1849 / 350 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

vie in den Garnisonen zu Josephstadt, Königgrätz und Prag. Die

nen; Goͤrgey warf die Maske ab. , diesem ugen icke 4

ratio verlassen, ohnmächtig; es blieb

s ssuth, „„stand ich allein, ü— bs 88 Wahl zwischen Tod und Verbannung. Als Patriot,

Familienvater wählte ich das letztere. Ich glaubte, es - v. ens schid durch Vermittelung der Diplomatie meinem Vaterlande für künftige Zeiten einige 2 5 hängigen Lebens zu erhalten. In England dlan 9 ie M

zu sehen, welche zu dieser diplomatischen That ““ geeigne

wäre.“ Schließlich fordert Kossuth seine Agenten in Englan auf, die öffentliche Meinung in Bewegung zu setzen, die vereinigen, Herrn Cobden zu besuchen, mit den sprache zu nehmen und den Parlamenten Petitionen zu überrei b. Er bittet die englische Regierung, bei der österreichischen e einzulegen, damit seine Frau und seine Kinder sich nach England begeben können.“

Teplitz, 15. Dez. (C. Bl. a. B.) Seit dem Jahre 1813 hatte unser Badeort kein so kriegerisches Aussehen, wie eben jetzt. Ueber 400 Mann Infanterie vom Regimente Haugwitz, nebst Re gimentsstab, so wie auch eine Compagnie vom lsten Artillerie⸗Re⸗

giment und eine Batterie, sind hier und in Schönau stationirt. Unter den Gemeinen ergeben sich eben so viele Erkrankungsfälle,

Fatiguen der vorangegangenen Feldzüge, die Sumpf⸗ und Lagunen⸗ dünste Ungarns und Italiens, der weite Trausport bis bierher, endlich die Ueberhäufung in Kasernen und Spitälern mag woht trotz der größten Sorgfalt von Seiten der Ober⸗Offiziere und Militair⸗ Aerzte die meiste Schuld hieran tragen. Es wurden auch 88 Civil⸗Aerzte zur Aushülfe im Militair⸗Spital aufgefordert, zu wel⸗ cher sich dieselben auch bereit erklärten. Der Armee⸗Corps⸗Kom⸗ mandant, Erzherzog Albrecht, ist seit zwei Tagen in unserer Stadt, um sowohl Truppen, Quartiere und Spitäler hier und in der Um⸗ gegend bis Saaz, Postelberg und Komotau zu inspiziren.

Triest, 16. Dez. (Lloyd.) Der im venediger Arsenale be⸗ gangene Mord (siehe Venedig) macht große Sensation. In Vene⸗ dig sollen überhaupt viele Symptome eines bösen Geistes vorkom⸗ men. Man konnte ahnen, daß es so kommen müßte, sobald die Venetianer wieder den Einflüssen der anderen italienischen Provin⸗ zen ausgesetzt sein würden. Der Venetianer ist der gutmüthigste Mensch von der Welt, aber er läßt sich sehr leicht von denen leiten und beherrschen, die ihn zu bearbeiten wissen. Daß in Italien eine neue Propaganda ist, deren Zweck vor der Hand dahin geht, jede Aussöhnung zwischen dem Volke und der Regierung zu hintertrei⸗ ben, durch tausend Neckereien Repressalien hervorzurufen und die gereizte, feindliche Stimmung auf beiden Seiten zu nähren, bis der günstige Augenblick einer neuen Schilderhebung kommt, unterliegt keinem Zweifel.

Riva, 4. Dez. (Ll.) Auf Verlangen des Kaiserl. Kriegs⸗ Ministeriums ist vom Herrn Minister des Handels der Grundsatz ausgesprochen worden, daß neben der auf dem Gardasee aufgestell⸗ ten Kriegsflottille keine Dampfschiffe von Privaten bestehen dürfen. Der Grund liegt offenbar in der Nothwendigkeit, zu bewirken, daß die Kriegsflottille in der Beherrschung des Sees freie Hand behalte.

Indeß wurde im Interesse des öffentlichen Verkehrs verfügt, daß, so lange die Ausschließung der Privat⸗Dampfschiffe dauert, die auf dem Gardasee befindlichen Kaiserlichen Dampfschiffe den allgemei⸗ nen Verkehrzwecken stets vollkommen zu entsprechen haben.

Bayern. München, 15. Dezbr. (Nürnb. Korresp.) Nachdem in der heutigen Sitzung der Abgeordneten⸗Kammer das Protokoll der vorhergehenden Sitzung verlesen war, wurden ver⸗ schiedene Reclamationen erhoben. Ruland: Er habe gestern ge⸗ gen den Schluß sprechen wollen, was ihm nach der Geschäfts⸗Ord⸗ nung zustehe. Man habe den geistlichen Stand bespöttelt, die Ver⸗ hältnisse der fränkischen Juden gar nicht in der Debatte berührt und ihn verschiedene Malc angegriffen; deshalb habe er sich ver theidigen wollen und dies wünsche er ins Protokoll aufgenommen. Der zweite Präsident bemerkt, daß er nicht gehört habe, daß Pfarrer Ruland das Wort gegen den Schluß verlangt habe. Dessen Nachbarn Gelbert, Jäger vund Pr. ell, so wie

