d beurtheilt diese, um ihr zu sagen, daß sie in 1 1— Finper. he. Der Verkehr, den sie pflogen, erlitt indeß noch beeg- venige Störung zu welcher Göthe die Veranlassung gab. Frau von e“ schon früher vorgeworfen, daß er zu⸗ und abnehme in 1 S 8 er freilich nicht gelten lassen wollte. Fatale Erlebnisse und eine 12 die ihn überfiel, machten ihn aber zuweilen sehr reizbar, und in I.r a Gemüthsverfassung gab er einmal dem alten Hange nach, seinen Unmuth eben an dem Gegenstande seiner Liebe auszulassen. Die Freundin faßt ihn fühlen, was er gethan, und sein Vergehen steht aufs klarste vor äßt ihn füh 2 . 8 — 17 . N S 8 l Er schreibt an sie, im Oktober 1780: „Was Sie mir heute rüh zuletzt sagten, hat mich sehr geschmerzt, und wäre der Herzog nicht den Berg mit hinaufgegangen, ich hätte mich recht satt geweint. Auf ein Uebel haust sich Alles zusammen! Ja, es ist eine Wuth gegen sein eigen Fleisch, wenn der Unglückliche sich Luft zu machen sucht dadurch, daß er ein Licbstes beleidigt; und wenn's nur noch in Anfällen von Laune wäre und ich mir’'s bewußt sein könnte: aber so bin ich mit meinen tausend Ge⸗ danken wieder zum Kinde herabgesetzt, unbekannt mit dem Augenblick, dun⸗ kel über mich selbst, indem ich die Zustände des anderen wie mit einem bellfressenden Feuer verzehre Mir kommt's entsetzlich vor, die besten Stunden des Lebens im Augenblicke des Beisammenseins verderben zu müssen, mit Ihnen, da ich mir gern jedes Haar einzeln vom Kopf zöge, wenn ich's in eine Gefälligkeit verwandeln könnte, und dann so blind, so verstockt zu sein. Haben Sie Mitleiden mit mir!“
Diese Trübung brachte aber durch die Versöhnung, die sie hervorrief, nur mehr Klarheit in das Verhältniß. Schon im solgenden Monat kann Göthe schrei⸗ ben, ihrer Liebe wieder ganz gewiß, sei ihm ganz anders, und es müsse mit ihnen wie mit dem Rheinwein alle Jahre besser werden. Dies ging auch in Er⸗ füllung. Bis zum Schluß des Jahres 1783 (so weit vorliegende Briefe reichen) blieb das Verhältniß ungestört, und nur einmal fand sich für ihn Anlaß zu der Bemerkung, daß jeder Zweifel von ihr ein Erdbeben in der Tiefe seines Herzens errege. Göthe fühlt eben jetzt das Glück ihrer Liebe und Freundschaft am tiessten und innigsten. Er schreibt der verehrten Frau, er sei durch sie ein Anderer geworden, seine alte Wohlthätigkeit sei zurück⸗ gekehrt und mit ihr die Freude seines Lebens. Früher habe er Gutes ge⸗ than aus Instinkt und es sei ihm nicht wohl dabei geworden; sie aber habe ihm den Genuß der Wohlthätigkeit gegeben. Ein andermal erklärt er, daß er ohne sie niemals seinen Lieblingsirrthümern hätte entsagen mögen! In dankbarer Erwiederung hört und sicht er nun auch nichts Gutes, das er nicht im Augenblick mit ihr theilte. Er trägt ihr zuerst die Ideen vor, die er hat, die Beobachtungen, die er macht, und bespricht mit ihr seine poeti⸗ schen Pläne. Ihren Werth ausfs tiefste empfindend, bittet er die Grazien, daß sie auch seiner Leidenschaft die innere Güte geben und erhalten mögen, aus der allein die Schönheit entspringt! — Erfüllt von der Reinheit seiner Neigung, von der Innigkeit des Bundes, den ihre Herzen geschlossen haben, kann er sich aber jetzt nicht mehr in den angenommenen Gränzen der Förm⸗ lichkeit halten. In einem Briefe vom 12. März 1781 redet er sie zuerst noch mit Sie an, dann fährt er fort: „Meine Seele ist fest an Deine ge⸗ wachsen, ich mag keine Worte machen, Du weißt, daß ich von Dir unzer⸗ trennlich bin und daß weder Hohes noch Tiefes mich zu scheiden vermag. Ich wollte, daß es irgend ein Gelübde oder Sakrament gäbe, das mich Dir auch sichtbar und gesetzlich zu eigen machte, wie werth sollte es mir sein! Und mein Noviziat war doch lang genng, um sich zu bedenken. Adieu. Ich kann nicht mehr Sie schrriben, wie ich eine lange Zeit nicht Du sagen konnte.“ In den nächsten Briefen wechselt er noch mit Sie und Du, endlich bleibt er bei dem letzteren, verlangt nun aber auch von ihr diese vertrauliche Benennung. Er schreibt: „Vor allen Din⸗ Pn. wie man von einem Opfer alles Unheilige wegzuwenden sucht, vor allen Dingen, liebe, oder wie Du Dir's ausreden magst, geliebte Lotte — — um Gotteswillen kein Sie mehr! Indeß die andere Seite trocknete, hab ich Deinen Brief durchkrochen und alle Ihnen gestrichen. Nun wird es erst ein Brief!“ Die Freundin muß diese Bitte wohl erfüllt haben, da er sie nicht wiederholt. Die Zeit des Noviziats ist abgeschlossen. Der Glück⸗ liche schreibt: „Ich habe mein ganzes Leben einen idealischen Wunsch ge⸗ habt, wie ich geliebt sein möchte, und habe die Erfüllung immer im Traume des Wahns vergebens gesucht; nun, da mir die Welt täglich klarer wird, find ich’'s endlich in Dir auf eine Weise, daß ich's nie verlierenkann.“ Und später: „Du wirst geliebt, wie Du es wünschest, und ich kann allein in Dir finden, was ich mein ganzes Leben durch gewünscht habe.“ — —
