ten Schutzes bedürften (Oh, Oh!), wo die fürchterlichsten Lehren das Gebäude der ganzen Gesellschaft unterwühlten. (Tumult vom Berge.) „Glauben Sie (zum Berge gewandt), daß die Cambacoères, die Mer⸗ lin, die Sieyes u. s. w. inmitten solcher Unterbrechungen F1 ü wesen schufen, das die Bewunderung der Welt bildet. (Lärm.) Wie? Sie wollen die wichtigsten Gesetze für die Gesellschaft, die organi⸗ schen Gesetze, machen und lasscl nicht einmal dinen Reduer ruhig sprechen! (Zur Ordnung! Zur Ordnung!) Sie zeigen sich wenig dieser Aufgabe würdig.“ Der Tumult nimmt überhand. Endlich kann der Redner fortfahren und seinen Vortrag zu Gunsten der Re⸗ quéêtenmeister enden. Waldeck⸗Rousseau erwiedert, die Reform sei zeitgemäß. (Unterbrechung.) Base erscheint mit dem Ausschuß⸗ bericht über den Antrag auf Anklage gegen das Ministerium auf der Tribüne. (Lesen Sie! Lesen Sie! von allen Bänken.) Base liest den Bericht vor, der die Geschichte des Klubgesetzes in we⸗ nigen Worten giebt und in der Vorlage jenes Faucher⸗ schen Antrages keinen Hochverrath sieht. Darum schlägt der Ausschuß keine Berücksichtigung desselben vor. (Agita⸗ tion zur Linken.) Lamoricière: „Der Bericht wird gedruckt und vertheilt werden, damit die Debatte darüber später beginne.“ Jetzt geht die Versammlung zur Frage über die parlamentarische Untersu⸗ chung der Montag⸗Komplotte über. Zuvörderst wird die Dringlich⸗ keit erwogen und der Berichterstatter gehört. Woirnaye liest im Namen des Ausschusses einen Bericht über die Mai⸗ und Juni⸗Er⸗ eignisse vor, und geht dann auf den 29. Januar über. Er wird häͤufig unterbrochen. Neues bietet der Bericht wenig. Der Aus⸗ schuß möchte den Skandal durch folgende begründete Tagesordnung ersticken: „Obgleich das Ministerium die öffentliche Ordnung große Gefahr laufen ließ, geht doch die National⸗Versammlung zur Ta⸗ gesordnung über.“ (Oh! Oh! zur Rechten). Leon Faucher, Mi⸗ nister des Innern, besteigt die Tribüne, um sich zu rechtfertigen. Er beschwert sich, daß der Bericht sich Abschweifungen von der Frage, nämlich von den pariser Ereignissen des Montags, erlaubt habe. So streife derselbe an Ausfälle des Journal de Maine et Loire, für die er jenes Blatt bereits gerichtlich verfolgen lasse. Als Be⸗ weis, wie wenig die Montagsrüstungen gegen die National⸗Versamm⸗ lung gerichtet gewesen, möge dienen, daß er, der Minister, mehreren Stadträthen geantwortet habe, sie sollten sich nicht amtlich bei den Petitionen für die Auflösung betheiligen. Perrée (vom Sidele) will nicht bestreiten, daß der Minister mit den Departements stark verkehre. Er wisse sogar, daß tägliche Bülletins an die Präfekten expedirt würden (Lärm), und diese Bülletins trügen einen ganz an⸗ deren Ausdruck als den ausgesprochenen. Sie seien der Mehrheit feind⸗ lich. Tranchant sagt: Er leugne nicht, daß jenes Journalde Maine et Loire verfolgt würde, aber für einen Artikel des Monats Oktober (Oh! Oh! Tumult.) Falloux, Unterrichts⸗Minister, beklagt sich bit⸗ ter über den Haß, mit welchem man das Ministerium verfolge. Was die Bülletins betreffe, die aus dem Ministerium expedirt würden, so habe ja der Minister des Innern schon die Verantwortlichkeit für dieselben von sich abgewälzt. (Aha!) Perrée: „Was ich ge⸗ sagt habe, kann ich beweisen. Die Bülletins sind offiziell und ver⸗ rathen die geheimsten Gesinnungen des Kabinets.“ (Ja! Ja! Nein!) Die Aufregung erreicht einen so hohen Grad, daß die Sitzung sus⸗ pendirt wird. Faucher, nach Wiederaufnahme der Sitzung: „Die Natur der Angriffe gegen das Ministerium ist so ernst, daß ich die Tribüne noch einmal besteige. Man legt besonders Gewicht auf jene Bülletins. Diese Bülletins werden in dem Büreau des öffentlichen
Geistes angefertigt, das sowohl vor, als nach dem Februar bestanden. Sie gehen, es ist wahr, an alle Präfekten. Allein ich lese sie nicht. (Ahah Uebrigens enthalten sie nur Thatsachen, keine Polemik.“ Lärm.) Ein heftiger Streit entspinnt sich, ob die allgemeine Diskussion als geschlossen zu betrachten sei oder nicht. Odilon Barrot: Man wolle aus dem einfachen Antrage eine Vertrauens⸗Frage ma⸗ chen. (Lärm.) Eine Tagesordnung, wie sie der Ausschuß und Per⸗ rée (der inzwischen einen solchen Antrag deponirte), vorgeschlagen. Das sei unwürdig. (Tumalt) Die Würde des Präsidenten der Re⸗ publik sei aufs Spiel gesetzt. (Unterbrechung.) Doch er sei nicht verpflichtet, der Majorität zu gehorchen; seine Stellung sei eine an⸗ dere, als die der früheren Staats⸗Chefs. Diese hätten, wenn die Majorität gegen sie gewesen, die Kammer auflösen können; das könne aber der Präsident nicht. (Große Aufregung im Saale. Von allen Bänken: Zum Schluß! Zum Schluß!) Chambolle spricht gegen den Schluß. Die Situation sei ernst. (Lärm.) Man solle nicht an der Autorität des Präsidenten rütteln. (Lärm.) Charras unter⸗ bricht den Redner heftig. Es ist fast 7 Uhr und noch keine Aussicht zur Abstimmung. Doch scheint es, als ob die Tagesordnung durch gehen werde. Es wird um 7 Uhr zum Skrutinium geschritten. Das Ministerium bestand auf einfache Tagesordnung, worüber die geheime Abstimmung verlangt wurde.
