ine surpation. Welcher deutsche Fürst würde eine fenf 1 seiner Ehre verträglich finden? Allein noch hat sich kein Hohenzollern seiner geschichtlichen Aufgabe entzogen. Das ist's, was ich jenen Bedenken entgegen zu setzen habe. Wer den kölner Dom kennt, der weiß auch, daß seine Einheit nicht aus einem, sondern aus mehreren Schiffen besteht. Ich endlich vertraue, es mag in Deutschland süß oder sauer ausfallen, daß das deutsche Volk gesunden Sinn haben wird, um den Spruch zu ver⸗ stehen: Trachtet zuerst nach dem Reiche der Macht, dann wird Euch das Andere Alles zufallen! (Lebhaftes Bravo von der Mehrheit Zischen von der Linken des Hauses.) Herr von Würth erscheint auf der Tribüne, um das Recht seines Verfahrens aus dem neueren Ge⸗ brauche abzuleiten. Die ihm den Gebrauch seines amtlichen Wissens verwehren wollten, bedächten nicht, daß es mit dem alten Polizei⸗ S e vorbei sei. “ “ vom Präsidenten das Zurückziehen mehrerer Verbesserungs⸗Anträge und die Vereinigung des Minderheitserachtens des Ausschusses mit dem Antrage des Herrn von Wulffen und Ge- nossen angezeigt worden ist, beliebt das Haus den Schluß der De⸗ batte unter ausdrücklichem Vorbehalt des Wortes für die Berichter⸗ statter und den Präsidenten des Minister⸗Rathes. Dann wird die Sitzung vertagt, um noch heute, und zwar eine Stunde später, d. h. 3 Uhr Nachmittags, wieder aufgenommen zu werden. Den neuesten uns zugekommenen Nachrichten zufolge war Abends 6 Uhr eine Abstimmung noch nicht erfolgt.
Frankfurt a. M., 11. Jan. (O. P. A. Z.) Der (gestern erwähnte) Verbesserungs⸗Antrag des Abgeordn. von Lasaulr in der österreichischen Frage, welcher unter häufigen Unterbrechungen von der linken Seite des Haetes durch den Präsidenten verlesen wurde, lautete vollständig: „In Erwägung, daß es verständigen Männern nicht ziemt, die Wege der Thoren zu gehen, die da meinen, daß die wirklichen Dinge sich nach ihrer Einbildung richten müßten; in Er⸗ wägung, daß es nicht der Beruf der verfassunggebenden Reichs⸗ Versammlung ist, mit Schul⸗Zänkereien sich zu befassen und nach Art müßiger Sophisten harmlose Weisheit über Bundesstaat mit Staatenbund zu produziren; in Erwägung ferner, daß es Angesichts der mit der provisorischen Centralgewalt gemachten Erfahrun⸗ gen und gegenüber der Noth unseres unglücklichen Vater⸗ landes eine Thorheit und ein Leichtsinn wäre, den Aufbau der künftigen Gesammt⸗Verfassung Deutschlands anders als im Einverständnisse mit den Einzelregierungen desselben ausführen zu wollen; in Erwägung, daß die etwaige Hoffnung als sei die Zeit gekommen, wo Worte als Thaten gelten und die ermattete Welt mit Redensarten regiert werden könne, schon oft zu Schanden geworden ist; in Erwägung ferner, daß in dem österreichischen Ministerprogramm vom 27. November und in der Note des Fürsten Schwarzenberg vom 28. Dezember mehr Vertrauen einflößender Verstand und mehr mann⸗ hafte Aafrichtigkeit des Herzens ist, als in allen seitdem bekannt gewordenen Aktenstücken nicht⸗österreichischer Behörden; in Erwä⸗ gung endlich, daß wir statt Dankes nur den Fluch der Nachwelt verdienen würden, wenn wir in dem Augenblicke, wo es sich darum handelt, Deutschland größer, stärker und einiger als bisher zu machen, statt der Eintracht die Zwietracht oder Dreitracht gründen und das Vaterland den Enkeln um ein Drittheil kleiner und schwä⸗ cher überliefern würden, als die Väter es uns überliefert haben; aus diesen Gründen verpflichtet die verfassunggebende Reichsversammlung das gesammte Reichsministerium, daß es in richtiger Würdigung der Mittel, die ihm zu Gebote stehen, sich unausgesetzt angelegen sein lasse, wie mit allen deutschen Regierungen, so auch mit der ersten un⸗ ter denselben, der Kaiserlich österreichischen, dasjenige Einver⸗ ständniß herbeizuführen, ohne welches eine gedeihliche Lösung der großen Frage der neuen deutschen Reichsversafsung unmöglich ist. Abgeordu. Jordan aus Berlin beantragte, diesen Autrag, worin er eine Beleidigung für die Versammlung erblickt, einem früher zur Prüfung ähnlicher Anträge niedergesetzten Ausschusse zur Begutach⸗ tung zu überweisen. Der Präsident wies aber ein Eingehen auf Jordan's Antrag zurück und blieb auch noch nach einer Einsprache des Abgeordn. Waitz bei diesem Entschlusse. Der letzte verlesene Ver⸗ besserungsantrag war der des Abgeordn. Simon aus Trier und⸗Ge⸗ nossen, welcher den Uebergang zur einfachen Tagesordnung über das Programm des Reichs⸗Ministeriums vom 18. Dezember v. J. verlangt.
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Oesterreich. Wien, 13. Jan. In der vorgestrigen Reichstags⸗ Sttzung wurde der zweite und der dritte Paragraph des Kommissions⸗ Entwurfs der österreichischen Grundrechte in einen einzigen zusammen⸗ gezogen, der nun der erste Paragraph wird, da der ursprünglich erste verworfen wird. Der neue erste Paragrah, wie er nach Schuselka's und Gleispach's Vorschlägen angenommen wurde, lautet nun: „Vor dem Gesetze sind alle Staatsbürger gleich; die Constitution und das Ge⸗ setz bestimmen, unter welchen Bedingungen die österreichische Staagts⸗ Bürgerschaft (statt des Kommissions⸗Antrags: „Die Eigenschaft eines österreichischen Staatsbürgers und die staatsbürgerlichen Rechte’”“) erworben, ausgeübt und verloren wird. Das Volk ist die Gesammtheit der Staatsbürger. (Dieser Satz stand ursprünglich voran.) Alle Standesvorrechte sind abgeschafft, Adelsbezeichnungen jeglicher Art werden vom Staate weder verlichen noch anerkannt. (Statt des Kommissions⸗Antrags: „Alle Standes⸗ vorrechte, auch die des Adels, sind abgeschafft.“) Die öffentlichen Aemter und Staatsdienste sind für alle dazu befähigten Staatsbür⸗ ger gleich zugänglich. Ausländer als solche (die Worte „als solche“ fehlten im Kommissions⸗Entwurf) sind vom Eintritt in Civildienste und in die Volkswehr ausgeschlossen. Zu öffentlichen Awszeichnungen oder Belohnungen berechtigt nur das persönliche Verdienst. Keine Auszeichnung ist vererblich.“ Bei der Debatte über den ur⸗ sprünglichen dritten Paragraphen gab der Kriegs⸗Minister eine Erklärung über die Nothwendigkeit, daß Ausländer in die Marine eintreten könnten, und daß überhaupt die Bestimmungen über die Grundrechte, bezüglich des Heeres, Einschränkungen erleiden müßten. Für Beibehaltung der Adelstitel sprach Neuwall, Borrosch gegen die Ertheilung neuer Adelsdiplome, Sidon und Mahalsky für Ab⸗ schaffung des Adels, die in Galizien fast bereits geschehen sei.
