1849 / 124 p. 1 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Die beiden an die Ostlistere des Waldes vorgedrungenen Bataillons,

namentlich aber das 7te geriethen um 8 ¾ Uhr Morgens in ein ungemein heftiges Tirailleurgefecht gegen überlegene feindliche Infanterie und Jäger, die von einer flankirenden Batterie unterstützt wurde. Dieses Gefecht dauerte auf engem Raume geführt bis 1 Uhr Mittags ununterbrochen fort, ohne daß es dem Feinde trotz seiner Ueberlegenheit gelungen wäre, Terrain zu gewinnen. 2 Compagnieen des 5ten Bataillons wirkten zu diesem Resultate auf dem äußersten linken Flügel vortheilhaft mit. Dagegen wurde auch das Vor⸗ dringen mit diesen Kräften gegen Vranderupgaard bei der flankirenden feindlichen Stellung und der überlegenen Bewaffnung des dänischen 1sten Jäger⸗Corps ohne Herbeiziehung der Reserve unmöglich. Es gaben in diesem blutigen Gefechte, das namentlich das 7te Bataillon buchstäblich dezimirte, der Oberst Graf von Baudissin und der Oberst von Sachau, Commandeur der zweiten Infanterie⸗Brigade, so wie der Major von Springborn ihren Untergebenen ein schönes Beispiel von Muth und Geistes⸗ gegenwart.

Der Erstere, obgleich verwundet, unterließ nicht, das Gefecht mit Um⸗ sicht weiter zu leiten. Der Obrist von Sachau brachte in einem kritischen Momente, wo vor einem heftigen feindlichen Angriff die Linie zurückzu⸗ weichen drohte, die Mannschaft mit kurzen, kräftigen Worten zum stehen. Auch er verließ erst, nachdem er lange verwundet war, das Gefecht.

Während dieses Gefechts wurde die fahrende Batterie der 2ten Bri⸗

gade auf verschiedenen geeigneten Punkten plazirt, um die, auf dem nörd⸗ ichen Thalrande der Koldingau stehenden feindlichen Batterieen in Front nh zu beschießen und dadurch das Gefecht der Infanterie zu un⸗ erstützen. So rückte die Mittagsstunde heran, in welcher das 6te Ba⸗ aillon beim Dorfe Gjelballe anlangte und der Zeitpunkt gekommen war, den Feind mit diesem und dem 5ten Bataillon in seiner bisher behaup⸗ eten Stellung bei Vranderupgaard anzugreifen. Hierzu war auch die eitende Batterie, die schon 11 Uhr Morgens mit dem 2ten Dragoner⸗Re⸗ gimente bei Gjelballe angelangt war, zu verwenden. Das letztere mußte aber hier in Reserve gelassen werden, da des bedeckte Terrain die Verwen⸗ dung der Kavallerie ausschloß. Um diese Zeit, etwa 1 ½ Uhr Mittags, wo der Feind das Anrücken des 6ten Infanteribataillons, der Kavallerie und der reitenden Artillerie wahrgenommen haben mußte, schien derselbe er⸗ kannt zu haben, daß es ihm nicht möglich sein würde, den Wider⸗ stand unserer mit seltener Bravour sich schlagenden Truppen zu brechen. Er zog zur Einleitung seines Rückzuges die südwestlich Leierskon aufgestelte Abtheilung hinter seinen linken Flügel nord⸗ lich Eistrup, und er schien offenbar durch große Verluste in dem siebenstün⸗ digen Kampfe, in welchem er seine Infanterie mehreremal abgelöst hatte, geschwächt. Infanterie⸗Reserven von ihm waren nicht weiter zu entdecken. Der kommandirende General befahl der nunmehr durch das 6te Infanterie⸗ Bataillon verstärkten 2ten Brigade, jetzt offensiv gegen den Feind vorzuge⸗ hen und ließ zur Unterstützung derselben die Avantgardenbrigade, welche seit mehreren Stunden hinter der ersten Brigade südlich Kolding geruht hatte, nach Seest marschiren, von wo der Oberst von Zastrow in der Rich⸗ tung auf Skovderupgaard in die Flanke des noch bei Vranderuphofgaard im Kampfe befindlichen Feindes geschickt wurde. Die reitende Batterie, sich on dem bei Gjelballe stehenden zweiten Dragoner⸗Regimente tren⸗ nend, wurde zu gleicher Zeit hinter dem rechten Flügel der te Brigade zwischen Vranderuphofgaard und dem Walde südlich davon —. gezogen. Ehe es indessen diesen Truppen möglich war, mit dem Feinde in nahe Berührung zu kommen, zog der letztere es vor, mit seinen Infanterie⸗ Massen von Vranderuphofgaard aus seinen Rückzug über die Au anzutre⸗ ten. Er deckte denselben durch seine auf dem nördlichen Thalrande aufge⸗ stellte Artillerie und durch ein bis nach 1 Uhr durch seine Scharsschützen unterhaltenes heftiges Tirailleurgefecht bei Vranderup. Der Rückzug aber wurde eiliger fortgesetzt, als die 2te Brigade mit ihren Tirailleurs Vrande⸗ ruphofgaard besetzte und hier die reitende Batterie aufgestellt wurde und ihr Feuer gegen die feindlichen Kolonnen richtete. Der Feind räumte nun auch mit seinen Tirailleurs das bis dahin von ihm besetzt gehaltene Dorf

Eistrup. Kurze Zeit, bevor der Feind diesen Rückzug beschlossen, mochte er gefühlt haben, daß seinem rechten Flügel eine Unterstützung nöthig sei, um weiter vorzudringen. Man sah 3 Bataillone, welche noch intact bei

der Windmühle auf der Straße nach Veile nördlich von Kolding gestanden

hatten, in der Richtung auf Harthe aufbrechen. Ein Bataillon desselben rückte den Thalrand zur Au herunter und näherte sich der nördlich Skov⸗ drup befindlichen Furth. Hier kam es aber in das Kanonenfener der oben

