A usland.
esterreich. Pesth, 29. Okt. (Ll.) Wir h “ melden, von der unsere Stadt über die; . daß kraft des allerhöchsten Willens Sr. Majestät des K heute ab alle Verurtheilungen zum Tode sistirt sind. tigende Maßregel wird mehr noch als der
aben die jauchzende Nachricht erfüllt ist, aisers von besänf⸗ Organisations⸗
Entwurf dazu betragen, die Gemüther zum Frieden und zur Ein⸗
tracht zu stimmen, und heute ist es der ers über dem schönen, verdüsterten Pannonien wieder aufgeht. die Märtyrer des großen begangenen Irrth
ster dienen und die ganze Bevölkerung aus
sunkenheit erlösen, die das Erbtheil eines heißen W
aber die Reue nicht ausschließt.
te lichte Strahl, der Mögen ums als warnende Gei⸗ ihrer Apathie und Ver⸗ ahnes sein kann,
Ein anderer erfreulicher Umstand ist die Konzessionirung eines politischen Journals in ungarischer Sprache, welches vermuthlich
schon in den nächsten Tagen erscheinen wird.
Das Blatt wird den
Namen führen: Magyar Hirlap (Ungarische Zeitung), redigirt
von Franz Szilagyi, Mitglied der ungarischen Akademie.
Dieser
mäßig konservative Schriftsteller und unerschütterliche Antagonist der letzten Revolution, gab in den Jahren 1830 — 1837 eine historische periodische Schrift unter dem Namen Clio heraus, die sich durch
Gründlichkeit und Geschmack auszeichnete.
Er war auch längere
Zeit Redacteur des vormärzlichen siebenbürger Journals: Mult
s Jelen (Vergangenheit und Gegenwart).
Hermannstadt, 19. Okt. Der amtliche Theil des heutigen
Siebenb. Boten enthält Folgendes:
„An Se. des Herrn Kaiserl. Feldmarschall⸗Lieutenants, dann Civil⸗ und Militair⸗Gouverneurs von Siebenbürgen, Freiherrn von Wohlgemuth, Excellenz. Aus Anlaß einer Eingabe des Grafen der sächsischen Nation, Franz von Salmen, und über Einrathen des Ministerrathes, haben Se. Majestät der Kaiser in Anerkennung der erprobten Anhänglichkeit der säch⸗ sischen Nation an das allerhöchste Kaiserhaus und den Staat, mit aller⸗
höchster Entschließung vom 29. September I. J
J. derselben ein Aerarial⸗Dar⸗
lehen bis zum Betrage von 1,500,000 Fl. in Anweisungen auf die unga⸗ rischen Landeseinkünfte, zum Behufe der weiteren Darleihung an die be⸗ dürftigen Nationsangehörigen unter folgenden näheren Bestimmungen aller⸗ nädigst bewilligt: 1) Bis zur Erschöpfung der Summe von anderthalb Millionen Gulden können nach Maßgabe des sich äußernden Bedürf⸗ nisses Theilbeträge, welche jedoch nicht geringer und nicht größer als 50,000 Fl. sein dürfen, während eines Jahres beim hermannstädter Kame⸗
ral⸗Zahlamte gegen Partial⸗Schuldverschreibungen der sächsif Universität erhoben werden. 2) Gegenüber dem Aerar ist
chen Nations⸗ die sächsische Na⸗
tions⸗Universität alleiniger Schuldner und Hafter. 3) Jene Partial⸗Schuld⸗ verschreibungen pr. 50,000 Fl. haben die Solidarhaftung der Nations⸗ Uniyersität in der Art zu enthalten, daß die Erträgnisse des gesammten M „ 2 „ — . „ . 2
National⸗Vermögens, als auch dieses selbst, und namentlich die liegenden
Güter und Kapitalien, als Spezial⸗Hypothek dem Aerar ver
pfändet und im
Falle der Nichtzuhaltung der stipulirten Rückzahlungsraten und rücksichtlich Interessen⸗Abstattung demselben freigestellt bleibe, den Rückstand entweder aus dem gedachten National⸗Vermögen oder nach eigener Wahlzauch aus
dem der Universität zu verpf
1998
fürst, müsse und dürfe sich nur geistlicher Elemente bedienen. Hier⸗ mit solle nicht gesagt sein, daß das Papstthum sich halten könne; so lange es jedoch bestehe, sei jeder Laie, der sich in die Regierung mischen wolle, ein ihm feindliches Element. Eine moderirte Partei existire in Rom nicht und könne den Verhältnissen nach dort nicht eristiren; eine constitutionelle Form sei also unmöglich; Frankreich müsse sich daher zurückziehen; es habe erlangt, was möglich sei.
Während das Journal L'Ordre die Abreise des General d'Hautpoul meldet, giebt die Opinion publique das Gerücht, daß der General Anstand nehme, seine Reise anzutreten; er soll mit der Note im Moniteur, die ihn nach Herrn von Corcelles Abreise aus Rom auch mit den diplomatischen Geschäften beauftragt, ohne ihn förmlich zum Gesandten zu ernennen, nicht zufrieden sein.
General Oudinot erklärt in einem Briefe an den Kriegs⸗Mi⸗ nister, daß die Fahne, die im Dome der Invaliden weht, in dem Kampfe bei der Villa Pamfili dem Feinde genommen und ihm durch den General Regnault d'Angely auf dem Kampfplatze gezeigt wurde. Die Armee hat 400 Artilleriestücke in den römischen Staa⸗ ten erobert, ließ sie aber dem Papste. Herr von Tocqueville hat, wie berichtet wird, dem Kabinet von Neapel eine Note übergeben lassen, in der er angeblich gegen die unmenschlichen Grausamkeiten, die man in Sicilien übe, protestirt. Frankreich sei hierzu berech⸗ tigt, denn Palermo habe nur die Waffen gestreckt, als ihm unter Garantie von England und Frankreich eine vollständige Amnestie versprochen worden; nur 43 Personen sollten ausgenommen werden. Der Assemblée Nationale zufolge, besteht England darauf, Sicilien die Constitution von 1812 aufzuzwingen, und will Frank⸗ reich mit in die Sache hineinziehen.
Herr Brignole Sales, früherer sardinischer Gesandter in Pa⸗ ris, ist zum Gesandten in Wien ernannt worden. Herr Sales war 15 Jahre als Gesandter in Paris. Das Journal des Débats sagt, daß er in der politischen und diplomatischen Welt Erinnerungen zurücklasse, die nie verlöschen würden. Herr Malle⸗ fille, früherer Geschäftsträger Frankreichs in Portugal, wo er von Barrot ersetzt wurde, ist jetzt mit einer besonderen Mission nach Haiti beordert.
