1849 / 255 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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8 stabe, dem Major von Wangenheim vom 2gsten Infanterie⸗

Regiment, dem Major und Flügel⸗Adjutanten von Hiller, dem Hauptmann von Boyen von der Adjutantur, dem Hauptmann von Bergh von der Adjutantur und dem Hauptmann von Gö⸗ ben vom Generalstabez des Großkreuzes des Ordens vom Zähringer Löwenden General⸗Majors von Schack, von Brun, von Cölln und dem Major Prinzen Alexander zu Solms⸗ Braunfels, Commandeur des 3ten Husaren⸗Regiments; des Commandeurkreuzes mit dem Stern des Ordens vom Zähringer Löwen dem Obersten von Brandenstein, Com⸗ mandeur des 38sten Infanterie⸗Regiments; des Commandeur⸗ kreuzes mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen dem Obersten von Scheel vom Ingenieur⸗Corps; des Commandeurkreuzes des Ordens vom Zähringer Lö⸗ wen dem Major von Hiller, aggregirt dem 1sten Garde⸗Ulanen⸗ (Landwehr⸗) Regiment, dem Maljor z. D. von Stechow, dem Intendantur⸗Rath Loos von der Intendantur des Garde⸗Corps und dem Gencral⸗Arzte Dr. Richter vom General⸗Kommando des 8ten Armee⸗Corps; des Ritterkreuzes mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen dem Hauptmann Ja⸗ cobi von der Adjutantur, dem Rittmeister von Borstell von der Adjutantur, dem Premier⸗Lieutenant R öhmer vom Ingenieur⸗ Corps, dem Premier⸗Lieutenant von Reichenbach vom 24sten Infanterie⸗Regiment, dienstleistenden Adjutanten bei der 5ten Di⸗ vision, dem Seconde⸗Lieutenant Laube, aggregirt der 4ten Artille⸗

rie⸗Brigade, dem Seconde⸗Lieutenant Prinzen von Croy⸗Dül⸗

men vom Regiment Garde du Corps und dem Justizrath Schlitte, Auditeur der öten Division; des Ritterkreuzes des Ordens vom Zähringer Löwen den Seconde⸗Lieutenants von Wrede vom 6 en Ulanen⸗, Follrichs vom 16ten Infanterie⸗Regiment, Borck vom 3ten Bataillon (2ten Berlin) 20sten Landwehr⸗Regiments und dem Seconde⸗Lieutenant Brandt vom reitenden Feldjäger⸗ Corps.

Stettin, 15. Sept. (Ostsee⸗Ztg.) Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfürstin Helene ist heute am Bord des „Wladimir“ nach St. Petersburg abgereist.

Oesterreich. Wien, 14. Sept. Der Wanderer meldet: „Wir vernehmen, daß Se. Majestät der Kaiser der Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Eilly bis Laibach wegen der gehäuften Regie⸗ rungsgeschäfte nicht beiwohnen wird.“ ImLloyd liest man: „In Folge von Unpäßlichkeit hat der Kaiser sich entschlossen, der Eröffnung der Eisen⸗ bahn von Cilli nach Laibach nicht beizuwohnen. Wir hören, daß der Erzherzog Albrecht Se. Majestät bei jener Feierlichkeit vertreten wird. Aus Innspruck vom 11ten wird uns mitgetheilt, daß Se. Ma jestät der Kaiser Ferdinand die Reise nach Prag wieder verschoben hat und der Tag, an welchem dieselbe stattfinden soll, noch nicht fest⸗ gesetzt ist. Vorgestern sollte Ihre Kaiserliche Hoheit die Erzherzo⸗ gin Sophie mit dem Prinzen Ludwig sich über Vintschgau nach Meran und Botzen begeben, um Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Erz⸗ herzog Rainer einen Besuch abzustatten. Die Erzherzogin gedenkt am 18ten wieder in Innsbruck zu sein und am 20sten die Rückreise nach Ischl anzutreten.

Die Wiener Ztg. meldet folgendes Nähere über Radetzky's Empfang in Wien: „Se. Majestät hatte zu bestimmen geruht, daß der Feldmarschall Graf Radetzky sein Absteige⸗Quartier in der Kaiserlichen Hofburg erhalte und demselben alle für den komman⸗ direnden General vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen, sowohl in der Burg, als auch von allen Wachen in der Stadt, zu leisten seien. Auch hätten sämmtliche Generale der Garnison den Feldmarschall bei der Ankunft am Bahnhofe zu empfangen und ihn in seine Wohnung zu geleiten. Der Herr Feldmarschall Graf Radetzky traf nun gestern eine Viertelstunde vor 12 Uhr Mittags auf der Wien⸗Gloggnitzer Eisenbahn mittelst eines Seperattrains hier ein, wurde auf dem Bahnhofe von dem Oberst⸗Stallmeister Sr. Majestät, Herrn Oberst von Ritter, dem Herrn Minister⸗Präsidenten Fürsten von Schwarzenberg, den Herren Ministern des Innern und des Krieges, dem Herrn Civil⸗ und Militair⸗Gouverneur Freiherrn von Wel⸗ den, dem Ban Feldzeugmeister Freiherrn von Jellachich, der ge⸗ sammten Generalität und einem Ausschusse des Gemeinderathes feierlich empfangen und von dem anwesenden Publikum mit unbe⸗ schreiblichem Jubel begrüßt. Der Einzug des Hochgefeierten glich, um ihn mit einem Worte zu bezeichnen, einem Triumphzuge. Im Wagen, in welchem der Marschall fuhr, befanden sich der Herr Minister⸗Präsident, der Herr Kriegs⸗Minister und der Herr Frei herr von Jellachich. Ungeachtet das Ereigniß die Bewohner Wiens unvorbereitet überrachte, waren die Straßen der Vorstadt Wieden und der Stadt, durch welche der Marschall fuhr (Favoritenstraße, Kärnthnerstraße, Graben, Kohlmarkt), mit Teppichen, Blumen, Bü⸗ sten und Draperieen festlich geziert und trotz des eingetretenen Regenwetters von einer ungeheuren Menschenmenge erfüllt, welche ihrer Verehrung und ihrem Enthusiasmus die un⸗ verkennbarsten Aeußerungen gab und den Wagen des Feld marschalls mit Blumen und Kränzen überschüttete. Es war ein Festtag für die Wiener, dessen Erinnerung in ihrem Ge⸗ dächtnisse fortleben wird. Der Herr Feldmarschall stieg in der Kaiserl. Hofburg ab.“ Der Lloyd berichtet noch ferner: „Gestern Abend fand eine große Nachtmusik vor den Fenstern der Gemächer des Feldmarschalls Radetzky statt, bei welcher ein großes Musik⸗Corps und der Män ner⸗Gesangverein mitwirkten. Endloser Jubel erscholl, als der ge feierte Mann sich seinen Mitbürgern zeigte. Die Hauptstraßen der Stadt waren glänzend beleuchtet, und trotz des nicht sehr günstigen Wetters wogten große Menschenmassen durch die erleuchteten Gas⸗ sen.“ Dasselbe Blatt schließt die Betrachtungen über die Auf⸗ nahme, welche Radetzky bei der Bevölkerung Wiens gefunden, mit folgenden Worten: „Niemand wird uns von jetzt an überzeugen können, daß eine Bevölkerung, der momentane Verblendung ein so trauriges Blatt in der Geschichte geschrieben hat, andere Gedanken hegte, als die auf Erstarkung und Kräftigung der einheitlichen österreichischen Monarchie zielen. Niemand wird uns den Glauben aufdrängen, daß solche Töne des Empfanges dem Manne entgegen⸗ 8 Auge die Einheit und Größe des Vaterlandes erblickte, Pe r ihm schon die Todtenbahre bereitete, daß ein sol vat⸗ Se erlache die lebendigste Ueberzeugung in sich aufgenommen

