. .(Ob, ohl rechts. Beifall vom Berge.) Er Swmn brtahen wobte af, On⸗ oh) Er hat die Mobilgarde — ihr Stimmrecht betrogen oder betrügen wollen.“ (Die Unruhe 8 haac daß man die einzelnen Angaben, mit denen Rattier v- deebesp ben gen belegt, nicht verstehen kann.) Nach langem Sturm „8. die 13 Deputirten der Coͤtes du Nord zugelassen. Die Wah⸗ 18 der Departements Puy de Dome, Pyrennées, Rhein, Saͤone, Rhone, Seine⸗Inferieure, Sovres, Somme, Tarn, Sarthe, Vendée, Vienne und Ardennes gehen ohne erhebliche Debatte durch. Das Aube⸗ Departement giebt zu - Kampf Anlaß. Savoie⸗Roland, zur Rechten gewandt: „Sie bekämpfen die Wahlen, weil sie roth ausgefallen. Wir sind roth, weil uns Ihre seit dem Februar be⸗ folgte Politik geröthet hat. Wir sind vor Schande roth geworden. Eine Stimme rechts: „Wir sind dreifarbig!“ Savoie: „Und wir sind roth vor Scham über Eure Politik.“ Vom Departement Seine⸗Oise werden neun Deputirte zugelassen, die Wahl des zehnten (Changarnier) wird beanstandet und verschoben. Die Siz⸗ zung ist um 5 ⅞ Uhr geschlossen. Die Versammlung geht, durch die Hitze erschöpft, aus einander. Morgen will Odilon Barrot
die Botschaft vorlesen.
Paris, 31. Mai. Heute früh um 8 Uhr war wieder Mini⸗ ster⸗Rath im Elysee, der bis Mittag dauerte. Den Hauptgegen⸗ n der Berathung bildete die Umgestaltung des Ministeriums. ach mehreren Annahme⸗ und Absagebriefen Dufaure's schien der⸗ selbe den Bitten Odilon Barrot's doch nachgeben zu wollen, und das Ministerium sollte, wie berichtet wird, folgendermaßen konstituirt werden: Barrot Präsident und Justizminister, Dufaure Inneres, Re⸗ musat Auswärtiges, Passy Finanzen, Falloux Unterricht, Rulhière Krieg, Tracy Marine, Matthieu de la Redorte Handel. Um 4 Uhr aber verlautete, Dufaure habe abermals abgeschrieben, und es herr⸗ sche große Verwirrung im Elysee; Bugeaud werde ins Kabinet treten; sei übrigens bis morgen kein neues Kabinet fertig, so werde das alte die Botschaft an die gesetzgebende Versammlung einbringen, um den Stürmen ein Ende zu machen. Graf Hatzfeld überreichte gestern dem Präsidenten der Repu⸗ blik sein Beglaubigungsschreiben als preußischer außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister bei der französischen Re⸗ ierung. 1 I. Estafette sagt: „Im Laufe des gestrigen Tages erhielt das Kabinet die Versicherung, daß England mit der französischen Republik in den Donau⸗Angelegenheiten (Ungarn) Hand in Hand gehen wolle.“
Alle pariser Journale beschäftigen sich mit der gestrigen tu⸗ multuarischen Kammer⸗Sitzung. Das Journal des Débats sagt: „Gott allein kann wissen, welche Zukunft, wir sollten sagen, welch' nächsten Tag, uns solche Sitzungen versprechen, wie sie uns gestern die legislative Versammlung zum Schauspiel lieferte!“ Der Constitutionnel: „Immer schlimmer! Wieder eine Sitzung voll Tumult und Heftigkeit, noch beklagenswerther, als die vorge⸗ strige! Welch' Schauspiel von Skandalen beabsichtigen die Mon⸗ tagnards vor Frankreich und Europa zu liefern? Wollen sie ihnen
zeigen, daß das allgemeine Stimmrecht, und was daraus folgt, den geregelten Gang der Staats⸗Maschine unmöglich macht. Caussidière schuf Ordnung durch die Unordnung. Die Montagnards drehen diese Maxime um: sie stiften legislative Unordnung durch Anträge auf Ordnung.“ Die Presse: „Kaum die dritte Sitzung, und diejenigen, deren Optimismus durch unsere Ahnungen getrübt wurde, können jetzt schon urtheilen, ob ihre Erwartungen oder unsere Be⸗ fürchtungen übertroffen werden. Wir galten ihnen als Ruhestörer. Sie glaubten, nur die Hand nach der Staatsgewalt ausrecken zu dürfen, aber die bloße Zahlen⸗Majorität thut es nicht. Wird die Majorität den Bugeaudschen Rath zur Maäßigung befolgen?“ Gazette und Courrier sehen mit Schaudern 1793 vor der Thür. Das Journal L'Ordre ruft aus: „Ahnden wir es doch, aß die legislative Kammer keine Diskussion, sondern einen Krieg gegen den Kommunismus zu führen haben werde!“ Die Union: Die legislative Kammer beginnt mtt Gewittersturm, wie wird sie enden?“ Die Opinion publique: „Das war eine revolu⸗ tionaire Sitzung! Die Männer der Linken haben eine wahre Scheu vor jedem ruhigen und regelmäßigen Gange der Staatsmaschine. Ledru Rollin schlägt sich auf die Brust, ohne jedoch dabei zu ver⸗ nachlässigen, seine schöne Hand blicken zu lassen, und gießt Oel ins Feuer.“ Das Univers: „Der Tribun (Ledru Rollin) fühlt jetzt seine Kraft, seine Haltung und Geberden verrathen schon den Diktator.“ Der National fürchtet, daß sich der traurige Eindruck dieser Sitzung nie mehr werde verwischen lassen. Die Liberté bemerkt: „Die gestrige Sitzung war eine jener Sitzungen, aus denen Revolution entspringen.“ Die Sprache der demokrati ch⸗sozialistischen Journale ist herausfordernd. Das Peuple sagt: „Nicht die Linke, sondern die Rechte tumultuirt. Sie will eine Katastrophe; wohlan, sie soll sie haben. Die Republikaner sind bereit.“ Die Republique: „Vergebens suchte Odilon Barrot mit dem Mantel seiner Ehrbar⸗ keit die Verrücktheiten Changarnier's noch einmal zu decken.“ Die Vraie Republique und die Revolution erinnern daran, daß heute (31. Mai) der Jahrestag ist, an welchem die alten Mon⸗ tagnards die Girondisten stürzten. Nach Galignani's Messenger gehören von den aus den 85 kontinentalen Departements zur legislativen Versammlung ge⸗ wählten 734 Deputirten 505 zu den Gemäßigten, 229 zu den Ultra⸗ Demokraten; 37,094,187 Stimmen haben diese 734 Männer ge⸗ wählt; 26,625,383 Stimmen werden von den 505 Gemäßigten, 10,468,804 von den 229 Ultra⸗Demokraten vertreten, so daß 52,000 auf jeden gemäßigten und 44,000 Stimmen auf jeden demokratischen
.