erwähnten halben Batterie und eilte, nachdem es einige Schüsse erhalten,

in Unordnung über den Berg zurück. Bei dem weiten Wege, den diese 3 seindlichen Bataillons zu machen hatten und bei dem angetretenen schnellen Rückzuge des rechten feindlichen Flügels kamen sie zu spät, um denselben zu verhindern, und blieben sie nunmehr, nachdem sie Harthe passirt hatten, unthätig stehen. Diese Schwächung des feindlichen linken Flügels bei Kolding wurde 1 ½ Uhr Mittags benutzt, um durch die erste Brigade Kolding wieder anzugreifen und zu nehmen. Der Commandeur dieser Brigade, Oberst von St. Paul, ein eben so energischer, als umsichtiger Offizier, hatte nicht so⸗ bald den Abmarsch jener 3 Bataillons bemerkt, als er den Angriff zu ma⸗ chen sich entschloß, und noch ehe der Befehl des kommandirenden Generals ihn erreichte, denselben bereits begonnen hatte. Die Stadt war durch das ununterbrochene Kanonen⸗ und Granatfeuer an vielen Stellen in Brand gerathen. Der Feind vertheidigte dieselbe durch seine zahlreiche Artillerie, und 7 oder 8 Bataillons waren theils in, theils außerhalb der Stadt zur Vertheidigung aufgestellt. Die Brigg und die beiden Kanonenböte jedoch hatten bereits den Fjord von Kolding verlassen, nachdem sie mit Erfolg von den beiden 24pfündigen Granatkanonen der 2ten 12 pfündigen Bat⸗ terie beschossen worden waren.

Das 3te Jägercorps, gefolgt vom 4ten Infanteriebataillon, bildete die Spitze der Sturmkolonne. Es überschritt im Sturmschritt die Brücke und ohne einen Augenblick nur zu stocken oder zu wanken, warf es den Feind von Straße zu Straße unter heftigem Gefechte zur Stadt hinaus. Er floh auf der Straße nach Friedericia, welche durch Granatfeuer bestrichen und wo ihm noch ein erheblicher Verlust zugefügt wurde.

Der Verlust des 3ten Jägercorps war trotz des Erfolges fast unbe⸗ deutend.

Um 4 Uhr war der Feind auf allen Punkten auf den Straßen nach

Veile und Fredericia in vollem Rückzuge, den er durch seine zahlreiche Ka- vallerie deckte, welche er mit Artillerie in der Gegend von Harthe aufstellte. mit Artillerie und Kavallerie die brennende

Da es nicht möglich war, Stadt zu passiren, so erhielt der Oberst von St. Paul Befehl, Kolding mit der 1sten Brigade besetzt zu halten und die Straße nach Fridericia zu beobachten.

Der Obrist von Zastrow dagegen erhielt Befehl, die Koldingau durch die Furth bei Skovdrupgaard zu passiren und über Harthe nach Brandrup die Straße nach Veile zu gewinnen. Die 2te Brigade erhielt Befehl, mit 8 Theil der Infanterie über Eistrup der Avantgarden⸗Brigade zu olgen. 2

1 Um 4 ½ Uhr hatten diese Truppen die Au passirt, während das 2te Dra⸗ gonerregiment mit 4 reitenden Geschützen bei Rolles Mühle überging und das Terrain zu beiden Seiten der Nebelau, wo feindliche Kavallerie sich zurückgezogen, aufklärte und den linken Flügel der verfolgenden Infanterie deckte. Der Feind wich bei den ersten Anstalten des überall schwierigen und zeitraubenden Widerstandes zurück, und konnten seine Kolonnen nicht mehr eingeholt werden. Nur die Nachhut desselben wurde vom 1sten Dragonerregi⸗ ment ereilt, welche mit der Avantgarden⸗Brigade hier ebenfalls über die Au

egangen war. 1 Offizier und 70 Mann der feindlichen Nachhut wurden dicrbe gefangen.

Die mit der Verfolgung beaustragt gewesenen Truppen lagerten nun⸗ mehr unter dem Schutz ihrer Vorposten bei Brandrup, Harthe und Leierskov. Die 1ste Infanterie⸗Brigade blieb in Kolding, die Kavallerie⸗ Brigade in Harthe; die schwere Artillerie und einige Bataillons auf dem südlichen Thalrande der Koldingau. Sämmtliche Truppentheile haben mit gleicher Bravour und Ausdauer gefochten, und der kommandirende General kann keinen Einzelnen derselben besonders hervorheben, ohne den Uebrigen

Verwundeten, darunter 18 Offizere.

zu nahe zu treten. Ganz besonders ist das schöne Resultat dieser Schlacht, die am geeignetsten den Namen von Kolding erhält, den Führern dieser jungen Armee, den Obersten Graf von Baudissin, von St. Paul, von Sachau und von Zastrow, Oberstlieu⸗ tenant Hann von Weihern, so wie sämmtlichen übrigen Commandeuren und den Batteriechefs zuzuschreiben. Die Mannschaft aller Waffen, Infanterie Kavallerie und Artillerie folgte willig und unverdrossen dem Beispiel ihrer Führer und Offiziere.

In einem Tagesbefehl vom 24. April hat der kommandirende General sich gedrungen gefühlt, sämmtlichen Truppentheilen der schleswig⸗ olsteini⸗ schen Armee seinen Dank für ihre Hingebung und Tapferkeit im Kampfe gegen diese überlegene dänische Armee, welche in ihren einzel⸗ nen Abtheilungen gut geführt worden ist, und sich mit Aus⸗ dauer geschlagen hat, auszusprechen. Leider sind die Verluste, die die Armee in den vier Tagen, vom 20sten bis zum 2ästen er⸗ litten, nicht unbedeutend und betragen circa 400 Mann an Todten und Der Verlust des Feindes muß nach allen Anzeichen ein viel bedeutenderer sein. Mehrere Offiziere und 120 Mann desselben sielen gefangen in unsere Hände.

Die beträchtliche Anzahl seiner Todten hat der Feind auf Wagen mit sich fortgeführt, nur verhaͤltnißmäßig wenige wurden auf dem Schlachtfelde gefunden und beerdigt. An Verwundeten verlor der Feind nach der An⸗ zahl der mit solchen beladenen auf den verschiedenen Straßen zurückgeführ⸗ ten Wagen 7 bis 800 Mann.

Hauptquartier Wonsyld, den 26. April 1849.

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Kolding, 1. Mai. (Alt. M.) Gestern war der Ober⸗ General von Prittwitz auf kurze Zeit hier anwesend. 1

(gez.) von Bonin.

