1849 / 195 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ü atten. Zu diesem Berichte soll zugleich das —— welches über die zu Koburg stattgefunde⸗ rotgerhandlungen thüringischer Landtags⸗ Deputirten die sich gleichfalls, wenn auch nur mit geringer Majorität, für das Pro⸗

gramm der hier versammelt gewesenen Centren entschieden haben

aufgenommen worden ist.

Inhalt⸗Bernburg. Bernburg, 13. Juli. (Magd. 3.) Hier ü nachstehende Herzogliche Erlaß erschlenen: 8 Wir Alexander Karl ec., haben in Betracht, daß 1) das Landtsverfassungsgesetz vom 14. Dezember 1848 einer Bestimmun über den Erlaß previsorischer Gesetze, welche durch das Staatswoh dringend geboten sind und keinen Aufschub bis zum nächsten Land⸗ age leiden, entbehrt, 2) daß nach mehreren Verfassungen deutscher Staaten die Regierungen alsdann während der Zwischenzeit der ständischen Versammlungen provisorische gesetzliche Bestimmungen erlassen können, wenn sie durch das Staatswohl dringend geboten werden, 3) die Ergänzung der Verfassungs⸗Urkunde in dieser Be⸗ ziehung um so nothwendiger wird, als durch den Beitritt des hie⸗ sigen Staates zu dem Bündnisse und dem Verfassungsentwurfe der Königlichen Regierungen der Erlaß solcher provisorischen Gesetze erforderlich werden kann, verordnet und folgende den §. 80 der Verfassungs⸗Urkunde ergänzende Bestimmung getroffen: „Gesetze, die das Staatswohl dringend und ohne Verzug gebietet, erläßt der Herzog ohne Zustimmung des Landtags. Dergleichen provisorische Gesetze müssen aber von sämmtlichen Ministern unterzeichnet und dem nächsten Landtage zur Genehmigung vorgelegt werden.“ Ur⸗ kundlich sehe Wir diesen Nachtrag zum Landesverfassungsgesetze eigenhändig vollzogen und Unser Herzogliches Siegel beidrucken lassen. Alexisbad, am 12. Juli 1849. Alexander Karl, Herzog zu Anhalt. aha uantus von Krosigk. V. Hempel. Inasain 19n11

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 11. Juli. (D. A. Z.) Unterm 29. Juni ist ein Gesetz erschienen, durch welches auf Grund des §. 35 der deutschen Grundrechte die aus dem guts⸗ und schutzherrlichen Verbande fließenden persönlichen Abgaben und Leistungen, ferner gewisse der fürstlichen Kammer zu⸗ stehende Leistungen ohne Entschädigung aufgehoben werden.

Fmceneg. Hamburg, 16. Juli. (Hamb. Bl.) Der konstituirenden Versammlung ist nachstehendes Konklusum des Se⸗ nats zugegangen:

onclusum; Der konstituirenden Versämmlung auf das Schreiben ihres Herrn Präsidenten vom 11ten d. M. zu erwiedern:

Der Senat hat das Schreiben des Herrn Präsidenten der konstitui⸗ renden Versammlung vom 11ten d. Mts. empfangen, mittelst dessen, unter Beischluß einer von der konstituirenden Versammlung beschlossenen „Ver⸗ fassung des Freistaats Hamburg“ und eines „hamburgischen Wahlgesetzes“, ein dahin gehender Beschluß der konstituirenden Versammlung mitge⸗ theilt wird: K

„Die konstituirende Versammlung übergiebt die Verfassung und das Wahlgesetz dem Senate mit der Aunfforderung, die Wahlen nach Maßgabe des Wahlgesetzes auszuschreiben, so daß die Bürgerschaft am 1. September d. J. zusammentritt, und zeigt zugleich dem Senate an, daß sie bis zum 1. September diejenigen organischen Gesetze beschlossen haben werde, die zur Einführung der Verfassung zweckmäßig erscheinen.“

Der Senat befindet sich zur Zeit außer Stande, der in dem mitge⸗ theilten Beschlusse enthaltenen Aufforderung zu entsprechen. Dieser Be⸗ schluß der konstituirenden Versammlung ergiebt, daß das dem Senate von derselben vorgelegte Verfassungswerk noch nicht vollendet ist, indem ange⸗

nommen werden muß, daß die von der konstituirenden Versammlung vorbe⸗ haltenen organischen Gesetze Theile der neuen Verfassung sein werden, zu deren Feststellung die konstituirende Versammlung durch den Rath und Bür⸗ gerschluß vom 7. September 1848 berufen ist. Erst nach Vollendung des ganzen Verfassungswerkes aber wird es dem Senate möglich sein, die auf jeden Fall nothwendigen Verfügungen für den Uebergang aus der bisherigen in die neue Verfassung mit der erbgesessenen Bürgerschaft zu beschließen, und sodann den Termin für die Wahl und den Zusammentritt der neuen Bür⸗ gerschaft zu bestimmen. (gez.) Ed. Schlüter, Dr. 1

Die Kommerz⸗Deputation, in Gemeinschaft mit ihren Alt⸗ adjungirten, hat am heutigen Tage dem Senate die untenstehende Erklärung überreicht und dabei ausgesprochen, daß sie mit zuver⸗ sichtlichem Vertrauen erwarte, der Senat werde die geeigneten Schritte thun, um die bei Ausführung des neuen Verfassungswer⸗ kes dem allgemeinen Handels⸗Interesse Hamburgs drohende Gefahr abzuwenden:

Erklärung.

Die von der konstituirenden Versammlung beschlossene Verfassung für den Freistaat Hamburg liegt nunmehr fertig vor. Eine gänzliche Umgestal⸗ tung aller bisherigen Verfassungs⸗Verhältnisse unserer Handeis⸗Republik soll eintreten. Bei dieser Sachlage hat die Kommerz⸗Deputation, in Gemein⸗ schaft mit ihren Altadjungirten, es für ihre Pflicht gehalten, das neue Ver⸗ fassungswerk einer sorgsamen Erwägung zu unterziehen, wobei sie, wie es ihre Aufgabe ist, lediglich den kommerziellen Gesichtspunkt ins Auge gefaßt haben. Altadjungirte und Kommerz⸗Deputirte haben sich einfach die Frage gestellt: wie verhält sich die neue Verfassung zur Sicherstellung der ham⸗ burgischen Handels⸗Interessen ?

