1850 / 86 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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annigfaltigkeit und Dringlichkeit zu vergleichen, abgesehen davon, in allen diesen Ländern ganz andere Hülfsmittel eine weit er⸗ giebigere Mithülfe von Seiten der Betheiligten in Aussicht ge⸗ 8 Auch in Oesterreich erkannte man, als an die 6 . direkten Besteuerung Hand angelegt wurde, die No nn 8,savi⸗ Arbeiten der Grundsteuer⸗Regulirung für die deutschen und s Vrovinren in strer vbersten Lei von der laufenden Ver⸗ chen Provinzen in ihrer obersten Leitung Se ungs⸗ waltung zu trennen und einer eigenen 5 eg Hof⸗Kommission zu übertragen. 56 ihs b etretenen steuer⸗Provisorium ausgeführt war 18 hede ser hs Umstände eine Einschränkung lafig . Fof⸗Kommis⸗ Folge hatten, hielt man es für zulasstg, of⸗Kanzlei zu⸗ zuweisen. Gegenwärtig hingegen, wo die Aufga 1““ erwaͤhnten ausgedehnteren Umfang ““

gewes t: per ieden werden, eine eigene Hof⸗Kommission war, saht es nicht vermiede 8 b EE beßeneral⸗Direction des Grundsteuer⸗Katasters“ Fencaait Sechet und häͤtte in unmittelbarer Unterordnung unter den Finanz⸗Minister, die Ausführung. der im Zuge be— gsriffenen Operationen des stabilen Katasters in allen Kron⸗ jändern des Kaiserstaates, dann des Grundsteuer⸗Provisoriums ändern, wo die Grundbesteuerung noch nicht geregelt ist, und den technischen Theil der Evidenzhaltung und die periodische Revision des Katasters in jenen Kronländern, in welchen die Ka⸗ tastral⸗Operationen durch den seit ihrer Vollendung abgelaufenen Zeitraum an praktischen Werth verloren haben, zu übernehmen.

Diese General⸗Direction hätte in Absicht auf den Personal⸗ stand eine Section des Finanz⸗Ministeriums zu bilden.

Nach dem Umfange der dieser General⸗Direction ge⸗ stellten Aufgabe wird dieselbe unter der Leitung eines General⸗ Direktors, dem der Charakter und die Genüsse eines Sections⸗ Chefs im Finanz⸗Ministerium zu verleihen wären, in, drei Abthei⸗ lungen zerfallen, nämlich:

a) ein Vermessungs⸗Departement,

p) ein ökonomisches Departement zur Ausfüh

für den stabilen Kataster,

c) ein Verwaltungs⸗Departement.

Das Vermessungs⸗Departement würde die sämmllichen Ver⸗ nessungsgeschäfte im technischen Theile sowohl als in Beziehung

auf das dabei verwendete Personale zu übernehmen nnd auch die Evidenzhaltung in diesen beiden Beziehungen zu überwachen haben.

Das ökonomische Departement würde sich mit der Durchfüh⸗ ung der Ertragsschätzungen und der Reclamationen und mit den

Vorbereitungen zur Anwendung der Katastral⸗Resultate zu beschäf⸗ tigen haben; auch würde die Ausführung jener Bestimmungen zu nem Wirkungskreise gehören, welche die frühere Benutzung der ür den stabilen Kataster vorbereiteten Materialien und ihre An⸗ wendung auf die Ertragsausmittelung im Grundsteuer⸗Provisorium zum Zwecke haben. Endlich läge die Aufstellung der Grundsätze und die Durchführung der Revision des bereits in Anwendung stehen⸗ den stabilen Katasters dort, wo die Nothwendigkeit in Absicht auf die Ertrags⸗Ausmittelung eintritt, in seiner Aufgabe.

Das Verwaltungs⸗Departement hätte die allgemeinen Syste⸗ mal⸗Arheiten zu liefern, und insbesondere sich mit der Ausführung des Grundsteuer⸗Provisoriums in den Ländern, in denen die Grundsteuer nicht geregelt ist, zu beschäftigen, soweit es sich nicht um Gegenstände havdelt, die ihrer Beschaffenheit nach in eines der beiden anderen Departemente gehören.

Der Personalstand dieser General⸗Direction hätte zum Theil aus stabilen Beamten, zum Theile aus zeitlich beigezogenen ver⸗ trauungswürdigen Personen zu bestehen. Die Aufrechthaltung der Bestimmung, daß die Katastral⸗Vermessung sich in enger Verbindung mit den militairischen Triangulirungs⸗ und Landesaufnahmen halte, verbunden mit dem Umstande, daß bei der größeren Ansdehnung der Katastral⸗Vermessung die Nothwendigkeit eintreten wird, die tech⸗ nisch ausgebildeten Kräfte des Militairs in Anspruch zu nehmen, machen es räthlich, die Leitung der Arbeiten dieses Departements

mit jener der Katastral⸗Vermessungs⸗Direction zu vereinigen und, wie bisher, zum Vorsteher dieses Departements und Katastral⸗Ver⸗ messungs⸗Direktor einen ausgezeichneten Stabs⸗Offizier zu bestim⸗ men, und ihm außer einem stabilen Beamten für die vorkommen⸗ den Konzeps⸗Arbeiten die durch die Ausdehnung der Operationen

bedingte Anzahl von technisch gebildeten Individuen für die Trian⸗ gulirungs⸗Berechnungen und für die übrigen vorkommenden Arbei⸗ ten beizugeben.

Den beiden anderen Departements wären Ministerial⸗ oder Sections⸗Räthe vorzusetzen und jedem derselben ein Secretair, ein Konzipist und ein Konzeps⸗Adjunkt, die dem Gesammtstatus des

Finanzministeriums einzureihen wären, beizugeben.

Diese beiden Departements, insbesondere aber das zweite, wer⸗ den aber außer der bezeichneten Anzahl stabiler Beamten noch meh⸗

rere mit den landwirthschaftlichen Verhältnissen und mit dem Kultur⸗ stande der Kronländer, in welchen die Operationen im Zuge sind, vollkommen vertraute Männer, die an den Arbeiten sowohl bei der General⸗Direction, als in den betheiligten Kronländern thätigen Antheil zu nehmen haben, benöthigen.

Ich habe die Absicht, sofern Ew. Majestät diesen Anträgen die Allerhöchste Genehmigung zu ertheilen geruhen, aus jedem der ein⸗ zelnen Kronländer, in denen das Grundsteuer⸗Provisorium auszu⸗

führen ist, oder die Vorbereitungen für das stabile Kataster noch nicht getroffen wurden, eine angemessene Anzahl solcher Männer einzube⸗ rufen, sie hier mit den Zwecken und Erfordernissen der Aufgabe vertraut zu machen, ihre Kenntnisse hierorts für die zweckmäßigste Einrichtung des Geschäftes zu benutzen und sie dann in den ver⸗ schiedenen Ländergebieten zur Prüfung der Arbeiten und Erzielung einer übereinstimmenden Vollführung zu verwenden.

