1849 / 80 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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mer mehr durch die Existenz und Schaffung mehrerer Kaiser ver⸗ nichtet werde. Er komme in Versuchung, zu Hb k- mo⸗ narchische Begriff kindisch zu werden beginne, da . 1.“ hebe. Er vermuthe, daß das Reichs⸗ Ministerium bei der 88 mung eine Majoritäͤt haben werde; dies mache ihm keinen Gram. Allein man erlaube ihm, im Namen seiner politischen Freunde offen die Ansicht auszusprechen, von welcher sie für die Zulunft das Heil Deutschlands erwarteten. Es sei Jahrzehnte hindurch der Wahlspruch der Konservativen gewesen: „Nach uns kommt die Sündfluth“, erlauben Sie mir, für ‚unsere Partei hinzuzufügen: und nach der Sündfluth kommen wir. (Beifall.) EE1“ Herr von Reden erklärt, vom Standpunkte der Demokratie aus, seinem Vorgänger entgegen, die Ideen des Erbkaisers fertigen zu wollen. Zuvor aber sucht er nachzuweisen, daß die Even⸗ zuaälität, Oesterreich könne mit gewaffneter Hand uns an der Eini⸗ gung hindern, nicht möglich sei: denn zu einem Kriege gehören Soldaten und Geld, Oesterreich aber koͤnne keinen Mann von sei ner Armee entbehren und daß es kein Geld habe, thut Herr ven Reden statistisch dar. Denn der Paragraph der octroyirten Verfasung: die Staatsschuld ist von den Völkern garan⸗ tirt nun das sei ein Paragraph, auf den kein Börsenmann et⸗ was leihe. Auch die Gefährdung der materiellen Interessen Deutsch⸗ lands, von welchen man gesprochen, sei nicht vorhanden. Eine Zoll⸗ einigung mit Oesterreich wäre für jetzt ohnehin nicht möglich, viel⸗ leicht in vielen Jahren erst ausführbar; dies ergebe sich aus dem §. 7 der österreichischen Verfassung. Daß Preußens Handelspolitik für Deutschland verderblich, wie Herr M. Mohl behauptet, sei irrig. Dieselben Antipathieen haben sich in Süddeutschland vor funfzehn Jahren gegen den Zollverein geäußert und sie seien späterhin doch verschwunden. Man zeige doch nicht den Sachsen und Bayern die Lockspeise einer Zolleinigung mit Oesterreich. Sie kann wahrhaftig nicht zu Stande kommen. Hierauf kommt der Redner auf sein ei⸗ gentliches Thema zurück, daß es nämlich im Interesse der Demo⸗ kratie, der constitutionellen Demokratie, liege, ein erbliches Kaiser⸗ thum an der Spitze zu haben. Bliebe Preußen ein Großstaat und das müßte, wenn kein erbliches Kaiserthum eingesetzt würde, der Fall sein dann würde es im Fall eines Krieges die kleineren nordischen Staaten verschlingen. So aber würde Preußen aus der Reihe der Großmächte austreten, Deutschland darin eintreten. Ein erblicher Kaiser muß sich auf das Volk stützen, denn die Fürsten sind seine natürlichen Gegner, ein Oberhaupt auf Zeit aber wird immer mit den einzelnen Fürsten gehen. Der König von Preußen kann sich nicht leicht von seinen auswärtigen Verbindungen frei machen, der deutsche Kaiser muß es. Es ist der Scharfsinn des Instinkts, daß sich der Partikularismus gegen das erbliche Oberhaupt stemmt. Der Redner fährt dann fort in seinen Argumentationen, daß der deutsche Erbkaiser unumgänglich nothwendig sei, wollte man nicht, daß es mit dem Wachtmeister in Wallenstein's Lager heißen solle: da schreiben sie uns in der wiener Kanzlei den Küchenzettel, und alles ist wieder der alte Bettel! Herr von Reden schließt: Ein deutscher Dich⸗ ter hat auf dieser Tribüne gesagt: es wird kein Haupt über Deutsch⸗ land leuchten, das nicht mit einem Tropfen demokratischen Oels ge salbt ist; ich sage Ihnen: das Erbkaiserthum ist der größte Sieg, den die Demokratie je gefeiert hat. (Beifall von den Centren.) Abgeordn. Simon von Trier: Im vergangenen Jahre seien die österreichischen Abgeordneten nach Frankfurt gekommen; sie hät⸗ ten die Sympathieen des Volkes mitgebracht. Keine Macht habe

sie behindert. Jetzt aber sei es so weit gekommen, daß es ein Ver⸗ brechen geworden, im deutschen Wien deutsch zu sein. Warum sei es dahin gekommen, daß das schwarz⸗ roth⸗goldene Banner vom Stephansthurme herabgerissen, beschimpft und in Asche verwandelt worden sei? Niemand verschulde es, als die Versammlung. Macht, Macht, Macht! rufe man jetzt. Dieser Ruf sei der der Unmacht; denn wer verschulde es, daß man sich jetzt nach Macht umsehen müsse? Habe die Versammlung die befreundete Macht nicht zurückgewiesen, als sie ihr geboten war in derjenigen, auf welche sie allein fußen konnte, die Macht der Bürgerwehr, welche die Linke vermehrt und konzentrirt sehen wolle. Jetzt müsse sie sich an die ihr feindliche Macht, an die der Dynastieen wenden. Warum habe sich die Versammlung durch leere Phrasen des Ministeriums Schmerling hinhalten lassen, welches die Worte Selbstaufopferung und Selbstverleugnung, Deutschlands Ehre und Größe stets im Munde geführt und nichts gethan habe, nicht einmal den Beschlüssen der Mehrheit der Versammlung willfahrt habe. Kann man sich nicht mehr der Worte erinnern, die Herr von Schmerling gesprochen, da er erklärte, die Unterhandlungen zur Anbahnung eines diplomatischen Verkehrs mit Ungarn seien im Gange, er erkenne die Wichtigkeit der Donau⸗Fürstenthümer für Deutschland und habe bereits Vertrauensmänner um sich vereint, um mit ihnen über die Anknüpfung von Verhältnissen mit diesen Län⸗ dern zu berathen. Und derselbe habe in Frankfurt den Grund⸗ satz gehabt: Deutschland über Alles, in Wien: Oesterreich uüber Alles. Ob man es leugnen könne, daß Viele für den malmöer Waffenstillstand gestimmt, weil sie dem Könige von Preußen kein Dementi geben und dem künftigen Kaiser das Pensum nicht verderben wollten. Er erinnere an den 6. Oktober, da die berliner Versammlung die Deutschen in Oesterreich unterstützt sehen wollte. Man habe sie aufgelöst; man habe Wien fallen lassen, um Preußen zu heben. Anarchie sei der Vorwand gewesen; allein es sei nur eine Anarchie des Privatrechts gewesen, welche nicht in Be⸗ tracht kommen könne, wenn nach einer Gestaltung ringende Völker zusammenstießen. Seine Partei habe treu ausgehalten, eines ihrer sei in Wien gestorben, während Welcker füͤr e Olmütz zurückgekehrt, um zu erzählen, wie man bumte nu deeesaian lebe und sterbe. (Bravo.) Der Redner nans Oesttrreic . vx „Desterreichs zu Deutschland zu spre manzarischen das Volkshaus nicht beschicken und die hu⸗ hion schsshen s werden keinesfalls auch auf eine Combi⸗ Tö“ sich nur auf Absolutismus gründe. Freie hihj der Gefnvön⸗ allein dabei verschwinde der Be⸗ IVW“ vünfe ] he, welche man keinesweges vor den fur dasselbe thäten. dasselbe zu thun, was die Russen jetzt Köder hüten, hinter welchem sich vor Oesterreichs materiellem welche einzubeißen man e ie Angel des Absolutismus stecke, und die Märkte in Ungarn und hesoumen wäre. Und dann, wo seien Blut erobern und düngen Italien? Man solle sie nicht erst mit Kleindeutschland 8 ür. er Redner kommt auf das sogenannte Existenz zu und es tönne. g. . die Nothwendigkeit der werden. Allein er habeendie 5 ufbur nur durch dasselbe gerettet zu erstens die Wahrung eeen an dasselbe V 56 e. genen Volksf 1 zweitens die Berpflichtung zu übernehmen, Großdeuts Raenskchö 2r.