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Kandidaten kommen. Von den Mitgliedern, welche in der Consti⸗ tuante saßen, wurden nur 341 zur legislativen wiedergewählt.
Man hat an die Mitglieder der gesetzgebenden Kammer einen Auszug der Arbeiten der konstituirenden seit ihrer ersten Sitzung am 4. Mai 1848 bis zum 22. Mai 1849 mitgetheilt. Hiernach vereinigte sich 319 Mal die Constituante in öffentlicher Sitzung und 124 Mal in ihren Büreaus. Ihre Arbeiten für das Innere wurden von 15 Comité's und 130 Kommissionen vorgenommen. 82 Ftehf der an sie gerichteten Petitionen beläuft sich auf 0,505.
Es heißt, daß die Herren Mercier und La Tour dAuvergne aus Rom mit wichtigen Nachrichten über die wahre dortige Sach⸗ seße und mit Depeschen von Lesseps und Oudinot hier angelangt eien. Die zweite Division der Alpen⸗Armee zieht sich immer mehr ins Rhonethal, um nöthigenfalls sofort nach Italien übergeschifft werden zu können.
In die afrikanische Fremdenlegion haben sich 21 Ungarn auf⸗ nehmen lassen, welche aus Piemont nach Frankreich übergetreten waren.
Man versichert, daß in den Landgemeinden um Paris fliegende Kolonnen von Nationalgardisten organisirt werden, um in einem gewissen Falle sofort nach Paris marschiren zu können. i88. Der Kriegs⸗Minister hat den drei Unteroffizieren, welche in die National⸗Versammlung gewählt worden sind, einen dreijährigen Ur⸗ laub um ihre Stellung geregelt zu machen. .
Der Berg stellt vorerst zwei gebieterische Forderungen: die Amnestie und die Anerkennung der römischen Republik. Proudhon fordert bereits für den Fall einer Nichtannahme dieser Maßregeln zur Organisation des gesetzlichen Widerstandes auf.
Etwa 300 Repräsentanten der gemäßigten Partei versammelten
sich vorgestern unter Molé's Vorsitz in einem Saale des Staatsraths⸗ Palastes. Molé wurde ersucht, vier Mitglieder zu ernennen, welche die Regeln und Bestimmungen für die künftigen Versammlungen, so wie die Kandidaten für das definitive Büreau der gesetzgebenden Versammlung, bezeichnen sollen. Molé nannte Bugeaud, Broglie, Thiers und Berryer, welche demnach das Comité bilden werden. Andere 70 bis 80 Mitglieder der gemäßigten Partei versammelten sich gleichzeitig in einem anderen Lokale, um sich über die ersten Schritte der neuen Versammlung zu verständigen; sie ernannten Du⸗ faure zu ihrem Präsidenten, Bedeau und Paillet zu Vice⸗Prä⸗ identen. Auf Antrag des Justiz⸗Ministers Odilon Barrot hat Präsident Bonaparte wieder eine Anzahl von Ehrenlegions⸗Kreuzen und Or⸗ densbändern an höhere Gerichtsbeamte verliehen, darunter ist auch Marrast's Bruder, General⸗Prokurator in Toulouse.
Nachdem gestern erst der Geschäftsführer des Peuple, Duchesne, wegen eines am 18. Mai in diesem Blatte erschienenen Artikels „Napoleon und die Bauern“ vom Assisenhofe kontumazialisch zu 5 Jahren Gefängniß und 12,000 Franken Geldstrafe verurtheilt wor⸗ den war, sind an demselben Tage dieses Blatt und die demokratische Revolution wieder konfiszirt worden. „In der Kammer ruft man“, sagt das Peuple, „sich fast heiser mit Betheuerungen für die demokratische Republik, und wir müssen die Kosten bezahlen.“ Als vorgestern in der Kammer gerufen wurde: Es lebe die Repu⸗ blik! Es lebe die vemokratisch⸗soziale Republik! rief eine Stimme dagegen: Nieder mit der sozialen Republik! Es war die des ehe⸗ maligen Mitgliedes der Bergpartei, Pierre Napoleon Bonaparte, dessen angebliche Tödtung durch Considerant ein falsches Gerücht
ewesen.
8 Se Gerichtsrath Bresson, ein entschiedener Gegner der So⸗ zialisten, ist von Odilon Barrot zum Präsidenten des pariser Appell⸗ hofes ernannt worden. 1G
Laity, durch den straßburger Atkentats⸗Prozeß vor dem Pairs⸗ gerichtshofe bekannt und im Jahre 1847 in die algierische Frem⸗ denlegion aufgenommen, ist vom Präsidenten Bonaparte zum effek⸗ tiven Artillerie⸗Lieutenant ernannt worden.
Großbritanien und Irland. London, 31. Mai. Gestern ist der Hof von der Insel Wight wieder in London ein⸗ getroffen.
Die englischen Blätter zeigen die bevorstehende Verheirathung des Grafen von Montemolin mit einer Miß de Horsey an. Es heißt, Unterhandlungen mit der spanischen Regierung seien im Gange, wonach der Prinz gegen Zahlung einer gewissen Summe seinen Ansprüchen auf den spanischen Thron zu entsagen bereit sei.
Herr Ralph Abercrombie, britischer Gesandter in Turin, ist mit seiner Gemahlin auf Urlaub in London angekommen.
Die Times enthält statistische Angaben über die Zahl und den Charakter der in den letzten Jahren in Irland verübten Verbre⸗ chen. Nach dem 27sten Jahresberichte der General⸗Inspektoren der
efängnisse war die Zahl derer, welche sich im Jahre 1847 wegen Verbrechen in Haft befanden, 66,436; im Jahre 1848 betrug sie 100,541, also eine Zunahme von 34,105 in einem Jahre. Im Widerspruche mit der früher besonders von Irländern verfochtenen Meinung, daß der Irländer sich wohl Gewaltthätigkeiten zu Schul⸗ den kommen lasse, aber weit weniger gemeine Verbrechen begehe, als z. B. der Engländer, stellt sich jetzt heraus, daß die Zahl der des Diebstahls Ueberführten in einem sehr hohen Verhältnisse steht zu Vergehen weniger verächtlicher Art. Elend und Hunger scheint mehr als alles Andere zur Uebertretung des Gesetzes zu treiben. Mordthaten wegen Landbesitzes haben fast ganz aufgehört, da das Land unendlich im Werthe gesunken ist. Von 519 Sträflingen in
einem Gefängnisse waren nur 40 gewaltthätiger Handlungen ver⸗
Fälle von Kuhstehlen, 90 von Schafstehlen und 73 verschiedenen kleinen Diebereien kamen nur 4 Fälle von etsee, Der Observer versichert, das über Smith O'Brien, Meagher
gesprochene Todesurtheil werde in lebenslängliche Verbannung um⸗ gewandelt werden.
