1850 / 97 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ditional⸗Akte nach Maßgabe der genehmigten Vorschläge abgeän⸗ dert und in dieser abgeänderten Form promulgirt werden, wobei jeroch das Staatenhaus gleichzeitig damit einverstanden ist und er⸗ klärt, daß es, insoweit die erwähnten Vorschläge die gedachte Zu⸗ stimmung nicht erhalten, überall bei den durch die Zustimmung des Reichstages nach allen⸗Seiten hin rechtsverbindlich gewordenen V Bestimmungen der Urkunde, des Wahlgesetzes und der Additional⸗ Akte zu verbleiben habe. Vor diesem Antrage wurde über den Vorschlag des Abgeordn. von Watzdorf abgestimmt, dach welzsem men die Revision sogleich beginne, zugleich aber erklären sollte, 4 bchess schlossenen Veränderungen nicht Bedingung der Annahme 8 i I seien, sondern falls die Veränderungs⸗Vorschläge vI nicht genehmigt würden, der Annahme der Entwürfe ds 8 stände. Dieser Antrag erhielt nur 2 von, 24 Festell 85 derer Antrag, von dem Abgeordneten Brüg ben cher 1) die sofortige Revision, 2) jerungen bis zum an den Verwaltungs⸗Rath, 3) falls sich die Regierungen *. bät⸗ 8 8—8 8 enen Abänderungen nicht erklärt hät 15. Mai über die vorgeschlagenen Entwürf verlangte, wurde mit 83, Lngersoher en Ein eventuele Antrag desselben 23 gegen 1 Stimme verworfen. Revision die Re Fn. zelchem es, wenn bei erfolgter Revision die Re⸗ E“ 1“ Abänderungen ablehnen sollten, bei der Fassung des Entwurfs zu verbleiben habe, erhielt von 24 Stim-⸗ 2 Endlich wurde mit 19 gegen 5 Stimmen folgender An⸗ trag des Abgeordneten Grafen Rittberg abgelehnt: Der Aus- schuß schlägt dem Hause vor: 1) zu den vorliegenden Entwürsen folgende Abänderungen zu beschließen ꝛc., 2) die vorliegenden Ent⸗ würfe anzunehmen, jedoch 3) die ad 1 beschlossenen Verbesserungen mit der Wirkung den Regierungen vorzulegen, daß die von ihnen angenommenen Verbesserungen sofort in Kraft treten, während es in Betreff der abgelehnten bei den nach Nr. 2 ange⸗ nommenen Bestimmungen der Entwürfe verbleibt. Diese Beschlüsse sollten gleichzeitig gefaßt und dem Verwaltungsrath mitgetheilt werden. 8 Zur Berichterstattung über den von Patowschen Antrag ist der Abgeordnete von Paton, zur Berichterstattung über die Re⸗ vision des politischen Theils der Abgeordnete von Sybel erwählt worden. 8 Die Herren Staats⸗Minister Graf Brandenburg, Freiherr von Manteuffel und von der Heydt sind heute Morgen wie⸗ der hier eingetroffen. Längere Besprechungen, welche die genannten Herrn Minister mit den Präsidenten der beiden Häuser, so wie mit mehreren Abgeordneten im Laufe des Tages hatten, sollen zu sehr befriedigenden Resultaten geführt und die Hoffnung auf ein gedeih⸗ liches Gelingen des erfurter Werkes aufs neue gekräftigt haben. Der Verfassungs⸗Ausschuß des Volkshauses heschäftigt sich heute mit dem Bericht, der nach einigen Aenderungs⸗Vorschlägen schließlich angenommen und zum Druck befördert wurde. Nach der morgenden Sitzung wird sich das Vollshaus bis Donnerstag vertagen, dann aber die Diskussion über den Bericht des Verfassungs⸗Ausschusses beginnen.

Oesterreich. Wien, 7. April. Die Berathungen über die künftige Konstituirung Italiens haben im Ministerium unter Beiziehung der hier anwesenden Vertrauensmänner bereits begon⸗ nen. Das Const. Blatt a. B. sagt: „Nach Privatbriefen aus Italien scheint die Stimmung daselbst bedenklicher zu sein, als sie in den letzten Monaten gewesen.“

Vom Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten ist folgende Preis⸗Ausschreibung ergangen: „Die in Ausführung begriffene österreichische Staats⸗Eisenbahn über das Semmering⸗ Gebirge, an den Gränzen zwischen Nieder⸗Oesterreich und Steyer⸗ mark, bietet durch die obwaltenden Lokalverhältnisse für die seiner⸗ zeitige Betriebs⸗Ausführung besondere Schwierigkeiten dar. Zur Ueberwindung dieser Schwierigkeiten handelt es sich vorzugsweise um die Ermittelung derjenigen Lokomotiv⸗Construction, durch deren allgemeine Anwendung der seinerzeitige „Betrieb sowohl möglichst sicher und regelmäßig, als auch möglichst ökonomisch ausgesührt wer⸗ den kann. Der K. K. österreichische Minister des Handels, der

Gewerbe und öffentlichen Bauten hat mit Allerhöchster Genehmi⸗

8 b Modalitaͤten die Wahl dieser Lokomotiven geschehen foll. Dir⸗

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ses Programm ist bei dem Kaiserl. österreichischen eaem fie Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten in Wien, bei den öster⸗ Lichischen Gesandtschaften in Berlin, München, Dresden, Stuttgart, Karleruhe, Bern, Brüssel, Paris, London, Petersburg, dann bei den österreichischen General Konsulaten in Leipzig, Hamburg, Frankfurt am Main, Paris, London und New⸗NYork hinterlegt, und es werden die Herren Lokomotiv⸗Konstruktoren, welche sich um den ausgeschriebenen Preis in Konkurrenz zu setzen beabsichtigen, eingeladen, ein Exemplar dieses Programms bei der ihnen nächst⸗ gelegenen Gesandtschaft oder dem nächstgelegenen General⸗Konsulate in Empfang zu nehmen und ihre Anmeldung beziehungsweise Vor⸗ schläge binnen der im §. 6 des Pregrammes festgesetzten Zeit dem Kaiserl. österreichischen Minister des Handels, der Gewerbe und der öffentlichen Bauten zu übermitteln. Wien, im März 1850.“

Das Kriegs⸗Ministerium hat die früher in Ungarn üblich ge⸗ wesene freie Werbung und Stellung von Freiwilligen zur Ergän⸗ zung der ungarischen Regimenter bis auf Weiteres eingestellt.

