1849 / 172 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

egen halb 4 Uhr Morgens bei der Porta S. Paolo in drei Ko⸗ onnen wirklich ausrückten, um verabredetermaßen die dortige Schiffsbrücke in Brand zu stecken. Gegen alles Erwarten aber waren die Franzosen von dem beabsichtigten Ausfalle schon unterrichtet, daher die Römer sich nach einem kleinen Plänkler⸗Gefechte zurückzogen. Daß den Franzosen die Erlasse der Triumvirn genau bekannt waren, beweist ferner der , daß ihre Vorposten ebenfalls Hemden über ihren Uniformen trugen. Nach dem vereitelten Ausfalle besetzten die Bür⸗ gergarden die Wälle. Im Laufe des 11. wurde das Feuer der rö⸗ mischen Batterieen kaum beantwortet, und die französischen Schützen nahmen von der Solaro⸗Brücke Besitz. Außerhalb der Porta del Popolo auf den Panioli⸗Anhöhen entspann sich zwischen dem römi⸗ schen Studentencorps und den feindlichen Vorposten ein Gewehrfeuer, wobei Erstere den Kürzeren zogen. Die Wasserleitung von Paola ist abgeschnitten; Fleisch war in Rom auf sieben, Mehl auf nur noch vier Tage vorräthig. Der römische Oberst Panciani, welcher mit dem Postcourier nach Genua gehen wollte, wurde von den Franzosen efangen genommen; bei dem Gefechte am 11. blieben der Major Panisgt und zwei Hauptleute des 20. Bataillons der Römer todt. Am 12. unternahm die Unions⸗Legion einen Ausfall, wobei ihr Ma⸗ jor getödtet und acht Offiziere verwundet wurden. Nach vierstündi⸗ gem Kampfe mußte sie sich aus Mangel an Munition zurückziehen. Abends um halb sechs Uhr traf ein französischer Stabsoffizier mit den nachfolgenden Zuschriften Oudinot's in Rom ein.

1) „Generalquartier Villa Pamfili, 12 Juni, fünf Uhr Abends. Herr Präsident der National⸗Versammlung! Die Kriegsereignisse haben, wie Ihnen bekannt ist, das französische Heer zu den Thoren Roms geführt. Sollte uns der Eintritt in die Stadt andauernd verwehrt werden, würde ich mich genöthigt sehen, um einzudringen, ohne Säumniß jene wirksamen Mittel anzuwenden, welche Frankreich in meine Hand gelegt hat. Bevor ich zu dieser furchtbaren Nothwendigkeit schreite, halte ich es für meine Pflicht, einen letzten Aufruf an die Völker zu erlassen, welche gegen Frank⸗ reich keine Gefühle der Feindschaft hegen können. Die National⸗Versamm⸗ lung wird ohne Zweifel, gleich mir, der Hauptstadt der christlichen Welt blutige Drangsale ersparen wollen. In dieser Ueberzeugung ersuche ich Sie, Herr Präsident, der beigeschlossenen Proclamation die schleunigste Vermit⸗ telung geben zu wollen. Sollte zwölf Stunden nach Empfang der gegen⸗ wärtigen Depesche mir eine den Absichten und der Ehre Frankreichs ange⸗ messene Antwort nicht zukommen, so werde ich mich genöthigt sehen, den Platz mit Gewalt anzugreifen. Genehmigen Sie u. s. w. Der Befehls⸗ haber der französischen Expedition, Oudinot de Reggio. Für die gleichlautende Abschrift: C. Oudinot, Ordonnanz⸗Capitain.“

2) „Villa Pamfili, 12. Inni, 5 Ur Nachmittags. Bewohner Roms! Wir kommen nicht, um Euch den Krieg zu bringen; unser Zweck ist, die Ordnung und die Freiheit in Eurem Vaterlande zu befestigen. Die Ab⸗ sichten unserer Regierung sind verkannt worden. Die Belagerungs⸗Arbeiten haben uns zu Euren Mauern geführt. Bisher haben wir nur selten das Feuer Eurer Batterieen erwiedert. Nun aber sind wir zu dem letzten Au⸗ genblicke gelangt, wo die Nothwendigkeit des Krieges zu schrecklichen Kala⸗ mitäten führt. Ersparet sie einer mit so vielen ruhmwürdigen Erinnerungen gefüllten Stadt. Der Ober⸗Befehlshaber Oudinot de Reggio. Für die gleichlautende Abschrift C. Oudinot, Ordonnanz⸗Capitain.“

Um 11 Uhr Abends trat die National⸗Versammlung zusammen und entschied, daß nur die mit Lesseps abgeschlossene Convention Geltung haben könne, deshalb Oudinots Vorschläge nicht angenom⸗ men werden. Die Nacht verging ruhig, aber am 13ten Morgens um 9 Uhr wurde das Feuer aus den Bresche⸗Batterieen eröffnet und zeitweise durch Raketen und Granaten unterstützt, welche außer dem Quartiere] Trastevere nur die Gegend des National⸗Versamm⸗ lungs⸗Palastes zum Ziele hatten.

Heute (den 14ten) wurde hier folgende Proclamation veröffent⸗ licht: „Das Triumvirat ist gegen alle unsere Vorschläge taub ge⸗ blieben. Der Ober⸗Befehlshaber hat, wider seinen Willen, den

Angriff gegen die Stadt am 13. Juni um neun Uhr Vormittags eröffnen muͤssen. Auf Befehl. Der Ober⸗Kommandant von Civita⸗ vecchia C. von Vaudrimey. Davoust.“

Da die Nachrichten über das Ergebniß des gestrigen Bom⸗ bardements nichts Näheres brachten, so glaubt man heute, daß die Römer widerstanden und daß die Franzosen werden Bresche schießen müssen. Am 13. Morgens hatten die Römer gegen die im Süden des St. Paulusthores befindliche und mit dem jenseitigen Ufer kom⸗ munizirende Brücke einen Brander hinabgelassen; die französischen Batterieen schossen ihn aber in den Grund, bevor er das Ziel er⸗ reichte. Der römische Postcourier ist vor Civitavecchia zurückgewie⸗ sen worden; selbst dem Ersuchen der fremden Konsuln, rücksichtlich ihrer Depeschen eine Ausnahme eintreten zu lassen, konnte nicht will⸗ fahrt werden, da Oudinot's Befehl für Alle ohne Ausnahme lautete.

