ütt den Antrag des Herrn Reinhardt auf sbge⸗ vnterftage gefs ung 2 Herrn Feder. 8 Linke “ 3 zndizielle Frage stellen; aber dies könne sie erst thun, wenn 8 I vheeans, Han wieder besetzt seien. Der Präsident: Fha, Drakassion über die Frage, ob heute Sitzung sin solle oder nicht, bönne er nicht zulassen. Mur das wolle er bemerken, vaß keinen Augen⸗ blick die Stellen der zwei Präsidenten leer gewesen seien. Erst durch die Annahme der von Freiberrn von Lerchenfeld erbetenen agf raas durch Se.
votum. Dr. tn 1 Verschub der Situng bis na
estä König sei der erste Präsidentenstuhl erledigt worden. Herr vSebles duch vess Ansicht zu widerlegen. Das Präsidenten⸗Amt der Kam⸗ mer sei kein Staatsamt, der Präsidentenstuhl sei erledigt von dem Augen⸗ blicke an, wo der Präsident sein Amt niederlege. Frhr. von Lerchenfeld berichtigt diese Auffassung der Sache durch die Erklärung, daß er ja aus⸗ drücklich Se. Majestät um Enthebung von seinem Posten gebeten, also die Entscheidung Sr. Majestät anheimgestellt habe. Daß der Präsidenten⸗ Posten thatsächlich nicht erledigt war bis zu dem Augenblicke, wo die An⸗ nahme des Königs erfolgte, dafür wolle er einfach die Thatsache als Be⸗ weis anführen, daß er allerdings für angemessen erachtete, bis zur König⸗ lichen Entscheidung über sein Gesuch sich der Leitung der Debatten zu ent⸗ halten, daß er dagegen unausgesetzt alle anderen Functionen des Präsiden⸗ ten versehen und alle vom Präsivium ausgegangenen Erlasse unterzeichnet habe. Herr Thinnes wünscht und beautragt, man solle den dritten Punkt der Tagesordnung, Abstimmung über die vom Gesammt⸗Staatsministerium aun die Kammer gebrachte Legitimations⸗Beanstandung der Deputirten aus der Pfalz, für heute beseitigen, sonst aber in der Ordnung der Berathungs⸗ Gegenstände fortfahren. Herr Willich verliest nun die folgenden beiden Erklärungen: 1. Die⸗ jenigen baverischen Abgeordneten, welche in dem pfälzischen Kreise gewählt. von der Königl. baverischen Regierung zum baverischen Landtage einberufen wurden, und in dieser Kammer gegenwärtig sind, finden sich veranlaßt in Folge erhobener Zweifel über ihre gegenwärtige Stellung zu erklären, daß schon ihre fortgesetzte Gegenwart in dieser Kammer die beste Antwort auf jene Zweifel bildet; — daß sie gesonnen sind, an dem festzuhalten, was sie für Recht und Pflicht erkennen, daß sie entschlossen sind, die Rechte, deren Wahrung ihnen verfassungsgemäß anverkraut ist, nach jeder Seite hin unverletzt zu erhalten und die schweren Pflichten, die ihnen gegen das weitere, wie gegen das engere Vaterland obliegen, zu ersüllen. Die se Abgeordneten erklären ferner, daß sie in der Bewequng der Pfalz, die ursprünglich rein und allein durch die Renitenz der bayerischen Regierung. in Bezug auf Anerkennung der Reichs⸗Verfassung hervorgerufen wurde, und in den Ereignissen, die sich seitdem in der Pfalz zugetragen, keinen genü⸗ genden Grund erblicken können, ihre Plätze in der bayerischen Volks⸗ Kammer auch nur zeitweise abzugeben. Diese Abgeordneten glau⸗ ben versichern zu können, daß ihre Kollegen aus der Pfalz, die seit wenigen Tagen momentan abwesend sind, die hier ausgesprochenen Gesinnungen theilen. II. Die Unterzeichneten erheben Reclamation an die hohe Kammer gegen die Präsidial⸗Entscheidung, wonach die Deputirten aus der Pfalz ausgeschlossen sein sollen von der Abstimmung üher die Vorfrage, ob auf die ministerielle Beanstandung der bayerischen Abgeordneten aus der Pfalz zur Tagesordnung übergegangen oder zur Wahl eines Ausschusses geschrit⸗ ten werden soll. Die Unterzeichneten behaupten, daß jene Präsidial⸗Ent⸗ scheidung ganz kompetenzwidrig und unstatthaft sei, auch durch die parla⸗ mentarische Sitte in specie durch den Vorgang in der Natienal⸗Versamm⸗ lung über die posensche Frage, worauf jene Entscheidung gestützt werden wollte, nicht nur nicht gerechtfertigt, sondern schnurstracks widerlegt ist. Muünchen, den 4. Juni 1849. S. Willich, E. Gelbert, Boype, Scherpf, Kohlhepp, Adam Müller. 1b Der Präsident: Er glaube, daß diese Erklärung und Reclümation einem Ausschusse zur Prüfung und Berichterstattung zu uͤbergeben sei. Herr Thinnes beantragt, daß die Frage wegen der pfälzer Abgeordneten erst dann wieder auf die Tageserdnung kommen solle, wenn der Bericht über die Reclamation gegen die bekannte Präsidial⸗Entscheidung erstattet sei und die Kammer daruber Beschluß gefaßt haben werde. (Wird unterstützt.) Staatsminister Dr. Ringelmann behält die Erklärung des Gesammt⸗ Staatsministeriums in der Sache bis nach dessen gepflogener Berathung darüber vor. Der Präsident: Die Frage sei also, ob Ziffer 3 der Ta⸗ gesordnung vorläufig zu streichen sei bis nach erfolgter Beschlußfassung über die Reclamation. Dr. Müller macht zwar einen Versuch, eine Aen⸗ derung in der Stellung, der Frage herbeizuführen, Herr Thinnes besteht aber darauf, daß die Frage in der vom Präsidenten vor⸗ her angegebenen Weise und im vollen Einklange mit seinem ei⸗ genen Antrage gestellt werde. Dr. Hopf bittet jedenfalls um Be⸗ schleunigung der Sache, damit das Spiel, dessen das Volk, wie er bestimmt wisse, genug habe, ein Ende nehme. Der Präsident sichert mög⸗ lichste Beschleunigung von seiner Seite zu, und auf seine Frage entschei⸗ det dann die Kammer einstimmig, daß Ziffer 3 der Tagesordnung so lange wegbleiben solle, bis über die mehrerwähnte Reclamation entschieden sein werde. Der Präsident äußert, nun die Apsicht, daß man nun auch die Beschwerde des Herrn Kolb gegen die bekannte Präsidial⸗Entscheidung demselben Ausschusse überweisen soll, welchem die Reclamation zugewiesen wird. Herr Thinnes stellt einen förmlichen Antrag in diesem Sinne und die Kammer nimmt denselben an. Dr. Hopf: Es entstehe jedoch hier abermals die Frage, ob an der Wah! des Ausschusses auch die Tplae⸗ theilnehmen können? (Unruhe und Einspruch von der Linken.) Herr Thin⸗ nes will uüber diese Frage zur Tagesordnung gegangen wissen. Dr. Rubner nimmt aus der Bemerkung des Herrn Dr. Hopf Anlaß zu den Worten: das eben sei das Spiel, dessen das Volk satt sei. (Bravo von einer Seite der Gallerie.) Der Präsident mit Energie: Ruhe, meine Herren! Die Ruhe kehrt augenblicklich wieder. Der Präsident verliest nun eine Adresse der Stände des Herzogthums Koburg an die Kammer, worin dieselbe angegangen wird, sie solle, das Beispiel Württembergs be⸗ folgend, auf Annahme der fraukfurter Verfassung bestehen. Herr Maier v. R. beantragt, die Kammer solle ihren Dank fuür diese Adresse aussprechen. Der Präsident macht auf die sehlerhafte Weise aufmerksam, in welcher dergleichen Anträge improvisirt werden. Herr Thinnes will höchstens einen Dank für die freundliche Mittheilung zu Protokoll ausgesprochen wissen. Herr Willich wünscht Antwort durch die That, nicht durch das Wort. Der Antrag des Herrn Thinnes wird endlich mit großer Mehrheit ange⸗ nommen. 