1850 / 98 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

aus einem beliebigen Gasthofe die Speisen und Getränke kommen lassen und erhalten die gewünschten Zeitungen und Bücher. Vor⸗ mittag sind die Zugänge gewöhnlich gesperrt. Während dieser Zeit

lernen die Einen Sprachen, die Anderen schnitzeln Holzwerke oder

tödten die Zeit durch Lektüre u. s. w. Besuche geschehen häufig

mittelst Passirschein. Nachmittag wird die Communication geöffnet, und die Gefangenen promeniren auf dem langen Gange, aus dessen

Fenster freilich etwas sparsame frische Luft eindringt.

6 Die ungarischen offiziellen Blätter enthalten neuerdings 41 kriegsrechtliche Verurtheilungen. Dieselben häͤufen sich seit einigen Tagen der Art“, sagt der Wanderer, „daß wir nur mit Mühe Raum gewinnen können, dieselben auch nur in gedrängtester Kürze mitzutheilen. Wir können die jüngsten Verurtheilungen somit erst

morgen mittheilen und heben nur die zwei bekannteren Persönlich⸗ keiten, Herrmann Görgey und Anton Perczel, hervor, von denen

der Erstere, zum Tode durch Pulver und Blei verurtheilt, zu 16jäh⸗ rigem Festungs⸗Arrest begnadigt, die über Letzteren verhängte Ar⸗ reststrafe von 12 auf 10 Jahre gemildert wurde. Vor zwei Tagen wurde Anton Josipovich, ehemaliger Graf

von Turopolya und agramer Obergespan, mittelst Eskorte nach Pesth. gebracht. Er soll in Szathmar verhaftet worden sein. „Josipovich war kein Talent“, bemerkt das Pesth. Morgenbl., „und hatte in manchen Beziehungen die Opposition in der kroatischen Frage zu unpolitischen Schritten verleitet. Er besaß jedoch einen kräftigen

Mannes⸗Charakter, der für seine Gesinnung Vermögen und Ruhe

opferte, und in allen Perioden seines sturmvollen Lebens den Ruf

eines geraden ehrlichen Mannes streng bewahrte. In der Revo⸗ ution spielte er keine Rolle, und es scheint, als ob er nur deshalb nach Debreczyn gegangen, weil er nicht nach Hause gehen konnte.“

Graf Joseph Teleky arbeitet, wie das Pesth. Mrgb. berich⸗ tet, fleißig an der Geschichte des „Zeitalters der Hunyadi“, und dies äußerst interessante Werk soll noch in diesem Jahr unter die

Presse kommen. Graf Joseph Teleky war ehemals Kronhüter und

Gouverneur von Siebenbürgen. Außerdem bekleidete er die Prä⸗

sidentschaft der Akademie, deren Vicepräsident Graf Stephan Sze⸗

chenyi gewesen. Graf Adam Teleky, Oberst bei Palatinalhusaren, später Brigadier zu Pesth, dann Graf Ladislaus Teleky, gegenwär⸗ tig zu Paris, sind Brüder des gelehrten Grafen.

Der Wanderer meldet: „Es wird bereits in Pesth sehr

fleißig gebaut, und die sichtbaren Ruinen der Revolution werden noch heuer vertilgt sein. Das Hotel Emmerling, welches jetzt wie

der wie früher „zum Erzherzog Stephan“ heißt, weil einige Offi⸗

ziere des Regiments „Stephan“ die Veränderung des Namens miß⸗

billigten, ist bereits ganz hergestellt und sehr komfortabel ausgestattet. Auch aus der Asche der „Königin von England“ wird ein neuer, sschönerer Phönix entstehen. Herr Mihalek hatte ebenfalls vor kur⸗ zem seinen schönen Gasthof „zur Stadt Paris“ in der Waizner⸗ straße eröffnet. Das Uermenysche, Burgmannsche und Rudolph Wodjanersche Haus wird auch recht bald das Bombardement ver⸗ gessen machen, es wird dort, so wie in der ofener Burg, fleißig gearbeitet. Nur der zusammengeschossene und abgebrannte Theil Ofens schlummert noch.“ Die Bezirkshauptmannschaft Linz hat nachstehende zwei Schrei⸗ ben dem dortigen Katholikenverein übersandt. „Der Herr Minister des Innern hat laut Erlasses vom 16. März d. J. dem linzer Ka⸗ tholikenverein mit Rücksicht auf die Aenderungen, welche derselbe in seinen Statuten vorgenommen hat, aus der Reihe der politischen Vereine loszuzählen befunden. Von dieser Entscheidung beehrt man sich, den löblichen Ausschuß des Katholikenvereins in Folge Erlas⸗ ses der K. K. Statthalterei d. d. 18. März mit dem Bemerken in Kenntniß zu setzen, daß der Herr Minister des Innern in der Be⸗ reitwilligkeit des Vereins, sich den Anordnungen der bestehenden Ge setze zu fügen, einen neuerlichen Beweis seiner loyalen Gesinnung erkannt hat.“ Das zweite Schreiben lautet: „Mit dem Erlasse des Herrn Ministers des Innern vom 16. März, welchen man unter Einem die Ehre hatte, dem löblichen Ausschuß des Katholiken⸗ Vereines mitzutheilen, ist der linzer Katholiken⸗Verein aus der Reihe der politischen Vereine losgezählt und hierdurch die Vorfra ge über die Abhaltung der vierten General⸗Versammlung der katho⸗ lischen Vereine Deutschlands in Linz entschieden worden. Man beehrt sich daher, dem löblichen Ausschuß des katholischen Vereins in Folge des mit dem Dekrete der Statthalterei, d. d. 18ten d. M., eröffneten Erlasses des Herrn Ministers des Innern vom 16ten d. M. in Erledigung der schätzbaren Zuschrift vom 12. Fe⸗ ruar 1850 mitzutheilen: Der hohe Minister⸗Rath habe mit Be⸗ chluß vom 12ten l. M. zu bewilligen befunden, daß die vierte Ge⸗ neral⸗Versammlung der katholischen Vereine Deutschlands im Jahre 850 in Linz abgehalten werde.“ Das für Böhmen bestimmte Gendarmerie⸗Regiment wird im Hanzen 1293 Mann zählen, wovon 28 den Regimentsstab, 1265 ie sieben Flügel bilden.