k. 90 See. 18 8 ganze Oesterreich für immerdar!“ als authentisch Nchg . 3 8 8 1 6 dea 5. September, zehn Uhr Abend : 1„ ach einer aus Acs vom

8 , 9 s, datirten dienstlichen Mittheilung hat Klapka weiese lh von dem in Komorn herrschenden Pöbel gezwungen, auf iie Aufforderung des Feldzeugmsters Baron Haynau in der Art geantwortet, daß Feldzeugmeister Gr⸗ 9

32 2 gmeister. Graf Nugent, am 2tensd. M. den Waffenstillstand aufkündete und seit Aten zwischen dem Bel rungs⸗Corps und der Besatzung der Kriegszustand de r. vielen Deserteure, welche täglich aus der Festung vinssbent er Fülen von der Muthlosigkeit und Uneinigkeit, welche in der Festun vherisc 4 Die Belagerungs⸗Truppen bestehen aus der Brigade Jabltnomsse 1n Barco, Teuchert, Lederer, Chizzola, Liebler,⸗ Palt, aus der Reserve unter Feldmarschall⸗Lieutenant Burits und aus dem russischen Corps des General⸗Lieutenants Grabbe, welcher am bten eintraf. Die Ge⸗ sammtstärke beträgt über 50,000 Mann, die vom besten Geiste be⸗

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seelt sind. Feld⸗Z ster Nugent ergreift energische Maßregeln und hat nun im vollsten Maße Gelegenheit, sein großes Talent gel⸗ tend zu machen.“ Der Lloyd fügt hinzu: „Nachdem in dem jüngst zu Komorn abgehaltenen Festungsrathe mit großer Stimmenmehr⸗ heit die Vertheidigung der Festung „bis auf den letzten Mann“ beschlossen und sämmtlichen Offizieren das Austreten oder Ver⸗ bleiben freigestellt wurde, sollen sich sechzehn bis zwanzig Offiziere, worunter zwei Drittheil Kaiserliche, bei der Cernirungs⸗Armee be⸗ reits gestellt haben.“

Im Lloyd heißt es: „Man berechnet, daß die ungarischen Insurgenten im Ganzen gegen drittehalbtausend Kanonen im Felde und den Festungen, wie auf den Dampfschiffen, gehabt haben. Durch die gefangenen Magyaren wird die österreichische Armee ohne Rekrutirung auf einen Stand von mehr als 600,000 Mann ge⸗ bracht werden. Oesterreich steht also nach dem Kriege viel mäch⸗ tiger da, als vor demselben, und anstatt durch den blutigen Kampf geschwächt zu werden, geht es gestärkt aus demselben hervor.“—

In demselben Blatte liest man: „Die Offiziere des Rü⸗ digerschen Corps sollen sich ungarische Sprachlehrer angeschafft haben und wollen ungarisch lernen, senden zugleich an die Lokal⸗Beamten ungarisch verfaßte Weisungen, da sie zum Besatzungs⸗Corps be⸗ stimmt, wie sie sagen, in Ungarn sich akklimatisiren wollen.“

Mit Bewilligung des Handels⸗Ministeriums ist der tarifmã⸗ ßige Güterfrachtsatz für den Rest der diesjährigen Schifffahrt von der Direction der Donau⸗Dampfchtfffahrts⸗Gesellschaft auf der ganzen von den Dampfern dieser Gesellschaft befahrenen Strecke, mit einziger Ausnahme der Route Linz⸗Wien und der direkt nach Kostantinopel aufgegebenen Güter, ohne Unterschied der Waaren⸗ gattung um 25 pCt. erhöht worden. Eben so wurde für dieselbe Zeit bei den alla rinfusa Gütern auf der Theiß⸗ und Save⸗Linie der bisherige ermäßigte Frachtsatz aufgehoben und dafür der ge⸗ wöhnliche Frachtsatz (ohne Zuschlag der 25 pCt.) eingeführt. Fer⸗ ner tritt diese Erhöhung um 25 pCt. bei dem Borstenvieh⸗Trans⸗ port ein, wobei der Tarifsatz vom Jahre 1848 zu Grunde zu legen ist. Der Passagier⸗Tarif bleibt unberührt.

Triest, 11. Sept. (Lloyd.) Hier ist folgende Bekanntma⸗ chung erschienen:

„Die siegreichen Thaten der Armee haben die eitlen Versuche der Re⸗ volutions⸗Partei sowohl in Ungarn, als auch in Italien besiegt. Die Stürme haben aufgehört, in unserer Nähe zu wüthen, der kriegerische Don⸗ ner der Kanonen erschreckt uns nicht mehr durch seinen dumpfen Wieder⸗ hall, der Friede und in seinem Gefolge der Frohsinn, die Kraft und der Wohlstand lächelt wieder unserem schönen Vaterlande. Mit Vergnügen sehe ich mich daher veranlaßt, den durch Bekanntmachung vom 16. März 1849 von Sr. Excellenz Feldmarschall⸗Lieutenant Graf Gpulai, damaligen Militair⸗ und Civil⸗Gouverneur, verhängten Belagerungs⸗Zustand über die Stadt und das Gebiet von Triest, über die Markgrafschaft Istrien, über die gefürsteten Grafschaften Görz und Gradiska sammt aller in besagter Kund⸗ machung darüber erlassenen Vorschriften mit dem heutigen Tage aufzuheben. Indem ich nun den politischen Behörden alle von mir kraft des Kriegs⸗ Zustandes ausgeübten Rechte wieder übergebe, kann ich nicht umhin, den⸗ selben meinen besonderen Dank für die freundliche Mitwirkung, wodurch sie meine Aufgabe sehr erleichtert haben, hiermit auszusprechen. Ein Wort des Dankes muß ich auch an die würdigen loyalen Bewohner Triests und des Küsten⸗ landes richten. Ihre Vaterlandsliebe und ihr Sinn für Ordnung und Ge⸗ setzlichkeit haben viel Unglück von uns fern gehalten, so daß alle schwachen Versuche, die Ruhe bei uns zu stören, vollkommen scheiterten, rein und unbefleckt die Schwelle des großen Vaterlandes geblieben ist. Triest steht von nun an als leuchtendes Beispiel der Treue für alle Zeiten! Kehret froh zu den nicht mehr gestörten friedlichen Arbeiten zurück und lasset mich mit Euch ein begeistertes Lebehoch bringen unserem gnädigsten constitutio⸗ nellen Kaiser, allen seinen Völkern, seiner tapferen Armee und ihren Füh⸗ rern und der schönen allgetreuesten Stadt Triest.“

