1849 / 249 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Die Arbeit soll sehr gehemmt sein und die Lebensmittel immer großer werden. Diese Nachricht is weil man in der That geglaubt hatte, daß das römische Munizipium Ingerenz in der Sache nehme. Ueber den Karabinier ⸗Obersten Cavana saß man bereits zweimal zu Gerichte. Man vermuthet, er werde zum Tode verurtheilt werden. Die Räuber treten im Römischen immer kecker auf. In Quadano, acht Miglien von Bologna, brach eine 60 70 Mann starke Bande in die Villa des Grafen Tattini, raubte ihn aus und schleppte ihn zum Hause eines Wirthschafters, damit dieser das bei ihm befindliche Geld herausgebe. Der Wirth⸗ schafter weigerte sich, zu öffnen, wurde endlich dazu gezwungen und sogleich durch zwei Messerstiche hingestreck. Von da begaben sich die Räuber zum Pfarrer und plunderten auch dort. Dann schlu⸗ gen sie die Straße gegen San Gallo ein. 8

zu beunruhigen. Theuerung der st befremdend,

Genua, 30. Aug. (Lloy d.) Das feierliche Todtenamt für Karl Albert, welches die dortige Munizipal⸗ Behörde angeordnet hatte, wurde auf höheren Befehl aufgeschoben. Wahrscheinlich fürchtet die Regierung, daß man diese Feierlichkeit zu einer unliebsamen po⸗ litischen Demonstration benutzen werde, und traut zugleich der Mä⸗ ßigung des Volksredners Tamiani nicht sehr. Ueberdies soll die Anordnung dieser Feier nicht in das Ressort der Munizipal⸗Be⸗ hörde gehören, weil eine allgemeine Leichenfeier⸗Kommission für das ganze Königreich niedergesetzt worden ist. Man erwartet, daß die Leiche Karl Albert's über Nizza, und nicht über Genua trans⸗ portirt wird.

Der Advokat Galetti, ehemals Präsident der römischen Na⸗ tional⸗Versammlung, erhielt von der Regierung die Bewilligung, sich hier niederzulassen, und ist, bereits mit seiner Familie ange⸗

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langt, um in dem freundlichen Städtchen Spezia seinen Aufenthalt zu een 6

Hestern wurden mehrere rn v bardische Gränze .“

Die Fürstin Begliojosa ist hier angekommen. Der Corriere Mercantile macht den Vorschlag, auf der Insel Sardinien eine Kolonie italienischer Auswanderer anzulegen. . Die Riforma erzählt, daß in Genua noch immer ein böser Geist herrsche, ohne daß die Regierung irgend eine Maßregel trifft kunftigem Unheil vorzubeugen. So duldet man den Verkauf soge⸗ nannter fliegender Blätter, die auf den Straßen um einen ganz geringen Preis Jedermann aufgedrungen werden und, auf die är⸗ meren Volksschichten berechnet, über die wahre Lage der Dinge viele böswillige Geruüchte verbreiten und das Volk täuschen. Die Regie⸗ rung hindert diesen Unfug nicht, und es ist natürlich, daß die Stimmung der Stadt keine günstige sei. 1

Die Herzogin von Parma begiebt sich, über Alessandria kom⸗ mend, auf ihre reizende Villeggiatur in der Nähe von Pisa.

und an die lom⸗

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 11. Sept. Im Opernhause. 106te Abonnements⸗ Vorstellung: Das Thal von Andorra, romantische Oper in 3 Ak⸗ ten, nach dem Französischen des St. Georges, frei bearbeitet von L. Rellstab. Musik von Halévy. Anfang 6 Uhr.

Preise der Plätze: Parquet, Tribune und zweiter Rang 20 Sgr. Erster Rang und erster Balkon daselbst 1 Rthlr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 15 Sgr. Amphitheater Sgr.

Mittwoch, 12. Sept. Im Schauspielhause. 144ste Abonnements⸗

Vorstellung. Zum erstenmale: Rosenmuller und Finke, oder: Ab⸗

gemacht! Original⸗Lustspiel in 5 Akten, vo fang halb 7 Ühr.

Königsstädtisches Theater.

Dienstag, 11. Sept. von Görner. Hierauf: Optische Darstellung aus dem Gebiete der Kunst und Natur der Herren Brill und Siegmund. Dann: Paris in Pommern, oder: Die seltsame Testaments⸗Klausel. Vaudeville in 1 Akt, von L. Angely. Zum Schluß: Optische Darstellungen.

Mittwoch, 12. Sept. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Norma. Oper in 2 Akten. Musik von Bellini. (Sgr. Pardini, neu engagirtes Mitglied: Pollione.)

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Uhr.

Nachmittags

2 Uhr.

Morgens

1849. 6 Uhr.

Nach einmaliger

Beobachtung.

Luftdruck .. Luftwärme Thaupunkt... 8

...336,55 Par. 327 5,930 Par. 334,410 POar. quellwärme 7 ,9 n. + 9 6,70 R. + 13,809 R. + 7,40° K. Flusswärme 12,9° .

+ 3,50° n. +† 3,9⁰° R. + 4,0° R. Bodenwärme 8

Dunstsättigung. 77 pcCt. 44 pqot 72 pct. Ausdünstung

Wetter heiter. heiter. Niederschlag 0,

Wind.. 7. W. W. Wurmewechsel + 14,1*

Wolkenzug ... W. 12 f 3,18 8

335,630 „Par. + 9,3° R. + 3,8“ R. 64 pct. W.

Tagesmittel: Abends 7 8 Uhr eine sehr bedeutend helle Szernschnuppe-.

Berliner Bör se vom 10. Se ptem ber.

Wechsel-Course.