Nachdem die Bestimmung dieser Vertrauensmänner nur eine vorübergehende wäre, und es auch im Interesse des Dienstes gele⸗ gen sein kann, zuweilen einen Wechsel in denselben eintreten zu lassen, so wären sie nicht zu besolden, sondern für die Zeit ihrer Verwendung angemessen zu entschädigen.

Der General⸗Direktor wird eines Hülfsarbeiters benöthigen

und ihm ein Ministerial⸗Konzipist beizugeben sein.

vaeen nhg⸗ des Katasters und das lithographische

Drgane wären der General⸗Direction als Hülfs⸗

e- abaderüschene⸗ und wegen der zahlreichen Rechnungs⸗

Personalstandes Arbeiten müßte eine Vermehrung des

standes bei dem Rechnungs⸗Departement für die direkten

Steuern ei 1 2 5 schreiten varzueen, welche vier Köpfe wahrscheinlich nicht uͤber⸗

ig der Schaͤtzungen

Die ehrfurchtsvollst angebogene vesne zeigt den Personal⸗ 35. Derselbe ist nach dem streng⸗ sten Bevarfe bemessen und stellt sich . unabweisliches I“ 2 ¹ n, in denen bei dem Finanz⸗Ministe⸗ rium aai Seee. noch nicht auf das Möͤß zurüd. geführt werden konnte, nach Möglichkeit aus viesem Personalstande gedeckt werden wird, vaher auch der ausgewiesene Geldbetrag nicht 2 ermehrung des bisherigen Aufwandes betrach

stand an stabilen Konzepts⸗Beamten.

var, welches in den Kategorieen,

vollständig als e

des Zweckes, um den es sich handelt, vollständig gerechtfertigt ist. Die Kanzlei⸗ und Manipulations⸗Geschäfte werden von den Hülfsämtern des Finanz⸗Ministeriums besorgt werden. —Ddiesen allerunterthänigsten Anträgen hat der Ministerrath vollständig beigestimmt. Wien, 14. März.“ 829 Die obigen Anträge sind unterm 19ten d. vom Kaiser geneh⸗ migt worden.

Nassau. Wisbaden, 22. März. (Frankf. Bl.) Se. Ho⸗ heit der Herzog ist heute Vormittag nach Wien gereist. Ins der gestrigen Sitzung der Kammer theilte der Minister⸗ Präsident von Wintzingerode eine Aeußerung der Regierung über die Ab⸗ stimmung, das Ausgabe⸗Budget für den herzoglichen Haushaltbetreffend, mit, worin gegen die verfassungswidrige Herabsetzung der angeforderten Summe protestirt, und auf dem Fortbezug der Summe von 300,000 Fl. bis zur definitiven Regulirung der Civilliste, oder bis zur Entlassung des richterlichen Ausfpruches bestanden wird. Nach einem Nachtrag zur Beantwortung der vom Abgeordneten Braun gestellten In⸗ terpellation, den Stand der Gesetzgebung betreffend, stellt er das Ersuchen der Regierung, die Kammer möge wo möglich schon in der nächsten Sitzung zur Berathung der Steueranforderungen für Juli bis Septem⸗ ber schreiten. Abgeordn. Raht spricht sich über die Protestation der Re⸗ gierung aus, weist nach, daß dem Landtag nicht nur das Recht der Gelderbewilligung, sondern auch das Recht der Mitaufsicht über die Verwendung der bewilligten Gelder zustehe, und stellt den Antrag: die Kammer möge erklären, daß die Kassabeamten für jede Auszahlung, welche die bewilligte Summe von ;250,000 Fl. übersteigt, mit ihrmm Vermögen zu haften haben. Minister⸗Prä⸗ sidenten Wintzingerode beantragt in seiner Widerlegung den Ordnungsruf gegen den Abgeordneten Raht, weil er nicht zugeben könne, daß die Person eines Ministers mit dem Staats⸗ und Hof⸗ Ministerium als Körper verwechselt werde. Der gestellte Antrag würde jede Disziplin aufheben, die Kassenbeamten hätten zu gehor- chen, die Kammer habe sich an das Ministerium zu halten. Lang beantragt den Druck der von der Regierung gemachten Mitthei⸗ lung. Braun beantragt, über den in der vorigen Sitzung gestell⸗ ten Antrag Rahts zur motivirten Tagesordnung überzugehen. Dieser Antrag wird mit 21 Stimmen angenommen, ebenzso der An⸗ lrag von Braun und Lang, die gedruckte vorerwähnte Mittheilung der Regierung einem besonderen Ausschuß zuzuweisen. Fresenius: Die heuligen Mittheilungen der Regserung stellen eine baldige Ver⸗ tagung des Landtags in Aussicht. Ich frage das Ministerium, ob es in der Lage sei, anzugeben, bis zu welchem Zeitpunkt die Wie⸗ dereinberufung des Landtags erfolgen werde. Minister⸗ Präsident von Wintzingerode: Der Landtag würde spätestens auf den 16. September wieder einberufen werden. Die Versammlung schreitet hierauf zur weiteren Berathuug der Exigenzetats. Bei der Abstimmung werden die Kommissionsanträge auf Bewilligung der geforderten Summen für Forstverwaltung, Berg⸗, Hütten⸗ und Wasserbau, Gränzregulirung, Landvermessung, Landesbibliothek und Alterthumsverein angenommen. Die Berathung über den Exigenz⸗ ctat für das Ministerium der Justiz wird auf eine morgen abzu⸗ halteend Sitzung verschoben.

Lübeck. Lübeck, 23. März. (Börs. H.) In der heutigen Sitzung des Bürger⸗Ausschusses kam in Gegenwart von Senats⸗ Kommissarien zur Verhandlung: 1) Der Entwurf einer Vereinba⸗ rung zwischen dem Senat und der Bürgerschaft über das Verfah⸗ ren bei beharrlicher Meinungs⸗ Verschiedenheit über die Auslegung bestehender Gesetze und der Verfassungs⸗Urkunde. Der Ausschuß beschloß, in Uebereinstimmung mit dem dazu erstatteten Kommissions⸗ Berichte, welcher den Entwurf ungenügend befindet und mehrere Ab⸗ änderungen der Verfassung in Anregung bringt, der Bürgerschaft zu empfehlen, behufs Bearbeitung einer dem Zwecke mehr entsprechen⸗ den Vereinbarung auf Niedersetzung einer gemeinsamen Rath⸗ und Bürger⸗Kommission beim Senate anzutragen. 2) Wer Senats⸗An⸗ trag auf Bewilligung von ferneren 312,000 aus dem Fonds der lübscker Staats⸗Anleihe von 1850 zu den diesjährigen Arbeiten der Trave⸗Correction. Der Ausschuß beschloß, diesen Antrag auf er⸗ statteten Kommissions⸗ Bericht der Bürgerschaft zur Annahme zu empfehlen.

