Niederlande. Aus dem Haag, 30. April. Heute Nach⸗ mittags fand im Palaste des Prinzen Friedrich und im Beisein der Königlichen Familie ꝛc. die feierliche Verlobung der Prinzessin Luise der Niederlande mit dem Kronprinzen von Schweden statt. Der Verlobung folgte ein glänzendes Diner von 80 Gedecken. Gestern Abends hatte der britische Gesandte zu Ehren des Kronprinzen ein Fest gegeben, dem der Hof, die Diplomaten, Minister ꝛc. bei⸗ wohnten.
Königliche Schauspiele.
Sonntag, 5. Mai. Im Opernhause. 53ste Abonnements⸗ Vorstellung. Wegen Unpäßlichkeit der Frau Köster statt der Oper „Der Prophet“: Alessandro Stradella, romantische Oper in 3 Ab⸗ theilungen, von W. Friedrich. Musik von Fr. von Flotow. Tanz von Hoguet. (Herr Tichatscheck: Alessandro Stradella. Frl. Trietsch: Leonore.) Anfang halb 7 Uhr.
Zu dieser Vorstellung werden Opernhaus⸗Billets, tag bezeichnet, zu folgenden Preisen verkauft:
Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr.
mit Sonn⸗
Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr.
Perben⸗ dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.
Im Schauspielhause. 80ste Abonnements⸗Vorstellung. Die Schachmaschine. Lustspiel in 4 Abth., frei nach dem Englischen, von Beck. (Herr Liedtcke: Karl von Ruf.) Hierauf: Der Weg durch's Fenster, Lustspiel in 1 Akt, nach Scribe, von W. Friedrich. Anfang halb 7 Uhr.
Montag, 6. Mai. Im Schauspielhause. 81ste Abonnements⸗ Vorstellung: König René's Tochter, lyrisches Drama in 1 Akt, nach dem Dänischen des H. Hertz. (Fr. Bernhard: Jolanthe.) Hierauf: Ein Arzt, Lustspiel in 1 Akt, nach dem Französischen, von J. Ch. Wages. Anfang halb 7 Uhr.
Dienstag, 7. Mai. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Abonnement: Der Prophet. Oper in 5 Akten, nach dem Fran⸗ zösischen des Eugene Scribe, deutsch bearbeitet von L. Rellst ab. Musik von Meyerbeer. Ballet vom Königlichen Balletmeister Ho⸗ guet. Zwischen dem ersten und zweiten Akte fällt der Vorhang nicht. (Herr Tichatscheck: Johann von Leyden; Frau Viardot⸗ Garcia: Fides.) Anfang 6 Uhr.
Zu dieser Vorstellung bleiben die am Sonnabend für die vierte
“
Aufführung der Oper „Der Prophet“, gekauften, mit Montag be⸗ zeichneten BVpernhaus⸗Billets gültig; auch werden die zu dieser Oper noch zu verkaufenden Billets ebenfalls mit Montag bezeichnet sein.
Die reservirten Billets sind jedesmal an dem Tage, wo eine Vorstellung auf den Theaterzetteln bekannt gemacht wird, bis Vor⸗ “ 8— Uhr abzuholen, widrigenfalls anderweit darüber dispo⸗ nirt wird.
8 Königsstädtisches Theaater.
Sonntag, 5. Mai. Ein Prophet, oder: Johannes Leiden und Freuden. Parodirende Zauberposse mit Gesängen, Tänzen und Gruppirungen (mit theilweiser Benutzung eines älteren Sujets), 1 8 Akten, von Gustav Räder. Die neuen Maschinerieen und Decorationen im ersten Akte: Gegend mit Windmühlen; im zweiten Akte: der innere Vorhof eines indischen Tempels mit der Seiten⸗ ansicht des Palastes; im dritten Akte: Explosion⸗ und Einsturz⸗ Pavillon, Ansicht von St. Petersburg mit der Eisfläche der Newa ꝛc., sind vom Maschinenmeister und Decorationsmaler Herrn Köhn. (Herr Räder, Königlich sächsischer Hofschauspteler: Johannes Muckebold als Gastrolle.)
Berliner Börse vom 4. Mai.
mechsel-Course.
Brief. Amsterdam Kurz 142 ½ do. 250 Pl. V IIamburg 300 Mk. do. 8 -TD-SSZ 1 3 Mt. 6 300 Fr. 2 Mt. 150 Fl. 2 Mt. 150 Fl. 2 Mt. 100 Thlr. 2 Mt.
100 Thlr. (8 Tage - ·—
2 Mt. 142 ⅔ Kurz “
London
Paris
Wien in 20
Augsburg
Breslau
Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fufs ... 9 2 Mt.
100 Fl. 2 Mt. 56 28 56
100 SRbl. 3 Wochen 108 ½ “
Frankfurt a. M. südd. W. Petersburg
Inländische Fonds, EPfandhbriese „Hommunal- Papiere aunud Geld-Course.
Zzf. Brief. Geld. Pomm. Pfandbr. 2 5 96 95 ¼
3 96 ½
2 8. Brief. Geld. Gem. Preuls. Freiw Aan- 5 106 ¾ — St.-Schuld-Sch. 3 ½ 86½ V 86 ½
Seeh. Präm.-Sch. — 102 ¼ 102 ¾ Schlesische do. 3 K. u. Nm. Schuldv. 3 ½ — V — do. ELt. B. gar. do. 3
Gem
Kur- u. Nm. do.
X=SêEnS
8
Berl. Stadt-Obl. 5 104 — Pr. Bk. Anth.-Sch. — do. do. 3 ½ — — 1” Westpr. Pfandbr. 3 ½ 90
Grossh. Posen do.³ —
Friedrichsd'or. And. Goldm. à 5 th. —
100 89 ½
do. ꝗ— 93 ¾¼ 93 ¾
Ostpr. Pfandbr.
Ausländische Fonds.
Russ. E“ 5 do. Hope 1. Anl. 4 4 4
Poln. neue präbe. 4 — do. Part. 500 Fl. 4 300 Fl. — IIamb. Feuer-K.
do. Staats-Pr. Anl. Lübeck. Staats-A.] IIoll 2 ½ % 1 Kurh. Pr 0. 40 th.
N. Bad. do. 35 b
do. Stiegl. 2. 4. A.
do. do. 5. A. do. v. Rthsch. Lst 5 109 ½⅔ do. Engl. Anleihe 1 ½ 95 ½⅔ do. Poln. Schatz0. 4 79 .8 do. do Cert. L. A. 5 92¾ do. do. L. B. 200 F2 — — Poln- a. Pfdbr. a. C. 4 —
— ö do. do.