Auf Madagaskar ist die Königin der Insel, Ranavalo⸗Man⸗ jack, gestorben. Dies Ereigniß hob die Schwierigkeiten auf, welche bisher den freundlichen Verkehr Madagaskars und der französischen Insel Reunion (auch Bourbon genannt) verhindert hatten. Denn der neue König behandelt die Franzosen mit den größten Rücksich⸗ ten. Die Sacklaven kamen aus Madagaskar und brachen in die französische Besitzung von Nossi⸗Beh ein, erwürgten alle Soldaten, und die Bevölkerung der Insel sah sich genöthigt, sich an Bord einiger vor Anker liegender Schiffe zu flüchten. Die Anführer der Truppen auf der Insel Reunion haben sich verabredet, diese Bar⸗ bareien zu rächen.
Die Dokumente über den auswärtigen Handel geben interessante Nachrichten in Bezug auf Kalifornien. Eine Konsular⸗Depesche
ändenden Vermögen der an diesem Darlehn theilneh⸗
menden Gemeinden und einzelnen Schuldner ohne weitere Rechtsformalitäten
durch einfache Execution hereinzubringen. 4) Die nachträgliche Verzinsung des wirklich eehobenen Darlehns⸗Betrages ist nach Ablauf von drei zinsenfreien Jahren, von dem 1. Januar 1853 an gerechnet, mit 4 vCt. in halbjähri⸗ gen Raten zu leisten. 5) Die Kapitals⸗Rückzahlung hat in 12 Jahren in der Art stattzufinden, daß, vom 1. Januar 1853 an gerecchnet, in halbjäh⸗ rigen Raten, in den ersten drei Jahren je 50,000 Fl., im 4ten, 5ten und öten Jahre je 100,000 Fl., im 7ten, Sten und 9ten Jahre je 150,000 Fl., endlich in den drei letzten Jahren je 200,000 Fl. in Theilbeiträgen von 50,000 Fl. gegen Rückstellung der entsprechenden Partial⸗Schuld verschrei⸗ bungen sammt den jeweiligen fälligen Interessen zurückgezahlt werden. Ich beehre mich, Ew. Excellenz von dieser allerhöchsten Entschließung, welche ich gleichzeitig an den Herrn Grafen der sächsischen Nation mitgetheilt habe, zur Wissenschaft in die Kenntniß zu setzen. Wien, 1. Oftober. Krauß.“
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. vom 30. Oktober. Präsident General Bedeau. Herr Maissiat erklärt, Herrn Bouvet über das Departement des Ain au
ginnt um 2 ½ Uhr.
sichten nicht an.
Sitzung
Die Sitzung be⸗ er nehme die von sgesprochenen An⸗ Herr Morelles klagt darüber, er hätte gestern
das Wort gegen den Schluß der Debatte verlangt, und man habe es ihm nicht bewilligt. Die Versammlung geht zur Tagesordnung über. Herr Morelles fährt zu sprechen fort, und der Präsident
ersucht ihn energisch, die Tribüne zu verlassen.
Herr Didier
verlangt die Ausführung der Dekrete vom 9. und 21. Dezember 1848, die einen Kredit von 5 Millionen für die Sendung von 6000 Kolonisten nach Algerien, die in den Monaten September,
Oktober und November abgehen sollen, aussetzt.
General Rul⸗
hières erklärt, es sei eine Kommission niedergesetzt, deren Be⸗
richt für den November versprochen sei, dann nach Kenntnißnahme der gegebenen
könne ur⸗
theilen, jetzt könne sich das Ministerium in keine Debatte einlassen. Herr Didier bemerkt, 58,000 Personen warteten auf die Entschei⸗ dung, der Berichterstatter möge daher seine Schlüsse mittheilen. Herr Charras: „Es ist keine Zeit zu verlieren, eine solche Expe⸗ dition kann nur im Herbste stattfinden, oder wenn man das De⸗
kret nicht ausführen will, so möge man es sagen.“ Die Versammlung geht zur Tagesordnung über.
(Oh, oh!) Der Vorschlag
des Herrn Coralli, der dahin geht, auf die genaue Ausführung
der Verträge vom 15. Juli 1840 und
wird von der Kommission verworfen,
virte Tagesordnung ist. Herr von Coralli sein Antrag abermals einer Kommission
zu dringen,
moti⸗
daß
werde.
Die Kammer beschließt, daß der Antrag des Herrn Coralli nicht in
Berathung gezogen werde.
Sie wurde vorzüglich dadurch zu die⸗
sem Beschlusse veranlaßt, daß die Angelegenheit zu wichtig sei, um sie so nebenher zu behandeln. Die Kammer geht hierauf zur Be⸗ rathung des Kommissions⸗Antrags über, eine parlamentarische Un⸗
tersuchung über die Marine einzuleiten.
Der Minister zeigt sich
diesem Antrag nicht feindlich. Der Gegenstand wird morgen noch
weiter erörtert werden.
Ober⸗Gerichtshof zu Versailles. Sitzung vom 29. Oktober. In der heutigen Sitzung wurde das Zeugenverhör sort⸗ gesetzt. Der Redacteur des Rheinischen Demokraten sagt aus, daß er den Artikel über die Manifestation des 13. Juni vom Angeklagten Paya erhalten habe, während Letzterer den Artikel gar nicht zu kennen behauptet und verlangt, daß man die Zeugen vor⸗ ade, welche seine Unterschrift gesehen haben wollen, was der General⸗ Prokurator aber für unnöthig erklärt, weil ihr schriftliches Zeugniß vorliege. Die Aussagen mehrerer folgenden Zeugen sind uͤnerheb lich und betreffen meistens Suchet, der von seinen in der Gewerbe⸗ schule versammelten Kollegen abgeschickt wurde, um Forestier aufzu⸗ suchen, der bereits verhaftet war. Suchet stellt in Abrede daß 8 wie Zeugen versichern, von einer neuen Regierung gesprochen habe. Die weiteren Zeugen⸗Aussagen drehen sich nur um unbedeutende
Vorfälle, worauf die Sitzung geschlossen wirdd.
Paris, 29. Olt. Das Journal des Débats hat Mit⸗ theilungen aus Rom erhalten, welche die Rückkehr des Papstes noch in weite Ferne stellen. Der Papst könne wegen seiner geistlichen.
tellung keine weiteren Freiheiten gewähren. .