Der neue Gesandte Oesterreichs im Haag, Varon Doblhoff wird, wie die Allg. Oest. Ztg. meldet, von Herrn von Joforrink als Gesandtschafts⸗Secretair begleitet werden. Le ations.Seeretair Graf Szecheny geht in gleicher Eigenschaft nach Jeseent g. M. Lega⸗ tionsrath Baron Bremer, Geschäftsträger ad interim am bayrischen Hofe, wird eine andere Bestimmung erhalten und durch Baron Schloißnigg ersetzt werden. Graf Caroly, Attaché bei der Botschaft in St. Petersburg, geht als Legstions⸗Secretair nach Hannover.
Die Wiener Zeitung bringt folgende Berichtigung des 9ten Armeebülletins:
„Man liest in mehreren Blättern als: Neuntes Armeebülletin, den Bericht des Feldmarschall⸗Lieutenants Baron Jellachich über das am 30sten v. M. bei Moor stattgehabte Gefecht mit dem Perczelschen Corps, und findet am Schlusse desselben die Worte: „„Der Rest des Perczelschen Corps hat sich, ungefähr 8000 Mann, cFegen Stuhlweißenburg zurück⸗ gezogen.”““ Dieser willkürliche Zusatz ist, man weiß nicht aus wel⸗ chen Ursachen, jedenfalls aber ganz unrichtig, in dem sonst aber im wesent⸗
ron Jellachich in die Zeitungsartikel aufgenommen worden. Von der ge⸗ sammten feindlichen Fense sind kaum 50 bis 60 Mann durch Moor zurückgegangen, die Kavallerie und Artillerie allein floh im Galopp durch den genannten Ort. Somit kann die Infanterie dieses Corps als vollkom⸗ men aufgerieben angesehen werden und von einem Reste von 8000 Mann keine Rede sein. Dies im Interesse der Wahrheit zur Berichtigung dieses im Druck veröffentlichten Berichts. Pesth, am 6. Januar 1849. Im Auf⸗ trage Sr. Excellenz des Banus von Croatien. Zeisberg, G. M., Chef des Generalstabs vom 1sten Armee⸗Corps.“
Die neuesten Nachrichten aus Pesth lauten nach der Wiener Zeitung wie folgt: „Freitag um 11 Uhr Vormittags begann in bewunderungswürdiger Ordnung, Ruhe und Würde der Einzug der Kaiserlichen Truppen in unsere Hauptstadt über die Kettenbrücke, und ich, mit der seltenen musterhaften Disziplin der Kaiserlichen Armee bekannt, muß dennoch gestehen, daß jener Augenblick mir ewig un⸗ vergeßlich bleiben wird, als ich wenigstens von untergeordneten Mi⸗ litairs einige scherzhafte Aeußerungen, muthwillige Bemerkun⸗ gen erwartend, die staunenewerthe würdevolle Ruhe und Mäßigung, diesen männlichen Ernst, ohne geringste Spur von einer höhnischen, kränkenden Miene eines triumphirenden Siegers auf dem Gesichte des untersten Soldaten erblickte, wobei ein Nachbar, den ich nicht als sonderlichen Opt misten kenne, mir gestand, es habe bei diesem Aablicke ihn ein heiliger Schauer be⸗ fallen und über Vieles, Oesterreich und seinen Truppen zur Last ge⸗ legtes, in jenem Augenblicke ausgesöhnt. Noch am selben Abend wurde das gesammte Militair in größter Hrdnung untergebracht und versorgt, waährenddem Se. Durchlaucht Fürst Windischgrätz in einem Flügel der ofener Burg und Se. Excellenz der Feldmarschall Ba⸗ ron Jellachich im Graf Cacolyschen Palais in Pesth seinen Vohnsitz nahm. Bis beute ist uns Folgendes bekannt geworden. a) Die uns bisher unbekannt gebliebenen beiden Proclamationen von der Abdankung Sr. Majestät des Kaisers Ferdinand und der Thron⸗ besteigung Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph. b) Eine Pro⸗ clamation an die Bewohner Ungarns und Siebenbürgens, zur Rück⸗ kehr in die Gränzen des Gesetzes und der Ordnung. c) Eine Er⸗ klärung des Brlagerungszustandes der beiden Schwesterstädte Pesth und Ofen, der einstweiligen Aufhebung der Nationalgarde und der A liefe⸗ rung der Waffen. 4) Ein Aufruf an alle von der Kaiserlichen Fahne abgefallenen Militairs niederen und höheren Ranges, zur Rückkehr zu ihrer Pflicht, mit der väterlichen Versicherung einer völligen Verzei⸗ hung. Noch am selben Abend ist ein Theil der Kaiserlichen Armee von hier aufgebrochen, um den Marsch gegen Debreczin fortzusetzen, und schon am anderen Morgen brachte eine Abtheilung Cheveaurle⸗ gers 68 eingefangene Honvédhusaren hierher, sammt einer bei der⸗ selben vorgefundenen Kasse. Heute brachte uns ein Plakat die An⸗ kündigung des kriegsrechtlichen Standrechtes, in Folge dessen, wie verlautet, Graf Anton Szapari und )r. Sigmund Saphir gefänglich eingezogen wären. Die Hauptschuldtragenden haben bereits Mittwoch durch eine Flucht ins tiefere Ungarn der gerichtli⸗ chen Untersuchung ausgewichen. Gestern noch vor dem Einzuge sah man bereits von allen öffentlichen Gebänden die weiße Friedensfahne wehen, welche aber schon heute mit der Kaiserlich schwarzge ben ver⸗ tauscht ward. Ein Theil der hiesigen Einwohnerschaft soll dem Feld⸗ marschall⸗Lieutevant Bavon Jellachich einen Fackelzug mit einer Nacht⸗ musik bringen zu dürfen um vie Erlaubniß angesucht, dieser aber sich dieselbe dankend verbeten haben.“
Der mährische Landtag wird sich wahrscheinlich auf unbestimmte Zeit vertagen, da der Minister des Innern der Landtags⸗Deputation die Mittheilung gemacht hat, daß, so lange die Provinzial⸗Autono⸗ mie nicht anerkannt sei, durchaus kein Gesetz⸗Entwurf bestätigt wer⸗ den könne.
