fassung vom März 1849 wieder aufheben wolle; sie ist nur sus⸗ pendirt. Hiermit ist der Vorschlag, daß ganz Oesterreich in dem deut⸗ schen Volksrath vertreten sein solle, nur unter der Voraussetzung zu erklären, wenn der sogenannte deutsche Volksrath ein wesenloser Schatten zu werden bestimmt sein würde. Immerhin aber würden selbst unter dieser Voraussetzung alle österreichischen Kronlande fte⸗ die Sicherheit Deutschlands gegen äußere Feinde und 1,es ruhen, und Deutschland würde umgekehrt für jene stmame gtich Kronlande einzutreten haben. Daß gleichzeitig sogar hsea Nor 1 % 8 e (Gr rechte eine Verwahrung gegen alle deutsche Grundrechte g. die Aürsccht von Oesterreich eingelegt worden ist, das schent ins 8 Von 45848 hinzudeuten, als od in Deutschland die ganze Seer t t es aber Nauf immer vergessen und verschwunden wärc. So bitnlsche Auf⸗ nicht; so weit kommt es nicht, und wenn eine neue po e N. 8 “ erze verden kann, so würde es am leich⸗ regung in Deutschland erzeugt werben, „ 8 1156“ testen auf dem Wege einer solchen Behandlung gesch⸗ heg 98 können der Königl. hannoverschen Regierung dafür unsere ee 80 nung nicht versagen, daß sie die Vorlage vom 27. Februar 83 als Grundlage keiner deutschen Verfassung positiv verworfen hat. Wodurch Bayern, Württemberg und. Sachsen zu der Annahme gelangt sein mögen, daß sie eine solche Verfassung durch freiwillige Annahme der deutschen Staaten und Völkerschaften zur Ausführung bringen könnten, kraft welcher nur ihnen mit Oesterreich, Preußen, Hannover und Hessen ein Vorrecht in der Regierung gegönnt werden und die aufgehobene Bundesversammlung von 17 Stimmen in eine andere von 7 verwandelt werden will, das vermögen wir kaum zu begreifen. Erwägt man, daß aus den schon oben vorgetragenen Gründen eben so wenig die deutsche Nation wie die zurückgesetzten Regierungen in der gedachten Vorlage eine Befriedigung finden können, so versteht man nicht, worauf die Hoffnung einer allgemeinen freiwilligen Annahme derselben beruht haben mag. Und dennoch ist irgend eine neue gemeinsame Verbindung aller kleineren deut⸗ schen Staaten eine entschiedene Nothwendigkeit in Rücksicht auf ihre äußeren und inneren Verhältnisse. Diese Verbindung muß nach der Natur der Sache und nach den gegebenen Verheißungen in Uebereinstimmung mit der Nation getroffen werden, sie muß daher eine Befriedigung der hauptsächlichsten nationalen Bedürfnisse und Forderungen, eine centrale Gewalt und einen deutschen gesetzgeben⸗ den Körper für gemeinsame Angelegenheiten, in Ausführung brin⸗ gen. Jeder andere Weg, wir wiederholen es, führt vom Ziele des Friedens und einer neuen gesetzlichen Ordnung und Freiheit ab, bedroht am meisten den rechtlichen Bestand derjenigen deutschen Staaten, welche sich nicht durch eigene Kraft, sondern nur durch eine Vereinigung von Kräften zu erhalten vermögen. Die freie Stadt Frankfurt insbesondere ist eben so wenig im Stande, für sich zu bestehen, als die übrigen Staaten, welche sich dem Bündniß vom 265. Mai 1849 angeschlossen haben. Wenn nach den sehnlichen Wünschen eines jeden Vater⸗ landsfreundes der völkerrechtliche Bund mit Oesterreich und mit den deutschen Königreichen, welche sich dem engeren Bunde nicht anschlie⸗ ßen wollen, erhalten bleibt, so kann dieser weitere Bund ohne Anstand in Frankfurt seine vermittelnden Organe behalten, zumal in dem Falle, wenn allerdings gegen unseren Wunsch — weder die Re⸗ gierung noch die Gesetzgebung des engeren Bundes hier ihren Sitz erhalten sollte. Die Verhältnisse der frankfurter Behörden zu den Organen des weiteren Bundes werden auf dem Wege des Vertra⸗ ges so geordnet werden müssen, daß jene Organe dieselbe unab⸗ hängige Stellung, wie seiner Zeit die Bundes⸗Versammlung genießen. Wer nicht überhaupt einen Strich durch die Ereignisse der Jahre 1848 und 1849 machen und Alles auf den Staatenbund von 1815 zurückführen zu können vermeint, der wird dieses zugeben müs⸗ sen. Denn werden deutsche Staaten innerhalb des engeren Bundes und außerhalb desselben vorhanden sein, so kann man diesen eben so gut zumuthen innerhalb des Gebietes von jenen das Centralorgan un⸗ ter den gedachten Bedingungen festzustellen, als jenen in dem Ge biete von diesen. Die Sache wird genau dieselbe sein und wollte man jenes Centralorgan nach Oesterreich, Preußen, Bayern oder Sachsen verlegen, so müßte überall, wie in Frankfurt, ein unab⸗ hängiges Verhältniß desselben von der 8 erritorialgewalt festgestellt werden. Dieser Punkt wird also nicht der schwierigste bei einem endlichen Uebereinkommen werden können. 1 1 Ehe wir nun unsere Anträge stellen, müssen wir noch eines besonderen Verhältnisses erwähnen. In dem Senatsvortrage ist der Artikel 4 der wiener Kongreßakte ausführlich aufgenommen und der Artikel 61 derselben angeführt worden. Am Schlusse des Vortrags wird von einem möglichen Einspruch anderer Mächle ge⸗ gen den Anschluß der freien Stadt Frankfurt an das Bündniß vom 25. Mai 1849 gesprochen. Gegen diese, dem Mißverständniß sehr ausgesetzte Aeußerungen muß ein ausdrücklicher Wider⸗ spruch aus Achtung für die Selbstständigkeit unserer Vaterstadt eingelegt werden. Wir wollen nicht wiederholen, was sich gegen eine solche Anwendung des angeführten Artikels 46 aus dem oben Bemerkten, aus dem Reichsgesetz vom 28. Juni 1848 und sogar aus der Rede des Bundespräsidenten vom 12. Juli 1848, so wie aus dem Vertrage vom 30. September 1849 und aus der Erklä⸗ rung des Reichsverwesers vom 6. Oktober 1849, anführen läßt. Abgesehen davon, dürfen solche Ausnahmebestimmungen, wie der Artikel 46 ist, nicht ausdehnend erklärt werden und es bezieht sich derselbe 1) auf Streitigkeiten, welche bei einem einigen Beschluß der hiesigen Behörden nicht vorliegen werden; 2) auf Streitigkei⸗ ten zwischen Angehörigen dieses Staates, nicht auf beliebige Ein⸗ sprüche dritter Staaten in unsere Angelegenheiten; 3) auf unsere frankfurter Verfassung und nicht auf die deutsche, welche wir guf dem Wege des Staatsvertrags mitordnen können und müssen, nachdem die Verfassung von 1815 aufgehoben ist, eben so gewiß und eben so gut, als andere deutsche Staaten hierzu ein Recht und eine Pflicht haben. Eine weitere Ausführung hierüber scheint uns überflüssig zu sein; wir beantragen demnach, daß die gesetzgebende Versammlung den nachstehenden Beschluß fassen und an hohen Senat befördern wolle: In Erwägung 1) daß zwar die gesetzgebende Versammlung das ausschließliche Recht hohen Senats zum Abschluß von Staats⸗ verträgen nicht bestreitet noch bestritten hat, und eben so wenig denselben zu unzeitigen Mittheilungen über den Stand diplomati⸗ 88 Verhandlungen für verpflichtet erachten kann; daß jedoch 2) e gesetzgebende Versammlung nach dem Artikel 16 der Constitu⸗ tions⸗Ergänzungs⸗Akte, die von ihr gut befundenen Anträge an zu richten und nach dem Artikel 17, 2 der Constitu⸗ Ergänzungs⸗Akte insbesondere Staatsverträge zu sanctioniren
