Sich auf den Exerzierplatz am Kreuzberge zur Truppenbesichtigung begeben.
Berlin, 15. Mai. In dem Ministerium der geistlichen, Un⸗ terrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten wird in allen Theilen seines Ressorts mit der Ausführung der Bestimmungen der Ver⸗ fassungs⸗Urkunde vom 31. Januar l. J. resp. mit der Ausarbei⸗ tung der zu erlassenden, den Kammern bei ihrem nächsten Zusam⸗ mentritt vorzulegenden Gesetze ohne Unterbrechung vorangeschritten.
Um die Kirchen beider Konfessionen ihrer verfassungsmäͤßigen Selbstständigkeit zuzuführen, sind die erforderlichen Einleitungen ge⸗ troffen. Bei der evangelischen wird zunächst dahin gestrebt, die kirchlichen Gemeinden, soweit es noch erforderlich, gehörig zu er stituiren und sodann aus ihnen in entsprechender Weise die Ver⸗ tretung der Kirche in engeren und weiteren Kreisen hervorgehen zu lassen. Einer solchen legitimirten Vertretung gegenüber wird so⸗ dann die Staats⸗Regierung mit der Kirche sich auseinandersetzen und ihr in inneren und äußeren Angelegenheiten zuweisen können, was ihr gebührt, zu eigner Organisation und Verwaltung. Bezug auf die katholische Kirche sind die kirchlichen Obern schon seit längerer Zeit veranlaßt worden, über ihre verfassungsmäßigen Ansprüche an den Staat mit der Regierung in Unterhandlung zu treten; in Folge derselben wird auch hier die Auseinandersetzung in einer dem Rechte und der Billigkeit entsprechenden Weise statt⸗ finden. Das im Art. 17 der Verfassungs⸗Urkunde vorbehaltene Gesetz über das Kirchenpatronat und die Bedingungen, unter wel⸗ chen dasselbe aufgehoben werden kann, ist vollständig vorbereitet und wird den Kammern bei ihrem nächsten Zusammentritt ebenfalls vorgelegt werden.
Die Berathungen über das, nach Art. 26 der Verfassungs⸗ Urkunde zu entwerfende, das ganze Unterrichtswesen regelnde Ge⸗ setz, bei welchen die Begutachtungen der zu diesem Behufe versam⸗ melt gewesenen Vertreter der Elementar⸗Schulen und der Schul⸗ lehrer⸗Seminarien, der Gymnasien und der Realschulen, so wie der Universitäten, die gebührende möglichste Berücksichtigung finden, wer⸗ den ohne Unterbrechung fortgesetzt. Der Entwurf des auf das Elementar⸗Schulwesen sich beziehenden Theiles des Gesetzes ist bereits vollendet und wird, wie wir vernehmen, so eben den Provinzial⸗Behörden zugefertigt, um demselben von deren Stand⸗ punkte aus und mit Rücksicht auf die obwaltenden beson⸗ deren Verhältnisse in den einzelnen Provinzen einer erschöpfen⸗ den Begutachtung zu unterwerfen. Insbesondere sollen dabei die Stellung der Kirche zur Volksschule und die in einzelnen Landes⸗ theilen bestehenden besonderen Rechtsverhältnisse gründlich erwogen und der Kirche alle Befugnisse gesichert werden, welche ihr verfas⸗ sungsmäßig zustehen und mit den unveräußerlichen Rechten des Staats irgend in Einklang zu bringen sind. Es soll auch die Ab⸗ sicht gehegt werden, die kirchlichen Oberen vor der definitiven Fest⸗ stellung des Gesetz⸗Entwurfs unter Mittheilung desselben über ihre Ansichten zu vernehmen, und ein Gleiches soll in Bezug auf
diejenigen Theile des Gesetzes geschehen, welche das Gym⸗ nasial⸗ und Real⸗Schulwesen und die Universitäten be⸗ treffen, deren Berathung in den nächsten Wochen in dem Ministe⸗ rium ebenfalls vollendet wird. Gestattet es die Kürze der Zeit und wird dieselbe nicht durch die nothwendig zu erlegenden Instan⸗ zen erschöpft, so beabsichtigt man, den Entwurf des Unterrichts⸗ gesetzes vor der Einbringung in die Kammern auch noch dem Publi kum behufs einer allseitigen Kritik des in seiner Bedeutung und in seinen Folgen so überaus wichtigen Gesetzes vorzulegen. 8 Das auf Grund der Begutachtungen der betressenden Behör den und Medizinal⸗Beamten, der Aerzte und Wundärzte, der Thier⸗ ärzte, der im Besitze einer Apotheke befindlichen und der eine solche nicht besitzenden Apotheker entworfene Medizinalgesetz wird ebenfalls in den naͤchsten Wochen in dem Ministerium zur Berathung gelan⸗ gen und, wenn es irgend ausführbar, der Entwurf vor der Ein⸗ bringung in die Kammern dem Publikum, wie es schon früher mit inem Theile desselben der Fall gewesen, behufs einer freien Kritik orgelegt werden. 2 Neben so umfassenden, die wichtigsten Interessen berührenden Arbeiten ist jedoch auch der Kunst und ihrer gedeihlicheren Entwicke⸗ lung die ihr gebührende und durch die Verhältnisse dringend gebo⸗ tene Aufmerksamkeit zugewendet worden. Die Entwürfe zu einer umfassenden, eine systematische, das ganze Gebiet der Künste in sich be⸗ greifenden Reorganisation, welche besonders auch eine ordnungsmäßige Ausbildung junger Künstler aller Art und eine gleichmäßigere Sicherung der Leistungen und des Verdienstes der ausgebildeten in das Auge faßt, sind bereits gefertigt. Auch hier soll die Absicht vorwalten, zunächst diese Entwürfe der Künstlerwelt und dem großen Publikum zur Beurtheilung vorzulegen und sie sodann, nach vor⸗ heriger Begutachtung durch allseitige ausgezeichnete Vertreter der Kunst, im verfassungsmäßigen Wege zur Ausführung zu bringen, wobei in Bezug auf die verhältnißmäßig nicht zu bedeutenden Geld⸗ opfer ebensowohl auf die Munifizenz Sr. Majestät des Königs, des Schützers und Pflegers der Künste und Wissenschaften, als auf den von gleichem Streben beseelten Kunstsinn der Kammern mit Vertrauen gerechnet werden darf.
