1““
9p E (Pfarrer wie aeh Wens Werner und Birch⸗Pfeiffer, entsprachen allen Anforderungen. Die drei Edelleute, die Herren Krüger, Müller und Hiltl, sind eine überflüssige Staffage, wenn ihnen die Darsteller nicht mehr Ausdruck geben. — Herr Döring wurde nach seinem ersten Auftre⸗ ten gerufen, und am Schluß Alle. 8 —
Das Stück ist eine Bearbeitung von „Selbsttaufe“, einer Novelle desselben Verfassers, aber leider sieht dieser Heimatsschein in großen Frak⸗ turbuchstaben unserem Ottfried in allen 5 Akten aus der Tasche, gleichviel, in welchem Kostüme er auftritt. Sein Charakter ist eine Skizze, seine Lei⸗ denschaften sind Skizzen, seine Erlebnisse sind Skizzen. Er selbst hat die Grille, seinem Namen den Kopf abzuschlagen (Gottfried — Ottfried); um diesen Frevel zu sühnen, giebt uns Gutzkow im Stück einen Kopf ohne Rumpf. Es fehlen seinem Ottfried die Füße, denn die dramatische Gestalt schwebt in der Lust, es fehlen ihm die Arme, denn man sieht ihm nichts zu Stande bringen — einmal, bevor wir seine Bekanntschaft machen, tritt er handelnd auf, aber er handelt nur mit alten Büchern — vor Allem fehlt ihm aber ein Herz. Die Proben, die er davon geben will, schlagen sämmt⸗ lich fehl, und man wundert sich, daß sein strenger scharfblickender Vater und die liebende Agathe ihm zuletzt doch glauben, obgleich er sich noch zum Schluß gegen Sidonie so benimmt, wie sie es gerade um ihn nicht verdient hat. Sidonien glauben wir es wieder nicht, daß sie den Grafen „langweilig“ findet, denn gerade die Blasirtheit, die sein ganzes Wesen ausmacht, ist es, die sie an Ottfried bezaubernd findet. Er, sie der Graf sind in gleichem Maße blasirt, nur Letzterer mit einer Beimischung von Frivolität, Ottfried mit einem poetischen Anstrich und Sidonie mit einem sinnlichen. Inwiefern Ottfried dem Grafen geistig⸗ so sehr überlegen ist, daß dieser es selbst anerkennt, bleibt im Stücke verborgen, so daß wir Sidoniens Liebe seiner schönen Gestalt zuschreiben. ö
Trotz dieser hervorstechenden Schwäche des inneren dramatischen Zusam⸗ menhangs, fühlt man sich dennoch unwiderstehlich angezogen und gefesselt bei der ersten Bekanntschaft mit dem Stücke. Wenn nun dieses selbst den Zauber nicht ausüben kann, die einzelnen Figuren sich auch nicht konsequent und unserer Theilnahme würdig in allen Verhältnissen benehmen, wer oder was ist es denn, was uns gewinnt? Die lebendige Darstellung unseres braven Personals ist es doch nicht allein? — Nein. Es ist der Autor. Alle Figuren predigen nur sein Lob, und man wird kein Gutzkow'sches Drama sehen, ohne daß man in der Ueberzeugung bestärkt wird, daß er ein Mann von Geist, Gemüth und Geschmack ist, der alle Regeln der Kunst studirt hat, feinen Sinn und seltene Beobachtungsgabe für Seelenzustände und Charaklere hat. -
Unser modernes Drama liegt einmal im Argen, und wir müssen dank⸗ bar für jedes Mannakorn sein, was uns in dieser Wüste vom Himmel fallt, sind es auch für jedes seiner Dramen. Sollen wir aber in den Stücken nicht blos Stücke erhalten, will er etwas Ganzes geben, so thue er selbst nur das Halbe daran. Möge man über die dramatischen Com⸗ pagniefirmen der Franzofen spotten, zweckmäßig bleibt ihr Verfahren doch. In Deutschland lebt gewiß Mancher, der einen guten dramatischen Rohstoff zu produziren oder nur zu importiren versteht. Die Ausarbeitung, der Dialog, die Feinheiten, die letzte Hand möge dann Gutzkow's Aufgabe sein, er wird sie vortrefflich lösen, und wir haben dann ein modernes Conver⸗ sationsstück, Schauspiel, Lustspiel brillant und „reinsten Wassers.“ Darum rufen wir dem Dichter zu: „Viribus unitis.“ Graf Hugo von Schönburgk, der sich über alle sentimentalen Vorurtheile hinwegsetzt und die schlagendsten Bemerkungen macht, wird Herrn Dr. Gutzkow, sobald er ihm in Dresden in einer Soirée begegnet, gewiß einen ähnlichen Rath geben.
