1850 / 78 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Ein von Fabricius gestellter Antrag, den so eben gefaßten Beschluß wegen Suspendirung der Sitzungen der Eisenbahn-Rechnungs⸗Kommission wieder aufzuheben, wird nach kurzer Debatte abgelehnt.

Denecke motivirt sodann einen selbstständigen Antrag, die Regierung um vollständige Ausführung des Gesetzes von 1837, die Maß⸗ und Gewichts⸗ ordnung betreffend, zu ersuchen. Der Antrag wird nach erfolgter Unter⸗ stützung au die Kommission für das Innere verwiesen. 8 B

Damit ist die Tagesordnung erledigt. Der Vorsitzende verliest das die Vertagung der Versammlung bis zum 1. Dezember aussprechende Regie⸗ rungsschreiben, und richtet daan solgende Worte an die Versammlung:

„Meine Herren! Nach einer langen und angestrengten Thätigkeit ist es uns jetzt vergönnt, nachdem wir einen großen und wichtigen Theil der dem gegenwärtigen Landtage gestellten Aufgabe gelöst haben, einen Abschluß in unseren Geschäften zu machen. Unsere Aufmerksamkeit ist be⸗ sonders der inneren Angelegenheit unseres Landes zugewandt gewesen, und hier sind es, neben anderen wichtigen Vorlagen, vorzüglich die Or⸗ gauisationsgesetze für die Justiz und für eine freie Gemeindeverfassung, welche in dem ersten Abschnitte dieses Landtages als besonders wichtige und bedeutungsvolle Gesetze hervortreten. Wir dürfen die Ueberzeu⸗ gung hegen, diese unsere Hauptaufgabe glücklich gelöst und zu einem günstigen Ziele geführt zu haben, indem wir die Behauptung ausspre⸗ chen können, daß wir mit Eifer, Freisinnigkeit und mit Berücksichti⸗ gung der Wünsche und; Bedürfnisse des Volkes die durch die Zeitver⸗ bältnisse gebotenen Reformen gesetzlich begründet und festgestellt haben. Lassen Sie uns, meine Herren, hierbei aber nicht übersehen, daß uns in unserer Wirksamkeit eine ne.hhe zur Seite stand, welche in klarer und würdiger Auffassung der Bedürfnisse unserer Zeit, nicht nur ihre Zusagen gewissenhaft erfüllt, sondern auch unsere Bestrebungen nach konsequenter Durchführung und Entwickelung der Reformprinzipien redlich unterstützt und gefördert hat. Aus einem solchen einmüthigen Zu⸗ sammenwirken der Regierung und der Abgeordneten⸗Versammlung im In⸗ teresse der allgemeinen Landeswohlfahrt kann nur Segen für das Land erwachsen, und in der That, wir erkennen diesen Segen schon jetzt in den freisinnigen Grundlagen, auf welchen unsere Reformgesetze beruhen. Meine Herren, ich kann aus aufrichtigem Herzen dem Lande nur Glück wünschen, welches so liberale Institutionen erhält, als unser Her⸗ zogthum. Aber, meine Herren, wir haben bis jetzt, indem wir diese Gesetze und Institutionen berathen und vereinbart haben, nur einen Theil unserer Aufgabe gelöst. Es bleibt uns noch eine andere, nicht minder wichtige Aufgabe, diese Gesetze ins Leben einzufuhren. So wie wir jetzt die Ausführung derselben vertrauensvoll den Händen der Regierung übergeben, so wie wir mit Recht von ihr erwarten, daß sie die zarten Keime unserer Freih iten sorgsam schützt und pflegt, daß sie vor Allem diese nothwendige Pflege Männern anvertraut, deren Fähigkeit, Eifer und redlicher Wille eine sichere Bürgschaft für ein glückliches Gedeihen, für ein starkes Wachsthum gewährt; so ist es unser Aller heilige Pflicht, auch hierin die Regierung thätig zu unterstützen. Wenn die Bllodungsstufe eines Volkes, wenn die veränderten Verhält⸗ nisse zu Reformen in das öffentliche Leben hindrängen, dann handelt gewiß die Regierung weise, wenn sie dem Geiste der Zeit Rechnung trägt; wenn aber freisinnige Gesetze erlassen, liberale Institutionen gewährt sind, dann handelt das Volk weise, wenn es dieselben mit inniger Theil⸗ nahme aufnimmt, mit Liebe pflegt und mit Kraft und Energie schützt und vertheidigt. Darum ist es die Pflicht eines jeden Staatsbürgers, unsere neuen mit Sorgsamkeit zu überwachen und ihnen mit Treue anzuhängen; besonders aber ist es unsere Pflicht, meine

Herren, alle unsere Kräfte, ein Jeder in seinem Kreise, aufzu⸗ bieten, um, wo es nöthig ist, mit Redlichkeit und Eifer thätig einzugreifen und mitzuwirken, aufzuklären und zu rathen, wo wir auf Untlarheit, Beschränktheit oder Vorurtheil stoßen und auf alle Weise die Ausführung dieser Institutionen in dem Sinne und Geiste zu leiten und zu vermitteln, welcher bei der Berathung derselben in unserer Mitte vorgewaltet hat. Wenn wir in diesem Sinne und Geiste mit den Bestre⸗ bungen unserer humanen und wohlwollenden Regierung zusammenwirken, dann wird, so dürfen wir mit Zuversicht hoffen, unser mühevolles Werk mit Ehre für uns, mit Glück und Segen für das Land gekrönt werden, und wir werden uns dereinst mit dem glücklichen Bewußtsein hier wieder vereinigen, als Patrioten im Geiste unserer Zeit unsere Schuldigkeit gethan zu haben.

„Meine Herren! Zeit zu entlassen, fühle ich mich noch verpflichtet, Ihnen für die Nachsicht,

welche Sie meinen Bemühungen bei der Leitung der Geschäfte geschenkt

und für die gütige Unterstützung, welche Sie mir gewährt haben, meinen herzlichen Dank auszusprechen.“

Auf den Antrag des Abgeordneten Vieweg erhebt sich ihrerseits die Versammlung, um dem Vorsitzenden ihren Dank für die Ausdauer und Energie, mit der er sich seiner mühevollen Amtsführung unterzogen, aus⸗ zusprechen.