Ausland.

Frankreich. Paris, 24. März. Zu Toulon haben die Linienschisse „Valmy“ und „Ocean“ Befehl erhalten, zur Verstär⸗ kung des Mittelmeer⸗Geschwaders in See zu gehen..

Vorgestern trafen die letzten 80. amnestirten Juni⸗Insurgenten aus Brest mit der Havre⸗Eisenbahn hier ein. Am Bahnhofe wur⸗ den sie von einer Schaar hiesiger Demokraten empfangen und in die Stadt begleitet, wo sie sich in kleine Gruppen theilten und nach verschiedenen Richtungen zerstreuten. Auf dem Bahnhofe zu Rouen hatten sie von einem Journal⸗Verkäufer mit solchem Unge⸗ stüm die Voix du Peuple verlangt, daß die Stations⸗Beamten einschreiten mußten.

Aus Blois wird gemeldet, daß in Folge der dortigen soziali⸗ stischen Repräsentantenwahl eine Menge Weinbestellungen, angeblich wegen der jetzt allgemein gefühlten Besorgniß, zurückgenommen wor⸗ den sind. 3 J“

Gestern früh wurde der deutsche Flüchtling Dronke in seiner Wohnung verhaftet und nach der Polizei⸗Präfektur gebracht. Die bei ihm vorgenommene Haussuchung lieferte kein „Ergebniß. Wie es heißt, wird er durch Gendarmen nach der Gränze gebracht wer⸗ den. Er soll beschuldigt sein, einer geheimen Gesellschaft anzuge⸗ hören. WJ“

Ein angekündigtes neues sozialistisches Tagblatt Drapeau du

peuple wird nächstens erscheinen.

tenden Artikel über die auswärtige Politik Rußlands, an dessen Schlusse es heißt, überall habe Rußland seit zwei Jahren das vor⸗ herrschende Bestreben kundgegeben, das europäische Gleichgewicht auf den alten vor der Februar⸗Revolution vorhandenen Grundla⸗ gen wieder herzustellen und auf diesem Wege den allgemeinen Frie⸗ den aufrecht zu halten; bei der Frage über die Allianzen Frank⸗ reichs verdiene diese Thatsache reifliche Beherzigung. 8 Die Voix du peuple veröffentlicht eine Zuschrift spanischer

Das Journal L'Ordre enthält heute einen langen betrach⸗

wegen der hiesigen Wahlen. Man versichert,

Demokraten an die französische Demokratie zur Beglückwünschung

daß bei Gelegenheit der Verification der

Wahlen des Ober⸗Rheins eine stürmische Debatte losbrechen werde,

indem der Berg sich alle Mühe geben wolle, die klärung derselben durchzusetzen.

Die Polizei hat die Sitzungen der Abgeordneten der Arbeiter⸗ Associationen aufgehoben, wogegen diese protestiren, da sie gesetzlich bevollmächtigt seien, ihre gemeinschaftlichen Handelsinteressen zu be⸗

sprechen.

Ungültigkeitser⸗

Der neue Kandidat des Departements Allier, Herr Dufour

tet werden kann, die aber in jedem Falle durch die hohe Wichtigkeit er über seinen sozialistischen Gegner erhalten, nur dem Umstande

zu danken, daß die Bauern gegen 4 sozialistische Notare wegen rein persönlicher Streitsachen erbittert waren und aus Rache theilweise für die Gemäßigten stimmten.

Der Napoleon macht heute, mit Bezug auf die vorgestrige Verurtheilung des Geschäftsführers der Réforme, darauf auf⸗ merksam, daß bis jetzt alle Verfolgungen wegen Beleidigung des Präsidenten der Republik von der Jury gebilligt worden.

In der pariser Kathedrale werden die religiösen Ceremonieen der Charwoche mit großer Feierlichkeit begangen werden. Heute, als am Palmsonntage, wird der Erzbischof am Schlusse des Hoch⸗ amtes die Passionsreliquien aus der Kapitular⸗Sakristei in Prozes⸗ sion auf den Hochaltar übertragen. Diese Reliquien wurden von Balduin, Kaiser von Konstantinopel, Ludwig dem Heiligen über⸗ sendet, welcher zu ihrer Aufbewahrung eine Kapelle erbauen ließ. Donnerstag ist die Weihe des Oeles und Nachmittags 3 Uhr das Abendmahl. Bei den Feierlichkeiten des Ostersonntags wird der Erzbischof pontifiziren. 1

Seit der Wahl des 10. März beschästigt man sich auf dem Stadthause eifrig damit, die Wählerlisten von den Unberechtigten, welche früheren Prüfungen entgangen sind, zu purifiziren. Bis jetzt hat man jedoch erst gegen zehn Individuen deswegen gericht⸗ lich einschreiten können.