“ “
Musik von L. van Beethoven. (Sonnabend, den 10. März.) 8 8
In diesem Trauerspiel sollen uns zunächst weder große Weltbegeben⸗ heiten, noch große Leidenschaften geschildert werden, sondern blos ein Cha⸗ rakter, und zwar der des Egmont. In der Geschichte ist er eben so we⸗ nig ein großer, als im Trauerspiel. Leider ist er aber in diesem nicht ein⸗ mal ein eigentlich tragischer Charakter, sondern nur eine Mischung von echt menschlichen Schwächen und Liebenswürdigkeiten, und die Katastrophe wird durch eine gänzlich unmotivirte Sorglosigkeit herbeigeführt. In der Ge⸗ schichte halten ihn seine Frau und neun Kinder zurück, in der Tragödie aber bleibt er ohne alle Ursache am Ort der Gefahr, schlägt alle Warnun⸗ gen in den Wind und vertreibt sich die Zeit bei seinem Liebchen. Seine Tapferkeit und alle seine großen Eigenschaften erfahren wir fast nur durch Erzählungen und fragen uns immerdar, weil wir ihn so gar thatenlos sehen, wodurch Egmont wohl zu so hohem Ansehen beim Volke gelangt sein mag. — Schiller beurtheilte bekanntlich das Stück in einer Weise, über die Göthe sich um so weniger freuen konnte, als dieser sich eingestehen mußte, daß er selbst den Stoff, als er ihn bereits bearbeitet haite, für wenig dramatisch erkannte, obgleich er ihm so lieb geworden war. — Herder tadelte die Form, die an’'s Singspiel anstreift, und die z. B. die Schattirung im Charakter Klärchens, den Uebergang von der „Dirne zur Göttin“, unterbrach. „Dialogen höheren Styles“, sagte er, „und eine rhythmischeProsa, die nach der Behandlungs⸗ art des Tasso neigt, götzische Volksscenen und Operneffekte.“ Unter Letztere gehört z. B. der Traum Egmonts. — Gervinus tadelt die Häufung schwa⸗ cher Charaktere (Brackenburg, Ferdinand). — Göthe selbst soll geäußert haben, er wolle sich mit Götz und Egmont „den Shakespeare vom Halse schaffen.“ Das sind gewichtige Stimmen, die dem Drama keine Preishymne singen. Und doch nehmen wir an den Situationen so reges Interesse, daß wir den Dichter bewundern müssen, der das Einzelne schuf und in Verbin⸗ dung zum Ganzen setzte, und diesem Ganzen unter erschwerten Verhältnissen doch 88. Erfolg zu bereiten wußte. Wie wenige Züge bedurfte er, um eine so großartige Gestalt als Herzog Alba leibhaftig vor unser Auge zu stellen. 1 n EETEöö durch Liebe zur Heldin emporgehoben! Mit wel⸗
eisterschaft ist durch die Gespräche einiger Bürg . västzen veratens “
Herr Hendrichs scheint der Rolle des Grafen Egmont mit beson⸗ S jugeihan, denn er entwickelte ein Feuer 5 Empfindung, san.
hkeit, die z. B. sein Romeo vermissen läßt. Egmont ist vielleicht
Egmont, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Göthe. 8
Welch reizendes Wesen ist dieses Klärchen, ein einfaches, un⸗
Bekanntmachungen 4 159 p] 1“ Alle und Jede, welche a 1n. g. 1 Willerswalde zugestandene, nach dessen unte. 8 ten Ableben von dessen Erben abgestandene Re erfolg⸗ nebst Super⸗Inventarium, Mehrsaaten Ache Pachtrecht - rechtsbegründete de;e Ansprüche machen zu können dafür halten 1; 58 deren Anmeldung und Beglaubigung in ein erden zu genden Termine: EEEEqqC am 16. und 30. März oder 20. 2 ; Morgens 10 Uhr, vor d3n Königlichen Hafheihd 8. Strafe der am 4. Mai c. zu erkennenden Prätlu ü hiermit aufgefordert. nsion, Datum Greifswald, den 13. Februar 1849. Königl. Preuß. Fesgericht von Pommern und Rügen.
August genen Gute
[736] Das in
Nr. 624. N
den 12.
[6400) Subhastations⸗Patent.
Das in der Tuchmacherstraße und am Wilhelmsplatze hierselbst gelegene, Vol. I. No. 90. des Hypothekenbuchs verzeichnete, dem Kaufmann Carl Friedrich Wilhelm Laudon, jetzt seiner Konkursmasse gehörige Grundstück, aus zwei Wohnhäusern, Seiten⸗ und Nebengebäuden, einer Hof⸗ und Baustelle, sechs Morgen Wiesen und Schalmwiesen⸗Nutzung bestehend, welches zufolge der nebst dem Hypothekenscheine in der Registratur einzuse⸗
zusehen.
[96]
Herr Wauer (Förster), so wie die beiden Haus⸗
das Ideal, welches seinem ersten Jünglingsalter gfrehs. nen, eg gelang es ihm so vortrefflich, dieser Gestalt einen frischen Pr zuh 1
chen. Mit Klärchen, wie mit Ferdinand und mit Se,. 21 Alba gegenüber, wie allein im Kerker, war er der ech 8 F hc In den Momenten der höchsten Begeisterung wag dielteicht . öö11“ Kunstwahrhelg, ihm nicht deshalb: Schritt darüber hinaus — aber man 82 hm nn 1 8
ist tapfer bis zur Fel snen, 3 JB 69 5 1 „ 4 9 1 a 2 jeshche zicht ga nie den rtfaci' wunden ne immer von Neuem das
terlichkeit. In solchen Augenblicken ler zu Gebote steht: Gestalt und Ton
f j iche Material, welches diesem Künst 85 4S. “ 82ö Gebrauch, den er davon zu machen weiß. — e. als Klärchen noch mehr rühren und Fyre Arffasung sst 3 8 . hkeit 2u eben vermoch “ L ihrer Stimme mehr Innerlichkeit zu 9 Sentimentalität. Das Gelungenste
8 4 2„ 6. Fro⸗ von untadelhaft ‚und sie hält sich frei “ — Herr Roft lieferte den er⸗
een die bei Scenen mit Bracken J fascrei die bem. . Mahnungen der Kritik nicht unbeachtet ge⸗
Zeweis, daß er die h 8 * ficn on h 6 fast durchweg fern von gesucht pathetischem Wesen. Unmalerisch war aber sein häufiges Vorstrecken des durch den
spitzen spanischen Knebelbart verlängerten Kinnes; manchmal ö“ so mit der Brust ein rechter Winkel. — Herzog Alba war in Herrn Franz wohl vertreten, auch in Ton und Tempo angemessen und ohne Declama⸗ tion und Gespreiztheit. Die Stellung mit festgeschlossenen Hacken kehrte jedoch sehr häufig wieder und blieb für das Auge nicht ohne Monotonie. Ob Seydelmann, Herrn Franz's Vorbild, diese Stellung sanctionirt hat, wissen wir nicht. Eine gewisse bronzene Ruhe und starre Würde steht dem furchtbaren Werkzeuge des spanischen Philipp wohl an, ein so verständiger Künstler als Herr Franz wird ihr jedoch einen besseren Ausdruck zu leihen nicht versuchen. Sodann könnte Herzog Alba seinem Diener Silva (Herrn Weygold) bedeuten, daß man sich ihm gegenüber keine Airs giebt und Gehor⸗ sam übt ohne Aufwand in Ton und Geberde. — Herr. Bethge gab sich alle Mühe mit seiner Rolle, namentlich in der letzten Scene mit Klärchen, aber sein Ton offenbarte wenig von dem, was in dem armen Bracken⸗ burg vorging. Noch unglücklicher war in dem Ausdruck des Schmerzes Herr Krüger, Ferdinand. — Mit aller Anerkennung ist der Herren Weiß (Schreiber Vansen), Rüthling, Wauer (Bürger), Crü⸗ semann (Bupk), so wie überhaupt der Scenen im ersten Aufzuge zu gedenken, namentlich der Maske und Haltung jenes Schreibers. — Mar⸗ garethe und Macchiavell blieben ganz weg.