Einer aus Anlaß der Einkommensteuer⸗Erhebung verfaßten, auf vollkommen glaubwürdige Grundlagen basirten Berechnung über das Einkommen der Bevoölkerung von Oesterreich entnimmt der Lloyd folgende Daten: „Der Gesammtbelauf alles Einkommens ist annäherungsweise zu 3,600,000,000 Fl. C. M. und die Bevölke rung zu 36,000,000 Einwohner angenommen, wonach 100 Fl. C. M. für den Kopf auf ein Jahr kämen. Nun zerfällt aber jene Volks⸗ zahl in Familien und Klassen nach dem Reichthume, von denen die vorletzte und zahlreichste ihren Gliedern nicht mehr als täglich 10 Kr. C. M. zur Bestreitung des Lebensunterhaltes zutheilt. In die letzte Klasse gehören die Bettler, in die erste die Reichen; die zweite Klasse hat ein jährliches Einkommen von 3000 Fl. C. M., die zweit⸗zahlreichste Klasse ist jene mit dem Einkommen jährlicher 300 Fl. C. M.“ Im Const. Blatt a. B. wird berichtet: „Die Ver⸗ handlungen über die Einführung der Einkommensteuer haben zu ver⸗ schiedenen Hindernissen geführt, welche den hiesigen Handelsstand sowohl, als andere Gewerbs⸗Corporationen, veranlaßt hatten, an den Fi nanz⸗Minister Gesuche um Modificalionen der im Patente vom 29. Oktober v. J. über die Einkommensteuer und der Vollzugsschrif vom 11. Januar enthaltenen Bestimmungen zur Einbringung eidesstättiger Bekenntnisse zu überreichen. Namentlich machte der Handelsstand darin geltend, daß die bei demselben ganz eigenthüm⸗ lichen Verhältnisse des Verkehrs und die Grundlage des Kredits solche seien, daß dem Staate oder vielmehr dessen Organen die Einsicht in die Geschäftsbücher ohne empfindlichen Nachtheil der Handelsleute in der Weise, wie es das Gesetz vorschreibt, nicht ge⸗ stattet werden könne. Dieser Tage fand nun im Raths⸗ saale des hiesigen Magistrates eine zahlreiche Versammlung der Vorsteher der verschiedenen Innungen, so wie namentlich des Handelsstandes, statt, wobei der Ober ⸗Finanzrath und Steuer Administrator Schöbl folgenden Entschluß des Herrn Finanz Mini⸗ sters auf die vorgebrachten Beschwerden veröffentlichte: „„Um die Einkoömmensteuer-Bemessung im Interesse jedes einzelnen Steuer⸗ pflichtigen mit der gehörigen Beschleunigung und Geschäftsverein⸗ fachung durchzuführen und um den Bitten von Seiten der Handel⸗ und Industrietreibenden wegen einer Erleichterung in der Fassions⸗ Einbringung zu genügen, wird die Steuer⸗Administration beauftragt, mit den Vorständen der hiesigen Innungen, Gewerbs⸗Corporationen und Grundgerichten eine Einigung dahin zu erzielen, daß die ihnen zugehörigen Steuerpflichtigen ihre Fassionen körperschaftsweise ver⸗ fassen und bei der Administration einbringen, für welchen Fall ver⸗ einfachte Formularien benutzt werden können, wobei es je doch dem Einzelnen immer freistehen soll, sich nicht anzu schließen, sondern die Fassion abgesondert nach den frühe ren Formularien abzugeben. Der Staats⸗Verwaltung bleibt

es indeß noch immer vorbehalten, bei vorkommenden Bedenken das strengere gesetzliche Verfahren eintreten zu lassen.““ In diesem Zugeständnisse liegt jedenfalls eine Vereinfachung und auch ein Vortheil, dem sich die Industriellen nicht entziehen werden. Darauf konnte freilich der Finanz⸗Minister nicht eingehen, daß die Regie⸗ rung für jede Corporation eine Pauschalsumme ausspreche, welche man sodann in Erwägung ziehen und auf die einzelnen Mitglieder repartiren wolle; eben so genügte der Antrag, als Einkommensteuer

gung beschlossen, zur Lösung dieser Aufgabe alle jene in Anspruch zu nehmen, welche sich berufen und geneigt finden, den Fortschritt im Loko⸗ motivbau speziell in der Anwendung auf den in Rede stehenden Zweck zu fördern, und hat für denjenigen, welcher die entsprechendste Loko⸗ motive projektirt, erbaut und abliefert, einen Preis von zwanzigtausend Stücken vollwichtigen Kaiserlichen Dukaten bestimmt. Die besagte Eisenbahn, auf welcher die zu erbauende Lokomotive Dienst zu thun bestimmt ist, überschreitet den Rücken des Semmeringgebirges in einer Höhe von 464,s8 wiener Klafter über der Adriatischen Meeres⸗ fläche, und hat von dem höchsten Punkte bis zu dem in Nieder⸗ Oesterreich gelegenen und 3,8 Meilen in der Richtung der Bahn entfernten Endpunkte am gloggnitzer Bahnhofe, einen Fall von 243,2 Klafter, und bis zu dem in Steyermark gelegenen und 1,6 Meilen in der Richtung der Bahn entfernten Endpunkte am mürzzuschlager Bahnhofe, einen Fall von 114,2 Klaf⸗ ter. Die steilsten der verschiedenen Steigungen und bezie⸗ hungsweise Gefälle sind solche von 1:40, und die längste der Steigerungen von 1:40 beträgt 1671 Klafter; der kleinste Halbmesser der verschiedenen Kurven hat 100 Klafter. Jedoch kom⸗ men bei den stärksten Steigerungen von 2 keine kleineren Halb⸗ messer als solche von 150 Klaftern vor. Die längste der Kurven mit diesem Halbmesser und auf der größten Steigung erstreckt sich auf 203 Klafter. Als eine der Haupteigenschaften der zu erbauen⸗ den Lokomotive wird gefordert, daß sie über die größte und zugleich mit den ungünstigsten Krümmungs⸗Verhältnissen verbundene Stci⸗ gung, bei gewöhnlichen günstigen Witterungs⸗Verhältnissen, eine Bruttolast von 2500 wiener Centnern, exklusive des etwa vorhan⸗ denen Tenders, mit einer Geschwindigkeit von 1 ½ österreichischen Meilen (die Meile = 4000 wiener Klafter) in der Stunde zu fördern im Stande sein muß. Den Lokomotiven mit noch größeren Leistungen würde übrigens der Vorzug eingeräumt werden. Es ist ein eigenes Programm ausgeferligt worden, in welchem die Bahn durch Beischluß eines Situationsplanes und eines Längenprofils, dann das System, nach welchem der Ober bau der Bahn gelegt werden soll, durch den Beischluß einer De⸗ tail⸗Zeichnung näher dargestellt wird. In diesem Programm sind auch die Anforderungen, welche an die mit dem Preie zu bethei⸗

lende Lokomotive in Bezug auf Construction und Leistung gestellt werden, und die Voraussetzungen, unter welchen eine mit den Ei⸗ genthümlichteiten der Eonstruction der Lokomotive etwa verbundene

