an dieselben, dorthin baldmöglichst ihre Bemerkungen und evenluellen Vorschläge auf geeignetem Wege gelangen lassen zu wollen, da sie eine baldige Besprechung und Verständigung im Interesse des ge⸗ sammten Deutschlands für höchst wünschenswerth halten muß. Ew. ꝛc. wollen die hier ausgesprochenen Erwägungen und Vor⸗ schläge der ꝛc. Regierung vorlegen und zu der, der Wichtigkeit der Sache gemäßen Berücksichtigung empfehlen. — Zugleich aber wollen Ew. ꝛc. nicht unterlassen, die ꝛc. Regie⸗ rung über die wahren Gestnnungen der noch neuerdings vielfach an⸗ gefochtenen Regierung Sr. Majestät aufzuklären. Preußen strebt nach keiner Machtvergrößerung oder Würde für sich selbst; es be⸗ gehrt, wie auch die deutsche Verfassung sich gestalte, keinen anderen Antheil an der obersten Leitung der Bundesgewalt, als denjenigen, welchen seine Stellung in Deutschland und die Bedeutung der geisti⸗ gen und materiellen Kräfte, die es dem gemeinsamen Vaterlande zur Verfügung stellen kann, der Natur der Dinge nach, ihm anweist. Es wird keine ihm angebotene Stellung annehmen, als mit freier Zustimmung der verbündeten Regierungen; es hält sich aber ver⸗ pflichtet, sich bereit zu erklären, Deutschland diejenigen Dienste zu leisten, welche dieses im Interesse der Gesammtheit von ihm ver⸗ angen sollte, selbst wenn dies nicht ohne Opfer von seiner Seite geschehen könnte. Es wird dabei eben so gern Allem entgegen kom⸗ men, was, ohne Gefährdung des gemeinsamen Zweckes, die Selbst⸗ ständigkeit und Unabhängigkeit der einzelnen Staaten zu erhalten geeignet ist. In Folge dieser Gesinnung kann ich es schon jetzt Ew. ꝛc. aussprechen, daß Se. Majestät der König und Höchstdessen Regierung nicht der Ansicht sind, daß die Aufrichtung einer neuen deutschen Kaiserwürde zu der Erlangung einer wirklichen und umfas⸗ senden deutschen Einigung nothwendig sei; daß wir vielmehr be⸗ fürchten müssen, daß das ausschließliche Anstreben gerade dieser Form des an und für sich nothwendigen Einheitspunkts der wirklichen Erreichung jenes Zieles der Einigung wesentliche und schwer zu über⸗ windende Hindernisse in den Weg legen würde. Es dürfte wohl eine andere Form gefunden werden können, unter welcher, ohne Auf⸗ opferung irgend eines wesentlichen Bedürfnisses, das dringende und höchst gerechtfertigte Verlangen des deutschen Volkes nach einer wahrhaften Einigung und kräftigen Gesammt⸗Entwickelung vollständig befriedigt werden könnte.
Wir glauben im Interesse der Sache einer baldigen Erwiede⸗ rung der ꝛc. Regierung auf diese Mittheilung entgegensehen zu dürfen.
Berlin, den 23. Januar 1849.
(gez.) Bülow.
Berlin, 28. Jan. Die von einigen Blättern voreilig gege⸗ bene Nachricht, daß der Justiz⸗Minister die Entlassung des Ober⸗ Landesgerichts⸗Direktors Temme zu Münster aus seiner Untersu⸗ chungshaft verfügt habe, können wir heute als richtig bestätigen.
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Gemeiner der Grenadier⸗Division Ritter von Heß, sind wegen erwie⸗ sener Theilnahme an dem bewaffneten Oktober⸗Aufstande, erschwert durch deren meineidige Entweichung von ihren Truppenkörpern, durch Kriegsrecht am 13ten dieses einstimmig zum Tode durch den Strang, ersterer nach vorläufiger Degradirung, verurtheilt, welche Erkenntnisse jedoch in die Todesstrafe durch Pulver und Blei verwandelt und heute an denselhen auch vollzogen worden sind. 1
„Joseph Hauk, aus Trasdorf in Nieder⸗ Oesterreich gebürtig, obligater Schmiedegeselle des Kaiserl. wiener Fuhrwesens⸗Depot, wurde wegen Theilnahme am Aufruhr und eigenmächtiger Entfernung in dem über ihn gehaltenen Kriegsrechte zu fünfjähriger Schanzarbeit in leichtem Eisen verurtheilt.“
Sachsen. Dresden, 26. Jan. (D. A. Z.) Heute Morgen haben sämmtliche Minister ihre Entlassung bei dem König eingereicht. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer, wo sämmtliche Mi⸗ nister anwesend waren, ergriff nach dem Vortrage der Registrande Staats⸗Minister Dr. von der Pfordten das Wort: 1
„Sämmtliche Staatsminister, mit Einschluß des zwar auf Urlaub be⸗ findlichen, seit gestern aber hier anwesenden Staatsministers Dr. Brann, haben es für ihre Pflicht erachtet, Sr. Majestät dem Könige die Schwie⸗ rigkeiten darzulegen, welche sich einer erfolgreichen Wirksamkeit von ihrer Seite für das Wohl des Landes entgegenstellen, und haben Sr. Majestät ihre Entlassung anheimgegeben. Se. Majestät hat sich die Entscheidung hierauf zur Zeit noch vorbehalten; so bald sie erfolgt ist, wird den Kam⸗ mern darüber Mittheilung gemacht werden. In Folge davon müssen die Staatsminister jetzt sich der Erörterung aller Prinzipfragen und der Beant⸗ wortung der gestellten Interpellationen enthalten.“’ Nach diesen Worten verließen sämmtliche Minister den Saal und nur der Regierungs⸗Kommissar Todt blirb an dem Ministertische sitzen. In der Kammer und auf den überfüllten Gallerieen herrschte eine tiefe Bewegung, welche der Vice⸗Präsident Tzschirner mit den Worten unterbrach: Die ministerielle Erklärung habe den Grund des Rücktritts der Minister zweifelhaft gelassen. Es gehe daraus nicht hervor, ob es ihnen unmöglich erscheine, mit den gegenwärtigen Kammern zu regieren, oder ob es g wissen Einflüssen von außen nicht zu widerstehen vermöge. Zur Be⸗ ruhigung des Publikums müsse er erklären, daß das Erstere unmöglich der Fall sein könne; der wahre Grund der eingereichten Dimission sei jeden⸗ falls in den Hindernissen zu suchen, welche der Einführung der Grundrechte, in Betreff deren morgen eine Interpellation zu beantworten gewesen wäre, unerwartet erwachsen seien. Jedenfalls würden die Minister morgen darüber Auskunft ertheilen; übrigens rathe er an, die laufenden Geschäfte unge⸗ stört abzumachen. Demgemäß schritt man, unter Anwesenheit des Regie⸗ rungs⸗Kommissars Todt, zur Fortsetzung der Berathung über die Ge⸗ schäftsordnung. Es findet hierbei keine bemerkenswerthe Debatte statt. Zunächst erfolgte die vertagte Abstimmung über die im XII. Abschnitt enthaltene Abtheilungsfrage. Gegen 19 Stimmen wird der An⸗ trag der Deputation angenommen, fernerhin das Deputationswesen beizu⸗ behalten, aber in gewissen Fällen auch Abtheilungen gelten zu lassen. Bei demselben Abschnitte wird noch auf Antrag der Depntation beschlossen, daß die Regierungs⸗Kommissare nur auf Antrag zu den Deputationen zugelas⸗
Der Umstaud, daß das Ober⸗Landesgericht zu Paderborn, wel⸗ ches dem Ober⸗Landesgerichte zu Münster auf ein Perhorrescenz⸗Gesuch des Temme substituirt worden war, sich nicht für kompetent erachtet hat, die Sache vor sein Forum zu ziehen, hat den Justiz-Minister bewogen, die sofortige Entlassung des Temme aus der Haft anzu⸗ ordnen, damit derselbe nicht unter einem Kompetenz⸗Konflikte leide, dessen Erledigung noch längere Zeit dauern dürfte.