8 Der Präsident macht der Kammer weitere Mittheilungen von meh⸗ reren Einläusen. Darunter befindet sich ein Schreiben des Königlichen Finanz⸗Ministeriums an das Präsidium der Kammern, betreffend den lebel⸗ stand der Abwesenheit eines der ständischen Kommissäre für die Staats⸗ schuldentilgungs⸗Kommission (Hrn. Dr. Greiner), mit dem Ersuchen, daß im Interesse der bedrohten Staatsgläubiger baldigst Abhülfe erfolgen möge. Er verliest auch ein Schreiben des Herrn Dr. Greiner aus Kaiserslautern an ein Mitglied der Staatsschuldentilgungs⸗Kommission, worin derselbe seine Abwesenheit mit den aus den Zeitungen bekannten Ereignissen in der Pfalz enischuldigt und meint, er könne ja sein Geschäft an Ort und Stelle fort⸗ führen, wo er sich jetzt befinde. Der Präsident: Die Sache sei un⸗ zweifelhaft dringend, der schnellste Weg zur Erledigung scheine ihm gegeben, Feheen 8c Vrßteh 62 der Geschäftsordnung einen Substituten an die Stelle des abwesenden Kommissärs wähle. ie b F. 8 simmig dieser Ansche 8 mmissärs wähle. Die Kammer schließt sich ein F Herr Waibel interpellirt, ob das Ministerium für Einberufung der Cefat nae für die aus der deutschen National⸗Versammlung ausgetrete⸗ nen Mitglieder das Geeignete verfügt habr. Unter den Ausgetretenen be⸗ finden üc. von den 71 baverischen Abgeordneten auch über 40. Es sei also Gefahr da, daß die National⸗Versammlung gar nicht beschlußfähig wäre. Darum stelle er seine Interpellati . 1 21 C. 1 Interpellation an das Ministerium. Der Staats⸗Minister des Aeußern, Dr. von der Pfordten: Die Antwort auf diese Frage sei wohl in dem Vortrage über di 4 ss 1 3 ge über die deutsche Verfassungsfrage enthalten, für welchen er sich vom Herrn Präsidenten das Wort bereits er⸗ beten habe. Der Präsident ladet den Minister ein, diesen Vortrag zu halten. Der Herr Staats⸗Minister des Aeußern besteigt die Rednerbühae und erörtert, warum die baverische Regierung bis jetzt nicht den herliner Propositionen zugestimmt habe. Die Aufforderung der preußischen Regie⸗ rung, dem mit Sachsen und Hannover abgeschlossenen Schutzbündnisse zutreten, sei, datirt vom 22. Mai, hier am 25sten desselben Monats ange⸗ langt und habe das Ersuchen um umgehende Erklärung entyalten sich aber hinsichtlich der Vereinigungspunkte nur sehr im Allgemeinen ansge⸗ sprochen. Eine Antwort der bayerischen Regierung sei am 27. Mai nach Berlin abgegangen, während man dort uner den drei genannten Regie⸗ rungen schon am 26. Mai das Bündniß abgeschlossen habe. Die bape⸗
„bei deutschen Regierungen ein zwar in Berlin schon einig . So euthalte der her zu Deutschland Fpean
rische Antwort habe dahin gesautet, daß Bayern nicht zu etwas beitreten könne, was man noch nicht genau kenne. Es müsse erst das, was von
Berlin geboten werde, prüfen, ob es mit den Interessen des Landes im Einklange stehe. Bayern werde, da es mit der National⸗Versammlung, die t ühergesiedelt, nicht ferner mehr gehen könne, noch gehen
jeßzt nach Stutt 88,s zur Z menberafung eines Reichsn pn”n mit allen eviston der Verfassung vorz C . Man habe easdungin Bayerns verücklsichtigt, andere aber
Entwurf Nichts, wodurch Okstevreichs Stellung de, — wogegen in dem Entwurf wieder Man⸗ ches enthalten sei, wodurch die materiellen Interessen Baperns hart ver⸗ letzt würden. Die Annahme der Oberhauptsfrage — und diese wäre in der berliner Versassung, wenn auch nicht mit gleichen Worten, so doch in gleichem Sinne aufgefaßt⸗ wie in der frankfurter, würde zum Scheidebrief werden zwischen Oesterxeich und Deutschland, und diesen könne und werde Bayern nicht unterschreiben. Der Minister drutet nun Koch in geist⸗ reicher Rede auf die kommerziellen und sozialen Uebelstände hin, die eine Trennung Oesterreichs von Deutschland nach sich ziehen würdr. Bayerns Aufgabe sei, als nächstbedeutendster Staat den Dualismus der beiden Groß⸗
mächte Oesterreich und Preußen zu vermitteln, — dort das Volkshaus
zu fordern, hier das Erbaisertbum zurückzuweisen. Es könne nicht jene Parasraphen der frankfurter Verfassung annehmen, die sich auch in der berliner vorfänden, und die Steuern, die Heimats⸗ und Gewerbsrechte behandelten; auch hinsichts der Fideikommisse müsse es auf Modificationen dringen. Bapern wolle sich von jenen drei Regijerungen nicht trennen, sondern werde sich noch vor dem zu berafenden Reichstage mit ihnen über ein für ganz Deutschland passendes Verfassungsprojekt einigen. Auch jeßt, nach der Auflösung der National⸗Versammlung, erkenne die bayerische Re⸗ gierung die provisorische Centralgewalt als rechtlich und faktisch bestehend an und werde diese in ihrem Bestreben unterstützen, Deutschland gegen äußere und innere Feinde schützen. Sollte ein Wechsel der provisorischen Centralgewalt nöthig erscheinen, so wird die bayerische Regierung gleiche Gesinnungen gegen die neue hegen, wie gegen die abgetretene.
Nach diesem Vortrage beantragt der Präsident, die öffentliche Siz⸗ zung zu schließen und in geheimer zu der Wahl des Ausschusses überzuge⸗ hen. Herr Reinhardt will den Herrn Präsidenten veranlassen, sortan die Sitzungen um 8 ÜUhr zu beginnen, was der Präsident aber nicht für nöthig erachtet, da so wenig für die Tagesordnung vorh anden wäre, daß man, um 10 Uhr beginnend, noch immer rasch genug fertig werde.