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Gravenstein, 1. Mai. (Alt. M.), Die Vorpostenjagd

hat aufgehört. Die dänischen Vedetten verkehren freundschaftlich mit den unsrigen, und wenn diese mit ihnen ihre Ration getheilt haben, gehen sie gestärkt heim auf ihre Posten. Während des Probeschießens von der sandepper Schanze, zeigte sich ein Dampf⸗ schiff der holneser Landzunge gegenüber; man erfuhr später, daß es herbeigeeilt sei, um eine ¾ Meile südöstlich von Holnes liegende

dänische Kriegsbrigg weiter ins Meer hinaus zu bugsiren.

Eistrup, 30. April. Seit dem Gefecht am 23sten hat sich hier im Felde eigentlich nichts verändert. Die feindlichen Vorpo⸗ sten standen in den ersten Tagen bei Veile und etwas vor Fride⸗ ricia, wie dies dorthin unternommene Rekognoszirungen zeigten. Später sind sie aber weiter vorgeschoben. Gestern unternahm der Feind eine starke Rekognoszirung, sowohl auf unserem rechten, wie linken Flügel zeigte er sich wieder. Auf dem linken Flügel ging er bis Nebel vor und besetzte das Dorf. Eine Abtheilung Dragoner, die entgegengeschickt wurde, um genauere Auskunft über die Stärke des Feindes zu erhalten, wurde in Nebel von dort postirten Jägern mit einigen Süssen begrüßt und mußte sich darauf zurückziehen. Allgemein wurde heute ein Angriff von Seiten des Feindes ver⸗ mutlhet, aber bis jetzt hat sich nichts gezeigt.

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Bekanntmachungen.

211] Bekanntmachung. Zufolge Allerhöchster Genehmigung soll das Domai⸗ nen⸗Vorwerk Weicherau im Ganzen oder in Parzellen meistbietend veräußert werden. Weicherau liegt im Neumarkter Kreise, 2 Meilen von der Kreisstadt, etwa 5 Meilen von Breslau, 3 Meilen von Schweidnitz, eben so weit von Striegau entfernt. ie von Breslau nach Freiburg führende Eisenbahn

sagt ist.

stimmt, daß ¼

der Verschiedenheit des Umfanges und der Boden⸗ Qualität zwischen 37 Thlr. und 158 Thlr.

In Bezug auf den Miterwerb der Aerndte von die⸗ sen Parzellen gilt dasselbe, was vorstehend sub 1. ge⸗

In Betgyeff der Zahlung der Kaufgelder wird be⸗ F vor der Uebergabe, ½¾ resfrist und die letzte Hälfte binnen 3 Jahren nach der Veräußerung zu zahlen sind.

Die übrigen, sowohl speziellen als allgemeinen Ver⸗ äußerungs⸗Bedingungen, die Licitationsregeln und der

[117 b]

Fennn

Eisenbahn.

binnen Jah⸗

ander letzteren zu bieten.

Magdeburg⸗Wittenbergesche

Zur Beseitigung des Streites, welcher

von Besitzern der im vorigen Jahre an⸗

. nullirten Quittungsbogen erhoben wor⸗ den, ist es für angemessen erachtet, noch⸗ mals eine Gelegenheit zur Realisirung

für die Einzahlung der Gesammtsumme der auf jene

[203] S E vr i ef.

Der unten näher signalisirte Oekonom Carl Bieler jun. von hier, welcher der Theilnahme an dem am 16. März d. J. in Bernburg stattgehabten Aufruhre be⸗ schuldigt und dringend verdächtig ist, hat sich von hier heimlich entfernt und dessen jetziger Aufenthalt nicht ausgemittelt werden können. Wir ersuchen deshalb alle Justiz⸗ und Polizei⸗Behörden, den Bieler im Betre⸗ tungsfalle zu verhaften und unter sicherer Eskorte hier⸗

Demgemäß wird her abliefern zu lassen.

Fast alle Truppen sind ins Gefecht gezogen woren.

8 Athlr. 1

Derr kommandirende General: Oesterreich. Wien.

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Bernburg, am 11. April 1849. 19

geht bei der Station Ingramsdorf in einer Nähe von füͤnfviertel Meilen vorüber.

Das Dorf Weicherau besteht aus 10 Bauergütern, 7 Freigärtner⸗, 8 Dreschgärtner⸗, 10 Angerhänsler⸗ Stellen. Es befindet sich im Orte eine katholische Fi⸗ lialkirche, zur Mutterkirche nach Ossig gehörig, und eine katholische Schule.

In den Jahren 1828 —1832 hat in Weicherau eine Gemeinheits⸗Theilung und Acker⸗Separation und gleich⸗ zeitig eine Dienst⸗Ablösung stattgefunden. Nur wenige Dienste gegen das Dominium sind dabei ungerührt ge⸗ blieben.

Das ungetheilte Domainen⸗Vorwerk umfaßt nach der im Jahre 1847 vom Vermessungs⸗Revisor Geisler aus⸗ geführten Vermessung 903 Morgen 24 QRuthen Fläche, worunter:

5 Morgen 34 ¶Ruthen Haus⸗ und Hofraum, 2 161 Gartenland, 972 .„ Acker, 1“ 1“ 6 Wiesen, 88 8 154 Erlbusch, s 8* 86 Gräserei, F 26 Unland und Wege, 903 Morgen 24 ¶Ruthen. 1 Die Feldmark ist Ueberschwemmungen nicht ausge⸗ setzt; das klimatische Verhältniß ist günstig und die Bodenbeschaffenheit im Allgemeinen gut. Bei der Ein⸗ theilung des Ackerbodens in drei Klassen hat die Boni⸗ tirung ergeben, daß von den 811 Morgen Acker über 600 Morgen in die erste Klasse gehören.

Das Gut ist bisher sehr sorgfältig bewirthschaftet worden; es eignet sich vorzugweise zum Körnerbau. Schafe wurden 8 900 gehalten. Die zum Vorwerke gehörigen Gebäude haben einen taxrmaßigen Werth von 8s Rehlr.

ie Dismembratio 1 in d Wisst, daß: n der Domaine erfolgt in der 1 I. eine Hauptparzelle gebildet wird, welche den Hof mit sämmtlichen Gebäuden und an Areal überhaupt 582 Morgen 55 —Ruthen enthält. Darunter befinden 89 fast 500 deserlans, von denen über 400

orgen zur ersten Klasse (I. a. und b. ü 8 deaber 1“

as inimum des Kaufpreises für die beträgt 20,5600 Thlr.