Civitavecchia, 15. Juni. (Indep. Belge.) Die letzte Aufforderung des General Oudinot wurde von dem römischen Trium⸗ virat mittelst folgenden Schreibens beantwortet: „General! Wir haben die Ehre, Ihnen die Antwort der außerordentlich einberufenen National⸗Versammlung auf Ihre Mittheilung vom 12ten d. M. zu übersenden. Wir werden niemals unseren Verpflichtungen untreu werden. Wir haben die Verpflichtung übernommen, in Vollziehung der Befehle der Versammlung und des römischen Volks die Fahne

er sich zu einem großartigen Schlage entschließt.

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der Republik, die Ehre des Landes und die Heiligkeit der Haupt⸗ stadt der christlichen Welt zu vertheidigen, und wir werden sie er⸗ füllen. Genehmigen Sie, General, die Versicherung unserer aus⸗ gezeichneten Hochachtung. Die Triumvirn. (gez.) J. Mazzini. A. Saffi. Ch. Armellini.“

Am 13. Juni hat General Oudinot hierauf folgenden Tages⸗ befehl on seine Truppen erlassen:

Soldaten! Schon gestern hatte eure Tapferkeit und Ausdauer euch in Stand gesetzt, eure Batterieen auf 100 Metres von den Wällen Roms

aufzustellen. Bevor ich mich zum direkten Angriff auf den Platz entschloß, habe ich folgende erlassen: (Hier folgt der Aufruf an die Römer.) Dieser Aufruf zur Versöhnung ist nicht an seine Adresse gelangt. Die Regierung, welche die Bewohner Roms bedrückt, hat auf Worte des Friedens durch eine förmliche Weigerung geantwortet, eine so gemäßigte sanes. anzuhören. Soldaten! Wenige Wochen sind vergangen, und schon haben eure Bresch⸗Batterieen den feindlichen Batterieen bedeutenden Schaden zugefügt. Da wir gezwungen werden, Rom zu belagern, so wer⸗ den wir unsere Pflicht in vollem Maße thun, und der Erfolg kann keinen Augenblick zweifelhaft sein. Frankreich hat seine Blicke auf euch gerichtet. Ihr werdet seine Erwartung rechtfertigen.“ 1 3

Am Morgen des 13ten um 9 Uhr eröffneten die Bresch⸗Bat⸗ terieen ihr Fcuer; in wenigen Stunden war die Bresche schon für ein halbes Bataillon offen gelegt; doch versuchte man (wie bereits erwähnt) an diesem Tage noch nicht durch dieselbe einzudringen, weil man fürchtete, es möchten dort Minen gelegt sein und Barri⸗ kaden möchten die Zugaͤnge zu beiden Seiten versperren. Gestern, am 14ten, soll das Feuer der Römer fast auf der ganzen Linie zum Schweigen gebracht und mehrere Ausfälle mit Erfolg zurückgewiesen worden sein. Am 13ten soll im Innern der Stadt auch eine gegen Garibaldi gerichtete reactionaire Bewe⸗ gung stattgefunden haben, durch welche dieser jedoch nicht zur Niederlegung der Waffen vermocht werden konnte. Es fehlte, wie versichert wurde, in Rom bereits sehr an Munition und Lebens⸗ mitteln, da die fliegenden Kolonnen der Franzosen alle Zufuhr auf der Tiber abschnitten. Am 11. hat Garibaldi bei einem Ausfalle eine Schlappe erlitten. In Gemeinschaft mit Manara griff er in der Nacht, welche sehr finster war, die Vorposten des 20., 35. und 68. Linien⸗ Regiments an. Der Kampf war sehr heftig; erst focht man mit dem Schießgewehr, dann mit der Seitenwaffe, zuletzt wurden die Römer je⸗ doch zurückgeworfen. Die Spanier und Neapolitaner unter Cordova haben sich gegen Rom in Bewegung gesetzt und schneiden die Communi⸗ cation auf der Seite der Thore Salare und San Giovanni ab, welche von den Franzosen frei gelassen worden war. Die Herren Latour d'Auvergne und von Corcelles überbringen an Oudinot In⸗ structionen, welche vollkommen mit seinen Anordnungen überein⸗ stimmen. Die französische Regierung befiehlt dem General, um je⸗ den Preis Roms sich zu bemächtigen. Der Marschall Radetzky hat zum Könige von Neapel einen Adjutanten Felean um eine Ver⸗ einigung der österreichischen und neapolitanischen Truppen zu veran⸗ lassen. Herr von Falloux, Bruder des französischen Ministers, der mit vieler Mühe aus Rom entkam, ist in Neapel angelangt. Ou⸗ dinot hat die Kanonengießerei von Porte d'Anzio zerstören lassen; drei Stücke wurden vernagelt, und mehr als 800 Bomben, 1200 Kilogramme Pulver und zwei Kisten Pulver weggenommen.

(Patrie.) Garibaldi hat einen neuen Ausfall mit 1400 Mann gemacht, welche vernichtet wurden. Die französische Armee schlägt sich mit unvergleichlicher Tapferkeit. Die Bresche ist offen, und in diesem Augenblick (den 15ten) findet vielleicht die Erstürmung statt.

Genua, 13. Juni. (Lloyd.) Seit dem 10. kommen uns von der südwestlichen Seite Roms keine Nachrichten mehr zu, da die Franzosen alle Verbindungen abgeschnitten haben. Die Berichte aus Civitavecchia vom 11. beruhen auf mündlichen und zum Theil wider⸗ sprechenden Aussagen der dahin gebrachten französischen Verwunde⸗ ten. Als Thatsache erscheint übrigens, daß der Antrag des spani⸗ schen Generals Cordova, mit seinen bei Terracina lagernden 7500 Mann zum Corps Oudinots zu stoßen, von Letzterem abgelehnt wurde, und daß die Herren Harcourt und de Corcelles eine Aufschiebung des bereits auf den 10. festgesetzten allgemeinen Sturmes auf Rom bewirkt haben. Die in verschiedenen Intervallen vorgenommene Be⸗

schießung der Stadt beschränkte sich auf die an Kunstdenkmälern

arme Vorstadt Trastevere. Am 10. kamen etwa funfzig Spanier, meistens Künstler, Gelehrte und Reisende, welche auf die Auffor⸗ derung des Herrn Martinez de la Rosa Rom verlassen hatten, in Civitavecchia an. Der französische Feldherr hat nun vor Rom 25,000 Mann beisammen. Die gesammte Streitmacht der Römer dagegen zählt kaum 20,000 Bewaffnete, von denen ein Theil in Ancona, ein anderer an der Gränze und ein dritter in den kleinen Ortschaften Umbriens vertheilt ist, woraus deutlich hervorgeht, daß Oundinot erst alle Mittel der Einschüchterung versuchen will, bevor Das Gebiet Roms dehnt sich in einem Umkreise von achtzehn italienischen Miglien aus, so daß eine Besetzung aller wichtigeren Punkte jetzt unmöglich ist, und daraus erklärt sich, wie von der Nordostseite, und namentlich durch die Porta Salara, die Korrespondenzen der Römer in die Provinzen gelangen können. Oudinot hatte am 9. sein Hauptquar⸗

fremden Truppen mehr.