Seraphin Mayr bestätigen dies, räumen aber ein, daß der Lärm zu groß war, als daß die Stimme zum Präsidenten durchdringen konnte. Thinnes wünscht, daß seine gestrige Nichtabstimmung mit den Motiven im Protokoll konstatirt werde. Der erste Secretair Nar bestätigt, daß der Lärm überwältigend gewesen, so wie daß eine Majorität von 90 bis 95 Abgeordneten sich für den Schluß erklärt habe. Lerchenfeld spricht sich gegen die Aufnahme der Erklärung von Ruland und Thinnes ins Protokoll aus, da dies gegen die Geschäfts⸗Ordnung sei, die, wie er bereits neulich nach⸗ gewiesen, die Aufnahme von motivirten Abstimmungen im Sitzungs⸗ Protokoll nicht gestatte. Der erste Präsident verliest eine Eingabe von 32 Abgeordneten, ihre gestrige Abstimmung betreffend. Die selbe lautet: „Die Unterzeichneten erklären, daß sie, einverstanden mit dem Gesetz⸗Entwurfe über die Emancipation der Israeli⸗ ten in seinen Hauptbestimmungen, betreffend die Zulassung zu öffentlichen Aemtern im Allgemeinen und die Beseitigung. der politischen, privatrechtlichen und prozessualischen Aus⸗ nahmsgesetze, blos darum gegen das Gesetz gestimmt haben, weil ihnen nach Verwerfung der Hirschberger⸗Breitenbachschen Modifi⸗ cation die Rechte der Gemeinden nicht genügend gesichert erschienen. Kirchgeßner bemerkt, um einer allenfallsigen moralischen Nulli⸗ tät, die man aus der angeblichen Verweigerung des Wortes an Ruland könnte folgern wollen, vorzubeugen, daß bei dem Tumult der Präsident die Stimme des Herrn Ruland überhört habe, daß dieser jedoch, nach eingetretener Ruhe, während der Reden von Hermann's, des Referenten und des Ministers leicht Gelegenheit gehabt hätte, sich das Wort nachträglich zu erbitten in welchem Falle die Loyalität der Kammer gewiß ihren Beschluß über den Schluß aufgehoben hätte, um ihn noch gegen denselben sprechen zu lassen. Da Ruland es un⸗ terlassen, so sei dadurch ein Verzicht auf das erbe⸗ tene Wort indizirt. Döllinger erklärt, daß er und seine Freunde auf die Aufnahme ihrer Erklärung ins Protokoll verzichten, da die⸗ selbe an vie stenographischen Berichte omme. Westermeier will das Wort; da er auf Anfrage des Präsidenten angiebt, er wolle nicht reklamiren, so verweigert ihm dieser das Wort, worauf We⸗ stermeier sich dasselbe wieverholt zu einer faktischen Berichtigung er⸗ bittet und bemerkt: Es sei Jevermann über das Zustandekommen des gestrigen Schlusses im Reinen; man kenne die Verabredung und es sei natürlich, daß man etwas überhöre, wenn außer physt⸗ schen Gründen noch andere auf das Gehör influirten. Der zweite Präsident protestirt entschieden gegen solche unwürdige Insinuationen Boye nimmt den Präsidenten in Schutz, desgleichen Rubn gr. Thinnes und Ruland ziehen ihre Reclamationen aus demselben Grunde wie Döllinger zurück, und die Sache ist damit erledigt. Der Secretair des fünften Ausschusses erstattet nun seinen Vortrag über die zur Vorlage an die Kammer nicht geeignet befundenen Beschwerden, worauf die Sitzung geschlossen wird.

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Sachsen. Dresden, 17. Dez. (Leipz. Ztg.) Schluß der im gestrigen Blatte des Preuß. Staats⸗Anz. abgebrochenen Sitzung der ersten Kammer. 3

Der Abg. Riedel, als Mitglied des Ausschusses, vertheidigte den Antrag desselben und wies besonders darauf hin, daß durch diesen Antrag dem Begnadigen keinesweges vorgegriffen, sondern dem König möglichst freier Spielraum gegeben werden sollte. Auch er könne sich nicht für eine allgemeine Amnestie aussprechen, glaube aber, daß auch eine beschränkte Amnestie das vor der Begnadi⸗ gung voraus habe, daß sie früher eintrete, als die Untersuchung beendigt ist. Der Hauptvertheidiger des Ausschuß⸗Antrages war

der Abgeordnete Dr. Joseph, der sich in einer anderthalbstündi⸗

gen Rede vernehmen ließ. Zwischen Begnadigung und Amnestie sei ein gar gewaltiger Unterschied; die erstere sei nichts als das Werk eines Ministers, betreffe nur Einzelne, während die Am⸗ nestie höher hinauf reiche und das Ganze umfasse. Die Bildung von Kategorieen sei bei elwas juristischem Scharfblick und das Kriminal⸗Gesetzbuch zur Hand nicht so schwer, wenn man sie nur wolle. Nur ein Sonderling könne jetzt über politische Ver⸗ brechen noch nach dem starren Buchstaben urtheilen, namentlich was den Begriff „Hochverrath“ betreffe. Seit dem Februar 1848 bis dahin, wo die revolutionaire Demokratie niedergeworfen worden, gebe es in Deutschland keinen Hochverrath mehr, und wer den seit⸗ dem eingetretenen Umschwung der Begriffe rückwirkend anwenden wollte, würde die größte Ungerechtigkeit begehen. Der Redner ver⸗ breitet sich nun ausführlich über die politische Lage Deutschlands, weist auf Oesterreich, auf Preußen, auf das Vorparlament und die National⸗Versammlung hin, um den Beweis zu führen, daß dort überall Versuche zum Hochverrath herausgefunden werden könnten, ja daß sich sogar viele Regierungen und nicht weniger die deut⸗ schen Vereine des Hochverraths schuldig gemacht. Nament⸗ lich nimmt er Bezug auf das Wirken Matthy's, H. von Ga⸗ gern's und von Wvydenbruck's, und erklärt, daß es keine Gerechtigkeit sei, wenn diese Männer ungestraft blieben, während diejenigen, die in der von ihnen und der frankfurter National⸗ Versammlung überhaupt angebahnten Richtung weiter vorgeschritten, verurtheilt würden. Denn daß die Anerkennung der Reichsver⸗ fassung den ersten Impuls zu dem dresdner Aufstande gegeben, sei nicht zu leugnen. Bei Beleuchtung des Aufstandes selbst wirft der Redner namentlich den Behörden Mangel an Energie vor, da ein energisches, muthvolles Auftreten den Aufstand im Entstehen habe ersticken können, und kommt endlich zu dem Schlusse, daß alle Vergehen in Sachsen in den Maitagen, so weit sie die Einfüh⸗ rung der Reichsverfassung bezweckten, nicht nur nicht strafbar seien, sondern in dem Verhalten der Behörden und des Landes volle Entschuldigung fänden. Für diese Kategorie wolle der Ausschußantrag Amnestie, und er stimme um so mehr dafür, als es unter so bewandten Umständen der Regierung nicht möglich, nach allen Seiten hin Gerechtigkeit zu üben, und weil, wenn eine allgemeine Gerechtigkeit nicht möglich sei, die Amnestie der Gerech tigkeit am entsprechendsten sei. Die Regierung möge nicht sagen, daß sie noch zu schwach sei zur Ertheilung einer Amnestie; das neue System habe hinlänglich Grund und Boden gefaßt, man möge die revolutionairen Elemente durch Versöhnung beseitigen, und dazu sei die Amnestie das beste Mittel.