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hat; 3) daß es zur wünschens ei 8 8 vünschenswerthen Einigkeit beider Behörden in
8 Nesea aore beiderseitigen Rechte nur beitragen kann, wenn
. 5 Ansichten rechtzeitig stattfindet; in Erwä⸗ gung haß bezglich des Anschlusses der freien Stadt Fr an das Bündniß vom 26 Mei E“ e Verfahren in der Senatsrückäußerung vom 4 Pern sJaltene für die Benncf 8gen eg wird, während die gesetzgebende Ver smmesnng. ne⸗ se 62 er eihe⸗ noch in der anderen Beziehung damit einverstanden sein kann, indem 5) durch solche Bestimmungen, wie sie die münchener Vorlage vom 27. Februar 1850 enthält, das durch Bundesbeschluß vom 30. März 1848 und vurch Reichsgeset
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vom 28. Juni 1848 erworbene nationale Recht auf einen deutschen gesetzgebenden Körper und auf eine deutsche Centralgewalt für die gemeinsamen Angelegenheiten der deutschen Bundesstaaten vereitelt werden würde, während 6) alle deutsche Regierungen, nach rechtlich aufgelöster Bundes⸗Verfassung vom 8. Juni 1815, auf die Feststellung einer neuen deutschen Verfassung mit den oben be⸗ zeichneten Grundlagen hinzuwirken verpflichtet erscheinen und hier durch Recht, Ordnung, gesetzliche Freiheit und nationale Entwicke⸗ lung befördert werden; „trägt die gesetzgebende Versammlung dar auf an, daß hoher Senat, nach stattgefundenem Abschluß der für die deutschen Unionsstaaten zu Erfurt berathenen Verfassung und geschehener Einsetzung der Unionsregierung, dem Bündniß vom 26. Mai 1849 salva ratificatione beitreten, auch jede etwanige Einmischung dritter Staaten hiergegen als rechtlich unbegründet zurückweisen wolle.“
Wissenschaft und Kunst. Wissenschaftlicher Kunstverein.
Berlin. In der Versammlung des wissenschaftlichen Kunstvereins am 15ten d. Mts. waren an Kunstgegenständen ausgelegt: 1) Einige Hefte vor⸗ züglichster Kopieen aus der Sammlung von Original⸗Handzeichnungen be⸗ rühmter italienischer und deutscher Meister, ehemals im Besitz Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Karl in Wien. 2) Eine Anzahl Aquarellen von Hosemann, Erinnerungen aus dem Leben auf dem Harzgebirge und ber⸗ liner Volksscenen aus dem Sommer 1848. Da der mit unversiegbarem Humor reichbegabte Künstler diese Zeichnungen nebst einigen Genrebildern in Oel der öffentlichen Ausstellung im Akademiegebände übergeben hat, finden Kunstliebhaber dort Gelegenheit, erwünschte Erwerbungen für Album und Sammlungen zu machen. Professor Piper sprach, im Anschluß an seinen in vorletzter Versammlung gehaltenen Vortrag: „über den Zu⸗ sammenhang von Kunstvorstellungen im griechischen und lateinischen Mittel⸗ alter.“ Der Zusammenhang, hieß es darin, zwischen dem Morgenlande und dem Abendlande bei dem Wiederaufleben der Kunst im 13ten Jahr⸗ hundert ist offenkundig: namentlich ist es Rumohr’s Verdienst, die Ein⸗ wirkung der griechischen Malerei in Italien für jene Epoche (nachweislich zuerst 1207) urkundlich zsestgestellt zu haben. Aber aus der früheren Zeit giebt es nur vereinzelte Kunde von solchem Einfluß auf das Abendland, in Deutschland insbesondere unter Heinrich II. Um so mehr wird jede Spur zu beachten sein, welche von der abendländischen Kunst aus auf die bpzantinische zu⸗ rückweist. Eine neue Thatfache dieser Art enthält die mittelalterliche Vor⸗ stellung der Zeitkreise. Erstens nämlich zu den früher nachgewiesenen abendländischen Miniaturen (in Berlin und Stuttgart) aus dem 12ten Jahrhundert findet sich eine vollständige Anweisung und Erklärung in einer griechischen Schrift, dem Handbuch für Kirchenmaler von dem Mönch Dionysius, welches unlängst erst aus einer Handschrift vom Berge Athos in französischer Uebersetzung bekaännt gemacht ist. Auch enthält die Kirche zu Sophades in Thessalien ein Frescogemälde, dieser Anweisung im We⸗ fentlichen entsprechend: doch sitzt hier in der Mitte die Zeit (Kronos), während in den abendländischen Bildern die Figur des Jahres die Stelle einnimmt, wie im späteren Griechisch 0 ο auch Jahr bedeutet. Daß aber die bozantinische Vorstellung die ursprüngliche ist und nicht umgekehrt, folgt daraus, daß jene in einem größeren Zusammen⸗ hange und tieferen Sinne erscheint. Denn auf dem Kreise, der die Figu⸗ ren der Monate, Jahreszeiten u. s. w. einschließt, sind die Alter des Menschen angeordnet: unten auf der einen Seite das Kind anfsteigend, oben in der Mitte thronend der Mann, auf der anderen Seite unten der Greis hinabstürzend, unter ihm das Grab und der Tod; dazwischen noch die Mittelstufen. Es ist das Rad der Zeiten und des menschlichen Lebens, welches in Bewegung gesetzt wird von den Genien des Tages und der Nacht. So ist den byzantinischen Bildern ein ethischer Charakter eigen, während in den abendländischen Miniaturen nur ein Kalenderbild daraus eutlehnt ist. Andererseits ist aber jenes Rad mit den Lebensaltern für sich, ohne die Zeitfiguren, nicht selten in abendländischen Kunstwerken abgebildet, so daß an derselben Stelle eine zweite Uebereinstimmung von Kunstvorstel⸗ lungen sich zeigt. Doch hat dies sogenannte Glücksrad auch im Abend⸗ land schon alte Voraussetzungen. Das RNad stammt aus der an⸗ tiken Kunst, als ein Attribut der Nemesis, der Parzen, der For⸗ tung. Besonders durch eine Stelle des Boethius ist die Vorstellung des Glücksrades auf das Mittelalter übergegangen. Häufig findet sie sich bei den mittelhochdeutschen Dichtern, namentlich bei Meister Si⸗ geher (v. d. H. Ms. II. S. 362), wie vor kurzem Wackernagel (in Houpt'’s Zeitschr. f. d. A. Bd. VI.) ausführlich gehandelt hat. Hie nächst sind als Kunstdenkmäler zu bemerken ein Miniaturbild in dem Hortus de- liciarum der Herrad von Landsperg, mit einer Inschrift, welche ganz an die Erklärung des Bildes in dem griechischen Handbuch erinnert, ein Mo⸗ saikgemälde im Dom zu Perugia und die Sfulpturen in den Kirchen zu Verona, Basel, Beauvais mit 6, 10, 12 steigenden und fallenden Figuren: die Kathedrale zu Amiens (13tes, 14tes Jahrh.) enthält nur ein halbes Rad, aber eben so mit 17 Figuren. Dazu kommt ein Holzschnitt aus dem 15ten Jahrhundert: Rota vitac, quae Fortuna vocatur, mit 6 Lebensaltern und der Inschrift bei einem Todten im Sarge:
der dot rufft ons dag un naht, wollher uwer (bett) vst gemaht.
