1849 / 81 p. 1 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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. 1 emeinen Amme aufgewachsen. Wie 2 mit Romeo. Ein Mißbehagen wird niedergekämpft; man sucht 98 zu überreden, die Darstellerin wolle die holde Schüchternheit eines jung⸗

fraufichen Gemüths malen, in dem zum ersten Male die Leidenschaft an die Pforte klopft und die schon ahnet, welch' ungestümem Gaste sie zu öffnen im Begriffe ist. Sie tritt wieder auf. Nun, Julia Capulet, dein Schicksal erfüllt sich, verhehle es dir, verhehle es uns nicht länger: du bist geliebt und du liebst, mit aller Gluth einer Italienerin. Dächtest du, ich sei Zu schnell besiegt, so will ich finster blicken, 88 1— Will widerspenstig sein und Nein dir sagen, 8 G So du dann werben willst: sonst nicht um Alles. So gränzenlos ist meine Huld, die Liebe, So tief, ja, wie das Meer. Abber ZJulia Capulet erscheint nicht auf dem Balkon, immer noch ist es Fräulein Bernhard, die mit „entsetzlicher Deutlichkeit“ uns jedes Wort zuzaͤhlt, jede Splbe mit der Aengstlichkeit eines Apothekers zuwiegt. Nein, wackerer Apotheker, dein Trank wirkt nicht! Wenn wir einmal die Granwage zur Hand haben, so sei es gestattet, auf das falsche Gewicht, das sie führt, aufmerksam zu machen, auf die vielen unrichtigen Betonun⸗ gen, auf die Pausen, die oft ebenbürtige geistesverwandte Saͤtze gewaltsam zu trennen suchen, wie der alte stolze Capulet, der auch keine Ahnung hat, was zusammengehört und was nicht. Fast alle Endsylben mit dem stum⸗ men e wogen um eine volle Unze zu schwer; der Laut war nicht rein, so daß es oft klang wie: Augon, blickon, sagon. Auch steht ein modernes rothes Seidenkleid recht hübsch, gehört aber nicht in's vierzehnte Jahrhun⸗ dert, und einen gefüllten Becher schwenkt man nicht in der Luft vor den Augen des Zuschauers.

Doch weg mit all' den Einzelnheiten. Betrachten wir das Ganze. Alle weibliche Gestalten Shakespeares, sagt eine geistreiche Engländerin, weil sie eben wahrhafte Weiber sind, lieben entweder oder haben geliebt oder sind der Liebe fähig; aber Julia ist die Liebe selbst, die Leidenschaft ist der Be⸗ stand ihres Wesens und außer ihr hat sie keine Existenz; sie ist die Seele ibrer Seele, der Pulsschlag ihres Herzens, das Lebensblut ihrer Adern, sich mischend mit jedem Atom ihres Körpers. Die Liebe, die so keusch und edel in Portia, so ätherisch zart und furchtlos in Miranda, so beständig in Imoyen, so süß vertrauend in Perdita, so tändelnd zärtlich in Rosa⸗ linden, so hingebend in Desdemona, so glühend in Helena, so sanft in Viole erscheint, ist Jedes und Alles das in Julia: alle jene erinnern uns an sie, aber sie erinnert uns an nichts, als an ihr eigenes, schönes Selbst. Fräul. B. brachte aber von allen diesen Seiten auch keine einzige zur Anschauung und ließ vollkommen kalt, nicht weil sie Shakespearesche Verse nicht gut spricht, nicht weil das Tempo bald zu rasch, bald zu lang⸗ sam war, nicht weil sie einzelne Momente ihrer Rolle falsch oder gar nicht aaufgefaßt, nicht weil ihre Haltung und Action unangemessen, sondern weil

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Theil des Publikums benrtheilt, bewies unter anderen der Monolog, bevor sie den Schlastrunk nimmt. Diese Scene erhielt den lautesten Applaus und war gerade eine der verfehltesten, weil sie in Miene, Gebehrde und Ton die abentheuerlichen Wanderungen ihrer Phantasie nicht harmonisch be⸗ gleitet, sondern vorlaut zu kommentiren sucht und dadurch parodirt. Solche aufgedrungene Empfindungsrezepte, mit allöopathischer Dosis, müssen jedes feinere Gefühl beleidigen. Aus dem Gesagten erhellt zur Genüge, daß der Grundton gänzlich fehlte, deshalb erscheint es auch üiberflüssig, einzelne gelun⸗ gene Momente heivorzuheben, weil sie ganz zufällig und isolirt blieben. Wenn Fräul. Bernhard Talent und Liebe zur Kunst besitzt was hier noch un⸗ entschieden bleiben möge so ist sie in ernstem Streben (wahrscheinlich durch frühe sogenannte Theatererfolge) irre gemacht und auf salschen Pfad gelockt worden. Herr Wagner, der die Parthie des Romco erst kurz zuvor an Stelle des Herrn Hendrich's hatte übernehmen müssen, leistete be⸗ dingungsweise recht Gutes. Besonders glücklich bewegt sich dieser Künstler fast stets auf den höchsten Alpengipfeln der Leidenschaft, während er im Thale, in der Ebene oft wie sonnambul umherwandelt. Seiner künstleri⸗ schen Persönlichkeit sind von der Natur keinerlei Schranken gesetzt, und alles Störende in seiner Darstellungsweise ist nur Folge von üblen Gewohnhei⸗ ten und Mangel an Uebung. Verständniß des Dichters, Urtheil, Geschmack scheinen ihm nie zu fehlen, aber Gewandheit des äußeren Habitus und ebenmäßige Durchführung. Auch schadet der Wirkung seines an sich schö⸗ nen Organs ein gewisses Quetschen des Tones zwischen Zähnen und Lip⸗ pen, wie man es häufig bei dilettantirenden Sängern hört.

Von den übrigen Rollen war erst kürzlich in den Blättern die Rede. Sehr zu beklagen sind indeß die übermäßig vielen Verstümmelungen des Urtexrtes. Warum giebt man denn, allen Mahnungen zum Trotze, nicht die reine Schlegelsche Uebersetzung?

Markt⸗Berichte.