Wir sehen in diesen Briefen ein Verhältniß entstehen und sich enger und enger flechten, das, wenn wir das Menschliche menschlich beurtheilen, beiden Theilen zur Ehre gereicht. Göthe fand Frau von Stein, wie er sie gewürdigt hatte in der Unterschrift zu ihrer Silhouette. Wenn nun die An⸗ muth ihres Wesens einen tiefen Eindruck auf ihn machte und eine Leiden⸗ schaft in ihm erregte, die zuerst nach beiden Seiten schwankte, so gab das edle Benehmen der Freundin und die Empfänglichkeit des Liebenden für die Vorzüge ihrer Persönlichkeit seiner Leidenschaft doch bald eine ideale Nich⸗ tung. Sie wurde nun der Grund zu einem eigenthümlichen Bunde der Seelen, zu einem sittlich⸗geistigen Verkehr, durch welchen Göthe sich geho⸗ ben und geläutert sah. Die Fortschritte, die er in jener Zeit unter Ein⸗ wirkung dieses Verkehrs in sittlicher Bildung, in poetischer Auffassung des Sittlichen machte, sind in den Briefen klar ausgeprägt. Er arbeitete ab⸗ wechselnd an Jphigenie, an Tasso, an Egmont und Wilhelm Meister, und die Freundin, mit der er hierüber verkehrt, ja, der er Einzelnes diktirt, hatte auf die Art der Behandlung entschiedenen Einsluß. An sie selbst richtet er Gedichte, in denen er seine Liebe verewigt. Es sind dies (wie wir erst aus diesen Briefen erfahren!) die Gedichte an Lida — dieselben, in denen ein späterer Kritiker mit Recht größere Zartheit entdeckte, als in allen übrigen Götheschen Liebesliedern. Wie auf diese Gedichte, so werfen die Briefe auch auf jene größeren poectischen Schöpfungen aufklärende Lichter, namentlich, wie sich später zeigen wird, auf Wilhelm Meister, mit welchem Göthe am Anfang der achtziger Jahre sich am angelegentlichsten beschäftigte.
Wir wollen vor Allem sehen, wie sich der Dichter gegen die Freundin über sich selbst, über sein Streben als Dichter und Künstler, über seine Beob⸗ achtungen im Leben ausspricht. Nach Verhältniß meldet er viel von sich und sucht dies auch hier und da zu motiviren und zu rechtfertigen. In ei⸗ nigen Stellen der frühesten Briese glauben wir Werther zu hörcn. „Liebste — schreibt er im Jahre 1776 — ich habe viel gezeichnet, sehe nur aber zu wohl, daß ich nie Künstler werde. Die Liebe giebt mir Alles, und wo die nicht ist, dresch' ich Stroh. Das malerischte Fleck geräth mir nicht, und ein ganz gemeines wird freundlich und lieblich Es bleibt ewig wahr: sich zu beschränken, Einen Gegenstand, wenige Gegenstände recht bedürfen, so auch recht lieben, an ihnen hängen, sie auf alle Seiken wenden, mit ihnen vereinigt werden, das macht den Dichter, den Künstler, den Menschen.“ Nach einer Ansicht der Baumannshöhle schreibt er: „Nur die Freude, die ich habe wie ein Kind, sollten Sie im Spiegel sehen kön⸗ Wie doch nichts abenteuerlich ist, als das Natürliche, und nichts groß de8n da Natürliche, und nichts ꝛc. ꝛc. zc. als das Natürliche!!!“ Auf küchtigkets lügen nsch er sich unerkannt unter das Volk und freut sich der diesem dunkelrn E1“ wird. „Wie sehr ich — bemerkt er — auf die man die niegeh weßder zu der Klasse von Menschen gekriegt habe, * doch alle Tugenden beisam aber gewiß für Gott die höchste ist! Da Sinn, Treue, Freude üüber 82e Egnggeie Genügsamkeit, gerader Ausharren!“ Er rühmt der Feenzetg ech Gnte, Harmlosigkest, Bulden, en Nutzen, den es auf seinen phan⸗
Frauen mit,
seiner Seele.
vmmnegen.
tastischen Sinn habe, mit lauter Menschen umzugehen, die ein bestimmtes, einfaches, dauerndes Geschäft betreiben, und spricht sein Vergnügen darüber aus, daß er seine Ideen von Wirthschaft bestätigt gefunden. — Dage⸗ gen zeigt er sich in mehreren Briefen von der großen Welt sehr wenig er⸗ baut und behandelt sie sehr unglimpflich. Aus einer großen deutschen Re⸗ sidenzstadt schreibt er im Jahre 1778: „So viel kann ich sagen, je größer die Welt, desto garstiger die Farce, und ich schwöre, keine Eselei der Hans⸗ wurstiaden ist so ekelhaft als das Wesen der Großen, Mittleren und Kleinen durch einander.é Ich habe die Götter gebeten, daß sie mir meinen Muth und Gradsein erhalten wollen bis an's Ende und lieber mögen das Ende vor⸗ rücken, als mich den letzten Theil des Zieles lausig hinkriechen lassen.“ Im Spätjahr 1779, auf dem Heimweg von der Schweizerreise, besucht er mit dem Herzog mehrere deutsche Höfe. Die Briefe aus dieser Zeit sind etwas mager und der Schreiber bemerkt zur Erklärung: „Seit wir uns an den Höfen herumtreiben, ist kein Segen in der Korrespondenz... Es ist unglaublich, was der Umgang mit Menschen, die nicht unser sind, den armen Reisenden abzehrt!“ In einem späteren Schreiben wird er deut⸗ licher, indem er sagt: „So ziehen wir an den Höfen herum, fricren und langweilen, essen schlecht und trinken noch schlechter. Hier jammern einen die Leute. Sie fühlen, wie es bei ihnen anssieht, und ein Fremder macht ihnen bang.