Luxemburg. Luxemburg, 15. März. (Ztg. f. N. D.) Das Patent, wodurch der Prinz Heinrich der Niederlande zum Statthalter des Großherzogthums ernannt wird, ist bereits vom 5. Februar datirt und lautet folgendermaßen: „Wir Wilhelm III., von Gottes Gnaden, König der Nieder⸗ lande ꝛc. Nachdem Wir den günstigen Erfolg des zeitlichen Auf⸗ nthalts Unseres vielgeliebten Bruders, Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Heinrich der Niederlande, im Großherzogthume Luxemburg, während des Monats Oktober v. J., den offenen und herzlichen Empfang, welchen Er überall bei der Bevölkerung gefunden hat, so wie die liebevolle Theilnahme, welche Derselbe fur das Wohlergehen des Landes bewahrt, erkannt haben; indem Wir um desto mehr den Vortheil würdigen, im Großherzogthum selbst einen Repräsentanten zu besitzen, welcher, im Genusse Unseres unbeschränktesten Vertrauens, Uns in dem Bestreben unterstützen könne, näher Sorge zu tragen fur Befriedigung der gerechten Wünsche und wirklichen Bedünfnisse des Landes, für Begunstigung dessen wahrer Interessen, für Aufrechthaltung des guten Einverständnisses zwischen den constitutionellen Gewal⸗ ten, für Sicherung der Einheit in den Regierungshandlungen und für Wahrung der Rechte Unserer Krone, wie der Rechte des Lan⸗ des in den Beziehungen des Großherzogthums zu dem deutschen Bunde, besonders bei dessen bevorstehender Neugestaltung auf den Grundlagen seiner Errichtung; von dem Wunsche beseelt, gleich⸗ zeitig Unserem vielgeliebten Bruder einen neuen Beweis Unseres vollen Vertrauens in seine Ergebenheit und Befähigung und Un⸗ serer Erkenntlichkeit fuüͤr seine vortrefflichen Uns schon bei vielen Anlässen geleisteten Dienste, so wie Unseren lieben Luxemburgern ein neues Pfand Unserer Geweogenheit und Unserer Fürsorge für ihr Wohl zu geben; indem Wir zu diesem Zwecke des durch Art. 42 der Verfassung vorgesehenen Rechtes Gebrauch machen wollen;

Haben gutgefunden und beschlossen:

Uns in dem Großherzogthum Luxemburg durch einen Statt⸗ halter des Königs⸗Großherzogs vertreten zu lassen, gemäß Art. 42 der Verfassung; Unseren vielgeliebten Bruder, Se. Königl. Hoheit

en Prinzen Heinrich der Niederlande zu Unserem Statthalter im Großhexrzogthume, um dort zu residiren, einzusetzen; zu befehlen, daß diese Ünsere Bestellungs⸗Urlunde Unserem vielgeliebten Bruder 18Bv ausgefertigt und im Gesetz⸗ und Verwaltungs⸗ Voll zroßherjogihums eingerückt werde; und schließlich mit wde hen General⸗Administrator, Präsident der

v ne Aug vesiesevruns, Unsere anderen General⸗Administrato⸗ trifft, zu beauftragen. eem. 1,e es ihn 415 Wilhelm Durch de egeben im Haag, am 5. Februar 1850. Wil . rch den König-Großherzog: Der Secretair beim Kabinet Sr. Majestät des Königs⸗Großherzogs für die Angelegen⸗ heiten des Großherzogthums, G. d'Olimart. Der General⸗ Administrator der auswärtigen Angelegenheiten, der Justiz und der Kulte, Präsident der Regierung, Willmar.“

Indem ich jetzt im Begriff bin, Sie auf längere

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Frankfurt. Frankfurt a. M., 17. März. (Frankf. J.) Die Bundes⸗Central⸗ Kommission hat verfügt, daß die bisher hier befindlichen eroberten Flaggen und Wimpel der Schiffe „Christian VIII.“ und „Gefion“ in dem Zeughause der Reichsfestung Mainz aufbewahrt werden sollen.

Bremen. Bremen, 16. März. (Wes. Ztg.) Die heu⸗ tige außerordentliche Sitzung der Bürgerschaft in der Rathhaus⸗ halle war der Frage über die vom Senat nochmals beantragte Wahl eines Abgeordneten zum Staatenhause des erfurter Reichs⸗ tages gewidmet. Der Präsident theilte, als Mitglied der Deputa⸗ tion fur die auswärtigen Angelegenheiten, mit, daß diese Deputa⸗ tion gestern zusammenberufen worden und die Kommissarien des Senats das auf die Austrittserklärung Hannovers bezügliche Pro⸗ tokoll des Verwaltungsraths vom 21. Februar, die Protokolle des⸗ selben vom 1., 4. und 8. März, in welchen sich nichts auf jene Austrittserklärung Bezügliches befinde, und andere Dokumente vor⸗ gelegt haben. Der Wortlaut des Originals der Additional⸗Akte stimme mit den in den Zeitungen zu findenden Abdrücken genau überein. Zunächst schlug Dr. Smidt vor, die Wahl vorzuneh⸗ men. Herr Brandt beantragte indeß, die Bürgerschaft möge dem Senat gegenüber folgende Erklärung abgeben:

„Die Bürgerschaft hat aus der Mittheilung des Senats vom 13. März ersehen, daß derselbe ihrem Beschlusse, ihr sämmtliche auf das Bündniß vom 26. Mai bezügliche Aktenstücke vorzulegen, nicht nachgekommen ist, und muß sich ihre Rechte in dieser Hinsicht vor⸗ behalten. Sie kann nun nicht umhin, sich dahin zu erklären, daß die vom Senat beim Verwaltungs⸗Rath gemachten und von diesem genehmigten Vorbehalte, so wie auch die vom Verwaltungs⸗Rathe beschlossene Zusatz⸗Akte zu dem Verfassungs⸗Entwurfe, zu ihrer Rechtsgültigkeit für den bremischen Staat der Genehmigung der Bürgerschaft bedbürfen. Sie verkenne nicht, daß die vom 29./30. August v. J. übernommenen Verpflichtungen in ihrer Konsequenz die Wahl zum Staatenhause nöthig machen wurden, wenn das Bündniß, an welches Bremen sich angeschlossen hat, überall noch in seiner ursprünglichen Gestalt bestände, und wenn durch die Zusatz⸗ Akte seine Basis nicht wesentlich verändert worden wäre. Außer⸗ dem könnte in der Vornahme der Wahl ihrerseits eine Anerken⸗ nung der vom Senat beim Verwaltungs⸗Rathe gemachten Vorbe⸗ halte, so wie der von dem letzteren beschlossenen Zusatz⸗Akte liegen. Bevor nun in dieser für den bremischen Staat so höchst wichtigen Angelegenheit eine Uebereinstimmung zwischen Senat und Bürger⸗ schaft erfolgt ist, muß die Bürgerschaft gegen die Absendung eines Abgeordneten sowohl zum Staaten⸗ wie zum Volkshause hiermit ernstlich Verwahrung einlegen.