Paris, 3. Febr. Der heutige Moniteur meldet: „Der Empfang, der vorgestern Abend im Elysée National stattfand, war zahlreich und glänzend. Man bemerkte daselbst die bedeutendsten No⸗ tabilitäten der Diplomatie, der Politik, der Land⸗ und Seemacht, der Justiz und der Finanzen.“ Heute Abend giebt Armand Marrast dem Präsidenten der Republik und dem diplomatischen Corps ein greßes Gastmahl im Palais National. „Gestern um 2 Uhr“, berichtet der Moniteur ferner, „begab sich der Präsident der Republik in Be⸗ gleitung des Kriegs⸗Minister, des General Changarnier und eines zahlreichen Stabes nach dem Marsfelde, um dort die vom General Gutlllebert befehligte zweite aktive Division der Armee von Paris zu mustern. Der Prästldent trug die Generals⸗Unisorm der National Garde. Er hielt nach einander Musterung üͤber die beiden Brigaden dieser Division, deren erste der General Frangois, die zweite der General Forey kommandirt. Die Haltung der Truppen war herrlich. Der Präsident vertheilte, wäh⸗ rend er vor der Front der Regimenter passirte, einige Decorationen an die vorgeschlagenen Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten. Eine unabsehbare Menge füllte die Zugänge zum Marsfelde und ließ überall sen e. des Präsidenten die lebhaftesten und zuneigungsvoll sten Aeczamgtionen laut werden. Dieser Zuruf begleitete ihn bis zum Elysée National, wohin er um 4 Uhr zurückkehrte.“ 9
Auch heute enthält der Moniteur wieder Nachrichten über die Komplottverzweigungen in den Provinzen: „Die Nachrichten“, saat das offizielle Blatt, „welche wir aus den EEC11116“ sag öffentlicht haben, zeigen, daß der Plan der Anarchisten Ueras 88 b selbe war; überall warteten sie, um zu den Waffen “ das Signal, welches von Paris ausgehen sellte. An einigen L
1 har 1 L 1 gen Punkten riß die Ungeduld sie zu früh fort, an anderen beschränkten sie sich auf Verbreitungsjener finsteren Gerüchte, welche den großen Sö phen vorauszugehen pflegen.’”“ Es folgen nun verschiedene solcher einzelnen Mittheilungen. So pflanzten zu Metz am 30. Januar ei⸗ nige Arbeiter die rothe Mütze auf, die sie am Abend vorher eher zu verbergen gesucht hätten. In Senlis habe man in der Nacht mit Rothstift die Buchstaben A. P. (à piller, zu plündern) an das Haus des Maire geschrieben. In Chalons (an der Saone) sei die ganze Stadt von einer Emeute bedroht gewesen. In Perpignan habe die Festigkeit des Präfekten die Verschwörung vereitelt. In allen großen Städten hätten die geheimen Gesellschaften in der Nacht vom 29, zum 30. Januar Sitzungen gehalten und seien in Perma⸗
greifen, auf
1“
nenz geblieben. Ueberall aber beeifere Städte wie des Landes einmüthig, 1 Demonstrationen gegenüber, der Regierung ihr Vertrauen zu betheuern und ihre Entrüstung über diese verzweifelte Partei zu bezeugen. Die Voruntersuchung wegen des Komplotts vom 29. Januar wird mit Eifer betrieben. Vorgestern Abend begab sich der Instructions⸗Richter nach dem Gefängniß auf der Polizei⸗Präfektur, um die dort in Haft sitzenden Herren Forestier, Oberst der 6ten Le⸗ gion, und d'Alton Shee zu vernehmen. Nach beendigtem Verhör wurden beide Gefangene nach der Conciergerie gebracht. Das Ge⸗ rücht von der Freilassung des Ersteren hat sich nicht bestätigt. Die Regierung setzt ihre Vorsichtsmaßregeln fort. Immer noch treffen in Paris Truppen ein; seit drei Tagen sind 20,000 Mann angelangt. Die Reorganisation der Mobilgarde nimmt ihren ungestörten Fortgang. Alle Offiziere der Armee, welche Bataillone der Mobilgarde kommandirten, tre⸗ ten wieder in ihre Regimenter ein; von sämmtlichen Bataillons⸗Chefs ist nur Herr Clary, Kommandant des 2ten Bataillons, an der Spitze seines Corps geblieben. In der Kommission zur Begutachtung des vom Minister des Innern der National⸗Versammlung vorgelegten Gesetz⸗Entwurfs gegen die Klubs haben sich zwar 9 gegen 6 Stim⸗ men dahin auegesprochen, daß die vorgeschlagene Maßregel ihrer Ansicht nach verfassungswidrig sei. Aber zwei Mitglieder der Ma⸗ jorität, die Herren Senard und Cremieux, die beide sonst entschieden antiministeriell sind, schlossen sich der Minorirät in der Erkärung an, daß es nothwendig sei, das im Juli erlassene Gesetz gegen die Klubs zu verschärfen und gewannen fast sämmtliche Mit⸗ glieder der Kommission für diese Ansicht.
sich die Bevölkerung der diesen verbrecherischen
Es handelt sich jetzt nur noch darum, welches das Prinzip des neuen Gesetzes sein solle. Einige wünschen die Permanenz der Klubs aufrecht zu erhalten, sie aber mit Garantieen zu umgeben, welche ihre Gefährlichkeit aufzu⸗ heben geeignet wären. Andere wollen die Permanenz verbieten und den Klubs nur gestatten, sich zur Berathung spezieller Fragen zu versammeln. Die République sociale et démocratique enthält übrigens die Erklärung, daß der neue Klub der Bergpartei, der den Zweck hatte, das Volf in republikanischen Grundsätzen zu unterrichten, vor der Hand nicht werde eröffnet werden. Die Berg— partei hat in dieser Beziehung heute eine Erklärung veröffentlicht. Paris ist vollkommen ruhig.
Thiers war dieser Tage nach Lille gereist, ist aber von dort wieder zurückgekehrt und wohnte der heutigen Sitzung der National⸗ Versammlung bei. Er hat mit Molé und Anderen zusammen den Plan zu einem Central⸗Wahlcomité entworfen, das sich über das Gebiet der ganzen Republik erstrecken soll. Nach dem Ertwurf des neuen Wahlgesetzes, der jetzt der National⸗-Versammlung vorliegt, ist jeder über 21 Jahr alte Franzose wahlfähig. Seiner Eigenschaft als Wähler verlustig wird er durch Bankerott, durch Ver⸗ urtheilungen, welche den Verlust bürgerlicher Ehrenrechte nach sich ziehen, ferner durch Verurtheilungen wegen Verletzung des öffentlichen Anstandes und wegen Wucher. Geistesabwesen⸗ heit macht ihn ebenfalls ves Wahlrechts verlustig. Rehabilitirte J⸗ solvente und Verurtheilte treten in ihr Wahlrecht wieder ein. Die Wählerlisten entwirft der Maire jeder Gemeinde. Reclamationen da⸗ gegen entscheidet der Maire nebst zwei Munizipalräthen in erster, der Friedensrichter in zweiter Instanz. Die Wahllisten werden jährlich verändert. Die Wahl findet im Hauptort des Kantons statt; über Ausnahmen hat der Staats⸗Rath za entscheiden. Der Gewählte muß wenigstens ein Achtel der Stimmen der vorgeschriebenen Wähler für sich haben, widrigenfalls findet eine zweite Wahl statt, in der die relative Majorität definitiv entscheidet. Nicht wählbar sind Alle, welche kriminell oder zuchtpolizeilich wegen Diebstahl, Betrug oder Vertrauensbruch verurtheilt sind, ferner alle besoldete Staatsbramte, mit Ausnaͤhme der in einem besonderen Artikel aufgezählten hohen Beamten und der Land⸗ und Seec⸗Offiziere. Die Zahl der Vertreter ist für Frankreich auf 739, für Algerien auf 11 festgesetzt.