Amsterdaum . 250 Fl. 11““ 272P1 Hamburg 300 Mk. do. 300 Mk. London 300 Fr. 150 . 150 Fl. 2 Mt. 100 Thlr. 2 Mt.

.. 100 Thw. ((,IS

Kurz 2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 Mt. 2 Mt. 2 Mt.

Paris Wien m 20 Xr... Augsburg. Breslau

Leipzig in Courant im 14 Thlr. Puss. Frankfurt a. M. südd. W..

2 Mt. 100 SRbl.

Petersburg 3 wochen 106 ½⅔

Inländische Fonds, Pfandbrief-, Kommunal-Papiere und Geld-Course.

29. Brief. Geld. Gem.

Preufs. Frerw. An!l 5 105 ½

St. Schuld-Sch. 3 88 ½ 87 ¼8 Seeh Präm. Sch. 101¾ K. u. Nm. Schuldv. 3 ½ 84 ½ do. Lt. B. gar. d0. 3 ½

Berl. Stadt-Obl. 5 1037¼¾ Pr. Bk-Auth.-Sch 8 do. do. 3 83 Westpr. Pfandbr. 32 90 ½ 89 3, Friedrichsd'or. Grossh. Posen do. 3 99 ½ And. Goldm. à öth.

8 do. do. 3 89 ½ 88 ½ Disconto. Ostpr. Pfandhr. J1

7rf. Brief. Celd. Gem. Pomm. Pfdbr. 3 ½ Kur- u. Nm. do. 3 ½ Schlesische do. 3 ½

Austündische Fonds.

Poln. neue Pfdbr. 4 do. Part. 500 Fl. 4 —; do. do. 300 Fl. Hamb. Feuer-Cas. 3 ½

do. Staats-Pr. An!

Hloll. 2 ½ % Int.

Kurh. Pr. 0.40 th. Sardin. do. 36 Fr.

N. Bad. do. 35 Fl.

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do. do.

Hlo. v. Rthsch. Lst.

0. Poln. Schatzs0. 4 do. do. Cert. L. A. 5 do. do. L. B. 200 Fl. 19 Pol. a. Pfdbr. a. C. 4

EEII

—1 .

Aachen-Mastricht ..

Friedr. Wilh.-Nerdb.

Eisenbahn-Actien.

8

Stamm-Actien. V Kapital.

Der Reinertrag wird nach erfolgter Bekanntm. in der dazu bestimmten Rubrib ausgefüllt. Die mit 3 pCt. bez. Actien sind v. Staat gar.

Tages-Courg.

Rein-Frtra 1848.

Börsen-Zins- Rechnung.

Prioritäts-Actien. Kapital.

Sümmtliche prioritits-Actien werden durch jührliche Verloosung à 1 pCt. amortisirt.

Zinsfuss.

Berl. Anh. Lit. A. B. do. Hamburg do. Stettin- Starg.. do. Potsd.-Magac...

Magd.-Halberstadt.. do. Leipziger..

Halle-Thüringer

Cöln-Minden. do. Aachen

Bonn-CölhnnV.

Düsseld.-Elberfeld..

Stecle -Vohwinkel ..

Niederschl. Märkisch.

do. Zweigbahn Oberschl. Lit. K.

do. Litt. B. Cosel-Oderberg... Breslau-Freiburg... Krakau-Oberschl.... Berg.-Märk.. Stargard-Posen Brieg-Neissee. Magdeb.-Wittenb...

6,000,000 8,000,000 4,824,000 4,00 „000 1,700,000 2,3 0,000 9,000,000 13,000,000 4.500,000 1,051,200 1,400,000 1,300,000 10,000,000 1,500,000 2,253,100 2,400,000 1,200.000 1.700,000 1,800,000 4,000,000 5,000,000 1,100,000 4,500,000

.—

91*, a 92 bz u. G 49 ½ L=. a. CGCG. 66 B

36 ½ R. 82 ¼ bz. u.

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₰ꝙ

2

105 104 ¾ 102 GCGG.

811

292*

55 bz. u. 6. 56 ½ B.

IIIIs

*-

B982

61 a 5 bz. u. G.

Quittungs - Bogen. 2,750,000

Auslünd. Actien.

8,000,000 49 48 ½

do. I 95 ¾ G.

Schluss-Course von Cöln-Minden 92 G.

Magdeb.-Leipziger. [Halle-Thüringer...

Kiel-Altona Sp. Amsterd.-Rotterd. Fl.

Berl.-Anhalt... do. HamburgV.. do. do. II. Ser. do. Potsd.-Magd... do. do.

do. do. Litt. D.

do. Stettiner

1,411,800 5,000,000 1,000,000 2,367,200 3,132,800 1,000,000 93 bz 80 ‧„000 104 bz. u.

1,788,000 4,6600,0009 95 ½ bz 3,674,500 98 % bz. 3,500,000 101 ½ bz. u. G. 1,217,000 1,250,000

91½ 0. 97 ½ B. 92 bz. 89 ½ B. 99 ¾ 8. 2

.. 02⸗

Cöln-Minden

do. do.

Rhein. v. Staat gar. do. 1. Priorität.. do. Stamm-Prior.

Düsseldorf-Elberfeld. 1,000,000

Niederschl. Märkisch. 4,175,000

do. 3,500,000

III. Serie. 2,300,000 Zweigbahn 252,000

do. do. 248,000

Oberschlesische . 370,300

Krakau -Oberschl... 360,000

Cosel-Oderberg.. 250,000

Steele-Vohwinkel .. 325,000

do. do. II. Ser. 375,000

Breslau-Freiburg... 400,000

Berg.-Märk . 800,000

101 G 76 bz. 83 G.

79 ½ B.