Herr Seemann beantwortete diesen Antrag; obwohl er es für der Würde der Bürgerschaft unangemessen finde, daß der Se⸗ nat die erwähnten Aktenstücke nicht in gehöriger Form mittheile, sondern durch seine Mitglieder bei der Deputation für auswärtige Angelegenheiten auf die Zeitungen, welche sie enthalten, verweise, so müsse sie doch nunmehr unter so bewandten Umständen Notiz davon nehmen und eine derartige Erklärung abgeben.

Herr H. H. Meier amendi te den Antrag des Herrn Dr. Smidt dahin, daß die Bürgerschaft dabei zugleich erkläre, sie be⸗ halte sich weitere Erklärung über die Mittheilung des Senat vom 13. März vor. Anlangend die verschiedenen Aktenstücke, so seien dieselben den Bürgerschafts⸗Mitgliedern der Deputation für die auswärtigen Angelegenheiten, welche für derartige vertrauliche Mit⸗ theilungen bestehe, bekannt geworden, der Bürgerschaft selbst sie vor⸗ zulegen, sei der Senat nicht verpflichtet. Wenn man nun von der Ansicht auszugehen scheine, daß Hannover ausgetreten sei, so müsse er, wie schon in letzter Sitzung geschehen, darauf hinweisen, daß der Austritt Hannovers eben vom Verwaltungsrath und den verbündeten Regierungen nicht anerkannt werde, daß man vielmehr die hanno⸗ versche Regierung als rechtlich gebunden ansehe. Wenn die Bür⸗

gerschaft nun dem Senat gegenüber ihre verfassungsmäßigen Rechte

wahren zu müssen glaube, so dürfen derartige häusliche Differenzen eine Pflichterfuͤllung des Staates anderen Staaten gegenüber nicht hindern. Der Redner verwies sodann auf das Beispiel Hamburgs, das bereits seine Abgeordneten gewählt und daher auch seinerseits von der Ansicht ausgehe, Hannovers Austritt sei rechtlich als nicht erfolgt anzusehen, und empfahl dringend die Vornahme der Wahl selbst im Interesse derer, welche der Besorgniß sich nicht erwehren können, es werde möglicherweise eine Abänderung des bremischen Wahlgesetzes eine Folge des Anschlusses an die verbündeten Staa⸗ ten sein.

Herr W. Brandt entwickelt die Gründe, welche für Annahme seines Antrags sprächen; die Bürgerschaft müsse die ihr verfas⸗ sungsmäßig zustehende Mitwirkung an der Leitung der auswärti⸗

en Angelegenheiten in Anspruch nehmen und den Senat darauf g geleg

aufmerksam machen, daß sowohl die von dem bremischen Bevoll⸗ mächtigten beim Verwaltungsrath ausbedungenen Vorbehalte, als die vom Senat anerkannte Additionalakte, welche letztere wesentliche Modificationen des Verfassungs⸗Entwurfs bedinge, der Genehmi⸗ gung der Bürgerschaft bedürfen. Der Senat habe sowohl in Be⸗ treff der Vorbehalte als der Additionalakte sich in keiner Weise den Rath der Deputation für die auswärtigen Angelegenheiten erholt und sei es der Würde der Bürgerschaft nur angemessen, wenn sie erkläre, daß sie die ihr gesetzlich zustehenden Rechte nicht beeinträch⸗ tigt sehen wolle. 1

Herr Wischmann: Er müsse noch immer die von den rechts⸗ gelehrten Mitgliedern der Versammlung früher geäußerte Ansicht, daß Bremen an das Bündniß nicht gebunden sei, wenn nicht sämmtliche deutsche Staaten, außer Oesterreich, beitreten, festhalten. Der König von Hannover sei jetzt definitivo aus dem Bunde getre⸗ ten und werde schwerlich je wieder eintreten, der Bund sei also nicht mehr derselbe, der Reichs⸗Verfassungs⸗Entwurf sei ferner um⸗ gestaltet und habe die Bürgerschaft, als mit dem Senat gleichbe⸗ rechtigte Staatsgewalt, das Recht, zu diesen Veränderungen zuzu⸗ stimmen oder ein Veto einzulegen; er könne, namentlich im Hinhlick auf Hannover, nicht dafür stimmen, daß Bremen bei der jetzigen Sachlage noch einen Schritt weiter gehe, und schließe sich dem An⸗ trage des Herrn Brandt an, zu welchem er noch hinzuzufügen vor⸗ schlage: daß die Bürgerschaft zugleich den Senat ersuche, bis nach erledigter Meinungsverschiedenheit die Wahlen auszusetzen. Herr Th. Bastian wies darauf hin, daß es hier namentlich darauf an⸗ komme, wie die Bürgerschaft dem Senat gegenüber in Zukunft bei solchen Fragen stehen werde, und ob sie geneigt sei, etwas von ih⸗ ren Rechten aufzugeben. Auch er könne es unter den jetzt obwal⸗ tenden Verhältnissen nur für politisch klug halten, die Wahl nicht vorzunehmen.

Herr H. H. Meier: Man scheine von der irrigen Voraus⸗ setzung auszugehen, daß Verfassung und Additionalakte einer Genehmigung der Einzelregierungen bedürfen, das sei nicht der Fall.

Herr E. Meyer: Der Stand des Bündnisses sei seines Er⸗ achtens durch die Additionalakte verändert; um sich darüber zu vergewissern, müsse diese der Bürgerschaft als solcher offiziell vor⸗ gelegt werden, dann werde es sich entscheiden, ob das Bündniß noch dasselbe, ob also gewählt werden müsse oder nicht. Herr

Interesse thätig waren.“

Rogge schlug vor: die Bürgerschaft möge erklären: „Nachdem sie von Mitgliedern der Deputation für die auswärtigen Angelegen⸗ heiten Mittheilungen über die Lage des Dreikönigs⸗Bündnisses ent⸗ gegengenommen, daß es unter den obwaltenden Umständen nicht in Bre⸗ mens Interesse sei, die Wahl eines Abgeordneten zum Staatenhause vorzunehmen, sondern es sei hiermit so lange zu warten, bis Han⸗ nover und Sachsen definitiv dem früheren Dreikönigs⸗Bündniß wieder beigetreten und die Verfassung des deutschen Reichs wieder in ihrer ersten Fassung hergestellt worden ist.“ Er müsse es offen aussprechen, daß ihm aus dem Bündniß Gefahren für Bremens Verfassung und Wahlgesetz hervorzugehen scheinen; auch materielle Vortheile könne er bei dem gegenwärtigen Stand des Bündnisses nicht erblicken.