Ein vom Moniteur veröffentlichter Nachweis über die kommerzielle Bewegung in den französischen Häfen zeigt, wie nachtheilig die po⸗ litischen Erschütterungen des vergangenen Jahres auch auf die Schifffahrt gewirkt haben. Jn Marseille ist die Tonnenlast der aus⸗ und eingelaͤufenen Schiffe von ,500,000 auf 877,000 gesunken, in Havre von 852,000 auf 517,000, in Bordeaur von 288,00) auf 245,090 Tonnen. Im Ganzen hat die französische Schifffahrts⸗Be⸗ wegung des Jahres 1848 gegen 1847 um 7471 Schiffe oder Reisen und 1,152,000 Tonnen abgenommen.
Der Deputirte Brives hat den Antrag gestellt: 1) alle Haus⸗ Wund Wohnungs⸗Miethpreise um 25 pCt. herabzusetzen; 2) von allen Hypothefen⸗Verschreibungen vor dem 24. Feb⸗uar 1848 ebenfalls 25 pCt. in die Staatskasse zu zahlen. 8
Die Liberté sagt: „Trotz des auf uns lastenden Bannes wissen wir doch, was im Herzen des Präsidenten vorgeht. Wir wissen, daß er mit Bildung folgenden Kabinets umgeht: Lamartine, Auswärti⸗ ges; O. Barreot, Justz; Billault, Innerrs; Bugeaud, Krieg; Vi⸗ vien, öffentliche Arbeiten; Ceclle, Marine; Tocqueville, Unterricht und Kultus; Tourret, Ackerbag und Handel; Passy, Finanzen.“
Großbritanien und Irland. Parlament. Oberhaus⸗ Sitzung vom 1. Februar. Lord Bruce beantragte, wie schon er⸗ wähnt, in diesem Hause die Antworts⸗Adresse auf die Thronrede und wünschte, indem er mit der Zufriedenhrit der letzeeren über den Zu⸗ stand der auswärtigen Angelegenheiten sympathisirte, dem Hause Glück zu der Aussicht auf vermehrtes Einkommen und verminderte Ausga⸗ ben. Bezüglich Irlands habe der Aw tragsteller der letzten Adresse den kommenden Sturm voraussagen müssen; ihm sei jetzt die erfreu lichere Aufgabe geworden, das Haus zu erinnern, daß der Sturm vorüber sei, obgleich es noch nöthig sei, die durch dir dortige Auf⸗ regung erheischten Vorsichtsmaßregeln eine Zeit lang fortbestehen zu lassen. Lord Bateman unterstützte die Adresse. Lord Brougham meinte, daß Lord Bruce die Besserung der Handelslage überschätze und eben so die Finanzlage für besser halte, als sie sei; er wolle jedoch einräumen, daß in beiden Beziehungen die Lage des Landes ziemlich befriedigend sei. Man habe die Königin glückwün⸗ schend von großen Ausgabenverminderungen sprechen lassen; er halte sich jedoch für verpflichtet, der Bewegung entgegen zu treten, welche unter der Larve des Freihandels einen Kreuzzug wider die Interessen der Grundeigenthümer begonnen h be. Diese Agitatoren beständen auch aaf umfassende Reductionen in der Armee und Flotte; wenn er aber Europa von einem bis zum anderen Ende überschaue, so sehe er nichts, als Gründe, einen unverzüglichen Krieg zu befürchten. Wenn er auf Oesterreich, Italien oder Frankreich hinblicke, so dringe sich ihm blos die Ueberzeugung auf, daß die Vertheidigungsmittel des Landes, weit entfernt, vermindert werden zu dürfen, vielmehr ver⸗ stärkt und vermehrt werden müßten. Er billigte die Be⸗ mühungen Lord Palmerston's, Frankreich von einer Inter⸗ vention in Italieu abzuhalten, sah aber doch keinen Grund zur Vermittelung zwischen Oesterreich und Sardinier. Das Pes hchenegeänsgiß mit Frankreich lobte er. Bei einer Musterung dessen CEEIDE1“ kam er auch auf Deutschland, hinsichtlich Hoffnung dagewefen “ keine verwickeltere Sache gebe, und daß Reich bilden, doch schein⸗ 88 werde sich hier ein großes westliches
Er billigte bie Forlene iese Hoffnung jetzt verschwunden zu sein. uer des Ausnahmezustandes in Irland, id
3 *
aber, daß die irländischen Kron⸗Anwalte bei den letzten politischen Prozessen großes Ungeschick an den Tag gelegt hätten. Nach einigen spöttischen Bemerkungen über die angeblichen Er⸗ folge der britischen Waffen im Pendschab, die er als Niederlagen bezeichnete, äußerte der Redner zum Schlusse, eine wirkliche Ursache zum Glückwunsche finde er darin, daß die Handelskrisis vorüberge⸗ gangen sei, weil er hoffe, daß für die Zukunft die briti⸗ schen Kahfleute und Fabrikanten die von den Spekulanten bezüglich des Uebertreibens der Fabrication und der Waa⸗ renversendungen gemachten schlimmen Erfahrungen nicht vergessen würden. Lord Beaumont war der Meinung, daß die Aufrechthal⸗ tung freundschaftlicher Beziehungen mit Oesterreich nicht so gar wich⸗ tig sei, und daß Frankreich und England bezüglich Siciliens, das von den Neapolitanern äußerst barbarisch behandelt worden sei, eine höchst ehrenhafte Politik befolgt hätten. Er äußerte auch die Hoff⸗ nung, daß die österreichische Herrschaft in Italien bald ganz aufhören werde. Graf Winchelsea behauptete, eine Verminderung von Heer und Flotte würde dem Reiche verderblich sein, und nur ein völlig be⸗ thörtes Ministerium könne an so wedersinnige Ersparniß denken. Lord Stanley erklärte, daß man fast jeden Paragraphen der Thronrede mit Fug stark tadeln könnte. Arg übertrieben sei die „vermehrte“ Wohlfahrt des Landes, da dieselbe kaum leise Zeichen des Wiederauf⸗ lebens gebe. Zum erstenmale, so lange seine parlamentarische Er⸗ fahrung reiche, habe die Königin nicht sagen können, „daß sie fortwährend von allen fremden Mächten Versicherungen ihrer freund⸗ schaftlichen Gesinnungen empfange“; Alles, was die Rede sagen könne, sei einfach, daß der Königin beständiger Wunsch dahin gehe, die freundschaftlichsten Beziehungen zu allen fremden Staaten aufrecht zu halten. Er sei froh, zu hören, daß dies der Wunsch der Regie⸗ rung sei; denn bisher habe er geglaubt, das beständige Trachten der Rathgeber der Königin bestehe darin, England in die Angelegenheiten jedes fremden Staates zu verwickeln. In Spanien habe sich ein britischer Gesandter eingemengt und sei schimpflich fortgejagt worden. Oesterreich sei über die unfreundliche Haltung Englands so entrüstet, daß es die Thronbesteigung des