Das Getraideausfuhr⸗Verbot in der Wallachei ist seit Ende De⸗ zember ganz aufgehoben und der Handel mit Getraide, wie auch je⸗ ner mit Talg, ganz freigegeben worden.
Die Wiener Zeitung enthält Folgendes: „Es hat sich hier und in den Provinzen das Gerücht verbreitet, daß die Regierung mit der Absicht umgehe, den gegenwärtig im Dienste befindlichen Staats⸗ beamten die ihnen im Falle der Dienstesuntauglichkeit nach den bis⸗ herigen Pensions⸗Vorschriften gebührenden Ruhegenüsse zu schmälern, den neu aufzunehmenden Beamten aber keine Pensions⸗Ansprüche mehr zu gewähren. Wir sind ermächtigt, diese Gerüchte als falsch und auf Nichts beruhend zu bezeichnen.“
Während des Jahres 1848 wurden in Wien 18,915 Kinder ge⸗ boren, und zwar 9663 Knaben und 9252] Mädchen. Gegen das Jahr vorher haben die Geburten um 104 abgenommen. Die Zahl der geborenen Mädchen differirt aber blos um 12. Getraut wurden 2575 Paare, 155 weniger als im Jahre 1847. Die Zahl der Ver⸗ storbenen beläuft sich auf 17,583, darunter 4900 erwachsene Perso⸗ nen männlichen, 4213 weiblichen Geschlechts, 4087 Knaben, 3672 Mädchen im Alter bis 10 Jahren. Todtgeburten zählte man 711 (410 Knaben, 301 Mädchen). „Die stürmische Bewegung des ver⸗ flossenen Jahres“, bemerkt das Lloyd, „welche gewiß mächti⸗ gen Einfluß auf den Gemüths⸗ und auf den physischen Zustaͤnd der Menschen übte, hätte eine größere Sterblichkeit gegen das f irdliche Jahr 1847 erwarten lassen, es sind aber 1448 Per⸗ sonen weniger gestorben. Die Lungenseuche hat abermals sehr viele Menschen, 3895, hinweggerafft. An zufälligem Tode, worunter zuch durch Schußwunden, sind 97 Personen mehr im Jahre 1818 gestor⸗ ben, eine Folge der Revolutionskämpfe. Ein Alter von und über 90 Jahren haben 23 Personen erreicht, 20 weniger als im Jahre 1847. Im Jahre 1848 hat kein Einziger der Verstorbenen ein Alter von 100 Jahren erreicht, der zweite Fall seit dem Jahre 1835; der erste ähnliche Fall ergab sich im Jahre 1840.“
In hoͤherem Auftrage wird täglich regelmäßig mit den Häuser⸗ Revisionen von Seiten der stadthauptmannschaftlichen Bezirks⸗Kom⸗ mission fortgefahren, um Fremde zur näheren Ausweisleistung anzu⸗ halten und sie nach Umständen aus Wien zu entferuen.
Im Münz⸗Amte wurden vom Februar v. J. bis Januar d. J. 12 Millionen Zwanziger, eine halbe Million Thaler, Guldenstücke und Kupfermünze und eben so viele Sechfer geprägt. Von letzterer Münze sollen noch 3 eine halbe Million zum Prägen bestimmt sein. Diese Geldwerkstätte beschäftigt jetzt ungefähr 400 Mann. Die zeitlichen Arbeiter erhalten einen Taglohn von 40 Kr. CM., die sta⸗ bilen von 45 Kr. CM., die kunstfertigeren Professionisten, wie Dre⸗ her, Schlosser, Schmiede, Tischler, 1 Fl. CM. Außerdem geben die starken Nachtstunden besonderen Verdienst.
Für die hiesige Handelskammer sind folgende 21 Mitglieder ge⸗ wesnh Feeden⸗ worunter 19 den Vorwahlen des Gewerbvereins an⸗ gehören: hcod. Hornbostel, Joh. Mayer, Math. Rosthorn, Alex. Schoeller, Lud. Robert, Jos. Winter, Jak. Se ä. esh⸗ D. Neu⸗ mann, J. M. Miller, Ant. Chwalla, Mich. Spörlin, Karl Klein, Lud. Dambök, H. D. Schm’d, Jos. Zeisel, A. Dück, Eskeles, P. Erichsen, Dr. Eltz, Franz Etzelt, L. Hartmuth.
„Der Nachtwächter von Preßburg, Michael Weiß, wurde daßelbst, wie die Allg. Oest. Ztg. berichtet, kriegsrechtlich zu einem drei⸗ wöchentlichen Arrest verurtheilt, weil er sich in seinen nächtlichen Amtsstunden mit muthwilliger Herabreißung der Proclamationen amüsirt hatte. .
Triest, 7. Jan. (Wien. Ztg.) Heute lief auf der hiesigen
lichen ganz getreu abgedruckten Bericht des Feldmarschall⸗Lieutenants Ba⸗
Rhede das neapolitanische Kriegs⸗Dampfboot „Capri“, unter Kom⸗
mando des Cavaliere de Diego Sernalis, von Brindisi komment, ein. Am Bord befindet sich der neapolitanische General Sabadelli⸗ welcher sich unmittelbar an das Kaiserliche Hoflager begeben soll, um 28 Majestät Franz Joseph I. die Glückwünsche seines Hofes darzu⸗ ringen.
„Baden, Karlsruhe, 11. Jan. (Karlsr. Ztg.) Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen, welcher seit einigen Wochen hei seinem in Baden sich aufhaltenden Stiesbeuder, Sr. Durchlaucht dem Prinzen Karl von Solms⸗Brauufels, verweilte, ist mit demselben vorgestern Abend hier eingetroffen und im Gasthof zum Erbprinzen abgestiegen, um der Großherzoglichen Familie einen Besuch abzustatten. Heute Nachmittag hat Sé. Königi. Hoheit die Rückreise nach seinem Schlosse Rheinstein bei Bingen angetreten, und der Prinz von Solms ist nach Baden zurückgekehrt.
Diesen Mittag um 1 Uhr ist Ixre Köuitgl. Hoheit die verwitt⸗ wete Frau Großherzogin Stephanie von Baͤden, von Sigmaringen und zunächst von Baden kommend, hier angelangt und im Großher⸗ zoglichen Schlosse abgestiegen. Höchstdieselbe wird sich noch heute Abend mit dem letzten Bahnzuge vach Maunheim begeben. (Hier⸗ nach war die Nachricht aus Paris vom 10ten von ihrer dort bereits erfolgten Ankunft voreilig.)