Von der herrlichen Beethovenschen Musik ging leider viel verloren, weil Einige aus dem Publiknm das Fallen des Vorhangs für das Kommando: „Rührt euch“ hielten. Wie von einer fernen Aeolsharfe rangen sich nur mühsam einzelne Töne und Alkorde durch den tobenden Sturm zu unse⸗ ren Ohren. 8
Das Haus war in allen Räumen gefüllt, und am Schlusse wurden Herr Hendrichs und Frau Hoppé gerufen.
Archäologische Gesellschaft. 1
In der Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom 6. März d. J. ward das jetzt vermuthlich in England befindliche Marmorfigürchen neu besprochen, welches in einem Herrn Gerhard gehörigen Abguß die Gesellschaft bereits früher beschäftigt hatte. Der Wunsch, diesem seltenen Ueberrest der ausgebildetsten griechischen Kunst ein gründlicheres Verständniß zuzuwenden, als es bisher gelungen war, veranlaßte Herrn Gerhard früheren, Ertlärungsversuchen der gedachten, bald als Bacchantin oder Ne eide, bald auf Kassandra oder auf eine Tochter der Niobe gedeuteten Figur, auch ch den Gedanken an Hippodamia, die im pfugalischen Fries (M ller, Denkm. II. 28. 123 c) von Kentauren und Lapithen umdrängte Bra t des Peiritheos hinzuzusetzen; zunächst indeß blieb die Entscheidung für ei jener Deutungen von dem Kunsturtheil abhängig, ob die Figur einzeln der in welcher Gruppirung sie zu denken sci. Unzweifelhaft ist auf der wöückseite der Figur der Rest einer Löwenklaue, deren Größenverhältniß b. der er⸗ neuten Prüfung, an welcher die Herren Rauch und Tieck thätigen An⸗ theil nahmen, nicht übertrieben erschien. Sollte nun in jener Spur das Ende eines von der Figur hochgehaltenen und fast über deren ganzen Länge herabfallenden Fells erhalten sein, so ließe die fragliche Gestalt allenfalls vereinzelt sich denken; doch bleibt dies weniger wahrscheinlich als der Gedanke an deren vormalige Gruppirung mit einem von herabhängendem Löwenfell etwa bedeckten Herkules oder Kentauren. — Noch ein anderes räthselhaftes Bildwerk griechischer Kunst ward gleichfalls von Herrn Ger⸗
henden Taxe auf 43,989 Thlr. 25 Sgr. 9 Pf. abge⸗ schätzt worden, soll
am 15. Mai 1849 subhastirt werden.
Alle unbekannten Real⸗Prätendenten werden aufge⸗ boten, sich bei Vermeidung der Präklusion spätestens in diesem Termine zu melden.
Frankfurt a. d. O., den 26. September 1848.
Königl. Preuß. Land⸗ und Stadtgericht.
Subhastations⸗Patent. 18 der Oderstraße Nr. 58 belegene, der Frau fmann dhhaa gehörige, im Hypothekenbuche Vol. I. Nr. . verzeichnete und laut gerichtlicher Taxe auf 6205 Thlr. S Sfe g gs 9 207 19 Sgr. 5 Pf. abgeschätzte Haus nebst Zubehör, soll Schulden halber in gescha 8 Juli 1849, Vormitt. 11 Uhr,
vor dem Ober⸗L G meistbietend enerndesgericts⸗Asessor Herrn Moers
und Kaufbeding
Frankfurt g. d. O., d Königl. Land⸗ und Stadtgericht. S
E1“
eber den Nachlaß des S der Reise in Cnla⸗ 1 g Stadthagen von hier,
gen, in einigem Mobiliar, in dem Erlöͤs aus dem be⸗
hard zu neuer Betrachtung gezogen, nämlich das aus fünf Göttern be⸗ stehende Albanische Relief, welches Zoega (Bassiv. I. 1) auf Zeus, Po⸗ seidon und Pluto, Hera und Amphitrite deutete und einer längeren Fries⸗ darstellung versammelter Olomposgötter beilegte, während Hirt im Bilder⸗ buch und mit ihm O. Müller (Denkm. II. 7. 76) vielmehr eine gleichfalls fragmentirte Darstellung der griechischen Festspiele und der ihnen vorgeord⸗ neten Gottheiten darin erkannten, nach welcher Annahme auch ihre Zeich⸗ nung nicht ohne Willkür ergänzt ward. Dagegen glaubte Herr Gerhard ohne Schwierigkeit den Marmor im Wesentlichen für vollständig halten und auf den Richterspruch deuten zu dürfen, welchen Demeter und Pluto vor dem streng thronenden Zeus über das Schicksal der von Pluto geraubten und von Demeter wiederbegehrten Kora suchen. Diese selbst wird, des Urtheils harrend, in einiger Entfernung von Poseidon zurückgehalten, der als Herr der zwischen Himmel und Unterwelt wogenden Gewässer bei Raub und Wiederkehr der Kora auch sonst betheiligt erscheint (vergl. Kora evenirrog) und den Poseidonswagen mit weißen Flügel⸗ rissen, den Kora besteigt (Gerhard Auserl. Vasenb. I. 10. S. 44). — Herr Wiese las einen von Dr. Braun aus Nom eingelaufe⸗ nen Bericht über die neuerdings in der vormaligen Suburra er⸗ folgte Entdeckung anziehender Wandgemälde, welche des Odvsseus Abenteuer mit den Lästrygonen darstellen. Dieser mannigfach an⸗ ziehende und auch in den Sinn der Lästrygonensage eingehende Bericht wird in der diesjährigen Fortsetzung von Gerhard's Archäologischer Zeitung nächstens erscheinen. — Herr Panofka legte eine Durchzeichnung der drit⸗ ten im Sommer 1847 in Neapel von ihm angekauften Komödienvase vor, welche aus des Kratinos berühmtem Lustspiel die Weinflasche (11011⁷) die Scene veranschaulicht, wo den trunkergebenen Dichter Kratinos, der mit einer geleerten Weinamphora in der Linken und einem schon angebisse⸗
sen werden sollen.