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Bundes -Angelegenheiten.
Eeana. M. 25. Jan. (O. P. A. Z.) Das Neschs⸗ Ministerium hat nachstehende Zuschriften von den Bevollmächtigten Oldenburgs und Sachsen⸗Meiningens erhalten:
I. „Schon in den ersten Tagen dieses Jahres haben Se. Kö⸗ nigliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg, geleitet von der Ansicht, es sei unter den gegenwärtigen Umständen dringende Pflicht und Aufgabe der deutschen Fürsten, ihre Meinungen zu vereinigen und dieselben unverhohlen auszusprechen, in einem Schreiben an Se. Majestät den König von Preußen den Wunsch und die Hoffnung
ausgedrückt, daß es Höchstdemselben gefallen möge, der sich immer deutlicher erhebenden Stimme des deutschen Volkes und dem wahr⸗ scheinlichen Vorschlag seiner Vertreter gemäß, die oberste Leitung des neu zu gründenden Bundesstaates zu übernehmen. Der Unterzeich⸗ nete ist veranlaßt, dem Reichs⸗Ministerium des Innern von diesem Schritte Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Kenntaiß zu ge⸗ ben. Frankfurt a. M., den 24. Jannar 1849. Mosle.“
II. „Se. Hoheit der Herzog zu Sachsen⸗Meiningen, durchdrun⸗ gen von dem ernsten Wunsche, daß die neue Verfassung des deutschen Vaterlandes auf dem von der National⸗Versammlung bis jetzt geleg⸗ ten Grunde bald und glücklich zur Vollendung komme, hat den unter⸗ zeichneten Bevollmächtigten beauftragt, an das Reichs⸗Ministerium, wie hiermit geschieht, die offene Erklärung zu richten, daß Höchstdie⸗ selben nur in der Uebertragung der erblichen Kaiserwürde an Se. Majestät den König von Preußen einen das allgemeine Wohl sicher verbürgenden Abschluß des unternommenen Verfassungswerkes zu er⸗ kennen vermögen und deshalb eine dem entsprechende Entscheidung der noch schwebenden Frage wegen Ernennung eines Reichs⸗Ober⸗ hauptes mit Freude annehmen und anerkennen würden. Franksurt, den 21. Januar 1849. Der herzoglich sachsen⸗meiningsche Bevoll mächtigte bei der provisorischen Centralgewalt. Seebeck.“
Zugleich hat der Bevollmächtigte für Altenburg der Central⸗ gewalt amkliche Kenntniß von der Adresse gegeben, die Se. Hoheit der Herzog von Altenburg, in Gemeinschaft mit den übrigen thü⸗ nüahesschen Fürsten an Se. Majestät den König von Preußen ge⸗ richtet. 1e. ““ ö“
Oesterreich. Wien, 25. Jan. (Lloyd.) Der Minister des Innern hat folgendes Rundschreiben an sämmtliche Länder⸗Chefs erlassen:
„Die Staats⸗Verwaltung erkennt es als zeitgemäße Forderung, den Gemeinden im Staate eine freiere Stellung anzuweisen, vamentlich densel⸗ ben eine größere Selbstständigkeit in der Verwaltung ihrer Interessen zu sichern, und wird bestrebt sein, bei der Erlassung eines neuen Gemeindege⸗ setzes diesem Grundsatze Geltung zu verschaffen. Mit der gesetzlichen An⸗ erkennung dieses Grundsatzes wird nebst anderen auch die Nothwendigkeit eines Einflusses der Verwaltungs⸗Behörden auf die Führung der Gemeindebauten hinwegfallen. Um schon dermalen im Sinne die⸗ ser nothwendigen Reformen vorzugehen und andererseits die Cen⸗
tral⸗Regierungs⸗Organe nicht mit überflüssigen ohne praktischen Werth blei⸗
benden Geschäften in Anspruch zu nehmen, hat der Herr Minister des Han-
dels und der öffentlichen Bauten die bisher ausgeübte Kontrolle der Ge⸗ barung bei den auf Gemeindekosten herzustellenden Bauten aus der Wirk⸗ samkeit seines Ministeriums ausgeschieden. Demgemäß haben von nun an die Chefs der Provinzen nur jene Bau⸗Gegenstände der Amtshandlung und Entscheidung des Ministeriums zu unterziehen, welche ganz auf Staats⸗ kosten herzustellen kommen, oder zu deren Ausführung eine Geld⸗Konkurrenz aus dem Staatsschatze angesprochen wird. 8 Wien, am 18. Januar.
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Die Wiener Ztg. veröffentlicht nachstehende Verurtheilungen: „Andreas Kerschdorfer, 26 Jahre alt, von Wien gebürtig, Korporal der Grenadier⸗Diviston des Infanterie⸗Regiments Großherzog von Baden, und Heinrich Monoschek, von Wien gebürtig, 24 Jahre alt,
sen werden, und nach des Abgeordneten Blöde Vorschlag binnen acht Tagen ernannt werden müssen. Schließlich wird im XIII. Abschnitte der Antrag der Deputation, „daß auch von der Kammer Gesetz⸗Entwürfe an die Re⸗ gierung gebracht werden können“, einstimmig angenommen, nachdem zuvor Regierungs⸗Kommissar Todt erklärt, daß die Minister nicht für die Ini⸗ tiative der Kammer seien, und die Abgeordneten Hitzschold, Siegel und Kell aus Leipzig sich für den Antrag der Deputation verwendet hatten. Die ganze Geschäfts⸗Ordnung wird hierauf mit den beschlossenen Abänderungen gegen 5 Stimmen angenommen.