Oldenburg. Oldenburg, 12. Jan. (Wes. Ztg.) Die Wahlmänner der Stadt Olrenburg haben dem Großherzoge heute nachstehende Adresse überreicht:
„An Se. Königl. Hoheit den Großherzog. Ew. Königl. Hoheit haben in Höchstihrem vom 3ten d. M. datirten, an das Staats⸗ und Kabinets⸗ Ministerium gerichteten und von diesem an die Stände gebrachten Erlasse, betreffend die Domainen und die Feststellung einer Civilliste, ausgesprochen, daß Ew. Königl. Hoheit nach Inhalt und Form des Landtagsbeschlusses vom 4. Dezember v. J. nicht annehmen könnten, der Wunsch des Landes nach Umwandlung der Domainen in Staatseigenthum sei so allgemein und
dringend gewesen, wie vorgestellt worden; das Höchstsie ferner in den ge⸗
genwärtigen Vertretern des Landes wenig von denjenigen Gesinnungen wie⸗ dergefunden hätten, mit welchen das oldenburgische Volk bis in die jüngste Vergangenheit Höchstihnen entgegengetreten sei. In diesen Erklärung Ew. Königl. Hoheit muß das oldenburgische Volk eine Aufforderung erblicken, seine Meinung und seine Gesinnungen offen und klar auszu⸗ sprechen, damit kein Zweifel darüber obwalte, ob durch die gegenwärtigen Abgeordneten die Meinung des Volkes wirklich vertreten werde, und ob sie das Vertrauen des Landes besitzen oder nicht. Da nun die Eingesessenen des Kreises Oldenburg uns, die Unterzeichneten, zu Wahlmännern erwählt, da dieselben uns das Vertrauen geschenkt haben, daß wir die rechten Män⸗ ner zu Abgeordneten wählen würden, — so halten wir zunächst uns ver⸗ pflichtet, Ew. Kön gl. Hoheit über den obigen Inhalt jenes höchsten Erlas⸗ ses unsere Ansicht klar und offen darzulegen. Wir thun solches im eigenen Namen, doch in der Ueberzeugung, daß diejenigen, welche uns zu Wahl⸗ männern erwählt haben, undere Ansicht billigen und theilen. Königliche Hoheit! Der Wunsch des Landes nach Erklärung der Domainen für Staats⸗ eigenthum ist so allgemein wie dringend, dennoch ist Ew. Königl. Hoheit Ver⸗ trauen, daß kein Angehöriger unseres Landes Höchstihras Hauses wohlerworbene und wohlhergebrachte Rechte gekränkt sehen wolle, wohl begründet. Ew. Königl.
Hoheit haben bereits am 7. Oktober v. J. sich geneigt erklärt, die bisher
von der Finanz⸗Behörde verwalteten Domainen u. s. w. für Staatsgu anzuerkennen, unter dem Vorbehalt jedoch einer Nachweisung des fürstlichen Familieneigenthums an einigen Gäatern oder Lank stüicken. Wann und wo eine solche Nachweisung geliefert worden, da dürfen und werden Ew. Kö⸗ niglichen Hoheit Hauses wohlerworbene Rechte nicht gekränkt werden. W vertrauen aber auch auf die gegenwärtigen Vertreter des Landes, daß sie in sorgfältiger Prüfung der Rechte Ew. Königlichen Hoheit und des Staats, und insbesondere in Berücksichtigung der Natur der Domainen, Ew. Königlichen Hoheit und Ihres Hauses wohlerworbene Rechte nicht ver⸗ letzt haben und nicht verletzen werden. Bis zu diesem Augenblicke haben die Vertreter unseres Landes das Vertrauen, welches wir ihnen geschenkt haben, nicht verloren, ja nicht einmal gemindert, sie haben bis jetzt stets die Absicht und den Willen gezeigt, das Wohl des ganzen Landes zu be⸗ fördern. Darum, Königliche Hoheit, können wir nicht umhin, frei und offen zu bekennen, daß die gegenwärtigen Vertreter des Landes unser und, wie wir überzeugt sind, des ganzen Landes Vertrauen besitzen, daß wir deren Gesinnungen theilen und die Hoffnung hegen, daß sie im Verein mit Ew. Königlichen Hoheit eine Verfassung zu Stande bringen werden, die segens⸗ reich für die Gegenwart und Zukunft Ew. Königlichen Hoheit die Liebe und Ehrfurcht des ganzen Landes sichern werde. In dieser Hoffnung erlauben wir uns mit der dringenden Bitte zu schließen, daß Ew. Königliche Hoheit geruhen wollen, den früher eingeschlagenen Weg aufs neue zu betreten.“ 1 Eine zweite Adresse derselben Wahlmänner an den Landtag ist nur kurz; sie versichert den Ständen, daß das Vertrauen zu ihnen noch ungeschmälert fortbestehe.
2₰ 5 Muslanz eich. National⸗Versammlung. 11. Januar. Anfang 2 ½ Uhr. Präsident Marrast. Rulhières, Kriegs⸗Minister, legt ein Dekret vor, das den Beschluß der provi⸗ sorischen Regierung rücksichtlich des Generals Jussuf aufbebt. (Ah! Ah!) Dariste überreicht eine Petition, worin die
Frar Sitzung vom
nal⸗Versammlung bitten. (Doppeltes Gelächter.) An der Tages⸗ ordnung ist die Debatte über die veränderte Geschäftsordnung, die das Kabinet vor neuen ähnlichen Urberrumpelungen, wie die bei der Salzfrage, schützen soll. Artikel 52, von den Ausnahmen der drei⸗ maligen Abstimmung handelnd, wird angevommen. Artikel 53, über die Art, in welcher die Regierung Gesetz⸗Vorschläge zu machen, desgleichen Artikel 55 bis 63, rein organischer Natur, werden nach längerem Streit ebenfalls angenom⸗ men. Pagnerre, die rechte Hand Marrast's zur Zeit des Provi- soriums, verlangt das Wort zu Interpellationen an den Finanz-Mi⸗ nister. (Agitation im Saale.) Von vielen Bänken rechts: Zur Ta⸗ gesordnung! Pagnerre fährt aber unter Tumult fert: „Ein, Be⸗ schluß der National⸗Versammlung hat verordnet, daß das ö Ministerium eine Generalrechnung über sämmtliche Ausgaben der pro⸗ visorischen Regierung aufertigen und verlegen solle. Die Frist hier⸗ für ist seit zwei Wochen verstrichen, ohne daß dies geschehen. Ich stelle hiermit an den Finanz⸗Minister die Frage, seöea. noch nicht geschehen?“ Passy, Finanz⸗Minsster: ““ 8. Vormittag an das Präsidium der Nati nal⸗-Versammlung, um eh 39 benachrichtigen, daß die fraglichen Rechnungen “ ghs her die Belüge über die Ausgaben der National⸗Werkstätten liegen nicht bereit. Ich konnte sie nicht auftreiben. Ich habe sie von meinen ö11“3“ 3 11“ S Hie vorhaͤndenen Akten⸗ Vöorgängern vergebens reklamirt. (Lärm.) Dis v E““ stücke liegen zur Einsicht der National Versammlnug bere Gesete 5” gur! zur Rechten.) Dire Versammlung wendet 18] vemna9, 82 das die Eingangszoll⸗Aenderungen auf fremdes Salz be 8n 1u 6 doing möchte es erst in acht Tagen diskutirt b 7. ¹ bekan f üHh 3 8 8 gzeide erd 1 2 Ribielre unterstützt die Vertagung. Beide. 5. hübr ste viü ennh