“ Bei Göthe konnte aber solch unmuthiges Betrachten der vorneh⸗ men Welt nicht lange dauern und noch weniger zur Doctrin, zur Phrase werden. In ihm rührte sich bald wieder der Poet, der Künstler — er machte auch auf diesem Felde seine Studien. „Den sogenannten Weltleuten“, schreibt er, „suche ich nun abzupassen, worin es ihnen denn eigentlich sizt. Was sie guten Ton heißen? Worum sich ihre Ideen drehen und was sie wollen und wo ihr Kreischen sich zuschließt. Wenn ich sie einmal in der Tasche habe, werde ich auch dieses als Drama verkehren.“ Für die auf der Reise ausgestandenen Leiden bietet ihm der Hof zu Weimar genugsame Entschä⸗ digung. Hier wird er nur zuweilen genirt durch Einladungen, die ihn aus seiner poctischen Welt herausreißen; sonst findet er gerade an diesem Hofe die Musterbilder, die er für seine Darstellungen braucht, und lernt un⸗ ter anderen guten Dingen auch einsehen, was „Welt haben“ ist. Von Neunheiligen, dem Gute des Grafen Werther, wo er mehrere Tage zu⸗ bringt und besonders mit der schönen Gräfin verkehrt, schreibt er der Freun⸗ din: „Sie wissen, daß ich nie etwas als durch Irradiation lerne, daß nur die Natur und die größten Meister mir etwas begreiflich machen können, und daß im Halben oder Einzelnen etwas zu fassen mir ganz unmöglich ist Wie oft habe ich die Worte Welt, Große Welt, Welt ha⸗ ben hören müssen und habe mir nie etwas dabei denken können; die mei⸗ sten Menschen, die sich diese Eigenschaften anmaßten, verfinsterten mir den Begriff. Dieses kleine Wesen (die Gräfin Werther) hat mich erleuch⸗ tet, diese hat Welt oder vielmehr sie hat die Welt, sie weiß die Welt zu behandeln (la manier), sie ist wie Quecksilber, das sich in einem Augen⸗ blick tausendfach theilt und wieder in eine Kugel zusammenläuft. Sicher ihres Werthes, ihres Ranges, handelt sie zugleich mit einer Delikatesse und Aisance, die man sehen muß, Um sie zu denken. Was in jeder Kunst das Genie ist, hat sie in der Kunst des Lebens. Ich habe noch drei Tage und nichts zu thun, als sie anzusehen; in der Zeit will ich noch manchen Zug erobern.“ Auch vom Grafen lernt Göthe, und zwar benutzt er die gewon⸗ nenen Züge zu einem sehr bestimmten Zweck: er bildet daraus den Grafen im Wilhelm Meister. Vernunft und Thorheit müssen ihn gleicherweise be⸗ reichern; wenn er nichts Positives findet, „raunt ihm Mephistopheles einige Anmerkungen zu“, und so kann er sagen, daß in dieser Welt Niemand eine größere Ausbeute sindet, als der episch⸗dramatische Schriststeller! 8 Wie erwähnt, arbeitete Göthe zu jener Zeit abwechselnd an vier grö ßeren Werken, die er erst später vollenden sollte. In den Briefen spricht er von den seligen Stunden, die ihm das Dichten gewährt, aber auch von der Verwirrung, welche die verschiedenartige Beschäftigung in seinem Kopf au⸗ richtet. So sagt er einmal: „In meinem Kopfe ist's wie in einer Mühle mit viel Gängen, wo zugleich geschroten, gemalen, gewalkt und Oel gesto⸗ ßen wird. O thou sweet Poetry, rufe ich manchmal, und preise den Mare Anton glücklich, wie er auch selbst den Göttern dafür dankt, daß er sich in die Dichtkunst und Beredtsamkeit nicht eingelassen.“ Im Dezember 1781 schreibt er: „Mein Egmont ist bald fertig, und wenn der fatale vierte Alt nicht wäre, den ich hasse und nothwendig umschreiben muß, würde ich mit diesem Jahr auch dieses lang vertrödelte Stück be⸗ schließen.“ Wir sehen, daß er zu jener Zeit mit dem Egmont nicht ganz zufrieden war. „Wenn ich ihn noch zu schreiben hätte — äußert er — so schrieb ich ihn anders, vielleicht gar nicht; da er nun aber dasteht, mag er stehen; ich will nur das allzu Aufgeknöpfte, Studen⸗ tenhafte der Manier zu tilgen suchen, das der Würde des Gegenstandes widerspricht.“ Am meisten Nachricht giebt er der Freundin von seiner Be⸗ schäftigung mit Wilhelm Meister. Aus einem Briefe vom Jahre 1780 erfahren wir, daß er auf einem Ritt nach Gotha seine Lieblingssituation in diesem Roman ausführte, das ganze Detail in sich entstehen ließ und zuletzt bit⸗ terlich zu weinen anfing! Mit Freuden meldet er später, wie das Werk vorschreitet. Er hofft (Juni 1782), daß die in Ordnung gebrachten ersten Kapitel ihm Lust machen, fortzufahren, und bald kann er schreiben, daß das zweite Buch vollendet ist und das dritte zurückt. Im November 1783 ist das vierte Buch sertig, nachdem er eben ein Jahr daran gearbeitet hat. Bemerkenswerth ist cs, daß Göthe damals große Lust hatte, in seinem Ro⸗ man auch einen Jnden anzubringen, indem er „das Bedeutende des Ju⸗ denthums zusammen zu haben glaubt.“ Es wäre interessant, zu wissen, ob er diesen Gedanken vergessen oder aus Gründen aufgegeben hat. Aus Al⸗ lem sehen wir, daß er gerade am Meister mit der größten Lust und Zufrie⸗ denheit arbeitet. Nach Endigung eines wohlgelungenen Kapitels äußert er: „Eigentlich bin ich zum Schriftsteller geboren. Es gewährt mir eine reinere Freude als jemals, wenn ich elwas nach meinen Gedanken gut geschrie⸗ ben habe.“
Markt⸗Berichte.