Kaisers durch einen besonderen Ge⸗ sandten anzuzeigen nicht der Mühe werth gefunden habe. In Ita⸗ lien habe man sich eingemengt, und die Folge davon sei ein verlängerter Bürgerkrieg zwischen Ferdinand und seinen aufrührerischen Unterthsnen in Sicilien gewesen, während, hätte England den König nicht mit seinem Rathe und Bei⸗ stande geplagt, der Hader längst beigelegt sein würde. Und die Halbheit der dortigen unberufenen Einmischung könne nicht einmal die Siciliäner für England gewinnen. Auch tadeslte er den diplomati⸗ schen Beistand, den der König von Sardinien unverdienterweise er⸗ halten habe, nachdem er für seine nicht zu rechtfertigende Invasion in die Lombardei gestraft worden. Kurz, der Stand der Beziehun⸗ gen Englands zu fast ganz Europa sei unbefriedigend, wo nicht un⸗ freundlich. Allerdings gebe es eine große Ausnahme, und diese sei Frankreich, mit dem England aber einzig deshalb auf gutem Fuß stände, weil man sich der Einmischung in seine inneren Angelegenhei⸗ ten enthalten habe. Was das Pendschab betreffe, so sei die Lage der britischen Heere dort nicht der Art, daß man erwarten dürfte, den Bestand der dortigen Armee vermindern zu können. De Stim⸗ mung von Irland sei nichts weniger als befriedigend, und langjährige Bedrückung der Kolonieen habe viele der ergebensten Unterthanen in die mißvergnügtesten umgewandelt. Im Angesicht aller dieser Ursachen zur Besorgniß wundere ihn die Dreistigkeit, womit die Minister in der Thron⸗ Rede erklären ließen, daß die Sachlage ansehnliche Verminderungen des
Ausgabe⸗Budgets rechtfertige. Könne man Ersparungen machen, so möge man es thun; nie aber werde er darein einwilligen, daß man, um zu sparen, die Macht und Kraft des Landes wesentlich schwäche. Der Redner tadelte noch andere Punkte der ministeriellen Politik, erklärte die gänzliche Aufhebung der Getraidezölle für ungerecht und behaup⸗ tete, daß die Rückkehr zu einem mäßigen Einfuhrzolle unerläßlich sei. Er berührte die Unzufriedenbeit in den westindischen Kolonieen und hoffte, daß die Regierung wegen des irländischen Armengesetzes nicht erst eine Untersuchungs⸗Kommission, die zu nichts führen könne, nie⸗ dersetzen, sondern die von ihr beabsichtigten Abänderungen des Ge⸗ setzes dem Hause gleich vorlegen werde. Die Navigationsgesetze halle er zur Behauptung der Seeherrschaft Englands für nothwendig. Die in der Thronrede ausgesprochene Befriedigung über den materiellen Zustand des Landes könne er nicht theilen. Die Freihandels⸗Politik habe, wie sich leicht habe voraus⸗ sehen lassen, die erwarteten Folgen nicht gehabt. Die Fabrication des Landes habe nicht zugenommen, und dafür sei dem Ackerbau⸗ und dem Kolonial⸗Interesse ein tödtlicher Streich beigebracht wor⸗ den. Er nehme es nicht als eine vollendete Thatsache an, daß der britische Ackerbau ohne Schutz bleiben müsse, auch erachte er einen Schutz der englischen Industrie für nothwendig zu ihrer Blüthe. Schließlich beantragte Lord Stanley ein (gestern bereits mitgetheil⸗ tes) Amendement, welches die auswärtige und die innere Politik des Ministeriums indirekt einem Tadel unterwerfen sollte. Der Präsident des Geheimenraths, Marquis von Lansdowne, hätte lieber ge⸗ wünscht, daß der Redner vor ihm mit seinem Urtheil auf die Vorlegung der offiziellen Papiere über die diplomatischen Verhältnisse Englands ge⸗ wartet hätte. Er werde daraus ersehen, daß keine Einm schung in die Angelegenheiten anderer Mächte ohne deren Willen und in den meisten Fallen nicht ohne deren ausdrückliche Aufforderung stattgefunden. Auch Hesterreich habe um Englands Vermittelung in Italien nachgesucht; es habe dies lbe angenommen und Bedingungen vorzeschlagen, von denen es einen günstigen Erfolg erwartete. Unterdessen habe sich die Lage geändert, und Oesterreich habe abermals seine Bereitwilligkeit ausge⸗ sprochen, die englische Vermittelung anzunehmen. Auf die siciliani⸗ sche Angelegenheit übergehend, vertheidigte er das Verfahren der Regierung. Allerdings sei Sicilien kein unabhängiger Staat, aber England habe durch frühere Verhältnisse eine moralische tung gegen diese Insel, sie in der Aufrechthaltung E durch seine Autorität möglichst zu unterstützen. Das Benehmen des Admirals Sir W. Parker, der auf eigene Verantwortlich⸗ keit bei dem Bombardement Messina's gehandelt habe, müsse er voll⸗ kommen billigen, und nehme er die V rantwortlichkeit D“ sich. Es schwebten jetzt Unterhandlungen zwischen ö“ was jedenfalls den Lridenschaften Zeit zur Abkählung geben würre, Hinsichtlich Schleswig⸗Holsteins könne er dem edlen 6 G daß die Unterhandlungen nicht rasch, aber zufriedenstel 86 for ten. Durch den Beistand Preußens und die theilweise W Rußlauds, Schwedens und anderer Mächte seien 1“ den und schwierigen Ansprüche, durch die der Streit 68 848 allmälig bis zu einem gewissen Grade zurückgenommen werde 8 Bezug auf Spanien erklärte er, daß die Regierung sich L die diplomatischen Beziehungen mit Spanien wieder Ccgg wer⸗ ne We n könne -
wenn es auf eine Weise geschehen könne, welche sich 1 Englands vertrage. Er berührte noch das irländische eö“ die Fortdauer des Ausnahmezustandes in Irland und eang. 8 Stanley's Darstellung von dem entmuthigenden materiel h Graf Landes. Der Herzog von Richmond sprach sich 1 sbenblle a
itzwilli . ie Wiedereinführung der Getraidezölle aus, Fitzwilliam gegen die b E“ und der Herzog von Argyll äußerte, er würde me
“ zmitg Auch der Herzog s Amendements eine öffentliche Kalgmität sfehen, Auecz Cir Derzü Wellington erklärte, nicht für das Amendement stimmen zu
1833“, sst
