1850 / 4 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

guten Geiste der Mehrzahl aller 8 Veruüimnderung Unserer Streitkräfte irgend ein das Wohl Unseres Reiches gefährdender Nachtheil besorgt werden dürfe. Es ist jedoch in dem Augenblicke, in welchem so viele Tausende tapfere Streiter die Reihen Meiner Armee verlassen, um sich in das Land ihrer Heimat zu begeben, Meinem Herzen Bedürfniß, ihnen nochmals Meinen Kaiserlichen Dank für ihr ruhmvolles Benehmen auf dem Schlachtfelde zu sagen, so wie die Ueberzeugung auszudrücken, daß, so wie sie, in dem Heere dienend, bisher ein Vorbild der Todes⸗ verachtung, der ausharrendsten Treue und des ausgezeichnetesten Helden⸗ muthes waren, sie auch nun, in den Kreis der Ihrigen zurückkehrend, die Tugenden des Gehorsams, der Ehrenhaftigkeit und der Achtung für Recht und Ordnung, in Wort und That, in jedem Verhält⸗ nisse, somit alle Eigenschaften entwickeln werden, welche den braven bieberen Soldaten vorzugsweise auszeichnen und ihn auch außer⸗ halb der Reihen seines Standes seinen Mitbürgern als Muster aller Bürgertugenden darstellen. Aber auch Euch, Ihr würdigen Kampfgenossen! die Ihr noch in den Reihen Meiner Armee ver⸗ weilt, laßt Euch erneuert Meinen Dank für Euer beispielloses Aus harren in den Kämpfen der vergangenen Jahre sagen, laßt Euch Mein festes Vertrauen in Eure Tapferkeit, sollte sie bei künftigen Gelegenheiten erneuert in Anspruch genommen werden, und Meine Ueberzeugung kund geben, daß Ihr eingedenk des unvergänglichen Ruhmes Eurer Vergangenheit, eingedenk Eurer tapferen Führer, schwach oder stark an Zahl, allein oder wie erst jüngst vereint mit treuen Bundesgenossen stets dieselben, stets des unbefleckten Paniers Oester reichs würdig sein werdet. Ihr habt die wiederkehrende Ruhe, die Treue der Gesinnung, die Ordnung, Ihr habt die Wohlfahrt Cu⸗ res großen Gesammtvaterlandes mit Eurem Blute besiegelt, Ihr werdet, zur Bewahrung dieses Gutes, der übernommenen Pfllicht bis an das Ende treu bleiben. Bei dem Rückblicke auf die Ver⸗ gangenheit, auf die großen Kämpfe, die Wir siegreich bestanden, wende sich auch noch einmal Unsere dankbare Erinnerung der waffenbrüderlichen Hülfe zu, die uns durch die Heere Sr. Majestät des Kaisers von Rußland zu Theil geworden ist. Mit entgegenkommender uneigennütziger Freundschaft geleistet und gebracht unter der Führung eines erfahrenen ruhmvollen Feldherrn, hat diese Hülfe die rasche Beendigung des unseligen Krieges zur Folge gehabt; sie hat in beiden Heeren das Andenken an die unvergeßlich großen Tage, in denen sie einst in brüderlicher Gemeinschaft stritten und siegten, wieder hervorgerufen. Sie sei die Bürgschaft der Eintracht, welche beide Herrscher und beide Heere zur Erhäͤltung des Weltfriedens stets beseelen wird. Mögen wir nun im Andenken der vollbrachten Thaten der Zukunft unbeküm⸗ mert entgegensehen! Wir haben Uns selbst und der Welt den Frieden bewahrt, Wir werden ihn auch mit Hülfe der Vorsehung und im Gefühle Unseres Rechtes zu erhalten wissen. Sollte aber, was des Himmels gnädige Fürsorge ver⸗ hüten möge, gegen Unser Vermuthen das Vaterland dennoch durch innere oder äußere Feinde abermals in Gefahr kommen, sollte wie⸗ der eine größere Streiterzahl zu dessen Wohl und Heil erforderlich sein, dann hege Ich die sichere Erwartung, daß auch die jetzt in den Kreis der Ihrigen zurückkehrenden Krieger auf Meinen Ruf wieder zu ihren Fahnen strömen und unter ihren erprobten siegge⸗ wohnten Führern den alten Ruhm Meines Hauses, den alten Ruhm des österreichischen Doppel⸗Adlers erneuern werden. Friont; Foeseh.. Am verflossenen Sonnabend Nachts kam eine telegraphische

Depesche von Prag an, in Folge derer Se. Majestät geweckt wer⸗ den mußte und noch vor Tagesanbruch Ministerrath gehalten wurde.

Eben dahin ging wieder ein telegraphischer Befehl ab. „Man ver⸗ muthet“, sagt der Lloyd, „daß die Angelegenheiten des an der sächsischen Gränze aufgestellten Armee⸗Corps die veranlassenden Ur⸗ sachen waren.

Dem Wanderer zufolge, hat Se. Majestät der Kaiser sein Portrait und ein eigenhändiges Schreiben an den Präsidenten der französischen Republik, Louis Bonaparte, geschickt.

Der Erzherzog Joseph Ferdinand ist in Begleitung des Feld⸗ marschall⸗Lieutenant von Anders aus Brünn hier angekommen. Erzherzog Johann wird erst am 6ten d. M. hier erwartet.

Die gestern erwartete Publication einer Universal⸗Landesver fassung ist nicht erfolgt. „Wäre aber auch“, bemerkt der Wan⸗ derer, „gestern eine solche publizirt worden, so würde doch durch diese Sylvestergabe der §. 83 der Reichsverfassung vom 4. März 1849 nicht in Erfüllung gebracht worden sein. Denn in ihm wurde dem Lande zugesagt, daß noch im Laufe des Jahres 1849 alle Verfassungen für die einzelnen Kronländer in Wirksamkeit treten; mit einer Universal⸗Landesverfassung aber ist nicht die Verfassung auch nur eines einzigen Kronlandes gegeben. Sie enthält wohl die Grundzüge, welche bei der Ausarbeitung der Verfassungen aller Kron⸗ länder zur Richtschnur dienen sollen; mit der Aufstellung leitender Grundsätze für ein zu schaffendes Werk ist jedoch das Werk noch nicht geschaffen, geschweige ist es in Wirksamkeit getreten. Dennoch hätte es uns gefreut, wenn wir das Gesetz gestern noch gelesen hätten: es hätte uns gefreut als eine ministerielle Anerkennung der Ver pflichtung, die constitutionelle Zusage heilig zu halten, und als eine Beachtung der öffentlichen Meinung, welche sich für die Erfüllung des §. 83 der Reichsverfassung ausgesprochen hätte. Wir waren fern davon gewesen, die Publizirung der Universal⸗Landesverfassung am letzten Tage des Jahres 1849 als ein Echappoir für das Mi⸗ nisterium aus der Klemme zwischen der Zusicherung des §. 83 und den Gründen, welche es abhielten, dieser Zusage nachzukommen, zu halten. Wir werden sie, erfolgt sie später, nicht im voraus als ein ut aliquid