en. Allein mit dem Erbtai ro Reennskutschlan diese Könne und werde Erbkaiser sti es eine unrichtige Rechnung Fütben; mat demn Worte des Abgeordneten Vogt, Berlin nreffenn weise auf die Berlin selbst hin. Man beobachte die Beschränkun b heit, welche sich das Ministerium Manteuffel 82 94 Frei⸗ wage, indem es dieselben zugleich mit der Alssicneentragen die Kammern aufzulösen, wenn sie dieselben nicht annehme She wolle das Wahlgesetz beschränken gegenüber der Erfahrung, 2 14 IH. 121 mmchihisu n frn 11778 1 8 /

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den meisten deutschen Staaten Minoritäts⸗Ministerien bestehen, man gebe vor, die Civilisation retten zu wollen und trachte tzugleich da⸗ nach, der Demokratie den Mund zu stopfen. Nicht einmal die con⸗ stitutionellen Freiheiten werden in Deutschland geachtet; daher komme es, daß keine Ruhe sei und werden könne, und man wolle Be⸗ schränkungen. Ob man glaube, daß jene Männer in Berlin ihre Köpfe deswegen an die Contre⸗Revolution gesetzt, um sich von Frank⸗ furt Gesetze geben zu lassen? Was man thun wolle, wenn sich die⸗ selben weigerten, die Grundrechte einzuführen. Ob man mäkeln und feilschen wolle mit der Volkssouverainetät? Seine Partei habe dies nie gethan und werde es nie thun. Und ob man denn glaube, daß der Erbkaiser ein Großdeutschland machen werde, ob er die deutsch⸗österreichischen Provinzen holen werde. Er glaube es nicht. Man lese, wie die erbkaiserlichen Organe über jeden Sieg der Magyaren trauern. Der Redner schloß damit, daß er behauptet, ein Erbkaiser sei kein Heil. Nur wenn derselbe Geist, der im März 1848 wehte, der fern von Partikularismus, dessen Losung gewesen: Hingabe für das Ganze, Fürst und Volk wieder erfasse, dann könne vielleicht das Werk der Einigung Deutschlands gelingen. Sollte dieser Geist nicht wieder heraufbeschworen werden können, dann sei das Volk betrogen. Seine Partci habe diesen Geist nicht verloren. Sie habe das März⸗Mandat festgehalten, und wenn aus ihrem Wirken nichts werden sollte, dann würden sie die frühere Fahne forttragen in den kommenden Tagen der Gefahr. Sie wisse, wohin die Gewalt zuerst schlage, wenn sie eintrete. Sie werde aber auch zu Grunde gehen können und sich der Worte des großen Dichters erinnern: „Das Leben ist der Güter höchstes nicht, der Uebel größ⸗ tes aber ist die Schuld.“ (Bravo links.)