können, da, seiner Meinung nach, den Ministern in der Behandlung der auswärtigen Verhältnisse keine Hindernisse in den Weg gelegt werden dürften, und da er nicht wünsche, im Auslande den Glauben zu erwecken, die verantwortlichen Räthe der Krone seien nicht von der öffentlichen Meiunng des Landes unterstützt. Er wünschte die Diskussion bis zur Vorlegung der betreffenden Papiere ausgesetzt, die vielleicht zu anderen Ansichten, namentlich über Neapel und Sicilien, veranlassen würden. Lord Stanley's Amendement wurde zuletzt, wie schon erwähnt, mit 52 gegen 50 Stimmen verworfen und die Adresse angenommen. Das Haus vertagte sich dann bis zum 5. Februar. Unterhaus⸗Sitzung vom 1. Februar. Zuvörderst zeigte der Schatz⸗Secretair Tuffnell an, daß am nächsten Tage der Kanzler der Schatzkammer, Sir Charles Wrod, beantragen werde, eine Bill zur Verschmelzung der Accise⸗ und der Stempelsteuer⸗Verwaltung einbringen zu dürfen, desgleichen am 6. Februar der Staats⸗Secre⸗ tair des Innern eine Bill über Fortdauer der theilweisen Suspen⸗ sion der Habeas⸗Corpusakte in Irland; am 7. Februar werde der Schatzkanzler eine Verwilligung zur Abhülfe des Nothstandes in Ir⸗ land, am 8. Februar der Secrekair für Irland die Ernennung eines besonderen Ausschusses für das irländische Armengesetz und einige Abänderungen des Wahlgesetzes, der Kanzler der Schatzkammer einen be⸗ sonderen Ausschuß über die Armee⸗, Marine⸗ und Artilleriedepartements⸗ Veranschlagungen vorschlagen; am 12. Februar werde der Präsident des Handelsamts den Autrag stellen, daß sich das ganze Haus in ein Comité über die Navigations⸗Gesetze verwandle. Mehrere Mitglieder gaben darauf ihrerseits Kenntniß von beabsichtigten Anträgen, darunter einer von Sir R. Inglis auf Unterdrückung des Sklavenhandels. Der Sprecher verlas hierauf die Thronrede, und Lord H. Vane stelllte den üblichen Antrag anf eine Antworts⸗Adresse. Herr E. Bun⸗ bury unterstützte ihn. Herr D'Israeli trat mit einer oppositio⸗ nellen Rede dagegen auf. Er behauptete, daß die Thronrede dem Hause den Zustand des Landes nicht ehrlich und aufrichtig darlege, und bekämpfte die Gründe, auf welche die Regierung die Behaup⸗ tung stütze, daß der britische Handel unter dem neuen System sich bessere, indem er vielmehr darzuthun suchte, daß die Wirkung dieses Systems nicht blos die Fabriken lähme, sondern auch eine Verände⸗ rung in der Vertheilung der edlen Metalle herbeiführe, welche für das Land verderblich werden müsse. Was die auswärtige Politik angehe, so habe zum erstenmale in der Thronrede die Versicherung der Fortdaue⸗ freundschaftlicher Beziehungen zu den fremden Mächten wegblei⸗ ben müssen. Der Redner unterwarf nun die ganze auswär⸗ tige Politikk dem bittersten Tadel und spöttelte über die angekündig⸗ ten großen Ausgaben⸗Verminderungen, zu denen, wie er meinte, die jetzige Sachlage ganz verzweifelt schlechte Aussicht gebe. Zum Schlusse beantragte er, wie Lord Stauley im Oberhause, als Amendement die Erklärung, daß weder die Beziehungen zu den fremden Mächten, noch der Zustand des Einkommens, der Fibriken oder des Handels Gegen⸗ stände des Glückwunsches seien. Herr Grattan beantragte seiner⸗ seits ein (gestern mitgetheiltes) Amendement zu dem Paragraphen bezüglich Irlands. Er hob die Nothwendigkeit der Aufhebung des irländischen Armengesetzes hervor, tadelte die Zumuthung, die Sus⸗ pension der Habeas⸗Corpus⸗Afte fortdauern zu lassen und bestritt, daß überhaupt in Irland ein Aufstand stattgefunden habe. Sein Amendement sollte das Parlament verpflichten, der Noth des irlän⸗ dischen Volkes abzuhelfen. Dasselbe wurde von J. O' Connell in einer die irländische Politik der Regierung tadelnden Rede unterstützt. Der Premier⸗Minister Lord J. Russell bat das Haus, bezüg⸗ lich Irlands seine Ansicht zurückzuhalten, bis dieser Gegen⸗ stand, was in Kurzem geschehen werde, zur besonderen Erörte⸗ rung gelange. Die Vollmachten, welche er begehre, seien nicht gegen Irland, sondern nur zum Schutze der Gutgesinnten be⸗ stimmt; was das irländische Armengesetz betreffe, so werde er vor⸗ schlagen, daß eine Kommission des Hauses seine Wirksamkeit einer Prüfung und Untersuchung unterwerfe. Der Minister antwortete so⸗ dann auf d'Israeli's Bemerkungen über den Zustand des Handels und der auswärtigen Beziehungen. Europa sei erschüttert worden; ob aber England in Gefahr gewesen sei, in Feindseligkeiten verwickelt zu werden? Vielmehr sei allein durch das Verfahren der britischen Regierung in den verschiedenen Fragen der auswärtigen Politik der Frieden in Europa aufrecht erhalten worden. Lord J. Nussell sprach ch dann sehr entschieden gegen Cobden's Finanzreform⸗Agitation und gegen den Ruf nach dem Budget von 1835 aus, der, wie er nach⸗ wies, überdies auf ganz falschen Voraussetzungen beruhe. Daß die Regierung geneigt sei, alle nothwendigen Reductionen eintre⸗ ten zu lassen, b.wiesen die gemachten Anträge, welche aber die Ver⸗ theidigungsfähigkeit und die Macht des Landes, nicht, wie Einige eten, schwächen würden. Der Minister vertheidigte dann noch einmal die Maßregeln der Regierung gegen Irland. Der dortige Aufstand sei nicht durch Bewaffnung einer Klasse gegen die andere, ondern durch die Umsicht und weise Mäßigung Lord Clarendon's un⸗ terdrückt wo.den. Wenn dies die Ergebnisse der Maßregeln der Re⸗ gierung seien, so habe sie doch wenigstens verdient, nicht am ersten Abend der Session verurtheilt zu werden. Nachdem Herr Hume noch über die Ungleichheit und die drückende Last der Besteuerung geklagt, für Ausdehnung des Stimmrechts gesprochen und das Re⸗ gierungssystem in den Kolonieen, namentlich in Britisch⸗Guiana und Ceylon gerügt hatte, weshalb er den Stantssecretair für die Kolo⸗ nieen von seinem Posten entfernt wissen wollte, wurde das Amende⸗ ment des Herrn Grattan, wie bereits gemeldet, mit einer Majorität von 188 Stimmen verworfen, die weitere Debatte aber vertagt.
