1849 / 264 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

llone, 23 Eskadronen Kavallerie und 140 Geschütze; Chef des taillon, Duartiermeisterstabes ist Oberst⸗Lieutenant Jungbauer. Es beginnt ein reges Leben um Komorn; alle Vorbereitungen zur Belagerung werden getroffen, Sturmleitern, Belagerungsgeschütze ausbarquirt und an den Feldverschanzungen fleißig gearbeitet. Klapka mit seiner Umgebung ist gesonnen, die Festung zu übergeben; es hat jedoch eine starke Gegenpartei gebildet, welche sein Leben zu jeder Stunde unsicher macht. Die Vorbereitungen bis zur Eröff⸗ nung der wirklichen Belagerung dürften noch einige Wochen weg⸗ nehmen, und man ist allgemein der Meinung, daß sich inzwischen die Besatzung durch gegenseitige Meuterei und Zwiespalt aufreiben wird. Gestern wurden 600 Kranke aus der Festung Komorn ent⸗ lassen, welche in Gefangenschaft waren; darunter befindet sich der Hauptmann Fürst Ruspoli von Paumgarten Infanterie.

Semlin, 17. Sept. (Lloyd.) Das hiesige Armee⸗General⸗ Kommando ist aufgelöst. Die Mitglieder, welche dasselbe bildeten, sind heute nach ihrem früheren Bestimmungsorte Temesvar und Agram abgegangen. General Mayerhofer begiebt sich nach Wien; an seine Stelle tritt der zu Zombor weilende General Dossen.

Gestern langte hier das Dampfboot Schlick mit Kanonen und Mannschaft an und fuhr nach kurzer Rast nach Orsova. Ueber den Grund seiner Sendung weiß man zwar nichts Gewisses; die allge⸗ meine Meinung stimmt darin überein, daß dieses Schiff in Orsova landen, daselbst die Ankunft Kossuth's und Konsorten abwarten werde, welche von Adrianopel unter türkischer Eskorte dahin ge⸗ bracht und dann weiter stromaufwärts geführt werden sollen.

Hermannstadt, 8. Sept. Heute ist hier folgend⸗ Kundmachung erschienen: Da ungeachtet meiner wiederhole ten Warnungen Räubereien und sogar Mordthaten, theils aus Nationalhaß, theils aus persönlicher Rache noch mehrseitig vorkommen, sehe ich mich genöthigt, um derlei Gewaltthaten mit aller Strenge hintanzuhalten, sämmtliche Militairs⸗Stations⸗Kom⸗ manden anzuweisen, daß in allen jenen Fällen, wo gewaltthätige Verletzungen der persönlichen Sicherheit durch Raub oder Mord vorkommen, dieselben mögen Raub, Rache oder die Geltendmachung eines vermeintlichen Rechtes zum Zwecke gehabt, alle jene Schuldi⸗ gen, welche auf frischer That ergriffen werden, gleich an Ort und Stelle auch ohne förmliche Prozedur nach dem Kriegsgesetze, und in Folge meiner früheren Proclamationen ohne Weiteres und also⸗ gleich erschossen werden sollen. Indem ich diese Verfügung bekannt mache, fordere ich zugleich sämmtliche Lokal⸗Behörden auf, Jeden, welcher sich derlei Räubereien und gewaltsame Angriffe gegen die persoͤnliche Sicherheit zu Schulden kommen läßt, sogleich festzuneh⸗ men und an das nächste Militair⸗Stations⸗Kommando einzuliefern. Der K. K. Civil⸗ und Militair⸗Gouverneur im Großfürstenthume Siebenbürgen, Feldmarschall⸗Lieutenant Ludwig Freiherr von Wohlgemuth.

Kronstadt, 8. Sept. (D. Sat.) Das schitomirsche und podolische Jäger⸗Regiment hat Kronstadt verlassen. Das erste ist über den tömöscher Paß nach der Walachei, und das zweite über den ojtoßer Paß in die Moldau abgerückt. Gestern Mittag ist das tapfere und an Siegen reiche Ulanen⸗Regiment Nassau hier einge⸗ zogen. Nassau⸗Ulanen und die schitomirschen Jäger haben den großen Sieg bei Schäßburg errungen und auch an anderen Orten sich unvergänglichen Kriegsruhm erworben.“ Der Kaiserlich russische General von Engelhard ist heute hier an⸗

ekommen und wird dem Vernehmen nach schon heute Abend Kron⸗ stadt verlassen. 1 Die heutige Post hat uns die Nachricht gebracht, daß Sieben⸗ bürgen in sieben Kreise eingetheilt und ein jeder derselben einen Civil⸗ und einen Militair⸗Kommissär erhalten wird. Die Stelle ines Militair⸗Kommissärs, heißt es, werde nur so lange beibehal⸗ en, bis das Land zur vollkommenen Ruhe gekommen ist. Der bis⸗ erige Graf der Sachsen soll zum Ober⸗Distriktual⸗Kommissär kon⸗ 8 signirt sein.

Venedig, 19. Sept. Der Civil⸗ und Militair⸗Gouverneur von Gorzkowski macht bekannt, es sei ihm zur Kenntniß gekommen, einige Individuen es gewagt haben, durch Inschriften oder amenszüge u. s. w. an den Mauern, so wie durch Verbreitung alscher Nachrichten, die bestehende Ordnung der Dinge herabzusetzen und

Unwillen gegen dieselbe zu erregen. Er sehe sich daher veranlaßt, in Er⸗ nnerung zu bringen, daß solche Handlungen von einem Kriegs⸗ gericht bestraft werden, und er macht es den Hausbesitzern und Auf⸗ sehern zur Pflicht, dafür zu sorgen, daß dergleichen Inschriften und Namenszüge ausgelöscht werden; da die Unterlassung Verhaftung und militairische Bestrafung der betreffenden Personen nach sich ziehen würde. Der Gouverneur spricht übrigens die Hoffnung aus, daß er bei dem sich kundgebenden guten Geiste der Bewoh⸗ ner und dem Interesse, welches sie für die gute Sache an den Tag legen, nicht in die Lage kommen werde, diese strengen Maßregeln

ergreifen zu müssen.