Der Abgeordn. von Carlowitz erklärte, daß er sich nicht nur gegen den Antrag des Ausschusses, sondern überhaupt gegen jeden. Antrag aussprechen müsse, jedoch nicht aus dem Grunde, weil er der Begnadigung oder Amnestirung entgegen sei, sondern weil er in einem solchen Antrage immer mehr oder weniger eine Art Ein wirkung auf die Justiz erblicke. Man möge sich bei dem, was die Regierung versichert, beruhigen und nicht einen Antrag stellen, der leicht als das, was er nicht sei, als ein Eingriff in das Begna⸗ digungsrecht des Königs ausgelegt werden könne.

Staatsminister Dr. Zschinoky verwahrte die sächsischen Ju⸗ stizbehörden gegen den ihnen von dem Abgeordneten Dr. Joseph gemachten Vorwurf der Parteilichkeit. Die Frage der Strafbarkeit werde nur durch das Kriminal⸗Gesetzbuch entschieden; habe die Justizbehörde nach diesem den Angeklagten für schuldig erkannt, so könne ihn eben nur die Begnadigung von der Strafe befreien. Uebrigens überlasse er es dem Urtheile der Kammer, ob ein Theil dessen, was der Abgeordnete Dr. Joseph gesagt, für oder gegen Ertheilung einer Amnestie spreche.

Staatsminister von Beust nahm die sächsische Regierung gegen die von dem Abgeordneten Joseph erhobenen Beschuldigun⸗ gen in Schutz und rechtfertigte besonders in einer ausführlichen Darlegung das Verhalten derselben während der Maitage. Der Behauplung, als habe die Regierung damals ihre Pflicht nicht erfüllt und als seien die Minister nicht auf ihren Posten ge⸗ wesen, tritt derselbe mit Entschiedenheit entgegen. Eben so wenig kann er zugeben, daß am 3. Mai der Aufstand leicht habe be⸗ wältigt werden können. Alle Deputationen und einzelne Personen, die an diesem Tage ins Schloß gekommen, hätten sich dahin ausge⸗ sprochen, daß die Bewegung eine Ausdehnung erhalten, daß es „Wahnsinn“ sein werde, mit den geringen Mitteln diesem umfang⸗ reichen Unternehmen entgegenzutreten. Von der Kommunalgarde sei keine Unterstützung zu erwarten gewesen. Schon am 3. Mai habe man von mehreren Seiten gerathen, daß der König die Stadt verlasse; die Minister hätten diesem erst beigestimmt, als in der Nacht vom 3. zum 4. Mai die Schüsse in die Zimmer des Schlosses gedrungen seien, nachdem auch zugleich die Nachricht eingetroffen gewesen, daß die herbeigerufenen Königlichen Truppen unterweges aufgehalten würden. Ictzt hätten es die Minister für ihre Pflicht gehalten, zuvörderst die Person des Königs in Sicherheit zu bringen, sich aber auch nicht eher von derselben zu trennen, bis der König an einem Orte sich befunden habe, wo keine fremde Macht sich zwischen ihn und die Minister drängen konnte. Nach Ankunft auf dem König⸗ stein habe eine nothwendige Berathung über die weiteren Schritte die Zurückkunft um einige Stunden verzögert. Die Meinung, daß diese kurze Abwesenheit der Minister die Bildung der pro⸗ visorischen Regierung nöthig gemacht habe, sei eine ganz irrige. Wenn es überhaupt denjenigen, welche sich an der provisori⸗ schen Regierung betheiligt, so sehr um die Thätigkeit der Mi⸗ nister zu thun gewesen sei, warum habe sich dann Niemand von ihnen bei den Ministern blicken lassen, nachdem sie zurückgekehrt seien?! Nicht daß sie gegangen, sondern daß sie wiedergekom⸗ kommen, könne man von einer Seite her den Ministern nicht vergeben. Ob die Minister in jenen Tagen persönlichen Muth gezeigt, wolle er hier unerörtert lassen und auf die Thatsachen verweisen. Wenn man übrigens darauf hinweise, daß die säch⸗ sische Regierung sich in jenen Tagen nur an die Centralgewalt in Frankfurt um Hülfe habe wenden sollen, so bemerke er, daß derselben allerdings von den getroffenen Maßregeln sofort Kenntniß gegeben worden und darauf später ein Schreiben des Reichs⸗Mi⸗ nisteriums eingegangen sei, worin das Verfahren der sächsischen Re⸗ gierung als vollkommen gerechtfertigt anerkannt werde. 4

Staats⸗Minister Dr. Zschinsky fügt diesem hinzu, daß nach Aussage des gefangenen Heubner die provisorische Regierung ge⸗ bildet worden sein würde, auch wenn der König und die Minister Dresden nicht verlassen hätten.

Der Abgeordn. Dr. Weinlig ergriff ebenfalls das Wort und nahm als Vorstand des Petitions⸗Ausschusses zuvörderst den Be⸗ richt desselben insoweit in Schutz, daß er dem Antrage desselben allenthalben beitreten zu können glaubte. Daß der Mai⸗Aufstand lediglich ein Ausfluß der Bestrebungen zur Anerkennung der Reichs⸗ verfassung gewesen, könne er übrigens nicht zugeben, seine in jenen Tagen gemachten Beobachtungen hätten ihn vielmehr überzeugt, daß der Aufstand auch nach erfolgter Anerkennung der Reichsverfassung ausgebrochen sein würde; ob die Dämpfung desselben dann in an⸗ derer Weise würde haben stattfinden können, sei freilich eine an⸗ dere Frage. Wenn der Abgeordn. Joseph von Hochverrath des Vorparlaments, der National⸗Versammlung, der deutschen Vereine ꝛc. im Vergleich zu dem Mai⸗Aufstande spreche, so sei doch wohl ein Unterschied in den Beweggründen zu machen, welche die Männer in Frankfurt und die auf den Barrikaden in Dresden geleitet hätten. Was die Aeußerung über parteiische Rechtspflege anlange, so werde diese, durch die Geschworenen ausgeübt, gewiß wenigstens nicht par⸗ teiloser ausfaller, als durch die ständigen Richter.

