1849 / 315 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

zum Preußischen Staats-Anzeiger.

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darin, allen Anforderungen zu genügen, alle Uebel zu heilen. Dis Verbesserungen können nicht improvisirt werden, sie werden 88 denen, die ihnen vorausgehen, erzeugt; wie das menschliche Ge⸗ schlecht, haben sie eine Verkettung, die uns gestattet, die Ausdeh⸗ nung des moöͤglichen Fortschritts zu messen und ihn von den übrigen zu trennen. Erzeugen wir daher keine leeren Hoffnungen, sondern bestreben uns, alle die zu erfüllen, die man vernünftigerweise fassen kann; bezeugen wir durch unsere Handlungen, daß wir stets bemuht sind, für die Interessen des Volks Sorge zu tragen, verwirklichen wir im Interesse derer, die arbeiten, diesen philanthropischen Wunsch eines besseren Antheils an dem Gewinn und einer gesicherteren Zu⸗ kunft. Wenn Sie in Ihre Departements zurückkehren und in der Mitte Ihrer Arbeiter sind, so befestigen Sie diese in den guten Absichten, in den guten Grundsätzen und lindern Sie ihre Leiden, verbessern Sie ihre Lage, indem Sie die Gerechtigkeit üben, die Jeden nach seinen Werken belohnt. Sagen Sie ihnen, daß die Regierung von zwei gleich lebhaften Trieben beseelt ist, von der Liebe zum Guten, und von dem Willen, den Irrthum und die Lüge zu bekämpfen. Während Sie so Ihre Bürgerpflicht thun, werde ich, zweifeln Sie nicht daran, die meine als erster Beamter der Republik thun. Gegen die Verleumdung und die Verführung gleich unempfindlich, ohne Schwäche und ohne Prahlerei, werde ich uͤber Ihre Interessen wie üͤber die meinen wachen, und werde Ihre Rechte, die auch die meinen sind, aufrecht erhalten.“ Die Regierung soll, dem Evenement zufolge, günstige Nach⸗ richten aus Rom und Konstantinopel erhalten haben. Der Papst

würde bald nach Rom zurückkehren, und ein Theil der französischen Besatzung werde die römischen Staaten verlassen. Die franzoͤsische Flotte des Mittelmeeres werde in Toulon erwartet, sie habe den Befehl erhalten, dahin zurückzukehren.

Großbritanien und Irland. London, 10. Nov.*) Graf Colloredo, der österreichische Gesandte am hiesigen Hofe, hat der Königin sein Abberufungs⸗Schreiben überreicht; er erhält einen anderen österreichischen Diplomaten zum Nachfolger.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr. ꝛc.

„Im Schauspielhause. Mit aufgehobenem Abonnement: Viel Lärmen um Nichts, Lustspiel in 5 Akten, von Shakespeare, über⸗ setzt von Tieck. Anfang halb 7 Uhr.

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Präsident des Ministerraths und General Changarnier, der zu allen Berathungen zugezogen wird, für das energische Auftreten, selbst auf Gefahr hin, den Krieg herbeigeführt zu sehen, ausge- sprochen; alle anderen Minister waren für die vorgängige Er⸗ schöpfung aller diplomatischen Mittel, wo man alsdann sehen werde, was zu thun sei; dies hatte die oben erwähnte Depesche an den General Aupick zur Folge. Herr Titoff behauptet, keine Weisungen zu haben, doch wird er sie durch Herrn Demidoff, der hierher im Charakter eines geheimen Agenten und, wie man wissen will, mit bedeutenden Summen angekommen ist, erhalten haben. Dieser Sendung will man die Absicht, das jetzige Ministerium zu stürzen und ein Mißverständniß zwischen dem englischen und franzoͤsischen Gesandten herbeizuführen, unterschieben und daraus die weitere Folgerung ziehen, als ob man in St. Petersburg die Unterhand- lung zu verlängern beabsichtige, um bei mehr geeigneter Constella-⸗ tion, worauf hingearbeitet wird, auftreten zu können. Man er wartet von Fuad Efendi Berichte über seine Audienz beim Kaise Nikolaus.

Zuversicht der allerhöchsten Genehmigung dieses Minister⸗Beschlusses entgegen.

Seit einigen Tagen ist wieder die alte Methode, daß nämlich die Waaren, welche aus der Türkei hier einlangen, die Kontumaz passiren müssen, eingeführt worden.

Spanien. Madrid, 6. Nov. (Fr. B.) Die gestrige Kammer⸗Sitzung zog viele Neugierige heran, alle Minister waren auf ihren Plätzen, viele fremde Gesandten auf der diplomatischen Tribüne. Herr Olozaga entwickelte seinen Antrag auf Vorlegung mehrerer Dokumente, die innere und äußere Politik betreffend. Der Redner wünscht, daß die Verbindung mit England auf eine der Würde Spaniens gemäße Weise wieder aufgenommen werde, und greift die italienische Expedition aus politischen und finanziellen Rücksichten an. Die letzte Palast⸗Intrigue wurde von dem Redner hart mitgenommen. Herr Mon erklärte, ungeachtet seines Austritts aus dem Ministerium werde er dessen Politik vertreten. Das Mi⸗ nisterium trug darauf an, den Vorschlag des Herrn Olozaga in Berathung zu ziehen. Heute war die Kammer nicht so zahlreich besucht. Der Vorschlag Olozaga's wurde wieder besprochen. Beim Abgang der Post dauerte die Debatte noch fort.

Den 5. Nov. Zproz. 27 ½

Den 6. Nov. 3proz. 27

Bayern. München. Verhandlungen der Kammer der Reichsräthe. Oldenburg. Oldenburg. Landtags⸗Verhandlungan.