Niach dem Vortrage der Registrande in der heutigen Sitzung der ersten Kammer erhebt sich von den anwesenden vier Ministern Staatsminister von der Pfordten, um die schon in der zweiten Kammer gemachte Eröff⸗ nung in Betreff des Rücktritts des Gesammtministeriums zu wiederholen, welche auch hier nicht verfehlte, einen tiefen Eindruck zu machen. Nachdem sämmtliche Minister den Saal verlassen hatten, erhob sich Abgeordneter Heubner und bemerkte, daß er mit tiefem Bedauern die ministerielle Er⸗ klärung entgegengenommen habe, und dieses um so mehr, wenn er bedenke, daß die Kammern mit diesem Ministerium eine lange Reihe heilsamer orga⸗ nischer Gesetze würden zu Stande gebracht haben, mit um so tieferem Bedauern hätte er diese Nachricht vernommen, wenn der Rucktritt der Minister wirklich in der nicht zu ermöglichenden Veröffentlichung der Grundrechte des deutschen Volks seinen Grund habe. Der Augenblick wäre zu ernst, als daß er nicht die Erklärung abgeben sollte, daß seit dem 27. Dezember die Grundrechte als Reichs⸗Gesetz angesehen werden müßten und seit dem 18. Januar d. J. in Geltung g treten wären. Jedes Bedenken da⸗ gegen würde durch das Einführungs⸗Gesetz beseitigt, indem durch das⸗ selbe nach reiflicher Erwägung sestgestellt worden wäre, welche Para⸗ graphen sofort Platz greifen und welche weiteren Bestimmungen unter⸗ stelt werden müßten. Nachdem der Redner darauf hingewiesen hatte, daß durch die verzögerte Verkündigung der Grundrechte das Rechtsgefüll des Volks unterdrückt und eine gänzliche Unsicherheit des Rechtszustandes herbei⸗ geführt werden würde, schloß er seine Rede mit dem Ausruf: Wohin kom⸗ men wir, wenn die Werkündigung noch einen Tag aufgeschoben wird! Ich sehe keine Gespenster. Wenn das Rechtsgefühl des Volks beleidigt, wenn Unsicherheit der Rechtszustände herbeigeführt wird, so solgt die Anarchie! (Lebhafter Beifall in der Kammer und auf der Galerie.) Abgrordneter Böricke: Die Erklärung der Minister sei ein Ereigniß, ein bedeutungsvolles Er⸗ eigniß für das Volk, für die Volksvertretung, und die erste Kammer trage keine Schuld daran. Zwar sei dem Ministerium kein Vertrauensvotum ge⸗ geben, weil keines verlangt worden sei, eben so wenig aber auch ein Miß⸗ trauensvotum. Zu beklagen sei es, daß das Ministerium nicht gewartet und die Sympathieen der Kammer erprobt habe. Die Zukunft aber werde über den Hebel, welche das beklagenswerthe Ereigniß herbeigeführt hätten, das Urtheil sprechen. Da Niemand mehr über den Gegenstand das Wort begehrte, so ging die Kammer zur Berathung der Tagesordnung über. Nachdem Abgeordn. Böricke einen Antrag auf Beseitigung mehrerer Un⸗ thunlichkeiten bei der Einrichtung der Hypothekenbücher motivirt und die Ab⸗ geordneten Haden und Kaiser über die bis jetzt noch beanstandeten Wah⸗ len der Abgeordn. Joseph, Günther, Unger zc. Bericht erstattet hatten, wurde die Sitzung geschlossen. Nach dem Schluß derselben umstanden den Ab⸗ geordneten Oberländer, der nach Beendigung der Debatte über die Minister⸗ krisis seinen Platz als Abgeordneter wieder eingenommen hatte, die Abge⸗ ordneten und drückten ihm in unverkennbarer Weise ihre Theilnahme aus.
Ueber den Stand der Angelegenheit diesen Abend vernimmt man
nur so viel, daß der König noch Niemanden mit der Bildung des neuen Ministeriums beauftragt hat, obschon eine Menge Kandidaten⸗ listen in Umlauf gesetzt worden sind. Nachmittags 4 Uhr hielt der Klub der Linken eine etwos bewegte Sitzung und beschloß dabei unter Andrrem, morgen früh eine Ansprache an das Volk in der Kammer zu berathen.
Hessen und bei Rhein. Mainz, 25. Jan. (Frankf. J.) Im Laufe des heutigen Vormittags wurde unsere Rheinbrücke wie⸗ der aufgefahren und dem Verkehr übergeben, so daß der Communi⸗ cation zwischen hier und Castel, resp. dem Bahnhofe der Taunus⸗ Eisenbahn, kein Henderniß mehr im Wege steht. Die düsseldorfer Dampfschifffahrts⸗Gesellschaft gedenkt vom heutigen Tage an ihre regelmäßigen Fahrten wieder zu eröffnen. Auch von Frankfurt langte bereits vor einigen Tagen ein Dampfboot hier an.
68 Offenbach, 25. Jan. (Frankf. J.) Der Kommandant des Königlich bayerischen dritten Jäger⸗Bataillons, Herr Oberst⸗Lieute⸗ nant von Heß, und der Rittmeister des fünften Chevauxlegers⸗Regi⸗ ments Leiningen, Herr Pflaum, haben bei ihrem Abzug von hier nach Frankfurt, nach einem dreimonatlichen Aufenthalt hierselbst, im Namen der Offiziere und der Mannschaft in dem hiesigen Intelli⸗ genzblatt ihren Dank der Bürgerschaft Offenbachs ausgesprochen „für die gute Aufnahme der Truppen und die der Bequartierung und Ver⸗
pflegung derselben gewidmeten Sorgfalt.“ Unsere frühere Garnison,
das 1ste Bataillon des großherzoglich hessischen 4ten Infanterie⸗Re⸗ giments, kam dagegen von Frankfurt wieder hierher und ward theil⸗ weise sogleich beurlaubt.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 25. Jan, (D. A. Z.) In Folge Beschlusses der deutschen National⸗Versammlung hat die provisorische Centralgewalt die Erhöhung der deutschen Heeresmacht bis auf 2 Prozent der gegenwärtigen Bevölkerung angeordnet; zu weiterer Ausführung dieser Maßregel ist durch einen neuerlichst hier⸗ hergelangten Erlaß des Reichs⸗Ministeriums des Krieges bestimmt worden, daß 1½ Prozent der Bevölkerung bis Ende des Monats März des laufenden Jahres eingeübt sein und in schlagfertiger Tüch⸗ tigkeit dastehen sollen. Da sich nun überdies das hiesige Linien⸗Ba⸗ talllon dermalen auf Kriegsfuß an den Gränzen Holsteins befindet und somit die Voraussetzungen des Gesetzes vom 21. Februar 1835 über die Militairpflicht in vollem Maß eingetreten sind, so kann die regelmäßige Entlassung aus der Linie sowohl als aus der Reserve dies⸗ mal erst dann erfolgen, wenn die neu auszuhebenden Mannschaften in auslangender Zahl gehözig eingeübt sein werden. Um dies so viel als möglich zu beschleunigen, ist bereits dahin Anordnung ge⸗ troffen worden, daß die diesjährige Aushebung anfangs März vor sich gehen kann. Dieselbe wird sich indeß von den früheren Militair⸗ Aushebungen dadurch unterscheiden, daß auf Grund des §. 7 des unterm 16. Januar publzirten Gesetzes über die Grundrechte des deutschen Volks, wonach die Wehrpflicht für Alle gleich sein und Stellvertretung nicht mehr stattfinden soll, die im hiesigen Herzog⸗ thume bisher zulässig gewesene Stellvertretung fortan wegfällt. We⸗ gen der mancherlei Abänderungen, welche das obenerwähnte Gesetz über die Militairpflicht in Folge der von der deutschen National⸗ Versammlung über die Wehrpflicht gefaßten Beschlüsse zu erleiden hat, soll mit der im Februar wieder einzuberufenden Landschaft das Nöthige auf verfassungsmäßigem Wege festgesetzt werden.
