1850 / 95 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

um 1 Uhr mit dem Bemerken, daß die Zeit für die nächste Sitzung noch nicht bestimmt werden könne.

Die Erwartung, welche man von der gestrigen Fractions⸗ Versammlung der Bahnhofspartei hegte, daß nämlich ein bestimmter Partei⸗Entschluß in Betreff der Verfassungsfrage gefaßt werden würde, ist nicht in Erfüllung gegangen. Freilich kündigte der Vor⸗ sitzende von Soixon an, daß die Debatte über die Anträge von Camphausen und Bodelschwingh im Verfassungs Ausschu sse auf der Tagesordnung stehe; nach einer kurzen Anfrage des Herrn von Saäͤnger beantragte aber sogleich Heinrich von Gagern, „die Versammlung wolle jede Verhandlung über die Verfassungsf!age einstweilen noch aussetzen“; wolle sie aber dennoch über die perr debattiren, „so möge sie wenigstens sich dessen enthalten, jetzt schon einen definitiven Beschluß zu fassen“. Der Feeprer Begründung seines Antrages an, daß die 1 schüsse wesentlich die Aufgabe hätten, alles zur erathung und Beschlußnahme erforderliche Material herbeizutragen hhas der Versammlung geordnet vorzulegen. Auch bie ein Theil der Versammlung, bedürfe zu ihrer Berathung dieses Materials. Dasselbe sei noch nicht herbeigeschafft, es fehle daher noch die eigentliche Grundlage für die Debatte und letztere könne sonach leicht auf Irrwege gerathen, von denen später die Umkehr, wie wünschenswerth sie auch oft erscheinen möge, nur schwer oder doch ungern zu bewerkstelligen sei. Nachdem die Herren Hen kel und von Soiron noch mit einigen Worten diesen Antrag un terstützt hatten, wurde er (ohne daß der eventuelle Antrag zur Sprache kam) mit großer Majorität angenommen. Der Vorsitzende verkündete demgemäß, daß man die Berathung über die Verfas sungsfrage erst dann wieder aufnehmen werde, wenn der gedruckte Bericht des Verfassungs⸗Ausschusses vorliege. Dies wird voraus sichtlich Dienstag der Fall sein.

Hiermit war die Tagesordnung erschöpft und die kaum halb stündige Sitzung wurde geschlossen. 1

Zu gleicher Zeit fand eine Partei⸗Versammlung von Mitglie dern des Staatenhauses unter dem Vorsitze des Herrn Camp⸗ hausen in Silber’'s Hotel statt. Nachdem ein Antrag des Gra⸗ fen Rittberg: „Die Verfassung in erster Lesung zu revidiren, hierauf die Verfassung unverändert en bloc anzunehmen und dann erst die zweite Lesung der Revision zu veranstalten“, von dem Abgeordn. von Sybel bekämpft worden war, erklärte sich Herr von Patow für den Camphausenschen Antrag im Verfassungs⸗ Ausschusse des Volkshauses mit folgenden Modalitäten: „Die drei Theile des Antrages gelten als drei besondere Anträge, über welche abgesondert Beschluß gefaßt wird. Alle drei Beschlüsse sollen aber gleichzeitig dem Verwaltungs⸗Rath überreicht werden. Nur in dem Falle, daß von außen her vor dem Beschlusse über den drit⸗ ten Punkt Veranlassung gegeben werden sollte, die beiden ersten Beschlüsse schleunigst zur Kenntniß des Verwaltungs⸗Rathes zu bringen, soll von dem Recht, dieselben sofort zu über⸗ reichen, Gebrauch gemacht werden.“ Gegen diesen Patow⸗ schen Antrag sprachen sich von Sybel und Graf Dyhrn aus; nur theilweise damit einverstanden erklärten sich Rudolph von Auerswald und Herr von Watzdorf. Als Vertheidiger des Antrages erhoben sich die Herren von Oertzen, Riedel und Baumstark. Herr von Thümen (Mecklenburg) beantragte, um wo möglich ein gleichlautendes Resultat in beiden Häusern herbei⸗ zuführen, eine General⸗Diskussion über die Revision der Verfas sungs⸗Ausschüsse und Annahme dieser Revision en bloc. Ein be⸗ stimmter Beschluß wurde nicht gefaßt; vielmehr beschränkte sich der Vorsitzende Camphausen darauf, die Verhandlungen zu resumi⸗ ren und den Patowschen Antrag, welcher, wie es schiene, die Ma jorität der Versammlung für sich habe, sowohl allen Parteimitglie⸗ dern, als auch besonders denjenigen, welche zugleich Ausschußmit glieder seien, zur Berücksichtigung zu empfehlen.

Oesterreich. Wien, 5. April. Se. Kaiserliche Hoheit Erzherzog Johann hat sich auf kurze Zeit von Graz nach Bruck an der Mur begeben. Die Erzherzoge Albrecht und Leopold sind in Begleitung ihrer Adjutanten am 2ten d. und der Fürst von Schwarzenberg heute von hier nach Prag abgereist. Generalmajor Baron Langenau vom großen Generalstabe ist nach London abge gangen. Der Fürst Camillo Rohan ist von Prag, Fürst Lichnowsky von Troppau und Fürst Karl von Lichnowsky von Oppeln hier angekommen. 8

Die für die londoner Weltausstellung hier vorläufig nieder gesetzte Kommission hatte vorgestern Abend von 6— 9 Uhr wiederum Sitzung. „Gegenstand der Verhandlung“, sagt die Austria, „war der vortrefflich ausgearbeitete Bericht des engeren Ausschusses über die Bildung der ständigen Kommission für die londoner Ausstel lung, über deren Geschäftskreis, sowohl was die administrative Lei tung der diesseitigen Betheiligung an derselben, als was die Prü fung der auszustellenden Gegenstände betrifft, über den Kosten punkt ꝛc. Berichterstatter für den engeren Ausschuß war Prä⸗ sident Hornbostl. Die Anträge desselben, sich zum Theil auf frühere Erfahrungen stützend, erhielten sämmtlich die Zu stimmung der Versammlung bis auf einen, der dahin erwei⸗ tert wurde, daß nicht vier, sondern sechs österreichische Kommissäre die londoner Weltausstellung gründlich einsehen und darüber Be⸗ richt erstatten sollen, von denen jedoch nur zwei sich schon vor Er öffnung der Ausstellung nach London zu begeben und zugleich die zweckmäßige Aufstellung der österreichischen Gegenstände zu über wachen hätten. Die definitive ständige Kommission wird dem An trage gemäß ihren Centralsitz in Wien, delegirte oder externe Mit glieder jedoch in allen Kronländern, endlich drei Neben⸗Kommissio nen für Lombardei, Tyrol⸗Vorarlberg und Böhmen in Mailand, Feldkirch und Prag haben, um die Versendung der Ausstellungs⸗Gegen⸗ stände aus jenen Kronländern über Wien zu ersparen, dagegen dem londoner Ausstellungs⸗Comité gegenüber die Geschäfte einheitlich führen, überhaupt die Interessen der diesseitigen Industrie einheitlich wahrneh men. Die von der Kommission an jenen vier Plätzen für ausstellungs⸗ würdig befundenen Gegenstände werden aus vielen Gründen, zu⸗ mal in Betracht, daß der Staat hohen Belang hat, die österreichi⸗ sche Industrie möglichst vollständig und ausgiebig auf der Welt Ausstellung vertreten zu sehen, auf Staatskosten aus den diesseiti⸗ gen Magazinen, in welche sie die Aussteller auf eigene Rechnung zu bringen haben, nach London gefördert und wieder von dort zu. LEE111“ für Transport, Agenten, Bericht⸗