Ausland.

Oesterreich. Preßburg. Kriegsgerichts⸗Urtheile. Semlin. Be⸗ schluß über die serbische Woywodschaft. Kontumaz.

Spanien. Madrid. Diskussion des Olozagaschen Antrags.

Türkei. Konstantinopel. Die Mission des General Hauslab. Die Flotten Frankreichs und Englands. Depeschen an den englischen und den französischen Gesandten.

Wissenschaft und Kunst.

Königliches Schauspielhaus. (Zum erstenmale: Liebe aus Caprice und Caprice aus Liebe.) Chateaubriand.

Hierauf: Prolog, ge Markt⸗Berichte.

Königssfäbtisches Aheater.

Freitag, 16. Nov. Berlin bei Nacht. Posse mit Gesang in 3 Akten, von D. Kalisch. Mit neuen scenischen Einrichtungen und Couplets.

Vorher: Herr Lehmann. Monologische Scene mit Gesang von Dr. Beta, als Prolog, vorgetragen von Herrn Grobecker.

Sonnabend, 17. Nov. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Zum erstenmale wiederholt in dieser Saison: Don Giovanni. Oper in 2 Akten. Musik von Mozart. (Sga. Claudina Fiorentini: Donna Anna, als Gastrolle.)

Sonntag, 18. Nov.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 16. Nov. Im Schauspielhause. 189ste Abonnements⸗ Vorstellung. Donna Diana, Lustspiel in 4 Abth., nach dem Spa⸗ lechen des Don Augustin Moreto, von West. Anfang halb 7

*X

Sonnabend, 17. Nov. Im Schauspielhause. 190ste Abonnements⸗ Vorstellung: Das Glas Wasser, oder: Ursachen und Wirkungen, Lustspiel in 5 Abth., nach Scribe. Anfang halb 7 Uhr.

Sonntag, 18. Nov. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Abonnement: Marie, oder: Die Tochter des Regiments, komische Oper in 2 Abth., Musik von Donizetti. Hierauf, auf höchstes Begehren: Thea, oder: Die Blumenfee, Ballet in 3 Bildern, von Paul Taglioni. Musik von Puguy. Anfang 6 Uhr.

Berlin bei Nacht. Vorher: Herr Lehmann.

Montag, 19. Nov. Zur Feier des Allerhöchsten Namenstages Ihrer Majestät der Königin: Ouvertuüre. sprochen von Herr Hegel, dazu: Fest⸗Tableau. Dann (italienische Opern⸗Vorstellung): Don Giovanni. Oper in 2 Akten. Musik von Mozart. (Sga. Claudina Fiorentini: Donna Anna, als Gast⸗ rolle.)

*) Die londoner Pest vom 12ten (der 11te war ein Sonntag, wo be⸗ kanntlich keine Zeitungen erscheinen) ist ausgeblieben.

wissenschaft und Kunst. Königliches Schauspielhaus.

P. P.

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Berl!

iner Börse vom

15. November.

Wechsel- Course.

Geld 143 ½ 142 ½ 150 ½ 149

26

Pqqö1ö1P12V1ö1ö1öö T’ . 300 Mk. —. 300 Mk. 1 Lst. 300 Pr. Wien n 20 Xr... .150 PVI. Augsburwg 150 PFl. 1A“ EIöö1“ 100 Thlr.

Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss. 100 Thlr. 2 Mt.

ETEEbSETEeeqPPPPb 2 Mt. Petersburg u 100 SHIILS GvSche.

Hurz Kurz 2₰½ Mt. 5 3 Mt. 6 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Dt. 8 Tage

Amsterdam . .

80⅔ 94 ½⅔ 102 ½ 99 ¼ 99 99 ¼. 56 22 107

Breslau

Inländische Fonds, Pfandbriefe, Hommunal-Papiere und geld-Course.

Zf. Prief. Geld. Gem.

Preufs. Frerw. Anl 5 106 ½ St. Schuld-Sch. 3 ½ 89

eeh. Präm. Sch. ,102

K. u. Nm. Schuldv. 3 ½

Berl. Stadt-Obl. 5 103 ½

do. do. 3 ⅔˖ 87

Westpr. Pfandbr. 3 ½

Grossh. Posen do. 4 100

do. 40. 3 ½ Ostpr. Pfandbr.

4ůf. Pomm. Pfdbr. 3 ½ Kur- u. Nm. do. 3* Schlesische do. do. Lt. B. gar. d0. 3 ½ Pr. Bk-Auth.-Sch

Gem. 95 ½ 95 95 ¼ 95 ¼

9¹½

94

Brief. V Geld.

Friedrichsd'or. And. Goldm. à bth. Disconto.

13 ⁄,

Auslündische Fonds.

Russ. Hamb. Cert. do. beiHope 3.4. S. do. do. 1 Aunl.

Poln. neue Feane. 4 do. Part. 500 Fl. 4 do. do. 300 Pl.

Eisenbahn- Aciien.

Staomm -Aclien.

Kapital.

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Der Reinertraß wird nack ertolgter Bekanntrn. in der dazu bestimmten Rubrik ausgofüllt. Die mit 3 pCt. bez. Actien sind v. Staat gar.

Börsen-Zinz- Rechnung

Prioritäts- Actien. apital.

h —., ————

Summtliche Prioritäts-Actien werden durch jährliche Verloosung à 41 pCt. amortisirt.

Zinzfuss

Berl. vnh. Lit. A. B. do. HamburgP do. Stettin-Starg.. do. Potsd.-Magd...

Magd.-Halberstadt.. do. Leipziger...

Halle-Thüringer...

Cöln-Minden do. Aachen..