Herr Thinnes interpellirt den Gesetzgebungs⸗Ausschuß, warum, da Gesetz⸗Euntwürfe in Menge vorliegen, derselbe die Bearbeitung vernachläs⸗ sige⸗ Der Präsident glaubt diesen Vorwurf gut heißen zu müssen. Herr Thinnes: Es sei bedauernswerth, daß bis jetzt gar nichts geschehen sei. Man sitze jetzt schon Monate lang hier und habe nichts gethan, um die Forderungen des Volkes zu befriedigen. Der Präsident zählt die unge⸗ heuere Masse von Vorlagen bei den einzelnen Ausschüssen her und be⸗ merkt, daß davon noch gar nichts erledigt sei. Herr Boye: Die Aus⸗ schüsse haben erst die Erledigung der deutschen Frage abwarten wollen, ob frankfurtisch, ob berlinisch? Dies habe sie an den Arbeiten bis jetzt ver⸗ hindert. Herr Forndran widerlegt diese Entschuldigung mit einigen ge⸗ wichtigen Worten auf die ÜUnstatthafligkeit derselbend hindeutend. Der Präͤsident schließt hiermit die öffentliche Sitzung nach 12 Uhr, und die Kammer bleibt in geheimer zusammen, um die Wahl des Aueschusses vor⸗ zunehmen.
Württemberg. Stuttgart, 4. Juni. Der Schwäb. Merk. enthält Folgendes: „Se. Königl. Majestät haben in Er⸗ wägung der gegenwärtig zur großen Gefahr des Vaterlandes sich mehrenden Aufwiegelungs⸗Versuche und in Betracht der seit eini⸗ ger Zeit umsichgreifenden Exzesse von Insubordination und Zucht⸗ losigkeit bei einem wenn auch kleinen Theile des Militairs, im Ein⸗ verständnisse mit dem Staats⸗Ministerium die Truppen⸗Komman⸗ danten, so wie die Gouverneure der Garnison⸗Städte, mit der Vollmacht bekleidet, unter den in den militairischen Strafgesetzen Art. 167 — 178 bezeichneten Fällen das Standrecht zu verkünden und ausführen zu lassen.“
Stuttgart, 2. Juni. (Schw. M.) Heute Vormittag wurde Fickler hier verhaftet und auf den Asberg abgeführt. Man wollte im Publikum wissen, Fickler sei, mit einer größeren Geldsumme versehen, hier und suche die württembergischen Soldaten für die badische Sache zu gewinnen.
Baden. Karlsruhe, 3. Juni. (Schwäb. Merk.) Die vergangene Nacht war sehr unruhig; es sind viele Fremde und Leute vom ersten Aufgebot hier; Betrunkene lärmten in den Stra⸗ ßen. Heute war der allgemeine Wahltag für die konstituirende Versammlung. Von der karlsruher Wählerschaft wählten nur 2— 300. Die anwesenden Fremden wählten in Masse (ungefähr 1200), groß und klein, alt und jung; man fragte nicht, wie alt oder wo⸗ her? Schweizer, Franzosen, Italiener, Polen, Alles wählte mit, und um das Wahlgeschäft zu erleichtern, hatte Jemand die Gefäl⸗ ligkeit, den Leuten gedruckte Wahlzeltel zur Abgabe in die Hand zu geben. Heute Mittag 12 Uhr war große Parade auf dem Schloß⸗ platz, ungefähr 2000 Mann (einschließlich der Jünglinge bis 18 Jahre) defilirten vor der neuen provisorischen Regierung; Brentano, Gögg und Peter waren zu Pferd anwesend. Ein Schweizer⸗Corps, das noch keine Waffen hat, sang beim Abmarsch: „Feinde bebt, die Rächer nahn!“ Die Nachricht, daß Fickler auf dem Asberg sitze, hat hier unter allen Parteien ungeheuren Eindruck gemacht. Struve, Steinmetz und ein Pole, die in gleicher Absicht in Stuttgart wa⸗ ren, sind hierher entkommen.
Ueber die (bereits erwähnte) Entlassung Sigel's und die Ein⸗ seßung einer provisorische Regierung meldet das genannte Blatt Folgendes:
gede Umschlag hat begonnen; die Herren Prätorianer befehlen und der Landesausschuß gehorcht! Ein Bataillon des zweiten Regiments (das übrigens nie den neuen Stand der Dinge ganz anerkannt hat) lag in der Umgegend von Bruchsal und sollte, angeblich auf Befehl des Reichsmini⸗ steriums, mittelst eines Extrazuges nach Heidelberg abziehen. Mit Wider⸗ willen gings an den Zug; in Heidelberg angekommen, sollte das Bataillon über den Neckar, um dort eine Stellung einzunehmen, weil Sigel wieder angreifen wollte. Das Bataillon erklärte: „Wir gehen nicht!“ Es fand darauf ein — der Offiziere und Führer der in Heidelberg versammel⸗ ten Truppen (etwa 10,000 Mann) statt, worauf Brentano erklärt wurde: 1) daß man Sigel nicht mehr als Oberbefehlshaber anerkenne; 2) daß man nicht gegen die Reichstruppen, namentlich gegen die Hessen, kämpfen wolle; 3) daß man die Autorität des Unbegateschusfes nicht mehr aner⸗ kenne, und daß eine neue provisorische Regierung gebildet werden müsse. 4) Daß sogleich eine Deputation an den Ieneehe vom Militair abge⸗ sendet werde, wegen seiner alsbaldigen Rückkehr, und daß wenigstens Prinz Friedrich komme, um sich einstweilen an die Spitze zu stellen. — In einer hiesigen Nachbargemeinde kam Befehl zum Aufbtuch des ersten Aufgebots; man kam zusammen, berieth und beschloß — ins Kartoffelhacken zu gehen; nur wenn die Karlosruher rufen, will die ganze Mannschaft gehen und sich an die Bürgerwehr anschließen. Von anderen Nachbargemeinden kam die Mannschaft gestern Abend hier an, zum Theil mit ihren Mädchen, die unter Kummer und Thränen Abschied nahmen. Es sind nun fast alle Ofsi⸗ ziere aus dem badischen Heere ausgeschieden. Heute Abend 7 Uhr ist In⸗ spection der hier liegenden Freischaaren (auch Genfer sind gekommen) und der Leute vom ersten Aufgebot. Ein Anschlag fordert auf, für den 13ten Wahlbezirk (Stadt Karlsruhe, Landamt Karlsruhe und Amt Ettlingen) für die konstituirende Versammlung unter folgenden Männern zu wählen: Bren⸗ tano, Häusser, Lamey (diese beiden Mitglieder der bisherigen Kammern ge⸗ hörten der konservativen Seite an) und Welcker.“
Karlsruhe, 4. Juni. (Köln. Ztg.) Die Karlsruher Z eur fnthält einen dringenden „Aufruf“ um Geld, um „frei⸗ willige Steuern. „Es ist an keinen Sieg zu denken“, heißt es in demselben, „wenn von einer engherzigen Bourgeoisie dieses der Re⸗ volution vorenthalten wird. Die Leute, welche ihr Vermögen, das
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in der Hand verjagen, sie Gegnerin der Sache des deutschen Vaterlandes ist! Wir werden unse⸗
doch meistentheils aus der Ausbeutung des Proletariats hervorge⸗-
gangen ist, jetzt verbergen oder außer Landes schicken, diese sind die
größten Verräther
en s Volkes und des Vaterlandes, und wenn sie auch für den Ar
ick durch ihren Egoisuns die Contre⸗Revolu⸗
tion ermöglichen und das Standrecht hexbeiführen, so wird doch
früher oder später ste der Fluch und die Rache dos Volkes ereilen. Deshalb ist es nothwendig, daß die einzelnen Einzeichnungen öffent⸗ lich bekanut gemacht werden, damit das Volk den Patriotismus der Einzelnen hinreichend beurtheilen kann. Nicht klägliche Al mosen, sondern große Opfer verlangt die Revolution. 1 nicht wie ein hungernder Bettler an die Thüren der Reichen; ste hat das Recht, zu fordern. Sie hat das Recht, zu fordern, daß in diesem entscheidenden Moment, wo das Unglück und di Knechtschaft vieler Jahre gesühnt und dem deutschen Volke die Bahn der Ehre und des Glückes eröffnet werden soll, alle Kräfte mit einander 3 daß die Revolution nicht gleich in ihrem ersten Aufflammen wieder verlösche ꝛc.“ Die provisorische Regierung hat ihre Thätigkeit mit einem Zugeständnisse an die öffentliche Meinun begonnen. Sie erläßt (wie schon erwähnt) heute die Bekanntma chung, daß die dem Bürger Schlöffel Sohn früher ertheilte Voll macht erloschen ist, daß dessen Befehle fernerhin nicht zu vollziehe sind. Der heutige Leitartikel ihrer eigenen Zeitung aber warnt chon, „sie möge sich nicht täuschen über ihre Lage!“ „Das Volk drängt vorwärts“, heißt es am Schlusse desselben, „und schiebt zur
Seite, wer es hemmt in diesem seinem mächtigen Streben. Wir
rufen daher der provisorischen Regierung zu: Vorwärts! vorwärts
auf dem eingeschlagenen Wege der Revolution und der Völker- Befreiung!“ Der Kampf der Parteien wird also wohl bald be⸗-
ginnen. Karlsruhe, 5. Juni.
