fordert hat, scheint jetzt ganz nachzulassen. Dagegen sind andere Krankheiten, welche durch den zu häufigen Genuß des bei uns in nie gekannter Fülle gewachsenen Obstes hervorgerufen werden, fast überall gang und gebe.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 1. Okt. (O. P. A. Z.) Dem Professor Kinkel wurde am 28. September in Rastatt sein Urtheil verkündet, welches auf lebenslängliche Festungsstrafe lautet. Das vorgestern hier durchmarschirte Bataillon des Königl. preußi⸗ schen 27sten Landwehr⸗Infanterie⸗Regiments führte den Verurtheil⸗ ten mit sich. Zwei Compagnieen des hier garnisonirenden König⸗ lich preußischen 30sten Infanterie⸗Regiments nahmen denselben im Bahnhof in Empfang und eskortirten ihn bis zur friedberger Warte, wo ihn das obengenannte Bataillon wieder übernahm, um ihn nach Magdeburg zu bringen. Der Gefangene befand sich in
einem einspännigen Wagen mit zwei preußischen Unteroffizieren.
Frankfurt a. M., 2. Okt. (O. P. A. Z.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen ist heute Nachmittag, von Weimar kommend, hier eingetroffen. Wie man vernimmt, wird Se. König⸗ liche Hoheit morgen hier verweilen und sich übermorgen nach Karls⸗ ruhe begeben. F
Bremen. Bremen, 2. Okt. (Wes. Z.) Der Senato Duckwitz hat (wie bereits gemeldet) der nach einem Beschluß des Senats und der Bürgerschaft an ihn gerichteten Aufforderung zum Wiedereintritt in sein Amt Folge geleistet. Gestern begab sich eine Deputation des Senats und der Bürgerschaft, mit den Präsiden⸗ ten dieser beiden Körperschaften an ihrer Spitze, zu Herrn Duck⸗ witz, um ihn von dem gefaßten Beschlusse in Kenntniß zu setzen. Herr Duckwitz antwortete in kurzer Rede, in welcher er seine Ein⸗ willigung erklärte, dem Wunsche des Staates zu entsprechen, und zugleich, warnend vor den Verirrungen der Zeit, sich über den Weg aussprach, auf welchem allein Bremens Wohl gesichert sein werde. Der Senatsversammlung, welche darauf um 12 Uhr stattfand, hat Herr Senator Duckwitz bereits wieder beigewohnt.
Hamburg. Hamburg, 2. Okt. (H. C.) Der Präͤ⸗ sident der konstituirenden Versammlung, Herr Dr. Baumeister, hat dem permanenten Ausschusse dieses Körpers nachstehendes Senats⸗ Konklusum mitgetheilt:
„Der Senat hat nach Empfang der ihm am 31. August übergebenen organischen Gesetze und nachdem die konstituirende Versammlung durch die Bedenken des Senates gegen die von ihr beschlossene Verfassung sich zu einer Revision der letzteren nicht veranlaßt gefunden, es mit seinen Pflich⸗ ten gegen den hamburgischen Staat unvereinbar halten müssen, einen wei⸗ teren Schritt in der Verfassungs⸗Angelegenheit zu thun, ohne vorher mit
schläge einbringe
dem anderen Theile der bestehenden Staatsgewalten, welche den Rath⸗ und Bürgerschluß vom 7. September 1848 gefaßt haben, in fernere Verhandlung zu treten. Der Senat hat die Gründe dieser seiner Ausicht in dem beifolgenden an Erbgesessene Bürgerschaft gerichteten Antrage (Pro⸗ position vom 20. September) näher entwickelt, und da die Erbgesessene Bürgerschaft den Antrag mitgenehmigt und die ihrseitigen Mitglieder für die beantragte gemischte Kommission gewählt hat, so verfehlt der Senat nicht, der konstitnirenden Versammlung hiervon, so wie von dem beiliegen⸗ den Verzeichnisse der Mitglieder der Kommission amtliche Mittheilung zu machen und daran die angelegentliche und dringende Aufforderung zu knüpfen, daß die Versammlung sich entschließen möge, bereitwillig die Hand zu den Ver⸗ handlungen zu bieten, welche die Rath⸗ und Bürger⸗Kommission anzuknüpfen den Auftrag erhalten hat, um im wahren und wohlverstandenen Interesse der gesammten Bevölkerung Hamburgs eine Ausgleichung der sich entgegen⸗ stehenden Ansichten und damit die Errichtung einer den inneren Frieden und die äußere Stellung unseres Staates sichernden Verfassung anzubahnen. Den dem Senate mitgetheilten Beschluß der konstituirenden Versammlung vom 24. September wird der Senat sofort der gemischten Kommission über⸗ geben, weshalb er auf eine Erörterung der in jenem Beschlusse und dessen Motivirung ausgesprochenen Ansichten für jetzt nicht weiter eingeht. (gez.) Ed. Schlüter, Dr.“ ’
Der Ausschuß hat es jedoch nicht für nöthig erachtet, in An⸗ laß dieses Konklusums die Mitglieder der Versammlung zu einer Plenarsitzung zusammenzuberufen.
———
MNusland.
Hesterreich. Mailand, 28. Sept. (Lhoyd.) Zwischen dem Bevollmächtigten Sr. K. K. Majestät und Sr. Königlichen Hoheit dem Infanten Herzog von Parma ist in Mailand am 2. Juli 1849 fol gender Vertrag abgeschlossen worden: „Einziger Artikel. Die am 23. Januar 1848 getroffene Uebereinkunft zwischen Sr. K. K. Majestät und Sr. Königlichen Hoheit dem Erzherzog Herzog von Modena wird ihrem ganzen Inhalte nach auch für die bezüglichen Staaten Sr. Majestät und Sr. Königlichen Hoheit des Infanten Herzogs von Parma angenommen. Sie beginnt vom 1sten September 1848 an in Wirksamkeit zu treten und wird bis zum Ende der erwähnten Uebereinkunft, nämlich bis zum 1. März 1850, dauern.“ Da diese Beitritts⸗Akte für das Herzogthum von Parma von Sr. Königl. Hoheit dem Infanten Herzog von Parma ratifizirt worden ist, so wird sie zur entsprechenden Ausführung und in Folge einer Depesche des Herrn Finanz⸗Ministers vom 78 September l. J. mit dem Beifügen zur öffentlichen Kenntniß ge⸗ bracht, daß die erwähnte Uebereinkunft zwischen dem Kaiserthum Oesterreich und dem Herzogthum Modena im lombardisch⸗venetia⸗ nischen Königreiche mit Bekanntmachung vom 23. Februar 1848 veröffentlicht worden ist. Mailand, 23. September 1849. Der Kaiserliche bevollmächtigte Kommissär Montecuccoli.
