das Parlament gelangen zu lassen. Verschiedene Resulutionen in diesem Sinne wurden einstimmig angenommen.
Die Reise des General⸗Postmeisters, Marquis von Clanricarde, nach Paris zum Zwecke der Abschließung eines neuen Postvertrages mit der französischen Regierung soll einen höchst günstigen Erfolg gehabt haben. In Zukunft wird das Porto für Briefe von Eng land nach Frankreich und umgekehrt, wie verlautet, anstatt 10 nur 6 Pence betragen. Auch für Briefe, welche durch Fran nach dem Mittelländischen Meere, Aegypten, Aden, Ceplon, Indie u. s. w. gehen, wird eine Ermäßigung stattfinden. — -
8 W“ sche Z.) Daß die Maiwah⸗
Schweiz. Bern, 8. April. (Deutsche J., orn auch eine we⸗ len nicht nur bedeutende Personalveränderungen, wSe müög⸗ sentliche Modification des hwrscengen affüng zur Folge Haben wer⸗ 8 ET“ schon jetzt angenommen werden. den, Fürß “ ch ist es, ob die konservative Partei in dem Weniger gewiß dagegen Majorität erhalten werde, oder ob sie sich neuen Großen Rathe eine Mag t einer obwohl sehr sarken Min⸗ wWeigtess dr de. e kie eiler vewotz ehr starken Min⸗ derheit werde begnügen müssen, ja es dürfte selbst die Frage auf⸗ geworfen werden, ob es für sie nicht besser sei, sofern sie nicht auf eine überwiegende Mehrheit rechnen kann, in der Oppositions⸗ stellung zu verbleiben und die künftige Regierung, welche geden⸗ falls nicht auf Rosen gebettet ist, zu Befolgung eines mäßigen, besonnenen Ganges zu nöthigen. Denn ohne einer bedeutenden Mehrheit im Großen Rathe sicher zu sein, müßte es der konser⸗ vativen Partei schwer fallen, das Steuerruder selbst zur Hand zu nehmen und eine Regierung zu gründen, welche die nöthige Kraft und Energie besitzt, den widerstreitenden Elementen gegen⸗ über eine feste Stellung einzunehmen. Die Allgewalt des Radi⸗ kalismus ist zwar, wir wollen hoffen auf immer, im Kanton Bern gebrochen, allein es herrscht noch nicht die Einheit und Uebereinstimmung der Ansichten und die allgemeine Ueberzeugung von der absoluten Verwerflichkeit der bisherigen Regierungsgrund⸗ sätze, um sogleich ein auf ganz entgegengesetzten konservativen Prinzipvien beruhendes System einführen zu können. Es giebt noch viele wohlgesinnte Männer, welche sich nicht ausreden lassen, es handle sich um eine Reaction, ja um eine Wiederherstellung des Patriziats, und die sich aus dieser freilich ganz ungegründeten Besorgniß scheuen, sich offen der Bewegungspartei anzuschließen. Die Regierung ihrerseits ergreift alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel, um jenen Befürchtungen Eingang zu verschaffen und auf die Wahlen in ihrem Sinne einzuwirken. Wahlkreise, welchen man nicht traut, werden anders eingetheilt oder getrennt, die Anhänger der konservativen Partei auf alle mögliche Weise eingeschüchtert und terrorisirt, neue Erleichterungen, wie z. B. die Herabsetzung der Salzpreise, in Aussicht gestellt, die Ausübung des Stimmrechts moöglichst erleichtert und selbst Personen eingeräumt, welche es bis⸗ her nicht besaßen, z. B. allen Schweizerbürgern, selbst solchen, welche sich nur momentan im Kanton aufhalten. Als ein solches im voraus verabredetes Wahlmanöver ist auch die Eröffnungsrede des Präsidenten des Nationalrathes, Dr. Escher, zu betrachten, in welcher er sich ziemlich unverblümt zu Gunsten der radikalen Par⸗ tei aussprach, während hingegen Bundesrath Ochsenbein eine Er⸗
klärung veröffentlicht hat, in welcher er sich offen und frei gegen die bisherige Politik des Regierungspräsidenten Stämpfli aus⸗ spricht, welche bekanntlich mit derjenigen der Regierung als iden⸗ tisch anzusehen ist. Inwiefern es angemessen und taktvoll sein mag, daß die ersten eidgenössischen Magistrate sich auf diese Weise in unsere Kantonalhändel einmischen, lassen wir dahingestellt. Je⸗ denfalls beweist es so viel, daß man der gegenwärtigen Bewegung allseitig nicht nur eine kantonale, sondern selbst eine eidgenössische Bedeutung beimißt, und in der That werden die Rückwirkungen,
venr.
658
welche die Maiwahlen auf die übrige Schweiz und besonders auf einige schon seit längerer Zeit auf eine Häutung vorbereiteten Kan⸗ Shaben werden, kaum lange auf sich warten lassen.