Herr Seemann erwiederte auf die von Herrn H. H. Meier gemachte Bemerkung, daß Art. 4 des Bündnisses sage: die ver⸗ bündeten Staaten verpflichten sich dem Reichstage eine Verfassung nach Maßgabe des beiliegenden Entwurfs vorzulegen u. s. w. Erst, wenn nachgewiesen werden könne, daß eine Verände⸗ rung des Entwurfs durch die Additionalakte nicht bedingt sei, wurde zu der Additionalakte die Bürgerschaft nicht ihre Genehmigung zu ertheilen haben. Die Differenz zwischen Senat und Bürgerschast bestehe eben in der Frage, ob Bremen solche Verpflichtungen drit⸗ ten Staaten gegenüber habe oder nicht.

Herr Dr. Smidt: Bremen könne nicht allein stehen. Wei⸗ gere sich die Bürgerschaft, die Wahl vorzunehmen, so handle sie den übernommenen Verpflichtungen entgegen und vermeide damit keinesweges, daß Bremen den vom Reichstage zu fassenden Be⸗ schlüssen sich fügen müsse. Der einseitige Protest der Bürgerschaft könne die Wahlmänner nicht verhindern, den Wahlakt zu vollziehen. Auch der Senat werde nicht umhin können, die Wahl zum Staaten⸗ hause vorzunehmen, es sei das seine Pflicht. In der gegenwärti⸗ gen Zeit, wo Einigkeit zwischen Senat und Bürgerschaft vor Allem noth thue, müsse man danach streben, derartige Zwistigkeiten bei⸗ zulegen und empfehle er dringend die Annahme seines Antrages. Pastor Dülon: Das Verbleiben im Bündniß ist dem Inter⸗ esse des bremischen Staats zuwider; allerdings fürchte auch er für Bremens freie Verfassung und Wahlgesetz, die authentische Inter⸗ pretation spreche deutlich sich dahin aus, daß man nach gleichmäßi⸗ gem Wahlgesetze für alle Vereinsstaaten streben müsse. Das ehe⸗ malige Bündniß bestehe faktisch nicht mehr; Hannover stehe ihm feindlich gegenüber, es sei nicht von einem „deutschen Reich“ jetzt nur eine „deutsche Union,“ ein preußischer Bund übrig geblieben. Er halte unter so bewandten Umständen den Senat nicht für be⸗ rechtigt, die einseitige Wahl vorzunehmen. Die Abstimmung ergab, nach Verwerfung des Antrags des Herrn Rogge, wiederum eine Majorität von 10 Stimmen (113 gegen 103) für den Antrag der Linken, die von Herrn Brandt vorgeschlagene Erklärung.

Dagegen überreichten die Herren H. H. Meier, John A. Dröge, F. Winkelmann und viele andere Mitglieder der Mi⸗ norität verschiedene Erklärungen zu Protokoll, welche, unter Ver⸗ wahrung gegen alle nachtheiligen Folgen des heutigen Beschlusses für Bremen, sich dahin aussprachen, daß ihnen das Recht zur Wahl durch Beschluß der Bürgerschaft nicht genommen werden könne, daß sie ferner einerseits in diesem Beschluß nur die Absicht zu erkennen vermöchten, durch formelle Vorwände der Wahl auszuweichen, an⸗ dererseits den Senat als berechtigt ansehen, den von Bremen über⸗ nommenen Verpflichtungen gemäß, die Wahl eines Abgeordneten zum Staatenhause vorzunehmen.

Bremen, 18. März. (Wes. Ztg.) Der Senat hat nun⸗ mehr, in Folge des oben mitgetheilten Beschlusses der Bürgerschaft, allein die vertragsmäßig vorgeschriebene Wahl zum Staatenhause vorgenommen und Herrn Senator Duckwitz zum Vertreter Bremens im Staatenhause ernannt.

Die Weser⸗Ztg. bemerkt über diesen Konflikt zwischen Senat und Bürgerschaft: „Die Majorität der Bürgerschaft derselben Bürgerschaft, durch welche der Anschluß Bremens an das Bündniß vom 26. Mai ausdrücklich genehmigt worden hat durch ihren Beschluß vom 16ten d. (siehe oben) gegen die Wahl zum Staaten⸗ wie zum Volkshause Verwahrung eingelegt. Der Zwiespalt in un⸗ serem Gemeinwesen, welcher alle inneren Verhältnisse ergriffen, hat dadurch auch nach außen hin einen hoöchst bedauerlichen Ausdruck gefunden. Die herrschende Partei hat ihren Willen durchgesetzt. Wenn dieser „Sieg“ der Partei Folgen haben sollte: Bremen hat diese Folgen zu tragen. Die Verwahrung dieser Partei hat übrigens die schon seit längerer Zeit erwählten Wahlmänner nicht abgehalten, heute auch die Wahl zum Volkshause vorzunehmen. Diese Wahl ist auf Herrn Friedrich Winkelmann gefallen, einen der kaufmännischen Sachverständigen, welche bei den in Frankfurt a. M. von Seiten des Reichs⸗Handels⸗Ministeriums veranstalteten Be⸗ rathungen über die Zoll⸗ und Handelsverhältnisse im bremischen

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Oesterreich. Pesth, 15. März. Die Befreiung der un garischen Nationalgarden von der Assentirung wird nun rurch fol gende Bekanntmachung bestätigt. „Im Nachhange zu meiner Kund machung vom 10ten d. M., die Assentirung von Nationalgarden be treffend, bringe ich hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß Se. Ma jestät der Kaiser und König nunmehr mit allerhöchster Entschließung

vom 12ten d. M. anzubefehlen geruht haben, daß die Abstellung

der Nationalgarden zum Kaiserlichen Militair, ob dieselben aus marschirt waren oder nicht, nicht mehr stattfinden soll und daß die bereits Assentirten wieder zu entlassen seien Es versteht sich übrigens hierbei von selbst, daß

allgemeinen Rekrutirungs⸗Verschriften noch der Militairpflicht un⸗ terliegen, diese Pflicht fortan aufrecht zu bleiben habe. Möge die⸗ ser allerhöchste Gnadenakt dazu beitragen, die im Lande vorherr⸗ schende befriedigende Stimmung allgemein zu machen und vollkom⸗ men zu befestigen, damit die dem Lande durch die Revolution ge⸗ schlagenen Wunden bald vernarben, und ein gedeihlicher Boden für die Segnungen des Friedens gewonnen werden könne. Hauptquar⸗ tier Pesth, 15. März. Der K. K. Civil⸗ und Militair⸗Gouverneur in Ungarn, Haynau, Feldzeugmeister und Kommandant der dritten Armee.“ vCE11“