In allen diesen Bildern ist die Unbeständigkeit menschlicher Glücksfälle und das unabweisliche Ende vor Augen gestellt. Dem gegenüber ist von besonderem Interesse ein Miniaturbild in einer Handschrift des Angustinus aus dem 14ten Jahrhundert zu Amiens: auf einem Boden, den Himmel und Erde bilden, dreht sich ein Rad, auf welchem drei Individuen sich an⸗ klammernd den Wechsel der Bewegung über sich ergehen lassen, das Rad aber wird regiert von einer gekrönten Person, das ist die Vorsehung. Im Tert nämlich wird gezeigt, daß die Vorsehung und nicht das Glück die Ursache der Größe des römischen Reichs gewesen sei. Also lehrt das Bild, daß die Wechselfälle in den Geschicken der Völker wie des Einzelnen von einer höhe⸗ ren Hand geleitet werden. Eine ähnliche Verschiedenheit der Bedeutung zeigt schon die antike Anwendung des Rades als eines Symbols der vor⸗ hin genannten Gottheiten; denn die Parzen repräsentiren eine Naturnothwendig⸗ keit, die Nemesis die sittliche Nochwendigkeit, die Fortuna aber ursprüng⸗ lich die göttliche Freiheit und Vorsehung, welche beides durchdringt, woge⸗
gen sie in der Skepsis späterer Zeit zu einer Göttin des Zufalls und seiner Wiäckür herabgesetzt wurde. So mag auch diese Kunstvorstellung dienen, an die tieferen Ahndungen des Heidenthums zu erinnern, welche das Christen- thum zur Klarheit gebracht hat. Zur Erläuterung dieser Bemerkungen wur⸗ den vorgelegt: eine nach der gedachten bozantinischen Anweisung konstruirte Zeichnung und eine Durchzeichnung des stuttgarter Miniaturbildes, so wie Abbildungen von dem Glücksrade in Verona, Basel und Amiens in dem Werke von Orti Manara, der Beschreibung des Doms in Basel und bei Didron Annal. archéol. Vol. I. Dr. Förster sprach über „die Sirenen des Mittelalters“ und legte Durchzeichnungen nach einem in dem bischöf⸗ lichen Palaste von Beauvais befindlichen Wandgemälde vor. Professor Panofka gab Erläuterungen zur Bedeutung der Sirenen und der Seylla im griechischen Mothus. Ein Beitrag zu dem Lessing⸗De nkmal wurde auf Antrag des Geh. Raths Schnaase bewilligt und eben so fand die Aufforderung zur Betheiligung bei der von den Herren Sachse und Be⸗ gas in Anregung gebrachten „Ein Thaler Ausstellungs⸗Lotterie“ die bereit⸗ illigste Aufnahme.
11““ ““ Archäologische Gesellschaft. 8
„In der Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom 7. Mai d. J. berichtete Herr Gerhard über den kürzlich hier angelangten isten Jahrgang des trotz ungünstigster Zeitverhältnisse in Rom unausgesetzt und erfolgreich fortbestehenden archäologischen Instituts. Aus dem so . als gewählten Inhalt dieser neuesten Lieferung wurden besonders hervorgehoben die in Genuag von Frau Mertens nachgewiesenen Amazonen⸗ reliess, die in Styl und Größe den aus Halikarnaß und vom Mausoleum
stammenden Reliefs gleichen Inhalts im britischen Museum entsprechen;
ferner das von Welcker im kapitolinischen Museum nachgewiesen bisher un⸗ bekannte Bildniß des Aeschylos; eigenthümliche Vasengemälde von Jason's Drachenkampf und vom Besuche des Priamus bei Achill; sodann die für Bauliches und für Gräbersitte des späteren Rom's äußerst anziehenden Reliefs vom Monument der Aterier und aus ungefähr gleich später Zeit die am gelehrten Inhalt nicht minder ergie⸗ bige Inschrift des Nicomachus Flavianus. Anußer der erprobten kapitolini⸗ schen Thätigkeit der Herren Braun, Henzen, Brunn, Mommsen und L. Schmidt haben zu dem gedachten Annalenband von italienischen Alter⸗ thumsforschern hauptsächlich Borghesi, Camina und G. B. de Rossi beigesteuert; unter den diesmal nur spärlichen Beiträgen deutscher Forscher wird ein numismatischer Aufsatz des Herrn von Prokesch bemerkt. Professor Curtius, den die Gesellschaft nach längerer Abwesenheit
als eines ihrer thätigsten Mitglieder wieder begrüßte, besprach die neuer⸗ dings mit lebhaftem Interesse wieder aufgenommene Frage über den Zusammenhang der phönizischen und hellenischen Kultur; er hob die Nothwendigkeit hervor, diese Frage an bestimmte Oertlichkeiten und sichere Spuren phönizischer Niederlassungen anzuknüpfen. Solche Spu ren wies er an der Ostküste von Morea, namentlich am argolischen Meer⸗ busen nach und zwar in den Kulten und Heroensagen von Nauplia und Argos, wie auch in argivischen Ortsnamen und Kunstgebräuchen. So gab der Ortsname Palamidi Veranlassung, den Heros Palamedes auf die Ein drücke phönizischen Schifferverkehrs und den Prunk mokenischer Gräber auf asiäatischen Einfluß zurückzuführen. Herr Panofka sprach über die von Herrn Gerhard zur Stelle gebrachte Zeichnung eines durch Pighius (im in⸗ haltreichen Inschriftband der Königl. Bibliothek zu Berlin) erhaltenen Sar⸗ kophagreliefs dahin sich aus, daß deren anscheinend auf Daedalos und Ika⸗ ros bezügliche Darstellung vielmehr zwei Göttergeburten, denen der Pandora und der Aphrodite gelte, welche beide auch aus Darstellungen des Phidias bekannt sind. Herr G. Schwab machte seitens des nicht anwesenden Freiherrn von Prokesch⸗Osten aus einem Schreiben des österreichischon Ge⸗ neralkonsuls Hahn in Janina der Gesellschaft Mittheilung von den umfassenden Arbeiten dieses der griechischen Literatur wohl kundigen Mannes über illp⸗ rische und albanesische Sprache, deren faktischer Werth durch sanguinische Schlüsse auf der pelasger Sprache und Götterwesen eher gefährdet als gehoben sein dürfte. Von Frau Mertens in Bonn waren Zeichnungen neu erworbener antiken Bronzen ihrer Sammlung eingesandt worden, namentlich einer geschmackvoll verzierten Lampe und, als Kuriosität zu erwähren, eines zierlichen römischen Stiefels.
Als literarische Neuigkeiten lagen vor:
1) Panofka. Antikenschau zur Anregung erfolgreichen Museenbesuchs, 28 Seiten in 410 mit 15 bildlichen Darstellungen (Vortrag im hiesigen wissenschaftlichen Vereine gehalten), Berlin T. Trautweinsche Buchhandlung (J. Guttentag). 2) Otto Jahn. Ueber die ephesischen Amazonenstatuen. Mit 6 Tafeln. (Aus den Schriften der sächsischen Akademie.) Nachweisung von fünf oder sechs verschiedenen Amazonenbildungen, welche auf den be⸗ kannten, von Phidias, Polpklet, Kresilas u. A. geführten ephesischen Wett⸗ streit sich zurückführen lassen. 3) Arneth. Ueber Delgado’'s Abhandlung, die in Portugal aufgefundenen Silberscheibe mit Relief des Theodosius be⸗ treffend, die Herr Arneth sinnig für ein Votivschild erklärt (der Aufsatz ist den Berichten der wiener Akademie Nov. 1849 entnommen). 4ͤ) J. de Witte. Expiation d'Oreste (aus den Annali dell'’ Instituto) und géant Valens aus der Révue numismatique). 5) B. de Köhne. Mé moires de la Société d'Archéologie et de Numismatique de St. Peters burg IX. darin ein Aufsatz von C. von Paucker, Demophon oder Orestes? Betrachtungen über ein von Gerhard erklärtes Vasengemälde, 6) Cav. Baudi a Vesme. In diploma militare Imp. Gordiani Pii Lugduni repertum 0 1781 Seguieri et aliorum scripta et commenta 1 variae. 4to (Aus den Schriften der turiner Akademie.)