Schleswig⸗Holstein. Schleswig, 24. Jan. Der Alt. Merkur theilt die zwischen Dänemark und Schleswig⸗Holstein ab⸗ geschlessene Post⸗Convention mit und zugleich folgende von dem Reichs⸗Kommissär, Herrn Stedmann, eingegebene Verwahrung:
„Der Reichs⸗Kommissär erklärt, daß er zwar vermittelnd die Ausfüh⸗ rung der betreffenden Stipulation habe befördern, jedoch keinenfalls irgend ein Präjudiz habe statuiren wollen über die Frage des Eigenthums am ham⸗ burger Posthause, oder das Recht, in Hamburg ein Postamt als Verwal⸗ tungs⸗Behörde zu halten. Er muß ebenfalls bestimmte Berwahrung einlegen gegen jede künftige Bezugnahme auf die in Folge des Wafefenstillstandes zu ergreifenden Maßregeln für die Erkenntniß und Bestimmung des früheren Besitzstandes der Krone Dänemark oder der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein, in Bezug auf ein Posthaus, gelegen auf den Großen Bleichen in Hamburg, oder auf die von diesem Grundstücke wohl zu unterscheidende Verechtigung aufdte Führung einer besonderen Postverwaltung in der freien Stadt Hamburg, da auch ein dänischerseits oder auf Namen des dänischen Staates oder des ihm substituirten Herrn Charles Parish vorgenommener Ankauf eines seitdem als Postgebäude eingerichteten Hauses aus den früher vermischten Staats⸗ geldern der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein mit den Finanzen des König⸗ reichs Dänemark — oder die zur bloßen Vereinfachung der Verwaltung vorgenommene Unterordnung deutscher Staatsverhältnisse und deutscher Staats⸗ oder Verwaltungsbeamten unter dänische Staatsverhältnisse und dänische Beamte, und die Unbekanntschaft der jeweiligen Derektoren des be⸗ sagten Postamtes mit ihrer Eigenschaft als deutsche oder dänische, oder de ische und dänische gemeinschaftliche Beamten auch mit unterstellter guter Treue für den richtigen Titel des Besitzes der Krone Dänemark keinen Be⸗
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weis liefert. Der jetzige Postdirektor, Graf Holck, hat den 28. April d. J.
die Direction des Postamtes an die provisorische Regierung der Herzogthu⸗ mer Schleswig⸗Holstein abgetreten und unter dem 8. November d. J. im Auftrage des Königlich dänischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten an den Hohen Senat der Stadt Hamburg das Ersuchen gestellt, zu veranlassen, daß er wieder sein Amt antreten könne, unter de⸗ Behauptung, daß Hoher Senat der Stadt Hamburg nicht befugt sei, eine schleswig⸗hoisteinische Post in Hamburg zu gestatten, und der Hohe Senat der Stadt Hamburg hat unterm 10ten desselben Monats weder diese Be⸗ sugniß verleugnet, noch jene Pflicht anerkannt. Es ist auch, von anderen Urkunden ganz abgesehen, in der Sammlung hamburger Gesetze des Syn⸗ dikus Klefecker im §. 125 nur von einem Postcomptoir des im Jahre 1615 mit Königlichem und Herzoglichem Titel ausgestattet gewesenen „Fürstlichen Hauses Schleswig⸗Holstein“ die Rede, und selbst Se. Majestät der König von Dänemark soll auf Verwahrung Sr. Majestät des deutschen Kaisers gegen Beeinträchtigung des Reichspostregals erklärt haben, er übe das Post⸗ regal nur wie jeder deutsche Reichsfürst und zwar als Herzog von Holstein in der von ihm als unterthänig betrachteten Stadt Hamburg. Es streitet somit sogar die Vermuthung für die Herzogthümer und kann deutscherseits nicht zugege⸗ ben werden, daß Dänemark auch im Monat April 1848, als der Herr Graf Holck das besagte Posthaus und seine Function verließ, als ein frem⸗ der Staat im Besitze eines Posthauses und Postamtes in Hamburg mit richtigem Titel gewesen sei. Der deutsche Neichs⸗Kommissär kann die Wie derherstellung nur als eine rein thatsächliche ansehen, ohne Präjudiz für den rechtlichen Charakter des Besitzes und besonders ohne alles Präjudiz für das Recht auf Grundeigenthum oder auf eine gemeinsame oder eigene Postverwaltung des Königreichs Dänemark oder der Herzogthümer Schles wig Holstein, und behält sich jedenfalls die Rechte des Reiches auf unbe⸗ schränkte Anwendung der Reichs⸗Gesetze in Bezug auf alle und jede Post und alle damit in Verbindung stehende Verhältnisse ausdrücklich vor Schleswig, den 20. Dezember 1818. (gez.) Stedmann, Neichs⸗ Kommissarius.“
Lübeck. Lübeck, 25. Jan. (H. C.) In der heutigen Bür gerschäaft sührte der Antrag des Senats auf Erweiterung der Kriegs dienstpflichtigkeit auf 4 Jahre und Bewilligung von vorläufig 58,000 Mark an das Militair⸗Departement zur Aufstellung des Infanterie⸗ Kontingents nach dem Verhältnisse von 2 Ct. der Bevölkerung zu einer lebhaften Debatte, welche sich namentlich um die Frage drehte, inwiefern unser Staat überhaupt wegen seiner besonderen Verhält nisse das ihm angesonnene Opfer an Menschenkräften und Geldern dem Vaterlande zu bringen im Stande sei. Endicch entschied die Bürgerschaft sich dafür, daß, wenngleich auf längere Zeit die Ver⸗ mehrung des Militairs auf 2 pCt. eine für unseren Staat unerträg⸗ liche Last sein würde, doch augenblicklich der auf Beschluß der Natio— nal⸗Versammlung gestützten Weisung des Reichs⸗Kriegs „Ministers, so weit überhaupt thunlich, nachzukommen und zu dem Ende kein Opfer zu scheuen, daß aber für die Folge ernstlichst darauf Bedacht zu nehmen sei, durch Vereinbarung mit den Nachbarstaaten auch bei uns baldmöglichst ein Landwehr⸗System nach preußischem Muster ein⸗ zuführen, wodurch allein ohne Gefährdung der höchsten Staats⸗In⸗ teressen den Forderungen des Reichs Genüge geschehen könne. Zu⸗ gleich sprach sich die Bürgerschaft für sofortige Aufhebung aller Stell⸗ vertretung aus.