Bonn-CölhnlnV .

Düsseld.-Elberfeld..

Stecle-Vohwinkel.

Niederschl. Märkisch.

do. Zweigbahn

Oberschl. Lit. A.

do. Litt B.

Cosel-Oderberg....

Breslau-Freiburg...

Krakau-Oberschl...

Berg.-Märk .

Stargard- Posen

Brieg-Neisse Magdeb.-Wittenb...

6,000,000 8,000,000 4,824,000 4,000,000 1,700,000 2,300,000 9,000,000 13,000,000 4,500,000 1,051,200 1,400,000 1,300,000 10,000,000 1,500,000 2,253,100 2,400,000 1,200.000 1,700,000 1,800,000 4,000,000 5,000,000 2 1,100,000 4 4,500,000 4

103 8⅛ a 104 b⸗ 63 ½1 bz 9⁴ ½ bz. u. G. 48 bz.

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83 ¾ a

4

-

106 ⅔% bz. 103 ¾ bz

2292—

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Quittungs- Bogen.

Aachen-Mastricht.. 2,750,900

Musläüncl. Actien.

do. Stiegl. 2. 4. A.

do. do. 5. A. 3 d0. v. Rthsch. Lst. 5 109 ¾ do. Poln. Schats0. 4 80 ½

Hamb. Feuer-Cas. 3 ½ do. Staats-Pr. Anl— 108¾ Holl. 2 ½ % Int. 2

Kurh. Pr. O. 40th. 4o. do. Cert. L. A. 5 93 ¾ 92 ¼ Sardin. do. 36 FPr. do. do. L. B. 200 PFl. 176 N. Bad. do. 35 Fl. Pol a. PKlbr. a.C. 4 96 95

34 ½

1 1

Friedr. Wilh.-Neordb. do Prior...

8,000,000

53 a P ba.

99 ¾ G

-

Schluss-Course von Cöln-Minden 94 ½ G.

Berl. Anlalt do. Hamburrg. do. do. II. Ser, do. Potsd.-Magd... do. do. do. do. Litt. D. do. Stettiner.

Magdeb.-Leipziger..

Halle-Thüringer...

Cöln-Minden. do. do.

Chein. v. Staat gar. do. 1. Priorität.. do. Stamm -Prior.

Düsseldorf-Elberfeld.

Niederschl. Märkisch.

do. do. do. III. Serie. do. Zweigbahn do. do.

Oberschlesische..

Krakau-Oberschl...

Cosel-Oderberg....

Steele-Vohwinkel

do. do. II. Ser.

Breslau-Freiburg...

Berg.-Märk...

1,411,800 5,000,000 1,000,000 2,367,200 3,132,800 1,000,000 800,000 1,788,000 4,000,000 3,674,500 3,500,000 1,217,000 2,487,250 1,250,000 1,000,000 4,175,000 3,500,000 2,300,000 252,000 248,000 370,300 360,000 250,000 325,000 375,000 400,000 800,000

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100 ½ bz. 102 ⅔1 bz. u,

852

79 ½ n.

93 ½⅛ 6. 102 ½ bz. 101 ½ bz. 111““

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Ausl. Stamm-Aci.

Bürsen- Zinsen

+——A

Kiel-Altona. Sp. Amsterd.-Rotterd. Fl. Mecklenburger Thlr.

2,050,000 6,500,000

4,300,000 36 bz.

von Preussischen Pank-Antheilen 95 % bz. 8

Wegen der Medio-Realisirungen war der Umsatz heute nur

dagegen gefragt und wurden zu höheren Preisen gehandelt.

unbedeutend, und die Course mehrerer Actien schlossen bei matter

Stimmung unter gestriger Notiz;

Magdeburg-Wittenberger waren

Auswärtige Börsen.

Breslau, 14. Nov. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 95 ¾ Gld. Friedrichsd'or 113 ½ Br. Louisd'or 112 ¼ Br. Poln. Papiergeld 96 ⁄1 Gld. Oesterreich. Banknoten 95 ½ Br. Staatsschuldscheine 88 ¼ Gld. Seehandlungs⸗Prämienscheine 2 50 Rthlr. 101 ⅞˖ Gld. Posener Pfandbriefe 4proz. 100 Br., do. 34proz. 90 Br. Schle⸗ sische do. 35proz. 94 3 Br., do. Litt. B. 4proz. 98 ¾ Br., do. 3⁄proz. 92 ¾ Br. Preuß. Bankanth.⸗Scheine 96 Br.

Poln. Pfandbr. alte 4proz. 96 Gld., do. neue 4proz. 95 6 Gld., n H b à 300 Fl. 112 Br., do. 2 500 Fl. 81 ¼ Br., o. Bank⸗Certif. a 200 Fl. 17 ¼ Br. Russisch⸗ „Schatz⸗Oblig. E1“ F ssisch⸗-Poln. Schatz⸗Oblig

Actien: Oberschl. Litt. A. 106 ¾ bez., do. Litt. B. 103 ½ Gld. Breslau⸗Schweidn.⸗Freib. 77 ½ Br. Niederschles.⸗Märk. 83 1 Br., do. Prior. 102 ½ Br., do. Ser. III. 101 ¼ Gld. Ost⸗Rhein. (Köln⸗Mind.) 94 Gld. Neisse⸗Brieg 41 bez. u. Br. Krakau⸗ Oberschl. 70 bez. Friedrich Wilhelms⸗Nordbahn 53 ¾ bez.

