1850 / 129 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

der ein neuer Schritt auf constitutionellem Boden gewonnen wäre. Dieses schon vor Monaten im Entwurfe vorbereitet gewesene Ge⸗ setz wurde einer neuerlichen Revision unterzogen, und es sollen mehrere wesentliche Modificationen vorgenommen worden sein.“ Die Mitglieder des Katholiken⸗Vereins mehren sich, dem Lloyd zufolge, seit den jüngst der katholischen Kirche zugestandenen Be⸗ günstigungen von Tag zu Tag. „Dagegen vernimmt man aber auch“, heißt es in demselben Blatt, „daß in einigen Vorstädten ge⸗ gen die katholische Kirche fortwährend agitirt wird, so zwar, daß sich sehr viele, meistens dem Arbeiterstande gehörig, bereits zum Protestantismus melden und die Pastoren sehr stark beschäftigen.“ Im Lloyd wird berichtet: „Vorgestern versammelte sich vor einem Hause in der Alservorstadt eine Menge Menschen, da in einem Dachfenster dieses Hauses eine große schwarz-roth⸗goldene Fahne ausgestecktwar. Die sogleich eingeleitete Untersuchung, welcher das Ein ziehen der Fahne voranging, zeigte, daß eine muthwillige Dienstmagd ie Fahne, welche sie am Dachboden fand, vor das Fenster gesteckt hatte. In der Vorstadt Roßau entstand vorgestern ein bedeutender Exzeß. Es wollte nämlich einer von den sogenannten Grundwächtern einen Holzhauer verhaften, der mit einem Mädchen in einen Streit ge⸗ rathen war. Die Kammeraden des Streitenden wollten die Ver⸗ haftung nicht zugeben und bedroheten den Grundwächter, welcher endlich die Flucht ergreifen mußte, mit Schlägen. Bei diesem An⸗ lasse entsteht die Frage, ob ein Grundwächter in seiner gegenwär⸗ tigen Eigenschaft und bei dem Vorhandensein einer Polizeiwache und Muntzipalgarde auch autorisirt sei, Verhaftungen nach eigenem Gutdünken vorzunehmen? Am Montag Nachts fand man in der Himmelpfortgasse eine Haubitzgranate, deren Ursprung bis jetzt nicht eruirt werden konnte.“

Gratz, 8. Mai. (Tel. D. d. W. Z.) Se. Majestät sind heute Uhr Nachmittags im erwünschtesten Wohlsein in Gratz eingetroffen. Die Stationsplätze der Eisenbahn von Wien nach Gratz waren auf das festlichste geschmückt und überall wurde Se. Majestät mit lautem und herzlichem Jubel begrüßt. Auf der Höhe des Semmering wurde Se. Majestät von dem steyermärkischen Statthalter und dem Fürst⸗Bischof von Seckau, dem Landes⸗Kom⸗ mandirenden ꝛc. empfangen. Se. Königl. Hoheit der Erzherzog Johann erwarteten Se. Majestät am gratzer Bahnhofe und fuhren mit Allerhöchstdemselben in die Kaiserliche Burg, wo sogleich die Vorstellung der sämmtlichen Autoritäten stattfand.

Gratz, 9. Mai. Se. Majestät besuchten gestern Abends das festlich erleuchtete Schauspielhaus und wurden daselbst mit lautem Jubel empfangen. Nach der Vorstellung fuhren Se. Majestät in Begleitung Sr. Kaiserlichen Hoheit des Herrn Erzherzogs Johann durch alle Theile der glänzend beleuchteten Stadt, gefolgt von einer langen Reihe von Wagen und ununterbrochenem, freudigem Zurufe der vicht gedrängten Menschenmassen. Heute Vormittag besuchten Se. Majestät verschiedene öffentliche und Wohlthätigkeits⸗Anstalten; eine militairische Parade ist wegen des heftigen Regens abgesagt.

Hannover. Hannover, 8. Mai. (Hannov. Ztg.) In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer richtete der Abgeordnete Groß verschiedene Anfragen an den Minister des Innern über den Stand der deutschen Angelegenheiten; letzterer erklärt sich für heute außer Stande, die Fragen ausreichend zu beantworten. Lang II. fragte, ob und welche Centralleitung der deutschen An gelegenheiten zur Zeit bestehe? und erhielt von Stüve zur Ant⸗ wort, daß, so viel er wisse, die laufenden Geschäfte der deutschen Centralgewalt einstweilen negotia gerendo zu der bisherigen Bun⸗ des⸗Kommission fortgeführt worden.

Bremen. Bremen, 8. Mai. (Wes. Ztg.) In der heuti⸗

gen Sitzung der Bürgerschaft wurde eine Mittheilung des Senats verlesen, worin derselbe sich mit sämmtlichen Antrgen der Bürger⸗ schaft in Betreff der Hafenbauten in Bremerhaven einverstanden, und bemerkte zur Erwiederung auf die von der Bürgerschaft an ihn gerichtete Anfrage, ob und welche Verfügung derselbe auf den von dem Baurath von Ronzelen in seinem Berichte vom 17. März gestellten Antrag getroffen habe, daß von ihm eine gründliche, um⸗ fassende Prüfung des bei dem Bau des neuen Hafendocks in Bre⸗ merhaven von dem Baurath von Ronzelen beobachteten Verfahrens durch eigends von der Königlichen preußischen Regierung dazu kommittirte höhere Wasserbaubeamte veranlaßt worden sei, er auch dem wiederholt gestellten Antrage des Herrn von Ronzelen insofern entsprochen habe, als die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen be⸗ reits dem Kriminalgericht zur Untersuchung berwiesen seien. Sodann wurde die Berathung des Budgets fortgesetzt und beendigt.

Hamburg. Hamburg, 8. Mai. (Wes. Ztg.) Das Sechsziger⸗Kollegium hat in seiner heutigen Sitzung den Verfas⸗ sungs⸗Entwurf der Neuner⸗Kommission mit großer Stimmenmehr⸗ heit angenommen.

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UAusland.