Danzig, 16. März. An der Bahn wird gezahlt: für Wei⸗ zen, fein 233— 34 pfd. 75. Sgr., mittel 60 bis 70 Sgr., ordinair 45 bis 55 Sgr.; Roggen 130pfd. 31 Sgr., 125 pfd. 28 Sgr., 118pfd. 24 Sgr.; Erbsen 28 bis 37 ½ Sgr.; Gerste 100pfd. 16 Sgr., 108pfd. 22 Sgr., 115 pfd. weiße 27 Sgr.; Hafer 13 bis 15 Sgr. pr. Scheffel. Spiritus 12 ½ Rthlr. pr. 120 Qr. 80 % Tr.

Breslau, 21. März. gelber 51, 56, 60 Sgr. Roggen 31, 32 ½⅛S, 34 ¼ Sgr. Gerste 20, 22, 24 Sgr. 8 Hafer 16, 17, 18 ½ Sgr. Kleesaat unverändert.

Weizen, weißer 53, 58, 62 Sgr.,

ö11“ 1616A“ ““ Posen, 16. März. (Der Schfl. zu 16 Mtz. preuß.) Wei⸗ 1

zen 1 Rthlr. 25 Sgr. 7 Pf. bis 2 24 Sgr. 5 Pf. bis 28 Sgr.

Buchweizen 22 Sgr. 3 Pf. bis 24 Sgr. 5 Pf. Erbsen 26 Sgr. 8 Pf. bis 28 Sgr. 11 Pf. Kartoffeln 8 Sgr. 11 Pf. bis 10 Sgr. 8 Pf. Heu der Centner 17 Sgr. 6 Pf. bis 22 Sgr. Stroh das Schock 4 Rthlr. bis 4 Rthlr. 10 Sgr. Butter der Garnitz zu 8 Pfund 1 Rthlr. 20 Sgr. bis 1 Rihlr. 25Sgr. b

Köln, 17. März. (2 Scheffel.) Weizen direkt 6 Rthlr. Waare, alter pr. März 6 ½2 Rthlr. W., 6 Rthlr. 1 Sgr. Geld, pr. Mai 5 Rthlr. 28 ½ Sgr. W., 5 ½ Rthlr. G.

Roggen direkt 3 ½ Rthlr. Waare, alter 3 ½ Rthlr. W., 3 ½ G., pr. März 3 ⅔˖ Rthlr. W., 3 Rthlr. 11 Sgr. G., pr. Mai 3 Rthlr. 14 Sgr. W., pr. Nov. 3 ¾ Rthlr. W. 8

Gerste hiesige 25½ Rthlr. W., oberländische 3 ½ Rthlr.

Hafer Rthlr. W., pr. Mai 1 ¾ Rthlr. W.

(Riiüböl pr. 256 Pfd. mit Faß compt. 32 ¼ Rthlr. W., pr. Mat 32 Rthlr. W., 31 ¼ Rthlr. G., pr. Okt. 30 ¼ Rthlr. W., 30 Rthlr. G., geläutert 34 Rthlr. W. .

Rthlr. 4 Sgr. 5 Pf. Roggen Gerste 22 Sgr. 3 Pf. gh

Vanitimachuneg.

Mit Bezug auf die Bekanntmachung vom 12. Februar 1835, in Be⸗ treff der Termine zur Räumung der Wohnungen bei deren Wechsel, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß, da der erste April d. J. ein Sonntag ist, der ohne Unterbrechung fortzuseßende und möglichst zu be⸗ schleunigende Umzug am zweiten desselben Monats beginnt und selbst bei den größesten Wohnungen bis zum vierten des gedachten Monats Mittags zwölf Uhr vollendet sein muß.

Berlin, den 16. März 1849.

Königliches Polizei⸗Präsidium. von Hinckeldey.

Nachdem über 2800 Paar wollene Strümpfe an die hiesigen Truppen vertheilt worden sind, endet das unterzeichnete Comité hiermit sein Unter⸗ nehmen, und sagt seinen Dank Ihrer Majestät der Königin, Ihren Königl. Hoheiten den Prinzen und Prinzessinnen und der großen Zahl der übrigen Wohlthäter und Wohlthäterinnen, welche beigestenert haben. Ferner dem lithographischen Institut, den Redact onen der Zeitungen für unentgelteiche Einsetzungen, endlich dem Sergeanten des Kaiser Alerander Grenadier⸗Re⸗ giments, Ramin, für seine thätigen, geößtentheils unentgeltlichen Dienst⸗ leistungen.

Hafer 14 Sgr. 5 Pf. bis 16 Sgr. Pf. 2 Z für .

sie die Liebe selbst nicht kennt, oder doch sie nicht darzustellen weiß, also 9 Anstatt ihrer an sich langvollen Stimme die süßesten, schmelzendsten Töne und Modulationen

8 geradezu den ganzen Inhalt der Rolle verscherzt.

zu entlocken, forcirte sie dieselbe fast unablässig, wodurch

tieferen Oboentöne erhielt. Wie richtig Fräulein B. dabei einen gewissen

sie die Farbe der Zink ohne Handel.

2. —9— EeescerecBeet⸗

Spiritus 6 ¾ Rthlr. zu bedingen. Ruböl 15 Rthlr. pr. 100 Ctr. bez.

„„r v1“ Bei sehr flauem Markte mußte Weizen neuerdings weichen.

4 Bekanntmachungen. [11⁴] Steckbriefs⸗Erledigung.

Der unterm 20sten v. M. hinter den Schmiedegesellen Carl Heinrich Blücher erlassene Steckbrief hat durch die Wiederergreifung desselben seine Erledigung gefunden.

Berlin, den 9. März 1849.

Königl. Kriminalgericht hiesiger Residenz. .““ Erste Abtheilung. 1 Harrassowitz.

[28] Nothwendiger Verkauf. . Land⸗ und Stadtgericht zu Bromberg.