anschtagt. orläufig auf 40,000 Fl. in runder Summe ver⸗ vorzugsweise durch Schullehrer⸗V 1' 1 1 Ee r. hat das Unterrichts⸗Ministeriun 4 Fecen ungen gefördert werden, gen sogleich einzulesten se n verordnet, daß solche Versammlun 9 vemkee . Der Zweck derselben ist gegenseitige Beshae, Seh tehegegensande, die Methode des Unterrichts, die E111“ ergleichen. Die Versammlungen werden bis zur definitiven Regelung des Schulwesens vorläusig

uchsweise stattfinden und jedem Le or äufig nur ver⸗ furhwenell bleiben. 88 hrer das Erscheinen in denselben

Ein neues österreichisches Anlehen in den lombardisch⸗venetla

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oder 40 Millionen Gulden, theils zur Einziehung der lombardischen Schatzscheine, theils zur Ablösung der Mailändisch⸗Venetianischen Eisenbahn. Die Einzahlungen sollen zur einen Hälfte in Schatz⸗ scheinen, zur anderen in Silber over Gold erfolgen und nach letz⸗ terem Modus der Einzahlung der Text der dafür auszufertigenden 5proz. Obligationen eingerichtet werden. Diese sollen mit halbjährigen Coupons versehen, auf den Monte versichert und innerhalb 25 Jah⸗ ren al pari verloost werden. Die lombardisch venetianische Grund⸗ steuer soll nach völliger Einzahlung jenes Anlehens wieder auf den Normalfuß gesetzt und dem in jenen Ländern vielfach geäußerten Wunsche nach vollständiger Rückkehr zur Metall⸗Circulation kein weiteres Hinderniß in den Weg gelegt werden. In solchem Be⸗ tracht setzt man voraus, daß der Aufforderung zur freiwilligen Be⸗ theiligung entsprochen werden wird, ohne daß zu der vorbehaltenen Maßregel eines Zwangs⸗Anlehens geschritten werden müßte.

Der nach der Agr. Zeitung vielbesprochene Bauern⸗Aufstand in Zagorien ist zu Ende. „Die erwiesenermaßen durch einen Geist⸗ lichen aus der benachbarten Steyermark irregeführten Bauern“, berichtet der Lloyd, „weigerten sich hartnäckig, die rechtmäßigen Abgaben zu leisten, ja, sie wollten der Aufforderung, vor Gericht zu erscheinen, keine Folge geben. Nachdem aber durch das Militair mehrere derselben eingefangen wurden, erschienen die übrigen und fügten sich den an sie, gestellten Anforderungen in dem Maße, daß jede militairische Assistenz unnöthig wurde; demnach die ausgerückten zwei Compagnieen bereits hier eingetroffen sind. Der umsichtigen Leitung des Civil⸗Kommissärs, so wie des Militair Kommandanten, ist es zuzuschreiben, daß bei dieser Expedition kein Menschenleben zum Opfer wurde. Die durch diese militairische Execution verursachten Kosten sind auf die aufständischen Gemein⸗ den mit 5 Fl. per Haus repartirt und von denselben nebst allen rückständigen Abgaben baar bezahlt worden.“

Der prager Handelsstand hat eine Denlschrift gegen die Rei⸗ chenberg⸗Pardubitzer Eisenbahn eingereicht. Er beantragt statt de ren eine Eisenbahn von Liboch über Bömischleippa nach Reichen berg mit einer Zweigbahn nach Tetschen und bringt zugleich die schon angeregte Prag-Iglau⸗Stockerau⸗Wiener und eine Südbahn von Prag über Budweis nach Linz in Vorschlag.

Wiener Blätter widersprechen den Gerüchten von einem muth maßlichen Aufschub der Gerichtseinführung. Zugleich wird aber ein Gerücht von einem neuen Preßgesetz gemeldet.

Laibach, 2. April. (Lloyd.) Die Theilnahme zur Grün dung des slovenischen Theaters hat sich bei weitem als größer be⸗ wiesen, als man anfänglich voraussetzte. Die Zahl der zu diesem Behufe projektirten 100 Actien ist bereits überstiegen, und gestern fand die von Herrn Kordesch einberufene General-Versammlung der Actionaire statt. Unter den Actionairen sand man Namen, die hier in Laibach, wie auf dem Lande, einen sehr guten Klang haben; vor Allem ist der hiesige Handelsstand stark vertreten. Die Gesell schaft ist jetzt ein Verein der achtbarsten Bürger, die das Unter⸗ nehmen weder als Speculation, noch als Frucht un⸗ oder überreifer Exaltation betrachten. Bei diesen Aunspizien dürfte für die Folge in der That wahrhaft Gediegenes, für die geistigen Interessen des Landes Ersprießliches zu erwarten sein.

Der Typhus ist gänzlich erloschen, und der Gesundheitszustand ist fortwährend befriedigend.