London, 3. Febr. Die Opßposition im Unterhause versuchte gestern Abend eine nochmalige Vertagung der Adreßdebatte zu ver⸗ anlassen; der dies bezweckende Antrag des Marquis von Granby wurde jedoch mit 221 gegen 80, also mit einer Majorität von 141 Stim nen verworfen, worauf Herr Disraeli sein Amendement zurück⸗ zog und die Adresse in unveränderter Fassung durchging.
Am Tage nach dem großen Freihandelsdiner in Manchester am 31. Januar war dort noch eine große Versammlung der angesehen⸗ sten Gäste jenes Mables zur Begründung eines neuen Finanz⸗Re⸗ formvereins. Den Vorsitz führte Herr G. Wilson. Der zur Förde⸗ rung des durch seinen Namen bezeichneten Zweckes begründete Verein soll auch zugleich die Wählerlisten in Städten und Grafschaften über⸗ wachen und durch die Vermehrung der 40 Shilling⸗Freisassen die Zahl der Wähler in den Grafschaften erhöhen.
Der Spectator erklärt sich weniger gegen die von Cobden vorgeschlagene Finanzreform selbst, als gegen die Art, wie Cobden ie betreibt. „Es ist zu beklagen“, sagt dies Blatt, „daß die, welche an der Spitze der Bewegung stehen, sich mit einem Parteistichwort begnügen, anstatt Maßregeln vorzulegen, weil sie auf diese Weise nicht blos ihre Kraft verschwenden, sondern auch den Gegnern der Finanzreform Entschuldigungsgründe für ihre Opposition liefern. Es ist hier unendlich viel zu thun, Vieles, wozu Minister und Par⸗ lament gezwungen werden könnten, wenn eine gehörig organisirte und mit Einsicht auf ein wirkliches Ziel gerichtete Bewegung den Antrieb übernähme. England ist nicht bankerott und auch nicht arm und dürstig; aber ungeordnete Finanzen sind eine Gefahr für den Staat. Das Parteistichwort: „Das Ausgabe ⸗Budbget für für die eine, noch für die andere Seite
weder für Das Budget von 1835 kann nicht wie⸗
vielversprechend,
.
derholt werden und wäre, wenn es möglich wäre, keine Wohlthat. Der durch zahlreiche Reformen reduzirte Tarif von 1849 ist über allen Vergleich besser als der von 1835; das anscheinend niedrige Ausgabe⸗Budget von 1835 war eine unehrliche Heuchelei von Sparsamkeit, während die Ausgabe⸗Quellen unverstopft blieben, so daß mit allen seinen Fehlern das Ausgabe⸗Budget von 1848—49 ehrlicher und den Bedürfnissen des Landes angemessener ist. Das von 1835, wie das Feldgeschrei der neuen Agitation lautet, ist daher eben so wenig praktisch, als wünschenswerth; und es wird den Parlaments⸗Mitgliedern, welche einen wahren Fortschritt in der Finanz⸗Reform wollen, schwer werden, sich den verlegenheit⸗ beretenden Folgen eines Parteirufs zu entziehen, der auf ihrer Seite ist, aber den Gegnern Vorwände und Gründe liefert. Das Unprak⸗ tische der Parole kann die ganze Bewegung unfruchtbar machen, wenn nicht die Realisten im Parlament genug Ernst und Kraft haben, der Bewegung im Hause eine praktischere Wendung zu geben, so daßt sie zugleich das ungeschickte Reformiren aufs Gerathewohl, wie die ver⸗ rätherischen Bemühungen, durch halbe Konzessionen die Sache ein⸗ schlafen zu lassen, entwaffnen.“
Nach Briefen aus Buschir vom 24. November, welche der Globe mittheilt, gewinnt seit Mahomet Schachs Tode der englisce Einfluß am persischen Hofe immer mehr die Oberhand und dürfte die entnervte Regierung, die aus eigener Kraft weder Ordnung noch Sicherheit in dem einer furchtbaren Anarchie preisgegebenen Lande herstellen kann, bald gänzlich beherrschen. Nur das kräftige Ein⸗ schreiten des englischen Gesandten bewirkte, daß der jetzige Schach, Nassur⸗Oud⸗Die, der beim Tode seines Vaters zu Tabris war, zum Könige von Persien ausgerufen und bis zu seiner Ankunft ein Staats⸗ rath mit Ausübung der obersten Macht in seinem Namen beauftragt ward. Der russische Gesandte unterstützte dabei den englischen une der französische widersetzte sich nicht. Der Schach zeigt sich nun sehr dankbar gegen den englischen Gesandten, und überall begleiten ihn englische Offiziere. Bei der Inthronisation, welche am 22. Ok⸗ tober zu Teheran stattfand, war das ganze diplomatische Corps zu⸗ gegen; dem britischen Gesandten aber wurde stets der erste Ehren⸗ platz angewiesen. Die Provinzen sind auf 8 bis 10 Stunden um Teheran ziemlich ruhig; weiterhin aber walten ung straft Raub und Plünderung.