Das in der Departementsstadt Bromberg, in der Bä⸗ renstraße sub Nr. 118 belegene Grundstück nebst 4 Wie⸗ sen an der Netze, zur Buchhalter Landowskischen Kon⸗ kursmasse gehörig, abgeschätzt auf 8027 Thlr. 27 Sgr. 8 Pf. zufolge der nebst Hypothekenschein und Bedin⸗ gungen in der Registratur cinzusehenden Taxe, soll

am 15. September 1849, Vormitt. 11 Uhr, an ordentlicher Gerichtsstelle subhastirt werden. Alle unbekannten Real⸗Prätendenten werden aufgeboten, sich bei Vermeidung der Prällusion spätestens in diesem Termine zu melden.

[115]

Am 31. März d. J., Nachmittags 4 Uhr, sollen in der hiesigen Provinzial⸗Zuckersiederei 37 Kisten havarirten Zuckers für Rechnung der Assuradeurs öffent⸗ lich verkauft werden.

Stettin, den 15. März 1849.

Königl. See⸗ und Handelsgericht.

Aachen⸗Düsseldorfer Eisenbahn⸗ Gesellschaft.

Behufs Mittheilung des Erfolges der

seit der letzten regelmäßigen General⸗

8.2,Versammlung bei den Staatsbehörden

von uns fortgesetzten Anträge auf Ueber⸗

8 nahme resp. Unterstützung des Unterneh⸗

Mmens, so wie wegen der dieserhalb er⸗

forderlichen Beschlußnahme und eventuell behufs Voll⸗

vges Etcheitun zur definitiven Vertrags⸗Abschließung

machsen er Regierung resp. Vornahme der sich dem⸗

Sssns - diesen Vertrag ergebenden Abänderung der

-5 n, laden wir die Actionaire der Gesellschaft zu r außergewöhnlichen General⸗Versammlung auf

Mittwoch den 25. April c., Mittags aes Diffelvorf

in den Gasthof 1 hierdurch ein. sthof zum Prinzen von Preußen

er i 1 übd 8 Art. 29. des Statuts vorgesehene Nachweis

Besi agen vor vsg F Actien erfolgt an den beiden letzten

4 eneral⸗Versam l 9 b mlung, Vormit 1s Nachmittags von 8 bis 8 8⸗ auf dungswege entweder Aachen am Vurischeider Verbin⸗ durch Beibrin 9* durch Vorzeigung der Actien oder den Besih derseibd, ünese genägenden Zeugnisses über von inländischen Not Zeugnisse önnen außer

arien u 1 in Berlin von den Herren eehseng Behöͤrden Le an denjenigen Orten, wo Directions⸗Mitg geuer und

ega E..h,as werden. lieder wohnen, Gegen Vorzeigung der Actien o 5 cheinspung derselben erfolgt an veneeh snh 1

gen zu der angegebenen Zeit die Ertheilung 889 Ein. trittskarten zum Besuch der General⸗Versammlun in⸗ Aachen, am 20. Mäz 1849. g. . E8E1111A1X“

Königliche Justiz⸗Kanzlei zu Hannover, [116] den 14. März 1849.

Nachdem von Seiten des Amtsrathes Deichmann zu Bisperode, Amts Eschershausen, im Braunschweigschen bei obbemerkter Behörde zur Anzeige gebracht ist, da

nachbezeichnete, vom Königlichen Schatz⸗Kollegium am 15. Dezember 1846 ausgestellte, zu den diesseitigen fünf⸗ prozentigen Eisenbahn⸗Schulden gehörige Obligation au porteur Litt. D. I. No. 1623. über 1000 Thlr. Courant sammt dazu gehörigen Zins⸗Coupons von den Fälligkeits⸗Terminen 1. Juli 1879 bis 2. Januar 1852 und Talon am 23. Februar d. J. auf dem Bahnhofe zu Berlin abhanden gekommen und deshalb deren Mor⸗ tification beantragt ist;

so werden die unbekannten etwanigen Besitzer der vor⸗ beschriebenen Obligation nebst den beregten Zins⸗Cou⸗ pons und Talon durch die gegenwärtige Ediktal⸗Ladung aufgefordert, in dem auf den 19. März kommen⸗ den Jahres 1850, Mittags 12 Uhr, auf hie⸗ siger Königl. Justiz⸗Kanzlei anberaumten Termine die in ihren Händen befindlichen Urkunden im Original so unfehlbar vorzulegen, als die letzteren entgegengesetzten⸗ falls für erloschen und ungültig erklärt werden sollen.

[109] Fikial⸗Ladung.

Auf Antrag einiger der nächsten Verwandten der in nachstehendem Verzeichnisse genannten Abwesenden, so wie im Verfolg des von dem Königlichen Appellations⸗ gericht zu Leipzig wegen Erlassung von Ediktalien be⸗ hufs der Todes⸗Erklarung derjenigen der obgedachten Abwesenden, welche in solchen Ortschaften, die unter die Jurisdiction der unterzeichneten Behörde nicht gehören, geboren sind, der letzteren ertheilten Auftrags, werden die im nachbefindlichen Verzeichnisse aufgeführten Ab⸗ wesenden, nämlich:

Johann Gottfried Seidel, Carl Gottlob Köhler,

Carl Gottfried Hammer, Gottfried Kirsten, Johann

Christlieb Schumann, Johann Christoph Möbius,

Christlieb Ludwig, Gottlob Stockmann, Johann Georg

GEöeö Johann Christian Hoyer, Carl Goltlob

eyne, oder, dafern sie nicht mehr am Leben sein sollten, die⸗ jenigen, welche an das Vermögen derselben einige An⸗ sprüche, sei es nun aus dem Rechte der Erbfolge oder aus irgend einem anderen Grunde, zu machen haben, hiermit öffentlich vorgeladen, bevorstehenden