Graf Stephan Batthyany hat . Ge sandten in London die Erklärung eingeren 48 nach Ungarn zuruck⸗ kehren zu wollen. Graf Emmerich Batthvand, Ober⸗Stallmeister und gewesener Septemvir, ist hier

Die Pesther Ztg. enthält Fehcenn es: „Von Seiten der insurrectionellen Regierung wurden bekanntlich viele Individuen wegen ihrer Anhanglichkeit an die legitime Regierung und den Thron in Fesseln und Kerker geworfen. Namentlich war dies mehr⸗ fältig in jenen Gemeinden der Fall, welche die Rekrutenstellung und andere Leistungen an die Rebellen⸗Regierung verweigerten. Wohl dürften im Laufe der Zeit diese Individuen durch die rekon⸗ struirten Behörden wieder ihre Freiheit erlangt haben; um

insofern Individuen, die in der Nationalgarde eingereiht waren, nach den

sich jedoch hiervon die vollkommene Ueberzeugung zu verschaffen,

haben Se. Excellenz der K. K. Feldzeugmeister und Armee⸗Ober⸗

Kommandant in Ungarn und Siebenburgen, Freiherr von Haynau, eine allgemeine Revision der Gefängnisse im ganzen Kronlande an⸗ geordnet und den K. K. Militair⸗Distrikts⸗Kommandos zugleich aufgetragen, über den Stand und die Einrichtung des Gefängniß⸗ wesens einen detaillirten Bericht zu erstatten, um auf solche Weise auf die Beschleunigung der etwa durch die Zeitereignisse verzöger⸗ ten Untersuchungs⸗Prozesse hinwirken und anderen der Humanität widerstrebenden Uebelständen begegnen zu können.“

Frankreich. Paris, 16. März. Gestern Abend versicherte man, daß Graf d'Orsay vom Präsidenten der Republi mit einer außerordentlichen Mission nach St. Petersburg beauftragt sei.

Dem Corsaire zufolge, werden die neuen Gesetz⸗Entwürse, welche die Regierung, wie man sagt, schon nächsten Montag ein⸗ bringen will, folgende Bestimmungen enthalten: Wiedereinführung

des Zeitungsstempels; Erhöhung der Caution von 24,000 Fr. auf

48,0900 Fr.; Censur für Zeichnungen und Lithographieen. Das Letzte wird bezweifelt. Der Constitutionnel enthält Folgendes: „Einige Journale kündigen an, daß Herr Thiers mit Abfassung eines neuen Preßgesetzes beauftragt worden sei. Diese Nachricht ist gänzlich falsch.“

Seit einigen Tagen werden mit neuen für die Leuchtthürme an den französischen Küsten bestimmten Apparaten interessante Ver⸗ suche gemackt. Die Apparate befinden sich im National⸗Institut Quai de Rilly, und die Ingenieure, welche die Tragweite des Lich⸗ tes beobachten, auf der Terrasse des Palastes von Meudon. Die Versuche sind höchst befriedigend.

Ver wenigen Tagen sah man im französischen Theater zu Lon⸗ don bei der Vorstellung der Krondiamanten in der Königlichen Logr: die Königin, den Prinzen Albrecht und den Herzog von Sach⸗ sen⸗Gotha; in der früher Bonavarte gehörigen Loge: Ludwig Phi⸗ lipp, die Königin Amalie, die Generale Dumas und Oudot; in einer anderen Loge Herrn und Frau Ledru Rollin; endlich in den gesperrten Sitzen den Herzog von Aumale und den Bürger Caus⸗ sidière.

Herr Baze, Repräsentant und Quästor der National⸗Versamm⸗ lung, ist au Stelle des Herrn Baroche zum General⸗Prokurator der Republik ernannt worden.

Gegen den 15. April soll in den Gobelins eine Tapeten⸗Aus⸗ stellung stattfinden, von der Außerordentliches erzählt wird.

Die Schaufenster der Kunsthandlungen bieten seit gestern die Portraits der drei neuen pariser Repräsentanten: Carnot, Vidal, Deflotte.

Im keben erschienenen Messager de la Semaine liest man folgende Erklärung, die als ein Ausdruck der Majorität angekün⸗ rigt wird: „Die Majorität der National⸗Versammlung ist heute, was sie gestern war, sie ist sogar um zehn Stimmen stärker als fruͤher, sie hat nichts an ihren Rechten verloren, ihr Pflichtgefühl ist aber nur noch kräftiger geworden. Die Majorität der gesebzge⸗ benden Versammlung hat von der Constituante loyale, aber ohne Vertrauen, Instilutionen übernommen, denen sie nie ihre Zustim⸗ mung gegeben hätte, Institutionen, in denen der Geist der Unord⸗ nung eingefleischt ist, die sich ewig gegen sich selbst verschwören. Die gesetzgebende Versammlung mußte sich vornehmen, diese Ein⸗ richtungen zu respektiren, aber sie wußte wohl, daß sie das Land trotz derselben würde retten müssen. Das Resultat auf dem Stadt⸗ hause hat sie daher nicht überrascht. Sie wußte, daß das gegen⸗ wärlige Wahlsystem nur ein Hasardspiel ist, in welchem die Wurfel zum Voraus im Interesse der Revolutionairs gefälscht sind. Eine solche Erinnerung, wie die letzten Wahlen, wird aber für sie nicht verloren sein.“ 1

Im Bürcau des Nouveau Mon de ist heute eine neue Brochüre von Mazzini: „Der Papst im neunzehnten Jahrhundert“ erschie⸗ nen. Ledru Rollin's neuestes Werk: „Ueber Englands Verfall“ ist unter der Presse.