Favreau behauptet, noch vor Thorschluß Eö; e s des Salz von deutscher, holländischer und 9 her I- her eingeschmuggelt worden. Man müsse sofo b sofort steuern. Passy widersetzt sich der 1 Eö thung nicht, bestreitet aber den Schmuggel. b. r. wisse davon nichts. Es sei Uebertreibung. Die Verwaltung sei bisher noch ohne bestimmte Nachrichten über die Wirkungen der Herabsetzung des Ein⸗
gangs⸗Zolles auf ausländisches Salz; in acht Dagen werde
man aber darüber schwerlich mehr wissen, als jetzt, da esst nach län⸗
Nieder⸗Pyrenäen ehrfurchtsvoll (Gelächter) um Auflösung der Natio⸗
gerer Zeit der Einfluß einer solchen Maßregel sich richtig würdigen sasse. Der Zweck bei Herabsetzung des Eingangs⸗Zolles 2 gewesen, das Steigen des Salzpreises im Inlande zu verhindern; er glaube aber nicht, daß der festgesetzte Eingangs⸗Zoll hoch genug sei, um zu verhindern, daß die einhelmische Erzeugung nicht durch die fremde Einfuhr vernichtet werde. Die Versammlung tritt in die Debatte, die sich um eine Zollerhöbung von 50 Centimen auf 100 Kilogramme handelte. Die allgemeine Diskusston bot weiter kein Interesse. Man schreitet zu dem einzigen Artikel, der den ganzen Gesetzentwurf bildet und wel⸗ cher lautet: „Vom Tage des 1. Februar 1849 an gerechnet, wird das fremde Salz unter folgenden Bedingungen zugelassen: Zu Was⸗ ser und in den (westlichen) Häfen des Oceans zahlen 100 Kilogramm unter französischer Nagge 2 Fr., unter fremder Flagge 2 Fr. 50 Cent.“ Ein Antrag, nur 2 Franken für beide Fälle zu bestimmen, wird mit 385 Stimmen gegen344 verworfen. Marrast: Bürger Souteyra schlägt 1 Frk. 75 Centimen für die französische Flagge und 2 Frk. 25 Centimen für die fremden Fiaggen vor. Passy, Finanz⸗Mini⸗ ster, unterstützt diesen Ant ag, weil er das heutige Salzvotum über⸗ baupt nur als ein provisorisches betrachtet. Glais-⸗Bizoin be⸗ kämpft den Antrag. Dufaure unterstützt ihn im Interesse der westiichen Fischeinsalz⸗Dörfer, die sich alle entvölkern würden, wenn man die Zölle zu hoch stelle. Die Versammlung nimmt die Soutey⸗ raschen Zollsätze: französische Flagge 1 ¾ Frk., fremde Flagge 2 ½ Frk. für 100 Kilogramm, an. Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.
Paris, 11. Jan. Es haben sich [bereits 32 Mitglieder der National⸗Versammlung einschreiben lassen, um morgen an der De⸗ batte über den Rateauschen Antrag auf Auflösung der Nauonal⸗ Versammlung Theil zu nehmen. Alem ⸗Rousseau, Billault, Girard, Ducoux, Corbon, Felix Pyat, Cavaignac, Bourzat und Ju⸗ les Favre werden dagegen, Montalembert, Fresneau (seit heute Präfekt des Pas de Calais), Hubert Delisle, Victor Hugo, Kerdrel, Ferdinand Barrot, von Mornay und Andere dafür sprechen. Pagnerre will „über“ den Antrag sprechen. Der Union zufolge hat der Präsident der Republik, von den Kund⸗ gebungen der öffentlichen Meinung betroffen, den Wunsch ausge⸗ sprochen, daß die National⸗Versammlung, indem sie sich auflöse, einen schleunigen Aufruf an die Wahlkollegien möglich mache. Gestern hieß es in der Nationl⸗Versammlung, eine große Anzahl Mitglie⸗ der, welche den Rateauschen Auflösunge⸗ Vorschlag billigten, hätten für den Fall, daß geheime Abstimmung über denselben verlangt werde, ihre Namen in eine besondere Liste einzuschreiben beschlossen, um nicht die Verantwortlichkeit eines Votums zu theilen, welches der Verfammlung die Ermächtigung belassen würde, die durch einen frü⸗ heren Beschluß festgesetzten neun orgauischen Gesetze zu geben. Die Repräsentanten der Rechten behaupten, der Rateausche Antrag werde mit schwacher Majorität Annahme finden, die Centra und die Linke dagegen versichern, er werde mit großer Majorität verworfen werden. Waͤhrend viele Petitionen auf sosortige Auflösung der National⸗ Versammlung dringen, werden andererseits in mehreren Bezirken von Paris auch Petitzonen unterzeichnet, in denen verlangt wird, daß die Versammlung sich nicht vor Votirung der drei wichtigsten organischen Gesetze trennen solle.
Einem Diner, welches Louis Bonaparte gestern dem Bürcau dir National⸗Versammlung gab, wohnten auch sämmtliche Minister bei. Man will die vollkommenste Eintracht zwischen dem Präsidenten der Republik und seinen Ministern bemerkt haben.
Die Assemblée Nationale legt dem Besuch des schweizer Generals Hufour bei dem Präsidenten der französischen Republik, außer der Absicht, seinem ehemaligen berner Artillerie⸗Zögling seine Glückwünsche zur Besteigung des Präsidentenstuhls darzubringen, auch politische Zwecke im Anstrage der schweizer Bundesgewalt unter, die sich auf Aufragen hinsichtlich des Beistandes Frankreichs für den et⸗ wanigen Fall eines Angriffs auf die Neutralität der Schweiz bezie⸗ hen sollten. Galignani'e Messenger aber glaubt nicht an eine solche Mission des General Dufour.
Nach der Estafette sindet die französische Regierung, daß es trotz der angeblich mit Oesteereich angeknüpften Unterhandlungen nö⸗ thig sei, Jemand nach Turin zu senden, dessen Rateschläge für den erwarteten Fall des Wiedecausbruchs der Feindseligkeiten nützlich wer⸗ den könnten; General Pelet sei daher zum Gesandten in Turin aus⸗ ersehen.