Hinzufügung an dem Oberbau der Bahn zulässig ist, näher aus⸗

ein Drittheil der jetzt bemessenen Erwerbsteuer zu bezahlen.“ Das Verzeichniß über die öffentlichen Vorlesungen an der Uni⸗ versität zu Wien, welche im Sommer⸗Semester des Jahres 1850 gehalten werden, ist gestern erschienen. Es lehren an der theolo⸗ gischen Fakultät die Professoren Stark, Scheiner, Thaller, Kozelka, Schwetz, Teplotz, Schauberger, Kaerle, Müller und Schmid: christ⸗ liche Kirchengeschichte, Einleitung in die Bücher des alten Bundes und das Buch Esther, Kirchenrecht, Einleitung in die Bücher des neuen Bundes, das Evangelium Johannis, den Brief an die He⸗ bräer, katholische Dogmatik, Moraltheologie, Priester⸗ und Hirten⸗ amt, syrische und chaldäische Sprache, höhere Exegese, Erziehungs⸗ kunde und Katechetik. An der Rechts⸗ und staatswissenschaft⸗ lichen Fakultät lehren die Professoren und Docenten Heyß⸗ ler, Waniorek, Horning, Huze, Dworzak, Wenzel, Hye, Grastl, Leeb, Neumann, Godinger, Galba, Springer, Stubenrauch und Frühlich: Rechtsphilosophie, römisches Civil⸗ recht, Strafordnung der Römer, österreichisches Strafrecht, österrei⸗ chisches Handels⸗ und Wechselrecht, österreichisches Kirchenrecht, civilgerichtliches Verfahren, Rechtsausführungsform, Bergrecht, See⸗ recht, Finanz⸗Wissenschaft, Gefälls⸗Strafgesetz, Verwaltungs Geset kunde, Völkerrecht, gerichtliche Psychologie und Staats⸗Rechnungs kunde. An der medizinisch⸗chirurgischen Fakultät halten Vorträge die Professoren und Docenten Hyrtl, Brücke, Schroff Kainzbauer, Rokitansky, Skoda, Raimann, Helm, Haller, Schuh, Dumreicher, Rosas, Blodig, Ceßner, Klein, Bartsch, Zipfl, Dlauhy, Gatscher, Kainzbauer, Spatzenegger, Hebra, Sigmund, Bednar, Löbisch, Chiari, Mauthner, Viszanik, Kolisko, Heider, Wedl, Langer, Fleischmann, Selig⸗ mann, Bastler, Binder, Lakner und Zährer: Anatomie, Physiologie, Therapie, Pharmacie, Operation zlehre, Augenheilkunde, Instrumenten⸗ und Bandagenlehre, Geburtshülfe, medizinische Polizei, Botanik, Chemie, theoretische Medizin, Hautkrankheiten, syphilitische Krank⸗ heiten, Kinderkrankheiten, Frauen⸗ und Kinderkrankheiten, Frauen krankheiten, Kinderpflege, Psychiatrie, Perkussion, Auscultation, Zahnheilkunde, Histologie, Gelenkslehre, Homöopathie, Geschichte der Merkizin und Epidemiologie, Diätetik und Gesundheitskunde, Heil⸗ quellen, Krankenpflege und Impfung. An der philosophischen Fa kultät lehren die Professoren und Docenten von Lichtenfels, Lott und Reméle: Geschichte der Philosophie, Rechtsphilosophie, Ethik und Erziehungskunde; die Professoren Kaiser und Grauert: Welt⸗ geschichte, österreichische Staatengeschichte, römische Geschichte, Heral⸗

gesprochen. Ferner sind in diesem Programm auch festgesetzt: die Art und Weise und die vee san Pe unter .b 88 Mitkon⸗ kurrenz ü8 den Preis stattfinden kann, dann die Modalitäten, nach welchen bei der Erprobung und Beurtheilung der Lokomotive zur Begründung der Preisbetheilung vorgegangen werden wird. Endlich ist noch bestimmt, daß die österreichische Staatsverwaltung nebst der Preis⸗Lokomotive noch fünf andere um bestimmte Beträge von sechs⸗ bis zehntausend Stücken vollwichtigen Kaiserlichen Dukaten käuflich an sich zu bringen gedenkt, und es ist festgesetzt, nach wel⸗

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dik, Geschichte des Staatswesens; die Professoren und Docenten Petzwall, Littrow, Kunzek, Dopler, Schaub, Friese, Kner, Redten⸗ bacher, Fenzl, Härnes, Steker, Schmidl und Holzer: Mechanik, Gleichungen, Astronomie, Lehre vom Licht, Experimental Physik, Geo⸗ metrie, Naturgeschichte, Zoologie, Chemie, Morphologie, Mineralogie, Landwirthschaftslehre, Geometrie, Geognosie; die Professoren Ka⸗ rajan, Bonitz, Boller, Miklosisch und Goldenthal: über Philologie und Linguistik; die Professoren Koller, Arnoth, Eitelberger und Schmidl: über Archäologie und Kunstgeschichte; endlich die Professoren

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und Docenten Lehner, Fornasari, Ponifio, Remele, Kaweki, Sem⸗ bera, Legat und Heger: italienische Sprachlehre und Geschäftsstyl; ungarische Sprache und Literatur; polnische, böhmische und fran⸗ züösische Sprache, dann Stenographie. 8

Die wiener Handelskammer hat sich noch nicht aufgelöst, son dern in ihrer Sitzung am 2ten d. M. nur den einhelligen Beschluß gefaßt, sich gänzlich aufzulösen, sobald das neue provisorische Gesetz vom 30. März d. J. über die Errichtung von Handels⸗ und Ge⸗ werbekammern in Wirksamkeit tritt, was Ende dieses Monats zu erwarten steht.