——

Ausl. Stamm-Acl.

Börsen- Zinsen.

2,050,000 6,500,000

99 B.

Mecklenburger Thlr.

—y

4,300,000 OEE1111

von Preussischen Bank-Antheilen 96 ¾ a 97 bz. u. G.

ohne Leben. Wiener Banknoten 94 bezahlt.

Die Course haben sich heute zwar Anfangs der Börse etwas gedruckt,

schlossen jedoch wieder fester. Preufs.

Fonds begehrt und steigend. Ausländische Fonds etwas matter, doch nicht

Auswärtige Börsen.

Wien, 8. Sept. Met. 5proz. 98, ½, ¼, ¼, 98 ⁄. ½. Anl. 34: 1673— ½. 39: 114 ½ 1165. Nordb. 114, ½, 113 ½„, 114. Gloggn. 113 113 ½. Mail. 80 80 ½. Livorno 685 69. Pesth v11“

Leipzig, 8. Sept. Leipz. Dr. P. Oblig. 102 ¾ G. Leipz. B. NWDWZ1186 Dread. 6. A. 100 G. . Sächsisch⸗ 84 G. Schles. 83 ¾ G. Chemnitz⸗Riesa 25 ½ G. Löbau⸗Zittau 15 G. Magveb. Lripzig 191 G. Berlin⸗Anh. l.itt. K. u. f. 88 Br., 88 ¼ G. Altona⸗Kiel 99 Br., 98 ½ G. Deß. B. A. 116 ¾ G. Preuß. B. A. 98 Br., 974 G.

„Frankfurt a. M., 8. Sept. Das Geschäft an heutiger Börse beschränkte sich nur auf einige Fonds⸗ - Mtien⸗Gatten⸗ gen, worin Mehreres umging. Oesterr. Actien, Badische, Kur⸗ hessische, Sardinische und Polnische Loose, so wie Friedrich Wilh. Nordbahn und Bexbacher Actien, wurden unter der gestrigen Noti⸗ rung abgegeben. Wurttemb. und Bad. Obligationen angenehmer. 8 Alle übrigen Gattungen erlitten keine Veränderung.

Oesterr. 5proz. Metall. 89 Br., 88 ¾ Gld. Bank⸗Actien ohne Div. 1353 Br., 1345 Gld. Baden Partialloose a 50 Fl. 68½ gc do. a 35 Fl. 32 Br., 32 ½ Gld. Hessen Partialloose 8 . Rthlr. preuß. 34 Br., 34 Gld. Sardinien Partialloose . 36 Fr. bei Gebr. Bethmann 34 ½ Br. Darmstadt Partialloose 88 8 35 Br., 748 Gld., do. 3 25 Fl. 26 ¾ Br., 2638 Gld. 29 8 68 v Br., 27 Gld. Polen 300 Fl. Loose Br., 83 ¾ Gld. Köln⸗Minden 9n.Benesg Ehäben⸗ WWööae

Frankfurt a. S e sie⸗ auch gr 8 18,8. . 8. Sept. Die steigende Tendenz dauerte ver. na e fast ununterbrochen fort und gab da⸗

durch dem Fonds⸗ und Actien⸗Geschäft eine samkeit. Insbesondere zeigte sich in österr. Papieren ve ü K 85 und Speculationslust, daher sämmtliche Gattungen Metall 8 so wie wiener 500⸗ und 250 Fl. Loose, zu merklich 11 Preisen aufgekauft wurden; nächstdem war in den süprennschen Oblig. viel Handel, und sind namhafte Posten in bad. ünttomb.g darmst. und bayer. zu merklich besseren Coursen umgesetzt worden: am Schlusse der Woche blieben sogar für mehrere Sorten Käufer übrig. Sämmtliche Anlehens⸗Loose folgten gleichfalls der steigenden Bewegung; es wurden darin für auswärtige Rechnungen bedeutende

Einkäufe bewerkstelligt, Folge hatten. Die Eisenbahn⸗Actien hoben sich gleichfalls auf gun⸗ stige Berichte von Berlin und Wien, so wie auf Vermehrung der Einnahmen; das Geschäft in Friedr. Wilh. Nordbahn, Bexbach und Köln⸗Minden war daher von großem Umfang. wenig Variation, und der Ums die Spekulanten sich jetzt mehr mit anderen⸗ deutschen Papieren be⸗ schäftigen. Wien, Amsterdam und London, theils aufgeräumt wurden. Der Diskonto war zu 1 a2 2 % an zubringen, und das baare Geld blieb ziemlich abondant.

E. R. 70 ½ Br., 70 Gld. burg⸗Berlin 71 ½ Br., 71 G. Wittenberger 60 ½¼ Br., 60 Gld. Mecklenburg 38 Br., 37 ¾ G.

bahn⸗Actien ist das Geschäft minder belebt.

88.80, Zeit 88.85. 442 ½.

3 ½ proz. 94 ½. unverändert.

Eisenbahn⸗Aectien nicht wesentlich verändert.

2, Gr. Piecen 12 X%, 12.

edl. 85 ¾ Oest. Met. 5proz. 85 ½, d.

welche ebenfalls ein rasches Steigen zur

In span. 3 proz. atz nicht so bedeutend wie früher, da Die fremden Wechsel begehrt, namentlich Paris, Berlin, wovon die Vorräthe auch größten⸗

Hamburg,

8. Sept. 3 ⁄proz. p. C. 84 ¾ Br., 84 Gld. 106 Br.,

105 ½ G. Stiegl. 84 ½ Br., 84 x G. Dän. Ard. 11 Br. Zproz. 26 Br., 25 ½ G. Ham⸗ Bergedorf 84½ G. Magdeburg⸗ Altona⸗Kiel 97 ½ Br., 97 Gld.