Oesterreich. Venedig, 6. Mai. (Wanderer.) Man sieht hier im Augenblicke keinen einzigen der französischen Legitimi⸗ sten, was im Frühjahr eine unerhörte Sache ist; sie sollen alle in Frankreich vollauf zu thun haben. Der Graf von Chambord ver⸗ läßt das Palais Cavalli, nicht um nach den Tutlerieen zu wandern,

sondern um sich nach Wien und dann nach Frohsdorf zu begeben, wohin ihm die Gräfin von Marne vorangeeilt ist. Die Herzogin von Berry wird einige Zeit in Neapel bleiben. Es wird aus glaubwürdiger Quelle versichert, daß die österreichische Regierung binnen kurzem eine vooellständige gv für die lombardisch⸗venetianischen Provinzen zu verkünden gedenkt, von der selbst die Mitglieder der provisorischen Regierung nicht ausgenommen sein sollen; den Exilirten soll die Rückkehr in gestattet werden. Einige Lombarden, die sich mit Be⸗ n dhun des Königs von Sardinien in Piemont, andere, die sich fried reich etablirten, sind mit dieser Maßregel nicht sehr zu⸗ en, weil sie zugleich eine obligatorische sein und die Habe

ween ne.n einer bestimmten Frist nicht zurückkehren, konfiszirt

„2en Versammlung. Sitzung gesordnung ist bee eer t führt General Bedeau. An der Ta⸗ beiten. Far die S udget des Ministeriums der öffentlichen Ar⸗ Ermexx, 580 Srehäfen wird nach kurzer Debatte die reduzirte senbahnlinien, ist ei 90 Fr. angenommen. Im Kap. 8, große Ei⸗ nister Dareche Se dneekion von 35 Millionen beantragk. Mi⸗ der, fordert die Drie F Gesetz⸗Entwurf über Wahl⸗Reform nie⸗ Di⸗ Fegierang und begehrt das Wort. (Bewegung ) ruhigung der bffentlichen Abe⸗ bemüßigt gesehen, wegen Beun⸗ auf dessen Abänd einung durch das bestehende Wahlges

f dessen Abänderung anzutragen. (Lesen! Lesen )) t ahlgesetz der jetzigen Bestimmungen sei der nur sechsmsesen, Die gefährlichste

n* ar L könne ein Wähler nach der Reihe naeesaealche Aaenchal. So

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Diesem Uebelstande müsse rasch abgeholfen werden. Constitution verlange Abstimmung am eigentlichen LW“ as Wahlgesetz erfülle diese Vorschrift nicht. Das 2. bee daher vor, die Aufenthaltsdauer zur Wahlfähigkeit d. i. auf die Dauer einer Legislatur, zu verlängern. Be S gung des Aufenthalts werde erkannt aus der Mte er Personalsteuer. Das Ministerium schlage daher v hät *+ Basis des Beweises der Aufenthaltsdauer eine 5 hrige Steuerzahlung anzunehmen. Die Individuen, 8 2. Per⸗ ihren Aeltern wohnten, Arbeiter und Bediente brauchten s sonal⸗Steuer zu zahlen, doch müßten sie drei Jahre am nämlichen Orte wohnen. Die Soldaten seien keiner von beiden unterworfen. So werde also, der Constitution gemäß, kein F zu Grunde gelegt. Die Steuerzahlung beziehe sich nur auf 8 Aufenthalts⸗Ausweis. Ein fernerer Uebelstand des jetzigen 89. 3 gesetzes sei die Bestimmung der Inkapazitäten. Das neuse Gesetz ändere sie. Ein fernerer Mangel sei die Bestimmung, daß sieben Achtel der eingezeichneten Wähler zur Gültigkeit der Wahl ten. Das neue Gesetz verlange für das erste Skrutinium ein Vier⸗ theilder eingeschriebenen Wähler. Feruer sollten erledigte Repräsentanten⸗ stellen nicht sofort, sondern erst binnen sechs Monaten ersetzt wer⸗ den. Der Minister verlangt endlich die Dringlichkeit, da das Ge⸗ setz im Publikum große Aufregung erzeuge. Der Berg, welcher in lautloser Ruhe dasitzt, verlangt die Vorfrage über die Dringlichkeit. Stimmende 650. Dafür 197. Dagegen 453. Die Vorfrage ist also verworfen. (Bewegung.) Michel (von Bourges) verlangt das Wort über die Dringlichkeit. Er könne das Gefühl nicht beschrei⸗ ben, das sich seiner bei Vorlage eines Gesetzes bemächtige, dem das Brandmal: Lüge und Heuchelei, auf die Stirn gedrückt sei. (Lärm rechts.) Dringlichkeitsfragen müßten der Constitution gemäß moti⸗ virt werden. Der Minister habe nur Einen Grund gefun⸗ den, die Aufregung nämlich, welche das Gesetz im Lande erzeuge. „Ich will ihm“, fährt der Redner fort, „einen anderen, seinen wahren Grund sagen. Die Verzweiflung des Vol

kes treibt die Regierung bis zum Aeußersten. Wenn das Volk früher aufstand, so wurde es gezüchtigt, aber es ging doch eine väterliche Warnung vorher. Man sagte: Wozu ein Aufstand, das Volk bringe ruhig seine Beschwerden vor! Heute haben Proleta

rier und Besitzende, Soldaten und Besizzende einen heiligen Bund geschlossen, man sah es am 10. März. Man will Rache. Man bestrafte heute das Volk für seine Gesetzlichkeit, wie man es früher für den Aufruhr bestrafte. Der Parteigeist versuchte ja am 28. April die Juni⸗Barrikaden wieder aufzurichten.“ (Lärm rechts.) Der Präsident ruft den Redner zur Ordnung. Mi⸗ chel fragt, ob man wohl nach jeder regierungsfeindlichen Wahl das Wahlgesetz ändern wolle. Es handle sich hier um eine Frage der Moral. Denn man bestrafe das Volk wegen seiner Anhäng