Man vernimmt, daß vor einigen Tagen in den Ortschaften Hernals und Ottakring Exemplare der im Jahre 1848 unter der Redaction Häfner's erschienenen Zeitschrift die Constitution onfiszirt worden. 88

Der Union schreibt man: „Mehrere des Dienstes entlassene Offiziere im Levartowskyschen Freicorps hegten die Hoffnung, daß ihnen für die dem Staate geleisteten Dienste eine Kaiserliche An⸗ stellung im Heere zu Theil wird, aber sie hofften vergebens. Am zten d. M. ist ihnen der definitive Beschluß zugekommen. Sie er⸗ baten sich nämlich für denselben Tag eine Audienz bei Sr. Maje⸗ tät, wurden aber nicht vorgelassen. Außer den Offizieren des slo⸗ akischen Freicorps harrten noch zahlreiche Kompetenten der süd⸗ lavischen Freicorps auf eine Bedienstung, auch die täuschten sich in hren Erwartungen. Nur die Ossiziere der wiener Freiwilligen ind der steyrischen Schützen wurden untergebracht, während den übrigen diese Hoffnung zu nichte wurde.“

Im Wanderer liest man: „In den kriegerischen Zei⸗

ten der Jahre 1848 und 1849 sind an den Gränzen ge⸗ n Preußen und Ungarn eine Menge ausländischer Vaga⸗ unden und Abenteurer, als des Versuchs, Ungarn zu be⸗ treten, um sich der Insurrection anzuschließen, verdächtig, auf⸗ gegriffen und nach Brünn zur Untersuchung gebracht worden. Der Prozeß dieser Leute ist bekanntlich niedergeschlagen und die Amne⸗ stirten sind über die Gränze zu den nächsten Behörden ihrer Heimat gebracht worden. Schlimm dürfte es den nach Rußland Zuständi⸗ gen, welche meist vom russischen Militair an der Gränze übernom⸗ e. wurden, ergangen sein, so daß Manche auf das eindringlichste sollen, sie dem gewissen Elende, das ihrer harre, sten versat vmg Dieselben wurden jedoch reklamirt. Die Mei⸗ en ließ die Regierung mit dem Nöthigsten an Kleidung

versohes ves sorgte für ihre Verpflegung.“ aheeh 88 Kaiserl. Kommissärs hat das Finanz⸗Mini⸗ bemessung . ene diesjährigen provisorischen Steuer⸗ Sbel⸗ 8 Merseehe⸗ festgesett werde. 8 Kr. C. M. von jedem

ach dem Magyar Hi 5

kriegsrechtlichen Untednchenhehe ö 4 be ungarische Krone besinde. Das magyarische Volk erzäl lt sich Fhrn gegen, die Krone sei von Engeln in Arpad's Grab zebgt worden,

626 das nur mit Kinisis Schwert geöffnet werden könne; allein man weiß weder, wo dieses Schwert, noch wo jenes Grab zu finden ist.

Triest, 6. April. (Wanderer.) Große Baarvorräthe sind aus Zalen hier theils in Gold, theils in Silber, und zwar in den letzteren Tagen allein eine halbe Million an Geldern für den Loskauf vom Militairdienste. Da indeß diese Gelder zur Abfuhr nach Wien bestimmt sind, so haben wir wenig, Ursache, uns über ihre Ankunft so gar sehr zu freuen; ein Trost ist es indeß doch, zu hören, daß noch Gold und Silber existirt. ie M

Aus Scfenat e erfahren wn haß von Zara bis an die Na⸗ renta ein Cordon gezogen werden soll.

Der Kaiser e 15ten in Laibach anlangen. Auf den 16ten oder 17ten dürfte er also hier zu erwarten sein.

Bayern. München, 6. April. (Nürnb. Korresp.) Der Abgeordnete Dr. Chr. Schmidt hat folgenden Antrag über die deutsche Frage an die Kammer gebracht: „Die Kammer der Ab⸗ geordneten wolle über die am 13. und 20. März l. J. zu ihrer Kenntniß gelangten Aktenstücke betreffs der deutschen Frage in Be⸗ rathung treten und beschließen: es sei auszusprechen, daß die baye⸗ rische Volksvertretung durch die unterm 27. Februar 1850 zwischen Bevollmächtigten der Königreiche Bayvern, Sachsen und Württem⸗ berg verabredete Uebereinkunft weder an sich, noch in der Deutung, welche ihr in der unterm 13. März 1850 zu Wien ausgefertigten und in der 87sten Sitzung am 20. März der Kammer mitgetheil⸗ ten österreichischen Note gegeben werden will, den in der 20sten Sitzung am 7. November 1849 ausgesprochenen Erwartungen Ge⸗ nüge geleistet erachte, und daß sie deshalb weder diesen, noch den weiteren Verhandlungen und etwaigen Verträgen auf solche Grund⸗ lage hin ihre Zustimmung zu ertheilen vermöge.“

Sachsen. Dresden, 8. April. (D. A. Z.) Die zweite Kammer gelangte heute in der Berathung des Berichts über das Ausgabebudget für das Ministerium des Innern bis zu Position 23 c. Die Position 22b für die Landbeschäl⸗Anstalt, war um 1800 Rthlr. höher als früher, nämlich mit 20,800 Rthlr. veranschlagt worden. Man bewilligte sie nur in einer Höhe von 20,650 Rthlr. Position 22 c für Ablösungen und Gemeinheitstheilungen wurde ohne Debatte bewilligt. Position 22 g;, zu Unterstützung bei Brand⸗ und anderen Unglücksfällen wurde, wie verlangt, in der Höhe von 2000 Rthlr. bewilligt.

Position 22 e. 257 Rthlr., als Remuneration für den Kom⸗ missar bei dem Steinbruchwesen, wird ebenfalls bewilligt. Eine längere, mitunter animirte Debatte rief dagegen die nächstfolgende Position 23 für allgemeine Landespolizei hervor. Die Unterposi⸗ tion a, das Kommunalgarden⸗Institut betreffend, war mit 5580 Rthlrn., also um 2750 Rthlr. höher als früher bedacht worden, welche Erhöhung namentlich durch die Vermehrung des Kanzleiper⸗ sonals hervorgerufen worden war. Der Ausschuß hatte demzufolge folgenden Antrag eingebracht: „Es möge die Staatsregierung bei dieser Position auf die thunlichste Ersparung Bedacht nehmen, na⸗ mentlich aber die Vermehrung des Kanzleipersonals auf das un⸗ abweisliche Maß begränzen und die Verlegung des ständischen Bü⸗ reau's in ein Staatsgebäude zu ermöglichen suchen, daher auch seiner Zeit den in der Position eingeschlossenen Miethzinsbetrag im Rechenschaftsbericht als erspart nachweisen.“ Nach einer längeren Debatte, welche durch eine geringschätzige Aeußerung des Abgeord⸗ neten Jesorka über das Kommunalgarden⸗Institut hervorgerufen worden war, wurde der Ausschuß⸗Antrag angenommen und das

Postulat in der verlangten Höhe bewilligt.