109 V 78 ½
Eisenbahn-Actien.
8
Stamm-Actien. V Kapital.
Der Reinertrag wird nach 9Se Bekanntm. in der dazu bestimmten Rubri ausgefüllt Tie mit 3 ½ pCt. bez. Actien sind v. Siaat gar
Börsen-Zins-
Rechnung. Rein-Ertra 1849.
Prioritäts- Actien.
Kapital.
Sümmtliche Priorithts-Actien werden durch jührliche Verloosung à 1 pCt. amortisirt.
Berl Anh. Litt. A. B. do. Hambung do. Stettin-Starg. do. Potsd.-Magd..
Magd.-Halberstadt. do. Leipziger..
Halle-Thüringer...
GCoSII TI dOo Aaee
Bonn. Cöln
Düsseld.-Elberfeld.
Steele - Vohwinkel ..
Niederschl. Märkisch.
do. Zweigbahn
Oberschl. Lit.
do. I
Co08el Oderbeö. Breslau -Freiburg.. Krakau-Oberschl... Serg Märkl
Stargard-Posen 1er. IKchlsk“ 111“”“ “
6,000,000 8,000,000 4,824,000 4,000,000 1,700,000 2,300,000 9,000,000 13,000,000 4,500,000 1,051,200 1,400,000 1,300,000 10,000,000 1,500,000 2,253,100 2,400,000 1,200,000 1,700,000 1,800,000 4,000,000 5,000,000 1,100,000 4,500,000
—E—
76s 103 1ö 64¼ etw., bz u. B. 94 93 ¼ 94 b
40 ¼
—yenSS===ê
1 78 ¼
83
8—
102 ½ 72 B. 1 4 69 ½ IveEEbb’ 69 6 418 4 bz. 82 ½ bz.
’
—SgeenSenn
*‧—
—,9—
57 a 56 ½ bz.
Quiltungs-Bogen.
Aachen-Mastricht-. 2,750,000
Ausléänd. Actien.
Friedr. Wilh.-Nordh. 8,000,000 4
do. IESAk)e
Schluss-Course von Cöln-Minden 94 bz.
1,411,800 5,000,000 1,000,000 2,367,200 3,132,800 1,000,000
800,000 1,788,000
Berl nhaecltl do. Hamburg....... do. -O. 1186 do. Potsd-Magd. .. do. do. 8— do. ikers serIS b do. Stettiner
Magdeb.-Leipziger ..
Hafle-Thüringer. 4,000,000
Cöln-Minden 3,674,500 do. do. 3,500,000
Rhein. v. Staat gar. 1,217,000
do. 41 Prioritat. 2 487 290 do. Stamm-Prior. 1,250,000 Düsseldorf-Elberfeld. 1,000,000 Niederschl. Märkisch. 4,175,000 do. do. 3,500,000
do. III. Serie. 2,300,000
do. Zweigbahn 252,000
Magdeb.-Wittenb. ... 2,000,000
Oberschlesische 370,300
Krakau-Oberschl. .. 360,000
Cosel-Oderberg 250,000
Steele-Vohwinkel 325,000
do. do. II. Ser. 375,000
Breslau-Freiburg ... 400,000
Berg.-Märk. 1,100,000
100 ½˖ B. 97 ¼ B.
101 ½ bz. 99 ⅛ G. 100 B. 105 B.
99 G.
98 ¼ a 8 b 2. 101* bz. 103 ¼ B. 83 ¼ B.
88 ¼ G6.
76 B.
G.
—
w
—V2n
*
22q=g
—
1
2₰
99 ¼ 6. 84 B. 99 ¼ G. 100 h. 96 ½⅔ G. 82 B.
100 ½ B.
übenennne
Reinertr.
Börsen- Zinsen 1848.
Ausl. Stamm-Act.
Kiel -Altona Amsterd.Rotterd. FI. Mecklenburger Thlr.
2,050,000 6,500,000 4,300,000
——N
von Preussischen Bank-Antheilen 93¼
Die Stimmung war heute nicht günstiger als gestern, und die Course waren,
wenn sie auch Keine wesentliche Veränderung erfuhren, im Allgemeinen matter.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 3. Mai. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 95 ¾ Eld. Friedrichsd'or 113 ½ Br. Louisd'or 112 % Gld. Poln. Papiergeld 96 ½ Gld. Oesterr. Banknoten 86 ½ — 2 bez. u. Gld. Staatsschuld⸗ scheine 86 ½ Br. Seehandlungs⸗Prämienscheine a 50 Rthlr. 103 ¼ bez. Posener Pfandbriefe 4proz. 100 ⅞ bez., do. 3 ½ proz. 90 i bez. Schlesische do. 3 ⁄ proz. 95 ¾ bez. u. Gld., do. Liu. H. Aprs. 99,22 bes., do. 3 ½ prvz. 92 ½ Br.
Poln. Pfandbr. alte 4proz. 96 Gld., do. neue 4proz. 952 Gld., do. Partialloose a 300 Fl. 122 Gld., do. a 500 Fl. 81 Br., do. Bank⸗Certif. a 200 Fl. 17 ½ Br. Russisch⸗Poln. Schatz⸗Obligationen a 4 pCt. 79 Br.
Actien: Obhberschlesische Litt. A. 104 ½ Br., do. Litt. B. 103 Br. Breslau⸗Schweidn.⸗Freib. 75 Br. Niederschlesisch⸗ Märkische 83 ½ Br., do. Prioritäts 103 ¾ Br., do. Ser. III. 102 Gld. Ost⸗Rhein. (Köln⸗Mind.) 94 ¼½ Gld. Neisse⸗Brieg 36 ½1 bez. u. Br. Krakau⸗Oberschles. 69 ¼ Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗ Nordbahn 40 ½ bez.