Fonds fortdauernd und fast zu höheren Coursen. In Eisen⸗

Paris, 7. Sept. Zproz. baar 55.80, Zeit 56; 5proz. baar

Bank 2357 ½. Spanische 27 ½. Nordbahn

London, 7. Sept. Zproz. Cons. p. C. 92 ½, a. Z. 92½. „Ard. 18, EEEEEEE1656 Cons. eröffneten heute zu 92 ½, p. C. u. a. Z. und blieben

Fremde Fonds hatten außer Span. ein festeres Ansehen; auch Cons. p. C. 92 ½, , a. Z. 92 ½¾. Amsterdam, 7. Sept. Holl. Fonds zeigten heute mehr

Festigkeit, ohne daß der Handel darin belangreich gewesen wäre. Span. gut preishaltend. Aproz. dagegen zu Effekten fast unverändert.

Von Russ. waren 5proz. etwas flauer, höheren Preisen gesucht; die übrigen fremden Peru 4proz. 53, ¼. Holl. Integr. 54 ½, ¾¼. 3 proz. neue 63 ⁄%.

Russen alte 104 ⅛.

Span. Ardoins 4proz. 87 ½, 4. 2 ½proz. 45 ⅛, ¼. Bras.

Mex. 27 ½.

Preisen gefragt. Berlin, Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗Ho

Markt⸗Berichte. Berliner Getraidebericht vom 10. September. eutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 48—56 Rthlr. 1 toggen loco und schwimmend 23 —20 Rthlr. ) pr. Sept. / Oktbr. 23 ¼ Rthlr. verk. u. Br.. Oktbr. /Novbr. 24 Rthlr. bez. u. G. Novbr. /Dez. 25 Rthlr. Br. pr. Früuͤhjahr 27, 26 ¾ u. 26 ½ Rthlr. verk., Br. u. Geld. 8 Gerste, große loco 22 24 Rthlr. kleine 17—18 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 14 ½ 15 Rthlr. pr. Sept./ Oktbr. 48 pfd. 14 Rthlr. 50 pfd. 15 Rthlr. Br. pr. Frühjahr 48 pfd. 16 Rthlr. Br. 50 pfb. 16 ½ Rthlr. Br. iböl loco 14 ½ Rthlr. Br., 13 ½ G. pr. Sept. dito. Sept./Oktbr. 14, 14 ½2 u. 14 ½ Rthlr. bez. Oktbr. /Novbr. 14 Rthlr. Br., 13 ¾ u. *% bez. Novbr. / Dezbr. 13 Rthlr. Br., 13 ¾ bez. u. G. Dezbr./ Jan. dito. Jan./ Febr. 13 ¾¼ Rthlr. Br., 13 ½ G. Febr. /März 13 Rthlr. Br., 13 ½ G. März /April 13 Rthlr. Br., 13 ½ G. April / Mai 13 ½ Rthlr. Br., 13 ½ G. inöl loco 11 ½ Rthlr. Br., 11 ½ bez. u. G. 8 pr. Lieferung 115 Rthlr. Br., 11½ G. Mohnöl 16 Rthlr. Hanföl 13 ½ Rthlr. Palmöl 13 Rthlr. Säüdsee⸗Thran 11 ½ a 11 ½¼ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 15 ½2 u. 15 ½ Rthlr. bez. mit Faß 14 Rthlr. bez. pr. Sept./ Okibr. 14½ Rthlr. Br., 14 ½ G Okt./Nov. /Dez. 14 ½1 Rthlr. Br. 3 pr. Fruhjahr 15 ½ Rthlr. bez. u. Br., 15 ½ a N G Weizen ohne Geschäft. Roggen flau. Ruböl bei steigenden Spiritus still.

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8

Nichte und Tante. Lustspiel in 1 Akt,

Oesterreich.

Kaiserl. russischen Hülfstruppen treten

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Beilage zum Preußische

eqp“ n Staat

Pesth. Rückmarsch der russischen Hülfstruppen. Die Unterhandlungen mit Peterwardein. Kossuth.

Großbritanien und Irland. London. Die Unruhen in Montreal.

Schweiz. Basel. Heimkehr der eidgenössischen Truppen. Aarau. Bewegungen an der Gränze. 3

Griechenkland. Das Budget. Die Kabinets⸗Aenderung. Die po⸗ litischen Flüchtlinge. Neues Handelsblatt. b

Türkei. Die Beziehungen zu Griechenland. Die Ramasan⸗ und Bai⸗ ramfeier. Reise des russischen Gesandten. Nachrichten aus Sals⸗ nichi und Beirut.