Klimatologi
Monats⸗Isothermen. Entworfen von Dr. H. W. Dove Mit Karten. Berlin 1849.
(Schluß. Vergl. Preuß. Staats⸗Anzeiger Nr. 133.)
Eine annähernde Bestimmung erhielt Herr Dove dadurch, daß er di mittlere Temperatur der Zonen berechnete zwischen 00 und 10⁰, 100 un 20⁰ Breite und so fort, und dabei, so weit die Beobachtungen reichten, die empirischen Werthe unmittelbar anwendete und für die höchsten Breiten die durch Interpolations-Formeln gefundenen. „Wenn demnach diese Bestim⸗ mungen“, sagt der Herr Verf. Seite 11, „nur als eine erste Annäherung gelten können, so scheinen sie doch sicherer, als die bisher angewendete ganz willkürliche Methode, daß man auf einem beliebigen Meridian fort ging und daraus die mittlere Temperatur des Pols bestimmte. Späte sollen diese Werthe dadurch verbessert werden, daß die Temperatur de Ost⸗ und West⸗Hälfte vermittelst der Besselschen Formel zu einem Ganzer verbunden werden, und indem die Form der Function unbestimmt gelassen wird, durch Hinzufügen von Gliedern die empirischen Werthe so nahe al möglich durch die Formel wiedergegeben werden.“
Als vorläufige Werthe giebt Herr Dove: Januar. Nordhälfte 7⁰,5; Südhälfte = 12,2; ganze Erde = 9⁰,9;; Juli. Norvhälfte 17⁰,3; Südhälfte = 90⁰,6; ganze Erde = 130,5. Die Temperatur de Erde nimmt daher vom Januar bis Juli um volle 309,5 zu. Bestimmt man die mittlere Temperatur der Erde zunächst als Mittel des Januar un Juli, so würde sie 11⁰,7, die der Nordhälfte 12⁰,4, der Südhälfte 100,0 sein. Da die Sonne, wenn sie bei ihrer jährlichen Bewegung in ander Zeichen tritt, immer andere Theile der Erdoberfläche überblickt, diese abe mannigfaltig gestaltet ist, so muß die Wirkung der Sonnen⸗Strahlung sich stets ändern, denn die Sonnen⸗Wärme bewirkt in den Substanzen, die ih ren Aggregat⸗Zustand nicht verändern, eine Temperatur⸗Erhöhung, dagegen wird sie im Schmelzungs⸗Prozesse des Eises und im Verdampfungs⸗Pro zesse des Wassers gebunden, Tritt daher die Sonne von ihrer nördlichsten Abwelchung in südliche Zeichen, so wird wegen des immer zunehmenden Antheils der flüssigen Grundfläche ein um so größerer Antheil ihrer Wärm gebunden, daher jene große periodische Veränderung der Gesammt⸗Tempe ratur ver Erde.
„In diesen Verhältnissen scheint ein wichtiges Moment des Bewegungs Mechanismus der gesammten Atmosphäre zu liegen, die Bedingung näm lich eines periodischen Ueberganges der Wasserdämpfe in den Zustand de Tropfbaren. Der Kreislauf des Flüssigen, dieser wesentliche Hebel alles vegetativen und animalischen Lebens, erscheint auf diese Weise nicht meh gebunden an lokale Abkühlungen, an die Vermischung ungleich temperirter Luftströme, sondern in der unsymmetrischen Vertheilung der festen und flüs sigen Massen auf beiden Erdhälften liegt die innere Nothwendigkeit, daf der Wasserdampf, der sich vom Herbst⸗Aequinoctium bis zum Frühlings Aequinoctium über der südlichen Erdhälfte in überwiegendem Maße entwik kelt, in der anderen Hälfte des Jahres zur Erde als Regen und Schne zurückkehrt. So erscheint der wundervolle Gang der mächtigsten Dampf maschine, die wir kennen, der Atmosphäre, dauernd geregelt. Es ist wahr scheinlich, daß die nördliche Erdhäalfte überwiegend der Kondensator diese Dampfmaschine ist, die südliche ihr Wasser⸗Reservoir, daß die Regenmeng auf der nördlichen Erdhälfte daher bedeutender, als auf der südlichen, un daß ein Grund der höheren Temperatur der Nordhälfte eben darin liegt, daß die auf der südlichen Erdhälfte gebundene Wärmemenge auf der nörd⸗ lichen in den mächtigen Niederschlägen frei wird.“..— 8
Diese wesentlich von dem gegenseitigen Verhältnisse des Festen un Flüͤssigen abhängigen Erscheinungen mußten natürlich ganz andere sein, al jene Verhältnisse andere waren. Mit dem allmäligen Hervortreten der f. sten Massen aus dem Flüssigen mußten die atmosphaͤrischen Verhältnisse sich wesentlich ändern. Jedes Hervortreten neuer fester Massen mußte im Allgemeinen ein bestimmtes Quantum des vorhandenen Wasserdampfe kondensiren, da der Antheil der latenten Wärme sich veränderte. Di geognostischen Revolutionen der Erde hatten also atmosphärische Konvul⸗ sionen zur Folge, bis die Bewegungen der Atmosphäre sich der neuen Ge⸗ staltung ihrer Grundfläche angepaßt hatten. Im Allgemeinen muß die Temperatur der ganzen Erdoberfläche bei jeder Vermehrung ihres Areal
ugenommen haben. 1 8
P88 Bei der jährlichen periodischen Veränderung der Tempe⸗ ratur der ganzen Erdoberfläche könnte es auffallend erscheinen, daß sie größer sein soll, als die der südlichen Erdhälfte allein, denn sie beträgt
30,8 für die ganze Erde und nur 20,6 für die südliche, dagegen 90,8 für die nördliche Hälste. „Es leuchtet ein, daß nur die letzten beiden Größen nit einander verglichen werden können, nicht aber die erstere mit den bei⸗ den letzteren. Denn die periodische Aenderung der südlichen und nördlichen Erdhälste stellt für sich den Gegensatz dar, welchen die veränderte Mittags⸗ höhe der Sonne in der jährlichen Periode über einer vorwaltend festen oder flüssigen Grundfläche hervorbringt; hier ist also die Grundfläche konstant,
die Bedingung der Insolation hingegen verschieden. Die periodische Ver⸗ änderung der Temperatur der ganzen Erde eutsteht hingegen dadurch, daß
für gleichbleibende Einstrahlungs⸗Bedingungen die beleuchtete Grundfläche sich periodisch ändert.“ 1“
Herr Professor Dove erläutert nun ausführlicher, wie die Lage und Gestalt der Isothermen vom Januar zum Inli sich verändert. Es muß aber hier auf die Abhandlung selbst verwiesen werden, da bei der konzisen Schreibweise des Herrn Verfassers (die Manchem zur Nachahmung zu
empfehlen wäre) ein Auszug nicht möglich ist, eine wörtliche Mittheilung
aber leider der Raum nicht gestattet. Daher nur Folgendes:
Für die Gestalt⸗Aenderung der Isothermen für die drei Erdtheile der nördlichen Erdhälste ergiebt sich: 1“
In Asien rücken in der jährlichen Periode die Isolhermen am weitesten herauf und herunter, die im Winter konkaven Scheitel ver⸗ wandeln sich im Sommer in konvexe.