Preise der vier Haupt⸗Getraide⸗Arten in den für die preußische Monarchie bedeutendsten Marktstädten im Monat Januar 1849 nach einem mo⸗ natlichen Durchschnitte in preußischen Silbergroschen und Scheffelu angegeben.
Namen der Städte.
metzen Roggen Gerste Hafer
28 62 25 25 26 22 28 „, 28 89 299 4
22 66 1 29 2 4 273 66—98 2752 6997 6
57 22 27 4½
+
60 ¼ 63 4 50 65 70 6 1 2
290
1. Königsberg II1 “ 5. Rastenburg .. 6. Neidenburg .... FC“ W. 10. Graudenz
14. Kulmmm. 2. Thorn..
0902 3
23
—e⸗
295——
560 22
Smmmmeeheie
— 2— 22221—— be⸗ d0 85
Bekanntmachungen. [841 E1I111““
Der nachstehend signalisirte Bürgers, Redacteur der demokratischen Zeitung, sollie wegen Anreizung zum Aufruhr, Majestäts⸗Beleidigung ꝛc. verhastet werden, ist aber entkommen. Es wird gebeten, denselben, wo er betroffen werde, zur Hast bringen und davon hierher Nachricht geben zu lassen.
Halle, den 28. Februar 1849.
Der Untersuchungs⸗Kommissarius Königlichen Ober⸗ Landesgerichts. Direktor Schultze. Signale menet.
Johann Ignaz Christoph Bürgers, gebürtig aus Köln, 26 Jahr alt, Stand: Buchbinder und Ga⸗
lanterie⸗Arbeiter, Militair⸗Verhältniß: zur Armeereserve
stumpf, Kinn:
[83]
bestimmt, Wohnort: zuletzt Halle, Größe: 5 Fuß 5 Zoll 2 Strich, Statur: schlank, Haare: schwarzbraun, Stirn: frei, Augen: braun, - breit, Bart: schwarzbraun, dung: rund, Sprache: trägt Schnurr⸗ und Kinnbart.
— Nothwendi 2 Die Erbpachts⸗Gerechticteit a
zirke des unterzeichneten Stadtdorfe Oberfeldt sub nung belegene Grundstück 3 4 Hufen 17 Morgen 255 1847 abgeschätzt auf 6323 Thlr. 15 am 19. September Vormitt. 11 Uhr und Nachmitt. 4 Uhr,
eas eeEc-vC v wr. z F**. 8
Augenbrauen: schwarzbraun, Nase: gistratur eingesehen werden. Mund: gewöhnlich, Zähne: gut, Gesichtsfarbe: blaß, Gesichtsbil⸗
deutsch. Besondere Kennzeichen:
der Städte. e Seesseeeeeh bI Ie Se
ümürürürramen
rbur... .... 111A11XAX“X“ “ Landsberg a. d. W... 7. Stralsund. e““ Stolpe Breslau. Z 6* hv Schweidnitz Leobschütz. RoEER. .
..„7„„
— *.
Magdeburg ..... 1““ Halberstadt Nordhausen Mühlhausen ...... Halle
Torgau
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V“ Minden ....
Paderborn
Dortmund
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220 ,—
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Elberfeld . Düsseldorf.. “ 811“ Aachen.. .... Malmed. . ......
— -
8 —
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—ðn .
— .
Saarbrück Kreäuznach “
Wetzlar.
13. 14.
ümümemeee —
Durchschnitts⸗Preise der 12 Preußischen Städte. 4 Posenschen Städte....... „ 8 Brandenburgischen und Pom⸗ merschen Städeee 61 9 Schlesischen Städte 56 8 Sächsischen Städtee 55 4 Westfälischen Städte 54 1 14 Rheinischen Stadtee 66
Königsberg, 26. Febr. Zufuhr war gering. Weizen 55 bis 70 Sgr. p. Schfl., Roggen 25 bis 29 Sgr., gr. Gerste 22 bis 26 Sgr., kl. Gerste 20 bis 24 graue Erbsen 30 bis 36 Sgr., Kartoffeln 14 bis 16 Sgr., das Schock Stroh 90 Sgr.
Amsterdam, 26. Febr. Weizen zu den vorigen Preisen an Konsumenten verkauft: 129 pfd. weißbunt. poln. 325 Fl.; 131⸗, 132 fd. gelder. 245, 250 Fl.; 131pfd. gering. dito 240 Fl. con⸗ tant; 127 pfd. best. alt. seeländ. 275 Fl.; 120fd. neu. fries. 180 Fl.; 132 pfd. kubank. 258 Fl.; 129 pfd. dito 250 Fl.
Roggen zu erhöhten Preisen in Particen an Konsumenten und Speculation; 124pfd. münster. 145 Fl.; 118⸗, 121⸗, 122 pfd. preuß. 138, 145, 146 Fl.; 122 pfd. best. odess. 145 Fl.; 124⸗, 125pfd. gelder. 136, 144 Fl.; 116 pfd. archang. 130 Fl.; 127 pfd. anklam. 160 Fl.
Fense zu den vorigen Preisen mit wenig Handel; 113 pfd. dän. 140 Fl.; 97pfd. fries. Winterg. 100 Fl.; 101pfd. dito 110 Fl.
Hafer wie früher; 80⸗, 85 pfd. dick. 82, 95 Fl.; S84pfd. fein. 94 Fl.
Udcthehe. ward durch Verbraucher durch eine Preis⸗Erhöhung von 4 a 6 Fl. eingekauft; 122pfd. amersf. 156 Fl.; 118pfd. gelder. 145 Fl.; 118 pfd. holst. 144 Fl.; 115pfd. groning. moor. 123 Fl. an der Zaan zu liefern.
Hecen Za e wie früher; gering. gron. 48 L.; Sept., Okt. und Nov. 60 L. “
Leinsaamen preishaltend; 110;fd. riga 240 Fl.
Rüböl gleich und auf Lieferung wie früher.
Leinöl etwas flauer.