Daß unsere alte Verfassung wenn auch in vielen Beziehungen sich das Bedürfniß zeitgemäßer Reformen herausgestellt hat, wie dies gewiß nicht in Abrede gestellt werden soll im Allgemeinen und in ihren Haupt⸗ grundlagen als zuträglich für eine gedeihliche kommerzielle Entwickelun gelten muß, dafür spricht die Thatsache des progressiven großartigen Außh schwungs des hamburgischen Handels seit Anfang des vorigen Jahrhunderts. Der Handel bedarf zu seinem Gedeihen von Seiten des Staats nicht so sehr einer direkten thätigen Fürsorge und gutgemeinten Bevormundung, als vielmehr nur der sachverständigen Fernhaltung schädlicher Eingriffe. Und eine solche Sicherheit hat unsere bisherige Verfassung in ausgedehnter Weise gewährt, indem sie in ihrer praktischen Gestaltung erfahrenen Kauf⸗ leuten einen der Wichtigkeit des Handels für unser Gemeinwesen ent- sprechenden Einsluß in der Gesetzgebung, wie in der Verwaltung, ein-⸗ räumte. Die Hälfte des Senats, die bürgerlichen Kollegien fast ausschließ⸗ lich, bestehen aus Kaufleuten; Bankbürger, Altadjungirte, Kommerz⸗Deputirte und Handelsrichter sind als solche Mitglieder der Buͤrgerschaßf Die Theilung der gesetzgebenden Gewalt beugt übereilten und einseitigen Be⸗ schlüssen vor. Die unabhängige Verwaltung unserer Finanzen durch prattische Geschäftsleute sichert den öffentlichen Kredit. Zu fortdauernden politischen Parteikämpfen, rasch wiederkehrenden und aufregenden Wahl⸗ Agitatonen und Anderem, welche Dinge der Natur der Sache nach bei kei⸗ nem Stagtswesen bedenllicher sein können, als bei einer Handels⸗Repuhlik, wo der Staat beinahe mit der Stadt zusammenfällt, hierzu bot unsere bis⸗ herige Verfassung in gewöhnlichen Zeiten wenig derezeithec⸗

Es soll hiermit keinesweges behauptet werden, daß die Handelsgröße Hamburgs allein oder nur hauptsächlich solchen Grundlagen unserer Ver⸗ fassung ihren Ursprung verdanke; andererseits kann ts aber nur als Hypo⸗ these gelten, daß bei ganz verschiedenartigen Verfassungsformen unsere kom⸗ merziellen Interessen sich eben so günstig gestaltet haben würden

Welche Aussichten bietet nun die neue Verfassung? „Bei dieser hängt Alles und Jedes von dem Ausfall der auf allgemeinem Stimmrecht beruhenden, mindestens alle zwei Jahre wiederkehrenden Wahlen zur Bür⸗ gerschaft ab, der ja die gesammte gesetzgebende Gewalt ausschließlich über⸗

agen wird. Wie die Erfahrung beweist, werden unker solchen Verhält⸗ trissen politische Partei⸗Teudenzen in der Regel die Hauptentscheivung auf nie Zasammensetzung der gesetzgebenden Versammlung ausüben; es ist nicht die mindeste Garantie, ja wohl kaum Wahrscheinlichkeit vorhanden daß das Handelsinteresse auch nur einigermaßen im Verhältniß zu seiner dokalen Bedeutung vertreten sei. Wo ist Sicherheit, daß nicht von I liner unter der Leitung aufgeregter Klubs aus dem allgemeinen Stimm⸗ ercht mit geheimer Abstimmung hervorgegangenen Bürgerschaft vielleicht

V wurden, aber auch Gold und Silber, fast 200,000 Fl.,

Theils der werthlosen Papiere zu suppliziren.

in bester Absicht Beschlüsse gefaßt werden und zur Ausführung kommen, welche aus das störendste in den kaufmännischen Geschäftsbetrieb ein⸗ greifen? Wer bürgt dafür, daß nicht die Bürgerschaft einmal so zusam⸗ mengesetzt werde, um gewisse Anträge, wie sie schon in der konstituirenden Versammlung zur Sprache gebracht sind, zu Gesetzen zu machen? In manchen Verhältnissen mögen aus einseitiger Theorie oder Vorurtheil her⸗ vorgegangene Gesetze nicht viel schaden, indem sie nach kurzer Erfahrung ohne weitere Nachwirkung leicht wieder aufzuheben sind; bei einer Besetz⸗ ebung, welche wie in Hamburg direkt oder indirekt so ost und so vielfach ommerzielle Beziehungen berühren muß, kann ein solches Experimentiren fast nie ohne die Gefahr dauernber Nachtheile stattfinden. Ein einziger verkehrter Beschluß, z. B. in Bezug auf das hiesige Gelvwesen reicht hin, auf lange Zeit die hiesigen Handelszustände zu verwirren. Die Ausfüh⸗

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rung von Besteuerungs⸗Maßregeln, die, wie populair sie immer sein mögen, doch für eine Handelsstadt nicht passen, würde sofort große Kapitalien von hier forttreiben und damit die Fähigkeit zur Ausdehnung des Handels rau- ben. Schon die nahe liegende Möglichkeit solcher Experimente würde schäd- lich wirken. Der Rath kann nach der ihm in der neuen Verfassung zuge⸗

wiesenen Stellung kein genügendes Gegengewicht gegen gefährvende Gesetze der Art darbieten; seine ganz einseitige Ernennung durch die Bürgerschaft,

gewähren hierzu kein beruhigendes Vertrauen.

Eben so bedenklich aber, wie hinsichtlich der allgemeinen Gesetzgebung m m Kör per ganz hinfällig, er kann kein Pferd mehr besteigen und fährt in

steht die Sache in Rucksicht unseres Staatshaushaltes. Unser kleiner Staat

mit weniger als zweihundert tausend Bewobnern hat ein Jahres Budget von über 7 ½ Mill. Mark Cour. und eine öffentliche Schuld von nahe an 70 Millionen Mark Banko. Nur durch eine, das allgemeine Vertrauen ge⸗

nießende, unabhängige Verwaltung, nur durch eine unseren gegebenen kom⸗ 4 8 v 8 merziellen Verhältnissen entsprechende Besteuerung wird es unter so außer⸗ b,g een 8see *2 124¾ von zwei Spionen, ordentlich schwierigen Umständen möglich sein, den Staatskredit aufrecht zu deren man in Kimpolung habhaft geworden ist.

Wird dieser erschüttert, und er kann es nur zu leicht durch ir⸗

s Erp b 2 8 2 gend welche noch so gut gemeinte und theoretisch gerechtfertigte Experimente reichs, Spaniens und Belgiene sind von Gaeta nach Civitavecchia

halten. dann ist, abgesehen von anderen unglücklichen Folgen, auch der Kredit

und der ganzen Stadt einen unberechnenbaren Verlust zu Wege bringen. Welche Garantie bietet das neue Verfassungswerk für die künftige Finanz⸗ verwaltung?