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Präsi⸗ dent: Herr Dupin der Aeltere. Sitzung vom 1. Oktober. Die Sitzung wird um 2 Uhr eröffnet. Bei der Eintrachtsbrücke be⸗ merkt man einige Männer aus dem Volke in Kitteln. Sie grup⸗ piren sich in tleinen Kreisen und plaudern über Politik. Nur zwei oder drei Stadtsoldaten gehen durch die Gruppen hindurch; I vor dem Palast befindet sich ein Militairposten. Unter den . 1ö Abgeordneten bemerkt man vor Allen die Dir erfte 11“*“ und Pierre Bonaparte. Höficleitzbezengunaen 88* Eröffnung verläuft mit gegenseitigen ihre Pläͤte ““ er Präsident: JSIch ersuche die Abgeordneten,
.3535 einzunehmen. Der namentliche Aufruf wird stattfin⸗ den; 53 Abgeordnete haben einen Urlaub verlangt.“ Die Namen der⸗
selben werden verlesen. Der Name des Herrn Gustape von Beaumont
der als Gesandter nach Wien geschickt werden soll, erregt Auf⸗
merksamkeit. Der namentliche Aufruf findet nicht statt da 7 58g
ges Murren erregt; statt dessen tritt jeder Abgeordnete vor die Tri⸗
büne hin und wirft seinen Namen in eine Urne. Diese neg5
werden in den Moniteur eingerückt werden. Alle Minister sind in der Sitzung, Herrn Falloux ausgenommen, er will, sagten Viele, die Debatte abwarten, um seine Handlungsweise danach einzurichten, deshalb bleibe er auf dem Lande. Es sind 484 Deputirte anwesend. Der Präsident zeigt den Tod Ravez's an. Herr von Tocqueville, Minister des Auswärtigen: „Meine Herren! Die Expedition nach Rom hat Ausgaben veranlaßt, die einen Kredit nöthig machen. Die Minister des Krieges und der Marine werden Gesetz⸗Vor⸗
1804
Ich verlange einen Kredit von 140,000 Fr., um die Unkosten zu decken, die bis zum 31. Dezember aufgelaufen sind. Die Regierung will die römische Angelegenheit der Kammer in ihrem wahren Lichte zeigen. Die drei Gesetzvorschläge mögen einer besonderen Kommission überwiesen merden.“ Der Kriegs⸗ Mi⸗ nister verlangt für die römische Expedition einen Kredit von 6,817,720 Fr. Der Marine⸗Minister für denselben Gegen⸗ stand 1,945,200 Fr. Herr Passy, Finanz⸗Minister, bringt zwei Gesetzvorschläge ein: 1) die Auszahlung des Wittwengehalts an die Herzogin von Orleans nach dem Gesetz vom 1. Mai 1837; 2) ein Gesetz über den Stempel der Handelspapiere. Herr Vatardier richtet an den Minister eine Anfrage wegen des Gefängnißwesens. Man hätte den Personen, welche die politischen Gefangenen besuchen wollten, den Eintritt verweigert. Der Minister giebt einige Erklärungen und rechtfertigt den Prä⸗ fekten. Die Sitzung wird aufgehoben.
Paris, 1. Okt. Der Präsident der Republik nimmt von heute an seinen Wohnsitz wieder im Elysee. Zu St. Cloud lebte er sehr zurückgezogen und kam nur nach Paris, um dem Minister⸗ rathe beizuwohnen. “ 8
In Folge der Nachrichten aus Konstantinopel ist die, Rente heute abermals gefallen. Herr von Marcel ist gestern früh nach Kanstantinopel abgereist, um dem dortigen französischen Gesandten Depeschen zu überbringen, welche sich auf die ungarischen Flücht⸗ linge beziehen und, wie man versichert, volle Zufriedenheit mit dem Verhalten der türkischen Regierung aussprechen.
Gestern Mittag wurde über die während der letzten Tage hier angelangten Truppen große Heerschau abgehalten.
Großbritanien und Irland. London, 1. Okt. Vorgestern Abend sind Ihre Majestät die Königin und Prinz Al⸗ brecht mit ihrer Familie und dem Hofe von Gosport, wo sie sich, von Schloß Balmoral zurückkommend, einschifften, glücklich zu Os⸗ borne auf der Insel Wight eingetroffen. Näͤchstens will die Köni⸗ gin ihrer Mutter, der Herzogin von Kent, in dem Badeort Tun⸗ bridge Wells einen Besuch abstatten. Zu morgen ist von Lord Pal⸗ merston ein Kabinetsrath nach dem auswärtigen Amt einberufen, zu welchem sich, wie man glaubt, der größte Theil der Minister einfinden wird.