Nach mehrfachen Erwiderungen zwischen den Abgeordneten von Biedermann, von Carlowitz, Dr. Joseph und dem Referenten be⸗ merkte Staats⸗Minister Dr. Zschinsky, daß die von der Regie⸗ rung in Aussicht gestellten Begnadigungen viel weiter gingen, als die Amnestieen in Bayern und Baden. Nicht blos aus formellen, auch aus materiellen Grüuden müsse die Regierung sich gegen Er⸗ lassung einer Amnestie erklären, denn im vorigen Jahre seien allein drei Amnestien, in diesem Jahre ebenfalls schon eine erlassen wor⸗ den, so daß dies bald zu weit führen müsse. Uebrigens habe die Regierung auch bereits in dieser Beziehung einen Entschluß gefaßt, der eintretendenfalls bekannt gemacht werden würde.

Eine längere Rede hielt alsdann zu Gunsten des Ausschuß⸗ Antrages noch der Abgeordnete Vice⸗Präsident Mammen. Er äußerte, vaß er selbst einen noch weiter gehenden Antrag, als dieser es sei, habe einbringen wollen, aber davon absehe, um möglichst viel Stimmen für den Beschluß der Kammer zusammenzuhalten. Die allgemeine Amnestie sei das einzige Mittel, um aus dem Dilemma zu kommen, sie sei durch die politische Lage unseres Vaterlandes geboten, um die sich schroff gegenüberstehenden Parteien zu versöh⸗ nen, um vor einer traurigen Zukunft zu bewahren. Mit tiefster Bekümmerniß habe ihn die Bewegung im Mai erfüllt; denn selbst wenn die Reichs⸗Verfassung mit dem durch die Ablehnung des Königs von Preußen gefallenen dritten Abschnitt durch⸗ geführt worden wäre, würde er es immer für ein Unglück ge⸗ halten haben, da er sich kein Heil von der preußischen Erblichkeit der Kaiserwürde habe versprechen können. Er sei der Meinung, daß in dem Ausschuß⸗Antrage ein Eingriff in die Justiz nicht zu finden sei, betrachte denselben vielmehr nur als einen Ausspruch über eine politische Nothwendigkeit. Daß die Auswüchse der reinen Demokratie besiegt werden möchten, wünsche auch er, und hierzu halte er die Versöhnung für das beste Mittel. Ein von diesem Redner gestellter Antrag in dem Ausschuß⸗Antrage, nach dem Worte Ausdehnung das Wörtchen „bald“ einzuschalten, wurde zahlreich o erhielt der Referent, der übrigens schon im Laufe der Debatte öfters zur Vertheidigung des Berichts gesprochen, das Schlußwort. Seine Aufgabe war hauptsächlich die, nachzuweisen, daß der Ausschuß⸗Antrag keine unbedingte Amnestie begehre, nicht alle Mai-Angeklagten ohne Ausnahme freigesprochen zu sehen wünsche, sondern nur die in den Aufstand „Verflochtenen“, was so viel sagen solle, daß solche, deren Bestreben auf den Sturz der Dynastie und den Umsturz der Staatsgewalt gerichtet, also die Anstifter von der Amnestie ausgenommen bleiben sollten. Um dies zweifelloser zu machen, schlug derselbe in dem Ausschußantrage noch eine redactionelle Aenderung vor. Auch bemerkte er, daß die Amnestie, als ein Zeichen der Kraft der Regierung, nur das Ver⸗ trauen zu derselben befestigen könne.

Als hierauf der Präsident zur Abstimmung schritt, wurde der Ausschußantrag, mit der von dem Abgeordn. Mammen beantragten Einschaltung des Wörtchens „bald“, bei Namensaufruf mit 36 gegen 5 Stimmen von der Kammer angenommen u arauf gegen 4 Uhr die Sitzung geschlossen.

Hannover. Hannover, 18. Dez. (Ha: Z8. Die erste Kammer beschloß heute die Gesetz⸗Entwürfe über das Ver⸗ fahren gegen Vagabunden, und über polizeiliche Aufsicht und Werk⸗ häuser ꝛc. der Kommission für Justizsachen zu überweisen und suhr darauf in Berathung des Gesetz⸗Entwurfes über Gemeindewege und Landstraßen fort. Es wurde der Eingang eines Ministerial⸗ schreibens angezeigt, in welchem die Regierung sich geneigt erklärt, die Stände zu vertagen, ohne jedoch dadurch die Arbeiten der Kom⸗ missionen zu unterbrechen, und Stände ersucht, über diesen Punkt ihre Ansicht auszusprechen.

Sachsen⸗Weimar. Weimar, 13. Dez. (Wes. Ztg.) Der Landtag hat den Entwurf einer Strafprozeßordnung und eines Strafgesetzbuches, wie sie aus den Berathungen der thüringer Re⸗ gierungs⸗Abgeordneten hervorgegangen, im Ganzen angenommen und nur dem Gesammt⸗Ausschusse der thüringer Landtage, und falls dieser nicht zu Stande käme, dem künftigen Landtage die Re⸗ vision vorbehalten. Minister von Watzdorf, indem er seine Freude über diesen Beschluß zu erkennen gab, motivirte diese u. A. mit den bedeutungsvollen Worten, es sei um so mehr zu loben, daß die Volksvertretung bei der Gesetzgebung, wie das gegenwärtige Mini⸗ sterium sie biete, stehen bleibe, als man nicht wisse, ob nicht eine andere Verwaltung schon in der nächsten Zukunft nach anderen Prinzipien verfahre und einen Mißwachs in das auf echt constitu⸗ tioneller Grundlage ruhende Gesetz bringe, der dasselbe verderbe und entstelle.

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 15. Dez. (Leipz. Z.) Der hier weilende frühere Königlich sächsische Minister von Lindenau und die hiesigen Minister von Beust und Sonnenkalb haben eine Ansprache an ihre Mitbürger cirkuliren lassen, worin sie sich, unter Bezugnahme auf das Streben der Neuzeit nach Beseitigung aller nutzlosen und lästigen Formen und auf Rie Erupekechtt per tts schen Volks für den Nichtgebrauch aller bloßen Titel im .e aa. 9 und geselligen Verkehr, für den Wegfall aller nur füenaelFac esin⸗ nungsbezeigungen in Briefen, Zuschriften ꝛc. und scre 368 Einführung des militairischen Grußes aussprechen. 18 Stände haben durch ne agichepgg dieser Ansprache sich mit der⸗ - inverstanden erklärt. 88 Bruder des regierenden Herzogs, ist jetzt dem zwischen dem Herzog und der Landschaft söteschtog gen Vertrage über Vereinigung des Kammer⸗ und Obersteuervermögens, so wie über Feststellung der an den jedesmal regierenden Herzog zu gewäh⸗ renden Civilliste beigetreten.