Wenn man sich die Ausführung der neuen Verfassung vergegenwärtigt, wie alle zwei Jahre, mitunter auch viellticht schon früher, die Bürgerschaft vollständig erneuert wird, wie von dieser Bürgerschaft wiederum der Bür⸗ ger⸗Ausschuß und alle zwei Jahre ein Drittel des Raths neu zu ernennen sind, wie bei Vessgscns. Berhfföfrungen die Gesammtheit der Staatsbür⸗ ger abstimmen soll, so kann man eine fast ununterbrochene Agitation voraus⸗ sehen und muß auf eine beunruhigende Unsicherheit in den leitenden Prin⸗ zipien der Gesetzgebung und Verwaltung gefaßt sein. Kaum ist eine Bürgerschaft gewählt, so wird man schon an den nächsten Wahlalt denken. Bei keinem Gesetze wird man sicher sein, daß es nicht schon von der darauf folgenden Bürgerschaft, wenn eine andere Partei vielleicht die Wahlen do⸗ minirt, wieder aufgehoben werde, so wie umgekehrt, daß nicht ein glücklich zurückgewiesenes unzuträgliches Projekt bei der nächsten Erneurrung der gesetzgebenden Gewalt die erforderliche Masorität erlange. Daß ein sol⸗ cher unruhiger und schwankender Zustand dem Bedürfnisse eines Handels⸗ platzes, wie Hamburg, gar wenig zugesagt, darüber kann die Kommerz⸗De⸗ putation sich nicht täuschen. Die Gefahren, welche aus der Konkurrenz an⸗ derer Plätze und sonstigen Verhältnissen dem ferneren Gedeihen unseres Handels ohnehin drohen, würden durch den Mangel ruhiger politischer Zu⸗ stände im Innern erheblich vergrößert werden. nn.

Ist es freilich zunächst nur das kommerzielle Interesse, dessen Sicher⸗ stellung in der neuen Verfassung die Kommerz⸗Deputation mit dem tiefsten Leidwesen gänzlich vermißt, so siegt doch weiter klar vor, vaß damit zugleich der allgemeine Wohlstand unserer Stadt bedroht erscheint. Wenn nach Ausführung der neuen Verfassung Kapitalien und Geschäfte sich von hier wegzichen und der Kredit erschüttert wird, so muß die Lage der Grundei⸗ genthümer noch mehr als jetzt erschwert werden, und auch dem redlichen und

der Börse gefährdet, und diese Gefahr allein würde dem hiesigen Handel

fleißigen Theil der übrigen Bevölkerung wird die breiteste demokratische Basis der neuen Verfassung keinen Ersatz bieten für Erschwerung und Abnahme

des täglichen Verdienstes.

Unter diesen Verhältnissen muß sich bei unbefangener Erwägung die

Ansicht aufdrängen, daß das neue Berfahungemen, wenn es so, wie es jetzt vorliegt, zur Ausführung gebracht werden sollte, sich doch keinenfalls lange würde halten können. Da die eigene Erfahrung in allen Fällen die beste Lehrmeisterin ist, so könnte man sich vielleicht bei dieser Voraussicht beruhigen. Dem tnreten aber nachdruͤcklichst die notorischen Umstände ent⸗ gegen, daß ein dem Handel verursachter empfindlicher Nachtheil sich selten auch beim besten Willen bald wieder gut machen läßt, daß nach den kom⸗ merziellen Bedrängnissen des vorigen und gegenwärtigen Jahres durch die politischen Wirren und die Elbblokade gerade in nächster Zeit unser Handel besondere Rücksichten erheischt, und dann, daß unsere Finanzlage keine Ex⸗ perimente vertragen dürfte.

In Erwägung der im Vorhergehenden angedeuteten Aussichten sind Altadjungirte und Kommerz⸗Deputirte zu der entschiedenen Ueberzeugung gekommen, daß die Verfassung des Freistaats Hamburgs, wie solche am 11. d. M. in zweiter Lesung von der konstittuirenden Versammlung genehmigt worden, in ihren wesentlichsten Bestimmungen der allgemeinen Handelswohl⸗ fahrt Hamburgs nicht entspricht, dieselbe vielmehr zu erschütlern droht, natürlich zunächst und zumeist zum Schaden unseres eigenen kleinen Staats⸗ wesens, zugleich aber auch zum Nachtheile des übrigen deutschen Vater⸗ landes. Durch das Vertrauen ihrer Mitbürger berufen, die hiesigen kauf⸗ männischen Interessen überall nach bestem Wissen und Gewissen zu vertre⸗ ten, fühlen Altadjungirte und Deputirte des Kommerziums sich gedrungen, diese ihre Ueberzeugung offen und bestimmt auszusprechen.

Hamburg, den 17. Juli 1849. 2

Der hanseatische Geschäftsträger bei der ottomanischen Pforte, Herr Dr. Mordtmann von hier, als Orientalist rühmlich bekannt, wird, nachdem er etwa vier Wochen auf Besuch in Norddeutschland gewesen und Ausflüge nach Bremen, Lübeck, Kiel und Hannover ge⸗ macht, am Ende dieser Woche von hier über Berlin nach Konstan⸗

tinopel zurückkehren. ⁸172910 üaerhwrre un eewhmchale meteg n

Id. SHb tat h27S. nvbsland. 18199198 1 Oesterreich. Preßburg, 14. Juli. (Wanderer.) Aus Debreczin erfahren wir, daͤß die Russen die daselbst noch befindli⸗ chen Banknotenpressen mit Beschlag gelegt und ihre Drucker, trotz

der Betheurung, daß sie nur gezwungen gearbeitet, verhaftet haben.

Im Ganzen war in Debreczin allein die Summe von 400,000 Fl. im Umlauf, die von den Russen mittelst Hausdurchsuchung gefunden fanden sie bei einem Lieferanten, der es auf redliche Weise erworben zu haben vorgab, trotzdem aber ebenfalls verhaftet wurde. Wie gut derart Herren unter der Decke zu spielen verstanden, zeigt sich, daß man an Kossuth⸗Banknoten blos zwei Hunderter und drei Fünfer fand. Die Bewohner Debreczins, welche die Insurgenten⸗Regierung mit den lautesten Acclamationen im Januar vüvffngen, sollen durch deren sechsmonatlichen Aufenthalt zur Ueberzeugung gelangt sein, daß die republikanische Glückseligkeit der polnisch⸗ magyarischen Faction eine überaus irdische gewesen, und daß ihre Entfernung

von dort auch nicht eine Thräne entlockte; die Bewohner sind ruinirt, und es soll eine Depukalion an den Ober⸗Befehlshaber,

resp. den Kaiser, bestimmt sein, um wegen der Auswechselung eines Freilich stehen die Debrecziner eben nicht sehr rein gewaschen da, obgleich sie ihre Theilnahme an dem Aufruhr der Unkenntniß mit der Sachlage zu⸗ schreiben. Die Szegediner sind nicht minder ihrer „einzig rechtmä⸗ zigen“ Regierung wegen in Verlegenheit, und haben, wie glaub⸗

würdige Personen erzählen, einen Antrag an den Konvent gestellt,

„daß er sich weiter packen möge“, da sie bei Annäherung der K. österreichisch⸗russischen Truppen ihre Stadt keinem Angriffe preiszu⸗ geben geneigt sind. Kossuth hatte nicht den Muth, die Anstifter

.“

dieser Demonstration gefangen setzen zu lassen. Mit den ungari⸗ schen Noten ists allenthalben ein wahrer Jammer, und wir dürften einer Unzahl Verarmungen sonst wohlbemittelter Bürger entgegen⸗ sehen, um so mehr stemmen sich die Einwohner Szegedins gegen die Annahme derselben, in Folge dessen dort, wie in der letzten Zeit in Raab und Pesth, sehr bedauerliche Exzesse vorgekommen stud.