tone ha
Aus dem Kanton Bern, 8. April. Die Rede, welche der Präsident, Dr. Escher, Bürgermeister von Zürich, bei Eröff⸗ nung der Sitzungen des Nationalraths zu halten sich bemüßigt fand, wird noch längere Zeit den Tagesblättern Stoff zur Be⸗ sprechung liefern. Offenbar hat sich der sonst gemäßigte Escher durch persönliche Einflüsse hinreißen lassen, dem gegenwärtigen berner Regiment eine Lobrede zu halten; indem er die hiesigen Zustände aus der Ferne ansah, mochte er allerdings die Wichtig⸗ keit unterschätzen, welche, von den Prinzipien abgesehen, in dem bloßen Wechsel des Regierungspersonals liegt. Lassen wir auch den Mitgliedern der gegenwaͤrtigen radikalen Regierung das sehr zweideutige Verdienst, die ultrademokratische Verfassung von 1846 durchgesetzt zu haben, so folgt doch daraus immer noch nicht, daß sie die Fähigkeiten, Kenntnisse und sonstigen Eigenschaften besitzen, welche die Leitung der Staatsgeschäfte erfordern. In dem Stru⸗ del der Revolutionen pflegt man allerdings die sogenannte Gesin⸗ nungstüchtigkeit als untrügliches Kriterium jeglicher staatsmänni⸗ schen Befähigung gelten zu lassen; eben darum ist es aber auch stets eine so traurige als nothwendige Arbeit, nach Wiederkehr ge⸗ ordneter Zustände alle zum Regieren untüchtigen „Gesinnungsvol⸗ len“ zu beseitigen. Und dies ist gerade die eigentliche Bedeutung der Maiwahlen. Wenn Herr Escher einmal glaubte, die inneren Verhältnisse der Kantone beleuchten zu müssen, so hätte man er⸗ warten dürfen, daß er sich erst gründlich darüber unterrichte. Noch befremdender war aber seine Apologie der „Völkersolidarität“. Das Ausland möchte wirklich glauben, daß die ganze Schweiz sich aufs angelegentlichste mit Lösung dieser Frage beschäftigte, während sie faktisch doch blos von einem kleinen Häuflein genfer Ultra's zum großen Ergötzen aller übrigen Parteien ventilirt wird. Das Thema ist von Herrn Escher bei den Haaren herbeigezogen worden, um einem großen Phrasenerguß als Vorwand zu dienen. Die prak⸗ tische Schlußfolgerung aber, daß die Schweiz sich von innen her⸗ aus zu einem Tempel der Freiheit, zu einem republikanischen Mu⸗ sterstaat ausbilden müsse, ergiebt sich auch als Resultat der aller⸗
gewöhnlichsten Anschauungsweise, ohne daß man sich hierzu auf
den abstrakten Standpunkt der „Völkersolidarität“ zu stellen nöthig hätte. Zerfällt hiermit der eigentliche Anlauf in nichts, so bleibt doch noch Herrn Escher die Verantwortung, daß er der Schweiz blos deshalb diese passive Rolle vindizirt, weil sie „klein“ ist; ein großer republikanischer Staat, z. B. Frankreich, hat nach ihm die Verpflichtung, sogleich mit gezogenem Schwert gegen die Fürstenthrone zu marschiren. Herr Escher hat dem staatsmänni
schen Kredit, den er in der Schweiz genoß, mit dieser Rede eine Wunde geschlagen, die nicht so bald vernarben wird. Verdiente diese Rede der Persönlichkeit des Redners und der Bedeutung des Anlasses halber eine besondere Erwähnung, so kommt minde⸗ stens eine gleiche Bedeultung der gestern veröffentlichten Erklärung des Bundesrathes Ochsenbein zu, worin er sich aufs entschiedenste gegen jede Annäherung an die Politik des berner Regierungs⸗ Präsidenten Stämpfli verwahrt. Bei dem großen Ansehen, wel⸗ ches Ochsenbein bei den Radikalen des Kantons genießt, deren Führer er bis zu seinem Eintritt in den Bundesrath war, kann diese Erklärung nicht verfehlen, auf die Maiwahlen einen für die gemäßigte Partei günstigen Einfluß zu üben. Ueberhaupt wird in allen Kantonen die Partei der Bundes⸗Regierung immer stärker und die Scheidungen in Konservative und Liberale beginnen sich dem Verhalten für oder gegen die Bundespolitik unterzuordnen. Es läßt sich voraussehen, daß hieraus die Bildung einer durch die ganze Schweiz verbreiteten gemäßigten Partei resultiren wird,
welche dem Lande endlich einmal Garantie bietet, daß es nicht län⸗ ger ein Spielball extremer Parteien bleibt. Wenn etwas den Wahlsieg der Konservativen noch in Zweifel stellt, so ist es der Mangel eines entschlossenen, kräftigen Führers. Fürsprech Blösch besitzt alle geistigen Eigenschaften, die ihn zur Leitung der Regie rung befähigen, allein er besitzt zum Parteiführer nicht Energie und Ehrgeiz genug. Außerdem sind die Radikalen mit der Or⸗ ganisation den Konservativen zuvorgekommen und haben so Manche, die noch schwankend waren, vorher schon zu fesseln gewußt. M
Daß Fazy in Genf sich definitiv geweigert hat, den Bundes⸗ rathsbeschluß wegen Ausweisung der deutschen Arbeiter zu voll⸗ ziehen, ist unrichtig; er macht blos einige Umstände, die aber bei der Stellung, welche die Bundesbehörde einnimmt, ohne Erfolg bleiben werden. Alle anderen Kantone sind bereits in der Voll—⸗ ziehung des Beschlusses begriffen.
Es ist sicher vorauszusehen, daß der Bundesrath in der Stände⸗ wie Nationalversammlung für alle Propositionen die große Mehr⸗ heit haben wird.
Wissenschaft und Kunst. Archäologische Gesellschaft.