In Europa drehen sich die Isothermen am stärksten.
In Amerika rücken die konkaven S cheitel, vom Winter nach dem Sommer hin, aus dem Innern des Kontinents nach den Ost⸗ küsten und verflachen sich erst im Spätsommer und Herbst.
Asien hat daher kalte Winter und heiße Sommer; Europa mäßigt beide Erlreme; Amerika hat strenge Winter, ein kaltes Frühjahr, schließt sich im Sommer an Europa an, übertrifft es aber durch die Schönheit seines Herbstes. (Es ist der „Indianer⸗Sommer,“ wo der große Geist seinen rothen Kindern den Sommer sendet, damit sie auf die Jagd gehen.)
Ueber die Gründe dieser auffallenden Unterschiede, welcher Herr Dove bereits in den die Temperatur⸗Tafeln begleitenden Bemerkungen ausführlich erörtert hat, sagt er hier: „Nimmt man auf die primairen Bedingungen
allein Rücksicht, so gelangt man zu dem Schlusse, daß die Extreme der tem⸗ porairen Wärme und Kälte in die Mitte der Kontinente und in die Mitte der zwischenliegenden Meere fallen müssen. Dies ist aber nicht der Fall,
es müssen also zu den primairen Ursachen sekundaire hinzukommen. Unter primairen Ursachen verstehen wir bei dem uns vorliegenden Problem die
Wärme⸗Verschiedenheit, welche unter gleichen Bedingungen der Einstrahlung an der Grundfläche der Atmosphäre entsteht. Abgesehen von unwesentlicheren
Abweichungen können wir hier den Gegensatz des Festen und Flüssigen als
Hauptmoment festhalten. Eine flüssige Grundlage stumpft beide Extreme ab, das der Wärme und der Kälte, denn die an der Oberfläche erkalteten Tropfen sinken hinab und machen wärmeren, aus der Tiefe an ihre Stelle aufsteigenden, Platz. Dies mildert die Kälte. Die Verdunstung des Was⸗ sers erfordert Wärme, die dann nicht auf Erwärmung der Luft verwendet werden kann. Dies mäßigt die Hitze. Auch wird die latente Wärme des tropfbaren Wassers bei dem Frieren frei, bei dem Schmelzen des Eises hingegen die bereits durch Insolation zunehmende Wärme im Frühjahr gebunden. Daher, wo das Wasser vorwaltet, kühle Sommer, milde Win⸗ ier; ist das Feste überwiegend, heiße Sommer, kalte Winter. Wegen der zu jeder Zeit unter verschiedenen Breiten verschiedenen Insolation ist aber bei gleicher Grundfläche die primaire Wärme⸗ Erregung an der Stelle, wo die Mittagshöhe der Sonne am größten ist, nach beiden Seiten hin ab⸗ nehmend. Daher wird sowohl die tropfbarflüssige, als die elastische Hülle des festen Erdkörpers ungleich erwärmt und dadurch das Gleichgewicht bei⸗ der ununterbrochen gestört. Es entstehen Meeres⸗Strömungen und Winde.“ Der thermische Einfluß einer Meeresströmung hängt ab von dem Wärmeunterschiede der Stelle, welche er verläßt, und der, zu welcher er ge⸗ angt. Die vLon Osten nach Westen gehende große Aequatorialströmung daher keinen sehr erheblichen Einfluß ausüben, da während ihres Laufes die Bedingungen der Insolation sich gleich bleiben. Nur diejenigen Strömungen gehören hierher, welche Wasser niederer Breiten nach höheren hren, oder umgekehrt, und zwar der Golfstrom im nordatlantischen und die von A. von Humboldt enldeckte peruanische Küstenströmung im südlichen Theile des Großen Oceans. Beide. bewirken eine Verschiebung der Isother⸗ nen gegen Norden, denn der Golfstrom führt auf der nördlichen Erdhälfte en arktischen Gegenden warme Wasser und der Perustrom auf der südli⸗ chen Erdhälfte dem Acquator die Gewässer der antarktischen Meere zu. Bei der geringen Veränderlichkeit der Wärmeerregung zwischen den Wende⸗ reisen muß der Einfluß des Golsstroms natürlich um so bedeutender sein, e tiefer die Temperatur der Orte sinkt, zu denen er gelangt, im Winter also bedeutender als im Sommer. Bei der Peru⸗Strömung, die in niedere Breiten gelangt, welche, als dem Aequator nahe, das ganze Jahr eine gleiche Temperatur zu erhalten streben, kommt es dagegen vorzuüglich Faf die Wärme⸗Erscheinungen an seinem Ursprunge an. C “ schmelze mit dem höheren Sonnenstande zunimmt, der abküh T“ des Stromes also in den wärmeren Monaten sich stärker nah in den kälteren, so sind diese periodischen Unterschiede seiner Wirkung I nicht bedeutend, denn mit dem höher werdenden Sonnenstande die Stelle der Eisschmelze sich mehr dem Südpole, und auf dem nunme hr län⸗ 8 Wege bis zum Aequator hat die größere Menge des Geschmolzenen Benr sich mit der Temperatur seiner Umgebung mehr ins Gleichgewicht zu fetzen. Für beide Strömungen findet sich einerseits im nördlichen Großen andererseits im südlichen Atlantischen Ocean ein Analogon; denn nach Krusenstern treiben auf der Südseite EE1A“ 88 “ mer japanischer Schiffe an, die mnur an den Küsten es TA“ an südlichen Kurilen verunglückt sein können, und 1 an 1- Ocean geht ein Meeresstrom vom Kap längs der “ v nach dem Aeqnator, durchströmt den Atlantischen Ocean . Ost 18 West und folgt dann vom Kap S. Roque als brasilianische Küste Sea kng in der Kichtung von NO. gegen Seg. den Gestaden Süd⸗UAmerika g. 8 Die konstante Wirkung aller dieser Ströme giebt sich 6G 81 alt der Isothermen der einzelnen Monate unmittelbar zu ekedgen; I bei den Jahres⸗Isothermen ist dieser Einfluß ersichtlich. 8 8 süht hamen lich für die südliche Erdhälfite, während dagegen im Nordat E1“” zwei Ströme wirken, deren Maxima auf ungleiche 8 28. 86 1 len, die Gestalt der Isothermen daher wesentlich modifiziren. cg ö sind der Golfstrom, der das Maximum seiner Wirkung in den vüeh. 8 naten erreicht, und die arktische Strömung an den Küsten von . und aus der Hadsons⸗Straße, die ihre größte Wirkung im Frühling äußert. 8 Die intensive Kälte der sibirischen Winter giebt in dem die Nordküsten bespülenden Meere Veranlassung zu einer Eisbildung, wie sie wohl 5— gends wieder vorkommt. Gehen die mächtigen sibirischen Ströme im Früj h⸗ jahr auf, so führen sie in ihrem langen Laufe dem Norden ungeheure Eis⸗ massen zu, die sich in dem salzigen Meerwasser schnell 1 da durch eine Strömung (Rennel's Stream current) veranlassen. 9 ach Aus⸗ sage der Tschuktschen treibt dies Eis im Sommer sehr rasch nach Westen. Das karische Meer gleicht einem Eiskeller. Durch diß karische Pforte und Matoschkin Schar geht daher eine Strömung gegen Westen nach Spit⸗ bergen, wird an der Küste von Grönland gegen Süden abgelenkt und fließt nun nach Südwest zwischen Island und Grönland bis zum Kap Farewell. Dieser Strom verbreitet mit seinen Eismassen, die im Jahre 1777 das Schiff „Wilhelmine”“ 108 Tage lang einschlossen und 1300 Seemeilen mit sich führten, überall eine intensive Kälte. Man bemerkt, sagt Lyell, alle vier oder fünf Jahre ungeheure Eisfelder, die von Grönland an die Westküste von Island sich anlegen. Die Bewohner dieser Küste geben dann ihre Aerndte verloren, denn sie kann den Nebeln, welche stets die Eismassen beglei⸗ ten, nicht widerstehen; auch die Fische verlassen das Ufer, weil das Wasser durch das Eis zu stark abgekühlt wird. Am Kap. Farewell nifft diese Strömung den Strom, welcher durch die Fury und Hekla⸗ und die Hudsons⸗ Straße aus dem Eismeere in die Davis⸗Straße mündet. Daher treffen vom März bis Juni die Fsmase beider “ und schmelzen dann in der hohen Temperatur des Golfstroms. G daß dieser kalte Strom, wenn bei FücegFefhen Mit⸗ tagshöhe der Sonne die Isothermen auf der Nordhälfte der Erde nach S8n Pole sich in Bewegung setzen, ihrem Fortrücken ein immer steigendes Hin⸗ derniß entgegenstellen wird. Die konkaven Scheitel der Isothermen, die im Dezember und Januar in die Mitte des amerikanischen Kontinents fallen, rücken daher nach dem Juni an die Ostküste hin. Nord⸗Amerika (beson⸗ ders die Länder an der Hudsons⸗ und Bafsins⸗Bai) ist daher das Land des kalten Frühlings. Die Vegetation fristet hier in höheren Breiten
kümmerliches Dasein, denn die Wärme, welche die aus entfernten Gegen⸗ den herbeigeführten Eismassen für sich in Anspruch nehmen, geht natürlich der Vegetation verloren. Wie soll sich auch eine Vegetation entwickeln, wenn in Okak (Labrador) am 1. Mai 1837 im Garten der Missionare noch 12—18 Fuß hoch Schnee lag und im August es schon wieder schneite.