Wien, 2. Mai. 171 — 170. 39: 108- Gloggnitz 113 ½ — 113. Actien 1065 a 1060.
a 92 —
2 ½proz. 49 ½ — 49. Nordbahn 106 ½ a — 78 ½. Pesth 86 ¾
Wechsel⸗Course. Amsterdam 165 Br. u. Gld. Augsburg 118 ¾ Gld. Frankfurt 118 ½ Gld. Hamburg 175 Br. u. Gld. London 11. 58 Br., 11. 57 Gld. Paris 140 ¼ Br. u. Gld. K. Gold 125 ¾ Br. u. Gld. 8 Silber 117 ½ Br. u. Gld. Vries ale Csg. Fremde Valuten, höher gehalten, schlossen mehr Leipzig 9 Mai Leipzig⸗ — 33 . . . pzig⸗Dresdener . Oblig. 106 ¾ Gld. Leipz. B. A. 136 Gld. geipng⸗ A 8 Br. 8 c . 87 Br. Schlesische 95 Br. Chemnitz⸗Riesa ör. Löbau⸗Zittau 25 ¼ Br. Magde ei 2132 Berlin⸗Anhalt. 89 Gld. 11“ 1 Nordbahn 40 ¾ Gld. Altona⸗Kiel 94 Br. Deß 1“ 136 Gld. Preuß. B. A. 94 Br 4 ¼ Br. Deßauer B. A. A. Franksurt a e 3 Folge des Rückzangs v. arifr Neaizeneiee Börse war heute in eim mucgangs der pariser Rentencourse w ele N ge Umsütze fanden statt. 5 G belebt. Nur Oblig. vlieben flauer. Die Cesss 8 nd 4prog. württemb. bahn⸗Actien erlitten keine ee übrigen Fonds und Eisen⸗ Br.,
Met. 5proz. 93 ½, a2 81 — ½⅛. 107 ⅔. Mail. 79
92 ½. 4Aproz. Anleihe 34: 105 — 105 .
Bank⸗
Bank⸗Actien 1078
323
Oesterr. pryp 8 25573 1075 Gld. ¹ Vcal. 77 Br., 77 ½ Gld. 51 ⅔ Br., 51 ½ Gld. 1 Partial⸗Loose a v Gld. Sard. Partial⸗Loose 1 36 Rthlr. preuß. 32 ¾ Br., Br., 31 ½ Gld. Darmstadt Part 5 Fr. Gld., do. a 25 Fl. 8
28 ½ 8 Br., 25 ½ Gld. Spanien
31 % bei Gebr. Bethmann 32¾ 1“ a 50 Fl. 72 ½ Br., 72
Zproz.
Y
inländ. 29 % Br., 29 ½ Gld. Poln. 300 Fl. Loose 123 ⅔ Br., 123 Gld., do. Obligationen a 500 Fl. 81 ½ Br., 81 Gld. Friedrich⸗ Wilhelms⸗Nord bahn 42 ½ Br., 42¼ Gld. Bexbacher 80 ¾ Br., 80 ¾ Gld. Köln⸗Minden 95 Br., 94 ⅔ Gld. Hamburg, 2. Mai. 35 proz. p. C. 87 Br., 86 ⁄ Gld. E. R. 105 Br. Stiegl. 85 ½ Gld. Dän. 70 Br., 69 ½ Gld. Ardoins 11 ½ Br., 11 ½ Gld. 3proz. 27 ⅞ Br., 27 ½ Gld. Amer. Ver. St. 6 proz. 108 Br., 107 ¾ Gld. Hamburg⸗Berlin 77 Br. und Gld. Bergedorf 90 Br. Magdeburg⸗Wittenberge 56 ½ Br., 56 Gld. Altona⸗Kiel 92 ½ Br., 92 Gld. Köln⸗Minden 93 ¾ Br., 93 Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 40 Br. u. Gld. Mecklen⸗ burg 30 ½ Br., 30 Gld. Fonds geschäftslos. Paris, 1. Mai. 87.35. Nordbahn 410. Nach der Börse.
Eisenbahn⸗Actien niedriger. Zproz. 54. 50. pr. liquid. 54. 30. 5proz.
5proz. 86. 95. Wechsel⸗Course. Amsterd. 210 ½. Hamb. 185 ½. Berlin 365. Frankf. 210 ½. London 25.45. Petersb. 396. Gold al Marco 18, Dukat. 11.90, 80.
Fonds, anfangs flau, stiegen später wieder.
London, 1. Mai. Zproz. Cons. p. C. u. a. Z 3 ½proz. 97 ¼, x. Ard. 17 ¼, 16 ⅛. 3proz. 37, 36 ½. Pass Int. 66, 55 ½. 4proz. 85 ½, X. Chili 98, 95.
Mer. 29, 28 ½¼. Yeru 70 ½, 69 ¼. Wechsel⸗Course. Amsterdam 12.2 — 1 ½3.. Hamburg 13. 14 Paris 25. 80 Frankfurt 121 ½, Wien 12. 7 Petersburg 37 ½, ¼½.
Wegen des heutigen Festtags war weder in Fonds, noch in Wechseln erhebliches Geschäft.
Amsterdam, 1. Mai. Holl. Fonds waren durch den Rück⸗ gang der franz. 3proz. Rente im Allgemeinen zu niedrigeren Preisen zu haben. Auch die meisten Gattungen der fremden Fonds theilten diese ungünstige Stimmung. Oesterr. Met. 5proz. 74, 73 ½, 74 ⅓. 2 ½¶proz. 39 ½⅛, ½. Mex. 27 %.
Holl. Int. 54 ⁄, %. Zproz. neue 74 ½. Span. Ard. 12 ⁄½. gr. Piecen 12 ½, „. Coupons 7½. Russen, alte 103 ½. 4proz. 85 ½.
Stiegl. 85. Markt⸗Berichte. Berliner Getraidebericht vom 4. Mai. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 47 — 51 Rthlr. RNoggen loco 27 — 28 ½ Rthlr. 22»ꝙ pr. Frühjahr 27 ⅛, u. 27 Rthlr. verk. 2
Mai/ Juni 27 % Rthlr. Br., 27 G. Juni /Juli 27 ½ Rthlr. Br., 27 ½ G. Juli /Aug. 28 Rthlr. Br., 27 ½ G. Sept./Oktbr. 29 Rthlr. bez. u. Br., 28 ½ a ¾G. Gerste, große loco 20 — 22 Rthlr. „ kleine 18— 49 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 16—418 Rthlr. Erbsen, Kochwaare 28—31 Rthlr. 5 Futterwaare 26—28 Rthlr. Rüböl loco 11 ¼ a Rthlr. bez., 11 ⅜˖ Br. pr. Mai 12, 11 42, 11 ½ u. 11⁄¾ Rthlr. verk., 11 ½ Br., 11¾ G.; zuletzt wieder 11 ⅞ zu machen. Mai / Juni 11 ½ Rthlr. Br., 11 ½ G. Juni / Juli 11 ¾¼ Rthlr. Br., 11¼ G. Juli/ Aug. ..I.111.C Sept./Okt. 11 % u. 11½ Rthlr. bez., 11 ½ Br., 41 ¼½2 G. Okt. Nov. 11 ½ Br., 11 G. Leinöl loco 11 ½ Rthlr. Br. „ gvM Rthlr. Br. „ Mai / Juni / Juli 11 Rthlr. Br. Mohnöl 14 ½ a 14 Rthlr. Palmöl 12 ¼ 2 12 Rthlr. Hanföl 13 ½ Rthlr. Südsee⸗Thran 12 ¼ a 12 Rthlr. Spviritus loco ohne Faß 14 ½ Rthlr. bez. mit Faß pr. Mai 14 ⅛ u. 15 Rthlr. bez., 1 Br., 14 ¼ G. Mai /Juni 14 ½ Rthlr. Br., 14 ¾ G. Juni /Juli 15 Rthlr. bez. u. Br. 14 % G. Juli /Aug. 15 Rthlr. bez. u. Br., 158 G. Aug./Sept. 15 ½ Rthlr. Br., 15 ½˖ G. Wetter etwas milder. Geschäftsverkehr ruhiger. Weizen bei kleinem Geschäft gut preishaltend. Roggen matter. Rüböl anfänglich williger. Spiritus
mehr gefragt und besser bezahlt, später etwas stiller, aber nicht niedriger.