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tier von der Villa Santucci nach jener von Magliatella, in der

Nähe von Trastevere, verlegt. Die letzten Berichte aus Rom be⸗ sagen, daß das Triumvirat sogenannte Volksprediger ausgesucht hat welche die Aufgabe haben, die Menge durch Wort und That fu. den heiligen Krieg zu entflammen.

Pisa, 10. Juni. (Lloyd.) In unserer Stadt sind keine Tru Die Munizipalität hat von Florenz aus die Ermächtigung zur Reorganisirung ihrer Bürgergarde erhalten.

Schweiz. Basel, 17. Juni. (A. Z.) Gestern Abend ent⸗ schlief zu besserem Leben Wilhelm Martin Leberecht de Woet⸗ Dr. und Professor der Theologie, seit 27 Jahren Lehrer der letzte⸗ ren an der Universität Basel, in einem Alter von 69 Jahren. Bis auf die letzte Zeit rüstig und in seinem Beruf unermüdlich thata unterlag er nach einem kurzen Krankenlager von kaum mehr

acht Tagen einem rheumatischen Fieber, das ins Nervöse übers.

gangen war.

Basel, 19. Juni. (Frankf. Jonrn.) Seit vorgestern Abend befindet sich der bekannte Dr. Zitz von Mainz in unserer Stadt. Er logirt in einem Gasthause zweiten Ranges und scheint sehr niedergeschlagen. Man versichert, er habe seine Vorkehrungen zur Uebersiedelung nach Amerika längst getroffen und erwarte jetzt nur die zur Reise erforderlichen Geldmittel, um dieselbe ohne Verzug anzutreten. Sein vor kurzem erworbenes Eigenthum in Mainz, den Butterhof, soll er zu obigem Zweck unter der Hand schnell veräußert haben.

St. Gallen, 17. Juni. (Frkf. J.) In Folge der acht⸗ tägigen starken Regengüsse ist der Rhein auf eine solche Höhe an⸗ gewachsen, daß er die hinter ihm liegenden Straßen, Häuser und Felder überschwemmt. In St. Margarethen, Monstein, Au, Widnau, Schmitter, Dieboldsau, Kriesern, Montlingen, auch in Rorschach ꝛc. steht das Wasser 2 bis 6 Schuh hoch auf den Stra⸗ ßen und Feldern und dringt in die Häuser.

Meteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger

Nachmittags Beobachtung.

2 Uhr.

Morgens 6 Uhr.

Luftdruck 335,2 1Par. 335,14“ Par. 334,840 Par. Quellwärme 7,99 R. Luftwärme 9,00 R. + 12,8 °kR. + 10,2° R. Flusswärme 14,5° R. Thaupunkt... . + 5,30 R. + 8,9⁰ n. P† 8,0° . Bodenwärme Dunstssttgung. 73 pct. 73 pet. 84 pot. Ausdünstung Wetter trüb. trüb. trüb. Niederschlag 0,21 6⁄Rb. w. w. w. Würmewechsel 1s 13,4° Wolkenzug.. w. + 7,7 334,79"par... 10,7° R... 7,40 R... 77 Pct. w.

Abends V

10 Uhr.

23. Juni.

1849. V

Tagesmittel:

Königliche Schauspiele.

Montag, 25. Juni. Im Schauspielhause. 97ste Abonnements⸗

Vorstellung: Der Essighaͤndler, Drama in 2 Abth., aus dem Fran⸗ zösischen. (Herr Wohlbrück: Den alten Dominique.) Hierauf: Der beste Ton, Lustspiel in 4 Abth., von Dr. Karl Töpfer. (Herr Wohlbrück: Den Ober⸗Jägermeister.) Anfang halb 7 Uhr.

Dienstag, 26. Juni. Im Opernhause. 78ste Abonnements⸗ Vorstellung. (Neu einstudirt.) Zampa, oder: Die Marmorbraut, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, von Melesville, von C. Blum. Musik von Herold. Anfang halb 7 Uhr.

Der Billet⸗Verkauf zu den Vorstellungen der Königlichen Thea⸗ ter, sowohl für das Opernhaus als für das Schauspielhaus, findet in dem früheren Verkaufs⸗Lokale des Schauspielhau⸗ ses statt Der Eingang dazu ist durch die Thür von der Seit der Jägerstraße, der Ausgang nach der Taubenstraße. “¹“

8.

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1“ Königsstädtisches Theater.

Montag, 25. Juni. (Zum vorletztenmale vor dem zweimonat⸗ lichen Schlusse des Theaters.): Die Töchter Lucifer's. Großes phantastisches Zauberspiel mit wesang, in 5 Abtheilungen (12 Tableaux), von W. Friedrich. Musik komponirt und arrangirt von Ed. Stiegmann.

Dienstag, 26. Juni. Zum erstenmale. Der Alexandriner, oder: Korporal Pöffke in Dresden. Genrebild mit Gesang in 1 Akt, von R. Hahn. Hierauf: Der Frosch, ausgeführt von Herrn Klischnigg. Dann, zum erstenmale wiederholt: Versuche. Mustkalische Proberollen in 1 Akt, von L. Schneider. Musik von mehreren Komponisten.

(Dlle. Borchers, vom Hoftheater zu Braunschweig: Karoline, als Gastrolle.) Zum Schluß: Jocko, der brasilianische Affe. (Hr. Klischnigg: Jocko.) (Hr. Klischnigg wird nur noch zweimal, heute und am Freitag, den Losten, hier auftreten.)

Auswärtige Börsen. Breslau, 23. Juni. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 97 ½ Gld. Friedrichsd'or 113 Br. Louisd'or 112 ½1 Gld. Polnisches Papier⸗ eld 93 ½ bez. Oesterr. Banknoten 83 bez. u. Br. Staatsschuld⸗ schene 79 ¾ Br. Seehandlungs⸗Prämienscheine a 50 Rthlr. 101 ½ Gld. Posener Pfandbriefe 4 proz. 98 Br., do. 3 ½ proz. 80 bez. und Br. Schlesische do. 3 ½ proz. 90 bez., do. Litt. B. 4 proz. 92 Br., do. 3 ½ proz. 83 ½ Gld.