In Mexico ist Paredes von neuem gegen die Regierung aufgestanden. Am 17. April nahmen seine Anhänger San Luis Potosi und wendeten sich dann nach Queretaro. Pie gegen die 1.“ geschickten Truppen haben mit dem Feinde frater⸗ nisirt.
Dieser Tage fand in London eine Versteigerung der von Louis Bonaparte, dem jetzigen Präsidenten der französischen Republik, da⸗ elbst zurückgelassenen Habseligkeiten. Die der 208
ummern bestanden aus Gemälden, Gobelins, die früher Eigen⸗ thum des Kaisers gewesen, einer Kamin⸗Einfassung von ägyptischem Granit u. s. w. Die Gegenstände gingen zu sehr hohen, wie es scheint, zu Affections⸗Preisen ab. In auffallendem Segensatz dazu steht die Gleichgültigkeit, womit jetzt das dubliner Publikum die Bibliothek Daniel O'Connell's in öffentlicher Auction um Spott⸗ preise verschleudern sieht, dasselbe Publikum, das den Be⸗ freier noch vor wenigen Jahren im Triumph herumgetragen. „Jene Bände“, bemerkt der Standard, „über die O'Connell sich so oft hingeneigt, die er mit seinen eigenhändigen Randglossen be⸗ reichert und merkwürdig gemacht, können jetzt kaum einen Käufer finden. Das ist irländische Popularität!“ 3 Der reiche Herr Vernon, welcher unlängst der Nation seine vollständige Sammlung von Werken neuerer englischen Maler, „die Vernon⸗Gallerie“, auf welche er 150,000 Pfv. St. verwendete, zum Geschenk gemacht hat, ist 75 Jahre alt gestorben.
Haiti. Porto Plata, 26. April. (B. H.) Unsere Zu⸗ stände hier haben sich noch nicht gebessert. Die Haitianer haben im Süden unseren befestigten Hafenplatz Azua genommen, sind aber dort von Santana, der unsere Armee neu organisirte, aufgehalten und ist ihnen sogar der Rückweg abgeschnitten worden. Durch Mangel an Provision und Trinkwasser werden Viele von der feind⸗ lichen Armee hinweggerafft. Hier im Suͤden, zwei Tagereisen von hier, stehen 400) Haitianer unseren Truppen, die sich auf 6 bis 7000 Mann belaufen, gegenüber. Wie die Verhältnisse jetzt stehen, zweifelt Niemand, daß unsere Armee siegreich sein wird, jedoch ist es ein trauriger Umstand, daß selbst in diesem Falle nicht die Hälfte unserer Taback⸗Aerndte eingebracht werden kann. 1 So eben kommt noch die offizielle Nachricht von einer Schlacht bei Azua. Die Haitianer wollten gegen die Stadt Domingo vorrücken. In der Bai von Ocva, wo unsere Flotte von 7 Schiffen stationirt ist, wurden sie von derselben beschossen und zu gleicher Zeit von Santana in der Front angegriffen. Sie sind geschlagen, und die Hälfte der Armee soll vernichtet sein. Da ihnen der Rückweg ab⸗ geschnitten ist, so kann sich der Rest nicht mehr im Lande halten, und es werden wohl nur Einzelne entrinnen. Es ist eine schreckliche Kriegführung, wo eine Armee von 12 — 15,000 Mann bis auf den letzten Mann vernichtet wird. Es ist ein Racenkrieg zwischen Schwarzen und Weißen, der Verlierende wird niedergemacht.
8 Meteorologische Beobachtungen. 1
Abends 10 Uhr.
1849. 2. Juni.
Nach einmaliger Beobachtung.
Nachmittags 2 Uhr.
Morgens
6 Uhr.
Luftdruck 338,920 POar. 338,1 10 ⁄POar. 337,770Par. Quellwärme 7,8 ° R. Luftwärme + 15,2° R. + 23,8° R. + 13,9 ° R. Flusswärme 17,0“ R. Thaupunkt... + 12,70 R. + 12,60° R. + 11,59 R. Bodenwärme Dunstsättigung. 80 pct. 44 pet. 89 pcCt. Ausdünstung Wetter. heiter. halbheiter. gewitterig. Niedersehlag 0,896,Rb. Windd SW. SW. NW. Wäarmewechsel + 24,2“ Wolkenzug... SW. — + 11,0 ° 338,27„Par.. + 17,62 R. P+. 12,6°9 R. 44 pct. Nachmittags 5 Ubr Gewitter.
Tagesmittel:
Königliche Schauspiele. G
Montag, 4. Juni. Im Schauspielhause. 86ste Abonnements⸗ Vorstellung: Hamlet, Prinz von Dänemark, Trauerspiel in 5 Akten, von Shakespeare. Nach Schlegel's Uebersetzung. (Herr A. Wohl⸗ brück: Polonius.) Anfang 6 Uhr. 1 1
Dienstag, 5. Juni. Im Schauspielhause. 87ste Abonnements⸗ Vorstellung: Der Spieler, Schauspiel in 5 Abth., von A. W. Iffland. (Herr Wohlbrück: Posert, als Gastrolle.)
Königsstädtisches Theater.
Montag, 4. Juni. Der Glöckner von Notre⸗Dame. Roman⸗ tisches Drama in 6 Tableaux, von Charl. Birch⸗Pfeiffer. (Fräul. Luise von Hagn: Esmeralda, als erste Gastrolle.) .
Dienstag, 5. Juni. Zum Benefiz des Herrn Klischnigg: Ein Lustspiel⸗Honorar. Original⸗Lustspiel in 3 Akten, von H. F. Heine. Zwischen dem ersten und zweiten Akt des Lustspiels, zum erstenmale: Der Frosch. Mimisch⸗komische Scene, ausgeführt von Herrn Klischnigg. Zum Schluß (neu einstudirt): Jocko, der brasilianische
1
Affe. Melodrama in 2 Akten, nach dem Französischen von C. Gnauth. Musik von mehreren Komponisten. (Hr. Klischnigg: Jocko.)