Der Käufer erwirbt gleichzeitig die von diesem Gute zu erwartende Aerndte, so wie die bei der Uebergabe vor⸗

andenen Bestände an Stroh und Heu. Diese Bestände anohn als die zu erwartende Aerndte werden durch Sachverständige abgeschätzt und der ermittelte Werth außer dem Meistgebote vom Käufer baar bezahlt.

II. Die übrigen 320 Morgen 149 ̃Ruthen der Domaine werden in 138 Parzellen getheilt veräußert, von denen 77 im Gesammt⸗Umfange von 170 Morgen 73 Ruthen im Nordwesten und 61 Parzellen im Um⸗ fange von 150 Morgen 76 ¶Ruthen im Südosten der dazwischen liegenden Hauptparzelle gelegen sind.

Die Parzellen haben eine Größe von 2—4 Morgen, und der geringste Veräußerungswerth stellt sich wegen

Veräußerungsplan, desgleichen eine Skizze des zu ver⸗ äußernden Terrains, liegen auf dem Vorwerk Weicherau, beim Rentamte zu Neumarkt und in unserer Do nainen⸗ Registratur zur Einsicht bereit.

Der Termin zur Licitation ist auf den 30. und 31. Mai, früh 9 Uhr, auf der Domaine Weicherau ange⸗ setzt.

Die Uebergabe der erworbenen Parzellen erfolgt am 23. Juni d. J. und den folgenden Tagen. Breslau, den 21. April 1849. E.““

Königliche Regierung. aistge. tten Abtheilung für Domainen, Forsten und direkte Steuern.

[210] Ediktal⸗Citation.

Die Inhaber folgender, im vorjährigen Weihnachts⸗ Termine auf Umtausch gekündigten Westpreuß. Pfand⸗ briefe, nämlich aus dem Marienwerderschen Landschafts⸗

Departement Dombrowken ꝛc. Nr. 9 à 1000 Thlr., Nr. 23 und 25 à 500 Thlr.; Nr. 39, 40 und 43 à 200 Thlr.; Nr. 46, 47 und 48 à 100 Thlr.; Nr. 58, 59, 62, 67 und 68 à 50 Thlr.; Nr. 70 und 76 à 25 Thlr. werden im Gefolge der öffentlichen Kündigung vom 12. Dezember 1848 (Preuß. Staats⸗Anzeiger pro 1848, Nr. 237) und nach Art. 2 der Allerh. Kab.⸗Ordre vom 11. Juli 1838 (Gesetzsamml. pro 1838 S. 365) wie⸗ derholt aufgesordert, diese 3e. im coursfähigen Zustande nebst laufenden Coupons bis zum 15. Mai d. J. der Provinzial⸗Landschafts⸗Direction zu Marien⸗ werder einzureichen und dagegen von derselben andere gleichhaltige Pfandbriefe, nebst laufenden Coupons in dem nächstfolgenden, den 1. Juli d. J. anfangenden Zinszahlungs⸗Termin in Empfang zu nehmen. Soll⸗ ten die vorbemerkten Pfandbriefe nicht innerhalb sechs Wochen nach dem Anfange der nächsten Zinszahlung, den 1. Juli c., eingereicht werden, so werden die In⸗ haber derselben nach Vorschrift der Allerh. Kab⸗Ordre vom 11. Juli 1838, Art. 7 mit ihrem Realrecht auf die in den Pfandbriefen ausgedrückte Spezial⸗Hypothek präkludirt, dies im Landschafts⸗Register und im Hypo⸗ thekenbuche vermerkt und die Inhaber mit ihren An⸗ sprüchen auf Extradition von Ersatz⸗Pfandbriefen nur

an die Landschaft verwiesen werden.

Marienwerder, den 24. April 1849.

Königl. Westpreuß. General⸗Landschafts⸗Direction.

(gez.) Graf von Rittberg.

[207]

Die Theilung des Nachlasses des am 27. Dezember 1846 hier verstorbenen Kaufmanns Friedrich Herrlich und dessen vor ihm verstorbenen Ehefrau Henriette, ge⸗ borenen Winkelmann, steht bevor, weshalb sämmtliche Erbschafts⸗Gläubiger, mit Verweisung auf die §§. 137 seq. Theil I. Titel 17. des Allgemeinen Landrechts fest⸗ gesetzten nachtheiligen Folgen, biermit zur Anmeldung ihrer Forderungen an den Nachlaß aufgefordert werden.

Danzig, den 24. April 1849.

Stadt⸗ Kreisgericht.

Quittungsbogen rückständigen Raten nebst 4 Prozent Zinsen vom Tage der Fälligkeit der letzteren eine Nach⸗ frist bis zum 31sten d. M. bestimmt, in welcher die Zahlung, und zwar

von 82 Thlr. 6 Sgr. für jede Actie, auf welche nur 60 Proz. »„ 71 » 23 » 65 »

5) 61 5) 10 5) 70 5) 2 20 2) 9 25 5) 2) 90 5) eingezahlt worden, entweder bei unserer Hauptkasse hier, Neue Fischer⸗Ufer Nr. 22, oder bei Herrn S. Herz in Berlin, Dorotheen⸗Straße Nr. 1, während der Vor⸗ mittagsstunden von 9 bis 12 Uhr geleistet werden kann. Jeder, welcher von dieser Anordnung Gebrauch machen will, hat bei der Einzahlung mit den betreffenden Quit⸗ tungsbogen zwei nach den laufenden Nummern geord⸗ nete, gleichlautende und mit seiner Namens⸗AUnterschrift versehene Verzeichnisse zu welchen an den gedachten

Oiten, je doch nur vor der Ein⸗ zahlung selbst, Formulare in Empfang ge⸗

nommen werden können einzureichen. Das eine dieser Verzeichnisse muß auf einen ganzen Bogen ge⸗ schrieben sein und verbleibt bei den eingelieferten Quit⸗ tungsbogen, wogegen auf dem anderen deren Abgabe bescheinigt wird. Statt der eingelieferten Quittungs⸗ bogen werden 8 Tage nach dem Schluß⸗Termine gegen Rückgabe der Einlieferungsscheine, deren Ueberbringer als zur Empfangnahme berechtigt erachtet wird, die ent⸗ sprechenden über 200 Thlr. lautenden Actien nehst Di⸗ videnrdenscheinen auf die 10 Jahre von 1849 bis incl. 1858 an den Orten ausgegeben, wo die Einzahlungen geleistet sind.