Er, der Kirchen⸗
vom 26. Juni enthält cinige Nachrichten über die damalige Lage von San Francisco. Die Masse der Waaren, die dort angekom⸗ men, verursachten wegen der beschränkten Zahl von Käufern ein Fallen der Preise. Vor Ende des Jahres 1849 wird wohl die Bevölkerung 150,000 betragen. Die Disziplin auf den Schiffen leidet noch immer durch die Goldgier. Die Matrosen werden häufig nur durch einen monatlichen Sold von 500 — 1000 Fr. zu⸗ rückgehalten. Die Bai von San Francisco hatte am 26. Juni 115 — 120 Schiffe verschiedener Tonnenlast aufgenommen. In drei bis vier Monaten erwartete man noch etwa 250 Schiffe. Die französischen Mode⸗Gegenstände und Mobilien werden da⸗ selbst wohl einen guten Markt finden. Die französischen Weine werden leicht verkauft und fangen an zu fehlen. Auch an fer⸗ tigen Häusern fehlt es, Bauleute und Tischler werden am besten bezahlt. Da der Wasserstand fiel, so begann wie der das Goldwaschen. An den Quellen des Dnalaw und des Meried finden sich große Reichthümer. Das Produkt einer Tagesar⸗ beit ist 1 —4 Unzen. Man zählte daselbst schon 12,000 Mann. Doch nicht alle können die schwere Arbeit des Goldsuchens ertra⸗ gen; diese kehren dann nach San Francisco zurück, wo ein geschick⸗ ter Arbeiter 4—412 Piaster täglich verdienen kann. “ Deer jetzige Bestand der französischen Segelschiffe ist: 25 Linien⸗ schiffe, die flott sind, und 22 auf den Werften; 38 flotte Fregatten, 13 noch auf den Werften; 35 flotte Korvetten, 4 auf den Werften; 49 flotte Briggs, 1 auf dem Werft. Der Dampfschiffe sind 101 an der Zahl, worunter 18 Fregatten, 7 sind noch auf dem Werft.
Der Minister fordert in einem Rundschreiben die Stadträthe auf, ihre Ansicht über den Wahlmodus dieser Behörden auszuspre⸗ chen. Ein Versuch, den Census einzuführen, mißlang in Lille; der dortige Stadtrath, so wie die von Grenoble, Mans, Nantes und St. Quentin, sprachen sich dagegen aus. Ueber die Zeit des Auf⸗ enthalts, um Wähler sein zu können, sind diese Autoritäten nicht einig; die einen verlangen ein Jahr, andere zwei Jahre. Mühl⸗ hausen verlangt zwei Jahre und will auch den Census eingeführt wissen. Diese Stadt wünscht ferner, daß jede Stadt in Bezirke eingetheilt werde, und daß jeder derselben einen Stadtrath erwähle, während die meisten Städte, wie Grenoble, Nantes, Mans, Tours und St. Quentin, die Listenwahl verlangen. Die meisten Städte wünschen die Wahl der Maires und ihrer Beisitzer von Seiten der exekutiven Gewalt. Die Stadträthe schlagen zu diesem Zwecke für jedes dieser Aemter drei Kandidaten vor.
Das Gesetz uͤber den Unterricht wird, wie man glaubt, nicht so bald zur Berathung kommen, da man jede Spaltung in der Majorität vermeiden und daher keine bedeutende Frage vornehmen wolle. Man spricht sogar davon, daß die Kammer durch einen förmlichen Beschluß die Berathung des Unterrichts⸗ Gesetzes auf⸗ schieben werde.
Die Kommission für den öffentlichen Beistand schreitet in ih⸗ ren Arbeiten langsam vorwärts. Sie hat einen Gesetzvorschlag über die Arbeiter⸗-Wohnungen vollendet. Herr Thiers arbeitet an seinem allgemeinen Bericht. Derselbe wird erst Mitte kommenden Monats beendet sein.
Einige sozialistische Journale haben Montags und Sonntags
eine Beilage; der Justiz⸗Minister hat nun erklärt, daß nach Ent⸗
scheidung des Cassationshofes die Supplemente, die am bestimmten
Tage erscheinen, als ein besonderes Journal anzusehen seien. Die
ehamn Anwalte werden in dieser Beziehung bestimmte Anweisung he .
Das polytechnische Institut, in welchem Vorlesungen über Ge⸗ schichte, Literatur und Staatspolitik gehalten werden und dessen Lehrer keine Bezahlung erhalten, ist von der Polizei geschlossen worden. Sie verlangt, daß der Direktor eine Erlaubniß vom Un⸗ terrichts⸗Minister erhalte.
Am 11. November wird das Konzil zu Rennes cröffnet wer⸗ den. Außer dem Erzbischof von Tours, seinen 7 Bischöfen und Suffraganen werden die Aebte mehrerer geistlichen Orden demsel⸗ ben beiwohnen. Am 8. Dezember wird sich das Konzil der Pro⸗ vinz Avignon und später das der Provinz Bordeaux versammeln. Die Bischöfe der Kirchen⸗Provinz Paris sind gegenwärtig im erz⸗ bischöflichen Palaste versammelt, um an die Synodalbriefe und son⸗
stigen Arbeiten, welche die Ergänzung des kürzlich abgehaltenen Konzils bilden sollen, die letzte Hand zu legen.
Nach dem Wochenberichte der Bank hat ihr Baarvorrath um 3 ½ Million und der Betrag ihrer Diskontirungen um etwas über eine halbe Million zugenommen, während sich der Notenumlauf gleich geblieben ist und die laufende Rechnung des Schatzes um 1 ½⅞ Million abgenommen hat.
Da die in Betreff der stattgehabten großen Industrie⸗Ausstel⸗ lung ernannte Jury ihre Arbeiten fast beendigt hat, so wird, wie man hört, die Vertheilung der zuerkannten Prämien in den ersten Tagen durch den Präsidenten der Republik im Börsen⸗Lokale vor sich gehen.
Das Ministerium soll sich große, aber vergebliche Mühe gege⸗ ben haben, um einen Mann von der Partei, zu welcher Falloux gehörte, für den Posten des Unterrichts⸗Ministers zu gewinnen; aber alle deshalb dem Herrn von Vatismenil gemachten Anträge sollen erfolglos geblieben sein, da die Legitimisten diesem angeblich den Eintritt ins Kabinet nicht gestatten. Sie wollten nicht, sagt man, daß einer von ihnen im Ministerium sei, um nicht dadurch, wie es bezüglich Falloux's der Fall, an etwaigem entschiedenen Auftreten gegen das Kabinet gehindert zu sein.