Während auf der Westhälfte der Erde der Einfluß der Meeres⸗Strö⸗ mungen unverkennbar als bedeutendes Moment erscheint, müssen auf der Osthälfte, wo die kontinentale Masse der alten Welt die Grundfläche der Atmosphäre bildet und der abgleichende Einfluß des Tropfbarflüssigen fast wegfällt, die primairen Wirkungen in ungestörten, scharf ausgeprägten Extre⸗ men bervortreten und nur die Bewegungen des Luft⸗Meeres tönnen hiez als secundaire störende Elemente einwirken. D
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1 Da das Luftmeer uferlos ist, so können nur die Untiefen desselben (Plateaus oder Bergketten) hier von Bedeutung sein. Die Hauptrichtung dieser Untiefen liegt nicht wie in Amerika in Meridian⸗Richtung, sondern in der Richtung der Breiten⸗Kreise, sie kehren also den in Meridian⸗Richtung sließenden Luftströmen, welche vorzugsweise die Wärme modifiziren, ihre breite Fläche zu. Die centrale Erhebung Asien's schützt Sibirien im Winter gegen den mildernden Einfluß südlicher Winde und das Tiefland des Ganges im Sommer gegen den abkühlenden Einfluß weit von Norden herkommender Snöme. Daher sind in Sibirien sehr kalte Winter, im südlichen Asien sehr warme Sommer. Die centrale Erhebung Asien's bewirkt aber auch, daß die nördlichen Theile Asien's eine höhere Temperatur erhalten, als sie ohne dieselbe haben wür⸗ den; die Erhebung wirkt wie ein Wehr in einem Flusse, sie staut die Luft gegen Norden auf und vermindert die Intensität der nördlichen Winde; der ruhige Luftsee Nord⸗Asien's zeigt daher im Winter sehr niedrige, im Sommer sehr hohe Temperaturen.
Die Frage: „Warum fallen die konkaven Scheitel im Winter nicht in die Mitte der kontinentalen Masse, warum so viel näher zum Ocean?“ fällt mit der Frage zusammen: „Warum hat Europa, die Westküste der alten Welt, eine so unverbältnißmäßig hohe Temperatur im Winter?“
Da die verschiedene Strenge einzelner Winter unserer Breiten von der jedesmaligen vorherrschenden Windrichtung abhängt, so ist es klar, daß das Vorwalten feuchter warmer Winde über trockene kalte im Ganzen der Grund davon ist, daß milde Winter bei uns häufiger sind als serenge.
Aus den Jahres⸗Isothermen ergiebt sich, daß da, wo die tropische Zone aus Festland besteht, die darüber liegende gemäßigte und kalie eine erhöhte Temperatur erhalten. Daher entsprechen der festen Grundlage des tropischen Afrika's die convexen Scheitel der europäischen Isothermen, der überwiegend flüssigen Grundlage in West⸗ und Ostindien die kon laven Scheitel Amerika's und Asien's. Man hat daher die in Afrika auf⸗ steigende, in höheren Breiten herabsinkende Luft als Grund angegeben für die verhältnißmäßige Milde Europa's, dabei aber vergessen, daß den euro⸗ päischen ganz analoge Temperatur⸗Verhältnisse jenseits der Felsgebirge an der Westküste Amerika's sich finden, wo man in dem weiten Großen Ocean vergebens ein tropisches Festland sucht. Auch könnte diese Erklärung we⸗ nigstens im Winter nicht geltend zu machen sein, weil die Temperatur des Inneren von Afrika dann niedriger ausfällt als die des Atlantischen und des Indischen Oceans, und was den Sommer betrifft, so tritt für diejeni⸗ gen, welche die kalten Sommer Europa's als bezeichnend für sein See⸗ Klima halten, die Schwierigkeit ein, daß die aftikanische Sommerhitze ge⸗ rade die entgegengesetzte Wirkung haben sollte.
Die Luft, welche unter dem Aequator aufsteigt, kommt von Punkten, die eine größere Drehungs⸗Geschwindigkeit haben, als die, welche weiter polwärts liegen, sie erleidet also, je weiter sie nach dem Pole hin vordringt, eine um so größere Ablenkung. Weit herkommende Südwinde werden da⸗ her auf der nördlichen Erdhälfte West, weit herkommende Nordwinde zuletzt Ost. Luft, welche über Afrika aufsteigt, trifft deshalb eher Asien als Eu⸗ ropa; die Wiege unserer südlichen Winde ist daher nicht die Sahara, son⸗ dern Westindien.
Wird die Kraft einer anhaltenden Kälte plötzlich durch einen heftigen Thauwind gebrochen, so denkt man an Afrika, weil dieser Sirokko als
üd-Ost beginnt. Aus der von Herrn Dove in Poggendorf's Annalen, Bd. 52, S. 1, gegebenen Wirbel⸗Theorie der Stürme solgt diese Richtung unmittelbar eben so wie der Grund dafür, daß ihr Aequatorial⸗Ursprung im westindischen Meere sich in den unteren Schichten der Atmosphäre nicht durch ein ununterbrochen zusammenhängendes Fortrücken nachweisen läßt, weil nämlich nur der in den oberen Passat hineinragende Theil des Wirbels un⸗ mittelbar von den Antillen nach Europa hin sich bewegt, während der un⸗ tere, wie Redfield gezeigt hat, senkrecht auf die Richtung des unten vor⸗ herrschenden Passats, d. h. von Süd⸗Ost nach Nord⸗West vorschreitet. Dies sindet auch Anwendung auf die Luft überhaupt, welche unter den Tropen sich erhebt und in höherer Breite herabsinkt. Die Erwärmung der Atmo⸗ sphäre, welche sie erzeugt, tritt erst dann ein, wenn der Wasserdampf, welcher sich über der tropischen Meeresfläche bildete, in nördlichen Gegenden in die Form des Tropfbarflüssigen übergeht, und dadurch die früher ge⸗ bundene Wärme frei wird. Europa ist daher der Kondensator für das Karaibische Meer, wird aber nicht durch Luftheizung erwärmt, wo⸗ bei Afrika die Stelle des Ofens übernähme. Die Andes und Felsengebirge bewirken, daß die Condensation der Dämpfe des Großen Oceans nur dem schmalen Küstenstriche westlich dieser Gebirge zu Gute kommt. In Asien fehlt für die von oben herabkommenden Ströme, während unten der NO. Monsun herrscht, der begleitende Wasserdampf; der Ueberschuß der freien Wärme wird daher auf dem weiten Wege bald verloren gehen.