Das Ministerium hat bewilligt, daß die vierte Versammlung der katholischen Vereine Deutschlands im Sommerjahr 1850 in Linz abgehalten werde.

Vorgestern ist Fürst Schtscherbasoff, russischer Stabs⸗Rittmei⸗ ster und der Hof⸗ und Kabinets⸗Courier Emanunel Wolf nach St. Petersburg abgegangen. Letzterer führte, wie der Lloyd sagt, ein Kistchen voll Ordenszeichen bei sich, welche er an den russischen Kai⸗ ser zu überbringen hat.

EEEEqEEEE116” von Wien hier angekommen.

Ein Transport Infanterie vom Regimente Baron Welden ist von hier abgegangen, mit der Bestimmung, in Galizien in die Gendar⸗ merie eingereiht zu werden.

Am 3. April verschied hier nach mehrmonatlicher Krankheit der

rkannte Komponist Wenzel Tomaschek.

Salzburg, 3. April. (C. Bl. a. B.) Im Fache des Volks⸗ rziehungswesens ist ein gewichtiger Fortschritt gemacht worden. Die hiesige vierte Klasse der Normal Hauptschule ist nämlich durch Beschluß des Unterrichts⸗Ministeriums in eine Unter Realschule umgestaltet worden, welche vor der Hand zwar nur zwei Jahrgänge enthält, aber in nächster Folge aus 4 bestehen wird. In der ge⸗ strigen General⸗Versammlung des Gewerbevereins wurde zugleich auch auf die Errichtung einer Gewerbeschule angetragen, doch dürf⸗ ten die dermaligen Kräfte des Vereins schwerlich zur Verwirklichung dieses Projektes hinreichen. Man vertröstet sich daher in dieser Hinsicht auf den Landtag.

Das gestrige Blatt der Salzburger constitutionellen Zeitung enthaͤlt folgende Mittheilung: „Ueber die Forderungen, welche das österreichische Episkopat an die Kaiserliche Regierung gestellt, wird uns aus verlässiger Quelle mitgetheilt, daß dieselben schon seit langer Zeit in sehr vielen Exemplaren gedruckt vorlie gen. Da jedoch die Bischöfe deren Veröffentlichung noch nicht für zeitgemäß finden, wurde die ganze Auflage einstweilen zurückbe⸗ halten, nur von den Dom⸗ Kapitularen erhielt jeder ein Exem⸗ plar, mit der Bedingung, davon nicht den mindesten Ge brauch zu machen. Gleichfalls aus guter Quelle erfahren wir, daß die noch zu beseitigenden Schwierigkeiten der Ver⸗ handlungen sich auf die Ehegesetzgebung, Besetzung der Bis⸗ thümer und Kanonikate und die Finanzen beziehen. Wer diese Gegenstände näher ins Auge faßt, wird unschwer begreifen, daß sie reiflich erwogen werden müssen, ehevor sie definitiv erledigt werden Hält z. B. der Staat an dem Grundsatze der religiösen Indiffe⸗ renz fest, doch stellt er sich so zu sagen über alle speziell⸗ positiven Religionen, so kann die katholische Kirche unmöglich gestatten, daß die Ernennung der Bischöfe oder Domherren von ihm ausgehen, denn sonst könnte der Fall eintreten, daß von einem Minister jüdi— scher Religion die Besetzung eines katholischen Bisthums abhinge Hingegen wird die Kirche nach unserem Dafürhalten keinen, 8 stand nehmen, dem Kaiser, als ihrem ersten Sohn, das Ernennunge recht wie bisher zu belassen.

Innsbruck, 2. April. (Innsb. Ztg.) Vorgestern ging eine halbe Escadron von Windischgrätz⸗Chevaurlegers von hier nach Vorarlberg ab; in wenigen Tagen werden mehrere Batterieen da hin folgen. Ueberhaupt hat, wie verlautet, das ganze in Tyrol und Vorarlberg aufgestellte Armee⸗Corps Befehl zur Marschberei‚ schaft erhalten. Es soll, wie man sagt, in Süddeutschland ein La⸗ ger beziehen. Seit dem 1sten d. versieht bereits die Gendarmerie in hiesiger Stadt die Dienste der Sicherheitswache.

Baden. Karlsruhe, 6. April. (Karlsr. Ztg.) Der neuesten Nummer des R egierungs⸗Blattes zufolge 11 der Kriegs⸗Zustand und das Standrecht auf weitere vier Wochen verlängert worden.

Mannheim, 5. April. (Karlsr. Ztg.) Gleich nach dem Eintreffen der Cadres der hier zu organisirenden 5 Bataillone wurde guch mit deren militairischer Ausbildung begonnen, und zwar mit dem größten Eifer. Bis 5 Uhr Abends wird mit Ausnahme we⸗ niger Stunden der Ruhe und Essenszeit das preußische Reglemen praktisch geübt und hierauf noch ein theoretischer Unterricht abge halten. Das Exercitium wird einstweilen, wegen mangelnder Mon⸗ tirungsstücke, noch in den Kasernensälen und Gängen theilweise in Civilkleidern geuͤbt.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 6. April. (O. P. A. Z. Der Königlich niederländische Staatsrath, Herr von Scherff, ha in der gestrigen Sitzung der hohen Bundes⸗ Central⸗Kommissior seine Vollmacht als Bevollmächtigter für das Großherzogthum

Luxemburg vorgelegt.

Ausland.

Oesterreich. Venedig, 2. April. (C. E1“ 86 Herzogin von Berry wird hier zurückerwartet; die Angouleme und der Herzog von Bordraur, die ven hier zubrachten, scheinen dagegen ihre Fheen 1 Wetter hat sich etwas gebessert, ist. 88 ih.