Czernowitz, 6. Juli. (C. Bl.) Zu Pn He gu⸗ der Schlacht drei Stunden hinter Bsstritz, worin der rufsische Generak Groten⸗ hjelm den Insurgenten eine Schlappe beigebracht, gehört unter an⸗ deren auch ber wichtige Umstand, den wir aus sicherer Ouelle, naäm⸗ lich aus dem Briefe eines russischen Oberoffiziers an den hiesigen Feldmarschall⸗Lieutenant Fischer, schöpften, daß von Truppen des General Bem, als sie sich auf dem Rückzuge befanden, 10,000 Mann die Gewehre von sich warfen und sich in ihre Heimat zerstreuten. Es sind dies die neu ausgehobenen mit Zwang assentirten Truppen Bems, größtentheils aus Romänen und Sachsen 21. Die gefangenen Honveds kommen nicht, wie anfangs die Bestimmung

eine beschränkte Amtsdaner, sein unter Umständen ganz wirkungsloses Beivo war, nach Czernowitz, sondern man wird üher sie anders verfügen. * 8 sh Den Aussagen zweier Ueberläufer zufolge, soll unter den Truppen

Bems eine große Entmuthigung herrschen. Bem selbst ist am Kör⸗ einem leichten Wagen. Noch immer gehen fast täglich Züge von 50 100 Wagen, mit Proviant und Munition beladen, gegen den Süden ab, und das nüördliche Operationscorps scheint somit mit

Frankreich. Paris, 14. Juli. Die Gesandten Frank⸗ abgegangen, um sich von da nach Rom zu begeben und mit Oudi⸗ nok zu berathen. Das sardinische Konsulat in Rom hat viele Pässe für Toscana und Sardinien ertheilt. Cernuschi ist auf Oudinot’ s Befehl verhaftet worden. Die Constituante wurde mit Gewalt auf⸗ gelöst und vertagte sich ihrerseits auf unbestimmte Zeit. Das Uni⸗ vers läßt sich aus Rom schreiben, daß Oudinot, fast eben so schwach wie Lesseps, auf Bedingungen eingegangen sein würde, aber Herr von Corcelles sei noch zur glücklichen Stunde an⸗ gekommen. Das Evdnement meint, man müsse den Römern die Freiheit lassen, zwischen dem Papst und der Republik zu wählen. Das französische Kabinet könnte sicher darauf rechnen, daß der ge⸗ sunde Sinn des römischen Volkes Pius IX. würde Gerechtigkeit widerfahren lassen. Fürchte man jedoch die Wahl der Republik und lasse daher dem Volke keine Entscheidung, so sei dadurch die fran⸗ zösische Politik verurtheilt, denn die Expedition wäre ja unter dem Vorgeben unternommen worden, eine Minorität von Aufwieglern zu verdrängen. Dem Journal des Döbats zufolge, soll die englische Flotte im Mittelmeer den Befehl erhalten haben, nach der italienischen Küste abzugehen. General Oudinot, bisher nur Com⸗ mandeur des Ordens der Ehrenlegion, ist zum Großoffizier dieses Ordens ernannt worden.

General Fabvier wird, wie verlautet, mit einem besonderer Auftrage nach Kopenhagen abreisen.

Zwei Kränze von Immortellen wurden gestern im Louvre ar dem Piedestal, welches früher die Reiterstatue des Herzogs vorn Orleans trug, niedergelegt. Sie hatten die Inschrift: „Dem An⸗ denken des Herzogs von Orleans.“ Der Todestag des Herzogs wurde von vielen Anhängern der Orleansschen Familie durch eine Wallfahrt nach dem verhängnißvollen Ort, wo ver unglüclliche Fall stattfand, gefeiert.

Herr Guizot ist am Mittwoch, von Hampton⸗Court bei London kommend, auf seinem Landgute zu Val⸗Richer eingetroffen. .

Herr Armand Marrast lebi jetzt in Montmorency. Er sieh häufig einen Kreis vertrauter Freunde um sich, unter welchen man auch den General Cavaignac bemerkt hat. Den Gesandtschafts⸗ Posten in London will A. Marrast ausgeschlagen haben. Seine ganze Muße ist angeblich der Ausarbeitung von verschiedenen Me⸗ moiren gewidmet. Vor Allem will er die Finanz⸗Verwaltung der provisorischen Regierung rechtfertigen. 1

Der heutige Moniteur meldet in seinem ofsiztellen Theile die Auflösung der 7ten Legion der pariser Nationalgarde. die Maßregel wird durch die traurigen Ereignisse am 13. Juni, welche eine Spaltung im Innern der Legion hervorgerufen, begründet. Zugleich stützt die Regierung sich auf die Entlassungsgesuche vieler Offiziere. Schließlich wird bemerkt, daß genannte Legion in Folge des organischen Gesetzes über die Nationalgarde naͤchstens wieder⸗ hergestellt werden solle.

In der Versammlung des Repräsentanten⸗Vereins des Staats⸗ raths⸗Palastes schlugen Graf Montalembert üund Herr Bechard eine Cautions⸗Erhöhung für die Journale bis 100,000 Fr. vor, Die Majorität bekämpfte diese Ansicht aber im Interesse des Preßge⸗ setzes, welches sonst Gegner finden könnte. Der Lonmissone.⸗Ve⸗ richt über dieses Gesetz soll sicher am 16. Juli der gesetzgebenden Versammlung übergeben werden.

Die 1ehegg ede Versammlung hat gestern und heute keine Sitzungen gehalten. In den Abtheilungen besprach die Versamm⸗ lung in den letzten Tagen die Maßregeln, welche zur Verbesserun der Lage der arbeitenden Klassen anzuwenden seien. Wie sehr auch Alle uüber die Nothwendigkeit, des Looses der Arbeiter sich anzu- nehmen, einig waren, so war doch die Versammlung über die Na⸗ tur der dahin einschlagenden Maßregeln sowohl hinsichtlich ihrer mo⸗ ralischen als praktischen Seite sehr getheilter Ansicht. Graf Molé befürchtete, alle Schritte, die Wohlthätigkeit zu organisiren, würden nur dazu dienen, sie in ihrem Keime zu ersticken, weil sie in der Stille und Verborgenheit wirke, dagegen ein öffentliches Auf⸗ treten ihrer Natur zuwider sei. Einige Mitglieder behaup⸗