Hert Edmund Blanc, unter Barrot Kabinetsvorstand, ist zum Generalinsocktor zweiter Klasse der Wohlthätigkeitsanstalten ernannt National sagt: „Wir haben die Wahlen vom 10. März 1850 mit jenen vom 8. Juli 1849 verglichen, weil zu diesen Zeit⸗ punkten beide Listen, die sozialistische, so wie die royalistische, dieselbe Bedeutung hatten. Der Fortschritt der demokratischen Meinung geht aus diesem Vergleiche klar hervor. Die Gesammtzahl der im Juli 1849 den drei ersten royalistischen Kandidaten zu Theil ge⸗ wordenen Stimmen war 376,774, die der ersten drei demokratisch⸗ sozialistischen 291,638. Bei der Wahl des 10. März vereinigten die drei royalistischen Kandidaten 375,468 und die demokratisch⸗ sozialistischen Kandidaten 388,218 Stimmen. Verlust der Royalisten 1306, Gewinn der Socialisten 96,580. Die Royalisten können üͤbrigens ihre Lage nicht der Indifferenz der Partei zuschreiben, denn in den Bezirken, welche bisher die Majorität hatten, fehlten blos 28,048 Wähler, während in den demokratischen Bezirken ihre Anzahl 38,191 betragen hat.“⸗ ““

Aus dem Schlosse Amboise sind 16 Araber in ihre Heimat entlassen werden, darunter Abd⸗el⸗Kaders Onkel, ein hundertjähriger Greis. 88 Der Giftmischer Aymé stand gestern vor den Assisen des Seine⸗Departements. Dem Verdikt der Jury zufolge, das Schul⸗ dig erkannte, wurde er zum Tode verurthäilt.

Paris, 17. März. Diesen Morgen um 10 ½ Uhr hatte der englische Gesandte Lord Normanby eine lange Konferenz mit dem Präsidenten der Republik. Nach derselben fand Ministerrath statt. Aufangs April werden, wie man glaubt, der Wahl⸗Resultate wegen, folgende Regimentsveränderungen vorgenommen werden. Das 9te Dragoner⸗Regiment, stationirt in Lyon und bekannt aus den vortigen Unruhen, wechselt mit dem 2ten in Paris die Garni⸗ son. Das 2te Chasseurs⸗Regiment, bekannt aus den Unruhen von Niort, kömmt nach St. Germain, das 1ste Kürassier⸗Regiment von dort nach Lille. Das 5te Husaren⸗Regiment, jetzt in Pontivy, und das 5te Lanciers⸗Regiment, jetzt in Paris, wechseln die Garniso⸗ nen. Das erste Lanciers⸗Regiment endlich kömmt statt des 4ten Dragoner⸗Regiments nach Versailles.

Die Ernennung des Herrn Royer (nicht Baze) zum General⸗ Prokurator an die Stelle des Herrn Baroche ist nunmehr definitiv.

Das vollständige Resultat der Departements⸗Wahlen, wie es jetzt offiziell mitgetheilt wurde, ist folgendes: Gemäßigte: Allier: Dufour; Ardèche: de la Tourette; Arriège: General Pelet; Cher: Poile⸗Desgranges und Voigué; w oula Oberrhein: Dollfuß und Migeon; Loire: Anglis; Var: Siméon. Sozialisten: Niederrhein: Gerard, Vidal, Valentin, Laboulaye und Hochstuhl; Ober-Vienne: Ducoux; Ober⸗Loire; Maigne; Oberrhein: Kestner; Loire und Cher: d'Etchegoyen; Nievre: Ch. Gambon; Laone und Loire: Esquiros, Madier de Montjau, Cha⸗ rassin, Buvignier, Hennequin und Dain; Var: Clavier. Also unter 28 Ersatzwahlen 10 Gemäßigte.

Im Napoleon liest man:; „Die Wahl von Paris wirft ein Licht in die Tiefen der Gesellschaft. Das Uebel zeigt sich, und

Ober⸗Pyrenäen: de Goulard;

vor dieser Enthüllung sind alle politischen Wolken gewichen. Der Präsident der Republik, die Ehre einer großmüthigen Initiative in Anspruch nehmend, hat sich mit jeder Hingebung und jeder Er⸗ fahrung umgeben wollen. Man hat aus dem Eifer, mit welchem die angesehensten Männer auf diesen Ruf geantwortet haben, ge⸗ sehen, wie viel wahrer Patriotismus im Geiste gewisser Parteien, die so oft eines Hinterhaltes beschuldigt wurden und in den Ansich⸗ ten von Staatsmännern, die man so oft persönlichen Eigennutzes de⸗ schuldigt hatte, vorhanden sei. Die Wahl des 10. März hat die Einheit zwischen beiden großen Staatsgewalten festgeschlossen und besiegelt. Es ist dies nicht das erstemal, daß unkluge Gegner der Sache dienen, welche sie bekämpfen wollen. Ein solches Resultat bringt die ministeriellen Fragen in ein anderes Licht, es handelt sich nicht darum, zu wissen, wer Minister sein werde, sondern, was das Ministerium im Einklange mit der National⸗Versammlung thun werde. Es ist nicht unsere Sache, die Entschließun⸗ gen der Regierung und der National ⸗Versammlung zum voraus zu beurtheilen. Was wir mit festzustellen haben, ist ihre vollkommene Eintracht, ihr Wetteifer, der Gesellschaft alle Garantieen zu geben, welcher sie mehr als je bedarf, und welche zu fordern sie berechtigt ist. Den Tag nach einer Ueberraschung, welche, es ist wahr, durch untergeordnete Umstände herbeigeführt wurde, die jedoch, wenn man nicht die Gefahr begreift, eines Ta- ges die allgemeine Angelegenheit der Ordnung und Bildung in Frage stellen könnten. Die Barbaren sind Lor unseren Thoren, aber gemach, sie sollen den Platz weder durch List, noch Gewalt ein⸗ nehmen. Hinter unseren Wällen steht zahlloses Volk, das, trotz einiger Verräther, für immer den Triumph eines Feindes unmöglich macht, dessen einziges Ziel die Plünderung ist. Die oberste Lei⸗

tung der europäischen Demagogie ist einem Comité, welches

den Namen „kosmopolitisches Comité“ führt, anvertraut. Unter diesem Comité steht ein anderes, das den Namen „Comité der Völker“ führt. Das erstere, welches bisher in der Schweiz seinen Sitz hatte, ist eine Union der Demagogenchefs, welche den anarchischen Wühlereien Europa’'s die Direction geben. Das zweite besteht aus Kommissionen der auf Betrieb des ersteren in jedem Staate gegründeten Propaganda. Bakunin, Heubner und Röckel sollen aus Dresden entwichen sein und sich nach Paris ge⸗ wendet haben. Struve, der heimlich in Paris war, soll sich nach Genf begeben haben, wo am 15ten ein großer Kongreß stattfinden wird.