Rüböl auf 6 W. 41 Fl., effekt. 40 Fl.; Mai
5 ½ a Fl.; Okt. 35 ¾ Fl.; Nov. und Dez. 35 8 a
6 W. 27 x Fl., effelt. 20 ⅞ 4
61 88
56 1
229 812,—
1 b0 S
22010 1 A
82,S9
P
—
8
d — J2 81—
.
22523
36 Fl. Leinöl Hanföl auf 6 W. 37 Fl., effekt. 36 Fl. Rübkuchen 52 a 55 Fl. Leinkuchen 7½ a 9 ½ Fl.
an ordentlicher Gerichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hypothekenschein können vorher in der
Marienwerder, den 17. Februar 1849. Königliches Land⸗ und Stadtgericht.
nebst den noch unverfallenen Zins⸗Coupons bei uns sees Allerhöchsten Privilegiums vom 12. Oktober 1840
sden gegenwärtigen Besitzer dieser Obligationen und Cou⸗ pons hierdurch auf, binnen längstens 12 Monaten von heute ab dieselben an uns einzuliefern oder seine etwa⸗ nigen Rechte auf dieselben geltend zu machen.
“ e“
— —
gkeit auf das im Gerichtsbe⸗ Laud⸗ und Stadigerichts im Nr. 5. der Hypothekenbezeich⸗
Rathsweide genannt 8 .Ruthen kulmisch, im
[511 b] von ⸗ Jahre Sgr. 11 Pf., soll
Rheinische Eisenbahn⸗
Gesellschaft.
Nachdem der Inhaber der ausgeloosten A prozentigen Obligationen Nr. 6681. ,8118. und 8979. die Anzeige gemacht, sdaß dieselben verloren oder ihm entwen⸗ sdet worden sind, und demnach auf die — Mortisication dieser drei Obligationen
Frist werden diese Obligationen, falls sie nicht einge⸗ liesert oder die Rechte nicht geltend gen öffentlich für nichtig und verschollen erklärt und an de⸗
ren Stelle dem Inhaber derselben andere Dokumente
ausgefertigt werden. ase 82 27. Oktober 1848. ie Direction der 8 Hirte, Spezial⸗Direktor.
Sgr., Hafer 14 bis 17 Sgr., weiße Erbsen 28 bis 35 Sgr.,
auf 9 Faß im ö“
Fl.; prim. März 26 ¼ a 26 Fl.
angetragen hat, so sordern wir nach Inhalt des §. 6.
Nach Ablauf der in dem allegirten §. 6. festgesetzten
gemacht worden,
Rheinischen Eisenbahn⸗Gesellschast
Das Abonnement betraͤgt: 2 Athlr. für ¼ Jahr.
4 Athlr. „ †Jae. 8Ah1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie
ohne Preis⸗Erhöhung.
Bei einzelnen nummern wird der Bogen mil 2⅜ Sgr. berechnet.
*
Alle Post⸗Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition des Preuß. Staats⸗ Anzeigers:
ehren⸗
Berlin, Sonntag den 4. März
Anhalt.
Deutschland.
Preußen. Berlin. Beförderungen und Abschieds⸗Bewilligungen in der Armee. — Zur Berichtigung.
Bundes⸗Angelegenheiten. Frankfurt a. M. verfassunggebenden Reichs⸗Versammlung.
Sche Wien. Armee⸗Bülletin.
ayern Mänwen. Gutachten des Ausschusses der Reichsräthe n Ses Ferkenmg.. zegen helug der u““
n. resden. Erklä Regie übe.
Plens. erne 1 rklärung der Regierung über den deutschen Ver⸗ EEEe Stuttgart. Kammer⸗Verhandlungen. vesfe “ be. Rhein. Darmstadt. Bemerkungen des hessischen vb TS. zu dem deutschen Verfassungs⸗Entwurf.
enburg. Oldenburg. Verkündigung des Staats⸗Grundgesetzes. u 8 Ausland. G 8 Sveeer Kronstadt. Einrücken russischer Ulanen. I ARation al⸗Versammlung. Schluß der Diskussion 8 1131“““ 888 Ministers der auswärtigen Angele⸗ genh 3. Tag nung. aris. Die italienis An i⸗ — Die Unruhen in den Provinzen. E16Aö“X“ roßbritanien und Irland. Parlament. Oberhaus: Förderung
“ Bills. Unterhaus: Erklärungen Lord Palmerston's. —
London. Die Beziehungen zu Spanien und Buenos⸗ Apres. — Expe⸗ 8 dition gegen maurische Seeräuberböte. — Vermischtes. 8 Italien. Rom. Die neuen Minister. — Die Abgesandten der römi⸗
schen Republik. — Zwangs⸗Anleihe. — Florenz. Aufstand. — Ver⸗
mischtes. — Bologna. Vermischtes. 8 Börsen⸗ und Handels⸗Nachrichten.
Amtlicher Theil.
Verhandlungen der
Beilage.
Amtlicher Theil
Se. Eügsssäst der König haben Allergnädigst geruht: Dem Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rathe von Harlem den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub; dem Stadt⸗ Pfarrer Hermes in Barby den Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife; dem katholischen Pfarrer Zeglarski zu Groß⸗ Garz, im Kreise Marienwerder, den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse; so wie dem Schullehrer Scholz zu Straupitz, dem Förster Jonas zu Neustadt, in der Oberförsterei Hoyerswerda, und dem evangelischen Küster und Schullehrer Hintze zu Etzin das Allgemeine Ehrenzeichen; desgleichen 1 8 Den bei dem Geheimen missarien Boots und verleihen; und Den Rath bei den Auseinandersetzungs⸗Behörden Regierungs⸗Rath zu ernennen. —
men Ober⸗Tribunal angestellten Justiz⸗Kom⸗ Wagner den Charakter als Justizrath zu
Heyder, zum 1
5 . So 4 882 1 Iö“ Angekommen: Se. Durchlaucht der Fürst August von Sulkowski, von Reisen.