fecisse videamur betrachten und voraussetzen, nun werde mit dem Erscheinenlassen der wahren Landesverfassungen und der Berufung der Landtage möglichst gezögert werden. Wir sehen vielmehr der ministeriellen Belegung der Gründe der Außerachtlassung des §. 83 mit gespannter Erwartung entgegen. Wir werden aber der ehe⸗ möglichsten Erlassung der Landesverfassungen der einzelnen Kron⸗ länder, und der für Berufung der Landtage in thunlichst kurzer Zeit darauf, fortwährend das Wort führen, lauten diese Gründe, wie sie wollen. Uns scheint es nämlich die Lebensfrage für Oester v FScoh teser Gestaltung zu sein, daß der Reichstag so dn e 1“ ich zusammentrete, denn dem Reichstage muß die Einberufung der Landtage vorhergegangen sein. Wür⸗ den. wir, 19. wir jedoch nicht hoffen, die Gründe, aus den §. 83 nicht zur Wahrheit werden ließ,

ht gewichtig sinden, so müßten wir dasselbe an seine Verpflichtung zur ungesäumten Erlassung der Landesverfassungen und Einberu⸗ fung der Landtage beständig erinnern. Werden wir dagegen von dem Gewichte dieser Gründe überzeugt, so G A sichten nicht zurückhalten, wie das Ministerium Kraft auf ihre Beseitigung hinzuarbeiten habe. Mußten wir be⸗ dauern, daß das Universal Gemeindegesetz vom 17 ieh g 1 heute am 1. Januar 1850 noch nicht in einer ein 1 8 Ge⸗ meinde seinem vollen Inhalte nach oder mindestens 5 sei s Grundzügen seine nominelle Existenz mit einer wirklichen ver auscht hat, so müßten wir es doppelt bedauern, wenn die Univer falsan⸗ desverfassung nach einer auch nur halb so langen Zeit noch ein

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aller Landesbewohner von dieser

Landtage in allen Kronländern bewiesen würde, daß in der That aus der grauen Theorie der Richtschnur sich bereits die Landes⸗ verfassungen als die Gewährbriefe der Selbstständigkeit der Kron⸗ länder, aus ihnen aber die grüne Praxis des constitutionellen Le⸗ bens in allen den weiten Ländern des Kaiserstaates entwickelt haben.“ Dem heutigen Lloyd zufolge, wurde die Kundmachung der Landesverfassungen durch eine in der letzten Expedition einge⸗ tretene Verzögerung für dieses Jahr unmöglich gemacht. „Dieselbe wird übrigens“, fügt das genannte Blatt hinzu, „binnen einigen Tagen ganz zuverlässig erfolgen.“ 8

Der Ausgangszoll für Stock⸗Uhren ist auf 4 Kr. für das Stück herabgesetzt worden. Die Ausfuhr in diesem Zweige be⸗ schränkt sich meist auf Stock⸗Uhren. 8 Bei der General⸗Versammlung des Bank⸗Ausschusses am 7. Januar soll die definitive Bestimmung der Dividende und die Wahl zweier neuer Direktoren an die Stelle des zum Bank Gouverneur⸗ Stellvertreter erhobenen Freiherrn von Sina und des verstorbenen Herrn Joh. Bruchmann vor sich gehen. Außerdem trifft noch drei Direktoren die Reihe des Austrittes. „Im Uebrigen“, sagt der Wanderer, „hbleibt es dahingestellt, ob und inwiefern sich hier der Eindruck jener Aeußerungen fortpflanzen werde, darauf ausgehend, daß, neben und gegenüber der Vertretung des Actien⸗ und des Finanz⸗Interesses, auch jenes der Banknoten⸗Besitzer, so wie des Handels und der Industrie, eine ausreichende Repräsenta⸗ tion finde. Die nähere und unmittelbarere Betheiligung hat zu⸗ nächst jene hervorgezogen, um so lauter aber die öffentliche Mei⸗ nung in ihren unabhängigen Organen sich für letztere ausge⸗ sprochen.“

Im Lloyd liest man: „Wenn die Narodni Noviny gut berichtet sind, so haben eine Anzahl Bürger zu Brünn sich in einer sehr bemitleidenswerthen Weise bloßgestellt, als sie den Statthalter von Mähren angingen, in ihrer Stadt ein gewisses Journal kurz⸗ weg zu unterdrücken. Es handelt sich hier nicht um die Tendenz jener Zeitschrift, es handelt sich aber um die wahrhafte revolu⸗ lionaire Tendenz des Gesuchs. Einem hohen Staatsbeamten wird ohne Weiteres zugemuthet, die Constitution des Landes und dessen Gesetze umzustoßen und in einer Stadt, welche sich nicht im Aus⸗ nahmezustande befindet, die Preßfreiheit aufzuheben. Solches Vor⸗ gehen sollte nicht ungerügt bleiben. Ein Ansuchen dieser Art ist ein Libell auf das Volk, welches so oft erklärt hat, ein Verständ⸗ niß für die constitutionelle Freiheit zu besitzen, und derselben wür dig zu sein.“ B 1

Der Figyelmezö führt gegen die gesammte Journalistik und selbst gegen das Magyar Hirlap eine Polemik, um die darin ausgesprochenen Ansichten über die Parteien in Ungarn zu wider legen. Dem Figyelmezö zufolge, giebt es keine konservative Par⸗ tei in Ungarn, welche die Wiederherstellung des alten Status quo wünscht; vielmehr eine täglich sich vermehrende konservative Par⸗ tei, welche wünscht, „nicht die Wiederherstellung des frü⸗ heren Zustandes, sondern die Anknüpfung desselben an die Zukunft;“ nicht die Auflösung der Reichseinheit oder die Locke⸗ rung des Verbandes, sondern die Befestigung desselben durch „natürliche“ Bande, nicht durch die Vernichtung der Gleichberechti⸗ gung, sondern die Beachtung der historischen Tradition und die der Befestigung der Monarchie dadurch, indem die magyarische Natio⸗ nalität auf den ihr gebührenden Standpunkt gestellt wird, nicht die Aufhebung der Charte vom 4. März, sondern die Ermöglichung und Anwendung derselben im Wege eines reichstäglichen Ueberein⸗ koömmens; nicht eine Tabula rasa, sondern die organische Umge⸗ staltung der historischen Elemente.