Ein vom 21. Dezember aus Caraccas datirter amtlicher Be⸗ richt giebt über die Lage der Dinge bei Maracaibo Folgendes an: „General Briceno, der Befehlshaber der Regierungstruͤppen von Venezuela, hatte sich auf der auf dem See von Maracaibo ope⸗ rirenden Escadre eingeschifft und am 8. Dezember die Passage über die Barre in den See soreirt, obgleich dieselbe auf der einen Seite durch die starke Batterie von San Carlos und vor der Einfahrt durch die Escadre der Insurgenten vertheidigt war, welche letztere jedoch, ohne einen Schuß zu thun, sich bei An⸗ näherung der Regierungs⸗Escadre unter die Kanonen des Forts zurückzog. Briceno ankerte innerhalb der Barre bei Bajo Seco, außerhalb Kanonenschußweite der Kastelle, die er darauf zur Uebergabe aufforderte, ein Verlangen, dem die Insurgenten in Folge der unter ihnen herrschenden Uneinigkeit vermuthlich nachgekommen sein werden. Paez, der nebst Soublette die Hauptstütze der Insur⸗ gentenpartei zu sein scheint, befand sich noch in Curagao, wo er sich schon seit längerer Zeit aufhielt; ob er von dort aus noch eine Di⸗ version unternehmen würde, um Briceno wieder zu vertreiben, schien mehr als zweifelhaft. Kann man den von den Freunden der Regie⸗ rung ausgehenden Berichten Glauben beimessen, so war die Stellung
derselben wieder so gesichert, daß mit Sicherheit auf die Zustande⸗
kunft der zum 20. Januar von ihr ausgeschriebenen Versammlung des Kongresses gerechnet werden konnte.
Niederlande. Aus dem Haag, 4. Febr. (J. d. I. Haye.) Se. Majestät der König hat für die am 13ten zu eröff⸗ nende Session der General⸗Staaten den Grafen vem Limburg⸗ Stirum zim Präsidenten der ersten Kammer ernannt.
Italien. Rom, 25. Jan. (A. Z.) Heute wird Kriegsge⸗ richt gehalten. Man fürchtet indeß keinen blutigen Ausgang, sondern scheint bereits einen Modus gesunden zu haben, die Begnadigung einzuleiten. Die Civica wird zu Gunsten der Gefährdeten bittend einkommen. Man behauptet, 25,000 Wahlzettel gesammelt zu haben, dennoch hieß es, daß die Zahl der Stimmenden für den Triumph der „heiligen Sache“ zwar genügte, nicht aber für die Ehre Roms. Bonaparte war selbst in allen Osterien herumgegangen, um die Wäh⸗ ler zu instruiren. Das gegenwärtige Ministerium und einige andere populäre Namen standen auf den gedruckten Zetteln verzeichnet, die jedem Schenkgast eingehändigt wurden. Die Plakate häufen sich so sehr, daß das Ministerium ein Verbot erlassen hat, ein nichtministe⸗ rielles Manifest auf weißes Papier zu drucken; es muß farbiges ge⸗ wählt werden. Man verkauft die scheußlichsten Libelle, wie ein de profundis auf General Zamboni u. s. w. Zwei spanische Kriegs⸗ schiffe sollen an der Küste von Cwicavecchia erblickt worden, dann aber wieder verschwunden sein.
Rom, 25. Jan. (Franz. Bl.) Karl Albert bietet in einem Handschreiben dem Papste bewaffnete Hülfe an. Der Papst befin⸗ det sich so wohl, als es die Jahreszeit und seine Verhältnisse irgend zulassen. An sämmtliche Mitglieder des ehemaligen Kardinal⸗Kolle⸗ giums ist die Aufforderung ergangen, sich in Gaëta um die Person des Papstes zu sammeln. In Neapel sollten am 1. Februar die Kammern eröffnet werden.
Neapel, 23. Jän. (A. Z.) Die Negpol Ztg. meldet, daß der Kardinal Giraud, Erzbischof von Cambrai, an Bord des französischen Dampfboots „Caton“ in Gaeta gelandet sei. Fort⸗ während treffen daselbst Deputationen einzelner römischer Gemeinden mit Treuversicherungen an den Papst ein, so zuletzt eine von Feren⸗ tino, den dortigen Bischof Monsgr. Bella an der Spitze. Desgleichen hat sich wieder eine aus Rom geflüchtete Abtheilung von 41 päpst⸗ lichen Carabinieren unter Anführung eines Lieutenants in Gaeta ein⸗ gestellt, und wurde von Sr. Heiligkeit mit großen Lobsprüchen empfangen. General Filangieri ist von Messina zurück in Neapel angekommen.
Spanien. Madrid, 27. Jan. In der vorgestrigen Sitzung des Kongresses beantragte der Deputirte Sagasti, gemeinschaftlich mit einigen anderen Progressisten, der Kongreß möchte von der Regie⸗ rung verlangen, daß sie baldmöglichst eine Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben des verflossenen Jahres vorlege. Gegen diesen Antra erhob sich der Finanz⸗Minister, Herr Mon, mit solcher Heftigkeit, daß der Deputirte Sagasti sich beleidigt fühlte und Genugthuung verlangte. Der Finanz⸗Minister verweigerte diese in noch mehr beleidigenden Aus⸗ drücken. Da aber Herr Sagasti darauf bestand, so erklärte der Minister⸗ Fa General Narvaez, er wäre bereit, ihm auch außerhalb des
ongresses Rede und Antwort zu stehen. Obgleich nun Herr Sa⸗ gasti dagegen einwandte, daß er es nur mit dem Finanzminister zu thun habe, so ließ ihm doch der General Narvaez am Schlusse der Sitzung sagen, er erwarte ihn am folgenden Morgen mit Zeugen und Pistolen am Thore San Bernardino. In der That fuhren gestern früh um 8 Uhr der General Narvaez, begleitet von dem General
Deputirten Roca, und Herr Sagasti, begleitet von dem General Infante, Herrn Mendizabal und dem Deputirten Roda, vor das bezeichnete Thor, wo eine Menge Neugieriger 8 eingefunden hatte. Auf An⸗ ordnung der Sekundanten stellten beide Herren, Narvaez und Sagasti, sich auf vierzig Schritte einander gegenüber, mit der Be⸗ fugniß, vorzuschreiten und nach Belieben zu feuern. Herr Sagasti, der höchst kurzsichtig ist, feuerte zuerst, fehlte und wurde durch die Kugel der General Narvaez nicht verletzt. Dieser näherte sich nun jenem, zielte und schoß ihm durch den Hut, worauf Herr Sagasti sein Pistol in die Luft abschoß und die Sekundanten die Sache für beendigt erklä ten. In der gestrigen Sitzung des Kongresses erklärten der General Narvaez und Herr Sagasti, daß sie ihren Streit als Ehrenmänner geschlichtet hätten.
Wissenschaft und Kunst. Vierte Quartett⸗Soiree. (Den 5. Februar.)