lichkeit an die Constitution, für seine Liebe zur Republik. Das Volk sei ruhig. Warum also jetzt gerade Zwangsmaßregeln und Unterdrückungen? Nur die Ruhe des Landes mache seine Feinde kühn. Man spreche von Vagabunden und vergesse, daß es nur Ein Recht gebe für Bettler und Präsidenten. Er wolle nicht, daß man das Volk irre leite, denn er hasse den Bürgerkrieg. Man wolle aber hier mit der Republik eben so umgehen, wie an den Ufern der Tiber. Er sei berechtigt zu der Behaup⸗ tung, daß man die Republik in einer Judas⸗Umarmung erdrücken wolle. Und wann wolle man das Gesetz zur Anwendung brinaen? Erst 1852. Dann aber (sich der Rechten zuwendend) dürfte die Herrschaft der gegenwärtigen Majorität sich zu ihrem Ende neigen. (Lärm rechts.) Dann werde das Volk urtheilen und sein Urtheil werde vernichtend sein. Man müsse dadurch aber zu fürchterlichen Ereignissen getrieben werden, man dekretire nun den Bürgerkrieg. „Ich sage“, schließt der Redner, „am Ende dasselbe, was ich am Anfang sagte: Euer Gesetz fängt mit der Lüge an und endigt mit dem Bürgerkriege.“ Der Redner wird vonvielen seiner Kollegen beglück⸗ wünscht. Gustav v. Beaumont bemerkt, er und seine Freunde hätten nur darum gegen die Vorfrage gestimmt, weil sie eine Frage schnell entschieden wissen wollten, die unzeitig und mißliebig sei. Er wolle namentlich den Sozialismus erdlich gehörig in seinen Wirkungen dargestellt haben, damit man ein⸗ für allemale wisse, ob man es mit einem Ungeheuer oder einem Gespenst zu thun habe. Victor Lefranc erklärt, er habe gegen die Vorfrage gestimmt, damit der Gesetzentwurf zur reiflichen Erwägung an den Staatsrath gehe. Er wolle Gesetzlichkeit und darum keine Dringlichkeit. Die Dring⸗ lichkeit wird indeß mit großer Majorität genehmigt. Lebhafte Be⸗ wegung. Die Sitzung wird aufgehoben.

Paris, 8. Mai. Der Fürst Poniatowski, Gesandter des Großherzogs von Toskana, hat dem Präsidenten der Republik die Vermählung der Erzherzogin Marie Isabella mit dem Grafen von Trapani angezeigt. Eben so ist dem Präsidenten der Tod des Prinzen von Hessen⸗Philippsthal⸗Barchfeld mitgetheilt worden.

Heute um zwei Uhr begab sich der Präsident der Republik mit dem General Changarnier, von einem Zug Guiden und einer Ab⸗ theilung Carabiniers geleitet, nach dem Fort d'Aubervilliers, wo⸗ selbst er über die beiden Bataillone des 14ten Linien⸗Regiments Revue abhielt. Nächste Woche will der Präsident eine Vergnü⸗ gungs⸗Reise nach Fontainebleau machen, wozu heute Einladungen versendet wurden.

Die Opinion publigaue zeigt die gestern Abend erfolgte Abreise Persigny's nach Berlin an.

Dupin hat den Vice⸗Präsidenten General Bedeau ersucht, im Falle energische Maßregeln zu ergreifen wären, das Präsidium zu übernehmen. Ein Mitglied der Rechten bemerkte darüber: „Wir haben zwar drei afrikanische Generale; aber Lamoricière kömmt zu früh, Cavaignac zu spät und Bedeau gar nicht.“ Dupin ist heute nach dem Departement Nievre abgereist, wo er auf seiner Besitzung Raffigny 8 bis 14 Tage verweilen will. Man deutet diese Beharr⸗ lichkeit des Präsidenten, auf Urlaub zu gehen, als ein Ausweichen vor den Dingen, die etwa während dieser Zeit kommen dürften.

In der heutigen Sitzung ist endlich das neue Wahlgesetz vom Minister des Innern vorgelegt und die Dringlichkeit dafuͤr begehrt und von der Versammlung bewilligt worden. Da die allgemeinen Wahlen erst in zwei Jahren stattfinden, auch keine Ersatzwahl in Aussicht steht, so war die Dringlichkeitsforderung nur eine Probe für die eigentliche Abstimmung über das Gesetz. Man betrachtet nun die Annahme des Gesetzes als sicher, da die Dringlichkeit zu⸗ gestanden, d. h. die vorläufige Prüfung des Staatsraths verworfen und nur eine Lesung statt dreier festgesetzt ist. Außer Berryer, den sein Amt als Berichterstatter des Budgets fesselte, war kein Mitglied der Siebzehner⸗Kommission anwesend. Nur Benoist dAzy kam um 3 Uhr, flüsterte dem Präsidenten einige Worte ins Ohr und entfernte sich dann wieder. Die Kommission hielt noch pestern Nachts eine lange Sitzung, in welcher die vom Minister ee Lsefaßte Motivirung des Entwurfs bedeutend gemildert ee 8 Hauptpunkte der Wahlreform sind: Dreijähriger Auf⸗

halt, dargethan durch die Steuerliste; Ausschließung aller 8e Staatsbeamten, der wegen Aufruhr, Beleidi⸗

auer von fünf Jahren vom Wahlrechte;

1e“

stimmen.

Die

Abschaffung des Sondervotums der Armee; Ersatz erledigter Repräsentantenstellen erst in sechs Monaten; Anfertigung der neuen Wahllisten 12 Tage nach Promulgation des Gesetzes. Das Evénement meldet, der Tiers Parti und das linke Centrum hätten in einer Privat⸗Versammlung sich mit großer Ma jorität gegen Modifizirung des Wahlgesetzes ausgesprochen. Da⸗ gegen hätten die Orleanisten der Rue Richelieu beschlossen, für dasselbe zu stimmen. Dasselbe Blatt bemerkt: „Die Bedingung eines zweijährigen Aufenthalts, welche vorgeschlagen ist, würde zu erst den Präsidenten der Republik seines Wahlrechts verlustig ma⸗ chen, da derselbe erst seit September 1848 in Paris angekommen ist.“ In den Parteiversammlungen des Tiers Parti und einer Fraction der Majorität erklärten sich gegen die Dringlichkeit des Wahlre form⸗Entwurfes: Lamoricière, Bixio, Victor Lefranc, Barthelemy St. Hilaire, Emile Leroux, Larabit, Ferdinand de Lasteyrie, Flan din, Valette, Mauguin, General Fabvier, Charamaule und von Mornay. Die Repräsentanten kamen zur heutigen Kammer⸗Sitzung ungewöhnlich zeitlich und zahlreich. Die Unterredungen waren sehr lebhaft. Man drängte sich auf den Tribünen. Die diplomatische Tribüne war nur von Damen besetzt. Eugene Sue erschien zum erstenmal in der National-Versammlung. Er nahm zwischen Flotte und Vidal Platz. Das Journal La Republique, welches bei Abschaffung des allgemeinen Wahlrechts Mäßigung empfahl, ist in den Vorstädten von den Arbeitern zerrissen worden. Das Journal L' Ordre erzählt, seit die Republique in einem Artikel zur Mäßigung aufgefordert habe, wenn die Wahlreform durchginge, werde dieses Blatt von den Sozialisten angefeindet. Man werfe ihm vor, Spaltung in der Partei zu stiften. Die Republique selbst erklärt übrigens, daß sie unter „Mäßigung“ vorläufige „Steuer⸗Verweigerung“ verstehe, worin ihr heute die Voix du Peuple beipflichtet.