Die Kinder. Kossuths (zwei Knaben und ein Mädchen) deren jüngstes 3, die älteren 8 bis 10 Jahre alt sind, sollen, wie der Wanderer berichtet, sobald sie das erforderliche Alter erreicht haben, im Theresianum erzogen werden. Bis dahin ist für diesel⸗ ben der Wechsel⸗Appellationsgerichts⸗Beisitzer Cserneczky zum Ku⸗ rator ernannt worden.

Nach einem Berichte im Lloyd wollte man in Pesth wissen, daß die Serben in Belgrad nicht blos den jährlichen Tribut an den Sultan verweigert, sondern auch dem Pascha drei Tage Be⸗ denkzeit zur Räumung der Festung gegeben haben. Als sie nun nach dieser abgelaufenen Frist die Festung Belgrad durch Ueberfall

bloßes Blatt Papier wäre und nicht bereits durch das Tagen d

zu nehmen suchten, ließ der Pascha, der auf seiner Hut war, seine Kanonen spielen und so verheerend feuern, daß ein Theil der Stadt bereits in Schutt und Asche liegen soll.

Der Wanderer zeigt an: „In unserem Ausnahmezustande ist wieder eine ansehnliche Milderung eingetreten, deren wir uns schon seit lange nicht erfreuen konnten. Es wurde nämlich den In habern von Gast- und Kaffeehäusern gestattet, vom Sylvesterabend an ihre Lokalitäten bis zwei Uhr nach Mitternacht offen zu halten, eine Vergünstigung, die bei dem bevorstehenden Karneval doppelt willkommen sein wird.“

Professor Grauert aus Münster ist als Professor der Geschichte an die wiener Universität berufen worden.

Heinrich Laube ist zum artistischen Leiter des Hofburg⸗Theaters ernannt worden. .

Nach dem Lloyd, hat Se. Majestät der Kaiser gestattet, daß solchen Soldaten, welche in dem ungarischen Kriege invalid gewor⸗ den sind, wenn sie sich in Ungarn niederlassen wollen, kleine Strecken der dem Staate gehörigen Ländereien zur Urbarmachung unentgeltlich überlassen werden können.

Ueber Palacky's Schrift enthält der Lloyd ferner nachstehende Bemerkungen: „„So lange noch die Völker Ursache haben werden, für ihre Nationalität fürchten zu müssen, so lange wird in Oester reich weder Zufriedenheit, noch Frieden herrschen““, sagt Herr Palacky in seinem offenen Briefe. Wir unterschreiben diesen Aus spruch mit voller Ueberzeugung und haben daher einen wichtigen Ausgangspunkt mit dem böhmischen Geschichtschreiber in Gemein schaft. Der Grundsatz der Gleichberechtigung der Nationalitäten ist de jure in Oesterreich angenommen, aber de facto wünscht ihn Herr Palacky anders eingeführt zu sehen, als die Charte vom 4. März es verordnet. Die März⸗Verfassung erkennt eben so wenig wie eine Kirche irgend eine Sprache als die herrschende in Oesterreich oder als die herrschende in irgend einem der Kronländer. Wenn wir das ganze Raisonnement des Herrn Palacky zusammenfassen, so finden wir, daß eben er au dieser Gleichberechtigung Anstoß nimmt. Er verlangt ausge⸗ dehntere politische Rechte für jedes der Kronländer, als denselben bewilligt worden, und zwar für einen ausgesprochenen philologischen Zweck. Er glaubt z. B. mit Recht, daß die Völker Oesterreichs, falls sie sich über eine diplomatische Sprache einigen sollten, die jenige auswählen würden, welche die ausgebildetste ist, und von der größten Anzahl der intelligenten Oesterreicher verschiedener Natio nalitäten verstanden wird. Er glaubt nicht, daß die Wahl seine Muttersprache treffen wird, oder er würde die Publication der Schrift, welche wir besprechen, unterlassen haben. Er fürchtet nun, daß die czechische Nationalität untergehen werde, falls zu Prag nicht ein Landtag sich versammelt, welcher die ezechische Sprache als Landes⸗ sprache proklamirt, falls demselben nicht so viele Rechte zugewiesen werden, daß man sich der cezechischen Sprache auch bei den höchsten politischen Angelegenheiten bedie k Palacky hat sich