Sachsen. Dresden, 5. April. (D. A. Z.) In der heu⸗ ligen Sitzung der zweiten Kammer war Gegenstand der Tagesord⸗ nung die Berathung des Berichts über das Ausgabebudget des Ministeriums des Innern. Der Ausschuß hat nämlich zur Be⸗ schleunigung der Berathung und Feststellung des Bud gets für zweck⸗ entsprechend gehalten, die einzelnen Abtheilungen des letzteren in

der Folge, wie er selbst mit der Berathung dieser Abtheilungen vor⸗ geschritten ist, der Kammer vorzulegen und somit von der in der Vorlage der Regierung aufgestellten Reihenfolge abzuweichen. Auf die vorige Finanzperiode waren für das Ministerium des Innern 552,979

Rthlr. bewilligt worden, gegenwärtig sind 597,495 Rthlr., also 44,515 Rthlr. mehr veranschlagt worden, welche Mehrforderung hauptsächlich durch die Erhöhung der Positionen für Pflege der Landwirthschaft und des Gewerbewesens, so wie für Straf⸗ und Versorgungs⸗Anstalten entstanden ist. Der Ausschuß spricht sich nun rücksichtlich der postulirten Summen dahin aus, daß er zwar eifrigst bemüht gewesen sei, eine Abminderung zu erzielen; die Er⸗ folge jedoch wären weit hinter seinen Wünschen zurückgeblieben, da gerade diejenigen Positionen, welche auf die Etatvermehrung den wesentlichsten Einfluß gehabt hätten, seinen Bestrebungen ein un⸗ überwindliches Hinderniß geworden wären. Uebrigens würden all⸗ gemeinere Anträge auf Abminderung zum Schlusse der Berichte über sämmtliche Ministerialdepartements vorbehalten. In Folge der oben erwähnten Ausscheidung beginnt der Bericht mit Position 19 „Ministerium des Innern nebst Kanzlei.“ Der Bedarf ist auf 53,207 Rthlr., demnach um 105 Rthlr. niedriger als in der vorigen Finanzperiode, veranschlagt, nämlich: 26,006 Rthlr. auf den Vor⸗ stand des Ministeriums, 9 Räthe, 3 Referenten, 3 Beisitzer und 2 Hülfsarbeiter; 7400 Rthlr. auf 6 Secretaire, 2 Rechnungssecretaire und 1 Kassirer; 5616 Rthlr. auf 6 Registratoren und 5 Kalkula⸗ toren; 6723 Rthlr. auf 13 Kanzlisten und 6 Auswärter und 6799 Rthlr. zur Disposition. Der Ausschuß hatte die Bewilligung der vollen Position vorgeschlagen, daneben aber noch folgende beiden Anträge gestellt: 1) „Die Staats⸗Regierung wolle in Erwägung zie⸗ hen, ob sich nicht durch eine Einrichtung, vermöge welcher eine Cen⸗ tralkasse mit den verschiedenen Auszahlungen beauftragt wird, und auf welche die einzelnen Ministerien direkt anzuweisen berech⸗ tigt sind, eine Vereinfachung und daher auch eine Kostenersparniß bei dem Kassenwesen erzielen lasse und darüber dem nächsten Land⸗ tage Mittheilungen machen. 2) Die Staatsregierung wolle die unter besonderen Titeln gewährten Nebeneinnahmen von Angestell⸗ ten späterhin gleichzeitig mit der Haupteinnahme derselben im Bud⸗ get aufführen, die auf einem Herkommen beruhenden Nebenbezüge aber bei denen, welche ein Recht auf den Bezug derselben haben, eben so behandeln und ähnlich wie den aus früherer Zeit stammen⸗ den Agiozuschlag auf den transitorischen Etat setzen, bei Personal⸗ veränderungen dagegen in Wegfall bringen.“

An der ganzen Position wurde blos ein Ansatz von 800 Rthlrn. Gehalt für die zu errichtende Stelle eines Ministerial⸗Kassirers in Wegfall gebracht und demnach die erstere in der Höhe von 52,407 Rthlrn. gegen 2 Stimmen (Cramer und von Dieskau) bewilligt. Die Position 20, welche hierauf zur Berathung gelangte, bezieht sich auf die vier Kreisdirectionen und deren Kanzleien. Für die letzte Finanzperiode waren unter derselben bewilligt worden 70,443 Rthlr.; gegenwärtig hatte man 70,304 Rthlr. verlangt, mithin 139. Rthlr. transitorisch weniger als früher. In Folge eines inzwischen eingetretenen Todesfalls konnte der ganze Bedarf sogar auf 70,004 Rthlr. reduzirt werden und in dieser Höhe ist schließlich auch die ganze Position genehmigt worden. Man hegte hierbei die sichere Erwartung, daß sie diesmal als das letztemal auf dem Aus⸗ gabebudget werde erschienen sein und nahm daher auch folgenden Antrag des Ausschusses an; „Die Staatsregierung möge in Be⸗

nischen Kronländern bezweckt die Aufnahme von 120 Millionen Lire† rücksichtigung des Umstandes, daß die Kreisdirectionen durch die

neue Organisation des Verwaltungswesens aufgehoben werden sol⸗ len, keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um bei Position 20 Ersparnisse zu machen, namentlich aber bei etwaniger Erledigung der Direktorial⸗ und beziehentlich einzelner Rathsstellen von defi⸗ nitiver Wiederbesetzung derselben absehen, die zu machenden Erübri⸗ gungen aber in dem Rechenschaftsbericht als Ersparnisse nach⸗ weisen.“

Württemberg. Stuttgart, 4. April. (Schwäb. Merk.) Dem Vernehmen nach treten heute die sämmtlichen Depar⸗ tements⸗Chess selbst mit den sechs von der Verfassungskommission der Landesversammlung ernannten Kommissären zum Zweck der beschlossenen vertraulichen Vorberathung über die Grundzüge der Verfassungsrevision zusammen. 8