Die furchtbaren Stürme der letzten blutigen Zeit sind über unsere Häupter hingestrichen; Friede, Ordnung, Segen war in uns und um uns. Da hat uns denn, damit auch an dieser Stadt nicht der bittere Kelch ungekostet vorübergehe, die Cholera heimgesucht. Sie ist schreckhaft heftig seit zwei Tagen aufgetreten, so rapid und meuchlerisch, wie wohl nicht leicht an anderen Orten. Die ersten Spuren, die sich in dem abgelaufenen Monat gezeigt, waren theils unvollständig, theils konnte man annehmen, daß schlechte Pflege und Sorglosigkeit Todesfälle veranlaßte. Es griff das Uebel anfangs nur in den unteren Schichten der Gesellschaft ein. Zunächst litt das Militair; im Militairspital kamen täglich an zwölf Todesfälle vor. Das Militair⸗Kommando hatte alle möglichen Präventiv⸗Maßregeln angeordnet; abgekürzte Exerzier⸗Dauer, wärmere Bekleidung in den Nachtstunden, Verwahrungen ernster Art voer dem Genuß der Früchte, die bei der beispiellosen Billigkeit (z. B. zwanzig Feigen um einen Kreuzer) den gemeinen Mann nur zu leicht verlocken. Da ist denn das Uebel auch im Civil ausgebrochen. Der erste, Alles konsterni⸗ rende Fall war der Tod eines Amtsdieners, der binnen fünf Stun⸗ den der Cholera erlegen. Der gestrige Tag brachte ähnliche Ster⸗ befälle. Menschen, die wir am Abend sahen, waren am nächsten Morgen verblichen, und eben dieses Verschwinden von der Tafel des Lebens ist es, was so peinlich wirkt. Es weht ein Hauch der Sorge und schwere Bekümmerniß über der Stadt. Als eine wahre Wohlthat erschien eine Kundmachung des Landeschefs Grafen Her berstein, welche dem Publikum Mittel und Rath an die Hand giebt, und vor Allem Muth, d. h. Selbstvertrauen empfiehlt. Diese Kundmachung ist von wohlthätigem Eindruck und Nutzen.

Triest, 12. Sept. (Ll.) Die Cholera ist nunmehr auch auf den in unserer Rhede ankernden Schiffen ausgebrochen. Ein eng⸗ lischer Kauffahrer, der eben absegeln wollte, verlor acht Personen seiner Bemannung. Die Gattin eines gricchischen Merkantil⸗Capi⸗ lains erstarb in der abgelaufenen Nacht, ebenfalls auf dem Schiffe ihres Gatten. Das Wetter ist häßlich; dicke, schwere Stromluft u. s. w., mit wenig Unterbrechungen starker Regen. Heute wurden 20 Soldaten begraben, gestern 26. Die Straßen haben eine recht eigentliche Leichen⸗Physiognomie; allerwegen Priester, Todtentücher, Kranken⸗Bahren, schwarze Sänften⸗Träger, Trauerzüge., Andere Berichte fügt der Lloyd hinzu versichern, daß die Cholera blos in den ersten Tagen mit Intensität aufgetreten war, aber schon in der Abnahme begriffen ist.

Bayern. München, 10. Sept. (Nürnb. Korresp.) Die Parteien in der Kammer beginnen sich nun zu gruppiren; die rein ultramontane wird die Rechte bilden, an diese wird sich ein rechtes Centrum unter Ober⸗Appellations⸗Rath Hopf anlehnen, gegenüber wird sich die frühere Linke in ihrer Mehrheit und das frühere linke Centrum mit einigem Zuwachs stellen; zwischen dem rechten und dem linken Centrum wird sich die Partei Hegnenberg⸗ Lerchenfeld, vie mit dem rechten Centrum des Herrn Hopf nicht gehen will, konstituiren. Zwischen der Linken, dem linken Centrum, der Partei Hegnenberg⸗Lechenfeld und dem rechten Centrum des Herrn Hopf hat bereits eine Annäherung in der Art stattgefunden, daß Besprechungen über die Zusammensetzung der Ausschüsse ge⸗ pflogen wurden. Die Linke hatte hierzu die Abgeordneten Dr. Rubner und Boye, das linke Centrum Kirchgeßner und Mayer, die Partei Hegnenberg⸗Lerchenfeld ihre Führer, das rechte Centrum Hopf und Thinnes delegirt. Die eigentliche Rechte, die von einer Transaction nichts wissen will, hat sich hierbei nicht betheiligt. (S. die Beilage des gestrigen Blattes.) Für den Gesetzgebungs⸗

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man sich bereits über die Kandidaten

und Finanz⸗Ausschuß soll geeinigt haben.

Die Verloosung der Plätze hat stattgefunden, und die Rechte will einen Verfassungs⸗Eidesbruch in der Nichteinhaltung der da⸗ durch bestimmten Sitze erblicken. Freiherr von Lerchenfeld hat be⸗ reits früher in einer gemeinsamen Berathung, als hiervon die Rede war, bemerkt, daß die angebliche Schuld lediglich ihn, als Präsi⸗ denten der vorigen Kammer, treffe, daß er aber die Sitzsonderung nach politischen Ansichten deshalb für passend gesunden habe und noch sinde, weil die Geschäftsleitung und die Abstimmung dadurch sehr erleichtert werde. Nach der Praxis der früheren Landtage muß man wirklich dieser Ansicht beipflichten. Das fortwährende Hin⸗ und Herlaufen, das Her⸗ und Hinüberwirken, das sich stets wiederholende Entfernen aus dem Saale zur gesonderten Bespre⸗ chung wirkte immer störend und lähmend auf den Gang der Ver⸗ handlungen, während, wenn die Parteien auf einem Fleck sitzen und sich da schnell und einfach über einen Inzidenzpunkt verstän⸗ digen können, dies leicht vermieden wird.