deutlich genug ausgesprochen, um uns erkennen zu lassen, daß er nicht an eine Theilung der Kronländer, z. B. des Kronlandes Böhmen, nach dessen sprachlichen Gränzen denkt. Er wünscht von der Gewalt Gebrauch zu machen, welche die Majorität seinen Stam⸗ mesgenossen in Böhmen giebt, und die czechische Nationalität als die böhmische, die czechische Sprache als die offizielle Sprache Böhmens zu erklären. Der czechische Parteiführer versteht unter Gleichberechtigung der Nationalitäten die Bevorzugung der Natio⸗ nalität der Mehrheit in ihrem respektiven Kronlande und kon⸗ sequent die Zurücksetzung der Nationalität der Minderheit in dem⸗ selben. Er wünscht z. B., daß zwei Fünftheile der Bevölkerung Böhmens, welche nicht ein Wörtchen der czechischen Zunge verste⸗ hen, in dieser ihrer „National⸗Sprache“ alle Staats⸗ und Natio⸗ nal⸗Angelegenheiten bis in die höchsten Instanzen abzuthun ge⸗ nöthigt würden Es sind nur einige Tage seit der Publication des Palackyschen Briefes verflossen, und schon liefert eine so kurze Erfahrung die Begründung für unsere Ansicht, daß die in demsel⸗ ben enthaltenen Meinungen der nationalen Gleichberechtigung zu⸗ wider sind. Die Deutsch⸗Böhmen verwahren sich bereits energisch gegen die Herrschaft einer „böhmischen“ Sprache, wie sich die Kroaͤ⸗ ten, als Croatien noch zu Ungarn gehörte, gegen die Herrschaft einer „ungarischen“ Sprache erklärten. Irgend eine bedeutende Minorität eines Kronlandes wird sich von der Majorität eben so wenig die Herrschaft einer Zunge, als die Herrschaft einer Religion aufdrängen lassen. So lange es in Böhmen, so lange es in Ungarn mehrere Nationalitäten giebt, werden auch mehrere Sprachen dort gleichberechtigt sein müssen und eine rein nationale Konstituirung jener Kronlaänder unmöͤglich sein. Der Palackysche Satz würde sich augenblicklich bewahrheiten, sobald die czechische Sprache als die ausschließend nationale Böhmens erklärt würde, denn „Zufriedenheit und Frieden“ würden dann nicht län⸗ ger in jenem Lande herrschen. Fassen wir unsere Ansicht kurz zu⸗ sammen: die Gleichberechtigung der Nationalitäten, wie sie die März⸗ Verfassung ausspricht, geht der nationalen Partei, welche die Mehr⸗ heit in Böhmen hat, darum zu weit, weil sie ihr nicht die Herr⸗ schaft über die nationale Minderheit einräumt. Herr Palacky vergleicht die Religionskämpfe vergangener Jahrhunderte mit den Nationalitätskämpfen, die uns jetzt bedrohen. Er hat Recht, denn sie sind einander sehr analog. Beide beruhten auf sehr irr⸗ thümlichen Auffassungen. Religiöse Fanatiker glaubten damals, der Staat könne sich nicht erhalten, wenn er sich nicht auf eine Reli⸗ gion stütze, und daß die Religion nicht bestehen könne, wenn sie nicht durch den konfessionellen Staat erhalten würde. Nationale Fanatiker glauben jetzt, wie z. B. in Deutschland, manchmal, daß der Staat auf nur einer Nationalität ruhen könne, manch⸗ mal, wie in Böhmen, daß die Nationalität eine nationale staatliche Organisation zur Unterlage haben müsse, um nicht unterzugehen. Es hat sich aber in der Geschichte bewahrheitet, daß die Religionskämpfe gewöhnlich ihren Zweck verfehl⸗ ten, und daß sie denselben gar nicht zu erreichen brauchten, weil die Staaten sich trotz der Religionsverschiedenheit ihrer Angehörigen sehr gut erhalten konnten, und weil die Religionen, ohne zur Herr⸗ schaft erhoben zu werden, doch nicht untergingen. Herr Palacky spricht mit einer gewissen feierlichen Ueberzeugung die Ansicht aus, daß die czechische Sprache untergehen müßte, wenn sie nicht zur politischen Herrschaft in Böhmen gelangte, und wir zweifeln nicht an der Aufrichtigkeit seiner Meinung. Aber wir glauben eben so wenig daran, wie an die Wahrheit der gewaltigen Irrthümer, welche ihrer Zeit zu den Religionskriegen führten, und die dennoch von eben so gelehrten und bedeutenden Männern, wie Herr Palacky mit der Wärme religiöser Begeisterung erfaßt und verbreitet wurde Der Wanderer äußert über denselben Gegenstand: „Indem der gelehrte Professor vorschlägt, daß alle in das Ressort der Mi⸗ nisterien des Innern, der Justiz und des Unterrichts gehörigen Gegenstände den Landtagen zugewiesen und dafür statt der bishe rigen Reichs⸗Minister eigene Landes⸗Minister ernannt werden sol⸗ len, glaubt er, daß daourch erst die Gleichberechtigung aller Nationa⸗ litäten zur Wahrheit werden würde. Abgesehen aber davon, daß, wenn, wie Palacky vorgiebt, der Gebrauch der deutschen Sprache am allgemeinen Reichstag eine Unterordnung der anderen Nationa⸗ litäten unter die deutsche bedingt, diese Unterordnung nicht durch eine bloße Kompetenzverminderung des Reichstags, sondern nur durch die gänzliche Aufhebung desselben behoben werden könnte, spricht er sich nirgends klar darüber aus, ob er die Beibehaltung der jetzt be⸗ stehenden Provinzialgränzen oder eine neue mit Rücksicht auf Na⸗ tionalitäten durchgeführte Ländereintheilung anstrebt; denn bald spricht er von National⸗, bald von Landes⸗Autonomie, bald von Landes⸗ und bald von National⸗Ministern, indem er die Worte Land und Nation seltsamerweise als Synonymen behandelt. Nur so viel ist gewiß, daß er die Zahl der jetzt bestehenden Kronländer auf sieben reduzirt wünscht, was auch eine nothwendige Folge seines Systems ist; denn Ländchen, wie Kärnthen, Salzburg, die Bukowina, eigene Ministerien und selbstständiges Gesetzgebungsrecht in allen einräumen zu wollen, wäre ja eben nur eine Satire auf das Föderativsystem. Diese Reduction kann aber eben so gut durch Vereinigung mehre⸗ rer Kronländer mit Beibehaltung der alten Gränzen, als durch eine neue Eintheilung bewerkstelligt werden. Ohne neue Ein⸗ theilung aber würde der ganze Zweck, den der Uebergang zum Föderativ⸗System erreichen soll, nämlich die strenge Durchfuͤhrung der Gleichberechtigung, ganz verfehlt, denn die wenigsten der bisherigen Kronländer sind von den Gliedern eines und desselben Stammes bewohnt, die meisten haben gemischte Bevölkerung, und Ungarn z. B. zeigt beinahe dasselbe bunte Gemisch wie die Gesammt⸗Monarchie. Aber nur die volle Durchführung der Gleichberechtigung allein kann den Uebergang zum Föderativ⸗ System rechtfertigen. Man darf sich nämlich nicht der häufig vor⸗ kommenden Täuschung hingeben, als ob in einer constitutionel⸗ len Monarchie das Föderativ⸗System der Entwickelung der Freiheit förderlich wäre, es ist ihr im Gegentheil eher schädlich, wie Jeder zugeben muß, der das ziemlich komplizirte Räderwerk des Con stitutionalismus sich näher angesehen hat, und der überlegt, auf welche Weise in ihm der Wille der Majorität der Staatsbürger bei der Regierung zur Geltung gebracht wird. In den Staaten, vie man gewöhnlich vor Augen hat, wenn man von einer Fö⸗ derativ⸗Verfassung spricht, ist dies freilich anders, aber man übersieht den großen Unterschied, daß in ihnen als Republiken zwischen den Exekutivgewalten der einzelnen Bundesländer gar kein Zusammenhang besteht, während sie in einer constitutionel⸗ len Monarchie in einer und derselben Hand fich befänden. Einer neuen Eintheilung nach Nationalitäten dürften sich aber, obwohl wir sie für ausführbar halten, eine Menge Schwierigkeiten ent⸗ gegenstellen, insbesondere dürfte sie sehr erschwert werden durch die Rücksichtnahme auf die größeren Sprachinseln, d. i. auf die ringsum von fremden Nationalitäten eingeschlossenen Landkomplexe, wie z. B. das Land der Sachsen in Siebenbürgen. Eine theilweise Be⸗ friedigung der Palackyschen Wünsche in Betreff der Gleichberech⸗ tigung, wo auch das Recht der Sprachinseln vollkommen würde gewahrt werden können, hätte die Regierung auf ganz anderem ““ können, wenn sie bei Erlassung hr Verfassung