Oesterreich. Pesth, 2. Sept. (Const. Bl. a. B.) Die allmälig ihren Rückmarsch aus Ungarn an. Se. Durchlaucht der Fürst von Warschau, Mar⸗ schall Paskewitsch, ist für seine Person den 27sten v. M. von Groß⸗ wardein nach Warschau aufgebrochen, und das Hauptanartier mit dem General Fürsten Gorzakoff folgt ihm in einigen Tagen nach. In welcher Betäubung die gemeine Mannschaft, ja selbst die Offiziere der Rebellen⸗Armee durch falsche Vorspiegelungen noch er⸗ halten werden, hierüber mag Nachstehendes den Beweis liefern: Der Kommandant der Besatzung von Peterwardein wurde von Sr. Excellenz dem Armee⸗Ober⸗Kommandanten Feldzeugmeister Baron Haynau schriftlich aufgefordert, sich aus Anlaß der letzten Ereig⸗ nisse gleich der Festung Arad auf Gnade und Ungnade zu ergeben, behufs dessen auch ein Parlamentair von Temesvar dahin abgesen⸗ det worden ist. Nach Verlauf von vier Tagen kehrte derselbe jedoch mit dem Honved⸗Oberst⸗ Lieutenant Toth und Hauptmann Gabany in das bereits nach Arad übersiedelte Hauptquartier mit der Meldung zurück, daß man vor Uebergabe der Festung sich die Ueberzeugung verschaffen wolle, ob wirklich die Angelegenheit der Magyaren so schlimm sich gestaltet habe, und daß dieserwegen auch die Beiden zur Einziehung genauer Erkundigungen entsendet worden sind. Die beiden Deputirten, mittlerweile von der Wahrheit überzeugt, er⸗ klärten dem Armee⸗Ober⸗Kommandanten, der ihrem Wunsche ge⸗ mäß mehrere Stabs⸗ und Ober⸗Offiziere des ehemaligen Görgey⸗ schen Corps ihnen einer Rücksprache wegen vorführen ließ, daß unter den bewandten Umständen auch von einem län⸗ geren, eben so nutzlosen als thörichten Widerstande keine Rede mehr sein könne, und kehrten nach einigen Stunden in Begleitung des ihnen als Sauvegarde beigegebenen K. K. Rittmeisters nach Peterwardein zurück, erneut eine schriftliche Aufforderung bezüglich der unbedingten Uebergabe, so wie auch den die Amnestie für die Mannschaft vom Feldwebel abwärts betreffenden und unterm 18ten v. M. erlassenen Armee⸗Befehl mitnehmend. Allein ungeachtet des tungs⸗Kommandant von Peterwardein, der Insur⸗

sen, daß der Fes

genten⸗General Kiß, vordem Oberlieutenant des Regiments Groß⸗

rst Michael, mit der Verlautbarung des erwähnten Befehls kei⸗ nen Augenblick säumte und der Kriegsrath der Festung auf Unter⸗ werfung und unbedingte Uebergabe hinwies, hat doch die Garnison von Peterwardein (vorzugsweise das Bataillon Dom Miguel Nr. 39 und Ferdinand d'Este Nr. 32) diesem Ansinnen sich entschieden ent⸗ gegengestellt und die Erklärung abgegeben, daß, nachdem ihnen vor 10 Tagen publizirt und mittelst Befehls hinausgegeben worden, Un⸗ garns Geschick habe sich auf das brillanteste gestaltet, indem die vereinte Kaiserl. österreichische und Kaiserl. russische Armee durch die Tapfer⸗ keit der magyarischen Truppen nicht nur gänzlich geschlagen und versprengt worden sei, sondern daß Görgey sogar mit seiner Armee im siegreichen Vorrücken bereits Oesterreichs Gränzen überschritten und nunmehr gegen Wien marschire, sie der gegenwärtigen Schil⸗ derung keinen Glauben beimessen können, sondern die Festung zu halten entschlossen sind. Auf die eindringlichen Gegenvorstellungen des Kriegsrathes hat jedoch die Besatzungs⸗Mannschaft endlich den Beschluß gefaßt, daß Lieutenant Schaller, welcher als Korporal des Regiments Dom Miguel im Monate Dezember v. J. die Mann⸗ schaft aufwiegelte und zum Treubruche verleitete, ein mit Leib und Seele der Kossuthischen Sache ergebenes Individuum, nebst 1 Feld⸗ webel und 1 Gemeinen des 3ten Bataillons Erzherzogs Franz Ferdinand d'Este nach Arad abgehe, sich dort gründlich von allen Vorkommnissen informire und, falls wirklich das Gör⸗ geysche Corps die Waffen gestreckt haben sollte, daß man auch üͤber Siebenbürgen sich durch persönliche Anschauung von Bem und dessen Armee Ueberzeugung einhole; und erst dann, wenn diese rückkehren, soll es zum Beschlusse kommen, ob die Festung den K. K. Truppen übergeben werde oder ob letztere, wie bisher, gehalten werden soll. Der Armee⸗Ober⸗Kommandznt hat keinen Anstand genommen, der Bitte einer so arg mystifizirten Truppe zu entspre⸗ chen, ließ die benannten Individuen zu Arad durch 24 Stunden bei ihren entwaffneten Kameraden verweilen und schickte selbe dann unter Begleitung nach Deva ab. Längstens in drei Tagen muß ihre Mission vollendet und selbe wieder zu Peterwardein eingetrof⸗ fen sein. Daß die Mannschaft nach Erhalt einer getreuen Schil⸗ derung und umständlicher Auseinandersetzung der Verhältnisse Un⸗ garns im gegenwärtigen Augenblicke sich noch länger der Uebergabe widersetzen sollte, ist kaum denkbar, und man kann mit Zuversicht rechnen, daß die verführten und bethörten Truppen im Erkennen ihres großen Unrechtes, so wie der gedrängten Lage, keinen Au⸗ genblick säumen werden, ihr Geschick der Gnade des recht⸗ mäßigen Monarchen anheimzustellen. Traurig ist es aber, daß Kommandanten, welche von den Verhältnissen und Ereignissen der Neuzeit wohl unterrichtet waren, zu solchen Mitteln greifen konnten und den Fanatismus der magyarischen Truppen mit so lügenhaften Vorspiegelungen zu nähren wagten, und zwar in einem Momente, wo die Insurrectionsarmee, schon gebrochen, nach allen Seiten sich zerstreute. Als Pendant zu 1” mag noch Folgendes dienen: Kossuth, nach der Einnahme von Szegedin, Temesvar und Arad mit seinen

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Genossen in Lugos ankommend und von den dort aufgestellten In⸗ surgenten⸗Corps befragt, wie denn eigentlich die Sachen ständen? hatte die Frechheit, zu antworten: „daß Ungarns Angelegenheiten noch nie besser gestauden, als gerade jetzt“, und bekräftigte dieses mit dem Schwure bei dem Gotte der Magyaren, der ihm über Alles gehenden Freiheit; allein wenige Minuten danach war er ver⸗ schwunden und im raschen Fluge der Walachei zugeeilt.

