1850 / 119 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

stattete diesen Bericht unter Hinzufügung einiger Worte für die Einheit der Prinzipien der Verfassung vom 11. Juli ab; wolle man nun diese Prinzipien opfern, so müsse es um einen sicheren Preis ge- schehen.

Da sich keiner weiter zum Worte meldete, so ward der An⸗ trag des Ausschusses zur Abstimmung gebracht und fast einstimmig angenommen.

Hierauf ward ein mit dem eventuellen Antrage des Einund⸗ zwanziger⸗Ausschusses übereinstimmender Antrag: die Versammlung volle beschließen, sich nunmehr aufzulösen, von Versmann mi kurzen, kräftigen Worten unterstützt.

Rée sich dagegen, 1 nicht, daß b lung berechtigt sei, sich aufzulösen, um so mehr, da vie ““ vom 11. Juli noch nicht offiziell abgelehnt oder ihre verweigert sei. Er will daher diesen Antrag an einen Aussch oerwieise 2 8 v“ ward zur Abstimmung Fesrac. g 8

en 59 Stimmen abgelehnt. Hierauf ward dn n ih f⸗ lösung zur (auf Gallois Antrag, namentlichen) 8 bttmn nung eö14 gegen bhn; da die Versamm⸗ gebracht; 72 stimmten für, 1144“ lung aber nicht beschlußfähig war 8 so ste te er Prä e Frage, ob der Einundzwanziger⸗Ausschuß eine neue Versamm ung vorzubereiten habe. Rée stellte den Antrag, am nächsten Donner⸗ stag sich zu versammeln, Buchheister trug auf eine halbstündige Vertagung an. Réäe's Antrag ward angenommen. v

Ausland.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 27. April. Den Vorsitz führt Dupin. Moulin bringt den Kommissionsbericht ein über die Ernennung einer Kommission zur Vorbereitung eines organischen und Armeege⸗ setzes. Die Kommission ist dafür. Laboulie bringt den Bericht über das Mairegesetz ein. Die Kommission beantragt Verwerfung. Lagrange verlangt, daß der seit dem 15ten d. M. niederge⸗ legte Bericht über Rückzahlung der Entschädigungs⸗Spar⸗ kassenbücher zur Debatte komme, da die Kommission den Be⸗ ginn der Rückzahlung für den 1. Mai in Aussicht gestellt habe. Die Versammlung setzt die Debatte auf Montag fest. Ein Kredit von 325,407 Fr. 60 C. für Kriminalgerichtskosten von 1849 wird ohne Debatte mit 416 gegen 130 Stimmen bewilligt. An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Diskussion des Bud⸗ gets für 1850, und zwar: Ministerium des Krieges, Centralver⸗ waltung, Material. Mathieu (de la Drome) bekämpfte vor Allem die übertriebenen Rüstungen. Man habe ein noch kostspieli⸗ geres Ding als den Krieg erfunden, nämlich den bewaffneten Frie⸗ den. Der Kaiser von Rußland halte stets 5— 600,000 Mann auf den Beinen, und Frankreich wisse seit 1830 nichts Besseres, als nachzuahmen. Unterdessen erliege das Volk unter dem 2 rucke Alle Welt scheine von der Nothwendigkeit bedeuten⸗ und doch wolle Niemand den Finger Ohne Reduction keine Ersparung. 400,000 Mann. Gegen wen? Ein

der Auflagen. der Oekonomie überzeugt, in die Wunde legen. Frankreich brauche nicht

äußerer Krieg stehe nicht bevor, Weil 88 eben überall glimme. Nicht, daß er einen Krieg für ganz unmöglich halte, er glaube sogar an einen fürchterlichen, an einen Weltkrieg. Dieser aber werde der letzte sein, es sei der Krieg der Völker gegen die Könige. Noch sei er nicht vor der Thür, dann genügten aber nicht 400,000 Mann. Ganz Frankreich werde sich in Masse erheben. Im Lande aber braucht man die Armee nur zur Unterdrückung. Der Sozialismus mache ungeheure Fortschritte, und darum halte man 400,000 Mann unter den Fahnen. Hätte man dem Lande, dem Volke Genüge geleistet, für sie gesorgt, so brauchte man keine Soldaten. Aber man thue nichts für sie, ja verweigere. ihnen ihr gutes Recht. Daher waffne man eine Häͤlfte der Nation gegen die andere und setze fünf Departements ein volles Jahr in Belagerungszustand. Wenn seine Partei, die Sozia⸗ listen, wirklich so verkehrt wäre, als man sie schildere, sie könnte sich keine bessere Regierung wünschen. General Grammont meint, vor Allem müsse der Sitz der Regierung und National⸗Versamm⸗ lung aus Paris nach einer anderen Stadt verlegt werden. (Lärm.) Er erklärt sich gegen die Unterdrückungen der Centralisation, welche die Departements vernichte und Revolutionen vorbereite. Der Kriegs⸗Minister spricht gegen Mathieu (de la Drome). Was Grammont'’'s Meinung betreffe, so habe die Regierung die beste Meinung von Paris und denke nicht an Verlegung der Regierung. Was namentlich die nächste Wahl betreffe, so stände zuversichtlich zu hoffen, daß sie regierungsfreundlich sein werde. Kap. 1: Allge⸗ meine Bedürfnisse 214,000 Frcs. Kap. 2: Unterhaltung der Ge⸗ bäude. Beide angenommen. Kap. 3: Druckkosten. Angenommen. Kap. 4: Gehalt der Generale im großen Generalstabe. Charras beantragt Abzug von 36,950 Frcs. bei zwei in Paris verwendeten Ge⸗ neralen. Der Minister ist dagegen. Berryer bemerkt, es handle sich um Changarnier. Der Abzug wird mit 455 gegen 152 Stimmen ver⸗ worfen. Charancey bringt den Bericht bezüglich gerichtlicher Verfolgung Laboulay's ein. Oberst Lem ercier verlangt eine Re⸗ duction von 30,000 Fr. an den Gehalten der Adjutanten der sechs Marschälle von Frankreich. Der Minister spricht dagegen, Bonne dafür, Berryer dagegen. Die Reduction⸗ wird verwor⸗ fen. Charras verlangt Reduction von 14,260 Fr. am pariser Generalstabe. Namentlich habe die Constitution aus dem Präsiden⸗ ten einen bürgerlichen Beamten gemacht. Er möchte wohl von Ca⸗ vaignac wissen, ob er sich im Falle der Wahl als Obergeneral ge rirt hätte. Er verliest den Artikel des Strafgesetzbuches über uner⸗ laubtes Tragen nicht gebührender Uniform. Der Präsident bemerkt, der Redner verlasse den Gegenstand; Cavaignac, er glaube, nicht antworten zu müssen. d'Hautpou (erklärt, die Offiziere des Präsidenten bezögen nur den Gehalt ihrer Charge, obgleich sie Ordonnanzoffiziere des Staatsoberhauptes seien. (Lärm links.) Stimmen: „Das ist er nicht. Das ist constitutionswidrig, er ist verantwortlicher Präsident.“ d' Hautpoul: „Er ist der Erwählte des Volkes, der erste Magistrat, und da Frankreich ein Staat ist, nenne ich ihn mit Recht Staatsoberhaupt.“ (Links: Nein! Nein!) Der Präsident gebietet Ruhe. d'Hautpoul: „Die Uniform trägt der Präsident mit Recht, denn er ist Ober⸗Kommandant der Rationalgarde.“ Stimmen: „Nein! Das ist er nicht.“ Prä⸗ 8 „Insultiren sie den ersten Magistrat der Republik nicht.“ inks: Das ist keine Insulte, sondern Wahrheit. Ihre Ausle⸗ Lgung ist Heuchelei und Lüge.“ (Furchtbarer Lärm.) Präsident: „Achten sie den Erwählten des Volks, das Gesetz.“ d Santhou⸗ . will dc Debatte nicht leidenschaftlich machen. Nur finde er Char⸗ ras Bemerkungen beklagenswerth. Charras: „Weil wir nun einmal davon sprechen, so will ich laut und offen sagen, der Präsident hat eben so wenig Recht, die Nationalgarde⸗ Uniform zu tragen, als die Amtsrobe eines Richters oder Staats⸗ anwaltes. Ich habe nicht um des Skandals willen diese Bemer⸗ kungen gemacht, sondern um der Ersparung willen. Als Lamo⸗ ricière Kriegsminister und Commandeur der pariser Armee war,