Anhalt⸗Deßau. Deßau, 15. Dez. (Weser⸗Ztg.) Gestern ist die Proclamation erschienen, durch welche die zum Ver⸗ einigten Landtage neugewählten Volksvertreter der Herzogthümer Anhalt⸗Deßau und Anhalt⸗Cöthen zum 18. Dezember einberufen werden. Die Eröffnung des Landtages wird in Cöthen, und zwar

im Saale des Herzoglichen Schlosses durch das Gesammtministerium stattfinden. Hessen⸗Homburg. Homburg, 10. Dez. (F. J.) Ge⸗ stern ist die landständische Staatsverfassung zum Abschlusse gekom⸗ men und sofort der konstituirende Landtag entlassen worden. Die Veröffentlichung derselben wird zu Neujahr erfolgen.

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Ausland. DOOesterreich. Pesth, 14. Dez. Die Pesther Ztg. bringt folgende Kundmachung: „Nachdem man in Erfahrung gebracht, daß hauptsächlich auf dem Lande, wohin die betreffenden Kund machungen vielleicht zu spät gelangt sein dürften, sich noch viele der sogenannten Kossuth⸗Noten befinden, welche die Besitzer nun nach beendigtem Ablieferungs⸗Termine aus Furcht einer zu gewärtigen⸗ den Strafe verheimlichen, so findet man sich veranlaßt, den Termin der freiwilligen Ablieferung dieser Noten noch einmal, und zwar bis zum letzten Dezember 1849, zu verlängern und dies mit dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, daß nach Ablauf dieses Zeitpunktes gegen alle weiteren Verheimlicher solcher Papiere die sich diesfalls anssprechenden Anordnungen mit aller Strenge in ihrem ganzen Umfange in Anwendung werden gebracht werden. Pesth, 12. Dezember. Vom K. K. Militair⸗Distrikts⸗Kommando.“

Venedig, 15. Dez. (Lloyd.) Ein schrecklicher Mord, der heute an einem Offizier im Arsenale verübt wurde, versetzt die ganze Stadt in die höchste Bestürzung. Der Mord an und für sich verdiente keine Beachtung, wenn er nicht von Umständen be gleitet wäre, die in Verbindung mit anderen nicht zu verkennenden Erscheinungen wahrhaftig wenig Garantie für die Ruhe Venedigs, von der alle Journale des Lobes voll waren, darbieten. Der Her⸗ gang war, so wie aus glaubwürdiger Quelle berichtet wurde, in aller Kürze folgender: Ein Arsenalarbeiter, ein Mann von 64 Jah⸗ ren, bekleidete unter der provisorischen Regierung das Amt eines Nosteuomo (Arbeiter⸗Aufseher), das ihm die jetzige Regierung aus triftigen Gründen nicht anvertrauen wollte. Seit vierzehn Tagen be⸗ warb er sich vergebens um einen Dienst, und als er heute um neun Uhr früh vom Intendanten wieder eine abschlägige Antwort er⸗ halten hatte, stürzte er sich auf den zufällig anwesenden Inspections⸗ Offizier, den Marine⸗Oberlieutenant Griesner, und stieß ihm ein großes Messer tief in die Brust, so daß dieser nach einigen Minu⸗ ten verschied. Mit demselben Mord⸗Instrumente versetzte er dem hinzukommenden Lieutenant mehrere Stichwunden am Oberarme. Die herbeieilende Wache war nicht im Stande, sich seiner Person zu bemächtigen und daher genöthigt, Feuer zu geben, da er Miene machte, sich in den Arbeitssaal zu stürzen, er fiel, von zwei Kugeln getroffen und soll vor seinem Tode noch die Worte ausgerufen ha⸗ ben: „cosi muore un repubblicano.“ Einigen Berichten zufolge hat er sich noch früher, bevor ihn die Kugeln ereilt hatten, mit dem⸗ selben Stilet den Tod gegeben. So viel ist gewiß, daß er eine dreifarbige Schärpe um den Leib geschlungen und schon am frühen Morgen die Arbeiter durch Reden gegen die Regierung aufzuwie geln versucht hatte. Das Herabreißen der Adler von den Regie rungs⸗Bekanntmachungen, das Aufhängen von dreifarbigen Kokar den am Markusplatze und anderen Orten, das Tragen von ähnli chen revolutionairen Abzeichen sind eben die erwähnten Symptome, welche sich jedem unbefangenen Beobachter aufdrängen müssen, ob⸗ wohl die allwissende Polizei davon eben so wenig Notiz nimmt, wie vor dem März. Es wäre freilich eine Raserei, jetzt in Venedig eine Emeute zu machen, allein der heutige Fall hat uns belehrt, daß man nicht ganz sorglos sich der Zukunft hingeben darf, und daß Vor sicht sehr Noth thut.

Se. Excellenz der Vice⸗Admiral wird sich am 18ten nach Ve⸗ rona zum Marschall begeben, dort einige Tage verweilen und dann nach Venedig zurückkehren. Der Ober⸗Schiffsbaumeister Schäffer leitet gebihn, um die Seeflottille am Lago di Garda zu besichtigen.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 17. Dezember. Fortsetzung der Debatte über die Getränk steuner. Der Minister des Innern berichtigt mehrere statistische Angaben des Herrn Mauguin und erklärt, er würde den Beamten, der Herrn Mauguin die falschen Zahlen gegeben, absetzen, wenn er ihn kennte. Der Minister erklärt auch, er wolle die Redner⸗ bühnen nicht verlassen, ohne ein Wort über die Petitionen gegen die Getränksteuer gesagt zu haben. Die Petitionen seien von Haus zu Haus getragen, Fremde hätten sie gezeichnet, eine und dieselbe Person habe ihren Namen mehrfach darunter ge⸗ setzt, vie Petitionen hätten daher keinen erheblichen Werth. Herr Jüules Favre dankt der Majorität für die Aufmerksamkeit und Ruhe, die sie der Debatte schenke. „Ich protestire aber“, sagt er dann, „gegen die ministerielle Ansicht, daß die Petitionen eine falsche, verstellte Agitation seien.“ Der Redner will drei Fragen untersu⸗ chen: 1) Den inneren Werth der Steuer; 2) die Nothwendigkeit für den Schatz, sie beizubehalten; 3) die finanzielle Desorganisation des Staats. Was die erste Frage betrifft, so habe schon Herr Grevy bewiesen, daß die Constituäante nach längerer Prü⸗ fung diese Auflage als eine ungerechte und schlecht vertheilte ver⸗ .“ Man sage, man wolle der Trunkenheit steuern. So solle man denn beachten, daß, je unglücklicher ein Volk, desto mehr die Trunkenheit bei ihm herrsche. Dem Volke müsse man also Arbeit geben, Nahrung und Wein zu billigerem Preise ver schaffen. Das werde die Trunkenheit vertilgen. Doch die Steuer sei nöthig! Verlange das Land die Abschaffung eines Mißbrauchs, so sei immer dieselbe Antwort bereit: er wäre nöthig. Die Aus⸗ gaben müßten vermindert werden. Herr Favre bespricht endlich

