11“
ohr. 8 8 das 1ste Bataillon des 11ten Infanterie⸗Regiments
rlanaffenburg, das 3te Bataillon desselben Regiments Würzburg, eneer lsten Chevaurlegers⸗Regiments Baireuth, und die Batterie des 3ten reitenden Artillerie⸗Regiments Würzburg zu Garnisonsorten. Sämmtliche Infanterie⸗Abtheilungen haben die länger dienende Mannschaft bis auf die Präsenthaltung von 100 Mann pr. Compagnie zu beurlauben, das 3te Bataillon des 5ten Infanterie⸗Regiments Großherzog von Hessen sogleich, das 3te Bataillon des 13ten Infanterie⸗Regiments Hertling nach seinem Eintreffen zu Baireuth und erfolgter Einlieferung, die übrigen Abtheilungen hingegen haben jede die zu beurlaubende Mannschaft in eine eigene Abtheilung zu formiren, derselben die erforderliche Anzahl Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute zuzutheilen und solche in die bisherige Garnison zurückzusenden, von wo die Mannschaft nach er⸗
Das 3te Bataillon des 10ten Infanterie⸗Regiments erhält
folgter Einlieferung mit der treffenden Reise Entschädigung in Urlaub zu entlassen ist, die Offiziere, Un eroffiziere und Spielleute aber zu ihren Abtheilungen zuruͤckzukehren haben. Sämmtliche Abtheilungen haben ihre Munitionsbagage und sonstige ärarialisch en Wagen bei sich zu behalten, und für deren gute und gesicherte Aufbewahrung gehörige Sorge zu tragen. Der Kommandant des Observations⸗ Corps rückt in die Garnison Nürnberg ein. Der General⸗Major Graf von Verri de la Bosia hat bei dem I1sten Armee⸗Corps und in der Garnison München und das Kommando der 2ten Infante⸗ rie⸗Brigade zu übernehmen. Der General⸗Major von Haller rückt in die Garnison Nürnberg ein und übernimmt interimistisch das Kommando der 3ten Infanterie⸗Division. Mit dem Einrücken in die früheren oder die neuen Garnisonsorte hören die bisher bezo⸗ genen Zulagen ꝛc. auf. Die nach Lohr und Schweinfurt vorläufig in Garnison bestimmten Abtheilungen werden in beiden Orten mit Verpflegung so lange einquartiert, bis die zu deren Kasernirung erforderlichen Lokalftäten dortselbst ermittelt und überlassen sein werden. I1
Hannover. Hannover, 10. Nov. (Hannov. Ztg.) Nachdem in der heutigen Sitzung der ersten Kammer die Wahl der Mitglieder der Redactions⸗Kommission beschlossen war, wurde die Vorlage, die Beschleunigung des Verfahrens in Theilungs⸗ und Verkoppelungs⸗Sachen betreffend, hinsichtlich des finanziellen Punk⸗ tes an die demnächst aus fünf Mitgliedern jeder Kammer zu bil⸗ dende Finanz⸗Kommission verwiesen. Die Vorlagen, den Unter⸗ stützungsfouds für Angestellte der Eisenbahnen betreffend, mit dem Antrage auf anderweite Bewilligung von 1500 Rthlr. pro 1849—50, so wie den Fahr⸗ und Fracht⸗Taxif der Landes⸗Eisenbahnen be⸗ treffend, mit dem Antrage auf Ermäßigung des Fahrgeldes für die nach hannoverischen Häfen oder nach Hamburg und Bremen rei senden Auswanderer, und des Frachtsatzes für Vieh in ganzen Wa⸗ genladungen, wurden nach kurzer Erläuterung durch Baurath Hausmann, und nachdem von Dr. Wyneken auf die Wichtigkeit der Beförderung des Zuges der Auswanderer nach hannoverischen Häfen hingewiesen war, angenommen. Endlich wurde die Vorlage, das Thierarznei⸗Wesen betref⸗ fend, nach einem erläuternden Vortrage des Regierungs⸗Raths von Hammerstein, wegen des Antrags auf Geldbewilligung für die hiesige Thierarzneischule an die Finanz⸗Kommission verwiesen. Auf die Bemerkung des Dr. Wyneken, daß die Einnahmen der Leh⸗
rer an dieser Anstalt im Vergleiche namentlich zu denjenigen der
Hymnasial⸗Lehrer unverhältnißmäßig hoch erscheinen, wurde vom Land⸗Kommissär von Honstedt erwiedert, daß die fraglichen Kosten hauptsächlich nach der Wichtigkeit des Gegenstandes für das Land,
ür welches die Viehzucht einen so erheblichen Erwerbszweig bilde,
u bemessen sein würden, und vom Regierungs⸗Kommissär Lichten⸗
erg auf die Schwierigkeit einer angemessenen Besetzung dieser
Stellen mit geringeren Mitteln hingewiesen. Ein Antrag des Senators Meyer auf Bewilligung von 800 Rthlr. behufs Anstel⸗ ung eines zweiten Lehrers am Thier⸗Hospitale zu Göttingen gab
u der Bemerkung des Ministerial⸗Vorstandes Braun Anlaß,
aß hierfür der gegenwärtige Zeitpunkt, wo die fernere Gestaltung
ieser Anstalt noch Gegenstand der Erwägung sei, nicht passend
Hannover, 12. Nov. In heutiger Sitzung der ersten Kammer wurde nach vorgenommener Wahl der Mitglieder der Redactions⸗Kommission von Rosenthal ein Antrag auf De⸗ laration des §. 3 des Preßgesetzes dahin gestellt, daß in allen ällen, wo der Verfasser einer strafbaren Druckschrift, deren Druck r genehmigt, von den hannoverschen Gerichten erreicht werden kann und denselben entweder von vorn herein oder während des Laufes einer zunächst gegen andere Personen (Redacteur ꝛc.) ge⸗ ichteten Untersuchung als der Verfasser bekannt wird, immer nur ieser allein zur Untersuchung und Strafe zu ziehen sei, der Her⸗ usgeber (Redacteur) aber erst in Ermangelung des Verfassers, der Verleger oder Drucker erst in Ermangelung eines Verfassers oder Herausgebers. Der Antrag fand Unterstützung und soll auf eine der nächsten Tagesordnungen gesetzt werden. Bei der darauf folgenden wiederholten Beschlußnahme über ie in der vorigen Sitzung verhandelten Regierungs⸗-Vorlagen, be⸗ treffend den Unterstützungsfonds für Angestellte der Eisenbahnen, en Fahr⸗ nund Frachttarif der Landes⸗Eisenbahnen, die Lage des Chausseebaues, das Thierarzneiwesen, wurden die früheren Beschlüsse erneuert. Die Kammer ging sodann zur Verhandlung des Regie⸗ rungs⸗Schreibens, die standesherrlichen Verhältnisse des fürstlichen Hauses in der Grafschaft Bentheim, über, und beschloß nach län⸗ gerer Besprechung, die Vorlage zu den. Akten zu nehmen. Der endlich zur ersten Abstimmung gebrachte Gesetz⸗Entwurf, die Auf hebung einer auf der lüneburgschen Kirchenordnung beruhenden Kollateral Erbschaftsabgabe betreffend, wurde angenommen. Schließ⸗ lich fand eine Besprechung über Stenographirung und Veröffentli⸗ chung der Kammer⸗Verhandlungen statt. 