Musland. 5
rankreich. National⸗Versammlung. Sitzung vom 25. Frhn Anfang 2 ½ Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen. von Mornay, Soult'’s Schwiegersohn, will gegen dessen Fassung protestiren; er wechselt jedoch einige Worte mit Mar⸗ rast und spricht dann mit den Schnellschreibern des Moniteur, worauf er seinen Protest fallen läßt. Leon Faucher, Minister des Innern, überreicht mehrere Gesetz ⸗Entwürfe, welche Uebersteu⸗ rungen und Arbeiten für das Proletariat verlangen. Gent und Le⸗ dru Rollin überreichen Bittschriften vieler Weinhändler gegen die Art der Steuer⸗Kontrole bei dieeem Gewerbe. Eine Masse von Pe⸗
titionen strömt von der Rechten dem Büreautische zu, welche die Auflösung der National⸗Versammlung verlangen. Ledru Rollin und Etienne Arago überreichen Petitionen im entgegengesetzten Sinne. (Stimmen zur Rechten: Wie viel Unterschriften? Ge⸗ lächter.) Marrast: „Ich benachrichtige die Versammlung, daß die Billaultsche Budget⸗Kommission versprochen hat, noch heute ihren Bericht abzustatten.“ (Ah! Ah!) Die Versammlung schreitet jetzt zum eigentlichen Tagesgeschäft, nämlich zur Fortsetzung der Staats⸗ raths⸗Debatte. Artikel 19 ist dahin geändert: „Der Präsident der Republik kann die Requetenmeister auf Vorschlag des Präsidenten des Staatsraths und der Sections⸗Chefs absetzen.“ Mortimer Ter⸗ naux, pariser Stadtrath, erklärt sich mit dieser Fassung noch nicht zufrieden, fällt jedoch mit seinen Nebenanträgen durch, und der Arti⸗ kel wird angenommen. Artikel 20 bis 28, von dem Amtsverhältniß der Staatsraths⸗Beamten handelnd, werden rasch hinter einander diskutirt und nach Verwerfung einer Menge unerheblicher Neben⸗ Anträge angenommen. Die Versammlung, ziemlich zerstreut und viel mehr mit der aufgeregten Stimmung von Paris beschäftigt, überläßt sich allerlei Privatgesprächen, die Marrast mit seinem Papiermesser vergebens zu beherrschen strebt. Beim Artikel 19 angelangt, wurde die Debatte abgebrochen. Berryer erschien auf der Tri⸗ büne und beantragt die Erlaubniß für die Stadt Marseille, sich aber⸗ mals zur Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen. Die Sache sei dringend. Die Dringlichkeit wird ausgesprochen. Grevy, mit dem Bericht über den Antrag Rateau's in der Hand, folgt ihm auf der Tribüne. (Große Bewegung im Saale.) Man kennt bereits den Inhalt desselben. Er erklärt das Mandat der Ver⸗ sammlung für noch nicht vollendet und dringt auf genaue Erfüllung des Artikel 115 der Verfassung, mithin auf Verwerfung aller Auflösungs⸗ vorschläge. Eine Menge Deputzerter eilen zum Büreautisch, um sich für die Debatte einschreiben zu lassen. von Mornagy erklärt, es sei reglements⸗ widrig, sich vor vollendeter Vorlesung der Berichte einschreiben zu lassen. Die Versammlung beschließt, den Antrag Rateau's am näch⸗ sten Montag zu diskutiren. Hiernächst erscheint Billault auf der Tribüne mit dem nicht minder wichtigen Bericht über das Budget in der Hand. Passy, Finanz⸗Minister, unterstützt die Dringlichkeit dieser Angelegenheit. Die Versammlung weist Billault's Antrag an die Abtheilungen, die ihr schon Sonnabend berichten sollen. F. La⸗ steyrie rügt die Parteilichkeit, mit der man in Bezug auf den Fal⸗ louxschen Antrag rücksichtlich des Verwaltungs⸗Unterrichts zu Werke gehen wolle. (Gewaltiger Lärm mit Zwischendebatte.) Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.
8 Paris, 25. Jan. Die Estaffette und na⸗, ihr meyrere Journale hatten das Gerücht verbreitet, der Fürst von Canino in Rom habe einen Brief an seinen Vetter, den Präsidenten der Repu⸗ buf, gerichtet, worin ihm derselbe mit gefährlichen Enthüllungen frü⸗ herer Privatbriefe drohe, falls er zugäbe, daß Frankreich den Papst Pius IX. wieder auf seinen weltlichen Thron setzen helfe. „Wir sind zu der Erklärung ermächtigt“, sagt der heutige Moniteur, „daß dieses Gerücht alles Grundes entbehrt. Der Prösident der Republik hat keinen Brief vom Prinzen Canino erhalten, und nichts hat zum Vorwande dieser Behauptung dienen können.“ Der Mo⸗ niteur bezeichnet diese Widerlegung als eine ihm zur Aufnahme zu⸗ gegangene Mittheilung, die aus der Patrie entnommen ist. Aus demselben Blatte nimmt der Moniteur folgenden Artikel auf: „Ein Journal, die Assemblée Nationale, behauptet, der Mi⸗ nister des Innern habe es verabfäumt, die spanischen Flüchtlinge, welche sich zu Bayenne befanden und namentlich Herrn Salamanca, nach dem Innern weisen zu lassen. Dieser Vorwurf ist unbegründet. Wir glauben zu wissen, daß der Minister des Innern gleich bei seinem Amtsantritt die bestimmtesten Weisungen in dieser Hinsicht ertheilt hat. Ueber die Lage des Herrn Salamanca befragt, gab er den Befehl, daß Bordeaux diesem Staatemann als Aufenthalt anzuweisen sei. Was das Eindringen der karlistischen Flüchtlinge in Biscaya betrifft, so ist es immer möglich, in einer Gebirgsgegend sich der Ueberwachung zu entziehen. Es scheint indeß, daß der Unterpräfekt von Bayonne nicht Alles gethan hat, was in seinen Kräften gestanden hätte, um der Bewegung vorzubengen. Dieser Beumte hat bereits die Strafe für seine Schuld zu tragen, denn wir erfabren, daß der Ministerratb, auf den Antrag des Ministers des Innern, dessen unverzügliche Ab⸗ setzung beschlossen hat.“
Herr von Lurde, bisher im Haag, soll an Emanuel Arago's Stelle zum Gesandten in Berlin ernannt sein, nachdem General Baraguey d'Hilliers diese Missisn abgelehnt. Walewski geht an Champy's (Neffe Lammenais“) Stelle nach Florenz und Adolphe Barrot aus Alexandrien nach Rio Janeiro. Ruffini, der neue sar⸗ dinische Gesandte, wurde gestern von Drouyn de Lhuys empfangen und überreichte am Nachmittage dem Präsidenten seine Vollmachten.
Heute Vormittag wurde der legitimistische Kongreß in der Rue Duphot eröffnet. Es sind etwa 200 Mitgplieder anwesend.