Lyck, den 26. Februar 1849.
reits verkauften Waarenlager und in baarem Gelde von zusammen 3362 Thlr. 14 Sgr. 7 Pf. besteht, ist heute der erbschaftliche Liquidations⸗Prozeß eröffnet. den daher die unbekannten Gläubiger des Kaufmanns Michael Stadthagen vorgeladen, im Termin den 3. Juli 1849, Vormittags 11 Uhr,
an gewöhnlicher Gerichtsstelle hier ihre Ansprüche an die Nachlaßmasse persönlich oder durch zulässige Bevollmäch⸗ tigte anzumelden und zu begründen, widrigenfalls die — 8 ausbleibenden Gläubiger aller ihrer etwanigen Vorrechte verlustig erklärt und mit ihren Forderungen nur an das⸗ jenige, was nach Befriedigung der sich meldenden Gläu⸗ biger von der Masse noch übrig bleiben möchte, verwie⸗
„Die Justiz⸗Kommissarien Kubale hier und Hassenstein in Marggrabowa werden zu Mandatarien vorgeschlagen.
Königl. Land⸗ und Stadtgericht.
nen Kuchen in der Rechten, höchst unsicher auf den Füßen steht, seine Frau Komodia, — ein Frauenrolle spielender Schauspieler mit wahrhaft ran⸗ tippischer Maske, — wegen seiner Trunkenheit heftig aus schilt und ihm di Ehe auffündigt, weil er sich der Methe (Trunkenheit) ausschließlich ergeben habe und seit längerer Zeit nicht mehr an's Komödienschreiben denke. — Von Herrn Zahn lagen neue Probedrücke seiner dritten Folge pompe⸗ janischer Wandgemälde vor, namentlich das berühmte Bild von Dejanira's Ueberschiffung durch Nessus, und eine bilderreiche Wand, in welcher Scenen von des Ulpsses Abenteuern bei Circe oberhalb personifizirter Jahreszeiten bemerklich sind. — Hierauf ward von Herrn Weidenbu sch der als Künst⸗ ler an der ägyptischen Expedition des Professors Lepsius Theil genommen, eine aus Esne in Aegypten herrührende kleine Erzfigur eines epheubekränzten pogmäenartigen Silen durch Herrn Panofka zu näherer Prüfung vorge⸗ legt, besonders wegen des von dem Besitzer vorausgesetzten, aber im Origi⸗ nal höchst zweifelhaften Todtenkopfes neben den Füßen der Figur, so wenig im Allgemeinen ein solcher bei dem Repräsentanten des Weines befremden könnte, da die Sitte der Alten, bei Trinkgelagen einem Skelett oder Todten⸗ kopf einen Ehrenplatz zur Erinnerung an das Jenseits einzuräumen, ihm zu Statten käme. — Zuletzt setzte Herr Ranke seine Bemerkungen über Vasenbilder des hiesigen Königlichen Museums, nach Anleitung der in meh⸗ reren Exemplaren dazu vorgelegten ersten Lieferung von Gerhard's „Trink⸗ schalen und Gefäßen“ vor. Es ward die Unsicherheit mehrerer für einzelne Denkmäler der Königlichen Vasensammlung (z. B. für Taf. XIII, 3. 4. Nr. 1777 „Penelope nach Bergk“) einstweilen beliebter Benennungen in ähnlicher Weise getadelt, wie auch Otto Jahn in seiner Revision der Ger⸗ hardschen Vasenwerke Erklärungsversuche von eingestandener Unsicherheit dann und wann selbst auf die Gefahr völliger Rathlosigkeit verbannt wissen will. Dagegen Herr Gerhard sich zu dem Grundsatz bekannte, daß der Heraus⸗ geber schwieriger Kunstdenkmäler deren Verständniß auch annäherungsweise zu fördern berufen sei, und der Kritik solcher Versuche nur dann unterliege, wenn sie unreife oder falsche Erklärungen durch genügendere zu ersetzen vermöge. Beiderlei Grundsätze fanden sofort für die Schale Nr. 1761 (Taf. X, 3. 4.) der Königlichen Vasensammlung ihre Anwendung. Dieeinstweilige Deu⸗ tung jenes schönen und eigenthümlichen Bildes auf Ikarios und Erigone übrigens ward von Herrn Ranke und anderen Anwesenden, wie von Herrn Gerhard selbst, für unsicher erkannt und einer treffenderen nachgesetzt, welche jedoch noch zu erwarten steht, und vermöge der Art, wie Eule und Oelbaum in die Composition eingreifen, von baechischen Personen altattischer Sage nicht wird abgehen können. Mit dankbarer Uebereinstimmung ward auch Herrn Ranke's Berichtigung angenommen, nach welcher in der archai⸗ schen Schale Nr. 1595 (Taf. 1, 1) keine Jagd, sondern nur Pflug und Weide dargestellt seien.
Von anderen Schriften lag eine zu den St. Petersburger Akademie⸗ schriften gehörige Abhandlung von L. Stephani in Dorpat „über die Zeit der Verfertigung der Laocoongruppe“ vor, in welcher die bekannte und neuerdings vielbesprochene plinjanische Stelle im Sinne ursprünglicher An⸗ fertigung der Gruppe für Kaiser Titus und dessen Haus ausführlich von neuem behandelt ist. Zwei gelehrte Programme epigraphischen Inhalts (Titulorum graecorum a Lud. Stephani collectorum Part. 1, 2), das eine über Inschriften aus Akrä, das andere über Amphorenhenkel handelnd, waren von Seiten desselben Verfassers schon früher eingegangen, und kann der in Par. 1 p. 22 geäußerte Zweifel, ob in der Kassandra⸗ und Ariadne⸗ vase des Königl. Museums Nr. 1643 Aeαε zu lesen sei, auch nach erneuter Prüfung des Originals für beseitigt gelten.