Heinrich von Gagern: Wir haben dem Volke unser gege⸗ benes Wort zuhalten ein Wort, das ich ihm nie gebrochen habe und so schließe ich mich denn dem Antrage des Verfassungs⸗Aus⸗ schusses an. Nicht wie einem Nothanker, an den man sich klammern müßte, soͤndern weil darin Alles erreicht ist, was die vernünftige Lösung unserer Aufgabe ausmacht. Hätte ich etwas an dem An⸗ trage auszusetzen, so ist's, daß die Regierungsdesiderien nicht genug beruͤcksichtigt worden, denn mit der Verständigung mit den Regie⸗ rungen war mir es steter Ernst. Indessen sind die Abweichungen nicht wesentlich. Aber daran halte ich fest, daß, wenn wir das letzte Wort gesprochen, es dabei und bis zu den einem nächsten Reichstage vorbehaltenen Veränderungen sein Bewenden habe. Wir waren zur Erschaffung eines starken Bundesstaates berufen. Unsere Aufgabe war, daß wir bei der Spitze, die wir unserer Verfassung gaben, die Selbstständigkeit der einzelnen Staaten erhielten, so weit sie verträglich war mit ciner einheitlichen Regierung. Das Volk ist berechtigt, die Verfassung jetzt aus unseren Händen zu empfangen. Die Hindernisse, die sie erfahren könnte, fürchte ich, aber nicht von den Regierungen, wenn nur das Volk anerkennt, daß wir ihm geben, was unter den Um⸗ ständen irgend möglich war. Wenn mich aber auch die Gefahr, die dem Vaterlande droht, nicht dazu drängt, daß ich den Ausschuß⸗ Vorschlag annehme, so leugne ich sie doch nicht. Sie ist vorhanden. Nicht, daß eine Octroyirung zu erwarten wäre, oder die Einsprache fremder Regierungen. So lange gebildete Nationen cristiren, hat man den Völkern kein Hinderniß in den Weg gelegt, wenn sie ihre inneren Angelegenheiten konstituirten. Aller⸗ dings hat ein Vorwurf Rechtk, der hier wie im Scherz gegen mich erhoben ward, daß ich über die Stimmung des Auslandes nicht so gut unterrichtet sei, als es für meine Stellung wohl wün⸗ schenswerth wäre. Denn wohin ich keine Gesandten des Reiches schicken konnte, dahin habe ich es auch verschmäht, Spione zu sen⸗ den. (Beifall.) Dies bezieht sich u. A. auf meine Antwort über die russische Note, womit jedoch die Einwirkung der russischen Re⸗ gierung auf die schleswig⸗holsteinische Angelegenheit nicht geleugnet sein soll. Ich fürchte, wie gesagt, die Einmischung des Auslandes nicht, auch wenn sie eine feindselige wäre, denn wir sind ein krie⸗ gerisches Volk von 40 Mill., welches dann die staatliche Trennung sofort vergessen würde. (Lehhafter Zuruf.) Eine Bedrohung mit Krieg, gegen eine große Nation gerichtet, ist noch keine Gefahr des Unterganges. Die einzige Gefahr vielmehr, die uns bestimmen muß, das Verfassungswerk zu beschleunigen, ist die Ungeduld unseres Vol⸗ kes. Den Vorwurf, daß wir zu dem Ausgangspunkte unserer Re⸗ volution zurückkehrten, den nehme ich dankbar an. Ich rühme mich dessen, daß ich fest und unverändert an dem gehalten habe, was ich zum Heil des Vaterlandes für nothwendig hielt. An einer Verfas⸗ sung Deutschlands mit wahrhafter Repräsentation des Volks kann Oesterreich keinen Theil nehmen. Als ich diese Frage an dies Haus brachte, fühlte ich wohl, daß es die schwierigste von allen war, und daß dabei mein ganzer Ruf auf dem Spiele stand. Vergebens wird man jetzt nach einer triumphirenden Miene in meinem Angesicht suchen denn dies ist keine Frage, wo irgend ein Triumph möglich ist. Einer Speculation auf die Rückkehr der Oesterreicher selbst dürfen wir keinen Raum geben, denn sie wäre eine unbundesgenössische, eine unsittliche Speculation. Ob das Band, welches zwischen Deutschland und Oesterreich bestehen kann, gleich von Anfangs sehr eng sein werde, das bezweifle ich selbst, aber ich bezweifle nicht, daß dies Band der Entwickelung fähig sein werde. Ein Schutz⸗ und Trutzbündniß, wenn wir es mit Oesterreich schlössen, könnte uns allerdings die Rolle zuer⸗ theilen, die jetzt in Siebenbürgen die Russen spielen. Allein das wäre keine Intervention, sondern ein Aufrechthalten der Ge⸗ sammt⸗Interessen. Auch die Gemeinschaftlichkeit eines Zoll⸗ und Handels⸗Systems berührt Herr Heinrich von Gagern als eine Möglichkeit. Die natürliche Politik Deutschlands sei von der natürlichen Politik Oesterreichs nicht verschieden. Der Red⸗ ner kommt auf den Civilisationsberuf Oesterreichs gegen den Osten zurück, indem er immer noch hofft, es werde, nachdem die vorliegen⸗ den Schwierigkeiten gelöst feien diesen Beruf erfüllen. Diese ge⸗ meinsame Politik ist, daß wir Oesterreich und Deutschland nicht dulden, daß Frankreich im Westen und Rußland im Osten ir⸗ gend ein gefährliches Uebergewicht gewinne. Wir haben ferner ein nächstes Interesse dabei, daß uns die Deonau nicht entfremdet werde. Anders ist es freilich in Bezug auf Italien. Doch glaubt Herr von Gagern, auch in Italien durfe Deutschland seinen Posten nicht aufgeben, so lange für Italiens Einheit und Selbstständigkeit keine Gewähr gegeben ist. Es scheint daher nicht blos ausführbar, daß ein weiterer Bund zwischen Deutschland und Oesterreich erreicht werde, sondern es ist sogar die Pflicht beider Völker⸗Kongresse, die Lösung dieser Aufgabe zu finden.

Jetzt zur Oberhauptsfrage. Blieb Oesterreich in unserem Bunde, so bedürfte es keiner Frage, wer das Oberhaupt sein sollte, es war von selbst gegeben. Vor allen Dingen weise ich mit Ent⸗ rüstung den Vorwurf der Intrigue zurück. (Beifall.) Ich habe nie intriguirt, ich habe mich nie gemeiner Mittel zur Erreichung meiner Absichten bedient. (Wiederholter, stärkerer Beifall.) Ich habe aus e20 Ansichten niemals ein Hehl gemacht. Aber ich muß Sie ü ga; 1an.9e wie diese Frage stand, ehe es unablässigen Wühle⸗ die P.on senden u“ Deutschlands gegen Preußen und gegen

der That nach eine es aufzuwiegeln. Deutschland war stets und als man im Jar iche Monarchie (ärmender Widerspruͤch), Jahre 1815 in Wien auf diese Regierungs⸗

form zurückkam, wer widerstand? Oesterreich, weil es die Gefahren

der deutschen Herrschaft nicht zum zweitenmale bestehen wollte und die

deutschen Mittelreiche, deren Souverainetät aus der Napoleon’ schen Herrschaft herrührt. Und als darauf der deutsche Staatenbund im Jahre 1848 auseinanderfiel, deutschen Erbmonarchie. In jenem die parlamentarische Versammlung Deutschlands vorbereitenden Kreise versprachen die Republikaner, mit ihren Wünschen zurückzustehen. Dies Wort sei nicht wenigstens nicht von allen gehalten worden. (Unterbrechung: „Namen!“ der Redner nennt „Hecker.)) Aus dem damals aufgenommenen Proto⸗ kolle gehe hervor, daß auch Welcker mit der Kaiseridee jetzt nur zu seinem ursprünglichen Verlangen zurückgekehrt sei. Herr von Gagern schildert die Einleitungen, die unter seiner wesentlichen Mitwirkung zur Herstellung eines deutschen Parlaments in den süddeutschen Staaten getroffen wurden, und unter welchen Voraussetzungen sie geschahen. Es geht aus den mitgetheilten Aktenstücken hervor, daß schon damals nicht blos ein deutscher Fürst, sondern eben der König von Preußen selbst zur Oberhauptswürde ausersehen war. Die Antipathieen, die Preußen jetzt in Süddeutschland findet, sind weder religiösen noch materiellen Hintergrundes, es ist der Parti⸗ kularismus hier, die unklare Auffassung des Volkes dort und durch die Bemühungen der Gebildeten werden sie geflissentlich ins Volk gebracht (Beifall). Der Name Preußen umfaßt schon jetzt einen Inbegriff von Deutschland. (Lärmen.) Oder ist seine Rhein⸗ provinz nicht süddeutsch, war Schlesien nicht einst bei Oesterreich, gehört nicht die Hälfte von Sachsen zu Preußen, Westfalen und die Mark? Als die nothwendige Folge des Erbkaiserthums wird sich von selbst das Vorrücken des Mittelpunkts aus dem Norden gagen den Süden ergeben. Es ist eine banale Phrase, dies Haus verant wortlich zu machen für die Wendung der Dinge in Oesterreich. (Lär mender Widerspruch und Pause in Folge davon in einem Zwischen⸗ falle kommt der Redner auf die von Herrn Vogt dem Ministerium schuldgegebene „Intrigue“ zurück.) Wir stehen in der Stunde der Ent⸗ scheidung. Niemand von uns hat vergessen, daß unsere Versammlung aus dem Volke hervorgegangen ist. Darauf baue ich meine Hoffnung. Sie werden aus der Paulskirche in Ihre Heimat zurückkehren, Sie werden die Vermittelung übernehmen zwischen unseren Beschlüs⸗ sen und dem Volke. Das ist ein unermeßlicher Einfluß, auf den ich vertraue, und so erlauben Sie mir, daß auch ich mit der An⸗ führung eines Dichters schließe. Nämlich mit der bekannten Auf⸗ forderung Walters von der Vogelweide an das deutsche Volk, sich einen König zu geben. 8