So viel man vernimmt, wird das Programm der Linken, wel⸗ ches Fürst Wallerstein verfaßt hat, von dieser in ihrem Klub in Diskussion genommen.

München, 10. Sept. (Bamb. Ztg.) Die Wahl des Gra⸗ fen Seinsheim zum ersten Kandidaten für die zweite Präsidenten⸗ stelle in der Kammer der Reichsräthe hat hier allgemeines Aufsehen erregt. Da mehrere Reichsräthe der liberaleren Richtung fehlen, so hat die reactionaire Partei dieselbe durchzusetzen gewußt.

München, 11. Sept. (N. K.) In der Kommission zur Entwerfung der Adresse auf die Thronrede sind alle Parteien der Kammer vertreten. Bemerkenswerth erscheint, daß die zwei Mit⸗ glieder, welche der linken Seite des Hauses angehören, Boye und Kirchgeßner, die meisten, ja fast alle Stimmen erhielten, das Mit glied der Rechten, Ruland, dagegen die wenigsten, überhaupt nur zwei Stimmen mehr als die absolute Majorität; die übrigen Kom⸗ missions⸗Mitglieder alle (nur von Dr. Jäger ist dies nicht ganz be⸗ stimmt) gehören dem Lerchenfeldschen Centrum an. Morgen sollen die Ausschußwahlen beginnen, und zwar beabsichtigt man, jeden Ausschuß sogleich aus 9, statt aus 7 Mitgliedern zu bilden. Eine neue Geschäftsordnung für die Kammer der Abgeordneten ist vom Ministerium ausgearbeitet worden und liegt zur Vorlage an die Kammer bereit. Die Kammer der Reichsräthe ist so eben gleich⸗ falls mit den nöthigen Kommissions⸗Ausschußwahlen beschäftigt.

München, 12. Sept. (A. Z.) Die Kammer der Abgeord⸗ neten begann heute Morgen in geheimer Sitzung die Rtter besonderen Ausschüsse. Mit zweien derselben les sind im Ganzen sechs) ist sie bis Mittag fertig geworden. Es wurben nämlich ge⸗ wählt: 1) in den Gesetzgebungs⸗Ausschuß bei⸗ 124 Votanten: Ap⸗ pellationsgerichts⸗Direktor Breitenbach mit 123, Richter Boyẽ mit 120, Advokat Paur mit 1 Appellationsgerichts⸗Direktor Heigl

1 eirchgeßner mit 112, Landrichter Fink mit 108, mit 116, Advokat Kirchgeßn 8 1 1— 1 Advokat Rudhard mit 88, Appellationsgerichts⸗Direktor von Wening mit 83, Friedensrichter Prinz mit 63 Stimmen; 2) in den Steuer (Budget⸗) Ausschuß bei 126 Votanten: Kreis⸗Kassirer Rebenack mit 122, Kaufmann Neuffer mit 121, Professor von Hermann und Kaufmann Langguth mit 117, Domkapitular Thinnes mit 112, Freiherr von Lerchenfeld mit 109, Rentbeamte Weber mit 108, Rentbeamte Oettl mit 72 und Gutsbesitzer von Koch mit 64 Stimmen. Diese Wahlen haben wiederum Mitglieder der Linken und des Centrums, letztere jedoch in der Mehrzahl zusammengestellt. Mit der heute Abend fortgesetzten Wahl des dritten Ausschusses für Gegenstände der inneren Verwaltung sind die Abgeord neten nicht zu Ende gekommen. Nur sechs Mitglieder erhielten die absolute Majorität, nämlich: Bürgermeister von Steinsdorf, Land⸗ kommissariats⸗Aktuar Scharpf, Stadtpfarrer Schnitzlein, Advokat Burkhart, Bürgermeister Forndran und Rentenverwalter Hirschber⸗ ger. Der zweite von den Gewählten gehört der Linken an. Die Linke ist heute mit Feststellung ihres Programms zum Schlusse ge⸗ langt, die gemäßigte Fassung desselben soll mehrere Mitglieder der früheren Linken von der Unterzeichnung abgehalten haben.

Baden. Mannheim, 13. Sept. (O. P. A. Z.) Die längst erwartete Ankunft des Prinzen von Preußen erfolgte heute Vormittag um 10 Uhr, nachdem dieselbe gestern Abend vom Ge⸗ meinderath offiziell bekannt gemacht worden war. Der Prinz wurde im Eisenbahnhofe von einer Deputation des Gemeinderaths und der Büreau⸗Chefs empfangen und demselben in kurzen Worten, da der erste Bürgermeister Reiß gerade abwesend war, von dem zwei⸗ ten Bürgermeister Karl ˖Nestler der Dank aller gutgesinnten Bür⸗ ger für die glückliche Pacifizirung Badens dargebracht; hierguf verfügte sich Se. Königl. Hoheit in Begleitung der De⸗ putation in den Schloßhof, wo er den versammelten Ge⸗ meinderath in ergreifenden Worten anfeuerte, das Seinige zu thun, um die so tief erschütterte Ordnung und Sitt⸗ lichkeit in dem engeren Vaterlande dauernd aufrecht zu halten und auf gesetzlichem Wege dadurch die so lang ersehnte Einheit Deutsch lands zu erzielen. Nach dieser Ansprache und einigen verbindlichen Worten an den badischen Major von Porbeck, der das ’ste Bataillon des 4len Infanterie⸗Regiments in Schleswig⸗Holstein kommandirte, schritt der Prinz zur Abhaltung der Parade und begab sich hierauf nach dem Eisenbahnhof, um in Gesellschaft der vorerwähnten Em⸗ pfangsdeputation ein Frühstück einzunehmen und hierauf seine Reise nach Karlsruhe fortzusetzen. Dieses geschah vermittelst eines Extrazugs.

Karlsruhe, 12. Sept. (D. Z.) Diesen Vormittag begab sich eine Deputation der biesigen Bürgerwehr, bestehend aus dem Ober⸗ sten Gerber und einigen Offizieren und Wehrmännern, zum Groß⸗ herzog, um ihm den Dank der Bürgerwehr auszusprechen für die vielen Beweise von Lnerkennung, welche der Großherzog der Bür⸗ gerwehr zu Theil werden ließ, und namentlich wieder durch den neuesten Tagesbefehl, worin die Fahnen der Bürgerwehr mit denen des Linien⸗Militairs gleichgestellt werden, an den Tag legte. Se. Königliche Hoheit nahm die Deputation sehr freundlich auf und versicherte sie neuerdings seines besonderen Wohlwollens. Er habe während seines Aufenthalts im Auslande die karlsruher Bürger⸗ wehr oft loben hören, und stets habe es ihm wohlgethan, wenn er an seine trenen karlsruher Bürger gedacht habe.