vo ürz mit Auflassung aller historischen Gränzen, ganz

Oesterreich in eine Anzahl Regierungsdistrikte, die, mit der Ein⸗

ändigkeit gestattet hätte. Es hätten dann eben so viele Cassa⸗ ionshöfe als Hauptnationen in Oesterreich errichtet werden können, a die Diskontinuität der Regierungs⸗Bezirke einer Nation kein Hinderniß wäre, einem gemeinschaftlichen obersten Gerichtshof zu nterstehen, wie dies ja in Deutschland durch die Erfahrung bewie⸗ en ist. Man hätte eben so, nachdem man den Unterricht dem Mi⸗ isterium des Innern einverleibt, im Mittelpunkte des Reiches eben so viele Minister des Innern als Hauptnationen kreiren und jedem die Regierungs⸗Bezirke seiner Nation unterordnen können. Dadurch wäre, da sie alle Glieder desselben Ministeriums und soli⸗ darisch verantwortlich sein würden, die Einheit des Reiches nicht ge⸗ fährdet und doch die Möglichkeit gegeben worden, die Angelegen⸗ heiten eines jeden Staatsbürgers bis zu der höchsten Instanz in der Nationalsprache zu erledigen. Auch könnte, wie dies selbst bei dem siebenbürger Landtage der Fall war, auf dem Reichstage den Deputirten derselben Nationalität gestattet werden, zur Besprechung von National⸗Angelegenheiten separat zusammenzutreten. Schließ⸗ lich sprechen wir den Wunsch aus, daß diese Frage von allen Blättern jeder Nationalität mit der größten Mäßigung besprochen werde, damit nicht neuerdings wieder die dem öffentlichen Wohle und der Freiheit so gefährlichen nationalen Gehässigkeiten auftauchen.“

Anhalt⸗Deßau. Deßau, 1. Jan. (Magdb. Z.) So eben verbreitet sich die Trauerkunde von dem heute früh gegen 9 Uhr erfolgten Tode unserer Herzogin. Nachdem sich ihr Leiden allem Anscheine nach zu einer Gehirnerweichung ausgebildet hatte, war bereits alle Hoffnung auf Genesung geschwunden, und schon ge⸗ stern sahen die Aerzte stündlich der Auflösung der hohen Kranken entgegen.

Ausland.

8 Gesetzgebende Versamn lung. Sitzung vom 31. Dezember. Die Kammer beschäftigt sich wieder mit der La Plata⸗Frage. Der Minister des Auswärtigen antwortet auf die Rede des Herrn Daru und verliest ein Memorandum des brasilianischen Geschäftsträgers, aus dem hervorgeht, daß Brasilien glaubt, nichts von der argentinischen Republik zu befürchten zu haben. Der Justiz⸗Minister giebt der Kommission eine Art von Zurechtweisung wegen ihres Verfahrens; sie handele nicht offen und frei, sie solle kategorisch sagen, ob sie Frieden oder Krieg wolle. Der Minister fordert die Versammlung auf, genau zu bedenken, was es heiße, einen Kriegsschauplatz so weit zu verlegen. Uebri⸗ gens hätten sich Frankreichs Interessen von Montevideo nach Buenos Ayres gezogen. Die Sitzung dauerte bei Abgang der Post noch fort.

rankreich.

Paris, 31. Dez. Der englische Gesandte hat, wie der heu⸗ tige Moniteur amtlich meldet, dem Präsidenten der Republik einen Brief der Königin Victoria übergeben, der ihm den Tod Ihrer Majestät der verwittweten Königin Adelaide anzeigt.

Graf Aberdeen ist dieser Tage hier angekommen. Er hatte, wie ein Journal meldet, eine Unterredung mit dem Herzog von Broglie und seinem Freunde Guizot und später eine Audienz beim Präsidenten. Man will diese Reise mit einem Projekte gegen das politische System Lord Palmerston's in Verbindung bringen. Der National meint, das Büreau der gesetzgebenden Ver sammlung habe nicht das Recht, ohne Erlaubniß der Kammer dem Präsidenten einen offiziellen Besuch zum Neujahr zu machen. Das Büreau beabsichtige jedoch sich heute Abend ins Elysee zu begeben.

Abermals versichert ein Journal, daß Ludwig Philipp seinen nach Frankreich zurückkehrenden früheren Ministern aufgetragen habe, in seinem Namen zu erklären, daß er und seine Söhne sich Heinrich V. unterwerfen würden, wenn die Nation, der er das Recht zugestehe, sich selbst eine Regierung zu geben, denselben auf den Thron von Frankreich berufe. Andererseits behauptet man, daß die orleanistische und die konservativ⸗republikanische Partei ernstlich mit dem Plane umgehen, einen besonderen Verein zu bilden, um der legitimistischen Partei, die immer fester zusammenhalte, eine kompakte und gutgeleitete Masse entgegenzustellen.

Lamartine, durch die Herausgabe seiner sämmtlichen Werke und sein emsiges Mitarbeiten an mehreren Journalen vollauf be⸗ schäftigt, soll eutschlossen sein, sich aus der politischen Welt wenig stens für eine Zeit lang zurückzuziehen. Bereits haben ihm meh⸗ rere Wähler des Departements Loiret, dessen Vertreter er ist, ihr Mißvergnügen darüber ausgedrückt, daß er noch nicht ein einziges Mal in der gesetzgebenden Versammlung war. Er soll deshalb entschlossen sein, eine Stelle niederzulegen, die er nicht versehen kann, und seine Wähler werden in kurzem neu zu wählen haben.