Nur Herr Berger von Wien erhält noch das Wort. Er spricht in einem dem Vortrage des Herrn Gagern entgegengesetzten Sinne. Die Abstimmung findet, d Debatte beliebt i, morgender Sitzung statt. Den Be⸗ richterstattern der Ausschuß⸗Mehrheit und Minderheit ist das Wort dafür vorbehalten.

(Telegraphische Depesche.) Frankfurt, 21. März, 3 Uhr Nachmittags. Die Abstimmung beginnt. Erst wird über den Antrag auf Tagesordnung, dann über den des Verfassungs⸗Aus⸗ schusses abgestimmt. Fallen beide, so werden Anträge auf Modifi⸗ catienen an die Reihe kommen.

4 Uhr Nachmittags. Der Antrag auf Tagesordnung ist verworfen mit 272 gegen 267 Stimmen; eben so der des Verfas⸗ sungs⸗Ausschusses mit 283 gegen 252. Die Abstimmung über die Modifications⸗Anträge dauert fort.

4 ¼ Uhr Nachmittags. Die Abstimmungen sind auf morgen vertagt.

Frankfurt a. M., 20. März. (Frankf. J.) Dem öster⸗ reichischen Gesandten, Ritter von Schmerling, ist in Bezug auf die Kündigung des malmöer Waffenstillstandes von der österreichischen Regierung nachstehende Weisung zugegangen: „Wien, den 11. März. Hochwohlgeborner Herr! Beinahe ggleichzeitig mit Ihrem Berichte Nr. 73 vom 26sten vorigen Monats ist mir die Anzeige zugegangen, daß die Königlich dänische Regierung den Waffenstillstands⸗Vertrag von Malmöe bereits wirklich gekündigt habe. Die Besoörgnisse theilend, welche dieser Entschluß des Kabinets von Kopenhagen dem Reichs⸗Ministerium einzuflößen geeignet ist, habe ich gern des⸗ sen Wünschen entsprochen, und bereits dem Kaiserlichen Gesand⸗ ten am dänischen Hofe die Weisung zugehen lassen, nach Kräf⸗ ten dahin zu wirken, um die Koööͤnigliche Regierung zum Ab⸗ schlusse eines neuen Vertrags für eine der Wich⸗ tigkeit der Friedens⸗Unterhandlungen entsprechende Daucr und mit Beibehaltung des Status quo zu bestimmen. Ueberdies habe ich den Freiherrn von Vrints beauftragt, dem Könige und dessen ver⸗ antwertlichen Räthen an das Herz zu legen, bei der zu London er⸗ öffneten Friedensunterhandlung nur. der Stimme weiser Mäßi⸗ gung zu folgen, damit aufrichtiges Entgegenkommen und redlicher Wille von allen Seiten rasch zum guten Ende führe und ein im

Geiste des Friedens und der Versöhnung abhgeschlossener Vertrag in

gleichem Geiste vollzogen werde. Den Erfolg, dieser Schritte werde ich auch durch gleichzeitig an den Grafen Colloredo abgehende Wei⸗ sungen zu fördern suchen, durch welche ich diesem Gesandten be⸗ deute, nach beiden Seiten hin billige Forverungen mit seinem gan⸗ zen Einflusse zu unterstützen. Ich ersuche Ew. Hochwohlgeboren, von dem durch mich Verfügten Mittheilung zu machen, und bei diesem Anlasse die Versicherung einer vollkommenen Hochachtung zu empfangen. Sch warzenberg.“

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Oesterreich. Wien, 20. März. Heute ist folgendes 29stes 8 Bülletin veröffentticht worden: u S bn 8 seg im 28sten Bülletin veröffentlichten Berichte über das Treffen von Medias sind nachfolgende Erläuterungen vom Feldmarschall⸗ Lientenant Puchner eingesendet worden: Nach dem am 2ten d. M. mit vieler Umsicht vom Oberst und Qua⸗ Brigadier van der Null geleiteten Avant⸗ garde⸗Gefechte bei Klein⸗Capus wurde am 3ten der Feind aus drei festen Stellungen geworsen und zum Rückzuge nach Medias gezwungen. Die kleinen Thäler, welche senkrecht in die Kokel münden, und die Straße von Kopisch nach Medias senkrecht durchschneiden, gaben mit ihren steilen Leh⸗ nen dem Feinde cben so viele vortheilhafte Aufstellungen, welche jedoch durch das gut angebrachte Artilleriefener einer jungen erst kürzlich unterrichteten Mannschaft, und gut geleitete Umgehungen über bewaldete Höhenrücken in des Feindes linkeFlanke, genommen worden. Der glückliche Ersolg in den zwei ersten Stellungen hatte die Mannschaft jedoch beim heranbrechenden Abende derart begei⸗ stert, daß sie, ohne den Erfolg der Umgehung abzuwarten, seine dritte Stellung vor Medias, wo er seine Batterieen hinter Erdaufwürfen über Bank feuern ließ, plötzlich mit dem Bajonnet angriff und erstürmte. Selbst sein gelegter Hinterhalt im Eibersdorfer Thale, wo er unverhofft gegen rechten Flügel mit 2 Geschützen, einigen hundert Mann -. Kavallerie von Eibersdorf hervorbrach, verfehlte gänzlich seine n ung; und diese Truppe mußte sich über Menschen, Reichersvorf 189 ba. zurückziehen. Die einbrechende Nacht gebot sedoch, in jung stehen zu bleiben, um so mehr, als maneinen Feind 7. 882 der Verheerung eines flüchtigen ant, Fhchesac 99. saücen wollte, als auch, um die scha vbehae ae⸗