Telegraphische Notizen. Frankfurt a. M., 3. Mai. 2 ½ Uhr. Nordbahn 42. Met. 5proz. 77 ¾. 4 ½proz. 68 ½. Span. 29 96. Bad. 31 ½. Kurh. Wien 100 ½. Hamburg, 3. Mai. 22½ Uhr. Wenig Geschäft. Hamb. Berlin 77. Köln⸗Minden 93. Magd.⸗Wittenb. 56 ½. Nordbahn 40 ½. Lond. 13 %. Amsterd. 35. 65. Weizen sehr fest. Roggen 122 5pfd. 44 Rthlr. geboten. Paris, 2. Mai. 5 Uhr. Zproz. 54. 606. 5 proz. 87. 55. Amsterdam, 2. Mai. 4 ½ Uhr. Ard. 12 .Q.a.
Int. 55 *ℳ. Span. 29 ½. Met. 2 ½proz. 39 ½. 5proz. 74. Hope 85 ½. Span. begehrt.
2205 20268.
Berlin, Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei Beilage
Be
ilage zum Preußischen
Staats-Anzeiger.
Sonntag d. 5. Mai.
“
Wißenschaft und Kunst. Kunst⸗Ausstellung in der Königlichen Akademie der Künst tur der Spruch⸗Poesie.
Zur Litera⸗
Markt⸗Berichte.
—. ꝙᷣO△—enmarmrarg
nichtamtlicher Theil.
Wissenschaft und Kunst. Kunstausstellung in der Königlichen Akademie der Künste.
(Vergl. Preuß. Staats⸗Anzeiger Nr. 113 Beil.) II. Historien⸗Malerei: Rosenfelder — Rechlin — de Biefve — Clara Oenicke h r Karl Becker —
eeaa]
Gräfle Oe Julius Schra⸗ EC. H. Weiß.
Wenden wir uns um und wir sehen einen alten Bekannten, der sich einmal in diesen Räumen sah. Wir meinen das große Bild von 1 “ Joachim Il. von Brandenburg und Herzog auf der hallischen Moritzburg“ (Nr. 1259). Wir haben es diesem zilde gegenüber — das lehrt uns der erste Blick — nicht mit einer techni⸗ schen Meisterschaft allein, sondern mit einer künstlerischen Kraft zu thun, als welche sich Rosenfelder, der sich stets auf dem Gebiete der Historienma⸗ lerei bewegte, schon früher durch ausgezeichnete Leistungen bewährt hat. Glücklich war er immer in der Charakteristik der Köpse, wovon auch hier ein glänzender Beweis abgelegt wird. Minder glücklich ist er in dem gegen⸗ wärtigen Bilde in der Conceplion der Handlung. Diese ist geschichtlich fol⸗ gende: Nach der mühlberger Schlacht unterwarf sich auch Philipp, Landgraf von Hessen, und zwar ohne Schwertstreich. Kaiser Karl V. empfing den reu⸗ müthigen Vasallen in Halle und gab Erklärungen ab, die den Kurfürsten Joachim machten;s Karl werde überhaupt verzeihen. Die Spanier stimmten den und als nach langem Zechgelage an Alba's Tafel die fürst⸗ 1 ““ sich erheben, um ihren Heimweg anzutreten, ward Philipp on Hessen durch Alba zum Gefangenen erklärt und nicht weggefuhrt, son⸗ dern zurückgehalten.
Wir finden es in der Ordnung, daß der Künstler sich nicht ängstlich an die historische Ueberlieferung band. Es kam überhaupt nur darauf an, uns die Gefangennehmung Philipp's und den Versuch der Vertheidigung von Seiten Joachim's zu veranschaulichen. Wir aber schen nur zwei sich einander gegenüberste hende Gestalten, die der einigermaßen in der Geschichte Bewanderte allerdings bald als Alba und Joachim erkennen mag. Der Letztere ist von dem Bankett aufgesprungen, weiset mit der linken Hand gegen den Hintergrund und hält in der rechten das ausgeholte Schwert. Aufregung und Ueberraschung malt sich in den Mienen seiner Tischgenossen, 8 zum Theil noch an der Lafel sitzen, zum Theil hinter den erzürnten Herrn getreten sind und das Bild nach der linken Seite zu durch eine Gruppe im Vordergrunde abschließen. Ihr gegenüber befindet sich die spa⸗ nische Gruppe, Alba, mit dem Pergamentgesicht voll eiserner Ruhe an der Spitze. In seiner rechten Hand hält er dem guten Schwert des Kurfürsten ein Blatt entgegen, die Linke ruht auf dem Schwertgriffe. Die majestätische Ge⸗ stalt des Kardinals Granvella steht hinter ihm. Dieser wehrt, das Auge auf die Handlung gerichtet, seitab mit ruhiger Handbewegung einem spani⸗ schen Ritter, der seine Waffe zu ziehen bereit ist. Andere Begleiter des Herzogs vollenden diese Gruppe und somit scheint das Bild abgeschlossen, das durch ein Fenster im Hintergrunde links sein Licht empfängt. Nun aber finden wir rechts im Hintergrunde noch eine Thür, zu der man auf einigen Stufen hinansteigt und aus welcher, von dem dutch sie einfallenden Lichte beleuchtet, eine Gestalt hinauszuschreiten scheint, von einigen Helle⸗ bardiren gefolgt. Der leere Raum im rechten Vordergrunde ist durch die helle Gestalt eines auswartenden Pagen ausgefüllt, welcher, durch den Auf tritt zugleich erstaant und erschreckt, ängstlich das Gefäß, das er trägt, zu wahren scheint. Durch eine solche Anordnung aber wird die That, die wir außerdem sehen müssen, weil sie das Motiv zu dem Zorn des Kurfürsten abgeben soll, zu einer überwiegend schon geschehenen und unse⸗ rem Auge schon entrückten. Unmöglich hat der Kurfürst mit seinem Zorn gewartet, bis der Akt der Gefangennehmung so weit gediehen ist, wie hier dargestellt wird. Also, selbst wenn wir zugeben wollten, daß es ein Vor⸗ wurf zu einem historischen Bilde sei, die edle Aufwallung eines deutschen Fürsten gegen die Maßregeln eines undeunts ben, wortbruchichen Kaisers zu malen, so durfte um der Wah rheit in dem chrenologischen Verlauf der Handlung und der Klarheit des Bildes willen die Gefangennehmung selbst nicht so in den Hintergrund geschoben, sondern mußte mit in den Kreis der Haupthandlung gezogen werden.