Großbritanien und Irland. London, 6. Sept. Die jüngst in Montreal wieder ausgebrochenen Unruhen geben der Times Veranlassung, sich über die unzweckmäßige Wahl der Haupt⸗ stadt Kanada's auszusprechen. Die Erfahrung, dies ist die Ansicht der Times, zeige durchgehends, daß der Sitz der Regierung in einem bundesgenössischen staatlichen Verbande so fern wie möglich von allen Einflüssen lokaler Interessen und Störungen gelegt wer⸗ den müsse. Deshalb hätten die weisen Gründer der großen nord⸗ amerikanischen Republik nicht Boston, oder New⸗York, oder Phila⸗ delphia zur Nebenbuhlerin des republikanischen Roms zu machen versucht, sondern hätten der gesetzgebenden Gewalt in einem abge⸗ sonderten Bezirke, fern von den Wohnsitzen des Handels und Reich⸗ thums, ihre Stelle angewiesen. Montreal hingegen habe nichts gehabt, was es hätte empfehlen können, außer seine geographische Lage. Die Einwohner seien lange als die wildesten und meute⸗ rischsten in der neuen Welt berüchtigt gewesen. Die Stadt sei be⸗ reits der Schauplatz von Parteikämpfen gewesen, und während der französische Theil der Bevölkerung zahlreich genug geblieben sei, um die National⸗Eifersucht wach zu erhalten, habe das britische Element in weit größerem Verhältnisse zugenom⸗ men. Das natürliche Ergebniß sei, daß ein kanadisches Parlament immer für seine Unabhängigkeit und ein ka⸗ nadischer General⸗Gouverneur nur für seine Würde gegen den kanadischen Pöbel werde kämpfen müssen. Einige hundert Men⸗ schen aus der niedrigsten Klasse, verstärkt durch den Auswurf der

Nachbarschaft und mehr oder weniger offen durch eine in ihren Hoffnungen betrogene Fraction der Kolonie selbst angehetzt, würden hinreichen, die gesetzgebende sowohl wie die Exekutiv⸗Gewalt in be⸗ ständiger Verlegenheit zu erhalten. Darin liege der wahre Grund der neulichen Unruhen. Man möge sich einen englischen Seehafen fünften Ranges plötzlich zum Sitze der Regierung erhoben und zum Anfenthaltsorte politischer Agitatoren denken, dazu eine Pro⸗ vinzialstadt im Genusse beständig bestrittener Wahlen, bei welchen Whigs und Tories sich unablässig gegenüberständen, und man habe Montreal, mit dem einzigen Unterschiede, daß Montreal außer allen Quellen des Uebels, welche in einer britischen Stadt zu finden seien, eine zwischen englischen, irländischen und französischen Ele⸗

menten fast gleichmäßig getheilte Bevölkerung enthalte. Dies sei mehr als hinreichend zur Erklärung der dortigen Vorgänge. Der Globe findet den Grund jener bedauerlichen Ereignisse hauptsächlich in folgenden Punkten: Die Bevölkerung Montreals zählt eine große Menge von Abenteurern unter sich, welche, selbst ohne Eigen⸗ thum und daher zur Plünderung geneigt, zur Bewahrung der gesetz⸗ lichen Ordnung sich nicht bewogen fühlten; ein Drittel der Bevöl⸗ kerung des Landes bestehe aus Franzosen, welche von dem britischen Stamme durch Sprache und Sitte getrennt seien; der Einfluß der⸗ selben werde aber, da sich ein Theil der englischen Kolonisten ihm angeschlossen, von der britischen Oppositionspartei mit nationaler Eifersucht als vorherrschend angesehen; ferner sei der constitutionelle Grundsatz, wonach der vertrekende Körper die Ministerwahlen des Gouverneurs beaufsichtige, erst kürzlich für die alte Regel, nach wel⸗ cher die höchsten Staatsstellen nur der britischen Partei zufielen, an die Stelle getreten; die Führer der britischen Opposition, welche mehr oder weniger die Gewaltthätigkeiten gutgeheißen, beabsichtig⸗ ten, durch derartige Unruhen die englische Regierung glauben zu machen, daß die jetzige kanadische Constitution ein verfehltes Expe

riment sei.

Schweiz. Basel, 4. Sept. (Eidg. Z.) In Folge des Beschlusses des Bundesraths vom 31. August und der Verfügungen des eidgenössischen Kommissärs, welcher nach Schaffhausen gereist war, um den Stand der Dinge an der Gränze genau zu untersu⸗ chen, ist vorgestern die Entlassung der noch hier stehenden eidge⸗ nössischen Truppen (einige Compagnieen des berner Bataillons Stooß und die berner Scharfschützen⸗Compagnie Bourquin) ange⸗ ordnet worden, und haben dieselben gestern Morgen ihren Rückmarsch in die Heimat angetreten. Die Standestruppe versieht wieder sämmtliche Posten.