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hatte er 7 Generalstabs⸗ und 7 Ordonnanzoffiziere. Jetzt aber sind bei gleicher Stärke der Armee deren 16 mehr.“ Charras Amendement wird mit 424 gegen 199 Stimmen verworfen und die Sitzung aufgehoben.

Paris, 27. April. Der General Changarnier hat heute Mittag abermals Revue über eine Division der pariser Garnison abgehalten. Dieselbe bestand aus Linien⸗Infanterie, zwei Lanciers⸗ Regimentern und Artillerie.

Der französische Gesandte in Teheran, Herr von Sartiges, ist zum Commandeur der Ehren⸗Legion ernannt worden.

Der Seine⸗Präfekt hat den nicht naturalisirten Fremden Fol⸗ gendes durch Anschlag an den Straßenecken bekannt gegeben: „Art. 25 der Constitution garantirt nur den ihrer bürgerlichen und poli⸗ tischen Rechte genießenden Franzosen die Ausübung ihres Wähler⸗ rechts. Daher ruft der Repräsentant und der Präfekt der Seine den nicht naturalisirten Fremden ins Gedächtniß, daß sie an der Abstimmung am 28. und 29. April dieses Jahres nicht Theil neh⸗ men dürfen, selbst dann nicht, wenn aus Versehen der betreffenden Behörden ihre Namen sich noch auf der letzten März abgeschlosse⸗ nen Wählerliste befänden. Im Uebertretungsfalle würden sich die Betreffenden nach Art. 98 des Wahlgesetzes vom 15. März 1849 einer Gefängnißstrafe von 1 Monat bis 1 Jahr und einer Geld⸗ buße von 100 bis 1000 Franken aussetzen.

Gestern enthielten die gemäßigten Journale die Erklärung, daß F. von Foy seine Freunde auffordere, für Leclerc zu stimmen. Das Gerücht, daß ein großer Theil der Wähler weder für E. Sue, noch für Leclerc stimmen wolle, hatte die Besorgniß erzeugt, die Kandidatur Foy's könnte neuerdings aufgestellt und dadurch die Stimmen der gemäßigten Partei zersplittert werden. Der Ex⸗ Kandidat der Wahl⸗Union erklärt nun heute, er habe Niemand be⸗ vollmächtigt, in seinem Namen Leclerc zu empfehlen. Er habe im Gegentheil am 18. April der Wahl⸗Union ein Schreiben übersendet, in welcher er auf ihr Verlangen seine Demission angezeigt, aber mit den Worten geschlossen habe: „Ichziehe meine Kandidatur zurück und ent halte mich, eine Ansicht über Thatsachen auszusprechen, welche das Land beurtheilen wird.“ Das Comité der gemäßigten Presse, der Repräsentanten und Nationalgardisten, hat eine Deputation an Herrn Foy mit der Aufforderung gesendet, sich über sein letztes

Schreiben zu erklären. Statt Foy's, der nicht zu Hause war, ant⸗ wortete ihnen Piscatory, er sei von demselben beauftragt, zu erklä⸗ ren, daß er mit dem Schreiben nicht habe schaden wollen und bereit sei, es vollständig zurückzunehmen. Die Deputation war damit nicht ganz zufrieden. Foy wurde aufgefunden und begab sich nach dem Sitzungslokale des Comité's. Hier verfügte er sich in ein Neben⸗ zimmer, während die Deputation Bericht erstattete. Man erklärte sich nun befriedigt. 8 16 Im Moniteur liest man: „Niemand bestreitet der Presse das Recht, die Handlungen der Regierung zu besprechen und zu bekämpfen. Aber die Regierung hat das Recht und die Pflicht, die⸗ selbe in Schranken zu halten und nicht zu dulden, daß L niederträchtige Entstellung der rechtlichsten und nützlichsten Maßre⸗ geln Aufregung und Unruhe im Volke verbreite. Das Dekret der provisorischen Regierung vom 21. März 1848 lautet: „Art. 1. In Paris, und wo sonst sich das Bedürfniß herausstellt, heh Magazine errichtet, wo Kauf⸗ und Gewerbsleute Rohstoffe, Waaren und Fabrikate niederlegen können.“ Nach Art. 3 werden den Deponenten darüber Empfangscheine ausgestellt, welche durch Indossirung übertragen werden konnen. Was thut nun die gegenwärtige Regierung? Sie wendet einen allgemeinen Grundsatz auf das Mehl an. Diese Anstalt soll dem Ackerbau dieselben Vortheile sichern, welche anderen Industrieen geboten sind. Es soll den Grundbesitzern und Pächtern, welche von ihrer Aerndte leben, Kredit verschaffen, damit sie nicht ihre Frucht wegen Ueberfüllung um Spottpreise verkaufen müssen. Auf die Verproviantirung kann dies durchaus keinen Bezug haben. Ist die nächste Aerndte gut, so steht keine Theuerung bevor; ist sie schlecht, so werden die Magazins⸗Vorraͤthe zu Gute kommen. Es ist unbe⸗ greiflich, daß diese Maßregel von den Blättern angegriffen wird, die immer Kreditanstalten verlangen.“ Die Voix du Peuple ist gestern wegen eines auf Vorstehendes bezüglichen Artikels: „Orga nisation der Hungersnoth“, mit Beschlag belegt worden. Es bestehen gegenwärtig in ganz Frankreich 13 antiscrialistische Comité’'s, und zwar im Departement Pas de Calais, im Departe⸗ ment der Mosel, in dem der unteren Charente, in Rennes, in Pontoise, in Fontainebleau, in Batignolles, Monceaux, Autun, Grenoble, Digue, Pau und im Departement des L Die Presse bemerkt heute Folgendes über das erwähnte Ur heil des Cassationshofes: „Diese Entscheidung sagt kein Wort über den Journal⸗Verkauf, denn es wurde blos die Frage über das Bücher⸗Kolportiren beurtheilt, welches ohne polizeiliche Erlaubniß nicht stattfinden könne. Es scheint, daß Herr Carlier bereiis von diesen falschen Deutung des gerichtlichen Urtheils Nutzen ziehen wolle. Seine Agenten erscheinen bei einigen Personen, die sich mit dem Ver⸗ kause der mißliebigen Journale besassen wollen, und erklä en ihnen, daß dieser Verkauf von nun an in Folge dieses Richterspruches gänz⸗ lich verboten werden solle. Herr Carlier beweist uns, daß er ein nicht so großer Rechtsgelehrter als Polizist sei. Sonst müßte er wissen, daß ein Urtheil nicht die Gültigkeit eines Gesetzes habe und daß daher der gestrige Spruch nur diejenigen betrifft, gegen welche er erlassen wurde. Die anderen haben noch immer das Recht, sich richten zu lassen.“ 1““ eine Broschüre unter dem Titel: „Petition der pariser Hunde an die National ⸗Versammlung“, von Türk, in welcher denjenigen Repräsentanten, die gegen die Hundesteuer stim⸗ men würden, ein dreimaliges Ehrengebelle versprochen wird. Von den Memoiren Chenu's ist eine mit Holzschnitten illustrirte Ausgabe erschienen. 1 Der Bischof von Langres hat einen zweiten Brief an Herrn von Montalembert gerichtet, mit der Ueberschrift: „Welchen An⸗ theil dürfen Laien an Angelegenheiten nehmen, die sich auf die Kirche beziehen.“ Eine Broschüre: „Paris wird Frankreich tödten!“ schlägt vor, den Sitz der Regierung nach Bourges zu verlegen. I“ Ein romantisch⸗dramatischer Schriftsteller, Rey Dusseuil, ist in Paris gestorben. Seit mehreren Jahren war er geisteskrank, und nur die Unterstützung, aus dem Ministerium des Innern ret⸗ tete ihn vor der drückendsten Noth. Der ebenfalls verstorbene Schriftsteller Rattur hat ein Werk hinterlassen unter dem Titel: „Gott und das Volk. Aufruf an Frankreich und an Europa.“ Der Jäger⸗Lieutenant Valentin, der bisher immer in Uniform in der National⸗Versammlung erschienen war, hat diese heute zum erstenmale mit Civilkleidern vertauscht.