Die letzten Nachrichten aus Konstantinopel, vom 17. September, werden vom Standard mit der Ueberschrift „Bruch zwischen der Türkei und den Höfen Rußlands und Oesterreichs“, gegeben. „Es bestätigt sich“, sagt dies Blatt heute, „daß die diplomatischen Be ziehungen zwischen der Türkei einerseits und Rußland und Oester⸗ reich andererseits abgebrochen sind, weil die Pforte sich weigert, die polnischen und ungarischen Flüchtlinge, welche an dem letzten Kriege mit Oesterreich Theil genommen haben, auszuliefern. Es hieß, daß Sir Stratford Canning und General Aupick (die Gesandten Englands und Frankreichs) bei ihren Regierungen um unverzügliche Absendung ihrer Flotten nachgesucht hätten, um die Pforte gegen einen etwanigen Angriff Rußlands auf sie zu schützen.“ Der heutige ministe⸗ rielle Globe bemerkt indeß: „Ohne uns die Wichtigkeit der letzten Nach⸗ richten aus Konstantinopel verhehlen zu wollen, können wir doch nicht glauben, daß die Einstellung des diplomatischen Verkehrs zwischen Rußland und der Türkei, wegen der Auslieferungs⸗Verweigerung
der ungarischen und polnischen Flüchtlinge seitens der Pforte, zum Kriege führen werde. Ginge man freilich von der Voraussetzung aus, daß Rußland nur nach einem Vorwand für neue Angriffe auf das ottomanische Reich suche, so könnte es möglich scheinen, daß es die jetzigen Verhältnisse Europa's als günstig für solche Angriffe ansähe und sich wenig darum kümmern würde, unter welchem Vor⸗ wand es dieselben begänne. Wir sollen jedoch erst noch lernen, daß die europäische Meinung in politischen Berechnungen jetzt sicherer hintangesetzt werden könne, als zu irgend einer frühe⸗ ren Zeit; Napoleon fiel, weil er jene moralische Macht in der Politik mißachtete, die er doch als ein Haupt⸗Element für den Erfolg in der Kriegführung anerkannte; und dieselbe allge⸗ meine Stimmung Europa's, welche die Haupt⸗Triebfeder seines Sturzes war, würde sich kundgeben, wenn auf die Türkei ein An⸗ griff von ihrem gebieterischen Nachbar unter Vorwänden, wie die jetzt angedrohten, geschähe. Die Verweigerung solcher Forderungen zum Vorwande für einen Bruch zu nehmen, hieße vor Europa ver⸗ kündigen, daß Rußland aufgehört habe, die Türkei als eine unab⸗ hängige Macht zu betrachten; die Integrität dieser Macht ist aber als ein Gegenstand des Zusammenwirkens von Europa anerkannt worden; keine einzelne oder zwei Mächte können berechtigt sein, die Abhängigkeit der Türkei von ihnen als eine vollbrachte That⸗ sache anzunehmen.“
Der neapolitanische Korrespondent der Times erzählt, daß am 16. September, als Pius IX. Morgens vom Balkon des Palastes herab den Segen habe austheilen wollen, in der Mitte einer Gruppe, die vor dem Platze gestanden, wo König Ferdinand und der Papst sich befunden hätten, plötzlich ein Pistolenschuß gefallen sei, der all⸗ gemeines Entsetzen erregt habe. Zwei Leute aus der Gruppe seien gleich festgenommen worden; bei dem Einen habe sich die eben ent⸗ ladene Pistole vorgefunden, bei dem Anderen eine Hand⸗ granate. Verletzt sei Niemand worden, so daß man nicht einmal wisse, ob sie mit einer Kugel geladen gewesen. In der Nacht seien Zettel gegen den König an den Palastmauern angeheftet gefunden worden, und ähnliche Zettel sollten sich in den Taschen der zwei Verhafteten vorgefunden haben. Ueber die röͤmische Frage meint der Korrespondent, daß sie nur durch einen allgemeinen Kongreß oder durch die Vereinigung Frankreichs mit Oesterreich zu schlichten wäre. Auf Instructionen von Madrid sei der spanische Gesandte den französischen Forderungen beigetreten, und das spanische Heer und Geschwader sollten nach Spanien zurückkehren.
Die Times sagt: „Die Partei der französischen Legitimisten hat sich den Fall des Hauses Orleans zu Nutzen gemacht, um mehr in die öffentlichen Angelegenheiten einzugreifen. Sie hat mit Bra⸗ vour in den Straßen von Paris gefochten und ihre Stimme mit Geschick und Erfolg bei den Wahlen abgegeben. Ihre beliebtesten Mitglieder hielten sich für berechtigt, in das Kabinet eines ersten Würdenträgers zu treten, dessen politische Existenz sie nur als eine temporaire Usurpation betrachteten. Bei einer solchen Gestaltung der Umstände ist der Graf von Chambord zufrieden, seine Sachen dem sicheren Einflusse der Zeit zu überlassen. Zu Ems hat er die nämliche ruhige und würdige Ergebung in den Gang der Sache und in die Republik um Frankreichs willen empfohlen, ehe er ir gend eine Störung der öffentlichen Sicherheit um seinetwillen ver⸗ anlassen möchte. Es ist die Meinung derjenigen, vie in den ‚fran⸗ zösischen Zuständen gut unterrichtet sind, daß die nächste Umwälzung dort eine Nachahmung des Kaiserreichs sein wird. Die Populari⸗
tät des Präsidenten bei der Armee, diesem mächtigen Hebel, kann wohl noch eine Zeit lang zu Gunsten einer Kaiserlichen Dynastie den Ausschlag geben.“
Die Abberufung des französischen Admirals Lepredour aus Buenos⸗Ayres flößt der Times die Besorgniß ein, daß das Ver⸗ hältniß Frankreichs zu Rosas eine mehr kriegerische Wendung neh⸗ men könne, wodurch die bisherige Einigkeit Frankreichs und Eng⸗
wartung übersteigt.
lands in dieser Frage aufhören würde. Als das Ziel der englischen Politik am La Plata erscheine der Schutz der politischen und mili⸗ kairischen Unabhängigkeit der Republik Uruguay, während einige französische Staatsmänner, die in dieser Angelegenheit wieder das Uebergewicht zu erhalten schienen, Montevideo als eine französische Dependenz zu betrachten geneigt seien. Während England, sagt die Times, es sich blos angelegen sein lasse, seine Handelsbeziehungen mit den Uferstaaten des La Plata zu schützen, habe Frankreich bewiesen, daß es sich direkter an diesem Kampfe betheiligt halte. Es habe große Geldopfer zur Vertheidigung Montevidev's gebracht und bringe sie noch, und schlage die Regierung eine Expedition vor, über die man im Unterhause lachen würde, so werde sie in der National⸗Ver⸗ sammlung Beifall finden. Die Times meint, Frankreich könnte an dem nördlichen Ufer des La Plata am Ende solchen Einfluß gewinnen, daß derselbe mit der Unabhängigkeit Montevideo's eben so wenig vereinbar sein würde, als die Invasion von Rosas selbst. Es sei gewiß, daß die englischen Handels⸗Interessen eine Beilegung dieser Frage längst herbeiwünschten.
