1850 / 72 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 10. März. (Meckl. Ztg.) In der gestrigen Sitzung der Abgeordneten⸗Kam⸗ mer wurde der als dringlich gestellte Antrag: „einen Ausschuß von 5 Mitgliedern zur schleunigen Berichterstattung über den vom ho⸗ hen Staats⸗Ministerium vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur Erhebung der außerordentlichen Contribution im April d. J. aus dem Plenum zu erwählen,“ als dringlich anerkannt und ohne De⸗ batte einstimmig angenommen.

Heute erhielt die Kammer folgende Mittheilung des Gesammt⸗ Ministeriums:

Mit Bezug auf die in der Anlage C. zur 15lsten Sitzung der Kammer der Abgeordneten 1848 /49, p. 1369 der Protokolle enthaltenen Großherzogl. mecklenburg⸗schwerinschen Botschaft, welche also lautet:

„Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben in Folge der letzten Beschlüsse der Abgeordneten⸗Versammlung den formellen Bei tritt zu dem unterm 26. Mai d. J. zwischen den Königlichen Re gierungen von Preußen, Sachsen und Hannover abgeschlossenen Bündnisse genehmigt und werden die von der Abgeordneten Ver⸗ sammlung gestellten Bedingungen, insofern sie nicht bereits bei den

schon stattgehabten Verhandlungen ihre Erledigung gefunden haben, vor Ueberreichung der Ratifications⸗Akte gebührend berücksichtigt wer⸗ den. Diejenigen Modificationen, welche wegen der besonderen Ver⸗ hältnisse des Großherzogthums Mecklenburg⸗Schwerin bei der An⸗ wendung des Wahlgesetzes, wonach die Abgeordneten zum Volks⸗ hause zu erwählen sind, eintreten müssen, werden der nächsten Ver⸗ sammlung der Abgeordneten zur Genehmigung vorgelegt werden. Sollte jedoch die Einberufung des Reichstages schon vor dem Zu⸗ sammentritt des nächsten Landtags geschehen, so werden die bei Anwendung des Wahlgesetzes nöthigen Vollzugs⸗Verordnungen durch das Ministerium zu erlassen und demnächst die nachträgliche Ge⸗ nehmigung der Versammlung der Abgeordneten einzuholen sein.“ werden der Kammer zu dem in der Botschaft beregten Zwecke hier⸗ neben die Acten, betreffend das Wahlgesetz zum Parlament zu Erfurt, vorgelegt.

Die Innehaltung der in dem ersten Theile der Botschaft er⸗ wähnten Bedingungen wird aus den gleichfalls angeschlossenen Protokollen des Verwaltungsrathes zu entnehmen sein, weshalb namentlich auf die Protokolle der 7. und 8., so wie auf das der 36. Sitzung verwiesen wird.

Schließlich legt das Gesammtministerium die neuesten Instruc⸗ tionen des Großherzoglichen Bevollmächtigten beim Verwaltungsrath in den Anlagen A. und B. der Abgeordnetenkammer zur Beurthei⸗ lung des jetzigen Standes dieser Angelegenheit vor.

Schwerin, am 8. März 1850. Großherzoglich mecklenburgisches Gesammtministerium. L. von Lützow. Stever. M. von Liebeherr. Meyer.

Oldenburg. Oldenburg, 8. März. (Wes. Ztg.) In Bezug auf die Wahl zum Staatenhaus hat das Staats⸗Ministerium ein sehr ausführliches Schreiben an den allgemeinen Landtag er⸗ lassen. Die Regierung geht darin „von der Ansicht aus, nicht nur, daß das berliner Bündniß gehörig gestützt, der politischen Ver⸗ fassungs⸗Entwickelung Deutschlands einen heilsamen, unberechenbaren Vorschub gewähre, sondern auch, daß Oldenburgs Beitritt zu dem⸗ selben eine rechtsvollendete Thatsache sei.“ Der Beweis für diese beiden Behauptungen, namentlich für die letztere, wird aus der Verfassung und völkerrechtlichen Gründen geführt und von der Re⸗ gierung bei dem Landtage die Vornahme der Wahl eines Abgeord⸗ neten zum deutschen Staatenhause beantragt. Es wird hinzugefügt, wenn der Landtag noch nachträglich die ausdrückliche Bestätigung des Bündniß⸗Vertrages übernehmen wolle, die Regierung dem gern zustimmen werde. Außerdem aber erklärt die Regierung, wie sie bereit sei, anzunehmen, daß durch eine vom Landtage thatsächlich vorzunehmende Wahl zum Staatenhause keinerlei rechtliche Zuge⸗ ständnisse gemacht werden sollen.

Dieses Schreiben, welchem die den Vorbehalt Oldenburgs und der Hansestädte betreffenden Aktenstücke angehängt sind, wurde dem Landtage in seiner heutigen Sitzung mitgetheilt und von die⸗ sem mit den Aktenstücken über das Interim, die dem Landtag „nach⸗ träglich zur Kenntnißnahme“ mitgetheilt sind, an einen besonderen Ausschuß verwiesen.

Ein drittes Regierungsschreiben enthielt die vom Landtag er⸗ betene Mittheilung uͤber die Gründe, welche entgegengestanden ha ben, die Verordnung wegen Abänderung des Wahlgesetzes dem vorigen Landtag vorzulegen. Die Auflösung des letzten Landtags sei für das jetzige Ministerium bei seinem Eintritt politische Noth⸗ wendigkeit gewesen. Der Vortrag über diese Auflösung sei früher erstattet, als der über die Nothwendigkeit der Abänderung am Wahlgesetze. Das Schreiben ging an den für diese Angelegenheit bestehenden Ausschuß.

Hiernächst führte die Tagesordnung zu der Abstimmung über die wegen Stimmengleichheit vorgestern unentschieden gebliebene Frage, ob die von der Staats⸗Regierung verfügte Abänderung unseres Wahlgesetzes blos für die Dauer dieses Landtags geneh⸗ migt werden solle, oder unbestimmt bis zum Zustandekommen eines neuen Wahlgesetzes; für die letztere Fassung des Beschlusses war heute die Mehrheit mit 24 gegen 21 Stimmen, wobei in der Min⸗ derheit auch diejenigen Abgeordneten mit zu zaäͤhlen sind, welche gar nicht genehmigen, sondern den Landtag wieder auseinanderge⸗ hen lassen wollte.

Der nächste Gegenstand der Verhandlung war dann das Gesetz über das Dienstgericht. Es wurde, ungeachtet des Widerspruchs des Ministeriums die Einsetzung einer Anklage⸗Kammer beschlossen, welche wegen Unfähigkeit und Unwürdigkeit der Beamten die An klage verhängen solle. Eben so wurde für das Verfahren gegen Beamte die Einführung der Mündlichkeit beschlossen.