Die Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom 9. April d. J. ward unter Vorsitz des Herrn Panofka mit viel empfundenem An⸗ theil am frühem Ableben eines sehr werthen Mitgliedes der Gesellschaft, des Dr. Lauer ecröffnet, von welchem die gesammte Alterthumsforschung, na⸗ mentlich im Gebiete griechischer Poesie und Mythologie, noch viele schätzbare Ar⸗ beiten erwarten durfte und auch die Erklärung der Kunstdenkmäler nicht unbethei⸗ ligt geblieben war. Von Herrn Gerhard waren Abdrücke ausgewählter ge⸗ schnittener Steine der Sammlung der Frau Mertens, geborne Schaffhau⸗ sen zu Bonn, eingesandt worden, unter welchen hauptsächlich ein Götter⸗ verein alexandrinischer Gottheiten, mit Inbegriff eines Doppelkopfes des silenesken Agathodämon und der Agathe Tyche die antiquarische Auslegung lebhaft in Anspruch nahm. Auf eine gleichfalls von Herrn Gerhard eingesandte Bemerkung, wonach die nach Originalen der Prokesch⸗Ostenschen Samm⸗ lung nenlich besprochenen Münztypen von Larissa, welche Herr Panofka als Bilder einer Stadtgöttin Lasa oder Larissa deutete, ihm schicklicher von Le⸗ normant auf Lais bezogen zu sein scheinen, zeigte Herr P. zur Wider⸗ legung dieser Ansicht eine von ihm (Tod des Skiron Taf. IV. 9) bereits publizirte Gemme im Abdruck, welche durch die Inschrift AAI2 unzweifel⸗ haft die berühmte Hetäre unter dem Bilde nicht einer sittsamen Spinnerin wie Penelope, sondern der sich badenden Venus veranschaulicht. An das eben vollendete erste diesjährige Heft von Gerhard's „Archäologischer Zeitung“ (Denkmäler, Forschungen u. s. w. 5te Lieferung) und deren mannichfachen Berichte über assyrische, karthagische, römische Ausgrabungen knüpfte Pro⸗ fessor Rauch neue römische Mittheilungen über die in Villa Doria zu Al⸗ bano gefundene Centaurenstatue, und über die Entdeckung eines kolossalen weiblichen Kopfes. Herr Bötticher brachte eine verkleinerte Kopie der berühmten Kandelaberbasis im dresdener Antikenkabinet zur Stelle, um die Bildwerke derselben, bisher auf des Herakles Dreifußraub in Delphi und dessen Wiedereinsetzung daselbst bezogen, aus dem Kultus des dem Apoll eng verwandten Dionysos in Pheneos zu erklären. Zum Schluß gab Herr Panofka das vor dem Ankauf der Francoisvase wichtigste bemalte Gefäß der florentiner Gallerie, welches bereits Lanzi, E. A. Visconti, Inghirami und neuerdings Lenormant (Revue Archéol, 6eme Année p. 605 — 635) mit sehr abweichenden Auslegungen publizirten, eine neue Deutung, indem er auf dieser dreihenkligen Hochzeitsvase nicht die Pyrrhiche der Dioskuren, sondern einen rö mischen Waffentanz des Theseus und der Hippolpyte unter Flöten⸗ und Kitharabegleitung an den Pana⸗ thenäen vor den Augen der Kranz austheilenden Nikopolis (Athen) und des reichen Kallias, der die Kosten der Spiele bestritt, aufgeführt erkennt. Von neuen Schriften lagen aus: 1) Annales de PInstitut Archéologique Tome XIX. (1847), Supplément. 2) von Köhne, Beiträge zur Ge⸗ schichte und Archäologie von Chersonesos in Taurien, als Widerlegung von Stephani's Kritik derselben. 3) Carthagenian Antiquities, zu Liverpool versteigert. Vergl. Gerhard archäologischer Anzeiger Nr. 14. 4) Furt⸗ wängler, der reitende Charon (Schulprogramm aus Konstanz). 5)0 Us- 1 Parthenone (fopenhagener Universitätsprogramm).
sing de
[212] P
Bekanntmachungen. S f
[211] S t elf.
Der unten näher bezeichnete Doctor medicinae Ernst Bernhard von hier, welcher durch Beschluß der Raths⸗ kammer wegen versuchten Aufruhrs in Anklagestand ver⸗ setzt worden, hat sich, nachdem er vorher seine Habe versilbert, heimlich von hier entfernt.
Es werden alle Civil⸗ und Militair⸗Behörden des In⸗ und Auslandes dienstergebenst ersucht, auf denselben zu vigiliren, ihn im Betretungsfalle festzunehmen und mit allen bei ihm sich vorfindenden Gegenständen und Geldern an unsere Gefängniß⸗Expedition abliefern zu lassen.
Ek.n so wird ein Jeder, der von dem Aufenthalte des zꝛc. Ernst Bernhard Kenntniß hat, aufgefordert, davon der nächsten Gerichts⸗ oder Polizei⸗Behörde An⸗ zeige zu machen.
Es wird die ungesäumte Erstattung der dadurch ent⸗ standenen Kosten und den verehrlichen Behörden des Auslandes eine gleiche Rechtswillfährigkeit zugesichert.
Leobschütz, den 11. April 1850.
Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung. Sigmnalement des Doctor medicinae Ernst Bernhard. Derselbe ist circa 28 Jahr alt, katholischer Religion,
testat
Königliches Kreisgericht zu Brieg in Schlesien. Am 2. Februar 1847 ist die verw. Schiffer Johanna Friedricke Koneitzky, geb. Wosch, zu Koppen, Kreis Brieg, gestorben, und haben sich bis jetzt deren vollbürtige und Schwester Juliane, verw. Diso, früher verw. gewesene Ratthev, geb. Woch, zu Schulenburg bei Oppeln, und die drei Kinder einer zweiten, bereits verstorbenen voll⸗ bürtigen Schwester Susanne Eleonore, verw. Mach, geb. Wosch, als deren Erben gemeldet. Erbfolge eintritt, so werden alle näheren oder gleich nahen Verwandten der Erblasserin, namentlich aber: 1) der Karl Wosch resp. dessen Kinder Josef Wosch, welcher Unteroffizier in Potsdam, und Albertine Wosch, welche in Berlin sein soll, die Kinder des in Wien verstorbenen Organisten Johann Gottlieb Wosch, deren Einer, Vornamens Josef, früher Kadett war, deren Anderer aber un⸗ bekannten Vornamens und Aufenthalts ist, hierdurch aufgefordert, ihre Ansprüche in dem zu diesem Behufe auf den 2. Juli d. J., Vormitt. 11 Uhr, anberaumten Termine geltend zu machen, widrigenfalls die bisher ermittelten Erbprätendenten für die rechtmä⸗ ßigen Erben angenommen, ihnen der Nachlaß zur freien Disposition verabfolgt und der nach erfolgter Präklu⸗ sion sich erst meldende nähere oder gleich nahe Erbe alle ihre Handlungen und Dispositionen anzuerkennen
[48]% Von dem Vermögen
89 11a1
Thamian Kreckler hier
öffnet worden. Da die In⸗
machen haben, hierdurch geladen, EIö
192 .xeb
GCSag. unterzeichneten Stadtgericht ist zu dem
1) des Cigarrenfabrikanten Franz Julius Köhler 2) des Kaufmanns und Materialwaarenhändlers Karl auf erfolgte Ueberschuldungs⸗Anzeigen der Konkurs er⸗
Stadtgerichts wegen werden daher alle bekannten und unbekannten Gläubiger vorgenannter Gemeinschuldner und überhaupt alle diejenigen, welche aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüche an das Vermögen derselben zu
18
welcher zum Liquidations⸗ und Güte⸗Termine anberaumt worden ist, bei Vermeidung des Ausschlusses von den betreffenden Massen und bei Verlust der Rechtswohlthat der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, zu rechter früher Gerichtszeit an Stadtgerichtsstelle allhier zu er⸗ scheinen, ihre Forderungen gehörig anzumelden und zu bescheinigen, darüber die Güte zu pflegen, in dessen Er⸗ mangelung mit den betreffenden Rechtsvertretern und, da nöthig, unter sich der Priorität halber rechtlich zu verfahren, binnen 6 Wochen zu beschließen,
18 50
der Bekanntmachung eines Ausschließungsbescheids, wel⸗ cher hinsichtlich der Ausgebliebenen Mittags 12 Uhr
jene Quelle, je nach dem Stadium des Leidens, trinken lassen kann.