Das vom Kongresse von Venezuel angenommene Gesetz vom 9. April d. J., welches dem Schuldner die Möglichkeit darbietet, sich eine Zahlungsfrist von sechs bis neun Jahren auf Kosten sei nes Gläubigers zu verschaffen, hat folgendes Cirkular des briti⸗ schen General⸗Konsulats in Venezuela an seine Agenten in den verschiedenen Häfen hervorgerufen: „Carracas, 28. Juli. Mein Herr! Ich habe die Ehre, Ihnen zur Nachricht für sämmtliche britische Unterthanen Ihres Konsulats⸗Distrikts mitzutheilen, daß
die Regierung Ihrer Majestät der Königin, nach Kenntnißnahme des venezuelischen Gesetzes vom 9. April, wodurch es den Schuld⸗
nern möglich wird, von ihren Gläubigern einen Aufschub von sechs bis neun Jahren zur Zahlung ihrer Schulden zu erlangen, be
schlossen hat, die Anwendung eines derartigen, mit dem Geiste des Traktates zwischen Großbritanien und Venezuela so unverträglichen und mit den Grundprinzipien eines internationalen Verkehrs so wenig übereinstimmenden Gesetzes, auf bereits eingeleitete oder auf ferner einzuleitende Geschäfte, worin britische Unterthanen betheiligt sind, nicht zu erlauben, und daß die Minister Ihrer Majestät es daher für ihre Pflicht erachtet haben, der Regierung von Venezuela in aller Form zu erklären, daß der Staat Venezuela von Seiten Großbritaniens gebunden erachtet wird, den britischen Unterthanen allen Schaden und alle Verluste, die ihnen jemals aus der Wirk samkeit eines so ungerechten und gewissenlosen Gesetzes erwachsen könnten, zu erstatten. (gez.) J. Riddel.“ G
Der Spectator enthält folgende Bemerkungen über die Ko⸗ lonial⸗-Angelegenheiten: „Die Kolonieen sind immer noch in einem aufgeregten Zustande. Wir haben wenig Nachrichten aus Britisch Amerika. Kanada ist vor der Hand ruhig, aber die Separatisten⸗ Partei gewinnt Boden und hat schon ihr eigenes Organ, den Ca⸗ nadian Independent. Westindien ist immer noch von der Ex⸗ pedition aus den Vereinigten Staaten nach Cuba bedroht, und dem Plane, der für das Programm derselben gilt, fehlte es nicht an Wahrscheinlichkeit. Auf der Insel soll eine zahlreiche Parlei sein, welche der spanischen Herrschaft abgeneigt ist; die Expedition wird aus Sympathisirenden bestehen, welche auf den sofortigen An schluß dieser Partei rechnen; eine provisorische Regierung wird er⸗ nannt und die Insel als unabhängige Republik proklamirt, mit ei nem Worte, es soll dasselbe Spiel wie mit Texas wiederholt werden. Das Cap ist in einem Zustand allgemeinen passiven Widerstandes gegen die Central⸗Regierung, um den Gouverneur zu zwingen, Lord Grey's Befehl, Sträflinge in der Kolonie aufzunehmon, nicht zu ge⸗ horchen. Einsichtige Politiker sahen so etwas voraus, nur daß die vollständige Uebereinstimmung unter den Cap⸗Bewohnern alle Er⸗ s Sie weigern sich, der Regierung Beistand un⸗ ter der Form von Kredit, Handelskontrakten oder amtlicher Mitwir⸗ kung zu geben; sie haben sich vereinigt, über die Regierung eine Art politisches Interdikt auszusprechen. Die persönlichen Opfer, welche diese nationale Verschwörung fordern muß, sind ungeheuer; der Geist der Ordnung, der Aufopferung, der Organisation zeigen Eigenschaften, welche die Kolonisten zu dem am leichtesten zu regierenden Volk auf Erden hätten machen müssen, wenn sie gut regiert worden wären, jetzt erhöhen diese Eigenschaften die Gefährlichkeit des Widerstandes. Es giebt hierlandes Leute, welche die Angelegenheit für wenig wichtig hal⸗ ten, weil im Grunde nur wenig Verbrecher und zwar nicht von der schlechten Sorte nach dem Cap deportirt werden sollten; aber die Bewohner des Caps betrachten diesen Versuch des Kolonial⸗ Amtes, vier Klassen von Verbrechern, irländische Rebellen, gebesserte junge Leute, Militair⸗ und gewöhnliche Sträflinge, einzuführen, als Anzeichen eines festen Vorsatzes, die Heiligkeit der bisher unver⸗ letzten Kolonie zu verletzen; und diesem Vorsatze leisten sie von vorn herein Widerstand. Andere meinen, das Cap sei keine sehr wich⸗ tige Kolonie. Aber wir bringen in Erinnerung, daß das Cap, wenn auch unbedeutend als Kolonie, seine eigenthümliche soziale Organisation von militairischer Art hat, so daß die Kolonie we⸗ sentlich offensiver Natur ist. Wenn wir sie daher freigeben, wird sie die Eroberung bald mit einer Macht vereinigen. Seit wir die Kolonie erworben haben, haben sich unsere Besitzungen in Ostin- dien, Australien und Neuseeland unermeßlich ausgedehnt, und was würde man wohl in den Besitzungen der ehrenwerthen ostindischen Compagnie östlich vom Caß sagen, wenn wir diesen Schlüssel des Südmeeres aufgäben?“ 1
Die Bank hatte am 22. September einen Notenumlauf von 17,432,765 Pfd. St. und einen Baarvorrath von 15,114,876 Pfd. St., ersteres 231,985 Pfd. St. weniger, letzteres 254,403 Pfd. St. mehr als vorige Woche. “
Mikroskopische Entdeckungen, welche Dr. Brittan kürzlich zu Bristol betreffs der Grundursachen der Cholera gemacht, werden als sehr wichtig bezeichnet. Die medico⸗chirurgische Gesellschaft zu Bristol hatte bereits früher eine Kommission von Mitgliedern ein⸗ gesetzt, welche die Ausleerungen der Cholerakranken einer genauen Untersuchung unterziehen sollte, und die Doktoren Brittan und Swayne fanden gewisse früher ungekannte Körper in den Reiß wasserentleerungen der Cholerakranken, welche Körper von De. Brittan in der Lust infizirter Orte als konstant wiedergefunden worden. D)r. Budd aus Bristol erklärt nunmehr, daß er dieselben S rganis⸗ men fast in allem Trinkwasser der Cholerabezirke wiedergefunden. Wo die Cholera am meisten Verwüstungen anrichtete, fanden sich diese Körper am zahlreichsten in jedem Wasser vor. Dr. Budd verglich damit mikroskopisch das Wasser gesunder Gegenden, welches überall von jenen Körpern keine Spur zeigte. Dr. Budd zieht aus diesen Beobachtungen folgende Schlüsse: 1) Die Ursache der Cho⸗ lera ist ein lebender Organismus einer eigenthümlichen Gattung; 2) dieser Organismus, der zu den Fungusarten zu gehören scheint, vervielfältigt sich unendlich durch Selbstfortpflanzung im Darmkanal; 3) das Vorhandensein und die Einwirkung der fremdartigen Orga⸗ nismen sind die nächste Ursache des Durchfalls, 4) diese Organismen sind verbreitet: einmal in der Luft als nichtpalpable Partikelchen, zweitens anhaftend an⸗ Nahrungsmitteln und hauptsächlich im Trinkwasser infizirter Orte. Dr. Budd stellt auch den Satz auf, daß diese neuen Organismen sich nur in dem Darmkanal des Menschen, entwickeln;ein Satz, dessen Beweisführung noch zu er warten steht. Als praktische Resultate dieser Beobachtungen em⸗
pfiehlt er: 1) alles neue Gift, das sich in den Körpern kranker Personen entwickelt, dadurch zu vernichten, daß alle Ausleerungen Kranker durch chemische Stoffe ihre Kontagiosität verlieren; eine Lösung von Chlorzink empfiehlt er insbesondere. In den infizirten Bezirken, wo das Wasser jene Organismen enthält, muß das Wasser gekocht oder destillirt werden, um jene Organismen zu tödten. Infizirte Häuser müssen geweißt und die von den Kranken benutzten Gegenstände purifizirt werden.