HOesterreich. Wien, 15. Mai. Heute, am Namensfeste der Mutter Sr. Majestät des Kaisers, der Erzherzogin Sophie, ist Familien⸗Diner im erzherzoglichen Prater⸗Palais. Die Frau Erzherzogin Hildegarde und mehrere Mitglieder der Kaiserlichen Familie begaben sich vorgestern nach Klosterneuburg, um die Sonn⸗ tags geweihte Kapelle der dortigen Kaserne zu besichtigen. Erz⸗ herzog Wilhelm und die Brüder Sr. Majestät des Kaisers sind gestern früh auf eine Jagd gefahren.
Die Oesterr. Corresp. sagt: „Die Reisen Sr. Durchlaucht des Fürsten von Windischgrätz nach Wien pflegen gewöhnlich Deu⸗ tungen zu veranlassen, welche der Wahrheit nichts weniger als ge⸗ mäß sind. So wollte man erst kürzlich wissen, der Fürst sei von dem Vertrauen einer hohen Person hierher beschieden worden, um bezüglich der ungarischen Angelegenheiten Rath zu ertheilen. Dies
n einem Augenblicke, wo der Monarch mit dem größten Theile sei⸗ ner verantwortlichen Räthe fern von Wien verweilt. Wir ürfen dieser Angabe, so wie allen daraus ahgeleiteten Folgerungen, entschieden widersprechen; die erprobte Loya⸗ lität und die edle Discretion des Fürsten bürgen für die Richtigkeit unserer Auffassung, während wir versichern müssen, keine hohe Person zu kennen, die im entferntesten Willens wäre, in den regelmäßigen Gang der Regierung irgendwie einzugreifen. Offenbar entstammt jenes Gerücht derselben Qu elle, welche vor kur⸗ serh erst Nationalitäts ⸗Ministerien für Ungarn und Italien ent⸗ eine Aufstellung, die, ungeachtet des aufrichtigen Wil⸗ ens der Regierung, allen billigen Wünschen der Bevölkerungen je⸗ ner Kronländer Rechnung zu tragen, uns eben so lker ng eie⸗ tigt 89 Eö erscheinen muß A wenig gerechtfer⸗
ie Serbske Nov. bringt ei Sr,I HS. . .1
fragt, in welchem v e Artikel über die Kirchen⸗ 2 wachsene Nothwendigkeit hinge⸗
deutet wird, den Häuptern der russischen Kirche die direkte Ke respondenz mit den Oberhäuptern derselben 86 vessisch 2 or⸗ und den Erzbischöfen in Kiew, zu gestatzen, rüssichen. Kaistr
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der letzen Kirchenverordnungen einen Hirtenbrief erlassen. „Der⸗ selbe ist“, bemerkt das Const. Blatt a. B., „was seine Ausdeh⸗ nung betrifft, ein sehr bedeutendes Dokument, in Bezug auf Geist und Haltung sticht er gewaltig von dem des wiener Erzbischofs ab. Er ergeht sich in langen und breiten Worten über das Verhältniß des Staates zur katholischen Kirche, und die⸗ jenigen, welche gegen die Verordnungen vom 18. und 23. April sind, kommen eben nicht mit den glimpflichsten Benennungen davon. Diese werden sich aber zu trösten wissen, wenn sie finden, daß auch jener Monarch, auf den Oesterreichs Völker von jeher stolz waren und stolz bleiben werden, der edle Kaiser Joseph, keine Gnade vor den Augen des Herrn Bischofs von Seckau findet. Nur die Fort⸗ bildung der josephinischen Ansichten ist nach seinem Dafürhalten der Grund der Revolution gewesen.“
In der Oesterr. Corr. liest man: „Man hat hierorts die Wahrnehmung gemacht, daß meist nur kleinere Fabrikanten, die etwa nur mit 3 — 4 Stühlen arbeiten, und von den Arbeitern die minder bezahlten sich dem Deutschkatholicismus zugewendet haben. Auch stellt es sich als unleugbare Thatsache heraus, daß die Beken⸗ ner dieses Glaubens zum größten Theile dem politischen Radikalis⸗ mus zugethan sind. Bei diesem Anlasse können wir beruhigend erwähnen, daß massenhafte Uebertritte, von denen früher verlautete, weder vorgekommen sind, noch vorkommen dürften, und daß die freie Gemeinde keinesweges ein Cirkular mit der Aufforderung zur Konversion, wie letzthin versichert wird, in Umlauf gesetzt hat, so daß auch keine diesfällige Konfiszirung eintreten konnte, eine Zu rückhaltung, die, wenn sie absichtlich geübt ward, mindestens einigen Takt darthut.“ 1
Am 13ten d. M. traf in Salzburg der Kriegsminister Graf Gyulai, aus Tyrol kommend, ein. 1
Der Preis des Rindfleisches ist für die zweite Hälfter dieses Monats neuerlich erhöht worden. Es kostet ein Pfund für diese Zeit vierzehn Kreuzer C. M., eine Theuerung, die in Wien seit Menschengedenken nicht existirte.