27. August 1849 zu rechter Gerichtszeit an hiesiger gewöhnlicher Gerichts⸗ stelle bei Verlust der ihnen etwa zustehenden Rechts⸗ wohlthat der Wiedereinsetzuug in den vorigen Stand, so wie unter der Verwarnung, daß jene, die Abwesen⸗ den, für todt, diese hingegen, die Anspruchsberechtigten, ihrer Forderungen für verlustig werden geachtet werden, entweder in Person oder durch gehörig legitimirte Be⸗ vollmächtigte zu erscheinen, die erforderlichen Legitima⸗ tionen beizubringen, ihre Anforderungen anzumelden und zu bescheinigen, mit dem bestellten Kontradiktor hierüber allenthalben rechtlich zu verfahren, dieses Ver⸗ fahren längstens binnen sechs Wochen zu beschließen,

sodann aber den 9. Oktober 1849 des Schlusses der Akten und deren Versendung nach rechtlichem Erkenntnisse sowohl den 5. Dezember 1849 der Publication des einzuholenden Urtels, nicht min⸗ der, nach Befinden, nach Ablauf eines Jahres von dieser Urtels⸗Publication an gerechnet, der Ausantwor⸗ tung des den Abwesenden gehörigen Vermögens an diejenigen, denen dasselbe rechiskräftig zuerkannt werden Ind⸗ sich zu gewärtigen. Uebrigens haben auswärtige Dmiesesäßten zu Annahme der künftig an sie ergehen⸗ un Ausfertigungen Bevollmächtigte, welche im hiesigen chisbezirke wohnhaft sind, zu bestellen. G ebstein bei Waldheim, ven 6. März 1819. elich Arnimsche Gerichte allda. Krauße, G.⸗D.

BVerzeichniß 8981 Abwesenden. 0

ist am 26. de heim geboren, h Burfsdietion des Steina, wo er d rung sich

hat zunäch

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amals gedie a Rehanse s aus zu i⸗ * ist als Soldat ausgehoden 12. eipzig in Garnison geßanden, nach⸗

IExEEKA

mals im Jahre 1810 in Stettin und im Jahre 18 und 1812 in Danzig als Gemeiner der 8ten, vom Hauptmann von Römer kommandirten, nachmals als Gemeiner der 4ten Compagnie des Infanterie⸗Regi⸗ ments von Rechten sich aufgehalten und seit dem 5. April 1812 von seinem Leben und Aufenthalt keine Nachricht ertheilt. In seinem letzten, am 5. April 1812 von Danzig aus geschriebenen Briefe bemerkt er, daß das erste Bataillon, zu welchem jene vierte Compagnie gehört hat, den 9. Avpril 1812 nach Marienburg mar⸗ schiren solle. Sein Vermögen beträgt derma 9 Thlr. 23 Ngr.

II. Carl Gottlob Köhler

ist am 30. Januar 1788 in Moritzfeld bei Waldheim geboren, hat im Jahre 1809 von dem unter die Juris⸗ diction der Gerichte zu Ehrenberg gehörigen Dorfe Erlebach aus zur Rekrutirung sich gestellt, ist als Sol⸗ dat ausgehoben, als gemeiner Musketier der siebenten Compagnie des Regiments von Rechten einverleibt wor⸗ den, hat als solcher der Armee im Jahre 1812 in den Feldzug folgen müssen und die letzte Nachricht am 3. August 1812 von Königsberg aus gegeben. Sein Ver⸗ mögen beträgt jetzt 115 Thlr. 23 Ngr. 1 Pf.

III-

Carl Gottfried Hammer ist am 20. Juli 1808 in Beerwalde bei Waldheim ge⸗ boren, hat nachmals in Mittweida die Schuhmacher⸗ Profession erlernt, ist, nachdem er im Jahre 1827 sei⸗ ner Militairpflicht Genüge geleistet gehabt hat, bald darauf als Schuhmachergeselle gewandert, auch nicht wieder in seine Heimat zurückgekehrt, und hat die letzte

Nachricht am 8. April 1828 von Königsbrück aus ge⸗

geben. Sein Vermögen beträgt jetzt 176 Thlr. 21 Ngr. F Gottfried Kirsten ist am 5. November 1774 in Tanneberg bei Mittweida geboren, daselbst vom Jahre 1795 bis zum Jahre 1815 mit einem Hausgrundstück ansässig gewesen, hat auch allda bis zum Jahre 1816 oder 1817 sich aufgehalten, in einem der zuletzt gedachten Jahre aber von Tanne⸗ berg sich entfernt und seit dieser Entfernung von seinem Aufenthalte und Leben eine Nachricht nicht ertheilt. Auch sind die über sein Leben und seinen Aufenthalts⸗ ort angestellten Erörterungen und Erkundigungs⸗Einzie⸗ hungen erfolglos geblieben. Sein Vermögen beträgt jetzt 37 Thlr. 23 Ngr. W Johann Christlieb Schumann ist am 8. November 1789 in Unterrauschenthal bei Waldheim geboren, hat im Jahre 1809 von dem unter die Jurisdiction der Gerichte zu Kriebstein gehörigen Dorfe Heiligenborn aus zur Rekrutirung sich gestellt, ist als Soldat ausgehoben, nachmals dem zweiten Ba⸗ taillon des Regiments von Rechten einverleibt worden, hat in diesem Regimente der Armee in den Feldzug von Jahre 1812 folgen müssen und im gedachten Jahre anfangs in Danzig und nachmals in Pillau gestanden und über sein Leben und seinen Aufenthalt von Pillau aus im Monat August 1812 die letzte Nachricht gege⸗ ben. Sein Vermögen beträgt jetzt 35 Thlr. 15 Ngr. VI

Johann Christoph Möbius

ist am 9. Januar 1791 in Aschershain bei Hartha geboren, im Jahre 1810 während seines Aufenthalts in dem Dorfe Erlau als Soldat ausgehoben worden und hat als Musketier im Jahre 1811 in Torgau ge⸗ standen, ist aber, laut seiner Angabe, gegen Pfingsten gedachten Jahres im Begriff gewesen, Torgau mit noch acht anderen Gemeinen desjenigen Regiments, bei wel⸗ chem er gestanden hat, zur Kompletirung einer anderen Truppen⸗Abtheilung zu verlassen. Seit dem gedachten Zeitpunkte ist über sein Leben und seinen Aufenthalt eine Nachricht nicht eingelangt, auch, der Erkundigungs⸗ Einziehung ungeachtet, bei der betreffenden Militair⸗ Behörde nicht zu erlangen gewesen. Sein Vermögen beträgt 75 Mfl.