Se. Ercellenz der General der Infanterie und Geheime Staats⸗ Minister a. D., von Thile, von Frankfurt a. d. O.
Uichtamtlicher Theil. Deutschland.
Preußen. Berlin, 3. März. Nach dem heutigen Mili⸗ tair⸗Wochenblatte ist der Kurfürst von Hessen, Königl. Hoheit, zum General⸗Lieutenant und Chef des 11ten Infanterie Re⸗ giments, der Hauptmann von Lenz vom Kaiser Franz Grenadier Regiment zum Major, der Hauptmann von Panwitz vom Iten Garde⸗Regiment zu Fuß zum Major und Commandeur des 3ten Ba taillons 2ten Landwehr⸗Regiments, der Major Scheppe vom 23sten zum Commandeur des 16ten Infanterie Regiments, der Hauptmann von Hirschfeld vom 12ten Infanterie-Regiment zum Maior und Commandeur des 2ten Bataillons 20sten Landwehr⸗Regiments er nannt worden. Ferner ist dem Major von Filgermann, aggr. dem Kaiser Franz Grenadier⸗Regiment und Adjutant beim General⸗ Kommando des Garde⸗Corps, als Oberst-Lieutenant mit der Regi⸗ ments⸗Uniform und Pension, dem Major zur Disposition von Splittgerber, zuletzt im Garde⸗Jäger⸗Bataillon, als Oberst⸗Lieu tenant mit der Bataillons⸗Uniform, mit den vorschriftsmäßigen Ab zeichen für Verabschiedete und seiner bisherigen Pension, dem Ober⸗ sten von Harder, Commandeur des 16ten Infanterie⸗Regiments, als General⸗Major mit Pension der Abschied bewilligt worden.
Berlin, 3. März. Verschiedene deutsche Blätter haben sich in Verbreitung des Gerüchtes gefallen, daß von Berlin eine hochstebend vertraute Person nach Olmütz gesandt worden sei. Wir konnen ver⸗ sichern, daß an der Sache auch nicht ein Wort wahr ift.
—— —
Hundes -Angelegenheiten.
Frankfurt a. M., 1. März. (D. Z.) 179ste Sitzung der verfassunggebenden Reichs⸗Versammlung. ges ordnung: Abstimmung über §. 13 und Berathung üher §̃§. 14 und folgende des vom Verfassungs⸗Ausschusse vorgelegten Entwurfes: „Reichsgesetz über die Wahlen der Abgeordneten zum Volkshause.“
Die Sitzung wird bald nach 9 Uhr durch den Präsidenten, Herrn Eduard Simson, eröffnet. Derselbe zeigt den Austritt des Abgeordneten Herrn Zitz aus Mainz und den Eingang nachträglicher Erklärungen von Hannover und Sachsen⸗Altenburg an, welche gleich⸗ alls dem Verfassungs⸗Ausschusse überwiesen werden.
9 D
— — ages⸗
die Schwierigkeiten in der Errichtung eines alle deutschen Stämme
in Erinnerung gebracht hat,
Die Anrufung, welche hierauf der Abgeordnete Herr Vischer von Tübingen an das Reichs⸗Ministerium des Aeußern richtet, lautet wörtlich folgendermaßen: d
„In Erwägung, daß das Einrücken russischer Truppen in Sie⸗ en tee (hört! hört!) eine Quelle schwerer Verwickelungen werden kann, welcher das im Aufbau seiner politischen Einheit begriffene Deutschland nicht ruhig zusehen darf; 8 6” Erwägung, daß dies Ereigniß, zusammengenommen mit der Inhäufung russischer Truppen an der östlichen Gränze, ein Verhält⸗ niß Oesterreichs zu einem despotischen Staate aufdeckt, wodurch das deutsche Volksgefühl mit tiefem Unwillen und mit Sorge für seine junge Freiheit erfüllt werden muß.
Der Ausschuß habe sich für das direkte Wahlrecht erklärt, und auch jetzt, nachdem alle und jede der vorgeschlagenen Beschränkungen des aktiven Wahlrechts weggefallen seien, beharre er aus inneren Gründen auf der direkten Wahlart. (Bravo von der Linken!) In der Erhöhung, in der möglichsten Allgemeinheit und Theilnahme aller Staatsbürger an dem Wahlrechte suche der Ausschuß das Heilmittel gegen den Mißbrauch. Allein er besteht auf unbedingter Stimmen⸗ mehrheit, als einer nothwendigen Garantie für den Charakter des öI und einer unerläßlichen Sicherheit gegen schädliche Partei Einflüsse.
Die Abstimmung ergiebt zunächst die fast einhellige Annahme (durch Aufstehen) des ersten Theils vom §. 13 nach dem Vorschlage
In Erwägung, daß der Unwille gegen eine deutsche Regierung wegen eines solchen Schrittes, vermöge einer zwar unbegründeten, aber doch naheliegenden Verwechselung der Subjekte, leicht die Sym⸗ pathie für einen edlen deutschen Volksstamm schwächen und dadurch
der Mehrheit des Verfassungs⸗Ausschusses: 8 §. 13. „Die Wahlhandlung ist öffentlich. Bei derselben sind Gemeindeglieder zuzuziehen, welche kein Staats⸗ oder Gemeinde⸗ Amt bekleiden.“ 8
Durch Namens⸗Aufruf wird hingegen abgestimmt über die zweite
umfassenden Bundesstaates verdopprin könnte. In Erwägung, daß die Befürchtung sehr nahe liegt, es möch ten mit jener Erscheinung Konzessionen in Betreff der für die Zu⸗ van Deutschlands so wichtigen Donauländer in Zusammenhang ste⸗ hen — Aus diesen Gründen stelle ich an das Ministerium des Auswär⸗ tigen die Frage, ob es in dieser Sache diejenigen Schritte zu thun gedenkt, welche geeignet sind, die verfassunggebende deutsche Reichs⸗ Versammlung und die deutsche Nation zu beruhigen.“ Nachdem noch Herr Schulz von Weilburg eine ähnliche ältere
Hälfte: 1 „ Das Wahlrecht muß in Person ausgeübt, die Stimme münd⸗ lich zu Protokoll abgegeben werden.“
Von 239 gegen 230 verworfen.