teten entschieden, Jeder habe das Recht, vom Staate Arbeit zu ver⸗-⸗

langen, und Herr Duché meinte, man müsse die Reihe der Gesetze über die dem Arbeiterstande zu gewährende Unterstützung mit der Organisation der Arbeit anfangen. Hiergegen erklärte sich jedoch die Majorität, indem sie jeden absoluten als Recht zu fordernden Beistand als gefährlich abwies, da er dem Sozialismus, den man vermeiden wolle, in die Hände arbeite. Herr Louvet schlug vor, man möge den Grundsatz der öffentlichen Hülfe für eine Pflicht der Regierung, nicht aber für ein Recht der Bürger erklären. Andere hoben besonders hervor, daß, solle dem Arbeiter wirklich geholfen werden, zuvor die Finanzen Frankreichs wieder gehoben werden müßten, denn nur dann könne der Arbeiter hinlänglich beschäftigt werden, wenn nach Belebung des öffentlichen und Privatkredits das Vertrauen wiederkehre. Auch wurde der Wunsch ausgesprochen, bei der Organisation von Hülfs⸗ und Versorge Comitée’s die Lokal⸗ verhältnisse walten zu lassen. Die Herren Coquerel und ariste waren der Ansicht, daß der Mittelpunkt der öffentlichen Hülfe der Kanton sein müsse. Pascal Duprat war gegen Einführung einer Armentaxe, wie in England; es sei besser, sagte er, die Arbeit, welche den Staat bereichere, zu vermehren, als das Elend, welches ihn arm mache, zu unterstützen. Als die wirlsamsten Mittel, die Leiden der arbeitenden Klassen abzustellen, empfahl man Kredit⸗An⸗ stalten, Colonisation Ausgewanderter in Algexien, Vereine zu gegen⸗ seitiger Unterstützung, Huͤlfskassen, landwirthschaftliche Kolonieen für Findelknaben, Zufluchtshäuser für junge Mädchen und andere An⸗

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Regierungen oder Privat⸗

, deren Initiative die vorherigen it schon ergriffen. früh um 8 Uhr brach ein großer Brand aus, dessen

Entstehung bis jetzt unbekannt ist. Der Bazar Bonne Nouvelle

uf den Boulevards stand plötzlich in Flammen. Eine bedeutende Nieverlage von Waaren und Lurus⸗Artikeln wurden zerstört oder sehr beschädigt. In demselben Lokale befanden sich auch viele Ge⸗

mälde, die für eine Lotterie bestimmuͤt waren und einen Werth von

Sie sind mit verbrannt. Leider wurden auch unter anderen zwei Spritzen⸗ Um 11 Uhr wurde man des Feuers mächtig. Eine Unter⸗ suchung ist eingeleitet worden. Hervé, der Redacteur der Republique wurde vorgestern ver⸗ haftet. Im Café d'Appollon, dem gewöhnlichen Versammlungs⸗Lo⸗ kale der Socialisten, sollen vorgestern Abend ebenfalls neue Verhaf⸗ tungen vorgenommen worden sein. 1 Die Stadt Saint⸗Etienne, im Departement der Nieder⸗Alpen, wvurde am 10ten d. M. von einer großen Ueberschwemmung heim⸗ gesucht. Der Fluß Furens, durch ein Gewitter in der Nähe seiner Quelle plötzlich ungeheuer angewachsen, trieb seine Fluthen bis mit⸗ ten in die Stadt hinein, wo in mehreren Straßen und Plätzen er⸗

heblicher Schaden angerichtet wurde, der auf mehrere Millionen an⸗

egeben wird. Bis jetzt hat man den Verlust von 15 Menschen⸗ leben zu beklagen. General Changarnier ist Präsident des obersten Comité's zur Ee eines Ehrendenkmals für den verstorbenen Marschall

ugeaud. Die Verkündigung der Wahlen vor dem Stadthause hatte

estern nur wenig Neugierige hingelockt. Im Ganzen waren 373,800 Wähler in den Listen eingeschrieben, aber nur 234,588 hatten Theil an der Wahl genommen; 677 Stimmzettel wurden als ungültig nicht beachtet; 139,212 Wähler enthielten sich jeder Theilnahme am Wahlakte. Als das Ergebniß der Wahlen verkündigt war, zogen die Truppen vom Stadthause ab, und Alles gewann sein gewöhn⸗ liches Ansehen. Dem Temps zufolge, sah man Nationalgardisten, die vom Stadthause zurückkamen, eine weiße Rose im Knopflech tragen.

Man spricht von einem bevorstehenden Ministerwechsel in Tu⸗ rin. 1“ Gioberti wird als zukünftiger Minister des Innern ge⸗ nannt.

Im Departement der Rhone⸗Mündungen ist der Kriegs⸗Mini⸗

er Rulhières gewählt worden.

Die Einfüͤhrung der alten Salzsteuer, so wie des früheren

Postporto's, wird von mehreren Mitgliedern der Majorität ver⸗ langt, um dem Bankerott zu entgehen.

Großbritanien und Irland. London, 14. Juli. Der heutige Standard meldet die am 10ten in Berlin erfolgte Unterzeichnung des Waffenstillstandes zwischen Deutschland und Dä⸗ nemark, woruber sich dieses Blatt sehr erfreut ausspricht. Zugleich

emerkt es: „Die Bedingungen sollen gleich ehrenvoll für heibe Theile sein, und man zweifelte nicht, daß die Ratification seitens der dänischen Regierung unverzüglich eingehen werde. Großes Ver⸗ dienst wird dem englischen Gesandten in Berlin, Grafen Westmor⸗ land, um die erfolgreiche Vermittelung dieser so lange hingezogenen Sache zugesprochen.“

Aus Plymouth vom 11. Juli schreibt man: „Zwei bremer Schiffe haben sich russische Papiere verschafft und entgingen unter russischer Flagge den dänischen Kreuzern.“

In der Morning Chroniecle liest man: „Briefe aus Buenos⸗Ayres und Montevideo widerlegen das Gerücht, als ob der Admiral Lepredour einen Vertrag mit Rosas abgeschlossen, der von seiner Regierung ratifizirt werden sollte.“

Welch ungeheure Ausdehnung die Armuth in Irland gewon⸗ nen, davon giebt ein auf Befehl der Königin dem Parlamente vor⸗

elegter Bericht über die im ersten Viertel dieses Jahres unter⸗ ützten irländischen Armen ein Zeugniß. Ihre Zahl belief sich auf 2,260,145 (Irland selbst hat nur ungefähr 8 Millionen Einwohner), für welche 546,119 Pfd. Sterl. verausgabt wurden. Uebrigens sind die Aerndte⸗Aussichten günstig, von der Kartoffel⸗Krankheit hat ich keine Spur gezeigt. b . Während des letzten Halbjahres schifften sich 87,443 Auswan⸗ derer in Liverpool ein, in der entsprechenden Periode von 1848 nur 82,680. Im Unterhause wurden gestern irländische Verwaltungs⸗Maß⸗ regeln und die jährlichen Subventionen für öffentliche Institute und Bauten debattirt. Es stellte sich heraus, daß die 2,042,000 Pfd. für den Bau des neuen Parlaments⸗Gebäudes nicht mehr ausreichten, und daß ein Zuschuß von 500,000 Pfd. nöthig ist. Für das Mo⸗ biliar und niet⸗ und nagelfeste Sachen sind allein 497,000 Pfd. ngesetzt.