Der Finanz⸗Minister hat der National⸗Versammlung einen Gesetz Entwurf über die Sparkassen vorgelegt, der zur Umbildung dieser Anstalten bestimmt ist. Nach den Bestimmungen dieses Ent⸗ wurfs sollen die Einleger künftig nicht über 109 Frs. in der Woche einlegen können, und der Zinsfuß soll auf Ct. erhöht werden. Die Presse meint, es reiche nicht hin, den Betrag der einzulegen den Summen und der Zinsen festzustellen; man müsse vor Allem den Einlegern Gewährleistungen gegen jede Möglichkeit eines Ver⸗ lustes geben; denn der Arbeiter, der Geld erübrige, wolle dasselbe nicht blos vortheilhaft, sondern auch durchaus sicher anlegen; die Erschütterung der Sparkassen nach der Februar⸗Revolution habe diese Anstalten in nur zu gerechten Mißkredit gebracht.

Nach dem Wochenberichte der Bank hat ihr Metallvorrath um nicht weniger als 8 Millionen und ihr Notenumlauf um 53 Millionen zugenommen, während der Betrag ihrer Diskontirungen sich fast gleichgeblieben ist und die laufende Rechnung des Schatzes um etwa 4 Millionen abgenommen hat. G

Der Präsident hat den Gesetzentwurf der Kommission, die eingesetzt war, um die Reform des Hypothekenwesens vorzubereiten, der Prüfung des Staatsraths überwiesen.

Herr von Corcelles ist vorgestern Abend in Paris angekommen.

Vice-Admiral Bandin ist nach einem mehrwöchentlichen Aufent⸗ halte in den Bädern von Ischia über Rom nach Frankreich zurück gekehrt. 3 Die Zweigbahn der Nordbahn von Channy nach Torgniers la Fere wird morgen eröffnet. Die Compagnie der Nordbahn ist nicht für die Anlegung einer Bahn von Rheims nach St. Quentin und Cambray gestimmt. Am 28. Dezember ereignete sich ein Unglück auf der Eisenbahn von Lille nach Roubaix. Eine Lokomo tive, welche den Schnee fortschaffen sollte, traf auf die letzten Wag gons eines Zuges. Das Zusammenstoßen war sehr heftig; 20 Per⸗ sonen sind verwundet, doch glücklicherweise keine tödtlich.

Das Ministerium hat einen neuen Plan wegen der Eisenbahn von Paris nach Marseille vorgelegt. Das Kapital soll sich auf 260,000,000 Fr. belaufen, und es sollen nur 3 ½ pCt. Zinsen ga⸗ rantirt werden. Der Ministerrath hat angeblich auch den Be⸗ schluß gefaßt, die Paris Avignon⸗Eisenbahn der Gesellschaft Pereira Tarbé⸗Sablons und Rothschild auf 99 Jahre zu übertragen.

Die Bergpartei soll beschlossen haben, für die bewaffnete Ein schreitung am Platastrome zu stimmen. Wie es heißt, wollen

Thiers und Berryer ebenfalls für die Intervention das Wort nehmen. 1

Der Opinion publique zufolge, ist in den ersten Tagen des Januar eine neue Botschaft des Präsidenten zu erwarten, worin er alle seine Arbeiten und Leistungen während des abgelau⸗ fenen ersten Amtsjahres rekapituliren will und die angeblich sehr ausführlich sein soll.

Die Reforme meldet, daß der Polizei⸗Präfekt dem Dr. Schlund, einem Deutschen, der seit 17 Jahren in Frankreich wohne, hier seine Prüfung als Sanitäts⸗Beamter und Arzt bestanden und drei medizinische Gesellschaften gegründet, den Befehl zugeschickt habe, Paris binnen sechs Tagen zu verlassen, und zwar, weil der⸗ selbe Republikaner sei.

Statt F. Arago's, der seit 19 Jahren Mitglied der Munizipal⸗ Kommission von Paris und schon längere Zeit Präsident derselben war, der aber kürzlich von letzterem Posten wegen Kränklichkeit definitiv ausschied, wurde Herr Lanquelin zum Präsidenten gewaͤhlt.

Der Moniteur du Soir will wissen, daß das Banquier haus Fould und Fould⸗Oppenheim zu Gunsten der päpstlichen Regierung eine Anleihe von 30 Millionen Fr. abschließen werde.

Die vor den Assisenhof von Melun gestellten politischen Ange⸗ klagten von Rheims sind freigesprochen worden.

Paris hat jetzt einen sehr belebten Anblick; die Geschäfte gehen durchweg gut und die Fremden treffen in Menge ein, was man be⸗ sonders an dem vermehrten Besuche der Theater wahrnimmt.

Die Weihnachts⸗Festlichkeiten sind, dem Courrier français zufolge, von den Sozialisten schmählich parodirt worden. Bei einem Diner, das im Hause eines derselben stattfand, trank eine frühere Schauspielerin auf das Gedeihen der Guillotine und sprach den Wunsch aus, Tausende von Köpfen fallen zu sehen.

Man unterhält sich viel von einem kürzlich bei Nacht gegen den Marquis Larochejaquelin gerichteten, jedoch erfolglosen Mord⸗ versuche. Eine Untersuchung soll im Gange sein, um die Thäter und die Anstifter des Attentats zu ermitteln.

Die Regierung soll beabsichtigen, alle von der provisorischen Regierung angestellten höheren Beamten, und darunter den Bruder Louis Blanc's, welcher Direktor der schönen Künste ist, zu ver⸗ abschieden.

Der türkische Gesandte hatte vorgestern eine lange Konferenz mit dem Minister des Auswärtigen. b

Das Journal, welches Ledru Rollin im Vereine mit Ribeyroles, früherenn Redacteur der Reforme, von London aus redigiren will, soll den Titel: „Der Verbannte“ erhalten.

Die Regierung hat nach Lyon den Befehl abgeschickt, alle Volks⸗Kalender, die fast ohne Ausnahme in sozialistischem Sinne geschrieben sind, zu konfisziren.