Großbritanien und Irland. London, 23. März. Die Times, welcher die Erhaltung des afrikanischen Blokade⸗ Geschwaders für die größtmögliche Thorheit gilt, spottet über das Verfahren, welches das Ministerium bei der Sklaven⸗Frage gegen seine Anhänger verfolgt hat. Sie sagt: „Ohne ihnen auch nur die Moͤglichkeit zu lassen, ihre freiwillige Unterstützung anzubieten, kündigte Massa Russell, denn so müssen wir den Hauptschauspieler bei dieser Gelegenheit nennen, seinen Sklaven an, daß er sie, wenn sie sich weigerten, ihm bei der Blokade der afrikanischen Küste bei⸗ zustehen, in die Finsterniß hinausstoßen werde, und daß sie vann sehen könnten, wo sie einen neuen Herrn fänden. Kein Wider⸗ streben half; vergebens sprachen sie von Geld, gutem Ruf und an⸗ deren dergleichen Dingen, von denen anständige Leute wohl zu sprechen pflegen; Se. Herrlichkeit wollte von einer Weigerung nichts wissen. Ihre Meinungen, hieß es, wolle er ihnen lassen, allein ihre Stimmen müsse er haben. Wie das Ergebniß der Abstimmung zeigt, wurden die Wünsche Sr. Herrlichkeit vollkommen befriedigt. Die armen Dulder lamentirten über ihr hartes Geschick, aber we⸗ nige von ihnen dachten auch nur im Traume an wirklichen Wider⸗ stand. So hat denn durch eine Art von Stellvertretung in der Knechtschaft das britische Parlamentsmitglied die Stelle des Afri⸗ kaners eingenommen und zu der Musik der Peitsche Sklavenarbeit verrichtet. Das ist die wahre Geschichte der Abstimmung im Unter⸗ hause. Möge sich das Publikum nicht einen Augenblick täuschen! Die 232 Herren, welche dafür stimmen, daß wir diese Last noch länger auf unseren Schultern tragen sollen, stöhnen selbst innerlich über den Druck. Wir glauben, Jeder von ihnen würde lieber einen Sack voll Kohlen oder sämmtliche Aktenstöße der Session von Westminster nach St. Paul schleppen als noch eine Million für diese jämmerliche Narrensposse bewilligen. Sed fata obstant. Thun sie nicht, was ihnen befohlen ist, so tritt Lord Palmerston zurück, Lord John tritt zurück, alle Uebrigen treien zurück, und es ist unmöglich, zu sagen, wer dann ans Ruder kommen wird, viel⸗ leicht D'Israeli, vielleicht Cobden, vielleicht Feargus O'Connor.“ Der Independance belge wird aus London geschrieben: „Der am 19-ten im Unterhause erfochtene, obgleich unbestreitbare Sieg des Ministeriums ist keinesweges von der Art, ihm das Wohlwollen der Majorität für die Zukunft zu sichern. Er war weit mehr der Ueberraschung als der Ueberzeugung zuzuschreiben. Es ist unbe⸗ streitbar, daß Lord John Russell selbst in seinem Eifer für die Ab⸗ schaffung der Sklaverei nie eine Majorität von 78 Stimmen erlangt hätte, wäre die Frage nicht als Kabinetsfrage hingestellt worden. Das Unterhaus hat Hutt's Antrag aus dem Grunde verworfen, weil man von zwei Uebeln stets das kleinere wählen muß, und weil es sicher besser ist, noch einmal 700,000 Pfd. St. für die Beibehal⸗ tung eines durch die Erfahrung verurtheilten Systems ins Meer zu werfen, als unter den Umständen, in denen sich jetzt Europa befindet, eine ministerielle Krisis hervorzurufen; aber es ist zu fürchten, daß bei der ersten Gelegenheit, wo es sich nicht um eine so schwere Folge handelt, die Kammer sich für die erzwungene Abstimmung rächen wird. Ich zweifle nicht, daß Lord John Russell und seine Kollegen die Ueberzeugung des ganzen Landes in dieser Beziehung theilen, und suche vergebens nach den Bewegungsgrün⸗ den, welche das Kabinet zu jenem außerordentlichen Entschlusse ver⸗ anlaßten. Im nächsten Jahre wird die Frage definitiv entschieden werden, und so wird England gern noch einmal 700,000 Pfd. St. bezahlen, um Lord John Russell an der Spitze der Regierung zu behalten.“

Das zur Unterdrückung des Sklavenhandels bestimmte englische Geschwader an der afrikanischen Küste besteht jetzt aus 26 Schiffen mit 260 Kanonen.

Für die Universal⸗Industrie⸗Ausstellung von 1851 sind bei dem sondoner Comité bereits gegen 30,000 Pfd. gezeichnet. Beiträge von 100 Pfd. und darüber sind nicht selten. Es scheint keine Frage, daß die Kosten des großen Unternehmens durch die National⸗Sub⸗ scription vollständig aufgebracht werden. Die Times meldet: „Die folgenden Grundsätze sind von der Königlichen Kommission für die allgemeine Ausstellung 1851 als Antwort auf die von dem Lokal⸗ Comité der City von London aufgestellten Frage angenommen wor⸗ den: 1) Die Belohnungen werden von Geschworenen zuerkannt, die zu diesem Zwecke gewählt worden sind; aber kein Aussteller, der sich um den Preis einer Section mit bewirbt, kann Geschworener bei der Preisvertheilung in dieser Section sein; 2) man verfolgt nicht die Absicht, den Ausstellern die Verpflichtung aufzulegen, zu gleich Subskribent zu seinz 3) man beabsichtigt nicht, irgend einen Fabrikanten, Zeichner, Erfinder oder den Eigenthümer eines Gegen⸗ standes zu verhindern, denselben aufzustellen, welches auch die An⸗ ordnungen sein mögen, welche die zu erfüllenden Förmlichkeiten fest⸗ setzen. Ein Mißverständniß hat sich Uhet das Wort: Counting⸗ house (Comtoir) erhoben, das in dem Prospektus des Kommissärs über das zu erbauende Gebäude gebraucht worden ist. Es han⸗ delt sich dabei ganz einfach um Büreaus für den Empfang des Geldes für die Eintrittsbillets, den Verkauf der Kataloge und für die Leitung der anderen Angelegenheiten der Ausstellung, aber nicht um den Verkauf der auszustellenden Gegenstände. Der⸗ Zweck der Ausstellung ist, dem Publikum die Gegenstände der Ausstellung zu⸗ gän zlich zu machen, aber nicht Handels⸗Operationen zu erleichtern, und die Kommissäre können folglich sich nicht mit dem Verkauf der Gegenstände und den sich darauf beziehenden Unterhandlungen be⸗ fassen.“ Bei dem Bankett, welches vorgestern der Lord⸗Mayor zur

eine Toastrede, in welcher er unter Anderem sagte: „Meine Her⸗ ren, ich halte es für die Pflicht eines jeden gebildeten Mannes, sorg

(gemäßigt), hat erklärt, er habe selbst die schwache Majorität, welche

dessen beizutragen, was

b

Vorfeier der Universal⸗Industrieausstellung gab, hielt Prinz Albrecht

sam die Zeit zu studiren, in der er lebt, und, so viel an ihm ist, ein bescheidenes Theil persönlicher Anstrengungen zur Förderung sch wals den Willen der Vorsehung erkannt