Der Moniteur bringt heute die Ernennung mehrerer Dutzende von Präfekten und Unterpräfekten. Die Patrie, der das Kabinet die offizielle Liste schos gestern Abend mittheilte, begleitet die Mehr⸗ zahl der Ernennungen mit einer kurzen Schilderung jedes Beförder⸗ ten. Es sind größtentheils Männer des alten Regimes.
Die Vorgange an den Barrieren werden täglich ernster. Die National⸗Garde der 1sten und 2ten Legion war gestern den ganzen Tag in den Batignolles auf dem Platze, und da sie Miene machte, die Agenten des Fiskus nicht unterstützen zu wollen, so löste sie Ge⸗ neral Corbin mit 3000 Mann Infanterie, Lancters und Dragoner ab. Um 2 Uhr protokfollisirten die Zollbeamten noch. Um 3 Uhr wurden mehrere Kanonen auf dem Place⸗Vintimille, nächst der Rue de Clichy, beim ehemaligen Tiveli (Pavillon Labonxière), aufgefahren. Der Gazette des Tribunauy; zufolge, ist der Anführer der wider⸗ spenstigen Weinhändler, Präsident des Banketts vor der Barriere duMaine, gefänglich eingezogen worden. Die Union meldet, daß die Gährung in den Batignolles, in Montrouge und Belleville immer mehr über⸗ hand nehme. Die Estafette vermahnt die Gewerbetresbenden, nicht das Beispiel der Rebellion zu geben. Einige entlassene Beamte der Nordbahn und der versailler Linie haben bereits die all⸗ gemeine Aufregung benutzt, um auf einen Volkshaufen einzuwirken, der den Versuch machte, die Schienen der gedachten Bahnen auf einigen Stellen aufzureißen.
Das Defizit deer Stadt Paris betrug am 1. Januar 18 Millionen, worunter angeblich 3 Millionen sind, für die sich kein rechtfertigender Nachweis auffinden läßt. Die Patrie sagt, dies sei ein Vermächtniß der 1 Regierung.
Nach dem Constitutionnel wird der Finanz⸗Minister näch⸗
Tage der National⸗Versammlung das Budget für 1849 vor⸗
Die Regierung soll definitiv beschlossen haben, bei den Handels⸗ rrichten ein öffentliches Min sterium einzuführen.
Der Herzog von Noailles, als Schriftsteller durch seine Ge⸗ chichte der Frau von Maintenon bekannt, ist an Chateaubriand's Stelle in die französische Akademir gewählt worden.
Die Dpinion publique meldet, Metternich werde dieser Tage
Naus London hier eintreffen. Gutzot dagegen wolle England erst im März verlassen.
Vasbenter, Geschäftsführer des Peuple, der Aufreizung zum
ürgerkriege angeklagt, ist freigesprochen worden.
Aus der Vorrede von Gnizot's eben erschienener Schrist über die Demokratie in Frankreich theilt das Journal des Débats folgende Stelle mit: „Ich wage, zu glauben, daß man in dieser Sächrift nichts, durchaus nichts finden wird, welches den Eindruck meiner persönlichen Lage an sich trägt. Wer im Angesichte so gro⸗ ßer Dinge sich nicht selbst vergäße, verdiente, auf immer vergessen zu werden. Ich habe nur an die Lage meines Landes gedacht. 2 mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bleibe ich überzeugt, daß sein
93 großes Uebel, das Uebel, welches allen seinen Uebeln zum Grunde liegt, welches seine Regierung und seine Freiheiten, seine Würde und sein Glück untergräbt und zerstört, das Uebel ist, welches ich an⸗ greife, die demokratische Abgötterei. Wird das Gelangen des Herrn Louis Napoleon Bonaparte zur Präsidentschaft der Republik ein wirk⸗ sames Mittel gegen dies Uebel sein? Die Zukunft wird es uns leh⸗ ren. Das, was ich heute sage, nach der Wahl des Herrn Louis Napolecon Bonaparte, ich würde es, ohne darin etwas zu än⸗ dern, gleichfalls sagen, wenn der General Cavaignac erwählt worden wäre. Nicht an einen Eigennamen, sondern an die Ge⸗ sellschaft selbst werden die großen sozialen Wahrheiten gerichtet.“ „Der Schluß, den Herr Guizot aus den Verhältuissen zieht“, sagt der Constituttonnel, „ist, daß den absolnten, constitutionellen und republikanischen Regierungen gegenüber, die uns in Rußland, England und den Vereinigten Staaten das Schauspiel der Dauerbarkeit und Größe zeigen, Frankreich zu dem traurigen Vorrecht aller Unmöglich⸗ keiten in der Regierurgsform verdammt sein wird, so lange man sich einem exklusiven Geiste und hauptsächlich der demokatischen Abgötte⸗ rei hingiebt.“
Großbritanien und Irland. London, 10. Jan. Der Obersheriff der Grafschaft Westmeath hat für den 22sten eine Graf⸗ schafts⸗Versammlung anberaumt, um eine Petition ans Parlament um Abänderung des Armengesetzes vorzuschlagen, da bei der jetzigen hohen Armensteuer das Land zu Grunde gehen müsse.
Die Auswanderungen nach den Vereinigten Staaten dauern auch jetzt, mitten im Winter, unablässig fort; alle dahin abgehenden Schiffe sind überfüllt, und die Auswanderer gehören durchgängig den wohlhabenden Klassen an. Im Frühjahre werden viele Tausende übeis Meer ziehen. Aus Liverpool sind im vorigen Jahre 127,501 Personen nach den Vereinigten Staaten und nur 2066 nach Kanada ausgewandert, weil dort den Einwanderern eine kleine Steuer auf⸗ erlegt worden ist.