Baden. Baden, 27. März. Die Karlsr. Ztg. theilt nachstehenden Artikel der Rhein-Ztg. mit: „Heute starb hier im 8isten Jahre seines Alters der ehemalige Königl. preußische Ge⸗ sandte an den Höfen von Karlsruhe, Darmstadt und Nassau, Wirk⸗ licher Geheimerath Joachim Friedrich Freiherr von Otterstedt, ge⸗ boren am 11. Dezember 1769. Einer altadeligen kurmärkischen Fa⸗ milie angehörig, trat er sehr frühe in den preußischen Kriegsdienst und zwar als Junker in das Infanterieregiment Larisch. In Sanssouci dem großen Könige vorgestellt, legte ihm dieser die Hand auf die Schul⸗ ter mit den Worten: „Werd' Er ein braver Mann, wie Sein Großvater.“ Diese Worte waren dem Jüngling eine Weihe fürs Leben. Später aus dem preußischen Kriegsdienste getreten, be⸗ suchte er in Paris seinen Oheim, den Grafen Schlaberndorf, und lernte dort neue Menschen und neue Verhältnisse kennen. In den Befreiungskriegen arbeitete er unter Hardenberg und Stein, und trat so in mannichfachen Verkehr mit den Besten in jener schönen, an Hoffnungen so reichen Zeit. Damals wurde ihm die Administration des Departements „Donnersberg“ übertragen, wo er noch in dankbarem Andenken steht. Hierauf zum preußischen Minister⸗Residenten bei der freien Stadt Frankfurt ernannt, ver⸗ blieb er in diesem Wirkungskreise meh ere Jahre und ward als⸗ dann Königl. preußischer Gesandter in Darmstadt und Nassau, später in Karlsruhe, zu welchem Posten in der Folge auch noch der sehr wichtige eines Gesandten bei der schweizerischen Eidgenossen⸗ schaft hinzulam. Von den vielen und wichtigen Gegenständen sei⸗ ner langjährigen amtlichen Wirksamkeit wird hier nur des preußischen Zoll⸗Vereins gedacht, zu dessen Gründung und Ausdehnung Freiherr von Otterstedt wesentlich mitwirkte. Nachdem er sich im Jahre 1842 aus dem Staatsdienste zurückge⸗ zogen, nahm er mit seiner Familie seinen ständigen Wohnsitz in Baden, in dessen Nähe er ein freundliches Gut erworben hatte. Mit den Vorbereitungen zur Vermählung seiner jüngsten Tochter beschäf⸗ tigt, ergriff ihn am 20. März die Krankheit (eine Lungenentzündung), der er unterlag. Acht Tage lang kämpfte die kräftige Natur gegen Krank⸗ heit und Alter. Nur zweien seiner Söhne, so wie seinen beiden Töch⸗ tern war es beschieden, dem Vater die Augen zu schließen. Nach⸗ dem er dem von Frankfurt herbeigeeilten ältesten Sohne vie Ange⸗ legenheiten der Familie übertragen, segnete er die Seinen und entschlief im Herrn. Deutschland verliert in dem Freiherrn von Otterstedt einen der wenigen lebenden und thätigen Zeugen aus jenen Tagen des Ruhmes, Preußen einen der Träger jener festen, positiven, alt-preußischen Gesinnung, welcher es seine Größe ver⸗ vankt und welche trotz manchen traurigen Erscheinungen in unseren Tagen noch nicht verschwunden ist; die vielen Freunde und Be⸗ kannte des Verewigten aber verlieren in ihm einen eifrigen und redlichen Beistand mit Rath und That. Groß und allgemein ist die Theilnahme in den verschiedensten Klassen, von der höchsten bis zu der untersten; der freundliche und hülfreiche Greis war Jeder mann zugänglich, und ven Allen geliebt und verehrt. Friede sei ner Asche!“ 1

Hessen. Kassel, 30. März. (Frankf. J.) Der Kaiserl. österreichische Gesandte, Graf von Hartig, hat mit seiner Familie seine Rückreise nach Wien angetreten, eine Folge der vom österrei⸗ chischen Kabinet getroffenen allgemeinen Anordnung, wonach in Zu⸗ kunft zur Ersparniß keine diplomatischen Agenten mit dem Range von bevollmächtigten Ministern an den kleineren deutschen Höfen mehr unterhalten werden sollen. Die Abreise des Grafen Hartig hatte sich etwas verzögert, weil derselbe das Aktenstück, welches die Pro⸗ position der drei Könige in Betreff der Grundzüge für die künftige veutsche Bundesverfassung mit der zustimmenden Erklärung seines Hofes enthielt, erwartete, um davon eine offizielle Mittheilung hier zu machen. Außer der Abschiedsaudienz bei dem Kurfürsten hatte er zuvor eine mehrstündige Konferenz mit dem hiesigen Minister Präsidenten Hassenpflug. Der Baron von Kübeck, Neffe des Vor⸗ standes der interimistischen Bundes⸗Kommission gleiches Namens, ist von Frankfurt hier eingetroffen, um in der Eigenschaft eines Kaiserl. österreichischen Geschäftsträgers am Kurfürstl. Hofe be⸗ glaubigt zu werden. Er hatte früher einen Gesandtschaftsposten in Griechenland, nachher auch eine Zeit lang einen solchen in Darmstadt bekleidet.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 5. April. (Meckl. Ztg) Es ist zu der gestern vom Präsidenten Moritz Wiggers angesetzten 21sten Sitzung der Abgeordneten⸗Kammer nicht gekommen. Nachdem Herr M. Wiggers durch ein bei den Abgeordneten in Umlauf gesetztes Schreiben die Gewißheit erlangt hatte, daß eine beschlußfähige Anzahl sich nicht einstellen werde, hat derselbe die Sitzungen bis auf Weiteres ausgesetzt.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 5. April. (Frkf. Ztg.) Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen beehrte vorgestern Abend die Soiree des Königlich niederländischen Gesandten, Herrn von Scherff, mit seiner Gegenwart. Gestern Nachmittag begab sich der Prinz nach Darmstadt, um der Großherzoglichen Familie 88 Besuch abzustatten, und kehrte um 8 Uhr Abends hierher Heute Vormittag empfing derselbe die Aufwartung sämm eet 5 9 88 nisonirenden Truppen. Der Stabs⸗ und Ober⸗Offiziere der hier garnison Prinz wird dem Vernehmen nach heute Th Pete⸗ .. 5 theater besuchen, in welchem Meyerbeer’s „Fr eht 1

Der frühere kurfürstlich hessische Bfoiner n . 118 Feecgel tionsrath Dr. Jordan, ist gestern mit se Famille nach Kassel

AA Wohnsitz zu nehmen. Er wird vorerst abgereist, um dort seinen Wohnsetk. e,ꝗ . 1 seinen Sitz im Reichs Schiedsgericht in Erfurt noch beibehalten, später aber, aus Gesundheits⸗ Rücksichten, in Ruhestand treten.

Ausland.

Oesterreich. Venedig, 1. April. (Lloyd.) Vorgestern Mittags ist der Kriegs⸗ Minister, Graf Gyulai, nachdem er nur üiber einen Theil der Besatzung Revue gehalten und die Forts Chioggia u. s. w. besichtigt hatte, von hier nach Florenz abgegangen.

Der hiesige deutsche Buchhändler Herr Münster, ein Mann voll Unternehmungsgeist, eröffnet mit 1. Mai d. J. in Verona ein

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großartiges buchhändlerisches Etablissement vorzugsweise für Er⸗ zeugnisse Deutschlands.