Karlsruhe, 13. Sept. (Karlsr. Ztg.) Se. Königl. Hoheit der Prinz von sit heute Mittag um halb 2 Uhr von Frank⸗ furt hierher zurückgekehrt. Eine Stunde später sind Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin und dessen Bru⸗ der, des Herzogs Wilhelm Hoheit, in Begleitung Ihrer Durchlauch⸗ ten der Prinzen Heinrich VII. und Heinrich XIII. von Reuß Schleiz⸗Köstritz, von Donaueschingen wieder hier eingetroffen. Sämmtliche höchste Herrschaften sind im Großherzoglichen Schlosse

ggestiegen. 8 abg Cg. Durchlaucht die Erbprinzessin zu Fürstenberg hat sich ge⸗ stern Abend nach Baden zurückbegeben.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 13. Sept. (D. Z.) Von

Wilhelm.“ 8 1“

8 ] dem kürzlich aus Baden nach Hanau zurückgekehrten 3ten kurhessi⸗ schen Infanterie⸗Regiment sind 400 Mann sofort zur Reserve ent⸗ lassen worden. Der Kurfürst, welcher das Regiment am hanauer Bahnhofe empfing und in die Stadt führte, hat noch an demselben Tage folgenden von Philippsruhe datirten Tagesbefehl erlassen:

„Bei der Rückkehr des 3ten Infanterie⸗Regiments aus dem nunmehr beendeten Kampfe gegen diejenigen, welche mit frecher Hand die heiligen Schranken gesetzlicher Ordnung niederzureißen und, der schnödesten Selbstsucht huldigend, namenloses Leid über das gemeinsame Vaterland zu bringen suchten, gereicht es mir zur besonderen Freude, dieses brave Regiment persönlich zu begrüßen und ihm sagen zu können, daß es das Vertrauen, welches ich stets zu ihm gehabt habe, durch die That und durch den unzugänglichen Sinn für alle Verführungskünste vollständig gerechtfertigt, und daß es wesentlich dazu beigetragen hat, den ehrenvollen Ruf, welchen die hessischen Krieger seit Jahrhunderten genossen, zu erneuern und fester zu begründen. Ich danke deshalb dem Regiment für die von ihm bewiesene Treue, Tapferkeit und Hingebung in dem Ertragen so mannigfacher Entbehrungen und Beschwerden. Friedrich

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Hesterreich. Pesth, 11. Sept. (Ll.) Die erste Wohlthat, die für den Handel und Verkehr durch die Capitulation Peterwardeins ent⸗ standen, ist die von Stunde zu Stunde rascher sich gestaltende Com⸗ innication mit der unteren Donau. Bereits zeigt die Haupt⸗ Agentie der Dampfschifffahrts Gesellschaft an, daß das erste Dampf⸗ boot von Pesth nach Semlin, mit Berührung von Essegg und Ti⸗ tel, übermorgen, am 13ten d. M., Morgens 6 Uhr, von hier ab⸗ gehen wird. In Betreff Komorns ist zu benachrichtigen, daß Klapka sich nicht in Dotis gestellt hat, sondern blos aus der Festung sagen ließ, daß er krank sei und ohne allen Einfluß auf den dortigen Kriegs⸗ Rath sich im Bette befinde. Der Finanz⸗Minister Kossuth's, Herr Duschek, befindet sich in Ofen auf freiem Fuße. Man erzählt jetzt verschiedene Anekdoten von diesem Manne, der im Rathe der Junta in einem fort oppo⸗ nirt haben soll und sich von Privaten, die ihre Aufwartung mach⸗ en, niemals hat mit dem Titel „Minister“ aureden lassen. Es geht hier stark das Gerücht, daß einige Mitglieder der Fa⸗ nilie Zichy den Plan gefaßt haben, gegen Görgey, der den Grafen Ledön Zichy im Oktober v. J. auf der Insel Csepel standrechtlich

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hiit hinrichten lassen, einen Kriminal⸗Prozeß anhängig zu machen.

Agram, 11. September. geonden General⸗Befehl: „Se. Excellenz der Herr Landes⸗Kommandirende, unser hochverehrte Banus, sorgsam bedacht für das Wohl dieses Ihm so theuren Landes will sei nun zu Ende geführtem Kriegszustande in Uugarn, nicht länger die so jereitwillig in den verhängnißvollen Zeiten der Noth und Gefahr zur Ver⸗ heidigung des Vaterlandes aufgebotenen Kräfte den Familien und dem andbaue entziehen. Hochderselbe säumt daher nicht, mit seiner Verordnung s Buzias vom 30. August 1849 zu verfügen, daß alle kroatisch⸗slavoni⸗ hen Landes⸗Bataiclone: als die fünf kroatischen, die beiden Poczeganer, ns Karolosche Serezaner Bataillon, so wie die Topolovecer Serezaner⸗ ibtheilung unverweilt aufgelöst und sämmtlich ihren früheren Verhält⸗ jissen zugeführt werden mögen. Se. Excellenz trägt mir bei diesem An⸗ asse auf, den gesammten Herren Offizieren und der Mannschaft dieser National⸗Truppenkörper den aus seinem warmfühlenden Herzen hervorsprin⸗ genden Dank und die volle Würdigung und Anerkennung ihrer in den Ta⸗ gen der Bedrängniß für Kaiser und Vaterland an den Tag gelegten patrio⸗ tischen Bestrebungen und mit den Waffen geleisteteten Dienste auszudrücken. Se. Excellenz wird es sich nicht erlassen, die Hingebung, mit der diese Na⸗ tional⸗Truppen, keine Mühseligkeiten scheuend, unverdrossen auch die beschwer⸗ lichsten Dienste verrichteten, zur Kenntniß Sr. Majestät des Kaisers zu bringen, und Se. Excellenz behält sich es vor, nach Thunlichkeit auf jene als National⸗Offiziere bei diesen Landes ⸗Bataillons eingetheilt gewesenen Herren, welche sich durch ihre dem Vaterlande gewidmeken Dienste besonders bemerkbar gemacht haben, seiner Zeit Rücksicht zu nehmen. Die Bataillone, welche in der Brigade des Herrn Oberst von Mihich stehen, werden nach dem von ihm zu erlassenden Marschplane, wonach täglich nur ein Bataillon in Marsch gesetzt wird, von ihrer gegenwärtigen Dislocation nach ihrem ursprünglichen Errichtungsplatze aufbrechen; dort angelangt, aufgelöst, die ärarische Armatur, Rüstung und Mnnition gehörig üͤbernommen und Alles