Wien, 13. Nov. Met. 5proz. 94 ½, †, ½¼, x. 4proz. 75 ½, 75. 4 ⁄proz. 84 ⅛, ½, ¼.] 2 ½proz. 47 ¾ 48. Anleihe 34: 5. 39: 115 115. Nordbahn 108 ¼ ½, 108 ½. Gloggn. 108 ½, 9, 108 ¾. Mail. 76 ½ 77. Pesth 74½ 75. B. A. 1190 1193 K. Gold 112 ⅛. Silber 107 . b Wechsel⸗Course. Amsterdam 151 Br. Augsburg 107 ¾ Gld. Frankfurt 107 ¼ Gld. u. Br. Hamburg 158 G. London 10. 53 Br., 10.52 Gld. Fonds unve 8 E1 rändert. Nor öher Komptenten gesucht und teehn höher,

Leipzig, 13. Nov. Lei

8 3. won. Leipz. Dr. Part. Oblig. 104 ½ Eihn.. o chme. 11 CI Bazerice 87 ½ . Magdeb. Leipzig 217 Br. Berlin⸗Anh⸗ ing - Br. Altona⸗Kiel 96 ½ Br. Deß. B. A. 119 Br Pr 5 2 5 Br. Br., 95 ½ Gld. Leipz. B. A. 149 Gld. euß. B. A. 96 ¼

Frankfurt a. M., 13. Nov. Für Oef heute eine bessere Stimmung. Alle FenHesetr Fonde herrscte gefragter, und deren Course gingen bei mehreren Umsätzen höher V als gestern. Auch hielten sich die Integrale und Zproz. zu steigenden Coursen mehr in Nachfrage. Alle übrigen Fonds und Eisenbahn⸗Actien bei geringem Geschäft preishaltend. Berlin, vom 12. November (pr. Telegraph) F. W. Nordbahn 52⸗

fremde Devisen und

52 Gld., do. a 35 Fl. 31¼ Br., 31 ½ Gld.

Oesterr. 5proz. Metall. 87 ½ Br., 87 ½¼ 1316 Br., 1312 Gld.

Gld. Bank⸗Actien Baden Partiallvose a 50 Fl. 52 Br., Kurhessen Partial⸗ Loose a 40 Rthlr. preuß. 34 ¼ Br., 34 Gld. Sardinien Par⸗ tial⸗Loose a 36 Fr. bei Gebr. Bethmann 32 ¾ Br., 32 ¼ Gld. Darmstadt Partiallvose a 50 Fl. 715 Br., 71 Gld., do. a 25 Fl. 27 ½ Br., 27 ½ Gld. Spanien Zproz. inländ. 27 Br., 26 ½⅔ Gid. Poln. 300 Fl.⸗Loose 111 ½ Br., do. 2 500 Fl. 81 ½ Br., 80 Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 52 Br., 52 Gld. Bex bach 84 ½ Br., 84 ¾ Gld. Köln⸗Minden 94 ½ Br., 94 ½ Gld.

Gamburg, 13. Nov.

1 3 proz. p. GC. 86 ½ Br., 86 G. E. R. 104 ¼ Br., 104 ½ Gld.

2 Stiegl. 84 ¼ Br. Dän. 71 Br., 70 ½ Gld. Ard. 10 ¾ Br. Zproz. 25 ⅞˖ Br., 25 Gld. Ham⸗ burg⸗Berlin 82¼ Br., 82 ¼ Gld. Bergedorf 93 ½ Br. Magde⸗ burg⸗Wittenberge 68 Br., 67 Gld. Altona⸗Kiel 96 Br. Gl. Elmsh. 25 Br. R. Neum. 112 Br. Köln⸗Minden 94 Br., 93 ¾ Gld. Fr. Wilhelm⸗Nordbahn 53 Br., 52 ½ Gld. Mecllen⸗ burg 36 Br., 35 ½ Gld. Wechsel⸗Course. Paris 187. St. Petersburg 33 ½. London 13. 10. Amsterdam 35. 4. Frankfurt 88 ½. Wien 160 ½. Breslau 152. Louisd'or 11.3. Preußische Thaler 50 ⅛. Gold al Marco 137 ½. In Wechseln war der Umsatz mäßig. Eisenbahn⸗Actien fest.

Hamburg, 14. Nov., 1 ½⅛ Uhr. (Telegraphische No⸗ tiz.) Fr. Wilhelm⸗Nordbahn 5 ⁄⅛ Gld. Magd.⸗ Wittenb. und Hamb.⸗Berlin nicht notirt, aber flauer.

Fonds etwas matter.

Paris, 12. Nov. Zproz. baar 56. 75, Zeit 56.85.

b Sproz. baar 89.40, Zeit 89. 70. Bank 2350. Span. 27 ½. Nordb.

440.

Amsterdam, 12. Nov. Holl. Fonds waren bei einigen Ge⸗ schäften in Int. fast unverändert. In fremden Effekten war der Handel im Allgemeinen unbedeutend.

Holl. Int. 53 ½, 7¾, 3proz. neue 63, 62 ½. Span. Ard. 12

16 *

Wechsel⸗Course. Paris 55 ½ G. Wien 32 ½ G. Frankfurt 98 ½. London 2 Mt. 12 G., k. Hamburg 343. Petersburg 184 G.

Markt⸗Berichte. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 52 —56 Rthlr. Roggen loco und schwimmend 26 ½ —28 Rthlr.

. P. Noobr. 26 Rühlr. Br., 25 G.