4 ü Truppen ¹ 8 Fihrlichns Henasfhen ver Wefilee ⸗Gefecht zu verwickeln, während⸗ 6* he 129” vaß der Feind neue Verstärkungen aus Schäßburg schon

em man wußte, das wartete. Das bedeutende Insurgenten⸗Corps hatte

noch er! - 8 connenne⸗ . war vom Rebellen Bem in Person kommandirt. He/

so erneuerte sich der Gedanke einer

nachdem heute der Schluß der

Der feindliche Verlust in diesen beiden Tagen beläuft sich auf 100 Todte, 360 Verwundete und 100 Gefangene. Ueberdies wurden im Spitale zu Medias 170 Blessirte vorgefunden. Unsere brave Artillerie demontirte dem Feinde 6 Geschütze, und sprengten zwei Karren in die Luft. Unsererseits blieben auf dem Schlachtselde Hauptmann Baron Jugenitz von Erzherzog Carl Ferdinand Infanterie mit 27 Mann. Blessirt wurden 207. Der Sieg war blos durch zwei Brigaden, ungefähr 5000 Mann, erfochten, und die Reserven kamen gar nicht ins Gefecht. Den Aten bei Tagesanbruch war der Angriff auf Medias beschlossen, welches der Feind während der Nacht verließ, und aus dem rechten Kokel⸗Ufer nach Schäßbueg abzog. Aus der Bukowina wird gemeldet, daß Oberst Urban die Insurgenten durch wiederholte Streifzüge fortwährend beunruhigt, so hat er neuerlich mit nur einigen hundert Mann ein feindliches Lager bei Tihuza überfallen, gegen 1000 Mann und mcehrere Offiziere gefangen genommen und nach Czernomitz abführen lassen. Die Rebellen beabsichtigten bei Wisnitz und Putti einzudringen und sich nach Galizien durchzuschlagen, aber die Gegend ist mit Militair stark besetzt, der Landsturm gut organisirt und das Volk vom besten Geiste beseelt. Militair⸗ und Civil⸗Gouverneur: Frhr. von Welden, Feldzeugmeister.

Der Verlag der Allgemeinen Oesterreichischen Zei⸗

tung zeigt unterm heutigen Datum an: „Auf Befehl Sr. Excellenz des Herrn Civil⸗ und Militair⸗Gouverneurs, Freiherrn von Wel⸗ den, ist die Herausgabe der Allgemeinen Oesterreichischen Zeitun g eingestellt worden. Die nöthigen Schritte zum Wieder⸗ erscheinen derselben werden eingeleitet und der Erfolg wird bekannt gegeben werden. Seiner Zeit werden die Herren Abonnenten in derselben Weise entschädigt werden, wie dies bei der ersten Sus⸗ pension während der zwei letzten Monate des verflossenen Jahres geschehen ist.“ Das heutige Lloyd enthält folgende Nachrichten: „Es wird jetzt eine hochwichtige Kommission niedergesetzt, welche behufs vor zunehmender Abänderungen den österreichischen Zolltarif einer sorg⸗ fältigen Prüfung unterziehen wird. Der Sections⸗Chef im Finanz⸗ Ministerium, Herr von Baumgartner, wird deren Leitung überneh⸗ men. Vom Handels⸗Ministerium sind ihr die Ministerial⸗Räthe Czörnig und Esch zugetheilt. Auch das Ministerium für Landes⸗ kultur und Bergwesen wird ihr seine Vertreter beiordnen. Wir vernehmen auch, daß ausgezeichnete Fachmänner zur Berathung her⸗ beigezogen werden sollen. Das Ministerium hat sich bereit er⸗ klärt, falls die anderen deutschen Mächte mitwirken wollen, die Beschlusse der zu Dresden gehaltenen ersten deutschen Post⸗ Konferenz ins Leben treten zu lassen, und hat hierdurch wiederum einen thatsächlichen Beweis geliefert, wie ernst es ihm um die deutsche Einheit sei. Wenn in Folge dieser Maßnahme eine Ver⸗ besserung im Postdienste, nicht allein so weit Deutschland, sondern so weit das gesammte Ausland betroffen ist, eintritt, so ergeben sich nachher als eine nothwendige Folge auch durchgreifende Reformen im Postdienste des Inlandes. Baron Kübeck ist jetzt in Ofen, wo er in einer amtlichen Eigenschaft dem Fürsten Windischgrätz zur Seite steht. Wir haben Ursache, jenem ausgezeichneten Manne dankbar zu sein für die Aufopferung, mit welcher er sich, trotz seiner geschwäch⸗ ten Gesundheit, einem wichtigen und anstrengenden Dienste unter⸗ zogen hat. Die Interessen des Staates konnten besseren Händen nicht anvertraut werden. Vom 1sten des k. M. an wird das de⸗ taillirte Budget der wiener Gemeinde über alle Einnahmen und Aus⸗ gaben alle Vierteljahre in der Wiener Zeitung veröffentlicht wer⸗ den. Auch soll der Gemeinde-⸗Rath willens sein, die Rechnungen uͤber die Oktober⸗Auslagen v. J. zu veröffentlichen.“

Der Müllermeister Bauer, chemaliger Deputirter im Reichs⸗ tage, ist in Mannersdorf mittelst Rathsbeschluß der hiesigen Krimi⸗ nalbehörde arretirt und diesem Gerichte übergeben worden.

Die Direction der Kaiser Ferdinands⸗Nordbahn hat folgende Kundmachung erlassen: „Nachdem die Vereinbarung wegen der Ausgabe der Karten und Aufnahme des Reisegepäcks mit den Di⸗ rektoaien der Niederschlesisch⸗Märkischen, Berlin⸗Hamburger und Stet⸗ tiner Bahn mit dem 18ten d. M. abgelaufen ist, so findet die Kar⸗ ten⸗Ausgabe und Gepäcks⸗Aufnahme für das Ausland von nun an nur bis Ratibor, Kosel und Breslau statt.“

Das Josephstädter Theater, welches einige Abende geschlossen war, ist an Herrn Pokorny übergegangen und von diesem wieder eröffnet worden.

Im Prater werden Befestigungswerke angelegt, daher ein Theil der dortigen Gasthauslokalitäten wird geräumt werden müssen.

Hannover. Harburg, 20. März. (H. C.) Die braun⸗ chweiger Artillerie, welche heute Morgen hier angekommen, ist die⸗ sen Nachmittag mittelst Dampfschiffes nach Altona expedirt worden; ferner sind das erste Bataillon vom fünften hannoverschen Infan⸗ terie⸗Regiment und das erste Bataillon vom ersten hannsverschen Leib⸗Regiment zur Uebernachtung hier eingerückt.

Hldenburg. Bracke, 18. März. (Wes. Ztg.) Heute Nachmittag gegen 6 Uhr traf die erste deutsche Dampffregatte, welche ihren früheren Namen „Britannia“ nun in „Barbarossa“ verwan⸗ deln wird, glücklich vor unserem Hafen ein und wurde mit einer Salve aus den hier stationirten Geschützen und mit dem donnern den Hoch der Einwohner empfangen. Es soll unverzüglich mit den Einrichtungen zur Armirung begonnen werden. 1“

Die zweite Dampffregatte „Acadia“, welche unweit Terschelling auf eine Untiefe gerathen, aber ohne erhebliche Beschädigung wieder flott geworden war, ist dem Vernehmen nach in einen holländischen Hafen eingelaufen, um die erforderlichen Reparaturen vorzunehmen.