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hat. Jedemann aber wird erkennen, daß wir in einer Periode des wunderbarsten Ueberganges leben, welche uns rasch der Erfüllung der große Aufgabe entgegenfüͤhrt, auf die alle Geschichte hindeutet, der Verwirklichung der Einheit des Menschengeschlechts, nicht einer Einheit, die alle charakteristischen Züge und Gränzen der verschiedenen Nationen verwischt, sondern einer solchen Einheit, die eben das Resultat und Produkt der nationalen Verschiedenhei⸗ ten und Gegensätze ist. Die Entfernungen, welche die Nationen und Welttheile trennen, verschwinden allmälig vor den neuen Er⸗ findungen; wir können sie mit unglaublicher Leichtigkeit zurücklegen. Die Sprachen aller Völker sind bekannt; Jedermann kann sie sich aneignen. Der Gedanke wird mit der Schnelligkeit und mit der Kraft des Blitzes mitgetheilt. Andererseits ist das große Prinzip der Theilung der Arbeit, das man die bewegende Kraft der Civili⸗ sation nennen mag, auf alle Zweige der Wissenschast, Industrie und Kunst ausgedehnt. Während früher die intellektuelle Energie nach universellem Wissen trachtete und dies Wissen nur das Eigen⸗ thum Weniger war, wendet sie sich jetzt den Spezialitäten zu, und in diesen wieder den kleinsten Partieen, aber die erworbene Kenntniß wird zugleich das Eigenthum der ganzen Gesellschaft. Während die Erfindungen sich früher in Geheimnisse hüllten, be⸗ wirkt die Oeffentlichkeit der gegenwärtigen Zeit, daß, wenn kaum eine Entdeckung gemacht ist, sie auch schon verbessert, übertroffen wird. Die Produkte aller Welttheile sind zu unserer Verfügung gestellt, und wir haben nur die Wahl zu treffen, welche für unsere Zwecke die besten und wohlfeilsten sind. So nähert sich der Mensch immer mehr der Erfüllung der großen und heiligen Mission, die er in dieser Welt erhalten hat. Seine Vernunft ist nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen, und er hat sie zu gebrauchen, um die Gesetze zu erforschen, nach welchen der Allmächtige seine Schöpfung lenkt, und diese Gesetze zur Richtschnur seines Handelns zu machen, um die Natur zu seinem Nutzen zu erobern, er selbst ein göttliches Werkzeug. Diese Wissenschaft entdeckt diese Gesetze der Kraft, Be⸗ wegung und Transformation; die Industrie wendet sie an bei den Rohstoffen, die uns die Erde in Fülle beut, die aber nur durch Kenntniß werthvoll werden; die Kunst lehrt uns die unwandelbaren Gesetze der Schönheit und des Ebenmaßes und giebt ihren Erzeug⸗ nissen die entsprechende Form. Meine Herren, die Ausstellung von 1851 soll uns eine wahre Probe und ein lebendiges Gemälde des Entwickelungspunkts geben, bis zu welchem die Menschheit in dieser großen Aufgabe gelangt ist; sie soll den neuen Ausgangspunkt fest⸗ stellen, von dem alle Völker in ihren Bestrebungen fortschreiten sollen. Ich hoffe, daß der erste Eindruck, den diese große Samm⸗ lung auf den Zuschauer machen wird, das tiefste Dankgefühl ge⸗ gen den Allmächtigen sein wird, für die Segnungen, die er uns bereits hienieden gespendet; und der zweite die Ueberzeu⸗ gung, daß wir nur in dem Maße weiter gelangen, als wir be⸗ reit sind, uns gegenseitig beizustehen, also nur durch Frieden, Liebe und bereitwillige Hülfe, nicht allein zwischen Individuen, sondern zwischen den Nationen der Erde. Dies ist meine Ueberzeugung, und so gereicht es mir denn zur höchsten Freude, hier die Magi⸗ strate aller größeren Städte des Köntgreichs mit ihren mannigfal⸗ tigen Lokal⸗Interessen, die Repräsentanten der verschiedenen politi⸗ schen Meinungen des Landes und die Repräsentanten der fremden Nationen heute in einem gemeinsamen Interesse versammelt zu se⸗ hen.“ In der That war Alles geschehen, um dem Fest einen uni⸗ versellen Charakter zu geben, wie ihn die Industrie⸗Ausstellung elbst haben soll. Geistliche, Minister, Diplomaten, Parlaments⸗ Mitglieder nahmen nach einander das Wort, um ihre zuversichtlichen Hoffnungen auf die würdige Realisation des Unternehmens und seine Wirkungen auszusprechen. Der Erzbischof von Canter⸗ bury sagte: „Obgleich Diener der Religion, vergessen doch nicht, daß wir Bürger sind; wir hegen das Interesse für Alles, was die Wohlfahrt und Größe unseres Vaterlandes hebt, und wir werden um so mehr uns über das große Unternehmen freuen, wenn es zugleich die sozialen Beziehungen zwischen der Menschheit und den freundschaftlichen Ver⸗ kehr der Völker auf der Erde fördert.“ Drouyn de Lhuys, der französische Gesandte: „Wenn ich umherblicke und alle Städte Englands von ihren ersten Magistraten repräsentirt sehe, so darf ich diese Versammlung wohl das Unterhaus der englischen Industrie nennen. Und sie verkündet eine andere. Denn bald werden alle Nationen unter dem Banner Großbritaniens durch ihre Erzeugnisse in einer großen Versammlung repräsentirt sein, in einem Garten, der mit verbotenen Früchten versucht. Oft versagt uns die gol⸗ denen Früchte ausländischer Industrie jener Drache mit den Pro⸗ tektivkrallen und den ewig offenen Späheraugen. Sie aber, meine Herren, haben ihre Pforten der Konkurrenz der ganzen Welt geöffnet. Es wird ein Nationalkampf friedlicher Nebenbuhler⸗ ft, es wird eine Schule sein, in der wir Alle lernen können. Ihren Manufakturisten wird kein geringer Vortheil erwachsen. Verdienst besteht in der Wohlfeilheit ihrer Artikel, dem Gewebe, der Dauerhastigkeit, um mit der Frau des Vikars von Wakefield zu reden, nicht in dem schönen glänzenden Aeußeren, sondern in soli⸗ den Eigenschaften. Sie sind Fruchte eines verborgenen Geschicks, in dessen Geheimnisse kein neugieriges Auge dringt, während die äußere Schönheit, die Superiorität der Zeichnung, worin sich An⸗ dere auszeichnen, dem ersten Blicke offen liegt und der Nachahmung zugänglich ist.“ Lord J. Russell: „Wie alles Gute, werden auch, wie ich hoffe, die Wirkungen unseres Unternehmens weit über ihren unmittelbaren Zweck reichen. Die in Kunst und Wissenschaft aus⸗ gezeichnelsten Männer jedes Berufs und aus allen Lebenskreisen werden hierher kommen, um diese große Ausstellung zu besuchen. Eine solche Versammlung von Männern aller Nationen, die sonst nur einzeln, und ohne einander zu berühren, nach England kommen, muß die freundschaftlichen Gesinnungen zwischen uns und unseren Gästen unter einander befestigen und wird daher höchst wirksam zu der großen Völkerverbrüderung beitragen, deren Förderung Sr. Königl. Hoheit am Herzen liegt. Dann wird dies Fest dereinst als das große Jubiläum des Gewerbfleißes und des Friedens gefeiert werden.“ Lord Stanley rühmte die rege Theilnahme des Prinzen Albrecht für alle gemeinnützigen Bestrebungen, während er sich stets von den politischen Streitfragen fern gehalten habe. Sir R. Peel sprach: „Es ist ein edles Unternehmen, auf einen Punkt zu⸗ sammenzubringen und der Welt zur Schau zu stellen die Naturer⸗ zeugnisse, welche der allweise und gütige Schöpfer unter die ver⸗ schiedenen Klimate vertheilt hat, um menschlichen Geist und Betriebsamkeit zu wecken. Es ist ein edles Unternehmen, durch die Erfahrung erproben, wie weit die verschiedenen Völker den Absichten des Schöpfers entsprochen und die natürlichen Vor⸗ theile, die jedes Land besitzt, verbessert, seinen Mängeln abgeholfen haben. In anderen Ländern und in anderen Zonen gab es glän⸗ zende Schauspiele für das Volk. Noch stehen die Trümmer jener großen Bauwerke, in denen zur Augenweide für das Volk an einem römischen Festtag Hetakomben wilder Thiere geschlachtet, blutige Kämpfe zwischen Mann und Mann gefochten wurden. Wir wollen dem Volk ein anderes Schauspiel geben; wir wollen es lehren, im Anblick der wunderbaren Gaben der Natur dem allmächtigen Schöpfer dankbar zu sein, wir wollen im ehrenvollen Wettkampf sinnreicher Erfindung und Geschicklichkeit die Bande der allgemeinen