Die 7te Abtheilung des Zuchtpolizeigerichts hat gestern neuer dings Personen, welche im Innern ihrer Verkaufsläden Journale einzeln verkauften, zu 25 Fr. Geldbuße und in die Kosten ver urtheilt.

Die Gesammt⸗Postverwaltung veröffentlicht einen dreimonat lichen Ertrags-Ausweis für Paris im Jahre 1850. Briefe von und nach dem Innern 5,320,000, mehr 480,358 gegen 1849, mit einem Ertrage von 1,127,842 Fr., mehr 101,800 Fr. gegen 1849. Briefe von und nach dem Auslande 725,750, mehr 25,350 Fr. ge gen 1849, mit einem Ertrage von 290,300 Fr., 59,900 Fr. weni ger gegen 1849 wegen der Portoermäßigung. Briefe von und für Paris um 73,833 mehr als 1849. Ihr Ertrag 11,070 Fr. mehr als 1849. b

In der Sitzung der Akademie der Wissenschaften vom 6ten d. Mts. erstattete Pouillet Bericht über den Telegraphen Froment'’s. Derselbe schreibt sofort alle Nachrichten mit Bleistift auf. Der Bleistift macht 2000 Bewegungen in der Minute, der Erfinder hofft dieses Resultat auf 4000 Bewegungen oder 1000 deutlich ge⸗ schriebene Buchstaben in der Minute zu steigern.

Heute kam ein Kabinetscourier mit Depeschen aus St. Peters burg hier an. Es wurde sofort Ministerrath gehalten.

Binnen wenigen Tagen wird ein Journal erscheinen unter dem Titel: „Allgemeiner Moniteur der Wissenschaften.“ Drei Nummern sind bereit, doch hat die Akademie dem Unternehmen ihr Patronat verweigert.

Ein abermaliger Versuch mit schnellerer Post⸗Expedition ist

heute zwischen London und Paris gemacht worden. Nachmittags 2 Uhr hatte man hier die heutigen londoner Morgenblätter in Händen. Sie enthalten keine Nachricht von Bedeutung. Das Sisele sagt, in allen Verwaltungszweigen habe man jetzt eine Menge Beamten, als des Sozialismus verdächtig, ab⸗ geht das Gerücht, die Regierung wolle ein Anlehen ab schließen, da die Budget⸗Kommission das Paris⸗Avignoner Eisen bahn⸗Projekt verworfen hat. 8

Man spricht vielfach vom Rücktritt des Ministers der öffentli⸗ chen Arbeiten, Herrn Bineau.

Baraguay d'Hilliers soll aus Rom heute hier angekommen sein.

Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 6. Mai. Der Erzbischof von Canterbury vertheidigte sich gegen die Anklage des Nepotismus, indem er die Umstände, unter welchen er seinen Sohn zum Re⸗ gistrator des Prärogativhofes von Canterbury ernannt habe, auseinandersetzte und behauptete, er habe nur von einem ihm gesetzlich und moralisch zustehenden Rechte Gebrauch gemacht. Hierauf entspann sich eine Debatte in Betreff der für Orford und Cambridge zu ernennenden Kommission. Der Mar quis von Launsdowne erklärte, es sei bis jetzt noch keine darauf bezügliche Verfügung erlassen, auch werde dies nicht ohne vorher⸗ gängige reifliche Ueberlegung geschehen. Schließlich ward die Bill zur Verbesserung der Kriminal⸗Justiz auf Antrag Lord Camßbell's zum zweitenmale verlesen.

lUlnterhaus. Sitzung vom 6. Mai. Auf der Tagesordnung stand die Berathung über die australische Kolonial-Bill, in der Form, wie sie aus dem Ausschuß hervorgegangen. Sir W. Mo⸗ lesworth beantragt, die Bill nochmals durch einen Ausschuß ge⸗ hen zu lassen. Er will alle die Klauseln ausgemerzt wissen, welche das Kolonial⸗Ministerium ermächtigen, Kolonial⸗Gesetze zu verwerfen oder Gesetzvorschläge reserviren zu lassen, so wie die Gouverneure hin⸗ sichtlich ihres Verhaltens in den Lokalangelegenheiten der Kolonieen zu instruiren. Außerdem sollen neue Klauseln hinzugefügt werden, zur Feststellung des Verhältnisses zwischen Reichsgewalt und Ko lontalgewalt. Der Handels⸗Minister Labouchere behauptet, es sei durchaus unmöglich, eine solche Scheidelinie zu ziehen; kein Rechtskundiger würde kühn genug sein, einen Versuch zur Defi⸗ nition der Kron-Prärogative zu machen. Adderley ist hingegen der Meinung, eine genaue Feststellung der Königlichen Vorrechte biete keine Schwierigkeit dar. Der Minister des Innern, Sir G. Grey, widersetzte sich dem Antrage in ähnlicher Weise, wie der Handels Minister. Gladstone sprach sich dahin aus, daß der Gegenstand eine sorgfältige Prüfung erheische, daß die Zweckmäßigkeit des An⸗ trages durch die angeblichen Schwierigkeiten nicht widerlegt werde, und daß deshalb eine nochmalige Ausschußberathung wünschenswerth sei. Die Abstimmung ergab 165 Stimmen gegen, 42 für den Antrag. Gladstone beantragt hierauf eine Zusatz⸗Klausel, welcher gemäß es dem sich zur Staatskirche bekennenden Bischof eines jeden Sprengels, der Geistlichkeit und den Laien⸗Mitgliedern der Diszese freistehen sollte, Zusammenkünfte zu halten und nach gegenseitiger Uebereinkunft ihre kirchlichen Angelegenheiten zu regeln. Labou⸗ chere ist dem Prinzip des Vorschlages durchaus entgegen, indem dadurch die Bill ein kirchliches System in sich aufnehme, welches Fragen von großer Bedeutung einschließe. Den von Gladstone aufgezählten Anomalieen und Beschwerden könne durch die Lokal⸗ Gesetzgebung abgeholfen werden. Nach einer längeren Debatte wurde die Klausel mit 187 gegen 102 Stimmen verworfen.