Großbritanien und Irland. London, 26. April. Gestern war der Geburtstag der Prinzessin Alice, der durch einen Kinderball bei Hofe gefeiert wurde. An demselben Tage hat auch die Herzogin von Gloucester ihren Geburtstag. In Claremont frafen gestern die Königin der Belgier und die Herzogin von Or⸗ leans mit dem Grafen von Paris und dem Herzog von Chartres vom Kontinent zum Besuch beim König Ludwig Philipp und seiner

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Gemahlin ein. Auch der Fürst von Leiningen ist vom Kontinent

hier angekommen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. April. Am 11. April starb zu Moskau die Königin Marie von Georgien, Gemahlin des letzten Königs von Georgien, Georg XIII., geboren zu Tiflis am 7. November 1769.

Die Fürstin Anna von Grusien, von Ihrer Majestät der Kaiserin zum Ehren⸗Mitgliede des Demidoffschen Hauses für Arbeitsliebende für ihre dieser Anstalt gemachten Geschenke ernannt, hat aus Dankbarkeit für diese allerhöchste Aufmerksamkeit dem Arbeitshause 1000 Silber⸗Rubel geschenkt und sich anheischig ge macht, demselben eine gleiche Summe alljährlich als Unterstützung zukommen zu lassen. Ihre Majestät die Kaiserin hat auf den des⸗ fallsigen Bericht des Kuratoriums gedachten Hauses der Fürstin von Grusien ihr Wohlwollen bezeigen lassen.

Niederlande. Aus dem Haag, 26. April. (Köln. Ztg.) Die zweite Kammer der Generalstaaten hat heute ihre Zustimmung zur der Vermählung der Prinzessin Louise mit dem Kronprinzen von Schweden einmüthig ertheilt.

Italien. Rom, 19. April. Das am päpstlichen Hofe akkredirte divlomatische Corps hat sich am 15ten in den Vatikan begeben, um dem Papst seine Glückwünsche darzubringen. Der spanische Gesandte, Herr Martinez de la Rosa, hielt bei dieser Gelegenheit folgende Rede: „Heiliger Vater! Das bei Ihrer Heiligkeit akkreditirte diplo matische Corps hat das Glück, Ihnen bei diesem denkwürdigen Er⸗ eigniß seine ehrfurchtsvollsten Huldigungen und seine aufrichtigsten Wünsche darzubringen. Da wir Zeugen waren der evangelischen Tugenden, welche E. H. in den Tagen der Bedrängniß dargelegt hat, da wir die Ehre gehabt, Ihnen in ein gastfreundliches Land Iit fvlett welchem die Erinnerungen an eereest so würdigen Gast nie verlöschen werden, so wir es als eine besondere Gnade der Vorsehung betrachten, dem Triumphe der heiligsten Sache beizuwohnen, die von ihr so sichtlich beschützt wurde. Freudig sieht Rom innerhalb seiner Mauern sei⸗ nen Souverain und Vater wieder, dessen Abwesenheit eine durch nichts auf Erden ausfüllbare Lücke zuruckließ. Alle Regierungen erblicken in der Rückkehr Ew. Hoheit in Ihre Staaten ein günstiges Anzeichen und einen Schritt von unendlicher Tragweite zur Wied er⸗ herstellung der Ordnung und der Erhaltung des Friedens, die beide so nöthig für die Wohlfahrt der Völker sind; die katholische Welt, die seit so vielen Jahrhunderten gewöhnt ist, ihre Blicke auf das Grab des heil. Petrus zu wenden, um dessen Nachfolger, den ober⸗- sten Kirchenfürsten, auf seinem Throne zu verehren, wird die Hand Gottes preisen, welche Ihre Gebete erhörte und Ihre Hoffnungen verwirklichte.“ 8

Se. Heiligkeit entgegnete hierauf ungefähr in nachstehenden Worten: „Sie, meine Herren, welche mir Gefährten und Tröster in den Tagen der Prüfung und Betrübniß waren, Sie bilden heute mehr als je meine Freude und meinen Schmuck. Indem ich Ihnen meinen Dank sür die Theilnahme ausdrücke, welche Sie an allen den Wechselfällen genommen, die einander so schnell folgten, danke ich Ihnen noch insbesondere für das Interesse, das Sie bei den neuesten Ereignissen an den Tag legen, und hege das feste Ver⸗ trauen, daß mir auch in Zukunft Ihr Beistand nicht entgehen wird. Melden Sie Ihren Monarchen und Ihren Regierungen, wie sehr ich von Dankbarkcit durchdrungen bin für Alles, was dieselben zu Gunsten des heiligen Stuhles gesagt und gethan haben, und geben Sie denselben die Versicherung, daß ich unablässig für den Frieden Europa's und der Welt zu Gott bete. Ich wünsche, daß der Segen Gottes Jedem von Ihnen und den von Ihnen repräsentirten Völkern zu Theil werde, damit die⸗ selben durch diese himmlische Gabe den Sieg des heiligen Glau⸗ bens über den Geist der Irreligiösität, der Ruhe und Ordnung über den Geist der Wirren und Anarchie gestärkt erblicken mögen.“

Neapel, 17. April. (Llo vd.) Folgendes ist das Schema der im Neapolitanischen zirkulirenden Subscriptionsbogen, betreffend vie Verzichtleistung auf das Statut: „Im Jahre 1849, in der Gemeinde u. s. w., im Gemeindehause. Nachdem das Dekurionat der erwähnten Gemeinde in Person der Unterzeichneten unter dem Syndikus N. N. sich versammelt, haben Alle einhellig beschlossen, Sr. Majestät dem Könige, unse⸗ rem durchlauchtigsten und geliebtesten Monarchen, die leb⸗ hafteste Dankbarkeit auszudrücken, von welcher die Ge⸗ meinde N. N. für die väterliche Sorgfalt durchdrungen ist, womit