Heute wird das Teatro Gallo mit der Oper „Estella“ von F. Ricci und das Teatro Appollo von der Compagnia drammatica de Cencordi unter Leitung der auch als Schriftstellerin vortheil⸗ haft bekannten Frau Gaetana Rosa eröffnet.

Während in Brescia erst um die Bewilligung zur Eröffnung des Athenäums für Wissenschaft, Kunst und Literatur nachgesucht wurde, haben bei dem hiesigen Athenäum die Sitzungen schon längst unter dem Vice⸗Präsidenten Carrer begonnen.

Während der heiligen Woche äußerte sich wieder in hohem Grade die dem Venetianer⸗Volke angeborne Andacht. Die Gottes häuser waren zahlreich besucht. In der Markuskirche wurden wäh rend des vom Patriarchen abgehaltenen solennen Hochamtes von zahlreichen und meisterhaften Musikern mehrere Stücke aus dem erst kürzlich an der Fenice so oft gegebenen Ballette „Eomeralda“ exekutirt. Ein schlagender Beweis, auf welcher niedrigen Stufe hier und überhaupt in ganz Italien die Kirchenmusik steht.

Wir haͤben wieder schönes, warmes Wetter bekommen.

Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 4. April. Den Vorsitz führt Bedeau. Er bemerkt, daß das Skrutinium für die Präsidentenwahl eröffnet sei. Um 3 Uhr ver⸗ öffentlicht er die Namen der durchs Loos bestimmten Skrutatoren. Das Skrutinium wird geschlossen. Das Resultat ist folgendes: Stimmende 558; absolute Majorität 279; Dupin 369; Michel de Bourges 155. Dupin wird als wiedergewählter Präsident prokla⸗ mirt. Hierauf wird Gambon als Repräsentant des Nièvre⸗Depar⸗ tements zugelassen. Der Justizminister bringt einen Gesetz⸗Entwurf über Hypothekar⸗Reform ein. Dieser, wie das Budget von 1851

Frankreich.

werden an die Kommissionen verwiesen. Rancé will den Kriegsminister wegen Ausschließung einer großen Anzahl Kolonisten von den Acker⸗) bau⸗Centrums in Algier interpelliren. Wird nach beendigter Bud getdebatte verschoben. Der Finanz⸗Minister verliest die Moti⸗ virung des Budgets für 1851. Er erklärt den Verkauf von 150,000 Hektaren Staatswaldungen für unbedingt nothwendig. (Lärm.) Dann und wenn die Ruhe nicht gestört würde, dürfte die schwe⸗ bende Schuld für 1851 nicht über 515 Millionen betragen. Er schließt mit einer Aufsorderung an die Versammlung, im bisheri⸗ Geiste fortzufahren. Der Präsident bemerkt, auf Tagesordnung stehe das Devportations⸗ Gesetz. Das Jort dagegen hat Tarcouet. Er bekämpft das Gesetz als unmenschlich und barbarisch und beruft sich auf Barbé Mar⸗ bois und die berühmtesten Gesetzgeber, wie sie alle diesen Mißbrauch der brutalen Gewalt gegen Unglückliche verfluchten, denen man statt des Todes eine hundertfach qualvollere Marter auferlegte. Die Deportation sei bereits eine ungeheure Strafe, aber die De portation, verbunden mit Gefängnißhaft, gehe auch über die Schran⸗ ken einer drakonischen Gesetzgebung hinaus. Die gestürzte Monarchie habe sich dergleichen nicht erlaubt. Auch damals habe man ein De⸗ portationsgesetz einbringen wollen, aber vor dem Zorne der Volksstim⸗ mung zurückgezogen. Und dies Gesetz habe die Deportirten in ein bekanntes, bewohntes Land, Insel Bourbon, führen wollen, während sie das gegenwärtige ans andere Ende der Welt, in ein Land ver⸗ bannt, das durchschnittlich 260 Reaumur Hitze habe, in welchem die Zahl der Einheimischen des mörderischen Klima's wegen reißend abnehme, wo vie Deportirten binnen wenigen Wochen auf dem Kirchhofe lägen. Endlich bekämpft er die Rückwirkung, welche man dem Gesetze geben wolle, um damit Leute zu bestrafen, deren größtes Verbrechen der Sozialismus sei. Werde man endlich den zur Deportation bestimmten Ort, die Marquesas⸗Inseln behalten? Die Soldaten und Seeleute behaupteten, die Luf sei zu mancher Tageszeit nicht einzuathmen, die Bewohner Menschenfresser, die Schiffe gingen zu Grunde,. 1

nwär Die Repräsentanten möch ten bedenken, daß sie die Nachkommen der alten Bastillenstürmer seien, und nicht in einer Entfernung von 50000 Meilen eine neue Bastille bauen. (Bravo! linls.) Rodat, als Berichterstatter, er⸗ klärt, man habe nach reifer Erwägung und Einsicht aller Doku⸗ mente die Marquesas⸗Inseln zum Deportationsorte gewählt. Ein Genie ⸗Hauptmann habe dort mehrere Monate gewohnt und das s Klima erträglich gefunden. Auch die Matrosen hätten diese An⸗ sicht. (Lärm. Stimme: Abgehärtete Matrosen und schwächliche Leute! Gilt das gleich?2) Rodat: Es gebe zwar allerdings schäd⸗ liche Klimate, das sei gewiß, aber die Marquesas⸗Inseln seien sehr gesund. Lärm.) Man müsse zur Deportation greifen, weil sie das einzige Mittel sei, mit den ewigen Unruhestiftern ein Ende zu machen, die immer die Herstellung der Ordnung verhin⸗ derten, welche ber Arbeiter und Familienvater braucht. (Auf der Rechten: Gut! Gut!) Da man die Todesstrafe abgeschafft habe, so bleibe wirklich nichts als die Deportation übrig. Der Präsident verliest das Resultat der Vice⸗Präsidentenwahl. Stimmende 584; absolute Majorität 282. Bedeau und Daru haben wieder rie Majorität. Nach ihnen kommen Vatismenil und Léon Faucher [195 Stimmen.) Die bisherigen Secretaire sind ebenfalls wieder gewählt. Die Sitzung wird aufgehoben.