an das Volk in Württemberg erlassen:
„Deutsche Milbürger! Der vom Volksverräther Karl Matho im vo⸗ rigen Jahre verhaftete und unter der vorigen, nun schmählich geslohenen badischen Regierung dreizehn Monate grundlos im Kerker gehaltene Bür⸗ ger Joseph Fickler, eben einmüthig durch den Landes⸗Ausschuß in die pro⸗ visorische Regierung gewählt, ist nach eingetroffenen sicheren Nachrich ten gestern in der Königlichen Residenz Stuttgart gesangen genommen un auf den Asberg geführt worden. Württemberger! Es ist ein Deutscher, ist Euer Mitbuͤrger, Euer Bruder, den Ihr auf der reutlinger Volks⸗V sammlung lieb gewonnen habt; es ist ein Mitglied der badischen Volks⸗ regierung, welche für die Freiheit nicht blos des badischen, nein! des gan⸗ zen deutschen Volkes, welche auch für Eure Freiheit kämpft, an den Kön liche Schergen Hand angelegt haben! Werden Euch jetzt die Augen auf
ehen, werdet Ihr jetzt erkennen, daß die Könige, selbst wenn sie die Reichs⸗ Perfassung beschworen haben, ihr Wort, kein Wort zu halten, erfüllen? Württemberger, deutsche Brüder! ol Verrafb an der Sache des Volkes, an der Sache D
dulden? Nein, Ihr werdet dies nicht! Ihr werdet Euch
ben wie Ein Mann; Ihr werdet eine Regierung mit den Waffen welche auf so deutliche Weise zeigt, daß
rerseits mit den entschiedensten Mitteln die Freilassung unseres Mitbürgers, des Mitgliedes der obersten badischen Regierungs⸗Behörde, verlangen und zu verwirklichen suchen; wir werden nöthigenfalls diesen Schritt Eurer Re⸗ gierung als eine Kriegserklärung gegen uns, gegen die deutsche Sache be trachten und mit den Waffen in der Hand Genugthuung verlangen. A Euch ist es, mit uns gemeinschaftliche Sache zu machen! Ihr seid unser Brüder, Eure Regierung ist unser Feind; ihr werden wir das Schwert entgegenhalten. Auf denn, Männer des Schwabenlandes, geht mit uns ir den Kampf! Das Volk wird siegen, die Rebellen mit den Kronen werden vernichtet werden!“
Heidelberg, 2. Juni. (Köln. Ztg.) obwohl natürlich sowohl durchaus deutsch, wie äußerst demokratisch
Unsere Studenten
vertragen sich mit dem neuesten badischen Regimente schlecht; sie
sind denn doch zu gebildet, um mit der civilkommissarischen Voll⸗ gewalt eines Studiosus Schlöffel oder Gallus Maier sich vertragen zu können. schen Demokratie, wie der Student sie verehrte, und dieser an⸗ maßenden „Lumpokralie“, wie die Erfahrung ihm dieselbe darstellt. Dem Schlöffel haben sie durch energisches Auftreten schon früher hier sein paschamäßiges Gebahren gelegt. Jetzt endlich haben sie es gewagt, in großer Mehrheit geradezu zu erklären, daß sie die in den ersten Tagen der Bewegung angenemmenen Waffen nicht zur Theilnahme am Kampfe des Volkes gegen die „gekrönten Landesverräther“, son⸗ dern nur vorkommenden Falles „zu ihrem eigenen Schutze“ gebrauchen wollen. Die Regenten in Karlsruhe sind hierüber natürlich erbit⸗
tert genug. Ihr Moniteur, die Karlsruher Zeitung, meint
heute: „Wer den blasirten, junkerhaften Geist eines Theiles der
deutschen Studirenden kennt und sich der kläglichen Theilnahmlosige⸗
keit erinnert, welche dieselben zum großen Theil im ganzen Ver⸗ laufe der großen deutschen Bewegung mit alleiniger Ausnahme der
unsterblichen wiener Aula an den Tag gelegt haben, wird einen solchen Beschluß eines Theiles der deutschen Jugend, der sich vor-⸗ zugsweise zu dem intelligenten zählt und ein ganz apartes Stück
Ehre für sich in Anspruch nimmt, ohne Erstaunen vernehmen!“ Sie ist indessen „überzeugt, daß man in einer Zeit, wo es für so viele tüchtige Arme, die sich dem Kampfe für die Freiheit des Va⸗ terlandes geweiht haben, an hinreichender Bewaffnung vielleicht bald mangeln dürfe, jene Gewehre nicht lange mehr in so unnützen Händen lassen wird.“
dürfte doch ihre Bedenken haben! Freiburg, 2. Juni, Abends 7 Uhr. (D. Z.) So eben wurde der gestern Abend dem hier liegenden Batailloͤn des 2ten
badischen Infanterie⸗Regiments ertheilte Marschbefehl nach dem
Unterlande wieder zurückgenommen. Es hat dieses bedeutendes Aufsehen gemacht in Verbindung mit dem Gerücht von Auflösung des Landes⸗Ausschusses.
Hessen und bei Rhein. Heppenheim, 5. Juni. Mittags
12 Uhr. (O. P. A. Z.) Gestern Abends 8 Uhr erhielten unsere Truppin
plötzlich Befehl zum Abmarsch, und von 11 bis 12 Uhr Nachts 3 gen sie in möglichster Stille von hier gegen Weinheim, während zugleich von! Fürth über Birkenau die Mecklenburger vor⸗ rückten, und eine ü Lorsch über Hüttenfeld. Es hatten sich nämlich schon seit ge stern in Weinheim Freischaaren gesammelt, deren Absicht abermaliger- Einfall in unser Gebiet schien; einem solche aber wollte man vorbeugen. Gegen 3 Uhr langten di verschiedenen Corps in Weinheim ein, aber da war schon seit 2 Uhr
durch einen Spion die Nachricht von unserem Anrücken bekannt
und die Flucht eine allgemeine. Unsere Scharfschützen holten den Nachtrab des Feindes jenseits Weinheim ein und griffen ihn sehr energisch an. Er floh mit Hinterlassung von zwanzig Todten und eben so viel Verwundeten. In Weinheim selbst wurde eine allgemeine Entwaffuung angeordnet. Wir machten funfzehn Gefangene und brachten den sogenannten badischen Civil⸗Kommissär Herder als Geißel mit hierher. Außerdem fielen uns vier prächtige Pferde aus dem herrschaftlichen Gestüt in die Hände. Todte zählen wir keine, nur zwei schwer Verwundete, die sogleich in Wagen zveiter Klasse auf der Eisenbahn nach Darmstadt gesandt wurden. Eben ziehen unsere Truppen jubelnd und mit grünen Zweigen hier ein.