Die Times knüpft an die kalifornischen Nachrichten folgende Bemerkungen: „Es scheint nicht länger zu bezweifeln, wir erleben in vergrößertem Maßstabe und unter vielfachen ueuen Umständen eine Wiederholung jenes großen Ereignisses der Enideckung der Sl⸗ berminen von Potosi und Zacatecas und der Quecksilbermwine von Guancabrlica. Erstere wurden im Jahre 1515 eutbeckt und führten eine weitgraifende Umwälzung in der uenen wie in der alten Welt herbei. Bit dapin waren die nach Spanien gebrachten Meotalle haupt⸗ sächlich der Ertrag der Plünderung und Besteuerung; um die angegebene Zeit aber begannen die spanischen Ansiedler und die Einzebornen die fruchtbaren Ebenen von Mexiko und Peru, Ackerbau und nützliche Grwerbe zu verlassen, und drängten sich in ünergiebige und unwirth⸗ liche Bezirke, wo einige der größten Städte von Süd⸗ und Mittel⸗ Ameiika gelegen waren. Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts belief sich, wie man berechnele, das seit der Entdeckung Amerika's im Jahre 1492 jährlich regelmäßig in die spanischen Häsen ein⸗ geführte Quantum Silber und Gold auf einen Werth von 4 Ml⸗ lionen Pfund Sterlinag, und man behauptet sogar, daß sine nicht geringere Summe als Contrebande ins Land kam. In drei Jahr⸗ hunderten würde dies eine Summe von 1200 Millionen Pfund Sterling ergeben. Spanicn aber hat von der kostbaren Aern te immer den geringsten Antheil erhalten. Durch das mit Waffenge⸗ walt erzwungene Monopol seiner Kolonieen sicherte es sich den Frachtverkehr, beschränkte aber hierdurch auf denselben und auf die Bergwerke den ganzen Unternehmungsgeist seiner Unterthanen. Seit der Zeit ist sein Landbau und shis Gewerbfleiß in gleichen Verfall gerathen; es hat in Krieg und Frieden seinen Reichthum ausgetheilt und Künste genährt, die es selbst damals verschmähte. Der metallische Strom rann durch den bevorzugten Kanal und ließ ihn trocken zurück. Frankreich, Niederland, England und andere Na⸗ tionen haben von den Bergwerken und Häfen des spanischen Amerika mehr Vortheil gezogen, als diejenigen, denen es allein gestattet war, das Erz zu graben. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Vereinigten Staaten die furchtbaren Febler Spaniens wiecerholen werden; in⸗ dessen kann man nicht umhin, eine gewisse Gefahr in der Aussicht auf eine ungeheure Reichthums⸗Vermehrung, auf eine den nützlichen Gewerben entzogene Speculationssucht und auf ein blos von Metall⸗ Erzeugung lebendes, halbkolonirevartiges Land zu erblicken. Es ist augenscheinlich, daß eine gewaltige Ablenkung von Kapi⸗ tal, Arbeitskraft, Schifffahrt, Lebensmitteln und Mannufaktur⸗ Waaren nach der westlichen Küste stattfinden wird. ZJedeu⸗ falls wird dies für uns und für die Stnaten selbst eine Erleich⸗ terung sein. Unsere Auswanderer werden, wenn sie landen, etwas mehr Raum finsen, unsere Nhrder, Landwirthe und Fabrikanten wer⸗ den etwas weniger Konkurrenz zu erleiden haben. Das Beispiel des spanischen Amerika rechtfertigt die Erwartung, daß Kalisornien bald eine Million goldsuchender Abenteurer enthalten wird, und es wird nicht lange dauern, so wird der durchschnittliche Ertrag einer Tages⸗ arbeit unter einen Deollur herabsinken. Bis dahin wird die Anzie⸗ hungekraft für neue Ansiedler fortdauern. Hunderttausend Menschen, die täglich cinen Dollar sammeln (der gegenwärtige Durchschnitt wird auf acht Dollars angegeben), werden im Jahre 6 Millionen Pfund Sterling liefern, man kann dahber sichee den Ertrag weit höher anschla gen. Welchen Einfluß dies auf die metallische Cireulation der Welt immerhin haben mag, jedrufalls ist hier dem Handel ein weires Feld er⸗ öffnet. In diesen aus dem Sande hervorglänzenden Körnern, diesen den Felsen anhaftenden Knäufen müssen wir ein Mittel der Vor⸗ sehung erblicken, jener unzugänglichsten und sernsten Küste der Welt, die sonst auf Menschenalter hinaus unbewohnt geblieben wäre, An⸗ siedler za verschaffen. Die Vorsehung hat mit jenen kleinen Erz⸗ stücken, von denen ein halb Dutzend einen Gran macher, den gedie⸗ genen Reichthum eines fruchtbaren, wohlbeholzten und wohlbewässer⸗ ten Bodens unter einem milden Klima gesprenkelt. Wie der Stein der Weisen die Menschen in die experimentirenden Wissenschaften hineinlockte, so wird jetzt derselbe Ködtr, derselbe Taumel dazu die⸗ nen, eine ferne Küste zu bevölkern und eine Wüstenei in lachendes Land umzuwandeln. Binnen kurzem wird die angelsächsische Race über den unermeßlichen stillen Ocecan und seine zehntaunsend Juseln herrschen.“
Niederlande. Aus dem Haag, 12. Jan. (J. de la Haye). Die erste und zweite Kammer der General⸗Staaten sind zum 13. Fe⸗ bruar einberufen worden.
Italien. Neapel, 28. Dez. (A. Z.) Der Minister des Auswärtigen, Fürst Cariati, hat in Abwesenheit des Königs den Herrn Temple und Rayneval, welche in ihrem sogenannten Ultimatum darauf bestanden, „daß Sicilien eine selbstständige, unabhängige Ver⸗ fassung und ein eigenes Heecr haben müsse“, am 20. Dezember ge⸗ antwortet, daß „daran gar nicht zu denken sei.“ Spanien habe durch den Duca di Rivas die Ansprüche auf die Thronfolge zu Neapel geltend gemacht, und die ganze Angelegenheit müsse auf einem Kon⸗ greß entschieden werden. An diesem Kongreß würden alle Groß⸗ mächte theilnehmen, welche die Traktate von 1815 geschlossen. Temple und Rayntval schickten sogleich Couriere an ihre Regierungen. Der russische Courierwechsel ist sehr lebhaft: die Couriere gehen mitunter von Cattaro nach Bari über das Adriatische Meer. Fürst Wolkonsky befindet sich
täglich beim König. Neapel wird täglich mehr befestigt. Ein Haupt⸗ mann Müller aus Freiburg ist an Radetzky und demnächst in die Schweiz gesandt, um die Rekrutensendungen aus Luzern, Freiburg und Bern zu fördern. Die Sicilianer verunglückten bekanntlich zu Paris mit ihrer französischen Auleihe; man sah sich zu Palermo ge⸗ nöthigt, *ne Zwangsanleihe auszuschreiben, und in wenigen Tagen sollen 1 Million Ducati eingegangen sein. Ueberhaupt soll in Pa⸗ lermo ein sehr guter Geist vüscher. so sehr die Engländer zu Neapel in Gunst gefallen, so sehr sind sie in Sicilien gestiegen; man glaubt in Sicilien allgemein, daß England die Insel nicht preisgeben, d. h. nicht aufgeben werde.
Bologna, 4. Jan. (Franz. Bl.) Gestern wurden alle Glocken geläutet, und 101 Kanonenschüsse verkündeten der Stadt die Einberufung der National⸗Versammlung. Großer Jubel.
Turin, 6. Jan. (A. Z.) Die Wahlen für die neue Kam⸗ mer müssen schon bis zum 15. Jauuar vollendet sein. Das neue Parlament ist auf den 23. Januar zusammenberufen.
Turin, 6. Jan. (Franz. Bl.) Die allgemeinen Wahlen sind vom 15ten auf den 22. Januar verschoben.