Schleswig⸗Holstein. Schleswig, 19. März. (Alt. Merk.) In der heutigen Sitzung der Landes⸗Versammlung wurde nachstehendes Schreiben des Reichs⸗Ministeriums an die gemeinsame Regierung verlesen:

„Der Unterzeichnete hat mittelst Schreibens vom 1sten d. M. die gemein⸗ same Regierung der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein benachrichtigt, daß das Reichs⸗Ministerium an die großbritannische Regierung die Anfrage ge⸗ richtet habe, ob letztere die Versicherung ertheilen fönne oder wolle, daß sie während der unter ihrer Vermittelung stattfindenden Friedens⸗Unterhandlun⸗ gen die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten nicht zugeben und nöthigen⸗ falls mit allen erforderlichen Mitteln verhindern werde. Mittelst Schreiben vom 10ten d. M. hat der Königl. großbritannische erste Staatssecretair für die auswärtigen Angelegenheiten dem diesseitigen Bevollmächtigten erwie⸗ dert, daß Großbritannien eine solche Versicherung nicht ertheilen lönne. Zwar ist die Aus sicht noch keineswegs verschwunden, daß vor dem 26sten d. M. rine Verlängerung der Waffenruhe und des status quo zu Stande kommen werde, aber alle militairischen und politischen Vorkeh⸗ rungen müssen für den Fall des Wieder⸗Ausbruchs der Feind⸗ seligkeiten am 26sten d. M. ohne Verzug getroffen werden. In Erwägung des Inhalts der von der gemeinsamen Regierung am 25sten v. M. an das Reichsministerium gerichteten Erklärung ist daher der Schöffe Dr. Souchap, Bevollmächtigter der freien Stadt Frankfurt bei der Centralgewalt, als außerordentlicher Kommissair der Centralgewalt nach Schleswig abgeordnet worden, um, für den Fall des Rücktnrits der jetzigen gemeinsamen Regie⸗ rung, im Einverständnisse mit derselben und mit der Landesversammlung die nöthigen Einleiiungen wegen Einsetzung einer Statthalterschaft in den Herzogthümern zu treffen. Diese Statthalterschaft wird die Regierung der Herzogthümer im Namen der Reichsgewalt, mit Vorbehalt der Rechte des Landesherrn, nach den Bestimmungen des in thatsächlicher Wirksamkeit be⸗ stehenden Staatsgrundgesetzes bis zum Abschlusse eines Friedens sführen. Der Unterzeichnete hegt zu der erprobten Vaterlandsliebe der Mit⸗ glieder der gemeinsamen Regierung das volle Vertrauen, daß sie mit

rforderlichen Anstrengung dem Kommissair der

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Reichsgewalt zur Seite stehen werden, damit die Aenderung in den Re⸗ gierungsverhältnissen der Herzogthümer ohne Erschütterung und in derselben ruhigen Haltung bewirkt werde, welcher die Herzogthümer seither auch in den schwersten Prüfungen behauptet haben. Frankfurt a. M., den 16. März 1849. Der Präsident des Ministerrathes: H. Gagern.“

Der Departementschef von Harbon erklärte, daß, sofern ein Aus⸗ schuß zur Prüfung dieser Angelegenheit erwählt werde, der Reichskommissair Dr. Souchay, wie auch die gemeinsame Regierung erbötig seien, mit die⸗ sem Ausschusse in Verhandlung zu treten. Es entspann sich hierauf eine kurze Debatte über die dem Ausschusse etwa zu ertheilende Instruction, und Th. Ols⸗ hausen stellte den Antrag, daß ein Comité von der Versammlung ernannt werde, welches nähere Mittheilungen von dem Herrn Reichskommissair und der gemein⸗ samen Regierung entgegennehme und der Versammlung darüber berichte, über welche einzelne Punkte die Versammlung sich mit dem Reichskommissair und der gemeinsamen Regierung zu vereinbaren haben möchte, so wie Vorschläge über die Art der Vereinbarung der verschiedenen Punkte hinzuzufügen, wo⸗ durch eine Vereinbarung mit den beiden genannten Auteritäten von Seiten der Versammlung ermöglicht werde.“

Nach dem Schlusse der Debatte wurde die Wahl eines Comité's von der Versammlung einstimmig beliebt, und die von Th. Olshausen bean⸗ tragte Instruction mit entschiedener Majorität angenommen.

Am Schlusse der Sitzung richtete der Syndikus Klenze an das De⸗ partement des Kriegswesens die Frage, worauf die Nichteinberufung der Militairpflichtigen, welche sich fruͤher frei geloost hätten, beruhe, während doch die ältere, zum Theil verheirathete Mannschaft, welche permittert ge⸗ wesen, wieder einbeordert sei. Der Departement⸗Chef Jacobsen erwiederte, daß man die ältere eingeübte Mannschaft gegenwärtig nicht entbehren könne; zur Bildung der zu errichtenden Reserve⸗Bataillone hätte die Einberufung der bisher Uebergangenen und der 2tjährigen, zumal da sich eine große Zahl Freiwilliger gestellt habe, genügt. Die Einberufung dieser Klassen vor denjenigen, welche auf den früheren Sessionen Freiloose gezogen hätten, beruhe auf den gesetzlichen Bestimmungen.

Altona, 20. März. (H. C.) Unsere Stadt gewann heute wieder ganz das kriegerische Aussehen, welches in den Sommermo⸗ naten des verwichenen Jahres sich uns darbot. Mit dem heutigen Tage haben nämlich die Märsche der Reichstruppen in unsere Her⸗ zogthümer begonnen, und zwar überschritten zuerst diesen Morgen die schon seit längerer Zeit in Harburg stationirt gewesenen alten burgischen Truppen die Elbe. Es heißt, daß diese ungefähr 1000 Mann starke Truppenmacht bereits morgen nach Rendsburg abgehen und durch eine Abtheilung bayrischer Truppen ersetzt werden wird.