Vorsitze des

Se. Majestät während der verflossenen betrüͤbenden Ereignisse mit kräftiger Hand das Reich der Revolution und Anarchie, so wie allen unseligen Folgen derselben entzogen hat, und gleichzeitig dem geliebten Vater und Monarchen den gemeinsamen Wunsch auszu⸗ drücken, die Constitution als einzige Ursache aller ausgestandenen Leiden aufzuheben, und daß Se. Majestät zu bestimmen geruhe, was sie nach ihrer hohen und seltenen Einsicht als ersprießlich und am angemessensten für die Sicherheit des Thrones und das Glück ihrer Unterthanen erachten werde, welche Sicherheit und welches Glüͤck nie von einander getrennt bestehen können. Endlich delegirt sie Herrn N. N., um bei dem frommen und großmüthigen Monarchen der Dolmetsch dieser Wünsche des Dekurionats zu werden.“

Türkei. Von der bosnischen Gränze, 19. April. (Agr. Ztg.) Im letzten Berichte vom 12ten d. M. wurde die Nachricht mitgetheilt, daß Novi und Pridor von den Insurgenten besetzt wur⸗ den. Diese Nachricht muß in Betreff Pridor's dahin berichtigt werden, daß Pridor von den Insurgenten am 9ten nicht besetzt, sondern blos die darin befindlichen wesirlichen Truppen aufgefordert worden sind, abzuziehen und die Veste zu übergeben, welcher Anf forderung jedoch kein Gehör geschenkt wurde. Pridor mit Gewalt zu nehmen, hierzu sind die Insurgenten nicht entschlossen, denn es ist sowohl seiner Lage als auch der darin befindlichen gutgesinnten

der Insurgenten auch ein zu gewagtes Spiel, weil Banjaluka von Pridor nicht weit entfernt ist, wo eine bedeutende Macht Kaiser⸗ licher Truppen sich versammelte, die in kurzer Zeit den Wesirlichen zu Hülfe ei

Vranograza bald handgemein geworden wären, wozu die Auswahl. und Beköstigung jener Panduren Anlaß gab, welche die Landes gränze zu überwachen haben, weil jedes an der Landesgränze nahe⸗ liegende Schloß nach Verhältniß der Entfernung eines Schlosses

den Türken und den Rajas beköstigt werden sollen. Obwohl die

jedes Schloß höchstens 10 20 eines Panduren jährlich nur 50 Zwanziger beträgt, so wollten ei

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derartige Vorschläge, die Niemanden zu schwer fallen würden, in

Wesirlichen wegen nicht so leicht einzunehmen, zudem wäre der Angriff

len würde. Pridor wurde demnach aufgegeben, und die Insurgenten sind ohne weiteren Versuch von dort entlassen worden. Gleichzeitig erfährt man, daß am 12ten d. die Insurgenten zu

vom anderen eine Anzahl Panduren zu unterhalten hat, die von

Beköstigung und die Zahl der Panduren nur sehr gering ist, da 20 Mann zu unterhalten hat, der Lohn

nige Türken diese Last den armen Rajas ganz aufbürden, nur Tür⸗ ken zu Panduren wählen und die Rajas noch mehr drücken, allein einige Türken der Insurgentenschaar dachten menschlicher, machten

dem sie die ganze Last gemeinschaftlich tragen und auch einen Theil aus den Rajas zu Panduren wählen wollten. Ein heftiger Wort— wechsel entspann sich, es wurde zu den Waffen gegriffen, doch dar⸗ auf durch mehrere alte Türken, die den streitenden Parteien die Billigkeit des letzteren Vorschlags auseinandersetzten, die Ruhe wie⸗ der hergestellt und der Beschluß gefaßt, daß die Lasten gemein⸗ schaftlich getragen werden.

Wissenschaft und Kunst. Zur neueren Literatur über Theater und Hper. E. Devrient, Bauernfeld, J. Steiner, Cornet u. A.

Der Zweck der folgenden Zeilen ist nicht, alle die zahllosen Schriften der letzten Jahre über die deutsche Bühne und deren Reform einer aus⸗ führlichen Kritik zu unterwerfen, vielmehr soll hier nur aus den Schriften einiger Männer, deren Beruf sie dem Gegenstande nahe führte, das We⸗ sentlichste ihrer Ansichten herausgehoben und dergestalt neben einander ge⸗ stellt werden, daß sich das Einzelne gegenseitig beleuchtet und ergänzt. Alle stimmen überein, daß unsere deutsche Bühne im Verfall ist, mit anderen Worten, daß unter den neuen Erzeugnissen im Gebiete des Drama's und der Oper, welche auf die Bühne gelangen, nur wenig Gutes, nichts Vor⸗ treffliches ist; ferner, daß die Zahl der guten deutschen Schauspieler und Sänger gering ist und daß fort und fort mehr echte Künstler altern und sterben, als sich junge ebenbürtige Talente heranbilden, kurz: daß die Kunst verarmt. Eine Wechselwirkung der Demoralisation läßt sich nicht verken⸗ nen, denn die Phantasie des begabtesten Dichters muß erlahmen, wenn er seine Stücke schlecht dargestellt sieht, andererseits müssen tüchtige Darsteller künstlerisch verwildern, wenn sie ihre Kräfte größtentheils auf Stücke verwenden, deren einziges Verdienst die Neuheit ist. Die Erfahrung, daß die besten Schauspieler Deutschlands, Englands, Spaniens u. s. w. Zritgenossen der größten Dichter waren, hat die Frage hervorgerufen, ob es nicht wahrschein⸗ lich sei, daß auch die dramatische Poesie einen Aufschwung nähme, sobald es uns gelänge, mehr gute Schauspieler heranzubilden. So ist die Idee der Kunstschule neuerdings wieder vielfach angeregt worden. Dem Ein⸗ wurf „ein Genius wird nicht erzogen“ wurde entgegengesetzt: daß es sich nicht um Fabrication von Genies handle, sondern zunächst nur um eine größere Anzahl gebildeter Schauspisler, so daß selbst kleineren Bühnen ein erträgliches Zusammenspiel herzustellen möglich würde; hierdurch würde mehr gebessert, als durch sporadisch auftauchende Künstlergrößen ersten Ranges, welche nur das Elend neben sich um so fühlbarer machen. Eine bessere Ge⸗ neration Schauspieler hervorzurufen, dürfte demnach eine der nächsten Auf⸗ gaben sein; gelingt dies durch Kunstschulen, so wäre selbst wenn es ohne alle Rückwirkung auf die poetische Production bliebe der unmittelbare Gewinn für die allgemeine Bildung schon erhrblich genug. Unter allen Re⸗ form⸗Vorschlägen scheint dieser der wichtigste und leichtest ausführbare; hören wir also die Stimmen, welche sich über den Gegenstand und überhaupt über Bühnenreorganisation aussprechen.