Dezbr. pr. Frühjahr 27 6 Rthlr. Br., 27 ½ bez. Gerste, große loco 24 26 Rthlr. kleine 20 22 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 16—18 Rthlr. pr. Fruhjahr 48 pfd. 15 ¾ Rthlr. bez. 50 pfd. 16 ½ Rthlr. Br., 16 ½ bez. 8 Rüböl loco 14 ¼ Rthlr. Br., 14½ G. pr. Novbr. 14 Rthlr. bez. u. Brr. Novbr./ Dezbr. 14 ½ Rthlr. Br., 14 ⁄2 bez., 14 ½ G. Dezbr. /Jan. 14 ½ Rthlr. Br., 14 ⁄2 G. Jan./Febr. 14 ½ Rthlr. Br., 14 ¾ G. Febr. März 14 ¼ Rthlr. Br., 14 ⁄2 a ½¾ G. März /April 14 Rihlr. Br., 13 % G. April / Mai 13 a Rthlr. verk. u. Br., 13 G. Leinöl loco 12 ½ Rthlr. Nov. / Dezbr. 12 ⁄1à2 Rthlr. Br., 12 ½ G. pr. Fruhjahr 11 Rthlr. Br., 11 ¾⅔ G. Mohnöl 15 Rthlr. Hanföl 13 ½ Rthlr. Palmöl 12 ½ Rthlr. 1“ Südsee⸗Thran 12 ½ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 14 u. 14 ½ Ih bbbeee et Pr, 14 G. pr. Fruhjahr 15 ¾ u. 1542

2241 15 ½ G.

2053⸗ 2—0¾

Rthlr. verk., 15 ½ Br.,

gr. Piecen 12 ½¼, Russe 2 104 ½, , 4 85 esterr. Met 8. . 193971 , 38. 89 Ganm dgs.

Mit der heutigen Nummer des Staats⸗An⸗

zeigers sind Bogen 201 bis 204 der Verhandlungen der Ersten Kammer ausgegeben worden.

Berlin, Druck

und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗hHofbuchdruckerei. eegr A Beilage

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Uichtamtlicher Theil. Deutschland.

Bayern. München, 12. Nov. (Nürnb. Korresp.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Reichsräthe wurde die deutsche Frage berathen und der Ausschuß⸗Antrag, welcher ein Dank⸗ und Vertrauens⸗Votum für das Ministerium enthält, ein⸗ stimmig angenommen. Prinz Luitpold, welcher als erster Redner das Wort ergriff, äußerte: Die großen Opfer, welche die Regie⸗ rung während der halbjährigen Dauer des Interims bringe, seien ein neuer Beweis ihrer Uneigennützigkeit; er wünsche und erwarte aber, daß bei der definitiven Gestaltung der Centralgewalt es der Weisheit und Festigkeit der Regierung gelingen werde, Bayern eine Stellung zu gewinnen, wie sie seiner Geschichte und politischen Be⸗ deutung gebühre.

Oldenburg. Oldenburg, 12. Nov. (Z. f. N. D.) In der heutigen Sitzung des Landtages wurde eine Vorstellung der birkenfelder Abgeordneten verlesen. Die Abgeordneten Birken⸗ felds zum konstituirenden Landtage zogen sich bekanntlich, als ihnen mehrere partikularistische Forderungen abgeschlagen wurden, vom Landtage zurück; ein Zwiespalt, der die Birkenfelder veranlaßte, zum ersten gesetzgebenden Landtage überall keine Abgeordnete zu wählen. Zum gegenwärtigen Landtage haben die Birkenfelder ge⸗ wählt, allein, wie aus der Erklärung der Gewählten hervorgeht, nur um Minoritätswahlen derjenigen Partei zu verhindern, welche für die unbedingte Anerkennung des oldenburgischen Staatsgrund⸗ Gesetzes ist. Sie erklären aber jetzt, daß sie nicht abgeneigt seien, an der wahrhaft freisinnigen Verfassung Oldenburgs Theil zu nehmen und würden ihren Sitz sofort im allgemeinen Landtage einnehmen (bis setzt sind sie noch nicht erschienen), wenn ihnen Folgendes bewilligt würde: Einmal hielten sie dafür, daß die dem Fürstenthum Birkenfeld, in Abwesenheit seiner Vertreter, auferlegte Quote zu den Central⸗ lasten, Art. 223 des Staatsgrundgesetzes, zu groß sei. Sie stellten das Verlangen, daß die zur besseren Vertheilung in Aussicht ge⸗ stellte Kommission sofort ernannt werde, um ihr Geschäft zu begin⸗ nen. Ferner sei ihre geographische Lage der Art, daß sie über kurz oder lang einem anderen Staate einverleibt werden würden. Für diesen Fall verlangten sie die gesetzliche Bestimmung festgestellt, daß eine Beschlußnahme hierüber an die Zustimmung des birkenfelder Provinzial⸗Landtages gebunden sei. Da aber eine solche Bestim⸗ mung nur auf dem Wege einer Verfassungs⸗Aenderung erreicht werden könne, so verlangten sie jetzt weiter nichts, als die Ernen⸗ nung jener Kommission zur Ausmittelung einer gerechteren Verthei⸗ lung der Centrallasten. Daneben war eine andere Vorstellung von 28 birkenselder Wahlmännern eingegangen, welche verlangten, daß die ohne Bedingung gewählten Abgeordneten auch unbedingt ein⸗ treten sollten.

MAusland.