„Im Hafen von Föcamp zeigte sich letzten Donnerstag das merk⸗ würdige Phänomen, daß das Wasser zwei Stunden vor der Been⸗ dung der Fluth plötzlich um 33 Cenlimeter fiel und dann wieder zu steigen anfing. Es herrschte ein südwestlicher Wind.
Eine Privat⸗Gesellschaft hat sich gebildet, um zwischen Oran, Cette und Algier ceine regelmäßige Dampfschifffahrt herzustellen.
Die Eisenbahn⸗Zeitung bringt traurige Nachrichten über den Stand mehrerer Compagnieen; der Staat solle nicht nur einer, wie der von Avignon nach Marseille, sondern allen, die ein gleiches Anrecht hätten, zu Hülfe kommen. Die Democratie p acifique zieht hieraus den Schluß, daß es gut wäre, wenn der Staat alle Eisenbahnen übernähme.
Die Patrie enthält einen sehr scharfen Artikel gegen die sich duellirenden Repräsentanten. „Wenn diejenigen“, meint sie, „welche die Gesetze machen, sie nicht beobachten, wie können sie solches vom Lande verlangen?“ Herr Dupin, der erklärte Feind der Duelle, wird aufgefordert, in seiner nächsten Anrede an den Cassationshof die Magistratur zur Anwendung der Gesetze aufzufordern. —
Der Erminister des Auswärtigen, Bastide, erklärt in den Jour⸗ nalen die Aussage eines Zeugen zu Versailles, daß das Komplott von Risquons⸗Tout in seinem Kabinet organisirt worden sei, für durchaus unwahr.
Fast 3000 hiesige Nationalgardisten sind vorgestern und gestern nach Lille abgereist, um dort der Inauguration der Bildsäule des Generals Negrier beizuwohnen. 8 8
Vor dem Ober⸗Gerichtshofe zu Versailles sind noch elwa 40 Anklagezeugen zu verhören; dann kommen die von den Ange⸗ klagten vorgeladenen Zeugen an die Reihe. Man versichert, daß ein noch rechtzeitig von der Behörde entdecktes Komplott die förm⸗ liche Entführung der Angeklagten während der Sitzung bezweckte. Schon waren alle Maßregeln zu diesem Handstreiche getroffen, der aber jetzt in Folge der ergriffenen neuen Vorsichts⸗Maßregeln un⸗ terbleiben muß.
Der Abbé Dreux⸗Brézé, früher General⸗Vikar in Paris, is zum Bischofe von Moulins ernannt worden. 8
Mehrere Fabrikanten haben in Folge des Wiederauflebens der Geschäfte diejenigen ihrer Arbeiter zurückberufen, welche gegenwär⸗ tig als Kolonisten in Algerien leben; ein Theil derselben ist schon unterweges.
Der Gouverneur des Senegal, Bouet, berichtet über eine un⸗ ter seiner Leitung vorgenommene erfolgreiche Expedition gegen die Häuptlinge in der Provinz Dimar, welche voriges Jahr die gröb⸗ sten Unbilden gegen die Kolonie verübten. Sie wurden stark ge⸗ züchtigt und die französischen Truppen hatten nur zwei Todte und einige Verwundete zu beklagen.
Paris, 30. Okt. Falloux ist gestern auf seinen Landsitz in Anjou abgereist, wo er einige Tage verweilen wird, bevor er sich nach Nizza, oder wie Andere behaupten, nach Gaeta begiebt.
Es heißt, daß Lamoriciere in kurzem zurückkehren werde, da der Zweck seiner Sendung nach St. Petersburg beinahe erreicht sei. Das Evenement will wissen, daß man in gewissen Fällen seine Rückkehr noch beschleunigen werde, um ihm hier ein höchst wichtiges Kommando zu übertragen.
Man spricht jetzt viel von der sich vorbereitenden Minister⸗ Krisis als Folge der in ihrem Zwecke gar nicht mehr verhehlten Coalition der Gemäßigten gegen das jetzige Kabinet. Die Esta⸗ sette glaubt übrigens, trotz der anscheinenden Eintracht zwischen den Fractionen Thiers und Molé, nicht daran, daß ein gemeinsa⸗ mer Eintritt der beiden Führer in die Gewalt zu erwarten sei, weil weder Thiers noch Molé sich dazu hergeben werde, die zweite Rolle zu spielen. Wahrscheinlich deshalb weigere sich auch Thiers, in das beabsichtigle neue Kabinet einzutreten; ein Ministerium Molé könne sich aber nur behaupten, wenn alle Parteien der Gemäßig⸗ ten, also auch die von Thiers, durch ihre Führer darin vertreten seien. Andererseits hört man, daß gewisse Mitglieder des Ber⸗ ges befragt worden seien, welche Haltung der letztere einem aus einer mehr progressiven Schattirung, als das jetzige Kabinet, ge⸗ wählten Ministerium gegenüber annehmen werde. In der Na⸗ tional⸗Versammlung hieß es gestern, daß der Kriegsminister, weil er die von dem Dragoner⸗Offizier Bro in der Presse ge⸗ gen ihn erhobene Beschuldigung, daß er am 24. Februar 1848 trotz des erhaltenen wiederholten Befehls die National⸗Versammlung un⸗ vertheidigt gelassen habe, nicht widerlegen könne, seine Entlassung einreichen werde und nur die Ernennung seines Nachfolgers (man bezeichnet Magnan) abwarten wolle. Die Führer der gemäßigten Partei hielten gestern eine Konferenz, wo besonders Thiers und Molé sehr lange und lebhaft das Wort führten.
Die Estafatte meldet, daß man am Jahresschlusse die sechs Bataillone der Mobilgarde auf drei vermindern, aus diesen ein Regiment bilden und dasselbe unter Pierre Bonaparte's Befehl, der Oberst⸗Lieutenant werden solle, als französische Legion nach Algerien senden werde.
Großbritanien und Irland. London, 29. Okt. Der Oberst Beaumont Phipps, Privat⸗Secretair des Prinzen Al⸗ brecht, ist zum Schatzmeister der Königin an die Stelle des ver⸗ storbenen Anson ernannt worden. Der neue Privat⸗Secretair des Prinzen Albrecht ist Oberst Grey.