Die National⸗-Versammlung wählte beute Mittags in ihren Ab⸗ theilungen die Kommission, welche das Fallouxsche Gesetz wegen der neuen Administrativ⸗Fachwissenschafts⸗Vorlesungen an den Universitä⸗ ten, statt der Verwaltungsschulen, zu⸗ prüfen hat. Auch diese Kom⸗ mission ist ganz feindlich gegen das Ministerium ausgefallen.
Der Moniteur enthält heute die Ernennungen von 55 neuen Präfekten und Unterpräfekten, meist alte Beamte aus der Regierungs⸗ zeit Ludwig Philipp's. Die Erbitterung der Oppositionsblätter ge⸗ gen diese Ernennungen ist sehr groß. *ꝙDie Liberté erklärt die Behauptung der Patrie und einer Menge anderer Blätter, wonach Boulay, Vice⸗Präsident der Repu⸗ blik, in der vollkommensten Harmonie mit dem Ministerium lebe, für eine Erfindung. Herr Boulay habe nur seine Visitenkarte bei den Min stern abgegeben, eine Höflichkeit, der er sich unmöglich habe ent⸗ ziehen können. Die Liberté soll zu Herrn Boulay in Beziehungen stehen. — Ein Erlaß des Präsidenten der Republik reorganisirt die Mo⸗ bilgarde. Vom 1. Februar ab wird dieselbe nur noch zwölf Batail⸗ lone, statt 24, zählen, jedes Bataillon zu 990. Mann, von denen die Gemeinen täglich 1 Franken 20 Centimen und respekt. 1 Franken 10 Centimen Sold beziehen. Im Jahre 1848 kostete diese Vorhut der pariser Nationalgarde, wie der Minister Faucher sie nennt, 12 ⅔ Millionen Franken, während sie 1849 nur 7,00,000 Franken kosten soll. Hierdurch erspart der Finanzminister Passy 4,670,000 Franken. Diese Ersparniß ist das eigentliche Hauptmotiv der Maßregel.
Die Familie Bonaparte fuhr diesen Morgen auf der Nerdbahn in den nahegelegenen Flecken Saint⸗Leu⸗Faverny, wo der Großvater der Bonapartes und dessen Sohn Louis, Vater des Präsidenten, bestattet sind. Es ist heute, wie schon erwähnt, der Jahrestag des Todes des Ersteren. 11ö1“
Gestern Abend war alles Militair in die Kasernen konsignirt, und die Polizei schloß am Abend drei der bedeutendsten Klubs, dar⸗ unter den neuen Fraternitäts⸗-Saal, zu dessen Aufhebung drei Ba⸗ taillone Infanterie und zweihundert Wächter befehligt waren. Da man jedoch nirgends auf Widerstand stieß, so begnügte man sich, die Sitzungs⸗Lokale zu versiegeln und Protokolle darüber aufzunehmen. Die militairischen Vorsichtsmaßregeln in den Kasernen waren auch durch das Leichenbegängniß des Demokraten⸗Chefs, Oberst Rey, ver⸗ anlaßt, welches gestern Nachmittag stattfand, und wobei Reden von
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Joly und Lagrange gehalten wurden. Ledru Rollin und etwa 40 Repräsentanten hatten sich dem Zuge angeschlossen, und von den Arbeitern aller Gewerke, den Journalisten und Associationen waren Abgeordnete geschickt. Die Regierung hatte im ganzen Stadtviertel Montmartre starke Truppen⸗Abtheilungen aufgestellt. Die Ruhe wurde nirgends gestört.
Gestern Abend speiste Präsident Bonaparte bei Drouyn de Lhuys, dem Minister der Auswärtigen. Heute findet große Tafel bei Leon Faucher, Minister des Innern, statt. Unter den Eingelade⸗ nen befinden sich Marrast, Rothschild und die gesammten Notabilitä⸗ ten der sogenannten blauen Republik.
Marrast besuchte gestern Abend die große Oper und wurde sehr unfreundlich vom Publikum empfangen.
Der Priester Heraudeau, Religionslehrer am Gymnasium zu La Rochelle, ist wegen sozialistischer und kommunistischer Tendenzen auf Befehl des Unterrichtsministers Falloux in seinem Amte suspen⸗ dirt worden.
Aus Turin erfährt man unter 21. Januar, daß Radetzly Mai⸗ land verlassen habe, um gegen Venedig oder in der Richtung von Piacenza zu operiren.
Die Assemblée ruft aus: „Wie? Ihr wollt das Heer in dem Augenblick reduziren, wo Rußland mit 400,000 und Oesterreich mit 600,000 Mann gegen Euch vorrücken könnte!“
Proudhon's Peuple meldet, daß die Bäckergesellen⸗Angelegen⸗ heit einer Ausgleichung nahe sei.
Das Finanz⸗Comité hat einen Vorschlag, nach welchem die Zyu⸗ satzsteuer von 45 Centimen in 3⸗ und 5proz. Renten rückvergütet werden soll, mit großer Mehrheit verworfen und Herrn Fould, der denselben energisch bekämpfte, zum Berichterstatter ersannt.
Die 1ste und 2te Legon der Nationalgarde hatten neue Ober⸗ sten zu ernennen; die Wahlen sind auf General Gourgaud und Na⸗ poleon Bonaparte, Sohn Jerome's, gefallen; der Mitbewerber Gour⸗ gaud's war Lucian Murat.
Herr Vavin, Liquidator der Civilliste, und Graf Montalivet, welcher die Interessen Ludwig Philipp's vertritt, sind übereingekom⸗ men, daß die Liquid erung im Juli beendigt sein soll.
Etwa 500 sozialistische Demokraten beiderlei Geschlechts hielten vorgestern ein Bankett, welchem die Repräsentanten Leroux und Dain beiwohnten. Letztere brachten einen Toest für Freisprechung der Mai⸗ Angeklagten aus und ermahnten die Demokraten, nicht in die Straße hinabzusteigen, weil die Straße für sie ein Abgrund sein würde. Ein Toast galt dem Präsirenten der Republik und seiner frühen Bekeh⸗ rung zur demokratischen und sozialen Republik.
Da die Bebörden mehrerer Städte und Dörfer, durch welche die begnadigten Juni⸗Insurgenten ihren Rückweg nach Paris neh⸗ men, beim Minister des Innern darüber geklagt haben, daß diesel⸗ ben ihre aufrährerischen Lehren den Einwohnern einzuprägen suchen, so ist Befehl ergangen, daß dieselben fortan, so weit thunlich, zu Wasser und außerdem auf der Eisenbahn befördert werden sollen. Ein Blatt von Chartres versichert, daß dort mehrere von Brest heimkehrende begna⸗ digte Juni⸗Insurgenten laut geäußert hätten: „Wenn die Sachen nicht so gehen, wie es uns taugt, so werden wir diesen Leuis Napoleon bald zu Boden schlagen. Hätten wir uns nur zwei Stunden länger gehalten, so wäre Paris in Flammen gewesen. Wir sind übrigens vollkommen bereit, von neuem anzufangen. Es scheint, daß zu Chartres das Volk nicht republikanisch ist; so hat man uns gesagt. Nehmt Euch in Acht, ihr Bourgeois von Chartres! Wären wir unserer nur funfzig, so würden die Domkirche, der bischöfliche Palast und die Präfektur bald in die Luft gesprengt sein.“ Das Journal von Chartres setzt hinzu: „Wo diese Elenden durchreisen, führen sie dieselbe Sprache. Wie konnte die Regierung daran denken, sie wieder frei zu lassen? Dies heißt die Gefahren der Hauptstadt vermehren.“
Die Polizei schloß in voriger Nacht wieder drei Spielhöllen.