Für Amerika bleiben nun noch die Fragen zu beantworten: „Warum hat Amerika, wenn auch die erwärmenden Wirkungen südwestlicher Luft⸗ ströme unerheblich sind, Winter von so intensiver Kälte; warum verwandeln sich mächtige Ströme in Eisstraßen in einem Erdtheile, dessen Küsten vom warmen Golfstrom bespült werden, in dessen Länder das Meer tief einbuch⸗ tet? Warum sind seine Sommer im Allgemeinen kühler als in Europa in gleicher Breite und gleichem Abstande vom Meere; woher kommt es mit einem Worte, daß es im Winter ein echtes Kontinental⸗Klima zeigt, und im Sommer eher an das See⸗Klima erinnert?“
Die großen Seen Nord⸗Amerika's, der Superior⸗, Michigan⸗, Huron⸗, Erie⸗, Ontario⸗See und die kleinen Seen im Stromgebiete des St. Lorenz bedecken eine Oberfläche von 94,000 englischen (4300 deutschen) Quadrat⸗ Meilen. Ferner bilden der Bären⸗, Sklaven⸗, Athapescow⸗, Winipeg⸗, Manituba⸗-, Garrv⸗, Churchill⸗ und Wälder⸗See eine fast ununterbrochene Kette von Wasserspiegeln in der Mitte des Lan strichs zwischen der Hudsond⸗ Bai und den Rockv Mountains nach dem Eismeere hin. Das Hinabsinken der erkälteten Tropfen und die Temperatur⸗Erniedrigung der Luft durch Verdunstungskälte findet bei abgeschlossenen Süßwasserspiegeln eben so statt, wie im Meere, das hinabgesunkene Wasser kann aber in eingeschlossenen Seen nicht wie im Meere seitwärts nach wärmeren Gegenden abfließen; außerdem ist das süße Wasser bei †+ 3 ° am dichtesten, das Hinabsinken hört daher schon bei dieser Temperatur auf und ein Süßwasserspiegel ver⸗ liert mithin schon bei dieser Temperatur seinen abgleichenden Einfluß, wäh⸗ rend das Meerwasser denselben bis unter Null behält, da es sich bis zum Frostpunkte zusammenzieht und überdies die Bildung einer festen Eis⸗ decke durch Ebbe und Fluth wesentlich gehemmt wird. „Amerika mit seinen gefrorenen Seen ist daher im Winter eine kontinentale Masse, während es im Sommer mannigfach gegliedert erscheint. Daher umfaßt die Normale des Januar den ganzen Kontinent Nord⸗Amerika's mit allen seinen Meerbusen in einen gemeinsamen zu kal⸗ ten Naum zusammen, während im Juli die den wärmeren Raum einschlie⸗ ßende Normale sich weit von der Küste ins Innere zurückzieht.“ Den Grund, weshalb jene Seen so früh im Jahre zufrieren und der Hudson in der Breite von Rom schon am 15. Dezember zum Stehen kommt, sucht Herr Dove darin, daß die in Europa im Winter auf S⸗W. fallende mitt⸗ lere Windrichtung nach dem Sommer hin immer nördlicher, in Amerika dagegen die im Winter nordwestliche Wind⸗Richtung mehr südwestlich im Sommer wird.
Aus Herrn Dove's Untersuchungen über die nicht periodischen Wärm⸗ Aenderungen ergiebt sich, daß Witterungs⸗Gegensätze stets seitlich neben einander hss und daß besonders Amerika und Europa in der Regel einen solchen Gegensatz darstellen, daß ein hier strenger Winter dort mild ausfällt und umgekehrt. Hierauf gründet sich die Annahme, welche dem von Herrn Dove zuerst nachgewiesenen Drehungs⸗Gesetze als Fundament dient, daß es eigentlich nur zwei Luftströme giebt, einen Po⸗ lar⸗ und einen Aequatorialstreom, die zwischen den Wendekreisen übereinander strömen, außerhalb in veränderlichen Betten neben⸗ einander, daß ihr einseitiges Vorwalten an einem bestimmten Orte die Ex⸗ treme erzeugt, ihr gegenseitiges Verdrängen hingegen den Wechsel bedingt,
elcher das Bezeichnende unserer Witterungs⸗Erscheinungen überhaupt ist.
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Da nun an keiner Stelle der Erdoberfläche der atmosphärische Druck un⸗ unterbrochen zu⸗ oder abnimmt, so darf man annehmen, daß, so wie zwi⸗ schen den Wendekreisen die Luftmenge, welche unten nach dem Aequator fließt, kompensirt wird durch einen entgegengesetzten Strom in der Höhe, so die nebeneinander fließenden Ströme in der gemäßigten Zone einander das Gleichgewicht halten, so daß, was innerhalb eines Jahres über gewisse Stellen eines Parallels dem Pol zusließt, über anderen Stellen des⸗ selben Parallels zum Aequator zurückkehrt.“ Dies ist nun, wie Herr Dove früher bewiesen hat, zwischen Amerika und Europa wirklich der Fall. Hieraus scheint nothwendig zu folgen, daß in der gemäßigten Zone nirgends eine vorherrschende Windrichtung stattfinden könne; dennoch aber ist sie da und zwar fällt sie in der nördlichen gemäßigten Zone überwiegend auf SW., in der südlichen wahrscheinlich auf NW. Diese Erfahrung hat die irrige Vorstellung veranlaßt, daß ein von West nach Ost gerichteter Luftstrom die anze gemäßigte Zone durchkreise, den Westküsten daher See⸗ Klima, den Ostküsten Kontinental⸗Klima bringe. Dieser nur scheinbare Widerspruch löst sich in folgender Weise:
„Die vom Aequator nach dem Pole fließende Luft ist allerdings die⸗ selbe, als die von ihm zurückkehrende, aber nicht der diese Luft begleitende Wasserdampf, auch nimmt die Luft bei ihrem Hingange einen größeren Raum ein, als bei ihrer Rückkehr. Die Lust nämlich, welche vom Aequa tor her den Parallel überschreitet, kommt bei diesem mit einer hohen Tem⸗ peratur an, welche sie bei ihrem weiteren Fortschreiten nach dem Pole immer mehr an den Boden, über welchen sie strömt, absetzt, welche sie also bei ihrer Rückfehr vom Pol zum Aequator nicht wieder zum Parallel mitbringt. Weil nun kältere Luft einen geringeren Raum einnimmt als wärmere, so werden die Polar⸗Ströme schmaler sein als die Aequatorial⸗Ströme. Findet das Hin⸗ und Herströmen in veränderlichen Betten statt, so wird für jeden Ort die Wahrscheinlichkeit, in einem breiten Aequaforial⸗Strom aufgenom⸗ men zu sein, größer sein, als die, einem schmalen Polar⸗Strom anzugehören, die Summe der Zeitdauer der südlichen Ströme also uüͤberwiegen über die nördlichen. Außerdem enthält der Acquatorial⸗Strom als Begleiter der trockenen Luft einen erheblichen Antheil Wasserdampf, der bei dem Fortschreiten sich nie⸗ derschlägt, daher wohl als Tropfbarflüssiges zum Aequator zurückkehrt, nicht aber als elastischer Begleiter die Wind⸗Richtung mit bestimmen hilft. Da⸗ her ist eine überwiegend südliche Wind⸗Richzung bei vorhandenem Gleich gewichte der Luftmasse nothwendig, die wegen der Rotation der Erde auf die Südwest⸗Seite fällt.“