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Sie klopft
(O. P. A. Z.) Die provisorische Re-⸗ gierung hat im Namen des Volkes in Baden folgende Proclamation
Werdet Ihr solch niederträchtigen
Es ist doch ein Unterschied zwischen der republikania⸗
Aber die Studenten stehen in ihrer Gesin⸗- nung hier nicht allein, und eine gewaltsame Entwaffnung derselben 38
andere Abtheilung unserer Truppen von
3992 8 ni Piglroch 2 am 92. 148. „ 18h meulesaa k.. mn 9Tnehxm 882891 010 † 973 WEW111 1116“ „ 00 Irac louis vart 4 üiaaabl
Die Gefangenen sind von der Art, wie sie bisher gewöhnlich auf dem Schub fortgehracht wurden, die allervollkommensten Gaunerge⸗ sichter, die . denken kann. Man schaudert bei dem Gedan⸗ ken, in diesen Subjekten der verworfensten Klasse die Kämpfer für
„Wohlstand, Freiheit, Bildung für Alle“ zu erblicken.
1 Darmstadt, 6. Juni. In der Darmstädter Zeitung liest man: „Da Freischärler gestern wieder sich in Weinheim ge⸗ zeigt haben, angeblich 1500, so sind in der verflossenen Nacht um 11 Uhr Truppen von Heppenheim aufgebrochen. Um 3 Uhr sollen einige Kanonenschüsse gehört worden sein. Ein Reisender bringt die Nachricht, daß bald darauf die Freischärler schnell entstohen
: Reisende, die heute mit dem regunlären Morgenzuge von Heppenheim ankamen, wollen daselbst, und zwar in der Richtung von Weinheim her, von Morgens 4 Uhr an, Kanonendonner gehört haben. Die heidelber er Nacht⸗Karriolpost ist des Morgens hier nicht angekommen, noch durch den späteren Konvei anher befördert worden. Nachstehender Zug des Edelmuthes badischer Krieger vird uns von einem Augenzeugen berichtet: In dem Ge⸗
chte 1 Hemsbach vertheidigte ein Offizier vom 2ten Groß⸗
erzoglich lung Plänkler einen Graben gegen eine Abtheilung badi⸗ scher Infanterie, welcher es durch bedeutende Uebermacht gelang,
enselben auch kurze Zeit daraus zu verdrängen und 50 Schritte weiter rückwärts in ein Baumstück zu werfen. Der Rückzug ge⸗ schah so schnell, daß der Offizier nicht mehr im Stande war, einen
durch Zerschmetterung des linken Oberschenkels schwer verwundeten
. tusketier, Namens Lenz, von der Zten Compagnie, mit zurückneh⸗ men zu können, wodurch derselbe in die Hände des Feindes fiel.
Diese, anstatt den schwer verwundeten, am Boden liegenden Feind,
welcher noch außerdem um Schonung bat, nach den Gesetzen der Ehre und Menschlichkeit zu verschonen, feuerten auf eine Entfernung von zwei Schritten abermals eine Muskete auf denselben ab, wo⸗ durch derselbe auch am linken Beine verwundet wurde. Da der Graben nach wenigen Augenblicken von den Hessen wieder genommen war, so konnte der tödtlich mißhandelte Krieger von seinen Freunden zurück⸗ gebracht werden. Das Bein ist in Folge des Schusses amputirt worden. Aus Friedberg vom 4. Juni schreibt man: „„Die Ge⸗ meinde Södel in unserer Nähe hat jüngst beschlossen, jedem der Kämpfer aus ihrer Gemeinde gegen die Insurgenten eine Unter⸗ stützung von zehn Gulden vor der Hand zu senden, und wenn der Kampf und die Strapatzen derselben noch länger dauerten, sollten sie keine Noth leiden und würden weitere Unterstützungen nachfolgen. Mit Ausführung dieses wahrhaft patriotischen Beschlusses ist sofort begonnen worden, und verdient derselbe wohl in weiten Krei⸗ sen bekannt zu werden.““ Aus der rheinhessischen Pfalz vom 1. Juni wird dem Mainzer Journal geschrieben: „„Die Gränzdörfler von der bayerischen Rheinpfalz Ler schaarenweise in die nahen darmstädter Domainen⸗Waldungen ein; ich habe gesehen, wie sie am hellen Tage die größten Eichbäume ohne alle Scheu fällen und über die bayerische Gränze bringen.““ Alles von wegen der deut⸗ schen Reichsverfassung.“
Mecklenburg⸗Schwerin,. Schwerin, 5. Juni. (H. C.) In der heutigen Sitzung der Abgeordneten⸗Kammer haben die schwerinschen Kommissarien, denen sich der strelitzsche anschloß, der Kammer folgende Erklärung abgegeben:
„Es ist der Abgeordneten⸗Versammlung bekannt, daß von den König⸗ lichen Regierungen von Preußen, Hannover und Sachsen in Bezug auf die deutsche Verfassungsfrage eine Verbindung eingegangen ist, auch daß und wie die übrigen deutschen Retiexanhien aufgefordert sind, dieser Per⸗ bindung beizutreten. Eine solche Aufforderung ist auch hier eingegangen, und sehen sich die unterzeichneten Kommissarien dadurch zu nachstehender Mittheilung veranlaßt:
„Vom Beginne der großen Bewegung unserer Tage an hat sich des Großherzogs Königliche⸗Hoheit den auf Errichtung eines einheitlichen deut⸗ schen Reiches gerichteten Bestrebungen angeschlossen und nach Kräften da⸗ hin mitzuwirken gesucht, daß dieses große Ziel auf dem in Frankfurt betretenen Wege erreicht werde. Davon gab auch die sofortige Anerkennung der in Frankfurt beschlossenen Verfassung ein redendes Zengniß, und wenngleich die Zustim⸗ mung der Regierungen der größeren deutschen Staaten nicht erfolgte, die Voraussetzung, unter welcher die Anerkennung erfolgt war und nur erfolgen lonnte, also nicht eintrat, und die Verfassung folgeweise wie überhaupt, so auch in Mecklenburg, nicht wirksam werden konnte, so brachte doch der einmal eingenommene Standpunkt es mit sich, von Be⸗ strebungen, die, obwohl dasselbe Ziel verfolgend, doch immer der Verwirk⸗ lichung desjenigen entgegentraten, was in Frankfurt beschlossen und von hier aus angenommen war, sich so lange fern zu halten, als auf die Durch⸗
führung der beschlossenen Reichsverfassung noch irgend eine Aussicht vor⸗
handen war. Aus diesem Grunde ist die in Folge der preußischen Cirkular⸗ Note vom 28. April d. J. stattgehabte berliner Konferenz von hier aus nicht beschickt worden. 88
„Seitdem ist nun aber jene Aussicht völlig geschwunden. Die Regie⸗ rungen von Preußen, Bapern, Hannover und Sachsen sind bei ihrer Wei⸗ gerung, die ohne ihren Zutritt völlig unausführbare Reichsverfassung an⸗ zuerkennen, sest beharrt. Andererseits konnten die Regierungen, welche die Verfassung anerkannt hatten, wirksame Mittel zu deren Durchführung nicht in Anwendung bringen, und die National⸗Versammlung hat nicht allein in dieser Beziehung ebenfalls nichts Erhebliches zu wirken vermocht, son⸗ dern auch in letzterer Zeit eine Stellung eingenommen, wodurch sie, anstatt die Verwirklichung der Verfassung zu fördern, dieselbe vielmehr unmög⸗ lich gemacht hat. Durch ihre Erklärung, von der einmal beschlossenen Verfassung unter keinerlei Umständen und in keinem Punkte abgehen zu wol⸗ len, hat sie sich jeden Weg der Verständigung mit denjenigen Regierungen, welche die Verfassung nicht anerkannt hatten, abgeschnitten. Mehrsacht üͤber die ihr zustehenden Befugnisse weit übergreifende Beschlüsse, die entschieden hervortretende Spaltung zwischen ihr und der Centralgewalt, endlich die Be⸗ schlußnahme ihrer Uebersiedelung nach Stuttgart haben dieser Versammlung die Macht und das Ansehen entzogen, welches nothwendig gewesen wäre, um der von ihr beschlossenen Verfassung weiteren Eingang zu verschaffen.