Die heutige Agr. Ztg. bringt fol⸗

nach seinen Häuserm abgeschickt, mit welchem Tage der Auflösung auch die

ärarische Verpflegung aufhört. Die Herren Bataillons⸗Kommandanten haf⸗ ten mir für die tadellose Haltung den unterstehenden Truppe bis zu dem letzten Augenblicke für die regelmäßige Auflösung und für die Sorgsamkeit in der Abnahme der ärarischen Armatur und Rustung, damit sie gehörig verwahrt, von einem Herrn National⸗Offizier übernommen und von den kroatischen Bataillonen nach Karlstadt, von den Poczeganern nach Essek mittelst Vorspann abgeführt, den dortigen Zeughäusern ordnungsmäßig übergeben werden mögen. Agram, 6. Sept. Coronini, Feldmarschall⸗ Lieutenant.“

Czernowitz, 4. Sept. (Bukow.) Wie wenig man den Nationalitäts⸗Bedürfnissen der Bukowina zu entsprechen geneigt ist und wie sehr man die dem Kronlande Bukowina gewährleistete Nationalität außer Acht setzt, haben wir in den letzten Tagen bei der Besetzung zweier Lehrerstellen an der hierortigen Volksschule eriahren. Es liegt im Wunsche der Regierung, daß die an den bukowinaer Volksschulen bestellten Lehrer nebst den übrigen Eizen⸗ schaften auch die romanische Sprache vollkommen in ihrer Macht haben, was in den diesfälligen Konkursen ausdrücklich bedingt ist; dessenungeachtet sollen für die erwähnten zwei Lehrerstellen mit Ueber⸗ gehung mehrbefähigter Individuen nur solche Kandidaten in Vor⸗ schlag gebracht worden sein, denen die romanische Sprache ganz fremd ist.

Sicheren Nachrichten zufolge, sollen die russischen Hülfstrup⸗ pen aus Siebenburgen hier eintreffen. Es wird blos in Bistritz ein Infanterie⸗Regiment als Besatzung zurückbleiben.

Venedig, 9. Sept. Die heutige Gazzeta di Venezia enthält folgende Kundmachung: „Da die Ursache, weswegen die zur Provinz Venedig gehörenden Distrikte der politischen Admini⸗ stration anderer Provinzen untergeordnet wurden, jetzt zu bestehen aufgehört hat, so wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die frühere Ausdehnung der Jurisdiction der Provinz Vene⸗ dig, vom Tage dieser Veröffentlichung angefangen, in ihrem gan⸗ zen Umfange wieder zu bestehen hat und daher auch die politische Administration aller ihrer Bezirke wie früher der K. K. Delegation und Provinzial⸗Congregation von Venedig untergestellt wird. Die Leitung aller gerichtlichen und Kameral⸗Angelegenheiten wird dem⸗ gemäß von den kompetenten Behörden wieder übernommen werden. Venedig, 31. August 1819. Gorzkowski, Civil⸗ und Militair⸗ Gouverneur von Venedig, Kavallerie⸗General u. 1es

Frankreich. Paris, 12. Sept. Die Zeitungen melden, daß Hudinot gestern in einer langen Unterredung mit dem Präsi⸗ denten und später in einer Kabinets⸗Sitzung nähere Aufklärung über die Gesinnungen des Papstes gegeben habe, und einige Jour⸗ nale wollen wissen, er hätte den Papst als versöhnlich geschildert. Die gestrige Meldung des Moniteurs, daß Herr von Falloux

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8 1681 an tzner 1,2— 1 8 . sein Ministerium wieder angetreten (während seiner Reise ersetzte ihn Lanjuinais), wird von den Zeitungen in sehr verschiedenem Sinne besprochen. Die einen klagen ihn des Jesuitismus an, er bleibe im Kabinet, um alle Thätigkeit im freien Sinne zuhemmen, er bilde gleichsam eine Barrikade gegen jeden Fortschritt, und von Gaeta aus sei ihm schon eine Absolution für sein Verbleiben in Gesellschaft der Sünder geworden. Die Union meint dagegen, der Präsident habe seinem Briefe bereits jeden politischen Charak ter genommen und solche Erklärungen gegeben, die nothwendig Herrn von Falloux hätten befriedigen müssen. Die Gazette de France bemerkt über das Verbleiben des Unterrichts⸗Ministers in einem Kabinet des Tiersparti, derselbe habe eigentlich nie den Legitimisten angehört, er gehöre, eben so wie Herr von Montalem⸗ bert, der katholischen Partei an. Das Journal des Débats erklärt, daß kein Mitglied des Kabinets dem Journal Patrie die Mittheilung über Falloux und den Brief des Präsidenten gemacht. Dies sei eine allbekannte Thatsache. Dem Ge⸗ rücht nach wäre die Mittheilung vom Elysée ausgegangen. Die Assemblée Nationale hätte gern gesehen, wenn Herr von Falloux aus dem Ministerium geschieden wäre. Doch er bleibe und müsse seine Gründe haben, wenn er sich über die in den Moni⸗ teur eingerückte Note zufrieden gebe. Der Constitutionnel behauptet durchaus, die Briefangelegenheit sei ohne Bedeutung; es sei nur eine List, um die gemäßigte Partei zu spalten, daß gewisse Organe ein so lautes Geschrei darüber erhöben. Die Union meint, sie habe stets Recht gehabt, wenn sie behauptet, eine wahre Vereinigung könne nur bei Uebereinstimmung der Prinzipien statt⸗ sinden. Bilde man eine lünstliche Einigung, so könnte es leicht dahin kommen, daß, während der größere Theil der Majorität aus Männern der Rechten bestehe, die Regierung eine Propaganda in der Politik befolge. Die Opinion publique warnt die Ita⸗ liener, sich nicht von einem Handbillet Louis Bonaparte's täuschen zu lassen, wie es ihnen mit Lamartine's Worten ergangen sei. Das Sidele sagt, Frankreich müsse entweder den Präsidenten laut desavouiren oder seine Worte unterstützen, und schließt mit der Nothwendigkeit, daß die Kammer zusammenberufen werden müsse: „Die permanente Kommission soll entweder eine gefährliche Kühn heit oder einen elenden Widerruf begünstigen. Vielleicht wird sie diplomatisch handeln. Rufet die Kammer zusammen, oder man wird sagen: Euer Interesse erheischt Unordnung und Verwirrung. Ja, man wird noch weiter gehen, von einigen Leuten wird man sagen, sie seien Schauspieler, und andere Handlungen wird man Schauspiele nennen.’“ Die Patrie meldet, die permanente Kom⸗ mission, die sich gestern versammeln sollte, werde, wie es scheine, erst gegen Ende des Monats zusammentreten, wenn nicht etwa Umstaͤnde eine baldigere Versammlung nöthig machten. Das Sieele findet dies ironisch. Das Evenement sagt, Herr von Falloux habe die Diskussion über die Zusammenberufung der Kammer in der permanenten Kommission aufgeschoben. Ueber 50 Deputirte von Bedeutung sind dieser Tage nach Paris gekommen, um sich mit einander zu besprechen. Man nennt unter ihnen Broglie, Thiers, Molé, Piscatory und Berryer. Sie kamen angeblich dahin überein, die weitere Entwickelung der Dinge abzu⸗ warten. Man sagt auch, die Regierung hätte sich an mehrere Prä⸗ laten gewendet, um sie mit einer Mission an den Papst zu beauf⸗ tragen; sie sollten ihm eine versöhnliche Politik anrathen; Niemand aber habe die Mission annehmen wollen. Die Assemblée Na⸗ tionale kömmt von ihrer Ansicht zurück, als sei Dufaure der Ur⸗ heber oder Veranlasser des vielbesprochenen Briefes des Präsidenten. Sie will wissen, der Präsident übernehme die Verantwortlichkeit des Briefes, der die französische Politik nicht im geringsten ver⸗ bindlich mache. Eine Note in diesem Sinne sei an alle Höfe und an den Papst abgegangen.