ie dritte Frage, daß das ganze Verwaltungs⸗System tauge, und daß man so viele Parasiten ernähre. Consumtions Steuern, die nur da seien, um den Genuß zu hemmen, müßten aufhören. Man solle endlich die An⸗ griffe gegen das große Werk der Constituante, welche die Getränk⸗ steuer abschaffte, fahren lassen. „Ihr klagt die Constituante an“, ruft der Redner, „sie sei ohnmächtig gewesen, Ihr, ja Ihr hättet den Aufruhr unterdrückt; man wird aber vielleicht sagen, Ihr habt hn hervorgerufen“. Der Präsident: „Der Redner möͤge seine Worte erläutern. Herr Fayre: „Ich habe von der Versammlung gesprochen, wie man von einem Todten spricht, vom geschichtlichen Standpunkt aus. Die Versammlung möge sich mit den sozialen Fragen beschäftigen, wo nicht, könnte eine Revolution ausbrechen, deren man vielleicht nicht Herr werden dürfte“. Die Versammlung schließt die allgemeine Berathung und entscheidet mit 445 Stimmen gegen 220, daß sie zur Abstimmung über die einzelnen Artikel schrei⸗ ten wolle. W16“

b Paris, 17. Dez. Der Moniteur berichtigt seit einigen Tagen mehrere Fehler in den Ernennungen der Ehrenlegion. Es finden sich in der großen Anzahl Namen' von wirllich existirenden Personen verzeichnet, die durch irgend einen Irrthum sich dahin verirrt haben. So enthielt der Moniteur gestern die Ernen⸗

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während ein anderer Präfekturrath, Tharreau, zu dieser Würde er⸗

hoben war. Der Moniteur widerspricht heute auch der Behaup⸗

tung, daß der Präsident das Rundschreiben des General Haut⸗ poul korrigirt hätte. Die Assemblée Nationale ist über diese Erklärung unwillig; man solle, sagt sie, den Muth seiner Meinung haben.

Mehrere Journale bringen die Nachricht, die Regierung habe gestern die Nachricht von einer gütlichen Beendigung der Angele⸗ genheit der ungarischen und polnischen Flüchtlinge in der Tuüͤrkei erhalten. Der Vertrag zwischen der Pforte und den beiden Groß⸗ mächten Rußland und Oesterreich sei schon abgeschlossen und bedürfe nur der Ratifizirung.

Der Direktor der Post⸗Verwaltung hat ein Rundschreiben an alle Inspektoren und Direktoren erlassen, worin er ihnen die An⸗ weisung giebt, den Postträgern das Herumtragen von Broschüren und Blättern, die nicht mit der Post versendet worden, zu unter⸗ sagen.

Die Mobilgarde, eine Institution der Februar⸗Revolution, hört mit dem 31. Dezember gänzlich auf. Die noch bestehenden 6 Ba⸗ taillone sollen aufgelöst werden. Die Opinion Publiqgue meint, diese tüchtige Armee hätte am La Plata verwendet werden können.

Der Finanz⸗Minister hat ein Rundschreiben an seine Beamten erlassen, in welchem er erklärt, er wolle sich nicht um ihre Ansichten kümmern, nur sollten sie ihre Stellung nicht mißbrauchen, um An⸗ sichten zu verbreiten, die der Gesellschaft schädlich wären.

Alle Konsuln und diplomatischen Agenten, die auf Urlaub in Paris waren, haben Befehl erhalten, auf ihre Posten zurückzukehren.

Der Präsident der Republik wird die Präsidenten der Gesell⸗ schaften zur gegenseitigen Unterstützung ernennen. Die Beamten vor Allen sollen sich bei der Gründung dieser Vereine betheiligen.

Die Kommission hat gestern den Beschluß wegen der Verwer⸗ fung des von der Regierung vorgelegten Planes uüber die Paris⸗ Avignoner Bahn beibehalten. Herr Bineau soll im gestrigen Minister⸗Rath, der von 11 bis 2 ½ Uhr dauerte, erklärt haben, er würde die Entscheidung der Kommission, wie sie auch ausfallen möge, annehmen. Das Kabinet hat bis jetzt noch keinen festen Be⸗ schluß gefaßt, ob es das Gesetz zurückziehen oder dennoch vor die Kammer bringen solle. Im ersten Falle dürfte die Ausbeutung der Bahn von Seiten des Staats eine nothwendige Folge sein.“

Herr Le Verrier stiummt als Berichterstatter dem Antrage des General Baraguay d'Hilliers bei, das Gesetz der Constituante in Betreff der Unentgeltlichkeit des Unterrichts in der polylechnischen und militairischen Schule zurückzunehmen.

Das Journal des Débats erklärt, es sei nicht gut un—⸗ terrichtet gewesen, als es von einem Charivari meldete, das dem Ex⸗Minister Falloux in Nizza gebracht worden sei. Nur einige Personen hätten diese Katzenmusik gebracht, sonst sei der frühere Minister sehr gut aufgenommen worden. Niederlande. Aus dem Haag, 16. Dez. Die zweite Kammer beschäftigt sich jetzt mit der Budget⸗Berathung. Vor gestern Abend hat sie das Budget des Ministeriums des Innern mit 54 gegen 5 Stimmen genehmigt. Zum Kriegs⸗Budget hat Herr Storm van Gravesande ein Amendement vorgeschlagen, wel ches beim Kapitel vom Genie eine Ersparniß von 580,000 Fl. und überhaupt die Verschiebung aller Ausgaben für das Material des Genie's bezweckt, so lange der Bericht des Comité's der National Vertheidigung nicht bekannt ist.