Oesterreich. Preßburg, 11. Nov. (Ll.) Vom K. K. Kriegs⸗ gerichte wurden: 1) Joseph Graf von Kraith, aus Eperies, saroser Komitats in Ungarn gebürtig, 29 Jahre alt, griechisch⸗katholischer Pfarrer zu Mahißova, wegen Vorschubleistung zum bewaffneten Aufstande zu dem sechsjährigen Festungsarrest in Eisen; 2) Johaun Lehotzkyv, aus Uermény, neutraer Komitats in Ungarn gebürtig, 57 Jahre alt, katholischer Pfarrer zu Waag⸗Szerdahely, als des Ver⸗ brechens des Einverständnisses mit dem Feinde zunächst beinzichtigt, zu dem fünfjährigen Festungsarreste in Eisen; 3) Franz Gallaß, aus Jablonka arvaer Komitats gebürtig, 64 Jahre alt, katholischer Pfarrer und Vice⸗Dechant, und 4) Ladislaus Zorkoczy, aus Zor⸗ kocz, thuroczer Komitats gebürtig, 64 Jahre alt, evangelischer Re⸗ ligion, verheirathet, ohne Kinder, Ober-Waisenvater und Advokat im oßlauer Distrikte, wegen Vorschubleistung zum bewaffneten Auf⸗ stande, Jeder zu einem dreijährigen Festungsarreste; 5) Paul Lau⸗ rentini aus Radvan, neusohler Komitats in Ungarn gebürtig, 49 Jahre alt, evangelisch, verheirathet, Tuchscherer von Profession, wegen nächsten Versuchs der Vorschubleistung zum bewaffneten Auf⸗ ruhre, erschwert durch Verbreitung übler Kriegs Nachrichten, zu vierjähriger Schanzarbeit in leichten Eisen verurtheilt, und sind diese Kriegsrechts⸗Urtheile nach gerichtsherrlicher Bestätigung in Vollzug gesetzt worden.

„Semlin, 7. Nov. (Ll.) Freudig wurden heute die Ge⸗ müther der hiesigen Einwohnerschaft durch die von Wien eingegan⸗ gene Nachricht ergriffen, daß das hohe Ministerium den Beschluß gefaßt, die serbische Wojwodschaft zu einem unabhängigen Kron⸗ lande zu gestalten, das in sich Syrmien, Bacska und Banat, in⸗ klusive Temeswar und Csacova bis zur verschezer Linie, wo nur Romanen wohnen, fassen würde, welchen Letzteren freigestellt wird, sich entweder mit der serbischen Wojwodschaft zu vereinigen, oder Siebenbürgen sich anzuschließen. Zum Statthalter dieses neu kreir⸗ ten Kronlandes ist General Majerhoffer, dessen Verdienste von den Serben nicht verkannt werden, und welcher mit serbischen Ge⸗ bräuchen, Sitten, Neigungen und Lokal⸗ Verhältnissen vertraut ist, dekretirt. Dieser Minister⸗Beschluß ist Sr. Majestät dem Kaiser

allerhöchsten Bestätigung vorgelegt worden. Man sieht mit

Türkei. Konstantinopel, 31. Okt. (Wanderer.) Ueber das Erscheinen des österreichischen General Hauslab in Widdin er⸗ halten wir von daselbst direkte Nachrichten. Es wird von allen Parteien, die sonst in ihren Ansichten wohl sehr verschieden sind, einstimmig anerkannt, daß die österreichische Regierung zu dieser schwierigen Mission kaum einen energischeren und gewandteren Mann hätte wählen können, als den genannten General, der sich trotz der nicht unbedeutenden Hindernisse mit Würde und Geschick seiner Aufgabe entledigte. Der widdiner Pascha, Zia, von der Ab⸗ sicht seiner durch vorläufige Rücksprache der österreichischen Regie⸗ rung mit dem türkischen Gesandten in Wien, Mussurus, geordneten Sendung in Kenntniß gesetzt, erwies sich in seinem Benehmen zuvorkommend, erklärte aber zugleich, nicht in der Lage zu sein, seinem Begehren, im Lager zu erscheinen, willfahren zu können, so daß der General Hauslab in Erledigung seiner Sendung den Zweck derselben durch Anschlag zu verkünden veranlaßt wurde. Diese Anschlagblätter wurden von Uebelgesinnten heruntergerissen; dies bestimmte die türkische Regierung, Wachtposten zur Verwah⸗ rung dieser unerklärlichen Handlung, wie zur Beschützung des österreichischen Konsuls, aufzustellen. Dieser umsichtsvolle Schritt fand Anklang, und was auch immer für Triebfedern die Widersacher der österreichischen Regierung in Bewegung setzen, um das wohlge⸗ meinte Auftreten derselben zu hintertreiben, so ist doch der gemeine Soldat, im Rückblick auf seine jetzige elende Lage, gegenüber der versöhnlichen Anerbietung zur Rückkehr geneigt. Haben diese Her⸗ ren, die so eifrig die Aufregung betreiben, das Elend des Solda⸗ ten beherzigt, haben sie nur sich bemüht, bei der türkischen Re⸗ gierung Abhülfe zu verlangen? Die Schuld dieser mißlichen Lage, in der sich die ungarischen Soldaten befinden, ist nicht an der tür⸗ kischen Regierung, wohl aber an ihren Anführern, die in ihrer Sorglosigkeit selbst die Pflicht des Mitgefühls für ihre Landsleute und Waffenbrüder vernachlässigt haben. Die Lage der Polen ist viel erträglicher, ihr Anführer, General Wysocky, wußte durch Mitwirkung des überaus thätigen Grafen Zamoiski in mannig⸗ facher Hinsicht ihre materielle Existenz zu ermöglichen; hat er doch die ihm von der türkischen Regierung als General ausgesetzten Rationen nicht verwerthen wollen, bis die Offiziere niederen Ranges und die Gemeinen einen Zuschuß werden erhalten haben. Wird dies die türkische Regierung zur Aussetzung eines Geldbetrages bewegen oder nicht, so hat er klüglich die moralische Kräftigung seiner Soldaten bewirkt. Ueberhaupt muß man den Polen, wenn man auch ihre verderbensvollen Bewe⸗ gungsbestrebungen verdammt, nachsagen, daß sie sich in jeder Stel⸗ lung Rath zu schaffen wissen. So finden sie, durch eine geheime Kraft getragen, besonderen Schutz und Wohlwollen bei den Tür⸗ ken; freilich ist ihre Stellung von der der Ungarn in vielfacher Beziehung unterschieden. England, seiner ererbten Politik des Zu⸗ sammenwirkens mit Oesterreich bedacht, fördert jedes Auftreten des selben hier nach Kräften, und dies in der tief eingreifenden Absicht, die dermaligen Bündnisse in eine andere Phase zu bringen. Eng land ist bemüht, Oesterreich von Rußland zu trennen.