NII. Christlieb Ludwig 8 ist am 17. Februar 1791 in Crossen dei Mittweida ge⸗

Es wird gebeten, noch vorhandene etwan ge Forderungen an das Co⸗ mité, an Fräulein von Schöning, Neue Grünstraße Nr. 19, bis zum 15. April d. J., wo die Rechnungen geschlossen werden, anzumelden.

Keibel, Stadtrath. Freiherr von Lentz. Schaner, Stadtrath.

—— ——

boren, nachmals als Soldat ausgehoben, als gemeiner Musketier dem Regimente von Rechten einverleibt wor⸗ den, und hat die letzte Nachricht über seinen Aufenthalt und sein Leben im Jahre 1812 von Dresden aus mit dem Bemerten gegeben, daß er der Armee nach Ruß⸗ land folgen müsse. Sein Vermögen beträgt 23 Thlr. 12 Ngr. 7 Pf. VIII. Gottlob Stockmann

ist am 7. Januar 1788 in Hilmsdorf bei Geringswalde geboren, mit seinem Vater Gottlob Stockmann (welcher im Jahre 1795 nach Zettwitz bei Rochlitz sich gewendet und im zuletztgedachten Dorfe vom Jahre 1795 bis zum Jahre 1834 ein Haus besessen hat, auch in Zett⸗ witz im Jahre 1836 gestorben ist) im Jahre 1795 nach Zettwitz gezogen, im Jahre 1812 als Soldat ausgeho⸗ ben und am 26. August 1812 von dem in Torgau er⸗ richteten Rekruten⸗Bataillon an das provisorische Ba⸗ taillon abgegeben worden. Ueber seine ferneren Schick⸗ sale ist eine Nachricht nicht zu erlangen gewesen. Sein Vermögen betragt 54 Ngr. 9 Pf.

Johann Georg Kretzschmar, geboren in Bubendorf (im Staatsbezirke Borna) am 21. Januar 1770, hat sich am 29. Dezember 1817 in Zettwitz mit einem Hause ansässig gemacht, solches bis zum Jahre 1834 besessen, auch vom Jahre 1834 an noch bis zum Jahre 1836 als Auszügler in jenem Hause sich ausgehalten, im Jahre 1830 aber Zettwitz verlassen und seit dieser Zeit über sein Leben und seinen Aufenthalt keine Nachricht gegeben. Eben so wenig ist durch die erfolgten Erkundigungs⸗Einziehungen und Er⸗ örterungen darüber: ob er noch lebt? und wo er sich

aufhält? ein sicheres Resultat zu erlangen gewesen.

Sein Vermögen beträgt 47 Ner. 3 Yf.

Johann Christian Hoyer, 1“ geboren in Neuwallwitz bei Geringswalde am 3. Sep⸗ tember 1790, ist im Jahre 1812 zur Königlich Säch⸗ sischen Armee als Trainsoldat ausgehoben worden, hat als solcher im Monat Februar 1812 bei der vom Haupt⸗ mann von Brause kommandirten ersten Batterie der er⸗ sten Brigade in Blösto bei Guben gestanden, der Armee nach Rußland folgen müssen und im Monat Mai 1812 aus Polen die letzte Nachricht über sein Leben gegeben. Seit dieser Zeit hat man darüber: ob er noch lebt? und wo er sich aufhält? der angestellten Erörterungen ungeachtet, Auskunft nicht erlangen können. Sein V mögen beträgt jetzt 94 Khlr. 24 Ngr.

Carl Gottlob Heyne, geboren in Holzhaußen am 1. März 1786, ist im Jahre 1806 als Soldat ausgehoben worden und hat als Ge⸗ meiner des Regiments Prinz Maximilian oder von Low der Armee in den Feldzug von 1812 folgen müssen und die letzte Nachricht über sein Leben von Königsberg aus gegeben. Seit länger als dreißig Jahren aber ist dar⸗ üͤber: ob er noch lebt und wo er sich aufhält? einige Nachricht nicht eingelangt, auch nicht zu erlangen ge⸗ wesen. Sein Vermögen beträgt 45 Thlr. 19 Ngr. 9 Pf.

Verkauf eines Weinbergs⸗ 110n Grundstücks.

Das unweit Finladers, 1 Stunde von Dresden ge⸗ legene und den Erben der Frau Rittmeister Freiberg zugehörige Weinbergs⸗Grundstück mit Park⸗Anlagen, Blumen⸗, Obst⸗ und Gemüsegarten, Wohn⸗ und Wirth⸗ schaftsgebäuden, welche sich in vollkommen baulichem Zustande befinden, in der schönsten Lage der Loschwitzer Flur, mit herrlicher Aussicht auf das Elbthal, ist der Erbtheilung halber aus freier Hand zu verkaufen. Das⸗ selbe bietet, wenn auch nicht in großartigem Style an⸗ gelegt, jede einer Familie nur irgend wünschenswerthe Annehmlichkeit und Bequemlichkeit.

Näyere Auskunft ist zu erhalten: Dresden bei Herrn Hofrath Dr. Engelhardt, Leipzig bei Herrn Dr. Dreschke, und Wurzen bei Herrn Stifts⸗Syn⸗ dikus Freyberg.

Das Abonnement betraͤgt:

82

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4 Rthlr. 8

8 Athlr. 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie

ohne Preis⸗Erhöhung. Bei einzelnen Rummern wird der Bogen mit Sgr. berechnet.

Berlin, Sonnabend den 24. März

Alle post⸗Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen Bestellung ai f dieses Blatt an, für Berlin die Expedition des Preuß. Staats⸗ Anzeigers: 1 Behren⸗Straße Nr. 57.

Mit dem Preußischen Staats⸗Anzeiger werden die vollständigen stenographischen Berichte über die Sitzungen beider Kammern auch fernerhin ausgegeben werden. Wir bitten die verehrlichen Abonnenten ergebenst, ihre resp. Bestellungen für das mit dem 1. April c. beginnende Quartal gefälligst rechtzeitig so bewirken zu

wollen, daß dieselben in der regelmäßigen Zusendung keine Unterbrechung erleiden und wir in den Stand gesetzt werden, die Stärke der Auflage gleich zu Anfang danach bestimmen

zu können.