8 Die zweite Kammer beschloß in ihrer heutigen Sitzung, das Schreiben des Königlichen Gesammt⸗Ministeriums vom 8. Novem ber 1849, das neu zu errichtende Schatz⸗Kollegium betreffend, an EEE G dl. beider Kammern als Finanz⸗ Erwäͤhlung 85 dn.zssa von der Verweisung aber den Punkt der Ge erel⸗Chenne⸗ gseh⸗ auszuschließen. Sodann referirte der 1111““ das Schreiben des Königlichen Stadt Hildesheim betreff I“ 1849, die Wahl, der 1 ssend, aus den dem Schreiben beigefügten Untersuchungs⸗Akten u. s. w. und stellte den Antrag: der Königli⸗ chen Regierung zu erwiedern, daß Stände die in dem obigen Schreiben über die Wahl des Abgeordneten der Stadt Hüdeslsem niedergelegten Bedenken nicht theilen können, eben so die Vollmacht desselben vollkommen genügend anerkennen und demgemäß darauf antragen, den Advokaten Weinhagen sofort als Deputirten z lassen. Los I., Schlüter, Böhmer und Oppermann unterstützt wurde ist von der Kammer einstimmig angenommen.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 12. Nov. (Meck⸗ lenb. Ztg.) Von Sr. Majestät dem Könige von Preußen ist zur Vermählung unseres Großherzogs ein überaus herzliches Glück⸗
6 ¹ Uzu⸗ Der Antrag des General⸗Syndikus, welcher von Elüisfen, V
““ ö1““ 8 b1““ wunsch⸗Schreiben eingegangen, in welchem nicht nur die innigste Zuneigung zu dem Groͤßherzoge, sondern auch die von Sr. Maje⸗ stät gehegte Ueberzeugung sich ausspricht, daß derselbe in den aus⸗ gezeichneten Eigenschaften der Großherzogin Auguste, Königl. Hoheit, die sesteste Bürgschaft eines wahren und dauernden Lebens⸗ glücks finden werde. ] “
Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat für die Zeit seines Verweilens zu Ludwigslust in Betreff des Geschäftsganges der obersten Staats⸗Behörde anzuordnen geruht, daß wöchentlich zwei⸗ mal Vortrag von Seiten eines Vorstandes oder mehrerer Vorstände der Ministerien stattfinden soll. Zu dem Ende gedenkt der Groß⸗ herzog sich Donnerstags nach Schwerin zu begeben, während Mon⸗ tags ein Mitglied oder mehrere Mitglieder des Gesammt⸗Ministe⸗ riums sich uach Ludwigslust zu verfügen haben, um dort an demsel⸗ hen Tage oder am Dienstage Vortrag zu halten. Heute ist zu die⸗
sem Zwecke der Staatsrath von Liebeherr nach Ludwigslust ab⸗
gegangen.
Sachsen⸗Meiningen. Meiningen, 10. Nov. (D. A. Z.) Unser Landtag hat seit dem 5. November keine Sitzung wieder ge⸗ halten, um den verschiedenen Kommissionen Zeit zur Erledigung der ihnen übertragenen Arbeiten zu lassen. In Betreff der preußisch⸗ deutschen Frage sind unsere Abgeordneten bis jetzt in drei Fractio⸗
nen getheilt, von welchen die eine unbedingt für den Anschluß an
Preußen ist, weil sie glaubt, daß die Lage unseres Herzogthums dies fordere, die andere wenigstens erst die betreffenden Akten und Do⸗ kumente einer genaueren Prüfung unterwerfen, die dritte aber nichts von dem Anschlusse wissen und das Ministerium in Anklagestand versetzen will, weil es ohne vorherige Zustimmung der Volksver⸗ tretung jenen Vertrag ratifizirt, was eine Verfassungs⸗Ver⸗ letzung sei.
Anhalt⸗Cöthen. Cöthen, 9. Nov. (D. A. Z.) In der heutigen Sitzung des Vereinigten Landtags erneuerte sich der bereits vor einem Jahre bei Berathung des Wahlgesetzes geführte Kampf um das Prinzip der direkten und indirekten Wahlen bei der Wahl der Geschworenen. Der Kampf war hartnäckig; aber selbst diejenigen, die ursprünglich gegen die direkten Wahlen waren, über⸗ zeugten sich durch die Debatten vollständig, daß nur Geschworene, die durch direkte Wahlen gewählt, ein Geschworenengericht bilden würden, und stimmten am Ende dasfür. Das Ministerium kämpfte mit aller Macht dagegen. Die Hauptkämpfer für die von der Kommission vorgeschlagenen direkten Wahlen waren der Bericht⸗ erstatter Abgeordn. Wolter, der Abgeordn. Vierthaler, welcher be⸗ sonders geltend machte, daß er lieber das alte Gerichtsverfahren beibehalten wissen wolle, ehe er einem aus indirekten Wahlen her⸗ vorgegangenen Geschworenengerichte seine Zustimmung geben könne; der Abgeordn. Schilling und ganz insbesondere der Abgeordn. Köppe. Gegen die direkten Wahlen sprachen blos die Abgeordn. Schettler und Kluge; Beide der Rechten angehörig. Nach mehrstündigem hartnäckigen Kampf ergab die Abstimmung, welche mittelst nament⸗ lichen Aufrufs erfolgte, daß die Linke und fast das ganze Centrum für den direkten Wahlmodus sich erklärten, so daß dieser mit der Majorität von 29 gegen 12 Stimmen angenommen wurde.
Waldeck. Arolsen, 9. Nov. (D. A. Z.) Durch Aus⸗ schreiben vom 3. November ist die Stände Versammlung des Für⸗ stenthums Waldeck auf den 19. November einberufen, um wegen der ihr zu ma nden Vorlageng in Berathun zu trete
MAuslaued.
Frankreich. Paris, 11. Nov. Der Moniteur enthält die Ernennung des Herrn Pierre Hagne zum Unter⸗Staats⸗Secre⸗ tair der Finanzen.