Eduard Devrient sagt in seiner Broschüre: „Das National⸗ theater. Eine Reformschrift. Ceii 18192080“ „Der hin und wieder laut gewordene Vorschlag, das Theater lediglich zur Landessache zu machen, wie in Frankreich und Eugland, ist unbedingt zu⸗ rückzuweisen. In jedem wahrhaften Nationalinstitut muß der Erste der Nation ohne alle Bedingung zu Haus sein, und sein Interesse an der Kunst zu nähren muß ein Antrieb des Ehrgeizes bleiben.“ „Der Landesfürst überträgt dem Ministerium für Kultus, Wissenschaft und Kunst neben der Oberaufsicht über die Institute für Musik und bildende Künste auch die üͤber die bisherigen Hoftheater. Er gewährt die Uebertragung der Sum⸗ men, welche die Hofkasse bisher jährlich zur Erhaltung des Theaters zuge⸗ schossen, auf die Staatskasse. Alle Unterstützungen und Vortheile, welche andere Theater des Landes von Staats wegen genießen, so wie die Auf⸗ sicht über dieselben, werden ebenfalls in die Hand des Kultusministeriums gelegt, so daß die Staatspflege aller Kunst im ganzen Lande durch eine Abtheilung dieses Ministeriums vollkommen vertreten und ihr organisches Leben gesichert ist. Der Beamte, dem die General⸗Direction der Landes⸗ bühnen übertragen wird, braucht keine spezielle Kenntniß vom Theaterwesen zu besitzen, er soll sich in die kuͤnstlerische Thätigkeit nicht mischen, ein ästhe⸗ tisch gebildeter Sinn, das genaue Verständniß dessen, was die Bühne für die hoͤhere Voltksbildung zu leisten habe, ein richtiger administrativer Ueber⸗ blick werden die Erfordernisse dieses Amtes sein. Erleichtern wird es die Theaterreform, wenn bisherige Hofintendanten von geeigneten Fähigkeiten in dieses Ministerialamt eintreten. Die bisherigen Hoftheater erhalten un⸗ ter dem Namen Nationaltheater eine von künstlerischen Vorständen gebil⸗ dete, selbstständig abgeschlossene, der Negierung verantwortliche Direction. Diese besteht aus den Vertretern derjenigen Künste, welche den wesentlichen Kern der Dramatik ausmachen: Dichtkunst, Musik, Schauspielkunst, also aus einem Theaterdichter und Schriftführer, einem Kapellmeister und einem darstellenden Künstler. Diese drei Männer berathen und beschließen üͤber alle Theaterangelegenheiten, einem von ihnen steht die endliche Entscheidung u; dieser hat dann auch die alleinige Verantwortlichkeit.“ Herr Devrient schlägt für diesen Posten einen Schauspieler vor⸗ „Man pflegt gegen die Direection eines Schauspielers vielfache Bedenken geltend zu machen, sagt, er mißbrauche gewöhnlich seine Macht zur Befriedigung der Rollen⸗ sucht, säe dadurch Mißtrauen und Zwietracht 19- Personal und benach⸗ theilige die Wirkung der T arstellungen. Wahr ist es, fast alle Schauspiel⸗Direktoren in der ganzen Kunstgeschichte haben diesen Vorwurf verschuldet. Da aber jede Direction ihre Mängel haben wird, so ist dieser gegen den unermeßlichen Vorzug einer kunstsinnigen Leitung sehr gering anzuschlagen. Man hat vielfach der Direction eines Dichters vor der eines Schauspielers den Vorzug gegeben um der höheren Bildung willen, welche sein Beruf ihm aneignet, die Directionen von Göthe, West, Klingemann, Immermann scheinen dies zu rechtfertigen. Wo es zur Zeit nicht möglich ist, eineen Schauspieler das volle Directions⸗ Vertrauen zu schenken, dagegen der Theaterdichter besonders vorragendes schanspieleri⸗ sches Talent zeigen sollte, mag man ausnahmsweise den Literaten an die Spitze stellen. Der Natur der Dinge wird es aber immer widersprechen, und der Mifstand, den dies erzengt, ist jederzeit hervorgetreten, auch bei den besten Literaten⸗Directionen. Wie der Dichter den geistigen Stoff her⸗ giebt in der Dramatik, der Schauspieler aber ihm Gestalt und sinnliches Leben verleiht, so muß auch bei der Leitung der Kunst im Ganzen der Dichter die berathende Stimme haben, die kunstlerische Praxis*) aber das letzte Wort behalten.“ Hierauf folgt der Vorschlag, den kunstlerischen Vorstand durch die Mitglieder wählen zu lassen, ein Einfall, von dem

*) Deinhardstein ist anderer Ansicht. Er sagt bei Gelegenheit einer Beurtheilung der Schrift von W. Hebenstreit über „das Schau⸗ spielwesen“”: (Wiener Jahrbücher 1843. S. 264) „Der Veif. stellt das Verhältniß des Schauspielers zum T ichter als Beurtheiler der theatralischen Werke desselben als ein durchaus untergeordnetes hin. Wir können dieser Ansicht nicht unbedingt beipflichten dessenungeachtet sollten Schauspieler nicht die eigentlichen Richter der zur Aufführung bestimmten Dichtwerke sein.“ Unsere Ansicht ist, daß Kun stbildu n g⸗ allein entscheiden sollte, und daß ein Mann von anerkanntem Takt und strenger Unparteilichkeit gleichviel, ob er Schauspieler ist oder nicht ’e letzte Wort haben müßte. Stand und Beruf geben nicht genügende Garantieen für die Tüch⸗ tigkeit zu diesem Amte, denn so gut man bei einem Nichtschauspieler Ober⸗ flächlichkeit oder Unkenntniß in Buhnensachen befürchtet, so schädlich kann andererseits bei einem Schauspieler, sei er auch in seinem Fache noch so tüchtig, Eigensinn und Einseitigkeit werden. Der citirte Aufsatz ist jedoch reich an treffenden Bemerkungen, theils aus dem Hebenstreitschen Werkchen entlehnt, theils aus Eigenem dazugethan. So z. B. wird die Wandel⸗ barkeit und Buntscheckigkeit unseres Repertoirs getadelt und gesagt, daß wir mit deshalb guter Schauspieler in geringerer Anzabl besitzen, als die Franzosen, welche Meisterwerke häufiger darzustellen pflegen. Ferner wird über das Rollenwechseln viel Wahres gesagt. Unzweifelhaft kommt es minder auf Vielseitigkeit der einzelnen Künstler, als darauf an, daß Jeder möglichst vollkommen in seiner, wenn auch engeren Sphäre sei. Minder glücklich erscheint dagegen die Deinhardsteinsche Polemik gegen einige Paradoxen von Hebenstreit über die Wirkungen der Bühne auf das Publikum. Es wird da bald eingeräumt, bald bestritten, jedoch nicht immer geschickt und am rechten Orte. Man denkt dabei zuweilen an gewisse Schachbücher, in welchen die vorausgesagten Resultate der Partieen nur dadurch bewirkt werden, daß der Autor den Gegner falsche Züge thun läßt.