Position 23 b. betrifft die Gendarmerie⸗Anstalt, und mußte sie in fast allen Postulaten vielerlei Anfechtungen erleiden. Es waren 59,781 Rthlr., mithin blos 587 Rthlr. mehr verlangt worden. Sie wurde aber nach dem Antrage der Minorität blos in der Höhe von 58,781 Rthlrn. bewilligt, indem man 1000 Rthlr. strich, welche für eine neu zu kreirende Gendarmerie⸗Inspektorsstelle postulirt waren. Dieser Gegenstand namentlich rief sehr umfängliche Erörterungen hervor. Außerdem kam man bei dieser Gelegenheit auch auf einen schon in der Stände⸗Versammlung von 1845—46 gestellten Antrag zurück, nach welchem man der Staatsregierung zu bedenken anheim⸗ gab, ob die polizeiliche Beaufsichtigung der Bahnhöfe nicht auf wohl⸗ feilerem Wege als durch die dazu verwendeten Gendarmen erreicht werden könne. Die Staatsregierung dagegen hatte sich für die Bei⸗

behaltung derselben aus verschiedenen Gründen erklärt, namentlich

auch in dieser Einrichtung eine Art Versorgungs⸗Anstalt für un⸗ brauchbar gewordene Gendarmen gefunden.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 2. April. (D. Z.) Die Civilliste ist jetzt geregelt. Das Kam⸗ mer⸗ und Landes⸗Vermögen wird hinfort in ungetrennte Verwal⸗ tung genommen und der Fürst bezieht eine Civilliste von jährlich 120,000 Rthlr. Dieselbe wird für die Folge für die Regierungs⸗ zeit jedes neuen Fürsten neu vereinbart. Wenn das Fürstenthum aufhören sollte, ein besonderer Staat zu sein, so fällt die Verwal⸗ tung und Benutzung des abgetretenen Kammergutes an den Für⸗ sten zurück. v ““

Ausland.

Frankreich. Paris, 7. April. Herr von Persigny ist gestern in Paris angelangt und hatte sogleich nach seiner Ankunft eine lange und geheime Konferenz mit dem Präsidenten der Re⸗ publik. Hierauf wohnte er noch dem Ministerrathe bei, der zu⸗ sammenberufen wurde.

Der Napoleon erzählt in seinem heutigen Blatte: „Der Präsident der Republik hat heute die Kasernen und das Fort von St. Denis, wo sich das 18te Linien⸗Regiment befindet, besucht. Bei seiner Rückkehr nach Courbevoie besuchte er das 5te leichte und ein Bataillon des 57sten Linien⸗Regiments. Ueberall empfingen ihn die Truppen mit dem einstimmigen Rufe: Es lebe Napoleon! Mehrere Kreuze der Ehren⸗Legion wurden vom Präsidenten ver⸗ theilt, sie alle sind Belohnungen für lange und glorreiche Dienste.“ Außerdem wird die Besichtigung des Modells der neuen Central⸗ Hallen geschildert und eine Besichtigung des Modells der atmosphä⸗ rischen Eisenbahn des Herrn Andraud. Unter Anderem wird an⸗ geführt, der Präsident sei in den Wagen gestiegen, habe mehrere Versuchsfahrten gemacht und den Wunsch der Anwendung dieser schönen Erfindung ausgedrückt. Man war gespannt, auf welche Weise der Napoleon die vielfach besprochene Scene im Faubourg St. Antoine erzählen werde. Er giebt hierüber folgende Notiz: „Man hat in den Journalen dieser Woche einen großen Lärm über angebliche Beleidigungen gemacht, deren Gegenstand der Präsident der Republik gewesen sein sollte, als er von einer in Vincennes abgehaltenen Revüe zurückkehrte. Die Details, welche gegeben wurden, sind nicht genau. Die Fahrt des Präsidenten durch diesen bevölkerten Stadttheil war wie gewöhnlich von dem Rufe: Es lebe die Republik! Es lebe Napoleon! begleitet. Blos in eini⸗ sen Gruppen, die leicht zu unterscheiden waren, wurde der Ruf: Es

ebe die Republik! mit drohender Miene vorgebracht. Der Zudrang war

zahlreich wegen eines Jahrmarkts, der in diesen Tagen die Menge versammelt hatte, in den Ausrufungen aber nichts Feindseliges oder Beleidigendes zu bemerken. Was die Erzählungen von Be⸗ schimpfungen und selbst von Thätlichkeiten betrifft, deren Opfer die Bedienten des Präsidenten gewesen sein sollen, so beschränkt sich das, was dazu Anlaß geben konnte, darauf, daß ein Tilbury, von zwei Bedienten ohne Livree geleitet, in der That von Gruppen an⸗ gehalten wurde und, als ein Individuum, welches dem Pferde in die Zügel siel, einen Peitschenhieb erhielt, die Dazwischenkunft von Polizei⸗Agenten erforderlich war, um das Fuhrwerk frei zu machen.“ Eine Notiz des Napoleon widerspricht von neuem dem Gerüchte, daß dieses Blatt einen offiziellen Charakter habe. Der Napoleon sagt in dem politischen Theil seines heutigen Blat⸗ tes unter Anderem: „Man behauptet, daß die Sozialisten, nicht

zufrieden, den Präsidenten der Republik anzugreifen, ihre Wuth

gegen die Erinnerungen des Kaiserthums wenden wollen. Ihr Zweck wird nicht erreicht werden, denn die Popularität des Kaisers steht über ihren Angriffen. Napoleon, sein Ruhm