Von sehr durchgreifender Wirkung ist der innere Gebrauch des Wassers, besonders wenn es frisch an der Quelle getrunken wird, und die Berg⸗ luft, die Bewegung, die Zerstreuung, das Entferntsein von allen Geschäften und jedem Geräusche des Städte⸗ lebens unterstützt die Heilkraft dieses herrlichen Mine⸗ ralwassers. 3 .
Die Quellen Homburgs sind erregend, tonisch, auflösend und abführend, sie bethätigen ihre Wirksam⸗ keit in allen Fällen, wo es sich darum handelt, die ge⸗ störten Functionen des Magens und des Unterleibes wieder herzustellen, indem sie einen eigenthümlichen Reiz auf diese Organe ausüben, die abdominale Circulation in Thätigkeit setzen und die Verdauungsfähigkeit regeln.
Mit vielem Erfolge findet ihre Anwendung statt in HSEoCredeELeend dee Mil bei Hypochondrie, bei Urinleiden, bei Stein, bei der Gicht, bei der Gelbsucht, bei Hämorrhoi⸗ dalleiden und Verstopfungen, so wie bei allen Krankheiten, die von der Unregel⸗ mäßigkeit der Verdauungs⸗Functionen her⸗ rühren.
Mit dem Rufe Homburgs, der sich seit 9 Jahren stets gemehrt hat, ist auch Homburg selbst in jede Beziehung fortgeschritten, neben der alten ist ein neue Stadt erstanden, mit prächtigen Hotels, schönen
Spanien.
in Leobschütz geboren, 5 Fuß 4 Zoll groß, hat blonde Haare, blaue Augen, braune Augenbrauen, rundes Kinn und Gesichtsbildung, blasse Gesichtsfarbe, gewöhnliche Nase und Mund, blonden Bart, vollständige Zähne und ist von untersetzter Gestalt. Seine Muttersprache ist die deutsche. Seine Kleidung kann nicht angegeben werden.
[184] 111“
Das im Ascherslebener Kreise, 4 Meilen von Magde⸗ burg, eben so weit von Halberstadt, 3 Meilen von Qued⸗ na und Stunde von der Magdeburg⸗Schneidlin⸗ ger Chaussee belegene Königliche Domainen⸗Amt Bör⸗ necke, welches aus:
1068 Morgen 89 ◻QR.z Acker,
84 „ — Wiesen, Gärten,
8 „ 714 »
149 ) 36 » Aenger,
1 „ 36 » Unland
besteht, soll mit allen dazu gehörigen Königlichen Wohn⸗ und Wirthschaftsgebäuden von Johannis d. J. ab auf achtzehn hintereinanderfolgende Jahre zur öffentlichen meistbietenden Verpachtung gestellt werden. Qualisizirte Pachtlustige werden eingeladen, sich in dem auf den . REsmgai d. JI..
mittags 10 Uhr, vor dem Herrn Regierungs⸗Rath
Sperling in unse Sessi verlin rem Sessionszimmer anstehenden Ter⸗ me eVzufinden und ihre Gebote mainen⸗Renhtanss⸗Bedingungen liegen in unserer Do⸗ Registtatur und auf dem Amte Börnecke zur
Einsicht bereit; j 1 8288 pmis Feichm ef bet sich auf letzterem die Karte
Magdeburg, den 27. März 185 1 ; . 3 1850. Königliche Regierung. Abtheilung für die Verwaltung der direkten Steuern, Domainen und Forsten von Werder,
und zu übernehmen schuldig und von ihm weder Rech⸗ nungslegung, noch Ersatz der gehobenen Nutzungen zu sordern berechtigt, sondern lediglich mit dem, was als⸗ dann noch von der Erbschaft vorhanden ist, zu begnü⸗ gen verbunden sein wird.
[210] 611n 8
Gegen den Dr. philos. Marcus Kalisch, 24 Jahr alt, geboren am 16. Mai 1825 in Treptow an der Rega, ist als Verfasser des in dem Wochenblatt für Liebenwerda vom 16. Dezember 1848 abgedruckten Ar⸗ tikels: „Die octrovpirte Verfassung“, nach vorhergegan⸗ gener Versetzung in den Anklagestand, die Anklage we⸗ gen Majestäts⸗Beleidigung und zugleich wegen Erre⸗ gung von Mißvergnügen und Unzufriedenheit gegen die Regierung durch frechen unehrerbietigen Tadel der Lan⸗ desgesetze und Anordnungen im Staate erhoben worden.
Unter Aufhebung des auf den 5. August c. bestimm⸗ ten Termins haben wir einen neuen Termin zu seiner Vernehmung auf
den 31. Dezember c., Vormittags 9 Uhr, im Gerichts⸗Gebäude, Molkenmarkt Nr. 3 hierselbst, anberaumt, zu welchem derselbe mit der Aufforderung vorgeladen wird, in demselben zur festgesetzten Stunde zu erscheinen und die zu seiner Vertheidigung dienenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen oder solche dem unterzeichneten Gerichtshofe so zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können, und unter der Verwarnung, daß bei sei⸗ nem Ausbleiben mit der Entscheidung in contumaciam verfahren werden soll.