Die baskischen Provinzen sollen in Belagerungsstand erklärt worden sein, wie ein französisches Gränzblaͤtt meldet. Man schließt aus dieser Maßregel auf einen ernsten Charakter der karlistisch⸗ pro⸗ gressistischen Bewegung.
Die Gazette des Tribunaur meldet: „Seit der Februar⸗ Revolution wurde so manches große Etablissement nicht nur wegen der allgemeinen Handelestockung seinem Ruine nahe gefühbrt, sondern auch weil die Arbeiter ihre Ansprüche erhöhten und die thätigsten Etablissements entvölkerten, sobald sie sich ihren Forderungen wider setzten. Die Aufmerksamkeit der Behörden richtete sih deshalb haupt⸗ sächlich auf die Entdeckung derjenigen Mittel, welche dazu gehören, um die arbeitsunlustigen Arbeiter zu ernähren. Eso ist ihr gelungen, in den meisten Fällen geheimen Associationen auf die Spur zu kom⸗ men, welche Beiträge in guten Zeiten für dergleichen Zwecke sam⸗ meln und sie dann bei allgemeinen Arbeits⸗Einstellungen vertheilen. Es ist ferner entdeckt worden, daß die Arbeits⸗Einstellungen nur dann eintreten, wenn sich die gehörigen Fonds in jenen Sinekuren⸗Kassen befinden. Dies war auch der Fall bei den Licht⸗Fabriken, die jetzt verödet sind, weil ihre Arbeiter, gleich den Bäckergesellen, die Arbeit niedergelegt haben. Aber die Gerichts⸗Behörden haben beschlossen, diesem Unfug ein Ende zu machen, und gestern die drei Chefs der Lichtzieher⸗Gesellen nebst allen Papieren, Büchern und einem bedeu⸗ tenden Kassenbestande verhaften lassen.“
Die Patrie erklärt die umlaufenden Gerüchte von einem nahen Kabinetswechsel für unbegründet. Gutunterrichtete Personen sollen sedoch überzeugt sein, daß das Ministerium Odilon Barrot in wenig Tagen abtreten werde, weil es seine Stellung, der Versammlung ge⸗ genüber als unhaltbar betrachte. Man will wissen, daß Billault und Oufaure die Hauptpersonen des neuen Kabinets sein würden, und daß Cavaignac, statt Changarniers den Oberbefehl über die hiesige be⸗ waffnete Macht erhalten werde; nur Passy dürfte angeblich aus dem jetzigen Kabnet in das neue hinübertreten.
Die Quästur der National⸗Versammlung hat entschieden, daß dem Publikum der Eintritt in den Saal der Rotunda fortan unter⸗ sagt sein sell, angeblich weil mehrere Repräsentanten, und darunter Thie s, beim Durchgehen durch diesen Saal von dort befiadlichen Personen gröblich insultirt und bedroht wurden.
Aues Anlaß der Störungen, welche vorgestern im College de France durch einen Theil der Zuhörer des Professors Lerminier ver⸗ übt wurden, der seine Vorlesungen über vergleichende Gesetzgebung eröffnete, erklärt der Moniteur, daß die Behörde alle nöthigen Maßregeln getroffen habe, um den Professor in der nächsten Vorle⸗ sung gegen solche Ungezogenheiten zu sichern.
Das Journal des Débats meldet: „Die spanische Re⸗ gierung hat nicht für nöthig gehal'en, länger die Ausnahme⸗Polizei⸗ Maßregeln, welche zu ergreifen sie im letzten Monat März ermäch⸗ tigt wurde, aufrecht zu erhalten und hat sie so eben aufgehoben. In dem Schreiben, welches der Königin die Gründe auseinandersetzt und diesem Amnestiedekret vorangeht, drückt sich der Minister folgender⸗ maßen aus: „„Diese Aufhebung wird kein der Schwäche entrisse⸗ nes Zugeständniß noch die Frucht einer strafbaren Unvorsichtigkeit sein. Die Regierung Ew. Majestät hat mächtige Hülfsquellen, um bei einem Ursprunge jeden verbrecherischen Versuch zur Störung der öffentlichen Ordnung zu nnterdrücken; sie rechnet auf die unzerstör⸗ barer Liebe der Spanier für ihre Königin auf den guten Geist und
varlamentarischen Annalen fast beispiellose Majorität angekündigt hat, und auf die unwandelbare Treue der Armee.““ Man zweifelte an dem Wiederaufkommen des spanischen Kriegs⸗Ministers, der in der Nacht vom 14ten auf den 15. Januar von einem heftigen Schlag⸗ anfall betroffen wurde.“
Der Gemeinderath der Seine hat dem Präfekten für die wahr⸗ scheinlichen Kosten von sechs Diners, sechs Bällen und vier Konzer⸗ ten, welche diesen Winter im Stadthause gegeben werden sollen, 50,000 Fr. bewilligt. Als der Präfekt 50,000 Fr. Gehalt bezog, bewilligte der Gemeinderath nur 12,000 Fr.; jetzt aber, da der Präfekt blos 30,000 Fr. bezieht, hat er einmüthig 50,000 Fr. zu⸗ gestanden, weil durch diese Festlichkeiten sehr viel Geld in Umlauf kömmt. Man berechnet nämlich, daß aus Anlaß des ersten Balles, den der Präfekt neulich gab, etwa 100,000 Fr. verausgabt wurden.
Einem sozialistischen Bankett der vereinigten Associationen, wel⸗ ches vorgestern stattfand, wohnten etwa 1200 Gäste und eben so viele Zuschauer bei. Per Stifter der „sozialistischen Kirche“, Herr Bon⸗ nard, präsidirte, und die Repräsentanten Joly, P. Leroux und Dain waren anwesend. Joly erklärte, daß sie die Verfassung kräftig schützen würden; sollten eine unsinnige Regierung oder Parteien und strafbare Feinde die Republik und die Verfassung zu stürzen versuchen, so wür⸗ den sie augenblicklich bestegt sein. Zum Schlusse sprach er unter Hin⸗ weisung auf die Lage der Nachbarländer die Hoffnung aus, bald eine allgemeine Republik errichtet zu sehen, und brachte der allgemeinen demokratischen und sozialen Republik einen Toast aus. Ein anderer Toͤast galt den „verbannten Brüdern“, ein anderer den unversöhn⸗- lichen Feinden Thiers und Guizot; letzterer fand jedoch wenig An⸗ klang. Auf patriotische Lieder folgte am Schlusse die Absingung der Palmen der sozialistischen Kirche. M
Huber, der am 15. Mai die National⸗Versammlung für aufge⸗ löst erklärte, nachher aber flüchtete, protestirt in einem Schreiben an den Gencralprokurator dagegen, daß man 19 Personen wegen einer That anklage, deren Verantwortlichkeit er allein auf sich nehme. Er versichert zugleich, daß er am Gerichtstage sich stellen werde, nicht um sich zu vertheidigen, sondern um die bisher verfälschte Wahrheit aufzudecken.