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1 Ausland. Frankreich. National⸗Versammlung. Sitzung vom

19. März. Anfang 1 ¼ Uhr. Marrast ist nach Bourges abgereist

um sich vor dem Nationalgerichtshof zu stellen, darum präsidirt Grevy

vom Berge. Etienne verlangt gleich nach Protokollverlesung, daß man die Debatte über die Repräsentationsgelder des Vicepräsidenten Boulay möglichst bald vornehme. (Oh, Oh! zur Linken. Zur Ta

gesordnung! rechts.) Davy wünscht, daß man auf Ertheilung oder Verweigerung der Genehmigung zur gerichtlichen Verfolgung der Ducllsache zwischen Bourbousson und Lagardette zurückkomme. (Oh, Oh! Zur Tagesordnung!) An der Tagesordnung ist die zweite Lesung des Klubgesetzes. Payer unterstutzt den ministeriellen Ge⸗ setzentwurf gegen die Klubs. Zu allen Cpochen der Geschichte seien Klubs tödtlich gewesen. Er befürwortet deshalb, im In⸗ teresse der Zukunft der Republik selbst, die Aufhebung der Klubs. (Murren zur Linken.) Mauguin überreicht während einer kleinen Pause seinen Ausschußbericht über die für die pariser Bannmcile außcrordentlich wichtige Getränkstcuer. (Sehr gut!) Jules Favre besteigt die Tribüne. Von vorn herein erklärt er die absolute Aufhebung des Vereinsrechts als einen Verfassungs⸗ bruch, als eine Verletzung des Artikels 8, der Verfassung. Bar rot habe Guizot mit denselben Waffen geschlagen, mittelst denen er nun seine neuen Gegner selbst bekämpfen wolle. Er beschwört die Minister, dieses Recht nicht aufzuheben. Es sei dies ein Staats⸗ streich, der sich früher oder später rächen würde. Das Ministerium behaupte, mit den Klubs könne keine Regierung bestehen. Das sei ein Irrthum. Die provisorische Regierung habe allerdings bestanden. Stimme rechts: Aber am 16. April und am 15. Mai hing die Regierung an einem Haar! Pierre Leroux: Am 16. April war die Regierung nicht bedroht. Favre: „Entschuldigen Sie, am 16. April drang das Volk allerdings mit bis an die Mündung geladenen Pistolen in das Stadthaus. Indessen, bemerkt der Redner, haben

die Klubs an Heftigkeit abgenommen. Sie sind jetzt bei weitem

ruhiger. Die Gefahr des Sozialismus ist im Verschwinden. Wie

wäre es auch möglich, die Grundpfeiler der Gesellschaft, Religion,

Eigenthum und Familie, abzuschaffen!“ Der Redner stimmt gegen

die völlige Aufhebung des Vereinsrechts. Der Favreschen Rede folgte

eher Ermattung als Aufregung. Die Sitzung wurde für eine Vier⸗

telstunde suspendirt. Faucher, Minister des Iunnern: Der Redner,

der so eben die Tribüne verlassen hat, besitzt so viel Talent, daß er

wahrhaftig nicht nöthig hatte, in Persönlichkeiten zu verfallen, wie

er dies im Laufe seiner Rede gethan. Er wirft mir zunächst vor, daß

ich das Klubgesetz erst in einem Augenblick vorgelegt hätte, wo dies die öffentliche Sicherheit keinesweges erheischte. Das ist nicht meine Schuld; wir wollten warten, bis die Republik vom Lande gesetzlich anerkannt worden. (Ah! Ah! zur Linken.) Der Vorredner negirte das Bei⸗ spiel von 1789 und 96, indem damals keine Republik, sondern nur Revolutionen bestanden haben. Ich theile diese Ansicht. Klubs sind gut, um eine Revolution zu machen; aber ist die Revolution ge⸗ schehen, dann muß die Regierung, das heißt die gesetzgebende Ge⸗ walt, das Vereinsrecht regeln. (Ah! Ah!) Der Gesetz⸗Entwurf will keinesweges das Prinzip des Vereinsrechts aufheben; er will nur die Permanenz dieses Rechts regeln. Täusche man sich indessen nicht über die vermeintlich eingetretene Stille in den Klubs. Die Chefs stellen sich todt, aber das Feuer glüht unter der Asche. (Oh! Oh!) Die öffentliche Meinung spricht sich übrigens gegen die unbegränzte Vereinsfreiheit aus, und es ist Pflicht des Ministeriums, der öffentlichen Meinung zu gehorchen.“ Die Rechte klatscht Beifall. Die Linke zischt. Aves bekämpft den Entwurf als freiheitswidrig unter großem Beifall der Linken. Kerdrel, einer der Secretaire der Rue de Poitiers, möchte das Vereinsrecht nicht durchaus abge⸗ schafft wissen. Er bekämpft deshalb zu allgemeiner Verwunderung den ersten Artikel des Entwurfs, weil dieser die zufälligen Zusam menkünfte ebenfalls angreife. Für die Klubs aber habe er keine Sympathie. Die Versammlung unterbricht ihn mitten in seiner

Rede durch Vertagung auf morgen. Schluß 6 ¾⅞ Uhr.

aris, 19. März. Aus Toulon schreibt man vom 15. März: „Auf der Rhede ist noch Alles ruhig. Die zur Truppen⸗ Einschif⸗ fung gerüsteten Schiffe liegen bereit. Für den kommandirenden General sind Quartiere gemiethet.“

Die sardinische Regierung hat ein Manifest „an die Nationen des civilisirten Curopa“ gerichtet, in welchem sie die Beschwerden Piemonts und des ganzen Italiens auseinandersetzt und die Kün⸗ digung des Waffenstillstandes und Wiedereröfsnung der Feindselig keiten gegen Oesterreich motivirt. Das Manifest behauptet, es sei der sardinischen Regierung kein anderes Mittel mehr übrig geblieben als der Krieg, weil ohne diesen Entschluß die politische und soziale

Außerdem hat der sardinische Minister der auswärtigen Angele⸗ genheiten, wie das Journal des Débats meldet, den Ge⸗ sandten Englands und Frankreichs noch eine besondere Note übergeben, in welcher ebenfalls die Motive dargelegt sind, durch die sich das turiner Kabinet bewogen gefuhlt, diesen äußersten Entschluß zu fassen. Es wird den beiden vermittelnden Mächten in dieser Note für ihre Bemühungen zu Gunsten Piemonts und Italiens gedankt; dann sucht die Note darzuthun, daß Oesterreich keinen gu⸗ ten Willen gehabt habe, auf die Vermittelung einzugehen, und schließlich spricht sie die Hoffnung aus, daß England und Frank⸗ reich, wenn vielleicht einige Siege Sardiniens die österreichische Re⸗ gierung zu neuen Unterhandlungen auf ehrenvollen Grundlagen für Piemont und Italien bestimmten, ihre fernere Unterstützung dabei nicht versagen würden. 1

Herr Guizot wird nicht vor dem 15. Mai in Paris erwartet und will, wie es heißt, bei den Wahlen nicht als Kandidat auftre⸗ ten, würde aber wahrscheinlich eine etwa auf ihn fallende Wahl annehmen. 1

Um den Cinfluß der täglichen Gratisvertheilung in den Kaser⸗ nenzvon 50 Excmplaren des Peuple aufzuwiegen, hat das Eve⸗ nement ebenfalls 50 Exemplare von seinem Blatte täglich zur Verfügung der Truppen gestellt.