Paris, 3. April. Die Patrie äußert sich über die ungewisse Lage der gemäßigten Partei folgendermaßen: „Es giebt Leute, welche noch glauben, daß eine Majorität in der gesetzgebenden Versammlung exi stire, und daß dieselbe Frankreich retten könne. Enttäuscht euch! Das, was man Majorität nennt, ist nichts als eine Zusammensetzung von Kräften, die sich gegenseitig neutralisiren, die nichts beendigen wol⸗ len und können. Man moöͤge es wissen, es existirt keine Majorität. Es giebt Leute, welche an Parteien in der Nationalversammlung glauben, z. B. an Bonapartisten, Orleanisten, Legitimisten. Ent⸗ täuscht euch! Unter jeder dieser Parteien herrscht dieselbe Unent⸗ schiedenheit, derselbe Mangel an Disziplin. Man möge es wissen, es existiren keine Parteien. Es giebt Leute, welche glauben, es seien Führer der Majorität da. Das ist ein Traum. Die Führer zweifeln an den Soldaten und umgekehrt. Man möge es wissen, es existiren keine Führer der Majorität. Es giebt Leute, welche glauben, es existire ein Ministerium, dieses Ministerium regiere, d. h. es vereinige in einen Gedanken die allgemeinen Interessen. Man irrt sich! Es giebt nur Minister, welche schlecht oder gut die Departemental⸗Angelegenheiten expediren. Man möge es wissen, es existirt kein Kabinet. Die gemäßigte Partei kann nur auf sich selbst, auf ihre eigene Initiative rechnen, um sich zu retten.“ Der Constitutionel seinerseits schließt eine Schilderung der ge⸗ genwärtigen Lage mit folgenden Worten: „Der Sozialismus sagt ganz laut: Mit dem allgemeinen Stimmrecht und ein wenig Zeit ist der Sieg unser! Nun gut, wir glauben, daß das allgemeine Stimmrecht rektifizirt und geregelt werden müsse. Wir verhehlen nichts, und die Sozialisten müssen zugeben, daß von unserer Seite sehr aufrichtig gehandelt werde. Wir wollen die Mittel des Ver⸗ rathes nicht anwenden.“

Die legitimistische Union sagt über die letzten Betrachtungen, welche der Napoleon in Bezug auf die gegenwärtigen politischen Zustände anstellte: „Das Preßgesetz ist also für die Politiker des

1 Sc9 8 Vielleicht seien die Inseln gegenwärtig geräumt.

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klärt der Napoleon, daß die Presse eine außerconstitutio⸗ nelle Macht sei, und deswegen vernichtet werden müsse.“ Das Journal des Débats äußert sich ebenfalls entrüstet gegen jenen Artikel des Napoleon. „Die Presse“, bemerkt es, „ist eine Macht, wie das Wort eine Macht ist, wie die Vernunft eine Macht ist, wie das Talent eine Macht ist, und eben so, wir erkennen es sehr wohl an, wie die Leidenschaft eine Macht ist. Die Mächte die⸗ ser Art heißen Freiheit, sie sind die Freiheit selbst. Was will der Napoleon mit seiner außerconstitutionellen Freiheit sagen? Ist die Preßfreiheit nicht in der Constitution?“ Das Journal L'Ordre verhöhnt das „armselige Jeurnal der Präsidentschaft, welches alle Gründe der blinden Feinde der Presse wieder aufwärme“ und den „absurden Feld⸗ zug gegen die Presse.“ Die gemäßigten Journale machen gerade am ent⸗ schiedensten Opposition gegen das Elysee, während die demokrati⸗ schen mit großer Zurückhaltung auftreten. Auch die früher halb⸗ offizielle Patrie bemerkt, fie habe mit einem gemischten Gefühle von Traurigkeit und Mitleid den Artikel des Napoleon und die ihn ergänzende „injuriöse Note“ gelesen. Die orleanistische As⸗ semblee Nationale sagt: „Ist es möglich, einen ungeschickteren und unpassenderen Angriff zu machen? Ist es möglich, eine un⸗ erwartete Wahl so gänzlich zu vergessen, seine Unbekanntschaft mit Gefühlen und Sitten unseres Landes trauriger zu beweisen?“

Die Gazette de France sagt: „Unsere Voraussagung be⸗ stätigt sich. Man versichert, daß die Petitions⸗Kommission jeden Tag zahlreiche Zustimmungs⸗Erklärungen und Petitionen crhalte, welche die Forderung stellen, daß Frankreich ohne Verzug über die Regierungsform, welche es sich geben will, befragt werde. Diese Petitionen, bedeckt mit einer großen Zahl von Unterschriften, be⸗ ziehen sich sämmtlich auf die Motivirung des Larochesjacqueli⸗ schen Antrages. Die Petitions⸗Kommission wird nächsten Sonn⸗ abend daruber Bexiicht erstatten.“

Das Ministerium hat die vorzüglichsten Papierfabrikanten zu sich berufen, um dieselben über ein Stempelungsprojekt beim Aus⸗ tritt aus den Fabriken zu befragen. Obgleich sämmtliche Fabrikan⸗ ten sich dagegen aussprachen, soll das Ministerium doch diesen An⸗ trag stellen wollen.

Mehrere Journale enthalten zwar die Nachricht von der Ge⸗ wißheit der Rückkehr des Papstes. Im Moniteur du Soir aber liest man: „Die Rückkehr des Papstes in die ewige Stadt scheint zweifelhaft. Man glaubt, er werde einige Zeit in Terracina blei⸗ ben, wo bereits großartige Vorbereitungen getroffen werden.“

Seit vierzehn Tagen sind die Arbeiten am Bahnhofe von Chartres mit erneuter Thätigkeit wieder in Angriff genommen; 150 Maurer und Steinmetzen, so wie eine gleiche Anzahl von Erd⸗ arbeitern, arbeiten an einer Rampe, welche den Lastwagen die Zu⸗ fahrt erleichtern soll. Die beiden Gallerieen für die Gepäck⸗Expe⸗ dition bei Abgang und Ankunft haben 17 Bogen und eine Länge von 95 Meter. Links führt eine Treppe in den Wartesaal, rechts eine gleiche, die nur von den Ankommenden benutzt wird. „Hiute Abend halten die Vereine der Rue Rivoli, Rue Riche⸗ lieu und des Palastes der schönen Künste Sitzungen, um sich über die Kandidaten zu den Functionen des Präsidenten, der Vice⸗ Präsidenten und Seeretaire der National⸗-Versammlung zu verstän⸗ digen. Nebenbei soll man auch mit dem Plane umgehen, die letzten zwei Vercine zu verschmelzen und andere Führer, als die gegen⸗ wärtig unter dem Namen „Burggrafen“ bekannten (Thiers, Mon talembert und Andere) zu wählen. Ueber das Gelingen dieses Planes sind die Meinungen getheilt.