Gegen die Gültigkeit der Wahl für Westsurrey ist Protest er⸗ hoben worden, weil der Sheriff nach dem Rücktritte des liberalen Kandidaten vor der früher angekündigten Stunde die Büreaus, wo die Stimmen abgegeben wurden, geschlossen hat. Der Protest ist von einem einzigen Wähler ausgegangen.
Belgien. Brüssel, 2. Okt. Am Donnerstag stattete der König in Begleitung seines Adjutanten, des General⸗Lieutenants Goblet d'Alviella, und des Artillerie⸗-Majors Bormann, dem Prin⸗ zen Albrecht von Preußen im Hotel de Bellevue einen Besuch ab. Abends war dem Prinzen Albrecht zu Ehren großes Diner bei Hofe. Am folgenden Morgen reiste der Prinz mit seinem Gefolge nach Deutschland zurück. Der König begab sich am Sonnabend mit seiner Familie nach Namur zu den dortigen Ausstellungs⸗Fest⸗ lichkeiten, von wo der Hof gestern wieder zurückgekehrt ist.
Nach einem Königlichen Erlasse vom 28. September hören die englischen Souveraindor auf, in Belgien gesetzlichen Cours zu haben.
Dänemark. Kopenhagen, 27. Sept. (Departements⸗ tidende.) In Verbindung mit der Allerhöchsten Resolution vom ;sten d. M. hinsichtlich der Unterordnung der Domainen und des Königlichen Forst⸗ und Jagdwesens unter das Finanz⸗Ministerium hat es unter dem 23sten Sr. Majestät dem Könige gefallen, Aller⸗ gnädigst zu genehmigen, daß die unmittelbare Direction des König⸗ lichen Domainen⸗, Forst⸗ und Jagdwesens, mit Inbegriff der Schlösser Charlottenland, Fredensborg und Marienlyst, so wie der sogenannte Königshof in Nykjöbing in Seeland, ferner das neue falstersche Gut, Björnsholm, Lundgaard und Padkjär im Amte Aalborg, desgleichen Frederikswärk nebst den Ländereien von einem dem Finanz⸗Minister verantwortlichen Domainen⸗ Direktor, welchem das bisher unter dem Ministerium des Innern stehende Domainen⸗Comtoir und Forst⸗Comtoir untergeordnet wird, ge⸗ leitet werde. b
Der Domainen⸗Direktor hat, als selbstständige Zwischenbehörde, die Entscheidung aller der Bestimmung des Ministers nicht vor⸗ behaltenen, seinen Geschäftskreis betreffenden Angelegenheiten. Er führt die Oberaufsicht und Kontrolle über alle dabei angestellten Beamten und Diener als deren Vorgesetzter und unternimmt die zu diesem Zwecke nöthigen Inspectionsreisen.
Die Geschäfts⸗Vertheilung zwischen dem Finanz⸗Minister und Domainen⸗Direktor ist folgende:
So wie es sich von selbst versteht, daß Alles, was nach den bisher geltenden Regeln Sr. Majestät vorzulegen gewesen, auch in Zukunft allerunterthänigst vom Finanz⸗Minister vorgetragen wird, an welchen der Domainen⸗Direktor seine schriftlich motivirte Vor⸗ stellung abgiebt, so werden auch die jährlichen Budget⸗, Acker⸗ und Waldkultur⸗Vorschläge, neue Etats⸗Pläne, Verpachtung der größe⸗ ren Grundstücke, namentlich adeliger Güter, Verkäufe von Grund⸗ stücken außer den durch die Allerhöchste Resolution vom 1. Juni 1848 festgesetzten Regeln, Erwerbung neuer Acker⸗ oder Waldge⸗ biete, desgleichen veränderte Prinzipien hinsichtlich der Direction und überhaupt alle Angelegenheiten von allgemeinerer Bedeutung, endlich die Bewilligung von außerordentlichen Unterstützungen und Ausgaben der Entscheidung des Ministers vorzubehalten sein.
Bei dem Finanz⸗Minister werden direkt einge⸗ reicht:
Gesuche wegen Entlassung oder Anstellung von Beamten; Ge⸗ suche wegen der von den⸗ Domainen-Einnahmen bestrittenen Frei⸗ stellen am jönstruper Seminar; Anträge wegen Eigenthums⸗Ver⸗ äußerung seitens des Staates außer den für die Vererbpachtung der Bauerngüter erlassenen allgemeinen Vorschriften; Anträge oder Anerbietungen wegen Erwerbungen für Rechnung des Staates; Vorstellungen hinsichtlich des Domainen⸗, Forst⸗ oder Jagdwesens im Allgemeinen; Beschwerden üͤber die vom Domainen⸗Direktor ge⸗ troffenen Veranstaltungen oder erlassenen Resolutionen.
An den Domainen⸗Direktor werden dagegen ge⸗ richtet: alle anderen, sein Fach betreffenden Schreiben.
In seinem Namen und unter seiner oder des ihn vertretenden Bevollmächtigten Unterschrift werden alle von ihm ausgehenden Mittheilungen ausgefertigt, eben so wird auch die Bestimmung des Finanz⸗Ministers in denjenigen Angelegenheiten, welche vom Do⸗ mainen⸗Direktor nicht entschieden werden können, durch den Do mainen Direktor ordnungsmäßig den Betreffenden zugefertigt.
Die Domainen⸗Revision bleibt abgesondert von der Do⸗ mainen⸗Direction und wird es Pflicht der General⸗Kontrolle für das direkte Steuerwesen, welchem die Domainen⸗Revision unter⸗ geben ist, die Aufmerksamket des Finanz⸗Ministers auf die Erinne⸗ rungen bei der Domainen⸗Direction hinzuleiten, zu welchen die Revision der Rechnungen Anlaß geben möchte.