Großbritanien und Irland. London, 19. März. Der neue Ober⸗Befehlshaber der britischen Armee in Ostindien, Gencral⸗Licutenant Sir Charles Napier, hatte vorgestern mit dem Premier⸗Minister Lord John Russell eine amtliche Konferenz in Downing⸗Street und dann mit dem Herzog von Wellington, als Ober⸗Befehlshaber der ganzen britischen Landmacht, in Horse⸗Guards, wo die Anordnungen fur die Abreise Napier's besprochen wurden. Zu Adjutanten desselben sind die Majore Macmurdo, William Na⸗ pier und Sir Guy Campbell und Capitain Byng ernannt und seinem Gencralstab sind der Major Bunbury, der Oberst Napier und der Capitain Napier, cin Neffe des Gencrals Sir Charles Napier, beigegeb n. Das Amt eines Militair Secretairs bei dem neuernannten Ober⸗Befel ls⸗ haber wird der Ingenieur⸗Capitain Pitt Kennedy versehen. Das Ab⸗ schiedsmahl, welches die Direktoren der ostindischen Compagnie dem Gencral Napier zu Ehren veranstaltet hatten, fand vorgestern in der London⸗Tavern statt. Der Herzog von Wellington, mehrere der Minister und andere angesehene Personen wohnten dem Bankett bei. Den Vorsitz führte Sir J. Lushington, der den Toast auf Napier ausbrachte und das vollste Vertrauen des Direktorenhofes zu den Eigenschaften und militairischen Talenten des Ernannten aussprach, die derselbe bereits früher auf dem Kriegsschauplatz in Indien, in dem Feldzuge gegen die Emirs von Sind, bewährt habe. Hoffent⸗ lich, fügte er hinzu, werde das düstere Gewölk, welches sich über die dortigen Ergebnisse gebreitet, bald vorüberzie⸗ hen. Sir Ch. Napier dankte und erklärte, daß er durch den Rath und Beistand des Herzogs von Wellington und durch die Unterstützung der Minister und des Direktorenhofes in seinem schwe⸗ ren Amt ermuthigt werde. Der Herzog von Wellington, dem der nächste Toast galt, sagt in seiner dankenden Antwort, er habe nie einem Fest der ostindischen Compagnie mit größerer Freude beige⸗ wohnt, als dem heutigen; General Napier verdiene das ihm bewie⸗

sene Vertrauen im vollsten Maße, denn er habe bertits die schwie⸗ rigsten und wichtigsten Operationen mit dem größten Talent ausge⸗ führt. Uecbrigens erklärte der Herzog, er halte den Stand der Dinge in Indien für nicht so schlimm, als er wohl hier und da betrachtet worden; es liege keine der ungewöhnlichsten Krisen vor, und man habe keinen Grund, mit Entmuthigung in die Zukunft zu schauen; ein großes Ziel des schwebenden Krieges sei ja erreicht, der Fall jener Festung Multan, deren Besitz zur Her⸗ beiführung des Friedens nothwendig gewesen; dieselbe sei nach allerdings langer Belagerung, aber ohne Verlust von Mannschaft, durch unbedingte Uebergabe in die Hände der britischen Armee ge⸗ fallen. Zwar habe diese Armee in einer Schlacht schweren Verlust erlitten, aber große Schlachten gingen ohne große Opfer nicht ab, auf solche Gefahren müsse man gefaßt sein, wenn man Großes er⸗ reichen wolle; leicht errungene Siege brächten auch wenig Ehre. Dann sprachen noch der Kolcnialminister Sir. G. Grey, der Prästdent der ostindischen Kontrolle, Sir J. Hobhouse, und der vorige Ge⸗ neral⸗Gouverneur von Ostindien, Viscount Hardinge, in Erwicde⸗ rung auf die ihnen dargebrachten Toaste. Lord J. Russell hatte seine Abwesenheit durch ein Schreiben an den Vorsitzenden ent⸗ schuldigt.

Der vor einigen Tagen in London gestorbene Feldmarschall Sir George Nugent war der älteste General der britischen Armee. Er hat ein Alter von 92 Jahren erreicht. Am 5. Juli 1773 trat er als Fähnrich in den Dienst und nahm noch an dem ersten ameri⸗ kanischen Kriege Theil. Während der irländischen Rebellion von 1798 befehligte er den nördlichen Bezirk von Irland. Im Jahre 1803 wurde er Gentrallieutenant und Oberst des 6ten Infanterie⸗ Regiments, welches er bis zu seinem Tode kommandirte. Im Jahre 1811 zum Ober⸗Befehlshaber in Indien ernannt, bekleidete er die⸗ sen Posten bis 1813. Im

Juni 1846 wurde er zu einem der neun Feldmarschälle von England befördert.

Die Geldsammlungen für den Pavpst in den katholischen Kir⸗ chen Irlands, namentlich Dublins, liefern einen sehr reichlichen Ertrag.

Schweiz. Chiasso, im Kanton Tessin, 14. März. (Frankf. Journ.) Seit gestern Abend sind wir wieder blokirt, und dieses Mal einzig und allein, weil Radetzky fürchtet, es könnte bei den in Aussicht stehenden Feindseligkeiten mit Piemont der ganze Kanton Tessin sich in Masse erheben, um den Lombarden zu helfen. Da gegenwärtig sich gar keine Flüchtlinge mehr hier aufhalten, so fällt dies sehr auf. Heute Morgen brauchte es die größte Mühe des hiesigen Post⸗Direktors, um die Diligence und Felleisen nach Mailand soe⸗ diren zu können, da der den Gränzposten kommandirende Offizier dieselbe nicht durchlassen wollte, obschon sie von einem Kaiserl. öster⸗ reichischen Conducteur begleitet war. Die mit derselben angekomme⸗ nen Reisenden mußten jedoch hier bleiben, und nun ist es durchaus Jedermann verboten, die Gränze zu überschreiten.

Italien. Turin, 12. März. (A. Z.) Der Finanzminister

hat der Deputirtenkammer zwei Gesetzentwürfe vorgelegt, von denen der eine die Regierung ermächtigt, im Auslande ein Anlehen bis zu 50 Millionen zu machen, der andere, ein freiwilliges Anlehen im Staate selbst zu eröffnen.

Turin, 15. März. (A. Z.) Der König ist in der Nacht auf den 14ten d. nach Alessandria abgereist, zu seinem Stellvertreter während seiner Abwesenheit von der Hauptstadt ist wieder der Prinz Eugen von Savoyen⸗Carignan ernannt.

Chrzanowski ist zum Generalmajor der Armee ernannt an der Stelle des General en Chef, was er schon war. Er wird den Oberbefehl über die Armee behalten und unter seiner eigenen Ver⸗ antwortlichkeit ausüben. Der König will seine Soldaten in Person dem Feinde entgegenführen. Die Nachricht von der Aufhebung des Waffenstillstands ist im ganzen Lande verbreitet. In Ficta

Ordnung in Italien in die ernsteste Gefahr würde gerathen sein. 19t ,8 iasg L11““

herrscht darüber großer Jubel.

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