Der Häuptling einer afrikanischen Völkerschaft hat der fran⸗ züösischen Republik eine prächtige Giraffe zum Geschenke gemacht. Dieselbe wurde am 1. April in Port Maillard auf einer eigenen Gabarre eingeschifft und wird von Angers mit der Eisenbahn nach Paris befördert werden.

Am 29. November 1849 wurde Cabet vom Zuchtpolizeigerichte wegen Mißbrauch des Vertrauens und Betrügerei zu zwei Jahren Gefängniß, 50 Fr. Geldbuße und fünfjährigem Verlust der bür⸗ gerlichen Rechte in contumaciam verurtheilt. Cabet legte dagegen Verwahrung ein. Gestern war der anberaumte Termin. Der Ver⸗ theidiger Cabet's, Henry Cellier, verlangte einen abermaligen Auf⸗ schub von 3 Monaten, bis zu welcher Zeit sein bis jetzt verhinder⸗ ter Klient mit seinem Ehrenworte sich verpflichte, sich zu stellen. Der Anwalts⸗Substitut Oscar de la Vallée sprach in einer längeren Rede dagegen. Das Tribunal verwarf die Einrede Cabet's und bestätigte das Urtheil vom 29. September.

Paris, 4. April. Die Neuwahl für die durch Vidal's An⸗ nahme der straßburger Wahl in Paris erledigte Repräsentantenstelle ist auf den 28. April festgesetzt. Zu dieser pariser Ergänzungs wahl soll die Wahl⸗Union F. von Foy wieder aufstellen wollen, da d'Argout, der Bankdirektor, die ihm angetragene Kandidatur abge lehnt hat. Ein anderes Dekret des Präsidenten der Republik be⸗ ruft die Wahl⸗Kollegien des Departements Saone und Loire zum Ersatz der annullirten Wahlen auf den 28. April ein.

Auf Antrag des Generals d'Hautpoul hat der Präsident dem Kriegs⸗Ministerium ein Berathungs⸗Comité für Algier beigegeben, welches aus vom Präsidenten zu ernennenden Mitgliedern besteht und über alle Gesetz⸗Entwürfe, die ihm vom Kriegs⸗Minister zuge wiesen werden, so wie überhaupt über alle Algier betreffenden Fra gen, ein motivirtes Gutachten abzugeben hat.

Der Patrie zufolge wurden gestern doch 1500 Personen aus gewiesen.

Am 27. März sind 124 polnische Flüchtlinge am Bord der Dampf⸗Fregatte „Jaif“ in Malta angekommen.

Im Journal des Débats vom 31. März war ein Schrei⸗ ben Klapka's, F. Pulsky's und L. Teleky's an Lord Dudley Stuart abgedruckt, worin folgende Stelle vorkam: „Die Sympathieen Eng⸗ lands werden nie vergessen werden von denen, welche in England, Frankreich, Deutschland, Belgien Gastfreundschaft gefunden haben, und auch von denen, welche, der Gerechtigkeit und eingegangenen Verpflichtungen zum Hohne, in Asien zurückgehalten werden.“ In der heutigen Nummer befindet sich ein Brief des Grafen Ladislaus Teleky, in welchem er erklärt, er betrachte die Internirung seiner Landsleute in Asien als eine sehr bedauernswerthe Thatsache, habe aber die zuversichtliche Hoffnung, daß die Internirung nur zeitwei⸗ lig und von kurzer Dauer sein werde. Der Satz, „welche der Ge⸗ rechtigkeit zurückgehalten werden“, sei ohne sein Wissen einge⸗ schaltet worden, und er drücke im Namen der gesammten ungari⸗ schen Emigration ihre ewige Erkenntlichkeit für die Unterstützung und den Schutz aus, den die hohe Pforte den Ungarn habe ange⸗ deihen lassen.

Auf dem Marsfelde exerziren die Truppen heute wieder im Feuer.

In der gestrigen Sitzung hat der Minister d'Hautpoul alle Gerüchte von Insulten gegen den Präsidenten für grundlos erklärt, also gerade das Gegentheil von dem, was gestern das Gerücht ausbreitete.

Die von der französischen Regierung in Kopenhagen angekauf⸗ ten Skulpturen von Thorwaldsen sind in Paris angekommen. Näch⸗ ster Tage werden sie im Louvre zur Besichtigung aufgestellt werden.

Elysee eine Todeswaffe. Während die Minister das Gesetz als blos gegen die anarchische Presse gerichtet einbringen, er⸗

Die erste Vorstellung des Lamartineschen Stückes „Toussaint

Louverture“ ist auf Sonnabend verschoben worden. m Vaudeville⸗ Theater wurde vorgestern ein Stück: „Die Restauration der Stuarts“ gegeben, welches einen großen politischen und literarischen Skandal erregt. Obwohl die Scene nach England und Holland verlegt ist erkennt man in der That die dramatisirten Broschüren Chnule und Delahodde's Unter den Namen Klagmann, Pornick, Arabella 20

führt man Figur und Sprache von Caussidiere, Poquin 85 Lamartine, George Sand, Flocon und Frau u. s. w. vor. Ganze Scenen, z. B. die Orgien der Polizei⸗Präfektur, sind blos dialo 1 sirter Chenu. Jean und seine Branntweinflaschen, das Gericht übe. Delahodde, die Flüche Caussidière's sind ohne die geringste Be

mäntelung hingestellt. Als man den Namen des Verfassers for⸗ derte, riefen viele Stimmen: „Das ist entweder Chenu oder Dela⸗ hodde.“ Es ist aber Paul Vermont, Pseudonym für Eugeêne Guinot.

8 Großbritanien und Irland. London, 3. April 1850. (Fr. B.) Das englische Geschwader im Tajo unter Commodore Martin hatte eine feindliche Stellung eingenommen, dieselbe aber später wieder verlassen.

Die großen Vorbereitungen Spaniens für die Expedition nach Cuba sind hier das Tagesgespräch.

Niederlande. Aus dem Haag, 3. April. Am 19ten d. M. soll eine Sitzung der vereinigten Kammern der Generalstaa⸗ ten staltfinden, in welcher, laut Königlichen Erlasses vom Isten d. M., der Justiz⸗Minister denselben einen Gesetz⸗Entwurf über die Regentschaft und die Regulirung der Vormundschaft während der Minderjährigkeit des Souverains vorlegen soll.