Triest, 14. Mai. (W. Z.) Am Abend der Ankunft in Triest besuchten Se. Majestät das prachtvoll beleuchtete und bis in seine letzten Räume überfüllte Schauspielhaus, wo sich bei dem Eintritte Sr. Majestät in die Kaiserliche Loge die allgemeine Freude in lau⸗ tem Jubel kundgab. Am 13. Mai empfingen Se. Majestät im Laufe des Vormittags die sämmtlichen Autoritäten und besichtigten sodann die hiesige Garnison. Um 4 Uhr war große Tafel bei Sr. Majestät, Allerhöchstwelche nach Tische eine Spazierfahrt nach St. Andrea unternahmen, wo das neue Lloyd⸗Dampfboot „Dalmata glücklich vom Stapel gelassen wurde. Das herrlichste Wetter be⸗ günstigte dieses interessante Schauspiel, so wie die mit ein⸗ getretener Dunkelheit darauf gefolgte feenhafte Beleuchtung der Stadt und des Hafens. Se. Majestät begaben sich in einer Barke nach einem in der Mitte des Hafens auf einer schwimmen⸗ den Brücke errichteten Tempel, von wo man die herrlichste Aussicht auf die in einem wahren Lichtmeer strahlende Stadt und Umgebung und die Tausende der erleuchteten Barken und größeren Schiffe genoß und in dessen Nähe von den Zöglingen des Gesangsvereins eine Festkantate aufgeführt wurde und mehrere Musikchöre erschall ten. Tausendstimmiges Hurrah der auf den Raaen der Schiffe aufgestellten Matrosen begrüßten die reichgezierte Barke, welche ven geliebten Monarchen trug. Leider ist der Feldmarschall Graf Ra⸗ detzty wegen einer unbedeutenden Verletzung am Fuße, welche ihn jedoch am Gehen hindert, noch immer in Laibach zurückgeblieben.
Sachsen. Dresden, 15. Mai. (D. A. Z.) In der heu⸗ tigen Sitzung der zweiten Kammer wurden mehrere Petitionen be⸗ seitigt, von welchen nur eine einzige den Versuch einer Debatte hervorrief. Es war dies eine Petition um Entschädigung für den Verlust eines vom Staat erkauften Jagdrechts. Man trug auf Vertagung der Berathung über die vorliegende an sich ziemlich klare Angelegenheit an, während der Ausschuß unter Hinweis auf die lästigen und weitreichenden Konsequenzen, welche aus einem etwanigen beifälligen Beschluß entspringen würden, vorgeschlagen hatte, das Gesuch des Petenten unberücksichtigt auf sich be⸗ ruhen zu lassen. Die Provocationen des Abgeordneten Harkort, welcher die „summarische Aufhebung der Jagdgerechtigkeit ein summarisches Unrecht“ nannte, und des Abg. v. Friesen, welcher meinte, daß es sich rücksichtlich der Jagdbefugnisse auf fremdem Grund und Boden jetzt noch um eine Rechtskontroverse handele, blieben erfolglos und riefen blos einen Protest von Seiten des Abg. Wigard hervor. Die Annahme des Ausschuß⸗Antrags erfolgte mit großer Majorität. Vier andere Petitionen um Zurücknahme des Gesetzes vom 30. November 1843, die Theilbarkeit des Grund⸗ eigenthums betreffend, hätten zu einer lebhafteren Debatte Veran⸗ lassung geben können, wenn nicht inzwischen in der ersten Kammer dem Abg. Oehmichen die Erlaubniß ertheilt worden wäre, einen Gesetz⸗Entwurf, die Theilbarkeit des Grundeigenthums betreffend, bei der Kammer einzubringen. So aber wurden diese Petitionen blos an die erste Kammer gewiesen. ““
Die Sitzungen der Kammern werden durch das Pfingstfest, wie der Präsident am Schlusse der heutigen Sitzung bemerkte, nicht lange unterbrochen werden und schon am 22. Mai wieder be⸗ ginnen. 8
ABusland.
Oesterreich. Mailand, 11. Mai. Die Gazzetta di Milano bestätigt die Nachricht von der Aufschiebung des Ein⸗ zeichnungstermins zum neuen Anlehen bis zum 20. Mai.
Eine andere Bekanntmachung desselben offiziellen Blattes er⸗ klärt, daß zur Nachtzeit nicht selten an Karren vorgespanntes Horn⸗ vieh in die Stadt geschmuggelt und dann zum Nachtheile der Be⸗ völkerung, ohne den Gesundheitszustand desselben konstatirt zu ha⸗ ben, ausgeschrotet wird. Dieser Unfug wird strengstens verboten, und darf fortan kein solcher Karren mehr zur Nachtzeit in die Stadt gelassen werden. Zur weiteren Vorsicht muß sogar alles Hornvieh beim Eintritte in die Stadt besteuert werden, und wird die verzollte Summe gegen Vorweisung des Scheines den Eigen⸗ thümern zurückgegeben, so bald sie mit dem zugetriebenen Vieh die Stadt verlassen.
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 14. Mai. Den Vorsitz führt Bedeau. Hubert Delisle legt einen Antrag nieder auf Kündigung des Postvertrages mit Sar dinien. Mehrere Mitglieder des Berges überreichen Petitionen gegen die Wahlreform. (Bravo links.) Es folgt die Diskussion des Ausgabe ⸗Budgets. Romain Desfossés, Marine⸗ Minister, verlangt das Wort als Repräsentant. Die Ver⸗ sammlung habe gestern eine Redaction des Art. 9 (Ersatzpflich⸗ tigkeit) angenommen, der große Uebelstände mit sich brächte. So hätten Staatsschiffe in fremden Gewässern oft dringliche Ausbesserungen nöthig. Er schlägt daher den Zusatz vor: „Aus⸗ genommen von Art. 9 sind Auslagen der Staats⸗Marine in frem⸗ den Gewässern.“ Wird angenommen. Art. 14: „Durch Erledi⸗
gungen disponible Kredite fließen in den Staatsschatz zurück. Alle drei Monate hat jeder Minister hierüber einen Ausweis zu ver fassen und dem Finanz⸗Minister, wie dem Rechnungshofe, einze
senden.“ Der Kriegs⸗ und der Marine⸗Minister erklären, diese Frist sei für ihre Departements zu kurz. Ueber die Möglich