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man in der That nicht begreift, wie ihn ein so verständiger und erfahrener Mann, als Eduard Devrient, nur fassen konnte; bekanntlich hat sich auch die besonnene Kritik einstimmig dagegen ausgesprochen, und es ist anzuneh⸗ men, daß Herr Devrient sich bereits überzeugt habe, daß er unter die „bubbles“ gehört, so gut als die Blaneschen Nattonalwerkstätten und die Selbstwahl der militairischen Führer. „Man kann sich überzeugt halten, daß der rechte Mann auf diese Weise gefunden wird“ weissagt der Verf. getragen von dieser großen Ueberzeugung ist es freilich ein Leichtes, die weiteren Vortheile eines solchen Systems mit glänzenden Farben auszu⸗ malen. Es läßt sich nicht verkennen, daß Herr Deprient mit Aufwand von vielem Geist auf dieser Grundlage weiter gebaut hat, da diese jedoch so ganz und gar luftiger Natur ist, so leuchtet ein, wie fest das Ganze steht. Auf weitere Details einzugehen, dürfen wir uns hier füglich ersparen, da die Sache schon anderwärts zu vielfach durchgesprochen worden ist. Am Schlusse des Schriftchens empfiehlt Herr Devrient wiederholt die Errich⸗ tung von Theaterschulen, worüber er sich in seiner werthvollen Ab⸗ handlung (Berlin, 1840) ausführlicher ausspricht. Einen Anschluß an die übrigen Kunstschulen erklärt er für nothwendig, so daß Künste und Künstler mit einander verständigt werden, und hofft davon mit Recht für die künstige Generation die besten Erfolge. Auch die Kosten der Schulen würden ge⸗ ringer werden, indem viele Gegenstände gemeinschaftliche Studien zulassen.

Wie sehr Musik⸗ und Theaterschule in einander greifen, hat man längst erkannt, das pariser Konservatorium vereinigt darum beide, aber wie sehr dies auch mit den bildenden Künsten der Fall ist, hat man sich bis⸗ her verhehlt. Nicht allein, daß die Hülfswissenschaften, Geschichte, Mytho⸗ logie, allen Kunstjüngern übereinstimmend zu lehren sind, daß dem Theater⸗ Eleven Bildung des Auges für Schönheit und Charakteristik der Form im Zeichnenunterricht, daß den Zöglingen der bildenden Künste dagegen zur Förderung einer harmonischen Biloung Theilnahme an manchem Unterrichts⸗ gegenstand der Theaterschule, dem Gesange, der Redekunst, der Gymnastik nu. s. w. wünschenswerth sein wird; es würden auch die beiderseitigen Fach⸗ studien sich fördernd berühren können. Die Uebungen der Gebehrdensprache der Theater⸗Eleven z. B. könnten den Schülern der bildenden Kunst einen Reichthum lebendiger Motive zu raschen Skizzen liefern, an denen das Ur⸗ theil uber die beiderseitige Leistung stch schärfen würde. So könnte die gegenseitige Anregung fortwachsend sich bis auf die wirkliche theatralische Thätigkeit ausdehnen und in der Dramatik eine wahrhafte Verschwisterung aller Künste erzeugen. Noch eine Wohlthat würde aus solch einer Univer⸗ sität der Künste erwachsen, indem sie die Mißgriffe der sungen Talente über ihren Beruf zu berichtigen vermöchte, wie dies auf den Universitäten der Wissenschaften der Fall ist, wo mancher Jüngling zu seinem Heile, wie man es nennt, umsattelt. Abgesehen von denen, deren Talentlosigkeit in der Schule zur Erkenntniß kommt und die somit bei Zeiten von einer fal⸗ schen Lebenstendenz geheilt werden können, giebt es Viele (!) die sich in unbestimmtem Triebe zur Kunst auf einen falschen Zweig derselben werfen. Man hätte dahin zu wirken, heißt es weiterhin, daß die Städte den verkehrten Grundsatz aufgeben, vom Theater Nutzen ziehen zu wollen, daß die Stadttheater von einer Menge von Lasten und Ab⸗ gaben und dadurch von steten Sorgen befreit würden, welche die Befolgung reinerer Grundsätze unmöglich machen. Jede bedeutende Stadt muß unter ihren öffentlichen Gebäuden auch ein Theater besitzen, und dasür eben so wenig als für Benutzung der Kirchen, Schulhäuser, Bibliotheken, Museen uu. s. w. ein Miethzins eingezogen werden.“ In diesem Puntte dürften wohl alle Autoritäten, die über den Gegenstand gesprochen, übereinstimmen. Freilich hätte dann die Behörde auch das Recht und die Pflicht, die städ⸗ lischen Direktoren gehörig überwachen zu lassen, damit sie nicht dennoch Thaliens Tempel zu Milchkuh⸗Ställen erniedrigen könnten und der ersparte Miethazins nicht in die Taschen habsüchtiger Spekulanten flösse, sondern zum Besten der Kunst verwandt würde. Der Einwurf der Direktoren „wir müssen zuerst leben, che wir der Kunst „„Opfer““ bringen können,“ wäre durch sene Maßregel niedergeschlagen. Wo Actien⸗ Gebäude bestehen, müßte sie die Kommune ankaufen. „Noch eutschiedener und gewaltsamer müßte der Eingriff in das Wesen der Wanderb ühnen fallen! Hier ist einem Unfug zu steuern, der auf dem Gebiete der Volksbildung und in der bürgerlichen Sitte und Oednung wahre Verwüstungen anrichtet. Aeußerst wenige der sogenannten reisenden Gesellschaften bewähren durch dauernden Bestand ihre Achtbarkeit. Die meisten Komödianten⸗Banden, welche schaarenweis Deutschland durchschwärmen, schleppen sich von einem Banke⸗ rott zum anderen. Sie entstehen aus zusammengerafften Leuten, halten sich Monate, oft nur einige Wochen, bezeichnen ihre Wanderspur mit der lie⸗ derlichsten Wirthschaft, hinterlassen Schulden u. s. w. und zerstreuen sich dann über das Land hin, eine Schaar vagabundirender Bettler.“ Mau gränze nach einer reichlichen Veranschlagung bestimmte Wanderbezirke ab, welche vielleicht eine Provinzial⸗Hauptstadt und einige nahe gelegene oder eine genügende Anzahl von mittleren und kleinen Städten umfassen, und über⸗ gebe ein jedes dieser Gebiete einem erprobten Direktor, daß er nach Ueber⸗ einkunft mit den betreffenden Städten sie nach einer jährlichen Reihenfolge mit seiner Truppe besuche.“ Herr Devrient verlangt ferner, daß man sie vor schädlicher Konkarrenz schütze,“) ihnen ein Stammrepertoir gebe, ge⸗ wisse Vorstellungen gebiete, andere verbiete, so daß sie nicht herabwürdigen, was über ihre Kräfte geht. Also Centralisation. Allerdings wuͤrde sich in der Weise noch manches Gute nebenbei erreichen lassen, z. B. ge⸗ wisse Einrichtungen, Uebersetzungen, Bearbeitungen von Stücken, zur drama⸗ tischen Handlung gehörige Musiker, verbesserte Operntexte, Scenirungen ꝛc., wenn sie sich in der Residenz als zweckmäßig erwiesen haben, ließen sich ohne große Kosten den übrigen Landesbühnen mittheilen, mithin die besten Talente der Hauptstädte für die Hebung des gesammten Theaterwesens im ganzen Lande arbeiten. Junge Leute, die sich in der Provinz auszeichnen, werden leichter den Weg aufwärts finden, eben so könnte man sie auch bei dem besseren Zustande der kleinen Theater unbesorgt auf einige Uebungs⸗ jahre dahin geben. Manches Mitglied der ersten Bühnen, was in den besten Jahren schon pensionirt werden muß, etwa wegen Verlust der Stimme, oder weil es nur für Liebhaberrollen Talent hat und über die Jugendjahre hinaus ist, würde ein Provinzial⸗Theater noch trefflich dirigi⸗ ren oder als Lehrer an einer Theaterschule noch nützlich wirker können. So würden Kräfte gewonnen und Geld erspart. „Im⸗ mer vermöchte so die Ministerial⸗Direction durch ihre umsangreiche Verfügung dem Staate die ungebührlich langen Pensionsleistungen und den alternden Künstlern die Schmach eines bezahlten Müßigganges zu ersparen, in einem Alter, wo sie noch arbeiten können.“ Hierauf folgen noch einige philosophische Spaziergänge hinter die Coulissen, und so schließt das Schrift⸗ chen; beachtenswerth ist es nicht allein, weil es von einer anerkannten Künstlergröße herrührt, einem Manne, dessen Namen auch in der Literatur einen guten Klang hat, sondern auch, weil es in der That neben manchem Verfehlten manch treffendes Wort zur rechten Zeit spricht, und überall der ernste, redliche Wille, der Sache zu nützen, erkennbar ist.