Cavaignac empfing dieser Tage ein prächtiges Theeservice als Geschenk eines ungenannten englischen Fabrikanten, der sich einen Be⸗ wunderer seines Charakters und seiner Vaterlandsliebe nennt.
Aus Algerien sind von den dortigen Kolonisten erfreuliche Nach⸗ richten eingegangen; sie erklären sich mit ihrer Lage völlig zufrieden, und manche haben die in Paris zurückgebliebenen Angehörigen einge⸗ laden, baldigst zu ihnen zu kommen.
Auf Andringen des Stadraths zu Grenoble hat Bugeaud an⸗ geordnet, daß nur ein Theil des Generalstabes der Alpenarmee nach Lyon verlegt werden soll.
Geoßbritanien und Irland. London, 25. Jan. Gestern Nachmittag wurden in Schloß Windsor der Erbprinz und die Erbprinzessin von Parma zu einem Besuch bei Ihrer Majestät der Königin und dem Prinzen Albrecht erwartet, und Abends sollte ihnen zu Ehren ein Hof⸗Diner stattfinden. Lord John Russell begab sich gestern früh von London zu einer Audienz nach Windsor und kehrte Nachmittags wieder zurück. Von Paris traf gestern der Mar⸗ qui's von Santi, außerordentlicher Botschafter des Königs von Sar⸗ dinien, und von Brighton der brasilianische Gesandte, Herr von Lieboa, mit seiner Gemahlin in London ein.
Vorgestern wurde im auswärtigen Amte ein mehrstündiger Ka⸗ binetsrath gehalten, dem sämmtliche Minister beiwohnten.“
Herr John Elliot, der lange im ostindischen Civildienst beschäf⸗ tigt gewesen, ist zu einem der Secretaire des ostiudischen Kontroll⸗
Amts an Stelle des Herrn Wyse, der seine Entlassung genommen hat, ernannt worden.
Der Morning Post zufolge, beabsichtigen die Minister, eine Verminderung der Armee um 10,000 Mann vorzuschlagen.
Die Reductionsp'äne, welche die Finanzreformer voschla⸗
gen, veranlassen die Times, auf das britische Militair⸗System einzugehen und zu empfehlen, daß die Kolonseen, wie es schon am Cap und in Jdien der Fall ist, mit einer einheimi⸗ schen Kriegsmacht ausgestattet werden, was das Heerwesen weit weniger kostspielig machen würde. Damit geborene Engländer sich zum Kolonialdienste auwerben lassen, müßte aber das jetzige Beförderungs⸗System eine gänzliche Umgestaltung erleiden, so daß ein gemeiner Soldat durch Tüchtigkeit und treue Pflichter⸗ füllung es zum Unteroffizier und selbst Offiier bringen könnte. Wür⸗ den dazu als Lohn für eine gewisse Dienst, eit den Militairpersonen Kolonialländereien zur Ansiedelung ausgesetzt, so würde sich allmälig eine stehende Miliz bilden, welche mit der Zeit die Unterhaltung des halben Kolonial⸗Heeres ersparen könnte. Obgleich einige Toryblätter von Einführung eines neuen festen Getraide olls vom 1. Februar an gesprochen, versichert die Times das Gegentheil. Dieses Blatt fürchtet durchaus nicht, daß die Ge⸗ traidepreie so unverhältnißmäßig fallen würden, wie die Männer der Schutzpartei besorgen, wenn mit einem Male eine Million Quarter Getraide den 1. Februar auf den Markt geworfen würden, wo das alte System ganz aufhört. Sie ist der Ansicht, daß dies sehr gerin⸗ gen Einfluß auf den Markt üben würde, um so weniger, als die Ge⸗ traide⸗Einfuhr vom Kontinent und Nordamerika keine bedeutende wäre und das Getraide-Bedürfniß Irlands sehr gestiegen.
Aus Lissabon hat man Nachrichten bis zum 19. Januar, wo⸗ nach Portugal vollkommen ruhig war. Die Pairs⸗Kammer hatte am 13ten die Antworts⸗Adresse auf die Thronrede einstimmig angenom⸗ men. Die finanziellen Bedrängnisse der Regierung waren aber sehr groß, und man gab sich alle Mühe, gegen Verpfändung von Steuern eine Anleihe von 500 Contos von der Bank zu erlangen. Ueber die Verpachtung der städtischen Abgaben Lissabons hatte sich ein Konflikt unter den Ministern erhoben; der Finanz⸗Minister Falcar wollte eine Aufhebung des diesfälligen Kontraktes, der zu 726 Contos abgeschlossen ist, seinen Kollegen gegenüber anfangs nicht zugeben, weil dieser Kontrakt vom Minister⸗Rath einmal genehmigt war; später hatte er zwar für den Augenblick nachgegeben, doch jene Unterhandlungen mit der Bank hatten ihn wieder auf seinen früheren Entschluß zu⸗ rückgeführt. Man sah daher einer Auflösung des Ministeriums ent⸗ gegen. Sir Charles Napier's Geschwader, aus drei Linienschiffen, einer Sloop, einer Brigg und vier Dampfschiffen bestehend, war am 181¹en nach Gäibraltar abgesegelt; zu Anfang Februar wird es im Tajo zurückerwartet.
Aus Philadelphia wird unterm 9. Januar gemeldet, daß Herr Carter, der aus Kalifornien zurückkehrte, für 300,000 Dollars Gold mitgebracht hatte, welches in Barren geschmolzen werden sollte. Alle Berichte aus San Francisco bestätigen den Goldreichthum der Flußgebiete des Sacramento und der Zweigströme; es beißt auch, daß es dort Diamanten gebe, und daß in Texas und Santa Fe ebenfalls reiche Goldgegenden seien. Andererseits wird aus Kalifornien darüber geklagt, daß Raub und Mord ungestraft geübt würden, und daß es für Leben und Eigenthum gar keine Sicherheit gebe; viele, die große Massen Goldes zusammengebracht bätten, seien kurz darauf verschwunden, wahrschein⸗ lich ermordet worden; alle Laster seien unter den Goldsuchern im Schwunge. Das britische Dampfschiff „Pandora“ hatte zu San
das Verlangen nach Frieden, welche bei der Nation vorwiegen, auf ie Mitwirkung der gesetzgebend törper, die sich durch eine in den
Francisco für 280,000 Dollars Gold an Bord genommen, welche