Anhalt⸗Bernburg. Bernburg, 9. März. (Z. f. N. D.) Gestern ist die „in Uebereinstimmung mit dem ersten ordentlichen Landtage endgültig festgestellte Verfasung“ als Landesverfassungs⸗ gesetz für das Herzogthum Anhalt⸗Bernburg mit dem Wahlgesetze publizirt worden. Die Vollziehung ist vom 28. Februar datirt.

Bremen. Bremen, 11. März. (Weser⸗Ztg.) Der each. 1ne heute das Dekret des Verwaltungsraths vom 13. Fe⸗ gleich Fsczen dmexnfung der Reichsversammlung nach Erfurt. Zu⸗

bes- Anes 1eav. die Bürgerschaft auf, die Wahl eines Ab⸗ Staatenhause, zu welcher er drei Kandidaten vor⸗ h 1. C 1 merikanische Postdampfboot „Hermann“, Capitain Erab⸗ tree, ist gestern von New York in Bremerhaven d.

egelmäßigen Fahrt int 1I1u“ n S. G Linie sind somit für die acht eisfreien

Ausland.

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Frankreich. Paris, 10. März. Der Napoleon enthält heute Folgendes: „Der Präsident der Republik hat vom Papste ein eigenhändiges Schreiben erhalten, welches ihn auf die baldige Rück⸗ kehr des heiligen Vaters in seine Staaten hoffen läßt.“

Ferner liest man im heutigen Blatt des Napoleon: „Die französische Regierung hat von Preußen die beruhigendsten Nach⸗ richten erhalten. Die Schwierigkeit, welche man momentan in Be⸗ zug auf die Schweiz befürchten konnte, sind ausgeglichen. Auf der einen Seite handhabt die Schweiz mit großer Festigkeit ihre innere Polizei und auf der anderen zeigt Preußen durch seine Mäßigung und seinen Takt alle Rücksicht für die Bemerkungen, welche unsere Regierung ihm machen zu müssen geglaubt hat.“ Außerdem be⸗ richtet das Organ des Präsidenten der Republik Folgendes in Be⸗ zug auf die Schweiz: „Die bestimmtesten Nachrichten, die aus der Schweiz anlangen, stellen uns dieses Land als völlig ruhig dar, was den Nachrichten gewisser Blätter ganz zuwiderläuft.

Die Patrie sagt: „Wir erfahren, daß das Mittelmeer⸗ Ge⸗ schwader, welches in Toulon erwartet wurde, Gegenbefehl erhalten hat, demzufolge es sich gegen Neapel wendet, woselbst Abmiral Perceval⸗Deschanes die Lösung der Differenz zwischen England und Griechenland erwarten wird.“

Heute herrschte wegen Abgabe der Stimmzettel ein großer Zu drang zu den Mairieen. Die Theilnahme an den Wahlen war noch nie so groß. Der Sidele versichert, daß ein großer Theil der legitimistischen Wähler sich des Stimmens enthalten werde. Die Presse beginnt heute ihr Blatt mit der Bemerkung: „Der Triumph der Liste der Opposition scheint sicher zu sein, die Folge dieses Triumphes ist die Veränderung der Politik, welche seit dem 20. Dezember befolgt wurde. Die Veränderung dieser Politik ist ein Ausweg, der in einer Sackgasse eröffnet wird.“ Die Ma⸗ jorität sämmtlicher Voten der Armee, die heute von den Blättern mitgetheilt worden, ist abermals für die sozialistischen Kan⸗ didaten. Der Napoleon erklärt sich heute für die Kandidaten der Wahl⸗Union. Der letzte derselben, F. Foy, war in der in sei⸗ ner letzten Nummer aufgestellten Kandidatenliste, die er allein un terstützen zu wollen versicherte, nicht enthalten. Die sozialistischen Wahl⸗Versammlungen wurden gestern Abend geschlossen. In den mei⸗ sten derselben hat der Berg leidenschaftliche Reden gehalten. Heute sind Vorsichts⸗Maßregeln zur Erhaltung der Ruhe, deren Störung übri⸗ gens Niemand befürchtet, getroffen worden. Die Bürtaus zum Em⸗ pfange der Stimmzettel sind von sozialistischen Abgeordneten bewacht und werden es bis zur Zählung der Voten bleiben. Im 12ten Arrondissement haben die Sozialisten den Beschluß gefaßt, die Wahl⸗ Urne während des Nachts in Leinwand zu hüllen und zu versiegeln. Dienstags dürften schon Vermuthungen über das Ergebniß der Wah⸗ len aufgestellt werden. Auf den Straßen sieht man zahlreiche, aber friedliche Gruppen, welche die Wichtigkeit des Tages besprechen. In mehreren Blättern der gemäßigten Partei ist heute folgende Erklä⸗ rung enthalten, welche sich auf die gestrige Journal Angabe, daß mehrere tausend Wähler der Wahl⸗Union für die sozialistischen Kan⸗ didaten gestimmt hätten, bezieht: „Wir sind zu der Erklärung be⸗ vollmächtigt, daß unter 61,242 Wähler, welche an den vorbereiten⸗ den Wahlen der Wahl⸗Union Theil genommen haben, 59,310 ihre Stimmen unter den 11 Kandidaten der Union und denen des 10. Dezembers getheilt haben. Blos 1982 Wähler haben ihre Stim men theils auf die Sozialisten, theils auf mehr denn 50 andere Namen übertragen.“ Diese Erklärung ist ohne Namensfertigung erschienen. Die Voix du Peuple enthält Folgendes: „Herr Louis Napoleon Bonaparte hat heute von der Mairie des 1sten Arrondissements seine Wählerkarte erhalten. Die Wahl⸗Union hat also eine Stimme mehr.“ Das Evénement behauptet, daß meh⸗ reren Compagnieen der republikanischen Garde, welche gestern ge⸗ stimmt haben, die Liste der Wahl⸗Union mit der Drohung unmit⸗ telbarer Entlassung im Weigerungsfalle aufgenöthigt worden sei. Die Gazette de France bemerkt: „Die bisher bekannten Stim⸗ men der Armee sind den Kandidaten der Rothen günstig. Das ist eine Thatsache, die wir unglücklicherweise genöͤthigt sind, den optimistischen Versicherungen mehrerer Journale zuwider festzu⸗ stellen.“ Die legitimistische Opinion pu blique ignorirt die Wahlen, als ob es gar keine gäbe. Sie beschäftigt sich auch nicht vom historischen Standpunkt mit denselben und hat die Kandidaten der Wahl⸗Union nicht einmal in ihren kleinen pariser Notizen ge⸗ nannt. Die Gazette de France behandelt die Wahlen mit gleicher Verachtung. Blos die Union hat die royalistische Kandi⸗ datenliste, jedoch mit starken Vorbehalten und Protestationen gegen die Orleanisten und Bonapartisten, angenommen.