. — — Auswärtige Börsen. Breslau, 2. Juni. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 97 Gld. Friedrichsd'or 113 ½ Br. Louisd'or 112 ¾ Gld. Polnisches Pa⸗ piergeld 93 ¾ und ½ bez. und Gld. Oesterr. Banknoten 81 bez.
Staatsschuldscheine 78 bez. Seehandl.⸗Prämienscheine a 50 Rthlr.
'100 Gld. Pos. Pfandbriefe 4proz. 97½ Br., do. 3 proz. 80 ¼ Br. Schlesische do. 3 ½proz. 89 ¾ u. „%¶2 bez., do. Litt. B. 4 proz. 91 ¾ bez., do. 3 proz. 82 ¾ Br.
„ Poln. Pfandbr. alte 4proz. 90 ¼ Br., do. neue 90 Br., do. Partial⸗Loose a 300 Fl. 97 ½ Glp., do. Bank⸗Certif. a 200 Fl. 13 ½ Br. Russ.⸗Poln.⸗Schatz⸗Oblig. a 4proz. 67 Br.
Actien: Oberschlesische Litt. A. u. Litt. B. 93 ⅛ bez. Bres⸗ lau⸗Schweidnitz⸗Freiburg. 79 Br. Niederschles.⸗Märk. 71 Br., 70 ⅔ G., do. Prior. 99 Br., do. Ser. III. 93 ⅛ Br. Ost⸗Rhein. (Köln⸗Mind.) 76 Br. RNeisse⸗Brieg 34 Br. Krakau⸗Oberschle⸗ sische 38 bez. Friedr.⸗Wilh.⸗Nordb. 314 Br.
Wechsel. Amsterdam 2 M. 142 ½ Gld. Hamburg a vista 150 ¾ Br. do. 2 M. 149 ⁄2 Gld. London 1 Pfd. St. 3 M. 6. 24 ½ Gld. Berlin a vista 100 ⁄½2 Br. do. 2 M. 99 ½ Gld
— ——
8 — v=
Frankfurt a. M., 1. Juni. Oesterr. Fonds, Integrale und Friedr. Wilh. Nordbahn⸗Actien waren an heutiger Börse mehr begehrt und stellten sich im Cours etwas höher als gestern. Kurh. Loose, belg. und 3ũ ½proz. bayer. Oblig., so wie bexbacher Actien, blieben flauer. In allen übrigen Gattungen keine Veränderung. Oas Geschäft war jedoch im Allgemeinen von keiner Bedeutung. Die pr. Taubenpost niedrigeren pariser Course vom 30sten machten wenig Eindruck.
Oesterr. 5proz. Metall. 73 ¾ Br., 73 ⅔ G. Bank⸗Aetien 1090 Br., 1086 G. Baden Partialloose a 50 Fl. 47 Br., 46 ½⅔ G. Kurhessen Partialloose a 40 Rthlr. preuß. 26 ⅞ Br., 25 ¾ G. Sardinien Partiallose 25 ¾ Br., 25 ¾ G. Darmstadt Par⸗ tialloose a 50 Fl. 68 ¾ Br., 68 ½⅞ G., do. a 25 Fl. 20 ¼ Br., 20 ½ G. Spanien 3proz. 23 ⅞ Br., 23 ½ G. Polen 300 Fl.⸗Loose 98 ¼ Br., do. Oblig. a 500 Fl. 72 ⅞ Br., 71 G. Friedr. Wilh. Nordb. 34 ⅞ Br., 34 ⅞ G. Ludwigshafen⸗Bexbach 66 ⅞ Br., 66 ⅛ G. Köln⸗ Minden 77 ¾ Br., 77 ⅛ G.
Paris, 31. Mai. Zproz. 52.60 baar, 52.25 Zeiit. 5proz. 81.25 baar, 81. 20 Zeit. 5 9e, 2165.
panische 3proz. 33. Nordb. 407 ⅛.
Innere 23 ½.
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—— — ——
Markt⸗Berichte. 8eg
Koönigsberg, 31. Mai. Zufuhr war gering. Weizen 55 bis 65 Egr. pg Schst, Roggen 24 bis 27 Sgr., große Gerste 20 bis 24 Sgr., kleine Gerste 18 bis 21 Sgr., Hafer 15 bis 16 Sgr., graue Erbsen 30 bis 32 Sgr., weiße Erbsen 26 bis 30 Sgr., Kartoffeln 13 bis 15 Sgr., der Ctr. Heu 16 bis 21 Sgr., das Schock Stroh 120 Sgr.
Rheinische Eisenbahn. Es wurden im Monat April befördert: 3 35,361 Personen und 254,914 Centner Güter. Die Einnahme betrug für Personen 23,622 Rthlr. 28 Sgr. Für Güter. .““ 11““ 22,074 » 15 » Zusammen 45,697 Rthlr. 88 e.
“ 8 — *
Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei. Beilage
schiedener Art, dagegen über 300 des Hiebstahls überwiesen. Auf 8 2—
und M'Manus wegen Betheiligung am irländischen Aufstande aus-⸗
Nachschrift.
Anfang halb
88 8 n 5 8 8 N111“
ilage
“] IIE⸗ Deutschland.
Preußen. Berlin. Reise⸗Entschädigung für die zu militairgerichtlichen Untersuchungen zur Zeugenvernehmung vorgeladenen Personen der Linie und Landwehr. ““
Bayern. München. Kammer⸗Verhandlungen. snm sin
Württemberg. Stuttgart. Kammer⸗Verhandlungen.
* 8 sgredehscchehtet e. Die dänische Verfassung oder das Grundgesetz des Reiches Dänemark.
Markt⸗Berichte.
15 vxS heeEhbrxkexe
Deutschland.
Preußen. Berlin, 2. Juni. Das Militair⸗Wochen⸗ blatt enthaͤlt folgende Verordnung, betreffend die Reise⸗Entschädi⸗ gung für die in militairgerichtlichen Untersuchungen zur Zeugen⸗ vernehmung vorgeladenen Personen der Linie und dex Landwehr.