Graf Gyulai, der uns vorgestern ver assen hat, 8 s 8 . Padua und Bologna nach Florenz zu begeben, 83 6 üh vor seiner Abreise noch das Atelier unseres genialen er 86. mn

ig“ enschein zu nehmen. Derselbe nehre Vhättern Vüngche und mit Recht die eben so wahre als G Auffassung des großartigen Moments hervorgehoben s6 dessen Darstellung die 1öö Piazzetta mit dem Doge

ben Vordergrund abgiebt. G ö“ wurden die irdischen Ueberreste des im Au⸗ gust vv. J. hier an der Cholera gestorbenen peüsschen be Heinrich Stieglitz nach Hamburg eingeschifft. 85 so fen W äußerter Wunsch des Verstorbenen gewesen sein, fhüähf w neben seiner ihm vorangegangenen Gattin Charlotte begr z

werden, und die entfernten Verwandten wollten denselben erfüllen,

weshalb der bisher auf dem protestantischen Kirchhofe beigesett ge⸗

Die Erzherzoge Albrecht und Leopold sind

wesene Sarg wieder ausgegraben wurde. Ein von Stieglitz voll⸗ ständig hinterlassenes Manuskript: „Venedigs Aufgang und Nieder⸗ gang“, die Hauptursache seines langjährigen hiesigen Aufenthalts, da er das Archiv dazu benuͤtzte, soll sich in italienischen Händen befinden. Moͤchte sich doch unter Stieglitz's zahlreichen Freunden in Deutschland Jemand finden, der sich die Herausgabe angelegen sein ließe.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 6. April. Den Vorsitz führt Bedeau. Der Präsident erklärt, daß zur Ballotage zwischen Léon Faucher, Vatismenil, Benoist d'Azy und Jules de Lasteyrie behufs der Ernennung eines Vice⸗Präsidenten geschritten werde. Um 2 Uhr ist das Skrutinium geschlossen. Die Debatte über die Wahlen im Ober⸗Rhein wird aufgenommen, Cassal verlangt ihre Annullirung aus demselben Grunde, aus welchem die Wahlen im Departement Saone und Loire annullirt worden. Zahlreiche Pro⸗ testationen seien eingegangen, Unregelmäßigkeiten bezeichnet, daher, wie bei den Gewählten, im Departement Saône und Loire, die Her⸗ ren Kestner, Dollfuß und Migeon nicht als Repräsentanten betrachtet werden könnten. Ein von den Generalen Vaß⸗ Vineaux und Montholon gezeichnetes, später von ihnen desavouirtes Cirkular habe entschiedenen Einfluß gehabt. Je⸗ denfalls habe der Präfekt die Ermächtigung zur Verbreitung dieses Falsums ertheilt. (Lärm.) General Vast Vineaur bemerkt, sobald er und Montholon Kenntniß von diesem Cir⸗ kulare erhalten, hätten sie dagegen protestirt. Montholon

giebt die gleiche Erklärung. Heeckeren bemerkt, das Cirkular sei von Herren Sureau de Varennes gekommen, den General Moutho⸗ lon genau kennt. Der Präfekt habe die Autorisation ertheilt, weil er an die Richtigkeit der Unterschrift geglaubt. „General Montho⸗ lon“ fährt der Redner fort, „bemerkte mir selbst, als ich mit ihm vom Cirkular sprach, er kenne Herrn Sureau, und Niemand sei zu einer Sendung in Wahlangelegenheiten geeigneter als er. Jedenfalls kannte der General die Schritte Sureau's.“ Der Redner beruft sich dar⸗ auf, das demokratische Comité habe ebenfalls Plakate, und zwar heftige, vertheilt und angeschlagen. Die Sozialisten hätten sogar die Wahlhandlung stören wollen. Man müsse die Wahlen bestäti

gen. Der Minister des Innervn zweifelt nicht, daß nach diesen Details die Wahlen bestätigt werden, er will nur die Beamten ver⸗ theidigen. Es sei der Präfekt unparteiisch gewesen. Wegen des Cirkulars seien Untersuchungen eingeleitet. Die Sozialisten sollten nicht glauben, daß sie die Disziplin der Armee erschüttern könnten. Die Regierung werde diese davor schützen und erforderlichenfalls strafen. Péan: „Sie predigen die Rache.“ Baroche: „Das thun Sie durch Wort und Schrift. Sie reizen die Soldaten zum Mangel an Achtung vor ihren Chefs, Sie verleumden die Regie⸗ rung.“ (Beifall rechts.) Valentin (Ex⸗Licutenant der Jäger von Vincennes) betritt in Uniform die Tribüne. Er werde die Armee zu rechtsertigen wissen, er bitte nur um Nachsicht, da er niemals öffentlich gesprochen. (Lärm.) Die Rechte unterbricht den Redner so oft, daß man längere Zeit nichts vernehmen kann. Endlich fängt er an, ein Manuskript zu verlesen, wird aber übertäubt. Man verlangt Schluß der Debatte. Dieser wird trotz Chauffour's Pro⸗ testation angenommen. Der Präsident verkündet das Resultat der Bice⸗Präsidentenwahl. Léon Faucher und Jules von Lasteyrie wer

den als Vice⸗Präsidenten verkündet. (Lärm rechts.) Letzterer ver⸗ zichtet. (Bravo rechts.) Der Präsident verliest eine Einladung zur Eröffnungs-Sitzung der General⸗Versammlung für Acker⸗ bau und Industrie. Cassal beklagt sich über eine Indiscretion Baroche's in seiner Rede, die einer Verletzung des Briefgeheimnisses gleichkomme. Baroche vertheidigt sich dagegen. Es wird zum Skrutinium über Bestätigung der Wahlen im Departement Ober⸗ Rhein geschritten. Folgendes ist das Resultat: Stimme 629; für 420, gegen 209. Die Wahlen sind also bestätigt. Endlich wird der Minister der öffentlichen Arbeiten ermächtigt, 40,000 Frk's. zum Eisenbahndienste von Paris nach Sceaux zu verwenden. Ohne Debatte werden Supplementarkredite zur Deckung der fälligen Reste von 1846 und 1847 bewilligt. Die Sitzung wird aufgehoben.