„Ueberdies ist die Zahl ihrer Mitglieder durch forigesetzte Austritts⸗ Erklärungen in dem Maße zusammengeschmolzen, daß die Versammlung, welche sast nur noch aus der zurückgebliebenen einen Partei besteht, nicht länger als die wahre Vertreterin des gesammten deutschen Volkes ange⸗ sehen werden darf. Man kann es sich nicht länger verhehlen, daß die der frankfurter National⸗Versammlung gestellte Anfgabe nicht mehr zu erreichen ist, daß die dort auf Begründung und Verwirklichung einer deutschen Reichs⸗ Verfassung gerichteten Bestrebungen gescheitert sind.
„Dieser Erfolg ist ohne Zweifel als ein überaus betrübender zu be⸗ zeichnen. Nicht ers seit dem Jahre 1848, sondern schon seit viel längerer Zeit hat das Streben des deutschen Volkes nach einer größeren Einigung sich an den Tag gelegt, und jetzt in der Forderung einer Umwandelung des Staatenbundes in einen, auf eine freisinnige Verfassung begründeten Bun⸗ desstaat den richtigen Ausdruck gefunden. Je mehr aber diese Forderung als eine berechtigte anzuerkennen ist, desto dringendere Veranlassung ist den deutschen Regierungen geboten, Bestrebungen zu unterstützen, welche das große Ziel der Einigung und Kräftigung des deutschen Vaterlandes auf anderem Wegre zu erreichen suchen. f
„Die vereinigten Regierungen von Preußen, Hannover und Sachsen haben das Werk der Errichtung des deutschen Bundesstaates niemals zu⸗ rückgestellt und jetzt einen entscheidenden Schritt für dasselbe gethan. Der von denselben mitgetheilte Entwurf einer Reichs⸗Verfassung entspricht, so erheblich die Abweichungen von dem in Frankfurt beschlossenen auch sind, dennoch den an einen solchen zu stellenden wesentlichen Anforderungen, und wenn dagegen auch von der einen und anderen Seite Einwendungen erhoben werden mögen, so ist doch in Erwägung zu ziehen eines Theils, daß eine alle Parteien befriedigende Vorlage auf keine Weise erzielt werden kann, ande⸗ rentheils, daß es sich zur Zeit nicht um die Annahme einer fertigen Ver⸗
hessischen Infanterie⸗Regiment mit einer Abthei⸗
Train sowohl für die Strecke von Mestre nach Vicenza,
fassung, sondern nur um einen Entwurf handelt, der einer von Neuem zu berufenden Versammlung vorgelegt werden soll, und dessen definitive An⸗ nahme ausdrücklich von der freien Zustimmung der National⸗Vertretung abhängig gemacht ist. Ueber die einzelnen in Vorschlag gebrachten Bestim⸗ muͤngen ist mithin nicht schon jetzt, sondern erst mit der zu berufenden Ver⸗ sanmlung zu verhandeln.
„Anders verhätt es sich mit dem beigefügten Gesetze, betreffend die Wahlen der Abgeordneten zum Volkshause, weil dasselbe, wenngleich eben⸗ falls nuxr als Entwurf mitgetheilt, dennoch schon die Grundlage der Wah⸗ len für die jetzt zu berufende heem hrigs wügen soll. Die in demselben angenommenen Grundsätze der indirekten Wahl und der Dreitheilung der Wähler nach dem Census weichen von dem in Frankfurt beschlossenen Wahl⸗ gesee wesen lich ab. Indessen lassen sich dagegen schwerlich von irgend einer Seite her größere Bedenken etheben, als den direkten Wahlen auf breitester Grundlage entgegenstehen. Der Entwurf bietet wenigstens den Vorzug, daß keiner einzelnen Klasse von Staalsbürgern ein unver⸗ hältnißmäßig großer Einsluß auf die Wahlen eingeräumt ist, und dieser Vorzug ist als ein so erheblicher anzusehen, daß die voraussichtlich bei der Ausführung des Gesetzes entstehenden praktischen Schwierigkeiten dagegen nicht in Betracht kommen können. Vor Allem ist aber zu beachten, daß der Großherzoglichen Regierung die Gelegenheit, auf Abänderung des Wahlge⸗ setzes hinzuwirken, überall nicht geboten ist, sondern daß es sich nur um An⸗ nahme der Ablehnung der gemachten Vorschläge handelt. J de Mitwir⸗ kung an dem Werke der deutschen Einigung allein aus dem Grunde zuruͤck⸗ zuweisen, weil vielleicht ein besserer Wahlmodus für das Volkshaus aufzu⸗ finden gewesen wäre, das würde sich aber um so weniger rechtfertigen las⸗ sen, als die Verhandlungen über Einrichtung der Wahlen für die Volks⸗ vertretung überhaupt noch nicht dazu geführt haben, daß bestimmte Grund⸗ sapeeagh die richtigsten und zweckmäßigsten allgemein anerkannt worden „Hiernach wird sich Mecklenburg der Theittahme an der von den Re⸗ gierungen von Preußen, Hannover und Sachsen eingegangenen Verbindung nicht entziehen dürfen, zumal da die Gleichartigkeit ales wesentlichen Staats⸗ Interessen darauf hinweist, mit Preußen und Hannover Hand in Hand zu gehen, und es in aller Hinsicht für unangemessen gehalten werden müßte, wenn Mecklenburg eine Verbindung mit den entfernter liegenden deutschen Staaten gegen die angränzenden mächtigeren Königreiche eingehen wollte. Die Großherzogliche Regierung wird daher der Aufforderung des Königlich preußischen Ministeriums Folge geben, wird auch denjenigen Regierungen, welche die Reichs⸗Verfassung ebenfalls anerkannt haben, hierüber Mitthei⸗ lung machen, und giebt sich der Hoffnung hin, daß ihre Auffassung der vorliegenden Verhältnisse im Einklange mit den Ansichten der Abgeordneten⸗ Kammer und des mecklenburgischen Jolkes steht. 1 b
Schwerin, den 5. Juni 1849.
Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinsche Kommissarien. von Lützow. Stever. Groth. von Liebeherr.“ Die übereinstimmende Erklärung des Großherzoglich strelitzschen Kom⸗ missarius lautet: 8 „Der unterzeichnete Kommissarius ist beauftragt, zu erklären, daß rück⸗ sichtlich der deutschen Frage in ihrem gegenwärtigen Stadium für die Groß⸗ herzoglich mecklenburg⸗strelitzsche Regierung dieselben Ansichten, welche in der von den Groß erzoglich mecklenburg⸗schwerinschen Kommissarien so eben abgegebenen Erklärung dargelegt worden, die maßgebenden sind, und daß demgemäß die Großherzogliche Regierung dem Königlich preußischen Mini⸗ sterium auf die von dort ergangene Aufforderung zustimmig geantwortet hat. Schwerin, den 5. Juni 1849. Buchka.“
. 1 IEl
Nachdem diese Erklärung unter lautloser Stille verlesen war, die nur
am Schlusse von Napp durch das Wort „Verrath!“ unterbrochen wurde, stellte Spangenberg den dringlichen Antrag auf Niedersetzung einer Kommission von sieben Mitgliedern Zwecks schleuniger Berichterstattung über diese Erklärung, Pohle dagegen den gleichen Antrag, sich bis morgen zu vertagen. Nach einigen Wechselreden, insbesondere zwischen Ackermann und Raber, und einigem Tumulte auf der Gallerie, wurde der letztere Antrag mit 51 gegen 43 Stimmen angenommen, worauf die Abgeordneten sich in die verschiedenen Fractions⸗Lokale begaben und dort des Entschlusses einig wurden, morgen die beantragte Kommission zu erwählen, sich dann aber bis zur Berichterstattung derselben zu vertagen.
Dem Vernehmen nach sind die Deputirten zur deutschen Na⸗ tional⸗Versammlung, welche Frankfurt nicht bereits freiwillig ver⸗ lassen haben (Reinhard und Wöhler), zurückberufen worden.
Nassau. Wiesbaden, 5. Juni. (O. P. A. Z.) Man erwartet hier heute oder morgen die Ankunft Sr. Hoheit des Herzogs aus Schles⸗ wig⸗Holstein und bringt dieselbe damit in Verbindung, daß der Minister⸗Praͤsident Hergenhahn seine Entlassung eingereicht habe.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 6. Juni. (O. P. A. Z.) Heute früh um 6 Uhr hatte auf dem in der Nähe der Stadt ge⸗ legenen Exerzierplatz am Main eine große Revue sämmtlicher hier stationirter Reichstruppen vor Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzog⸗ Reichsverweser statt. Die Truppencorps waren: anderthalb Ba⸗ taillone Oesterreicher, das Königl. preußische 38. Linieninfanterie⸗ Regiment, ein Bataillon kurhessischer Infanterie, das frankfurter Li⸗ nienbataillon, drei Schwadronen mecklenburgischer Dragoner und eine aus österreichischen, preußischen und mecklenburgischen Geschützen kombinirte Artillerie⸗Abtheilung von zwölf Kanonen und einer Hau⸗ bitze. Nachdem der Erzherzog⸗Reichsverweser, in dessen Gefolge sich der Reichskriegsminister Fürst von Wittgenstein, General⸗Lieutenant von Peucker und vier andere hohe Offiziere befanden, die Truppen gemustert hatte, desilirten dieselben unter Kommando des General⸗ Lieutenants von Bechthold vor Sr. Kaiserlichen Hoheit vorüber. Um 7 Uhr rückten sämmtliche Truppen wieder in ihre respektiven Standquartiere ein.
Frankfurt a. M., 5. Juni. (O. P. A. Z.) Die Coercitiv⸗ Maßregeln gegen die Aufständischen in Baden und der Rheinpfalz haben am heutigen Tage begonnen. Man verspricht sich um so mehr einen baldigen entscheidenden Erfolg von denselben, als die Stimmung bei der weit überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung gegen das bisherige Treiben und Ausbeuten der zum größten Theile durch fremde Elemente verstärkten Aufwiegelung bereits öffentlich laut geworden ist. Rheinhessen ist von vheuischen Reichstruppen besetzt, auf der Seite gegen Heidelberg und Mannheim operiren kurhessische, Großherzoglich hessische, nassauische und mecklenburgische Reichstruppen. Die österreichischen Reichstruppen waren in Lindau und die bayerischen in Memmingen bereits vor einigen Tagen ein⸗ getroffen. Mit Nächstem stehen wichtige Ereigrise Fevor.
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8 Ausland.
Oesterreich. Verona, 1. Juni. (Wien. Ztg.) Der
Feldmarschall Graf Radetzky ist heute gegen 1 Uhr Mittags von Mestre im besten Wohlsein wieder hierher zurückgekehrt. Zu dieser Fahrt wurde von der hiesigen Eisenbahn⸗Direction ein eigener als au von dieser Stadt bis nach Verona zur Verfügung gestellt, ö in den jüngstverflossenen Tagen die Arbeiten so weit gediehen wa⸗ ren, daß kürzlich die erste Probefahrt auf letztgenannter Strecke d s können. Mit dem Feldmarschall trafen auch Se. Königl. Wilhelm und Leopold hier ein und wurden auf dem Eisenbahnhofe unter Zusammenfluß eines zahlreichen Publikums von den hiesigen Militair⸗ und Civil⸗Behörden ehrfurchtsvoll empfangen. Der Mi⸗ nister Ritter von Bruck soll in Mestre zurückgebliehen sein, und es wurde an ihn ein aus Venedig beim Abgange des Feldmarschalls dort erschienener Parlamentair gewiesen.
Hoheit der Herzog von Parma und die Erzherzoge Albrecht,
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Krakau, 4. Juni. (Wien. Ztg.) Der Kaiserlich russische Felda marschall, Fürst Paskiewicz, hat nachstehende Proclamation erlassen:
„Bewohner Ungarns! Auf den Ruf eures legitimen Monarchen, wel⸗ cher den Beistand meines erhabenen Herrn in Anspruch genommen, haben die unter meinem Oberbeschle gestellten Truppen sich mit Oesterreichs Kric⸗ gern vereinigt, um die gesetzliche Ordnung wieder herzustellen, welche in eurem Vaterlande durch die Waffen der Empörung gewaltsam umgestürzt worden ist. Die Förderer des Aufstandes, um welche sich alsobald Aben⸗ teurer aus allen Ländern geschaart haben, beuten eure unselige Verblendung für ihre persönlichen Zwecke aus. Ihre verbrecherischen Umtriebe haben euch zum Meineide hingerissen. Doch kann der Kaiser, mein Herr, nicht glau⸗ ben, daß die Mehrheit der Nation ihre alte Tugend, ihre angestammte Anhaͤnglichkeit an die Dpnastie ihrer Könige verleugnen konnte. Es ist der innigste Freund des Kaisers Franz, glorreichen Ge⸗ dächtnisses, des Kaisers Ferdinand, der Freund und Verbündete eures Königs Franz Joseph l., der sich durch mich an euch wendet, euch zu beschwören, daß ihr von eurer strafwürdigen Verirrung zurückkommen und auf den Pfad der Ehre, der Treue und der Pflicht zurückkehren möget. Das russische Hrer betritt euer Land nicht als Feind, es rückt auf den Nuf eures Königs ein. Wenn ihr es als Feinde empfangt, so werdet ihr die Folgen einer solchen Vermessenheit empfinden. Moͤchten meine Mahnungen euch zur Reue und Unterwerfung bringen und dadurch euch die Drangsale eines blutigen Krieges ersparen. Dies ist der innigste Wunsch meines erlauchten Herrn.