Berlin, den 2. April 1850.
Königl. Stadtgericht. Abtheilung für Untersuchungssachen.
1. Deputation für Schwurgerichtssachen. Harrassowitz.
für bekannt gemacht erachtet werden wird, und den 1 0 S b1859
des Aktenschlusses gewärtig zu sein. .“
Auswärtige Gläubiger haben zur Annahme künstiger Ladungen und Verfügungen einen Bevollmächtigten in hiesiger Stadt bei Fünf Thaler Strafe zu bestellen.
Freiberg im Königreiche Sachsen, am 24. Januar 1850
Das Staͤdtgericht. Sachße.
98 2 —
liss Bad Homburg bei Frankfurt a. M.
Am Fuße des Taunusgebirges, 600 Fuß über der Meeresfläche, entspringen die Mineralquellen von Hom⸗ burg. Zu den älteren, längst in hohem Rufe stehen⸗ den Quellen dieses Badeortes kamen in neuester Zeit noch neue durch artesische Bohrungen hinzu, die durch ihren ausgezeichneten Gehalt, durch ihre Inten⸗ sität und Wirksamkeit in vielen Krankheiten schon in der kurzen Zeit, seitdem sie praktisch angewendet wer⸗ den, einen ungewöhnlichen Ruf unter den Mine⸗ ralwassern Deutschlands erlangt haben.
Es sind jetzt im Ganzen fünf Quellen in Hom⸗ burg, deren Analyse von dem berühmten Professor Liebig in Gießen unternommen worden ist. Srh ihres verschiedenartigen Gehaltes können dieselben alle wie eine einzige Quelle, die nur verschiedenartig 85 difizirt ist, betrachtet werden. Die mineralis hen Hauptbestandtheile bleiben dieselben, sie 8 nur verschledenartig in ihrer Quantität und ihren Fsggainge⸗ Verhältnissen. Es wird dadurch dem Arzte ein sehr wichtiger Vortheil gewährt, da er so für jeden speziellen Fall das Wasser, das ihm gut dünkt, geben oder im Verlaufe der Krankheit den
““
atienten bald diese, bald
Privat⸗Wohnungen, die dem Fremden allen möglichen Comfort gewähren, und die mit den berühmtesten Bä⸗ dern in Bezug auf Bequemlichkeit und Luxus rivalisiren.
Die Waldungen und Bergketten, die Homburg mit einem reizenden Gürtel umkränzen, und die wahrhaft romantische und pittoreske Gegend laden zu Spazier⸗ gängen nach dem nahen Taunusgebirge ein.
Das Kurgebäude, welches das ganze Jahr hindurch geöffnet bleibt, erregt durch das Großartige seiner Bau⸗ art, durch den Luxus, mit dem es ausgestattet ist, all⸗ gemeine Bewunderung. Es enthält einen Balisaal, einen Konzertsaal, viele geschmackvoll dekorirte Con versationssäle, wo Roulette und trente ct 1 mit namhaften Vortheilen für die Spielenden vor an deren Banken gespielt wird, ein großes Lesekabinet das unentgeltlich für das Publikum geöffnet ist, un wo die bedeutendsten deuischen, französischen, englischen, russischen und holländischen poli⸗ tischen und belletristischen Journale gehalten werden, ein Kaffee⸗ und ein Rauchzimmer, die auf eine schöne Asphalt⸗Terrasse des Kurgartens führen, und einen Speise⸗Salon, wo um ein U hr und um fünf Uhr Table d'hôte ist. 3
Das rühmlichst bekannte Kur⸗Orchester von drei⸗ ßig Mitgliedern spielt dreimal des Tages; Mor⸗ gens an den Quellen, Nachmittags im Musik⸗Pavillon des Kurgartens und Abends im großen Ballsaale.
Jede Woche finden Reunions, Bälle, wo die gewähl teste Badegesellschaft sich versammelt, und Konzerte de bedeutendsten durchreisenden Künstler statt.
Die Sommer⸗Saison für dieses Jahr be
ginnt mit dem 1. Mai 1850.
— — —
2 Rthlr. für
4 Rthlr.
8 Rthlr. in allen Theilen der Monarchie
ohne Preis⸗Erhöhung. Bei einzelnen Rummern wird der Bogen mit 2 ½ Sgr. berechnet.
104.
I1“ Jöö“
Preußen. Koblenz. Der Prinz und die Prinzessin von Preußen
Deutsche Angelegenheiten. Erfurt. Verhandlungen des Volks⸗
8 8 Beschlüsse der Fractionen.
Oesterreich. Wien. Verleihung der Beförderungs⸗B. . . V - efugniß an den Chef des General⸗Quartiermeisterstabes. — Vorstellung 1g ungarischen Räthe des obersten Gerichtshofes beim Kaiser. — Termin für Eröffnung 88 6 Soiree beim französischen Gesandten. — Versammlung für Zoll⸗Berathungen. — Erläuterun über die Ein⸗ “ g äuterungen über die Ein
Sachsen. Dresden.
Amtlicher Theil.
Oberst⸗Lieutenant Heinze nach dem Königstei Schleswig⸗Holstein. Kiel. Verhandlungen der ö
lung. — Altona. Abreise des Grafen 8 ⸗ 1“ des Generals von he,his “ W
Frankfurt. Frankfurt a. M. Beitrag zur Marine.
1 1 Ausland. Oesterreich. Lemberg. 111“ Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Annahme von Ge⸗ setzentwürfen über ungesunde Wohnungen und Hundesteuer. — Ueber⸗ gang zur Tagesordnung über Interpellationen wegen Schließung der Wahlversammlungen. — Paris. Fahrt des Präsidenten nach Versailles — Gutzot bei Dupin. — Erklärungen von Girardin und Thiers 88 Das Combarelsche Amendement in Betreff der Paris⸗Avignoner Eisen⸗ bahn. — T er Gesetzentwurf über die Nationalgarde. — Auflösung eines aRaths von Werkverständigen. Urtheilsspruch gegen Buvignier. Großbritanien und Irland. London. Parlamentsverhandlungen. Schweden und Norwegen. Stockholm. Abreise des Kronprinzen Schweiz. Bern. National⸗ und Ständeraths⸗Sitzungen. Madrid. Spaniens Staatsschulden. — Vermischtes.