Der Königlichen Intendantur wird auf die Berichte vom 8. März 5. April und den brevi manu Bericht vom 12ten d. M. Folgendes eröffnel:
„Wenn in milikairgerichtlichen Untersuchungen die Zeugenvernehmung nicht durch Subrequisition zu bewirken, sondern die Vorladung vor das kompetente Militairgericht nothwendig ist, dann sind für die damit verbun⸗ dene Reise und für die Dauer der Abwesenheit vom Aufenthaltsorte, den Offizieren der Linie und der Landwehr⸗Stämme und den im Offiziersrange stehenden Militgir⸗Beamten, die Diäten und Reisekosten nach dem Regula⸗ tiv vom 28. Dezember 1848 zu gewähren. Den Militairpersonen vom Unteroffizier⸗ und Gemeinen⸗Grade dagegen kann nur der Anspruch auf die Verpflegungs⸗Kompetenzen bei gewöhnlichen Kommandos eingeräumt und eine Anwendung der Reisevergütungssätze nach dem oben erwähnten Regu⸗ lativ für dieselben nur für den Fall zugestanden werden, wenn besonderer Umstände halber die Benutzung der Post oder einer anderen Fuhrgelegenheit unbedingt hat eintreten müssen.
Wird in militairischen Untersuchungen die Vorladung von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften des beurlaubten Standes der Landwehr oder von beurlaubten Reservisten zur Zeugen⸗Aussage nothwendig, dann sind dieselben — als Civilpersonen — hinsichtlich ihrer Gebühren nach Maßgabe der Allerhöchsten Verordnung vom 29. März 1844 (Gesetz⸗Samm⸗ lung pro 1844, Stück 8, Nr. 2434) und der anderweiten in einzelnen Pro⸗ vinzen gültigen Regulativs und Taxen zu behandeln.
Die Liquidirung der Zeugengebühren für die aktiven Militairs hat in allen Kriminal⸗ und Disziplinar⸗Untersuchungssachen wider Offiziere, mit Rücksicht auf deren Kostenfreiheit, von den betreffenden Truppentheilen, und nur in Injuriensachen — in Betracht der mit der Sportelpflichtigkeit dieser Un⸗ tersuchungen verknüpften Regreßnahme an den Kondemnirten, zur besseren Kontrole der entstehenden Kosten — von dem Militairgerichte zu erfolgen.
Dagegen liegt die Feststellung und Liquidirung der Gebühren für die aus dem beurlaubten Stande der Landwehr und von der Reserve als Zeu⸗ gen vorgeladenen Personen in allen Fällen dem bretreffenden Gerichte ob.
Berlin, den 22. Mai 1849.
Kriegs⸗Ministerium. Militair⸗Oekonomie⸗Departement. r(gez.) Müller. von Thile. An die Königliche Intendantur des 2c. Armer⸗Corpse.
S 1 Fee henh Verfügung wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß Leore Zerlin, den 22. Mai 1849.
Kriegs⸗Ministerium. Militair⸗Oekonomie⸗Departement. 8 Müller. von Thile.
Bayern. München, 30. Mai. (Münch. Ztg.) In der heutigen Sitzung der Abgeordneten⸗Kammer befanden sich am
Ministertische die Staats⸗Minister von Kleinschrod, Dr. Ringel⸗
mann, Dr. Aschenbrenner, von Forster, Dr. von der Pfordten, die Ministerial⸗Räthe von Bezold, von Wanner, Molitor, Graf Hundt, Freiherr von Bechtolsheim und der Appellationsgerichts⸗Direktor von Kiliani. Der zweite Präsident, Graf Hegnenberg⸗Duy, eröff⸗ net die Sitzung um 11 ¼ Uhr. Auf den Bänken der Linken be⸗ merkt man nur 5 oder 6 Abgeordnete aus der Pfalz, darunter die Herren Willich und Boyd. Der an die Stelle des Herrn Zöttl neu eingetretene Abgeordnete, Herr Stangelmaier aus Niederbayern, leistete den Cid. Er hat seinen Platz im Centrum genommen.
Der Justizminister besteigt die Rednerbühne, um anzukündigen, daß eine Anzahl der in der Thronrede angekündigten Gesetz⸗Entwürfe den Kammern heute zur Vorlage gebracht werden, und zwar A. der Kammer der Reichsräthe; 1) ein Gesetz⸗Entwurf über den Staats⸗Gerichtshof, 2) ein Gesetz⸗Entwurf, die Diensiverhältnisse der gerichtlichen Beamten be⸗ treffend, 3) ein Gesetz⸗Entwurf in Betreff der Abschaffung der Strafen des bürgerlichen Todes, der öffentlichen Ausstellung und der Brandmarkung; B. der Kammer der Abgeordneten: 1) ein Gesetz⸗Entwurf, Schutz gegen Mißbrauch der Presse betreffend, 2) ein Gesetz⸗Entwurf in Betreff der Ab⸗ stellung einiger Preßmißbräuche, 3) ein Gesetz⸗Entwurf über die Verhält⸗ nisse der jüdischen Glaubensgenossen, 4) ein Gesetz⸗Entwurf über die Aus⸗ übung der Jagd und 5) ein Gesetz⸗Entwurf über die Ansässigmachung der Schullehrer. Der ZJustiz⸗Minister verliest zuerst den unter 2) angeführten Gesetz⸗Entwurf über Abstellung einiger Preßmißbräuche in 8 Artikeln und bemerkt am Schlusse, daß dieser Gesetz⸗Entwurf nur transitorischer Natur sei, um den dringendsten Mißständen augenblick⸗ liche Abhülfe zu bringen, während der größere Gesetz⸗Entwurf desselben Be⸗ treffs in 53 Artikeln eine längere Berathung erheische. Der Minister ver⸗ liest sodann auch diesen unter 1) augefahreen größeren Gesetz⸗Entwurf selbst. Das transitorische Gesetz verordnet unter Anderem (Art. 2), daß jeder Druckschrift der Name des Herausgebers oder Druckers beigefügt sein müsse, giebt Verfügungen über den Verkauf der Flugschristen, Maßregeln und Strafbestimmungen gegen Druckschristen aufreizenden Inhalts und setzt fest, daß die Geldstrafen den Kreisschulfonds desjenigen Regierungsbezirks zu gute kommen sollen, in welchem das Vergehen begangen und die Strafe zuerkannt würde. Der größere Entwurf in 53 Artikeln, Schutz gegen den Mißbrauch der Presse betreffend, stellt gleichfalls in seinen 2 ersten Artikeln den Grundsatz auf, daß für jede Druckschrift der Verfasser, Herausgeber, Verleger, bei periodischen Schriften der Redacteur, in allen Fällen der Verleger und Drucker verantwortlich und haftbar seien. Nach Artikel 3 soll in jedem gerichtlichen Urtheil über ein Preßvergehen oder Verhrechen auch die Vernichtung der anstößigen Schrift oder des anstößigen Theils derselben ausgesprochen werden können. Die weiteren Artikel geben Strafbestimmungen gegen Beleidigung Ihrer Majestäten des Königs und der Königin oder der Mitglieder des Königlichen Hauses, der Kammern u. s. w., gegen Aufforderung oder Verleitung von Soldaten oder Landwehr⸗ männern zu Abfall oder Aufruhr. Das Maß der zu verhängenden Ge⸗ fängniß⸗- und Geldstrafen bestimmi sich stets, je nachdem vollbrachte That, 8 von Erfolg begleitete Aufforderung, oder die Aufforderung ohne Er⸗ Ualg vorliegt. Ferner giebt der Gesetz⸗Entwurf Strafbestimmungen gegen tig. Frletung der Religion oder Sittlichkeit, gegen Angriffe auf auswär⸗ Gesandegenten (Artikel 24 und 25), gegen die Beleidigung auswärtiger