8 sehe. Labouchere, der Präsident der Handels⸗Kammer, hat dem Unterhause im Ausschuß für Schifffahrts⸗Angelegenheiten seine Ver⸗ besserungspläne mitgetheilt, die als vorbereitende Arbeiten für die praktische Wirksamkeit der Reformen zu betrachten sind, welche durch vie Aufhebung der Navigations⸗Akte bezweckt werden. Zuvörderst beabsichtigt Herr Labouchbre, die Abgaben für Leuchtfeuer, Baken und dergleichen bedeutend zu reduziren. Die Regulirung der Schiff⸗ fahrt und die Küstenbeleuchtung steht nämlich unter der Leitung mehrerer uralter Corporationen, von denen die des Trinity⸗House die bedeutendste ist. Dieselbe hat in der letzten Zeit für Leuchtthürme 1 Million Pfd. St. verausgabt und in Folge dessen ein Anlehen von demselben Betrage kontrahirt, von dem die Hälfte bereits abgetra⸗ gen ist, die andere in jährlichen Raten von 50,000 Pfd. abgetra⸗ gen wird; während sich die jährlichen Einnahmen der Corporation von Leuchtfeuer⸗Abgaben auf 318,000 Pfd. jährlich belaufen. Herr Labouchère hat sich nun mit ihr verglichen, so daß jene Abgaben um †¼, also etwa 100,000 Pfd. jährlich, verringert werden, wovon 70,000 dem Küstenhandel zu Gute kommen sollen, der von jener Abgabe vorzugsweise gedrückt wurde, und 30,000 Pfd. dem über⸗ seeischen Verkehr. Zu Gunsten des letzteren werden die doppelten Leuchtfeuer⸗Gebühren, eine schwere Abgabe, ganz aufgehoben. Fer⸗ ner beabsichtigt Herr Laboucheère Reformen im Lootsenwesen, das außer der Direction des Trinity⸗House noch unter der der fünf Häfen und unter zahlreichen Lokalgerichtsbarkeiten steht. Zu diesem Zweck wird im Handelsamt ein besonderes Departement für die Handelsmatine errichtet, welches unter Anderem auch die Auf⸗ sicht über die Examination der Steuermänner und Capitaine auf Handelsschiffen, über öffentliche Hafenbeamte, vor denen die Dienst⸗ kontrakte zwischen Capitainen und Matrosen abgeschlossen werden, endlich die Aufsicht über das Verpflegungswesen der Handelsschiffe und über eine zu begründende Pensionsanstalt für alte Matrosen erhalten wird. Provisorisch sollen alle diese Maßregeln mit dem 1. Oktober d. J. ins Leben treten, dagegen das nöthige Gesetz erst egg 88 nächstjährigen Session von Herrn Labouchére eingebracht werden.

Schweiz. Bern, 11. Juli. (E. Z.) In der am 9ten d. im Wahl⸗ kreis Seeland stattgehabten Wahl eines Mitgliedes des National⸗ Rathes an die Stelle des verstorbenen Neuhaus hat die Stämpfli⸗

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partei gesiegt. Ihr Kandidat, Fürsprech Bützberger, erhielt von 1484 Eimgren 834; Alt⸗Landammann Blösch nur 239.

Der Verf. Frd. erzählt: „Am 10ten d. sind ungefähr acht ungarische Husaren (Radetzky Husaren) hier eingetroffen, welche Gelegenheit gefunden haben, aus Italien zu entfliehen, um an dem Kampfe in ihrem Vaterlande sich zu betheiligen. Vorerst ist keine Aussicht, daß sie weiter kommen köͤnnen. Nach ihrer Angabe steht der Uebertritt noch größerer Trupps der ungarischen Regimenter in Italien zu erwarten.“

Heute ist Schultheiß Dr. Steiger von Luzern in der Bundes⸗ stadt angelangt.

Wie der Bundesrath den Regierungen der Gränz⸗Kantone be⸗ richtet, hat der Divistonär, Oberst Gmür, sein Hauptquartier in Schaffhausen.

Zürich, 12. Juli. (Eidg. Ztg.) Was wir gestern hinsicht⸗ lich der von Sigel gestellten Bedingungen vermutheten, ist wirklich geschehen: dieselbeu wurden vom eidgenössischen Kommandirenden, Herrn Oberst Müller, verworfen. Darauf fand in der Nacht vom 10ten auf den 11ten d. eine zweite Unterredung des zürcherischen Regierungs⸗Kommissars Benz mit Sigel statt, und in dieser ließ sich dann Sigel bestimmen, ohne weitere Bedingungen, das badische Gebiet zu verlassen, die Schweiz zu betreten und sich entwaffnen zu lassen. In einigen Stunden würden die Geschütze nebst 1200 Mann über Eglisau marschiren und wahrscheinlich am 12ten in Zürich eintreffen. Eine andere Kolonne, circa 600 Mann stark, wird über Rheinau und die dritte, 800 1000 Mann, über Schaff⸗ hausen gehen. Die Unterredung mit Sigel fand in Lottstetten statt, Nachts 12 Uhr. Gestern sind den ganzen Tag über Flüchtlinge in Trupps und in kleineren Abtheilungen eingerückt, so daß bald Ver⸗ legenheit eintreten dürfte, die Leute unterzubringen. Um 2 Uhr kam Sigel in zwei Wagen und im Begleit von mehreren Offizieren und Kavalleristen an, wobei uns auffiel, daß die ersteren Waffen trugen. In aller Welt müssen Militairs, welche ein Asyl suchen, vor Allem aus die Waffen niederlegen, und wir denken, un⸗ sere Regierungen werden um so mehr an diesem Grundsatz festhal⸗ ten, als die oͤffentliche Meinung sich je länger, je entschiedener für strenge Beobachtung der Neutralität ausspricht. Von dem an der zürcher⸗schaffhauser Gränze übergetretenen Sigelschen Corps werden imLaufe des heutigen Tages circa 1200 Mann Infanterie und die Ar⸗ tillerie hier anlangen; bereits ist die erste Kolonne von circa 250 Bayern angekommen. Im Interesse unseres Landes müssen wir nochmals darauf aufmerksam machen, daß es ganz ungehörig ist, wenn Offi⸗ ziere und Reiter mit Waffen, Seitengewehren, ja sogar mit Stutzen erscheinen und so an der Spitze ihrer Züge stehen. Es ist dies keine Capitulation zwischen zwei kriegführenden Corps, die diese Leute zu uns bringt, sondern sie kommen als Asylsuchende, und in der ganzen Welt sind solche Militairs nirgends bewaffnet. Was muß man vollends sagen, wenn man einen Metternich bewaffnet in den Straßen Zürichs herumwandeln sieht. Bei Rheinau sind circa 2000 Flüchtlinge nebst einigen Geschützen übergegangen und ent⸗ waffnet worden; bei Eglisau circa 1400 mit 28 Stück Geschütz und 500 Pferden, und etwa 1000 Mann sind ins Aargau über⸗ getreten.