seine Traditionen, seine Regierung, die Erben seines Namens, das ist der strahlende Punkt, dem das Volk unaufhörlich seine Gedanken und seine Hoffnungen zuwendet. Als die Februar⸗ Revolution Alles in Frage stellte, die politischen Formen und die sozialen Grundsätze, da rief das Land mitten in seiner Zerrüt⸗ tung den Namen Napoleon. Der Erbe dieses großen Namens war im Exil; Frankreich, von einer elektrischen, einmüthigen Bewegung ergriffen, ging hin, ihn zu holen, ihm sein Geschick anzuvertrauen, ihm die Macht in die Hände zu geben. Der Name Napoleon faßt alle Grundsätze zusammen, welche der neuen Gesellschaft des 19ten Jahrhunderts Macht und Zukunft verleihen können.“ In Betrach⸗ tungen über die bevorstehende Wahl bemerkt dasselbe Blatt, nach⸗ dem es die letzte pariser Wahl vom 10. März als ein großes Nationalunglück bezeichnet und angeführt hat, daß diese Wahl vom 24. Juni 1848 datire: „Ein Wahlgesetz, das fort⸗ fahren würde, solche Resultate hervorzubringen, wäre durch sich selbst gerichtet. Dann würde die Gesellschaft ihrerseits dessen Reform proklamiren. Die Constitution hat nichts aufgestellt, als den Grundsatz der Wahl. Dies ist ein Gesetz, welches deren Be⸗ dingungen und ihren Modus bestimmt hat. Von einem neuen Ge⸗ setze hätte man das Recht, Vorsichtsmaßregeln und Bürgschaften gegen solche Ueberraschungen zu fordern. Ein Repräsentant von Morbihan hat vor wenigen Tagen vorgeschlagen, die Monarchie oder die Republik der Abstimmung zu unterziehen. Das war zu spät! Aber was nun der nächste 28. April in Paris der Abstim⸗ mung unterziehen wird, das ist der Sozialismus und das Wahl

gesetz. Das Votum des 28. April wird Eines oder das Andere beurtheilen. Ferner äußert sich der Napoleon heute auch über die Revision der Verfassung. Es werden von ihm alle Journale aufgefordert, diejenigen Artikel der Verfassung, welche einer Verbesserung be⸗ dürften, anzudeuten und zu erörtern. Der Napoleo n verspricht, an der Debatte Theil zu nehmen, hält aber jetzt noch seine Ansicht zurück und verwahrt sich dagegen, in seiner Aufforderung etwas Anderes zu sehen, als den aufrichtigen Wunsch, dem Vaterlande zu dienen. Auf zwei Punkte, welche der Napoleonin seiner letzten Nummer auf eine Weise besprochen hatte, die allen Parteien Anstoß gab, kömmt er heute von neuem zurück. Es ist dies die Aufforderung an die National⸗ Versammlung, die neuen Repressivgesetze binnen Monatsfrist zu vollenden, und die Ansicht über die Presse. Die erste Aufforderung wird wiederholt, nur ist der Ton gemildert und der kurze Termin weggeblieben. Auch die Presse wird von einem anderen Stand punkte besprochen; der Cautionsbetrag sei nothwendig, weil sonst ein Blatt plötzlich aufhören könnte, seine Abonnenten zu bedienen; auch für die Nothwendigkeit des Stempels wird blos ein finanziel

les Motiv angegeben. Von einer Bekämpfung der Presse als au ßerconstitutioneller Macht ist nicht mehr die Rede. Endlich wird die Ausweisung von Fremden aus Paris besprochen und gemeldet, daß die Ausführung der Maßregel nur vertagt worden sei.

Die Legitimisten sind über die neue Zusammensetzung des Bü⸗ reau's der National⸗Versammlung, welches nun durch die gestrige Vice⸗Präsidentenwahl aus lauter Orleanisten besteht, sehr aufge bracht. Ueber die gestrige Vice⸗Präsidentenwahl erfährt man fol⸗ gende Thatsachen: Die Legitimisten hatten beschlossen, alle für Be⸗ noist d'Azy zu stimmen, der sie vertritt, und den Orleanisten zu Ge⸗ fallen für die zweite Stelle ihre Stimmen Leon Faucher zu geben. Alles war vollkommen festgestellt, da stimmten die Orleanisten statt für Benoist d'Azy für Vatismenil, und brachten dadurch nicht nur Léon Faucher, sondern auch Jules Lasteyrie durch. Um den Zorn der Legitimisten über diese Intrigue zu beschwichtigen, legte Jules von Lasteyrie seine Stelle nieder. Gestern war über diesen Vorfall eine Sitzung im Staatsraths⸗Gebäude, in welcher es zu lebhaften De⸗ batten kam. Man suchte zu beschwichtigen, aber die Legitimisten werden entweder gar nicht oder abermals für Jules von Lasteyrie stimmen.

Heute fanden in allen Bezirken von Paris die Wahlen zur neuen Zusammensetzung des sozialistischen Wahl⸗Comité's statt. Das bisherige Comité setzt einstweilen die Berathungen fort. Die gestern erlassene Proclamation der Wahl⸗Union wird vielfach an⸗ gegriffen. Die socialistischen Blätter bezeichnen sie als eine Lüge und Heuchelei, wenn in derselben von Beibehaltung der Republik gesprochen werde, da doch alle Journale dieser Partei eine entge gengesetzte Sprache führten. Ein Theil der gemäßigten Wähler mißbilligt es, daß die Union nicht neuerdings provisoxische Wahlen habe vornehmen lassen, sondern eigenmächtig Herrn Foy als Kan⸗ didaten aufstelle. Ein Mitglied der Wahl⸗Union ist deshalb aus dem Comité getreten und fordert eine neue Zusammensetzung des⸗ selben. Das Journal L'Ordre meldet sogar mit Bedauern, daß ein zweites gemäßigtes Wahl⸗Comité im Begriffe sei, sich zu kon- stituiren.

Der Moniteur de l'Armee veröffentlicht das nachstehende, von sämmtlichen Unteroffizieren des zu Valenciennes garnisoniren⸗ den 34sten Regiments an den Redacteur des dortigen sozialistischen Republicain du Nord, welcher die Abführung zweier 5 Kameraden nach Algerien als eine Willkürhandlung bezeichnenn 1 6 gerichtete Schreiben: „Die Abreise der Sergeanten e f 1n Ducos nach Algerien ist der Gegenstand eines LEE1’ worin Sie diese zwei Unteroffiziere als die Opfer eines zurech 8 e .“ F“ Verfahrens darstellen. fertigenden und willkürlichen militairischen le Hher Wir protestiren laut gegen jenen Artikel, 59 Ficht t offiziere des Regiments die politische 1XA1“

8 8 b 18 Das 34ste Regiment, Herr Re⸗ Organ Ihr Journal ist. Das 1. 1 24 ebruar in Paris; auch am 24. abeg 1I1I“ Vertheidiger unserer Interessen kön Juni 1848 war es dort. Die Vern den werd —s „„ Alr.