Der Kriegs⸗Minister hat den Befehl erlassen, fünf Regimen⸗ tern, welche in verschiedenen Garnisonen Frankreichs stationirt sind, jedem Soldaten versuchsweise statt der bisherigen Brodration, welche der Mannschaft verabfolgt wurde, sechzehn Centimen zu geben, um die Administration zu vereinfachen. Bereits früher wurde in eini⸗ gen Regimentern der Versuch gemacht, die Soldaten sich selbst mit Suppe, Fleisch und Gemüse beköstigen zu lassen.

Heute bemerkt man unter anderen folgendes Plakat mit Riesenbuchstaben an allen Straßenecken: „An die Massen, Eigen⸗ thümer, Rentiers, Arbeiter u. s. w. Die heutigen Wahlen sind bezeichnend genug. Beide Parteien bekämpfen sich. Was mich be⸗ trifft, so empfehle ich meine neu erfundenen Halskragen.“

Gestern war das Gerücht von einer ministeriellen Modifica⸗ tion vielfach verbreitet. Man sprach vom Austritte des Generals Lahitte, des Admirals Romain Desfossés und des Generals d'Haut⸗ poul. Dieses Gerücht scheint aber nur ein Wahlpuff zu sein.

Der Moniteur veröffentlicht heute das Dekret in Bezug auf die Vollziehung des Handels⸗ und Schifffahrts⸗Vertrages zwischen Frankreich und Belgien.

Großbritanien und Irlaud. vondon, 9. März. Die Times bringt heute in einem leitenden Artikel auch eine In⸗ haltsangabe der russischen Note, übereinstimmend mit dem in pariser Blättern enthaltenen (und danach bereits mitgetheilten) Be⸗ richt über deren Inhalt. Die Bedeutsamkeit der Note kann die Times nicht hoch genug anschlagen, indem sie sagt: „Eine De⸗ pesche von tieferer Wichtigkeit für den Frieden Europas, für die Würde Englands und seine Beziehungen zu allen fremden Staaten, und, wie wir unglücklicherweise hinzufügen müssen, eine Depesche, die in ihren Argumenten unwiderleglicher, in ihren Prinzipien ge⸗ rechter, in ihren Vorwürfen schneidender ist, ist selten von einem englischen Minister empfangen worden.“ Von diesen Bemerkungen geht die Times zu einem heftigen⸗Angriff auf Lord Palmerston uͤber.

Die monatlichen Aus⸗ und Einfuhr⸗Berichte lauten fortwäh⸗ rend günstig. Auch die über den Monat vom 5. Januar bis 5. Fe⸗ bruar d. J. liefern ein befriedigendes Resultat. Die Ausfuhr be⸗ lief sich auf einen Werth von 4,069,431 Pfv. St., während sie in derselben Periode von 1849 nur 3,211,146 und 1848 3,383,815 Pfd. St. betragen hatte. Auch die Einfuhr von Rohstoffen und

Lebensmitteln ist im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren im Ganzen gestiegen, wenn auch in einzelnen Artikeln, Kaffee nament⸗ lich, ein Ausfall stattfand.

Pius IX, hat den durch den Tod seines letzten Inhabers er⸗ ledigten irländisch⸗katholischen Primat durch einen Prälaten seiner eigenen Wahl besetzt, nachdem er vie drei nach dem irländischen Konkordat von 1816 von der Erzdiöcese Armagh präsentirten Kan⸗ didaten abgelehnt. Der neue Primas heißt Paul Cullen, hat sei⸗ nen ersten Unterricht in einer Quäkerschule in Ballitore, Kildare, erhalten, derselben, die sich auch Edmund Burke's als ihres Schü lers rühmt, und seine Bildung im Kollegium der Pro paganda in Rom vollendet. Er soll ein heftiger Geg⸗ ner der von dem britischen Parlament ins Leben gerufenen irländischen College's sein. Der Globe eitirt einen Ar⸗ tikel aus den in Rom erscheinenden Annali delle scienze religiose, dessen Autorschaft er dem neuen Primas zuschreibt. „Der Ver fasser“, bemerkt der Globe, „zeiht darin Galilei der unbesonnenen Petulanz und empfiehlt eine ganz neue Hypothese, wonach die Erde in der Mitte der Schöpfung steht, größer als alle uͤbrigen Gestirne zusammengenommen ist und die Sonne eltwa nur 6 Fuß im Durch messer hat. Warum nicht? Es sei ja doch Alles nur Vermuthung. Wer weiß, sagt der Verfasser, ob die Gelehrten in ruhigeren Zeiten nicht einsehen werden, daß man, zwar bei Leibe nicht auf Piolemäus, aber auf Moses und den Sohn Sirach's zurückgehen müsse. Außen dem hat Dr. Cullen noch das Verdienst, längere Zeit der Heraus geber des „Index expuratorius“ gewesen zu sein.“

Niederlande. Aus dem Haag, 6. März. Das Handelsblad giebt über das Resultat der = chifffahrts⸗Gesetz Entwürfe in den Abtheilungen der zweiten Kammer folgende 2 atails: „Die Hauptidee der Gesetz⸗Entwürfe, die Anerkennung des Prin zips der freien Schifffahrt, fand fast allgemeine Zustimmung. Nur einzelne Mitglieder der Kammer gaben sich als unbedingte Anhän-⸗ ger des Schutzsystems kund. Der Vorschlag einer vorgängig anzu⸗

stellenden Untersuchung des ganzen Sachverhalts fand bei der

Mehrheit keinen Anklang, wie energisch auch verschiedene Mitglieder darauf bestanden. Mehr vertheilt waren die Ansichten der Mitglie⸗ der uüͤber die Ausführung der oben erwähnten Hauptidee. Während ein Theil sich mit dem von der Regierung aufgestellten System unverweil ler und unbedingter Gleichstellung einverstanden erklärte, schwebte einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Mitgliedern die Ansicht vor, daß diese Gleichstellung nur gegen Reciprozität zuge⸗ lassen werden dürfe, und zwar, wenn man den Weg der Traktate verlassen wolle, mittelst einer allgemeinen gesetzlichen Be⸗ stimmung über diesen Punkt. Was die Anwendung des beantrag⸗ ten Systems auf die Kolonieen betrifft, so schien die Mehrheit der Ansicht, daß darüber eine besondere Regulirung auf dem Wege der Gesetzgebung stattfinden müsse, Gegen die Aufhebung der Transit und Flußzölle hat sich wenig oder gar kein Widerstand gezeigt.