Paris, 6. April. Die bevorstehende pariser Ergänzungs⸗ wahl nimmt das Interesse aller Parteien in Anspruch. Sowohl die Wahl⸗Union, als das socialistisch⸗-demokratische Wahl⸗Comité hielten gestern Sitzungen, in denen die Frage der Kandidatur leb⸗ haft besprochen wurde. Die Wahl⸗Union hat beschlossen, Herrn F. von Foy als Kandidaten aufzustellen. Der Beschluß des so cialistischen Comité's soll dahin gehen, sich aufzulösen und die Arrondissements zur Wahl von neuen Delegirten aufzu⸗ fordern. Doch wird diese Nachricht eben so wenig ver bürgt, als die Deutung, welche man diesem Beschlusse geben will, daß man dadurch die Kandidatur Girardin's, gegen den die ses Comité sich ausgesprochen, möglich zu machen. Girardin, wird bemerkt, scheint im Gegentheile nicht die mindeste Aussicht zu ha⸗ ben, der Kandidat der Sozialisten zu werden. Auch Goudchaux und Lesseps, denen man einige Tage hindurch Aussichten für die Kandidatur zuschrieb, haben jetzt wenig Hoffnung. Für das Waehrscheinlichste hält man, daß die Sozialisten ei⸗ nen Soldaten als Kandidaten für Paris aufstellen werden. Die Gazette de France versichert, daß die Wahl⸗Union allein und ohne Unterstützung der Legitimisten handeln wolle. Thatsache ist, daß. kein einziges legitimistisches Blatt heute die Proclamation der Wahl⸗Union mittheilt. In diesem Aufrufe der Wahl⸗Union an die pariser Bevölkerung erklärt dieselbe, daß sie, da die Wahl des

April nur eine Fortsetzung der Wahl des 10. März sei, sich keine neue vorbereitende Wahl vornehmen lassen werde und Herrn F. Foy als Kandidaten aufstelle. General Lahitte und Herr Rou⸗ juau haben der Wahl⸗Union wissen lassen, daß sie, um die Arbeit des Comité's zu erleichtern, von ihrer Kandidatur abstehen. Alle Berichte der Staatsanwalte und der Präfekten stimmen darin überein, daß die Wahlen des 10. März die Geschwornen weit op⸗ positioneller gemacht habe. Nebenbei wird als die allgemeine Er⸗ wartung ausgesprochen, daß die pariser Wahl vom 21. April ver⸗ jenigen vom 10. März nichts nachgeben werde.

Die Patrie enthält Folgendes: „Man hat in der gestrigen Soiree im Elysée bemerkt, daß die Herren Molé, Broglie und Thiers sich sehr lange mit dem Präsidenten unterhielten. Es wa ren nur wenige Einladungen geschehen und diese nur an eine ge⸗ ringe Anzahl von Repräsentanten, Generale und Corps⸗Komman⸗ danten und einige Mitglieder des diplomatischen Corps.“

Die Univers bringt einen Brief aus Portici, in welchem ge⸗ meldet wird, daß der Pabst am 12. April um 10 Uhr Morgens durch die Porta S. Giovanni in Rom einziehen werde.

Der Unterstaats⸗Secretair im Ministerium des Innern, Ed⸗ mond Blanc, ist plötzlich gestorben. Er war in letzter Zeit mit den Aufträgen vieler Personen betraut, die bei der Liquidation der al⸗ ten Civilliste interessirt sind.

General Grammont hat einen Antrag zur Errichtung einer Grundeigenthumsbank eingebracht. Ihre Notenausgabe soll ein Maximum von 600 Millionen Franken nicht überschreiten dürfen.

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Grandin hat ein beklagenswerthes Ende genommen. Sie war krank und streckte Nachts, als ihre Wärterin sie verlassen, die Hand über das Nachtlicht aus. Ihr Kleid fing Feuer, setzte das Bett in Brand, und bevor ihr Hülferuf gehört worden, war sie bereits eine Leiche. Die Unglückliche sah binnen wenigen Tagen ihrer Niederkunft entgegen.

Heute Abend findet die erste Vorstellung von Lamartine's Tous⸗ saint Louverture“ statt. Die Billette zu dieser ersten Vorstellung sind zu unglaublichen Preisen verkauft worden. Parterre⸗Billette sogar wurden bis 40 Franken bezahlt. An Ausstattung soll ein großartiger Aufwand gemacht sein. Das neue Stück im Vaudeville⸗ Theater ist zwar nicht verboten, doch bedeu end abgekürzt. Der Akt: „Die Marquis der Republik“ ist auf ein Drittel gestrichen. Nichtsdestoweniger wird es täglich ausgepfiffen.

Um für Anlegung öffentlicher Bäder und Arbeiterstädte Stu⸗ dien zu machen, sollen Ingenieure nach England gesendet wor⸗ den sein.

Der heutige Moniteur enthält abermals Ordens⸗Verleihun⸗ gen an Militair⸗Personen.

Die Kommission für Prüfung der Straßburger Eisenbahn hat zum Berichterstatter Leverrier ernannt.

Unter dem Titel: L' Ami du Peuple wird ein neues täg⸗ liches Journal angekündigt.

Der Constitutionel versichert heute, daß seine Schilderung von den Injurien, welche dem Präsidenten widerfahren sein sollten, trotz des Widerspruches, den sie gefunden, der Wahrheit gemäß sei. Dagegen erklärt der Dix Décembre heute neuerdings die ganze Sache als ein Mährchen.

Der Napoleon hat heute eine zweite Ausgabe seiner letzten Nummer veranstaltet. Der erste Artikel über die Dringlichkeit der Annahme der Repressivgesetze blieb unverändert, wie Sonntags, mit großen Lettern gedruckt. Dagegen hat man mit einiger Ueber⸗ raschung wahrgenommen, daß die Artikel über das Preßgesetz un⸗ terdrückt worden sind. Man fragte sich, was das Motiv dieser Veröffentlichung oder dieser Unterdrückung sei.

Der Dix Décembre fordert in jeder Nummer die Geschäfts⸗ führer der Arbeiter-Associationen auf, ihm ihre Annoncen zuzu⸗ schicken, die er gleich den sozialistischen Blättern unentgeltlich ab⸗ drucken wolle. Bisher wurde dieser Aufforderung keine Folge geleistet.

Die Eremitage J. J. Rousseau's zu Montmorency wird am 24. April zu Paris versteigert werden.

Sämmtliche Departements⸗Journale sprechen sich entschieden gegen die Maßregel der Regierung aus, die lithographischen Kor⸗ respondenzen als Journale zu behandeln.

Großbritanien und Irland. London, 6. April. Ihre Majestät die Königin und Prinz Albrecht sind mit ihrer Fa⸗ milie und dem Hofstaat von Schloß Windsor wieder in Buckingham⸗ Palast angekommen.