keit von Mißbräuchen findet eine lebhafte Diskussion zwischen Mau⸗ guin, d'Hautpoul, Rullieères und Lamoricière statt. Der Mi⸗ nister des Innern erklärt, die Bestimmung sei vor 1851 nich ausführbar. Berryer als Berichterstatter giebt statt der viertel⸗ jährigen eine halbjährige Frist zu und bemerkt, die erst 1851 mög⸗ liche Ausführung sei kein Grund, jetzt nicht Art. 14 anzunehmen. Derselbe wird von der Versammlung angenommen. Art. 15: „Binnen Jahresfrist ist ein Pensionsgesetz einzubringen.“ Art. 16: „Bis zu dessen Veröffentlichung können nicht über den bewilligter Kredit Pensionen verliehen werden.“ Art. 17. präsentanten in besonderer Mission. Sämmtlich angenommen. Art. 18: „Von Verkündigung gegenwärligen Gesetzes an bis 1860. kann von zwei erledigten Graden der Ehrenlegion nur einer besetzt werden.“ Die mit diesem Orden verbundenen Pen⸗ sionen dürfen die Gesammt-Summe von 100,000 Fr. nich übersteigen. In Kriegszeiten und fuͤr Aueszeichnung vor dem Feinde ist diese Bestimmung ungültig. Mit der zweiten
Abtheilung des Artikels ist der Minister einverstanden, die erste will
er aber nur auf Nichtmilitairs angewendet wissen, da sonst die Er⸗ nennungen in der Armee auf die Hälfte reduzirt würden. Sau⸗ teyra bemerkt, in gegenwärtiger Zeit sei es ganz rathsam, einen verschwenderischen Großmuth Zügel anzulegen. Larabit spricht zu Gunsten der alten Armee. JI’ 1
schon früher in der Pairkammer angenommen worden. Za⸗ vie Kommis — sion sei noch genügsamer. Denn damals habe es nur 43,000 Legionaire gegeben, während man jetzt 51,000 zähle. Der R. also bei weitem mehr Erledigungen zur Disposition. Wolle der Kriegsminister in seinem Departement begünstigt sein, so möge er sich mit seinen Kollegen verständigen. (Lärm auf der Ministerbank). Uebrigens stehe ihm ohnedies die Hälfte der Ernennungen zu Ge⸗ bote. Der Justizminister erklärt, es sei der Art unmöglich, der Regierung geleistete Dienste zu belohnen. Cha rras bemerkt dem Minister, die Ursache der Unzulänglichkeit liege blos in der ver schwenderischen Austheilung, ganz gegen 1816. Der Justizminister bemerkt, die in Vergessenheit gerathen. Charras bemerkt nochmals, bei den oft lächerlichen Ernennungen im Moniteur sei der Kommissions⸗ Antrag ein wahrer Fortschritt. (Beifall links.) Der erste Theil wird angenommen. Für den 2ten wird folgende vom Justizmi nister beantragte Fassung mit 352 gegen 313 Stimmen angenom men: „Auf Land⸗ und Seemacht sind diese Bestimmungen nicht an⸗ wendbar.“ Art. 18 wird angenommen. Art. 19 betrifft den Druck von Werken auf Staatskosten. Wallon's Amendement wird ver⸗ worfen. Art. 19 der Kommission wird angenommen. Ueber den Ankauf von Remonten für Kavallerie erhebt sich eine Debatte zwi schen Qudinot, Berryer und Lamoricière. Ein Amendement von Charras wird verworfen. Ueber Begleitung der Arbeitsberichte durch genaue Rechnungen entsteht ein heftiger Streit. Eine In⸗ terpellation wegen der Ersatzwahl im Departement des Niederrhein wird auf morgen verschoben und die Sitzung aufgehoben.
Paris, 14. Mai. Ein Blatt meldet, der Minister⸗Nath sei gestern in Folge von Depeschen des Herrn Gros in Berathung ge treten, welche aus Athen angelangt waren. Ein Courier habe die Nachricht davon dem Präsidenten der Republik nach Fontainebleau gebracht. An der Börse suchte man das Gerücht zu verbreiten, der britische Gesandte, Lord Normanby, habe seine Pässe erhalten, und der französische sei von London abgereist. Es fand jedoch keinen Glauben. 1
Ein Dekret des Präsidenten der Republik vom 11. Mai 1850 befiehlt auf Vortrag des Kriegsministers die Errichtung eines 2ten Bataillons mobiler Gendarmerie, 1200 Mann stark, für Paris. Noch immer werden in Paris militairische Vorkehrungen in größtem Maß⸗ stabe getroffen.
Die Patrie enthält folgende Nachrichten über die Arbeiter Unruhen in Creuzot: „Die Arbeiter der Kohlenminen von Creuzot sind in vollem Aufstande. Sie zählen 5 — 6000. Es ist dies mehr als eine Lohnfrage. Die Regierung wird im Stande sein, die Nuhe herzustellen.“ Der Moniteur du Syir, der übrigens nicht mehr halboffiziell ist, widerspricht dieser Nachricht und sagt, im ganzen Departement Saoône und Loire wisse man nichts von einem Aufstande. Der Constitutionnel enthält Folgendes: „Eine Depesche des Generals Castellane an die Regierung be⸗ stätigt und erklärt die Gerüchte von einem Aufstande in Creuzot. Die verhafteten Arbeiter waren aus den Händen der Justiz befreit worden. Die Ankunft des Staatsanwaltes hatte das Resultat, dem Arbeiter⸗Aufstande eine beträchtliche Ausdehnung zu geben. Man schätzt die Zahl der Insurgenten auf 7— 8000. Zahlreiche Truppen wurden hinbeordert. Der Ton der Depesche ist beruhigend.“ Die Voix du Peuple erzählt, es sei die Ur⸗ sache des Aufstandes die plötzliche Entlassung von 200 Arbeitern einer Werkstätte, welche für die Sozialisten gestimmt. Die Unru⸗ hen in Creuzot dauern fort. Die Arbeiter sollen sich der Stadt Autun bemächtigt haben. General Changarnier brachte die ver flossene Nacht mit Ertheilung von bezüglichen Befehlen zu und hat zwei Regimenter seiner Division in Eilmärschen dahin entsendet. Den neuesten, heute um 6 Uhr Abends angelangten Nachrichten zufolge, hätte in Creuzot noch kein Konflikt stattgefunden. Ande⸗ ren, jedoch unverbürgten Nachrichten zufolge, wäre der Aufstand bereits besiegt.
