1849 / 292 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

macht, eine Gedächtniß⸗Medaille

zuten festzusetzen. Karlsruhe, den 29. August 1849.

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Statuten 8

über die Verleihung einer Gedächtniß⸗Medaille an die zur Bekämpfung des Aufstandes in Baden im Jahre 1849 verwendete Armee.

5. 1. Die Gedächtniß⸗Medaille besteht für alle Grade aus Geschütz⸗ ut. Dieselbe stellt auf ihrer Vorderseite einen Lorbeerkranz dar mit der

Ümschrift: Leopold, Großherzog von Baden

und der Inschrift: 1 dem tapferen Befreiungsheer 1849. und auf der Kehrseite ein aufgerichtetes blankes Kriegsschwert von zwei Palmzweigen umschlungen, als Sombol des durch die Tapferkeit der Armee dem Lande wiedergegebenen Friedens.

§. 2. Die Medaille wird an dem Bande des Hausordens der Treue, dem ersten Orden des Landes, getragen.

§. 3. Auf diese Gedächtnißmedaille haben alle Offiziere, Kriegsbeamte und sämmtliche Mannschaft Anspruch, welche im Jahr 1849 mit den ope⸗ rirenden Armeen zur Bekämpfung des Aufstandes in das Großherzogthum eingerückt sind. Hiervon müssen allein diejenigen Soldaten ausgeschlossen fein, welche sich eines entehrenden Verbrechens schuldig gemacht, wie auch das Begehen eines solchen Verbrechens künftig den Verlust der Medaille nach sich ziehen soll.

§. 4. Ueber das Recht, diese Gedächtnißmedaille zu tragen, erhält je⸗ der Berechtigte eine Urkunde.

§. 5. Nach dem Ableben eines mit der Gedächtniß⸗-Medaille Deko⸗ rirten verbleibt dieselbe der Familie als ehrendes Andenken.

Karlsruhe, den 29. August 1849.

A. von Roggenbach.

Leopold.

Diese allerhöchste Entschließung wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß bracht. Karlsruhe, den 12. Oktober 1849. Kriegs⸗Ministerium. A. von Roggenbach.“

Oldenburg. Oldenburg, 20. Okt. (Wes. Ztg.) Der Landtag ist auf 6 Wochen vom 2. November an einberufen; die vom Erbgroßherzog unterzeichnete Verordnung lautet: „Wir Paul⸗ Friedrich August ꝛc. thun kund hiermit: die in Folge der Verord⸗ nung vom 2. September d. J. wegen Ausschreibung neuer Wahlen zum allgemeinen Landtage des Großherzogthums erwählten Abge⸗ ordneten berufen wir hierdurch auf den 2. November d. J. in un⸗ sere Residenzstadt Oldenburg. Die ständischen Verhandlungen wer⸗ den im Militairhause stattfinden und an dem gedachten Tage Mor⸗ gens 10 Uhr ihren Anfang nehmen. Wir ernennen zu Bevollmäch⸗ tigten der Staatsregierung für die Verhandlungen mit dem allge⸗ meinen Landtage: den Hauptmann Plate, den Ministerial⸗Assessor Dr. Runde, den Ministerial⸗Assessor Buchholtz. Die Dauer des allgemeinen Landtags bestimmen wir auf 6 Wochen. Urkundlich ꝛc. Gegeben auf dem Schlosse zu Oldenburg, den 16. Oktober 1849. Im Auftrage des Großherzogs. (Gez.) Peter. Zedelius.“

Drei Viertel des nächsten Landtags bestehen wieder aus den Mitgliedern des aufgelösten Landtags. Die fünf Abgeordneten aus Birkenfeld werden, wie man von dort her schreibt, nicht zum Land⸗ tage kommen, weil sie eine Verfassung nicht anerkennen wollen, welche das Fürstenthum mit dem Herzogthume verschmelzt. Sie werden schriftlich protestiren.

Hamburg. Hamburg, 21. Okt. (H. C.) In der gestri⸗ en Sitzung der konstituirenden Versammlung wurde, nachdem ein inoritäts⸗Antrag von Baumeister und Ed. Fohns verworfen wor⸗ den, nachstehender Beschluß gefaßt: „Die konstituirende Versamm⸗ lung wolle beschließen, der im Rath- und Bürger⸗Konvente vom 27. September erwählten Kommission auf ihre Zuschrift vom 12ten d. M. zu erwiedern: daß die Versammlung auf den ihr in der er⸗ wähnten Zuschrift gestellten Antrag einzugehen sich nicht veranlaßt sehen könne, indem sie es weder mit ihrer Stellung, noch mit dem ihr gewordenen Auftrage der hamburgischen Bevölkerung vereinbar sinden könne, ihren Charakter als einer unabhängig konstituirenden in den einer vereinbarenden umzugestalten, noch endlich ihren Wäh⸗ lern gegenüber sich berechtigt erachten kann, in irgend eine Revision der am 11. Juli festgestellten Verfassung einzutreten.“ Bericht⸗ erstatter der Majorität war Herr Wolffson und der Minorität Herr Baumeister. Außerdem sprachen Glüer, Roß, Rée und Gallois für den Majoritäts⸗ und Wille für den Minoritäts⸗Antrag; Nöl⸗ ting für Revision der Verfassung durch eine neu zu berufende Bür⸗ serschaft. Ein von Herz und Moltrecht gestellter Antrag auf Auf⸗ ösung der Versammlung wurde auf den Wunsch der Urheber an den 21ger Ausschuß zur Berichterstattung verwiesen, die Diskussion desselben aber auf die Tagesordnung der nächsten, Donnerstag, den 25sten d., stattfind Sitzung gestellt.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 19. Oktober. Nachdem Laroziere seinen langen Vortrag be⸗ endet hat, nimmt Cavaignac das Wort. „Die Expeditionsvom Novem⸗ ber 4848 nach Cioitavecchia“, sagt er, „hatte blos die persönliche Si⸗ v7 des Papstes zum Zwecke, wie alle Instructionen des Herrn⸗ von Weiter wollten und konnten wir nicht ge⸗