Das Sisdele giebt eine Rundschau über die General⸗Conseils. „Die Entschlüsse“, sagt es, „welche die General⸗Conseils als Wäch⸗ ter über Paris einsetzen wollen, mehren sich. Das General⸗Conseil des Departements der Rhonemündungen hat sein Büreau beauf⸗ tragt, es, wenn es nöthig ist, zusammen zu berufen. Das der Cha⸗ rente hat einer Kommission denselben Auftrag gegeben; das des Morbihan hat seine Ehrenverpflichtung erneuert, sich proprio motu zu versammeln, wenn die Ordnung in Gefahr ist. Das Departe ment Allier wollte, daß eine neue Gesetzgebung den Departemental⸗ Conseils das Recht gebe, falls der Feind die Provinz von der Cen⸗ tralgewalt trenne, oder wenn die Regierungsform ungesetzmäßig ge⸗ ändert würde, als Departemental⸗Versammlungen zusammen zutreten, um über das Wohl des Landes zu wachen. Die Deux⸗Sevres wollen, daß, falls in Paris ein Hand⸗ streich stattfände, die vereinigten General⸗Conseils unverzüglich eine transitorische Departemental⸗Regierung eeinsetzen soll⸗ ten. Morbihan ist gleicher Ansicht. Das General⸗ Conseil der Ardennen meint, daß unter gewöhnlichen Umständen das General⸗Conseil sich nur versammeln dürfe, wenn es von der re⸗ gelmäßigen Regierung zusammenberufen würde, daß aber unter außerordentlichen Umständen die Mitglieder der General⸗Conseils nur das Gesetz des allgemeinen Wohles zu Rathe ziehen und sich nicht kleinlich an die Regeln der Friedenszeit kehren sollten, wenn man einen Widerstand gegen die Verletzung der Constitution und vor Allem gegen Angriffe auf die allgemeine sociale Ordnung or⸗ ganisiren wolle. Das General Conseil des Marne⸗Departements hat folgenden Vorschlag angenommen: „Die Erfahrung während mehr als einem Jahre hat bewiesen, daß die Verfassung, die jetzt Frankreich beherrscht, für die vollkommene Herstellung der morali schen und materiellen Ordnung, die so stark erschüttert ist, nicht ausreiche. Ohne Stabilität und folglich ohne Einrichtungen, die sie garantiren können, wird das Zutrauen nicht wieder aufleben; es ist also unumgänglich nöthig, im Interesse der Ruhe und des Landeswohls, daß die Verfassung, sobald das regel⸗ mäßig geschehen kann, revidirt werde.““ Der Finanzzustand hat selbst neun weinbautreibende Departements sich günstig für die Ge⸗ tränksteuer aussprechen lassen, jedoch mit der Einschränkung, die Härte der Art der Eintreibung zu mildern und sie, sobald dies mög⸗ lich, ganz aufzuheben. Ein einziges Departement, Indre⸗et⸗Loire, hat die vollständige Wiedereinführung der Salzsteuer verlangt. Ei⸗ nige sprachen sich für eine Vermehrung der jetzigen Salzsteuer aus, Andere verlangten deren gänzliche Abschaffung; zwei Departements (Cotes du Nord und Indre⸗et⸗Loire) verlangten die Wiedereinfüh⸗ rung des Zeitungsstempels.“

Ein Provinzial⸗Journal meldet, daß Felix Pyal von Lausanne in Genf angekommen sei. Herr Baudin, Volksvertreter, begab sich gestern ebenfalls nach Genf, wo Boichot und mehrere Montagnards sich befinden.

Am 5. Oktober soll, der Assemblée nationale zufolge, ein Moniteur de la Montagne, von 60 Deputirten unter stützt, erscheinen. Ledru Rollin wird als ihr Haupt genannt. Zu gleicher Zeit meldet man das baldige Erscheinen eines täglichen Journals unter Marrast's Leitung, welches die Ideen der Mittel⸗ partei Cavaignac's vertreten soll.

Die Cholera hat in den letzten Tagen sehr abgenommen. Sie läßt auch in den Departements nach. Sie hat in Angers und Tours, wo sie sehr viele Opfer forderte, aufgehoͤrt. In Niord, im

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Departement Puy de Dome, Charente und Vendée hat sie jedoch Fortschritte gemacht. Fontainebleau, obgleich von Departements umgeben, die von der Cholera leiden, ist verschont geblieben. Im Departement Seine⸗Inferieure ist die Cholera leider im Fortschrei⸗ ten und hat sich auch in Ingouville, bei Havre, gezeigt, wo am 14. September 12 Personen starben. Der 4. September war für Paris und London der Tag dieses Monats, an dem die Meisten starben, in Paris 83, in London 262. 1

Der Maire von Bordeaux hat die Erlaubniß zu einem Stier⸗ gefecht nicht ertheilen wollen. .“