icht in den Reihen derer gefunden werden, welche die Ar⸗ 1s 18. che mörderische Kugeln gegen dieselbe richteten. mee verbannten, welche mor Sympathie, denn es 1 kei 88 Wir rechnen nicht auf Ihre Sympathie, denn es kann keine geben bischen uns und denen, welche jeden Tag die Mannszucht zu un⸗ Fas een; suchen. Unsere Chefs besitzen unser ganzes Vertrauen; bilden Sie sich daher nicht ein, daß Sie ihnen dasselbe durch Ihre lügenhaften Insinuationen entziehen können. Die Strafe, welche Ducos und Moratin getroffen hat, ist streng, aber gerecht; sie woll⸗ ten auf die väterliche Stimme ihrer Chefs nicht hören, und es war

in der Ordnung, daß die Strafe sie erreichte. Der Artikel, gegen den wir protestiren, erschien vor mehreren Tagen. Unser Schwei⸗ gen bis heute erklärt sich durch die Thatsache, daß Ihr Journal unter uns wenige Leser hat.“

Der berühmte Botaniker Decandolle der Jüngere ist vom Mi⸗ nisterium des öffentlichen Unterrichtes nach Paris berufen worden, um einen Lehrstuhl der Botanik zu übernehmen. Er hat bereits seinen bisherigen Aufenthaltsort Genf verlassen.

Die letzten Tage brachten abwechselnd Sonnenschein und lauen Regen, was auf die Vegetation wunderbar einwirkte. Einzelne Blumen in den öffentlichen Gärten blühen bereits, der bekannte Kastanienbaum der Tuilerieen entfaltet seine Blätterpracht, in den elysäischen Feldern werden eifrige Vorbereitungen für die schöne Jahreszeit geiroffen. Binnen wenigen Tagen ist wieder Alles grün geworden. 3

Die Gazette des Tribunaur enthält eine Denkschrift über die Errichtung eines Polizei⸗Ministeriums. b

Emil von Girardin läßt zum Gedächtniß der vorgestrigen Rede Victor Hugo's eine Medaille prägen.

Das Journal L'Ordre glaubt versichern zu können, daß die Zahl der in Folge des Gesetzes vom 10. Januar abgesetzten Ele⸗ mentarlehrer sich nicht über 300 belaufe.

Großbritanien und Irland. London, 6. April.

Das Blatt Daily News ist wenig zufrieden mit der Erwerbung der dänischen Besitzungen an der Goldküste. Was die Abtretung seiner Forts für Dänemark wünschenswerth erscheinen lasse, meint das genannte Blatt, sei hinlänglich klar. Dieselben verursachten der vänischen Regierung bedeutende jährliche Kosten, während nicht der geringste Vortheil mit ihrem Besitze verbunden sei. Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge in Kopenhagen sei nichts natürlicher, als daß man dort eine solche lästige Bürde los zu werden suche, um so mehr, da man noch außerdem baares Geld dafür zu erhal⸗ ten hoffe. Wie man aber John Bull einen Vorschlag mundgerecht machen wolle, dem zufolge er an Dänemark indirekt eine Subsidien⸗ zahlung leiste und dabei noch jährliche Auslagen auf sich nehme, sei ein schwer zu lösendes Problem. Die 10,000 Pfd. St., der von Dänemark gestellte Kaufpreis, seien eine Kleinigkeit im Vergleich mit den späteren Ausgaben. Nach der Schätzung dieses Blattes würden sich dieselben jährlich auf wenigstens 10,300 Pfd. St. belaufen. 8 Mit dem vorgestrigen Tage ist das erste Finanztrimester dieses Jahres abgelaufen, und das Resultat entspricht den günstigen Er⸗ wartungen, die man davon hegte. Die Zolleinnahme hat sich nur um 160,535 Pfund vermindert; die Accise hat um 38,890 Pfund zugenommen; Stempel hat um die Kleinigkeit von 11,000 Pfund äabgenommen. Die Personalsteuer übersteigt etwas den früheren Ertrag. Auch die Einkommensteuer hat zugenommen, was um so mehr hervorgehoben wird, als in England durch die Entwerthung der Eisenbahn =Actien bedeutende Verluste erlitten worden. Die Posteinnahme hat um ein Paar tausend Pfund ab⸗ genommen, und so ergiebt sich denn das Resultat, daß das ganze Quartal eine Mindereinnahme von 99,000 Pfund zeigt. Vergleicht man nunmehr den Ertrag des vorgestern schließenden Finanzjahres mit den Finanzjahren, die am 5. April 1848 und 1849 zu Ende gehen, so ergiebt sich, daß die Zolleinnahme nur abgenommen, während alle an⸗ deren Einnahmequellen zugenommen. Das jetzige Finanzjahr zeigt im Ganzen einen Ueberschuß von 152,950 Pfund im Vergleich zum Ertrage des früheren Jahres. Die Times zieht einen Vergleich der Finanzlage Englands mit derjenigen Frankreichs, den sie na⸗ türlich zum Vortheile Englands beantwortet, indem sie auf die jüngsten Finanzvorschläge Fould's Bezug nimmt, wobei sie vornehm⸗ lich rügt, daß Frankreich es für nothwendig erachte, Lebensbedürf⸗ nisse, wie Zucker und Kaffee, so stark zu besteuern und dem Handel 8 dem Auslande noch neue Hemmschuhe durch höhere Zölle an⸗ zulegen.