Poln. Pfandbr. neue 4proz. 91 ½ Br., do. Partial⸗Loose a 300 Fl. 98 ½ Gld., do. Bank⸗Certif. a 200 Fl. 13 ½ Br., Russ.⸗ Poln.⸗Schatz⸗Oblig. a 4proz. 69 Gld.

Actien: Oberschlesische Litt. A. u. Litt. B. 95 Gld. Bres⸗ lau⸗Schweidnitz⸗Freiburger 80 bez. u. Gld. Niederschles.⸗Märk. 74 Br., do. Prior. 99 ¼ Gld., do. Ser. III. 93 ¾ Gld. Ost⸗Rhein. (Köln⸗Mind.) 79 ½ Gld., Neisse⸗Brieg 33 ½ Gld. Krakau⸗Ober⸗ schlesische 43 ¾ Gld., 44 Br., Friedr. Wilh. Nordb. 37 etw. bez.

Amsterdam 2 M. 142 ½ Gld. Hamburg a vista 150 ⁄3 B1. do. 2 M. 149 % Br, London 1 Pfd. St. 3 M. 6. 24 % Gld. Berlin a vista 100 ½ Br. do. 2 M. 99 ¼ Glv. Wien, 22. Juni. Met. 5proz. 8 erz ½. 2 ½8proz. 46 ½⅜, , 47. Anl. 343 1151— *9 8 Nordb. 104, vorno 70 ½, †,

ES.

4proz. 70, ¼†, 8 39: 91 ½ 92. Gloggn. 103 ½, ½, 4. Mail. 73 ½ 74. Li⸗ B. A. 1050, 55, 60. Kais. Gold 29. . Wechs el⸗Course. ‚Anmsterd. 169. 1“ Augsb. 121 ½. 88 Feaf 12¹ ½. Hamb. 178. ““

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I

London 12. 5. Paris 143. Fonds beliebt und höher, Gold und fremde Valuten, besonders London und Paris, auch Amsterdam häufig und sehr offerirt; deut⸗

sche Plätze fehlend. Juni. Leipz. Dr. P. Oblig. 100 ½¼ G. Leipz.

Leipzig, 22. B. A. 141 Br. L. Dresd. E. A. 95 ½ G. Sächsisch⸗Bayerische

78 Br., 78 G. Schlesische 75 ½ Br., 75 G. Chemnitz⸗Riesa

20 G. Löbau⸗Zittau 13 ½ G. Magdeb.⸗Leipzig 175 ½ G. Berl.⸗ Anh. A. u. B. 79 G. Altona⸗Kiel 95 ½ G. Deß. B. A. 101 ½ G. Preuß. B. A. 89 ¼ Br., 89 ½¼ G.

Frankfurt a. M., 21. Juni. Met. 5proz. 73 ½ Br., 73 ¾ B. A. 1050 Br., 1045 Gld. D. L. 25 Fl., 22 ¾ Br., 22 ½ Nass. 21 ¾ Br., 21 ½ G. Hope 81 ¾ Gld. Stiegl. 81 ½˖ Gld.

Span. 3 proz. 24 ¾ Br., 24 ½ Gld. Poln.

Gld. Int. 50 Br., 50 ½ Gld.

Jn0 Fl. 97 Br., 97 ½ Gld., 500 Fl. 73 Br., 72 ½ Gld. Kurhessen

27 ⅞⅜ Br., 27 ½˖ Gld. Sard. 24 Br., 24¾ Gld. Bad. 26 ½ Br., 26 ½ Gld. Taunus 292 Br., 289 Gld. Bexbach 73 Br., 72 Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 36 ½ Br., 36 ¼ Gld. Köln⸗Minden 79 ½ Br., 79 Gld. Amsterdam k. S. 101 ¼ Br., 2 M. 100 Gld. Berlin k. S. 106 Br., 105 ¾ Gld. Hamburg k. S. 88 ½ Br., 2 M. 87 ⅔˖ G. London 2 M. 121 Gld.

N. d. B. Met. 5 proz. 73 ½. Span. 3proz. 24 ½¼. Bexbach 72 ½. F. W. Nordb. 36 ½. Bad. 26 G.

Die Stimmung der Börse war heute günstig. Die meisten Fonds und Actien höher und begehrt.

Hamburg, 22. Juni. 3 ½ proz. p. C. 80 Br., 80 G. E. R. 100 ¼ Br., 100 G. Stiegl. 82 ½ Br., 82 ¼ G. Dän. 64 ¼ Br., 64 G. Ard. 10 ¾ Br. Zproz. 23 ½ Br., 23 ½ G. Hamb.⸗Berl. 64 Br., 63 ½˖ G. Bergedorf 74 ½ Br., 74 G. Altona⸗Kiel 95 ½ Br. 95 G. Glückst. Elmsh. 25 Br. Rendsb.⸗Neum. 110 Br. Mecklenburg

34 Br., 33 ½ G. Wechsel⸗Course. 18 Paris 188. Petersb. 32 ½. London 13. 9 ½. Amsterdam 35.40.

Frankf. 88 ¾. Wien 184. Breslau 151 %¾. Louisd'or 11. 4 ¼. Gold al Marco 438 ½. Preuß. Thaler 50.

Der Umsatz in Wechseln war unbedeutend. Fonds und Eisen⸗ bahn⸗Actien bei theilweise höheren Coursen fest.

Paris, 21. Juni. Zproz. 53. 40. 5Zproz. 86.95. Belg. 3proz. 34 ½, . Vers. r. U. 200, 195. do. l. U. 175, 170. Straß⸗ burg 100. Nordbahn 432.50, 430.

N. d. B. 5proz. 86, 85.

Die Börse eröffnete mit einer steigenden Tendenz, welche sich jedoch nicht behaupten konnte.

London, 21. Juni. 3 proz. Cons. a. Z. 91 ½. 3 ¼½ proz. 92 ½. Ard. 16 ⅛. Holl. 4proz. 77 ½¾. E. R. 103 ½¾. Peru 4proz. 52. Mevx. 28 ¾ ex div. Port. 4proz. 28.

Cons. eröffneten heute früh zu 91 ½, X und blieben 91 ½, . Von fremden Fonds blieben Ard. 17, 16 ½. 3ůproz. 33 ¾, .