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Freundschaft zwischen den Völkern fester ziehen.“ Graf Carlisle: „Unter all der Königlichen, patrizischen, bürgerlichen Pracht unseres Festes dürfen wir derer nicht vergessen, die Tag für Tag die wahre Arbeit der Welt thun. Giebt es eine einzige Person in dieser edlen Versammlung, von den Prinzen zunächst dem Throne Englands bles zu dem Magistrat der kleinsten Stadt, deren Leben nicht verschö⸗ nert, erhalten wird durch den Schweiß auf der Stirn, die Kraft der Sehnen, die geschickte Hand der Arbeiter Englands? Obgleich die Ausstellung von 1851 für alle Klassen, für alle Nationen be⸗ stimmt ist, so soll sie doch recht eigentlich das Fest unserer Arbeiter, unserer Arbeiterinnen sein, soll ihren Geschmack verfeinern, ihre Crfindungsgabe anregen und vor Allem ihrem Fleiße Ehre anthun. Von dem römischen Volk auf dem Gipfel seiner Macht sagte man, wenn Andere das Erz, den Marmor schöner zu sormen wüßten, so habe es seinen Ersatz in seiner Waffengewalt als Sieger der Welt. Auch unsere Landsleute mögen in der fei⸗ neren Grazie der Zeichnung, der Form hinter Anderen zurückstehen, aber sie werden ihren Ersatz nicht in dem Lärm der Schlacht su⸗ chen, sondern in dem nützlichen, beharrlichen Fleiße, der das Ele

ment des sächsischen Charakters und den Ruhm des britischen Na⸗ mens bildet. Es leben die Arbeiter des Vereinigten Königreichs!“

Die Mitglieder des United Service Club gaben am 20sten d. Lord Gough ein großes Festmahl, welchem an 200 Personen, u. A. auch der Herzog von Wellington, beiwohnten.

Am vorigen Donnerstag fand in der Rotunde zu Dublin, eine ziemlich zahlreich besuchte Versammlung statt, deren Zweck es war, sich gegen die Abschaffung der Statthalterschaft von Irland auszu⸗ sprechen. Es fällt auf, daß gerade einige der Repeal⸗Blätter, die Nation mit eingeschlossen, welche früher die heftigsten Gegner jeder „sächsischen“ Institnution waren und den wüthendsten Krieg gegen den irländischen Hof führten, den sie als „Fokus der Cor⸗ ruption“, als einen „moralischen Pfuhl“ u. s. w. bezeichneten, jetzt am meisten gegen die Abschaffung dieses Hofes eifern. 8

In Manchester hat gestern eine Feuersbrunst das Waarenla⸗ ger der Herren Wood und Westhead in Asche gelegt und einen Schaden von beinahe 100,000 Pfd. St. angerichtet.

Schweiz. Bern, 22. März. (Eidg. Z.) Glücklicherweise ladet der eben erschienene Aufruf der Konservativen ihre Anhänger auf Mor⸗ gens 10 Uhr nach Münsingen ein; dadurch kann vielleicht ein Kon⸗ flikt vermieden werden. Wie sehr man übrigens einen solchen be⸗ fürchtet, mag der Umstand beweisen, daß allen Aerzten und Abwär⸗ tern des Inselspitals aufs strengste anbefohlen worden ist, am Mon⸗ tag auf ihren Posten zu sein und die Stadt nicht zu verlassen. Ein berühmter hiesiger Arzt richtet sogar in Münsingen selbst eine Ambulance ein. Auch sollen von Seiten des Bundesraths alle Maßregeln getroffen worden sein, um nöthigenfalls die Ruhe schnell und dauernd herzustellen und die Freiheit der Maiwahlen zu sichern. Wenn man von solchen Dingen sprechen hört, so traut man seinen Sinnen nicht. Das ruhige, phlegmatische Bernervolk ist in einer Aufregung, wie man sie in keinem Kanton wohl je erlebte. Der bekannte Agitator Karlen von der Mühlematt erhielt vor einigen Tagen einen radikalen ano⸗