Für diejenigen Quittungsbogen, auf welche innerhalb jener Frist die entsprechende Nachzahlung nicht erfolgt, bleibt die im vorigen Jahre ausgesprochene Annullation mit ihren gesetzlichen Folgen in voller Kraft.

Magdeburg, den 4. Mai 1849.

Direktorium der Magdeburg⸗Wittenbergeschen Eisenbahn⸗Gesellschaft. 1““ bb“ Digas 111114““ vmains

Schlesische Feuerversicherungs⸗

1118b' Gesellschaft. In Gemäßheit des §. 25. des Gesellschafts⸗Statuts laden wir die Herren Actionaire zu der diesjährigen auf

den 23. Mai c., Nachm. 3 Uhr,

im Börsen⸗Lokale anberaumten General⸗Versammlung ergebenst ein. In dieser Versammlung wird über die in den §§. 26. und 41. des Statuts bezeichneten Ge⸗ genstände berathen und beschlossen werdben. Breslau, den 3. Mai 1849. 1 Die Direction der Schlesischen Feuer⸗Versicherungs⸗Gesellschaft.

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Herzogl. Anhalt. Stadt⸗ und Landgericht. A. Pietscher.

Signalement.

Alter: 28 Jahr, Größe: 5 Fuß 2—3 Zoll, Haare: dunkelbraun, Stirn: niedrig, Augenbrauen: braun, Augen: braun, Nase: stumpf, Bart: schwach, Kinn: rund, Gesicht: rund, Gesichtsfarbe: gelblich, Statur: untersetzt.

[204] EEeeq161613

Der unten signalisirte Goldarbeiter Carl Besser aus Bernburg, welcher der Theilnahme an der in hie⸗ siger Stadt am 16ten d. M. stattgehabten Auflehnung gegen die Obrigkeit dringend verdächtig ist, hat sich am Abend jenes Tages der Untersuchung durch seine Ent⸗ fernung von hier entzogen, weshalb alle resp. Justiz⸗ und Polizei⸗Behörden ersucht werden, auf den ꝛc. Bes⸗ ser zu vigiliren, denselben im Betretungsfalle zu arre⸗ tiren und mittelst Transports an uns abliefern zu lassen.

Bernburg, den 18. März 1849.

Herzogl. Anhalt. Stadt⸗ und Landgericht. 8 A. Pietscher. Signalement.

Alter: ca. 28—30 Jahre, Größe: ca. 5 Fuß 5 6 Zoll, Haare: schwarz, Augen: schwarz und stechend, Augenbrauen: schwarz, Nase und Mund: proportionirt, Stirn: schmal und hoch, Bart: schwarz, Gesicht: läng⸗ lich, Gesichtsfarbe: blaß und gelblich, Statur: schlank.

[205] Steckbrie f.

Der unten signalisirte Oekonom August Haber⸗ hauffe aus Gr. Mühlingen, welcher des Versuchs des Aufruhrs dringend verdächtig ist, hat sich der Untersu⸗ chung durch seine Entfernung aus hiesigem Lande ent⸗ zogen, weshalb alle resp. Justiz⸗ und Polizei⸗Behörden ersucht werden, auf den ꝛc. Haberhauffe zu vigili⸗ ren, denselben im Betretungsfalle zu arretiren und mit⸗ telst Transports an uns abliefern zu lassen. 5

Bernburg, am 27. April 1849. 8 8 SHerzogl. Anhalt. Stadt⸗ und Landgericht. Signalement.

Aliter: 33 Jahr, Größe: 5 Fuß 9 Zoll, Haare: blond, Stirn: gewölbt, Augen: blau, Augenbrauen: blond, Nase: stumpf, Bart: blond, Kinn und Gesicht: rund, Gesichtsfarbe: gesund, Statur: schlank.

[208] zu Schlangenbad wird für die bevorstehende Saison, wie alljährlich, in

der Mitte Mai's eröffnet. 1 Die Bade⸗Verwaltung.

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Die Molken⸗Heilanstalt

Das Abonnement betraͤgt: 2 Athlr. für ahr.

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ahr. 5

in allen Theilen der Monarchte ohne Preis⸗Erhöhung.

Bei einzelnen Nummern wird

der ogen mit 22 Sgr. berechnet.

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2 3 23 L“ 1V1111616 mtlicher Theil. 8 Deutschland. Preußen. Swinemünde. Inspizirung der Fortificationswerke durch den Prinzen Adalbert. Manöver der Flottille. Bundes⸗Angelegenheiten. Frankfurt a. M. Verhandlungen der verfassunggebenden Reichs⸗Versammlung. Desterr 1 Erklärung über die Bekanntmachung von Kriegs⸗ Bülletins. Die russischen Hülfstruppen. Aufruf zur Agmeldung 82

11“

Scharfschützen. Die Ereignisse in Siebenbürgen und dem Banat.

Die sardinische Flotte. Versammlung der hohen Geistlichkeit

Bayern. München. Bekanntmachung des Phen etftfce Nürn⸗ berg. Ansprache des Magistrats an Nürnbergs Einwohnerschaft.

Sachsen. Dresden. Abreise des Königs. Die Bewegung. Be⸗

kanntmachungen der provisorischen Regierung. Proclamation des Kö⸗

nigs. Erlaß des Ministerlums. Leipzig. Sendung nach Frank⸗

furt. Ausschuß von Stadtverordneten. Zuzug nach Dresden. Verwahrung gegen das Einrücken fremder Truppen. Adresse des aka⸗ demischen Senals. Bekanntmachungen.

Hannover. Hannover. Antritts⸗Audienz des niederländischen Ge⸗ Unctn seel. Polizeiliche Bekanntmachung. Nachrichten aus Schleswig.

Schleswig⸗Holstein. Kiel. Zwei dänische Kauffahrteischiffe genom⸗ men. Schleswig. Zulassung der schllsmis hofsehnsäs gime in

Nord⸗Amerika. „Ausland. Seensehch a lantt e- österreichischer Truppen. Der esandte zurückerwartet. . 5 mit Janh 3 rte Ofen Abbrechung aller Com Frankreich. National⸗Versammlung. Justiz⸗ und Kriegsbud⸗ get. Paris. Diplomatische Alkreditirungen. Vermischtes. 8 Großbritanien und Irland. London. Hofnachrichten. Unter⸗ haus⸗Verhandlungen. Näheres über die Unterwerfung der Sikhs⸗Ar⸗ mee. Vermischtes. Rußland und Polen. St. Petersburg. Ernennung. Italien. Rom. Heerschau. Reactions⸗Versuch zu Gunsten des Pap⸗ stes mißlungen. Beschlüsse der Triumvirn und der Constituante auf die Nachricht von der Landung der französischen Expedition. Civita⸗

Vecchia. Verhandlungen Oudinot's mit dem Präfekten und Beschluß

des Gemeinderaths. Börsen⸗ und Handels⸗Nachrichten.