Was nun die Ausführung betrifft, so kann man nicht anders als mit großem Genusse vor dem Gemälde verweilen. Ein lebendiger Ausdruck macht jede Figur, jeden Kopf zu einem unmittelbaren Theilnehmer an der Handlung. Niemand ist unbetheiligt an derselben und Jeder drückt das vortrefflich und seiner Individualität gemäß aus; man liest, was in dem Innern eines Jeden vorgeht, aus den charaktervollen Gesichtszügen. Vor⸗ trefflich spiegelt sich der Kontrast des deutschen und spanischen Wesens in Haltung und Ausdruck der beiden Gruppen, der edle, Zorn, das verletzte Rechtsgefühl, die erstaunende, halb noch ungläubige Viederkeit des deutschen Sinnes auf der einen und die kalte, höhnische, schneidende Ruhe auf der anderen Seite. Eine höchst brillante und imponirende Figur ist die des Granvella. Ueberhaupt entwickeln diese Gestalten eine solche Macht der Wirkung, daß sie bei einer das unmittelbare Verständniß mehr fördernden Anordnung — wie wäre es, wenn der Kurfürst Joachim die linke Hand, wie schützend, vor dem bedrohten Landgrafen ausgestreckt hätte? — völlig unwiderstehlich im Eindruck gewesen sein würden. In der Freude über das viele Vortreffliche übergehen wir gern kleinere Ausstellungen, die von der Krilik schon bei der früheren Aufstellung des Bildes nicht mit Unrecht, na⸗ mentlich gegen das Beinwert einiger Figuren gemacht worden sind.
Ein anderes, uns vom Katalog versprochenes Werk Rosenfelder's: „Kolumbus verweigert die Abnahme seiner Ketten“, ist bis jetzt noch nicht aufgestellt. . 1 .
Bleiben wir noch bei der vaterländischen Geschichte und treten wir vor die Ta⸗ fel von C. Rechlin in Tempelhof: „Friedrich Wilhelm III. und Alexander von Rußland auf dem Schlachtfelde von Kulm, am 30. August 1813, die Scene, wie den Monarchen die gefangenen französischen Generale, erober⸗ ten Kanonen und Fahnen vorgestellt werden.“ Die Gefangenen, an ihrer Spitze Vendamme, stehen rechts im Vordergrunde. Ihnen gegenüber hal⸗ ten auf ihren Pferden die Sieger; Alexander, der Gruppe der Ueberwun⸗ denen zunächst, en face, aus dem Bilde herausreitend, neben ihm, durch eine Kanone getrennt, der König en profrl!, hinter den Herrschern der Generalstab, in ihm der jetzt regierende König Friedrich Wilhelm IV., da⸗ mals Kronprinz. Die wehenden erbeuteten Fahnen hinter den genannten Figuren schließen an dieser Stelle gegen den Hintergrund ab, während man über die Gefangenen und einigen Beritienen in ihrer Nähe hinaus fernhin auf das pulverüberqualmte Schlachtfeld sieht.
So viel wir wissen ist dies das erste größere Bild des Künstlers, dessen militairische Seenen gewiß unseren Lesern bekannt und erinnerlich sind. Es ist ein anerkennenswerthes, muthiges Streben, eine so schöne Aufgabe, wie diese, in so großem Maßstabe auszuführen. Eine geläufige Technik, vorzüglich in den Details des Vordergrundes und dem mit leicht und keck hingeworfenen Pinselstrichen veranschaulichten wirren Schlachtgetümmel des Hintergrundes erkennen wir gern an, aber in Betreff der handeln⸗ den Hauptfiguren, da mangelt es an der vollen Kraft, den geistigen Inhalt des Moments in seiner ganzen Größe vor Augen gebracht zu sehen. Die Hal⸗
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tung der Träger der Handlung hat durchweg etwas Steifes, Unbegeistigtes. Am schwersten trifft diese Bemerkung den Alexander, der, — ganz abgesehen da⸗ von, daß seine Gesammterscheinung uns nicht den geistreichen, feinen Fürsten wiederzugeben scheint, dessen Politik in stetem Zwiespalt mit der Bewunderung lebte, die sein Herz dem Genie des größeren Gegners zollte, — auch mit einem gleichgültigen Blick aus dem Bilde hinaussieht und nicht die geringste Aufmerksamkeit auf dasjenige hat, was der gefangene Ven⸗ damme so eben zu ihm sagt. Anders frerlich Friedrich Wilhelm III., wel⸗ cher ernst auf den anredenden Feind blickt; allein was die Haltung anbetrifft, nicht blos die Steifheit sämmtliche Figuren theilt, sondern allen darin vor⸗ angeht. Ist etwas Wahres in dieser Haltung, so ist der Künstler doch je⸗ denfalls zu weit gegangen. Der Eindruck des Bildes ist panoramenhaftig, dekorativ; es fehlt ihm der poetische Schwung, der Affekt der Handlung. In der Composition scheint uns der Mittelgrund etmas zu kurz gekommen zu sein; denn wo sind all' die Pferde für die Reiter des Generalstabes, wo ist nur der Naum für sie? serner, sollte man nicht mehr von den Fahnen⸗ trägern in der Mitte sehen können? wo kommt die Hand her, die rechts im Vordergrunde hinter dem weißen Husaren das Tuch von dem Todten weg⸗ hebt, und hat ihr Eigenthümer da Platz, wohin ihn der Künstler gestellt hat? Judessen, hat Rechlin auch mit diesem Bilde nicht, wie seine Helden die Franzosen besiegt, so müssen wir bedenken, daß auch die Verbündeten nicht durch eine Schlacht allein siegten.