Warschau, den 23. Mai (4. Juni) 1849.
Famn von Warschau, Graf Paskiewicz von Erivan,
eldmarschall und Kommandant en Chef der Armee Seiner
Majestät des Kaisers aller Reußen.“
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzurg vom 5. Juni. In den Bürreausälen werden um 12 Uhr zwei Kom⸗ missionen zur Vorprüfung der beiden schon mitgetheilten Anträge auf Amnestie und Reglementsänderung ernannt. Die Amnestiefrage wurde lebhaft besprvchen. Gewählt sind: Suchet d'Albufera, Tu⸗ pré, Garnon und Roger (Nord); die übrigen Büreaus werden, wie man erwartet, in ähnlichem Sinne wählen; die Majorität würde demnach so ausfallen, daß man die Amnestie⸗Initiative dem Ka⸗ binet überließe. Die Reglements⸗Kommissarien sind nicht minder gemäßigt. Zwei Punkte wurden ihrer ganz be⸗ sonderen Berücksichtigung empfohlen: Die Macht des Präsi⸗ denten zu wahren und die alte Einrichtung in Comité's einer Nach⸗ prüfung zu unterwerfen. Um 1 ½ Uhr eröffnet Dupin die öffent⸗ liche Sitzung. Das Protokoll wird verlesen. Carteret beschwert sich, daß man beim gestrigen Sitzungsschluß der Rechten zugerufen habe: Ihr Kosaken! Ihr Russenfreunde! Dupin, ihn unter⸗ brechend: „Ich habe Derartiges nicht gehört; dem Präsidenten al⸗ lein gebührt die Ueberwachung der Versammlung.“ (Zur Tages⸗ ordnung! Zur Tagesordnung!) Dufaure erklärt, daß er bei der auf ihn gefallenen Doppelwahl für die Unter⸗Charente annehme. Changarnier, daß er für das Somme⸗Departement optire. Ca-⸗ vaignac entscheidet sich für das Departement des Lot. Hierdurch wird eine Wahl in Paris frei. Die Versammlung geht zur Fort⸗ setzung der Vollmachtenprüfung über. Monnet lenkt die Aufmerk⸗ samkeit wiederholt auf die Skandale im Lot⸗Garonne⸗Departement 8 und schlägt ein Tadelsvotum vor. Er fällt jedoch damit durch, und die gewählten Deputirten werden unter dem Murren des Ber-⸗ ges zugelassen. Dupin: „Die Bürger Bertholon, James de Mon-⸗ tray und andere Deputirte haben den Antrag gestellt: Eine aus funfzehn Mitglieder bestehende Kommission zur Untersuchung aller Beschwerden zu ernennen, die sich gegen die Wahlen des 13. Mai erho⸗ ben u. s. w.“ Wird an die Abtheilungen gewiesen. Die Versammlung hört jetzt die Interpellationen Menand' san den Minister über die Auflösung und Entwaffnung der Bürgerwehr in Chalons a. S. Menand er⸗ zählt die Vorfälle in Chalons, wie man sie aus den Jourualen be- reits kennt. Die Bürgerschaft daselbst scheine dem vorigen Minister des Innern zu roth gewesen zu sein. (Gelächter.) Sie habe es in den Maiwahlen bewiesen, daß er sich in ihr nicht geirrt. Aber die Maßregel sei willkürlich und verlange Rechtfertigung. Fau⸗ cher: „Die Auflösung der Bürgerwehr in Chalons war der letzte Akt meines Ministeriums. Der Vorredner schreibt ihm irrthümlich dem Wahlresultate zu; ich kannte dieses Resultat noch nicht, als ich ihn verfügte. (Oh, oh)) Er hat den Aufruhr zum Grunde, der die dreifarbige Fahne umstürzte und die rothe Fahne dafür aufpflanzte. Ja wohl, zwei Tage lang wehlte in Chalons die rothe Fahne.“ (Gelächter der Linken.) Faucher liest einen Bericht des Präfekten aus Chalons vor. Menand will die Echtheit dieses Polizeiberichts zwar keinesweges in Zweifel ziehen, bestreitet aber mehrere Thatsachen in demselben. Er fragt, warum denn derselbe Minister die Bürgerwehren von Toulouse und Mont⸗ pellier nicht ebenfalls aufgelöst habe, da auch dort die Fahne des Aufruhres (die weiße) aufgepflanzt worden sei. Gase und von Larcy protestiren heftig im Namen der beiden Städte. Niemals habe dort die weiße Fahne offiziell geweht. (Gelächter links.) Auch Charamaule protestirt. Die Interpellationen sind erledigt, und das Haus kehrt zu der Vollmachten⸗Prüfung (Yonne) zurück. Faucher, der Corruption auch in diesem Departement ange⸗ klagt, besteigt von neuem die Tribüne, um sich zu vertheidigen. Er entwirft ein düsteres Bild von der Gefahr, in der die Gesellschaft zu seiner Zeit geschwebt habe. (Widerspruch links.) Geheime Ge⸗ sellschaften streckten ihre Arme über alle Gebiete der Republik. (Lärm zur Linken.) Viele Mitglieder der Kammer Mehrere Mitglieder links: Den Redner zur Ordnung! Faucher: Es handelt sich nicht um Mitglieder der gegenwärtigen, sondern der alten Versammlung, die nicht wieder gewählt sind. Lagrange: Das heißt, die Redefreiheit zur Verläumdung mißbrauchen. Den Redner zur Ordnung! Dupin: Mir allein gebührt das Recht, zu beurtheilen, wer zur Ordnung zu rufen. Stimmen links: Das Land wird Ihre Parteilichkeit richten. Dupin: Ich nehme dies Gericht an! Faucher vollendet seine Vertheidigung unter ähnlichen Unterbrechungen. Cremieux folgt dem Exminister auf der Tribüne: Er begreife zunächst nicht, sagt er, wie Faucher von geheimen Gesellschaften sprechen köoͤnne. Geheime Gesellschaf⸗ ten und Präventivhaften hätten Herr Faucher und seine Genossen erfunden. (Lärm.) Der Redner ruft die Verfolgungen des Ver⸗ eins der republikanischen Solidarität und sonstige Belege für das Komplott des 29. Januar zurück und ärndtet stürmischen Beifall von der Linken, als er von persönlichen Requiral⸗ und Föderations⸗ gelüsten der Rue de Poitiers spricht. Nach diesen allgemeinen Be⸗ trachtungen will er auf Spezial⸗Mittheilungen über das Yonne⸗ Departement eingehen, aber die Versammlung bricht um 6 Uhr die Debatte ab und schließt die Sitzung.
Paris, 5. Juni. Die Minister⸗Sitzungen im Elysée dauern lange und folgen rasch auf einander. Ein Huissier holte gestern sogar Herrn Odilon Barrot aus der legislativen Versammlung, um einem Minister⸗Rathe beizuwohnen. Dufaure und Bonaparte, Toequeville und Falloux sollen mit einander über die Art und Weise, wie die Arbeiterfrage in der Botschaft zu behandeln, im Streit sein. Auch heißt es, Dufaure mache Miene, sich Changarnier's zu entle⸗ digen, während Bonaparte diesen für seinen einzigen Retter halte. Toecqueville hätte angeblich das Portefeuille des Auswärtigen nur
unter der Bedingung angenommen, daß die Truppen *
ranzösischen Republik nicht mit den SOesterreichern marschr⸗ 88 — 1 ten, wͤhrend Falloux von dem herzlichen Ein ver