Das französische Dampfschiff „Le Tartare“ hat für den Ge⸗ neral Aupick die Depeschen seines Kabinets vom 11. Oktober ge⸗ bracht. Es wird ihm eine Flotte unter Kommando des Admiral Parceval zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig kündigt der Admiral dem General Aupick an, daß er vor Ourlac die Anker werfen und seine Befehle alldort erwarten werde. Die englische Flotte hat vor Psefika nahe an den Dardanellen die Anker geworfen, sonach wer⸗ den diese zwei Flotten abgesondert aufgestellt, um, wie es heißt, besser die Mannszucht der Equipagen zu handhaben. Das Erschei⸗ nen dieser Flotten in unserem Gewässer belebt die Hoffnungen der für den Krieg gestimmten Politiker; unserer Ansicht nach hat es nichts weiter an sich, als eben durch ihre Gegenwart den endlichen Ausschlag für die friedliche Lösung der schwebenden Schwierigkeit zu geben. Es kann die nordischen Mächte nicht befremden und als eine drohende De⸗ monstration angesehen werden, da doch in dieser Frage das Interesse von ganz Europa verflochten ist und man auf jede Eventualität ge⸗ faßt sein will. Andererseits will man aus der Aufstellung dieser Flotten den Schluß ziehen, daß in dieser Frage England mit Frank⸗ reich nicht im vollen Einklange zu handeln gesonnen sei. Doch auch ans diesen durch voreilig gezogene Schlüsse aufgeschraubten Umstand wollen die Kriegspolitiker das Bevorstehen des Krieges herableiten; sie meinen, Rußland werde sich dadurch eher zu einem Kriege hin⸗ reißen lassen, was es bei vereinigtem Widerstreben Englands und Frankreichs zu thun sich nicht getrauen würde.

Derselbe französische Dampfer brachte einen Courier mit De⸗ peschen der englischen Regierung an Herrn Stratford⸗Canning. Die Weisungen des Lord Palmerston sind klar und bestimmt: die Rechte der Türkei und ihre Integrität um jeden Preis (mème à coups des canons) zu schützen. Im Gegentheil tragen die Weisungen des Herrn Tocqueville das Gepräge der Unentschlossen⸗ heit und Zweideutigkeit. Auch er wollte die Türkei unterstützt wissen und hierbei im Uebereinstimmen mit England handeln, aber auf jeden Fall dem Kriege ausweichen und die ganze Sache der Art beilegen, daß dem St. Petersburger Hofe das Recht unge⸗ schmälert gelassen werde und kein Abbruch in seiner Würde statt⸗ finden solle. ne pas preter ombrage à la cour de St. Pe- tersbourg.) Erst wurde nach erhaltenen Briefen von wohl⸗ unterrichteten Personen in Paris über die Frage der Flücht⸗ linge oder eigentlich über jene der Türkei ein Ministerrath ab⸗

gehalt Es haben sich der Präsident der Republik,

Liebe aus Caprice, und Caprice au

Zum erstenmale: à 11“

Liebe, Lustspiel von Feodor Wehl. Mittwoch, den 14. November.

Abermals ein Slück, dessen größter Vorzug darin besteht, daß es nu einen Aufzug hat; es spielt ungefähr eine halbe Stunde, dennoch würde es in gleichem Maße gewonnen haben, als man gestrichen hätte. Der Titel ist ganz hübsch gefunden, ohne allen Zweifel ist er aber früher geboren, als das Stück selbst. Auch der Stoff, so wenig neu und originell er ist, hälte, erträglich verarbeitet, noch immer eine gute Wirkung davontragen können. Eine spröde Schöne nämlich, die alle Freier abweist, verliebt sich in ihren Vetter, weil dieser ihr durch schnöde Behandlung, die sie noch nie zuvor erfahren, imponirt; bald findet sich aber, daß er sie zuerst liebte, und die Sonderlingsmaske nur wählte, um Liebe damit aufzustacheln, was ihm denn auch gelang. Sollte dieses Sujet in einen Akt genöthigt werden, so war eine tiefere Motivirung schon etwas schwierig. Der Verfasse verzichtete gleich von Haus aus darauf. Ein „Lustspiel“ war es also schon nicht, sondern ein „dramatischer Scherz,“ leider aber nicht einnal ein guter Scherz, sondern ein schlechter Spaß. Dieser Vetter war nichts weniger, als ein Sonderling, sondern ein ge⸗ wöhnlicher Narr; mag es ijedoch auch Mädchen geben, denen fast alle Ar⸗ ten von Narrheit gefallen, so ist doch zu bezweifeln, daß gerade diese Einer gefallen konnte, denn sie war weder zu belachen, noch zu bemitleiden, nicht einmal ärgern konnte man sich darüber. Imponirte dieser Vetter irgendwie, so war es durch Langeweile und Abgeschmacktheit. Doch wohlan denn, sein Bäschen interessirte sich für ihn, und zeigte es deutlich genug warum heirathete sich nun das junge Paar nicht flugs? Die einzige Spannung, die dem Zuschauer bereitet wurde, war die, daß das widerlich aufdringliche Wesen des Mädchens (in dem man Alles, nur keine bella Capriceiosa sehen konnte) ihn abschrecken würde, und sie paßten doch so gut für einander! Am unbegreiflichsten war aber das Benehmen der N die den Unsug duldete. Gespielt wurde nach Möglichkeit. 31.