2 Uhr. Cons. a. Z. 91 ½, ex div.

Amsterdam, 21. Juni. Holl. Fonds waren heute unverän⸗ auch der Handel darin zeigte wenig Leben. Span. etwas von den übrigen fremden Fonds ist Nichts besonders zu be⸗

Span. Ard. 11 %. 4proz. 83.

dert; fester; merken. Holl. Integr. 49 ½. 3 proz. neue 58 ½, X. Gr. Piecen 11 ½. Zproz. do. 33 ½. Russen alte 101 ⅞. Stiegl. 82 ½. Oest. Met. 5proz. 69 ¼, . 2 ½proz. 37¼. Wechsel⸗Coursiet. Paris 56 ¼ G. 11ö1“] Frankfurt 98 ¾ G. London 2 M. 11.95 G., k. S. 12 G. Hamb. 34 ¼ G. Petersburg 179 à 180 G. Letzte Course vom 20sten: Int. 49 ½. Ard. gr. Piecen 11 ½.

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Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗ Hofbuchdruckerei.

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Inhal Sren. .Fci. Azinmamats,

1 Ang aegr. Deutschland. 1

‧Oesterreich. Wien. Landesverfassunzs⸗Entwurf für das Erzherzog⸗ thum unter der Enns. Kossuthsche Leibgarde. Die Streitkräfte der Magyaren und die Zustände in Pesth. Nachrichten aus Komorn.

„C1Rarlsburg und Hermannstadt. Verheerung des Klosters Kovilj. Ver⸗

Imischtes. Vorschläge der Finanz⸗Kommission. Banknoten⸗Umtausch.

99·— Handelskammer⸗Mission zur pariser Industrie⸗Ausstellung. Die Friedens⸗Unterhandlunen mit Piemont. Innsbruck. Die nach Vorarlberg bestimmten Truppen. Wasserstand des Inn und Dammdurch⸗ brüche der Etsch.

Württemberg. Stuttgart. Abendsitzung des Rumpsparlaments. Ulm. Unruhen in Reidlingen und Ulm.

Schleswig⸗Holstein. Erritsoe. Stand der Dinge vor Friedericia.

Frankfurt. Frankfurt a. M. Aufforderung der großdeutschen Ab⸗ geordneten.

Hamburg. Hamburg. Die Verfassung. 8

Oesterreich. Pesth. Oeffentliche Aktenstücke. Czernowitz. Russi⸗ sche Truppen nach Siebenbürgen. Semlin. Die Magparen in Or⸗ sova. Mailand. Rückkehr Radetzky's.

Frankreich. Paris. Sardinischer Gesandtschaftswechsel. Diploma⸗ tische Verhandlungen in Konstantinopel. Die Maßregeln in Bezug auf das Insurrections⸗Komplott. Antrag auf Verbesserung der Justiz⸗Or⸗ ganisation. Unterrichts⸗Kommission. Leichenbegängniß Bugeaud's. Vermischtes. Straßburg. Vermischtes.

Großbritanien und Irland. London. Waterloo⸗Diner. Diplo⸗ matische Ernennungen für die Vereinigten Staaten. Die englische Dampfmarine.

Schweiz. Bern. Schreiben des Dr Buß an den Nationalrath. Aarau. Bundeskontingent aufs Piket gestellt.

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Nichtamtlicher

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Deutschland.

SDesterreich. Wien, 21. Juni. Die Ostdeutsche Post bringt den vollständigen Text des Entwurfes der Landesverfassung

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für das Erzherzogthum unter der Enns, welcher lautet:

„Wir Franz Joseph ꝛc. ꝛc. haben beschlossen, im Einklange

mit den allgemeinen Bestimmungen der Reichsverfassung, folgende Landesverfassung für das Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns zu erlassen und bis zu etwa folgenden Abänderungen auf dem näch⸗ sten Reichstag in Wirksamkeit zu setzen.

Bis zu dem Zeitpunkte, wo der erste Landtag, nach den Bestimmungen dieser Landesverfassung, versammelt werden wird, haben die bestehenden ständischen Kollegien, das der Verordneten und das der Ausschüsse, die ihnen bisher obliegen⸗ den Geschäfte unverändert in der üblichen Weise fortzuführen. Ins⸗ besondere aber tragen Wir diesen Kollegien auf, die Aufnahme des ständischen Vermögens und der ständischen Schulden zu besorgen und über die Ausscheidung jenes Vermögens, welches als Privat⸗ Eigenthum der früheren Landstände anzusehen ist, ihre Anträge zu Diese Anträge sind dem nächsten Landtage zur Schluß⸗ vorzulegen. Nach der von Uns erwirkten Genehmigung eschlusses hat die Auseinandersetzung des Vermögens und ie Zuweisung an die Eigenthümer zu geschehen. Rücksicht⸗ ich der Besetzung von Pfründen und L tiftplätzen tritt der Landtag in die Rechte ein, welche früher der ständischen Corporation zukommen. Der vom Landtage zu erwählende Landes⸗Ausschuß hat seiner Zeit alle Geschäfte von dem ständischen Kollegium zu übernehmen und wie bisher fortzuführen, bis darüber anders verfügt werden wird. Alle früheren auf die Landes⸗Verfas⸗ ung bezüglichen Anordnungen und Privilegien treten, insofern sie mit der Reichs⸗ oder der genauen Landes⸗Verfassung im Wider⸗

fassun

spruch sind, hiermit außer Wirksamkeit. §. 1. Das Erzherzogthum

Gmund zusammen mit 7500

Destereich unter der Enns ist ein Kronland des Kaiserthums Oester⸗

. §. 2. Die Gränzen desselben können nur durch ein Ge⸗ verändert werden. §. 3. Das Verhältniß dieses Kron⸗