Der ministerielle Globe äußert über die Verhältnisse zwischen England und Rußland: „Haben wir die Bedingungen, unter denen Rußland seinen Anspruch auf die Leiber der Handvoll ungarischer Flüchtlinge in Widdin aufgiebt, als authentisch anzusehen, so geben diese Bedingungen zu sonderbaren Betrachtungen Anlaß. Der Westen soll sich nicht in pie Sachen des Osten mischen! Nun gut, so wählen wir eine Gränz⸗Kommission und lassen durch sie eine Linie zwischen den westlichen und den öͤstlichen Einflüssen ziehen. Nach billiger Reziprozität scheint daraus folgen zu müssen, daß auch der Osten sich in die Angelegenheiten des Westen und Süden nicht einzumischen habe. Sollen England und Frankreich in Konstanti⸗
nopel nichts zu sagen h so hat Rußland nichts in
Neapel zu sagen. Es scheint ein absonderliches Ding zu sein, daß die große Macht des Osten mit ihren Truppen über so viele Ter⸗ ritorien soll herfallen dürfen, wie sie kann, und so viele Höfe, wie sie kann, mit ihren Bändern und Kreuzen soll überschwemmen vürfen, während es keiner der großen Mächte des Westen erlaubt sein soll, auch nur einen Hauch von sich zu geben, der im Osten gehört werden könnte, um das gemeinsame Recht der Nation und die gemeinsame Civilisation Europa's zu wahren.“
Am Donnersage wurde in Manchester eine große Versammlung zur Reform des Parlaments und der Finanz⸗Verwaltung gehalten. Herr Bright hielt vor dieser Versammlung auch eine Rede über die traurigen Zustände in Irland. Der Redner meinte, daß in ein⸗ zelnen Distrikten ein Drittel der Bevölkerung durch Hungersnoth hinweggerafft sei, und daß die Hälfte der ganzen Bevölkerung des Landes gern auswandern würde, wenn den Auswanderungslustigen nur die nöthigen Mittel zur Ueberfahrt nach einem anderen Welttheile verschafft würden. Den irländischen Uebelständen sei dadurch abzuhelfen, daß das Parlament den Ver⸗ kauf von Grundstücken eben so frei mache, als den Ver⸗ kauf eines Stückes Vieh im Stalle; daß die Bankerott⸗Gesetze in Irland zur Geltung kämen, nach welchen auf Verlangen der Glän⸗ diger die Ländereien des Schuldners verkauft werden; und daß das Parlament den irläudischen Pächtern für die Verbesserungen, die sie etwa an ihren Ländereien vornähmen, irgend Sicherheit und Entschädigung gewähre. Gegenwärtig vermehre jedes Pfund Sterling, das der Pächter auf sein Land verwende, nur den Werth desselben für den Grundeigenthümer, der Ersteren ohne Bedenken aus seiner Stelle vertreibe, sobald sich Jemand fände, der für dieselbe ein höheres Pachtgebot thäte.
Die Baarschaft der Bank becief sich am 20sten d. M. auf 15,040,120 Pfd. Sterl., hat demnach eine Verminderung von 42,375 Pfd. Sterl. erlitten; der Notenumlauf hat sich dagegen um 529,026 Pfd. Sterl. vermehrt und ist bis auf die Summe von 20,174,342 Pfd. Sterl. gestiegen.
Bei den Wahlen in Maryland sind die Wahlen unerwartet gegen die Whigs ausgefallen. Gleiches erwartet man im Staat Mississipi.
Ein Schreiben aus Alexandrien enthält die Nachricht, daß der Kaiser von China einen Preis von 30,000 Guineen auf den Kopf des Gouverneurs von Hongkong gesetzt habe.
In Southampton trifft man bereits Vorbereitungen für den Empfang Kossuth's, den man mit dem nächsten Dampfschiff der Peninsular⸗ und Oriental⸗Compagnie etwa gegen den bten k. M. aus Konstantinopel erwartet.
Die Regierung soll die Aufhebung des Artillerie⸗Departements beabsichtigen, um dasselbe unter den Oberbefehlshaber der Armee zu stellen.
Nach der Daily News gedenkt Lord Denman, Lord⸗Ober⸗ richter des Queensbenchgerichts, aus Gesundheits⸗Rücksichten sein Amt niederzulegen.
Nach der Liverpool Albion sollen die Minister während der Parlamentsferien sich mit der Ausarbeitung einer neuen Re⸗ formbill beschäftigt haben. Lord J. Russell gab schon einmal wäh⸗ rend der vorigen Parlamentssitzung zu verstehen, daß das Mini⸗ sterium einer Ausdehnung des Wahlrechts nicht prinzipiell entgegen sei, und die Morning Chronicle, das Organ der konservativen Freihändler, verbreitete sich neulich in einem leitenden Artikel über die Vorzüge und die Nothwendigkeit einer Erweiterung des Wahlrechts.
Die Lords des Schatz⸗Amtes haben einen General⸗Befehl er⸗ lassen, wonach Swansea in Wales als Einfuhr⸗Hafen für Taback berechtigt ist. Der Examiner bemerkt: „Die neue Zollhaus⸗Akte schreibt vor, daß die Zölle, welche noch auf Getraide und Mehl lasten, alsbald bei der Einfuhr ins Vereinigte Königreich zu ent⸗ richten sind, gleichviel ob die Waare gelagert wird oder nicht. Frü⸗ her konnten Getraide und Mehl ohne die Zollzahlung ins Lager⸗ haus gebracht werden.“ — Die Kommission für den Verkauf überschuldeter Grundstücke hat in Dublin am 24. Oktober ihre Sitzungen eröffnet.
Zum Bischof von Llandaff soll der Iör. Ollivant, Professor der Theologie zu Oxford, ausersehen sein. Man hat nämlich für diese ganz wallisische Dizese einen der Landessprache (des alten Kymrischen) kundigen Bischof gewünscht, da die Dissenters sich die⸗ ses Mittels bedienen, um das Landvolk von der herrschenden Kirche abspenstig zu machen.
Der diesjährige Wallfischfang bei Grönland ist sehr unglück⸗ lich gewesen. Man kennt schon vier Schiffe, die gescheitert sind, und berechnet den Verlust auf 50,000 Pfd. St. Die Mannschaft ist übrigens bei allen glücklich gerettet worden.
London, 30. Okt. Heute hat die feierliche Eröffnung der neuen Kohlenbörse in der City in Gegenwart des Prinzen Albrecht, des Prinzen von Wales und der Königlichen Prinzessin stattgefun⸗ den. Ihre Majestät die Königin ist noch unpäßlich, aber bereits in voller Genesung. Die verwittwete Königin hat auch wieder eine bessere Nacht gehabt und fühlt einige Erleichterung in ihrem Be⸗ finden.
Nach einer Korrespondenz aus Lissabon wäre der Gouverneur von Gibraltar von der britischen Regierung getadelt worden, weil er sich gegen den Herzog und die Herzogin von Montpensier zu aufmerksam gezeigt und ihnen auf spanischem Gebiet einen Besuch abgestattet; es soll ihm auch untersagt worden sein, den
DOrden anzunehmen, den die Königin Isabella ihm verliehen.