Der vierteljährliche Pränumerations⸗Preis beträgt, mit Einschluß der genannten stenographischen Berichte und ohne Rücksicht auf die Bogenzahl

derselben, 2 Rthlr.

AIunhgltt Amtlicher Theil.

Deutschland. Preußen. Berlin. Freienwalde a. d. O. Konzert zum Besten⸗ der Kinder des Generals von Auerswald. Bundes⸗Angelegenheiten. Frankfurt a. M. Verhandlungen der verfassunggebenden Reichs⸗Versammlung. Oesterreich. Wien. Bekanntmachung des Civil⸗ und Militair⸗Gou⸗ verneurs. Vermischtes. Schleswig⸗Holstein.

- Schleswig. Versammlung. 8 1

Verhandlungen der Landes⸗

Ausland.

Frankreich. National⸗Versammlun g. Verwerfung eines Ver⸗ folgungs⸗Antrags wegen Duells. Bewilligung für den Vice⸗Präsiden⸗

rten der Republik. Früherer Anfang der Sitzungen. Debatte und Erklärung des Ministeriums über den Klub⸗Gesetz⸗Entwurf. Paris.

Die römischen Gesandten. Vermischtes.

Großbritanien und Irland. London. Abreise König Wil⸗ helm's III. nach dem Haag. EE An⸗ tritts⸗Adresse des Präsidenten Taylor. Ministerkrisis in Lissabon. Vermischtes.

Italien. Turin. Wortlaut der Auftündigung des Waffenstillstandes. Das Manifest der sardinischen Regierung. Vermischtes.

Börsen⸗ und Handels⸗Nachrichten.

Beilage.

8

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem General⸗Major von Jenichen, Inspecteur der 2ten Artillerie⸗Inspection, den Rothen Adler⸗Orden erster Klasse mit Eichenlaub zu verleihen. ““ 3

8 8 8 Dem Bäcker Engelbert Sökeland zu Haßlinghausen bei Wb im Kreise Hagen, ist unter dem 21. März 1849 ein atent auf eine durch Zeichnung und Beschreibung dargestellte Mühle, insoweit solche für neu und eigenthümlich erkannt worden ist, 8 auf fünf Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für des preußischen Staats ertheilt worden.

den Umfang

Nichtamtlicher Theil Deutschland.

Berlin, 23. März. Se. Majestät der König dem Platz⸗Major in Saarlouis, Ritt⸗

Preußen. 6 haben Allergnädigst geruht: 1 s, - meister von Barfuß, aggregirt dem 10ten Husaren⸗Regiment, die

Erlaubniß zur Anlegung des von Sr. Majestät dem. Frt h 8 Hannover ihm verliehenen Guelphen⸗ Ordens vierter Klasse zu er⸗ theilen.

Freienwalde a. d. O., 21. März. Gestern wir hier in der Stadt ein Konzert zu Gunsten der nachgeblieb 8 des seligen Generals von Auerswald, bei welchem wir das Glück hatten, auch Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Louise erschei⸗ nen zu sehen.

Bundes-Angelegenheiten.

Frankfurt a. M., 21. März. (O. P. A. Z.) 190ste Sitzung der verfassunggebenden Reichs Perschn. lung. Tagesordnung: Berathung über den von Welcker gestellten Antrag. 8

Die Sitzung wird um 9 ½1 Uhr eröffnet. die Zuhörerräume wie 8 den vorigen üllt. Das Wort erhält zuerst: dh hüscter als Benchtarstalter der Minorität I. Bevor der Red⸗ ner zur Tagesordnung übergeht, kommt er noch einmal auf die neuer⸗ liche Behauptung des Abg. Wurm zurück, es habe Württemberg dem Könige von Preußen die Krone Deutschlands angeboten, um so mehr, meint er, als der Herr Minister⸗Präsident gestern denselben Punkt berührt habe. Nach der Februar⸗ Revolution seien in Stuttgart einige Regierungen zusammengetreten, um sich über eine ihren Völkern zu gebende freie Verfassung zu berathen. reich sei nicht dabei gewesen. Metternich habe dort noch ge⸗ herrscht. Zur Erhaltung der Ordnung und zur sicheren Füh⸗ rung der deutschen Angelegenheiten habe man vorgeschlagen, dem Könige von Preußen die oberste Leitung derselben in einem Bunde zu übertragen. Allein die Behauptung, daß eine Krone ihm ange⸗ boten worden, sei irrig. Württemberg hat sich immer in die Be⸗

Die Gallerieen und Tagen wiederum über⸗

ebenen Kinder

Oester⸗

schlüsse der National⸗Versammlung gefügt, und wird es auch heute, wenn sie den König von Preußen zum erblichen Oberhaupte er⸗

nennen werde. (Bravo.) Der Redner kommt auf den Gegenstand

der Tagesordnung und berührt zunächst die vorgeschlagene rasche

Annahme der Verfassung. Er erklärt sich dagegen. Denn er fürchte

keinen Krieg, er halte ihn für keine Gefahr, er halte ihn für

nothwendig, um der allgemeinen in Deutschland herrschenden Gährung ein Ende zu machen. Von dieser Ansicht ausgehend,