London, 7. Mai. Der Globe enthält eine Beschwerde über den von Frankreich nach Athen abgeordneten Baron Gros, von welchem

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das ministerielle Blatt behauptet, daß er den ihm von seiner Regierung

ertheilten Instructionen direkt entgegengehandelt habe. Sein Auftrag habe nur darin bestanden, das griechische Kabinet zur Nachgiebigkeit gegen die vorher wohlerwogenen und genau begränzten Forderun gen Lord Palmerston's zu überreden, seine einzige Beschäftigung in Athen sei dagegen gewesen, die Erklärungen beider Parteien ent⸗ gegenzunehmen, ihre Berechnungen gegenseitig zu kontroliren, kurz, statt seine guten Dienste zu leisten, den Vermittler spielen zu wol⸗ len und sich also gerade in die Stellung zu begeben, von welcher General La Hitte, der französische Minister der auswärtigen Ange⸗ legenheiten, ihn ausdrücklich habe ausgeschlossen wissen wollen. Statt dem Könige Otto und seinen Ministern zu rathen, daß sie bezahlen sollten, habe er Herrn Wyse gebeten, sich mit einer Ver⸗ gleichssumme zufrieden zu geben, und selbst dazu sei er, wie sich in der letzten Konferenz gezeigt habe, von Griechenland nicht einmal ermächtigt worden. Unter diesen Umständen, da die Instructionen des Herrn Wyse auf ganz anderer Grundlage beruhten, als die Gesichtspunkte, aus denen Baron Gros seine Mission auffasse, habe man nothwendigerweise auf London und Paris selbst zurückgehen müssen, und es sei zu hoffen, daß die in Folge davon abgesendeten Depeschen, die jetzt wohl schon in Athen angelangt seien, die Streit⸗ frage erledigen würden, was, wenn Baron Gros seine Instructionen gehörig beachtet hätte, schon vor zwei Monaten geschehen sein würde. (S. Athen.) Uebrigens bleibt der Globe dabei, daß die Forde⸗ rungen Englands in keiner Weise übertrieben seien, und erkennt namentlich dem Dom Pacifico eine völlig liquide Schuldforderung von 4— 5000 Pf. St. zu, für welche Baron Gros nur 1800 Pf. St. habe bewilligt wissen wollen.

Nachrichten aus Irland zufolge, ist in der Krankheit des Dich⸗ ters Thomas Moore einige Besserung eingetreten.

In den Daily News findet sich die Notiz, daß Herr Burns, ein Enkel von Robert Burns, dermalen im Inneren von Borneo reist, und mit den barbarischen Deyaks nicht blos auf dem besten Fuße steht, sondern auch der Eidam eines ihrer Fürsten geworden ist. Burns hat in jener großen, noch so wenig erforschten Insel Lager von Antimonium und Steinkohlen in einer Ausdehnung ent⸗ deckt, wie sie sonst nirgend in der Welt bekannt ist. Seine Berichte über Borneo sind überhaupt das Beste, was noch über die Insel

geschrieben worden ist.

London, 8. Mai. Heute ist das letzte ärztliche Bülletin im Buckingham⸗Palast ausgegeben worden; es lautet: „Die Königin und der junge Prinz befinden sich fortwährend wohl. Die Gene⸗ sung Ihrer Majestät ist so weit vorgeschritten, daß keine Bülletins mehr werden ausgegeben werden.“

Das Unterhaus hat gestern einen Antrag Ewart's auf Abschaf⸗ fung der Annoncen⸗Abgaben, dem sich der Kanzler der Schatzkam⸗ mer, als unverträglich mit den Finanzbedür'⸗nissen, widersetzte, mit 208 gegen 39 Stimmen verworfen.

Mußland und Polen. St. Petersburg, 21. April. Am Palmsonntag fand hier die Ziehung der Tombola⸗otterie statt, welche die zu diesem besonderen Zwecke zusammentretenden deutschen und französischen Wohlthätigkeits⸗Vereine unserer Hauptstadt alljährlich zum Besten ihrer Armen veranstalten. Den genannten beiden Vereinen, deren Wirksamkeit sich ungefähr danach abmessen läßt, daß der deutsche Verein allein über tausend arme Landsleute unterstützt und jährlich einer großen Anzahl derselben die Mittel zur Rückkehr in ihre Hei⸗ mat verschafft, ist bei dieser Gelegenheit die besondere Gnade des Kaisers und die dankenswerthe Begünstigung der Kaiserlichen Be⸗ hörden zu Theil geworden. Eine große Anzahl der verloosten Gegenstände, deren Gesammtwerth 25,000 Rubel Silber betrug, hatte zollfrei eingeführt werden dürfen. Vier Wochen vor der Ziehung waren die Gewinne, welche in Bronzen, Equipagen, Silberservicen, Teppichen, Porzellan u. s. w. bestanden, in einem geräumigen Lokale ausgestellt, das bald der Sammelplatz der ele⸗ ganten und vornehmen Welt unserer Hauptstadt wurde. Die Zie⸗ hung selbst geschah in dem Saale der adligen Gesellschaft vor einem zahlreich versammelten Publikum. Ueberhaupt war dies das drittemal, daß die beiden erwähnten Vereine, welche sonst ihre be⸗ sonderen Zwecke selbstständig verfolgen, sich zu einem ähnlichen Unternehmen verbanden, und es ist zu wünschen, daß es ihnen auch in der Folge gestattet sein möge, auf diese Weise einen wesentlichen Theil der Mittel herbeizuschaffen, welche sie zur wirksamen Linde⸗ rung der Noth ihrer hiesigen Landsleute dringend bedürfen.

Niederlande. Aus dem Haag, 7. Mai. Se. Königl Hoheit der Kronprinz von Schweden ist auf der Eisenbahn von hier nach Amsterdam abgereist.