General Klapka ist in London angekommen.
Die Orangisten⸗Umtriebe im Norden von Irland gewinnen ein so bedenkliches Ansehen, daß die Regierung sich veranlaßt gefunden hat, Truppen von Dublin dorthin abzusenden.
Nach Berichten aus Korfu vom 19ten d. M. sind die beiden Rädelsführer des letzten Aufstandes, Nodaro und Vlakko, gefan⸗ gen genommen und in Folge davon der Belagerungszustand vo Luxuri aufgehoben worden. .
5. Die statistische Uebersicht des belgischen Handels mit dem Auslande im September d. 82 eigt, daß die Verbesserung der Handelsverhältnisse noch immer im
Belgien. Brüssel, 30. Okt.
GS ist. Nur in Steinkohlen, Eisen und Maschinen ist die Anefüh viel geringer, was durch die Unruhen in den benachbarten Ländern erklärt wird. Die Ausfuhr von Waffen und Nägeln ist da⸗ gegen weit größer als 1847 gewesen. Die Ausfuhr von wollenen und baumwollenen Geweben hat eine beträchtliche Zunahme erfahren, des gleichen die von raffinirtem Zucker, fabrizirtem Taback und Zink. Am 30. Juni betrug die Ausfuhr 3,423,000 Fr. weniger, als für die ersten sechs Monate im Jahre 1847; am letzten August belief sich der Unterschied nur noch auf 1,265,000 Fr., und Ende September zeigt sich eine Zunahme von 1,176,000 Fr., woraus erhellt, daß die Ausfuhr im letzten September 2,044,000 Fr. größer, als im September 1847 gewesen ist. Das Departement der auswärtigen Angelegenheiten hat der Handelskammer in Antwerpen ein Schrei⸗ ben des englischen Konsuls mitgetheilt, worin sich schätzbare Nach⸗
richten und statistische Dokumente über die Handelsbewegung und die chinesische Schifffahrt während der ersten sechs Monate dieses Jah⸗ res, so wie mehrere Preiscourante, befinden.
Am 24. Oktober hat der König vier jungen Lenten Stipen⸗ dien von 1000, 800 und 500 Franken bewilligt, um sie dadurch in den Stand zu setzen, ihr Studium der Landwirthschaft im Aus⸗ lande zu beendigen. Die vier jungen Leute heißen: Laureys, Mi⸗ chel, Collaes und Grosfils. —
In Loͤwen haben am 16ten d. die Vorlesungen bei der Uni⸗ versität begonnen, und die Anzahl der immatrikulirten Studenten
beläuft sich schon über 470.
Schweiz. Bern, 25. Okt. (D. Z.) Noch niecmals seit dem Jahre 1845 ist die konservative Partei in dem Großen Rathe mit solcher Kühnheit, man möchte fast sagen, Siegesgewißheit auf⸗ getreten, wie gegenwärtig. Bei der heutigen Behandlung des Straßen⸗Gesetzes wurde das jetzige radikale Regiment geradezu ein Regiment der Despotie und Willtür genannt. Die Konservativen trugen auf Nichteintreten an und brachten es auf 72 Stimmen, während die Regierungs⸗Partei mit 92 Stimmen das Eintreten be⸗ schloß, jedoch das ganze Gesetz an den Regierungs⸗Rath zurück⸗ schickte mit dem Wunsch, derselbe möchte die Stimmung des Landes besser berücksichtigen. Es läßt sich nicht leugnen, im ganzen Kanton herrscht eine bedenkliche Stimmung, deren nächster Anlaß die immer lauter werdenden Klagen über den schlecht geführten Staatshaus⸗ halt und die ununterbrochen fortdauernde Gesetz⸗Fabrication sind. Die leere Staatskasse und die nothwendig gewordenen direkten Steuern verschmerzt der Berner eben so wenig, als er es sich ge— fallen läßt, bei neuen Gesetzen tabula rasa zu machen, wie beim neuen Schulgesetz der Fall ist. Das berner Volk ist seinem ursprüng⸗ lichen Charakter nach konservativ, und wollte das neue Regiment in allen Verwaltungszweigen ein radikal neues Fundament legen, so hätte dies in der Revolutionszeit des Jahres 1846 geschehen müssen; damals wäre Alles gegangen. Stämpfli hat das gewußt und drang mit seinem Finanz⸗System durch. Dasselbe wird freilich noch eine Menge Veränderungen erleiden, allein auch die konservativste Re⸗ gierung müßte im Prinzip hierin denselben Weg gehen. Mit dem Schulwesen hat man gewartet bis jetzt, wo der Revolutionsrausch verflogen ist, und schwerlich dürfte das nüchtern gewordene Volk jetzt den weitgehenden Wünschen des Gesetzes seine Zustimmung geben. Hierzu kömmt, daß der ganze Mißmuth in der Masse sich jetzt besonders auf dieses Gesetz wirft und das Volk, von geschick⸗ ten Agitatoren aufgestachelt, in seiner Weise so räsonnirt: Bei dem Schulgesetz handelt es sich einfach um die Frage: wollen wir künf⸗ tig die christliche Religion unserer Väter oder die Schulmeister⸗ Religion der neumodischen Herren? Soll in Zukunft das Volk Meister sein, oder wollen wir zu unseren vielen Regenten auch noch eine Schulmeisterherrschaft?
Alle Berichte stimmen überein, daß die Gaͤhrung im Kauton Freiburg wächst. Es ist bekannt, daß über die jetzige Verfassung das Volk nie gefragt worden ist, und daß die Regierung im Volke durchaus keine Sympathieen hat. Die freiburger Regierung ist ein Produkt der letzten Revolution, und wenn sie anfangs durch die Gewalt der eidgenössischen Bajonette gehalten wurde, so konnte in der letzten Zeit das Volk nichts gegen die Macht der Verhältnisse. Der Bundes⸗Rath unterstützt die Regierung, und geht hierbei wahrscheinlich von der Ansicht aus, daß das freiburger Volk erst zur Freiheit erzogen werden müsse, und bis es von dem Jesuiten⸗ drucke zu einer selbstständigen Einsicht gekommen sei, dazu brauche es Zeit. Jedenfalls sind die freiburger Zustände im höchsten Grade traurig. Jüngst wurde daselbst ein Flüchtling erstochen gefunden; er war der zehnte Flüchtling, der in der Schweiz eines gewaltsa⸗ men Todes starb.