Von der

Italien. italienischen Gränze, 14.

nung des Präfekturraths Chaigneau in den Orden der Ehrenlegion,

(Wanderer.)

den Lokal⸗Behörden übertragen worden. Großherzoglichen Dekrets wurde das General⸗Büreau für Stati⸗ stik zu einer Section des Kultus⸗Ministeriums umgeschaffen. Der Großherzog von Toscana hat die Errichlung eines Telegraphen

Büreau's erster Klasse in Siena und eines anderen zweiter Klasse in Poggibonsi angeordnet. Am höten ist vor Livorno der „Lom⸗ bardo“ von Neapel eingetroffen. An Bord desselben befand sich die Fürstin Pignatelli⸗Strongoli, welche sich mit ihrer Familie nach Florenz begiebt. Auf demselben Dampfschiffe hatte sich der Ex⸗ Oberst Calandrelli mit französischem Passe in Civitavecchia einge⸗ schifft, um nach Marseille zu gehen. Auch der französische Oberst Chenaurx war auf demselben. Verschiedene Kaufleute hatten sich in jener Seestadt zu einer Berathung hinsichtlich des toscanischen An

lehens eingefunden. Im Ganzen stimmen sie mit der Handels⸗ Kammer von Florenz überein, die unterzeichnete Summe ist aber noch keinesweges bedeutend.

Der Kommunalrath von Casale hat über den Vortrag des Advokaten Manara in der Sitzung vom 30. November beschlossen, drei ausgezeichnete Ingenieurs mit den vergleichenden Studien über die Eisenbahn von Genua nach dem Lago maggiore und zwar hin sichtlich der Linie von Alessandria nach Novara oder über Valenza und Mortara im Gegensatze von Casale und Vercelli zu beauftra gen, um der Regierung die Vorzüge darzulegen, deren sich die letztere Linie gegen jene über Valenza und Mortara erfreut.

In Savoyen machen die Sozialisten Propaganda, namentlich in den vorzugsweise französischen Orten. Ueberhaupt wittert man in jener Provinz den Verbindungsknoten der französischen und ita lienischen Revolutionsmänner. Die Sozialisten bieten Alles auf, und schon glauben die Leute für Savoyen fürchten zu müssen.

Aus Cagliari wird die Ermordung des ersten Seecretairs der General⸗Intendanz, Herrn Rivas, gemeldet. Am 14. November Abends, als er mit seiner Frau aus dem Theater zurückkehrte, wurde er von einem Menschen überfallen, der ihn mit einem Dolch stiche in den Unterleib niederstreckte. Folgenden Tages hörte man im Theater den Ruf: „Tod dem Intendanten.“

In Neapel ist es zwar mit dem Verhaften am Ende. Die üble Laune hat aber auch den höchsten Grad erreicht, und insbe⸗ sondere unter dem gemeinen Volke. Die Fremden vermeiden die Stadt, und von ihnen lebte doch ein großer Theil des Volkes. Der König hat ein Dekret über die Disziplin der Studenten erlassen. Das Reglement enthält 16 Artikel. In Neapel wird hiernach eine Kommission von vier erprobten Geistlichen und einem erfahrenen Polizei⸗Kommissär bestehen, dem die Aufsicht über die Studenten hinsichtlich des Besuches der geistlichen; Versammlungen und der Schulen übertragen wird. Die vier Priester werden vom Erzbischofe und vom Präsidenten des General⸗Unterrichts⸗Rathes ernannt. Einer von ihnen muß aus den Präfekten der geistlichen Versamm⸗ lungen gewählt werden, und der würdigste wird Präsident sein. Der Polizei⸗Kommissär wird vom Minister des Innern ernannt. Wenigstens zweimal im Monat wird eine Ver⸗ sammlung beim Präsidenten stattfinden zur Untersuchung der von den Präfekten ausgestellten Zeugnisse. An Studenten, die sich vergingen, wird das erstemal eine Mahnung er⸗ lassen. Im Wiederholungsfalle wird Bericht an den General⸗Un⸗ terrichts⸗Rath erstattet. In den Provinzialstädten wird der Bischof im Einvernehmen mit dem Präsidenten des General⸗Untern ichts⸗Raths eine ähnliche Kommission einführen, und der dort residirende Kommissär wird daran Theil nehmen. Jeder Student muß bei irgend einer geist⸗ lichen Versammlung eingeschrieben sein, widrigenfalls ihm kein Aufent

Dez. (Wander Der permanente Sanitäts⸗Ausschuß von Lucca ist aufgelöst und seine Functionen sind, wie im übrigen Toscana, Mittelst eines anderen

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haltsschein ertheilt wird. Er muß an jedem Festtage in der Ver⸗ sammlung erscheinen. Er muß jeden Monat vor der Congregation für Studentendisziplin die Bescheinigung vorweisen, daß er einen geprüften Lehrer sich gewählt, dem Unterrichte beigewohnt und dar⸗ aus Nutzen gezogen habe. Die Lehrer müssen alle drei Punkte be⸗ stätigen. Eben so wird der Besuch der geistlichen Versammlungen kontrollirt. Wer akademische Grade erhalten will, muß wenigstens acht Monate eine solche Versammlung besucht haben. Auch dies wird kontrollirt. Studenten ohne Besuchszeugniß der geistlichen Versammlung dürfen zu keiner Prüfung zugelassen werden. Nea⸗ politaner, die bei ihren Familien wohnen, sind an dasselbe Reglement gebunden. Instituts⸗Direktoren müssen ihre Zöglinge, die das zehnte Jahr überschritten haben, auch zu einer geistlichen Congregation führen. Studenten, die sich nicht fügen, werden durch die Polizei heimgeschickt; Direktoren und Lehrern wird die Anstalt geschlossen. Dies Reglement gilt für Neapel und Sicilien.

Turin, 13. Dez. (Fr. Bl.) Die Wahlen sind zwar noch nicht vollständig bekannt, 168 von 204, dennoch läßt sich mit Be⸗ stimmtheit voraussagen, daß das Ministerium eine nicht unbedeu⸗ tende Majorität haben wird.