Aus Bauernfeld's „flüchtigen Gedanken“ (Wien 1849) entnehmen wir Folgendes: „Die Hoftheater, meint er, werden fallen, und zwar die kleineren sehr bald“; diesen kleineren schlägt er deshalb Vereinigung mit kleinen Privatbuhnen und Gastwanderungen vor, Schauspiel und Oper ge⸗ trennt. Jede Truppe könne mehrere bedeutendere Talente haben und der Sinn des Publikums werde sich beleben. „Einige und dreißig Hoftheater und eben so viele städtische Bühnen können sich in Deutschland in der alten Weise nicht erhalten, so viel ist ausgemacht; auch droht die Kunst bei dem Zustande, in dem sie sich gegenwärtig befindet, ganz und gar unterzugehen, und die Künstler mit ihr. Ein Centralpunkt für die ausgezeichneten Ta⸗ lente und eine Lehrschule für die angehenden, wie in Paris, bietet sich uns nicht dar, warum sammelt man also nicht das Bessere, was wir noch be⸗ sitzen, bewahrt es vor dem Untergang und bildet auf einem neuen Wege Neues heran, da das Alte nicht mehr ausreicht?“ Bauernfeld verlangt, daß alle Theater, auch die der Provinzen, unter das Ministerium des In⸗ nern oder des Unterrichts gestellt werden, welche Konzessionen nur an ge⸗ bildete, kunstverständige und praktisch erfahrene Männer verleihen. In den größten Hauptstädten soll jede Bühne eine besondere Gattung von Stücken pflegen, nicht hin und her pfuschen in Oper, Trauerspiel, Schauspiel, Posse ꝛc. Ein dramatisches Comité solle zwischen Ministerium und Direktor stehen, überwachend, rathend, stützend. Durch bleibende Sub⸗ ventionen des Staats sei der Einfluß auf die Bühne nicht zu theuer er⸗

*) Deinhardstein (s. Wiener Jahrb. 1843 II. S. 279.) verlangt, daß der Staat die Privat⸗ und Liebhaberbühnen gänzlich verbiete, weil sie der Kunst wie der Sittlichkeit den empfindlichsten Nachtheil brächten.

kauft. Sehr nachdrücklich verlangt auch Bauernfeld zur Hebung unserer Bühnenzustände eine Schauspieler⸗Schule. Das Ill er einer gründlichen Reform unter B vami s 8H8b“ , See von dem Gesichtspunkt, daß, wenn ng. etrachtet werde, die Hofbühne zum Invaliden⸗ haus werden müsse. Das System der Pensionirung kommt (nach der Ueber⸗ zeugung des Verfassers) nur der Mittelmäßigkeit zu Gute. Bauernfeld schlägt nun vor: „Man kontrahire mit jedem Schauspieler nach 10 Spiel⸗ jahren auf eine mäßige Pension und bezahle ihm während dieser Zeit eine Gage nach seinem Verdienst, nach seiner Brauchbarkeit. Nach Ablauf der 10 Jahre kann er seinc Pension verzehren, wo er will; zieht er es vor, zu bleiben und findet die Direction ihre Rechnung dabei, so werde ein neuer Kontrakt auf 10 oder 5 Jahre gemacht und die Gage nach der gegen⸗ wärtigen Fähigkeit geregelt und so fort.“ Der Wetteifer werde so rege gehalten, jede Sinekure wegfallen. Ein tüchtiger Dramaturg mit unumschränkter Machtvollkommenheit (und Regisseuren als Vertrauensmän⸗ nern) solle dann jede große Kunstanstalt leiten. Das ganze Schriftchen, so kurz und aphoristisch es ist, ist lebendig geschrieben und wird von IZedem der sich für die Sache interessirt, gern gelesen werden. 8 4 Auch die Schrift von Julius Steiner (zur Rrorganisation der Theater⸗Verhältnisse. Bremen 1849) fordert Theaterschulen nachdem er es beklagt hat, daß noch keine Schauspieler⸗Kongresse zusammengetreten seien, aus welchen sich am besten, seiner Meinung nach, das wahre Bedürf⸗ niß der Kunst herausstellen werde der Jüngling solle nicht vor dem 20sten, das Mädchen nicht vor dem 18ten Jahre die Bühne betreten, vor⸗ her müsse jedoch die Schule das Ihre thun. Zweitens wird eine „Theater⸗ Verwaltungsbehörde“ in Vorschlag gebracht, an deren Spitze ein General⸗ Direktor steht, mit Provinzial⸗Vertretern, Sekretären, korrespondirenden Mitgliedern, einem dramaturgischen Wochenblatt, welches nach dem Verfas⸗ ser ein Sammelplatz aller Erfahrungen und Meinungen in diesem Gebiete sein soll. Dieser Behörde soll unter Anderem auch die Prüfung der Schauspiel⸗ Direktoren obliegen, und Letzteren stets erst nach einem Probejahr Konzes⸗ sion ertheilt werden; eben so die Prüfung der Regisseure, auch ein „Theater⸗ gesetz“ soll sie ausarbeiten, in welchem Kontraktsformeln festgesetzt und noch besonders folgende Punkte berücksichtigt sind: Autorrecht und Tantieme, Kartellvertrag, Beschränkung der Betriebsamkeit der Theater⸗Agenturen, Gage, Normirung der Gastspiel⸗Honorare; der Rollensucht, den Lascivitä⸗ ten und persönlichen Angriffen auf der Buühne, der feilen Kritik, dem Her⸗ vorruf bei offener Scene u. dgl. m. soll durch jenes Gesetz gesteuert wer⸗ den. Gastspieler müssen unserem Autor schon viele bittere Stunden bereitet haben, denn von ihren hohen Honoraren und von dem „widerlich tobenden Applaus“ spricht er mit äußerster Entrüstung. Alle Theater sollen Natio⸗ snaltheater heißen. Die Einnahmen der Staditheater sollen in die städti⸗ chen Kassen fließen, und die Ausgaben von ihr bestritten werden. Die Direktoren sollen ein Firum und Tantieme erhalten, alle Benesice aufhören, ein Comité von 10 Männern die städtischen Interessen wahren, bei Strei⸗ tigkeiten noch drei Theaterglieder zugezogen werden, die Sommertheater besondeis streng beaufsichtigt werden. Einen „Pensionsfonds“ will der Veisasser kreiren und stellt folgende Berechnung an. Von 40 preußischen Theatern, denen sich etwa 20 der Nachbarstaaten anschließen, können (höchsteus 1 ½ pC’ der Bruttoeinnahme) 5 davon 1000 Rthlr. zahlen, 10: 500, 10: 300, 20: 200, 15: 100 gleich 18,500 Rthlr. jährlich; in den ersten 8 Jahren hiervon nur 5000 Rählr als Unterstützungen ausgege ben, bleibt naͤch Ablauf derselben 125,000 Nthlr.; von da an sind jährlich die Zinsen des Stammkapitals von 5000 und die Einnahme, alsov 23,500 Rthir. zur Verwendung vorhanden. Pensionsberechtigung erst nach 10jäh⸗ riger Dienstzeit. Dem Autor eines abgewiesenen Stückes soll ein Apell an ein zweites, drittes Comité freistehen, endlich der General⸗Direktor das Recht haben, in zweifelhaften Fällen 3 oder 4 Theatern die Aufsührung zu besehlen, um das Publikum in letzter Instanz entscheiden zu lassen.