Die unten namhaft gemachten Schiffsführer und Steuerleute, welche sich in Folge einer ergangenen Aufforderung oder aus eigenem Antriebe bereit erklärt haben, in den Marine⸗Dienst zu treten, werden hiermit ersucht, den Ort ihres Aufenthalts dem Marine⸗Kommando in Stettin schriftlich und portofrei anzuzeigen — auch demselben bei etwa stattfindender Woh⸗ nungsVeränderung oder Abreise davon die nöthige Meldung zu machen.
Schiffsführer Peter Friedrich Spiegelberg.
do. Georg Albert Wagner.
do. Herrmann Robert Schmidt.
do. Johann Gustav Klatt.
do. Karl Martin Zillmer.
do. Johann Friedrich Wachsen. Emil Karl Herrmann Bugisch. Christian Berthold Reyer. Georg Peter Block. Emil Fromm. August Wilhelm Kenkel. Karl Friedrich Ferd. von Cose Karl Ludwig Christian Topp. Johann Nikolas Tachs. M Eduard Friedr. Ferd. Brockhausen. Johann Affanasia Kunde. Ferdinand Eugen Lippke. Theodor Friedrich Berg. Johann Heinrich Friedr. Hartwig. Karl Rutzke. Rudolph Julius Nanisch. Ferdinand August Prellewitz. Friedrich Becker. 8 Wilhelm Julius Eduard Wichards. Rudolph Heinrich August Lewerenz. Edwin Schelle. Johann Christoph Ziepke. Magnus Adalbert Ruhbarth. Friedr. Wilh. Alexander Hassenstein. Heinrich August Manouwski. Lebrecht Gebhard Robert Peterson. Karl August Böse. Karl Julius Baudeck.—
Steuermann do. do.
do.
Wilh. Heinrich Alb. Rindfleisch. .März 1849.
Albert Theodor Kuhn. Heinrich Julius Böse. 5 G“ Der Königliche Na gations⸗Direkkor. Schröder.
[58 b]
In Gemässheit des in der statutenmässigen, am 19. Februar c- abgehaltenen General-Versammlung der Actionairs der Berlinischen Feuer-Versicherungs- Anstalt gefalsten Beschlusses werden die Herren Aec- tionairs hiermit zu einer aufserordentlichen General- Versammlung auf Dienstag den 27. März c. im Lokale der Anstalt, Spandauerstrasse No. 81, unter dem Bemerken eingeladen, dass di präcise 11 Uhr beginnen werden.
Berlin, den 10. März 1849.
D i e D 9 n der Berlinischen Feuer-Versicherungs-Anstalt. W. Brose. H. Keibel. C. Brendel.
JJ 11“
Es wer⸗
[97] Ediktal,⸗Citatio n. Am 20. September 1845 ist allhier die Wittwe Blem⸗
Taxe, Hypothekenschein unserer Registratur ein⸗
ungen sind in
en 24. November 1848. [57 b — Citation. nhe oenge ptember a. p. verstorbenen Kaufmanns Michau
b 9 wescher in ausstehenden C gesandt werden.
Danzig, den 1. März 1849.
Die Handels⸗Akademie in Danzig betreffend.
Der neue Kursus beginnt am 2. April d. J., ch etn Meldungen recht bald erbitte. richt über das Jahr 1848/49, verbunden mit den Be⸗ dingungen der Aufnahme, wird auf Verlangen gern zu⸗
Der Direktor Richter, wohnhaft Hundegasse Nr. 80.
bel, Anne Catharine geborene Jurisch, verstorben, deren Erben hier unbekannt sind. —
Die unbekannten Erben derselben oder deren Erben und nächste Verwandte werden daher vorgeladen, sich binnen 9 Monaten, spätestens aber im Termine
den 28. Dezember c., Vormittags 10 Uhr, im hiesigen Gerichtszimmer schriftlich oder persönlich zu melden, widrigenfalls sie mit ihren Ansprüchen werden präkludirt und der Nachlaß als herrenloses Gut der
wozu Der Be⸗
Königlichen Fiskus wird zugeschlagen werden. 8 Ruhland, den 8. März 1849. 8 Fürstlich Reuß⸗Plauensches Patrimoniglgericht.
ndlungen
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Das Abonnement betraͤgt: 2 Rthlr. für ¼ 8 Rthlr. „ 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preis⸗ Brhöhung. Bei einzelnen nummern wird der Bogen mit 2 ½ Sgr. berechnet.
Alle Post⸗Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die
Expedition des Preuß. Staats⸗ 8 Anzeigers:
Behren⸗Straße Nr. 57. 1114“
Amtlicher Pheil.
Preußen. Berlin. Zur Berichtigung.
Bundes⸗Angelegenheiten. Berlin. in Betreff der Reichs⸗Verfassung.
Oesterreich. Wien. Adresse an den Kaiser. — Die Stimmung in Folge der Verfassungs⸗Ertheilung und die Verhaftung von Abgeordneten. — Kremsier. Die Schließung des Reichstages.
Sachsen. Dresden. Tagesbefehl des Kriegs⸗Ministers.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg. Verordnung in Betreff der Bür⸗ gergarde und der Reichstruppen.
Go Kammer⸗Verhandlungen.
chsen⸗Meiningen. einingen. Der L — „Ent⸗ würfe des Mineste guma. u“ “ M“ „Ausland.
Oesterreich. Venedig. Ankunft des florentinischen Gesandten und des piemontesischen Generals Olivero. — Der Widerstand Venedigs. Frankreich. National⸗Versammlung. Dritte Diskussion des Wahlgesetzes. — Paris. Erklärung in Bezug auf die Gerüchte aus Konstantinopel. — Die italienische Frage. — Ungarischer Abgesandter. — Auflösung der National⸗Garde in Auch. — Die Wahl⸗Comités. —
Die Anklage⸗Akte wegen des Mai⸗Attentats. — Vermischtes.
Großbritanien und Irland. Parlament. U nterhaus: Die Be⸗ ljehungen zu Spanien; das Deportationswesen; die Grundbesteuerung. —
ondon. De Schifffahrts⸗Gesetze und d'Jsraeli's Antrag. — Kabinets⸗
e zath. — Nachrichten aus Lissabon. — Vermischtes.