Lord John Russell befindet sich seit vorigem Dienstag zum Besuche bei Sir Benjamin Heywood in Claremont, nahe bei Man⸗ chester, und ist seitdem eifrig damit beschäftigt, die Sehenswürdig⸗ keiten jener Stadt in Augenschein zu nehmen. Von allen Seiten strömen dem Premier⸗Minister begrüßende Adressen zu; diese wei⸗ sen meistens in schmeichelhafter Weise auf die vergangene Laufbahn des edlen Lords als Reformer hin und deuten nur gegen den Schluß in bescheidenem Tone an, daß auch die Zukunft wohl noch hier und da Gelegenheit zu Reformen biete. Vorgestern wurden dem Premier⸗Minister in Manchester zwei Adressen übergeben, die eine rührt von dem Magistrat von Sal⸗ ford, die andere von dem Magistrat von Manchester her; beide sprechen die Anerkennung der auf durchgreifende Reformen gerich⸗ teten Politik des Ministers aus. In seinen Antworten auf diese Adressen äußerte sich Lord John Russell dahin, daß noch Vie⸗ les auf dem eingeschlagenen Wege zu thun sei und noch bedeutende Maßregeln, sowohl in finanzieller als sittlicher Richtung, im Interesse des Volkes durchzuführen seien. Es gelte sowohl die Umformung der bestehenden Institutio⸗ nen nach Maßgabe der veränderten Verhältnisse, als auch die Heranbildung des Volkes, um dasselbe mit den verbesserten Institutionen auf gleiche Höhe zu stellen. Seine Antwort auf die Adresse des Magistrats von Manchester bezog sich hauptsächlich auf die Handels⸗Interessen. „Es giebt zwei Mittel für die Regie⸗ rung“, sagte er, „um Handel und Verkehr zu fördern. Das eine, welches am wenigsten direkt, aber in seinen Folgen am mächtigsten wirkt, besteht darin, daß Jedermann unparteiische Justiz und der Genuß persönlicher und politischer Freiheit gesichert wird; das andere besteht in der Beseitigung der Beschränkungen und Mo nopole, welche den Handel, den Ackerbau und den Gewerbfleiß verkümmern. Mein Bestreben ist es gewesen, nach meinen schwachen Kräften, aber aufrichtigen Herzens, auf beide Weise die bedeutsa⸗ men Interessen der Arbeit zu fördern. Aber was die Erfolge auf diesem Wege betrifft, so kann ich den Ruhm derselben selbst Staats⸗ männern, deren Bemühungen wirkungsreicher gewesen sind, nicht zuschreiben. Der freie, unabhängige Sinn, der beharrliche Fleiß, die Erfindungsgabe des Volkes, sie sind die Hauptursachen gewesen des Wachsthums der Bevölkerung, der Zunahme des Reichthums und der gesteigerten Macht Englands.“

Der an die Stelle des Grafen von Carlisle zum Minister der Forsten und Domainen ernannte Lord Edward Adolphus Seymour ist als Parlaments⸗Mitglied für Totnes gewählt worden.

Die hiesigen Blätter melden die am 4ten d. M. stattgehabte Vermählung einer Tochter des preußischen Gesandten, Ritters Bun sen, mit Herrn J. B. Harford. Die Trauung wurde durch den Bischof von London in der Kirche St. James's Piccadilly vollzogen⸗

J. Mereweather, Dechant von Hereford, bekannt durch seine Opposition gegen die Ernennung des gegenwärtigen Bischofs von Hereford, Dr. Hampden, ist am 5. April im Alter von 54 Jahren gestorben.

Aus den jetzt bekannt gewordenen Listen der Mannschaft und Passagiere des am 30. März an der Mündung der Themse total verunglückten Dampfschiffes „Royal Adelaide“ geht hervor, daß dieser Unglücksfall 200 Personen, worunter die Mannschaft des

627

Schiffes von 25 Personen, das Leben gekostet hat. Das Unglück ereignete sich auf der Höhe von Margate, am sogenannten Tongue⸗ Sand, einer zungenförmigen Sandbank. Das Schiff feuerte Noth⸗ schüsse, die in dem Geheul des Sturmes am Strande nicht gehört werden konnten, deren Blitze aber der Wächter auf dem Tongue⸗ Light⸗Beacon⸗Ship sah. Am Sonntag Morgens sah man einen Mast von dem Wrack emporragen, bald verschwand aber auch dieser, und die vielen kleinen Barken, welche nun in See stachen, um wo mög⸗ lich noch zu retten, fanden keinen der Passagiere, fischten aber vieles umherschwimmende Passagiergut auf, das sie nach Margate, Rams⸗ gate und anderen Küstenpunkten brachten. Es war einer der fürch⸗ terlichsten Stürme, die seit lange die Dünen heimgesucht, und nicht weniger als 50 bis 60 Küstenfahrzeuge gingen in dieser Nacht ver⸗ loren.

Am Ostermontag war, bei dem schöͤnen Wetter dieses Tages, fast ganz London in Bewegung, theils um die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt zu besuchen, noch mehr aber um in die beuachbarten Dörfer und Flecken hinauszuströmen, wozu die vielen Eisenbahnen und die Themse⸗Dampfböte reichliche Gelegenheit darböoten. Beson⸗ ders Greenwich und sein Park bildeten wieder den Anziehungs⸗ punkt der arbeitenden Volksklassen. Die Times klagt aber, daß London im Vergleich mit Paris und anderen großen Städten des Kontinents, so wenig öffentliche Orte, Kunstsammlungen und der⸗ gleichen besitze, die dem Publikum unentgeltlich zugänglich wären, daß vielmehr fast überall ein Thürhüter die Hand aufhalte, um einen halben Shilling, einen Shilling u. s. w. als Eintrittspreis in Empfang zu nehmen. Selbst Kirchen, wie Westminster mit sei⸗ nen Monumenten und ein Theil der St. Paulskirche, stehen unter dieser Einrichtung.

Das in Plymouth gelandete Dampfboot „Rosamond“ hat eine Sendung von Löwen, Tigern, Gazellen und Straußen als Geschenk des Kaisers von Marokko an Königin Victoria überbracht. Es sind lauter junge Thiere, und zwei Araber begleiten sie.

Nach dem Morning Chroniele ist es in der Provinz Peschauer bei weitem nicht so ruhig und sicher, als es gewöhnlich in englischen Zeitungen gemeldet wird, und es mag leicht noch eine lange Zeit hingehen, ehe es daselbst so ruhig wird, wie in Hin⸗ dostan. Man spricht von Pulververschwörungen im Hauptquartier und von einem Guerillakrieg an den Gränzen des neu eroberten Pendschab, zu dem von den benachbarten Muselmännern angereizt werde. 1 Die Eisenbahnbauten stocken fast im ganzen Lande. In die⸗ sem Monate sind im Ganzen nur 300,000 Pfd. zur Einzahlung eingefordert worden, während vor zwei Jahren noch monatlich gegen 3 bis 4 Millionen für Eisenbahnbauten in Anspruch genommen wurden.

Die westindische Post bringt Nachrichten aus Panama vom 23. Februar. Die Nachrichten aus Valparaiso gehen bis zum 30. Ja⸗ nuar. Die politische Lage Chili's war befriedigend. Panama ist mit dem 1. Januar ein Freihafen geworden, was auf seinen Han⸗ del großen Einfluß übt. In der letzten Zeit sind eine Menge Goldsucher aus Kalifornien zurückgekommen. Man fürchtet, daß die Nordamerikaner früher oder später sich der Landenge von Pa⸗ nama bemächtigen würden.

IZtalien. Turin, 3. April. (Fr. B.) Die Piemont. Staats⸗Zeitung veröffentlicht eine Verordnung über Errichtung zweier Lehrstühle für Handelswissenschaft und Komptabilität zu Genua.