Zum Domainen⸗Direktor ist allergnädigst ernannt der bisherige Minister des Innern, Etatsrath, Dr. juris P. G. Bang, Com⸗ nandeur und Ritter des Danebrogs⸗Ordens; zu seiner Vertretung
Bevollmächtigter dient neben seinen Geschäften im Ministerium
„Innern der Justizrath und Direktor der Iten Abtheilung des Ministeriums des Innern, L. B. Larsen, Ritter des Danebrogs.
Italien. Von der italienischen Gränze, 28. Sept. (Wdr—.) Wenn nicht irgend eine Mystification dahinter steckt, so sol⸗ len die italienischen Emigranten es auf einen Koͤngreß in Genua abgesehen haben. Der Mensch hofft freilich immer. Da handelt sich aber um Dinge, welche erst einer Hoffnung Raum geben, bis gewisse Bedingungen vorhanden sind. Und diese Bedingungen, sind sie erfüllt? Mögen sie sich wohl wahren, die Emigranten, und aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen. Die Revolution, wo Ei⸗ ner den Anderen verrieth, hat das arme Italien elend genug ge⸗ ht. Mögen sie das Elende nicht noch elender machen. öu“ Lager von S. Maurizio, welches nach Rücksendung ver⸗ schiedener Truppenkörper schon kaum mehr 5 600 Mann beher⸗ bergte, wird nun wirklich abgebrochen. Die piemontesische Armer wird auf den Friedensfuß gesetzt. hhtecscse es 1g. einem holländischen Hause wegen eines “ bia d. is abgebrochen. Jenes Haus soll sich die Tabak⸗ un alzpachtung außer der Garantie Oesterreichs bedun⸗ hi 8— S man von französischen Kapitalisten. Man wenigen “ kehr des Großherzogs eine Amnestie mit sehr In Rom soll ein Leib⸗Regiment für den Papst geschaffen wer⸗ den nach Art der neapolitanischen Garde. Das Personal der auf⸗ gelösten Carabinier⸗Corps steht nun unter den Befehlen der drei kommandirenden Offiziere der „Veliten“, Oberst⸗Lieutenants Catti⸗ vera (Rom), Luparini (Ancona), Sampieri (Bologna). Cattivera führt auch das Ober⸗Kommando. In Terni wurde der gewesene
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Deputirte Luca Tonchet, der Verfasser der Volks⸗Katechismen, ver⸗ haftet. Die Villa Medici wird von den Franzosen wieder herge⸗ stellt. Quod aequum et justum est. Sie ist Eigenthum der Franzosen. Die Räuber lassen noch immer und überall von sich hören. Jüngst wurde auf der Straße von Frosinone eine Juden⸗ Familie um 1000 Scudi beraubt.
In Bologna findet am 30sten eine öffentliche Lotterie mit dem Gewinnste von 400 Scudi statt. Neulich wurde daselbst wieder ein Garibaldianer erschossen, der längere Zeit in Haft war.
Turin, 26. Sept. (Lloyd.) Heute Abend reiste eine De⸗ putation der Kammer, mit ihrem Präsidenten an der Spitze, nach Genua, um den Leichnam Karl Albert's in Empfang zu nehmen.
In Genua wurde der Verkauf des frisch gekelterten Weines aus Sanitäts⸗Rücksichten verboten. Dieses Verbot gilt vorläufig bis zum 15. Oktober und ist sogar auch die Einfuhr desselben, so wie die der Weintrauben in größerer Qualität, untersagt worden.
Rom, 22. Sept. (Concordia.) Von der Amnestie ausgeschlossen sind: 9 Mitglieder der provisorischen Regierung, 200 Mitglieder der (Constituante, 12 Triumvirn und Minister, 14 Chefs der militairischen Corps, Amnestirte von 1840 (16. Juli) 6000. Die Zahl der Beamten, die der Absetzung unterliegen, ist 4000. Das Gendarmerie⸗Korps das aufgelöst ist, beträgt 300 Mann. Im Ganzen sind also 13,235 Individuen ausge⸗ schlossen. In Rom hat sich ereignet, was man von Priestern er⸗ warten kann. Der Absolutismus ist hergestellt. Welche Folgen ein solches Verfahren haben wird, das die Inquisition herstellt, alle guten Bürger von den öffentlichen Aemtern ausschließt, und den unwissendsten Mitgliedern der Geisttlichkeit Alles in die Hände giebt, das weiß Gott. Wir erwarten, was Frankreich thun wird, ob es, von der Logik seines Verbrechens hingerissen, durch diese letzte Infamie seine lange Reihe von Unbilligkeiten, die es gegen Rom begangen hat, kroͤnen will, oder ob es sich erheben wird, um durch Wort und That gegen die Restauration des Papstes, wie das Edikt sie ankündigt, zu protestiren. Frankreich ist in einer seltsamen Lage, es kann diese Restauration nicht zugeben und kann wiederum gegen den Papst, den es bis jetzt aufrecht erhalten, nicht handeln. Wir können unsererseits nicht annehmen, daß das Frankreich vom Februar seine Millionen und das Blut seiner Kinder, seinen Namen, seine Ehre hingegeben hat, um ein hoch⸗ herziges Volk zu morden und den Priesterdespotismus herzustellen.
(Nazionale.) Die Amnestie lward in Rom mit Verachtung aufgenommen, der Anschlag ward zerrissen. Rom ist ruhig, es hat die Ruhe, die dem Sturme vorangeht. Man sieht hier unheimliche Gesichter. Die Priester werden wegen ihrer letzten Excommuni⸗ cationen keine gute Stellung haben. Ein Geistlicher wäre gestern fast von zwei Offizieren mißhandelt worden, weil er ihnen für die Wiedereinsetzung des Papstes dankte, sie glaubten, man wolle ihrer spotten, und nannten ihn gemeinen Kerl. Man spricht von einem Plane, protestantisch zu werden. Das fehlte noch. Eine Broschüre, in diesem Sinne geschrieben, wird viel gelesen. Die Franzosen hal⸗ ten gute Ordnung, man möchte sagen, sie wären Jesuiten. Ein Attentat soll auf den Kardinal della Genga gemacht worden sein. Rom ist, mit einem Worte, ein Babylon zu nennen.
(Legge.) Das Edikt des Papstes macht einen Rückschritt bis 1831. Einem Lande, das eine Constitution und ein Parlament ge⸗ habt, giebt man einen Staats⸗Rath und eine Consulta ohne Re⸗ gierungsrechte. Wir können das nur in jeder Beziehung bedauern.
(F. B.) Das Edikt des Papstes hat in Rom einen sehr schlech⸗ ten Eindruck gemacht, man zerriß es und trat es mit Füßen. Man verglich dasselbe mit dem Briefe des Präsidenten und machte seine Bemerkungen. Das Statuto, das diese Nachrichten bringt, hat nicht den Muth, alle Betrachtungen und Nachrichten seines Korre⸗ spondenten mitzutheilen.
(Osservatore.) Die römische Bevölkerung ist ruhig und bewundert die Maßregeln, die genommen werden, um die Wieder⸗ herstellung der Ordnung und des allgemeinen Wohles zu befördern.
(Opinione.) Was die politische Ordnung betrifft, so glaubt man, daß die neue Restauration dauerhaft sein kann. Die franzö⸗ sischen Bajonette werden sich wahrscheinlich zurückziehen, weil der Papst deutlich genug zeigt, daß er zu Frankreich kein Zutrauen hat. Oesterreich wird die neue Regierung unterstützen. (Statuto.) Der unbestimmte Ausdruck des Motuproprio läßt den Unterhandlungen zwischen Frankreich und Rom offenes Feld; so kann eine Verständigung sich ermöglichen. Wir zweifeln, daß das Motuproprio den Keim wahrer Reformen enthält, und noch mehr bezweifeln wir, daß selbst seine Bestimmungen werden richtig angewendet werden. Unsere Hoffnung, Pius IX., vom Ver⸗ trauen des Volkes umgeben, seinen Thron besteigen zu sehen, ist verschwunden. Pius IX. wird von fremden Bajonetten nach Rom zurückgeführt. Das Volk wird, dem Fürsten gegenüber, den es verehrte, stumm bleiben. Pius IX. wird dann erfahren, daß hinter den thörichten Forderungen einiger Hitzköpfe auch gerechte Anforde⸗ rungen einer ehrbaren Majorität bestehen, und dies verbarg man ihm in Gaeta. Keine der Fragen, die binnen zwei Jahren auf⸗ geworfen sind, haben eine Entscheidung erhalten. Die Gewalt be⸗ herrscht das Gesetz, sie hat ihr quos ego gesprochen, doch nicht auf immer hat sie Ruhe geboten.
Eugene de Mefrai, beim Ministerium der auswärtigen Angele⸗ genheiten zu Paris angestellt, ist am 18ten in Rom angekommen.
Neapel, 17. Sept. (Times.) Es ist bemerkenswerth, daß die Polizei in Frankreich unter Ludwig Philipp eben so wenig, als hier im Stande war, einem Komplotte auf die Spur zu kommen. Zahlreiche Familienväter werden auf einen bloßen Verdacht hin, ihrer Freiheit beraubt, während die wirklichen Verschwörer ganz ruhig ihre Machinationen fortsetzen. Die achtbarsten Leute ver⸗ lassen deshalb lieber ihre Heimat, um sich den Vexationen der Po⸗ lizei zu entziehen. Der König selbst ist ein sehr milder Monarch, und wird dennoch wegen der mangelhaften Justizpflege im Aus⸗ lande verlästert. Das Gesetz ist milde, aber in der Auslegung desselben herrscht furchtbare Willkür. So lange hier diesem Uebel⸗ stande nicht abgeholfen wird, kann keine Zufriedenheit herrschen. In keinem Lande, mit Ausnahme Englands, blüht das Advokaten⸗ wesen so üppig wie hier, um nur mit der, Justiz in keine Berüh rung zu kommen, erträgt man geduldig sehr viel Ungemach. Die Be⸗ steuerung ist sehr unbedeutend, und drückt das Volk nicht im Mindesten. Eine englische Dame, die einen Palast in Neapel, eine Villa vor der Stadt und ein sehr bedeutendes Landgut besitzt, zahlt zusammen nicht mehr Steuern, als sie für ihr Haus auf dem Belgrave⸗Square in Lon⸗ don entrichten muß.
General Filangieri hat bis jetzt noch immer nicht einwilligen wollen, seinen Posten im Kabinet zu übernehmen; weil seine Ge⸗ genwart in Palermo, bei den ungeregelten Zuständen des Landes, noch immer nothwendig ist. Obgleich Sicilien gegenwärtig sehr ruhig ist, und auch Ursache hat, mit der Verwaltung des Prinzen Satriano vollkommen zufrieden zu sein, ist dieser Ruhe doch keines⸗ wegs zu trauen.
Man weiß, daß 72 Kanonen und 20,000 Stück Waffen irgendwo
vergraben sind; bis jetzt wurde jedoch kein Mittel entdeckt, sie an's Tageslicht zu bringen.
Eine spaßhafte Scene fand neulich statt, als der Papst den Be⸗ such des Königs in Portici entgegennahm. Kaum erschien das Koö⸗ nigliche Dampfschiff, so stürzten sich die Lazzaroni ins Meer und brüllten ihm ihr „Errwa“ entgegen. Auch der Papst wird von ähnlichen Huldigungen verfolgt. Fortwährend sieht man ganze Non nen⸗ und Mönchsklöster sich ihrer heiligen Bewohner entleeren, die zur Huldigung des Papstes ausgeschickt werden. Während des gestrigen Regens brannte die Sonne mit solcher Glut, daß die Gläu⸗ bigen zu bedauern waren, die auf die Gefahr hin, sich einen Son⸗ nenstich zu holen, mit entblößtem Haupte geduldig des päpstlichen Segens harrten. Der Segenspender war durch kostbare Vorhänge vor den Strahlen der glühenden Mittagssonne geschützt. Wunder⸗ lieblich nahmen sich dagegen die zahlreichen elegant gekleideten Da men im Glanze der Sonne aus. Unvergeßlich wird der Moment bleiben, als der Papst die Hände emporhob und all die Tausenden an⸗ dächtig niedersanken, um den Segen zu empfangen, den er vom Himmel auf sie herabrief.
Neapel, 20. Sept. (Lloyd.) Der Papst hat heute die Stadt besucht, um die Reliquien des heiligen Januarius zu besehen. Auch dem Kloster Santa Chiara sprach er zu. Man behauptet, der Hof von Neapel wolle nicht zugeben, vaß der heilige Vater nach Rom gehe, so lange diese Stadt von den Franzosen besetzt ist.
Türkei. Konstantinopel, 17. Sept. (Franz. Bl.) Es ist unzweifelhaft, daß die Pforte, der Sultan selbst in sehr energi⸗ scher Weise die Auslieferung der ungarischen und polnischen Flücht⸗ linge verweigert hat. Der russische Bevollmächtigte drohte mit dem völligen Abbrechen jeder diplomatischen Verbindung mit der Pforte, wahrscheinlich hat er selbst von einem Casus belli gesprochen, aber vergebens. Das türkische Ministerium versprach, einen Gesandten an den Kaiser von Rußland zur Verständigung in dieser Angele-⸗ genheit zu schicken; Herr von Titoff antwortete, daß derselbe in St. Petersburg einen kalten Empfang finden werde. Der Fürst Radziwill erklärte, abreisen zu wollen; auf gestern, den 16. Sep⸗ tember, war die Abschieds⸗Audienz beim Sultan festgesetzt: sie hat nicht stattgefunden; man weiß nicht, weshalb. In dieser pein⸗ lichen Lage blieb dem türkischen Ministerium nur übrig, sich an die Gesandten der Mächte zu wenden, welche es bisher in ihrem Widerstande gegen die russisch⸗österreichischen Forderungen bestärkt hatten. Gestern richtete der Minister des Auswärtigen, Ali Pascha, an den französischen und an den engli⸗ schen Gesandten eine Note, in welcher er folgende Fragen stellte: 1) Geben die Verträge von Kutchuk⸗Kainardschi und von Passaro⸗ vitsch den beiden Mächten (Rußland und Oesterreich) das Recht, die Auslieferung der ungarischen Flüchtlinge zu verlangen? 2) Würde in der Weigerung der Pforte, diese Flüchtlinge auszulie⸗ fern, eine Verletzung der Verträge liegen? 3) Könnten die beiden Mächte in Folge dieser Weigerung der Pforte den Krieg erklären? 4) Wenn diese Mächte der Pforte den Krieg erklärten, wür⸗ den England und Frankreich die Türkei mit den Waffen in der Hand unterstützen? 5) Sind die von Rußland reklamirten Flüchtlinge Unterthanen dieser Macht? 6) Falls die Weigerung der Pforte nur ein Abbrechen der Beziehungen zwischen dem Divan und den Gesandten der beiden reklamirenden Mächte nach sich ziehen sollte und eine mehr oder weniger lange kalte und gespannte Stimmung der beiden Mächte in Beziehung auf die Türkei, würden Frankreich und England interveniren, um die Beziehungen wieder nach dem alten Fuß herzustellen? Nach Em⸗ pfang dieser Mittheilung kamen die Gesandten von Frankreich und England zu einer Konferenz zusammmen und beschlossen, sofort durch eine Kollektivnote zu antworten. Diese wurde im Laufe des Tages dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten durch die ersten Dra⸗ gomans der beiden Gesandten, die Herren Cor und Pisani, zugestellt. Die in der Kollektivnote enthaltene Antwort läßt sich in Folgendem zusam⸗ menfassen: 1) Die erwähnten Verträge geben Oesterreich und Ruß⸗ land nicht das Recht, die Auslieferung zu verlangen. 2 Die Weigerung der Pforte würde keine Verletzung der Verträge sein. 3) Daß diese Weigerung eine Kriegs⸗Erklärung nach sich ziehen sollte, kann nicht zugegeben werden; sollte eine Kriegs⸗Erklärung stattfinden, so würde sie nicht zu rechtfertigen sein. 4) Die beiden Gesandten koͤnnen den bewaffneten Beistand Frankreichs und Englands nur in dem Falle garantiren, daß sie besondere dahin lautete Instructionen er halten. Es ist möglich, daß einige der von Rußland reklamirten Flüchtlinge Unterthanen dieser Macht waren, oder es noch sind; aber im Allgemeinen ist es unbestreitbar, daß die Flüchtlinge, de⸗ ren Auslieferung man verlangt, keine russischen Unterthanen sind. 6) Frankreich und England würden interveniren, um das gute Einverständniß und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen jenen beiden Mächten und der Pforte wieder herzustellen. Noch am gestrigen Tage fand eine neue Berathung der türkischen Minister statt. Man entschied sich einstimmig dafür, bei den gefaß⸗ ten Beschlüssen zu beharren, und der Sultan war einverstanden mit diesem Beschlusse. Zum außerordentlichen Gesandten nach St. Pe⸗ tersburg ist Fuad⸗Efendi oder Scheki⸗Efendi bestimmt. Gleichzei⸗ tig sendet die Pforte alle disponiblen Truppen an die Donau. Die Wahrung der Interessen der russischen Unterthanen soll die preu⸗ ßische Gesandtschaft übernommen haben.
Konstantinopel, 12. Sept. (Times.) Rußland läßt sich auf keine Argumente für sein Auslieferungs⸗Verlangen ein, son⸗ dern sagt einfach, würde man sein Verlangen nicht gleich erfüllen, so würde es gegen die Türkei feindlich auftreten; es verlangte die kurze Antwort: Ja oder Nein. Wenn man einen einzigen der Flüchtlinge aus Widdin entwischen lasse, so wäre dies ein Casus belli. Es heißt, daß die Repräsentanten Frankreichs und Englands die Pforte ermunterten, Rußland Widerstand zu leisten, obgleich man erwartet, daß der russische Kaiser seine Kriegsdrohungen wahr machen würde, falls die Antwort verneinend ausfalle. Bei den fast be⸗ ständigen Nordwinden im Schwarzen Meere, kann das russische Geschwa⸗ der binnen 24 Stunden vonSebastopol bis zu der Mündung des Bosporus gelangen. Fast die ganze türkische Flotte liegt segelfertig am goldenen Horn, und 60,000 Mann liegen um Konstantinopel. Gerade die Nordwinde sind die Ursache, daß Schiffe vom Mittelmeere aus durch die Meerenge nur langsam vorankommen und mit Dampf⸗ schiffen geschleppt werden müssen. Ein englisches Geschwader kann schwerlich vor 14 Tagen von Malta nach den Dardanellen, und 3 bis 4 Tage bedarf es, ehe es durch die Dardanellen bis zum goldnen Horn gelangt. Große Aufregung herrscht zu Konstanti⸗ nopel unter allen Klassen der Bevölkerung in Erwartung der Entwickelung der Dinge. In Bucharest glaubte man übrigens, die Pforte werde am Ende doch noch dem Auslieferungsverlangen nachgeben. Unter den Flüchtlingen zu Widdin befinden sich auch 3 Engländer, Guyon, Longworth und Macdonald.
Konstantinopel, 19. Sept. (Wien. Ztg.) Der, fio der siegreichen Schlacht von Temeswar und Görgey 8 Capegsedene. erfolgte Uebertritt der vorzüglichsten magyarisch⸗polnischen Rebeen⸗
Der nach
häupter und zahlreicher Insurgentenhaufen auf das türkische Ge⸗