Die Maßregel endlich der Verleihung niederlänrischer Bielbriefe

an im Auslande gebaute Schiffe schien die Mehrzahl lediglich als

ein nothwendiges Ergebniß der Aufhebung aller bestehenden Be

günstigungen der niederländischen Flagge anzusehen, zugleich wurde aber die Nothwendigkeit empfunden, Maßregeln zur Anwendung

zu bringen, welche geeignet sind, den Uebergang ohne allzuschwere Stöße für den nationalen Schiffbau zu bewerkstelligen. Auch die

Aufhebung aller Lasten von fiskalischer Art, welche bisher die freie

Schifffahrt hier zu Lande verkümmert haben, ist bei der Prüfung ger Gesetzentwürfe nicht unberührt geblieben.“

Italien. Turin, 5. März. (Fr. Bl.) Auf die Inter pellatton Simonetta's antwortete Minister d'Azeglio, daß man bei den Rüstungen am Lago Maggiore nöthigenfalls Würde und Sicherheit des Landes zu wahren wissen werde.

Der Entwurf über die Post⸗Reform wurde mit 83 gegen 59.

Stimmen angenommen.

Modena, 5. März. (Lloy d.) Die Herzogin von Berry ist sammt ihrer Familie am 3. d. M. in Modena angekommtn. Der Herzog von Parma begleitete sie hierher, und sie wurde am Hofe mit vieler Herzlichkeit empfangen. Abends war eine musikallsche Unterhaltung, und am anderen Tage große Parade, welcher die Herzogin beiwohnte. Der Herzog von Parma ist bereits nach sei nem Staate zurückgekehrt.

Spanien. Madrid, 5. März. (Fr. B.) General Cor dova, gegenwärtig in Italien, soll Kriegs⸗Minister, General Figueras, General⸗Capitain von Sevilla, Shelly, General⸗Capitain von Ma drid, Sanz, General⸗Capitain von Catalonien, Serrano Chef des Generalstabes werden.

Zur Befestigung Cuba's soll die Regierung ein Ansehen vong 30 Millionen Realen machen wollen.

Börse: 3 % 28 ½. Geschäfte flau.

1e

Türkei. Von der bosnischen Gränze, 5. März. (Agr. Ztg.) Bihacz ist in der That von den Insurgenten eingenommen, die dort befindliche Garnison von 150 Arnauten erhielt freien Ab⸗ zug und begab sich nach Banjaluka; der übrige Theil der Insur genten bricht den 7ten von Todorovo auf und wird gegen Bihacz ziehen, von wo sie dann gegen Banjaluka sich begeben werden

wissenschaft und Kunst Archäologische Gesellschaft.

In der Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom 5. März d. J. ward zuvörderst unter Ansicht des zur Stelle befindlichen Originals eine zur Sammlung des Freiherrn von P rokesch⸗Osten gcehörige —15) neuerdings in Gerhard's archäologischer Zeitung (1849 Taf. 1f von demselben veröffentlichte Silbermünze der thessalischen Stadt s besprochen, deren eigenthümlicher Typus einer mit Spinngeräth 8 Varis. versehenen sitzenden Frau von Herrn Panofka als Stadtgöttin un⸗ Larista gedeutet, auf die von Plinius (H. N. XXXIV. 8, 14) 1” fen Se des Bildhauers Telephanes bezogen und durch des Hespchius Glossen: 6

1 je römische Lara als Tan- 2.2 00099,09: v000„7,021,G9 (Vgl. die⸗ 1. UIn, v.⁴αοςσσα Aεσαιονοσσισςσ ιeĩ: †‧σνοναισαις 12 Lasa) erläutert wurde.

Mutter der Laren und die etruskische Schicksalsgöttin varo⸗ Ferner brachte Herr Panofka für die beiden, 1Ke aas ahichn Abhandlung (Hist. ph. Kl. 1845) über die etruskischen 2b gha gestochenen zwei einander den Rücken kehrenden Aülf eftitete 8 mßt Rücksicht auf Kopsverhüllung und Mundverschließunger Plutar 8 V 8 VHande I1 8 Un. Bofsäag,G„.9ou0) Gottes der Pibfan 1““ des Phoibos böb (Vergl. Paus. IX., 39, 4). Herr F. Nanke eeeeeeeehig der Kunst⸗

8 7 bmisch 8 Schriftsteller, namentlich sulnfiltans über die griechische urthe n 24. Herr Gerhard legte aus Abbildungen des neuesten Heftes Kunstgeschi hte. . Hertzeitung griechische Baudenkmäler von Piosessor Rosß 728 „Archäologis oran! von Prokesch Erörterungen über das an Ort und eingesandt vor, w st untersuchte kretische Labyrinth knüpste. Cbenfalls als ein

Stelle von in ügischen Zeitung nächstens zu veröffentlichendes Bildwerk

ward von Herrn G. ein im hiesigen Königlichen Museum seiner Aufstellung gewärtiges, ous einem nolanischen Grab berrührendes Wandgemälde rein griechischen Siyls mit der Darstellung der thronenden Kora besprochen; hier⸗ bei gab der an griechischen Frauenbildern seltene Umstand eines Fingerrings zu Bemerkungen über die Sitte des Ringtragens Anlaß, welches, wie be⸗ kannt es auch als symbolische Fesselung seit Prometheus und als Erken⸗ nungszeichen seit Polpkrates sei, in das gewöhnliche Zubehör des dann und wann sehr gehäuften griechischen Frauenputzes doch niemals überging. Ueber die Bildung des Gottes Janus ward, auf Anlaß eines neueren Kunstwerkes, eben⸗ falls von Herrn G. in dem Sinne gesprochen, daß die oftmals bequem befundene Beziehung eines, wohl gar mit ungleichem Angesicht dargestellten doppelköpfigen Janus auf alte und neue Zeit aus dem altrömischen Begriff und aus der entspre⸗ chenden Kunstbildung nicht zu rechtfertigen sei. Von literarischen Neuigkeiten wurden vorgelegt: 1) Arneths Beschreibung des wiener Antikenkabfnets, die in der jetzigen vierten Auflage unter anderen mit der Abbildung eines babylonischen Ziegels vermehrt ist, in dessen Keilschrift Rawlinson bei neulicher Durchreise durch Wien den Namen Nebucadnezars erkannte. 2) Epigraphische Analekten von Th. Mommsen, enthaltend auf wenig Blät⸗ jern sehr anziehende Mirtheilungen über ein Fragment ostiensischer Fasten, in denen der Triumphzug des jüngeren Drusus und der Geburtstag des Nero erwähnt ist, über Grabstätten der vom Blitz getroffenen Orte, über das wunderliche Versehen einer von Orelli für antik gehaltenen Thealermarke Ir. , m. 8 I Steph. uni, Pirulorum graccorunm a. L. Si., collatorum Part. 3. 4. (Dorpat. 1849), enthaltend hauptsächlich metrische Juschriften, mit gelehrten Aussührungen über Gräbersitte, über bildlich ausgedrückte Namensbezüge und dergleichen mehr.