en am Königlichen Hofe in biese⸗ Eigenschaft, gegen Aufforderung
an Einwohner auswärtiger Staaten zum Aufruhr. Diese Bestimmungen sollen allen deutschen Staaten gegenüber unbedingte Anwen-
zum Preußischen Staats⸗
dung finden, gegenüber den nicht deutschen nur da, wo Gegenseitigkeit geübt wird. Der Alrt. 28 betrifft Beleidigungen gegen Schwurgerichte und an⸗ dere Behörden, der Art 30 betrifft die Angriffe gegen Privatpersonen. Tit. HII. enthält verschiedene preß⸗polizeiliche Bestimmungen. Die Art. 40 — 43 sind auch in den transitorischen Gesetz⸗Entwurf übergetragen; nach Art. 44 u. s. f. muß auf jeder Nummer eines periodischen Blattes der Name des verantwortlichen Redacteurs angegeben sein. Die weiteren Ar⸗ tikel sind zum Theile gleichfalls in den transitorischen Gesetz⸗Entwurf über⸗ gegangen. Noch ist zu bemerken, daß zuerkannte Geldstrafen im Falle der Unmöglichkeit der Erhebung wegen Armuth des Verurtheilten in Gefängniß⸗ strafen umgewandelt werden können, und zwar so, daß für je 25 Fl. 8 Tage Gefängnißstrafe eintritt.
Hierauf bestieg der Finanz⸗Minister die Rednerbühne und verlas den Gesetzentwurf üͤber die Ausübung der Jagd. Die Revision des Gesetzes vom 4. Juni war an sich schon durch die Verzichtleistung Sr. Majestät des Königs auf die in jenem Gesetze gemachten Vorbehalte zu seinen Gunsten in Betreff der Jagd in der Umgebung der Königlichen Residenz⸗ schlösser u. s. w. nothwendig geworden. Aber auch sonst hatte sich durch die gemachten Erfahrungen eine durchgreifende Revision des Gesetzes vom 4. Juni als nothwendig herausgestellt, und aus diesem Grunde erfolgt nun die gegenwärtige Vorlage. Die Grundzüge des neuen Entwurfes bestehen darin, daß den Gemeinden die größtmögliche Freiheit gelassen, zugleich aber auch dem Ackerbau der nöthige Schutz gegen den Mißbrauch bei Ausübung des Jagdrechts gewährt werden solle. Eine der wichtigsten Bestimmungen ist auch die Einführung der Jagdkarten, wie sie in der Pfalz und anderen Staaten mit gutem Erfolge bestehen. Nachdem der Finanz⸗ minister auch die Motive des Gesetzentwurfes verlesen, theilte der Mi⸗ nister des Innern den Gesetzentwurf, die staatsbürgerlichen (politischen) und bürgerlichen Rechte sder israelitischen Glaubensgenossen betreffend, mit. Minister Ringelmann motivirt hierauf den von ihm zu verlesenden Ge⸗ setzentwurf über die Ansässigmachung der Schullehrer, mit tiefem Gefühl für die bedauernswerthe Lage dieser bisher sehr vernachlässigten Diener des Staates. Das Gesetz, das er der Kammer zur raschen Erledigung em⸗ pfiehlt, bestimmt, daß der Schullehrer, der 3 Jahre hindurch treu und ehren⸗ voll gedient, an dem Orte das Heimatsrecht erwerben soll, an welchem er beim Ablaufe jener dreijährigen Frist angestellt war. Hiermit war die Vor⸗ lage der Gesetzentwürfe beendet, worauf der Herr Präsident anzeigt, daß eine Interpellation an das Staatsministerium angemeldet worden, über welche der Interpellant, Frhr. von Lerchenfeld sich nur des Weiteren aus⸗ lassen werde.
Frhr. von Lerchenfeld: „Das Glück Bayperns, so wie des ganzen Deutschlands, knüpfe sich an die Wichtigkeit der schwebenden deutschen Frage. Alle öffentlichen Blätter brächten die widersprechendsten Gerüchte über den Stand derselben, namentlich was die Verhandlungen in Berlin betreffe. Am meisten fühle man sich durch jene in den Blättern gegebene Nachricht beunruhigt, nach welcher Preußen seine Absicht nicht verberge, zur Supre⸗ matie über die übrigen Staaten Deutschlands gelangen zu wollen. Es solle ja, um diese zu erstreben, den in momentaner Bedrängniß vor der Rebellion sich befindenden Staaten sogar die Reichshülfe verweigert haben. Diesem Zustande wünsche Bayern und ganz Deutschland ein Ende gemacht zu sehen. Wir sind bereit, Opfer für Deutschland zu bringen, aber für ein einiges, nicht zerstückeltes, partikularistisches Deutschland: darum wünschen wir auch, daß die frankfurter Verfassung angenommen werden könnte. Es sind von uns Beanstandungen gegen einzelne Punkte ge⸗ macht worden, und so gewichtige, daß sie bis jetzt noch nicht entkräftet worden. Diese Mängel der Reichs⸗Verfassung beseitigt zu sehen, werde von uns dringend gewünscht. Man habe hier gesagt, daß man in Frank⸗ furt Oesterreich nicht aus Deutschland ausgeschlossen habe; man habe es freilich nicht² hinausgestoßen, es aber gedrängt, von selbst zu gehen. Man habe ferner unrichtig zu behaupten gewagt, daß das in der Reichs⸗ Verfassung aufgestellte Wahlgesetz dasselbe sei, wonach früher die Na⸗ tional⸗Versammlung gewählt worden. Dies sei nicht wahr, denn in den einzelnen Staaten seien diese Wahlen nach verschiedenen Gesetzen vorge⸗ nommen worden. Als der Redner noch weiter fortfahren will, bemerkt ihm der Präsident, daß er sich gefalligst nur an die Motivirung der Inter⸗ pellation halten möge, worauf Fihr. von Lerchenfeld, zu diesem engeren Thema zurückkehrend, das Ministerium bittet, darüber Aufschluß geben zu wollen, auf welchen Grundlagen die Unterhandlungen der Regierungen in Berlin über die deutsche Verfassungsfrage stattfänden und zu welchem Re⸗ sultate sie bereits geführt?