Bern, 26. Okt. (Schw. Bl.) Der schweizerische Bundes⸗ Rath beabsichtigt, eine neue Vertheilung der Flüchtlinge auf die Kantone noch im Laufe dieses Monats vorzunehmen, indem er die verschiedenen Polizei⸗Behörden der Kantone auffordert, ihm läng⸗ stens auf den 24. Oktober summarische Verzeichnisse der in den respektiven Kantonen untergebrachten politischen Flüchtlinge zu die⸗ sem Zwecke einzusenden.
Die Klagen wegen Nichtabschlusses der Rechnung über die Sonderbunds⸗Kriegskosten werden immer lauter und allgemeiner. Es wäre wirklich sehr zu wünschen, daß von den Bundes⸗Behör⸗ den mit möglichster Beförderung wenigstens Aufschluß ertheilt würde, wie es denn eigentlich mit diesem Geschäft steht und warum die Erledigung noch immer auf sich warten läßt.
Die Genfer Zeitung verwahrt sich gegen die Aussagen des Lyoner Courrier, der auf den nächsten 15. November be⸗ reits einen Straßenkampf angekündigt hat; auch die Revue hat bestimmt erklärt, daß auf ihrer Seite kein Mensch an Gewaltthä⸗ tigkeiten denke.
Zürich, 25. Okt. (D. Z.) Gestern und vorgestern war un⸗ ser Großer Rath zu seiner ordentlichen Herbst⸗Sitzung versammelt, um mehrere für den Kanton sehr wichtige Gesetzentwürfe zu be⸗ rathen. Dessenungeachtet war die Versammlung sehr schwach, wohl der viclen dringenden Herbstgeschäfte wegen, besucht, und gleich der erste Beschluß, sich nämlich mit der schon so lange besprochenen neuen Civilgesetzgebung nicht mehr zu befassen, weil ja schon am 1. Mai 1880 ein neuer Großer Rath an die Stelle des gegenwär⸗ tigen trete, bewies, daß unser Großer Rath entweder kein sehr großes Zutrauen in seine Fähigkeit oder aber keinen großen Geschäfts⸗ eifer besitzt. Ueber die vielbesprochenen Handwerks⸗Petitionen, welche in der Wiedereinführung der Zünfte, in dem Verbote frem⸗ der Waaren u. s. w. einen rettenden Schutz gegen die aus der Gewerbefreiheit hervorgegangenen Uebelstände erblickten, wurde ein⸗ fache Tagesordnung erkannt. Das Budget von 1848 wies eine Einnahme von 1,745,000 Schw. Fr., 1,807,000 Schw. Fr. Aus⸗ gaben gegenüber, somit ein Defizit von 62,000 Schw. Fr. nach, wobei aber zu bemerken ist, daß die Lebensmittelnoth, der Sonderbund⸗Feldzug und die Gränzbesetzung in den letztverflossenen Jahren ganz außerordentliche Ausgaben erforderlich machten. So⸗ dann nahm der Große Rath den geprüften Gesetz⸗Entwurf über Einführung des Direktorial⸗Systems (statt des bisherigen Kollegial⸗ Systems) im Regierungs⸗Rathe in definitiver zweiter Berathung an: statt der bisherigen 13 erhalten wir nux 9 Regierungs Räthe mit vierjähriger Amtsdauer, an ihrer Spitze steht nicht mehr ein alt⸗ ehrwürdiger Amts⸗Bürgermeister, sondern ein einfacher Präsident, die Regierungs⸗Räthe sollen wenigstens 30 Jahre alt sein. Noch zwei andere geprüfte Gesetz⸗Entwürfe erlangten definitive Annahme: der eine bestimmt die Prüfung und Patentirung der bisher nur geduldeten sogenannten Geschäfts⸗Agenten; der Himmel verhüte, daß wir an ihnen nicht eine zweite Auflage der blutsaugerischen bernerischen „Rechts⸗Agenten“ erleben; der andere giebt die Wahl der Pfarrer und Lehrer den Gemeinden ganz frei; Lorher waren dieselben an einen Dreiervorschlag des Kirchen⸗ und Erziehungs⸗ Rathes gebunden. Ganz unerwartet dagegen war das Schicksal eines vierten geprüften Gesetz⸗Entwurfes, nämlich dessen über Be⸗ schränkung der Wechsel⸗Fähigkeit. Die seit dem Anfang der drei⸗ ßiger Jahre eingeführte unbeschränkte Wechselfähigkeit hatte viele
Mißstände in ihrem Gefolge, die sich besonders in den letzten 10 Jahren in erschreckender Progression mehrten. daher nach einer absolut nothwendigen Einschränkung, und der Große Rath beschloß wirklich in seiner Sommer⸗ Sitzung, bei der ersten Berathung des vorliegenden Gesetzes, daß erst den Wechseln von mehr als 400 Schw. Fr. Wechselkraft beizulegen 1 Indessen nicht blos die „libelli“, auch die leges „habent sua fatas: in der gegenwärtigen Sitzung unterlag zuvörderst die früher be⸗ schlossene objektive der nunmehr beliebten subjektiven Beschränkun⸗ gen der Wechselfähigkeit, nur gewisse Klassen von Personen sollten das Recht haben, Wechsel mit voller Wechsel⸗Verbindlichkeit aus⸗ zustellen; aus Aerger über ihre Niederlage verbanden sich die An⸗ hänger der objektiven Beschränkung mit den Gegnern des ganzen Gesetzes, und dasselbe wurde mit 59 gegen 57 Stimmen verworfen. Die Bemerkung des Herrn Alt⸗Bürgermeisters von Muralt, man werde doch nicht dem Züricher das verbieten wollen, wozu jetzt ja „jeder Schwabe“ das Recht habe, scheint ebenfalls günstig auf das angegebene Resultat eingewirkt zu haben. folgenden Sitzung vom 24sten kam zuerst die vom Regierungs⸗ Rathe geprüfte und gebilligte Motion des Erziehungs⸗Rathes, ein Schul⸗Inspektorat zum Behufe einer einheitlichen Inspection sämmtlicher Volksschulen des Kantons zu gründen, zur Berathung. Diese Motion, der, wie es der Erziehungs⸗Rath offen ausgespro⸗ chen, die Absicht zum Grunde liegt, dem 1839 verjagten Alt⸗Seminar⸗ Direkter Scherr eine verdiente Satisfaction zu geben, hatte schon in der Presse heftige Kämpfe erregt; die Konservativen fürchten und hassen Scherr wegen seiner energischen Konsequenz in der
Alles rief
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In der
Aufräumung alter Mißbräuche und wegen der großen moralischen Gewalt, die er über die Mehrheit der zürcherischen Volksschullehrer besitzt; aber auch unter den Liberalen giebt es Viele, die, bei aller Anerkennung von Scherr's hohen Verdiensten um unser Volksschul⸗ wesen, die Rücksichtslosigkeit, mit welcher er seinen Widersachern entgegentrat, als „schulmeisterliche Anmaßung“ betrachten und ihm daher nichts weniger als gewogen sind. Wir dürfen uns daher nicht wundern, wenn die Motion nicht sofort zur Abstimmung, ge⸗ bracht wurde; trotz der unzweifelhaften liberalen Mazjorität fürch⸗ tete man doch eine Verwerfung des Antrages, man zog daher vor, denselben zuvörderst an eine aus 4 Mitgliedern bestehende Kommission wandern zu lassen, die aus Freunden und Feinden Scherr's bunt zusammengewürfelt ist. er Drr Rath den Gesetzentwurf über Strafbefugnisse der Administrativ⸗ und Polizeibehörden in erster Berathung an; die früher, des ver⸗ letzten Grundsatzes der Gewaltentrennung wegen, erhobenen Beden⸗ ken können nach der gegenwärtigen Fassung als beseitigt betrachtet werden, da es jedem mit einer Buße Belegten freigestellt ist, ob er dieselbe zahlen oder den Entscheid der Gerichte anrufen will: zudem steht den Ober-Behörden das Recht der Cassation gegen formell oder materiell unrichtige Urtheile zu.