Ein ähnlicher Gegenstand, ein Kriegsheld nach dem Siege, ist: „Her⸗ mann der Cherusker nach der teutoburger Schlacht“ von Gräfle in Paris, (ohne Nummer) aber auch eben so ungenügend in Bezug auf das geistige Besitzergreifen des historischen Stoffes. Diesen müssen wir rein vergessen. Er tritt uns hier verkleidet entgegen, verkleidet, wie er in der Oper daher zu treten pflegt. Oder sind diese schöngelockten, blonden und zarten Knaben die deutschen Jünglinge, welche unter Sturm und Regen den Varus schlugen? Das Bild ist hübsch genug gemalt, sauber und fleißig ausgeführt, aber alle Figuren sind für sich da, fast keine in Bezug auf das Ganze, in Be⸗ ziehung zum Vorgang. Hermann, der auf einer Bahre dahergetragen wird, jubelt für sich. Dicht vor ihm liegt ein erstochener Römer, mit dem Schwert in der Brust, vermuthlich Varus, neben ihm kniet ein klagendes Weib, weiter rechts Segestus, im Hintergrunde opfernde Priester, kurz, es ist ein figurenreiches Bild, das auch schöne Einzelgruppen aufzuweisen hat, aber es hat uns aus den Eichenwäldern da nicht angeklungen, wie deutsche Kraft und Stärke, es pulsirt kein historisches Leben in diesen Gestalten.
Brauchen wir noch über Ed. de Biefve's Bild: „der Kompromiß im Jahre 1566“ (Nr. 71) zu reden? Dieses Bild ist, als es in seiner ersten kolossalen Ausführung mit der Gallaitschen „Abdankung Karl's“ die Rundreise durch Deutschland machte, zu Genüge beschrieben, beurtheilt und besprochen worden. Man ist darüber einig, daß Biefve bei aller Tüchtig⸗ keit und Routine in der Pinselführung bei uns Deutschen anfangs aus der Gewohnheit, ihn immer neben Gallait genannt zu hören, auch gleichberech⸗ tigter Theilhaber seines Ruhmes wurde, andererseits hat indessen auch ein genaueres Studium des vorliegenden Bildes und noch mehr der von Sr. Majestät bestellte „Nubens“ dazu gedient, das Urtheil über den Künstler dahin festzustellen, daß seine schöpferische Kraft der Composition für große Aufgaben nicht ausreicht, während eine wirkliche Bravour und Geläufigkeit in der Ausführung ihm zuerkannt werden muß. Der Kompromiß hat in der Composition ctwas Zerstückeltes, Vereinzeltes, welches noch vermehrt wird durch die eben so beschaffene Lichtwirkung. Was die Farbenharmonie betrifft, welche bei diesen zahlreichen bunten Gewändern eine bedeutende Rolle spielt, so findet sich meist ein wirksames Ineinandergreisen und bele⸗ bende Anordnung, ohne daß zugleich einzelne Mißtöne ausgeschlossen wä⸗ ren. Die Stoffe sind gut, bisweilen herrlich gemalt. Die meisten Köpfe sind von charaktervollem Ausdrucke, obgleich Wiederholungen keinesweges vermieden sind. So sind z. B. Oranien und Egmont, die wir leider beide nur im Profil sehen, einander so durchaus ähnlich, als ob sie Zwillings⸗ brüder wären.
„Kaiser Karl der Große bietet dem im Kloster Lorch erblindeten Her⸗ zog Thassilo II. von Bayern die Hand der Versöhnung“ von Clara Oe⸗ nicke (Nr. 472). Alle Achtung vor dem Muth und dem Unternehmungs⸗ geist der Künstlerin, aber — das Bild bestätigt uns, daß wie vom Drama, so von der historischen Malerei sich die Damen fern halten sollen. Wir hören im Geiste aus mehr als einem schönen Munde ein zweifelndes „wie so?“ ein unwilliges „warum?“ Wir fragen dagegen, ob es nicht mehr als Zufall ist, daß wir bis diesen Augenblick noch kein einziges Drama, kein einziges historisches Bild von Frauenhand aufzuweisen haben, das mit dem Siegel der Meisterschaft gestempelt worden wäre? Das ist vielmehr etwas in der Natur der Dinge tief Begründetes. Um es kurz zu sagen, es ist der empfangende Charakter des weiblichen Geschlechts, welcher dasselbe, wo es zu künstlerischen Productionen schreitet, zur Lyrik hinweist. Da sind wohl Naturen, denen es gegeben ist, die Vorgänge im Gemüthe — denn das Gefühls⸗ und Gemüthsleben ist die Sphäre der Frauen — künstlerisch zu gestalten, aber zu derjenigen That der Phantasie, wo sie, im Besitz von dem ganzen Schatze empfangener subjektiver Eindrücke ihn abzutreten ver⸗ mag an selbstgeschaffene, objektive Gestaltungen, zu dieser That fehlt dem Weibe die Kraft. Was haben wir hier? Einen alten, blinden mit einem weißen Gewande drappirten Mann, dem keine große, aber kolossale Gestalt zur Seite steht. Durch fünf Jahrhunderte bindurch fast könnte jeder Ritters⸗ mann und jeder blinde Greis das eben so gut sein, als Kail der Große und Thassilo. Es scheint der Künstlerin mehr die Aufgabe vorgeschwebt zu haben, nun einmal in größeren Dimensionen Gewandfiguren zu malen. Na⸗ türlich wird dazu ein Kostüm gewählt, welches malerischer ist, als das mo⸗ derne. Wir können aber nun einmal nicht zugeben, daß solche Aeußerlich⸗ keiten nachher mit einer Ueberschrist versehen werden, daß eine Beschreibung dazu gedruckt wird aus Becket's Weltgeschichte und höchstens noch hier und da ein Stück Ding hinzugefügt wird, damit die Beschreibung besser passe, und nun sollen wir's für ein historisches Bild anerkennen. Das heißt keine Historienbilder schaffen, das heißt vielmehr Genrebilder, Akt⸗ und Ge⸗ wandstudien unter anderem Namen einschmuggeln wollen. Ganz abgesehen davon, daß man, eh' man gelesen, nicht weiß, was man sieht, und weun man gelesen, nicht sieht, was man weiß, daß also der Geist der Geschichte Einem nicht aus dieser Leinewand entgegenweht, so reichen auch bei diesem Bilde lange die Kostümstudien nicht aus, um von dieser Seite die Cem⸗ position wirkungsvoll zu unterstützen. Sehr gern erkennen wir an, daß das Bild reich ist an vortrefflichen Einzelnheiten, z. B. ist der Kopf des Blin⸗ den und der des einen Bewaffneten im Hintergrunde, für sich betrachtet, sehr gelungen.