Zürich, 13. Juli. (Eidg. Ztg.) Der gestrige Tag glich dem Tage, der einem größeren entscheidenden Gefechte folgt und an dem die geschlagene Armee sich zurückzieht, um eine neue rückwärts⸗ liegende taktische Aufstellung zu nehmen, mit einziger Ausnahme, daß die Mannschaft (mit Ausnahme der Offiziere) ohne Waffen sich befindet und in größeren Zwischenräumen auf einander folgte, als der militairische Zusammenhang erlauben würde. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Tagen, wo Pfälzer, vermischt mit Freischaaren

Linientruppen, die gestern in Zürich einzogen; am frühen Vormit⸗ tag erst einige Hundert Mann badischer Infanterie, denen in Zwi⸗ schenräumen von einer bis zwei Stunden solche lleinen Kolonnen folgten, Namittags das Geschütz, aus circa 35 Kanonen, Haubitzen und etwa 20 Munitions⸗ und Rustwagen u. s. w. bestehend; den Schluß machten circa 100 Mann badischer Kavallerie und am späten Abend noch Blousenmänner. Die militairische Ordnung und Haltung der Trup⸗ pen erweckte in uns ein tiefes Gefühl des Mitleidens, und wir konn⸗ ten uns des Ausrufes nicht enthalten, daß deoch so viele tüchtige Soldaten, die auch nach den ausgehaltenen Strapatzen eine militai⸗ rische Ordnung nicht verleugneten, sich vergessen und der Fahne des Gesetzes untreu werden konuten. Wenn wir uns nicht irren, so lebt auch jetzt in den meisten von ihnen noch ein lebendiges Ge⸗ fühl für Ordnung; das durchschnittlich bescheidene Benehmen dieser Soldaten, der, wenn auch etwas herabgekommene, doch noch ganz ordentliche Zustand der Train⸗ und Kavalleriepferde spricht dafur. Weniger günstig ist der Eindruck, den die uniformirten und nicht uniformirten Chefs und Offiziere auf den Zuschauer machen und da begreifen wir denn, daß der Erfolg der Waffen ein so geringer sein mußte. Der Soldat liebt den Offizier in gleichem Kleide zu sehen, das er trägt, und sieht nicht gern Phantasiekleider an seinen Obern, wenn nicht Züge des Heldenmuthes und des Talentes vor⸗ angegangen sind, wie dies seinerzeit bei Murat der Fall war. Während mitten in der Nacht noch ein Trupp ba⸗ dische Volkswehr hier einrückte und fast alle Chefs, mili⸗ tairische und Civil⸗Kommissäre, Rindenschwender inbegriffen, sich hier zusammenfinden, während die Einen dieser Tausende von Flücht⸗ lingen mit bangem Herzen an die Zukunft und die Heimat denken, Andere, gleichgültig wo sie seien, sich den Aufenthalt gern gefallen lassen, noch Andere sich mit dem Gedanken tragen und darin be⸗ stärkt werden, in 14 Tagen gehe es wieder los, beginnt zwischen den Kantonen eine Rivalität nicht für Aufnahme, sondern für Ab⸗ halsung dieser Flüchtigen. Bern, das die hananer Turnerschaar in seinen radikalsten Notabilitäten mit Fahnen und Toͤasten empfing, weist am folgenden Tage dieselben weiter nach Freiburg und prote⸗ stirt gegen die Aufnahme einer neuen ihm von Solothurn zuge⸗ wiesenen Abtheilung. Basel, Schaffhausen, Thurgau instradiren Alles weiter nach Aargau, Solothurn, Zürich und St. Gallen, weil ihr Gebiet nicht 8 Stunden von der Gränze entfernt sei; kurz, wenn es so fortgehrt, können wir erleben, daß die ein⸗ zelnen Kantone Gränzposten aufstellen, um Niemanden mehr herein⸗ zulassen, der nicht aus seinem Gelde zehren kann. Es ist daher sehr zu wünschen, daß vom Bundesrathe diese Angelegenheit in die Hand genommen werde, und eben so sehr, daß die Mission des Herrn Bundes⸗Präsidenten, eine Uebereinkunft wegen ungefährdeter Rück⸗ kehr der Flüchtlinge in die badischen und pfälzischen Länder zu er⸗ zielen, von Erfolg sein werde. Wir hoffen, daß das Gerücht, der badische Minister habe ablehnend geantwortet, ein falsches sei. Das Gerücht, es wären zwischen einem Wachtposten schwy⸗ zer Schützen und einer preußischen Patrouille Schüsse gewech⸗ selt worden, erzeigt sich als durchaus unwahr; eg entsprang wahrscheinlich aus der gleiches Quelle, die es gern sehen würde, wenn die Schweiz nach und nach in Verwickelungen mit dem Ausland und namentlich mit Preußen geriethe; heute wird das Märchen ersonnen, Preußen habe eine drohende Note wegen Neuenburg erlassen; nach acht Tagen muß eingestanden werden, es

sei nichts daran; dann wird geschrieben, es sei ein bedeutender Ge⸗

lassen,

8 11u“ 1 1uu“ v14AX“ 8 8 wehrtransport im Neuenburgischen abgefaßt worden, und zeigt sich auch dies als unwahr, so verlangt Preußen von Frankreich den, Durchmarsch von Truppen nach Neuenburg u. s. w. Der hzeshe Regierungs⸗Rath hat gestern Abend eine Compagnie Infanterie und eine Abtheilung Kavallerie in die Stadt als Garnison berufen.

Rheinau, 12. Juli. (Eidg. Ztg.) Heute hat sich das Corps von Sigel, das noch einen Kampf an der Schweizergränze wagen wollte, auf Schweizerboden zurückgezogen. Der HaupteUlober⸗ gang hat bei Eglisau stattgefunden. Hier sind das Corps von Becker⸗ Willich, die württembergische und polnische Legion durchpassitt. Sie führten viele Pferde, Kanonen und Vorräthe an Mehl, Heu d. bei sich. Ihr Aussehen ist mit wenigen Ausnahmen sehr traurig; sie werden größtentheils nach St. Gallen und Thurgau instradirt. Das Bataillon Ginsberg langte gerade in Marthalen an, als die ersten Züge der Flüchtlinge durchpassirten, morgen soll es nach Schaffhau⸗ sen kommen. In Rheinau und Marthalen ist ein Leben, das an Wallenstein’'s Lager erinnert.