Beilage.

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: 2. Dem bisherigen Landrath von Coels zu Aachen bei der auf seinen Antrag erfolgten Versetzung in den Ruhestand, den Charakter als Geheimer Regierungs⸗Rath beizulegen.

Ihre Durchlaucht die Frau Fürstin von Liegnitz ist von Dresden hier angekommen.

Der Advokat Wilhelm Adolph Heinrich Max Selig⸗ mann zu Koblenz ist zum Anwalte bei dem dortigen Königlichen Landgerichte;

er bisherige Justitiarius Weisker zum Rechtsanwalt beim Kreisgerichte zu Namslau und zugleich zum Notar im Departement des Appellationsgerichts zu Breslau;

Der bisherige Justitiarius Roestel in Soldin zum Rechts- anwalt bei dem Kreidgerichte in Soldin mit Anweisung des Wohn⸗ sitzes daselbst, und zugleich zum Notar im Bezirk des Appellations⸗ gerichts zu Frankfurt a. d. O.;

Der bisherige Appellationsgerichts⸗Referendarius Ruland zu Münster zum Rechtsanwalt bei dem Kreisgerichte zu Osterode in Preußen, zugleich mit der Praxis bei den von dem letzteren ab⸗ hängenden Gerichts⸗Kommissionen, mit Anweisung seines Wohn⸗ sitzes in Osterode; 1

Der Advokat Eberhard Joseph Hertz zu Düsseldorf zum Anwalte bei dem dortigen Königlichen Landgerichte ernannt;

Der Rechtsanwalt und Notar, Justizrath Gründel zu Ra⸗ tibor, unter Beibehaltung des Notariats als Rechtsanwalt an das Kreisgericht zu Groß⸗Strehlitz versetzt und ihm die Anwalts⸗Praxis im Bezirke dieses Kreisgerichts;

Der Rechtsanwalt und Notar Glatzel zu Ratibor unter Bei⸗ behaltung des Notariats als Rechtsanwalt an das Kreisgericht zu Leobschütz versetzt und ihm die Anwaltspraxis im Bezirke dieses Kreisgerichts beigelegt; und

er Rechtsanwalt und Notar Koßmann zu Insterburg auf seinen Antrag in gleicher Eigenschaft nach Danzig versetzt worden.

Dem Instrumentenmacher B. Guricke zu Zossen ist unter dem 30. April 1849 ein Patent auf eine niederschlagende Mechanik bei Flügeln und For⸗ teepiano's, insoweit solche in der durch Zeichnung und Beschreibung nachgewiesenen Zusammensetzung für neu und eigenthümlich erkannt worden ist, so wie auf eine durch eichnung und Beschreibung erläuterte, in ihrer ganzen usammensetzung für neu und eigenthümlich erkannte Doppel⸗ oder Harfen⸗Resonanz, auf sechs Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Um⸗ fang des preußischen Staats ertheilt worden.

2* 1

Der Eveline Schulz in Berlin ist unter dem 5. Mai 1849 ein Patent

auf ein in seiner ganzen Zusammensetzung als neu und eigenthümlich erkanntes Krankenbett, ohne Jemand in der

Anwendung bekannter Theile zu beschraͤnken, auf fünf Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Um⸗ fang des preußischen Staats ertheilt worden. h11““ v1111“

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Angekommen: Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und Gouverneur von Königsberg, von Colomb, von Königs⸗ berg in Pr.

Se. Excellenz der Königlich hannoversche Staats⸗Minister Dr. Stüve, von Hannover.

Uichtamtlicher Theil. Dentschland.

Preußen. Swinemünde, 4. Mai. (Ostsee⸗Ztg.) Se. Königl. Hoheit der Prinz Adalbert traf am Abend des 1. Mai auf dem Dampfschiff „die Oder“, begleitet vom Kriegs⸗Dampfschiff „Danzig“, kommandirt vom Commodore Schröder, von Stettin in Stralsund ein. Der Prinz, welcher auf der Rhede am Bord des Dampfschiffes die Nacht zubrachte, inspizirte am folgenden Morgen die auf dem Dänholm bei Stralsund errichteten Fortificationswerke, be⸗ sichtigte auch zugleich das Dampfschiff „Königin Elisabeth“ und fuhr gegen Mittag mit den beiden Dampfschiffen wieder seewärts, um die an der Küste angelegten Befestigungen zu inspiziren. Am Nachmittage ging das Dampfschiff „Königin Elisabeth“ nach Peene⸗ münde ab; es soll dort die für dasselbe bestimmten Geschütze an Bord nehmen, da es zum Kriegs⸗Dampfschiff ausersehen ist. Ge⸗ stern manövrirte unsere Flotille im greifswalder Bodden. Aus Greifswald hatte das noch nie gesehene Schauspiel der Seemanöver eine nicht geringe Anzahl Zuschauer, unter ihnen auch Landoffiziere, herbeigelockt, die von ihren Böten aus die Evolutionen verfolgten. ““ 8n

v111““ hnne pott⸗Anstalten des In⸗ une Aupslandes nehmen Besteklung auf 98 dSeeses Blatt an, für Verlin die Ewedition des Preuß. Staats- Sn Anzeigers: Pebren⸗Straße Ur. 57. eꝓII 11““

nen. Ich bitte Sie daher auch im Namen des Ministeriums, die heutige Sitzung so bald als möglich zu schließen und auf einen der nächsten Tage eine neue anzuberaumen. Der Vorsitzende meldet hierauf, daß in Betreff der Auflösung der sächsischen Kammern mehrere Dringlichkeits⸗Anträge vorliegen.