Italien. Turin, 30. März. (Fr. B.) Der Appellhof hat be⸗ schlossen, den Kapuziner Anicetti, welcher auf der Kanzel das Par⸗ lament schmähte, in gerichtliche Untersuchung zu ziehen. lUnter der Diplomatie in Rom hat die gänzliche Abwesenheit französischer Offiziere bei Aufrichtung des österreichischen Wappens Aufsehen erregt. Die Rückkehr des Papstes ist abermals verschoben. Ja man sagt sogar, die betreffende diplomatische Note sei nur dazu abgefaßt worden, um dem Papst Gelegenheit zu verschaffen, nach Ankona oder Livorno zu fliehen und sich den Oesterreichern in die Arme zu werfen. Man hat übrigens das Gerücht verbreitet, es werde bei des Papstes Rückkehr eine allgemeine Amnestie, mit Aus⸗ schluß von nur 30 Individuen, erlassen werden. Der Kardinal Lambruschini sollte der Ueberbringer dieser Nachricht sein, und ei⸗ nige Tage vor dem Papst eintreffen. Frankreich scheint jedoch Kunde von dem Plane erhalten zu haben, denn die vor Neapel liegende Flotte hat Befehl, die Küsten scharf zu bewachen. Der Kriegsminister La Marmora hat bezüglich eines Artikels

des Journals Italia, welcher von Verrath bei Novarra und dem

rohen Benehmen der Soldateska nach demselben sprach, ein Cirku⸗ lar an alle Abtheilungs⸗Kommandanten gegen solche niederträchtige Aufhetzung und Verläumdung erlassen.

Die Concordia macht auf eine Stelle der Zeitung von Ve⸗ rona aufmerksam, wo die sardinische Regierung Freundin und Ver⸗ bündete Oesterreichs genannt wird. Dasselbe Blatt bemerkt, daß Alessandria ganz wehrlos sei, während am Ticino, der Trebia und den Apenninen die Oesterreicher sich furchtbar rüsteten.

Turin, 30. März. (Fr. B.) Es geht hier das Ge⸗ rücht, die Truppen⸗Konzentrirung der Oesterreicher habe die Protestalion Piemonts zu Grunde, welche gegen die Geldbußen, die man über die Mitglieder der provisorischen Regierung in Parma verhängt hat, als gegen einen Friedensbruch, eingelegt wurde.

Aus der Fluth römischer Gerüchte entwickelt sich nur die ein⸗ zige Gewißheit, daß der Papst nicht nach Rom zurückkehrt. Man glaubt, er werde sich in Gesellschaft des Königs von Neapel lange Zeit zu Terracina aufhalten, wo große Vorbereitungen getroffen werden. Zwei französische Regimenter werden als unverläßlich von Rom

nach Frankreich geschickt. Alle französischen Offiziere, mit Ausnahme derer des Generalstabes, weigern sich, trotz Baraguay's Befehl, die päpstlichen Orden zu tragen. Kalbermatten steht schlecht mit den Kardinälen und mit Portici, wo sich sein Landsmann Elgger, ein Schützling Radetzky's, befindet, der Kriegsminister werden will und auch werden dürfte. Der aus der gregorianischen Zeit bekannte Ka rabinier Freddi ist zum Generalstabschef ernannt worden.

Spanien. Madrid, 29. März. (Fr. B.) Der offizielle Text der Aussöhnungsnoten des englischen und spanischen Kabinets ist nach gemeinsamen Uebereinkommen bereits festgestellt. Für den Ge⸗ sandtschafts⸗Posten in London wird Herr Isturitz bezeichnet. Die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen England und Frankreich dürfte allen Anzeichen nach von sehr gün⸗ stigen Folgen im Handel sein. 8

In Lissabon ist das Preßgesetz mit 68 gegen 18 Stimmen an⸗ genommen worden.

Des Festtages wegen keine Börse, außerhalb 3 Proz. 29 ½ begehrt. .

Madrid, 30. März. (Franz. Blättesr.) Gestern Abend soll durch Vermittelung des belgischen Gesandten Dujardin das Ultimatum Palmerston's angekommen sein. Einige nennen es ganz, andere theilweise befriedigend. Heute noch gehe ein Courier mit Pidal's Antwort ab.

3 pCt. 29 ⅛.

Türkei. (Lloyd.) Den neuesten zu Knin aus Vokup und Peros in Bosnien eingetroffenen Nachrichten zufolge befindet sich der Pascha von Bihacz derzeit bei dem Wesir nebst den wenigen Truppen, welche ihn auf dem Rückzuge begleiteten; in Travnik zu Bihacz stehen beiläufig 2500 insurgirte bosnische Muselmänner, an ihrer Spitze der bekannte Kedich. Dieser verbreitet in allen Be⸗ zirken der Kraina Aufrufe und Waffen, um die Bevölkerung für den Fall, daß der Wesir auf der Zahlung der neuen Steuern be⸗ stände, für den Aufstand zu entflammen. Neue Waffenthaten ha⸗ ben zur Zeit nicht stattgefunden. Die Kadis von Glamoch⸗Livno und Banjaluka haben sich mit denen der Kraina nicht verbündet und sind bis jetzt den Befehlen des Wesirs treugeblieben. Zu Gla⸗ moch war das Gerücht verbreitet, es habe der Wesir das Aufge⸗ bot der gesammten wehrfähigen Mannschaft von Livno angeordnet, um gegen die Kraina zu ziehen. Die Ruhe, welche längs der bos⸗ nisch⸗dalmatinischen Gränze herrscht, ist bis jetzt nicht im geringsten gestört worden und wird auch hoffentlich nicht gestört werden.

Damaskus, 18. März. (Wien. Z.) Gegen Ende Januar ward Said Aga Zaccarias (eine Person von großem Einflusse während der Verwaltung des früheren Pascha) angeklagt, große Summen von mehreren seiner Intendanz unterstehenden Dorfge⸗ meinden erpreßt zu haben. Der Gesammtbetrag beläuft sich nahe⸗ bei auf 100,000 Piaster. Man erfuhr überdies, daß der größte Theil dieses Geldes in die Taschen des Exstatthalters von Balbek geflossen sei, dessen Protection Said Aga unentbehrlich schien, um sich auf seinem Posten zu behaupten. Ein interessanter Prozeß steht dem⸗ nach hier in Aussicht, und die Chronique scandaleuse des Orients, die reichhaltiger ist, als es den Anschein hat, wird um ein Blatt bereichert werden. Das Verfahren Said Pascha's, welcher die h