Minister von der Pfordten: Meine Herren, die Interpellation, welche Sie so eben vernommen haben, ist dem Ministerium gestern Vor⸗ mittags zugekommen. Die Abendpost hat mich in den Stand gesetzt, eine, wie ich hoffe, sehr befriedigende Ankwort ertheilen zu können. Die Ver⸗ handlungen zu Berlin sind niemals abgebrochen worden, wenigstens von Seiten Bayerns nicht. Der baperische Gesandte hat denselben unnnterbrochen auf den Grund seiner Instructionen beigewohnt und sich daran betheiligt. Sie sind auch in diesem Augenblicke nicht abgebrochen, sondern zu bestimm⸗ ten Resultaten, wenigstens zu einem ersten Schritte für ein letztes Resultat gediehen. Die Grundlage der Verhandlungen in Berlin war die Ver⸗ fassung, wie sie von der National⸗Versammlung zu Frankfurt be⸗ schlossen worden ist, und die Bevollmächtigten der Königlichen Re⸗ gierungen haben sich alle Mühe gegeben, die Bedenken, welche die verschiedenen Regierungen gegen die Verfassung gehegt, und mehr oder minder bestimmt und offen ausgesprochen haben, zu gemeinschaftli chen Bedenken gegen jene Verfassung zu machen und danach diese selbst in ge⸗ änderter Weise zu redigiren, so daß man bestimmt erkennen kann, welche Paragraphen in der frankfurter Verfassung von den Regierungen nicht be⸗ anstandet werden, welche dagegen dieselben beanstanden, und welchen Wort⸗ laut sie an die Stelle derselben setzen wollen. Ich glaube, daß dieses das zweckmäßigste Verfahren ist, welches eingeschlagen werden kann. Diese Re⸗
vision (wenn ich sie so nennen darf) der frankfurter Verfassung ist been⸗
det; nur sind nicht sämmtliche Regierungen über alle Punkte derselben vollkommen einig, und ich kann nicht in Abrede stellen, daß die Instruc⸗ tion, die der baperische Gesandte hatte, nicht in allen Punkten mit den Beschlüssen der Mehrheit in der berliner Konferenz übereinstimmt. Da⸗ mit Sie, meine Herren, im Allgemeinen die Motive dieser Abweichungen schon jetzt überblicken können, füge ich hinzu, daß die Instructien unseres Gesandten Ihnen Allen bekannt ist. Unsere Erklärung nach Frankfurt vom 23. April d. J. und unsere Vorlage an die Kammern sind dem Ge⸗ sandten ausdrücklich als wesentlichster Bestandtheil seiner Instruction zuge⸗ sendet worden. Die Regierung hält es für ihre Pflicht, dieses ihr gestern Abend zugekommene Resultat der berliner Konferenz so schnell als mög⸗ lich in ruhige Erwägung zu nehmen und die Resultate dieser Prüfung, die Entschließungen, wesche sie darauf fassen zu müssen glaubt, mit der⸗ selben Offenheit und Klarheit den Kammern vorzulegen, wie sie es be⸗ züglich der Bedenken der frankfurter Verfassung gegenuͤber ihat. Ich hoffe, die Regierung wird in einigen Tagen im Stande sein, diese Vorlage an die Kammern gelangen zu lassen. Die Prinzipien, von denen die bayeri⸗
sche Regierung bei der Behandlung der Verfassungsfrage in der bisheri⸗ gen Instruction ausgegangen ist und bei der Prüͤfung der Resultate der
berliner Konferenz ausgehen wird, sind sehr einfach. Bayern erstrebt eine Verfassung für das ganze Deutschland. Behnfach kann sie 1. diktiren⸗ aber eben so lange nicht jede Möglichkeit und jede Hoffnung abgeschnitten ist, mit der Beharrlichkeit der fest begründeten Ueberzeugung nach diesem Ziele streben. Wohl hat man zwischen der Einheit und Ganzheit Deutsch⸗ lands unterschieden. Ich kann aber diesen Unterschied nicht machen. Sie könnte dazu führen, daß 2 oder 3 der kleinsten Staaten die deutsche Ein⸗ heit darzustellen im Stande wären. Wenn es nicht auf die Ganzheit Deutschlands, sondern nur auf die Einheit eines Restes von Deutschland ankommt, dann glaube ich, daß der Gedanke, von welchem die ganze deut⸗ sche Verfassungsbewegung ausgegangen, um seine höchste und letzte Bedeutung worden ist. Ich wiederhole, daß es nicht in der Macht der bayerischen
egierung oder einer anderen steht, die Erreichung dieses Zieles zu erzwingen oder zu diktiren, aber beharrlich danach zu streben, steht ihr zu und sie erachtet es für ihre Pflicht. Innerhalb dieses ganzen und zur Einhei führenden
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Deutschlands erstrebt die bayerische Regierung nicht eine nivellirende Gleich⸗ macherei, sondern die lebendige und allein für die Zukunft lebenskräftige Einigung durch freie Verbundenheit der einzelnen Glieder. Sie wieder⸗ strebt einer unzweckmäßigen Centralisation, die ein Uebergewicht auf die eine Seite legen würde, zum Nachtheile der wesentlichsten Interessen der Anderen. Dies sind die zwei Grundgedanken, von denen die bayerische Regierung sich in den bisherigen Schritten hat leiten lassen und wird leiten lassen bei der Prüfung der bisherigen Resultate der berliner Kon⸗ ferenz. Sie wird diese Prüfung möglichst beeilen und die Resultate der hohen Kammer mittheilen. 8
Binder fühlt sich nun veranlaßt, an den Präsidenten, Grafen Hegnen-⸗ berg, die Frage zu richten, und zwar im Namen der Linken: „Was das Schicksal der zuletzt in der Kammer beschlossenen bekannten Adresse bis jetzt gewesen sei, und dann was aus dem Mißtrauensvotum geworden, das Herr Kolb (Speier) in Folge der in erster Sitzung, nach der Vertagung, vorgekommenen Differenzen zwi⸗ schen dem Herrn Präsidenten und der Linken an jenen, (den Präsidenten) gerichtet habe? — Als Antwort auf diese Interpellation liest der Präsi⸗ dent in Bezug auf die erst gestellte Frage das Schreiben vor, in welchem das Präsidium den Ceremonienmeister ersucht habe, die zur Ueberreichung der Adresse erforderliche Audienz bei Sr. Majestät den König zu erbitten. Eine Antwort auf dieses Schreiben sei nicht erfolgt. Was den zweiten Punkt der Interpellation betrifft, so habe er (der Präsident) die Kammer schon früher ersucht, diesen Gegenstand ruhen zu lassen, bis der, durch Rück⸗ tritt des Frhrn. von Lerchenfeld erledigte Präsidentenstuhl durch einen An⸗ deren wieder besetzt sei, damit dieser neue Präsident, als unparteiischer, ge⸗ eigneter diese Sache zur Erledigung bringen könne. Mit dieser Erklärung schließt der Präsident die Sitzung um ¼ nach 1 Uhr.