en. Die römische Rupublik angreifen lassen, wäre gegen unsere

hre, sie selbst angreifen, gegen die Grundsätze der Republik ge⸗ wesen. Wir hatten daher vor, noch ehe die Republik daselbst desi⸗ nitiv konstituirt wäre, durch Unterhandlungen dem römischen Volke ernstliche Freiheiten, eine wirkliche Repräsentativ⸗Verfassung zu verschaffen. (Die Aeußerung, daß der Angriff gegen die römische Republik eine Verletzung der Grundsätze der Republik gewesen sein würde, erregt großes Aufsehen und wird vom Berge ap⸗ plaudirt.) Ich komme jetzt zum Berichte des Herrn Zuerst heißt es darin, daß die Verfassung in mehreren Punk⸗ ten mangelhaft sei. Der Ausschuß hatte nicht den Auftrag, sich darüber auszusprechen, und es ist gefährlich, das Beispiel der Ver⸗ achtung der Gesetze auf diese Weise zu geben. Die Verfassung hat in ihrer Weisheit ihre Veränderung selbst vorhergesehen und die Formen dazu vorgeschrieben. Wozu dient es daher, die Ver⸗ fassung zu schmähen, ehe der Zeitpunkt dazu gekommen ist? Ich

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habe jetzt von dem Briefe des Präsidenten der Republik zu sprechen. Ich ehre denselben, als des großen Namens, den der Präsident trägt, und der großen Nation, die ihn gewählt hat, vollkommen wuürdig. Die National⸗Versammlung ist allerdings souverain in der inneren so wie in der äußeren Politik, dies steht fest, und von einer persönlichen Politik im Widerspruche mit derselben kann nicht die Rede sein. Allein drei Vertrauens⸗Vota hatten, dem Präsiden⸗ ten die gegründete Meinung gegeben, daß die National⸗Versamm⸗ lung ihm die Leitung der römischen Frage überlasse. Ist nun das Motuproprio, wie gestern der Minister Tocqueville sagte, mit dem Briefe übereinstimmend? Nein, denn keiner der beiden Zwecke der Expedition, wie der Conseils⸗Präsident sie ausdrücklich angegeben hatte, ist erreicht: weder der Einfluß Frankreichs, noch die Freiheit des römischen Volkes ist damit gewahrt, fur das die konstituirende Versammlung eine wirkliche Repräsentativ⸗Verfassung, Provinzial⸗ und Gemeinde⸗Frei⸗