Endlich nahm der Große
Bloße Polizeibehörden kön⸗
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nen das Vornehmen von Hausdurchsuchungen gestatten.
Zürich, 27. Okt. (O. P. A. Z.) Der Bundes⸗Rath zö⸗
gert mnoch mit der Veröffentlichung der Beschlüsse über die zweite Ausweisung der Flüchtlinge. Die Flüchtlings⸗ Angelegenheit tritt überhaupt in eine neue Phase, da die Unterhaltung im Winter mit
vielen Kosten verknüpst ist. Der Kanton Glarus, welcher arm ist, ließ den Flüchtlingen bereits erklären, daß mit dem Ende dieses Monats die kostenfreie Verpflegung aufhöre. Hier dauert sie noch fort, wodurch zum Theil Veranlassung zum Nichtsthun gegeben ist; denn die Kost ist nicht schlecht und genuügt vollständig zur täglichen Nahrung. Es soll nun auch hier eine Militairschule für die Flücht⸗ linge errichtet werden, und es haben sich schon mehrere der gebil⸗ deteren Flüchtlinge zu Vorträgen gemeldet. Der Stand der Flücht⸗ linge, welche sich im Kanton Zuͤrich aufhalten, ist gegen 500,
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schmilzt jedoch fast täglich mehr zusammen, da man jetzt auf mil⸗
dere Bestrafung in Baden rechnet.
Laufanne, 24. Okt. (Frankf. J.) Der Staatsrath hat
wegen ihrer Weigerung, die Bettagsproclamation zu verlesen, 11 katholische Geistliche für die Dauer eines Monats in ihren geist⸗ lichen Functionen und in Bezug ihrer Gehalts vom 27. Oktober
bis zum 30. November suspendirt.
Lugano, 23. Okt. Abermals beklagt sich der Repuhbli⸗
cano bitter, nicht blos darüber, daß in Como ein Werbedepot für rie Schweizer⸗Regimenter in Neapel existire, sondern daß selbst schweizerische Regierungen den Anwerbungslustigen noch Vorschub hierfür leisten. Das genannte Blatt erzählt: „Am 15ten d. lang⸗ ten in Chiasso 23 deutsche Flüchtlinge an, mit gehörigen Laufpäs⸗ sen des waadtländischen Justiz⸗ und Polizei⸗Departements versehen, worin es hieß, daß die Inhaber sich nach der Lombardei begeben, „um daselbst Arbeit zu suchen“. Die Regierung von Tessin, zum voraus von dem genaunten Departement von der Ankunft dieser
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Leute benachrichtigt, ließ sie an der tessiner Gränze in Empfang nehmen und mit Verabreichung einer kleinen Wegzehrung bis an die lombardische Gränze geleiten. Dort angelangt, untersuchte sie die lombardische Kommission sofort, ob sie zum Militairdienste taug⸗ lich seien; 18 wurden für tauglich befunden, 5 aber ausgemerzt. Jene wurden daher weiter nach Como instradirt, diese aber, Jeder mit einer Entschädigung von 6 österreichischen Lire, in die Schweiz zurückgewiesen. Auf der Rückkehr wurde mit den Fünfen ein Ver⸗ hör aufgenommen, und daraus ergab sich das Thatsächliche. Sie erzählten ohne Hehl, daß man sie in Waadt zur Anwerbung ir den neapolitanischen Militairdienst aufgemuntert habe, und daß die, welche ihnen ihren Laufpaß gegeben, ihre Absicht gar wohl gekannt haben.“
Spanien. Madrid, 24. Okt. Der halbamtliche He⸗ raldo zeigt an, daß die Eröffnung der Cortes ohne Thronrede und durch eine Kommission im Senats⸗Palaste erfolgen wird.
Portugal. Lissabon, 21. Okt. Ueber den Streit zwi⸗ schen Frankreich und Marokko erfährt man, daß der Kaiser am 8ten die von Frankreich verlangte Genugthuung definitiv verweigert, später den Versuch gemacht hat, die Vermittelung des nerdamerikani⸗ schen General⸗Konsuls zu erlangen, welche dieser indeß wegen der diplomatischen Vorgänge in Washington verweigerte, und daß dar⸗ auf der französische Geschäftsträger erklärte, er werde am 21sten durch seine Entfernung das Signal zum Ausbruche der Feindselig⸗ keiten geben, wenn bis dahin nicht vollständige Genugthuung gege⸗ ben sei.
Die Portugiesen haben am 25. August, um den Mord des Gouverneurs von Macao zu rächen, einen Angriff auf ein an der Gränze liegendes Fort gemacht, dasselbe erstürmt, 74 Chinesen ge⸗ tördtet, mehrere Häuser in Brand gesteckt und 40 Geschütze verna⸗ gelt. Sowohl englische als französische Kriegsschiffe hatten sich zur Unterstützung der Portugiesen oder zur Ueberwachung der Begeben⸗ heiten nach Macao begeben.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. N hsen Neork, 17. Oit. Der Schatzamts⸗Secretair hat bhe Chrgehe der 2.See; 8öäS in Folge der Abänderung ffentlicht, daß vom 1. Januar 1850 an, in Folg Häfen der Ver⸗ der britischen Schifffahrts⸗Gesetze, nun auch in ben † .