Die Assemblée Nationale findet in der Haltung der Ma⸗-⸗ jorität der National⸗Versammlung eine Bekräftigung dessen, daß sie im Rechte gewesen, indem sie die Namen der Kaufleute, welche für die Sozialisten gestimmt, der Oeffentlichkeit übergeben. Sie sagt, nicht nur das Bewußtsein einer Pflichterfüllung tröste sie, sondern auch die Haltung der Kammer sei eine Belohnung für sie. Uebrigens druckt heute die halboffizielle Patrie jenen Artikel der Assemblée Na⸗ tionale nach und ertheilt demselben ihre Billigung. Die Namens⸗ anführung der Assemblée Nationale war nicht genau. Fünf Kaufleute, welche genannt wurden, protestiren heute und erklären, für die Wahlunion gestimmt zu haben. Zwei der von der Assem⸗ blée Nationale angezeigten Kaufleute, die Herren Croce Spi⸗ nelli (der erste Diamantenhändler von Paris) und Guerlain, haben noch gestern eine Entschärigungsklage eingereicht. Die Redacteure der Oppositions⸗Journale hielten gestern Abend eine Sitzung, um über ein gemeinschaftliches Verfahren gegen das Versahren der As⸗ semblée Nationale zu beschließen.

Ein gestriges Börsengerücht von Zurückziehung des Paris⸗ Avignoner Eisenbahn⸗Projektes war ungegrundet. Dasselbe wird Montag über acht Tage zur Verhandlung kommen.

Die Gazette de France fragt, wie es komme, daß die Ar⸗ mee, welche am 1. März votirte, theilweise Stimmen für die drei Kandidaten der Wahl⸗Union habe abgeben können, da doch dieselbe ihre Kandidaten erst am 4. März öffentlich bekannt gegeben.

Morgen um 2 Uhr wird die Vermählung des Herrn Will mit der Tochter des Herrn Guizot in der reformirten Kirche statt⸗ finden. Der Revpräsentant und evangelische Pfarrer Cocquerel

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wird die kirchliche Einsegnung vornehmen.

Die Blokade der Insel Syra ist, heute aus Athen einlaufen- den Briefen zufolge, unter dem Rufe: Es lebe Frankreich! aufge⸗ hoben worden. G

In Ajaccio hat die Munizipalität die Statue des Kaises Na- poleon auf dem Marktplatze aufstellen lassen.

Die pariser Korrespondenz⸗Artikel des Lloyd in Wien, welche einige Aufmerksamkeit erregt haben, rühren angeblich von Herrn Debreaux, einem Mitarbeiter des Journal des Débats, her.

Der Präsident der Republik hat auf Berichterstattung des Un⸗ terrichts⸗Ministers, die heute im Moniteur abhgedruckt ist, ange⸗ ordnet, daß die plastische und epigraphische Sammlung, die aus Mittel⸗ und Klein⸗Asien von Herrn Lothin de Laval hierher ge⸗ bracht wurde und welche der Staat erworben hat, der assyrischen Gallerie des Louvre einverleibt werde.

Der Corsaire will wissen, daß die Ministerkrisis noch nicht beendigt sei, und daß General Grammont Kriegs⸗Minister werden dürfte.

Es soll die Einbringung der neuen Gesetze noch nicht ganz entschieden feststehen.

Großbritanien und Irland. London, 16. März. Das Unterhaus hat die vom Kanzler der Schatzkammer geforderten Subsidien im Betrage von 9,200,000 Pfd. St. bewilligt. Das vom Kanzler der Schatzkammer vorgelegte Budget von 1859 weist eine Mehreinnahme von 1,500,000 Pfund Sterling auf. Die Re⸗ gierung schlägt vor, die Hälfte dieses Ueberschusses zur Tilgung der Staatsschulden und das Uebrige zur Reduction der Stempel⸗ Gebühren auf Uebertragung von Eigenthum im Werthe von 1000 Pfd. Sterl. und darüber, auf hypothekarische und Pacht⸗Kontrakte, so wie zur Abschaffung der Steuer auf Ziegelsteine, zu verwenden. Die Verminderung der Staats⸗Einnahme durch den Ausfall der letzteren Steuer würde sich auf etwa 450,000 Pfd. Sterl. und durch die Reduction der genannten Stempelgebühren auf 300,000 Pfd. Sterl. belaufen. . 1

Lord John Nussell zeigte gestern positiv an, daß er im Namen der Regierung nach den Osterferien eine Bill, die Aufhebung des Amtes eines Lord⸗Lieutenants in Irland betreffend, vorlegen werde.

Lord Stanley interpellirte in der gestrigen Sitzung des Ober⸗ hauses über die griechische Frage. Der Präsident des Geheimen Raths, Lord Lansdowne, entgegnete, es scheine ihm nicht passend zu sein, über diesen Gegenstand eine Diskussion zu eröffnen, da die Unterhandlungen noch im Gange seien. Aus der Antwort Lord Lansdowne's ging hervor, daß die französische Vermittelung an⸗ fänglich von dem französischen Gesandten Drouyn de Lhuys als persönlicher Vorschlag ohne Ermächtigung von Seiten seiner Regie⸗ rung angeboten worden sei. Indessen habe Lord Palmerston den briti⸗ schen Gesandten am griechischen Hofe, Herrn Wyse, von diesem Anerbieten in Kenntniß gesetzt. Der offizielle Vorschlag der französischen Re⸗ gierung sei erst einige Tage später eingetroffen, und da habe Lord Palmerston es sich angelegen sein lassen, dem in Griechenland be⸗ stehenden Zustand der Dinge ein Ende zu setzen.

Der Lord⸗Lieutenant von J 1s b ; 2 9* ant v rland hat die öffe am 8† r. mittelst Proclamation L ausage her Lord⸗Mayor von London hat den rin⸗ . einem Bankett eingeladen, welches in Nhan son, Prin 2 die große Industrie⸗Ausstellung für alle Nationen veranstaltet wer⸗ den soll. Um dem Feste einen greßartigen nationalen Charakter zu geben, hat der Lord⸗Mayor die Bürgermeister aus 154 Städten Feslaas Sece hn und Irlands eingeladen. der Graf von Airlie und Lord Blantyre sind als schytti 2 2 2 7. 0 8 Repräsentativ⸗Pairs in das Oberhaus gewählt. le schottische

Dänemark. Kopenhagen, 16. März. (Alt. Merk.) In der heutigen Sitzung des Volksthings wurde zur dritten Be⸗ rathung über das Gesetz geschritten, welches das provisorische Ge⸗ setz vom 29. Oktober 1849 in Betreff der Ausschreibung zum Land⸗ kriegsdienste für das Jahr 1850 bestätigt. Zu diesem folgender⸗ maßen abgefaßten Gesetze: „Die durch das provisorische Gesetz vom 29. Oktober 1849, in Betreff der Ausschreibung zum Landkriegs⸗ dienste für das Jahr 1850 gegebenen Bestimmungen werden bestä⸗ tigt“, wurde von Tscherning und mehreren Anderen ein Amen⸗ dement gestellt, wonach hinzufuͤgt werden sollte: „doch daß von der in Folge §. 1 ausgeschriebenen Mannschaft zu Ingenieurtruppen und Konstablern eine doppelt so große Anzahl als diejenige genommen wird, woraus der gewoͤhnliche jaäͤhrliche Zuwachs besteht.“ Der Kriegsminister widerrieth dieses Amendement, „weil wir in einem Moment uns befänden, wo, nach der Meinung Vieler, ein Ausbruch von Feindseligkeiten nahe bevorstehe“, und weil man das⸗ selbe auf administrativem Wege erreichen könne. Das Amendement wurde demnach aufgegeben und das Gesetz allein darauf mit 89 Stimmen einstimmig angenommen. „Der General Krogh hat den Oberbefehl des Heeres wieder übernommen.