heiten u. s. w., erlangen wollte. Ich werde die verlangten Kre⸗

dite nur unter der Bedingung votiren, daß das Ministerium sich verpflichtet, ernstliche Zugeständnisse zu erreichen.“ (Sensation.) Victor Hugo: „Welches war der Ursprung der Expedition nach Rom? Der General Lamoricière hat es hier auf der Tribüne ge⸗ sagt: Italien hatte mit der Schlacht von Novara sein Novara ver⸗ loren. Oesterreich bedrohte die römischen Staaten, und Europa weiß, wie Oesterreich seine Siege durch Abscheulichkeiten entweiht, gegen die ich hier im Namen der Civilisation feierlich protestire. (Beifall auf der Linken.) Ich diene der Sache der Ordnung; allein ich stoße mit Entrüstung solche Bundesgenossen, wie die Radetzky's und Haynau's zurück, die mit Erpressungen, Gefängniß, Bastona⸗ den und Hinrichtungen die edelsten, heldenmüthigsten Patrioten be⸗ strafen. Es handelte sich also darum, wenn auch nicht mehr die Republik, so doch die Freiheit und die durch die Re⸗ publik kompromittirten Personen zu retten. Wir nahmen Rom. Allein wie wurde der Zweck der Expedition erreicht? Der Präsident schrieb in seinem Briefe, an dessen Stelle ich aller⸗ dings lieber einen Regierungs⸗Akt gesehen hätte, dem Papste, dem wir einen so großen, vielleicht zu großen Dienst erwiesen hat— ten, die Grundsätze einer liberalen Wiederherstellung vor. Was war die Antwort darauf? Das Motuproprio, das ich dem Papst nicht zurechne, denn er ist nicht frei, sondern seiner Kanzlei. Was enthielt dasselbe? Von Freiheit gar nichts, von Milde noch weni⸗ ger, d. h. eine Verbannungsliste, der die Priester⸗Partei so gut war, den Namen einer Amnestie zu geben. Es ist gut, zu wissen, daß das Motuproprio selbst dem österreichischen Volke zu wenig li⸗ beral geschienen hat. Der Ausschuß selbst giebt zu, daß Vieles zu wünschen übrig ist. Man wendet ein, wie man den Papst zu Kon⸗ zessionen zwingen wolle. Wie will der Ausschuß denn die gewünsch⸗ ten Konzessionen verlangen? (Zur Rechten:) Ihr werdet die Am- nestie verlangen. (Nein! auf der Rechten.) So werdet Ihr also die Galgen in Rom aufrichten lassen? (Lärm.) Ihr werdet die Amnestie verlangen. (Nein, nein! auf der Rechten.) Nun gut, so werden wir sie verlangen, wir werden sie dem Papste ab— zwingen! (Beifall links.) Wir haben ein großes Interesse in Rom: das, aus Rom herauszukommen. (Gelächter.) Das beste Mittel, herauszukommen, damit Rom nicht ein anderes Algier für uns werde, ist, dafür zu sorgen, daß wir keine Revolution hinter uns lassen. Wie schließt man Revolutionen? Nicht durch Zwang und Unterdrückung, wie das Motuproprio, sondern durch liberale Einrichtungen. Das einzige Mittel, das Ihr habt, zu beweisen, daß die Verfassung nicht verletzt ist, besteht in der energischen Auf⸗ rechterhaltung der liberalen Zwecke der Expedition. Laßztt Frank⸗ reichs unbefleckte Fahne nicht in Rom der Schande gedient haben!“ Der Rede Victor Hugo's, die häufig von stürmischem Beifall der Linken unterbrochen wurde, folgte eine lange Unterbrechung. Beim Heruntersteigen von der Tribune empfängt Victor Hugo die leb⸗ haften Freudenbezeugungen des Berges und der gemäßigten Linken. Montalembert: „Der vorige Redner hat be⸗ reits die verdiente Züchtigung erhalten: die Beifallsbezeu⸗ gungen, die ihm zu Theil wurden. (Wüthender Tumult auf der Linken. Montalembert zieht die Beleidigungen zurück.) Er hat den Papst verleumdet, als er von Galgen, Hinrichtung und Verbannung sprach. Der Papst mußte die Amnestie beschränken, um die Feinde seiner Regierung von Rom fern zu halten. Und wenn man sich uͤber die mangelhafte Amnestie beklagt, so vergißt man, daß dies ein zweischneidlges Schwert ist: warum sind bei uns die Insurgenten vom Juni -bis jetzt noch nicht begnadigt worden? Ich werde jetzt auf die päpstlichen Zugeständnisse eingehen. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat anerkannt, daß die volle politische Freiheit den Römern noch nicht gewährt werden könne. Was gewährt werden kann, liegt in dem Motuproprio. Die Säcularisation der Verwallung besteht beinahe schon vollstän⸗ dig. Von allen Aem ern des Kirchenstaats sind 109 von Geistlichen und 5059 von Weltlichen besetzt, und mehr kann man kaum ver⸗ langen, es sei denn, daß man auch als Papst einen Laien will. Allein gewisse Freiheiten sind mit der weltlichen Souverainetät des Papstes unverträglich, obwohl die Freihrit selbst nicht. Die Volks⸗ Souverainetät steht mit der weltlichen Macht des Papstes in Wi⸗ derspruch. Die Preßfreiheit und die Souverainetät der Tribüne ist auch in Rom nicht möglich. Das Votum der Steuern, das die Regierung vom Papste für die Consulta verlangt hat, birgt eben⸗ falls in sich die Parlaments⸗ Souverainetät, und man könnte dem heiligen Vater die Subsidien versagen, um ihm selbst in kirchlichen Dingen Zwang anzuthun. Die Katholiken der ganzen Welt wuß⸗ ten nicht mehr, woran sie sind, wenn der Papst von einem Parlaments⸗Votum abhinge. Wenn der Papst nicht nur die Preßfreiheit und die Bürgerwehr, sonderun sogar das Parlament wieder herstellen wollte, so würde unser Vertrauen in ihn erschütlert werden.“ Der Redner sucht nun aus den Er⸗ fahrungen mit der reprasentativen Monarchie in Frankreich, in Pie mont und in Rom selbst die Instabilität derselben und folglich ihre Unanwendbarkeit in den päpstlichen Staaten nachzuweisen. Er wendete sich dann gegen die Demagogen, deren Schuld es sei, daß die Sache der Freiheit so viele Anhänger in Europa verloren habe, und schließt mit einer Verherrlichung der Expedition gegen Rom, die er der Wiederherstellung der päpstlichen Macht vor 1000 Jah⸗ ren durch Karl den Großen vergleicht. „Es fragt sich nun“, sagt er zuletzt, „ob Ihr den Ruhm dieses Unternehmens verdunkeln, ob Ihr durch Schwierigkeiten und Mäkeln die Rolle Karl's des Gro⸗ ßen mit einer elenden Nachäffung Garibaldi's vertauschen wollt?“ Schluß der Sitzung 6 ¾ Uhr.

Sitzung vom 20. Oktober. Die Sitzung wird um 1 ¼ Uhr eröffnet. Herr Des mousseaux de Givré will über den Art. 67 der Constitution sprechen. Der Lärm der Kammer und die Be⸗ merkungen des Präsidenten bestimmen den Redner, seinen Vortrag den Stenographen zu geben. Der Präsident: „Ich habe von Napoleon Bonaparte einen Brief erhalten, er beklagt sich über die Verschiebung seines Antrages.“ Napoleon Bonaparte: „Der Zwischenfall mag bis Montag aufgeschoben werden.“ Die römische Frage kömmt nun wieder zur Verhandlung. Victor Hugo: „Herr Montalembert sagte gestern, der Beifall der Linken sei meine