andes zum Reiche ist durch die Reichs⸗Verfassung be⸗ stimmt. §. 4. Das Kronland wird in den Angelegenheiten, welche die Reichs⸗Verfassung oder die Reichs⸗Gesetze als Landes⸗Angelegenheiten erklären, von dem Landtage vertreten. §. 5. Der Landtag besteht: 1) Aus den Abgeordneten der Städte und größten Märkte, 2) aus Abgeordneten aller übrigen Gemeinden und 3) aus den Abgeordneten der Höchstbesteuerten. Die sämmtlichen Abgeordneten bilden nur Eine Versammlung. §. 6. Der Landtag wird vom Kaiser alljährlich in der Regel im Novem⸗ 8 ber und es die Dauer von sechs Wochen berufen. Auf begründe⸗ ten Antrag des Landtages kann der Kaiser die Session verlängern. Der Landtag hält seine Sitzung im Landtage zu Wien. §. 7. Die Zahl der Abgeordneten für die Städte und größten Märkte wird auf 30 festgesetzt und in folgender Weise vertheilt: Auf die Haupt⸗ und Residenzstadt Wien 16, auf Wiener⸗Neustadt und Neunkirchen zusammen mit 14,500 Einwohnern 2, auf Ba⸗ den und Moͤdling zusammen mit 7100 Einwohnern 1, auf Kloster⸗ neuburg und Perchtoldsdorf mit 6300 Einw. 1; auf Schwechat und Pottendorf zusammen mit 8000 Einw. 1;3 auf Hainburg und Bruck g. d. Leitha mit 6900 Einw. 1; auf St. Pölten und Tuln mit 7200 Einw. 1; auf Mauthern, Mölk, Pöchlarn, Ibbs, Gresten und Scheibbs, Waidhofen a. d. Ybbs zusammen mit 6400 Einw. 1; auf Stockerau, Kornenburg und Großenzersdorf zusammen 7000 Einw. 1; auf Marchegg, Zinsdorf, Poisdorf und Feldberg zusam⸗ men 7400 Einw. 1; auf Mistelbach, Laa, Meißau, Rötz und Schrat⸗ tenthal zusammen mit 6200 Einw. 1; auf Krems, Stein und Dürnstein zusammen mit 7500 Einw. 1; auf Langenlois, Eggeburg, Horm, Hardek und Drohendorf zusammen 7200 Einw. 1; auf Waidhofen an der Thaya, Weitra, Zwettel, Litschau, Altensteig und Einw. 1. §. 8. Die Zahl der Abge⸗ ordneten aller übrigen Gemeinden beträgt ebenfalls 30. Zu der Wahl dieser Abgeordneten werden die Gemeinden in 30 Wahlbe⸗ zirke geth eilt. Die Theilung soll in der Hauptsache nach der Volks⸗ zahl vorgenommen werden. §. 9. Die Hoͤchstbesteuerten wählen ebenfalls 30 Abgeordnete, und zwar in der Haupt⸗ und Residenz⸗ stadt Wien und auf dem Lande 20. Die Höͤchstbesteuerten der Stadt Wien nehmen die Wahl in einer Versammlung vor. Das Land

wird zu diesem Behufe in 5 Wahl⸗Bezirke getheilt, so daß in jedem

derselben 4 Abgeordnete gewählt werden. §. 10. Die Bedingun⸗

geu der Wahlberechtigung bei den Abgeordneten der Stadt⸗, Markt⸗ und Landesgemeinde sind genau dieselben, welche das Gemeinde⸗ gesetz für die Wahlen der Gemeinde⸗Repräsentanten festsetzt. §. 11. Die Zahl der Höchstbesteuerten wird in der Haupt⸗ und Residenz⸗ stadt und in jedem der 5 Wahlbezirke des Landes besonders ermit⸗ telt und dadurch bestimmt, daß die Beträge, welche die Höchstbe⸗ steuerten jährlich an direkter Steuer entrichten, den dritten Theil der ganzen direkten Steuer des ganzen Wahlbezirkes erreichen müssen. Die mindeste Zahl der Wähler muß für jeden zu erwählenden Abgeordneten 25 betragen. Bei der Ausmittelung ist daher auf die in der Zahlung von direkter Steuer zunächst stehenden in so lange überzugehen, bis diese Zahl von Wählern erreicht ist. Auch die Wahlberechtigung der

Höchstbesteuerten ist an die Bestimmung geknüpft, welche das Ge⸗

meindegesetz für die Wahlen der Gemeinde⸗Repraͤsentanten festsetzt. §. 12. Wählbar, gleichviel ob als Abgeordneter der Stadt⸗, Markt⸗ und Landesgemeinden, oder als Abgeordneter der Höchstbesteuerten, ist Jeder, welcher im Vollgenusse der bürgerlichen und politischen Rechte, österreichischer Reichsbürger wenigstens seit fünf Jahren, mindestens 30 Jahre alt ist und in einer Gemeinde des Kronlandes das aktive Wahlrecht besitzt. §. 12b. Jeder Wahlberechtigte kann sein Wahlrecht nur in einer Wahlversammlung des Kronlandes ausüben. §. 13. Jede Stimmgebung bei den Wahlen sämmtlicher Abgeordneten ist mündlich und öffentlich. §. 14. Die vier Abgeord⸗ neten werden auf die Dauer von drei aufeinanderfolgenden Jahren gewählt. Sie sind nach Ablauf ihres Mandats wieder wählbar. §. 15. Die Abgeordneten der Höchstbesteuerten empfangen keine Ent⸗ schädigung; jene der Stadt⸗, Markt⸗ und Land⸗Gemeinden er⸗ halten dann, wenn sie nicht in Wien ansässig sind, eine angemessene Entschädigung für die Kosten der Reise und Wohnung. Die Höhe dieser Entschädigung bestimmt der Landtag; der Aufwand dafür ist aus den Landesmitteln zu bestreiten. §. 10. Von jedem Abgeordneten wird bei seinem Eintritte in den Landtag der Eid dem Kaiser und so⸗ wohl auf die Reichs⸗, als auf die Landes⸗Verfassung geleistet. §. 17. Die Abgeordneten dürfen keine Instruction annehmen und nur persönlich ihr Stimmrecht ausüben. §. 18. Dem Landtage steht das Recht zu, die Wahlmandate seiner Mitglieder zu prüfen und über deren Zulassung zu entscheiden. §. 19. Der Landtag er⸗ nennt durch absolute Stimmenmehrheit seinen Präsidenten und Vice⸗ Präsidenten für die Dauer der Session. §. 20. Der Statthalter des Erzherzogthums Oesterreich und die von ihm abgeordneten Kom⸗ missäre haben das Recht, an der Verhandlung des Landes theilzunehmen. Sie können zu jeder Zeit das Wort neh⸗

men und Anträge stellen; an den Abstimmungen aber dür⸗ fen sie sich nur dann betheiligen, wenn sie auch Abgeordnete sind. §. 21. Der Landtag kann keinen Beschluß fassen, wenn nicht die Mehrheit der verfassungsmäßigen Zahl seiner Mitglieder versam⸗ melt ist. §. 22. Geheime Stimmgebung, mit Ausnahme der vor⸗ zunehmenden Wahlen, findet in dem Landtage nicht statt. §. 23. Ein Beschluß kann nur durch absolute Stimmenmehrheit zu Stande kommen. Bei Stimmengleichheit ist der in Berathung gezogene Antrag als verworfen anzusehen. §. 24. Die Landtags⸗ Sitzungen sind öffentlich; doch hat der Landtag das Recht, unter den von dem Präsidenten oder wenigstens von 10 Mit⸗ gliedern gestellten Antrag, vertrauliche Sitzungen zu halten. §. 25. Nur Abgeordnete können in dem Landtage Bittschriften ein⸗ bringen. §. 20. Deputationen dürfen in dem Landtage nicht zuge⸗ lassen werden. §. 27. Kein Abgeordneter darf außerhalb des Land⸗ tages wegen Aeußerungen in der Sitzung zur Rechenschaft gezogen werden, noch auch gerichtlich verfolgt werden. §. 28. Der Landtag hat seine Geschäfts⸗Ordnung innerhalb der durch diese Verfassung bestimmten Grundsätze selbst festzustellen. §. 29. Der Kaiser ver⸗ tagt und schließt den Landtag, kann auch zu jeder Zeit die Auf⸗ lösung des Landtages anordnen. Die Wiederberufung des Land⸗ tages muß im Falle der Auflösung innerhalb 6 Wochen nach der⸗ selben erfolgen. (Schluß folgt.)