Die Preisvertheilung an die Gewerbetreibenden wegen der letzten Ausstellung fand heute im Justizpalaste statt. Um 11 ½ Uhr fand sich der Präsident ein, er war von einer Deputation der Kam⸗ mer, Herrn Dupin, den Vice⸗Präsidenten, dem Cassationshof, der Geistlichkeit und den Maires begleitet. Er setzte sich auf einen Lehnstuhl, zu seiner Rechten saß der Vice⸗Präsident, zu seiner Lin⸗ ken der Minister des Handels und des Ackerbaues. Der Präsident hielt eine Anrede, die mehrfach vom Beifall unterbrochen wurde. Nachher nahm Herr Charles Dupin, der Chef der Jury, das Wort und zählte die ausgezeichnetsten Leistungen der französischen Indu⸗ strie auf.
Der Präsident giebt heute den Industriellen ein Mittagsessen von 80 Gedecken; auf morgen sind 20 Engländer eingeladen.
Die gestrige Entscheidung des Ober⸗Gerichtshofes in Versailles erregt viel Aufsehen. Die Journale sind genöthigt, sich jedes Ur⸗ theils zu enthalten, sie dürfen nur die Thatsache aufzeichnen. Der Antrag des Advokaten Michel von Bourges lautete wörtlich: „Es möge dem Gerichtshofe gefallen, uns zu erlauben, diesen Rechtssatz zu vertreten, daß jede Verletzung der Constitution von Seiten der gesetzgebenden Gewalt das Rächt erzeugt, sich zu empören, der Un⸗ terdrückung Widerstand zu leisten und zu protestiren.“ Der Ge⸗ richtshof erklärte, die Vertheidigung dürfe nicht den Satz vertreten, daß jede angebliche Verletzung der Constitution von Seiten der gesetzgebenden Gewalt das Recht der Empö⸗ rung gebe. Diese Entscheidung wird durch acht Gründe unterstützt, unter Anderem dadurch, daß Niemand das Recht habe, seinen Willen an die Stelle der souverainen Thätigkeit der beste⸗ henden Gewalten zu setzen. Der Prozeß wird bald beendigt sein, da kein Advokat die Vertheidigung der Angeklagten, die sich selbst nicht vertheidigen lassen wollen, weil sie das Recht der Vertheidi gung für verletzt und beschränkt erklären, übernehmen kann. Man glaubt, daß die Zahl der Verurtheilten unter diesen Umständen größer sein werde, als wenn die Debatten regelmäßig bis zu Ende gefüͤhrt worden wären.
Die Rathskammer des Tribunals der ersten Instanz zu Paris hat erklärt, daß keine Untersuchung gegen die einzuleiten ist, welche am 13. Juni in den Buchdruckereien der Herren Proux und Boulé und in den Büreaus und Werkstätten der Democratie paci⸗ fique Verwüstungen angerichtet.
Der Constitutionnel behauptete gestern, das frühere Mini⸗ sterium habe schon den Antrag stellen wollen, den Gehalt des Prä⸗ sidenten auf 3 Millionen zu erhöhen. Das Journal L'Ordre erklärt aber bestimmt, daß die früheren Minister im Gegentheil sich gegen dies Projekt ausgesprochen.
Die gestrige Note im Moniteur, welche die Gerüchte von einem Staatsstreiche widerlegt, soll, der Union zufolge, dadurch hervorgerufen worden sein, daß mehrere Deputirte sich Abends vorher im Namen ihrer Freunde einfanden und verlangten, derselbe möchte doch die öffentliche Meinung durch einige Worte beruhigen. Der Präsident war sogleich zu einer neuen Botschaft bereit.. Man machte ihm jedoch bemerklich, daß eine in den Moniteur einge rückte Note hinreichend wäre. Die Union sagt, sie habe nie an die Wahrheit jenes Gerüchtes geglaubt. Die Gazette de France nennt das Benehmen des Präsidenten der Majorität gegenüber
einen 18. Brumaire. Die Gerüchte von einem Staats⸗
ö11“
zufolge, Evenement
Journalen
streiche sind, den legitimistischen Das
destoweniger noch immer verbreitet.
sagt: „Mehrere Deputirte begaben sich zu einem früheren Mini⸗
ster und beauftragten ihn, von Herrn Dupin zu verlangen, er solle die Maßregeln treffen, die zur Sicherung der Freiheit der Bera⸗ thung der Kammer nöthig sind. Der Ex⸗Minister kam der Bitte nach, ja er bemerkte dem Präsidenten der Kammer, man würde zu einer Interpellation in der Versammlung schreiten, wenn dem Gesuche nicht Folge geschähe. Herr Dupin soll 40,000 Mann von der Gar⸗ nison von Paris trennen und sie einem General anvertrauen wollen, der als Deputirter sich offen gegen jede Veränderung der Regie⸗ rung ausgesprochen.“
Der Kriegs⸗Minister erklärte in der Finanz⸗Kommission, der Bestand der Armee könne bedeutend verringert werden, und schon in diesem Jahre würde eine Ersparung von 40 Millionen daraus entstehen.
zurückzukehren. Bekämpfung der sozialistischen Tendenzen durch die Gendarmen. Der Bericht der Kommission, der über einen verlangten Kredit von 38 Millionen für das Kriegs⸗Ministerium abgestattet worden, be⸗ merkt, daß die französische Armee den ursprünglichen Anschlag für dies Jahr um 73,000 Mann und 4800 Pferde übersteige; sie zählt 453,884 Mann und 96,910 Pferde. 8
Die Tribune des Peuples ist eingegangen.
Lamartine widerspricht dem Gerüchte, daß er nach dem Orient habe reisen wollen.