verdiente Strafe. Meine Rede war zu Gunsten der Opfer Oester⸗ reichs. Ich nehme diesen Beifall an. Anderen Beifall, den der Henker der Ungarn, lasse ich meinem Censor. Was Herrn Montalembert betrifft, so besseren Gebrauch von seinem Talente, einst kämpften wir zusammern füͤr dieselbe Sache, Unterdrückern über, und ich bin auf Seiten der Unterdrückten.“ Emanuel Arago verdammt die römische Expedition, die ihr Versprechen nicht gehalten, sondern die Inquisition und das Pfaf⸗ fenthum eingesetzt habe. „Von 57 Kardinälen“, fährt er fort, „aus denen das heilige Kollegium besteht, sind 30 Fremde, Kardi⸗ mal Lambruschini ist ein Genueser, wie Garibaldi. Setzen wir also Römer in Rom ein?“ Der Redner tadelt die Regierung, daß sie die besten Diplomaten von Rom zurückrufe. Der römische Hof verachte Frankreich ungeachtet der geleisteten Dienste. „Das Motu⸗ proprio“, sagt er, „war eine Antwort auf den Brief des Präsidenten. Frankreich ist vor allen mit Oesterreich ein⸗ verstanden, und es machte die Expedition gegen dasselbe. Ich will den Ministern etwas sagen, was sie noch nicht wissen, was sie aber morgen erfahren werden. Der Papst wird mit den Oesterreichern in Rom einziehen, die Schweizer, Neapolitaner und Spanier werden ihn begleiten, aber keine Franzosen. Der Papst wird einige Zugeständnisse machen, aber Oesterreich wird sie erhal— ten haben. Die Wiedereinsetzung des Papstes und des Pfaffenthums ist ein Verrath.“ Odilon Barrot: „Ich habe nicht die Debatte schließen lassen wollen, ohne die Angelegenheit genau zu bestimmen. Wir verlangen von der Kammer, daß sie durch eine bewußte, auf⸗ richtige Beistimmung unsere Politik stärke. Hat die Regierung die Interessen Frankreichs gefährdet, waren seine Mittel gefährlich? Wir haben den Zweck der Expedition genau angegeben; Oesterreich handeln lassen, hieße sich entehren. Als eine Meinung verlangte, man solle die römische Republik proklamiren und sich für sie solidarisch erklären, verlangte sie, man solle den Degen ziehen, Europa den Handschuh hinwerfen! Wir weisen diese Meinung als eine verwegene zurück, denn sie war nicht Frankreichs Ansicht, son⸗ dern die einer Partei. Was fanden wir in Rom? Den Krieg! Dieser Widerstand mußte besiegt werden. Wir konnten uns nicht vor einer Partei aufhalten, die überall Haß und Unordnung ver⸗ breitet. Wir beschützten diese Leute nach dem Siege. Cavaignac schien seine Politik von der unsrigen zu trennen. Was wollte Ge⸗ neral Cavaignac? Er wollte den Papst aufsuchen lassen und ach⸗ tungsvoll nach Frankreich geleiten. Aber das ist lächerlich; das ist eine Beleidigung für einen vertriebenen Fürsten. Der General hat sicherlich über eine solche Intervention nicht nachgedacht! Die In⸗ tervention konnte keinen anderen Zweck haben, als den Papst wie⸗ der einzusetzen. Das englische Parlament lobte diese Handlung. Die Expedition hat dies ausgeführt; eine Kommission von Kardi⸗ nälen übernahm die Regierung. Sie traf Maßregeln, die unsere Agenten beunruhigten. Da schrieb der Präsident einen Brief, der den Schrei des öffentlichen Bewußtseins ausdrückte. Der Brief war nur eine getreue Uebersetzung unserer diplomatischen Noten. Man gab vor, daß zwischen dem Brief und dem Motuproprio ein Antagonis⸗ mus sei. Das Motuproprio realisirt nicht alle Wünsche. Das be⸗ weisen die Hindernisse, die wir fanden. Man hoffte, die Majori⸗ tät zu spalten, diese Taktik gelang nicht. Die Regierung wird nicht unterlassen, ihren Zweck, ihr Werk zu vollenden.“ Der Red ner sagt, er sei nicht ganz mit den von Herrn Montalembert aus gesprochenen Ideen einverstanden. „Es sind“, fährt er fort, „noch einige Schwierigkeiten in Gaeta zu beseitigen. Die Regierung will achtungsvoll auf das bestehen, was sie für die päpstliche Regierung gut haͤlt. Herr von Corcelles verlangt nicht die großen Freiheiten für das römische Volk, die repräsentative Verfassung, die Preßfrei⸗ heit, er hat das verlangt, was mit den römischen Sitten verein⸗ bar ist, das Votum des Budgets von einer gewählten Kammer, die durch die Munizipal⸗Institutionen gebildet wird. Mussen wir hierauf bestehen? Herr von Rossi wollte sogar eine parlamentari⸗ sche Regierung. Unsere Forderungen sind also nicht über⸗ trieben. (Links Gelächter.) Sie lachen, meine Herren, das scheint Ihnen wenig, das ist nicht die Republik, aber die Garantie der Freiheit. Wir haben jedoch nie daran gedacht, den Papst mit Ge⸗ walt zu zwingen. Wir wollen durch unseren Einfluß, durch das Andenken an unsere Dienste wirken. Im Briefe ist weder eine Drohung, noch eine Zwangsformel. Ihr wollt Gewalt anwenden (nach links gewendet), aber Montalembert sagte Euch, man kann nicht Gewalt gegen einen Schwachen, noch weniger gegen die Kirche gebrauchen. (Links: Wenn der Papst sich wligert? was dann?) Seine Einsicht, sein Charakter buͤrgen uns dafur, daß er uns hören wird. Wir können die Autorität, die wir eingtesetzt haben, nicht angreifen, ihre Unabhängigkeit nicht beschränken.“ Der Redner geht auf eine Kritik des Motuproprio ein und ruft dann aus: „Ist es nöthig, daß in Rom Ausnahmegerichte sind, wenn der Papst selbst die Einfuhrung des Code Napoleon, das Kapitel über die Ehe ausgenommen, versprochen hat? Die Regierung weist jeden Zusatz⸗Artikel ab.“ (Links: Der Brirf, der Brief!) Emile Barrault: „Bis jetzt glaubte ich an eine Versöhnung der beiden Parteien mittelst der Ebene. Nach Odilon Barrot's Rede⸗ sehe ich, daß er mit Waffen und Gepäck auf dem Briefe des Präsidenten ins Lager der Rechten übergeht.“ Der Präsident: „Man schlägt eine motivirte Tagesordnung vor: „„Die Kammer schließt die Debatte, indem sie fur die Beibehaltung der Rechte und der Freiheiten des römischen Volks, die in dem Briefe des Präsidenten und in den De⸗ peschen enthalten sind, stimmt.““ Zahlreiche Stimmen verlangen die vorläufige vFrage, die Kammer beschließt den Schluß der De⸗ batte. Der Prästdent verliest mehrere motivirte Tagesordnungen; eine billigt das Motuproprio, eine andere erklärt die Souverainelät des römischen Volks für verletzt, eine dritte verlangt die Aufschie⸗ bung des Kredits. Der Conseils⸗Präsident Odilon⸗B. arr ot er⸗ klärt, daß die Regierung auf keine dieser Tagesordnungs⸗Vorschläge eingehen könne, und die Kammer schreitet zur Berathung der vor⸗ liegenden Kredit⸗Gesetz⸗Entwürfe. Der erste, welcher die Kredite für das Kriegs⸗ Ministerium enthält, wird mit 469 gegen 180 Stimmen, der andere, die Kredite für die Marine betreffend, mit 467 gegen 168 Stimmen angenommen. Schluß der Sitzung um 6 Uhr 20 Minuten.