Verpflichtungen bleiben denselben zugesichert. Desglei

es bei den verfassungsmäßigen zescagelahe —5 P S. neben wirksamerer Unterstützung der wirklich Verarmten Hauptauf⸗ gabe der Regierung sein, der Verarmung selber vorzubeugen durch Wegräumung alles dessen, was der Trägheit und Liederlichkeit Vor⸗ schub leistet, und Beförderung dessen, mas die entgegengesetz⸗ ten Tugenden der Arbeitsamkeit und Mäͤßigkeit weck; insbesondere durch kräftigen Schutz des Eigenthums und ernste Bekämpfung der kommunistischen und soztalistischen Grundsätze. 6) Der gesammte Staatshaushalt soll vereinfacht, eben so die Gesetzgebung auf die Be⸗ dürfnisse eines einfachen, republikanischen Volkes zurüͤckgeführt und durch mögliche Sparsamkeit in allen Zweigen der Staaksverwaltung, na⸗ mentlich durch Herabsetzung der Besoldungen, die Last der Abgaben so weit vermindert werden, als es ohne Nachtheil für die Administration geschehen kann. 7) Rücksichtlich der geistigen Interessen wollen wir fortschreitende Hebung der Verstandesbildung, aber nicht minder und vor Allem auch ernstliche Aufrechthaltung und sorgsame Pflege des christlichen Glaubens und den christlichen Sitten unserer Vorältern durch die bürgerliche Gesetzgebung, durch die Schule, durch das Beispiel aller derer, die dem Volke vorstehen, und auch durch allerdings wünsch⸗ bare, aber nur zu diesem Zwecke vorzunehmende Veränderungen in unseren kirchlichen Einrichtungen. 8) Gegenüber dem Jura Aner⸗ kennung der wirklich bestehenden und der Verschiedenheit der Ge⸗ setzgebung, der Sprache und theilweise der Religion wurzelnden Eigenthümlichkeiten, insbesondere Achtung der Rechte und Ansprüche der katholischen Bevölkerung.“

Bern, 23. März. (O. P. A. Z.) Mit Kreisschreiben vom 19ten d. M. ladet der Bundesrath die Mitglieder des National⸗ und Ständeraths ein, sich Donnerstag den 4. April in der Bun⸗ desstadt einzufinden.

Türkei. Konstantinopel, 13. März. (Wanderer.) Oesterreich hat die offiziellen Verbindungen mit der Türkei noch nicht wieder aufgenommen, und auch seine Unterhandlungen in Be⸗ treff der Internirung sind noch nicht weiter vorgeschritten. Wie man versichert, will der ottomanische Minister, auf den Rath der Diplomatie des Westens, dem wiener Kabinet den Vorschlag machen, die Internirung der Flüchtlinge, die sich in diesem Augenblicke in Brussa befinden, in eine Ausweisung nach Amerika umzuwandeln, um so die bei der Internirungsmaßregel sich ergebenden Schwierig⸗ keiten beizulegen. Wir glauben nicht, daß das wiener Kabinet, wenn ihm dieser Vorschlag wirklich gemacht werden sollte, darauf eingehen werde, schon aus dem Grunde nicht, weil es dadurch geradezu den Wünschen einiger Flüchtlinge entge⸗ genkommen würde, die nichts sehnlicher verlangen, als dieses. Herr Jasmagyi ist mit den ihn begleitenden Kroaten von Varna nach Konstantinopel gekommen und trifft Vorbereitun⸗ gen, um von hier nach Brussa und von da nach Kiutahie und Aleppo zu gehen. Hier glaubt Niemand mehr an jene Mord⸗ geschichte; man betrachtet diese Personen als Aufseher, welche von Oesterreich ausgesandt wurden. Freilich ist dies ein Beweis von Mißtrauen gegen die Verpflichtungen, welche die Pforte eingegan⸗

nymen Brief, worin ihm der Tod gedroht wurde, wenn er in Mün⸗ singen gegen die Radikalen auflrete. Der Drohung folgte die That bald nach. Vorgestern mißhandelten ihn einige Radikale in Thun so arg, daß er längere Zeit das Bett wird hüten müssen. Sie haben ihren Zweck erreicht. Er wird nicht in Münsingen sein; aber seine durch solche Handlungen bewirkte Abwesenheit wird lau⸗ ter reden als je seine Anwesenheit. In dem antiradikalen Aufruf nach Münsingen heißt es: „War Anfangs nur der Zusammentritt einer beschränkteren Zahl von Ausgeschlossenen beabsichtigt, so hat sich im Laufe der letzten Tage die Sachlage insofern verändert, als unvorhergesehene Umstände eine zahlreichere Betheiligung unserer gleichgesinnten Mitbürger wünschbar machen. Die radikale Partei hat nämlich seither, ebenfalls auf den 25. März, eine Volksversamm⸗ lung nach Münsingen ausgeschrieben. Unter diesen Umständen halten wir es für Pflicht, entgegen der früheren Absicht unserer mit den Grundsätzen des mitfolgenden Entwurfes einverstandenen Freunde hiermit öffentlich aufzufordern, recht zahlreich in Münsingen Mon⸗ tag den 25. März, Vormittags 10 Uhr, auf der für diesen Tag schon früher rechtskräftig von uns und für uns gepachteten Leuen⸗

matte sich einzufinden. Werthe Gesinnungsgenossen! Schaaret euch

um die Männer eures Vertrauens, ordnet gemeinde⸗ oder bezirks⸗

weise unter wackeren Führern eure Haufen, erscheint zahlreich und

entschlossenen Sinnes, euer verfassungsmäßiges Recht der freien Be⸗

rathung vaterländischer Angelegenheiten auszuüben. Wir bitten

euch, keine Waffen irgend einer Art mitzunehmen. Die Waffen,

die unsere gute Sache zum Ziele führen sollen, sind Ordnung,

Eintracht und Ausdauer. Der Gott unserer Väter schenke unserem

Werke seinen Segen!“ Unterzeichnet sind: E. Blösch, J. Dähler,

W. Fellenberg, L. Fischer, J. Kernen, B. Straub u. A. m.

Bern, 22. März. (D. Z.) Folgendes ist das Programm der Konservativen, welches von dem provisorischen Comité der münsinger Versammlung vorgelegt werden soll: 1) Die von der Mehrheit des Schweizervolkes angenommene Bundesverfassung ist öffentliches Gesetz der Eidgenossenschaft, und den laut derselben be⸗ stehenden Bundesbehörden wird in Allem, was ihnen verfassungs⸗ gemäß zusteht, loyale und redliche Unterstützung zugesagt. 2) In gleicher Weise ist die Staatsverfassung des Kantons Bern vom 31. Heumonat 1846 Grundgesetz des engeren Vaterlandes und wird in allen ihren Bestimmungen treu und gewissenhaft beobach⸗ tet und erfüllt. 3) Eine Revision der Verfassung des Kantons im gegenwärtigen Zeitpunkt soll nicht stattfinden. Würde aber, wie es in den Rechten liegt, früher oder später zu einer Revision der Staatsverfassung geschritten weren, so hätte sie in demokra⸗ tischem Geiste und darum auf der einzig wahrhaft demokratischen Grundlage der Gemeinden zu geschehen; mit dem Bestreben, statt sie bewegten zu bevogten wie es durch das neue Schulgesetz und durch den Entwurf des Gemeindegesetzes geschehen würde den Gemeinden möglichste Selbstständigkeit in der eigenen Ver⸗ waltung und erweiterten Einfluß auf die allgemeine Landesadmi⸗ nistration einzuräumen. 4) Anlangend das Verhältniß zum Aus⸗ land, sagen wir mit Niklaus von der Flüe: „Meidet fremde Händel, seid friedsame Nachbarn.“ Die Schweiz ist ein unabhän⸗ giger Staat, an Rechten allen anderen Staaten gleich. Darum feste Be⸗ hauptung, treue Bewahrung der Ehre und Freiheit der Eidgenossen⸗ schaft, aber zugleich gewissenhafte Erfüllung der Pflichten gegen unsere Nachbarn! Denn vor Allem ist es das Recht, das uns stark macht gegen die Mächtigeren, und am sichersten dürfen wir erwarten, un⸗ ser Recht geachtet zu sehen, wenn wir selber die Rechte der Nach⸗ barstaaten achten. Wir wollen uns nicht einmischen in die Sachen Anderer, weisen aber auch alle fremde Einmischung und Belästigung von uns, nicht weniger als die der Diplomaten, diejenige der einge⸗ drungenen, eingeschlichenen oder berufenen Fremden. 5) Die Zehnten und Bodenzinse und übrigen Feudallasten bleiben abgeschafft und dür⸗ fen unter keinen Umständen, selbst im Falle einer Verfassungsrevision nicht, hergestellt werden. Für nöthige Steuern werden die in der Ver⸗ fassung aufgestellten, allgemeinen Grundsätze festgehalten. Die in