Großbritanien und Irland. London, 10. Nov. Sir J. Hawkins Whitshed, der Ober⸗Admiral der britischen Flotte (ein Ehrenposten, der immer streng nach dem Dienstalter vergeben wird), ist 90 Jahre alt mit Tode abgegangen. Ex trat schon im Jahre 1773 in den Seedienst, der ihn durch Kämpfe, Abenteuer und Schiffbrüche unter allen Himmelsstrichen führte; unter Anderem nahm er an der Seeschlacht am Cap St. Vincent 14. Februar 1797 Theil. Sein ältester Sohn James Bentinck H. Whitshed fiel im Jahre 1813 als Schiffs⸗Kadett in einem Gefecht im Mittelmeer. An die Stelle des verstorbenen Ober⸗Admirals hat die Königin den Admiral Sir Thomas Byam Martin ernannt.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 6. Nov. Se. Majestät der Kaiser hat nachstehenden Ukas an den dirigiren⸗ den Senat erlassen: „In Berücksichtigung des unterthänigen Ge⸗ suches des Ministers der Volksaufklärung, wirklichen Geheimraths Grafen Uwaroff, entheben Wir allergnädigst denselben, wegen zer⸗ rütteter Gesundheit, der Verwaltung des Ministeriums, mit Be⸗ lassung als Mitglied des Reichs⸗Rathes und Präsidenten der Kai⸗ serlichen Akademie der Wissenschaften. Nikolaus. Zarskoje⸗Selo, 2. November 1849. “
Gleichzeitig hat Se. Majestät folgendes Handschreiben an den Grafen Uwaroff gerichtet: „Graf Sergei Semenowitsch! Da Ich aus Ihrem Schreiben ersehe, daß Ihr Gesundheits⸗ Zustand die Verwaltung des Ihnen anvertrauten Ministeriums behindert, sehe Ich Mich zu Meinem größten Bedauern genöthigt, in Ihre Bitte um Entlassung vom Ministerium des Volksaufklärung zu willigen, worüber bereits unter dem heutigen Tage ein Ukas von Mir an den dirigirenden Senat erfolgt ist. Es ist Mir angenehm, Ihnen bei dieser Gelegenheit Meinen aufrichtigen Dank zu bezeigen für Ihren langjährigen, stets eifrigen, dem Throne und Vaterlande nützlichen Dienst, und Ich hege die Hoffnung, daß Sie, mit der Wiederherstellung Ihrer Kräfte, zu den Staatsgeschäften in dem Amte eines Mitgliedes des Reichs⸗Rathes, das Sie beibehalten, zurückkehren werden. Wir verbleiben Ihnen wohlgewogen.“
Dänemark. Kopenhagen, 6. Nov. Unterm 29. Ok⸗ tober ist folgendes provisorische, die Aushebung zum Landkriegs⸗ dienst für das Jahr 1850 betreffende Gesetz erschienen:
„Wir Frederik VII. thun zu wissen:
Da die Aushebung der zum Landkriegsdienst nöthigen Mann⸗ schaft für das Jahr 1850 sich nicht länger aufschieben läßt und das daruüber nöthige Gesetz folglich nicht vorher vom Reichstage angenommen werden kann, so haben Wir für nothwendig gefunden, in Gemäßheit des §. 30 des Grundgesetzes die Anshebung durch ein provisorisches Gesetz zu bestimmen. Zufolge der Uns von Un⸗ serem Justiz⸗Minister vorgetragenen Umstände befehlen Wir, was folgt:
§. 1. Von der Mannschaft, welche, in Gemäßheit des Wehr⸗ pflichts⸗Gesetzes vom 12. Februar d. J., §§. 14 und 17, auf den „Landmiliz⸗Sessionen“ (Aushebungs⸗Kommissionen) für das Jahr 1850 auszuheben ist, sollen alle diejenigen, welche in Uebereinstim⸗ mung mit den geltenden Vorschriften zum Dienste tauglich gefunden werden, zur Linie ausgehoben werden. Die Vertheilung derselber unter die verschiedenen Waffengattungen wird vom Kriegs⸗Ministe⸗ rium bestimmt.
§. 2. Von denjenigen, welche in den genannten Sessionen für untauglich zum Dienste in der Linie, aber doch nicht für gänzlich dienstunfähig erklärt werden, ist eine Anzahl von 3000 Mann aus⸗ zuheben, um näherer Befehle für eine, dem §. 33 des Wehrpflicht⸗ Gesetzes entsprechende Verwendung gewärtig zu sein. 8
§. 3. Für diejenigen, welche als Freiwillige an dem Feldzuge des laufenden Jahres Theil genommen haben, und entweder für 1850 zur Aushebung kommen sollen oder, nach §. 19 des Wehr⸗ pflicht-Gesetzes, für diese Session im voraus ausgehoben zu wer⸗ den wünschen, soll die Aushebung die Wirkung erhalten, daß ihre Dienstzeit so berechnet wird, als ob sie zu der Session für das Jahr 1849 ausgehoben wären.“
— 8
Kopenhagen, 8. Nov. Das Finanz⸗Ministerium hat un⸗ lterm 3. November folgende Aufforderung au die Inhaber von Kre ditscheinen erlassen: “ 11“
„Wie die Aufforderung des Finanz⸗Ministeriums vom 12. April d. J., vergl. die Bekanntmachung vom 6. Juni d. J., betreffend die freiwillige Auswechselung von Kreditscheinen gegen Staate Obligationen, die eine Jahresrente von 5 pCt. tragen und gelün digt werden können, zur Folge gehabt hat, daß gegen eine Million besagter Scheine auf die in der Aufforderung bezeichnete Weise konvertirt worden ist, so darf auch angenommen werden, daß eine neue Anfforderung — noch bevor die Loosung am nächsten De⸗ zember⸗Termin entscheidet, welche der zwei rückständigen Serien von Kreditscheinen (Nr. 1 und 2) mit Zinsen eingelöst werden soll — diese sämmtlichen Scheine zur Auswechselung. gegen Staats⸗Obli⸗ gationen al pari in ähnlicher Weise, wie es im Frühjahr geschah, einzuliefern, eine nicht minder bereitwillige Aufnahme finden werde.
Der hierbei den Inhabern von Kreditscheinen erwachsende Vor⸗ theil ist jetzt sogar um so viel größer, als der Werth aller Staats⸗ papiere zur Zeit höher ist und der sofort baar auszuzahlende Zins für die Serien Nr. 1 und 2, nämlich auf anderthalb Jahre, 5 ⁄ pCt. beträgt, während der zufolge der Aufforderung vom 12. April gewährte Zins sich nur auf 3 ¾½ pCt. für ein Jahr helief.
Für die Staatskasse, welche, wegen der Unmöglichkeit, de Reichstag früher zusammen uberufen, bis zum Termin des 11. De
So lange jedoch die französischen Soldaten in Rom blieben, sei es unmöglich, zu dem Normalbestand von 380,000 Mann Der Minister des Innern versprach eine ernste
zembers der durch den nachfolgenden Beschluß der Reichs⸗Versamm⸗-
lung vom 17. Januar d. J.: 1 „Das Finanz⸗Ministerium wird ermächtigt, bis zum Termin des 11. Dezembers einen Betrag von vier Millionen Reichsbank⸗ Thaler in neuen Kreditscheinen auszustellen, jedoch so, daß, so⸗ wohl hinsichtlich der Einrichtung und Anwendung der Kredit⸗ scheine, wie auch in Betreff der Steuer, womit sie eingelöst wer⸗ den sollen, der Beschluß der ersten zusammentretenden Reichs⸗ Versammlung vorbehalten wird“,
in Aussicht gestellten Hülfsquelle entbehrt, wird es natürlich beson⸗
ders willkommen sein, ganz oder zum Theil die baare Einlösung
von Kreditscheinen, welche im besagten Termin gezogen wird, ver⸗ meiden zu können. Daß übrigens die Auswechselung des in Cir⸗ culation befindlichen Restes von Kreditscheinen gegen Obligationen in Verbindung mit sämmtlichen übrigen, im Laufe des Jahres statt⸗ gesundenen Finanz⸗Unternehmungen, in Uebereinstimmung mit dem von der Reichs⸗Versammlung genehmigten Finanzplan sein werde, möge schon hier bemerkt werden, obschon die nähere Entwickelung bis zum Zusammentritt der Reichs⸗Versammlung vorbehalten wird.