Frauenfeld, 12. Juli. Das nach geschehenem Einzuge der

hessischen Reichstruppen in Konstanz erfolgte Einrücken der geschla-

genen badischen Truppen auf thurgauer Gebiet schildert ein Korre⸗ spondent der Thurgauer Zeitung wie folgt: „Nun ging es die

ganze Nacht an ein Flüchten und Fliehen in die Schweiz hinaus,

daß Ihre thurgauischen Posten, welche sich durch exakte Strenge im Wachtdienste auszeichnen, vollauf zu thun bekamen. Gegen Morgen

erfolgte dann wirklich der Durchpaß der Armee, welche, wie ich

Ihnen bereits geschrieben, etwa 6—.700 Mann zählen mochte. Welche Niedergeschlagenheit auf den Gesichtern dieser unglücklichen todtmüden Truppen zu lesen war, können Sie sich denken; und in⸗ der That war der größte Theil dieses Restes einer Armee verführter Militairs von jugendlich gesundem Aussehen aufrichtig zu bedauern. Der kecke Artillerist Kuenzer, in letzter Zeit Stadt⸗Kommandant von Konstanz, weinte vor Wuth; die übrigen klagten und fluchten je nach Maßgabe ihrer Gründe: die Gemeinen schimpften auf die Of⸗ siziere, die Badener auf die Württemberger und umgekehrt u. s. w. Auf thurgauischem Boden angekommen und entwaffnet, wurde die Masse der Flüchtlinge sammt ihrer Artillerie und sonstigem Materiale in den Hof des Klosters Kreuzlingen untergebracht; am Eingang steht eine Wache, die keinen Civilisten hineinläßt, er sei denn durch Of⸗ fiziere eingeführt. Da liegen sie nun fast den ganzen Tag in schmerz⸗ lich⸗malerischen Gruppen im Hofe herum und schlafen zum größten Theile auf dem harten Boden, den Habersack als Kopflissen, die Strapatzen aus, welche der unglückliche Krieg sie hat erdulden und vergessen für einige Stündchen das Elend, in welches eine wahnsinnige Revolution und die Schlechtigkeit trügerischer und eigensüchtiger Volksführer sie gestürzt. Die Notabilitäten dieses Zuges, Gögg, Werner u. A., dagegen logirten im Löwen und sehen zum Theil niedergeschlagen und traurig aus, zum anderen Theil aber entfalten sie jene verächtliche Gleichgültigkeit, welche das Erbtheil gesinnungs⸗ und gewissenloser Menschen ist.’”⸗

(Eidg. Ztg.) Gestern Nachts 11 Uhr ist die hierher instra⸗ dirte Flüchtlings⸗Abtheilung nebst den badischen Truppen in Kreuz⸗ lingen abgenommenen Piecen und Munitionswagen unter Kavalle⸗ rie⸗Eskorte hier angelangt. Die Piecen wurden im Hofe des Ka⸗ puzinerklosters untergebracht und die Mannschaft in den Wirths⸗ häusern einlogirt. Der größte Theil der Mannschaft besteht aus badischer Artillerie, meist hübsche, jugendliche Gestalten mit guter militairischer Tournüre.

Solothurn, 12. Juli. Die heutige Eidgenössische Zei⸗ tung meldet: „Wie von Zürich, dessen energische Reclamation wir

bereits mitgetheilt haben, so vernimmt man auch aus Solothurn und badischer Volkswehr, bei uns einrückten, waren es größtentheils von Schwierigkeiten in Aufnahme von Flüchtlingen: Manche Flücht⸗ / / 9 2

linge sollen bereits wieder zurückgekehrt sein, welche behaupten, man habe sie in Solothurn nicht behalten wollen; wie es sich damit ver⸗ hält, ist unklar, nur so viel ist gewiß, daß Viele bitterlich klagen, man habe ihnen einen solchen Empfang nicht in Aussicht gestellt.

Solothurn, 12. Juli. (Eidg. Ztg.) Die Regierung von So⸗ lothurn, welcher Kanton, wie es scheint, gleich demjenigen von Zü⸗ rich durch Herrn Oberst Kurz in Basel reichlich mit Flüchtlingen versehen wird, hat die Angekommenen rasch nach Bern instradirt, worauf die Regierung von Bern den Bundesrath angegangen hat, daß er die Leitung der gesammten Flüchtlings⸗Angelegenheit und ihre Vertheilung auf die Kantone übernehmen möchte, damit Konflikte und ÜUnbilligkeiten zwischen den Kantonen vermieden werden.

Italien. Turin, 9. Juli. (Lloyd.) Die Wahlen zur Kammer bilden häufig Gegenstand der Besprechungen und die italienischen Journale erwarten großes Heil von denselben; weshalb sie es auch an Er⸗ mahnungen an die Wähler nicht fehlen lassen. Die Opinione verlangt von den Gewählten, daß sie die gegenwärtige Freiheit be⸗ festigen und durch den Genuß derselben die Piemontesen zu jener Stellung unter den italienischen Völkern, so wie zu der europätschen Völkerfamilie überhaupt, befähigen, die ihnen dem Range nach ge⸗ bührt. Auch die Regierung wird ermahnt, sich aller Manöver und aller Wahlumtriebe zu enthalten, weil dadurch gerade das Gegen⸗ theil von dem bezweckt werde, was beabsichtigt wurde. Es wird ferner der Fortbestand des Belagerungs⸗Zustandes während der Kammer⸗Sitzungen unstatthaft erklärt und die Aufhebung desselben verlangt. Die Zahl der bereits gewählten Deputirten ist bedeu⸗ tend und enthält viele bekannte Persönlichkeiten.

Genua, 10. Juli. (Lloyd.) Der Belagerungszustand von Genua ist aufgehoben, doch hat General La Marmora die Macht, ihn nöthigenfalls wieder zu erneuern.

Die neuesten Nachrichten aus Rom melden, daß die konstitui⸗ rende Versammlung von den Franzosen durch Militairgewalt ge⸗ schlossen wurde. Die Repräsentanten protestirten dagegen und er klärten die Sitzung blos auf unbestimmte Zeit aufgeschoben. Pius IX, hat bereits die Schlüssel Roms, die ihm Oudinot nach dem Beispiele des Feldmarschalls Radetzky geschickt, empfangen. Oudinot soll auch den General Nunziante von dem Wege, den Gar⸗ ribaldi eingeschlagen, genau benachrichtigt haben.

Rom, 6. Juli. (Lloyd.) zösischen Soldaten und zwischen den unteren Volksklassen sind an der Tagesordnung, und die langen Messer spielen dabei eine nicht unwichtige Rolle. Der amerikanische Konsul verließ wegen Miß⸗ helligkeiten mit der französischen Regierung die Stadt. Auch der Prinz von Carnino und Sterbini haben sich bereits eingeschifft und wa⸗ ren am 9ten in Genua. Einige Priester wurden heute vom Volke mißhandelt. Die Frage nach dem wahrscheinlichen Ausgange der Dinge beängstigt alle Gemüther. Die Spanier und Neapolitaner scheinen sich nach Neapel zurückzuziehen. Die Triumvirn sind ab⸗ gereist. Die neue Munizipalbehörde will sich selbst auflösen. Der Belagerungszustand wird gegenwärtig so streng gehandhabr, baß, befonders in der Naͤhe der französsschen Bivonace, die Cireulatiüte gänzlich gehemmt ist. Man spricht von Auflösung der Ieeses garde, weil sie nicht gemeinschaftlich mit den Franzosen den Dien

versehen will. 1

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Streitigkeiten zwischen den fran⸗