Eine andere in dies Gebiet einschlagende Schrist ist:; Die Oper in Deutsch⸗ land und das Theater der Reuzeit. Hamburg 1849. Herr Cornet war bekanntlich einst ein berühmter Sänger, später als Direktor des Ham⸗ burger Stadttheaters wurde sein Name mit Achtung genannt, jetzt lebt er zurüͤckgrzogen Hon der Bühne, es dürft deshalb sein Büchlein mit wel⸗ chem er, wohl zum Erstenmale, literarisch⸗publizistisches Gebiet betritt um so mehr Beachtung verdienen, als sich darin die Stimme eines kunst erfahrenen Veteranen vernehmen läßt, dessen jetzige Stellung der Art scheiut, daß man keinerlei persönliche Rücksichten, dagegen Aufrichtigkeit und Sach⸗ kenntniß voraussetzen darf. Sein Urtheil darf vm so weniger für einseitig und befangen gelten, als sein Standpunkt weder ausschließlich hinter un neben den Coulissen, noch diesseits der Lampen war, er vielmehr, nach eine praktischen Bühnencarrière, als Theaterdirektor Gelegenheit gefunden habe muß, die Bedürfnisse des Publikums und die Wünsche der Kunstkritik ken nen zu lernen, auch die Machtgebote eines anderen wichtigen Faktors, de Theaterkasse, ihm nicht unbekannt sein können. In einem der einleitenden

Abschnitte seines Büchleins sagt Herr Cornet, es käme ihm nicht darau an, durch glänzenden Stol zu blenden. Das beweist er allerdings seh gründlich, denn Schreibart und innere Oekonomie des Werkchens ist apho ristisch, zuweilen barock und verworren: die Reihenfolge der Kapitel erinner an Hoffmann's Kater Murr, nur bricht der Verfasser nie mitten im Worte ab, setzt auch aus Achtung vor dem Leser einen Punki. Macht sodann einige Volten und Seitenbewegungen. Knüpft aber bald wieder an jenem Punkte an und fährt im tempo primo fort. Manches Dacapo er⸗ scheint ihm dabei⸗ nöthig, um das Thema gehörig hervortreten zu lassen; einige seiner Lieblingsgedanken wiederholen sich kanonmäßig in allen Tonarten, theils wohl in der Absicht, den Rath recht eindringlich zu machen, theils aber auch ohne didaktisches Streben, unbewußt. Er liebt es, wie die meisten Schauspieler, sentenziös zu sprechen, zitirt gern Auntori⸗ täten verbotenus, um Wahrheites, an denen Niemand mehr zweifelt, zu unterstützen, setzt dagegen zuweilen subjektive Meinungen, gegen welche er Opposition befürchten muß, desto apodiktischer als unbestreitbar hin, um weiterer Begründung überhoben zu sein Im Ganzen ist trotz alle dem sein Urtheil wohlbedacht, meist treffend, und namentlich erscheinen manche Winke, die er über Theaterverwaltungs⸗Angelegenheiten und über Heran⸗ bildung junger Künstler giebt, aller Beachtung würdig. Seine Ansichten über den Werth einiger Komponisten mögen auf manchen Widerstand stoßen, wenn man aber seinen Standpunkt als Sänger und als Direktor im Auge behält, dürfte man es natürlich finden, daß er bei manchen italienischen und französischen Tonsetzern, deren Werke einmal „Effekt“ beim großen Publikum machen, die Vorzüge hoch und die Mängel niedrig anschlägt. Auch der erklusivste musikalische Germanist wird einräumen müssen, daß diesseits der Alpen der menschlichen Stimme so gar selten die nothwendigsten Zugeständ⸗ nisse gemacht werden und die richtige Behandlung derselben so vielen flachen Italienern die größten Erfolge gebracht hat. Die Bemerkung, daß unsere Sper, (dieser gelten die Cornetschen Bemerkungen fast ausschließ⸗ lich, wie ihr auch fast seine ganze Sympathie gehört; das Buch hält also seinem Titel nicht vollständig Wort) trotz ihrer starken deutschen Grundfeste heuer der fremden Strebebalken bedarf, ist eben so wahr als alt. Weiterhin scheint sich der Verfasser zu der Ansicht zu neigen, daß weniger die Nothwendigkeit jenes fremden, als dessen unge⸗ schickte Anwendung zu bedauern ist, eine Ansicht, über die sich nicht rechten läßt; doch möchten wir behaupten, daß der hohe Zoll von Ehrfurcht, mit dem Herrn Cornet jene Importartikel belegt wissen will, in musikwirthschaft⸗ licher Hinsicht nicht ganz zu billigen ist, können es indeß nur wuünschens⸗ werth finden, daß die Exekutivgewalt, Regie und Künstler, sie nicht gering schätzig ansehen; denn brauchen wir den Import einmal, so möge man wenigstens nicht noch schleuderhaft mit dem umgehen, was man auf Kosten der deutschen Kunstehre also theuer genug erkaufen muß. Dem lan⸗ gen Aufenthaltsort des Verfassers in Hamburg, dem Hauptstapelplatz frem⸗ der Waaren, muß man es zuschreiben, daß an der betreffenden Stelle auch nicht ein patriotischer Seufzer über die qualitativ und quantitativ so geringe inländische Production *) seinen Lippen entgleitet. Ein Seufzer erleichter das Herz, und als Heldentenor wird Herr Cornet wissen, wie mächtig un wirksam oft ein Seufzer ist. Doch verlassen wir das sentimentale Gebiet und folgen Herrn Cornet aufs reale, praktische. Nach einigen den Kunst⸗ theoretikern vorläufig verabreichten Nasenstübern, welche sich späterhin in stark instrumentirtem Crescendo wiederholen, nähert sich der Verfasser seinem Hauptthema, der Kunstschule, über die er weiter hinten seine Vorschläge ausführlicher mittheilt. So sachkundig auch andere Autoren den Gegen⸗ stand behandelten, so begegnet man doch in Cornet’'s Erörterungen manchem

68 Daß der Verfasser dies beklagt, geht aus späteren Abschnitten her⸗ vor, in denen er mit vielen !! berechnet, daß bei uns jetzt 8 deutsche auf

3e ausländische Opern kommen. Unter letzteren sind * aus Paris.