Das Finanz⸗Ministerium fordert also jeden In⸗ haber von Kreditscheinen auf, vor dem nächsten
1 0. Dezember, wo die Loosung für den Dezember⸗
Termin festgesetzt ist, dieselben an die hiesige Finanz⸗
Hauptkasse oder eines der Amts⸗Lokale abzuliefern,
um dafür sofort in Empfang zu nehmen: 1) baar aus⸗
gezahlt 5 8 Ct. Zins von den Serien Nr. 1 und 2 und
3 ¶ pCt. von dem rückständigen Rest der im Juni ge⸗
zogenen Serie Nr. 3; 2) Interims⸗Bewilligungen,
welche möglichst bald umgewechselt werden sollen ge⸗ gen einen Jahreszins von 5 pCt. (2 ½ pCt. halbjährlich) vom 11. Dezember 1849 an tragende Staats⸗Obliga tionen von 100 Rbthlr. oder darüber per Stück, welche ein Jahr zuvor an den gewöhnlichen Terminen, sei⸗ tens der Staatskasse vom 11. Juni 1850, seitens des Kreditors aber erst vom 11. Juni 1851 an zu rechnen, gekündigt werden können. Das Finanz⸗Ministerium, den 3. November 1849. W. C. F. Sponneck.
Italien. Turin, 6. Nov. (Fr. B.) In der heutigen Siz⸗ zung der Deputirten-Kammer erklärte die Kommission uͤber den Friedensvertrag mit Oesterreich, sie werde am Dienstag zur Dis⸗ kussion vorbereitet sein; die neuen Dokumente änderten die bishe⸗ rige Sachlage durchaus nicht.
Florenz, 5. Nov. (Ll.) Das neue Anlehen ist vom poli⸗ tischen und finanziellen Publikum sehr günstig aufgenommen wor⸗ den. Die Regierung war so vorsichtig, den Entwurf nicht eher zu veröffentlichen, als bis sie die Zustimmung zweier sehr einflußrei⸗ cher Banquiers erhalten hatte. Die holländischen Banquiers, welche früher ein so glänzendes Anerbieten gemacht hatten, schienen es darauf angelegt zu haben, die Regierung zu düpiren, und zogen ihr Versprechen im Momente zurück, als sie das Geld herbeischaf⸗ fen sollten, um die dadurch entstandene Verlegenheit durch Herab⸗ setzung der Bedingnisse auszubeuten.
Die Abreise des Feldzeugmeisters d'Aspre ist einstweilen auf⸗ geschoben worden. Er hat dem Vernehmen nach aus Wien Befehl erhalten, hier zu verbleiben. Der Herzog von Genua machte dem tapferen österreichischen General ein Geschenk mit zwei Pferden, gewissermaßen zur Entschädigung für die Pferde, die in der Schlacht von Novara von den Oesterreichern erbeutet und vom Feldzeugmei⸗ ster d'Aspre mit kriegerischer Courtoisie dem Herzoge zurückgeschickt wurden.
Den hiesigen Universitäts⸗Professoren ist die Weisung zuge⸗ kommen, bei ihrem Vortrage jede Gelegenheit, den Applaus ihrer Zuhörer hervorzurufen, gänzlich zu vermeiden.
In den hiesigen Bibliotheken sind in letzterer Zeit die schätz⸗ barsten Manuskripte abhanden gekommen. Ein deutscher Gelehrter, der eigens eine Reise hierher unternommen, um in einer der Klo
er-Bibliotheken die Varianten einiger Codices zu vergleichen, ist trostlos, weil diese Schätze von den barbarischen Demagogen ver⸗ schleppt worden sind.
Auf der Insel Elba sind einige Cholerafälle vorgekommen, weshalb alle von dort ankommenden Personen und Briefe einer Quarantaine unterzogen werden.
Bologna, 7. Nov. (Ll.) Graf Wimpffen hat uns ver⸗ lassen, um sich auf seinen neuen Posten zu begeben. Auf Mitlwoch ist eine bedeutende Menge Rationen für die österreichischen Trup⸗ pen angeordnet worden, welche sich in die Marken begeben.
Rom, 3. Nov. (Lloyd.) Hier herrscht vollkommene Ruhe, und das Gerücht von der baldigen Rückkehr des Papstes gewinnt immer mehr Halt. Dem Vernehmen nach wird sich der heilige Va⸗ ter in Civitavecchia einschiffen und durch die Porta Angelica sei⸗ nen Einzug halten.
Die über den schändlichen Uecberfall des Ghetto in den offt⸗ ziellen Journalen gemachten Berichte sind durchaus falsch. Am 25. Oktober wurde dieser Stadttheil von französischen Soldaten, Kara⸗ biniers und Polizeimännern umringt und den Bewohnern desselben der Aus⸗ und Eingang verboten. Zwei Tage lang wurden alle Handelsgegenstände sowohl, als alles Pri⸗ vat⸗Eigenthum der Begüterten und Unbegüterten, durchstö⸗ bert. Damaste und Brokate, welche einen stehenden Han⸗ delsartikel bilden, wurden als verdächtig beanstandet. Obgleich die Handlungsbücher genau nachwiesen, daß kein Betrug stattfinde, wur⸗ den besagte Waaren dennoch auf die roheste Weise fortgeschleppt. Sogar die einzelnen Israeliten angehörenden Uniformen der frühe⸗ ren Civica wurden als gute Prise erklärt und mitgenommen. Das Resultat dieser französischen Großthat entsprach den Erwartungen keinesweges; denn außer einigen unbedeutenden Kleinigkeiten, welche in den Verstecken der verrufensten Klasse des Ghetto gefunden wurden, liegt gegen die übrigen Israeliten durchaus nichts erhnch eine so harte solidarische Maßregel gerechtfertigt wer⸗
1 könnte.
Rom, 6. Nov. (Ll.) Heute wird die Gemeinderaths⸗De⸗ putation zurückerwartet, welche sich nach Portici begeben hat, um den Papst zur Rückkehr nach Rom einzuladen.
Abend ie Polizei nimmt fortwährend Verhaftungen vor. Vorgestern 1 c s wurde der Ex-Kriegs⸗Minister der Republik, Herr Calan⸗ relli, arretirt. Letzterer wollte sich mit Gewalt den Polizei⸗Agen⸗ ten widersetzen, wurde aber endlich bewältigt. bleib Das Papiergeld wird noch andere zehn Tage lang im Umlauf eiben; die Regierung leistet indeß fortwährend mit demselben ihre Zahlungen. Herr von Corcelles soll sich über seine Zurückberuf 8 Zurückberufung unzu⸗ ftieden ausgesprochen haben. Er begiebt sich nach Portici, um Sr. Heiligkeit die Abschieds⸗Visite zu machen.