habe er gegen den Waffenstillstand gestimmt. Rußlands Augen seien nicht nach Westen gerichtet; Frankreich wende seine Blicke nach Italien, Oesterreich habe mit sich selbst genug zu thun. Man habe auch als Grund zur Beschleunigung den schlechten Stand der Gewerbe, den Mangel an Vertrauen, die Minoritäts⸗Ministerien in den Einzelstaaten angeführt. Daß der Kredit gesunken, daran sei eben die Furcht Schuld. Man fürchte sich nicht, man sprenge keine Gerüchte aus von beabsichtigten Revolutionen, und das Vertrauen werde zurückkehren. Die Centralgewalt habe gewiß alle Vorsichts⸗ maßregeln zur Erhaltung der Ruhe getroffen, Reichstruppen durch⸗ ziehen seit September das Land, keine Schilderhebung sei möglich, also sei kein Grund zu Mißtrauen gegen die bestehenden Verhält⸗ nisse. Freilich gebe es Regierungen ohne Minister, allein es gebe deren auch, die zu viel haben. Was die Reaction be⸗ treffe, die jetzt Jedermann sehe, so zweifle er, daß sie und die Bureaukratie durch terdrückt werden. Seines Wissens seien bis jetzt die Grundrechte in dem Lande, dessen König man wählen wolle, noch nicht einge⸗ führt. (Links: hört!) Der Redner berührt hierauf Oesterreich und die österreichische Note. wenn Oesterreich auf seinen Vorschlägen bestehe, man das Bundes⸗ verhältniß mit ihm abschneide. Allein Oesterreich habe sein letztes Wort noch nicht gesprochen. Die oetroyirte Charte komme vor einem Jahre nicht zur Ausführung; bis dahin könne sich viel ändern. Dann glaube er, die österreichische Regierung kenne die deutschen Verhältnisse bis jetzt zu wenig, sie werde andere Vorschläge machen, wenn sie dieselben besser kennen gelernt. Er sehe nicht ein, warum man, auch wenn „Gefahren drohen, Oesterreich nicht noch eine kurze Frist gönne, und zwar die Dauer einer zweiten Lesung. Er könne gar keinen Grund zur Beschleunigung finden. Werde Oesterreich jetzt verloren, so sei es für immer verloren; man werde das österreichische Kabinet zu be⸗ ständigen Machinationen gegen Deutschland innerhalb und außerhalb Deutschlands zwingen und so trotz Erbkaiser keine Ruhe haben.

Das Geschenk des Verfassungs⸗Ausschusses scheine ihm ein „höchst zweifelhaftes zu sein. Dieser wolle die Verfassung der nächsten

Versammlung zur Revision vorgelegt wissen, allein dann werde man

einen Monarchen mit einem absoluten Veto haben, und jede Ver⸗

änderung erschwert, ja unmöglich sein. Und gesetzt, es wären in der⸗

selben wieder viele Gelehrte, die ließen gewiß keinen Stein daran.

(Heiterkeit links.) Dann hätte Deutschland die Aussicht, aus dem

Konstituiren nicht herauszukommen. Eine rasche Annahme der Verfassung

sehe einer Ueberrumpelung ähnlich und werde beim Volke eine üble

Wirkung hervorbringen. Ob denn die Preußen nicht partikularistisch

seien, dies möge man ihm beweisen. Er behaupte, ganz Preußen

sei es, sogar die Rhein⸗Provinz. Nach der Kollektiv⸗Note würde Preußen im Staatenhause wie im Volkshause das Uebergewicht ha⸗

ben. Man sage, es sei eine große That, die Verfassung rasch zu vollenden und Deutschland Hohenzollern in die Arme zu werfen. Er frage, ob dies eine große That sei? (Bravo links.)

Schüler aus Jena, Berichterstatter der Minorität II, nennt den Antrag, die Verfassung in Bausch und Bogen anzunehmen, einen parlamentarischen Terrorismus, da die Linke in manchen Fragen die Majorität gehabt habe. Nehme man diesen Antrag zurück, so werde eine größere Majorität für den König von Preußen stimmen. Der Partikularismus in Deutschland sei ein dynastischer, kranker; wohl gebe es auch einen gesunden Partikularismus, welcher auf der lin⸗ ken Seite des Hauses vertreten sei. Und jener dynastische Partiku⸗ larismus sei es, welcher den König von Preußen wolle. Auf der linken Seite werden einige Oesterreicher für und einige Preußen gegen den König von Preußen stimmen. Auf der rechten aber werde gewiß kein Oesterreicher für das erbliche preußische Ober⸗ haupt stimmen, es wäre denn der Papst. (Heiterkeit.) Er glaube, daß sich die Preußen nur darum dem deutschen Kaiser unterwerfen, weil man ihren König dazu zu machen gedenke. Der Redner er⸗ wähnt hierauf der Möglichkeit, daß durch die Wahl des Königs von Preußen Deutschland in ein Nord⸗ und Süddeutschland zer⸗ fallen könne, wenn Oesterreich ausgeschlossen werde. Man be⸗ haupte, etwas beschließen zu müssen, was möglich und aus⸗ führbar sei, und berücksichtige dabei die Fürsten. Das sei auch eine Art von Octroyirung. Der Kaiser werde kein mit demo⸗ kratischem Oele, sondern nur mit dynastischem Gesalbter sein, ein Kaiser der Fürsten, wenn er die Würde annehme; ob man denn glaube, daß er sie direkt von der National⸗Versammlung übernehme und nicht zuvor die Fürsten fragen werde. Er werde sich auf die Fürsten und nicht auf das Volk stützen. Diese werden mit ihm ge⸗ meinschaftliche Sache machen und die Demokratie niederhalten. Hätte man einen Kaiser machen wollen, der sich auf das Volk stützte, so hätte man einen mittleren Fürsten erwählen sollen, der gezwungen gewesen wäre, sich auf die Demokratie gegen die Fürsten zu stützen. Bei einem solchen hätte man nicht zu Seesen gehabt, daß die Haus⸗