Der Courrier Français versichert, daß der an Lepredour's Stelle zum Befehlshaber der französischen Station am La Plata ernannte Admiral Dubourdieu zugleich zum Gesandten in Buenos⸗ Ayres ernannt worden sei und die Leitung der militairischen An⸗ gelegenheiten mit den umfassendsten diplomatischen Vollmachten in seiner Person vereinigen werde. Wenn die Absendung einer Expe⸗ dition gegen Rosas beschlossen wird, so will die Regierung angeb⸗ lich ein Freiwilligen⸗Corps von 6000 Mann anwerben und dasselbe nur durch wenige Bataillone Linientruppen begleiten lassen. Im Kriegs⸗Ministerium haben sich schon viele Freiwillige dazu ge⸗ meldet. .

Wie verlautet, will der Minister des Innern einen neuen Gesetz⸗Entwurf zur Vollendung des Grabmals Napoleon's einbrin gen; von Seiten der legitimistischen Partei wird wenig Willfährig⸗ keit erwartet, denselben zu genehmigen. 1

Niederlande. Aus dem Haag, 29. Dez. Die erste Kammer hat die Diskussion der verschiedenen Kapitel des Ausgaben⸗ Budgets für den Dienst von 1850 beendigt und dasselbe heute angenommen.

Der Finanzminister macht von neuem darauf aufmerksam, daß ausländisches Kupfergeld keinen gesetzlichen Cours in Holland hat, und daß den öffentlichen Kassen die Annahme desselben untersagt ist.

Italien. Turin, 27. Dez. (Fr. B.) Gestern ist die Wahl des Herrn Mamiani als Deputirter annullirt worden, da er noch nicht naturalisirt ist. Auch heute beschäftigt man sich noch mit den Revisionen der Wahlen. 3

Von der italienischen Gränze, 29. Dez. (Wanderer.) Der Großherzog von Toskana hat die Maskeraden während des Karne⸗ vals 1850 untersagt und das medizinische Kollegium in Lucca aufgehoben. Das Journal Araldo soll wegen eines Artikels, den ein Mönch in demselben veröffentlichte, prozessirt werden. Auch in Livorno gab es in der Nacht vom 21sten auf den 22sten Verhaftungen, welche noch mit der Redaction des ehemals bestandenen Infano in Verbindung stehen sollen. In Florenz verweilt, Nachrichten vom 23sten zufolge, der französische Oberst Callier, welcher längere Zeit in Rom war und etwas von offiziellem Charakter an sich hat. Am Morgen des Llsten war die Polizei der hetrurischen Hauptstadt durch aufreizende Maueranschläge überrascht worden, die natürlich bald verschwanden. Unter den Amnestirten, die ehestens eintreffen sollen, wird auch Busi genannt, der Redacteur der Alba und sei ner Zeit auch Secretair der provisorischen Regierung. Oesterrei⸗ chische Truppen, welche kürzlich nach Bologna gegangen waren, sind wieder nach Florenz zurückgekehrt. Man beabsichtigt auch eine Ver⸗ stärkung der Besatzung von Livorno.

Bubani, Landschaftspräses unter der römischen Republik, ist verhaftet nach Fermo und sodann nach den Gefängnissen von Mon⸗ tegiorgio gebracht worden. In Montalto wurde Conte Sacconi eingezogen. Mehrere Häftlinge sind aus Ancona nach Fermo ge⸗ führt worden und fünf andere von Jesi.

Die römischen Bankbillets sollen vom 20. an noch vierzehn Tage kursiren. Der heilige Vater ist dem Einschreiten der Regie⸗ rungskommission gegen die Bank ganz fremd. Ueber das römische Anlehen herrscht Stillschweigen.

Neapel, 21. Dez. (Lloyd.) Nnuchdem der Hof zur Feier des Hauptmadonnenfestes (am 8Sten d.) hier gewesen war, ist er gerade heute vor acht Tagen wieder nach Caserta zurückgegangen. Aus der Villeggiatura wird also wirklich, wie schon vor Monaten behauptet wurde, eine gleichsam entgegengesetzte, also Winter⸗ Landaufenthalt, welchen die dahin führende Eisenbahn jedoch bequem genug macht. Das Campo, die Truppenzusammenziehungen und Exercitien, und die Ausflüge nach Capua, dem Mattese, Piedi⸗ monte⸗Alife u. s. w. haben jedoch schon seit mehreren Wochen aufgehört. Das ausgedehnte, ja kolossale Lust schloß, das in einer freien Ebene an einem schönen Wald gelehnt ist und im Rücken einen Höhenzug hat, mit seiner Größe und Pracht aber ziemlich weit das Lustschloßartige über schreitet, ist trotz der zahlreichen Umgebung und der nicht seltenen Besuche kaum halb gefüllt oder in Benutzung, es hat nicht weniger als 2000 Gemächer, bildet ein großartiges Bauwerk, das mit den größten Palästen wetteifert, wurde bekanntlich unter

dn berhücen Gierden des pozzuolischen Serapistempels, eines grieche. 9— en Reste des Alterthums in ganz Groß⸗ ö“ . verwenden ließ, als derselbe vor unge⸗ Fooyren wieder aufgefunden und ans Tages⸗ nocn gebracht wurde. Der König fuhr zwar bei jenem Besuche der Restvenz durch die ganze größere Länge der Stabt, eilte aber der⸗ maßen durch dieselbe, daß die Hauptwachen, ja kaum einige der aufmerksamsten Schildwachen Zeit hatten, ihre Niti ir schte Ferne bezeugungen angemessen auszuführen. Abgesehen Seg 89 ewöͤlhn lichen kirchlichen und Prozessions⸗ Feierlichkeiten, die llen aln gesucht und herausgeputzt waren, boten diejenigen 8 Schloß⸗

Paola, viel des Großartigen

dome, San Francesco di

dar. Die Koönigliche Familie erschien nämlich gegen di zwölfte Stunde in jener Tempel⸗Rotunde und balds nachher auch der Papst, welcher nach dem Hochamt den Segen über dann über die zahlreichen Gegenwärtigen aussprach. Dann para⸗ dirten die Truppen in großer Gala vor dem Könige mit dem gro⸗ ßen Generalstabe der zahlreichen Adjutantur, der Generalität und auch mit mehreren fremden Stabs⸗Offizieren zu seiner Seite. Auch war der Himmel diesen Feierlichkeiten nicht wenig günstig: ein sonniger Tag unterbrach die lange Reihe regnerischer,

trüber, unfreundlicher ja zum Theil winterlich rauher und windiger Tage, welche schon seit beinahe fünf Wochen mit kur zen Unterbrechungen herrschen. Die französische Diplomatie und Stabsoffizialität war hier in der Zeit und im Anfange dieses Mo nats ungemein stark vertreten, namentlich waren die sich im Gene ral⸗Kommando in Rom und in der diplomatischen Repräsentanz gegenseitig ablösenden Generale Rostolan, Baraguay d'Hilliers, de Corcelles, Baron Bonlay, zu den schon anwesenden hinzugekommen. Wie innig man sich in Portici die Hände gedrückt, ist zwar nicht zum Gegenstande ausführlicherer amtlicher Berichte gemacht worden