Neapel, 3. Nov. (Ll.) Der Papst wurde während seines
Ausflugs nach Benevent in allen Ortschaften, die er berührte, mit
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der größten Ehre und großen Festlichkeit empfangen. Die Bewoh⸗ ner wetteiferten in ihrem Bestreben, dem Kirchenfürsten ihre Ehr⸗ furcht zu beweisen. Vorgestern Abend ist Se. Heiligkeit wieder in Portici eingetroffen.
Türkei. Konstantinopel, 29. Okt. Das heutige Jour⸗ nal de Constantinople widerspricht in halboffizieller Weise den Gerüchten, daß die ungarischen Flüchtlinge in Widdin von der tür⸗ kischen Behörde grausam behandelt worden seien. Die türkische Re⸗ gierung habe sich sogar beeilt, vom General Hauslab einen Revers zu begehren, daß die nach Oesterreich zurückkehrenden Gemeinen und Unteroffiziere vollständig Amnestie erhalten. Dasselbe läßt sich das erwähnte Journal durch eine Korrespondenz aus Bucharest bestätigen. Auf die Nachricht, daß das Dampfschiff „Tar⸗ tara“, das am 14. Oktober von Toulon nach Konstantinopel mit Depeschen für die französische Gesandtschaft absegelte, welche die offizielle Nachricht bringen, daß die französische Flotte von den Hyerischen Inseln abgesegelt sei, um sich der englischen Flotte an⸗ zuschließen, läßt das Journal de Constantinople die beruhi⸗ gendsten Worte in Betreff des Ausgangs der Flüchtlings⸗Angele⸗ genheit folgen, welche die bestimmte Versicherung enthalten, daß diese Differenz zu keinem Kriege führen werde.
Am 27sten begann die Feier des Tages zuvor durch Salven der Land⸗ und See⸗Artillerie angezeigten Kurban⸗Bairam⸗Festes. Der Sultan, bekleidet mit dem Kaiserlichen Mantel und mit dem brillanten Reiher auf dem Feß, welchen er nur bei großen Feier⸗ lichkeiten trägt, verließ beim Anbruch des Tages den Top-⸗Kapu⸗ Palast, wohin er sich Tages zuvor begeben hatte, und ging durch das Babi⸗HumajumThor in die Sultan⸗Bajazed⸗Moschece. Dem Sultan folgten alle Minister und Reichswürdenträger, so wie die hervorragendsten Civil⸗Beamte und Offiziere. Der Aufbruch des Sultans vom Tom⸗Kapu wurde durch Artillerie⸗Salven verkündigt. Der ganze Weg bis zur genannten Moschee war von einem doppel⸗ ten Spalier, welches die Soldaten der Kaiserlichen Garde und der Marine bildeten, eingenommen, Musikstücke wurden mit vieler Prä⸗ zision exekutirt, und die Luft erscholl vom tausendstimmigen Rufe: Es lebe der Sultan! Nach dem Gebete kehrte der Sultan zurück und nahm im Thronsaale die Huldigungen und Glückwünsche der Minister und der Reichswürdenträger entgegen. Das Hofpersonal brachte dem Sultan seine Huldigungen im Palaste Tscheragan ent⸗ gegen. Dem Volke ließ der Sultan bei Gelegenheit dieses Festes Hammel austheilen. Morgen haben diese Festlichkeiten ein
nde.
Aegypten. Kahira, 14. Okt. (Lloyd.) Aegypten erfreut sich jetzt großer Ruhe. Einige Fälle von Straßenraub, zwei oder drei von Mord haben wegen der großen Seltenheit, mit wel⸗ cher derlei seit einiger Zeit vorfiel, großes Aufsehen erregt.
Der Nil hat bereits seine höchste Höhe erreicht, und es steht diesmal große Fruchtbarkeit zu erwarten.
Die Festlichkeiten, welche bei Gelegenheit der Beschneidung des Sohnes des General⸗Gouverneurs stattgefunden, haben viele Fremde nach Kahira gelockt. Die Festlichkeiten verliefen, ohne daß die Ruhc irgend gestört worden wäre.
Persien. Von der persischen Gränze, 14. Okt. (Lloyd.) Dem englischen Konsul Stievens ist es gelungen, zwi⸗ schen den Chans der fast unabhängigen, das Land sonst immer beunruhigenden Stämme Djelaly, Haideranly und Zilanly und zwi⸗ schen dem Prinzen Hanza⸗Mirza, Statthalter von Aserbaidschan, Fric⸗ den zu stiften.
Wissenschaft und Kunst.
Archäplogische Gesellschaft.
6. Nov. d. J. tröffnete die Archäologische Gesellschaft ihre Winterversammlungen. Von der unter Mitwirkung der Gesellschaft be⸗ reits im siebenten Jahre bei G. Reimer erscheinenden Archäologischen Zeitung legte Herr Gerhard als deren Herausgeber das dritte dies⸗ jährige Heft vor, welches unter der Abtheilung „Denkmäler und Ferschun⸗ gen“ Darstellungen des taurischen Palladiums, die Heilung des Telephus aus einem etruskischen Relief und eine Auswahl Inedita der reichen Münz⸗ sammlung des Freiherrn von Prokesch⸗Osten enthält. In dem bei⸗ gehenden „Archäologischen Anzeiger“ erregen hauptsächlich der aus Alexan⸗ drien mit Brifügung eines Faesimile berichtete Fund eines griechischen Pa⸗ pprus, ein halbes Buch Ilias enthaltend, der einer Mumie beilag, und die Schilderungen der neuesten Ausgrabungen Roms von W. Henzen Aufmerk⸗ samkeit. Zur Betrachtung antiker Originale ward die Gesellschaft durch Mitthei⸗ lungen des Herrn von Prokesch in Stand gesetzt: es waren seltene Mün⸗ zen von Haliartos und Elatea, und hauptsächlich ein griechischer Ringstein ersten Ranges, welchen derselbe aus seinem gewählten Kunstbesitz zur Stelle brachte. Gedachter Ring ist ein weißer Achat, angeblich von einem Skara⸗ bäus abgesägt, zu Aegina gefunden und die äginetische Schule auch im strengen Styl seiner gefühlten und geistreichen Zeichnung bekundend: er stellt einen Bogenschützen in halbknieender Stellung dar, vermuthlich den homerischen Teukros. Durch Herrn C. Th. Schwab, welcher erst neuerdings Athen verließ, ward über die im Frühling d. J. zu Athen er⸗ folgten Gräberfunde berichtet und zugleich Zeichnung eines daher rührenden