Folgendes ist die Geschichte der Unterhandlungen mit dem päpstlichen Stuhle über Abschaffung der geistlichen Privilegien. Im November sandte Graf Avet eine bezügliche Denkschrift nach Rom. Dieser folgte im Mai 1848 eine zweite vom Gra⸗ fen Sclojich, beide gegründet auf das Statut. Eine päpstliche Kommission wurde niedergesetzt und verlangte vom Gesandten Pareto ein artikulirtes Projekt. Kardinal Antonelli erwie⸗ derte mit Uebersendung eines unmöglichen Gegenprojektes. Da Rom hartnäckig darauf bestand, sandte man den Abbate Rosmini dahin, um bestimmt zu erfahren, ob man überhaupt zur Unterhand⸗ lung geneigt sei oder nicht. Rosmini wollte endlich auf der päpst⸗ lichen Basis unterhandeln, was die Regierung nicht konnte. Daher legte er seine Sendung nieder. Margherita schickte endlich Siccardi nach Rom, einen letzten Versuch zu machen, der gleichfalls erfolg⸗ los blieb. Darauf wurde das bekannte Gesetz vorgelegt.

Turin, 3. April. (Lloyd.) „Die Deputirten haben sich in der gestrigen Sitzung nur sehr spärlich eingefunden. Die Debatte über das Budget, welches der Deputirte Avigdor zuerst vorgelegt haben wollte, weil die Kammer das Budget von 1849 früher an⸗ nehmen will, war sehr kurz. Es geschah dies, um dem Finanz⸗ Minister gegenwärtig eine Verlegenheit zu ersparen.

Die Concordia erzählt, daß von Seiten der österreichischen Regierung eine Note angelangt sei, in welcher die Entfernung der lombardischen Flüchtlinge verlangt wird. Das Comité der Flücht⸗ linge hat an die einzelnen Mitglieder der Emigration die Auffor⸗ derung erlassen, sich von allen Demonstrationen fern zu halten.

Spanien. Madrid, 2. April. (Fr. B.) Der König ist nach Aranjuez abgereist, um einem großen Empfange zum Namens⸗ tage seines Vaters auszuweichen.

Der Prinz und die Prinzessin von Joinville haben sich in Ca⸗ dir nach England eingeschifft. In Folge dessen ist der brasilianische Gesandte, Cavalcante de Albuquerque wieder nach Madrid zurück⸗ gekehrt.

An der Börse wenig Geschäfte.

Türkei. Von der bosnischen Gränze, 2. April. (Agr. Ztg.) Am t1sten d. M. haben die von Cassin aufgebrochenen In⸗ surgenten das Schloß Buzim ohne jedes Blutvergießen besetzt, in⸗ dem der in der Veste Buzim befindliche Dervisbey, Sohn des Mu⸗ teselims Arnautovich, denselben, die bei tausend Mann erschienen, die Thore öffnen und solche einziehen ließ. Heute siedelt derselbe von Buzim nach Bare, und Ale Kedich ließ ihm zweihundert Pferde zutreiben, die seine Habseligkeiten nach Bare zu tragen haben, denn in Buzim hatte Arnautovich große Vorräthe an verschiedenen Ge⸗ traidegattungen. Wohin sich nun die Insurgenten wenden werden, ist noch unbekannt, auch weiß man noch nicht, wer in Buzim Be⸗ fehlshaber sei.

Zproz. 29 ½.

Wissenschaft und Kunst. Königliches Opernhaus. Fräulein Trietsch: Aennchen, Gastrolle. 8 1 1 (Den 9. April.) 1 „Der Freischütz“, in welchem ein „Probeschuß“ die Hauptrolle spielt, diente, wie schon oft, auch am Dienstag wieder einer Sängerin dazu,

gastirend den Probeschuß auf die Gunst des Publikums zu probiren. Doch war es diesmal nicht die Rolle der Agathe, sondern die des Aennchen,

Der Freischütz.

Glück geschabz.. Der Beifall des Publikums mag die Frage beantwor⸗

eschah?. ublikums mag die e or⸗ ten! Fräulein Trietsch, vom Ce herien⸗ zu 588* E um im gewöhnlichen Rezensenten⸗Ton zu reden noch nicht Meisterin im Gesang und Spiel genug, um durchaus Befriedigendes leisten zu können, was auch bei ihrer Jugend kaum möglich wäre, doch besitzt sie unzweifelhaft Talent für die Bühne. Was vor Al⸗ lem die Stimme anbelangt, so klingt sie frisch und angenehm und wird dieselbe an Fülle sicherlich in dem Grade gewinnen, als Fräulein Trietsch in der Gesangsbildung vorschreitet. Zu loben ist besonders die

reine Intonation der Sängerin, wogegen mehr Sicherheit i

Tons zunächst und voss emesse zu erstreben ae ch En lasat, d6⸗ so zeugte auch dies von Begabung und entfaltete sich namentlich in einzel⸗ nen Momenten in angemessener Weise munter und lebendig. Aufmuntern⸗ der Beifall ward der jungen Künstlerin schon nach der bekannten C. dur-

Polacca:

„Kommt ein schlanker Bursch“, Auch nach der schwierigen Romanze im dritten Akt: 1 „Einst träumte meiner seel'gen Base“, die Fräulein Trietsch nach abgelegter Befangenheit noch sicherer und an⸗ sprechender, als jenes zuvor erwähnte Musikstuück vortrug, gewann sie mit Recht die laute Anerkennung des Publikums.

zu Theil.

Konzert,

Henriette Nissen, im Saale der Sing⸗Akademie.

8 (Den 8. April.)

Fräulein Henriette Nissen hat den ausgezeichneten Ruf, der ihr von Leipzig voranging, in ihrem Konzert am ogka⸗ auf das Voll⸗ kommenste bewährt. Sie ist eine bedeutende Gesangserscheinung, eine Künstlerin, die ihre Stimme vollkommen in der Gewalt hat, mit einem Wort: eine Meisterin in der Gesangskunst. Was ihre Technik besonders auszeichnet, ist eine glänzende Koloratur, ein vollendeter Tril⸗ ler. Doch leistet sie nicht minder Treffliches in der Kantilene, die sie mit schönstem Portament zu geben weiß, wie denn ihr Vortrag überhaupt einen fein gebildeten Geschmack verräth und ein echt künstlerischer ist. Dies zeigte sie namentlich gleich in der Arie aus „Ezio“ von Händel, mit welcher sie sich introduzirte. Während der Vortrag der Sän⸗ gerin hier durchaus jene Einfachheit und Tiefe des Ausdrucks athmete, welche der Charakter des Tonstücks fordert, entfaltete sie später in mehreren Gesangstücken moderner französischer und italienischer Schule ihre außer⸗ ordentliche Kunstfertigkeit mit gleicher Meisterschaft und in glänzendster Weise. So sang sie eine Arie aus „Ernani“ von Verdi mit allem Zau⸗ ber, den eine biegsame, elegante Kehle, in geschmackvollen, dieser Musikart angehörigen Verzierungen nur hervorbringen kann, so führte sie Meyer⸗ beer's Kavatine aus Robert: „Grace, grace,“ mit schwungvollster Lei⸗ denschaftlichkeit des Ausdrucks böchst effektuirend aus und entzückte das Publikum endlich wahrhaft durch den an Zierlichkeit und Geschmeidigkeit alles Vorhergehende übertreffenden Vortrag einer Kavatine aus Belli⸗ ni's „Sonnambula.“ Was wir bedauern, ist nur, daß Fräul. Nissen sich nicht auch in Liedern hören ließ, in deren Vortrag sie ebenfalls Voll⸗ endetes leisten soll. Doch steht zu erwarten, daß die ausgezeichnete Sän⸗ gerin, bei dem außerordentlichen Sücces, den sie heute fand, in einem zweiten Konzerte das Versäumte nachholen werde. Auch Fräul. Nis⸗ sen auf der Bühne dem Publikum vorzuführen, dürfte nunmehr eine Pflicht für die Königliche Theaterverwaltung sein, um so mehr, als die Sängerin auch als dramatische Künstlerin nicht nur auf den größten Theatern Jtaliens, sondern auch jüngst in Le ipzig, die größten Triumphe gefeiert haben soll. Die übrigen Gaben des Konzerts angehend, so haben wir nächst der Mitwirkung der Königlichen Kapelle, die zwei Ouvertüren: die zu den „lustigen Weibern“ von O. Nikolai und zur „schönen Me⸗ lusine“ von Mendelssohn ausführte, besonders des Violinspiels des jun⸗ gen talentvollen Louis Ries zu erwähnen. Ein Sohn unseres geschätz⸗ ten Konzertmeisters, aus der Schule desselben hervorgegangen, zeigte er sich als ein bereits sehr vorgeschrittener und fertiger Spieler, indem er die Schwierigkeiten eines (ersten) Konzert⸗Satzes von David mit Sicherheit überwand und dabei kräftige Bogenführung entfaltete. Außerdem kam noch durch Herrn G. Schumann und sechs Mitglieder der Königlichen Kapelle der erste Satz aus dem Hummelschen D-moll-Septett zu Gehör, ein Vortrag, der sich mit Recht allgemeiner Anerkennung zu erfreuen hatte und, nächst den Leistungen der Konzertgeberin, zu den anziehendsten Nummern

veranstaltet von

in welcher Probe geschossen, oder vielmehr, gesungen wurde. Ob es mit

I“

des Abends gerechnet werden muß.

Musikalisches. 8

Berlin. Ueber den russischen Geiger Jerome Gulomp, der näch⸗ stens nach Berlin kommt, wird aus Breslau, wo derselbe gegenwärtig Konzerte giebt, Folgendes gemeldet: „Mit wahrer Freude ergreifen wir die Gelegenheit, endlich nach eigenem Anhören einige Worte über Herrn Gu⸗ lomy's Spiel sagen zu können. In Breslau hat man ziemlich Alles von Bedeutung gehört und besonders alle Geigen⸗Notabilitäten. Gulomy wagte, was hier noch kein Geiger, nämlich allein sein Programm auszu⸗ füllen, und spielte 5 Piecen; Herr Gulompy entwickelt dabei eine Vielsei⸗ tigkeit, die selbst bei solchem Programm das Interesse für den Künstler nur steigerre. Außer schönen, gehaltreichen Konzert⸗Piecen spielte Herr Gulomp auch eine Sonate von Beethoven und liefert somit den Beweis, daß ihm das rein klassische Feld ebenfalls geläufig ist. Ganz besonders ist uns seine eminente Technik aufgefallen, mit der er Alles korrekt und sicher vorträgt Das Flageolettspiel gewinnt unter seiner Hand eine Bedeutung, die als Er- weiterung des Geigenspiels zu betrachten ist, es klingt voll und rund, nicht spitz und nüchtern, wie bei anderen, selbst berühmten Künstlern.“ Möge Herr Gulomy kommen, seinen Ruf zu bewähren! 8

Königliche Schauspiele. Donnerstag, 11. April. Im Schauspielhause. 64ͤte Abonnements Vorstellung. Phädra. Trauerspiel in 5 Abth., von Racine, übersetzt

von Schiller. Hierauf: Eigensinn. Lustspiel in 1 Akt, von R. Benedix. Anfang halb 7 Uhr.

Freitag, 12. April. Im Opernhause. 45ste Abonnements Vorstellung: Die Willys, oder: Gisela, phantastisches Ballet i 2 Abth., von St. Georges und Coralli. Musik von Adam. Fü⸗ die hiesige Bühne eingerichtet von dem Balletmeister Hoguet. Vorher: Das Versprechen hinter'm Heerde, Scene aus den österreichischen Alpen, mit National⸗Gesängen von Alexande Baumann. Anfang halb 7 Uhr.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr. 8

Sie gi. zu Billets für die Oper: „der Prophet“ könnern noch nicht angenommen werden, indem die erste Vorstellung der⸗ selben erst in der letzten Woche dieses Monats angesetzt ist. Wann und in welcher Weise die Meldungen zu machen, soll später be⸗ kannt gemacht werden. .“

Königsstädtisches Theater. Donnerstag, 11. April. (Neu einstudirt.) Julerl, die Putz⸗ macherin. Parodirende Posse mit Gesang in 2 Akten, von Meisl. (Mad. Antonie Schumann, vom deutschen Theater zu Pesth: Julerl, als Debüt.) Hierauf: Das war ich! Lustspiel in 1 Akt, von Hut. Freitag, 12. April. Fünfte Gastdarstellung des Herrn Klischnig. Der Stumme und sein Affe. Romantisches Drama mit Gesang, Tanz, Gruppirungen ꝛc., in 3 Abtheilungen, frei nach dem Eng⸗ lischen searbänet Musik üa Kapellmeister Binder. (Herr Fiscig. n en Marmizetto.) Vorher: Leibr wank in 8 Akt von von Maltitz. 8