Wie ganz anders ist das Alles auf dem Julius Schraderschen Bilde: „Wallenstein und Seni bei ihren astrologischen Studien“ (Nr. 673). Unter diesem anspruchslosen Titel, der uns fast nur ein Genrebild erwarten läßt, wird uns ein historisches Gemälde vorgeführt. Vor einem mit Folianten und Globen bedeckten Tische sißt der Herzog von Friedland und schaut auf das Zeichen, auf welches der über die Erdkugel gelehnte Seni deutet und wel⸗ ches er zu erklären scheint. Wir brauchen nicht nach dem Katalog, nicht nach dem Nahmen zu sehen, keinen Auszug aus Becker's Weltgeschichte zu lesen, jeder Mensch, der den historischen Wallenstein in Herz und Kopf mit sich herumträgt, muß sagen, so wie er vor dieses Bild tritt: Das ist er! Mehr noch, — es will am Ende wenig heißen, ihn, den oft auf der Bühne Geschauten nur äußerlich zu erkennen, — man muß sagen: das ist der Stolzgewaltige, der seinem Kaiser Gesetze vorschrieb und nach dem Königsmantel die Hand ausstreckte, das ist der Finster⸗Eigensinnige, der
ine vom Himmel mit Ketten gehaltene Stadt zu haben sich vermaß, der mystische Träumer, der am Sternenhimmel das Recht zu einer Krone suchte, der die Menschen ringsumher und sich darüber erkannt hatte. Und nun lebt in diesem Kopfe Nichts, das nicht sein Attribut, seine Bestätigung in der Umgebung fände. Die hohen, faltigen Reiterstiefel, der schmutzig graue Hut mit der Straußfeder, das im Lager abgenutzte Kleid, das ist der Krieger; der rothe Sammetmantel mit Hermelin verbrämt, lässig zurück⸗ geworfen, das ist der Herzog; aber der Herzogsmantel ist ihm Nichts, nur das Unerreichte ist dem Stolzen etwas. Und welch' ein Blick ist das, mit dem er eben in Gedanken das Wort seines Sterndeuters wie sein Schicksal wägt. Dieser Seni indessen läßt sich auch anders auf⸗ fassen. Es ist uns, als fehle ihm elwas von dem Geiste, dem in Ausübung seiner Wunderwissenschaft Macht gegeben war über den Mäch⸗
tigen; doch hat er hier viel von dem nachtwachenden Grübler und dient er in dieser Auffassung der Hauptperson im Ausdrucke zur Folie und hebt die Bedeutsamkeit desselben. Das genaueste Zein⸗ und Kostümstudium unter⸗ stützt die Wirkung des Bildes wesentlich. Blicken wir beispielsweise auf das Schreibgeschier, das zur Seite des aufgeschlagenen Foltanten herab⸗ hängt. Stammt es nicht aus jener Zeit, wo der Schwertgriff der Hand geläufiger war, als der F derliel? Betrachten wir dag gen das Buch, das der Knabe des Thassilo wägt, sieht es nicht aus, als ob es ein so eben von dem ersten besten Buchbinder gekauftes Gesangbuch wäre? Wir haben noch zu sagen, daß das Schrader'sche Bild auch mit der markigen kräftigen Pinselführung gemacht ist, die wir an dem Künstler gewohnt sind.
„Der blinde Belisar mit dem Knaben, vor den Thoren-Roms bettelnd,“ von Carl Becker (Nr. 39.) Man macht — um mit Detmold zu reden — aus einer Aktfigur dadurch noch keinen heiligen Sebastian, wenn man ihm einen Pfeil aus dem Magen hervorgucken läßt. Ein blinder Alter, ein jugendfrischer Knabe neben einander in ausdrucksvoller Stellung, die Thore Roms zum Hintergrund, das ist eine anziehende Aufgabe. Aber ein Blinder und doch mit der Geschichte durchlebten Ruhmes und erstrebter Feldherrngröße, mit der Geschichte des jähen Sturzes von beherrschender Höhe in den Zügen, mit einem Worte — ein Belisargesicht, eine Betisargestalt, das ist eine sehr schwierige Aufgabe. Eine Gruppe, wie diese, wird stets cin interessanter Vorwurf bleiben, wenn sich ein Maler in der Darstellung zweier Gestalten, wie die hierzu nothwendigen, versuchen will. Warum auch nicht? Nur darf er uns nicht übel nehmen, wenn wir dem Bilde den Ent⸗ stehungsgrund anmerken und so lange bei unserer Behauptung verbleiben, als es der innerlichen Gewalt des Bildes nicht gelingt, diese unsere Deu⸗ tung sofort zu beseitigen. Um das vorliegende Bild „Belisar“ zu taufen dazu hat Becker an dem neben dem Alten liegenden Helm gerade genug gethan, um den vom Schicksal und seinem undankbaren Kaiser schwer ge⸗ troffenen Feldherrn zu charakterisiren, dazu hat Becker, abgesehen von dem Ausdruck der Figur selbst, sich aller Hülfsmittel begeben, das ist z. B. Brücke jun. in seinem Kreideentwurf Cohne Nummer, im ersten großen Saale) weit besser geglückt. Hier ist in der aufrechten, obgleich von dem Stab unterstützten Haltung, in dem verwitterten Gesicht, in den Trümmern ehemaliger Kriegsherrlichkeit, die seinen Leib bedecken, etwas von einer ge⸗ sunkenen Größe, etwas von Einem, der mehr ist, als ein gewöhnlicher Bett⸗ ler. Auch bettelt der Knabe wirklich. Viel mangelhafter ist dagegen dieser Karton in anderen Dingen, namentlich z. B. in der Behandlung des Falten⸗ wurfs. Denn was die Ausfuhrung des Beckerschen Bildes betrifft, so zollen wir ihm gein eine unbedingte Anerkennung. Mit kräftigem Farben⸗ vortrage ist uns ein gekränkter Greis geschildert, ärmlich belleidet und der Stütze seines jugendlichen Genossen sehr bedürftig. Und dieser Knabe, wie vortrefflich ist sein Körper, wie modellirt gemalt, wie schön und ausdrucksvoll sind seine Gesichtszüge, mit denen er weit mehr um eine Gabe fleht, als mit der ausgestreckten Hand. Es ist eine rührende und anziehende Erscheinung, und es fehlt dem Bilde nichts, um uns gern und mit Theilnahme davor verweilen zu machen; nicht die Hand, die es malte, nur die, welche es taufte, verschrieb sich, es muß einfach heißen: „Der Blinde und sein Knabe.“ .“
„Einen Puritaner aus der Zeit Karl's I. von England“ von C. H. Weiß (Nr. 80⁴) nennen wir unter den historischen Bildern, weil uns die⸗ ser Bibel⸗Krieger in der getreuen Augffassung des Kostüms so vorkommt, wie ein fleißiges Vorstudium zu geschichtlichen Darstellungen. Um im Stande zu sein, an sich, so wie es da ist, den Monolog gewissermaßen eines dra⸗ matischen Helden oder den Charakter jener Zeit zu geben, dazu scheint nur dem Bilde etwas von jenem finsteren Feuereifer, etwas von jenem Fanatis⸗ mus zu fehlen, der, wenn auch nicht jeden Sohn jener Zeit, so doch die Zeit selbst bezeichnete. Irdennoch, es wird eben auch solche Puritaner gegeben haben, so schlicht und fest, so ruhig und überzeugungstreu, und immer ubt die durchgeführte historische Trene in der äußeren Erscheinung bei Bildern eine gewisse Macht aus, der wir uns nicht entziehen können.