Württemberg. Stuttgart, 27. Mai. (Schwäb. M.) Die Kammer der Abgeordneten war vorgestern mit Finanz⸗Angele⸗ genheiten beschäftigt. Laut eines Berichts der Finanz⸗Kommission über zu bewilligende 60,617 Fl. als Matrikular⸗Beitrag zur Reichs⸗ kasse für Verpflegung von Truppen im Reichsdienste, wird die Zu⸗ stimmung unter der Bedingung beantragt, daß der ausgeschriebene Matrikular⸗Beitrag auch von den übrigen, das deutsche Reich bil⸗ denden Staaten eingezogen und die Austheilung der verwilligten Summe von 1,750,000 Fl. unter die einzelnen Staaten unter Kon⸗ trole der Nativnal⸗Versammlung vorgenommen worden sei, wird von der Kammer angenommen. Staatsrath Goppelt giebt die Auskunft, daß die Summen, von welchen es sich handle, schon aus⸗ bezahlt worden seien. Es wird deshalb zu dem Kommissions⸗An⸗ trag der Zusatz beschlossen, daß für die Zukunft nichts mehr an die Reichskasse bezahlt werde, ehe die ständische Zustimmung er⸗ folgt sei. Den Mehrbedarf des Kriegs⸗Ministeriums, wofuür ein nachträglicher Kredit verlangt wird, berechnet das Finanz⸗Mi⸗ nisterium für Mehraufwand für den höheren Stand der im Lande befindlichen Truppen, über den Friedensstand vom 1. Dezbr. 1848 bis 30. Juni 1849 auf sieben Monate. Für die Natural⸗ Verpflegung der auswärts stehenden Regimenter; für die Einberu⸗ fung und Einübung der zwei jüngsten Altersklassen der Landwehr; für Anschaffung von Ausrüstungsgegenständen (780,000 Fl.), in Allem 1,740,000 Fl., werden bewilligt; rechnet man nun zu dem ordentlichen Etat des Kriegsdepartements die theils ausgeschriebe⸗ nen, theils angekündigten 1 esärverg chen Beiträge für Kriegs⸗ zwecke des deutschen Reichs, so ergiebt sich ein Militatraufwand von 5,529,534 Fl. Abgeordneter Seeger fragt, ob es wahr sei, daß die Studirenden, welche zum Militair einberufen worden, bereits wieder beurlaubt seien? General von Rüpplin: Ich habe ge⸗ htsg diese jungen Leute ihren Studien nicht länger entziehen zu
ollen, und habe sie deshalb temporair beurlaubt. Abgeordneter Seeger: Diese Maßregel verstößt gegen die gleiche Behandlung Aller, welche das Gesetz verlangt. Die Sache sollte an die Kom⸗ mission für innere Verwaltung gewiesen werden; wird genehmigt. Abgeordneter Becher fragt, ob der Befehl zur Dislocation der Leibgarde vom Kriegsministerium kontrasignirt worden sei? General von Rüpplin: Der Befehl ist von Seiten des Kriegsministe⸗ riums gegeben worden. Die Leibgarde gehört, so lange sie besteht, an den Aufenthaltsort des Königs. 1
Die Abgeordneten Scherr und Platz bringen zur Sprache, daß in Rottweil durch General von Miller 300 Ctr. Pulver einem dorthin geschickten badischen Offizier weggenommen worden seien, welcher von seiner Regierung den Befehl gehabt habe, das Pulver nach Rastatt zu bringen. General von Rüpplin: Zu der Zeit, wo dies geschehen ist, war Rastatt in den Händen von Empörern, und General von Miller war nicht nur berechtigt, sondern ver⸗ pflichtet, das Pulver nicht mehr in die Festung Rastatt zu lassen, von wo aus dasselbe ja gegen unsere eigenen Leute hätte gebraucht wer⸗ den können. Es wird nun Einleitung getroffen werden, dasselbe in die Reichsfestung Ulm zu bringen. Endlich gelangt die Berathung an den Bericht der Finanz⸗Kommission über den Antrag des Ab⸗ geordneten Stockmaier in Betreff der näheren Modalitäten für die Fütsßehe der bereits beschlossenen 3 Millionen Papiergeld. Be⸗ schlossen wird: das Papiergeld in Abschnitten bis zu 2 Fl. abwärts anzufertigen.
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Alllergnädigster König 1g
Ew. Majestät Entscheidung in der deutschen Angelegenheit hat, obgleich eine Fraction unserer städtischen Behörden eine Adresse im Gegensinne hervorrief, bei der Mehrzahl der hiesigen Bürger und Einwohner ungetheilten Beifall gefunden, der sich durch die trau⸗ rigen Ereignisse in den westlichen Theilen unseres Vaterlandes im⸗ mer lauter und offener zu erkennen giebt. Sehr bald wird die Lehre in den Herzen aller Preußen zur vollen Ueberzeugung ge⸗ langen, daß weder der Glanz eines Titels noch die scheinbare Er⸗ weiterung der Macht die wahre Größe Ew. Majestät und die Wich⸗ tigkeit der Stellung desses Staates um das geringste Moment er⸗ höhen, wenn eine Verfassung, die schon jetzt von einer Partei des Umsturzes zu den unlautersten Zwecken genutzt wird, der Preis ist, mit welchem sie erkauft werden sollte.
Stärke der allmächtige Gott Ew. Majestät mit festem Ver⸗ trauen zu Sich und Ihrem Volke, um mit beharrlichem Muthe die Bahn zu verfolgen, die aller Drohungen und Gefahren von innen und außen ungeachtet siegreich zum Ziele führen muß. Gestatten „Ew. Majestät uns hierbei die Versicherung, daß hier noch viele echt altpreußische Herzen für Allerhöchstdieselben und Dero hohes Haus in treuester Hingebung schlagen. Mit aller Ehrfurcht e Ew. Königlichen Majestit
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Verein für verfassungsmäßiges Kdoöonigthum, in dessen Auftrag ddeer Vorstand.
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