politik die überwiegende sei. Nichts könne der Freiheit und Einheit gefähr⸗

die rasche Annahme der Verfassung werde un⸗

Er sei vollkommen damit einverstanden, daß,

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licher sein, als ein Fürst mit einer großen Hausmacht; die Vergangen⸗ heit habe dies in Frankreich wie in Deutschland gelehrt. Ob die Belgier darauf eingegangen wären, wenn man ihnen den Herzog von Nemours mit einigen 100,000 Soldaten geschickt hätte. Das erbliche preußi⸗ sche Kaiserthum werde sonst nichts als eine Assekuranz⸗Anstalt für die deutschen Fürsten sein, eine Erneuerung des alten Bundestages. Einen Monarchieen⸗Föderalismus gebe es nicht, auch nicht nach dem constitutionellen Prinzipe. Das Volk wolle die Monarchie nicht, wenigstens nicht die Theorie des Monarchismus, wovon das Volk nichts wisse. Es wolle seine Fürsten nur aus einer persönlichen An⸗ hänglichkeit behalten, und es würde gewiß auch ihre vollständige Beseitigung wünschen, wenn es sehen werde, daß die Monarchie die Einheit nicht zulasse. Aus Ermattung wolle man jetzt den Kaiser machen; man wolle, es wäre Schlafenszeit und Alles wäre vorbei. Es sei zu bedauern, daß man sich auf Ideen stütze, welche im Abnehmen begriffen sind, daß man sich auf das Philister⸗ thum stütze, in welchem kein Fortschritt sei. Er fürchte von Rußland nichts, höchstens gegen die Demokratie. Eine Re⸗ stauration werde es freilich vorziehen, desgleichen eine andere Form des Oberhauptes in mehreren Personen vorziehen. Woher komme es denn, daß die preußischen Truppen nicht nach Osten zögen, wenn dort Gefahr sei. Der Redner ersucht die Versammlung, sich direkt der Minorität anzuschließen; durch §. 1 der Majorität sei Oester⸗ reich ausgeschlossen, und Oesterreich dürfe eben so wenig ausgeschlos⸗ sen werden, wie sich selbst ausschließen. Wie im Mittelalter der Konfessionsstreit geherrscht, so herrsche jetzt der Streit der Nationali⸗ täten. Die Dynastieen haben sonst den Völkern die Namen gege⸗ ben. Allein dieses Verhältniß habe aufgehört; man dürfe nicht mehr nach der Theorie der Diplomaten vom wiener Kongresse fragen, welchem Staate, sondern welcher Nation man angehöre. Er frage, was Deutschland wünschen müsse, ob, daß Oesterreich Italien oder daß Deutsch⸗ land Oesterreich verliere. Wenn man ein freies Deutschland wolle, so müsse man ein freies Ungarn, Italien, Polen wollen. Die letzte wiener Erhebung sei eine nationale gewesen, und man hätte sich Oesterreich erhalten, wenn Deutschland seine ganze Kraft dazu an⸗ gewendet, es zu wollen. (Bravo links.) Er glaube auch, daß die österreichische Gesammtmonarchie in „dem jetzigen Ministerium teine Verbindung mit Deutschland anknüpfen dürfe und könne, denn Oesterreich sei ja wieder das Oesterreich der Habsburg⸗Lothringer mit der alten Metternichschen Politik, welche an nichts Theil neh⸗ men, ihre Hände aber überall im Spiele haben wolle; der einzige Ausweg sei, Oesterreich zu holen. Die Macht dazu werde nicht fehlen. Man wollte von Olmütz aus zugleich die deutschen Oesterreicher unterdrücken, Deutschland zerreißen; der Bürgerkrieg könne auch so kommen, allein da halte er es für besser, wenn man zu dem Schrecken des Bürger⸗ rieges ohnehin gezwungen werde, ihn zu führen, um Oesterreich zu holen, als um es zugleich mit anderen Theilen Deutschlands zu verlieren. Er empfehle den Antrag der Minorität, denn er könne nicht für einen Antrag sprechen, welcher seinem sittlichen Rechtsge⸗ fühl widerspreche. (Bravo links.) G. Riesser, als Berichterstatter der Mehrheit des Ausschus⸗ sus: Ich werde bestrebt sein, die Unbefangenheit des Berichterstatters zu wahren, so weit es möglich ist bei eigener Ueberzeugung, ohne welche an der vorliegenden Frage sich zu betheiligen Verbrechen ist. Es ist zuerst das Formelle des Vorschlages, das in einer Abstim⸗ mung beschlossen werden soll, angegriffen worden. Die Nothwen⸗ digkeit der Beschleunigung hat die große Mehrheit der Versamm⸗ lung anerkannt. Die Art der Beschleunigung kam in Frage, und es wurde die Abstimmung über die einzelnen Paragraphen ohne Debatte gegen den Mehrheits⸗Antrag vorgeschlagen. Es ist zwischen beiden Vorschlägen zu wählen. Wohin soll eine Abstimmung auf viele Tage hinaus bei den verlangten vielen namentlichen Ab⸗ stimmungen führen? Ob sie wohl der Anschauung des Volkes entspricht? Wird aus ihr ein zusammenhängendes ausführbares, mögliches Werk hervorgehen? Der Despotismus hat in der Geschichte oft den Sieg über die Freiheit erlangt; denn er hat die Raschheit und Einheit des Beschlusses für sich. Zeigen wir dem Volke, daß wir den Absolutismus nicht nöthig haben, um einen großen rettenden Be⸗ schluß zu fassen. (Beifall.) Die Revision der Verfassung im Ein⸗ zelnen bleibt vorbehalten. Wenn auch der Staatskünstler im Einzel⸗ nen erwägt: in das Volk dringen nur die großen Grundzüge der Verfassung. Diese, wie sie bereits beschlossen worden sind, hat der Ausschuß nicht in Frage stellen wollen. Es ist kein Zweifel, daß der Verfassungs⸗Ausschuß nach dem neuen Vorschlage für das Reichs⸗Oberhaupt ein decshnes Veto beantragt. Ueber diese Ab⸗ weichung von der ersten Lesung einige Worte. Als der Ausschuß diese Frage erwog, handelte es sich noch nicht um Annahme der Ver⸗ fassung in Bausch und Bogen; also war nicht die vermuthete Ein⸗ wirkung vorhanden. Die Regierungen hatten in allen ihren Anträ⸗ gen das absolute Veto verlangt. Und in der That, so lange es in den einzelnen Staaten existirt, würde bei suspensivem Veto die Reichsregierung nachstehen an moralischer Kraft und Ansehen. Die gründlichsten Bedenken gegen das absolute Veto sprechen s 8⸗ das nur suspensive. Achtet die Regierung nicht das öffentliche ess ei 1 9 o wir agegen auch das absolute

teresse beim suspensiven Veto, 8* wird dageg

ich 9 je Majoritä den Ausschuß⸗Antrag nicht helfen. Man sagt, die Majorität für 5. 15 elnhei⸗ werde gering sein. Wenn, wo gegen die beshne eaua do ten sich der Widerspruch in einer Abstimmung zoher anzuschlagen. eine Mehrheit vorhanden ist, so ist diese um so höhes pie erste Ab⸗

Eine wesentliche Abaͤnderung des Wahlgesetzes, wie e