Schweiz. Bern, 6. Mai. (D. Z.) Die meisten Wahlen sind bekannt; nur aus den entferntesten Bezirken kennt man das Resultat noch nicht. Von den 227 Großräthen, die gewählt werden müssen, kommen bis jetzt auf die radikale Partei 110, auf die konservative 96, von den noch unbekannten Wahlen mögen noch etwa 10 radi⸗ kal sein, so daß die Stärke der Parteien sich beinahe gleichkom⸗ men wird. Die Männer der Regierung sind bestürzt, die Oppo⸗ sition jubelt. Bringt man nun noch in Anschlag, daß die Konser⸗ vativen sehr ausgezeichnete Köpfe in ihrer Mitte haben, wie den gewesenen eidgenössischen Staatsschreiber von Gonzenbach, Lehnskommissär Wyß, Blösch ꝛc., während die Radikalen in Ge⸗ fahr sind, einige geistige Kräfte zu verlieren, so wird pas Ver⸗ hältniß für die Regierungspartei noch ungünstiger. Das Volk hat sich in ungeheurer Anzahl bei den Wahlen betheiligt und Bezirke, worauf die Radikalen sicher zählten, haben konservativ gewählt. In der mittleren Gemeinde der Stadt Bern fielen von 1888 Stimmenden 1160 auf die konservativen Kandidaten, 740 auf die radikalen, in der oberen von 1851 Stimmenden eirca 1280 auf die Konservativen und etwa 600 auf die Radikalen, in der unteren Gemeinde von 949 Stimmenden 730 auf die Konservativen und 200 auf die Radikalen. Das Patriziat wird im neuen Großen Rath mit 20 30 Stimmen vertreten sein. Bei dieser Sachlage ist an eine ruhige Entwickelung nur dann zu denken, wenn sich die Parteien verständigen; ist keine Ausgleichung möglich, so wird voraussichtlich der Kanton Bern neuen Krisen entgegengehen. So eben verlautet, daß nach den eingetroffenen noch rückständigen Wahlprotokollen aus dem Jura und Haslithal die Radikalen 112 die Konservativen 110 Stimmen haben.

Gestern Abend ist eine Depesche von der freiburger Regierung gekommen, welche der hiesigen die Befürchtung ausspricht, daß leicht Unruhen ausbrechen könnten. Sogleich wurden hier zwei Bataillone aufgeboten. Ob dieselben marschiren, hängt von den heute zu er⸗ wartenden Nachrichten ab. Im Nationalrathe wurde heute den gan⸗ zen Tag noch über die freiburger Angelegenheit diskutirt. Bei der Abstimmung erhielt der Mehrheitsantrag der Kommission auf Ta gesordnung 44, der Vermittelungsantrag Kern's, die Angelegenheit dem Bundesrath zu neuen Unterhandlungen mit der’ freiburger Regierung und Berichterstattung auf die Julisitzung zurückzuschicken, ebenfalls 44 Stimmen. Der Präsident entschied für letztere Ansicht.

Italien. Turin, 4. Mai. (G. P.) Die Diskussion über die Beschränkung der Befähigung der Advokaten und Sachwalter, vor

dem Cassationshof zu plaidiren, ist endlich zu Ende gebracht, das vom Justiz⸗Minister vorgelegte Gesetz wurde mit 73 gegen 59 Stim⸗ men verworfen, nachdem im Laufe der Debatte fast jeder einzelne Artikel desselben dergestalt amendirt worden war, daß der ursprüng⸗ liche Inhalt und die Fassung desselben gänzlich verwischt wurde. An der Tages⸗Ordnung war die Diskussion über das vom Minister des Innern vorgelegte, auf die Unterstützung der bei der Vertheidigung Venedigs betheiligten Militairs bezüg⸗ liche Gesetz. Einem Antrage Valerio's zufolge wurde diese Besprechung verlegt. Bevor die Versammlung auseinanderging, legte der Minister-Präsident das Dokument des zwischen Sardi⸗ nien und Frankreich abgeschlossenen Handels⸗Traktats auf den Tisch des Hauses nieder; durch dieses Uebereinkommen wird der Traktat vom 20. August 1843 auf 6 Monate prorogirt.

Ihre Majestät die Königin von Sardinien hat den turiner Kinderwart⸗Anstalten abermals einen Betrag von 500 Francs zu⸗ gewiesen.

(Opin.) Dem Vernehmen nach wird der Senator Gallina in außerordentlicher Mission an den päpstlichen Hof abgehen.

Genua, 4. Mai. Einer Versicherung des Cattolico zu folge, ist das Ansuchen der genuesischen Munizipalität, mehrere Mönchs⸗ und Nonnen⸗Klöster benutzen zu dürfen, vom Ministerium abschläglich mit dem Bedeuten beschieden worden, daß diese Klöster entweder als Eigenthum der geistlichen Körperschaften oder des Staates betrachtet werden und in beiden Fällen entsprechende Abtretungs⸗Gebühren für dieselbe geleistet werden müßten.

Florenz, 4. Mai. Der Nazionale zeigt an, daß er in Folge eines Präfektenbefehls, der auf das Gesetz begründet ist, daß jedes toskanische Journal, welches mehr als zwei Preßprozessen zu⸗ gleich unterliegt, auf 14 Tage von den Behörden suspendirt wer⸗ den kann, durch 14 Tage nicht erscheinen werde. Nach Ablauf die⸗ ser Zeit werde er seine Publication nach wie vor fortsetzen.

Bologna, 3. Mai. (G. d. Bol.) Nachdem wir fast in dem ganzen verflossenen Monate mit Ueberschwemmungen und am 1. Mai mit einem fürchterlichen verheerenden Hagelschlage heimge sucht worden waren, hatten wir heute Morgens nach einem hesti⸗ gen Platzregen einen starken Schneefall, die Dächer der Häuser und Straßen waren mit Schnee bedeckt. Es zeigen sich noch keine Aussichten zu einer günstigen Witterungs⸗Veränderung.

Rom, 2. Mai. (G. di Roma.) Graf Ludolf, neapolitani⸗ scher Gesandter am heiligen Stuhle, ist nach Neapel abgereist.

Die in Rom etablirten neapolitanischen Unterthanen haben die Rückkehr Sr. Heil. des Papstes mit einem kirchlichen Dankamte gefeiert.