Ein neues Quartett von Ad. Stahlknecht (in B-moll), das den Abend eröffnete, erfreute sich mit Recht der allgemeinsten Theilnahme der Hörer. Der Verfasser — dem musikalischen Publikum als Betheiligter de Trio⸗Soireen und braves Mitglied der Königlichen Kapelle hinlänglich be⸗ kannt — bekundet sein schon früher erwiesenes Compositionstalent in diesem Werke aufs neue. Die Arbeit entspricht den vielseitigen Kunstforderungen der schwierigen Gattung in bedeutendem Grade und darf sowohl hinsichtlich der Anlage als der Ausarbeitung eine trefflich gelungene genannt werden. Alle vier Sätze bringen gücklich ausgeprägte Themen in anziehender Har⸗ monisirung und in geschickter Durchführung in allen Stimmen. Da⸗ bei herrscht überall Abrundung, Maß, Klarheit und Fluß. 2 an eigenthümlichen Zügen sehlt es dem Werke nicht, das ü haupt uͤberwiegend in selbstständiger Weise auftritt und sich, ohne die Sucht, originell zu sein, bemerkbar werden zu lassen, von Unnatur und Trivialität gleich fernhält. Nur die beiden ersten Sätze erinnern sowohl in einzelnen Figuren und in der Art und Weise der Handhabung der Kunst⸗ mittel überhaupt, als auch in der Charakter⸗Färbung, an Spohr, der dem Komponisten hier (vielleicht unbewußt) als Vorbild vorgeschwebt zu haben scheint. Davon abgesehen, gestaltet sich aber der Inhalt des Quartetts von hohem musikalischen Interesse. Das erste Allegro z. B. fesselt durch in⸗ teressante Entwickelung des leidenschaftlich⸗schwungvoll gefärbten Haupt⸗ satzes um so mehr, als sich diesem ein sehr glücklich erfunde⸗ nes melodisches Nebenmotiv zugesellt, das dem im Uebrigen etwas dunklen Grunde des Tonbildes einige Licht⸗Effekte ertheilt. Einen nicht minder gelungenen Satz bringt das Scherzo, obwohl es, der Grundfärbung des Ganzen entsprechend, einen mehr elegischen als launigen Charakter trägt. Die Wiederkehr des Hauptmotives im Trio, das hier in der zweiten Violine auftritt, während die erste Violine dazu kontrapunktirt, fördert einen besonders anziehenden Moment in diesem Satze ans Licht. Das Adagio ist reich ag melodischem und harmonischem Reich⸗ thum, das lebensvolle Finale nichl nur in dem fugirten Satze, sondern durchweg vortrefflich gearbeitet und überhaupt von fesselndem und nachhal⸗ tigem Eindruck. Das Ganze, glänzend und dankbar für alle 4 Instrumente geschrieben, wie es von dem Komponisten, als tüchtigem Techniker, zu er⸗ warten steht, gewann sich, bei durchgängig gelungener Ausführung seitens der Herren Zimmermann und Genossen (wie gesagt) den lebhaftesten Antheil der zahlreich durch Kenner und Musikfreunde vertretenen Zuhörer⸗ schaft. Die Kritik kann in den lauten Beifall, der fast jedem einzelnen Satze der gelungenen Arbeit zu Theil wurde, mit gutem Gewissen ein⸗ stimmen.
Dem neuen Werke folgte ein älteres, sehr bekanntes, das kleine Q-qur- Quartett von Beethoven (Op. 18). Daß dies Quartett, obgleich un⸗ zählige Male gespielt und gehört, dennoch wieder mit gespanntem Interesse entgegengenommen wurde, versteht sich von selbst. Wir, unseres Theils, würden es aber lieber gesehen haben, wenn die Herren Quartettisten statt dessen eines von den späteren Schöpfungen dieses Meisters vorgeführt hät⸗ ten, damit — wie wir schon neulich bemerkten — auf solche Weise das
Verständniß dieser noch wenig gekannten Werke im Publikum ebenfalls an⸗ gebahnt werde. — Ein Sexrtett für Piano, Blase⸗Instrumente und Contra⸗ baß, von Onslon, kam schließlich zu Gehör. Die Composition, brillant gehalten, übrigens des Komponisten Manier nicht verleugnend, enthält in den Variationen den anziehendsten, im Finale, das ziemlich tri⸗ vial in der Erfindung ist, den schwächsten Satz. Die Ausführung konnte,
namentlich des hastvollen Vortrages des Pianisten wegen, die Ansprüche
musikgebildeter Hörer nicht befriedigen und ließ in Folge dessen sogar an
Präzision zu wünschen übrig.
Meteorologische Beobachtungen.
Abends 10 Uhr.
1849. 5, Febr.
Morgens Nach einmaliger
Nachmittags 6 Uhr.
2 Uhr.
Beobachtung.
Luftdruck Luftwärme Thaupunkt Dunstsättigung. Wetter
Wind W. w. Wolkenzugg... . — w.
Vorstellung.
Oribe, dem Gefe politico von Madrid (Herrn Zaragoza) und dem
339,111Par. 339,19Par. 341,23Par. Auellwärme 7,7˙ R. + 3,5° R. + 4,1 ° kR. + 1,0° h. Flusswärme 0,18 + 2,8 ° n. + 1J R. — 0,79° k. Bodenwürme 94 pct. 78 pqt. 86 pct. Ausdünstung
Niederschlag 0,084 "Rb.
regnig. trüb. V trüb. W. Wuürmewechzel 4,4
89
86 pot. W
Tagesmittel:
339,86 Par... +† 2,90 n.. + 1,2° n...
Uönigliche Schauspiele. Mittwoch, 7. Febr. Im Opernhause. 19te Abonnements⸗ Fidelio, Oper in 2 Apth., nach dem Französischen, von F. Treitschke. Musik von L. van Beethoven. Nach dem ersten Akte: Große Ouvertüre zu „Leonore“ von Beethoven. Hierauf: Ein orien⸗ talischer Traum. Scene aus dem Ballet „La Peri.“”“ (Frl. Marie Taglioni: Die Peri; Hr. Hoguet⸗Vestris: Achmet.) Anfang halb 7 ÜUhr. Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver⸗ kauft:
Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr.; ein Billet in den Logen des ersten Ran⸗ ges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr.; ein Billet im Parterre, in den Logen und im Balkon des dritten Ranges 15 Sgr.; ein Billet im Amphitheater 7½¾ Sgr.
Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gekauften, mit „Dien⸗ stag“ bezeichneten Opernhaus⸗Billets gültig, auch werden die zu der⸗ selben noch zu verkaufenden Billets mit „Dienstag“ bezeichnet sein.
Königsstädtisches Theater.
Mittwoch, 7. Febr. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Fra Diavolo. Komische Oper in 3 Akten. Musik von Auber. Ins Italienische übersetzt, mit neuen Recitativen, von C. F. de Barbieri.
Donnerstag, 8. Febr. Die Töchter Lucifer's. Großes phanta⸗ stisches Zauberspiel mit Gesang in 5 Abtheil. (12 Tableaux), von W. Friedrich. Musik komponirt und arrangirt von Ed. Stiegmann.
Freitag, 9. Febr. Zum 50stenmale wiederholt: Die Töchter Lucifer's. Mit neuen Shawls⸗ und Blumengruppen, eingelegten Musikstücken und neuen scenischen Ausschmückungen