In Pesth wird, wie die Presse erzählt, eine Kossuthsche Leib⸗ garde von 400 Mann errichtet. Die Säbel für diese Garde wurden in Konstantinopel aufgekauft, und sollen von großem, besonders in ihrer Fhichtigfen und guten Abwägung bestehendem Werthe sein. Demselben Blatte zufolge wurde am 1sten der Finger, welchen Bem im Treffen bei Mühlenbach in Siebenbürgen durch den Säbelhieb eines österreichischen Dragoners verlor, feierlich zur Erde bestattet. Kossuth hielt bei dieser Gelegenheit eine Leichenrede, die Garnison war ausgerückt, und feuerte drei Salven ab.

Dem Constitut. Blatt wird geschrieben: „Reisende, welche Pesth Donnerstag Abends verließen und den 17. Juni Morgens in Wien angekommen sind, haben auf ihrer Route über Stuhlweißen⸗ burg und Weßprim wenig ungarische Truppen gesehen; in der Ge⸗ gend von Stein am Anger jedoch konzentrirte sich ein starkes Corps, und zu diesem sollen mehrere hundert der entwichenen Palatinal⸗ Husaren gestoßen sein. Sie schildern den Enthusiasmus und die Kampflust im ganzen Lande auf eine wirklich fabelhafte Weise. In Pesth selbst ist es sehr still. Kaum daß man einen jungen Mann in den Straßen sieht; Alles, was eine Waffe tragen kann, ist zur Armee gegangen. Dies hindert aber nicht, daß der Verkehr in Pesth ungemein lebhaft ist. Englische Waaren von allen Sorten füllen den Markt, es fehlen nur die Hände in den Magazinen und Kaufläden, um die große Nachfrage zu befriedigen. Auch an Kolonialwaaren ist kein Mangel und ihre Preise, wenn auch höher als bei uns, keinesweges übertrieben hoch. Die Wälle von Ofen werden noch immer demolirt, und ein hüe Theil der Werke soll schon zerstört sein. Kossuth war am Mittwoch (13ten) noch in Pesth, er wohnt in seiner früheren Wohnung, vor dem Hause stehen zwei Jäger Wache. Pesth hat eine unbedeutende Besatzung, darunter ungarische Jäger, welche beinahe wie die unserigen adjustirt sein sollen, grau mit grünen Kragen und Aufschlägen, die Kopfbedeckung jedoch von veränderter Form. Vor dem Hause Kossuths ist immer ein bewegtes Leben, und Massen von Neugierigen, die ihn sehen wollen. Auch Görgey war die ganze vorige Woche in Pesth. Er trägt den Verdienst⸗Orden der Tapferkeit letzter Klasse, oder eine Huldigung der Mode, denn Alles trägt die Nationalfarben, Damen wie Herren. Es ist wirklich ein Tapferkeits⸗Orden ge⸗ gründet worden, von dem die Insignien auf drei Abstufungen weisen. Der Orden erster Klasse besteht aus dem ungarischen Lan⸗ deswappen ohne Krone, umgeben von einem Lorbeerzweige. Der Orden zweiter Klasse aus einer National⸗Kokarde mit dem Lorbeer⸗ zweige als Einfassung. Beide Decorationen aus Metall und auf der Brust zu tragen. Die dritte Abstufung ist eine einfache Band⸗ Kokarde. An den zerstörten Häusern wird fleißig gebaut. Im Neugebäude werden Artillerie⸗Vorräthe fabrizirt, der Sage nach auch kongrevsche Raketen. Gemünztes Geld aller Sorten cirkulirt in Massen; seltener sind österreichische Banknoten, theils weil sie für Waaren nach Wien, dann auch, weil sie die Regierung wahrschein⸗

lich allenthalben gegen ungarisches Papier einzuwechseln bemüht ist. In Pesth wußte man schon von der Niederlage Perczel's; sein Ver⸗ lust wurde unten auf 1500 Mann und vierzehn Kanonen angege⸗ der. Die Erstürmung von Neusatz war in Pesth noch nicht be⸗ annt.“

Der Oesterreichische Korrespondent meldet aus Komorn vom 8. Juni, daß man dem baldigen Ende des Prozesses, welcher über Mack eingeleitet worden war, entgegensah. Die vierzehn Tage, während welcher es jedem Offizier freistand, gegründete Klagen ge⸗

en Mack zu erheben, waren abgelaufen, ohne daß wichtigere That⸗ fachen für die Anklage vorgebracht werden konnten. General Guyon verließ ungern Komorn, weil er bereits seine Familie hatte dahin kommen lassen. Görgey war am 7ten, Klapka noch am 8ten in Komorn; indessen war General Assermann noch der stellvertretende Festungs⸗Kommandant. Die aus drei Eskadronen bestehenden Atlila⸗Husaren sollten am 16ten nach Kecskemet abgehen. 3

Briefe aus Jassy, heißt es im Lloyd, wollen wissen, daß es dem Anführer des omanischen Landsturmes, Janku Hora, nach einem hitzigen Gefechte mit den Ungarn gelungen sei, die Festung Karls⸗ burg zu entsetzen und die österreichische Besatzung zu verprovianti⸗ ren. Jenen Briefen zufolge, zog Janku jetzt gegen Hermannstadt.

Der Soldatenfreund theilt folgendes Resultat der gegen die Palatinal⸗Husaren unternommenen Affaire mit: „Die erste Ab⸗ theilung, aus 98 Mann und 110 Pferden bestehend, schlug sich mit einem Verluste von zwei Gefangenen und achtzehn Pferden durch. Von der zweiten, 108 Mann starken Abtheilung wurden dreizehn Mann getödtet, die übrigen, darunter 19 Blessirte, gefangen ge⸗ nommen. Die dritte Abtheilung, 69 Mann stark, wurde mit einem Verluste von 7 Todten gleichfalls gefangen, nachdem außerdem zehn Mann verwundet worden sind.“ e.