Die heute veröffentlichte Anti⸗Wahlreform⸗Petition findet sehr viel Unterschriften. Der Andrang zu den Journal⸗Büreaus ist außer ordentlich. L. Perrée, Haupt⸗Redacteur des Sidcle, soll der Ver fasser dieser Anti-Wahlreform⸗Petition sein. Belanntlich wurde nicht nur die Voix du Peuple mit Beschlag belegt, sondern die unter der ersten Petition gegen die Wahlreform unterzeichneten Nationalgarden⸗Offiziere vor ein Disziplinargericht gestellt. Man soll anfangs sogar ihre Verhaftung beabsichtigt haben. Dessenun geachtet cirkulirt nicht nur jene Petition der Voix du Peuple noch immer in der Stadt und wird in vielen Exemplarenmit Unterschriften bedeckt, sondern es ist außerdem, noch eine zweite Petition in Um lauf, deren Text im heutigen Crédit, dem gemäßigtsten der demo⸗ kratisch⸗republikanischen Blätter, mitgetheilt wird, welches namentlich im Handelsstande weit verbreitet ist. Auch Sibcle, Presse, National und REpublique bringen dieselbe. Diese Petition ge winnt dadurch an Bedeutung, daß die Initiative⸗ derselben von ein flußreichen oder durch ihre Stellung bedeutenden Männern ergriffen wurde. Man findet unter ihnen den Obersten der 5ten Legion der pariser Nationalgarde, den früheren Präfekten des Mosel⸗Departe⸗ ments, die meisten ehemaligen Mitglieder der konstituirenden Ver sammlung, Croce⸗Spinelli, den Präsidenten des demokratischen Wahl Comité's, des Handels⸗ und Gewerbsstandes, A. Marrast, den Oberst⸗Lieutenant Pascal, den Batatllons⸗Chef Mouduit der 11ten Legion pariser Nationalgarde, den früheren Obersten Forestier, be⸗ kannt vom versailler Prozeß, mehrere Adjunkten der pariser Mai⸗
Normen bei Re⸗
Verryer bemerkt, der Antrag sei
Der Regierung ständen
diese Verordnung von
Verordnung sei
hat sich einstweilen in Familien⸗Angelegenheiten auf der „Queen“
rieen, einen pensionirten Oberst, Kaufleute, Advokaten, Professoren, Buchhändler u. s. w. Die Petition nennt die Vorlage der Wahlreform eine Verletzung der Constitution und warnt die Repräsentanten vor der Verantwortlichkeit der Annahme derselben. Genauester Berechnung zufolge verlören 4,800,000 Wähler durch das neue Wahlgesetz ihr Stimmrecht. Die Wahlreform⸗Kommission hielt gestern eine Nachtsitzung bis nach Mitternacht. Die Prinzipien und Bestimmungen des Gesetz⸗ Entwurfes sind angenommen, nur einige Modificationen zu Gun⸗ sten der Bewohner des flachen Landes sind vorgeschlagen. So sollen alle Landleute, welche seit drei Jahren zur Erhaltung der Vizinalwege beisteuern, auf die Wählerliste gebracht werden. Die Wählerlisten häͤtten die Maires anzufertigen, unter Mitwirkung zweier vom Friedensrichter bezeichneten Wähler der Gemeinde. Streitige Fälle entscheidet der Friedensrichter. Er kann diejenigen, welche dreijähriges Domizil nachweisen, sofort als Wähler einzeichnen lassen. Heute Morgens wurden die Minister nochmals vernommen, Abends wird der Kommissionsbericht fertig sein, welcher morgen der National⸗Versammlung vorgelegt werden soll. LCon Faucher ist Berichterstatter. Der Minister des Innern hat ein Cirkular an sämmtliche Prä⸗ fekten erlassen bezüglich Anwendung des Art. 6 des Gesetzes vom 27. Juli 1840. Dieser Artikel ist nämlich nicht blos auf Colpor⸗ teurs von Profession anwendbar, sondern auf Jeden, welcher Druck sachen vertheilt. Ganz gleichgültig sei es, ob die Drucksachen un⸗ entgeltlich vertheilt würden oder nicht, ob dies auf öffen licher Straße oder in einer Privatwohnung geschehe. Danach haben sich die Gerichte zu halten. Der Vice⸗Präsident der Republik hat heute bei Eröffnung der Staatsraths⸗Sitzung einen Gesetzentwurf des Handels⸗Ministers über Errichtung von Kreditbanken für das Grundeigenthum an die legislative Abtheilung überwiesen. Es wird sofort zur Prüfung des Gesetzentwurfes geschritten. Charles Blanc, früherer Direktor der schönen Künste, ist zu seinem Bruder Louis Blanc nach London gereist. b Für die Königin von Spanien wird hier ein Diamanten⸗ Kopfputz zum Werth von 80,000 Fr. und eine Broche zum Werth von 36,000 Fr. verfertigt. Die Ernennungen der neuen Präfekten haben bei legitimistischen Repräsentanten Unzufriedenheit erregt. 1 1114““ das Gerücht von einer nahe bevorstehenden Anleihe auf. Die Regierung soll dieselbe bei der Verhandlung des Einnahme⸗Budgets beantragen wollen. Seit einigen Tagen sind die alten Gebäudereste im Justiz⸗ palast vollständig abgetragen worden.
Großbritanien und Irland. London, 14. Mai. Gestern empfing Ihre Majestät die Königin im Buckingham⸗Palast einen Besuch von der Herzogin von Orleans.
Im Oberhause kündigte gestern Lord Stanley an, daß er gleich nach Pfingsten die Erledigung der griechischen Streitfrage mit allen Umständen dieser Angelegenheit, die er als eine höchst unglückliche bezeichnete, zur Sprache bringen werde. Er hoffe, füͤgte er hinzu, daß die Minister dem Hause die sämmtliche darauf bezügliche Korre⸗ spondenz vorlegen würden. Der Präsident des Geheimen Raths, Marquis von Lansdowne, versprach dies und äußerte sich mit gro⸗ ßer Zufriedenheit über die Art und Weise, wie der britische Ge⸗ andte in Griechenland, Sir Th. Wyse, den Streit beendigt habe.
Die Bill über Reformen in der Verfassung und Verwaltung der australischen Kolonieen ist gestern vom Unterhause in dritter Lesung definitiv genehmigt worden. Alle noch dazu beantragte Amendements wurden verworfen. Dann nahm das Haus die neuen Stempel⸗Vorschläge des Kanzlers der Schatzkammer an, auf Grund deren nun eine danach abzuändernde Bill eingebracht werden wird.