Mailand, 14. Sept. (Ll.) Einer Bekanntmachung des Grafen Montecuccoli zusolge, ist der Termin, nach welchem die gegenwärtigen Tresorscheine gegen andere mit doppeltem Stempel

versehene ausgewechselt werden müssen, auf einen Monat verlän⸗ EE. 4 2 g 9 b wodurch sein Schriftchen: „Rede für die wiener Gefallenen“, auf

den Inder gesetzt wurde, feierlich erklärt. Zugleich verdammt er Frankreich. Paris, 20. Sept. Der Constitutionnel fährt

gert worden.

in der Mittheilung diplomatischer Aktenstücke in der italienischen Frage fort. „Der Zweck dieser Mittheilung“, bemerkt das Constit. Blatt, „ist besonders der, zu zeigen, daß, wenn die Freiheit Italiens zu

Grunde ging, dies nicht die Schuld der Regierungen, sondern der en P ch . S. Duschénes liegt noch immer in Toulon ruhig vor Anker und war⸗

ttalienischen Demagogen sei, welche, alle Vernunst bei Seite setzend, leidenschaftlich und blind ihren Weg verfolgten, das ihnen frei⸗ willig Gebotene zurückstießen und so nicht nur das, was sie anstre⸗

ben wollten, nicht erreichten, sondern auch das, was sie schon sicher ic -g 1. 2 gert, die ungarischen Insurgenten auszuliefern. d 1 habe diese Weigerung erneuert, als der österreichische Gesandte,

reich sich bereit erklärt hatte, das lombardisch „venctianische König⸗ Herr von Stürmer, ihn von seinem Beschlusse habe abbringen wol⸗

besaßen, verloren und verdarben. Nachdem in der zuletzt mitge⸗

theilten Note des Baron Humelauer vom 23. Mai 1848 Oester⸗ reich als selbstständig mit einem erblichen Vicekönig an der Spitze

ner Kabinet später noch wei f di Ane⸗ 1h h weiter und wollte sogar auch auf diese Suzerainität verzichten, die Lombardei vollkommen unabhängig und

frei erklären und nur die isteg nischen Provinzen unter jene Suze⸗

rainität stellen. Folgendes ist die Note, in w ie österreichis Regierung Fit 9 Konzesfiou.n vesaeg welcher die österreichische „„Baron Humelauer an Lord Pa 2 1 1 Die Lombardei wird nicht weiter e.. Han, 28. Nre 18 9, s⸗; Desterreich gehören, und es wird ihr freistehen, entweder unabhängig zu bleiben oder mit einem anderen italieri⸗ schen Staate, den sie zu wählen für gut findet, sich zu vereinigen 8 ir rerseits wird sie sich dazu verpflichten, einen verhöknismaͤßigen Antheil d Nationalschuld Oesterreichs zu übernehmen. Dieser Antheil wird desi dft und unwiderruflich auf die Lombardei übertragen werden. Der - netianische Staat wird unter der Souverainetät des Kaisers blei⸗ ben. Es wird eine gesonderte, vollkommen nationale Administra⸗ tion erhalten, die von den Repräsentanten des Landes ohne In⸗ tervention der Kaiserlichen Regierung festgesetzt und bei der Central⸗Regie⸗ rung der Monarchie durch einen Minister repräsentirt werden wird, welcher

1746

mit den Wechselbeziehungen zwischen dem venetianischen Staat und der Central⸗Regierung betraut ist. An der Spitze der venetianischen Admini⸗ stration wird ein Erzherzog⸗Vicekönig stehen, der in Venedig als Statthalter des Kaisers residiren wird. Der venelianische Staat wird die Kosten für seine eigene Administration bestreiten und zuden Central⸗Auslagen der Monarchie, wie für die Erhaltung des Kaiserlichen Hofes, das diplomatische Corps u. s. w. im Verhältniß zu seinen Einnahmequellen beitragen, wozn als Basis die Thatsache angenommen wird, daß das lombardisch⸗venetianische Königreich jährlich für diese Dienste etwa 4 Millionen Gulden hätte zahlen müssen. Der vene⸗ tianische Staat wird jedes Jahr eine seinen Einnahmequellen entsprechende Summe als Antheil an der Nationalschuld zu zahlen haben, wobei man ebenfalls als Basis die Thatsache annehmen wird, daß das lombardisch⸗ venetianische Königreich zur Tilgung dieser Schuld eine jährliche Steuer von 10 Millionen Gulden zu zahlen verpflichtet gewesen wäre. Diese Summe wird in dem großen Buche der venetianischen Staatsschuld in der Art versichert werden, daß, die künftigen Ereignisse mögen wie immer gear⸗ tet sein, der venetianische Staat allein dafür verantwortlich ist. Die Summen, welche während des Aufstandes in Mailand und Venedig aus dem öffentlichen Schatze genommen wurden, wer⸗ den der Kaiserlichen Regierung wieder zurückerstattet. Die venetia⸗ nische Armee wird, was die Elemente betrifft, aus denen sie bestehen solt, durchaus national sein; da sie aber nicht stark genug wäre, um eine geson⸗ derte Armee zu bilden, so wird sie der Organisation der Kaiserlichen Armee unterordnet und unter die ausdrücklichen Befehle des Kaiserlichen Kriegs⸗ Ministers gestellt werden. In Friedenszeiten wird sie auf venetianischem Gebiete kantonirt bleiben und nur für die Garnison von Wien ein Kon⸗ tingent stellen. Im Falle des Krieges jedoch werden die Truppen des vene⸗ netianischen Staate dem Rufe des Kaisers zur Vertheidigung des Reiches folgen. Die Auslagen für die venetianische Armee trägt der venetianische Staat. Die Handelsbeziehungen zwischen dem venetianischen Staat und den übrigen Theilen der österreichischen Monarchie, so wie zwischen diesen und der Lombardei, werden vom Standpunkte der gegenseitigen Interessen und auf Grundlage der größtmöglichen Freiheit geregelt werden. Was die gegenwärtige lom⸗ bardisch⸗venetianische Schuld betrifft, so wird diese verhältnißmäßig zwischen der Lombardei und dem venectianischen Staate getheilt. Was in der ge⸗ strigen Note bezüglich der Herzogthümer Parma und Modena gesagt wurde, findet seine Anw udung auf die Lombardei, welche den Herzogen eine ent⸗ sprechende Entschädigung zu zahlen und ihnen den Besitz ihrer Patrimo⸗ nialbesitzungen zu garantiren haben wird. Humelauer.““

„Auch diese Konzessionen“, heißt es in dem genannten Blatte ferner, wurden als nicht genügend zurückgewiesen. Die italienischen Demagogen säeten Mißtrauen und Mißverständniß zwischen Piemont und der provisorischen Regierung zu Mailand, sie weckten die re⸗ publikanischen Erinnerungen Venedigs wieder auf, auf daß Ve⸗ nedig mit seiner republikanischen Macht auf Mailand wirke, sie beschäftigten sich vorzugsweise damit, die italienischen Für⸗ sten von ihren Thronen zu stürzen. Sie opferten eine noth⸗ wendige Vereinigung einer unmöglichen Einheit. Sie wollten nicht, daß sich ein starkes Königreich unter Karl Albert bilde; sie meinten, man müsse Karl Albert von Oesterreich erdrücken las⸗ sen, dann würden die Franzosen die Alpen überschreiten und die Oesterreicher vertreiben. Die einheitliche Republik Italiens könnte dann ohne Hinderniß ins Lebeu treten. Die Forderungen der Ita⸗ liener überschritten so alles Maß, daß Oesterreich unmöglich in die⸗ selben willigen konnte, da es sonst seine eigene Zerstückelung hätte dekretiren müssen. Oesterreich war an der Gränze der Konzessio⸗ vn angelangt; Baron Humelauer zeigt dies in der nachstehenden

ote an:

„„Baron Humelauer an Lord Palmerston. London, 26. Mai 1848. Sir Robert Abercromby (der englische Gesandte in Turin) erachtet das Aufgeben der Lombardei und der venetianischen Provinzen von Seiten Oesterreichs als das einzige Mittel, eine Intervention Frankreichs zu ver⸗ hindern. Wenn auch der Kaiser geneigt wäre, darein zu willigen, so würde man hierbei auf mehrere praktische Schwierigkeiten stoßen. Haben Sie die Güte, nur einen Blick auf die geographische Lage der verschiedenen Provinzen zu wersen. Der am Abhang der Alpen gelegene Theil Tyrols, den man Wälschtyrol zu nennen pflegt, wäre vollständig von lombardisch⸗ venetiatischem Gebiete umschlossen. Die provisorischen Regierungen von Mai⸗ land und Venedig erklärten in ihren Proclamanonen und Journalen, daß Wälschtyrol eben so wie das Küstenland von Istrien und Dalmatien, das ehemals zur Republik Venedig gehörte, einen integrirenden Theil jenes Ita⸗ liens bilde, aus dem man die Oesterreicher vertreiben müsse. Ste haben alle jene Völker zum Aufstand aufgefordert. Sie haben in Istrien und Dalmatien Bewegungen hervorgerufen, die wir unterdrückt haben. Sie sind von allen Seiten mit dem Säbel in der Hand in Wälschtyrol einge⸗ sallen. Ihre Banden wurden daraus verjagt. Es ist von jetzt an klar, daß, wenn wir ihnen die venetianischen Provinzen überließen, wir vollkom⸗ men ihrer Willkür preisgegeben wären. Der Kaiser kann die venetianischen Provinzen nicht aufgeben, ohne zugleich Wälschtvrol aufzugeben. Scheint es Ihnen, Mylord, wahrscheinlich, daß eine solche Zumuthung irgend eine Aussicht auf Erfolg bei der Kaiserlichen Regierung haben kann? Der Kaiser ist in Tyrol, Sie sehen den Enthusiasmus, den seine Gegenwart daselbst erzeugt. Ein ähnlicher Enthusiasmus wird in der Armee ausbrechen, welche laut das Er⸗ greifen der Offensive verlangt. Nach Innsbruck gekommen sein, heißt so viel als in der Mitte einer Armee sich befinden. Sehen Sie die letzten Neuigkeiten aus Wien, welche die heutigen Morgenblätter bringen; sie lauten durch⸗ gehends für den Kaiser und für die Rückkehr der Ordnung und der Kraft in der ganzen Monarchie günstig. Wenn die von Sir R. Abercromby auf⸗ gestellte Idee vor zwei Tagen noch unter die möglichen Eventualitäten hätte gezählt werden können, so ist dies heute nicht mehr der Fall. Diese Idee ist den Italienern, welche uns gern für todt halten, geläufig. Wir sind aber noch nicht todt! Ich hoffe, daß wir baldigst Beweise unserer frischen Lebenskraft geben werden, Beweise, von denen es im Interesse der ganzen Welt zu wünschen wäre, daß sie vermieden würden. Hu melauer.““%

Der bekannte Theatinermönch Ventura hat von Montpellier aus seine Unterwerfung unter den Beschluß des päpstlichen Stuhls,

im Allgemeinen und zum voraus⸗ alle Lehren und Ausdrücke in sei⸗ nen Schriften, die mit der einzig wahren römisch Zapostolisch⸗katho⸗

lischen Kirche im Widerspruche befunden und von der rechtmäßigen

Behörde verdammt werden könnten. Das Mittelmeer⸗Geschwader unter dem Vice⸗Admiral Parceval

tet neue Befehle ab.

Ein aus Konstantinopel hier eingetroffener Courier soll die Nachricht überbracht haben, daß die Pforte sich entschieden gewei⸗ Der Sultan selbst

len. Der Adjutant des Kaisers von Rußland, Fürst Rardziwill, sei

und unter der Suzerainität Oesterreichs hinzustellen, ging das wie⸗ in derselben Absicht gegenwärtig in Konstantinopel, werde aber wahr⸗

scheinlich nicht glücklicher sein. Sir Stratford Canning, der engli⸗

sche Gesandte, bestärke die Pforte hauptsächlich in ihrem Wider⸗ stande gegen Rußland. Dembinski soll einen französischen Paß erhalten haben. Die ungarischen Flüchtlinge sollten angeblich nach

der Insel Kandien transportirt werden.

Das Blatt L'Etoile de l'Ouest erklärt das Gerücht, als

hätte der Graf von Chambord den Legitimisten angerathen, für die

Verlängerung der Dauer der Regierungszeit des Präsidenten oder für seine Wiederwählbarkeit zu stimmen, für unwahr.

Ein Dekret vom 19. September ordnet die Abnehmung der Siegel von den am 29. Februar 1848 aus den Tuilerieen wegge⸗ nommenen und in die National⸗Archive gebrachten Papiere an. Diese Papiere sollen von einer Kommission unter dem Vorsitz des

Herrn von Broglie gesondert und der Orleansschen Familie, dem Staat und den sonstigen Eigenthümern die ihm zugehörenden Pa⸗ vrzG *“” 8

X1““

MNach dem Droit wird der oberste Staats⸗Gerichtshof, bevor er an die Angelegenheit des 13. Juni geht, über den im ärz zu Bourges kontumazialisch verurtheilten Mai⸗Angeklagten Huber das Urtheil sprechen. Wahrscheinlich, bemerkt dies Blatt, werde der Juni⸗Prozeß sich bis in den November verlängern, da die Zahl der zu verhörenden Zeugen sehr bedeutend sei; blos das öffentliche Ministerium habe deren mindestens 200 vorgeladen. Unter den Vertheidigern der Angeklagten nennt man J. Favre, Senard, Th. Bac, Madier de Montjau und Laissac, früheren General⸗Prokura⸗ tor zu Marseille. Man behauptet neuerdings, Ledru Rollin habe sich auf den Rath seiner Freunde, deren Gutachten er förmlich ver⸗ langt habe, dennoch entschlossen, vor dem obersten Staats⸗Gerichts⸗ hofe zu Versailles zu erscheinen. Er werde sich aber nicht persön⸗ lich vertheidigen, sondern nur eine allgemeine Rechtfertigung seines politischen Verhaltens vorbringen und dann den Satz verfechten, daß das Recht zu öffentlichen Manifestationen den bewaffneten Wi⸗ derstand gegen eine offenbare Verletzung der Verfassung in sich be⸗ greife. Es heißt, er wolle den Gerichtshof nöthigen, sich über die constitutionelle Frage auszusprechen. Der Gerichtsschreiber am Ge⸗ schworenengericht der Seine und Oise wird seinen Dienst am ober⸗ sten Staats⸗Gerichtshofe während der Dauer seiner Sitzungen ver⸗ richten. Er kann sich von mehreren beeidigten Adjunkten helfen lassen. Der Präsident des Gerichtshofs wird die Huissiers für denselben unter denen, die am Tribunal von Versailles angestellt sind, bezeichnen.

Die Patrie meldet, daß Lucian Murat sich nach Turin be⸗ geben habe, um Bois le Comte zu ersetzen, der zum Botschafter in Madrid ernannt sei.

Das Comité des Berges hat aus Anlaß des für den 22. Sep⸗ tember beabsichtigt gewesenen, aber aufgeschobenen Banketts eine Adresse an das Volk erlassen, worin es heißt: „Die gesetzmäßigste, die friedlichste populaire Kundgebung würde ein neuer Vorwand sein, die Republikaner anzuklagen und die Gewalt aus ihrer Ohn⸗ macht zu erlösen. Die National⸗Versammlung wird ihre Arbeiten wieder aufnehmen; warten wir die Hülfsmittel ab, welche die Majorität in ihrer Muße aufgefunden haben wird, um den Kredit herzustellen, den Schlund des Defizits zu schlie⸗ ßen, die Leiden zu tilgen und die Fahne der Republik in den Augen der Völker wieder zu erheben. Inmitten der ihrer Politik anhaftenden Unmöglichkeiten vermag die Majo⸗ rität, davon sind wir überzeugt, nichts für die Revolution, nichts für die Republik. Moͤge man nicht sagen können, daß unsere Ungeduld und unsere Agitation ihre finanziellen und sozialen Wiedergeburts⸗Pläne zum Scheitern gebracht habe; die Ohn⸗ macht der Gewalt muß sich ganz nackt zeigen, ohne Entschuldigun⸗ gen, noch Vorwände. Lassen wir unseren Gegnern 8 Last Freich Lage, welche sie niederschmeitern muß; möge noch einmal Frankreich

bis ihn d z richten können. 1 b Kin hg. 8 enthält ein Dekret, welches die drei Wahl⸗ kollegien der Gironde, Seine Inferieure und Yonne, jedes zur Wahl eines Deputirten, auf den 14. Oktober d. J. zusammen⸗ 98 188 Bankbericht zeigt abermals einen Zufluß an baarem Me⸗ tall von 6 Millionen im Vergleich mit dem letzten Bericht vom 13ten. r Mill. Fr. Noten, 4 Mill. mehr als vor 8 Tagen, im Um⸗ lauf. Das Portofeuille der Bank hatte für 120. Mill. Valuten. Die protestirten Wechsel betrugen 6 Millionen. Der Schatz hat einen Kredit von 85 Mill., er wuchs in den letzten 8 Tagen um

6 Mill. Die laufende Rechnung hat sich um 7 Mill. vermindert,

sie beträgt 104 Millionen. 8 Seit zwei Tagen wendet die Münze den neuen Stempel für die Fünffrankenstücke an. Eine Seite der Münze stellt einen schö⸗ nen Frauenkopf dar, welcher mit Blumen, Aehren, Lorbeeren und Eichenlaub bekränzt ist; eine um seine Stirn geschlungene Binde trägt die Inschrift: Eintracht. Kop und die Umschrift lautet: Französische Republik. Die Rückseite der Münze, mit zweien Palmzweigen, die einen Kranz bilden, ge⸗ ziert, trägt den republikanischen Wahlspruch: Freiheit, Gleich heit, Brüderlichkeit, so wie die Anzeige des Werthes. Auf den Rande des Geldstücks liest man die alte Inschrift: Gott schütze Frankreich. Der Constitutionnel ist nicht für die Einführung einer Einkommensteuer in Frankreich und sucht das dafür angeführt Beispiel Englands mit Gründen zurückzuweisen. „Warum“, sag dies Blatt, „hat England in Zeiten der Noth seine Zuflucht zu einer Einkommensteuer genommen? Weil bei unseren Nachbarer keine direkten Steuern existiren, weil der Grundbesitz nur Lokal Abgaben bezahlt, weil auf dem beweglichen Eigenthume keine Steue lastet, so daß die Einkommensteuer von noch unbesteuertem Vermö gen bezohlt wird. Diese Gründe können keine Anwendung auf das gegenwärtige System Frankreichs finden. Ganz anders als bei der Ein ührung der Zehntel und Zwanzigstel unter dem alten Regime sind die Steuern jetzt auf die ganze Bevölkerung in allen Theilen des Gebiets so gleich vertheilt, als es nach dem Stande der Finanzwissenschaft zulässig ist. Ganz anders als in England ist unser Einkommen in jeder möglichen Form besteuert. Wäh⸗ rend England durch die Einkommensteuer 65 Mill. von Grundbesitzer verlangt, verlangen wir 280 Millionen durch die Grundsteuer; die 44 Millionen, welche es von den Fabriken und dem Handel bekömmt, erhalten wir durch die Patentsteuer; mit einem Worte, während England den Grundbesitz und das bewegliche Eigenthum durch die Einkommen⸗Steuer nur mit 150 Millionen besteuert, erheben wir 420 Millionen durch unsere direkten Taxen. Deshalb muß bei uns eine Einkommen⸗Steuer auf schon besteuerte Gegenstände fallen. Sie schöpft nicht aus neuen Quellen, wie Herr Passy sagt, sondern Ks schon besteuerten; der einzige Unterschied ist, daß sie in ihrer Ge⸗ sammtheit Einkünfte angr eift, die bestehende Steuern theilweise tref⸗ fen; und darin zeigt sich der Hauptübelstand der Einkommen⸗Steuer. Sie führt nicht nur 8 süen Steuer, sondern ein neues Prinzip in unser Besteuerung s⸗System ein.“ 1 unser e fand eine Versammlung der Abgeordneten der Asso. ciationen statt; sie waren 150 Personen eef, wornmer, er Assemblee Nationale zufolge, 10 Frauen. Die verschiedenen Associationen der Arbeiter in Paris haben die EE1““ der Polizei auf sich gezogen; sie zählen an 20,000 Arbeiter, versamm⸗ len sich häufig, sprechen zwar nicht von Politik, desto mehr jedoch über sozialistische Fragen. Die Schneider sind die leidenschaftlichsten. Seit zehn Tagen herrscht zu Marseille in Folge des Ausbruchs der Cholera, die täglich 70 bis 80 Opfer fordert, ein panischer Schrecken. Der Präfekt suchte in einer Bekanntmachung die Ein⸗ wohner zu beruhigen, indem er sie darauf aufmerksam machte, daß die Epidemie bei weitem nicht so heftig wüthe, wie im Jahre 1832; er warnt sie auch gegen die um sich greifenden abgeschmackten Ge⸗ rüchte von Vergiftungen und dergleichen. Die Nachricht von dem Ausbruche der Cholera in Toulon hat sich bis jetzt nicht bestätigt. Dagegen haben sich in Algier einige Cholerafälle gezeigt; die Ein⸗ geborenen bleiben fast ganz verschont, aber die Verurtheilten im Fort Babasun haben fast den zehnten Theil ihrer Anzahl an der Krankheit verloren. In Philippeville sind 1100 Kranke im Hospi⸗

Während der Baarvorrath 402 ½ Millionen beträgt, sind

Ein Stern strahlt über dem Kopf,

Leute, austreten, werden, wie man glaubt, nur 210 zugelassen werden,

tal, sie kommen aus den Ackerbau⸗Kolonieen und den benachbarten Dörfern.

28 einigen Tagen bemerkt man, daß die Wirthshäuser in den Vorstädten bis spät in die Nacht mit Arbeitern überfüllt sind. Wie es heißt, wird von der ultra⸗demokratischen Partei wieder viel Geld ausgetheilt.

Der Moniteur de l' Armee bestätigt die Nachricht von der theilweise beschlossenen Entwaffnung durch Heimsendung der noch unter den Fahnen stehenden Soldaten der Klasse von 1842. Für die im Innern befindlichen Corps, deren General⸗Inspection been⸗ digt ist, wird die Entlassung vom 1. Oktober an beginnen, bei den übrigen aber gleich nach geschlossener Inspection.

Zu Montpellier wurde am Abend des 13ten d. M. einer der

Fentflohenen Angeklagten des 13. Juni, Durand, festgenommen. Die

richterliche Behörde hatte viele Mannschaft aufgeboten, um die Ver⸗ haftung zu bewerkstelligen.

Die seither in zwei Forts bei Montpellier eingesperrten ara⸗ bischen Gefangenen sind freigegeben worden und schon nach Afrika

abgereist.

Wie es heißt, wird in kurzem ein russischer Diplomat vom Range des Generals Lamoriciere hier eintreffen; das Hotel des russischen Botschafters wird daher bereits neu eingerichtet.

Der ehemalige Minister Duchatel befindet sich jetzt auf seinem Landsitze in Medoc.

Zwischen Frankreich und der Republik Aequator ist ein Han⸗ delsvertrag abgeschlossen worden.

Contre⸗Admiral Desfosses, der neu ernannte Befehlshaber am Platastrome, wird erst nach der Diskussion über den Vertrag mit Rosas abreisen, die gleich in den ersten Tagen nach Wiedereröff⸗ nung der Session stattfinden soll.

In der Vorstadt Poissonniere platzte vorgestern Nachmittag abermals mit gewaltigem Knalle eine Petarde. Der Mann, der sie gelegt hatte, ergriff die Flucht, wurde aber eingeholt und nach der Polizei⸗Präfektur gebracht. Er ist ein Maurergeselle, und man fand bei ihm noch 6 große Petarden.

Da Lamartine's Monatsschrift, der „Rathgebex des Volkes“, in der letzten Zeit eine der demokratischen Partei sehr verdrießliche Richtung genommen hat und namentlich die großentheils sozialistisch gesinnten Elementarlehrer heftig angreift, so beabsichtigt man jetzt von sozialistischer Seite, eine Monatsschrift im entgegengesetzten dem Titel „Gegen⸗Rathgeber des Volkes“ erscheinen zu en. Die Bestimmung des Gesetzes vom 5. Dezember 1848, welche ng Hehe ghe Fhun sung von ““ Strohhüten und von feinen genähten Stro en, die in Frankrei if 1 sollen, gestattete, ist aufgehoben Lane⸗ gesteift und staffirt werden

Das Evenément kündigt cine neue Arbeit Emil von Girar⸗ din's gegen die Grundsteuer an. „Diese Arbeit“, so sagt genann⸗ tes Journal, „wird eine Umwälzung in unserem jetzigen Steuersy⸗ stem hervorbringen.“ 8

Die Maires von Paris versammeln sich auf dem Stadthause, um über die während des Winters zu gewährende außerordentliche Hülfe zu berathen.

Herr Halard, Präsident eines legitimistischen Arbeiter⸗Comité's, welches einen Aufruf an das Volk erlassen hat, ist verhaftet wor⸗ den. Das Comité wollte eine Petition an die Kammer richten, in der das Volk die Kammer ersuchen sollte, man möchte es befragen.

Graf Préville, der Alters⸗Präsident mehrerer Kammern war, ist, 9 Jahre alt, gestorben.

Z Ministerium des Innern beschäftigt man sich mit einem Gesetze über die Vorlesungen zu wohlthätigen Zwecken. Auch ist man mit der Prüfung der Akten der Juni⸗Insurgenten von 1848, die auf den Gefangenenschiffen sind, beschäftigt. Es handelt sich um eine neue Kategorie zu Begnadigender. Diese Begnadigung soll angeblich in den ersten Tagen des Oktobers stattfinden. b

Herr Blanqui ist jetzt in der Bretagne; die Regierung hat ihn mit einem Bericht über die Lage der ländlichen Bevölkerung Frankreichs beauftragt.

Die Numerirung der Häuser in Paris kostet der Stadt 100,000 Fr. Die Kosten der Wahlen im April betrugen, die An⸗ fertigung der Wahllisten abgerechnet, für Paris 55,000 Fr. Für die etwanigen Gemeinderathswahlen waren 37,000 Fr. aus⸗ gesetzt.

Ein Chirurg in Marseille ist auf den Gedanken gekommen, die Cholera wie die Blattern einzuimpfen. Er soll die Regierung

um die Erlaubniß gebeten haben, mit einem zu lebenswierigem

Gefängnisse verurtheilten Sträflinge, dem, wenn er die Probe aus⸗ hält, die Freiheit geschenkt werden soll, seine Experimente anzu⸗ stellen. Die Union medicale spricht sich jedoch gegen die Mög⸗ lichkeit der Einimpfung der Cholera aus, da es keinen Impfstoff dafür gebe. Vieäle Fälle hätten ja bewiesen, daß die Cholera nicht ansteckend sei.

Seit dem 10. Dezember fanden 74 amtliche Kabinets⸗Sitzungen

statt, die vertraulichen Versammlungen nicht gerechnet.

Als Kandidaten für die Militairschule haben sich 1700 junge wovon 508 aus Paris, gemeldet. Obgleich 212 Schüler 6 ga den gedienten Unteroffizieren mehr Plätze als bisher ge⸗ en will.

lm 4. Mai 1849 hatte Frankreich 15,988 Departemental⸗ Gendarmen „582 afrikanische Gendarmen, 479 in den Kolonieen, 717 mobile Gendarmen, 2130 Mann republikanische Garde. Der Offiziere waren 737, der Unteroffiziere und Gendarmen zu Fuß

7012, der Unteroffiziere und Gendarmen zu Pferde 12,147.

Großbritanien und Irland. London, 20. Sept.

Nach den neuesten Berichten vom Cap bietet der Gouverneur alle Ueberredungskraft auf, um die britische Regierung zur Zurück⸗

nahme ihres Beschlusses zu bewegen, wie aus seinen von den Zei⸗ tungen veröffentlichten Depeschen an den Grafen Grey hervorgeht, und hat inzwischen durch eine am 17. Juli erlassene Proclamation die Zusage gegeben, daß er die demnächst von Bermuda zu erwar⸗ tenden 300 Sträflinge, bis zum Eintreffen neuer Instructionen aus England, nicht ans Land lassen, sondern auf den Schiffen in der Simons⸗Bucht in Haft halten wolle. Die Bewohner der Cap⸗ stadt haben sich indeß durch dieses Versprechen nicht beruhigen lassen, denn noch am 31. Juli in einer Versammlung beschlossen wor⸗ 8 is⸗ strenge eigene Wachsamkeit dafür zu sorgen, daß das hen des Gouverneurs nicht verletzt oder v. irgend eine

eise umgangen werde, und zugleich auf dem früheren Beschlusse zu beharren, durch welchen Jeder, der mittelbar oder unmittelbar die Ausführung der Regierungsmaßregel befördert, in Verruf er⸗ klärt wird. Aus den letzten Berichten geht übrigens hervor, daß das Cap nicht nur Sträflinge aus England, sondern auch aus und oa verurtheilten Militair⸗Sträf⸗ inge der europäischen Regimenter in indi wecerbetaas sh. g n Ostindien und Ceylon aufzu⸗ Ueber den Schiffbruch der „Hibernia“ erfährt man, daß die⸗ selbe den 31. August bei nebeligem Wetter nach gnse⸗ segelte, als sie Morgens halb 7 Uhr auf die Tschebukto⸗Klippen

n s 18

1747

stieß, wodurch sie vorn ein Leck erhielt. Es gelang durch Umwenden der Maschinen, das Schiff wieder flott zu machen, so daß es nach dem Hafen zurückkam und nach Ausbesserung des Schadens am Tage darauf wieder die Fahrt von neuem antrat. Am 4. Sep⸗ tember aber hatte das Schiff wieder mit dem ungünstigen Wetter zu kämpfen, und der Leck sprang wieder so auf, daß 4 Pumpen und alle anderen Mittel vergebens angewandt wurden, so daß die Offiziere des Schiffes es am rathsamsten hielten, nach Halifax zu steuern, wo man am 7ten glücklich anlangte. Am 8ten traf die „Kanada“ zu Halifax ein und übernahm die Depeschen und Briefe der „Hibernia“, welche jetzt eingetroffen sind. Die „Hibernia“ geht nach New⸗York, um dort wiederhergestellt zu werden; es ist blos der Vordertheil, der Schaden genommen.

London, 21. Sept. Der Hof wird am 28sten d. M. wieder zu Osborne auf der Insel Wight erwartet.

Der Premier⸗Minister, Lord John Russell, erwiedert auf einen Brief des Herrn Hume, worin dieser sich üͤber die Abweisung der italienischen Flüchtlinge von Seiten des britischen Gouverneurs in Malta beklagt, daß England durch Aufnahme so vieler politischen Flüchtlinge seit der Februar⸗Revolution einen hinlänglichen Beweis von seiner liberalen Gesinnung gegeben habe, daß es für Malta aber gefährlicher, als für London sei, revolutionaire Banden zu be⸗ herbergen, und daß demnach der Gouverneur von Malta vollkom⸗ men im Rechte gewesen, als er sich geweigert habe, die römischen Flüchtlinge aufzunehmen.

Am 14. September starb in London, 70 Jahre alt, der whig⸗ gistische Pair Baron Methuen, vormals, von 1812 bis 1838, Un⸗ terhausmitglied für Wiltshire, wo die Familie begütert ist. Er stammte von Herrn John Methuen, dem Diplomaten, welcher den nach ihm benannten Vertrag mit Portugal, den Methuen⸗Vertrag, abgeschlossen. Der Sohn des Verstorbenen erbt die Pairswürde. Die Morning Post meldet ferner den Tod des reichen Herrn J. Musters, eines Mannes, der dadurch in weiteren Kreisen bekannt geworden, daß es ihm gelungen, die von Lord Byron geliebte und viel besungene Mary Anne Chaworth dem Dichter abwendig zu

machen und sie im Jahre 1805 zum Altar zu führen. Herr Musters war ein leidenschaftlicher Fuchsjäger von athletischer Ge⸗ stalt. Seine Gattin starb schon im Jahre 1832, mit Hinterlassung einer zahlreichen Familie.

Cabrera war in voriger Woche ernstlich erkrankt, befindet sich aber in der Besserung. Der Infant Don Juan besucht ihn täglich.

In der gestrigen General Versammlung der Actionaire der Bank von England wurde die Austheilung einer halbjährlichen Di⸗ vidende von 3 ½ pCt. ohne Abzug der Einkommensteuer zum 11. Ok⸗ tober beschlossen.

Der Befehl, die „Hecate“ zur Abfahrt nach dem Cap segelfer⸗ tig zu machen, ist zurückgenommen.

In der mit dem 15. September endenden Woche sind in Lon⸗ don 1682 Personen an der Cholera gestorben.

Am 16ten d. M. machten etwa 200 Mann, mit Schießgeweh⸗ ren und Piken bewaffnet, einen Angriff auf die Polizei⸗Station bei Cappoquin in Irland. Zwei Konstabler, welche Dienst in der Stadt hatten, waren Labwesend, und nur 7 befanden sich im Gebäude, waren jedoch einige Minuten, ehe der Angriff erfolgte, auf densel⸗ ben vorbereitet worden. Sie feuerten 18 Schüsse auf die Angreifenden, durch welche einer derselben getödtet wurde, indem ihn drei Kugeln ins Herz trafen. Die Uebrigen flohen und ließen 44 Piken auf dem Schlachtfelde. Vier Verhaftungen wurden später vorgenom⸗ men. Die beiden Polizisten, welche den Dienst in der Stadt gehabt hatten, wurden ebenfalls auf ihrem Wege angegriffen, und einer erhielt 17 Wunden. Eine Untersuchung ist bereits ein⸗ geleitet.

Italien. Turin, 17. Sept. (F. B.) Der Staat hat den Gesetzvorschlag für die Veräußerung der durch die Bestimmungen vom 12. Juni geschaffenen rückkäuflichen Rente, mittelst Privat⸗ Vertrag, angenommen. Er änderte an diesem von der Deputirten⸗ kammer gebilligten Gesetz nichts, verwarf jedoch alle Eingangs⸗ erwägungen.

Die Gazette del Pop olo schlägt Piemont vor, die Kloster⸗ güter, die 113 Millionen werth sind, zu verkaufen, um die von Oesterreich geforderten 75 Millionen zu zahlen. Den 3320 Kloster⸗ bewohnern solle man eine Pension von 500 Livres geben.

Die Opinione meint, statt Geld zur Gründung eines Jour⸗ nals zu geben, solle Mazzini die jungen Italiener unterstützen, die er in Rom hilflos zurückgelassen.

Livorno, den 13. September. (Lloyd.) Hier ist die ame⸗ rikanische Dampffregatte „Mississippi“ mit 10 Kanonen und 165 Mann eingetroffen. An Bord desselben befand sich der Comodore Morgan, Kommandant des amerikanischen Geschwaders im Mittel⸗ meere. Sie hat sich nach der Levante begeben. Das heute in Li⸗ vorno von Bastia eingetroffene Dampfboot brachte die Nachricht, daß die Cholera in Marseille in merklicher Abnahme begriffen ist. Am 10ten kamen nur noch 85 neue Erkrankungen vor. Dagegen scheint die Krankheit in Avignon um sich greifen zu wollen.

Rom, 11. September. (Lloyd.) Die Lage der französischen Armee wird mit jedem Tage schwieriger. Ohne Zweifel war ssie ch beim Eintritt in die Stadt nicht bewußt, welche Stellung sie daselbst einnehmen müßte. Ihre Disziplin ist tadellos, aber ihr politisches Benehmen ist schwer zu begreifen. Die französische Selbst⸗ verleugnung zeigt sich oft in bemerkenswerther Weise bei dem ge⸗ meinen Soldaten. Ohne zu klagen, schläft der Soldat auf einem bloßen Stein in den Hofräumen der Häuser, in welchen jene wohnen, gegen die er sich geschlagen. Bei den öffentlichen Arbeiten werden gerade die enragirtesten Barrikadenmänner mit Vorliebe verwendet, und in der französischen Kaserne wimmelt es von Bettlern, welche den Soldaten ihren Bissen Brod abschwatzen. So weit wäre Alles vortrefflich, und man sollte Wunder glauben, wie beliebt die Fran⸗ zosen sein müssen. Dies ist jedoch ganz und gar nicht der Fall, und zwar aus dem einfachen Grunde, daß die Franzosen sich in den Römern täuschten und der Ansicht waren, ihnen durch die Be⸗ freiung von der Herrschaft der Klubs einen Dienst erwiesen zu haben, der Alle zufriedenstellen werde. Die ärmeren Klassen, welche Tag und Nacht ihr Leben für eine Sache aufs Spiel setzen mußten, die sie nicht kannten, waren in der That auch am ehesten mit den freundlichen fraͤnzösischen Soldaten einverstan⸗ den; nicht so die gebildeteren Klassen. Aus diesen Schichten kamen auch die Mordanfälle gegen einzelne Soldaten, um die Erbitterung dadurch zu steigern; deshalb wurden alle fremdartigen Elemente aus der Stadt entfernt, um jeden neuen Anlaß zu vermeiden. Dabei verfuhr man jedoch so mild, daß man nur diejenigen Fremden, welche sich durchaus nicht ausweisen konnten, wegschaffte, die übrigen aber ungestört ihren Beschäftigungen nachgehen ließ. Diese Milde that nicht die geringste Wirkung, und die Anfeindungen gegen die Fran⸗ zosen nahmen ihren Fortgang. Fragt man sich aber, was die Rö⸗ mer denn eigentlich wünschen, so ist die einfache Antwort: Sie wollen, daß der Papst wieder zurückkomme und als souverainer Fürst, und umgeben von weltlichen Ministern und Räthen, herrsche. Nun su⸗

——

1“

chen die Franzosen durch den Widerstand, den sie den Kardinaͤlen

entgegensetzen, das Volk wieder für sich zu gewinnen. Vermögen sie aber auch die Wünsche des Volkes zu erfüllen? vermögen sie dies, ohne einen allgemeinen Krieg heraufzubeschwören? Und ist endlich Frankreich in der Lage, einen Krieg zu führen? Frankreich ist jetzt hier mit aller Welt zerfallen, mit dem Papste, mit den Geist⸗ lichen und mit dem Volke. Besser wäre es vielleicht gewesen, wenn sie gar nicht intervenirt hätten. Die Absicht der Franzosen war vielleicht gut, aber sie sind nicht in der Lage, sie durchzuführen. Daher nun Mißstimmung, welche sich besonders in der letzten Zeit bei verschiedenen Gelegenheiten kund gab. 1

8 Spanien. 16. Sept. (F. B.) Die Königin Isabella wohnte gestern der Vorstellung von lebenden Bildern auf dem Theater des Cirkus bei. Der Graf Maffei de Broglio und Lavico de Quirtenga wurden gestern in einer Privat⸗Audienz von der Königin und dem König empfangen. Sie uͤbergaben dem Kö⸗ nig den Annunziaten⸗Orden, den der König von Sardinien ihm verehrt.

Moldau und Walachei. Bukarest, 9. Sept. (Buk. Ztg.) Gestern Abends 6 Uhr ist Se. Excellenz der Ober⸗ general der verbündeten Kaiserlichen Heere in Siebenburgen, General⸗Adjutant von Lüders, unvermuthet hier eingetroffen, denn Se. Excellenz wurde erst morgen erwartet. Se. Durch⸗ laucht der regierende Fürst hatte bereits am 24ten d. M. den Justiz⸗Minister K. Sutzo und seinen Adjutanten, den Oberst J. Floresko, abgeschickt, um Se. Excellenz an der Gränze zu em⸗ pfangen und nach der Hauptstadt zu geleiten. Am Dienstag wird die Stadt Bukarest dem heimkehrenden Sieger zu Ehren an dessen Namenstage einen Bal paré geben. Es soll dies ein schwacher Ausdruck der tief gefühlten Bewunderung und Dankbarkeit sein, welche die Einwohner der Hauptstadt dem Helden von Siebenbür⸗ gen zollen für so viele Beweise von Edelmuth und Güte. Wie ein Lauffeuer durchflog die Nachricht von der Ankunft Sr. Excellenz die Stadt, und Se. Durchlaucht schickte unmittelbar darauf seinen Herrn Bruder, den Minister des Kultus, J. Bibesko, um Se. Ex⸗ cellenz zu Dero glücklicher Rückkehr zu beglückwünschen. Der heu⸗ tige Vormittag war natürlich mit Felicitations⸗ Visiten ausgefüllt. Die hohe Generalität und das Offizier⸗Corps der Kaiserl. russischen hier garnisonirenden Truppen, der Kaiserl. russische General⸗Konsul mit den Konsulats⸗Beamten, eine Deputation der Kaiserl. ottoma⸗ nischen Armee, das Offizier⸗Corps der walachischen Miliz, die Her⸗ ren Minister, die Geistlichkeit, die Munizipalität der Hauptstadt, die Herren Bojaren und viele Einheimische und Fremde beeilten sich, Sr. Excellenz ihre Glückwünsche zu dem so glorreich beendeten Feld⸗ zug darzubringen.

Die Regierung hat unterm 4ten d. M. dem außerordentlichen Verwaltungsrath die Mittheilung gemacht, daß Se. Excellenz der Kaiserl. russische Kommissär, Herr General⸗Lieutenant von Duha⸗ mel, die Regierung durch eine Note in Kenntniß gesetzt hat, daß in Folge der von Sr. Excellenz dem Herrn Reichskanzler erhalte⸗ nen Nachrichten der denkwürdige Feldzug in Ungarn beendigt ist, und daß demgemäß der Herr General Fürst Radziwill von der Suite Sr. Majestät des Kaisers über Bukarest nach Konstantino⸗

zu geben, welche etwa erforderlich wären. Da diese Nachricht für alle Einwohner dieses Landes höchst erfreulich ist, sowohl wegen der durch die Kaiserl. Heere erfochtenen Siege, als wegen der Wie⸗ derherstellung der Ruhe und Ordnung in einem Nachbarstaate, von wo uns Gefahr drohte, so beeilt sich die Regierung, dies zur öf⸗ fentlichen Kenntniß zu bringen.

Jonische Inseln. Korfu, 13. Sept. Aufstand auf der jonischen Insel Cephalonta ist in Folge der ange⸗ wendeten sehr energischen Maßregeln für so gut als beendigt an⸗ zusehen. flüchtete sich in das Gebirge, wo er, immer enger von den Truppen eingeschlossen, nothwendig sich ergeben muß. Die von dem Lord⸗ Ober⸗Kommissär an den Senat gemachte Mittheilung enthält den näheren Verlauf der Sache. Mehrere Hinrichtungen haben statt⸗

efunden, und andere sind noch zu erwarten. Es ist schwer, dieses 1. ganz sinnlose Benehmen der Cephalonier auf einen bestimmten Grund zurückzuführen. Einige behaupten, es sei Plünderungssucht des Landmannes, Andere meinen, die Unzufriedenheit der Jonier mit dem englischen Protektorate und der Wunsch, mit Griechenland sich zu vereinigen, sei an diesem thörich⸗ ten Beginnen Schuld. Die wahrscheinlichste Vermuthun mag wohl folgende sein: Es unterliegt keinem Zweifel, da in Griechenland eine geheime Gesellschaft besteht, deren Absicht ist, einen Umsturz der Dinge herbeizuführen. Nebst jener griechischen Propaganda, der es nur um die Erweiterung des griechischen Kö⸗ nigreiches auf Kosten der Türkei zu thun ist, die aber immer die constitutionelle Monarchie unter König Otto beizubehalten wünscht, scheint eine zweite Sekte sich gebildet zu haben, der es nebst der Vergrößerung Griechenlands auch um die Errichtung einer griechi⸗ schen Republik zu thun ist; beide Gesellschaften zählen auf den Jonischen Inseln Anhänger, und besonders ist die Jonische Jugend, „Jung Jonier“, die größtentheils nach Paris zur Ausbildung geschickt wird, sehr von den Maximen des Kommunismus angesteckt und verdorben. Die Nationa⸗ litäts⸗Bestrebungen der Neuzeit haben das Ihrige beigetragen, den Wunsch nach einer Vereinigung mit Griechenland mit Macht zu wecken, und die vorherrschende Abneigung gegen die Engländer ist dieser Stimmung eben nicht zuträglich. Die Wühlerei in Grie chenland fand daher Anklang, und die Vereinigung mit der grie chischen Propaganda breitete sich besonders in den beiden Griechen⸗ land ganz 28S gelegenen Inseln Cephalonia und Zante aus, w auch die Sitten und Gebräuche weit griechischer sind, als in Korfu Das gemeine Volk wußte man für die Verbreitung kommunistischer Lehren zu gewinnen. Die Presse von Cephalonia stachelte den Haß gegen das englische Protektorat und nährte im Volke den Wahn: es brauche jetzt nur sich zu erklären, welchem Staate es angehören S denn die Zeit sei gekommen, wo das Volk Herrscher gewor⸗ den sei.

Wir erhalten eine Proclamation des Lord⸗Ober⸗Kommissärs, welche die auf den Inseln vorgefallenen Ereignisse bitter beklagt und sich über dieselbe in folgender Weise ausspricht:

„Während die ganze Bevölkerung ihren friedlichen Geschäften nach⸗ gehen sollte, sind die Vorfälle in verschiedenen Distrikten geeignet, den Na⸗ men eines Christen oder eines Menschen zu brandmarken. Das Eigenthum ehrbarer Bürger wurde zerstört und, mit diesem Vandalismus noch nicht zufrieden, wurde noch dazu der abscheulichste Mord begangen. Der Ritter Metaxa wurde sammt seiner Dienerschaft, im Beisein der ganzen Bevölke⸗ rung von Skala im eigenen Hause ermordet. Wehlbekannte Ehren⸗ männer wurden in Gefängnisse geschleppt, um ihnen unter grausamen Erpressungen ihr Eigenthum zu rauben. Wenn nun gleich diese und ähnliche außerordentliche Gewaltthätigkeiten sich auf einen —5 Raum beschränkten, so zeigt doch das allgemeine Gefühl der b-en welches alle Besitzenden ergriff, daß auf der ganzen Insel der schli

Geist herrsche.“ Der Lord⸗Ober⸗Kommissär erzählt nun welche Maßtegelh

.

pel gegangen ist, um Sr. Kaiserl. Majestät dem Sultan die Been-⸗ digung dieses Krieges anzuzeigen und alle Aufklärungen darüber

(Llo y d.) Der 8

Ein Ueberrest von ungefähr vierzig der Aufständigen

Esevzi