Italien. Rom. Die Vertreter Roms in der italienischen Costituente. — Der Vollziehungs⸗Ausschuß. — Das Hrer. — Anfrage wegen der Truppen Neapels an der Gränze. — Turin. Die Mitglieder der lombardischen Konsulta vom Könige empfangen.
Spanien. Madrid.
Börsen⸗ und Handels⸗Nachrichten.
Dringender Antrag Welcker's
Beilage.
Amtlicher Theil.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
Dem Königl. niederländischen Kammerherrn und Gesandten am spanischen Hofe, Baron von Grovestins, den Stern zum Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse; dem Geheimen Justiz⸗ und Ober⸗Lan⸗ desgerichts⸗Rath Freiherrn von Kottwitz zu Breslau den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub; so wie den beiden Flü⸗ gel⸗Adjutanten des Kurfürsten von Hessen Königl. Hoheit, Oberst⸗ Lieutenant von Kaltenborn und Premier⸗Lieutenant von Esch⸗ wege, den Rothen Adler⸗Orden, Ersterem der dritten und Letzterem der vierten Klasse zu verleihen.
“ 8 8 Oeffentliche Blätter haben die Nachricht verbreitet, als hätte ich Deputationen die Zusicherung gemacht, daß in der nächsten Woche von den bestehenden Verordnungen des Belagerungszustandes Aus⸗ nahmen gestattet werden würden. Dies Gerücht ist nicht auf Wahr⸗ heit begründet, daher ich solches öffentlich widerlege und in wohl— meinender Absicht von allen Unternehmungen ernstlich abrathe. Da⸗ hin sind nicht allein Versammlungen, Aufzüge und das Halten von Reden auf Straßen und öffentlichen Plätzen im ganzen Umkreise des Belagerungsbezirks, sondern überhaupt alle und jede Demonstrationen zu zählen, welche geeignet sind, Ruhestörung in der Residenz herbei⸗ zuführen. 9
Berlin, den 12. März 1849.
Der Ober⸗Befehlshaber der Truppen in den Marken. von Wrangel.
Bei der heute angefangenen Ziehung der Lten Klasse 99ster Königlicher Klassen⸗Lotterie fielen 2 Gewinne zu 2000 Rthlr. auf Nr. 697 und 62,121; 2 Gewinne zu 1000 Rthlr. auf Nr. 22,594 und 82,966; 1 Gewinn von 200 Rthlr. fiel auf Nr. 20,508, und 4 Gewinne zu 100 Rthlr. fielen auf Nr. 9191. 31,255. 54,169 und 74,095. “
Berlin, den 13. März 1849.
Königliche General⸗Lotterie⸗Direction. Den Mechanikern Gebrüdern Bonardel zu Berlin ist unter dem 7. März 1849 ein Patent auf einen Haspel mit Zähler in der durch Zeichnung und
Beschreibung nachgewiesenen Zusammensetzung auf vier Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.
Dem Werkmeister Heinrich Korsten zu Köln ist unterm 6. März 1849 ein Patent
auf die Zubereitung eines Thonpulvers und Thonlacks zum
weißen Lederanstrich, insoweit dieselbe nach der eingereich⸗
ten Beschreibung als neu und eigenthümlich erkannt wor⸗
den und ohne Jemand im Gebrauche bekannter Stoffe zu gleichem Zwecke zu behindern,
auf fünf Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.
Abgereist:
Se. Durchlaucht der Fürst kowski, nach Reisen.
August von Sul⸗
nichtamtlicher Theil. Deutschland.
„„Preußen. Berlin, 13. März. Aus dem Ministerium der geistlichen Angelegenheiten geht uns die Mittheilung zu, daß die durch die Spenersche 8 Nachricht:
„Daß der Bischof von Kulm einen Hirtenbrief erlassen habe,
worin er der gesammten Geistlichkeit seines Sprengels zur streng⸗
sten Pflicht gemacht, sowohl in den Kammern, als in den Ge⸗ meinde⸗Versammlungen immer nur im Sinne der Regierung zu stimmen“, auf völliger Unwahrheit . Der gedachte Bischof hat amtlich erklärt, daß er einen solchen Hirtenbrief niemals erlassen habe.
Berlin, 13. März. Die in mehreren Zeitungen neuerdings verbreitete Nachricht, daß das Justiz⸗Ministerium die Ausführung der Verordnung vom 2. Januar d. J. über die anderweitige Ein⸗ richtung der Gerichts⸗Behörden oder die Einrichtung der Geschwore⸗ nengerichte suspendirt und den bereits die hierauf be⸗ züglichen Anweisungen ertheilt habe, ist, wie wir mitzutheilen ermäch⸗ tigt sind, völlig unbegründet.
die Schlesische Zeitung verbreitete
Bundes-Angelegenheiten.
Berlin, 13. März. Ein heute Morgen ausgegebenes Extra⸗ blaͤtt der Deutschen Reform bringt Folgendes:
„Gestern ist hier aus Frankfurt eine telegraphische Depesche fol⸗ genden Inhalts eingetroffen:
„„Frankfurt, den 12. März. Beim Beginn der heutigen Sitzung hat der badener Abgeordnete Welcker den dringlichen Antrag gestellt, die Verfassung nach dem vorliegenden Ausschußbericht durch einen ein⸗ zigen Gesammtbeschluß anzunehmen, die Kaiserwürde erblich Preußen zu übertragen, sämmtliche Fürsten Deutschlands zum Beitritt einzu⸗ laden und dem König von Preußen vermittelst einer großen Deputa⸗ tion diesen Beschluß vorzutragen.