Italien. Turin, 9. Mai. (Corriere Mercantile.) Gestern hat das Ministerium die Einberufung der drei Altersklassen um Kriegsdienste angeordnet. Diese Rüstungen sollen theils in Folge der Rathschläge der englischen Diplomatie, theils aber auch V in Erwägung der gegenwärtigen Weltlage angeordnet worden sein.
Die Kammer beschäftigt sich gegenwärtig mit dem Unterrichts⸗ gesetze; es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, daß eine Vertagung ihren gegenwärtigen Arbeiten ein Ende macht. Die turiner Jour⸗ nale stellen ein solches Ereigniß in baldige Aussicht, obgleich die offizielle Zeitung in ihrem letzten Blatte die Wahl eines Deputir⸗ ten für Genua ausschreibt. 8 1
Die Bürgerwehr von Genua wird nun ernstlich reorganisirt. Eine Untersuchungs⸗Behörde ist ernannt, vor welcher jeder zum Dienste verpflichtete Bürger anzugeben HAt. her sich für den ge⸗ wöhnlichen Bürgerwehrdienst oder für die Reserve einzeichnen lassen will. Aus den Reihen der ersteren werden die Bürgerwehr⸗Com⸗ pagnieen gebildet.
Rom, 7. Mai. (Lloyd.) General Baraguay d'Hilliers hat einen Tagesbefehl an die französischen Soldaten erlassen, in wel⸗ chem er ihren militairischen Vorzügen alles Lob ertheilt und ihnen als seinen Nachfolger den General Guesviller vorstellt.
Gegen das Ueberhandnehmen des Schmuggels sind energische Maßregeln ergriffen worden. 1
Die Beleuchtung der St. Peterskuppel und die Illumination der Girandola findet morgen Abend statt.
Die offizielle Zeitung widerspricht auf das bestimmteste dem in den meisten Blättern verbreiteten Gerüchte, daß der heilige Stuhl sich mit der sardinischen Regierung über eine Geld⸗Entschädigung von zwei Millionen Lire als Ersatz der nach dem Wortlaute des siccardischen Gesetzes eingebüßten Sporteln u. s. w. verständigt habe. Das erwähnte Journal erklärt ferner, daß die Basis eines neuen Konkordates mit Sardinien nicht pekuniärer Natur wäre, sondern hauptsächlich in dem Verlangen einer größeren Freiheit der Kirche bestände.
Spanien. Madrid, 9. Mai. (Fr. B.) Gestern ver⸗ heirathete sich der Neffe des Ministerpräsidenten, Josef Narvaez, mit der Marquise de Espeja. Derselbe ist der präsumtive Universal⸗ erbe seines sehr reichen Onkels.
3proz. 31 ½.
Griechenland. Athen, 7. Mai. (Lloyd.) Es unter⸗ liegt keinem Zweifel, daß nur noch 24 Stunden der Ausdauer und Beharrlichkeit mehr Griechenlands Schicksal bedeutend erleichtert haben würden, denn alle Welt weiß jetzt, daß das französische Dampfschiff „Solon“ günstige Depeschen für Gros und ein Kou⸗ rier mildernde Instructionen für Sir Th. Wyse gebracht hatten, als leider die Angelegenheit bereits in der bekannten Weise abge⸗ schlossen war. Allgemein lief im Pyräeus das Gerücht, die briti⸗ sche Flotte werde demnächst an Neapels Küste auftauchen. Parker
8 nach Malta eingeschifft. Der König hat den Herren Gros, Thouvenel und Persiany das Großkreuz des griechischen Erlöser⸗Ordens zum Danke für ihre wohlgemeinten Bemühungen verliehen. Am 5ten d. (am griechischen Ostersonntage) hat das im Hafen ankernde britische Dampf⸗
schiff die griechische Flagge auf dem großen Mastbaume aufgehißt und dort den ganzen Tag hindurch behalten, eine Auszeichnung, die sonst nur bei nationalen Festen, aber niemals bei religiösen Festi⸗ vitäten üblich war. Die Stimmung ist hier fortwährend niederge⸗ schlagen, die von dem Lande zwecklos erlittenen Verluste sind sehr groß, die Bedingungen, worauf man schließlich einging, waren schon lange früher zu erlangen und nur die Opposition, die spezifisch eng⸗ lische Partei, schöpft frischen Muth. Die nothgedrungene Unthä⸗ tigkeit Frankreichs und die freiwillige Zurückhaltung Rußlands ver⸗ leihen ihren Anpreisungen des Protektorats Englands den Schein der Wahrheit und Berechtigung.
Wissenschaft und Kunst.
Konzert der Akademie für Männergesang. (Den 16. Mai.)
Am Donnerstag gab die Akademie für Männergesang ein Konzert im Konzertsaale des Königl. Schauspielhauses zum Besten des Frauen⸗Vereins zur Erwerbung eines vaterländischen Kriegs⸗Fahrzeuges, das aber leider nicht so besucht war, als es des wohlthätigen Zweckes we⸗ gen zu wünschen gewesen wäre. Der künstlerische und Hauptzweck des Kon⸗ zertes war, eine bereits im Jahre 1846 von der Akademie für Männerge⸗ sang ausgeschriebene und gekrönte Preiscomposttion zu Gehör zu bringen, deren Ausführung bis jetzt durch die der Kunst ungünstigen Zeitverhältnisse verschoben werden mußte. Die Aufgabe bestand in einem ausgeführten Musikstück für Solo, Chor und Orchester in dramatischer Form. Von den eingelieferten Arbeiten war die mit dem Motto:
„Und sollt' es Einen nur erfreu'n, Es sollte nicht das Lied mich ren'n.“ von den Preisrichtern einstimmig als die beste bezeichnet und ihr der Preis zuerkannt worden. Die heute im Beisein des Publiukms vorgenommene Eröffnung des versiegelten Zettels ergab als Verfasser dieser Preis⸗Compo⸗ fition: „Eine Nacht auf dem Meere“ betitelt, den Musikdirektor Wilhelm Tschirsch in Liegnitz. Der Genannte, aufgefordert, venn er im Saale anwesend wäre, auf der Tribüne zu erscheinen, nahm dort einen ihm üͤber⸗ reichten Lorbeerkranz, in einfachen Worten dankend, entgegen, gleichzeitig den Wunsch aussprechend, daß das versammelte Publikum sein Werk mit Nachsicht aufnehmen möge. Die nun erfolgte Aufführung desselben ließ in der That eine höchst anerkennungswerthe und wahrhaft preiswürdige Arbeit erkennen, ein Ausspruch, der um so gewichtiger erscheint, als sich die Preis⸗Com⸗ positionen im Allgemeinen keines günstigen Rufes erfreuen und die Aufführung derselben oft ihre Preiswürdigkeit in Frage zu stellen pflegt. Mit vielem Geschick und Geschmack konzipirt, bekundet diese „Nacht auf dem Meere“ ein entschiede⸗ nes Talent für dramatische Composition, indem sich die Musik überall dem Texte charaktergemäß anschließt und sowohl die Behandlung des vokalen Theils, als des Orchesters, fast durchgängig eine künstlerisch fesselnde ist. Gleich der einleitende Hymnus an die Nacht: 1 „Heilige Nacht, erhabenes
Zoologischer Garten.