§. 85 der Verfassung gegen bestimmte Landestheile ausgedrückten

gen, da Herr Jasmagyi auch die offizie e Ernennung zum Aufseher der in der Türkei internirten Flüchtlinge mitbringt, aber man kann es der österreichischen Regierung nicht übel nehmen, wenn sie einige Zweifel gegen die Wachsamkeit der türkischen Polizei hegt, die in der That noch sehr viel zu wünschen übrig läßt. Die Pforte erkennt übri⸗ gens die Mission des Herrn Jasmagyi nicht an, da sie jedoch mit Oester⸗ reich auf friedlichem Fuße steht, so kann sie dessen Unterthanen, wenn sie mit gehörigen Pässen versehen sind, das Reisen und den Auf⸗ enthalt in ihren Staaten nicht verwehren. Den Türken scheinen diese offiziösen Agenten etwas unbequem zu sein, da man fürchtet, daß sie bei den österreichischen und russischen Konsuln Unterstützung finden werden. Auch erfahren wir, daß Herr Kanning, der von einem Vertreter einer befreundeten Macht übelwollende Nachrichten erhielt, bei der Pforte Schritte eingeleitet habe, wonach die Be⸗ gleiter Jasmagyi's von Seiten der Türkei streng überwacht werden sollen; ja es heißt sogar, er habe verlangt, daß ihnen die Reise⸗ pässe nach dem Aufenthaltsorte ber Flüchtlinge verweigert werden. Murad Pascha (Bem) und diejenigen, welche zum Islam überge⸗ treten, sind am 7ten d. M. an Konstantinopel vorübergekommen ohne hier anzuhalten. Murad Pascha, welcher die Ermächtigung erhalten hatte, ans Land zu steigen und in der Hauptstadt zu verweilen hat diese Gunst abgelehnt und an den Seraskier ein Schreiben gerichtet, worin er erklärt: nachdem er blos die Ermächtigung, nicht aber den Befehl erhalten habe, hier ans Land zu steigen, so bitte er man moöͤge ihm gestatten, hiervon keinen Gebrauch zu machen er behalte sich das Recht, seine Huldigung an den Stufen des Thro⸗ nes seines Fürsten niederzulegen, für eine Zeit vor, wo er von jeder fremden Beaufsichtigung frei sein und seine Anwesenheit keine Protestation von den Gegnern seines früheren, wie seines gegenwär⸗ tigen Vaterlandes, Polens und der Türkei, hervorrufen werde Man muß gestehen, daß Murad Pascha hierdurch viel Takt bewiesen, er vermied Alles, was die Würde seiner Regie⸗ rung gefährden könnte, und hat dabei auch seine eigene ge⸗ rettet. Das Schiff, welches die Flüchtlinge trug, fuhr nach Alexandrette, von wo sie sich zu Lande nach Alep begeben. Man meldet als bestimmt die Abreise des Grafen Stür⸗ mer im Laufe des Monats April und die Ankunft seines Nach⸗ folgers Baron Prokesch, der ein eben so gewandter und feiner Diplomat sein soll, wie sein Vorgänger; doch ist es kaum glaublich, daß sich Oesterreich der Dienste des Grafen Stürmer gänzlich ent⸗ schlagen werde, der während seiner langen, diplomatischen Laufbahn dem Staate so viele Dienste geleistet. Durch den Abgang des Grafen Stürmer und den Tod des Fürsten Handjeri verliert Europa zwei seiner gewandtesten und in den Angelegenheiten des Orients erfahrensten Diplomaten; denn trotz der europäischen Gestalt, welche die Politik der hohen Pforte nach und nach annahm, hat sie doch in ihren Grundlagen die altottomanische Politik und Schlauheit beibehalten. Nach der Ansicht der Türken sind vier Männer Mei⸗ ster in dieser Politik gewesen. Der Fürst Handjeri, Graf Stür⸗ mer, der Groß⸗Logothet Aristarchi und der verstorbene französisch⸗ russische Dragoman Franchini. Von diesen vier diplomati⸗ schen Athleten bliebe somit nur noch Einer auf dem Kampf⸗ platze, Aristarcht, da selbst der jüngere Franchini, russischer Dragoman, der alle Eigenschaften seines Vaters geerbt hatte, in Italien an einer unheilbaren Krankheit dahinsiecht. Ein Brief aus Odessa, der Anfangs dieses Monats geschrieben wurde, berichtet Folgendes: „Es werden bei uns ernstliche Kriegs⸗ rüstungen vorgenommen; sie geschehen bereits in so großartigem Maßstabe, daß sie nicht mehr geheim zu halten waren und alle Welt nunmehr davon Kenntniß hat. Zwei Gründe können unsere Regierung zum Kriege drängen; erstens die unruhigen Köpfe, die im Stande wären, in Rußland einen Aufstand herbei zu führen, und denen man nun lieber den Ruhm auf dem Schlachtfelde bietet und zweitens, um baares Geld zu bekommen, denn man hofft, die Kriegscontribution würde mehr einbringen als der gerüstete und bewaffnete Friede, der Rußland so viel kostet. Nur weiß man noch nicht recht, gegen wen eigentlich Krieg geführt werden soll. Dier Einen sagen, gegen das revolutionaire Frankreich, die Anderen ge⸗

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