Mit Venezuela sind Difsserenzen ausgebrochen, die möglicher⸗ weise eine Blokade der dortigen Küsten herbeiführen dürften. Es handelt sich nämlich um eine Benachtheiligung britischer Untertha⸗ nen in Folge neuer Landesgesetze wegen Besteuerung von Erbschaf⸗ ten und dergleichen. Ein britisches Geschwader ist vor Caraccas erschienen, und unser dortiger Geschäftsträger, Herr Wilson, hat der dortigen Regierung eine Frist bis zum 1. März gestellt, nach deren Ablauf Feindseligkeiten ergriffen werden sollten. Noch am 26. Februar zeigte sich keine Spur von Nachgiebigkeit. In nord⸗ amerikanischen Blättern wird die Besorgniß ausgesprochen, daß England diese Gelegenheit benutzen dürfte, um sein Gebiet in Guyana jenseits des Orinoco zu erweitern.

Die Kaufsumme für die dänischen Besitzungen in Guinea be trägt nur 10,000 Pfd. St.

Nach den neuesten Berichten vom Kap dauert die alte Aufre⸗ gung dort noch fort. Man wußte noch nicht, daß die englische

Regierung die Maßregeln in Betreff der Transportation der Sträflinge geändert.

In der neuesten Botschaft des Prästdenten Rosas wird dar⸗ auf hingedeutet, daß eine Dampfschiffs⸗Verbindung zwischen Buenos⸗ Ayres und England im Werke sei.

Der Herald trägt darauf an, daß das Gehalt des englischen Gesandten in Paris von 10,000 auf 8000 Pfd. St. und das des Gesandten in St. Petersburg von 11,000 auf 9000 Pfd. St. er⸗ niedrigt werden möge; dasselbe könne in Wien stattfinden.

Der Astronom J. R. Hind hat einen Brief an die Times geschickt, worin er sich über den großen Kometen auespricht, der im Jahre 1264 und 1556 sichtbar war, und der nach den Berechnun⸗

gen der Astronomen zwischen den Jahren 1858 und 1860 wieder erscheinen wird.

Schweiz. Bern, 4. April. (O. P. A. Z.) Auf heute war die Eröffnung der Bundes⸗Versammlung festgesetzt. Da im Nationalrath aber nur 49 Mitglieder anwesend waren, somit noch 6 fehlten, um ihn beschlußfähig zu machen, so wurde die Eröffnung auf morgen verschoben. Der Ständerath nahm nichts von allge⸗ meinerem Interesse vor; er wählte Kommissionen.

Der bernerische Große Rath genehmigte den Verwaltungsbe⸗ richt des Regierungsraths von 1845 bis 1849. Der Vorschlag des Regierungsraths, den Wahlkreis Rueggisberg in zwei Kreise zu theilen, damit nicht wieder, wie bei der Volks⸗Versammlung in Thurnen, wo nach der Mittheilung des Untersuchungsrichters Ma⸗ thys die Konservativen die Ursache des Streites waren, die Par⸗ teien an einander geriethen, wurde mit 95 gegen 35 Stimmen ge⸗ nehmigt.

Die Landesgemeinde in Unterwalden hat die neue Verfassung mit drei Viertel der Anwesenden angenommen.

Bern, 4. April. (Eidgen. Ztg.) In der Mittheilung von Auszügen aus dem Bericht des Bundesrathes über die deutschen Arbeitervereine fortfahrend, geben wir heute ein Müsterchen eines Briefes: „Ein deutscher Flüchtling, der unter falschem Namen sich in der Schweiz aufhielt und unter Hinterlegung eines falschen Wanderbuchs Mitglied des Arbeitervereins zu Lausanne war, be⸗ richtete an seine Verwandten und Freunde in der Heimat unter Anderem Folgendes: „„Ich will Euch etwas von Politik schreiben, und zwar möchte ich recht viel schreiben, aber ich kann und darf nicht. Ich bin Mitglied einer Gesellschaft, und Ihr wer⸗ det Euch wundern, wenn ich Euch den Namen sage: Jesuitenver⸗ ein; aber kein geistlicher, sondern ein demokratischer (!) Es stehen Männer an der Spitze, die das Vertrauen des Volkes genießen, auch derjenigen, die mitunter blos Zeitungen lesen. Bleibt fest bei einander und zersplittert die demokratischen Kräfte nicht in verschie⸗ dene Parteien, und wenn es noch einmal im Westen kracht, dann steht Mann für Mann auf und macht den Schritt über die letzte Stufe zum Throne. Wir werden Wache halten mit der Gulllotine, damit die Schurken in kein anderes Asyl mehr kommen, als in die Erde, oder in der freien Luft am Galgen. Ich will diesen letzten