G Ober⸗Gerichtshof zu Versailles. Schluß der n vom 17. Oktober. Bei der Wiedereröffnung läßt der Präsi⸗ dent den Plan von Paris zur besseren Orientirung über die Vorgänge des 13. Juni unter die Geschworenen und Angeklagten vertheilen. Der nächste Zeuge ist der Oberst Rollin vom General⸗ stabe Changarnier's. Seine Angaben betreffen den Marsch der Truppen nach dem Boulevard und ihr Verhalten der Volks⸗Mani⸗ festation gegenüber. Rollin behauptet, daß die Truppen erst nach den Aufforderungen auf die Menge eingedrungen seien. Der Zeuge Goyon, Dragoner⸗Oberst, berichtet über die ihm aufgetragene Ein⸗ schreitung, welche in Säuberung des Boulevards an der Vorstadt Poissonniere bestand. Nach etwa 20 Flintenschüssen stob dort un⸗ ter aufrührerischem Geschrei die Menge aus einander. Der Zeuge Tisserand, Oberst, sagt aus, daß Vol haufen mehrfach seine Mann⸗

machte er eines Tages einen

jetzt sind wir getrennt, denn er ging zu den

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schaft insultirt und Aufruhrgeschrei ausgestoßen hätten; er selbst habe deshalb einem Bürger flache Hiebe gegeben. Anwalt Combier fragt, ob der Zeuge Befehl gehabt habe, Bür⸗ ger wegen ihm mißliebiger Rufe niederzusäbeln. Dies sei nicht das Benehmen eines französischen Offiziers. Baroche: „Be⸗ leidigen Sie den Zeugen nicht; er that, was er zu thun berechtigt war.“ Buvignier tadelt, daß der General⸗Prokurator solche Hand⸗ lungen in Schutz nehme. Combier spricht von der Brutalität Tis⸗ serand's und wird dafür von Baroche zurechtgewiesen. Der Zeuge Petit, Lieutenant der mobilen Gendarmerie, sagt aus, daß seine Sol⸗ daten mit Steinen und Stuhlbeinen angegriffen worden seien. Gui⸗ lard unterbricht ihn mit der Behauptung, daß die Truppen zuerst und vor jeder Aufforderung angegriffen hätten: ein unbewaffneter junger Mann sei von einem Offizier mit dem Säbel übers Gesicht gehauen worden. Der Zeuge Lieutenant Petit: „Ich war es, der diesen Hieb austheilte.“ (Entrüstung und Lärm.) Advokat Thou⸗ ret ruft, die Handlung Petit's sei eines französischen Offiziers un⸗ würdig. Der Zeuge wendet sich gegen die Bank der Ange⸗ klagten und ruft mit einer Miene der Verachtung: „Ihr seid Alle Hundsfötter!“ Ein gewaltiger Tumult erhebt sich; mehrere Au⸗ geklagte verlangen, weggeführt zu werden, weil man sie beschimpfe. Von den Tribuünen ertönt lärmendes Geschrei gegen Petit. Der General⸗Prokurator verlangt die Abführung aller Angeklagten, welche die Sitzung gestört haben. Die Angeklagten toben nun noch ärger; sie erheben sich sämmtlich, um den Saal zu verlassen. Glei⸗ ches thun die Advokaten, indem sie vom Gerichtshofe fordern, daß er die ihnen angethane Beschimpfung exemplarisch ahnde. Der Gerichtshof zieht sich zurück, um über den Antrag des General⸗ Prokurators zu berathen. Sein Ausspruch lautet dahin, daß, weil auf beiden Seiten gefehlt worden sei, ohne weitere Berücksichtigung des Vorgefallenen die Verhandlungen fortgesetzt werden sollen. gewaltiger Aufregung wird die Sitzung um 6 ½ Uhr aufge⸗ hoben.

Sitzung vom 18. Oktober. Cremieux verliest einen von sämm’⸗

lichen Anwalten der Angeklagten unterzeichneten sehr energischen Protest gegen den am Schlusse der letzten Sitzung vom Gerichts⸗ hofe in Betreff der beleidigenden Aeußerung des Zeugen Petit er⸗ lassenen Beschluß. Der Präsident rügte einige Ausdrucke der Pro⸗ testation und sügte bei, er werde einen Angriff auf den Beschluß des Gerichtshofes in keiner Weise gestatten und jedem Advokaten vas Wort nehmen, welcher etwa einen solchen versuchen sollte. Der General⸗Prokurator Baroche, blaß und sichtbar sehr bewegt, erklärte, daß es ihm für jetzt unmöglich sei, auf den Protest der Anwalte einzugehen; er verlangte, daß derselbe auf das Büreau niedergelegt werde, was durch Cremicur geschah, und ließ sich während der übrigen Sitzung, die der Fortsetzung des Zeugenverhörs gewidmet war, durch den General⸗Advokaten vertreten. Die Aussagen sämmt⸗ licher bis um Uhr, wo die Sitzung geschlossen wurde, verhörten Zeugen bezogen sich lediglich auf Thatsachen, welche mit der Mani⸗ festation auf dem Boulevard in Verbindung stehen, und boten wenig Interesse. Ein auf Dain's Antrag vorgeforderter Zeuge benahm sich so ungebührlich, daß ihn der Präsident, ohne seine Vernehmung

zu gestatten, sofort aus dem Saale fuͤhren ließ.

Paris, 20. Okt. Der russische Geschäftsträger hatte gestern in Gegenwart des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten eine lange Konferenz mit dem Präsidenten der Republik.