Die der Basilika des heiligen Johannes von Lateran angehö⸗ renden Köpfe der heiligen Apostel Petrus und Paulus, welche während der Revolution verborgen gehalten wurden, sind unter großen Feierlichkeiten öffentlich ausgestellt worden.

Spanien. Madrid, 3. Mai. (Fr. Bl.) Am Schlusse des gestrigen Minister-Raths wurde das heute in der Gaceta veröffentlichte Dekret abgefaßt, welches Isturiz zum bevollmächtigten Minister in England ernennt. Lord Howden, der englische Ge⸗ sandte, hat bereits eine Wohnung bestellt. Donoso Cortes ist zum Mitgliede des Staats⸗Raths ernannt worden. General Armero y. Miralles geht an seine Stelle nach Berlin.

Sproz. 30 %.

Jonische Inseln. Korfu, 27. April. Die Gaz. d Corfu veröffentlicht einen vom Lord⸗Oberkommissär bestätigten Parlaments⸗Beschluß, demzufolge die von Korfu, Cefalonien und Zante auf österreichischen Lloyd⸗Dampfschiffen transportirten Waa⸗ ren des bisher bestandenen Zollzuschlags von 5 pCt. enthoben werden.

Griechenland. Athen, 30. April. (Triester Berichte d. Lld.) Am 23sten Abends verbreitete sich plötzlich die Nachricht, daß die Un terhandlungen zwischen Baron Gros und dem britischen Gesandten Wyse abgebrochen wurden, und zwar aus dem Grunde, weil Letz⸗ terer auf Erfüllung einiger Bedingungen beharrte, in welche Baron Gros sich durchaus nicht fügen wollte. Am Aästen traf das fran⸗ zösische Kriegsdampfschiff „Vauban“, von Civitavecchia und Neapel kommend, ein. Es hieß allgemein, daß es wichtige Depeschen der französischen Regierung für Baron Gros und Herrn Thouvenel, so wie von dem griechischen Gesandten in Paris, Herrn Trikupi, für die hellenische Regierung, andererseits aber Verhaltungsbefehle für Herrn Wyse gebracht habe und alle diese Mittheilungen dahin ziel⸗ ten, die obschwebende griechische Frage ihrer endlichen Lösung zuzufüh⸗ ren. Die Ergebnisse schienen jedoch alle diese Gerüchte Lügen zu strafen, denn am 25sten Nachmittags nahmen die Zwangsmaßregeln wieder ihren Anfang, und sämmtliche Schiffe unter griechischer Flagge wurden abermals mit dem Embargo belegt. Herr Green setzte hiervon am folgenden Morgen sämmtliche hier befindliche Kon⸗ sulate in Kenntniß, und unsere Regierung sah sich durch das an sie gerichtete Ultimatum des Herrn Wyse, so wie in Betracht der unberechenbaren unseligen Folgen, welche aus den neuen strengen Maßnahmen für das Land erwachsen müßten, in die Nothwendig⸗ keit versetzt, sämmtliche in dem Ultimatum ausgesprochenen Bedin⸗ gungen anzunehmen, und schon an demselben Tage theilte Herr Londos im amtlichen Wege den in dieser Beziehung von der grie⸗ chischen Regierung gefaßten Beschluß Herrn Wyse mit. Das Ad⸗ miralschiff gab sofort das Zeichen von dem Ende des Blokus. Da die griechische Regierung sich zu Allem verstanden hat, was ihr von Seiten des Herrn Wyse auferlegt worden war, so dürften sowohl die Regierungs⸗ als Handelsschiffe schon am 29sten ihren Anker⸗ platz von Salamis verlassen und sich nach dem Hafen des Pyräeus begeben. Die Ladung der letzteren ist zum Theil beschädigt, die Fahrzeuge selbst haben ebenfalls gelitten. Am 29sten begab sich eine Regierungs⸗Kommission nach Salamis, um den Schaden jedes ein⸗ zelnen Schiffes zu erheben. An demselben Tage nahm auch der britische Gesandte mit seinem ganzen Legationspersonale wieder den Sitz in Athen ein. Die im erwähnten Ultimatum ausgesproche⸗ nen Bedingungen sind im Wesentlichen folgende: Als Ge⸗ nugthuung für die in Patras der britischen Marine wi⸗ derfahrene Beleidigung hat *der griechische Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten in einem amtlichen Schreiben an die Regierung Ihrer britischen Majestät das lebhafte Bedauern der griechischen Regierung über die Angelegenheit in Betreff des Boo⸗ tes der britischen Korvette „Fantome“ auszudrücken und gleichzei⸗ tig den Tadel über das Benehmen seiner Agenten und seiner Be⸗ hörden bei dieser Gelegenheit auszusprechen. Als Schadenersatz werden 180,078 Drachmen verlangt, und zwar 30,000 für Herrn Finlay, 17,538 Dr. für Herrn Pacifico, 9583 Dr. 52 Lepta für die Beraubung der jonischen Barken und 2946 Dr. 97 Lepta für die in Patras und in Pirges mißhandelten vier Jonier; endlich 120,000 Dr. für Herrn Pacifico als Entschädigung für sämmtliche seinerseits erlittene Verluste, worunter jedoch seine Ansprüche an Portugal nicht begriffen sind. In sämmtliche Beträge sind zugleich die betreffenden Interessen von 12 pCt. einbezogen.

26. April. (Wien. Ztg.) Die von getroffenen Veranstaltungen zur Vernichtung de deren Schwärme das Land bedrohten, haben allgemeinen Beifall gefunden. Auf Befehl des Paschas sind sämmtliche Mitglieder des Munizipal⸗Rathes nach den benachbarten Landschaften abgereist, um jene getroffenen Maß⸗ regeln in Wirlsamkeit zu setzen und die Operationen zu leiten. Große Massen sind an Ort und Stelle vernichtet und eine große Quantität nach Smyrna gebracht worden, wo der Pascha den Bauern drei oder vier Piaster für die Oka auszahlen läßt. Wenn es den getroffenen Veranstaltungen auch nicht ganz gelingen sollte, dem Uebel vollkommen Einhalt zu thun, so werden doch die Wir⸗ kungen desselben bedeutend vermindert werden.