Chateaubriand.

Mémoires d'outre-tombe par M. de Chateaubriand. Tom. 3 6.

(Vergl. Pr. Staats⸗Anzeiger Nr. 25. vom 26. Januar 1849, Beilage.)

Die Chateaubriandschen Denkwürdigkeiten haben eine so bestimmte Phosiognomie, daß wir schon nach den beiden ersten Bänden versuchen fonnten, den Geist des ganzen Werkes im Allgemeinen zu charakterisiren. Dem Leser der Mémoires d'outre-tombe ist es zu Muthe, wie in einem glänzenden Ballsaal; die Wände sind mit Blumengewinden und reichen Ta⸗ peten geschmückt, die Lust ist heiß und mit tausend Wohlgerüchen gewürz:; der erste Blick überzeugt, daß man sich in der guten Gesellschaft befindet. Durch einander bewegen sich reizende Frauen, alte besternte Diplomaten, junge Dandies und die Korpphäen der Wissenschaft und Kunst. Es wird viel Schönes gesagt, unendlich viel ésprit konsumirt, Poesie, Politik, Re⸗ ligion, Wetter und Moden werden in geistreich oberflächlicher Weise besprochen, die geringsten Dinge mit Wichtigkeit und die ernstesten tändelnd behandelt, zwischen viel unbedeutendes und triviales Gerede fallen auch manche Aeußerungen, die uns durch ihre überraschende Tiefe und Wahrheit zum Nachdenken nöthigen.

Wer die Mémoires d'outre -tombe zur Hand niumt, darf sich nicht darauf gefaßt machen, hier eine zusammenhängende Weltanschauung, ein fertiges abgeschlossenes Urtheil über Dinge und Menschen zu finden, es wird ihm vielmehr ein buntes Allerlei geboten, von Gefühlsergüssen, Reflexionen, interessanten Erlebnissen, Naturschilderungen, Neminiscenzen und Charakte⸗ feristiken, das Beste und Schlechteste durch einander gemengt. Chateaubriand’'s eigentliche Heimat ist die Poesie, er hat aber, ein eigentlicher Polphistor alle Gebiete des menschlichen Wissens als Tourist durchstreift und eine Fülle von Merkwürdigkeiten, die er im Fluge gesammelt, mit nach Hause gebracht. Der Reichthum und die Mannigfaltigkeit des Stoffes in seinen Memoiren ist in der That unglaublich. Man findet hier Geschichte, Lite⸗ ratur, Religion, Philosophie, Ethnographie, Politik, Naturgeschichte, Geo⸗ graphie, kurz Alles, was die Vernunft oder das Herz interessiren kann. Aber das oberste Gesetz, das diese bunte Welt regiert, ist der Zufall. Chateaubriand nar ein begabter und gebildeter Geist, der nach höherer Er⸗ kenntniß getrachtet und mit Ernst an der Lösung des Welträthsels gearbeitet hat, aber statt zum Urgrund der Dinge vorzudringen, verlor er sich an die Mannigfaltigkeit der äußeren Erscheinungen, ohne je zum Abschluß zu kommen. Die flüchtigen Betrachtungen, die er dabei hinwirft, sind oft vor⸗ trefflich, aber eben so oft nur glänzende Paradoxe. Seine Lebensanschauung führt nur zu negativen Resultaten: Chateaubriand erblickt an allen Dingen nur das Eitele, Widersprechende und Vergängliche. Es geht deshalb durch seine Memoiren, so wie durch sein ganzes Wesen, ein elegischer Zug; er hat für die feindlichen Gegensätze, die er in der gegebenen Welt vorfindet, nichts als unfruchtbare Klagen und Thränen. Wer noch in der Schöpfung ein unauflösliches Chaos von streitenden Elementen erblickt und noch nicht dazu gelangt ist, die höhere Harmonie, zu der sich Alles auflöst, zu entdecken, dessen Wesen muß nothwendig zuletzt selbst von dem Widerspruche ergriffen werden, an dem ihm die Welt zu leiden scheint; Chateaubriand, der nicht uber den Dingen steht, sondern neben ihnen, kommt bei seiner Betrachtung zu entgegengesetzten Resultaten, je nach der Seite, von der er das Objekt anschaut. Er spricht deshalb oft gerade das Gegentheil von dem aus, was er kurz zuvor mit Entschiedenheit behauptet hafte. Da er nicht in sich die Kraft fühlte, diesen inneren Zwiespalt zu überwinden, so hat er, wie so viele Andere vor und nach ihm, in der Religion eine Zuflucht gesucht und ge⸗ funden. Unser Verfasser war streng katholisch erzogen worden, aber der Jünghng hatte nicht vergeblich im Rousseau gelesen. Die zu Ende des I8sten Jahrhunderts herrschende Philosophie, deren Aufgabe es war, alles Bestehende zu negiren, hatte einen gewissen Einfluß auf seine Bildung ge⸗ wonnen. Spposition gegen Staat und Kirche gehörte damals zum guten Ton, und alle bedeutenderen Geister der Nation hatten sich ihr angeschlossen; dech hanh 8e Chateaubriand inne werden, daß sein lae. 85 tiefsten Gegensatz zu den Bestrebungen der Revolution stand. Als me Frankreich 88” eing ö im Sinne jener hilosophie die Welt umzugestalten und ihre Konsequenzen auf dem Gebiete des Staates und