gott mit T eutsch⸗ and! Um die Theilung des Vaterlandes handele es sich. Man age, die Trennung geschehe nur, um sich desto sicherer zu vereini⸗
gen. Aber Völker, die sich einmal getreunt, kämen nimmer wieder zusammen. Ein preußisches Kaiserthum sei vielmehr des Pudels Kern. Einmal ein Riß gesprengt zwischen Deutschland, werde sich die Kluft nur erweitern, nicht wieder schließen lassen und ein un⸗ geheures Gewicht auf dem Manne lasten, der diese Frage zur Ka⸗ binetsfrage mache. Denn er werde die deutsche Zukunft zu verant⸗ worten haben.
8 Dieser Mann,
hreus und Ge⸗
— der Reichsminister Heinrich von Gagern, besteigt unmittelbar darauf die Tribüne, und mit demselben Spruche, den Herr Venedey für sich angeführt. Feierliche Stille. Herr von Gagern wiederholt den Inhalt seiner Vorlagen, die er an die Ver⸗ sammlung und an den österreichischen Ausschuß gerichtet. Dann wendet er sich an die Erachten, welche der Ausschuß gestellt hat, nd erklärt, daß das Reichsministerium den Antrag der Mehrheit icht annehmen könne, den Antrag der Minderheit dagegen zu dem seinigen mache. Die Revolution, welche diese Versammlung in die Paulskirche gecufen, ist hauptsächlich hervorgegangen aus dem Gefühle der Nation, daß sie die Rolle unter den Völkern Europa's nicht
kleineren Staaten am lebhaftesten geltend gemacht, am wenigsten in Oesterreich. Wie es nun aber zu bewirken sei, zu einer einheit⸗ lichen Machtgestaltung zu gelangen, ohne die ganze alte Ordnung über den Haufen zu werfen, das war die Aufgabe des Nachdenkens der besten Freunde des Vaterlandes. Sehr bald sprach sich dies Be⸗ streben in dem Satze aus, daß an die Stelle des Staatenbundes ein Bundesstaat treten solle. Es ist in dem Lassaulxschen Antrage ge⸗ sagt worden, man solle über Schulbegriffe nicht streiten. Ich thue das auch nicht; ich werde sogleich sagen, wie ich den Bundesstaat verstehe. Nennen Sie die künftige Verfassung Deutschlands wie Sie wollen, das Bedürfniß ist, daß es eine Gesammtregierung habe — eine Gesammt⸗ regierung, die sich auf den Willen der Nation stützt, wie er sich in der Vertretung der Nation ausspricht. Eine solche Regierung und Vertretung im Geiste der Nation durch die Verfassung zu schaf⸗ fen, darin habe ich unsere Aufgabe erkannt. Ueber die Schwierigkei⸗ ten, welche diese Einheit finden würde, und über die große Reihe von Arbeiten, die uns auch jenseit der Verfassung bleibt, habe ich mich nie getäuscht. Was Oesterreich betrifft, so gab es seine sogenannten deut⸗ schen Vorlande beim wiener Kongresse auf, und seine Politik richtete sich wesentlich auf die Donauländer und gegen den Osten. Den Preu⸗ ßen wird dagegen ihr Streben nach der Hegemonie Deutschlands zum Vorwurfe gemacht. Im Gegentheil, das spezifische Nationalgefühl Preußens widerstrebt eher dem engsten Anschlusse an Deutschland, als daß es ihn sucht, doch hofft der Redner von der Einsicht und Vater⸗ landsliebe auch dieser Partei eine Umwandlung zum größeren Sinne. (Bravo!) Aber nicht auf eine preußische Hegemonie steuere er hin, sondern auf eine starke deutsche Regierung. Wer bei ihm persönliche Verbindungen, wer Verpflichtungen voraussetze anderer Art, als gegen das große deutsche Vaterland, der thue ihm Unrecht. (Das glaubt Niemand! Zuruf auch von der Linken: Niemand!) Ich beharre nicht auf einer vorgefaßten Mei⸗ nung über Oesterreich. Ich werde mich gern als überwunden erklä⸗ ren, wenn man mir beweist: Oesterreich einer deutschen Gesammtregierung unterwerfen, die Oesterreich nicht selbst, nicht aus⸗ schließlich ist. (Bewegung.) Nicht also, daß ich Oesterreich aus⸗ scheiden wollte aus der deutschen Verfassung — aber ich glaube in der That, es wird sich nicht anschließen.é Daher sind alle die Vor⸗ würfe falsch, die von Abtrennung und Ausstoßung sprechen. Denn selbst wenn es unserer Verfassung beizutreten sich weigerte, bin ich weit entfernt, Oesterreich aus unserem Bunde zu lassen, von dem das Maß des alten Verhältnisses das Minimum ist. Sollen die Central⸗ gewalt und deren Ministerium die Pflichten erfüllen, die sie übernom⸗ men haben, namentlich was die Vertretung nach außen anlangt, so müssen wir auch die Mittel dazu besitzen. Die Vorhut gegen Osten steht vorzugsweise bei Oesterreich, daher sind vor Allem klare Verhältnisse und Beziehungen auch in dieser Richtung nöthig. — Nachdem dann Gagern das Programm von Kremsier, welches durch die nachfolgende Erklärung nur wenig modifizirt sei, als die Grund⸗ lage seiner Ueberzeugung hingestellt, spricht er das Vertrauen aus, der Bevollmächtigte für Oesterreich, der ehemalige Mitarbeiter an dem deutschen Werke, Herr von Schmerling, werde ihm auch ein treuer Mitarbeiter zur Anbahnung einer Vereinigung mit Oesterreich werden, die das deutsche Verfassungswerk nicht aufhalte, sondern es fördere. „Auf den Grund beschränkter Autorisation kann ich die Pflicht nicht übernehmen, das Verhältniß der Centralgewalt und das Verhältniß Deutschlands zu Oesterreich vorzubereiten. Daß hier nichts vergeben werden soll, versteht sich von selbst. Ueber die letzten Fragen dieses Verhältnisses hat die National⸗Versammlung unmittel⸗ bar zu entscheiden, und ich werde gewissenhaft in den Schranken mei⸗ ner Befugnisse bleiben. Wenn Sie mich dann fragen, was ich, wenn die Autorisation dem Ministerium ertheilt würde, thun wolle, so ist es zunächst das, daß ich die Unterhandlung anknüpfe über diejenigen streitigen Gegenstände zwischen den Befugnissen der Centralgewalt und den Hindernissen Hesterreichs, seinen Verpflichtungen in Bezug auf diese Befugnisse zu entsprechen. Ich werde mich weiter bemü⸗ hen, in Oesterreich das wahre Verständniß herzustellen über den Sinn, in welchem die National⸗Versammlung ihre Beschlüsse über das Verfassungswerk faßt, damit man nicht glaube, es geschähe in einem feindlich abstoßenden Sinne, während uns Alle nur ein Sinn hier belebt, der des brüderlichsten Ge⸗ fühles aller Deutschen, die sich nicht trennen wollen, sondern die nur die Unmöglichkeit vorerst noch vorsehen, sich so eng an einander zu schließen, wie es für einen großen und den größeren Theil Deutschlands zum Bedürfnisse geworden ist, und wie wir dieses Bedürfniß nicht erfüllen können, meines Erachtens, wenn nicht vorher das Verhältniß Oesterreichs zu Deutschland klar gestellt ist. Endlich werde ich, je nachdem der Fortschritt des Verfassungs⸗ werkes hier stattfindet, zu dem eigentlichen Verständnisse über die Lage Oesterreichs zu Deutschland zu kommen suchen. In diesem Sinne habe ich die Aufgabe der Centralgewalt zu seiner Regie⸗ rung aufgefaßt, in diesem Sinne wünsche ich, daß Sie sie auf⸗ fassen möchten und mir die erbetene Ermächtigung ertheilen. Ich kann aber diesen Platz nicht verlassen, ohne noch einmal Sie zu erinnern, von welchen wichtigsten Fragen es hier sich handelt, die in einem fast unscheinbaren Inhalte der Vorlage des Ministe⸗ riums zusammentreffen. Es ist mein tiefstes Gefühl, daß es sich um das Schicksal des Vaterlandes handelt. Ich leugne nicht, ich möchte alle Glieder umspannen in einem Verfassungswerke unter einer Regierung. Aber die Möglichkeit dazu sehe ich jetzt nicht, darum aber glaube ich ein Freund meines Vaterlandes zu sein, wenn ich Ihnen vorschlage, wenn ich Sie bitte, ins Auge zu fassen, das Mögliche erreichen zu wollen. (Allgemeiner, anhaltender Beifall aus der Mitte und von der rechten Seite des Hauses, Zischen links.) Nach den klaren Auseinandersetzungen Gagern's und nach den nachdrücklichen Mahnungen, die von einer so bedeutenden Persön⸗ lichkeit unterstützt werden, würde es auch einem stärkeren Redner als Herrn Arneth von Wien schwer fallen, für die gegentheilige Meinung einige Aufmerksamkeit zu erlangen. Er führt den Zwie⸗ spalt zwischen Oesterreich und Deutschland darauf zurück, daß g. das letztere nicht begnügt habe, einen Bundesstaat zu begründen, da es einen Einheitsstaat herzustellen strebe. Die §§. 2 und 3 der Verfas⸗ sung seien eine Unmöglichkeit für Oesterreich und eine Verhandlung darüber ganz unmöglich, ja gar nicht denkbar. (Hört!) Nachdem Herr Arneth dies der Rechten hingeworfen, verletzt er die Linke durch die Hinweisung auf das siegreiche österreichische Heer, welches, wenn man etwa Zwang und Gewalt im Sinne habe, den zweiten Versuch eines Bürgerkrieges zurückweisen werde, wie den ersten kürz⸗ lich in Wien gescheiterten. Indessen gehört Arneth doch nicht zu de⸗ nen, die, weil sie zunächst auf der unmittelbaren Vereinigung Oester⸗ reichs mit Deutschland selbst um den Preis der Vereinbarung beste⸗ hen, deshalb eine Union im erweiterten Verhältniß verwerfen. Im Gegentheil hält er es dann für seine heiligste Aufgabe, zu einem brüderlich innigen Bündnisse des vereinigten Deutschlands mit Oester⸗ reich beizutragen. (Bravo!)
Er richtet sogar an
Wetterwölkchen in Schutz genommen habe. den vor ihm sitzenden Staatssetretair (Herrn Bassermann) 8 Frage, ob er nicht ebenfalls eine ähnliche Reue empfinde. Der la chenden Miene, mit der der Gefragte antwortet, stimmt die Ver sammlung mit lauter Heiterkeit bei. Herr Ziegert ist der Meinung Oesterreich hätte wohl an Deutschland gekittet werden können hätte man nicht die Gelegenheiten dazu vorübergehen lassen. Ein solche Gelegenheit, wenn wir den Redner recht verstehen — denn es wird sehr unruhig während seines Vortrags — sei auch Blum Hinrichtung gewesen. Im Ganzen erklärt sich die freilich verworren Schlußfolgerung für das Minderheits⸗Erachten. EE Die hohe Stimme, die hierauf einfällt, um das Ministerial- Programm zu bekämpfen, gehört Herrn Wagner aus Steyer. Er bittet dringend, das schwierigere Werk, die Verfassung mit Oester⸗ reich zu errichten, nicht aufzugeben, um der leichteren Hoffnung wil⸗ len: zu Stande zu kommen ohne Oesterreich. Das deutsche Vol dürfe keines seiner Rechte aufopfern, es dürfe die Bande nicht lockern, die Oesterreich für immer mit Deutschland verknüpften. 8 Jordan von Berlin: Deutschland ist ein blühender fruchttra⸗ gender Baum, am Rheine wurzelnd und aufstrebend mit dop⸗ pelter Krone auf doppeltem Stamme. Ein jeder dieser Wipfe ist stark genug, sich selbst anzugehören. Dennoch muthet man dem einen zu, sich an das Verfassungsspalier des anderen binden zu lassen. Der Redner verbreitet sich dann ausführlich über die geschichtlichen Verhältnisse Oesterreichs, über seine Lage und natürliche Bestimmung. Die Unruhe der Versammlung wächst jedoch so sehr von der linken Seite des Hauses her, daß Herr Jordan dem Prã⸗ sidenten selber kaum noch verständlich bleibt. Nur unter wiederholten Unterbrechungen und Pausen sind wir im Stande, an einzelnen zu- sammenhängenden Sätzen mit unserem Gehöre anzuknüpfen. Der Redner zeigt, daß es Oesterreich nicht einmal Ernst sei auch nur mit der Erfüllung der zugesagten Bundespflichten. Aber nicht diese Un- terlassung wolle er Oesterreich vorwerfen — nur ein Idealist könn von ihm eine Unterordnung unter Deutschland erwarten — sondern nur den Mangel an Muth zu einer aufrichtigen Erklärung. Auch de Schluß des Vortrags erstickt unter dem Geräusche der Versammlung die durch kein Mittel zur Aufmerksamkeit oder auch nur zu einem ru-⸗ higen Verhalten zurückzuführen ist. Plötzlich stellt sich ein tiefes Schweigen im Hause ein. Der jetzige Bevollmächtigte Oesterreichs bei der Centralgewalt besteigt die Tribüne. 2 von Schmerling: Der deutsche Mann, der an der Spitze des Ministeriums steht, und den ich mit Stolz meinen Freund nenne, hat ein wahres Wort gesprochen, als er sagte, es sei ein anderes Selbst⸗ gefühl, womit der Angehörige eines großen Staats als der eines kleinen auf seine Sondergeschichte blicke. Ich kenne diesen Stolz, denn ich bin ein Oesterreicher. Die Auszeichnungen aber, die mir in Wien zu Theil geworden, galten meiner Wirksamkeit als Reichsmini⸗ ster, meinen Bemühungen für die deutsche Sache, indem ich die Ord⸗ nung wieder herstellte in Baden, in Thüringen und hier in Frankfurt selbst diese Versammlung vor einem Ueberfall von Meuchelmördern schützte. (Hoho! von der Linken. Unterbrechung, in Folge deren Herr Eisenmann zur Ordnung gerufen wird.) Ich wiederhole, daß ich stolz darauf bin, ein Oesterreicher zu sein. Machen Sie, daß Sie ein einiges Deutschland herstellen, und dann erst werden Sie eine Geschichte haben. Bis jetzt hat Deutschland keine Geschichte. — (Neue Unterbrechung. Das ist frech!) Sie haben eine preu⸗ ßische, bayerische, eine württembergische Geschichte — keine deutsche. Die Zeit, wo Deutschland ein Einheitsstaat war, liegt in zu wei⸗ ter Ferne. (Stimme von der Linken: Die Geschichte der deutschen Einheit hörte auf, als die der habsburgischen Kaiser begann.) Man hat die Frage verneint, daß Oesterreich und Deutschland in eungste Vereinigung zusammengehen könnten. Man hat alle alten Sünde aufgezählt, die Oesterreich an der deutschen Sache begangen habe soll. Ich will die Vergangenheit nicht in Schutz nehmen. Abe nicht Oesterreich allein trifft der Vorwurf, seine dynastischen Interesse über das allgemeine Wohl gestellt zu haben. Er trifft alle größeren Staaten Deutschlands. Der Redner sucht diese Behauptung durch einen geschichtlichen Ueberblick zu belegen, wobei er nur vergißt, daß unter allen deutschen Staaten keiner eine so unmittelbare Pflicht zur Erhaltung des Reiches hatte, als der Staat, bei dem die Kaiserkrone gewesen, als der jedesmalige „beständige Mehrer des Reichs.“ Ich habe der Vergangenheit nur gedacht, um, wenn man meiner engeren Vaterlande ausschließlich die Schuld unerträglicher Zu stände zuschreibt, Verwahrung einzulegen. Ich habe die bei wei⸗ tem wichtigere Aufgabe, die gegenwärtige Stellung Oester⸗ reichs zu Deutschland offen und unumwunden darzulegen. Ma tritt vor Allem der österreichischen Regierung um deshalb entgegen weil sie das Prinzip der Vereinbarung oder der Verständigung geltend macht, man findet darin einen Anspruch wider das Lebensprinzip die⸗ ser Versammlung. Aber vier Wochen, bevor die Reichs⸗Versamm⸗ lung zusammentrat, hat sich die österreichische Regierung allein in ganz Deutschland über die Stellung zu der National⸗Versammlung offen erklärt. Am 17. April hat das österreichische Ministerium offen ausgesprochen, daß es den Beschlüssen der National⸗Versammlung nur dann Geltung für Oesterreich zugestehen könne, wenn im Wege der Verständigung eine nachträgliche Zustimmung seitens der öster⸗ reichischen Regierung geschähe. Auf diese Erklärung hin wur⸗ den die Wahlen in Oesterreich ausgeschrieben. Auf diese Er⸗ klärung hin traten die Abgeordneten Oesterreichs in dieses Haus. Man hat kein Bedenken getragen, sie an den Berathungen Theil nehmen zu lassen. Sie haben, meine Herren, in der Folge den Beschluß gefaßt,; daß Sie allein die Verfassung festzustellen hätten. Dessenungeachtet ist die österreichische Regierung von ihrer ursprüng⸗ eichen Erklärung nicht abgegangen, sie ist ihr treu geblieben, wie es auch in der Note vom 28. Dezember gesagt ist, daß sie sich die Verständigung über das Verfassungswerk vorbehalte. Ich erkenne aber darin weder einen Angriff, noch, wie man es so häufig gel⸗ tend machen will, einen Vorgang, der ähnliche Erklärungen anderer Regierungen hervorzurufen geeignet wäre, denn die Maßregel beruh auf dem Gebote der Nothwendigkeit, wenn Sie die eigenthümlich Stellung Oesterreichs zu Deutschland ins Auge fassen. Sie können un möglich lengnen, daß jede Aenderung in der Verfassung der deutsch⸗ österreichischen Gebietstheile wesentlich in die nichtdeutschen Gebiete ein-⸗ reift, die durch Staatsverträge zu einem Ganzen verbunden sind an beschuldigt aber die österreichische Regierung namentlich, indem man ihre Politik als eine zweideutige, als eine hinterlistige bezeichnet, und man will diesen Vorwurf damit begründen, daß die neue De⸗ pesche des österreichischen Ministeriums im Widerspruche stehe me⸗ dem Programm, was dem Reichstage zu Kremsier vorgelegh naeur und dessen Zustimmung erhielt. Ich kann es hier se ee aussprechen, daß zu jener Zeit, als das progras, . kund gemacht wurde, die öffentliche gneue s⸗8 in Zeschlüsse. Sie letzend berührt worden war durch die See. bei der Annahme setzte einen Geist der Feindseligkeit voraus, der 1
Ziegert aus Minden bereut lebhaft, daß das Haus den
spiele, die ihr gebühre. Dies Gefühl habe sich ganz natürlich in den
Regierungen zur bereitwilligen Stütze gedient und sie gegen jedes
der §§. 2 und 3 der Verfassung geleitet hätte. Meinen ersöulichen