vorzüglichen Marmorgefäßes der sogenannten marathonischen Art vorgelegt: das darauf befindliche Relief von fünf Figuren, worünter zwei Hopliten und mehrere Frauengestalten, zeichnet vor ähnlichen Werken in Anlage und Ats⸗ fuͤhrung sich aus. — Von Frau Mertens⸗Schaffhausen zu Bonn waren Abdrücke von acht auserlesenen Gemmen eingegangen, mit welchen die kunstsinnige Besitzerin ihre Sammlung zu Rom erst neulich bereicherte: zunächst ward darunter das Bild einer zu Füßen eines Minervenidols sitzen⸗ den behelmten Frau ausgezeichnet und weiterem Nachdenken empfohlen; der Gedanke an ein Doppelbild zweier Minerven ward jedoch abgelehnt. — Desgleichen ward von Herrn Panofka der Siegelabdruck eines merkwür⸗ digen auf einer römischen Station in New Winchestre Hampfhire gefunde⸗ nen Jaspis im Besitz des Herrn Pearson zu London zur Stelle gebracht, Vulkan darstellend mit Zange und Hammer in der Rechten, langer lodernder Fackel in der Linken, höreud auf die von erhobener Hand begleitete Rede des im Brustbild oberhalb links sichtbaren Sonnengottes: zu Vulkans Füßen steht ein Gefäß, dessen Deckel dem Unterkörper fast gleich kommt, vielleicht auf die Hochzeit mit Venus bezüglich, wie die Rede des Sol; rechts steht der zur Morgenarbeit weckende Hahn. Ferner legte Herr Gerhard eine Reihe Zeichnungen unedirter oder wenig bekannter Denkmäler vor, welche sich auf die Sym⸗ bolik des Widders und die Kunstdarstellungen der Minerva Ergane bezie⸗ hen: es ward hierbei auch die florentinische Erzfigur einer nach allem An⸗ schein mit Wollgeräth versehenen Minerva vorgezeigt, welche unter den seltenen Einzelbildern der als Werkmeisterin gefaß en Minerva für die sicherste gilt. — Ausgewählte Zeichnungen pompejanischer Wandge⸗ mälde lagen als neue Probedrücke von Prof. Zahu’'s großem bei Dietr. Reimer erscheinenden Prachtwerk vor: Taf. 17. Tyndareus und Leda mit dem Nest der drei Kinder, Taf. 20: Schwebende Figur mit goldenem Blät⸗ terkranz und silberner Schüssel, Taf. 22: Mosaikgemälde einer Theaterprobe, Taf. 23: Enthauptung der Meduse durch Perseus mit Hülfe der Minerva, Taf. 30: Vermählung von Zephyr und Chloris. — Im Anschluß an diese Vorlagen kam Herr Gerhard auf das früher von Prof. Zahn in origi⸗ naler Größe vorgelegte Bild der zwölf Götter zurück, dessen Schwierig⸗ keiten, nun wesentlich durch eine neue Vergleichung des Originals vermin⸗ dert werden, welche Herr Minervini zu Pompeji auf Herrn Gerhard's Veranlassung neuerdings unternahm. In Folge derselben ward mit aller Entschiedenheit Herrn Gerhar'ds früher geäußerte Vermuthung bestätigt, daß ein gewisses in den bisherigen Zeichnungen etwa einem Reh ähnliches, aber in grauer Farbe angegebenes Thier, nur die
2 8 8 2 40 4 gproz. 84 ¼, X, ½. 2 ½Qproz. 48 — 48 ½¼.
blechtgezeichnete oder im Original verblichene Figur eines Esels vorstellen möge, wodurch denn zuͤgleich eine merkwürdige, übrigens aus Ovid's Fasten sehr begreifliche Verbindung des Thiers der Muhlen mit der für Feuer und erste Nahrung fürsorgenden Göttin Vesta bildlich nachgewiesen ward. — Es folgten Vorträge von Herrn Panofka über Vaseninschriften, welche durch Nachweisung ihres verstümmelten Anfangs verständlich werden, von Herrn Bötticher, welcher seine Erklärung von Pteron und Aetos im griechi⸗ schen Tempel gegen Welcker's abweichende Ansichtin Schutz nahm. — Als literari⸗ sche Neuigkeiten waren außer drei vorzüglich wichtigen, welche dieLiteraturdrei Mit⸗ gliedern der Gesellschaft verdankt — R. Lepsius Einleitung zur Chronologie der Aegypter (und zugleich zu seinem großen Denkmälerwerk), H. Barth’s Wanderungen durch die Küste des Mittelmeeres, Th. I. und Panofka' Abhandlung von den Namen der Vasenbildner in Beziehung zu ihren bild⸗ lichen Darstellungen mit 58 Bildwerken auf 9 zur Hälfte farbigen Tafeln — mehrere schätzbare Schriften der Herren Arneth, Bock, Brugsch, Dis⸗ ney, Hand, Köhne, Longpérier, Marrini, von Paucker u. a eingegangen, welche im „Archäologischen Anzeiger“ sich ausführlich verzeich⸗ net finden. Bei Erörterung ihres mannigfachen Inhalts forderte haupt⸗ sächlich die vom Königl. Ober⸗Kommissar der Insel Sardinien, Graf Alb. della Marmora, an Herrn Gerhard eingesandte Schrift von P. Martini, Nuove Pergamene di Arborea (Cagliari 1849 8.) zu näherer Anzeige des⸗ halb auf, weil eine darin veröffentlichte Reimchronik zum Lobe Sardiniens aus dem früheren Mittelalter überraschende Erwähnungen der Nuraghen und gewisser in diesen Riesenbauen der Vorzeit früh angestellter Ausgra⸗ bungen gedenkt — Zeugnisse und Thatsachen, auf deren Grund der gedachte berühmte Verfasser des Voyage en Sardaigne kein Bedenken trägt, die N. raghen statt für Heiligthümen phönizischen Feuerdienstes, gegenwärtig entschieden für Gräber, nämlich der Edelsten des Landes zu erklären, ohne jedoch die von ihm selbst dieser Ansicht früher entgegengestellten Thatsachen hinlänglich zu entkräften. Daß es an Umständen nicht fehlt, welche den für die Vor⸗ zeit Sardiniens allerdings sehr anziehenden Fund jener unter den piemon⸗ tesischen Forschern, angeblich auch von Cav. Carlo Baudi di Vesuve anerkannten Urkunde zugleich mit den übrigen Pergamene di Arborea ver⸗ dächtig machen, ward dabei nicht verschwiegen und wird im „Archäologischen Anzeiger“ weiter ausgeführt werden.
g. 2„7 9 9292 Uunswärtige Börsen.