Vulkanismus in Afrika.

Die vulkanische Thätigkeit auf dem Festlande von Afrika, in Arabien und auf den Inseln des rothen Meeres, dargestellt von T. E. Gumprecht. Berlin 1849. S8vv.

(Fortsetzung. Vergl. Preuß. Staats⸗Anzeiger Nr. 58.)

Von der ganzen Küste vom südlichen Wendekreise bis zum Aequator war über das Vorkommen vulkanischer Produkte bis in die neueste Zeit nichts bekannt. Doch ließ das Vorhandensein heißer Quellen auf Mada⸗ gaskar und eines thätigen Vulkans auf der Insel N'gazija (arabisch: An⸗ gazigia) oder Groß⸗Comoro, zwischen Madagaskar und dem Festlande von Afrika, vermathen, daß es auch auf dem genannten Küstenstriche an Aeu⸗ serungen vulkanischer Thätigkeit nicht fehlen werde. In der T hat berichtet Capitain Owen, daß an der Nordseite der Bucht von Mosambik einige heiße Quellen vorhanden sind und Herr Zr. Peters bestätigt dies nicht nur sondern füͤgt auch (nach mündlichen Mittheilungen an Herrn Dr. Gumprecht) noch hinzu, daß in den Zambese⸗Ländern an mehreren Orten süße Quellen vorkommen. Auch Erdbeben fehlen dort nicht. Ueber den noch thätigen welcher, wie Capitain Owen nach Aussage portugiesischer Bewohner Mosambits berichtet, an der Bucht von Mosambik vorkommen soll, hat Herr Dr. Peters, ungeachtet seines langen Aufenthalts in jenen Gegenden und selbst in der Stadt Mosambik, nichts erfahren.

Madagavskar ist füruns noch immer eine Perra incognita; die Begleiter des Capitain Owen melden jedoch, daß hohe vealkanische Berge, die Ra⸗ dama⸗-Berge, an der Narenda⸗Bai und kegelförmige Berge bei Keywundsa vorkommen, und der französische Reisende Leguevel de Lacombe berichtet daß bei dem Orte Tangury ein konischer Berg auf seinem Gipfel einen Krater habe, der seit Jahrhunderten erloschen, daß aber die ganze Umgegend mit vulkanischen Produkten bedeckt sei.

Nördlich vom Aequaor kommen auf der Westseite des Kontinents, außer den Cameron⸗Bergen, so viel man weiß, keine thätige oder erloschene Vulkane vor, obgleich vulkanische Massen nicht zu

fehlen scheinen, denn nach der Aussage des französischen Schiffslieutenants de Freminville bestehen viele Vorgebirge“), wie Kap Varbas, Manuel Verde, Roro und andere, aus Basalt und Lava, und der englische Capitain Belcher beobachtete am Kakundy⸗Flusse nördlich von Sierra Leone, das häufige Vorkommen kleinkörniger Basalte; auch überzeugte er sich, daß die Insel Alcalraz, vor der Mündung des Kakundy, aus vulkanischem Gestein (Mandelstein) bestehe und selbst die benachbarte Gruppe der Bulama⸗Inseln auf vulkanischem Wege entstanden sei. Basalt tritt häufig bei Sierra Leone aus dem Boden hervor, am Faleme, dem südlichen großen Quellstrom des Senegal, befindet sich ein trachptisches Becken und der Ba Fing ein nördli⸗ cher Quellstrom des Senegal, durchbricht in den Feluh⸗Kataratden, ober⸗ halb des französischen Forts St. Joseph oder Galam, eine gegen N. N. O. streichende Trachyt⸗Kette.

Ueber das Vorkommen thätiger oder erloschener Bulkane in dem marok⸗ kanischen Theile des Atlas wissen wir nichts, und obgleich bereits am Ende des vorigen Jahrhunderts der Reisende Lemprière davon spricht, daß es dort

Vulkane gebe, so findet sich doch bei keinem der neueren Schriftsteller etwas davon erwähnt.

Dagegen sind die vulkanischen Massen am Ost⸗Rande Afrika's, nament⸗ lich in Abyssinien, im Lande der Adals und in Schoag, viel ausgedehnter und mächtiger entwickelt, als am West⸗Rande. Schon Seetzen erfuhr (1810) von Eingeborenen, daß Obsidian sich an der Küsste finde und Salt besuchte den Fundort südlich von Massaua an der Bai von Zahlla, was auch Herrn⸗ Dr. Gumprecht durch den Herrn Professon Ehrenberg bestätigt wurde. g er ganze Plateau⸗Rand Abyssiniens gegen das rothe Meer erscheint mit Kra⸗ fern erfüllt, die sich bis tief in das Innere des Landes erstrecken mögen, denn Rüppell bezeichnet die Gegend bis zu dem großen Dembea ⸗See (Tzana⸗See) ausdrücklich als durchweg vulkanischer Natur. Er fand in dem nordöͤstlichen Theile des Landes zwei⸗ tegelförmige Berge mit Kratern und zwar den einen am Tarazze in der Provinz Sire, den anderen in der Landschaft Agame an der N. N. W. Spitze der großen Tattal⸗Ebene. Außerdem erwähnt Rüpell noch als vulkanisch die Berge von Genem⸗ fara oder Sanamfara, den Waken⸗ und den Andobi⸗ Vulkan. Der franzö⸗ sische Schiffslieutenant Lefebvre berichtet, daß südsüdöstlich von Massauah, am Rande der Taltal⸗Ebenen im Lande des Taltal⸗Volkes, die durch ihren Schwefelgehalt und durch unermeßliche Salzablagerungen bekannt ist, drei Vulkane vorkommen, von denen zwei nach Aussage der Eingeborenen noch brennen und ein dumpfes Getöse hören lassen, welches sie des Teufels Tam⸗ vour nennen. auch, wie erwähnt, anzunehmen ist, daß die vulkanischen Ge⸗ bilde bis weit in das Innere Abvssiniens fortsetzen, so hat doch noch kei⸗ ner der vielen neueren Reisenden daselbst einen thätigen Vulkan aufgefun den. Der vulkanische Prozeß ist daher jetzt, wenigstens was die Aeußerun⸗ gen an der Oberfläche betrifft, als ruhend zu betrachten, während früher die vulkanische Thätigkeit sich südwestlich bis über den Dembea⸗See hinaus erstreckt haben muß, denn Beke fand noch am Naude des Zingini⸗Flusses, ver die Gränze der abyssinischen Landschaften Damot und Godscham bil det, vulkanische Gesteine nebst vielen vulkanischen Kegeln oder hohen spitzen Bergen. 3 b Die deutschen Missionare Isenberg jund Krapf haben wohl zuerst im Süden von Abvssinien auf dem Wege von dem Hafenorte Tadschurra nach Schoa die gewaltige Menge vultanischer Asche, gebrannte Steinmassen und zahlreiche heiße Quellen, so wie die Zerrissenheit des Bodens durch Klüfte and Spalten beobachtet. Rochet bestätigt die ungeheure Mächtigkeit und Ausdehnung der vulkanischen Gesteinmassen im Adal⸗Lande und in Schoa. Die Felsmassen müssen übrigens im Aeußeren sehr deutlich den Charakter eines feurigen Ursprungs an sich tragen, denn selbst die Eingeborenen nen⸗ nen das Küstenland zwischen Maldoschn im Süden und dem nubischen Hafen Sualim im Norden „Bur Adschem“ oder „Berr el Aadschami“, d. h. „Feuerland.“ In der That zeigte der ganze Kustenstrich, überall, wo man ihn kennen lernte, entweder bestimmt vulkanische Produkte und Kratern, oder wenigstens Tafel⸗ oder Kegel⸗Berge; einige führen ausdrücklich den Namen der „schwarzen Berge.“ Alle diese Berge sind nach den bisherigen Beobachtungen in Süd⸗Afrika wohl als vulkanische Erzeugnisse aseh n.

913.

So fand Johnston bei dem Hasen Berbera (Lat. 10 Gr. 25 M. N.) eine

*) Wenn unter diesen Vorgebirgen auch Kap Blanco aufgeführt, wird, so beruht dies wohl auf einem Irrthum, denn das Kap besteht ganz aus weißem Sandstein, wovon es seinen Namen erhalten hat; es ist wohl ein etwas nördlich von dem Kap liegender dunkler Fels gemeint.

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Reihe niedriger vulkanischer Hügel, die sich in südwestl. Richtung viele Meilen

weit in das Innere des Landes fortsetzen, und bei dem, nordwestlich von Berbera gelegenen Hafen Zeila sollen schwarze Berge vorkommen. Nochet fand nördlich von Zeila, bei dem englischen Hafen Tadschurra, basaltische oder trachytische Gesteinmassen, und nach seiner Aussage sind auch am östlichen Rande der Straße Bab el Mandebvulkanische Gebilde häufig. Er nennt hier außer dem kegelförmigen Berge Sedschan (auch großer Siam genannt), den er als Vulkan bezeichnet (und der auf Moresby's neuer Karte vom Rothen Meere als solcher angegeben ist), noch sieben andere Vulkane. Auch der Hafenort Rayeta innerhalb der Straße Bab el Mandeb, Mokta gegenüber, ist ganz von Vulkanen umgeben, und es erstreckt sich von hier eine Reihe vulkani⸗ scher Berge einige Meilen landeinwärts, welche von den Eingebornen Dsche⸗ bel⸗Oschin (Geister⸗Berg) genannt werden.

Das Vorhandenseln zahlloser Krater und die gewaltige Entwickelung vulkanischer Produkte im Innern des Aral⸗Landes und in Schoa wild von allen Reisenden bestätigt. Sie berichten übereinstimmend, daß im flachen Küstenlande Adal's zahlreiche, aus Laven, Wacken, Tuff und Schlacken be⸗ stehende Hügel vorkommen, und im hochgelegenen Schoa eine wesentlich aus Sandstein und Konglomeraten bestehende Hochfläche häufig durch Laven, Trachyte und Basalte in gewaltigen Massen durchbrochen wird. Auch tra ten, z. B. am Hellmund⸗Berge in Schoa, große, wallartige Lavaströme auf die sich zuweilen bis zu den Mündungen von Kratern verfolgen lassen, wie zwischen Arcieta und Dabita am Hawasch, wo nach Rochet die Anhäufung von Lava bebdeutender ist, als alle Lava des Vesuv, Aetna und Stromboli zusammengenommen. Das Lavafeld soll einen Durchmesser von 30 engli⸗ schen Meilen haben, und Nochet hält die Mächtigkeit desselben sogar für be⸗ deutender, als die der Lava am Südrande des salzigen Binnen⸗See's Bahr Assal, obgleich die Lava daselbst eine ununterbrochene Mächtigkeit von 130 bis 140 Fuß hat. Ja, er meint, es dürfte kaum einen anderen Punkt mit so vielen erloschenen Kratern und so gewaltigen Lava⸗Feldern auf der Erde geben. Harris hält einen 3000 Fuß hohen Berg bei Abida für den Cen⸗ tral⸗Vulkan, dem die unzähligen, ihn umgebenden kleineren Vulkane (Aus⸗ bruchs⸗Krater) ihren Ursprung verdanken.

Die bis jetzt in Schoa und dem Adal⸗Lande bekannten vulkanischen Gebilde bestehen, außer Basalt und basaltischer Lava, wesentlich aus Tra⸗ chyt, Trachyt⸗Tuff und Obsidian, u d selbst die Masse der echten Lava⸗ ströme schließt sich häufiger an solche trachptische Laven an, wie sie vom Arso auf Ischia und vom Olibano⸗Berge an der großen Solfatara bei Puzzusli bekannt sind.

Die heißen Quellen, welche man in Schoag und in Adal in so großer Menge gefunden hat, beweisen, daß die unterirdische Thätigkeit hier noch nicht ganz erloschen ist. Und in der That ergiebt sich aus den zahlreichen Beobachtungen von Reisenden, daß hier selbst in neuerer Zeit vulkanische Massen zu Tage traten und sogar mächtige Vulkane thätig waren; ja, daß vielleicht noch jetzt, wenn auch nicht Lavaströme ergießende Vulkane, doch Rauchwolken ausstoßende Solfataren dort vorkommen.

Ob noch weiter im Süden, gegen den Aequator hin, vulkanische Ge⸗ bilde vorkommen und vielleicht mit den Spuren vulkauischer Thätigkeit am N'Nassi⸗See in Verbindung stehen, ist nicht bekannt. u“

Geht man von dem Festlande Afrika's auf die Inseln des Rothen Mee⸗ res, so lassen sich auch hier die Spuren vulkanischer Thätigkeit nachweisen. Die Insel Teir (Dschebel Teir, d. h. Vogel⸗Berg; Niebuhr nennt sie Dsche⸗ bel Tarr; Ehrenberg: Dschebel Teer; nach Bruce ist ihr eigentlicher Name Schirwan), zwischen Massaua in Arabien und Loheia in Arabien, in Lat. 15 Gr. 34 M. N. und Long. 37 Gr. 17 M. 51 S. O. Grw., welche schon im Alterthum unter dem Namen „die verbrannte Insel“ bekannt war, hat einen 900 Fuß hohen Vulkan, der noch gegenwärtig raucht, weshalb er auch bei den Arabern den Namen Dschebel Duchan (Rauchberg) führt. Die Auffindung der Bor⸗Säure am Dschebel Teir durch Achreux erinnert an den steil aus dem Meeresgrunde aufsteigenden Krater von Volcano. Ein zweiter Punkt ist die zur Zebair⸗Gruppe gehörende Sattel⸗Jusel (Saddle 11A“ Ausbruch gehabt sol Se noch a Ige 18

) oll. Südlich von dieser Gruppe giebt es noch an⸗ dere Iuseln im Rothen Meere, die zwar keine thäͤtigen Vulkane mehr haben, aber voch durch ihre Krater und Gesteine den Beweis liefern, daß auch sie einst der Sitz vulkanischer Thätigkeit gewesen sind. Dahin gehören die Arroe⸗ Gruppe (Dschebel Arisch), die Sogair⸗Insel, die Insel Perim und die Bru⸗ der⸗Inseln, letztere beide in der Straße Bab el Mandeb. Auch nördlich von der Zebair⸗Gruppe fehlen die vulkanischen Inseln nicht. Die Insel Zaba, nordwestlich vom Dschebel Zebair, hat zwei Berge mit Kratern; die nahe der abyssinischen Küste gelegene große Insel Huakel, die Nora⸗ Insel, die Ketumbel⸗Insel an der arabischen Küste zwischen Ghunfude und Loheia, alle diese Inseln, welche sämmtlich von Herrn Profrssor Ehrenberg besucht v enthalten vulkanische Gesteine. Auf Ketumbel fand der ge⸗ 1“ assen stehen den schönsten aus der Auvergne

(Schluß folgt.)

Polizeiliche Bekanntmachung.

Der Stand des Wassers war heute Morgen in der Oberspree 11 Fuß 8 Zoll, in der Unterspree 9 Fuß 8 Zoll, das Obermwaͤsser ist also seit gestern um 2 Zoll, das Unterwasser um 1 Zoll ge⸗ fallen.

Da das Wasser bereits seit dem 7ten d. M. im Fallen ist, so werden fernere Bekanntmachungen für jetzt nicht erfolgen.

Berlin, den 13. März 1850. .

Königliches Polizei⸗Präsidium. von Hinteldey.

v“

Auswärtige Börsen.

Breslau, 12. März. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 95 ½ Ged. 1

Friedrichsd'or 113 ½ Br. Louisd'or 112 Br. Poln. Papiergelb 96 ½ bez. Oesterr. Banknoten 89 88 % bez. Staatsschulpscheine 87 ½ bez. u. Gld. Seehandl.⸗ Prämienscheine a 50 Rthlr. 104 ½ Br. Posener Pfandbriefe 4proz. 101 Br., do. 3 ⁄poroz. 91 Br., Schlesische do. 3 proz. 96 bez. u. Br., do. Litt. 1z. 4 proz. 100 bez., do. 3 1proz. 93¼ Br. Preußische Bank⸗Antheilscheine

Poln. Pfandbr. alte proz. 96 ¼ bez, vo. neue Aproz. 95* Gld., vo. Partialloose a 300 Fl. 120 Gld., do. a 507) Fl. 802 Br., do. Bank⸗Certif. a 200 Fl. 17 Br. Russisch⸗Poln. Schatz⸗ Obligationen a 4 pCt. 79 Gld.

Actien: Oberschlesische Litt. X. 105 bez. u. Gld., do. Litt. B. 104 Gld. Breclau⸗Schweidnitz⸗Fretburg 78 ¼ Br. Nie verschlesisch⸗Märkische 84 ½¼ Gld., do. Prior. 103 ¾ Gld., do. Ser. III. 103 Br. Ost⸗Rhein. (Köln⸗Mind.) 952 Gld. Neisse⸗Brieg 36 Br. Krakau⸗Oberschles. 693 Br. Friedrich Wilhelms⸗Nordbahn 43 ⁄2 bez. u. Gld.

Wien, 11. März. Met. 5proz. 93 ½ 94. 4proz. 82 ⅛, 1, . Agproz. 72 72 ½. 2 ½proz. 49, , ½. Anleihe 34: 163 bis 164. 39: 107 107 . Nordbahn 107 ⅛, ½, 108. Gloggn. 110 ½, 5, 111. Mail. 78¼ ½. Pesth S7, ,. B. A. 1092, 1095.

K. Gold 121 ½. Silber 115. Wechsel⸗Course Amsterd. 160 Br.

Augsburg 116 ½ Br. Frankfurt 114 Br. Hamburg 168 Br. u. bez. London 11.30 Br. u. bez. Paris 135 ½ Br.

1

Bank- Acgea seh- vüe öonds und Bahnen günstiger gestimmt; Actien sehr flauz fremde Valuten und Comptenten zu nie⸗ drigeren Coursen mehr Brief als Geld. pienten zu ni

. Leipzig, 9. März. Leipzig⸗Dresdener Part. Obli

Br. Leipz. B. A. 150 Br. Lipzig⸗Dresd. E. A 15. b 1104 Gld. Säͤchstsch = Bayerische 86 Br Schlesische 94 B 8 Chemnitz⸗Riesa 25 Br. Löbau⸗Zittau 25 Br Na 1 8 2 i s zig 214 Br., 213 ¼ Gld. Berlin⸗Anhalt. 91 ¾˖ Br 8 b 88 Gld. Fricdrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 43 Gld. Al vg Kühh 9. 18 Br., 92 Gld. Deßauer B. A. 120 Br. Preuß. B. A. 95 ½ Br.

i Frauffurt a. M., 11. März. Der Umsatz an heutiger Börse war von einiger Bedeutung. Mehrere Fonds, namentlich Belg., Würtemb. und Sard. Oblig., so wie alle Holl. Fonds, wa⸗ ren heute zu höheren Coursen gesuchter. Dagegen hielten sich die Oesterr. Actien, Metalliques aller Gattungen und Zproz. Span. ge⸗ drückt. In allen übrigen Fonds und Eisenbahn Actien keine Ver⸗ änderung.

Qesterr. 5proz. Metall. 81 ¾ Br., 81½ Glv. Bank⸗Actien ohne Div. 1132 Br., Baden Partial⸗Loose a 50 Fl. v. J. 1840 51% Br., 51 Gld. do. à 35 Fl. v. J. 1845 31 ¾˖ Br., 31 ½ Gld Kurhessen Partial-Loose a 40 Rthlr. 32 ½ Br., 32 ¼ Gld. Sardbi⸗ nien Partial⸗Loose a 36 Fr. bei Gebr. Bethmann 33 Br., 32 % Gld. Darmstadt Partial⸗Loose a 50 Fl. 71 ½ Br., 71 ¼ Gld., do. a 25 Fl. 26 ½ Br., 26 ½ Gld. Spanien Zproz. inländ. 29 Br., 28 % Gld. Poln. 4proz. Obligationen a 500 Fl. 80¼ Br., 80 Gld. Friedr.⸗Wilh. Nordbahn 44 Br., 43 Gld. Bexybacher 821 Br. 82 Gld. Köln⸗Minden 953 Br. 951 Glbd.

Wechsel⸗Course.

Amst. 100 Fl. C. k. S. 100 ½ Br., do. 2 M. 409 Br Augsburg 100 Fl. C. k. S. 119 Gld. Berlin 60 Rthlr. C. k. S. 105 ½ Br. Bremen 50 Rthlr. in Lv. k. S. 98 ½ Br. Ham burg 100 M. B. k. S. 87 ½ Br., do. 2 M. 87 ⅛˖ Br,. Leipzig 60 Rthlr. C. k. S. 105 ½ Br. London 10 Pfd. St. k. S. 121 Br., 120 ¾ Gld., do. 2 M. 120 ½ Br. Lyon 200 Fr. k, S. 95 Br. Paris 200 Fr. k. S. 95 Br. Malland in Silber k. S. 99 Gld. Wien 100 Fl. C. M. 20 Fl. Fuß 103 ½ Br., 103 ½ Gld. Diskonto 1 ½ Gld.

Hamtburg, 11. März. 3 ½ proz. p. C. 86 ¾ Br., 86 Gld. St. Präm. Oblig. 89 Br. E. R. 106 Br., 105 ½ Gld. Stiegl. 85 Gld. Dän. 69 Br., 69 Gld. Ardoins 10 ¾ Br. Zproz. 273 Br., 273 Gld. Amer. Ver. Staat. 6proz. 106 ¾ Br., 106 ½ Gld. Hamburg⸗Berl. 84 Br., 83 ¾˖ Gld. Bergedorf 92 ½ Br. Magpdeb. Wittenberge 62 Br., 61 Gld. Altona⸗Kiel 32 Br. Köln⸗ Minden 95 ¼ Br. und Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 43 ½ Br., 43 Gld. Mecklenburg 32 Br.

Im Geschäft war es im Allgemeinen still; nur 6proz. Amer. Anl. begehrt und mehrere Umsätze darin.

Amsterdam, 10. März. Sonntag.) Effekten⸗Sozietät. Integr. 55 1⁄3. Zproz. inl. Span. 29, 28 ⁄. Met. 5 proz. 83 %. Portug. 4proz. 37 ½, ½¼. Peru 70. Die Stimmung war heute im Allgemeinen flauer; auch der Handel zeigte nicht viel Leben; besonders waren Peru durch niedrige Notirungen derselben von London gedrückt.

Telegraphische Notizen. Frankfurt a. M., 12. März. 2 ½ Uhr.)

43 ½¼. Met. 5proz. 81 ½. 4 ½proz. 71. Span. 29 ⅛. Kurh. 32 ½. Wien 1098 ½¼.

Nordbahn Bad. 31 1.

„Hamburg, 12. März. (2 ½ Uhr.) Hamburg⸗Berlin 83 ½. Köln⸗Minden 95 ½. Magdeb.⸗Wittenb. 61 ⁄. Nordbahn 42 ½.

Paris, 10. Marz. 3 Uhr. 98 90.

(Passage de l'Opéra.) 5proz.

Amsterdam, 11. März. 4 ½ Uhr. Zproz. inl. 28 2. 8 Rubel pr. Abrll 33

Stettin, 12. März. 87 88 ps gevrh. N.; tettin, 12. März. 88pfb. uckerm. Weizen 46 Rthlr. auch 88pfd. schles. zu diesem Preise angetragen.

Roggen 25 a 26½ Rthlr., 82 pfd. pr. Frühjahr 24 Rthlr., pr.

Juli 25 ½ Rthlr., 86pfd. 26 ½ Rthlr., pr. Okt. 25 Rthlr. Br. Rüböl pr. April 11½ Rthlr., pr. Juni 11 Rthlr., pr. Okt.

Ard. 11 ½.

10 3 Rthlr.

0957

Spiritus 26 ¼ Frühjahr 27 , pr. Juli 25 %ℳ G

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 14. März. Im Opernhause. 35ste Abonnements⸗ Vorstellung: Das hübsche Mädchen von Gent, großes pantomimisches Ballet in 3 Akten und 9 Bildern, von St. George und Albert. Musik von A. Adam. In Scene gesetzt vom Königlichen Ballet⸗ meister Hoguet. (Frl. Lueile Grahn: Beatrix.) Vorher: Das Herz vergessen! Lustspiel in 1 Akt, von G. zu Putlitz. Anfang 6 Uhr.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.

Freitag, 15. März. Im Schauspielhause. 45ste Abonnements⸗ Vorstellung: 3

Donna Diana, Lustspiel in 3 Abth., nach dem Spa⸗ nischen des Don Augustin Moreto, von West. (Frl. E. Viereck: Donna Diana, als zweites und letztes Debüt.) Anfang halb7 Uhr.

Königsstädtisches Theater.

Donnerstag, 14. März. Zum erstenmale: Eine Posse kurirt! Posse mit Gesang in 3 Akten, von F. Kaiser. Musik arrangirt von F. W. Meyer. B

Freitag, 15. März. Zum erstenmale wiederholt: Eine Posse kurirt.

Sonnabend, 16. März. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Don Giovanni (Don Juan). Oper in 2 Akten. Musik von Mozart. (Sgr. Claudina Fiorentini: Donna Anna, als Gastrolle.)

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges

Sonntag, 17 r