Zu den bevorstehenden Feiertagen werden die Thiere und Vö⸗ gel wieder in ihre Sommer⸗Käfige gebracht sein und sich alsdann viele derselben dem Publikum als neue Erwerbungen darstellen. Es mögen unter diesen ein südamerikanischer Tapir, ein neuholländisches Beutelthier, eine Zibethkatze, ein schwarzer Rüsselbär, ein Tukan (fälschlich sogenannter Pfefferfresser) mehrere neue Papageien und eine Riesenschlange genannt sein. Von den früher vorhandenen Thieren werden die Freunde des Gartens, mit einziger Ausnahme des Straußes, keines vermissen. Denn was uns der anhaltend strenge Winter geraubt hat, wurde bereits in den letzten Wochen, unter der wirksamen Hülfe eines für die Volksbildung thätigen Ver⸗ eins (den zu nennen, wir heute noch nicht ermächtigt sind), reichlich ersetzt. So wird das Affenhaus reicher bevölkert sein, als je zu⸗ vor, dem einsamen Gemsbock ist ein Weibchen zugesellt, die Zahl der Arara's und Kakadu's ist verdoppelt, die Voliere der Sing⸗ vögel gefüllt, die Rinder⸗Arten, Schafe und Ziegen haben sich in sich selbst vermehrt, und die Löwen sind nun fast zu ihrer vollstän⸗ digen Größe erwachsen. Das Laub der Bäume ist in seiner schön⸗ sten Entwickelung, mit zahlreichen Blüthen gemischt, der Rasen in vollkommener Frische, die Nachtigallen und andere Singvögel, hier von keinem Geräusch gestört, in ungewöhnlicher Menge vorhanden und mit ihrem Gesang jeden Theil des Gartens erfüllend. So dürfen wir hoffen, daß die Besucher des Gartens ihn in diesem Jahre mit erhöhter Befriedigung verlassen und die allgemeinere Theilnahme anregen werden, auf welche das Institut bei seiner Gründung angewiesen ist, und ohne welche es, selbst bei der an⸗ sehnlichen Unterstützung, die es aus Staatsmitteln erhält, nicht würde fertbestehen können. Mit der Zunahme des Besuchs geht das Wachsthum der Anstalt in gleichem Schritt, denn Alles, was das Publikum für einige Stunden des edelsten Genusses darbringt, wird auch nur zur Erhö sselb ieder verwendet. Lichtenstein.
Meteorologische Beobachtungen.
Abends Nach einmaliger 10 Uhr. Beobachtung.
Nachmittags 2 Uhr.
1850. 16. Mai.
Morgens 6 Uhr.
4
..335,61“„Par. 335,04"“„POar. 334,70"“Par. Auellwärme 59 R ,5 8
+ 8,0° n. + 12.40 n +†˖ 9,3 °9 . Flusswärme + 4,70 n. + 3,80 R. + 8,1“ R Bodenwärme 75 pbCt. 49 pCt. 90 pCt.
trübe. trübe. Regen.
Luftdruck Luftwürme Thaupunkt
Dunstsättigung .
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Ausdünstung 8 Niederschlag 2,06“ Rh. VEI“ W. W. W. wWäarmewechsel + 12,9⁰° Wolkenzug .... — W. — + 9,9 1
335,12“ Par... + 9,90 n. + 5,50° n... 71 pot
Bild der Schöpfung!“ gestaltet sich von glücklichster Wirkung durch schöne, poetische Auffassung und gediegene musikalische Ausführung. Auch der Chor des Schiffsvolkes:;
„Blaset frisch, ihr muntern Winde!“
wirkt vortrefflich durch sein lebensvolles, frisches Kolorit, während das da⸗ zwischen liegende Duett, das theilweise schon in den Worten einer poeti⸗ schen Ausführung erwangelt, zu den weniger gelungenen Partieen des Werkes gehört. Dagegen muß das Lied des Capitains:
„Es schweigt die Nacht, die Sterne glänzen,
Der Mond scheint sanft auf mich hernieder.“ als eines von trefflichem Ausdruck und schöner Sangbarkeit bezeichnet wer⸗ den, das um so mehr ansprach, als es Herr Mantius mit herzgewin⸗ nender Innigkeit vortrug. Das folgende Matrosenlied mit Chor:
des Herrn Stahlknecht.
„Aufjubelt bei Zwieback und Grogk der Matrose,“
ist ebenfalls im Charakter angemessen und lebendig gehalten, doch in der musikalischen Erfindung ziemlich matt und mitunter fast von trivialer Phy⸗ siognomie, eine Bemerkung, die auch den dichterischen Theil des Liedes trifft. Die diesem Musikstücke folgende Ausmalung des Sturmes ist jedoch dem Komponisten vorzugsweise geglückt. Durch Festhalten eines Orchester⸗Mo⸗ tivs gelang es ihm hier, eine Klippe zu umschiffen, an der die meisten Komponisten bei ähnlichen Ausmalungen scheitern, und ein Musikstück von eben so charakteristischer, als einheitlicher Färbung zu schaffen. Indem wir dem Komponisten von Herzen Glück zu seiner Arbeit wünschen, berich⸗ ten wir nur noch, daß auch das Publikum derselben verdiente Anerkennung zollte.