Italien. Turin, 13. März. (Fr. B.) Das Gesetz über die Civilliste des Königs und der Königin Wittwe (Karl Albert's Gemahlin) ist im Senate einstimmig angenommen worden. Die Deputirten⸗Kammer hat mit sehr starker Majorität das Gesetz über Abschaffung der Strafen wegen Nichtbeachtung der kirchlichen Feier⸗ tage angenommen.

Florenz, 10. März. Dem Costituzionale zufolge, soll das englische Kabinet an das toskanische Ministerium eine ähnliche Geldforderung wie an die griechische Regierung gestellt haben. Sie betrifft den Schaden, welchen englischen Unterthanen durch das Bombardement von Livorno verursacht worden ist.

Neapel, 9. März. (Lloyd.) Dem Könige ist eine mit mehr als 20,000 Unterschriften unterzeichnete Petilion überreicht worden, in welcher die Aufhebung der Constilution verlangt wird.

Spanien. Madrid, 12. März. (Fr. B.) Die Personen, welche die Gerüchte von einer Ministerveränderung ausstreuen, be⸗ nutzen die unbedeutendsten Umstände. So genügte es ihnen, gestern an einem Besuche, den Herr Mon seinem Bruder Herrn Pidal im Palaste machte, dessen Berufung ins neue Ministerium anzukündi⸗ gen. Die Königin soll zu einem Minister geäußert haben: „Es ist doch sonderbar, daß alle Welt von einer Ministerkrisis weiß, nur wir Beide nicht.“

General Cordova hat das Generalkapitanat von Madrid an⸗ genommen. Morgen werden ihm die Offiziere der madrider Gar⸗

nison aufwarten.

General Calonge, Militair⸗Gouverneur von Madrid, hat seine

Demission zurückgezogen und behält seine Stelle.

Seit gestern geht die Rede von einem nächstens bevorstehenden Duell zwischen einem Adjutanten des Generals Cordova und einem Redacteur der Patrie.

Die Börse bessert sich. Heute macht 3 %: 28 ¾.

Danllagun.

Der unterzeichnete Vorstand beehrt sich hierdurch für das von Fräu⸗ lein Jenny Lind am 8Sten d. M. zum Besten seines Fonds veranstaltete Konzert derselben den wärmsten, innigsten Dank zu sagen.

8 Neben der edlen Künstlerin, die mit der größten Bereitwilligkeit ihr seltenes Talent dem guten Zwecke weihte, unterstüͤtzten denselben freundlichst die Königl. Kammersängerin Fräulein Leopoldine Tuczek, Herr Kapell⸗ meister Taubert, Herr Pixis und der Königl. Domchor unter gefälliger Leitung des Herrn Musikdirektors Neithardt, denen wir hiermit, so wie dem Herrn Hof⸗Musikalienhändler Bock für seine mannigsachen Bemühungen, gleichzeitig bestens danken. 3 6 Der Ertrag des Konzerts betrug nach Abzug der Kosten inkl. der Ge⸗ schenke Sr. Majestät des Königs, Ihrer Majestät der Königin, der Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses (39 Friedrichsdor und 4 Dukaten) 1920 Rthlr. 20 Sgr. Berlin, den 19. März 1850. Der Vorstand des Frauen⸗Vereins zur Abhülfe der Noth unter den kleinen Fabrikanten und Handwerkern. Isabella Behr, Vorsteherin. Marianne Mendelssohn, Stell⸗ vertreterin. Johanna Dunker, Schriftführerin. Julie Naunpn, Stellvertreterin.

önigliche Schauspiele.

Donnerstag, 21. März. Im Schauspielhause. 50ͤte Abonnements⸗

Vorstellung: Isidor und Olga, Trauerspiel in 5 Abtheil., von E. Raupach. Anfang halb 7 Uhr.

Wegen Unpäßlichkeit des Herrn Krüger kann das Lustspiel: Die Einfalt vom Lande, nicht gegeben werden.

Freitag, 22. März. Im Opernhause. 38ste Abonnements⸗ Vorstellung: Jubel⸗Ouvertüre, von C. M. v. Weber. Hierauf: Volksgesang, den Preußen gewidmet, von Spontini. Die So werden ausgeführt von den Königlichen Sängerinnen Frau Köste und Fräul. Tuczek, so wie von den Königlichen Sängern Hern Manrius, Pfister, Bötticher und Zschiesche. Und: Das hübs Mädchen von Gent, großes pantomimisches Ballet in 3 Akten und 9 Bildern, scenirt von Hoguet. (Vorletzte Vorstellung dieses Bal lets unter Mitwirkung des Fräul. Lucile Grahn, Anfang halb 7 Uhr. 8

Königsstädtisches Theater. Donnerstag, 21. März. Zum erstenmale: Die Rose von Avignon. Romantisches Schauspiel in 4 Akten, mit freier Be⸗ nutzung einer Episode des Romans: „Memoires d'un Notaire, de Pontmartin“, von Charlotte Birch⸗Pfeiffer.

Die neuen Decorationen des dritten Akts: das Innere eines Pavillons und die Ueberschwemmung der Rhone, sind vom Deco⸗ rations⸗Maler und Maschinenmeister Herrn Köhn, vom Großher⸗ zoglichen Hof⸗Theater zu Karlsruhe (neu engagirtes Mitglied).

Freitag, 22. März. Zum erstenmale wiederholt: Die Rose von Avignon.

Sonnabend, 23. März. (DJtalienische Opern⸗Vorstellung.) Otello il Moro di Venezia. (Othello, der Mohr von Venedig.) Oper in 3 Akten. Mussk von Rossini. (Sga. Claudina Fiorentini:⸗- Deademona, als Gastrolle’) 8