Sörsen⸗- und Handels Nachtfehten.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: . Dem katholischen Geistlichen, Kaplan Mengerin g zu Ding⸗ den, dem Oberlehrer Dr. J. Müller zu Aachen und dem Steuer⸗ Einnehmer P feiffer zu Lübbenau, den Rothen Adler⸗Orden vier⸗ ter Klasse; so wie dem Zimmermeister und Stadtverordneten Maaß zu Mansfeld, dem Stadt⸗Lehrer Knopf zu Vandsbure Regierungs⸗Bezirk Marienwerder, dem Lehrer Johann Dally 88 Wollin, Regierungs⸗Bezirk Stettin, und dem Ortsschulzen Naatz zu Biehlen, Kreis Lübben, das Allgemeine Ehrenzeichen zu ver⸗ leihen. 3 ö
Instiz⸗Ministerium.
Der Notariats⸗Kandidat Franz Damian Philipp Görtz zu Köln ist zum Notar für den Friedensgerichts⸗Bezirk Kirchberg, im Landgerichts⸗Bezirke Koblenz, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Kirchberg, ernannt worden.
Finanz⸗Ministerium 8JoEqE Unter Bezugnahme auf den §. 17 des Gesetzes vom 15. April 1848 wird hierdurch bekannt gemacht, daß am 31. März d. J. 7,755,795 Rthlr. in Darlehnskassen⸗Scheinen in Umlauf waren. Berlin, den 14. April 1850. Der Finanz⸗Minister. von Rabe.
Uichtamtlicher Theil
Deuntschland.
Preußen. Berlin, 16. April. Se. Majestät der Kaiser von Rußland haben dem Regierungs⸗Rath Richter in Potsdam den St. Annen⸗Orden dritter Klasse zu verleihen geruht.
Koblenz, 14. April. (Rhein⸗ und Mosel⸗Zeitung.) Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Preußen, so wie der Prinz Friedrich Wilhelm, wohnten gestern einem glän⸗ zenden, zahlreich besuchten Balle in den schönen Räumen des hie sigen Kastno's bei. Der Prinz von Preußen hat sich heute zu einer Inspections-Reise nach Trier, Luxemburg, Saarlouis und Saar⸗ brücken begeben und wird in sieben Tagen in dem hiesigen Hoflager wieder eintreffen.
vb11111144““
Erfurt, 15. April. (C. C.) Sitzung des Volkshauses. Präsident Simson. Eröffnung um 10 Uhr.
Von Mitgliedern des Verwaltungs⸗Raths sind von Radowitz, Vollpracht und Dr. Liebe anwesend.
Das Protokoll wird verlesen und genehmigt. Neu eingetreten sind die Abgeordn. Krüger, Kropp, von Schwarzhoff, von Velbach, Hoffmann.
Nach der Berichterstattung über die inzwischen vorgenommenen Wahlprüfungen wird ein Antrag der Abgeordn. Stahl, Triest und Genossen verlesen, welcher in Betreff der vorzunehmenden Re⸗ vision zuerst eine General⸗Disknyssion, dann eine Debatte über die einzelnen Paragraphen verlangt. Nachdem dieser Antrag in Folge der Erklärungen des Präsidenten beseitigt ist, und zwar trotz der
rischen Aeußerungen des Herrn von Bismark⸗Schönhausen
ihm den Ordnungsruf des Präsidenten zuziehen, wird ein Antrag des Abgeordn. von Bismark und Genossen verlesen, auf Beseiti⸗ gung der „Reich, Reichstag, Reichsgesetz ꝛc.“
Der Herr Antragsteller erhält zuerst zur Begrü sei dne gj zuerst zur Begründung seines
Abgeordn. von Bismark: Die Ausdrücke Reich, Rei sind bereits durch die Additional⸗Akte abgeschafft. “ übrigens kein Reich mehr seit Kaiser Ludwig, der (wie in der Chronik von Spangenberg Fol. 95 zu lesen), „um der derzeit sehr überhand genommenen Schinderei der Fürsprecher und Zungendre⸗ scher ein Ende zu machen“ den letzten Reichstag aufhob. Schaffen daher auch wir nicht nur vorläufig, sondern für immer diese Be⸗ zeichnungen ab.
Abgeordn. Beseler weist nach, daß das Reich an die Stelle des alten Bundes und die Reichsverfassung an die der alten Bun⸗ desverfassung getreten ist. Die Additional⸗Akte sei nur trausito⸗ risch und gehöre nicht wesentlich zur Verfassung. Diese könne sich nur auf das ganze deutsche Reich außer Oesterreich beziehen.
Abgeordn. von Gerlach beginnt ausführlich zu erläutern daß es eine Anmaßung sei, jetzt noch bei Festsetzung irgend einer Constitution an das ganze, große, heilige römische Reich deutscher Nation zu denken. Dieses sei längst todt und durch den deutschen Bund ersetzt, der sehr heilsam auf Deutschland gewirkt habe. Bund beginnt eigentlich schon mit 1813. 1840 hat er die fran⸗ zösischen Drohungen energisch zurückgewiesen; 1848 ist er freilich schmachvoll gefallen, aber nicht eher als die beiden Großmächte, von denen er unzertrennbar ist. Er ist seitdem durch die anderen Insti⸗ tutionen nur unvollkommen ersetzt worden. Man stützt sich bei Be⸗ fürwortung solcher Ausdrücke auf das Nationalitäts Prinzip. In Bezug hierauf sind wir niemals Virtuosen gewesen, und auch heute finde ich, so weit meine Beobachtung reicht, nirgend einen Drang, eine Sehnsucht nach Einheit, sondern gerade das Gegentheil. Man parallelisirt die Bewegung des Jahres 1848 mit der des Jahres 1813 in Bezug auf Nationalitätsschwärmerei; diese beiden Jahre stehen aber fast in allen Punkten einander gegenüber. Nach sehr weiten Rückgriffen auf die entferntliegendsten historischen und un⸗ historischen Momente, giebt der Redner, unter allgemeiner Heiter⸗ keit, sein Votum dahin ab: er stimme dafür, daß alle Ausdrücke aus der Verfassung entfernt werden mögen, welche die Anmaßung in sich schließen, daß der Bund ganz Deutschland umfassen wolle.