Die Frau des vor acht Monaten verstorbenen Repräsentanten

Tanz noch einmal mittanzen; ist das deutsche Volk aber wie⸗

der so unentschlossen als im vorigen ich knechten und treten lassen von der Seherh aag denn gs g Euch mittheilen von dem V., daß Ihr nicht wiede V., Ihr nicht wieder Vertreter wählt, sondern Eure Gesetze auf den Barrikaden diktirt. Sollte es ver⸗ unglücken, nun dann soll die Welt ein Freudenfeuer erleben, wie noch keines dagewesen ist. Ueber die Politik des Bundesrathes der Schweiz werdet Ihr wohl schon Berichte gelesen haben. Badisches Militair ist bald keines mehr da und ist alles ausgewiesen worden. Engelmann hätte das Loos vielleicht auch getroffen, wenn der Bundesrath wüßte, wo er wäre. Schlffel, Techow und mehrere preußische Offiziere und Andere, 32 an der Zahl, die gravirtesten Führer, sind alle ausgewiesen worden. Leider hat die Schweiz aber zu radikale Bürger, wo dieselben ohne Erlaubniß des Bundesrathes ein Asyl haben, so auch Mazzini. Dem Willich geht es in England sehr schlecht, der wird sich aber rächen. Von übrig gebliebenen Flüchtlingen, die wir jetzt in der Schweiz noch sind, werden bei Ausbruch einer Revolution die republikanische Garde bilden, um die Regierung zu schützen oder zu stürzen, nachdem sie sich nun verhalten wird. Zum Frühjahr giebt es wieder was zu thun, denn wir haben von den Arbeitern in Frankreich genaue Berichte, und sollten die Sozialisten gewinnen, nun dann mögen sie sich ein anderes Paris und Lyon bauen.““ In einem anderen Briefe schrieb der Nämliche nach Hause: „„Was Eure Neugierde über den Verein betrifft, kann ich nicht befriedigen. Verrath wird mit dem Tode bestraft; was für Mitglieder dabei sind, weiß ich nicht; es kommen sehr wenig zusammen.““ Ob dieses Alles Phantasie⸗Gebilde seien, wie der Deponent in Anerkennung der Echtheit der Briefe in dem Verhör darzustellen versuchte, oder ob er wirklich Mitglied einer geheimeren, die Arbeitervereine dominirenden Verbindung sei, mag für unseren Zweck und bei dem voraussichtlichen geringen Erfolg einer weiteren Untersuchung dahingestellt bleiben.“ Ueber den Bestand der Ver⸗ eine, so weit derselbe aus den Akten hervorgeht, giebt der Bundesrath folgende statistische Angaben: „Genf hat 89 Mitglieder nach seiner Erklä⸗ rung im Dezember 1849. Lausanne hat circa 30 Mitglieder nach der Deposition des Präsidenten. Vivis hat 6 Mitglieder nach der Deposition des Präsidenten. La Chaux⸗-de⸗Fonds hat 112 Mit⸗ glieder nach der Deposition des Secretairs. Locle hat 40 Mit⸗ glieder nach dem Bericht des Vereins in Genf. Fleurier hat 11 Mitglieder nach der Deposition des Secretairs. Freiburg hat 12 Mitglieder nach dem Bericht des Vereins in Genf. Bern hat 36 Mitglieder nach dem Verzeichniß. Pruntrut hat 12 Mit⸗ glieder nach den Abgaben von Mitgliedern. St. Imier? Burgdorf hat 12 Mitglieder nach dem amtlichen Berichte. Thun hat 15 Mitglieder nach dem amtlichen Berichte. Basel hat 62 Mitglieder nach dem anmtlichen Berichte. Zürich hat circa 50 Mitglieder nach der Deposition des Präsidenten. Winterthur hat circa 40 Mitglieder nach der Deposition des Ak⸗ tuars. Schaffbausen hat circa 30 Mitglieder nach der Angabe des Präsidenten. Aarau hat 40 Mitglieder nach dem Verzeichniß bei den Akten. Luzern hat 30 Mitglieder nach der Angabe des Prä⸗ sidenten. Glarus hat 18 Mitglieder laut Verzeichniß bei den Ak⸗ ten. Chur hat 101 Mitglieder nach dem amtlichen Berichte. He⸗ risau hat 25 Mitglieder nach dem Bericht des Vereins von Genf. Bringen wir nun die fünf letzten Vereine als nicht affiliirte in Ab⸗ rechnung, so bleiben für die übrigen ungefähr 560 Mitglieder. Unter denselben befinden sich auch einzelne Schweizer, aber verhält⸗ nißmäßig sehr wenige, und in den Vereinen, wo deren meh sind, haben dieselben sichtlich diesem Treiben entgegengewirkt.“

Bern, 4. April. (Frankf. J.) Der Beschluß des Bundes raths, betreffend die Ausweisung einer großen Zahl deutscher Ar⸗ beiter, kommt nicht nur diesen, sondern auch der hiesigen ultraradi kalen Partei sehr ungelegen. Im Angesicht der Wahlen muß sie jetzt ihre Sympathieen unterdrücken und ihrer Feindschaft gegen den Bundesrath entsagen.

Die ungarischen Deserteure haben laut einer Mittheilung des Bundes⸗Rathes den Kanton Tessin zu verlassen, und ist denselben nicht gestattet, in die algierische Fremden⸗Legion zu treten.

Beirsfeld, Kanton Baselland, 1. April. (National⸗Ztg.) Heute wurde der bekannte Joh. Philipp Becker, Bürger von Biel im Kanton Bern, unter Polizeibedeckung von Basel her bis an die Gränze gebracht. In dem Laufpaß, den er erhielt, hieß es: „aus⸗ gewiesen wegen früherer politischer Umtriebe gegen das Ausland.“ Ferner stand noch folgendes Notabene darunter: „Dem Inhaber ist angezeigt worden, daß er auf Wiederbetreten mit Transportbefehl wird abgeführt werden.“

Genf, 2. April. (Bas. Ztg.) Während das Schweizervolk allerwärts sich dazu anschickt, die auswärtigen Wühler abzuschütteln ist Herr Galeer in seiner Zeitschrift Völkerbund naiv genug, die Tendenz seines Blattes wörtlich dahin auszusprechen: „Die Schweiz den Mächten Despoten gegenüber zu kompromittiren und eben dadurch bei der Revolution zu akkreditiren, ist jetzt der höchste Staatszweck, zu dem wir durch diese Zeitschrift nach Kräften beizu⸗ tragen streben.“ G 8

Italien. Turin, 2. April. (Fr. B.) Der König von Sardinien hat dem Geistlichen Charvaz, einst Bischof von Pignerolles, früher Erzieher der Kinder Karl Albert's, den Auftrag ertheilt, sich nach Rom zu begeben, um vom Papste die Zustimmung zum Ge⸗ setze Siccardi zu erwirken. Derselbe ist bereits nach Portici abge⸗ reist. Die Diskussion über dies Gesetz, im Senat auf Dienstag festgesetzt, soll daher vertagt werden. b

Spanien. Madrid, 1. April. (Fr. B.) Die Staats⸗ zeitung veröffentlicht heute eine Koönigliche Verordnung, welche die Verwaltung der Staatsschuld beauftragt, die Arbeiten zur Re⸗ gelung der Schuld in Angriff zu nehmen und die Bemerkungen der Vertreter ausländischer Inhaber von spanischen Schuldscheinen zu berücksichtigen. Nach Beendigung der Vorarbeiten wird der Finanz⸗ minister in nächster Session den Cortes ein Gesetz über die definitive Regelung der Schuld vorlegen. In finanziellen Kreisen ist man der Meinung, das Ministerium beabsichtige, gestützt auf die in näch⸗ ster Zukunft zu realisirenden Hoffnungen, die Anbahnung eines Uebereinkommens mit England. Die Lösung der englischen Diffe⸗ renzfrage wird bis zum 15. April in offiziellen Aktenstücken ver⸗ kündigt werden.

Nach den letzten Nachrichten aus Lissabon sollte nächstens das neue Preßgesetz in der Pairs⸗Kammer zur Berathung kommen, wo es, wie in der Deputirten⸗Kammer, mit bedeutender Majorität an⸗ genommen werden dürfte.

Des Ostermontags wegen war heute keine öffentliche Börse. An der kleineu Börse Geschäfte flau. Zproz. 29 ½.

Moldau und Walachei. Bukarest, 26. März. (C. Bl. a. B.) Der zum wirklichen Staatsrath erhobene hiesige