Am verflossenen Freitag hegte man die Hoffnung, daß das Ende der Erdbeben gekommen seli. In der Nacht aber verspürte man vier Erdstöße, von welchen zwei sehr heftig waren, und an folgenden Tage um 7

Türkei. Smyrna, Halil Pascha Heuschrecken,

1 7 Uhr 20 Minuten Morgens noch einen, aber schwächeren Stoß. Seitdem ist die Erde ruhig geblieben, und alle Befürchtungen scheinen heute gänzlich verschwunden zu sein.

Markt⸗Berichte.

Berliner Getraidebericht vom 11. Mai. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qnalität 49 53 Rthlr., sfür 88pfd. weißen bromberger 52 ½ Rthlr., 88zpfd. weißer guh⸗ rauer 8 I Reggen loco 26 ½ 28 Rthlr. pr. Frühjahr 1 Mai / Juni 27 Rthlr. bez. u. Br., 26 ¾ G Juni / Juli Juli /Aug. 27 ¼ Rthlr. Br., 27 G. Sept./Oktbr. 28 ½ u. Rthlr. verk., 28 ½ Br., 282 Gerste, große loco 20 —22 Rthlr. kleine 17 19 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 17—48 Rthlr. schwimmend 50 pfd. 17 Rthlr. Br., 16 ½ G Erbsen, Kochwaare 28 32 Rthlr. Futterwaare 26—28 Rthlr. Rüböl loco 11 Rthlr. verk. pr. Mai 12 ⅛, ¼ u. 12 Rthlr. verk., 12 Br., 11 G Mai / Juni 11 Rthlr. bez. u. Br. Juni /Juli 10 ¾ Rthlr. Br., 10 ¾˖ G. Zuli/Aug. ¹ 102 Rthlr. nominell. Aug./ Sept. Sept. /Okt. 10 ¾ u. 10, Rthlr. verk., 10 ¼¾ Br., Okt. /Nov. 10 ¾ Rthlr. Br., 10 ½ G. loco 11 ½ Rthlr. Br. pr. Mai 11 ¼ Rthlr. Br., 11 ¼½2 G. Mai /Juni / Juli 11 12 Rthlr. Br., 11 G. Mohnöl 14 ¼ a 14 Rthlr. Palmöl 12 ¼ Rthlr. Hanföl 13 ½ Rihlr. Südsee⸗Thran 12 ¼ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 14 ½ a 14 ½ Rthle. verk. mit Faß pr. Mai 14 ½, ½¼, , ¹12 u. 14 Rthlr. verk., 14 ⁄½ Br., 14 G. 1 Mai Juni 14 ½2 Rthlr. Br., 14 G.

Juli /Aug. 14 ¾ u. 14 ½⅞ Rthlr. verk., 1. ) Aug./ Sept. 15 a 15 Rthlr. Br., Wetter heiter. Geschäftsverkehr beschränkt. Weizen hoch gehalten. Roggen matter. Rüböl eben so. Spiritus niedriger angeboten. Branntwein⸗Preise. ie Preise von Kartoffel⸗Spiritus waren aum 3. Mai 1850 14 Rthlr. frei ins Haus geliefert pr. 10,800 % nach

Tralles.

12 1 3 w4 zerlin, den 10. Mai 1850. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

Danzig, 7. Mai. Nach Maßgabe der in dem letzten Sonn⸗ abendsbericht notirten Preise darf man annehmen, daß gestern für bunten Weizen an der Kornbörse die Preise um 10 Fl. höher wa⸗ ren; es sind überhaupt 120 Last Weizen aus dem Wasser und 60 Last vom Speicher gekauft worden; Preise 370 Fl. bis 420 Fl. für 127/132pf. Gattungen. Man bemerkt indeß, daß mit geringer Ausnahme die Käufer nur aus Speculation bestehen, und die eng⸗ lischen Kommissionshäuser nichts kaufen; wenn sich nun gleich mit gutem Grunde voraussetzen läßt, daß letztere nicht ohne Auf⸗ träge sind, so müssen die Limita doch den gesteigerten Preisen nicht entsprechen, und es steht daher in Frage, wie fest oder wie locker diese Steigerung an unserer Boͤrse begründet ist. Vielleicht beruht die Steigerung der Roggenpreise auf zuver⸗ lässigeren Argumenten, denn die Landleute melden immer ein⸗ stimmiger, daß die Roggensaat theils eine bedeutend fahle Färbung bekommt, theils an Stellen, die den bisherigen eisigen Winden besonders ausgesetzt sind, sehr stark verschwindet; heute scheint das Wetter milde und warm zu werden, da aber das Erd⸗ reich nur wenig oder gar nicht angefeuchtet ist, so steht es dahin, ob diese trockene Wärme viel fruchten wird. An der Börse wur den 100 Last Roggen aus dem Wasser und 25 Last vom Speicher zu 175 Fl., 180 Fl. für 121./122pfd. geschlossen. 80 Last Erbsen 182 ½, 190 Fl.; 50 Last Gerste, wovon 108pfd. 130 Fl. Der Preis der jüngst erwähnten Ladung schottischer Heringe ist nicht bekannt geworden; vom Lager wird 4 ½ Rthlr. per Tonne gefor⸗ dert und 4 Rthlr. geboten. Dagegen finden die ziemlich zahlreich einkommenden Ladungen frischer gr. berger Heringe willige Ab⸗ nahme, und sind zu 21 bis 21 ½ Fl. per gepackte Tonne zum Transit gemacht; alte Waare zu 19 Fl. zu haben.

Stettin, 10. Mai. (Ostsee⸗Ztg.) Das Wetter war in den letzten Tagen warm und fruchtbar; gestern mit starkem Regen.

Der Gang des Getraidegeschäfts scheint jetzt eine entschieden bessere Wendung nehmen zu wollen, denn, wenngleich auch die gute Meinung für Roggen, hervorgerufen durch das nachtheilige Wetter, mit der Aenderung desselben sich wieder etwas verloren hat, so lauten dagegen die Berichte der englischen Märkte für alle übrigen Getraidearten neuerdings günstig und zum Theil melden sie sogar höhere Preise weshalb sich denn auch an unserem Markte vermehrte Kauflust, na⸗ mentlich für Weizen, einstellte. Die Umsätze blieben aber doch nur beschränkt, da die Inhaber der disponiblen Partieen ihre Forderun⸗ gen gleich zu wesentlich erhöhten, und da überdem verhältnißmäßig nur wenig offerirt wurde. Von Weizen sind ca. 600 Wispel zu stei