Florenz, 9. Dez. Der Nazionale versichert, daß der tos⸗ lanische Konsul in Genua sich weigerte, die Pässe der in der Am⸗ nestie begriffenen Flüchtlingen zu visiren, weil er Befehl habe, keinen Paß ohne Ermächtigung des Ministers des Innern auszufolgen.

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Rom, 8. Dez. (Lloyd.) Herr von Courcelles wird im Laufe dieser Tage auf seiner Rückreise von Neapel hier erwartet. Der französische General ist noch immer in Portici.

Die Kardinal⸗Kommission ließ gestern den versammelten Actio⸗ nairen der Bank folgende Bestimmungen notifiziren: 1) Der Zwangs⸗ Cours der Banknoten hört am 31. Dezember auf. 2) Das von der Bankan die republikanische Regierung gemachte Anlehen von 900,000 Scudi wird als ungültig erklärt. 3) Die Bank, deren Kapital sich auf 500,000 Scudi beläuft,ist verpflichtet, für ihre das Dreifache betragenden Noten zu haften. Der Kommissär, welcher den bestürzten Actien⸗ Inhabern diese Nachricht mittheilte, forderte dieselben auf, ihm Mit⸗ tel und Wege anzugeben, wodurch die Regierung der Bank aus dieser Verlegenheit zu helfen im Stande wäre. Viele glauben freilich, daß man jetzt, wo man die Bank nicht mehr braucht, solche strenge Befehle erläßt, während der Minister Galli am 1. August, als er 300,000 Scudi von demselben Institute entlehnen wollte, die Versicherung gab, daß das frühere der Republik gemachte An⸗ lehen anerkannt werden wird. Es läßt sich mit Gewißheit der Ruin dieser Kredit-Anstalt voraussagen, wenn die Regierung bei ihren strengen Maßregeln verharrt. b 8

Ro m, 8. Dez. (Nazionale.) Der Kriegs⸗Minister Orsini hat sich mit seinen Kollegen überworfen und betritt seitdem das Ministerium nicht. Der Prinz Gabrielli zeichnet für ihn.

In Spoletto schlugen sich die Landleute mit den Neapolitanern und Spaniern wegen der Wiedereinführung der Mahlsteuer. Sieben Compagnieen Linientruppen sind dorthin gesandt worden. Die Kardinäle sollen sich dem widersetzt haben, daß man französische Truppen dahin sende.

Das Gerücht verbreitet, General Baraguay d'Hilliers sei in Civitavecchia, wo er die Anweisungen seiner Regierung abwarte, denn er wäre nur als Chef der Expedition und nicht als Gesandter in Rom empfangen worden. Die Oesterreicher, so heißt es, sollen mor⸗ gen Narni besetzen. Die sonderbarsten Gerüchte sind heute Mor⸗ gen verbreitet. In den Ministerien und im französischen General⸗ stab zeigt sich eine bedeutende Thätigkeit.

Rom, 9. Dez. (Assemblee Nationale.) General Ba⸗ raguay d'Hilliers hat nicht seine Abberufung verlangt, sondern nur die Zurücknahme seines Titels als Geschäftsträger und bevollmäch⸗ tigter Minister am heiligen Stuhl. Der Papst wollte ihn nicht als solchen anerkennen, ja, der Papst soll, woran wir jedoch zweifeln, ihn nicht haben empfangen wollen.

Rom, 10. Dez. (Constitutionnel.) am 20. Dezember nach Rom zurückkehren. sind gehoben. 1 worden, Heiligkeit.

Der Papst wird 8 Alle Schwierigkeiten Eine Anleihe von 6 Millionen Thalern ist gemacht und man trifft schon alle Anstalten für die Ankunft Sr.

Bekanin t Mit Bezug auf die Bekanntmachung vom 12. Februar 1835 in Betreff der Termine zur Räumung der Wohnungen bei deren Wechsel wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß, da der 1. Januar 1850 ein Festtag ist, der ohne Unterbrechung fort⸗ zusetzende und möglichst zu beschleunigende Umzug am 2ten dessel⸗ ben Monats beginnt und selbst bei den größten Wohnungen bis zum 4ten des gedachten Monats Mittags 12 Uhr beendet sein muß

Berlin, den 15. Dezember 1849. Königliches Polizei⸗Präsidium. von Hinckeldey.

Meteorologische Beobachtungen.

Morgens Nachmittags 6 Uhr. 2 Uhr.

1849. 19. Dez.

Abends Nach einmaliger

10 Uhr.

Beobachtnng.

Luftdruck ... .. 329,62“Par. 329,91"„Par. 334,12“Par. Auellwärme 7,60 KC.

Luftwärme Thaupunkt

8 1 RK. 4† 40. R. + 0,8° R. Plusswärme 0,89 R. 2,00 R.

1,5° R. Bodenwärme Dunstsättigung . 90 pCt. 82 pCt. V

82 pet. Ausdünstung

Wetter Regen. regnig. trüb. Niederschlag 0,262“Rb.

Wind S. SW. W. Wärmew schsel + 4,29 sw. 1. + 0,

Wolkenzug .. .. I 331,22 Par... +† 3,20 RE. + 1,3˙ R. 84 pot. w

Tagesmittel:

Königliche Schauspiele.

Freitag, 21. Dez. Im Opernhause. 146 ste Abonnements⸗ Vorstellung: Die Krondiamanten, komische Oper mit Tanz, in 3 Akten, von Secribe. Musik von Auber. Anfang halb 7 Uhr.

Sonnabend, 22. Dez. Im Schauspielhause. 211te Abonnements⸗ Vorstellung: König René's Tochter, lyrisches Drama in 1 Akt, öö 28 Henrik Hertz. Hierauf: Familienzwist und

rieden, Lustspiel in lufzug von G. Putli Anf 8 lüsen st fzug von G. zu n halb Königsstädtisches Theater. 8 Freitag, 21. Dez. Mit neuen scenischen Einrichtungen und Couplets: Berlin bei Nacht. Posse mit Gesang in 3 Akten, von D. Kalisch. Mit neuen Ausstattungen. Die Decoration des zweiten Akts ist neu. Die neuen Touplets von Kalisch, Betg, Mödinger und Grobecker. Der große Maskenzug im dritten Akt mit neuen Bildern. 1

Sonnabend, 22. Dez. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Don Giovanni (Don Juan). Oper in 2 Akten. Musik von Mozart. (Sga. Claudina Fiorentini: Donna Anna, als Gastrolle.)