Spanien. Madrid, 4. Jan. (Franz. Bl.) Sartorius, Minister des Innern, und Donozo, der spanische Lamartine, wie sich der Heraldo ausdrückt, hielten so glänzende Reden in den Cortes, daß alle Angriffe der Radikalen (Cortina und Genossen) gegen bas Kabinet fruchtlos blieben und der Adreßentwurf ohne Zweifel mit bedeute dem Stimmenmehr durchgehen wird.
Madrid, 5. Jan. Die Sitzung der Cortes bauerte gestern Abend bis 8 Uhr, ohne daß es zur Schluß⸗Abstimmung gekom⸗ men wäre.
Gestern Abend wurden Herr Dujarbin, der Nuntius und der Gesandte Preußens von Ihrer Majestät der Königin Isabella em⸗ pfangen.
Börse vom 5. Jan.
3proz. 19 ⁄%. 5proz. 10 tlH.
Aufforderung
an die preußischen Urwähler zu freiwilligen Beiträgen behufs Er⸗ bauung eines Cfiegg für den Schutz des preußischen Handels und Eigenthums.
Von dem Gedanken ergriffen, daß die preußischen Urwähler an den großen Wahltagen, an welchen sie am 22sten und 20sten d. M., fast zu einer und derselben Stunde, zu der Ausübung eines hohen Rechtes und einer ernsten und heiligen Pflicht versammelt sind, gewiß gern eine Gelegen⸗ heit benutzen möchten, ihre gemeinsame Liebe zum Vaterlandt auch durch ein gemeinsames Denkmal zu bezeichnen, sind die Unterzeichneten zu einem Comité zusammengetreten, um ihren Mitbürgern eine solche Gelegenheit darzubicten. Sie fordern daher alle Urwähler Prenßens auf, an jenen Tagen ein Scherflein, sei es noch so geringe auf dem Altar des Haterlandes niederzulegen, um dem preußischen Vaterlande ein Kriegs⸗Dampfschiff zu geben, welches den Namen „der preußische Urwähler (22. Januar 1849)“ führen soll. Wenu die Beiträge auch nur burchschnittlich die Höhe von einem Silbergroschen für jeden Urwähler erreichen, so würde dadurch doch, bei der sich nach statistischer Feststellung auf 3 ½ Millionen berechnenden Zahl der stimmberechtigten Urwähler, eine Summe zusammengebracht wer⸗ den, die genügend ist, ein Kriegs⸗Dampfschiff herzustellen, welches, zum Schutz unseres Handels und unseres Eigenthums verwendel, den Namen
„des preußischen Urwählers“ in allen Welttheilen verherrlichen wird. Wird dieser unser erster Versuch mit einem günstigen Erfolge gekrönt, so eröffnet sich dadurch zugleich für unser Vaterland die erfreuliche Aussicht, bei der Wiederkehr unserer nationalen Wahlversammlungen durch wiederholte aͤhn⸗ liche patriotische Gaben zum Schuütz unseres Handels, unserer Seepläͤtze
und Küsten wesentlich beizutragen.
Das Königliche Ministerium des Innern hat auf unseren Antrag unterm 12ten d. M. bereitwilligst seine Geunehmigung zu einer Sammlung für den angegebenen Zweck bei den Wahlen der Wahlmänner am 22sten und 29sten d. M. ertheilt. Wir ersuchen nunmehr sämmtliche Herren Wahl⸗Kommissarien in der preußischen Monarchie, sich dieser Angelegenheit freundlichst anzunehmen, an den gebachten Tagen vor dem Beginn der Wahlen die Sammlungen durch Herumreichen von Becken ꝛc. zu veranstal⸗ ten, den Betrag der Sammlung uns bekannt zu machen und demnächst die eingegangenen Beiträge an die betreffenden Regierungs⸗Hauptkassen zur weiteren Ablieferung an die Königliche Haupt⸗Bank einzusenden. Ueber den Ertrag der ganzen Sammlung, so wie über deren Verwendung zu Herstellung des Schiffes, wird seiner Zeit öffentliche Anzeige erfolgen.
Mitbürger! Was uns Noth thul, ist, daß wir uns wieder Tne füh⸗ len in der Liebe zu unserem herrlichen Vaterlande. Davon, daß wir dieses wollen, laßt uns Zeugniß geben in dem gemeinsamen Werke, welches wir Eurem patriotischen Sinne vorgeschlagen haben und Eurer Theilnahme empfehlen.
Berlin, den 12. Januar 1849. Das Comité zur Herstellung eines preußischen Kriegs⸗Dampfschiffs aus den Sammlungen der Urwähler. B. C. Berend, Ebert, Kommeizienrath und Stadtverordneter. Geh. Rechnungsrath der Seehandlung. von Griesheim, Dr. H. Jacobson, Oberstlieut. u. Direktor des Allg. Kriegs⸗Departements. Stadtrath. C. A. H. Jong s, G. P. Leinhaas, Naunyn, Buchhändler. Dirigent der Patent⸗Papier⸗Fabrik. Bürgermeister. C. D. Hppenfeld, G. Reimer, Schalze. H. Wollheim, Banquier. Buchhändler. Stadtschulrath. Kaufmann. G. Zoller, Schlossermeister und Fabrikbesitzer.
Rönigliche Schauspirle. ö“
Im Opernhause. 9te Abonnements⸗Vor⸗
stellung. Das Diamantkreuz, Oper in 3 Abth., Musik von S. Sa⸗
Dienstag, 16. Jan.
loman. Tanz von Hoguet. Anfang halb 7 Uhr.
Mittwoch, 17. Jan. Im Opernhause. 10te Abonnements⸗Vor⸗ stellung. Die Wyllis, oder: Gisella, phantastisches Ballet in 2 Abth. Musik von Adam.h (Frl. Carlotta Grist: Gisella.) Vorher: Der gerede Weg ist der beste, Lust piel in 1 Akt, von Kotzebue. Anfang
Donnerstag, 18. Jan. Im Schauspielhause. 100e Abonnements⸗ Vorstellung: Dornen und Lorbeer, Drama in 2 Abth., nach Lafont, von W. Friedrich. (Herr Hendrichs: Rolla.) Hierauf: Ein Arzt, Lustspiel in 1 Akt, nach dem Französischen, von J. Ch. Wages. (Herr Hendrichs: Arthur Derwood.) Anfang halb 7 Uuhrr.
Kobnigestädtisches Theater. Dienstag, 16. Jan. Die Töchter Lueifer's. Großes phanta⸗ stisches Zauberspiel mit Gesang in 5 Abtheil. (12 Tableaur), von W. Friedrich. Musik komponirt und arrangirt von Ed. (Decorationen und Kostüme neu. Mit neuen scenischen Ausschmük⸗
kungen und Couplets.) be. ungenn, woch, 7 Jan. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) L Elisir