Es ist nunmehr die Aufgabe der Meteorologie, den näheren Verlauf dieser in der jährlichen Periode sich mannigfach gegenseitig modifizirenden Luftströme kennen zu lernen. Durch die Monats⸗Isothermen ist hierzu ein Auhaltspunkt gegeben. Wie Herr Dove bereits fruͤher und neuerdings noch ausführlicher gezeigt hat (Poggendorfs's Annalen, Bd. 58, pag. 177 und Bd. 77 pag. 369), entwickelt die über der kontinentalen Masse Asien's in den Sommer⸗Monaten hervortretende hohe Temperatur „einen mächtigen aufsteigenden Luftstrom (Courant ascendant), der den atmosphärischen Druck erheblich vermindert und für alle nebenliegenden Luftmassen als Anziehungs⸗ Mittelpunkt wirkt; daher folgt nun der SO.⸗Passat als SW.⸗ Monsun dem zurückweichenden NO. bis an den Fuß des Hima laja, daher wird Europa nun von kalten NW.⸗Winden überströmt, die den Sommer oft so unfreundlich machen, daher herrschen nun an der Ostküste Nord⸗Asiens (Udskoi) östliche Winde, an den Küsten des sibiri⸗ schen Eismeeres hingegen nördliche. Die über Asien aufsteigende Luft⸗ masse fließt in der Höhe seitlich ab und häuft sich aun den temporairen kon⸗ vexen Scheiteln der Isothermen an, wie die jährliche Kurve des Druckes der trocknen Lust in Sitcha zeigt, während in den Ländern des kalten Frühlings (den arktischen Gegenden Amerika’'s) das Maximum des Druk⸗ kes hingegen auf den Frühling fällt.“ .“ “ 8
„Aus der Combination aller dieser veriodischen Veränderungen tritt schließlich die Gestalt der Jahres⸗ Isothermen als Endresultat sehr verwik⸗ kelter Gestalt⸗Veränderungen hervvor. Warum für diese die Scheide⸗Linie höchster Temperatur auf die Nordhälfte der Erde fällt, erläutert sich unmit⸗ telbar dadurch, daß innerhalb des Jahres hier sich Isothermen von so ho⸗ her Temperatur entwickeln, wie bei gleicher südlicher Abweichung der
Sonne nie über der südlichen Erdhälfte. Der asiatische und amerika⸗ nische Kältepol sind nun die Folge ganz verschiedener Bedingungen; in Asien ist der Grund die größte Temperatur⸗Erniedrigung im vollen kon⸗ tinentalen Klima, in Amerika hingegen tragen zu diesem Jahres⸗Minimum sekundaire Wirkungen vieles bei, welche durch längere Andauer das hinzu⸗ fügen, was der Winter⸗Kälte an Intensität fehlt.“ Warum die konkaven Scheitel der Jahres⸗Isothermen in Amerika dicht an die Ost⸗Küsten hin⸗ rücken, und in der alten Welt den Ost⸗Küsten näher liegen als den West⸗ Küsten, ist von Herrn Dove in der Abhandlung ausführlich erläntert wor⸗ den. „Die neueren Karten der Jahres⸗Isothermen sind aber unbegreiflicher⸗ weise dadurch verunstaltet worden, daß man Ursache und Wirkung nicht von einander zu sondern gewußt und über das Meer hin Limen gleicher Meeres⸗Wärme mit Isothermen verwechselt hat.“
Die beiden Karten, welche die Isothermen der zwölf Monate enthal⸗ ten, waren ursprünglich von Herrn Dove in dem großen Maßstabe der dritten Karte entworsen. Sie sind auf den kleinen Maßstab reduzirt von Herrn Heinrich Lange, welcher auch die dritte Karte aus den einzelnen kombinirt hat. Obgleich die Vorarbeiten zu diesen Karten Herrn Dove zehn Jahre lang beschäftigt haben, so sieht er sie, wie er am Schlusse de Abhandlung sagt, nur als einen ersten Entwurf an, der von dem täglich an Umfang gewinnenden Beobachtungs⸗Material seine weitere Berichtigung erwartet.
R-ck.
Eisenbahn⸗Verkehr.
Berlin⸗Potsdam⸗Magdeburger Eisenbahn.
Die baulichen Anlagen der Bahn sind im Laufe des vergan genen Jahres so weit vorgeschritten, daß die Vollendung der nach der Konzession auszuführenden und der für den Betrieb nothwen⸗ digen Bauwerke und Anlagen während des bevorstehenden Som⸗ mers erfolgen wird. Der vorjährige Wasserstand der Elbe war dem zu zwei Drittheilen seiner Länge beim Eintritte des Winters vollendeten Einbaue in die Elbe zur Erweiterung des Magde⸗ burger Bahnhofes so günstig, daß nur unbedeutende Wasser⸗ schöpfkosten erforderlich waren. Zugleich wurden die Damm⸗An schüttungen außerhalb des Bahnhofes unausgesetzt betrieben. Im Friedrich⸗Wilhelmsgarten — am Magdeburger Bahnhofe wurde der Wagenschuppen vergrößert und ein neuer Lokomotivschuppen errichtet. Die Reparaturwerkstatt in Potsdam wurde durch den Anbau einer größeren Schmiede und Gießerei erweitert; sie wird binnen wenigen Wochen so weit ausgeruͤstet sein, daß darin alle vor kommenden Reparaturen geleistet werden können. Mit der Le⸗ gung des zweiten Bahngeleises wird im laufenden Jahre so fort⸗ gefahren, als es zur Erfüllung der Anforderungen nöthig, welche die Staatsregierung zu machen berechtigt ist, und als es die Be⸗ quemlichkeit des Betriebes erfordert. Durchgängiges Doppelgeleis ist jetzt weniger Bedürfniß als früher. Vor Allem ist es nöthig, daß alte Geleis zwischen Berlin und Steglitz umzulegen, womit auch schon begonnen ist. Die Zahl der Betriebsmittel ist nach Bedarf vermehrt und wird damit noch fortgefahren werden müssen. Mit dem Schlusse der diesjährigen Bauzeit wird die Direction im Stande sein, die Baurechnung abzuschließen.
Die Betriebs⸗Resultate des vergangenen Jahres sind wesent⸗ lich günstiger gewesen als die des Jahres 1848, namentlich hat der Güterverkehr eine bedeutende Zunahme gehabt. Es wurden im Ganzen eingenommen 777,874 Rthlr. 25 Sgr. 5 Pf.; hiergegen im Jahre 1848 nur 667,706 Rthlr. 18 Sgr. 4 Pf., folglich mehr 1849: 110,168 Rthlr. 7 Sgr. 1 Pf. Von dieser Gesammteinnahme kamen auf den Personenverkehr 1849: 464,285 Rthlr. 11 Sgr. 9 Pf. gegen 451,988 Rthlr. 27 Sgr. 8 Pf. in 1848, mithin Mehreinnahme pro 1849: 12,296 Rthlr. 14 Sgr. 1 Pf.; die Zahl der beförderten Personen