Die bisher etwas unbekannt gebliebenen päpstlichen Orden, dann Gedächtniß⸗ und Ehrenmedaillen und Titel gehen jetzt unge⸗ mein schwunghaft, vornehmlich unter spanischen und neapolitanischen Militairs, Geistlichen und Civilbeamten, abgesehen von den römi⸗ schen Treuen. Auch französische Beamten, namentlich der General Rostolan, zwei Adjutanten und wenige Andere, gehören mit in die Reihe. Eben so ist die republikanische Regierung so zuvorkommend und gefällig gegen den päpstlichen Hof, als sie nur kann, und ruft 4000 Mann ihres Besatzungsheeres ab, oder vielmehr sind sie schon fort. Nichtsdestoweniger und ungeachtet aller Gerüchte und Ver⸗ sicherungen wird der päpstliche Hof in Portici bleiben, wenigstens voraussichtlich noch lange genug, und von einer Rückkehr nach dem verwaisten Rom ist fürs erste nicht die Rede.

Das aus sechs Korvetten⸗ und Fregatten⸗Dampfschiffen bestan dene spanische Geschwader hat uns schon vor acht bis zehn Tagen verlassen und ist nach Gaeta und Terracina gesegelt, um die 3— 4000 Spanier nach Barcelona zurückzubringen.

Da der päpstliche Plan, ein Heer aus den Kontingenten der katholischen Mächte zusammenzusetzen, auf wesentliche Hindernisse gestoßen war und so gut wie unausführbar wurde, so liegt jetzt ein anderes Projekt vor, um nicht blos den päspstlichen Stuhl mit einer Sicherheitswache zu umgeben, sondern auch den Kirchenstaat mit einem hinlänglich bedeutenden stehenden Heere zu versehen. Da weder die Finanzen und über⸗ haupt die Abgaben des kleinen, armen Landes, zumal nach der Revolution, noch die Lage der Dinge in demselben, noch fast weniger aber das Wesen und die ganze Natur des Papstthums die Bildung eines tüchtigen Heeres, das seinem Zwecke entspräche, möglich machen: so ist der Plan gefaßt worden, ein solches, oder wenigstens den Kern desselben, durch die Wiederherstellung des Malteser⸗ Ordens zu ermöglichen und zu erreichen. Allerdings ist die Zeit mit allen ihren Tendenzen demselben eben nicht günstig, ja nicht einmal in Italien und Spanien, und die gänzliche Zer⸗ streuung des Vermögens, der Uebergang der Güter des Or⸗ dens in ganz andere Hände machen es gewiß nicht leicht, ihn wieder ins Leben zu rufen und mit einer jenem Zwecke entsprechenden breiten Grundlage zu versehen; aber das Wesen desselben, seine dem Papstthume ungemein entsprechende Natur, be⸗ sonders in Bezug auf den Dualismus, den man prinzipiell festzu⸗

Karl III. erbaut, welcher leider auch die

schönsten Säulen

halten zum Hauptaugenmerk hat, machen den Plan zu einem der Hierarchie sehr theueren und ihr sehr am Herzen liegenden. Ge nug, der Plan ist nicht allein gemacht, er ist den Gränzstaaten der väpstlichen Lande sehr willkommen und angenehm, sondern es wird auch bereits mehr als die erste Hand daran gelegt; denn die for⸗ mellen Schwierigkeiten sind schon so ziemlich ganz gehoben, und es handelt sich nur noch hauptsächlich um die hinreichend gute und feste materielle Basirung des Ordens.

Florenz, 19. Dezbr. (Patrie.) Man spricht hier in po⸗ litischen Kreisen viel von einem Werke, welches nächstens in fran⸗ zösischer Sprache veröffentlicht werden soll. Zum Verfasser hat es den Marchese Gualtiero d'Orvieto, einen der ausgezeichnetsten Schriftsteller der constitutionellen Partei und Mitarbeiter am Statuto. Wie man glaubt, wird dieses Buch, welches den Titel „Politische Geschichte Italiens von 1847 bis 1849“ führt, eine ungeheure Sensation erregen wegen des neuen Lichtes, das es auf die Männer und Begebenheiten unserer Tage wirft. Der Verfasser hat die geheimen Archive der Regierung und mehrere Kanzeleien benutzt und hat darin die Erklärung von Vor⸗ fällen gefunden, die bisher vor dem Auge des Publikums in Dunkel gehüllt waren. So zeigt er z. B., welchen Antheil Oester⸗ reich und England an den Ereignissen der letzten Zeit genommen haben. Durch Dokumente, namentlich durch einen Brief des Groß⸗ herzogs Leopold an Sir G. Hamilton, den englischen Gesandten in Florenz, werden die Motive klar, welche den Großherzog ver⸗ hinderten, die Mitwirkung des piemontesischen Heeres zur Wieder⸗ herstellung der Ordnung in Toscana anzunehmen. Gioberti und Karl Albert hatten diese Mitwirkung angeboten, und England hatte sie garantirt; Oesterreich aber erklaͤrte, sobald es von dieser Con⸗ vention erfuhr: wenn die Piemontesen in Toscana einrückten, würden österreichische Truppen sogleich den Ticino überschreiten. Eine andere, noch merkwürdigere Enthüllung beweist aufs klarste, daß der Diktator Huerrazzi von Lord Palmerston unterstützt wurde. Der Beweis ist in einem Briefe Guerrazzi's an Sir G. Hamilton enthalten, in welchem er sich in bitteren Ausdrücken darüber be⸗ schwert, daß England ihn im Stich gelassen, nachdem der englische Gesandte ihm formlich versprochen habe, er könne auf seinen Bei⸗ stand rechnen.

Spanien. Madrid, 25. Dez. (Fr. B.) Der Austritt

des Herrn Gunigo als Unterstaatssecretair des Innern ist ange⸗ nommen worden.