Gestern früh wurden im Schönbrunner Garten sechs Indivi⸗ duen verhaftet, die im Vorbeifahren vor Dommayers Kasino in Hitzing, vor welchem mehrere Kaiserliche Offiziere saßen, laut und herausfordernd ein Lebehoch dem Kossuth darbrachten.

Heute wurde die hiesige Druckerei des Vjestnik und Na⸗ redak unter militairischer Bewachung geschlossen und die Re⸗ acteure derselben, Bogdarovich und Medakovich, sind verhaftet.

Ueber die bisherigen Resultate der Berathungen, welche hier so eben über die Finanz⸗Angelegenheiten stattfinden, berichtet der heutige Lloyd: „Die Finanz⸗Kommissien zur Berathung über die Mittel, durch welche unserer Finanzkrisis und zunächst unserem im⸗ mer drohenderen Valutazustande, diesem offenbaren Krebsschaden alles Verkehrs, am zweckmäßigsten abgeholfen werden soll, hat in der heutigen Sitzung dem Herrn Finanz⸗Minister einen schriftlichen Vorschlag überreicht. Sicherem Vernehmen nach wurden in dem⸗ selben folgende Hauptmaßregeln empfohlen: „„1¹) Die Emission eines freiwilligen Anlehens vorläufig im Betrage von 60 Millionen. 2) Die gleichzeitige Hinausgabe der 49,370 Reserve⸗Actien der österreichischen Nationalbank, um den Bankfond zu vermehren. 3) Die Aufhebung des Verbots der Geldausfuhr. 4) Die von Sei⸗ ten der Staatsverwaltung zu erlassende ausdrückliche Erklärung, 8- sie die von Piemont zu gewärtigende Kriegsentschädigung un⸗ geschmälert der Bank auf Abschlag und als Abzahlung der ihr bis jetzt entnommenen Vorschüsse überlasse, und unter einem, daß der Staat in der Folge den Bank⸗Kredit nicht in der Weise und in dem Maße wie bisher in Anspruch nehmen werde.““ Gewiß sind diese Maßregeln durchgehends eben so zweckmäßig als loyal, ohne im geringsten an gewisse Nothmaßregeln zu streifen, die als solche oft odiös erscheinen. Es handelt sich daher nur darum, daß unser Herr Finanz⸗Minister nach geschehener Prüfung der Verhält⸗ nisse seinerseits sogleich die näheren Modalitaäten zur Emis⸗ sion des Anlehens bestimme, und jene Männer, die zunächst dazu berufen sind, dem Staate auch als echte Staatsbürger zur Seite zu zsein, um ihm die Herbeischaffung der nöthigen Quellen und Mittel zu erleichtern. Wer den unumstößlichen Grundsatz anerkennt, daß der Staat, was er braucht, auch haben und bekommen müsse, wird auch anerkennen, daß man den Staat nicht muthwillig in die Lage ver⸗ setzen dürfe, zu Nothmaßregeln zu greifen. Wir zweifeln jedoch nicht im Geringsten, ja, wir sprechen es mit inniger Ueberzeugung aus, es darf Oesterreich nicht bangen, bei seinen reichen Mitteln, bei den vielen bisher noch unbenutzten großen Hülfsquellen im In⸗ lande, ein Anlehen abzuschließen, welches eben so sc seinem Kre⸗ dite im Auslande als dem Patriotismus der Oesterreicher zur Ehre gereichen soll.“

Nachdem bei der Emission der im Umlaufe befindlichen Bank⸗ noten zu ein und zwei Gulden, wie eine heute veröffentlichte Be⸗ kanntmachung besagt, die erforderliche Zeit nicht zu Gebote stand, um sie in wünschenswerther technischer Vollkommenheit anzufertigen, so hat die Bank⸗Direction schon am 1. Juli 1848 den Beschluß gefaßt, diese Banknoten gegen eine neue, mit entsprechender höherer Kunstleistung ausgestattete Banknoten⸗Auflage zu vertauschen, somit die alte Auflage einzuziehen. Nach am 17. Mai 1849 erfolgter allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät zum Umtausche und zur Einziehung der im Umlaufe befindlichen Banknoten zu ein und zwei Gulden, haben folgende Bestimmungen zu gelten: Der Umtausch der Banknoten⸗Kategorie zu zwei Gulden wird mit dem 1. Juli 1849 beginnen. Die Kategorie der neuen Banknoten zu einem Gul⸗ den, wird später ausgegeben werden, und die Kundmachung über den Zeitpunkt des beginnenden Umtausches und die Beschreibung dieser Noten werden seiner Zeit erfolgen. 8

Die Handels⸗Kammer in Wien hat beschlossen, den Handels⸗ mann Otto Schumann, den Kustos des Kaiserlich technischen Kabi⸗ nets, Jakob Reuter, den Architekten zu Prag, Hermann Bergmann, und den Ingenieur⸗Assistenten Karl Hornbostel als ihre Abgeved⸗ neten zur Industrie⸗Ausstellung nach Paris zu senden, um nebst der schon angekündigten Ministerial⸗Kommission nützliche Kenntnisse und Aufklärungen zu sammeln und jene Kommission in ihrer um⸗ fassenden Aufgabe zu unterstützen.

Unter den neuesten Nachrichten liest man im heutigen Lloyd: „An der Börse war allgemein die Nachricht verbreitet, daß die Friedens⸗Unterhandlungen mit Piemont wirklich abgeschlossen sind, und daß der General Bormida sich bereits auch schon von Mailand nach Turin begeben hat, um die Unterschrift des Königs einzuholen. Gerüchtsweise hieß es auch an der Boͤrse, Peterwardein habe sich ergeben.“

Der Oberst und Brigade⸗Kommandant Puffer hat an das Kreis⸗Comité zu Karlowitz nachstehendes Schreiben gerichtet:

„Durch Ueberbringer dieses sende ich zwei Heiligenbilder, die aus dem Brande des Klosters Kovilj gerettet worden sind. Eines derselben soll zum ewigen Andenken in der karlowitzer Domkirche, das andere aber in 8 Kirche zu Mitroviz, im Hauptorte meines Regiments, als ein lebendes 8168 mal der Rohheit eines barbarischen Volkes, das unter dem 1 Freiheit unsere Fluren verwüstet, Häuser in Asche legt, unser Volk m.

F d na und die Kirchen entheiligt, aufbewahrt werden. Ob es wohl Jemand Verlauf eines Jahrhunderts glauben wird, daß das, was gegenwäͤrtig ge