Angenommen dagegen mit 249 gegen 218 Stimmen wird das
Minderheits⸗Erachten: . „Das Wahlrecht wird in Person durch Stimmzettel ohne Un⸗ terschrift ausgeübt.“ §. 14 wird vollständig nach dem Vorschlage des Verfassungs⸗ Ausschusses angenommen, und nur über die ersten vier Worte findet
Interpellation wegen des Schutzes der östlichen Gränzen Deutschlands bemerkt der Präsident, daß er über die Beantwortung noch ohne Nachricht von dem Reichs⸗Ministe⸗ rium sei. B Deagegen erfolgt in Betreff der Interpellation des Herrn Ei⸗ senstuck, die Unterstützung deutscher Rechtsansprüche der holländi⸗ schen Regierung gegenüber betreffend, die nachstehende Erklärung des Reichsministers der Justiz, Herrn Rob. von Mohl: „Die von dem Herrn Interpellanten zur Sprache gebrachte Pe⸗ tition ist dem Reichs⸗Ministerium von der Kanzlei der Reichs⸗Ver⸗ sammlung erst am 26. Januar d. J. mitgetheilt worden. (Hört!) Es hat jedoch diese Verzögerung keinen Nachtheil für die Bitt⸗ steller gehabt, weil deren Eingabe nicht etwa eine Unterstützung in einer bestimmten einzelnen Erbschafts⸗Angelegenheit zum Gegenstanb
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nur allgemeine Klagen und einige eben so allgemeine orschläge enthält. Letzteren aber war das Reichs⸗Ministerium, so⸗ weit es dieselben für ausführbar erachtete, durch eigene Thätz gleit bereits zuvorgekommen. 1u]
Es hat nämlich das Ministerium hinsichtlich der. zahlreichen Bitten und Beschwerden in Betreff des Bezugs von Erbschaften aus Holland und dessen Kolonieen Doppeltes gethan.
Einmal hat es sich in jedem einzelnen Falle aktenmäßige Kennt⸗ niß von der Sachlage zu verschaffen gesucht und nach Befund der selben entweder die entsprechende Verwendung wirklich eintreten lassen oder die Betheiligten über den Stand ihrer Angelegenhbeit und über die seiner Meinung nach zweckmäßigen Schritte zu belehren gesucht. Wenn Letzteres nicht immer mit Erfolg, so ist dies nicht seine Schuld. . 1
Zweitens aber hat es einige allgemeine Maßregeln angebahnt, welche deutschen Bürgern den Bezug wirklich von ihnen zu bean⸗ spruchender Erbschaften wesentlich erleichtern werden. Es ist nämlich einerseits die Königl. niederländische Regierung um möglichste Vollständig⸗ keit der von ihr zu erlassenden Todesanzeigen und Erbenaufrufe an⸗ gegangen worden. Andererseits ist eine Unterhandlung mit einem tüchtigen holländischen Geschäftsmanne im Gange, welcher dem Mi⸗ nisterium nach genommener örtlicher Kenntnißnahme mit Gutachten über die wirkliche Sachlage der zur Unterstützung der Reichsbehörden empfohlenen Erbschafts-Angelegenheiten in Holland und in dessen Kolonieen an die Hand gehen wird.“
Herr Reichensperger bittet den Verfassungs⸗Ausschuß um Auskunft darüber, ob die zweite Lesung des noch rückständigen Theils der Grundrechte so weit vorbereitet sei, daß sie demnächst auf die Tagesordnung gebracht werden könne. (Aha! aus dem Centrum.) Eine Antwort erfolgt heute noch nicht.
Nach dem Uebergange zur Tagesordnung ruft die Reihenfolge der zu §. 11 des Wahlgesetzes eingezeichneten Redner zuerst Herrn M. Mohl auf die Tribüne, welcher direkte Wahlen und das Stim⸗ mengeheimniß empfiehlt; sodann Herrn Nauwer ck, der sich in der selben Richtung ausspricht. Herr Dinst! aus Krems erklärt sich für direkte Wahlen und relative Stimmenmehrheit, so jedoch, daß der Gewählte zum mindesten ein gewisses festzusetzendes Minimum der wirklich abgegebenen Stimmen für sich haben müsse. Herr Buß aus Freiburg: für direkte und öffentliche Wahlen nach den Gemein⸗ den, wofür ihn nicht nur seine neuesten constitutionellen Erfahrungen, seine constitutionellen Erfahrungen seit zehn Jahren, sondern auch seine Ansichten vom Christenthum und von der Menschheit be⸗ stimmen. b
Es gelingt keinem einzigen dieser Redner, die Aufmerksam⸗
Abstimmung durch Namens⸗Aufruf statt, die sich für deren Beibehal⸗ tung mit 264 gegen 202 Stimmen erklärt. 1 „Die Wahl ist direkt. Sie erfolgt durch absolute Stimmen⸗ mehrheit aller in einem Wahlkreis abgegebenen Stimmen. Stellt bei einer Wahl eine absolute Stimmenmehrheit sich nicht heraus, so ist eine zweite Wahlhandlung vorzunehmen. Wird auch bei dieser eine absolute Stimmenmehrheit nicht erreicht, so ist zum drittenmal nur unter den zwei Kandidaten zu wählen, welche 6 der zweiten Wahlhandlung die meisten Stimmen erbhalten aben. 1 Bei Stimmengleichheit entscheidet das Loos.“ 3 Nachdem der Präsident noch den Austritt des Herrn von Mayern aus Wien verkündet hat, vertagt er (halb 2 Uhr) die heutige Be⸗ hr⸗, über das Wahlgesetz. Sie wird in morgender Sitzung ortgesetzt.