Der mit der Liquidation des Vermögens Ludwig Philipp's beauftragte ehemalige Deputirte Vavin erklärt in mehreren Jour⸗ nalen, es sei nicht wahr, daß Ludwig Philipp, wie neulich ein Red⸗ ner vom Berge behauptete, 12 Mill. Franken in England angelegt gehabt habe. Nur einmal habe er bei dem Hause Coutts 500,000 Fr. stehen gehabt, wovon er 300,000 bei einer früheren Reise nach England wegen unvorgestchener Ausgaben habe entnehmen müssen, so daß 200,000 Fr. Alles seien, was er bei seiner Flucht nach England vorgefunden habe, um die dringendsten Bedürfnisse seiner Familie zu bestreiten.

Nach dem Wochenberichte der Bank hat ihr Metall⸗Vorrath um * Million und die laufende Rechnung des Schatzes um 3 ½ Mil⸗ lionen sich vermindert, während der Notenumlauf um 1 Million und der Betrag der Diskontirungen um 1 Millionen zugenommen hat.

Großbritanien und Irland. London, 20. Okt.

Der russische Gesandte, Baron von Brunow, hatte vorgestern eine

mit dem Premierminister Lord John Russell im Schatz⸗ Amte.

Der ministerielle Globe bespricht das Ergebniß der letzten vierteljährlichen Staats⸗Einkünfte wie folgt: „Funf von den sieben Quellen der ordentlichen Staats⸗Einkünfte Großbritaniens haben in den letzten 3 Monaten größeren Ertrag abgeworfen, als in der entsprechenden Periode des vorigen Jahres; zwei haben weniger eingetragen. Eine achte Rubrik, „Ertrag aus verkauften Kronlän⸗ dereien“, ist sich gleich geblieben (20,000 Pfd. St.), kann also aus dem Vergleich wegbleiben. Dieser stellt sich nun wie folgt: Zunahme. Accise 185,003 Pfd. St., Stempel 224,805 Pfd. St., Einkommensteuer 21,116, Postgefälle 3000, Gemischte Einnahmen 7979, zusammen 441,903 Pfd. St. Abnahme. Zölle 153,211, direkte Steuern 12,599, zusammen 165,810 Pfd. St. Nach Abzug dieser letzteren Summe ergiebt sich demnach fur das letzte Quartal ein Netto⸗Mehrertrag von 276,093 Pfd. St., was eine allgemeine Zunahme der Produktivität von 2 ½⅞ pCt. andeutet. So viel mehr steht zur Verfügung des Kanzlers der Schatz⸗Kammer. Allein unsere Prüfung der Ziffern hat einen anderen Zweck, nämlich den Zustand des Landes in den beiden Perioden daran zu vergleichen. Was nun den Ausfall in den direkten Steuern betrifft, so ist dieser an sich geringfügig und erklärt sich daraus, daß die Einsammlung ieser Steuern fast ganz in die im Januar und Juli ab⸗ laufenden Quartale fällt. Beachtenswerther ist der Ausfall in den Zöllen. Vergleicht man die Zolleinnahme des letzten Quartals im Jahre 1848 und 1849 im Einzelnen, so zeigt sich eine Zunahme in fünf Hauptartikeln, eine Abnahme in zehn anderen, wobei auch alle übrigen kleineren etwas zur Abnahme neigen. Also: Zu⸗ me. 11“ 257,085, Thee 58,983, Korinthen 14,240, Mo assen 13,526, Taback 5,106, zusammen 348,940 Pfd. St. Ab⸗ h n Zucker 325,909, Getraide 67,532, Seidenwaaren 26,656, Rum 20,910, Zimmerholz 19,001, Kaffee 16,771, Käse 6503, But⸗ Rosinen 4460, Wein 3070, andere Artikel zusammen 5951, zusammen 502,150 Pfv. St. Es erhellt augenblicklich, daß er Verlust an Getraidezöllen nicht, wie man vermuthet hat, eine Hauptursache des Defizits gewesen ist. Der ver Sanmzl⸗ H9. ache de⸗ zits gewesen ist. Der vermehrte Ertrag des Brannt⸗ öeassist.e der durch die Zollherabsetzung herbeigeführten grö⸗ her I“ Und gleichen Ursache ist die Mehreinnahme in den Rubriken Thee, Taback und Korinthen zuzuschreiben. Der Zollsatz für diese vier Artikel war in den beiden Jahren der näm⸗ liche. Die Molassen machen eine Ausnahme, da sie unter der fal⸗ lenden Skala des Zuckergesetzes vom Jahre 1846 eingeführt wer⸗