Graf von Schwerin nimmt Akt davon, daß der Vorredner
Der
sich 1) über die Zerstörung der Verfassung in Mecklenburg und 2) über die zu erwartende russische Hülfe freut. Abgeordn. Sprengel berichtigt die Mecklenburg betreffende
Behauptung des Herrn von Gerlach dahin, daß die Revolution in Mecklenburg erst begonnen habe mit dem Erlaß der Bundes⸗
Einwendungen des Abgeordn. Triest und trotz der unparlamenta
Central⸗Kommission, welcher eine vo em Großher — vene Verfassung in Frage gestellt ”“ “ 11““
(Der Schluß der Debatte wird angenommen.)
Berichterstatter Camphausen erklärt sich nochmals gegen den Antrag von Bismark und Genossen. Derselbe wird abgelehnt Hierauf wird, trotz der die Heiterkeit der Versammlung erregenden Einwendungen des Abgeordn. Buß, der Antrag des Ausschusses welcher einen Zusatz zur Additional⸗Akte in Betreff der §§. 2 und 3 der Reichsverfassung verlangt, angenommen.
Unmittelbar darauf wurde eine vom Abgeordn. Trie st bean⸗ tragte und befürwortete Veränderung der Eidesformel: statt zu sagen: dem Reichsvorstand und der Reichsverfassung den Eid der Treue — soll es heißen: dem Reichsvorstand den Eid der Treue und die Reichsverfassung gewissenhast zu befolgen“, ebenfalls an⸗ genommen.
Sodann wurde §. 57 zu §S. 159, 160 vorläufig zurückgelegt. Ein Antrag des Abg. Stahl zu §. 61 des Entwurfs veranlaßt einige Bemerkungen des Berichterstatters Goltdammer und wird sodann von dem Antragsteller befürwortet⸗ Derselbe sucht nach⸗ zuweisen, wie es die gegenwärtigen Verhältnisse in Deutschland, wenn nicht unmöglich, so doch sehr schwierig machen, allgemeine Gesetz⸗ bücher über bürgerliches Recht, Strafrecht u. s. w. einzuführen, und erinnert dabei an die abgesonderte Stellung von Hannover und Württemberg. Abg. Beseler will gerade ein allgemeines deutsches Recht sogleich begründet wissen, nicht nur, weil ohne eine derartige Grundlage das verlangte Handels⸗ und Wechselrecht gar nicht oder doch nur ohne genügende Wirksamkeit ins Leben zu rufen sei, son⸗ dern weil überhaupt durch Feststellung allgemeiner Rechtsgrundsätze die noch bestehenden Rechtsgegensätze in Deutschland (z. B. zwischen preußischem und rheinischem Recht) ausgeglichen werden können. DObwohl Abgeordneter Triest den Antrag des Abgeordneten Stahl empfiehlt, wird er von der Versammlung ab gelehnt.
Es kommt ein Antrag der Abgeordneten Bismark, Stahl Gerlach ac. zur Diskussion, welcher Abänderungen der §§. 66, H7, 1ö7 und 83 bis 90 verlangt. 1 Mit demselben stehen zwei andere Amendements, welche eben falls den §. 76 betreffen, in Verbindung. Das des Abgeordneten Fock und Genossen will nur den ersten Satz des §. 70 verändern das von Wodiczka und Genossen den ganzen Paragraphen. Ueber alle diese Vorschläge wird eine gemeinschaftliche Diskussion eröffnet. Nachdem Berichterstatter Camphausen die Ausschußbeschlüsse mit we⸗ nigen Worten gerechtfertigthat, ergreift Abg. von Bismarlk das Wort. Er will auf die staatsrechtliche Seite seines Antrages nicht eingehen da einer seiner politischen Freunde dieselbe noch beleuchten wird. Er selbst beschränkt sich darauf, zu erklären, daß er und seine poli tischen Freunde lieber gar keinen Bundesstaat, als einen mit dieser Verfassung wollen. Den preußischen Abgeordneten hält er vor daß sie, wenn der betreffende Verfassungs⸗Paragraph angenommen wird, bei der Rückkehr ihren Wählern eingestehen müßten, daß sie den König von Preußen hätten mediatisiren lassen; daß sie zuge⸗ geben hätten, 6 Millionen bevorrechtete Deutsche sollen über das Schicksal von 16 Millionen Minderberechtigten willkürlich entschei
den. Und diese Minderberechtigten seien die Preußen. Diesem
Alle Post⸗Anstalten des In In⸗ und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition des Preuß. Staats⸗ Anzeigers: ehren⸗Straße Wr. 57.