Abg. Ersenstuck hat folgenden Dringlichkeits⸗Antrag gestellt: Ich beantrage Folgendes: 1) Die deutsche he gal Ner eancmlun erklärt im Angesichte des deutschen Volkes, daß die Auflösung der sächsischen Kammern, welche abermals einen deutschen Volksstamm der Mittel beraubt, durch seine gesetzlichen Vertreter den Willen der Nation in gegenwärtiger entscheidender Stunde zur Geltung bringen, als eine verderbliche Maßregel zu betrachten ist, und spricht deren entschiedene Mißbilligung aus; 2) sie beschließt, die sächsische Regierung anzuhalten, unverzüglich auf den Grund des zu Recht bestehenden sächsischen Wahlgesetzes neue Wahlen und den Zusammentritt der neuen Kammern zu verfügen; 3) sie beauf⸗ tragt die provisorische Centralgewalt mit sofortiger Ausführung die⸗ ses Beschlusses; 4) sie fordert die noch bestehenden gesetzlichen Or⸗ gane des sächsischen Volkes, insbesondere die Gemeindevertretungen auf, der sächsischen Regierung muthig und offen den Willen des Volks für Anerkennung der Reichsverfassung und des Reichswahl⸗ gesetzes auszusprechen. Abg. Roßmäßler stellt dazu folgenden Verbesserungs⸗Antrag: „Den vierten Punkt des Antrags von Eisenstuck und Genossen, be⸗ treffend die sächsische Kammerauflösung, beantragen wir in folgen⸗ der Weise zu verbessern: 4) sie fordert die noch bestehenden gesetz⸗ lichen Organe des sächsischen Volks, insbesondere die Gemeindever⸗ tretung auf, der sächsischen Regierung muthig und offen den Willen des Volks für Anerkennung der Reichsverfassung und des Reichs⸗ wahlgesetzes auszusprechen, in der Erwartung, daß die Oberhaupts-⸗ Frage eine dem Willen des Volkes entsprechende Lösung finden werde.“

Bundes-Angelegenheiten. 1“ e a. M., 3. Mai. (O. P. A. Z.) 210 te Sitzung der verfassunggebenden Reichs⸗Versammlung. Tages⸗ Ordnung: Berathung mehrerer Ausschußberichte. Dringlichkeits⸗ Anträge der Abg. Sepp, Eisenstuck und Hartmann. Die Sitzung wird um 9 ½ Uhr eröffnet. Auf der Ministerbank: Minister⸗Prä⸗ sident von Gagern, Finanz⸗Minister von Beckerath. Der Vorsitzende verkündet den Austritt der Abg. Anders von Goldberg und Hirsch⸗ berg aus Schwarzburg⸗Sondershausen, und meldet, daß die bereits bekannte letzte preußische Erklärung von Seiten des Ministeriums dem Büreau zugekommen, und daß es dieselbe an den Ausschu

überweisen werde. Flottenbeiträge sind eingelaufen: 170 Fl. 28 Kr.

(Stadt Lich), 68 Rthlr. 5 Sgr. 10 Pf. (Düsseldorf), 285 Rthlr.

15 Gr. 5 Pf. (von dem Flotten⸗Comité zu Bremervörde). Eine

goldene Broche von einer Oesterreicherin, zugleich ein Paket Ver⸗

bandzeug für die Armee in Schleswig⸗Holstein.

Der Vorsitzende verliest einen Dringlichkeits⸗Antrag des Ab⸗ geordneten Sepp: Die National⸗Versammlung wolle endgültig beschließen: 1) die sämmtlichen 29 deutschen Fuürsten, welche durch ihre eingereichte Unterwerfung unter den nominellen Erbkaiser ihre Ohnmacht und Entbehrlichkeit zur Genüge eingestanden und bereits faktisch zu regieren aufgehört haben, sofort zu mediatisiren, ihre Länder an die Königreiche Sachsen, Hannover und Bayern gleich⸗ mäßig zu vertheilen, so, daß den vorhandenen Großmächten keine neue Gebietserweiterung zukomme (Heiterkeit); 2) das Direktorium als die zur Zeit einzig mögliche Form der Centralgewalt unter den übrigbleibenden Regenten aufzurichten, damit nicht die Direktorial⸗Regierung durch die deutschen Fürsten octroyirt und die National⸗Versammlung daneben in ihrem Fortbestande gefährdet werde, oder (Heiterkeit.) 3) unverrichteter Dinge aus⸗ einanderzugehen und die Verantwortung der jetzigen Lage von der Majorität auf die Häupter derjenigen zu wälzen, welche durch die Verhetzung zur Kaiserwahl ohne zuvörderst von der Annahme der Reichskrone sich versichert zu haben, die National⸗Versammlung so furchtbar kompromittirten und der rothen Republik Thür und Thore öffneten. (Große Heiterkeit.)

Zu diesem Dringlichkeits⸗Antrage hat Abg. Eisenmann einen dusatantag gestellt: „Abg. Sepp möge mit der Ausführung dieses Beschlusses beauftragt werden.“ (Große Heiterkeit.) Beide Anträge gehen an den Ausschuß. 8

Reichsminister⸗Präsident von Gagern erhält hierauf das Wort: Die verfassunggebende Reichs⸗Versammlung hat am 26sten vorigen Monats in ihrer 207ten Sitzung folgende Beschlüsse ge⸗ faßt (Siehe Nr. 116 des Preußischen Staats⸗Anzeigers). Die provisorische Centralgewalt hat zur Vollziehung dieser Beschlüsse

Bevollmächtigte an die Königlichen Regierungen zu Berlin, Mün⸗ chen, Dresden und Hannover abgeordnet. Der Auftrag derselben ging dahin, den betreffenden Regierungen den Beschluß der Natio⸗ nal⸗Versammlung offziell mitzutheilen, auf Erklärungen zu dringen, die Gründe geltend zu machen, welche den Widerstand gegen die Anerkennung und Durchführung der Reichsverfassung zu besiegen geeignet sind und die Centralgewalt von dem Stande der Dinge und den Meinungen in den betreffenden Ländern in Kenntniß zu setzen. Die Bevollmächtigten nach Berlin, München, Han⸗ nover nfind am 29sten abgereist, der Bevollmächtigte für Dresden zwei Tage vorher, um noch dringliche Geschäͤfte zu besorgen. Ich habe heute nur einen kurzen vorläufigen Bericht des Bevoll⸗ mächtigen nach München und ein vertrauliches Schreiben des Be⸗ vollmächtigten nach Berlin erhalten. Diese Schreiben enthalten bis jetzt noch keinen Stoff, der mich veranlassen könnte, einen definiti⸗ ven Bericht über die Auflage der National⸗Versammlung an die Centralgewalt vorzulegen. Es ist jedoch in dem Schreiben des veseeee heac nach Berlin angedeutet, daß am heutigen Tage wichtige Entschließungen der preußischen Regierung bekannt gemacht werden würden. Der Inhalt ist mir nur im Allgemeinen angedeu⸗ tet und ist der Art, daß das Ministerium Sie ersuchen muß, ihm Zeit zu seben, den Gegenstand in reife Erwägung zu ziehen, um darüber der hohen Versammlung weitere Vorlagen machen zu kön⸗ 8 wt g