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den. Aber die Einfuhr dieses Jahres ist gleichwohl über Verhält⸗ niß gegen das vorige Jahr groß gewesen, denn sie betrug 736,174 Centner in den ersten neun Monaten 1819 und in derselben Pe⸗ riode 1848 nur 340,294 Centner. Was die Liste der Ausfälle be⸗ trifft, so hat der stärkste derselben, der beim Zucker, einen nahelie⸗ genden Grund. Die Zölle wurden vom 5. Juli d. J. an herab⸗ gesetzt; die Einfuhr aber hat, glauben wir, gegen das vorige Jahr zugenommen. Getraide, so viel man auch prophezeit hat, daß die Aufhebung der Korngesetze das Staats⸗Einkommen vermindern werde, figurirt in obiger Liste mit keiner beträchtlichen Ziffer. Das erklärt sich leicht. Es ist immer noch ein kleiner Zoll beibehalten von einem Shilling auf den Quarter Weizen u. s. w., und die Ein⸗ fuhren in den ersten drei Vierteljahren 1849 waren fast dreimal so groß wie in derselben Periode 1848. Der Ausfall in der Rubrik Seidenwaaren ist wohl einem temporairen Stillstand im Verbrauch fremder Artikel dieser Art zuzuschreiben. Der Verbrauch von Rum, wie von Zucker und Molassen, hat zugenommen; aber der Zoll ist herab⸗ gesetzt worden. Was das Zimmerholz betrifft, so entrichtet nur noch das fremde mehr als einen bloßen Nominalzoll, die Zufuhr des ausländischen Holzes aber war in diesem Jahre durch die Blo⸗ kade der Ostseehäfen gehemmt, und überdies hat der Verbrauch ab⸗ genommen durch den Nachlaß im Eisenbahnbau und in sonstigen Bauten. Die Mindereinnahme an Kaffeezöllen ist, fürchten wir, zumeist der Gutmüthigkeit zuzuschreiben, womit Ihrer Majestät Un⸗ terthanen von den Krämern Cichorien statt Kaffee's annehmen. Die übrigen Artikel sind von vergleichsweise geringem Belang, und keiner derselben widerspricht unstrer allgemeinen Schlußfolgerung, daß, wenn auch die allgemeine Zoll⸗Einnahme sich vermindert hat, doch die Quantität der zur inländischen Consumtion eingefuhrten Waaren sehr beträchtlich gestiegen ist. Wir haben gezeigt, daß die Ausfälle mehr scheinbar als wirklich sind. Hingegen dürfen die Mehreinnahmen in Accise, Stempeln, direkten Steuern, Ein⸗ kommen⸗Taxe und Postgefällen sämmtlich als ein wesentlicher Beweis von gesteigerter Thätigkeit und Wohlfahrt im gan⸗ zen Lande betrachtet werden.“ Dagegen sagt der Mor ning Herald: „Die Ministeriellen arbeiten in ihrem Beruf ohne Er⸗- röthen. Vor drei Jahren versicherte man uns, die Handelefreiheit würde unvermeidlich so wunderbare Segnungen herbeiführen, daß die Einkünfte bald alle Gränzen übersteigen, und die einzige Schwie⸗ rigkeit die sein würde, wie der Kanzler der Schatz⸗Kammer schnell genug Steuern abschaffen könnte⸗ Jetzt dagegen scheint der Haupt⸗ trost darin zu liegen, daß es nicht ganz reißend schnell schlimmer mit uns wird, und daß noch auf einige Zeit Aussicht vorhanden ist, die Dividenden zahlen zu können! Die ordentlichen Einkünfte fur das Oktober⸗Quartal in den letzten vier Jahren waren wie folgt: 1846, 13,889,103; 1847, 12,612,191; 1848, 13,334,468; 1819, 13,610,561 Pfd. St. Oder, wenn wir die ganzen Jahre beim Oktober⸗Rechnungs⸗Abschluß nehmen: 1846, 48,229,756; 1847, 18,542,520; 1848, 48,129,763; 1849, 48,272,336 Pfr. St. So daß im Ganzen die Sachen nur wenig besser oder schlimmer ge⸗ worden sind, als sie zur Zeit des Zollschutzes waren, was die Lage des Kanzlers der Schatz Kammer betrifft. Was aber das Volk anlangt, wo ist die verheißene Wohlfahrt?“ Eben so bemerkt der Standard: „Alle Hallucinationen der Frei⸗ händler über die Wirkungen, welche Sir Robert Peel's Maßregeln hervorbringen würden, sind in Luft zerronnen, und der Kanzler der Schatzkammer wird genöthigt sein, Vorschüsse bei der Bank zu neh⸗ men, um die Quartalzahlungen bestreiten zu können. Durfen wir nach den aus den Fabrikbezirken uns zugehenden Berichten schließen, so wird das nächste Vierteljahr kein Besserwerden zeigen. Von den Organen der lancashirer Fabrikanten wird widerstrebend einge⸗ räumt, daß alle wichtigen ausländischen Märkte zu Anfang des Jahres schon mit englischen Waaren überfuhrt waren, und daß folglich die Reaction, vor welcher wir sie gewarnt, schon bis zu einem gewissen Maß eingetreten ist.“ 18

Die Times hatte unlängst bemerkt: „Es ließe sich dermalen ein Buch schreiben, welches gewiß sehr raschen Absatz finden und dem Publikum großen Vortheil bringen würde, nämlich ein Buch über die Betrügereien im Eisenbahnwesen. Je speziellere und pri⸗ vatlichere Kenntniß des Gegenstandes der Verfasser besäße, desto besser natürlich wäre es.“ Dieser Wunsch ist, dem Examiner zufolge, unerwartet schnell erfullt worden, und zwar durch das so eben bei Newby in London erschienene dreibändige Werk „das gol⸗ dene Kalb.“

Das neue Bankerott⸗Gesetz ist am getreten.

12. Oktober in Kraft

Türkei. Smyrna, 18. Sept. (Gazzetta Piemontese.) Eine bedeutende Aufregung hatte gestern in Smyrna um sich ge⸗ griffen, die glücklicherweise ohne Blutvergießen ablief. Schon seit mehreren Jahren suchen die füͤrkischen Behörden die hier etablirten Europäer mit Auflagen aller Art zu belästigen, gegen welche un⸗ rechtmͤßige Verfahrungsweise jedoch alle besteheuden Konsulate mit Erzolg Protest eingelegt haben; nur der griechische Konsul machte ine Ausnahme, so daß die griechischen in Smoyrna verweilenden Unterthanen Abgaben entrichten mußten, ohne daß ihre gerechten Einwendungen und Klagen je berücksichtigt worden wären. Um solchen Uebeälständen ein Ende zu machen, richteten sie ein Bittschreiben an den König Otto, in welchem sie die Ungerechtigkeit auscinandersetzen, Steuern bezahlen zu müssen, von denen alle anderen Europäer, in Folge der Thätigkeit ihrer respektiven Konsulate, enthoben wären, und er⸗ suchten gleichzeitig, daß auch ihnen gleiche Rechtswohlthat zu Theil würde. Als der griechische Konsul Nachricht bekam, daß man Un⸗ terschriften zu dieser Petition in einem Kaffeehause sammle, so ent⸗ sendete er seinen von der Konsularwache begleiteten Kanzler in dieses Haus, welches er unter dem Vorwande, daß der Hausherr ein Falschmünzer sei, durchsuchen ließ; die Bittschrift wurde gefunden, mit Beschlag belegt, das Haus geschlossen, dessen Thore mit dem Konsulats⸗Petschaft versiegelt und der unglückliche Besitzer in das Konsulats⸗Gefängniß abgeführt. Kaum waren die Griechen von diesen Schritten ihres Konsuls unterrichtet, als sich mehr als zweitausend von ihnen vor die Wohnung desselben bega⸗ ben, um die Freilassung des Gefangenen zu fordern. Da sie diese auf gütlichem Wege nicht erlangen konnten, so wollte sie zu Thät⸗ lichkeiten schreiten, woran sie jedoch durch einen Bajonnet⸗Angriff des im Sturmschritte herbeieilenden Militairs verhindert wurden. We⸗ gen der fortwährend drohenden Haltung der Griechen blieb die tur⸗ kische Garnison den Tag über konsignirt; es kam jedoch zu keinen weiteren Unruhen. Wenn man hedenkt, daß dieser Streit leicht einen religiösen Charakter annehmen und zu einer Schilderhebung von funfzigtausend griechischen Rajas führen konnte, so wird es begreiflich, daß die Bewohner von Smyrna genügende Grunde zu ernster Besorgniß hatten. Das Konsular⸗Corps hat daher gestern mehrere Berathungen abgehalten; man hofft, daß die Resultate der⸗ selben zur dauernden Wiederherstellung der Ruhe beitragen werden.