Berlin, Mittwoch den 17. April
Unheil könne wenigstens theilweis⸗ 1 . Seegeleang öG heilweise durch Annahme seines Antrages Bassermann: Alle diese Anträge entspringen einem Sy⸗ stem, das mit dem unsrigen nie zur Versöhnung kommen wird, das daher einmal in seiner Totalitaͤt beleuchtet werden muß. Die an⸗ geblichen Vertreter der alten Provinzen Preußens ehren die letz⸗ teren schlecht, wenn sie von ihnen voraussetzen, daß sie sich gegen die von ihrem eigenen Könige Deutschland vorgelegte Verfassung eventuell mit Gewalt erheben werden. Frankfurt sei viel und mit Unrecht geschmäht worden. Es bestehe aber eine eigenthümliche Aehnlichkeit zwischen der frankfurter und der hiesigen Versammlung. Wie dort die deutsche Nationalität der Humanität zu Liebe vor dem Auslande verspottet wurde, so hört man hier von der anderen Seite das ganze Deutschland verwerfen, einem Theil zu Liebe. Wie dort das constitutionelle System vom demokratischen Standpunkte aus angefeindet wurde, so hier vom entgegengesetzten, wie denn der Abgeordn. Stahl z. B. „parlamentarisch“ und „Königlich“ als Gegen⸗ sätze betrachtet. Wie endlich dort der Atheismus sich emporbäumte, so wird auch dem Wort der heiligen Schrift entgegengearbeitet, daß Alle mit gleichem Maß gemessen werden sollen, Hohe und Niedrige. Diese Partei führe fortwährend die Freiheitskämpfe zu ihren Gunsten an. Diese aber hätten wesentlich zu ihrem Inhalte gehabt nicht nur die Erringung der äußeren, sondern auch der inneren Freiheit Deutschlands. Daß letztere nicht damit gewon⸗ nen wurde, sei damals vielfach (unter Anderen von Gneisenau) tief bellagt worden. Jetzt aber sprechen alle Parteien von Frei⸗ heit, und jede verstehe sie anders. Ja, die bezeichnete Partet be⸗ hauptet sogar, Deutschland sei seit Jahrhunderten ein freies Volk geweser, Deutschland, das unter Raubrittern, Foltern, Frohn⸗ den und Gesetzlosigkeiten aller Art schmachtete. Die umgestürzte Säule jener Rechtszustände wollen wir doch nicht wieder aufrich⸗ ten! Wir hätten das Schlimmste gethan, was wir hätten thun können, wenn wir in der vorigen Woche den Rathschlägen gefolgt wären, die uns die Abgeordneten der Rechten gaben. Sie ver⸗ langten die Revision und suchten sie als möglichst unschädlich dar⸗ zustellen. Jetzt endlich treten sie mit ihrer wahren Meinung her⸗ vor, und wir erkennen jetzt, wessen wir uns zu versehen ehabt hätten. Wir können daher doppelt froh sein. Auch die Heftigkeit jener ürg ür beß Trost; denn hier wie in Frankfurt war ich immer überzeugt, daß es mit unserer Sache gut sté⸗ ie Feinde recht böse wurden.
Abg. Fock begründet seinen Antrag. auf die Motivirung seines Amendements.
Abg. Stahl weist die „Philippika“ des Abg. Bassermann gegen ihn und seine politischen Freunde zurück. Sie habe keinen Zusammenhang mit dem vorliegenden Antrage gehabt; es sei eine gegen ihn ausgearbeitete Rede, die früher gehalten werden sollte und erst heute angebracht werden konnte. Den mir hingeworfenen Fehdehandschuh nehme ich auf. Wir verleugnen unsere Prinzipien nicht, aber als die Gegner derselben betrachten wir nicht die demokra⸗ tische, sondern die liberale Partei. Von ihr sind alle jene Institutione ausgegangen, welche an Stelle des natürlichen Organismus das System der Wahlen und der Zahl gesetzt haben. Von der acuten Kranzbeik der Demokratie wäre Genesung zu hoffen, aber der chronische Liberalismus höhlt wie Merkur die Knochen aus, so daß sie 1leg zweiten Sturm schwerlich widerstehen werden. Es ist dieser Parkei wie dem Zauberlehrling gegangen, der Kräfte entfesselte und das Wort, sie zu bannen, vergessen hatte. Sie rief: „Repräsentation allgemeine Wahlen, Majoritäten u. s. w. Aber das Wasser stieg immer höher bis an den Hals. Da sprach man in Wien 8 Berlin das richtige Bannwort „Autorität“ und e Spuk verschwand. Dies sei das einzig richtige Prinzip, und ihm fol 6 trete er dem Bismarkschen Antrage bei. 8 Abg. Riesser rechtfertigt mit beredter Begeisterung den deut⸗
schen Liberalismus gegen die Angriffe des Vorredners, indem er namentlich darzuthun sucht, wie gerade Preußen immer nur in dem Maße Deutschlands Anerkennung gefunden hat, als es den Prinzipien der Geistesfreiheit, der Aufklärung des Liberalismus huldigte. Jene antiliberalen Prinzipien, die hier im Gewande des spezifischen Preußenthums auftreten, haben freilich auch außerhalb Preußen Sympathiecen, aber nur solche, welchen es auf Verhinderung des Bundesstaates ankommt; jene außerpreußischen Freiheitsfeinde haben mit den preußischen das Schwarz gemein, tragen aber statt des lichtvollen Weiß die Farbe der Falschheit, Gelb, im Herzen und an den Fahnen. Auch wir wollen, wie sie, den Schwerpunkt der Gewalt in die Krone legen, aber eben nicht a ußerhalb der Ver fassung, sondern innerhalb derselben. Wir wollen nicht daß si im Stande sei, nach Belieben die ganze Verfassung wieder über den Haufen zu werfen. Wir haben damals in Frankfurt eine stärkere Spitze gewollt. Wir haben das absolute Veto und ein Fürsten Kollegium erstrebt. Wir sehen diese Konzessionen an den Partiku larismus mit Trauer, müssen aber jetzt darauf Verzicht leisten ihnen entgegenzutreten. von Radowitz: Ich ersuche Sie, der Umwandlung des Für sten⸗Kollegiums in einen Vereinsrath nicht Ihre Zustimmung zu 1— Im E bE Regierung weise ich alle Aen⸗ erungen zurück, aus welche f Mediatisir elü reu⸗ gens gstseztn Fbagt chen man auf Mediatisirungsgelüste Preu⸗ Nachdem die Herren von Bismark und von Gerlach sich gegen einzelne Mißverständnisse ihrer Aeußerungen von Seiten des Abgeordn. Bassermann verwahrt haben, wird der Schluß der Dis⸗ kussion angenommen, und es erhält das Wort b Berichterstatter Camphausen. Er widerlegt nach einander alle zu Gunsten der einzelnen Abänderungsvorschläge vorgebrachten Gründe und erwähnt namentlich, daß manche Einwände gegen die Ansicht des Ausschusses durch die eingebrachten Abänderungs⸗An⸗ träge keinesweges beseitigt würden. Es kommt zur Abstimmung. Der Antrag des Abgeordn. von Bismark und Genossen zu §§. 65, 67 ꝛc. wird mit großer Majorität abgelehnt. Desgleichen der An⸗
Abg. Schulz verzichtet