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Oesterreich. Wien, 1. März. Die Wiener hält in ihrem heutigen Blatte das nachstehende 253⸗ℳ ee „Seine Durchlaucht der Feldmarschall Fürst Winbifchgedg, diesem Tage
d. M. von Ofen aufgebrochen und hat sein Hanptquartti 8
nach Hatvan, und am 2ästen mach Göngas d ertenants Grafen Schlick her⸗
bindung mit dem Corps des Feldmarsch S; ü der äußerst 1 Feha thertem 9, Batersdorf, in der Nähe von Bistritz, bestanden. Um sich uüber die Stellung der Insurgenten genaue Nachricht zu verschaf⸗ fen, brach Oberst Urban am 18ten d. M. von Jaad auf, marschirte durch Bistritz über Heidendorf bis an den Knotenpunkt, der nach Baiersdorf und Szerétfalva führenden Straße, wo er unter dem Major Wieser eine Umgehungs⸗Kolonne gegen Szerétfalva entsendete. Mit der Hauptmacht rückte er gegen Baiersdorf, stieß daselbst auf die polnische Legion und er⸗ stürmte diesen Ort mit dem Bajonnette. Der Feind wurde nach einem hitzigen und siegreichen Gefechte gegen Magyaros zurückgedrängt. Hierbei wurde der schwer verwundete Insurgenten⸗Oberst Ritzko, zwei Offiziere und 200 Mann gefangen, drei Kanonen, ein Karren, eine Kaiserliche und eine Insur⸗ genten⸗Fahne, Munition und Gepäck erbeutet. Leider beklagen auch wir unserer⸗ seits den Verlust des Ober⸗Lieutenants Grafen Baudissin von Savoyen⸗Dra⸗ goner, welcher daselbst für Kaiser und Vaterland den Tod des Helden ge⸗ sunden. Nachdem der Zweck dieser Unternehmung erreicht war, ging Oberst Urban in seine Position nach Bistritz zurück. Oberst Urban spricht sich sehr lobend über die Tapferkeit und Ausdauer seiner sämmtlichen Truppen aus, sowohl der des galizischen Cordons⸗Bataillons, der Regimenter Karl Fer⸗ dinand Infanterie und Savoyven⸗Dragoner, als auch der beihabenden Ro⸗ manen. In Ober⸗Ungarn hat die Division Baron Ramberg, aus den Brigaden Götz und Jablonowsky bestehend, Eperies und Kaschau am L2tsten d. M. besetzt. Wien, am 28. Februar 1849. Der Civil⸗ und Militair-Gouverneur: Welden, Feldmarschall⸗Lieutenant.“ 07
Bayern. München, 27. Febr. Der sechste Ausschuß der Kammer der Reichsräthe hat über die Vorstellungen vieler Stadt⸗ und Land⸗Gemeinden des Königreichs, die Einführung der Grundrechte betreffend, nachstehendes Gutachten abgegeben:
„Es bedarf keiner weitläufigen Erörterung, daß die vorliegenden Ein⸗ gaben, welche sich die Herren Reichsräthe Freiherr von Stauffenberg, Graf
angeeignet haben, zum verfassungsmäßigen Wirkungskreise gang geeignete Gegenstände berühren, folglich nach Edikt X. Titel II. §. 30 zur Annahme geeignet seien, worauf sich der gegenwärtige Vortrag des am 13ten dieses Monats von dem geehrten VI. Ausschuß bestellten unterzeichneten Re⸗ ferenten zu beschränken hat. Denn nach §. 2 Tit. VII. der Verfassungs⸗ Urkunde darf bekanntlich ohne Beirath und Zustimmung der Stände kein
keit der Versammlung zu gewinnen, außer etwa für eine wun derliche Wendung, wie z. B. wenn Herr Buß mit erbobenem Ton und Finger die Entdeckung verkündigt, „daß es Tagelöhner giebt, welche Vermögen besitzen“, und wenn er gegen die „Dorf⸗ magnaten“ eifert, die auf indirektem Wege gewählt werden würden. Heir von Gagern hat nach der Meinung des Herrn Buß, der sich in populairer Gesprächsweise bald an diese, bald an jene Seite des Hauses strafend, bittend und belehrend wendet, die Politik „nur im Großen getrieben“, im Kleinen glaubt sie der Redner besser zu ver— stehen. Das Wahlrecht ist ihm ein Hausmittel zur Erziehung des Volkes, und es soll seinen politischen Glauben öffentlich kennen lernen. Das Wablrecht gilt ihm auch für ein Erziehungsmittel für gewisse Stände, wie z. B. für die Beamteten, die noch sehr viel ronstitutionellen Sinn zu erlernen haben. Cachender Beifall.)
Das Schlußwort nimmt als Berichterstatter Herr Riesser:
allgemeines neues Gesetz, welches die Freiheit der Personen oder das Ei⸗ genthum der Staatsangehörigen betrifft, erlassen, authentisch erläutert oder aufgehoben werden, welche Verfügung der Verfassungs⸗Urkunde das baye- rische Staatsrecht stets auch den Bundesbeschlüssen gegenüber aufrecht er⸗ halten hat. Da nun die vorliegenden Eingaben nichts Anderes, als die Wünsche von vielen Tausenden von Staatsangehörigen hinsichtlich neuer deutscher Gesetze ausdrücken, welchen noch nicht die verfassungsmäßige Bei⸗ stimmung der Kammern und die Sanction der Krone ertheilt worden ist, deren Berathung aber die hohe Kammer entgegenzusehen ausgesprochen hat, so fällt die Berücksichtigung dieser Petitionen vollkommen in den Be⸗ reich verfassungsmäßigen Wirkens der Kammern. Sie verdienen daher in jeder Hinsicht der Stände des Reiches wohlwollendste Aufnahme und pflicht⸗ mäßige Berücksichtigung bei den bevorstehenden Berathungen der Vorlagen über Einführung der Grundrechte, zu welchem Ende dieselben nach dem Antrage des Referenten von der hohen Kammer zur Vorlage und Hinweisung an
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von Arco Vallev, Graf C. von Seinsheim und Freiherr von Würtzburg 8
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