Aargau, 4. Sept. (S. B.) Auf dem jenseitigen (deutschen) Rheinufer scheint der Freischaarenlärm wieder zu spuken. Aus Be⸗ sorgniß von Ueberfällen der Freisch aaren haben die preußischen Gränz⸗ bewachungstruppen Rheinfelden und Laufenburg gegenüͤber Bei⸗ wachten bezogen und überhaupt ihre Gränzaufsicht verdoppelt. Am Sonnabend wurde von dem eine Viertelstunde unterhalb Laufenburg gelegenen Dorfe Rhine auf das diesseitige Rheinufer wiederholt scharf geschossen, so daß sich zwei Badende und mehrere Feldarbeiter nur durch schnelle Flucht hinter einen Wagen voll Emd vor Ge⸗ fährde schützen konnten. Die angeordnete Untersuchung wird Nä⸗ heres nachweisen.

Griechenland. (Wanderer.) Das Budget ist glücklich an den Senat gelangt und gicbt richtig, wie es heißt, ein Defizit von mehr als 200,000 Drachmen. Was aber das Schönste wäre, das fehlt ihm, die wahre Richtigkeit oder die richtige Wahrheit. Man war zwar allerdings auf ein stattliches Defizit gefaßt, man wollte aber auch ein mehr oder weniger verläßliches Resultat, kein Zifferspiel. Einstweilen wird der Senat diesen posthumen Voranschlag prüfen, darüber werden noch wahrscheinlich mehrere Wochen hingehen. Und die Kosten von Anfang Juni bis Ende September? Ein ähnliches Bewandtniß hat es mit Griechenlands Schulden. Was Herr Cy⸗ nard im Jahre 1848 hätte bekommen sollen, aber nicht bekommen hat und im Budget pro 1849 nicht figurirt, lastet noch auf der griechischen Geldkiste. Da nun aber das Budget von dieser doch faktischen Schuld nicht spricht, so ist das Defizit natürlich größer, als es dargestellt wurde, oder, mit anderen Worten, das Resultat des Budget ist ein Irrthum. Um die förmliche Rechnungslage scheint es auch nicht besser zu stehen, als um den Wahrscheinlich⸗ keitskalkul. Die definitive Rechnungslage 1847 und die Darstellung, wie solche pro 1848 stehe, hätte vom Ministerium im Avpril gelie⸗ fert werden sollen. So wills das Gesetz. Welche Entschuldigung kann da gelten? Wenn das Ministerium angiebt, diese Aktenstücke seien noch nicht zur Vorlage geeignet, so muß es schlimm um die Aufschreibungen stehen. Und die Kammer hat die Rechnungslagen pro 1843 und 1844 als fehlerhaft zurückgestellt.

Was die Aenderung im Kabinet anbelangt, so war es dabei

wohl, wie sich nachträglich zeigt, auf etwas Anderes abgesehen, als wirklich erfolgte. Es war nä⸗

Dienstag d. 11. Sept.

beabsichtigt. Dabei darf man nicht voraussetzen, daß in Athen etwa die Absicht zu Grunde lag, man wolle das leitende Prinzip ändern. Um ein leitendes Prinzip zu ändern, müßte ein solches zuerst vor⸗ handen sein, und die Athenienser, die doch am besten hierüber un⸗ terrichtet sein müßten, wiederholten uns so oft schon, daß kein sol⸗ ches Ding, in dem Sinne, wie man es zu nehmen pflegt, existire. Im Gegentheile, statt zu ändern, will man vielmehr das bisherige Prinzip, die Athenienser nennen es aber anders, bald traurigen Zwiespalt, bald Minister⸗Zerfahrenheit, kurz dieses Prinzip zum Heil und Frommen der Kamarilla, die sich hierbei natürlich allein wohlbefinden kann, beibehalten. Jedenfalls also hätte eine Mini⸗ sterwahl nur Leute aus einer gewissen Peripherie treffen können. Dieses Wechseln von Namen und „In die Scene setzen“ von Personen, bei denen man immer wieder dieselbe Action zu gewärtigen hat, kümmert begreiflich Niemanden, und so blieb auch dies Ereigniß ohne allgemeine Theilnahme. Die Sache ist indeß nicht aufgescho⸗ ben, sondeen blos aufgehoben. Es scheint irgend ein Zwischenfall den eigentlichen Plan für jetzt vereitelt zu haben. Mehr als beim Publikum hat der Vorfall im Parlamente gewirkt, und eben seit jener Zeit scheint wieder etwas vom Oppositions⸗Teufel in dasselbe fahren zu wollen. Die Deputirten⸗Kammer, ohnedies wenig zu⸗ frieden mit Herrn Krestenitis als Finanzminister und noch weniger erfreut über seinen Nachfolger, Herrn Balbis, ist dem Letzteren schon deswegen nicht gut, weil er einmal Deputirter ist. Die Kammer scheint in der That eine drohende Haltung annehmen zu wollen. Der Senat hat durch die Verwerfung des öffentlichen Abstimmens und des Gesetz⸗Entwurfes über den Gerichtshof in Pa⸗ tras sich ohnedies oppositionell gezeigt. Irgendwo anders würde man da am Zustandebringen einer ministerlellen Majorität ver⸗ zweifeln, in Griechenland ist das anders; und man täuscht sich im Volke nicht und glaubt, daß die Majorität sich allerdings finden werde, denn man hat Erfahrungen. Der neue Minister, Herr Balbis, ist am 18ten in Athen angelangt, hat beim Könige den Eid abgelegt und sogleich seine Functionen übernommen. Der neue Minister des Innern, Herr Krestenitis, hat ein schönes Cirkularschreiben an die Nomarchen erlassen. Daß die Theorie nur auch zur Praxis würde! b Der politischen Fluchtlinge giebt es in Griechenland eine Un⸗ zahl. In Patras sind wieder 125 angekommen, welche nach Athen gingen. Von Frankreich, Malta und Korfu, ja selbst von der Tür⸗ kei, zurückgestoßen, bleibt ihnen nur dieser Ausweg. 1 Zwei Comité's sind für die Flüchtlinge thätig. Das grie⸗ chische, an dessen Spitze der Kammerpräsident Hadschiskos steht, b zählt unter seinen Mitgliedern den Senator Dukas, die Deputirten Korfiotakis und Palamides, die Literaten Dosius und Antoniadis, den Kaufmann Durutis und die Advokaten Diomedes und Stefa nidis. Sie haben einen Aufruf erlassen und sammeln Unterschriften Alle Minister haben unterschrieben. Das italienische besteht aus den Herren Ghiglione, Malavasi, Orlando und Fabrichesi⸗ Auch dieses hat ein Proklam erlassen. Die 125 Flüchtlinge wurden in Megara auf das herzlichste aufgenommen und bewirthet. Die Be⸗ wohner von Salamis leisteten ihnen Hülfe aus ihren Gemeinde⸗ kassen. 2 Im Piräus erscheint ein neues kommerzielles Journal: „Hermes.