Zur Begründung der Dringlichkeit wurde dem Antragsteller das Wort einstimmig gewährt und der Antrag selbst zum Druck be⸗ fördert. Wahrscheinlich wird auch die Linke dem Antrage beistimmen. bis weitere Verhandlung soll am Donnerstag, den 15ten d. M., er⸗ olgen.”““
„ Hiernach berichtigt sich die durch ein Extrablatt zur Constitu⸗ tionellen Zeitung verbreitete Nachricht: „„Daß die deutsche Na⸗ tional⸗Versammlung auf Welcker's Antrag den König von Preußen zum Kaiser von Deutschland ausgerufen habe, und daß eine große Deputation gewählt sei, um dem Könige diesen wichtigen Beschluß mitzutheilen.““
Oesterreich. Wien, 11. März. Die Wien. Ztg. meldet,
daß, in Folge des (bereits erwähnten) Beschlusses des Gemeinde⸗ rathes, am 8. März eine zahlreiche Deputation aus Mitgliedern des Gemeinderathes und Magistrats sich nach Olmütz begeben hat, um Sr. Majestät dem Kaiser nachstehende Adresse zu überreichen: „ „Ew. Majestät! Die Kaiserl. Verheißungen Ew. Majestät und Höchst⸗ ihres Oheims, Ferdinand des Gütigen, sind durch Allerhöchstes Patent vom 4ten d. im Sinne der edelsten Freisinnigkeit erfüllt worden. Die sehn⸗ süchtigen Wünsche der getreuen Unterthanen all' Ihrer Lande sind durch Ew. Majestät Gnade und Huld in einem Zeitpunkt verwirklicht worden, wo die Einsicht in die Unzulänglichkeit aller bisher durch die Gnade unseres gelieb⸗ ten Kaiserhauses eröffneten Wege die Gemüther mit tostloser Bangigkeit erfüllte. Der Dombau eines einigen, starken freien Oesterreichs ist durch die Hand unseres geliebten Kaisers gegründet worden. Wien ist als Hauptstadt des Reiches — als Sitz der Reichsgewalt erklärt — den Bürgern Wiens die frohe Hoffnung verbürgt, die Wunden einer beklagenswerthen Vergangenheit in nächster Zukunft vernarbt, den früheren Wohlstand hergestellt zu sehen. Jubelnder, tiefsinniger Dank erfüllet unsere Brust, und das Gelöbniß fester unerschütterlicher Treue gegen unser theures Herrscherhaus, des festen ver⸗ einigten Zusammenwirkens unserer besten Kräfte zur Aufrechthaltung der uns verliehenen Constitution zum muthvollen Widerstande gegen alle diesem Kaiserl. Geschenke feindseligen Tendenzen sei der erste Ausdruck un⸗ seres bewegten Gefühles, das der Gemeinderath und Magistrat von Wien im Namen der treugesinnten Bewohner der Residenz Ew. Majestät huldvoll anzunehmen die treuergebenste Bitte stellt.“
„Se. Majestät empfing die Deputation am 9ten d. um 12 Uhr Mittags auf das huldvollste und richtete bei dieser Gelegenheit fol⸗ gende Worte an dieselbe:
„Die Mir von Ihnen an den Tag gelegten Gefühle rechtfertigen das Vertrauen auf die Treue und den guten Willen der Völker Oesterreichs, welches Ich in Meiner Proclamation vom 4ten d. ausgesprochen. Möge Mir der allmächtige Gott in dem Maße die Kraft verleihen, dieselben einer glücklichen Zukunft entgegenzuführen, als es Meine Absicht und der heilige Zweck Meines Lebens ist. Ich hoffe, die von Ihnen kundgegebenen Ge⸗ sinnungen der Bewohner Wiens werden Mich bald in die Möglichkeit ver⸗ seßen, Mich in Ihre Mitte zu begeben.“
„Wien, 9. März. (Lloyd.) Die bis jetzt aus den Provinzen eingelaufenen Berichte lauten erfreulich und beruhigend. Wir sehen ferneren Nachrichten natürlich mit Spannung, jedoch ohne irgend einer Besorgniß Raum zu geben, entgegen. Wir vernehmen, daß am Sonntage ein Dankfest für die verliehene Verfassung in allen Kirchen gefeiert werden wird. Die Verhaftung der Herren Prato und Fischhof macht viel von sich reden. Diejenigen sind irrig be⸗ richtet, welche glauben, daß sie auf Veranlassung der Regierung zur Haft gebracht worden sind. Es liegen bei dem Militairgerichte An⸗ klagen gegen sie vor. Fünf andere Ex⸗Deputirte sollten auf Requi⸗ sition des Kriminalgerichts arretirt werden, sie scheinen jedoch durch Flucht sich der Untersuchung entziehen zu wollen.
Herr Minister des Innern in Kremsier ein. Ihm folgten 2 Com⸗ pagnieen von Kaiser Infanterie, welche die hiesige in der Bereitschaft ste⸗ hende Garnison verstärkten. Die Reichstagslokalitäten wurden gesperrt. Im Schloßhofe steht eine Compagnie unter den Waffen. Alle Wachtposten wurden verdoppelt. Der Herr Minister beschied sogleich einige Reichstags⸗ deputirte zu sich, Palacky, Strobach, Hornbost!l, Brauner, Haßlwander und acht Andere. Die Konferenz dauerte bis 4 Uhr Morgens. Um 9 Uhr früh wurden die bereits bekannten drei Plakate ausgetheilt. Die Abgeordneten drängen sich alle in das Vorstandsbüreau, um die Pa⸗ tente in Empfang zu nehmen. Jeder Abgeordnete erhält nebst obigen drei Druckschriften auch noch einen Gulden per Meile als Reisegeld in die Heimat. Mehr als hundert Deputirte treffen auch sofort die Anstalt, noch diese Nacht Kremsier zu verlassen.