Breslau, 13. Nov. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 95 ¾ Gld. Friedrichsd'or 113„ Br. Louisd'or 112 ½ Br. Poln. Papiergeld 96 ½ Gld. Oesterr. Banknoten 95— 95 ¼ bez. Staatsschuldscheine 88 ˖ Br. Seehandlungs⸗Prämienscheine a 50 Rthlr. 101 ½ Gld. Posener Pfandbriefe 4proz. 100 Br., do. 3 ½ proz. 90 Br. Schle sische do. 3 ½ proz. 94 2 Br., do. Litt. B. 4proz. 98 ¾ bez., do. 3⁄proz. 93 Br. Preuß. Bankanth.⸗Scheine 96 Br.
Poln. Pfandbr. alte 4proz. 95 ¾ Gld., do. neue 4proz. 95 8 Gld., do. Partial⸗Loose a 300 Fl. 112 ½⅞ Br., do. a 500 Fl. 81 ¾ Br., do. Bank⸗Certif. a 200 Fl. 17 ½ Br. Russisch⸗Poln. Schatz⸗Oblig. a 4 pCt. 80 ¼ Br. 3
Actien: Oberschl. Litt. A. 106 ½ Gld., do. Litt. B. 103 ⅔ Gld. Breslau⸗Schweidn.⸗Freib. 77 Gld. Niederschles.⸗Märk. 83 ¾8 Br., do. Prior. 102 1⁄2 bez., do. Ser. III. 101 Gld. Ost⸗Rhein. (Köln⸗Mind.) 94 Gld. Neisse⸗Brieg 41 ½ Br. Krakau⸗Oberschl. 68 ⅛ — 69 bez. u. Gld. Friedrich Wilhelms⸗Nordbahn 52 ½¼ bez. u. Gld.
Rov. Met. 5 proz. 94, , 4oz. 78 75 Anleihe 34: 167 — 167 ½. 39: 114 — 414 ½. Nordbahn 107 — 107 ½. Gloggn. 107 — 107 ½ Mail. 77 ½ — 78. Pesth 75 ½ — 75 ½. B. A. 1192, 1194. . Silb Wechsel⸗Course. Amsterdam 150 ½ Br. Augsburg 107 ¾ Gld. Frankfurt 107 ½ Br. Hamburg 158. London 10.51. Fonds beliebt. — Staats⸗-Lotterieloose höher. Fremde Devisen mehr Brief als Geld.
Wien, 12.
Leipzig, 12. Nov. Leipz. Dr. Part. Oblig. 104 ½ Gld. Leipz. B. A. 149 Gld. Leipz. Dresd. E. A. 107 ½ Br., 107 Gld. Sächsisch⸗Bayerische 87 ½ Br. Schles. 90 Br., 89 ½ Gld. Chem⸗ nitz⸗Riesa 30 Gld. Löbau⸗Zittau 20 Br. Magdeb. Leipzig 218 Br. Berlin⸗Anh. Litt. A. und 6. 88 ⅞ Br., 88 Gld. Kiel 96 ½ Br., 96 Gld. Deb. B. A. 118 ¾ Br. 96 ½ Br. Fr. W. Nordbahn 53 ½ Br., 52 ¾ Gld.
Frankfurt a. M., 12. Nov. Von Fonds waren an heu⸗ tiger Börse nur allein die Oesterr. 500 Fl.⸗Loose (welche von 152 auf 153 ½ ⅜ gingen), 3 proz. Spanier, 3 ½ und 4proz. Bayer. Oblig. gesuchter, und deren Course stellten sich bei mehreren Um⸗ sätzen höher als gestern. F. W. Nordbahn und Bexbacher Actien waren zu billigeren Coursen ausgeboten. In allen übrigen Fonds war sehr wenig Geschäft und keine Veränderung.
Oesterr. 5proz. Metall. 87 ½¼½ Br., 87 Gld. Bank⸗Actien 312 Br., 1305 Gld. Baden Partialloose a 50 Fl. 53 ½¼ Br.
Gld., do. 2 35 Fl. 315 Br., 31 ½ Gld. Darmstadt Partialloose a 50 Fl. 72 Br., 71 Gld., do. a 25 Fl. 27 ⅞ Br., 27 ¼ Gld. Kurhessen Partial⸗Loose a 40 Rthlr. preuß. 34 ½ Br., 34 ¼½ Gld. Sardinien Partial⸗Loose aà 36 Fr. bei Gebr. Bethmann 32 ½ Br., 32 ¼ Gld. Spanien Zproz. inländ. 26 ⅞ Br., 25 ¾ Gld. Poln. 300 Fl.⸗Loose 111 ½ Br., do. a 500 Fl. 81 ½ Br., 80 ½ Gld. Bexrbach 85 Br., 845, Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 53 Br., 52 ¼ Gld. Köln⸗Minden 94 ¼ Br., 93 ½ Gld. 1
Wechsel⸗Course.
Amst. 100 Fl. C. k. S. 100 ⅞ G., do. 2 M. 100 G. Augs burg 100 Fl. C. k. S. 120 Br. Berlin 60 Rthlr. C. k. S 105 ½ Br. Bremen 50 Rthlr. in Ld. k. S. 98 ½ Br. Hamburg 100 M. B. k. S. 87 ⅞ Br., do. 2 M. 87 ⅝ Br. Leipzig 60 Rthlr. C. k. S. 105 ½ Br. London 10 Pfd. St. k. S. 121 ⅛ Br., do. 2 M. 120 ¼ Br. Lyon 200 Fr. k. S. 95 Br. Paris 200 Fr. k. S. 95 Br. Mailland in Silber k. S. 100 ½ Br. Wien 100 Fl. C. M. 20 Fl. Fuß 110 ¾ Br., 110 ½ Gld. Diskonto 2 ½ Gld.
Hamburg, 12. Nov. 3 ½ proz. p. C. 87 Br., St. Pr. Oblig. 86 ½ Br. E. R. 104 ⅞ Br., 104 ½ Gld. Stiegl. 84 ½ Br. Dän. 71 ½ Br. Ard. 10 ¼ Br. 3 proz. 25 x¼ Br., 25 ¾ Gld. Ham⸗ burg⸗Berlin 82½ Br., 82 Gld. Bergedorf 96 Br. Magdeburg⸗ Wittenberge 66 ½ Br., 66 Gld. Altona⸗Kiel 96 ½ Br. Köln⸗ Minden 94 ¼ Br., 94 Gld. Fr. Wilhelm⸗Nordbahn 53 Br., 52 ½ Gld. Mecklenburg 35 ½ Br., 35 Gld.
Mehrere Fonds und Prioritäts⸗Actien waren heute angetra⸗
gen, die meisten Eisenbahn⸗Actien waren begehrt und schlossen fest.
—
Altona⸗
Preuß. B. A.
Amsterdam, 11. Nov. (Sonntag.) Effekten⸗So zietät. Port. 4proz. 34 ½. Oesterr. Met. 83 ½⅛. Franz. Zproz. 12½8, 8, 8. In Franz. Zproz. war der Handel sehr belebt. ebenfalls zu höͤheren Preisen etwas mehr gefragt.
Port. 4proz.