Meteorologische Beobachtungen

1819. 22. Okt.

Nach einmaliger Beobachtung.

Abends

Nachmittags 10 Uhr.

2 Uhr.

Morgens 6 Uhr.

Luftdruck Luftwärme Thaupunkt.. .. Dunstsättigung.

339,01Par. 338,170Par. 337,810 Par. Quellwärme 2,„ 1 + 0,0 „R. + 8,0“0 n. + 5,9 0 R. Flusswärme 5,5 * 0,40 R. + 4,2“0 R. 4,0“° h. Bodenwärme 89 vct. 56 pet 83 pct.

neblig. halbbeiter trüb.

WvZöö. w. W. w.

Wolkenzug .. . 80.

Ausdünstung Niederschlag 0 Wärmewechse 8,1*

+ 27*

Tagesmittel: 338,33 Par. + 4,6˙9 R..ü. + 2,90 R. 76 pct. W.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 24. Okt. Im Schauspielhause. 170ste Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale: Die Komödie der Irrungen. Lust⸗ spiel in 3 Akten, von Shakespeare, für die Buͤhne eingerichtet von C. von Holtey. Hierauf: Daͤs war ich! Ländliche Scene in 1 Akt, von Hutt. Anfang halb 7 Uhr.

Donnerstag, 25. Okt. Im Schauspielhause. 171ste Abonne⸗ ments⸗Vorstellung. Don Carlos, Infant von Spanien, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller. (Herr Dessoir: Marquis von Posa.) Anfang 6 Uhr.

Freitag, 26. Okt. Im Opernhause. 124ste Abonnements⸗ Vorstellung: Die lustigen Weiber von Windsor, komisch⸗phantasti⸗ sche Oper in 3 Akten, mit Tanz, nach Shakespeare’s gleichnamigem Lustspiel, gedichtet von H. S. Mosenthal. Musik vom Föniglichen Otto Nicolai. Tanz von Hoguet. Anfang halb 11

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr. ꝛc.

Im Schauspielhause. 172ste Abonnements⸗Vorstellung: Doktor Wespe, Lustspiel in 5 Abth., von R. Benedix. (Herr Haase: Adam, als letzte Gastrolle.) Anfang halb 7 Uhr.

In Folge der Unpäßlichkeit der Frau Köster erleidet das am letzten Sonntrag bekannt gemachte Repertoir die Abänderung, daß die Oper: „Die lustigen Weiber von Windsor“ am Freitag, und die Sper: „Armide“, am Sonntag gegeben wird. Der Verkauf der Villets zu der letztgedachten Oper beginnt vom Sonnabend

Vormittag um 9 Uhr an.

Königsstädtisches Theater.

Mittwoch, 24. Okt. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Lucrezia Zorgia. Oper in 3 Akten. Musik von Donizetti. (Sgra. Rosa Penco: Lucrezia. Sgr. Della⸗Santa: Due Alfonso.)

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr., im Parquet und in den Parquet⸗ Logen 20 Sgr., im Amphitheater und in den Logen des zweiten Ranges 15 Sgr., Parterre 10 Sgr., Sperrsitz des dritten Ranges 10 Sgr., Gallerie 7 ½ Sgr. Ein Platz in der Orchester⸗Loge 4 Rthlr. 410 g

Berlin bei Nacht. Posse mit Gesang

Donnerstag, 25. Okt. . Mit neuen scenischen Einrichtungen

in 3 Akten, von D. Kalisch. und Couplets.

Neue Einlagen für den ersten Akt: 1) Grisetten⸗Diplomatie,

vorgetragen von Dlle. Mejo. 2) Männeralogie, vorgetragen von Dlle. Mejo. Neue Einlagen für den zweiter Akt: 3) Leitender Artikel, ge⸗ sungen von den Herren Grobecker und Edmüller. 4) Ungeheure Fortschritte, vorgetragen von Herrn L'Arronge. 5) Trost und Hofsnung, vorgetragen von Herrn Edmüuller. 6) Salomonische Sprüche, vorgetragen von Herrn Grobecker.

Neue Einlagen für den dritten Akt: 7) Aufschneiderei, vorge⸗ tragen von Herrn L'Arronge. 8) Politischer Eistanz, vorgetragen von Herrn Grobecker.

Die neuen Einlagen sind von den Herren Beta und Dohm. Ddie neuen Arrangements im Zuge: Kommunismus, Maige⸗ fangene, gegen die gar nichts vorliegt, die vormärzliche Justitia, Berlins Bekehrer, türkische Beschirmung, sind nach Original⸗Zeich⸗ nungen des Herrn W. Scholz. .

Vorher: Herr Lehmann. Monologische Scene mit Gesang von Dr. Beta, als Prolog, vorgetragen von Herrn Grobecker.

Freitag, 26. Okt. Berlin bei Nacht.