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Abgeordneter Zell stellt hiergegen folgenden Antrag: „1) In Erwägung, daß die Reichs⸗Versammlung bereits in ihrem Be⸗ schlusse vom 26sten v. M. die sämmtlichen Regierungen, welche die Anerkennung der deutschen Reichs⸗Verfassung noch nicht ausge⸗ sprochen haben, aufgefordert hat, ihre Stände⸗Versammlungen we⸗ der aufzulösen, noch zu vertagen; 2) daß die Versammlung auch bereits über die seitdem erfolgten Kammer⸗Auflösungen ihre Miß⸗ billigung ausgesprochen hat und daher ein abermaliger besonderer Beschluß wegen der Auflösung der Königlich sächsischen Kammern nicht zweckmäßig erscheint, daß vielmehr die Reichs⸗Versammlung dahin trachten muß, bei den bevorstehenden Verhandlungen solche allgemeine Maßregeln zu ergreifen, welche geeignet sind, den Wi⸗ derstand der renitenten Regiernngen zu beseitigen: geht die Natio⸗ nal⸗Versammlung über den Antrag des Abgeordneten Eisenstuck zur motivirten Tagesordnung über.“ Es wird ohne Diskussion zur Abstimmung geschritten. Der zuerst zur Abstimmung kommende Antrag des Abgeordneten Zell wird angenommen. (Laͤrm links.)

Abg. Hartmann aus Leitmeritz stellt folgenden Dringlichkeits⸗ Antrag: Die National⸗Versammlung erklärt das Verbot des rhei⸗ nischen Städtetages als den Grundrechten des deutschen Volks wi⸗ dersprechend und ungesetzlich, und fordert die Bewohner der Rhein⸗ lande auf, ihre Rechte auf jede ihnen nothwendig erscheinende Weise zu wahren.“ Der Antragsteller nimmt seinen Antrag in Be⸗ zugnahme auf die heutige Mittheilung des Minister⸗Präsidenten zurück, um ihn südet T neue vorzubringen.

Hierauf wird die Sitzung um 10 ¼ Uhr geschlossen. ä Sitzung: Freitag, 4. Man. 1 W1I N

Oesterreich. Wien, 3. Mai. Die gestrige zur Wiener Zeitung bringt folgenden Artikel:

„Häufig wird noch im Publikum die Klage gehört, die Regierung karge fortwährend viel zu sehr mit Nachrichten vom naheliegenden Kriegsschau⸗ platze; die patriotische Ungeduld möchte täglich wissen, nicht nur ob und wie gekämpft worden, sondern auch wo die verschiedenen Theile der Armee stehen und wohin sie ziehen; dieser Wunsch wird von Seiten der Regierung nicht befriedigt, und nun wird sie beschuldigt, mit der Wahrheit hinter dem Berge zu halten und dem Volke das ihm zu sei⸗ ner Beruhigung nöthige Vertrauen nicht zu schenken. Jene Klage und diese Beschuldigung sind wohl nicht gerecht. Die Kriegsoperationen eines käm⸗ pfenden Heeres sind zweifacher Art. Sie bestehen in dem Zusammenstoß mit dem Feinde und in dem Einnehmen, Behaupten und Aufgeben von Stellungen. Das Erstere, der Zusammenstoß mit dem Feinde, ist eine materielle Thatsache, die jedesmal ein bestimmtes Resultat zu Tage sördert. Eine solche Thatsache kann, soll und wird niemals ein Geheimniß sein, und die Regierung ist gewiß zu sehr von ihrer Pflicht, so wie von dem Gefühle, daß es in ihrem eigenen Interesse liegt, hierin wahrhaft zu sein, durchdrungen, um nicht die jeweiligen Kampfberichte schlicht und treu, wie sie einlaufen, zur Kenntniß des Publikums zu bringen. Anders verhält es sich aber mit den Zügen auf dem strategischen Schachbrette, die den eigentlichen Kriegszweck, das Kämpfen, vorbereiten. Diese sind das Geheimniß des Spielers, und es muß der Gegenstand seines emsigsten Strebens sein, daß sie so spät als möglich zur Kenntniß des Gegners ge⸗ langen. Es ist allerdings unmöglich zu verhindern, daß dieser jetztere in einem gegebenen Zeitraume, nachdem von einem Corps oder einer Kolonne dieser Punkt besetzt oder jener Marsch angetreten worden ist, von der That⸗ sache unterrichtet werde. Es macht aber einen großen Unterschied, ob diese seine Belehrung schnell oder langsam, ob sie zu einer Zeit erfolge, wo sie dem Feinde zur Veranstaltung von Gegenmaßregeln noch nützlich sein kann oder nicht. Und nun sollte die Regierung durch ihre eigenen Zeitungen, die sicher nicht nur im vaterländischen, sondern auch im feindlichen Lager gelesen werden, und durch ihre eigenen Berichte dem Feinde den Stoff liefern, aus dem er über Stärke, Ausstellung und Vertheidigung der ihn bedrohenden Streitkräfte Licht schöpfen könnte? Unmöglich. Gern wird daher der Patriot auf die Befriedigung eines Wunsches, welcher allerdings natürlich, allein nichtsdestoweniger nur unter Gefahrer für das allgemeine Beste erfüllbar ist Ver⸗ zicht leisten, wie er andererseits sicher sein kann, daß das für ihn We⸗ sentliche, nämlich der Hergang und Erfolg jedes einzelnen Kampfes zwischen dem Heere des Kaisers und jenem der Rebellen schnell und in unge⸗ schminkter Wahrheit zu seiner Kenntniß gebracht werden wird. Oesterreichs Volk ist mündig und treu, und es ist kein Grund vorhanden, ihm eine sein

Wohl und Wehe betreffende Thatsache sie sei beschaffen wie sie wolle zu verschleiern.“

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