Türkei. (Wanderer.) Der kriegerische Lärm der grie⸗ chischen Deputirtenkammer in der Sitzung vom 30. Juli hat in der Türkei schlimmen Eindruck gemacht. So zeigt man es wenigstens. Was der Pforte angehört, läßt alle Minen springen, um das an⸗ geblich sophistische Gebäude von Anklagen, das Kleomenes, der De⸗ putirte von Algium, in jener Sitzung aufgeführt hatte, zusammen⸗ stürzen zu machen. Die Pforte selbst aber schweigt und giebt auch nicht einmal einen offtziellen Athemzug von sich. Doch hat sie in⸗ zwischen gehandelt. Mussa Savfeti Pascha, der Gouverneur des ottomanischen Archipels, gegen den eine der griechischen Beschwer⸗ den gerichtet war, hat seine Entlassung erhalten. Aber auch über dies Ereigniß selbst wird offizielles Stillschweigen beobachtet. Das sieht einem Bekenntnisse der Schuld und der Darlegung des Wil⸗ lens, sie gut zu machen, sehr ähnlich. b

Am 15. August, als dem 27sten Tage des Ramasan, an welchem die Ceremonie des Kadir Gnedscheßi stattfindet, die jährlich mit dem größten Pompe begangen wird, begab sich der Sultan Abends um 9 Uhr nach der Sophienmoschee, begleitet von allen Großwürden⸗ trägern des Reiches. Fast zwei Stunden dauerten die Gebete. Alle Moscheen waren beleuchtet und alle öffentlichen Plätze. Nie wogte eine größere Volksmenge untereinander. Gegen 11 Uhr wurden Feuerwerke abgebrannt auf dem Sophienplatze und jenem von Top⸗Hane, worauf der Sultan nach dem Palaste von Beylerbey zurücklehrte. Sowohl bei der Ankunft als bei der Rückkehr des Großherrn donnerten die Kanonen ihre Grüße. Am 20sten began⸗ nen die Bairamsfeste, und die Büreaus der Pforte blieben sonach bis zum 23sten geschlossen, an welchem Tage die Functionaire in ihren Amtslokalitäten die Glückwünsche sich gegenseitig bringen und empfangen. Am 19ten Nachmittags um 3 Uhr verkündeten zahl⸗ reiche Artilleriesalven den Eingang des Bairam. Alle Schiffe flagg⸗ ten die drei Festtage hindurch. Die große Feierlichkeit des Muha⸗ redes fand am 20sten statt. Alle Minister und Würdenträger, die Beamten der Pforte, die Ulemas, Offiziere der Land⸗ und See⸗ macht versammelten sich am Morgen in großer Galla im Palaste von Top Capu. Der Padischah kam durch das Kaiserthor, um sich nach der Moschee des Sultans Mohamed zu verfügen. Eine Un⸗ zahl von Truppen war aufgestellt, und eine schaulustige Menge be⸗ wegte sich rund umher. Abd ul Meschid wurde überall mit Accla⸗ mation empfangen. Nach den Gebeten fand der Rückzug in ähn⸗ licher Weise statt. In Top Capu angelangt, emfing der Sultan die Huldigung der Minister und Würdenträger. Am folgenden Tage wurden ihm die üblichen Glückwünsche in seinem Palaste dar⸗ gebracht. Nach den Bairamsfesten werden die Schulen wieder er⸗ öffnet. Am 24sten begab sich der Sultan nach der Moschee von Bey⸗ lerbey zum gewöhnlichen Mittagsgebete.

Herr Titoff, der russische Gesandte, hat am 16ten Konstantinopel verlassen und eine Reise nach dem Berge Athos unternommen.

Berichten aus Salonichi vom 18. August zufolge, wurden Un⸗ tersuchungen über die Feuersbrunst in Tricala angestellt. Es ging daselbst das Gerücht von der Absetzung des Kaimakam von Serres, Algaddin Bey, und es war unverkennbar, daß diese Notiz mit Freu⸗ den aufgenommen wurde. Dem Wesir von Salonichi, Sa mi Beckir Pascha, ist es gelungen, jene Gegenden so ziemlich von dem räuberischen Gesindel, das besonders in den Dörfern von Ka⸗

lich ein vollständiger Kabinetswechsel

lamarie und Sandjak von Salonichi sein Unwesen treiben wollte, zu reinigen. Moraly Mustafa Aga rottete dies menschliche Ungeziefer aus. In der Gegend von Monastir soll eine Epizoolie ausgebrochen sein verursacht durch schlechte Ausdünstung von Kadavern, die man don unter freiem Himmel liegen gelassen. Aus Beirut wird gemeldet, daß

der Patriarch von Antiochien,