Kremsier, 8. März. (Allg. Oest. Ztg.) Gestern früh um 8 Uhr war der innere Hofraum des erzbischöflichen Palastes von einer Compagnie Soldaten besetzt. An dem Thore waren die Kai⸗ serlichen Erlasse über Auflösung des Reichstages, die Verfassungs⸗ Urkunde, das Entschädigungsgesetz ꝛc. geheftet. Nur das Plakat mit den Grundrechten über Preßfreiheit, Association, Nationalgarde ꝛc. war nicht zu sehen. Alle inneren Gänge, Thüren, selbst des Mini⸗ steriums des Innern, waren mit zwei Mann Wache besetzt, die Nie⸗ manden hineinließ. Die Gewehre waren nicht geladen. Blos das Vorstandsbüreau war offen, wo die Deputirten ihre Reisegeld⸗ Anweisungen ꝛc. erheben konnten. Dort war ein politischer Kom⸗ missär zugegen. Der kommandirende Hauptmann gab auf die Frage: „Warum auch die inneren Gänge besetzt seien“, die Erklärung: „Damit nicht eine Fraction des Reichstages in den Saal gehe und Beschlüsse fasse.“ Auf dem Marktplatze waren Gruppen versammelt, sonst aber keine Aufregung sichtbar. Indessen hieß es schon, man habe Schuselka, Fischhof und Andere gefänglich eingezogen, was sich später als unwahr herausstellte. Jemand saate, es hätte Niemand etwas zu fürchten, außer Prato, Fischhof und Füster, als Mitschuldige am schrecklichen Ereignisse des 6. Oktobers. Zwar hätten mehrere Abgeordnete
gefänglich eingezogen werden sollen, das Ministerium habe jedoch erklärt, es
ürfe so etwas nicht in dem Weichbilde der Stadt vorkommen. In der Nacht wurden jedoch Prato und Fischhof aus den Betten geholt. Der Ministerialrath Krause trat in Begleitung eines Offiziers in das Zimmer eines Jeden und machte ihnen in der höflichsten Weise kund, daß die Stadt⸗Kommandantur Wiens ihre Arretirung verlange. Draußen standen Posten von 20 zu 20 Schritt. Prato war schon gestern von der ihm drohenden Gefahr benachrichtigt worden, hatte je⸗ doch erklärt, durchaus nicht entweichen zu wollen. Eben so Fischhof, der uach Wien zu gehen beabsichtigte. Auch Schuselka wartet noch zwei Tage hier, ob ihn nicht ein ähnliches Schicksal ereilt, und geht dann
Kremsier, 7. März. (Prag. Ztg.) Eine Stunde nach dem Schlusse der gestrigen Eezung, 82 10 ⅛ uUhr Nachts, traf der
nach Wien. Es liegt ziemlich viel Militair hier und im Weichilde der Stadt. Auch im Bahnhofe zu Hullein. Es sind einige Wagen, worin Deputirte saßen, von einzelnen Patrouillen in der Umgegend angehalten und visttirt worden, die Offiziere haben jedoch, als sie dies 1 Erfahrung brachten, sogleich anbefohlen, daß es nicht mehr vor⸗ omme.
Sachsen. Dresden, 11. März. (D. A. Z.) Kriegsminister ernannte Oberst Rabenhor genden 2eG erlassen:
„Se. Maj. der König haben geruht, mir die Leitung des Krie ini⸗ steriums zu übergeben. Ich fühle mich durch diesen Bemeis des allerhüch⸗ sten Vertrauens um so mehr geehrt und beglückt, da mir meine künftige Stellung Gelegenheit bieten wird, der Armee zu nützen. Alle meine Kräfte alle meine Bestrebungen werden diesem Zwecke gewidmet sein und das Wohl des Einzelnen wird mir eben so am Herzen liegen, wie das des Ganzen. Ganz besonders wird auch die Lage der Unteroffiziere und Manu⸗ schaften Gegenstand meiner Fürsorge sein, und ich hoffe, daß es mir gelin⸗ gen wird, diejenigen materiellen Verbesserungen zu bewirken, zu denen der Weg bereits durch das frühere Ministerium angehahnt worden ist. Kein Soldat soll in seinen staatsbürgerlichen Rechten beeinträchtigt werden, ich werde aber auch unter keiner Bedingung dulden, daß die Bande der Dis⸗ ziplin gelockert, daß mit dem militairischen Gehorsam die Grundpfeiler des Standes untergraben werden. Denn ohne Ordnung und strengen Gehor⸗ sam, in und außer dem Dienst, ist ein Heer nicht denkbar und sinkt binnen kurzem die beste Armee herab zu einer regellosen Masse. Möge die Armee mir vertrauen und mein Vertrauen zu ihr rechtfertigen; möge auch im In⸗ nern derselben Vertrauen herrschen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen! Möge die Armee ihren alten Ruhm bewahren und festhalten an ihrer mi⸗ litairischen Ehre, an ihrer Treue und Hingebung gegen König und Vater⸗ land, damit sie immerdar eine Stütze des Lhron⸗ und der Verfassung, ein Schutz ihrer Mitbürger sei!“
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 11. März. (D. A. Z.) Im Einvernehmen mit dem Reichs⸗Ministerium des Krieges findet sich das diesseitige Ministerium veranlaßt, als Zusatz zu de Verordnung, das Verhältniß der Bürgergarden und Sicherheits⸗ wachen in vorkommenden Verwendungsfällen zu den Reichstruppen betreffend, zu bestimmen, daß durch diese Verordnung weder der Sicherheitsdienst und Patrouillengang der Reichstruppen, noch deren sofortiges Einschreiten, wenn Gefahr im Verzug oder sonst dringende Umstände es gebieten, beschränkt werde. 8
Sachsen⸗Gotha. Gotha, 10. März. (D. A. Z.) In der heutigen Sitzung der Kammer beantwortete der Staatsrath von Pawel⸗ einige Interpellationen der Abg. Henneberg und Schwerdt dahin: a) daß die Einführung des öffentlichen und mündlichen Gerichtsverfahrene, insbesondere der Schwurgerichte, in Gemeinschaft mit der weimari⸗ schen Staatsregierung, vorbereitet werde und daß am 26. März in Weimar eine Conferenz stattfinden solle, um die desfallsigen Gesetz⸗ entwürfe nochmals zu berathen; b) daß ein Gesetz über Preßver⸗ gehen der Abgeordnetenversammlung demnächst vorgelegt werde; c) daß ein Gesetz über Ablösung der Hut⸗ und Tristgerechtigkeit in Arbeit sei, die Zeit der Vollendung aber noch nicht bestimmt könne, daß man dagegen die eefetna der Bann⸗ und Zwangsrechte
nicht in Angriff genommen habe. 1 880 S - bee Erklärungsschrift wegen ber beabsichligten Reorganisation des Volksschulwesens vorgelesen, wobei noch einig
Der zum hat unterm 10. März fol⸗