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Paris, 13. Sept. Das Journal des Débats will be⸗ stimmt wissen, daß General Rostolan schon vor Bekanntwerden des Schreibens Louis Bonaparte’'s an Ney zur Niederlegung seines Postens entschlossen gewesen sei, und zwar wegen der Schwie⸗ rigkeit, seine Autorität als Oberbefehlshaber mit jener der päͤpstlichen Kommission in Einklang zu bringen. Wie ein Wechsel der Person des Sberbefehlshabers diese Schwierig⸗ keiten beseitigen könne, sei freilich nicht recht zu begreifen Ein Journal sagt, die jetzige Lage lasse sich in folgende prei Ge⸗ wißheiten zusammenfassen: „General Randon ist für Rom er⸗ nannt; das Ministerium erwartet, ohne sich aufzulösen, die National⸗ Versammlung, und diese harrt des 1. Oktober, um zusammenzutre⸗ ten.“ Die Presse hebt hervor, daß der Moniteur die Ernen⸗ nung Randon's noch nicht enthalte. Man versichert, daß die Fünf⸗ undzwanziger⸗Kommission in ihrer nächsten Versammlung die Vor⸗ legung aller auf die römischen Angelegenheiten bezüglichen diploma⸗ tischen Aktenstücke begehren werde. Odilon Barrot, von seiner Un päßlichkeit völlig hergestellt, hat Bougival verlassen, um nach dem Hotel des Justiz⸗Ministeriums zurückzukehren. Thiers wird erst am ISsten hier wieder eintreffen; man folgert daraus, daß er bei der jetzigen Krifis keinesweges eine Rolle zu spielen beabsichtige. Der Nuntius des Papstes hat dem Präsidenten die Antwort Sr. Hei⸗ ligkeit auf das Schreiben übergeben, welches Herrn von Corcell es als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister, in temporairer Sendung, in Abwesenheit des Herrn von Harcourt, be⸗ glaubigt. J. Orviela, der im Ministerium von Narvacz angestellt ist, ist in Paris angekommen; er geht mit Depeschen nach Gaeta für den spanischen Gesandten Martinez de la Rosa. Die Gazette de France meint, die englische Presse billige den Brief des Präsidenten an Ney deshalb, weil sie die Verwickelungen voraussehe, die Frankreich hieraus erwachsen dürften. Herr von Tocqueville soll, der Estafette zufolge, Couriere ausgesendet ha⸗ ben, die Botschaften überbringen sollen, um den Brief des Präsi⸗ denten als ein Mißverständniß darzustellen. Herr von Falloux ist noch immer leidend. Die Patrie sagt, das Evenement sei nicht gut unterrichtet gewesen, als es von einer Konferenz der Gesand⸗ ien bei Lord Normanby sprach. Letzterer sei seit einigen Tagen von Paris abwesend. 8

Die bisher bekannten Hauptaktenstücke des Staatsprozesses zu Versailles sind: 1) der von 141 Montagnards unterzeichnete An⸗ trag auf Versetzung Louis Bonaparte’s und seiner Minister in An⸗ klagezustand; 2) der von F. Pyat verfaßte, von 127 Montagnards un⸗ terzeichnete und in den Journalen des Berges am 13. Juni ent⸗ haltene Aufruf an das französische Volk zur Vertheidigung der Ver⸗ fassung, und 3) der von 123 Namen unterzeichnete Maueranschlag vom 13. Juni, 2 Uhr Nachmittags mit dem Rufe: Zu den Waffen!

Großbritanien und Irland. London, 13. Sept. Der italienische Korrespondent der Times hält es für gewiß, daß die französische Diplomatie zu Gaeta gar nichts ausrichten werde. Herr von Rapneval habe alle ernstliche Hoffnung auf Erfolg auf⸗ gegeben, seitdem der österreichische, der spanische und der neapolita⸗ nische Bevollmächtigte bei den Konferenzen gegen die französischen Forderungen aufgetreten. An Repräsentativ⸗Verfassung sei nicht zu denken, und nur wenn Oesterreich mit Frankreich gemeinsame Sache mache, sei eine Regulirung der Frage möglich. Uebrigens sei an die baldige Rückkehr des Papstes nach Rom insofern nicht zu glau⸗ ben, als, abgesehen von der politischen Frage, der heilige Vater gern auf neapolitanischem Boden weile und sich nicht beeilen werde, in die Kirchenstaaten zurückzukehren.

Die Gazette meldet jetzt amtlich die Ernennung des Prinzen

von Wales zum Grafen von Dublin. Briefe aus Malta vom 2. September melden, daß die Flotte unter den Befehlen des Admi⸗ rals Parker den Hafen verlassen habe, um nach Korfu zu segeln. Diese Flotte besteht aus 4 Linienschiffen und 2 Dampffregatten, welchen 19 noch ein von England erwartetes Linienschiff anschlie⸗ ßen wird. Die Cholera fährt fort, in London zu wüthen. Was die durch die Epidemie verursachten Todesfälle betrifft, so geben die 12 letzten Wochen folgende Zahlen: 49, 124, 152, 339, 678, 783, 926, 823, 1229, 1272, 1663 und 2025. Als die große Pest im siebzehnten Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht hatte, starben, so weit man sich auf die allerdings ungenauen Zählungen der damaligen Zeit, welche von den Küstern vorgenommen wurden, ver⸗ lassen kann, in London von einer Bevölkerung von 600,000 Seelen in einer Woche 8297 Personen. Unter der Regierung der Köni⸗ gin Elisabeth hat man zuerst in England begonnen, amtliche Listen der Todesfälle anzufertigen.

Die Corporation von London scheint ihren Plan, große An⸗ käufe von Grundstücken in Irland zu machen, von welchem man sich viel Gutes für das Land versprach, aufgeben zu wollen. We⸗ nigstens soll sich der Bericht des Comité's, welcher nächstens vor⸗ gelegt werden wird, dagegen aussprechen, hauptsächlich aus dem Grunde, weil der Zustand der Ländereien, welche die Corporation jetzt sicher besitzt, ein solcher sei, daß er zu ähnlichen Speculationen nicht ermuthigen könne.

In Irland erregt die Kartoffelkrankheit, welche sich mehr und mehr ausbreitet, große Besorgnisse. Sonst sind die Aerndte⸗Aus⸗ sichten vortrefflich; namentlich wird der Hafer, das zweite große Nahrungsmittel der Irländer, eine reiche Aerndte liefern.

Schweiz. Bern, 10. Sept. (D. Z.) Auch Belgien giebt den Flüchtlingen kein Asyl, sondern gestattet nur, wie Frankreich, den Durchpaß. Die französische Gesandtschaft hat Herren Raveaux aus dem Grund das Visa verweigert, weil dieser sich in Frankreich aufhalten wollte. Dr. Kaiser von Konstanz reist durch Frankreich nach Christiania. Fries aus der Pfalz ist in Bern. Die einzelnen Beispiele von Polizeiwillkür, welche in verschiedenen Kantonen an Flüchtlingen geübt worden ist, hat von Seiten der Polizei Recla⸗ mationen hervorgerufen, welche die ihr vorgeworfenen Rohheiten für unwahr oder doch für sehr übertrieben und von den Flücht⸗ lingen provozirt erklären. Die Vorladung der in Biel stationirten Fluͤchtlinge vor das Regierungs⸗Statthalteramt soll hauptsächlich die dort befindlichen Ungarn betroffen haben, um von ihnen eine Erklärung zu erhalten, ob sie von der Amnestie Radetzky's Gebrauch machen wollen.

Basel, 12. Sept. (Schweizer Nativnal⸗Zeitung.) Gestern ist in Basel an die Stelle des leider kürzlich nach Amerika

verreisten Herrn Goundie der neue Konsul der Vereinigten Staa⸗