Der erste Theil des Konzerts brachte die Ouvertüre zu „Cortez,“ einen Prolog von E. von Mühlenfels, gesprochen von Fräul. Vierick, einen Festgesang von Mendelssohn, so wie zwei Lieder desselben, gesun⸗ gen von Fraun Herrenburger⸗Tuczet, und einen Violoncell⸗Vortrag
Musikalisches.
Berlin. Unter dem Titel: „Deutscher Liederfreund für Schule und Haus“ geben die Herren H. Kletke und C. E. Pax gegenwärtig (bei G. Reimer) eine Sammlung mehrstimmiger Lieder nebst Originalweisen heraus, deren erstes Heft, 58 zweistimmige Lieder von verschiedenen Komponisten enthaltend, bereits erschienen ist. Der Inhalt bringt nicht nur in vielen älteren Lirdern von Mozart, Reichardt, Hiller u. s. w., (die theils mit neuen für die Jugend geeigneten Texten versehen, theils in musikalischer Hinsicht den kleinen Sängern genießbar gemacht worden sind), sondern auch in einer Anzahl ganz neuer Compositionen von Neit⸗ hardt, Reißiger, Dorn u. s. w. durchaus Zweckentsprechendes, um so mehr, als die Herausgeber bei der Anordnung der Lieder auch auf die Tages⸗ und Jahreszeiten, so wie auf die Festtage der Schule und Kirche Rücksicht genommen haben. Die Sammlung kann daher mit gutem Gewissen der jugendlichen Sängerwelt empfohlen werden, und sehen wir auch dem zweiten Hefte des „Liederfreundes“, das dreistimmige Ge⸗ sänge enthalten soll, mit Interesse entgegen.
Am 15ten d. M. geruheten Ihre Majestät die Königin eine Deputation der Direction der hiesigen Erwerbschulen in Charlotten⸗ burg zu empfangen, um von derselben den unterthänigsten Dank für die große Huld und Gnade entgegenzunehmen, mit welcher Aller⸗ höchstdieselbe seit nun verflossenen 25 Jahren als erhabene Be⸗ schützerin und Ober⸗Vorsteherin die jetzt schon 57 Jahre bestehende Anstalt unausgesetzt beglückt habe. Ihre Majestät sicherten aller⸗ gnädigst auch für die Folge dem Institute Ihren hohen Schutz zu.
Berlin, den 16. Mat 1850.
Die Direction der Erwerb⸗Schulen.
Tagesmittel: Nacbts 12 Uhr Gewitter.
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 18. Mai. Im Schauspielhause. 89ste Abonnements⸗ Vorstellung: Don Carlos, Infant von Spanien. Trauerspiel in 5 Akten, von Schiller. (Herr Hendrichs wird in der Rolle des Marquis von Posa wieder auftreten.) Anfang 6 Uhr.
Sonntag, 19. Mai. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Abonnement: Der Prophet. Oper in 5 Akten, nach dem Fran⸗ zösischen des Eugene Scribe, deutsch bearbeitet von L. Rellstab. Musik von Meyerbeer. Ballet vom Königlichen Balletmeister Ho⸗ guet. Zwischen dem ersten und zweiten Akte fällt der Vorhang nicht. (Herr Tichatscheck: Johann von Leyden; Frau Viardot⸗ Garcia: Fides.) Anfang 6 Uhr.
Preise der Plätze: Ein Billet zu den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und im ersten Balkon 2 Rthlr.; zum Parquet und zur Tribüͤne 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet zu den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr.; zu den Logen des dritten Ranges, im Balkon und zum Parterre 20 Sgr.; zum Amphi⸗ theater 10 Sgr.; zur Fremdenloge 3 Rthlr. Im Schauspielhause. Mit aufgehobenem Abonnements: Die Komödie der Irrungen, Lustspiel in 3 Akten, von Shakespeare, für die Bühne eingerichtet von C. von Holtey. Hierauf: Der Kaiser und die Müllerin, historisches Lustspiel in 1 Akt, von F. W. Gubitz Anfang halb 7 Uhr. 8 Die resp. Abonnenten werden ersucht, ihre Billets, sowohl für die vorangezeigte Opern⸗, so wie Schauspielhaus⸗Vorstellung bis heute, Sonnabend, Mittags 1 Uhr, abholen zu lassen, im Nicht falle solche dann anderweit verkauft werden. “
Königsstädtisches Theater.
Sonnabend, 18. Mai. Ich bleibe ledig. Lustspiel in 3 Auf⸗ zügen, nach der Idee des Alberto Nota, von C. Blum. Hierauf Mitten in der Nacht. Posse in 1 Akt, nach dem Französischen. Sonntag, 19. Mai. Ein Prophet, oder Johannes Leiden und Freuden. Parodirende Zauberposse mit Gesängen, Tänzen und Gruppirungen (mit theilweiser Benutzung eines älteren Sujets), in 3 Akten, von Gustav Räder. Die neuen Maschinerieen und Decorationen im ersten Akte: Gegend mit Windmühlen; im zweiten Akte: der innere Vorhof eines indischen Temvels mit der Seiten⸗ ansicht des Palastes; im dritten Akte: Explosion⸗ und Einsturz⸗ Pavillon, Ansicht von St. Petersburg mit der Eisfläche der Newa ꝛc., sind vom Maschinenmeister und Decorationsmaler Herrn Köhn.
Montag, 20. Mai. Ein und Freuden. 8 Dienstag, 21. Mai. Zum erstenmale: Eine Rente, oder: Wucherer und Lebemann. Lustspiel in 3 Akten, nach de Vailly, von Guttmann. Hierauf (neu einstudirt): Die Wiener in Berlin. Liederposse in 1 Akt, von K. von Holtei.
Mittwoch, 22. Mai. Zum erstenmale wiederholt: Eine Rente oder: Wucherer und Lebemann. Hierauf: Die Wiener in Berlin⸗
Prophet, oder: Johannes Leiden