Zur Literatur der Spruch⸗Poesiec. Die Devisen und Motto des späteren Mittelalters, von J. von Radowitz. Stuttgart 1850. Cotta.
Das vorliegende Werk enthält eine höchst anziehende Auswohl der vor⸗ züglichsten Sinnsprüche des funfzehnten, sechszehnten und siebzehnten Jahr⸗ hunderts, begleitet von einer Einleitung über den Begriff der Devise und des Motto. Es ist die Aufgabe der Spruch⸗Poesie, allgemeine sittliche Wahr⸗ beiten oder Regeln der praktischen Lebensweisheit in ein Paar Schlag⸗ worten niederzulegen. In der Form des Sprüchwortes findet sie sich kei allen Völkern und zu allen Zeiten, in der Form der Devise und des Motto dagegen erscheint sie nur bei den romanisch⸗germanischen Nationen und in einem höchst b schränkten Zeitraum. Die Erfahrung, daß die Spruch⸗Poesie nicht mit den übrigen Gattungen der Dichtkunst zugleich, mit dem Drama, dem Epos und der Lyrik blüht, wird durch die Literatur fast aller Völker bestätigt. Sie begegnet uns entweder als das erste Stammeln des poeti⸗ schen Geistes, der im Innern des Volkes sich zu regen beginnt und der den ganzen mehr geahneten als gewußten Gehalt eines Gedankens oder eines Gefühls in ein Paar Worte legt, und das geschieht eben im Sprüchwort, dessen Ursprung weit vor der Zeit der Kultur und der Civilisation liegt; oder sie bezeichnet eine Periode, in der diejenige Anschauungsweise, aus welcher die poctischen Productionen hervorgingen, zu verschwinden dioht und deshalb keine Kraft mehr zu großartigeren Gestaltungen hat. Site ist hier also das Symptom, daß das geistige Leben des Volkes dem Tode oder ei⸗ ner neuen Metamorphose entgegengeht. Der romantische Geist des Mit⸗ telalters, der einst in der Baukunst den gothischen Styl und in der Poesie das Heldenepos und das Minnelied zu seinem Ruhm geschaffen hatte, war im funfzehnten und sechzehnten Jahchundert alt und schwach geworden und ließ sich kaum noch in einzelnen abgerissenen Orakelsprüchen vernehmen. Er hatte sich aus dem Ernst des Lebens, wo er alle Herrschaft über die Ge⸗ müther verloren, in das heitere Spiel geflüchtet, bis er auch dort von der Prosa der neueren Zeit vertrieben wurde. In den Turnieren und Hoffesten des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts fristete sich die mittelalterliche Romantik noch ein kurzes Scheinleben und die damals gebräuchlichen als Verzierung angewandten Devisen waren das letzte Vermächtniß der Ritter⸗ poesie. 8
Devise, von dem altfranzösischen deviser, unterreden abgelei⸗ tet, bezeichnet eine bildliche Darstellung mit einem beigefügten Spruch; ein Bild allein heißt Enblem, ein Spruch ohne Bild Motro, abgeleitet vom mittellateinischen murtire, laut werden.
Schon in der alten Welt finden sich Beispiele von der Anwendung der Devisen, aber nur selten und vereinzelt, denn dem, nach einem nüchternen, unzweideutigen Sinne in der Epigraphik strebenden Geiste der Alten konnte das Dämmerlicht der Anspielung aus vereinigtem Worte und Bilde nicht zusagen; wo sie der Allegorie bedurften, legten sie diese in die bildliche Dar stellung selbst. Erst in dem germanisch romanischen Abendlande und in dem Zeitabschnitte von dem funfzehnten bis zum siebzehnten Jahrhundert kommt die Devise zu allgemeiner und reichhaltiger Anwendung. Ob ihr Gebrauch zuerst bei den Franzosen oder den Italienern sich findet, läßt sich nicht nachweisen.
Zu den Eigenschaften, die von einer guten Devise gefordert werden, gehören folgende: sie muß vor allem ihren Gegenstand durch einen anderen ausdrücken, mit welchem er Aehnlichkeit hat. Bild und Wort müssen sich bei ihr wechselseitig ergänzen. Ihr Verhältniß wird dargestellt wie das von Seele und Leib; ihr Sinn darf sich nie auf die Vergangenheit, sondern blos auf die Gegenwart und Zakunft beziehen. Das Bild darf keinen unanständigen, burlesken, häßlichen oder trivialen Gegenstand darstellen und die Menschengestalt soll darin nicht vorkommen. Das Wort (Lemma) muß sich zugleich auf das Bild und auf den Inhaber der Devise beziehen, es darf nicht allein den ganzen Sinn erschöpfen, sondern muß erst durch das Bild verständlich werden. Verwerflich galt die Verbindung von Bild und Wort, welche jetzt Rebus genannt wird und die schon vor drei Jahrhunderten ihr Unwesen trieb. Das Hauptverdienst eines Lemma ist seine Kürze, es soll höchstens 5 Worte enthalten. Weitere Vorzüge sind: