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zessin Braut; die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften im Halb⸗
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II. Alle anwesenden Königlichen Kammerherren paarweise, so daß die Jüngsten vorangingen;
III. Die Kavaliere Sr. Hoheit des Erbprinzen von Sachsen⸗ Meiningen.
IV. Die von Sr. Majestät dem Könige der Prinzessin Braut und des Erbprinzen Hoheit zur Aufwartung gegebenen Kammer⸗ herren und Adjutanten, nämlich bei Ihrer Königl. Hoheit der Prin⸗ zessin Braut: die Königl. Kammerherren von Zastrow und Freiherr von Simolin; bei Sr. Hoheit dem Erbprinzen: der Major und Commandeur des Garde⸗Kürassier⸗Regiments Freiherr von Lauer und der Rittmeister von Rauch von der Garde du Corps,
V. Das Hohe Brautpaar. Die Schleppe Ihrer Königl. Ho⸗ heit trugen vier Damen: Fräulein von Maßow, Fräulein von Schuckmann, Gräfin von Brühl, Gräfin von Hacke. Die Gräfin von Waldersee, als für die Dauer der Feierlichkeiten Oberhofmei⸗ sterin Ihrer Königl. Hoheit, ging seitwärts neben der Schleppe
Echstderselben. 2 8 s Oöscscperselee Obersten, Oberen und Hofchargen Sr. Majestät vaarweise. paarweif Se. Majestät der König führten Ihre Hoheit die Her⸗ zegin von Sachsen⸗Meiningen (als Durchlauchtigste Mutter des hohen Bräutigams). Die General Adjutanten und die Flügel⸗ Adjutanten Sr. Majestät des Königs folgten Allerhöchstdenselben; der Hofstaat Ihrer Hoheit der Herzogin und der Höchstderselben zur Aufwartung beigegebene Königliche Kammerherr, Graf Pfeil, hinter Ihrer Hoheit. Zwei Pagen trugen die Schleppe Ihrer Hoheit.
VIII. Ihre Majestät die Königin, geführt von Sr. Hoheit dem Herzog zu Sachsen⸗Meiningen (als Durchlauchtigsten Vater des Hohen Bräutigams). Rechts neben der Schleppe Ihrer Ma⸗ jestät der Königin ging die Gräfin von Brandenburg. Zwei Da men trugen die Schleppe Ihrer Majestät: Fräulein von der Mar⸗ witz, Gräfin von Dönhoff. Links neben der Schleppe Ihrer Ma jestät die Gräfin Maltzan. Der Oberhofmeister Freiherr von Schilden trat Ihrer Majestät vor. Die Adjutanten Sr. Hoheit des Herzogs zu Sachsen⸗Meiningen hinter Höchstdenselben.
Hierauf folgten die übrigen anwesenden Höchsten Herrschaften in der von Sr. Majestät für dieses Mal, unbeschadet bestehender Rangverhältnisse, befohlenen Reihenfolge.
Die Oberhofmeisterinnen Ihrer Königlichen Hoheiten der Prin⸗ zessinnen gingen neben der Schleppe Ihrer Königlichen Hoheiten, die von zwei Pagen getragen wurde, die Hofdamen hinter derselben. Die Kavaliere gingen vor ihren Herrschaften her, die Adjutanten hinter ihren Prinzen.
Der Zug ging durch den runden Saal und die daranstoßenden Zimmer bis zur Kapelle, woselbst Ihre Königlichen Hoheiten die jüͤngeren Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses Sich mit Ihrer Begleitung inzwischen eingefunden hatten.
Der Ober⸗Hofprediger Ehrenberg empfing das Hohe Braut paar beim Eintreten in die Kapelle und geleitete Höchstdasselbe zum Altare.
In der Kapelle befand sich schon der die Trauung verrichtende Hofprediger Snethlage vor dem Altare, hinter welchem die Geistlich keit stand, und ging mit den beiden ihm assistirenden Hofpredigern dem Hohen Brautpaare einige Schritte entgegen.
Se. Hoheit der Erbprinz stellten Sich zur Linken der Prin⸗
kreise um das Hohe Brautpaar.
Der Hofprediger Snethlage verrichtete nunmehr die Trauung.
In dem Augenblicke, wo das Hohe Brautpaar die Ringe wechselte, wurden dreimal zwölf Kanonenschüsse abgeseuert.
Nach ausgesprochenem Segen begaben Sich Se. Majestät der König, Ihre Majestät die Königin und die Höchsten Herr⸗ schaften in der vorhin angeführten Ordnung nach dem blauen Zimmer neben der boisirten Gallerie zurück, wo Ihre Majestäten und die anwesenden Höchsten Herrschaften dem Hohen Brautpaare
die Glückwünsche abstatteten. Hierauf begaben die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften Sich nach dem Saale in dem oberen Stock des neuen Schlosses.
Se. Majestät der König und Ihre Majestät die Königin setz ten Sich mit dem Hohen Brautpaare an den unter den Thronhim⸗ mel gestellten Spieltisch. Die Königlichen Prinzen und Prinzessin⸗ nen und Höchsten Herrschaften setzten Sich gleichfalls zum Spiele.
Die Hoschargen standen hinter dem Stuhle Sr. Majestät. Der Oberhofmeister Freiherr von Schilden hinter dem Stuhle Ihrer Majestät der Königin, die Kavaliere hinter den Stühlen ihrer Herr⸗ schaften, so wie die Damen hinter denen der Prinzessinnen.
Die sämmtlichen anwesenden Damen und Herren waren den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in den Saal des neuen Schlosses gefolgt, näherten sich den Spieltischen und machten Ihren Majestäten dem Könige und der Königin, dem Hohen Brautpaare und den Durchlauchtigsten Eltern Höchstdesselben ihre Cour, in ununterbrochener Reihe vorschreitend. Während des Spiels wurde eine Fest⸗Cantate aufgeführt. Se. Majestät been digten das Spiel, sobald der Hofmarschall Graf von Keller das Souper annoncirt hatte.
Hierauf bildete sich aufs Neue der mehrbeschriebene Zug und die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften begaben sich, gefolgt von dem zum Souper eingeladenen Damen und Herren, nach der an⸗ stoßenden großen Gallerie.
Diejenigen Personen, welche nicht zu denen in der Gallerie aufgestellten Nebentafeln Einladungskarten erhalten hatten, hatten sich unmittelbar nach der Cour in das untere Geschoß zurückbege⸗ ben, woselbst Büffets servirt waren.
Ighn der großen Gallerie befand sich die Königliche Ceremo⸗ nicentafel, an welcher Ihre Majestäten, das Hohe Braut⸗ paar und sämmtliche Höchste Herrschaften Platz nahmen, und zwar in der Mitte der Tafel, Ihre Königl. Hoheit die Erbprinzessin und Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen; dem Hohen Fencenafaznr Rechten Se. Majestät der König, und neben Aller⸗ Cö Vre Hoheit die Herzogin von Sachsen⸗Meiningen;
hre Majestät die Königin, und neben Allerhöchstderselben der Herzog von Sachsen⸗Meiningen Hoheit.
ö Ihre Majestäten und die Höchsten Herrschaften Sich
iedergelassen hatten, traten die dazu befohlenen General⸗Lieute⸗
S 18g Selasinski und von Prittwitz an die beiden Enden der
H legten die Speisen vor. Sie gaben dieselben den hinter
hnen steyenden Kammerlakaien, diese den Pagen, und die Pagen
den functionirenden großen Hofchar n gre hargen und Kavalieren. 8 Aeßer 88 Füsahs hen Ceremonien⸗Tafel waren in der Gallerie vchasbnn — i aufgestellt „an welchen: 1) der Minister⸗ 24 8 -8S. der Kavallerie Graf von Branden⸗ Fercren h Wird vdurch Krankheit behinderten Ober⸗Kammerherrn endeiten Freih genstein; 2) der Minister der auswärtigen An ele⸗ ge 5 1 von Schleinitz; 3) der General der Kavallerie von 8a8. z1 nens Ober⸗Marschall Freiherr von Werther; 5) der Genera Adjutant, General⸗Lieutenant von Fiumaton dee Hovvegies a ga 1 H Sr. Majestät ward der Wein durch den Ober on? nim überreicht. Allerhöchstdieselben brachten die Uöfnavden d
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Hohen neuvermählten Paares aus, welche auf ein gegebenes Zeichen V
von den anderen Tafeln wiederholt ward. Das Musik⸗Corps des zweiten Garde⸗Regiments zu Fuß blies Tusch.
Se. Majestät ertheilten hierauf den Hofstaaten die Erlaubniß, sich an die für sie servirten Tafeln zurückzuziehen. Gegen das Ende der Tafel stellten sich solche wieder hinter die Stühle ihrer Herrschaften, um vorzutreten oder zu folgen, nachdem die Tafel von Sr. Majestät aufgehoben worden.
Zum Ende der Tafel begaben sich die zum Fackeltanz befohle⸗ nen Wirklichen Geheimen Räthe und Staats⸗Minister in den Saal vor der Gallerie, in welchen, nach aufgehobener Tafel, die Aller⸗ höchsten und Höchsten Herrschaften eintraten.
Nachdem die Allerhöchsten Herrschaften unter dem Thronhim⸗ mel Platz genommen hatten, ertheilten Se. Majestät den Befehl zum Beginn jener Ceremonie an den Ober⸗Marschall, Freiherrn von Werther. Der Fackeltanz begann nunmehr in folgender Art: Der Ober⸗Marschall, Freiherr von Werther, mit dem großen Ober⸗Mar⸗ schallstabe in der Hand voran; ihm folgten die dazu berufenen Wirklichen Geheimen Räthe und Staatsminister mit weißen Wachs⸗ fackeln, paarweise, nach dem Alter ihres Patents; das Hohe neu⸗ vermählte Paar, welches unter dem Vortritt der eben bezeichneten Personen einen Umgang im Saal machte. G
Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin näherte Sich Sr. Majestät dem Könige und, nachdem Höchstdieselbe Se. Majestät zum Tanze aufgefordert, begann ein neuer Umgang.
In ähnlicher Weise tanzten Höchstdieselben mit allen Prinzen, welche Sich in dem Zuge besanden, nach der von Sr. Majestät für diesen Tag befohlenen Ordnung.
Se. Hoheit der Erbprinz tanzten hierauf in eben der Art mit Ihrer Majestät der Königin und mit allen anwesenden Prinzessinnen.
Die Musikchöre der zweiten Garde⸗Kavallerie⸗Brigade beglei⸗ teten den Fackeltanz. Nach beendigtem Fackeltanz begaben Sich Ihre Majestäten der König und die Königin und die Höchsten Herrschaften in die dem Saale gegenüber liegenden Hautelissen⸗ Zimmer.
Hier ward die Königliche Krone mit den Juwelen den Beam⸗ ten des Krontresors wieder überliefert und, nachdem von der als Oberhosmeisterin fungirenden Gräfin von Waldersee das Strumpf⸗ band ausgetheilt worden, wurde der Hof entlassen.
Berlin, 19. Mai. Heute Morgen 11 Uhr hat der Kirch⸗ gang des hohen neuvermählten Paares in die Kapelle zu Charlot⸗ tenburg stattgefunden.
Nachmittags um 5 ½ Uhr Cour bei dem hohen neuvermählten
Paare in dem Königlichen Schlosse zu Berlin. Hechingen, 10. Mai.
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Bekanntmachung erscheinen: 8
„Vermöge des zwischen Ihren Hoheiten dem Fürsten Friedrich Wilhelm Konstantin von Hohenzollern⸗Hechingen und dem Fürsten Karl Anton von Hohenzollern⸗Sigmaringen unterm 3. Februar d. J. abgeschlossenen Haus⸗ und Familienvertrags hat mit dem -sten d. M. das gesammte fürstlich hohenzollern⸗hechingensche Haus⸗ und Fidei⸗ kommiß⸗Vermoöͤgen mit den dazu gehörigen Aktiv⸗Kapitalien, Gü⸗ tern und Liegenschaften nebst deren Perlinenzien und denselben zu⸗ stehenden Rechten, so wie den auf denselben haftenden Lasten, Pas⸗ siven und Verbindlichkeiten, sammt dem betressenden Beamten⸗ und Dienerpersonal an Se. Hoheit den Fürsten Karl Anton von Hohen⸗ zollern⸗Sigmaringen, dessen Erben und Nachkommen in denjenigen Rechtsverhältnissen, wie solche Se. Hoheit der Fürst Friedrich Wil⸗ helm Konstantin selbst besessen haben und zu besitzen berechtigt wa⸗ ren, so wie mit den in gedachtem Vertrage enthaltenen weiteren Be⸗ stimmungen, überzugehen, und ist demzufolge diese Uebergabe zwischen den Unterzeichneten, zu diesem Akte von Ihren Hoheiten besonders
Bevollmächtigten, förmlich vollzogen worden. Hechingen, den 10. Mai von Weckherlin.“
1850. von Giegling.
Hesterreich. Wien, 18. Mai. Nach Berichten vom Kai⸗ serlichen Hoflager in Triest wird Se. Majestät der Kaiser erst am 23sten in Wien eintreffen und mit der Kaiserlichen Familie zugleich das Lustschloß in Schönbrunn beziehen. Am 28sten wird Se. Kö⸗ nigliche Hoheit der Großherzog von Toscana mit seiner Familie hier eintreffen. 1
Am 15ten d. M. traf wieder eine Rate der Kriegsentschädi⸗ gungs⸗Summe, welche Piemont an Oesterreich zu zahlen hat, hier ein und wurde ihrer Bestimmung zugeführt.
Triest, 15. Mai. (W. Z.) Se. Majestät unternahmen heute Vormittag eine Fahrt nach Lipizza. Um 5 Uhr waren viele der hiesigen Autorttäten und der Bürgerschaft zur Kaiserlichen Tafel gezogen. Abends beehrten Se. Majestät das festlich erleuchtete: Theater Mauroner mit Ihrem Besuche. Nach dem Theater findet ein von der Nationalgarde veranstalteter Fackelzug mit Serenade statt. Se. Majestät haben sich bestimmt, Ihren Aufenthalt bis zum Abend des 18. Mai zu verlängern.
Hier ist nachstehende
Triest, 16. Mai. (W. Z.) Den heutigen Morgen widmeten Se. Majestät der Besichtigung der hiesigen Spitäler und mehrerer anderer Wohlthätigkeits⸗Anstalten und öffentlichen Institute. Um 12 Uhr begaben sich Se. Majestät an Bord eines Dampfboots und verfügten sich in die Nähe von Capo d'Istria, wo die in der Rhede von Triest liegenden Kriegsschiffe zu einem See⸗Manöver und Scheingefechte aufgestellt waren. Um 5 Uhr kehrten Se. Majestät im besten Wohlsein nach Triest zurück und versammelten abermals viele der Civil⸗ und Militair⸗Autoritäten zur Tafel. Heute Abend ist Theater paré, um 11 Uhr Nachts werden sich Se. Majestät am Bord des Kriegs⸗Dampfbootes „Custozza“ nach Pola begeben und morgen Abend wieder nach Triest zurückkehren. Uebermorgen, den 1Sten d. M. Nachmittags, findet die Abreise nach Görz statt. Am Nachmittage des 19ten d. M. werden Se. Majestät bis Kamfreit reisen und am 20sten in Klagenfurt eintreffen, von dort, nach ei⸗ nem Aufenthalte von einem Tage, die Rückreise nach Wien an⸗ treten.
Hannover. Hannover, 11. Mai. (Hann. Ztg.) Mit Zustimmung beider Stände⸗Kammern ist Harburg, vorerst auf die Dauer des Steuervereins, zum Freihafen erhoben worden.
Hessen und bei MRhein. Darmstadt, 17. Mai. (Darmst. Ztg.) Ihre Königliche Hoheiten der Herzog, und die Herzogin von Genua haben, auf ihrer Reise von Berlin über Köln kommend, gestern dem Großherzoglichen Hofe einen Besuch ab⸗ gestattet.
Gießen, 16. Mai. (Darmst. Ztg.) An die Stelle des zurückgetretenen Hofgerichts⸗Rath Völcker wurde heute der Forst meister von Buseck einstimmig zum Abgeordneten ins Volkshaus nach Erfurt gewählt. 8
8 Sachsen⸗Weimar. Weimar, 17. Mai. (D. A. Z.) Das neueste Regierungs⸗Blatt bringt den Vertrag über den An⸗ schluß der Fürstenthümer Reuß und Schwarzburg an das für die sämmtlichen sächsischen Herzogthümer schon bestehende Ober⸗Appella⸗
ionsgericht in Jena; wodurch also diese Behörde nunmeh
höchsten Gerichtshof für die sämmtlichen thüringischen Staaten bil⸗
det. Ferner enthält dasselbe Gesetzblatt den Vertrag, vermöge dessen vom 1. Juli d. J. an ein gemeinschaftliches Appellationsgericht für das Großherzogthum Weimar und die schwarzburgischen Fürsten thümer besteht, welches in Eisenach seinen Sitz hat. Von den Mit gliedern dieses Kollegiums ernennt Weimar einschließlich des Prä⸗ sidenten sechs, und die schwarzburgischen Fürstenthümer drei. Fer⸗ ner wählt die erstere Regierung den bei diesem Gerichte angestell ten Ober⸗Staatsanwalt, und die letzteren den Gehülfen. Die Auf sicht über den Geschäftsgang bei dem Appellationsgerichte ist un⸗ ter den drei Regierungen in der Weise vertheilt, daß die weimari⸗
sche sie immer die ersten zwei Jahre und die schwarzburgischen abes In seinen Erkenntnissen nennt sich der Gerichtshof immer nach demjenigen Staate, aus welchem
wechselnd das dritte Jahr führen.
die Sachen an ihn gelangen; also entweder Großherzoglich sächsisch
oder schwarzburg⸗rudolstädtisch oder schwarzburg⸗sondershausensches Appellationsgericht. Nach einer anderen Ministerial tritt das wichtige Institut der Bezirks⸗Ausschüsse, welche, aus freien Wahlen der Gemeinden hervorgehend, gewissermaßen die zweite
Instanz zwischen den Gemeinde⸗Behörden und dem Ministerium
bilden, bereits mit dem 1. Juni ins Leben, während der Termin
für Einführung unserer neuen, auf fast demofratischer Grundlage ruhenden Gemeinde⸗Ordnung auf den 1. August festgesetzt ist. Hin⸗ sichtlich der Bezirks⸗Ausschüͤsse empfiehlt das Ministerium selbst zur Vermeidung engerer Wahlen vorherige Verständigungen über die Wahlkandidaten.
Ausland.
Fraukreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 16. Mai. Den Vorsitz führt General Bedeau. Laurent, de l'Ardeche, de Flotte, Laudrin, Baucel, Chaix und andere Mon tagnards legen jeder mehrere Antiwahlreform⸗Petitionen nieder. Der Marine⸗Minister verlangt einen Supplementar⸗Kredit. Wird der Kommission zugewiesen. An der Tagesordnung ist Pis⸗ catory's Interpellation in der griechischen Frage. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten: „Ich habe letzten Sonn
abend die Ehre gehabt, Sie von dem Einlaufen betrübender und unerwarteter Nachrichten aus Griechenland in Kenntniß zu setzen. Die Regierung hielt es für ihre Pflicht, von England Erklärungen zu fordern. Die Antwort war nicht der Art, wie wir sie zu er warten das Recht hatten. Der Präsident der Republik hat auf Antrag des Minister⸗Raths unseren Gesandten von London zurück
gerufen. (Dreimaliger Beifall.) Um der Versammlung darzuthun, in welcher Weise wir uns zu diesem Entschlusse bemüßigt fanden, glaube ich das von mir an unseren Gesandten gerichtete Schreiben lesen zu müssen.“ Der Minister verliest das Schreiben. Es heißt darin, Frankreich habe nur in gütlicher und friedlicher Absicht sich herbeigelassen, in der zwischen England und Griechenland obschweben
den Frage zu interveniren. Man habe für die Dauer der guten Dienste die Einstellung der Feindseligkeiten versprochen. Dieses Versprechen sei nicht erfüllt worden. Es habe daher der Gesandte Frankreichs an Lord Palmerston eine Abschrift gegenwärtigen Schreibens mitzuthei⸗ len und sofort London zu verlassen. (Beifall.) Der Minister fährt fort: „Ich lege alle auf diese Angelegenheit bezüglichen Akten auf den Tisch des Hauses, damit die Versammlung davon Kenntuiß nehme. Sie wird ohne Zweifel sich dahin entscheiden, daß vor Le
sung der Akten eine gründliche Debatte nicht statthaft sei. (Von allen Seiten: Zum Druck!)“ Der P räsident bemerkt, die Ak
tenstücke würden gedruckt werden. Heftige Aufregung. Die Sitzung wird auf eine längere Zeit aufgehoben. Molé geht zur Ministerbank und bekomplimentirt den General Lahitte. Leb⸗ hafte Gruppen bilden sich überall. Bei Wiedereröffnung der Sitzung überreicht der Minister der öffe ntlichen Arbeiten eine Kreditforderung von 60,000 Fr. für dringende Reparaturen am Palaste zu Versailles. Auf der Tagesordnung folgt die Ge
sammtdebatte über das Einnahme⸗Budget von 1850. Art. 1 Die Steuer⸗Erhebung geschieht überall nach Tabelle a., den bestehenden Gesetzen gemäß.“ Chavoix beantragt eine Verminderung des Preises der Jagd-Erlaubniß um 5 Fr. Wird mit 411 gegen 219 Stimmen verworfen. Berard will diese Taxre auf 10 Fr. herabgesetzt wissen. Wird ebenfalls verworfen. Kolb Bernard schlägt für §. 4 des Ausweises a. hinter den Worten: „Kasernen⸗ unkosten nach Gesetz vom 15. Mai 1818“ folgenden Zusa
vor: „welche vom Octroiertrage für Einhebung des Centime ab⸗ gezogen werden.“ Der Berichte rstatter ist dagegen. Der Re⸗ gierungs⸗Kommissär Mague nennt das Amendement gesetzwidrig und für viele Gemeinden drückend. Es wird verworfen. St. Priest bringt zum Paragraphen über Porto nachstehendes Amende
ment ein: „Vom 1. Oktober wird folgender Tarif für Geldsen
dungen in Kraft treten. Art. 1. Bis 5 Frs. einschließlich citime. Art. 2. Darüber für 5 Frs. und Bruchtheile 5 Cents.“ Der Redner bemerkt, daß seit zwei Jahren die Reduction von 5 auf 2 pCt. eine bedeutende Vermehrung des Geldsendungs
erträgnisses bewirkt habe. Wolowski schlägt als Amende⸗ ment vor, das Porto für Geldsendungen auf 1 pCt. zu re
duziren, mit einem Minimum von 10 Cents für Postmandate. Gouin bekämpft jede Abüänderung. Mauguin spricht dafür. Fould sindet dabei unlösliche Schwierigkeiten. Es könnten dann in Postmandaten bis 50,000 Fr. für den Tag angemeldet werden. Drouyn de Lhuys, bereits von London zurückgekehrt, nimmt seinen Platz in der Kammer ein. St. Priest's Amendement wird mit 360 gegen 270 Stimmen verworfen. Wolowsli zieht sein Amende⸗ ment zurück. §. 1 des Art. 2 der Kommission wird angenommen. Ohne Diskussion wird bis einschließlich Art. 9 Alles angenommen Auf Garloude's Verlangen wird die Diskussion uͤber Art. 10 bis morgen vertagt, und die Sitzung wird aufgehoben.
Sitzung vom 17. Mai. Den Vorsitz führt Dupin. Große Aufregung herrscht unter den Repräsentanten. Es handelt sich un die Erklärungen des Ministers der auswärtigen Angele⸗ genheiten über den heutigen Moniteu 8 Derselbe verlangt das Wort. (Plötzliche Stille.) „Ich verlange das Wort“, sagt er, „um mein Erstaunen über das Stillschweigen des heutigen Moni⸗ teur auszudrücken, was die gestrige Mittheilung betrifft. Ich ver⸗ lange vom Büreau Auskunft, welches Mißverständniß dieser Unter⸗ lassung zu Grunde liegt. Uebrigens ist bereits dafür gesorgt, daß der Druck heute noch geschieht und sofort an alle Departements versendet wird.“ Präsident Dupin: „Ich habe nur von zwei Drit⸗ teln des mir bewilligten Urlaubs Eebrauch gemacht. Bei meiner Rückkehr war ich über die Lücke im Moniteur betroffen, Ich erkundigte mich nach der Ursache. Es scheint, daß die vom Moniteur anderen Journalen gemachten Mittheilungen die Ur⸗ sache dieser Störung sind. Die Auslassung ist bedauerlich, und werden daher Mittheilungen an andere Journale erst nach voll⸗ ständiger Beendigung des Dienstes des Moniteur geschehen. Uebrigens ist diese Lücke nicht im Sitzungs⸗Protokoll der National⸗
1E1. 5 De⸗
Verordnung
Versammlung, die Mittheilung hat daher ihren offiziellen Charakter. Auch wird sie heute noch in einem Supplement des Moniteur erscheinen. Der Art, wie sie von der Versammlung aufgenommen wurde, wird ebenfalls Erwähnung geschehen.“ Napoleon Jerome Bonaparte überreicht eine Petition gegen die Wahlreform. (Bravo links. Lärm rechts.) Alle Montagnards bringen ebenfalls solche Peti⸗ tionen. Bourzat und Miot werden wegen der dabei gemachten Kom⸗ mentare zur rdnung gerufen. Der Finanzminister überreicht einen Theil der in Rigal's Antrag verlangten Dokumente. Die Kommission über das Gesuch um Erlaubniß gerichtlicher Verfolgung Laboulay's erklärt sich dagegen. Die Versammlung nimmt den An⸗ trag der Kommission an. An der Tagesordnung ist das Einnahme⸗ Budget. Art. 10: „Schenkungen und Erbschaften beweglicher Gü⸗ ter unterliegen derselben Steuer, wie die der unbeweglichen.“ Ga⸗ boud und Chegaray sprechen dagegen, Gouin dafür, der Ar⸗ tikel wird angenommen. Zwei auf Erbschaften bezügliche Amende⸗ ments von Cremieux und Valette werden an die Kommission verwiesen. Art. 11: „Von 1850 an wird die Brieftaxe für den inländi⸗ schen Verkehr auf 25 Cent. für den Brief von 72 Grammes und auf 50 Cent. für den Brief bis 15 Grammes erhöht.“ St. Priest bekämpft diesen Artikel. Man berufe sich so gern auf Eng⸗ land. In England habe man aber eine Radikal⸗Reform gemacht, wie dies in Frankreich nicht der Fall gewesen. Mau möge daher noch abwarten. Er will deshalb die Brieftaxe aufrecht erhalten, aber Pakete höher tarifiren. Gouin bemerkt, durch die Postreform habe der Staat 1849 11 Millionen eingebüßt. St. Beuve unterstützt das Amendement St. Priest's. Oudinot stellt den Antrag, der gegenwärtige Tarif solle für Soldaten und Unteroffiziere beibehalten werden. Magne, als Regierungs⸗Kommissär, erklärt sich für den Kommissions⸗Antrag. Für 1850 stehe ebenfalls eine Verminderung um 10 Millionen in Aussicht, was der Staatsschatz nicht ertragen könne. Das Amendement St. Priest's wird mit 374 gegen 291 St. verworfen und der Kommissions⸗Artikel angenommen. Das Amendement Oudinot's wird ebenfalls angenommen, so wie Art. 12 und 13. Auf Rigal's Antrag befragt der Präsident die Versammlung, ob die in Bezug auf die Wahlreform geforderten statistischen Ausweise gedruckt werden sollten. Der Druck wird beschlossen. Barthe⸗ lemy St. Hilaire macht hiergegen mehrere namentlich auf die Lage der Advokaten bezügliche Bemerkungen. Chassaigne Go⸗ von verlangt Ermäßigung der Gewerbesteuer für Messerschmiede. Wird verworfen. Allgemeine Unausmerksamkeit. Die weitere De⸗ batte wird auf gt und die Sitzung wird aufge⸗ hoben. 1 8
Paris, 16. Mai. Folgendes ist das Abberufungsschreiben an den französischen Gesandten in London, Herrn Drouyn de Lhuys. „Paris, 14. Mai 1850. Mein Herr! Wie ich die Ehre hatte, Ihnen anzuzeigen, berieth gestern der Minister⸗Rath über die Ant⸗ wort des londoner Kabinets auf die Anfrage, welche Sie beauftragt waren, ihm zu übermitteln. Meine vorhergehenden Depeschen haben Sie die Entschließung der Regiecrung der Republik wohl ahnen lassen. Im Geiste des Wohlwollens und des Friedens hatte ich Frankreich bestimmt gefunden, seine guten Dienste anzubieten, aber unter ehrenvollen Bedingungen, zum Zwecke einer Beendigung der Differenz, welche sich zwischen Großbritanien und Griechenland er⸗ hoben hatte. Man war übereingekommen, daß die von England be⸗ reits angewendeten Zwangsmaßregeln während der Dauer der Vermit⸗ telung aufgehoben würden, und daß, wenn eine Ausgleichung vom fran⸗ zösischen Vermittler für annehmbar erachtet, vom britischen Unter⸗ händler aber verworfen würde, Letzterer darüber nach London zu berichten habe, bevor man neuerdings zur Anwendung der Gewalt seine Zuflucht nähme. Wir hatten über diesen Punkt die bestimm⸗ testen Versprechungen erhalten. Sie sind nicht gehalten worden. Daraus ergab sich die beklagenswerthe Folge, daß eben im Augen blicke, als ein Vertrags⸗Entwurf zwischen den Kabinetten von Paris und London direkt verhandelt und definitiv abgeschlossen, auf dem Punkte war, in Athen anzukommen, wo dessen wesentliche Grund⸗ lagen bereits bekannt waren, Griechenland, trotz der leb⸗ haften Vorstellungen des französischen Gesandten, von neuem vurch das britische Geschwader angegriffen, gezwungen war, ohne Diskussion die Klauseln eines weit strengeren Ulti⸗ matums anzunehmen, um einem vollkommenen Ruin zu entgehen. Wir wollten, als wir dieses auffallende Resultat unserer Vermitte⸗ lung erfuhren, darin nur die Wirkung irgend eines Mißverständ⸗ nisses sehen. Wir hofften, das londoner Kabinet würde für alle Welt bedauerliche Thatsachen, die nur in Folge einer Verletzung gegen uns eingegangener Verpflichtung statt gehabt hatten, als nicht geschehen betrachten und den Vertrags⸗Entwurf aufrecht er⸗ halten, welchen wir mit ihm aufgestellt hatten. Sie waren beauf⸗ tragt, dies zu verlangen. Diesem Verlangen wurde keine Folge gegeben, und darum schien uns Ihr längerer Aufenthalt in London mit der Würde der Republik unverträglich. Der Präsident fordert Sie daher auf, nach Frankreich zurückzukehren, nachdem Sie He rirn Ma⸗ rescalchi als Geschäftsträger beglaubigt haben werden. Der Präsident dankt Ihnen für Ihr Benehmen in dieser Angelegenheit. Wollen Sie gegenwärtige Depesche Lord Palmerston mittheilen. (gez.) General La Hitte.“ In der heutigen Sitzung der National⸗Versammlung war der englische Gesandte nicht mehr in der Diplomaten⸗Loge. Unter den niedargelegten Aktenstücken sollen sich bemerkenswerthe Dokumente von der russischen Regierung befinden, und in kurzem soll angeblich eine bedeutungsvolle Note Rußlands erscheinen. An der heutigen Börse wollte man sogar wissen, Rußland habe bereits gegen Eng⸗ lands Benehmen in der griechischen Frage, Griechenland und Frankreich gegenüber, einen energischen Protest nach London gesen⸗ det. Andererseits meint man, die Tragweite der Abberufung des Herrn Drouyn de Lhuys dürfe nicht überschätzt, und wahrscheinlich werde in nächster Zeit Lord Palmerston's persönliche Politik ein⸗ fach desavouirt werden.
Die Estafette ist heute, gedruckt von der erschienen, die République erscheint morgen, die Voix du Peuple hat noch keinen Buchdrucker gefunden. Im Journal des Débats liest man: „Es handelt sich darum, ob Herr Boulé die Uebertretungen begangen hat, welche das Ge⸗ setz bestraft. Das ist die ganze und daher höchst einfache Frage. Der Minister des Innern hat ebenfalls einfach und kategorisch ge⸗ antwortet. Er führte vier Urtheile in Druck⸗Angelegenheiten ge⸗ gen den in Frage stehenden Buchdrucker an: 1) vom 9. Septem⸗ ber 1848 wegen Druck eines Journals ohne Caution; 2) vom 3. Juli 1849 wegen fortgesetzten Druckes eines Journals, dessen Cau⸗ fion durch mehrere Geldbußen angegriffen war; 3) vom 1. De⸗
zember 1849, wegen Druck eines Journals ohne Namen des Ge⸗
schäftsführers; 4) vom 12. April 1850, wegen Druck eines An
schlagzettels ohne Namen des Buchdruckers. Allerdings muß man zugestehen, daß gegen das letzte Urtheil Appellation eingelegt wurde. Das wahre Interesse liegt in den kräftigen Worten, in der ent⸗ chiedenen Stellung des Ministers des Innern und der Regierung. Es liegt ferner in den energischen Ausdrücken des Herrn Pisca⸗ tory. Diese Worte sind nicht eine Rede, sie sind eine That, eine That der Zustimmung, der Unterstützung und, fügen wir es nur hinzu, eine That des Muthes. Seit zwei Jahren erleidet die Gesellschaft einen fort⸗
Blondeau wie⸗
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währenden, wüthenden, unversöhnlichen Sturm. Man will ihr ans Leben, man will einen Vernichtungskrieg, und wer dies leugnet, ist entweder ein Bösewicht oder ein Narr. Die Gesellschaft wird, so hoffen wir mindestens, Siegerin bleiben, aber nur unter der Be⸗ dingung eines einmüthigen Zusammenwirkens der Regierungsgewalten, und der Bürger Piscatory hat im Namen der Majorität in glü⸗ henden Worten der Regierung deren Beistand zugesichert.“
Die Annahme des Antrages des Herrn Rigal ist von großer Wichtigkeit. Er begehrte, daß vor der Debatte über das neue Wahlgesetz der National⸗Versammlung eine statistische Uebersicht vor⸗ gelegt werde über: 1) die Zahl der zur Zeit der letzten allgemei⸗ nen Wahlen eingeschriebenen Wähler; 2) die Zahl der auf jeden Repräsentanten am 13. Mai 1849 gefallenen Stimmen; 3) die Zahl der auf den Rollen der Personal⸗ und Grundsteuer eingeschriebenen Wähler; 4) die Städte, in welchen die Quote der Personal⸗ oder Grund⸗ steuer ganz oder theilweise von der Munizipalität gezahlt wird; 5) die Bevölkerung jeder dieser Städte und den Stand der Personal⸗Steuer⸗ pflichtigen; 6) die Zahl der zu Naturalleistungen für Wegbauten als verpflichtet Eingetragenen, welche keine Personalsteuer zahlen. Der National veröffentlichte früher bereits eine ähnliche Ueber⸗ sicht, die jedoch für sehr mangelhaft gehalten wird. Aus derselben ging hervor, daß 3,500,000 Personen durch das neue Wahlgesetz ihr Wahlrecht verlieren würden. Man glaubt, ein vollständiger offizieller Ausweis würde eine noch weit bedeutendere Zahl heraus⸗ stellen. Das Votum der National⸗Versammlung, wodurch die⸗ ser Antrag angenommen wurde, wird als naͤchtheilig für die Wahlreform selbst und als eine Niederlage des Mi⸗ nisteriums betrachtet. Die Petition E. von Girardin's ge⸗ gen die Wahlreform wurde im Laufe des gestrigen Tages von mehr als 10,000 Personen unterzeichnet. Auch heute drängt sich Alles in den Hof des Gebäudes, wo sich die Redaction der Presse befindet, um dieselbe zu unterschreiben. Das Siedele kündigt auf der Petition in seinen Büreaus ebenfalls mehrere tau⸗ send Unterschriften an. Ein Blatt versichert, die Zahl der Unter⸗ schriften auf den Petitionen in Paris und den Departements gegen die Wahlreform betrage schon mehrere Hunderttausend. Die De⸗ mocratie pacifique wurde gestern wegen eines Artikels: „Ge⸗ setzlicher Weg, d. i. Steuerverweigerung“ mit Beschlag belegt. Die Anklage lautet auf Angriff der Rechte und des Ansehens der National⸗Versammlung und Aufforderung zum Un⸗ gehorsam gegen die Gesetze. Auch die Nummer des 12. Mai wurde in gleicher Weise gestern gerichtlich belangt. Die Assemblée nationale sagt: „Gestern Abends fand bei einem Diplomaten einer veralteten Koterie eine große Versammlung statt, die von einem selbst als Journalist unmöglich gewordenen Manne präsidirt wurde. Dieselbe Persönlichkeit, welche sich nie von der Armee trennen sollte, obschon sie im Tiers⸗parti herumschwimmt, soll geschworen haben, sich an die Spitze der Nationalgarde zu stel⸗ len, wenn Petitionen und Steuerverweigerung nicht genügen soll⸗ ten. Ein Montagnard, der seiner Natur nach wenig spricht, soll in der Sitzung die Nachricht von einem schrecklichen Projekte erhal⸗ ten haben, welches zwei Hauptstützen der Regierung be⸗ drohe. Mit dem bezeichneten Diplomaten soll angeblich Bastide gemeint sein, mit dem Unmöglichen Marrast, und mit der Persönlichkeit des Tiers⸗parti General Cavaignac. Die parlamentarische Initiativ⸗Kommission hat heute Morgens eine lebhafte Dehattd über die beiden Anträge gehabt: Im Falle einer Revolution in Paris sofort die General Conseils der Departements mit exekutiver Gewalt einzuberufen. Die Majorität ist dafür, doch will sie erst noch die Minister vernehmen. Diese wollen nämlich der Regierung die Einberufung vorbehalten. „Und wenn es keine Regierung mehr giebt?“ soll ein Kommissionsmitglied gefragt ha⸗ ben. Das Pays behauptet, man habe gestern zwei Batterieen in den Hof des Sitzungsgebäudes der National⸗Versammlung gebracht und durch fortwährende Waffen⸗ und Munitionszufuhr die Tutle⸗ rieen in ein förmliches Arsenal verwandelt. Changarnier hielt heute über das von Grenoble hier eingetroffene 15te Linien⸗Regiment Revue in den Tuilerieen.
In der Liberté heißt es: „Ludwig Philipp giebt sich ge⸗ genwärtig alle erdenkliche Mühe, um eine vollständige Einigung zwischen den Mitgliedern seiner Familie und dem Grafen von Cham⸗ bord zu bewirken. Wenn ein solcher Vergleich auch augenblicklich in Frankreich nichts ändern kann, so beseitigt er doch vielfache Hin⸗ dernisse. Die Söhne Ludwig Philipp's sind dem Projekte entschie⸗ den zugethan.“ Poujoulat ist Berichterstatter über Creton's An⸗ trag, die Verbannung der Bourbonen aufzuheben. Die Kommission ist dagegen, der Bericht wird Sonnabend erstattet.
Achtzig Mitglieder der Majorität sind gegenwärtig auf Urlaub. Die Urlaubs⸗Kommission hat beschlossen, sie einzuberufen und bis auf Weiteres kein Urlaubsgesuch zu unterstützen.
Der Bericht der 9ten Kommission, Berichterstatter Labordière, ist gegen P. Duprat's Antrag: General⸗Conseil und Munizipal Rath des Seine⸗Departements aus der Wahl der Gemeinde her⸗ vorgehen zu lassen. 8
Paris, 17. Mai. Am 14. Mai um 1 Uhr traf der Präsi dent in Begleitung der Großherzogin von Baden und mit einem zahlreichen Gefolge von Generalen, Repräsentanten und Ordonnanz⸗ Offizieren in Fontainebleau ein. Bei seiner Ankunft führte man ihn in die Gemächer des linken Flügels, welche die Fürstin Borghese bewohnt hatte. Er besuchte dann in Begleitung des Architekten den Palast und die von Napoleon angelegten großartigen Gärten. Den unter Ludwig Philipp angebrachten Verschönerungen zollte er un⸗ getheilten Beifall. Auch ein Ausflug in den Wald fand statt. Die Großherzogin und ihre Damen stiegen in offene Wagen, der Prä⸗ sident mit seiner Suite folgte zu Pferde. Abends war große Ta⸗ fel, zu der auch einige Soldaten des Kaiserreiches gezogen wurden. Am 15ten besuchte der Präsident in Begleitung des Kriegs⸗Mini⸗ sters und des Ministers der öffentlichen Arbeiten das Spital, und schmückte den Ober-Arzt mit dem Orden der Ehrenlegion. Um 1 Uhr Nachmittags war abermals Promenade im Wald, und um 4 Uhr kehrten der Präsident und seine Gäste mit einem Extrazuge nach Paris zurück.
Der heutige Moniteur bringt weder den Brief, noch die Rede Lahitte's in der gestrigen National⸗Versammlung und erwähnt daher auch nicht des von der Majorität gespendeten Beifalls. Die National⸗Versammlung war sichtlich betroffen, die gestrigen Eröff⸗ nungen des Ministers Lahitte nicht im Moniteur zu finden. Man sagt, der Präsident habe diese Mittheilung nicht gebilligt und Be⸗ fehl gegeben, deren Abdruck im Moniteur zu verschieben. Man spricht daher von Zerwürfniß des Präsidenten und des Ministe⸗ riums, sogar von einem Ministerwechsel. Gestern Abends und heute Morgens fanden mehrere bezügliche Konferenzen zwischen dem Ely⸗ see, den Ministern und den Führern der Majorität statt. Die von Herrn Dupin bei Beginn der Sitzung gegebene Erklärung fand wenig Glauben. In Galignani's Messenger, dem Organ der englischen Ge⸗ sandtschaft, liest man: „Mehrere Morgenblätter kündigen heute die erfolgte Abreise des Marquis von Normanby nach London an. Dies ist ein Irrthum. Se. Excellenz hat noch keine auf die gestern in hiesiger National⸗Versammlung mitgetheilte bezüglichen Depeschen er⸗
halten. Der edle Marquis hat sich nach Versailles zurückgezogen.“ Die Union versichert, daß die Zurückberufung des Gesandten von London in Abwesenheit und ohne Vorwissen des Präsidenten der Republik geschehen sei. Louis Bonaparte soll eben in Fontainehleau gewesen sein, als eine sehr herausfordernde Depesche Lord Palmer⸗ ston's anlangte, worauf das Ministerium sogleich die Absendung der Depesche an Drouyn de Lhuys beschloß, was dieser bei seiner Ruckkehr vollkommen gebilligt haben soll. Im Sidele liest man: „Um 2 Uhr bestieg Lahitte die Tribüne, um die Rückberufung des Herrn Drouyn de Lhuys anzukündigen. Am 2 ½ Uhr betrat Letzterer den Sitzungs⸗ saal. Er war zu Paris in der Nacht von Mittwoch auf Don⸗ nerstag angekemmen, daher hatte er seine Zurückberufung Dienstags oder in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch erhalten. Seine Abberufung war also schon Montags beschlossen. Seit 60 Jahren kennen wir kein Beispiel, daß man eine so wichtige Maßregel der Nation drei Tage lang verheimlicht hätte.“ Drouyn de Lhuys soll gestern in der National⸗Versammlung gesagt haben: „Die Dinge stehen so, daß ein Funke genügt, um eine Fcuersbrunst zu erzeugen.“ Larochejacquelin soll auf die Frage, ob er zufrieden sei, geantwortet haben: „Es ist das erstemal, daß ich auf dieser Tri⸗ büne französisch sprechen höre.“ Nach dem Constitutionnel sollte Drouyn vorgestern bei Lord Palmerston speisen. Absagebrief und Protest langten daher zu gleicher Zeit an. Die Presse äußert sich folgendermaßen über den Bruch mit England: „Unter der Monarchie hatte Frankreich die Wahl zwischen einer russischen oder englischen Allianz. Von der Wahl hing seine Politik in Curopa und dem Orient ab. Als die Demokratie ans Ruder trat, wurde die wesentlich antidemokratische russische Allianz ein Unsinn und deswegen eine Unmöglichkeit für unser Land. Ein englisch⸗französisches Bündniß schützt den Kontinent und das Mittelländische Mͤeer gegen Rußlands Uebergewicht. Für die Februar⸗Revolution war das Kabinet Palmerston ein großes Glück, ein Tory⸗Kabinet Burke und Pitt schloß den Monarchenbund gegen Frankreich. Unsere Sprache kann nicht verdächtig sein, wir waren früher für die russische Allianz, aber der 24. Februar hat den Angel⸗ punkt unserer Bündnisse mit aller Gewalt der Logik von St. Pe⸗ tersburg nach London versetzt. Das ist es eben, was seit zwei Jahren die Feinde der Demokratie zur Verzweiflung bringt. Sie hätten so gern im englischen Kabinet einen Genossen ihres Hasses gefunden. Dieses Kabinet hat aber verjährtem Zwiespalt seine Thüren verschlossen, und dafür muß es gestraft werden. Darum muß man es stürzen. Dagegen muß man in Frankreich sich an all die Empfindlichkeit wenden, die man so gern national nennt, die aber in der That nur dynastisch ist. Darum appellirt man in England an allen Ehrgeiz, an allen Abscheu der Tories oder Aristo⸗ kraten gegen die Whigs oder Liberalen. Lange schon suchte man eine Gelegenheit, dies Ministerium zu stürzen. Endlich glaubt man sie in dieser kleinen griechischen Streitfrage, deren ganzes Interesse sich um ein Paar Tausend Drachmen dreht, gefunden zu haben. Wie neu ist doch diese Empfindlichkeit! Wir sind nicht böse ge⸗ worden, als Rußland mit 80,000 Mann nach Ungarn zog, als Oesterreich mit 120,000 Mann einen Ausflug in die Ebenen der Lombardei machte, als das heldenmüthige Venedig nach langem verzweifelhaften Widerstande fiel. Das Alles haben wir er⸗ tragen und gelitten, aber wegen 60,000 Drachmen Entschädigung mehr oder weniger an einen englischen Vice⸗Konsul stören wir das Gleichgewicht der Welt. Dem opfern wir den europäischen Frie⸗ den, das Ausblühen der Industrie, die Erhebung des Handels, die Zunahme der Arbeit, unsere Ausfuhr, unsere Häfen, unsere See⸗ macht und endlich unsere einzige natürliche Allianz der Welt. Weiß man, was dieser Bruch in der That bedeutet? Er ist die Isolirung Frankreichs in Europa, die Coalition im Keime, Aufopferung Eng⸗ lands an Rußland, Sturz des Ministeriums Palmerston und Wie⸗ dergeburt eines antifranzösischen Ministeriums in London, Aufgeben des Mittelmeeres, Auslieferung Algiers und unserer braven afrika⸗ nischen Armee an eine rath⸗ und kopflose Politik, Ver⸗
rath gegen die an Rußland verhandelte Türkei.“ Dagegen sagt die Assemblée nationale: „Was nur immer die National⸗Ehre aufrichtet und vergrößert, wird ganz Frankreich gerüstet finden. Handelt es sich um die Ehre der Fahne, dann giebt es keine Par⸗ teien mehr. Das ist unsere Ansicht, die der alten und jungen Ge⸗ neration. Die Whigs haben das Maß gefüllt. Die Politik der großen Tage erwacht wieder. Bastide und die Altrepublikaner, die Unterzeichner der berüchtigten patriotischen Petition, konnten Lord Palmerston gegenüber allerdings eine Bedienten⸗Politik verfolgen und zur Rettung ihrer Revolution um Englands Schutz betteln, aber der Prinz Präsident, General Lahitte und die Mitglieder der Majori⸗ tät haben die Ehre des Landes so begriffen, wie die Monarchie und Napoleon. Die Royalisten allein haben wahren Patriotismus. Wer ein französisches Herz hat, muß der Rückberufung des Herr Drouyn ve Lhuys Beifall zollen. Die Lösung der neuen Phas dieser diplomatischen Frage ist schwer vorher zu sagen. Ein leich⸗ tes Mittel der Ausgleichung wäre der Sturz Lord Palmerston's.
Die Journale von Rouen, Havre und Brest bestätigen die Aushebung der Matrosen von 20 bis 40 Jahren und die Befesti⸗ gung sämmtlicher Häfen.
Ueber die Wahlreform ist von deren Gegnern eine Broschüre verfaßt und in 25,000 Exemplaren bereits abgezogen. Sie wird heimlich unter die Soldaten vertheilt. Ein heute in der Presse mit auffallender Schrift gedruckter Aufruf an das Volk, worin ihm Ruhe und Geduld empfohlen wird, soll aus der Feder Cremieux’'s geflossen sein und vom Berge herrühren.
Der Papst hat den Herren Montalembert, Molé und Fallourx Dankschreiben für ihre Bemühungen zu Gunsten des neuen Unter⸗ richtsgesetzes zustellen lassen.
Die Budget⸗Kommission für 1851 hat heute Herrn Berryer zum Präsidenten gewählt.
Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 14. Mai. Der Marquis von Lansdowne kündigte an, er werde am nächsten Freitage darauf antragen, daß das Haus seine Sitzungen während der Woche nach Pfingsten aussetze.
Unterhaus. Sitzung vom 14. Mai. Herr Grantley Berkeley stellte, vorhergängiger Ankündigung gemäß, den Antrag, daß ein Comité des ganzen Hauses die auf Einfuhr ausländischen Getraides bezüglichen Gesetze in Betracht ziehe. Er bemerkt, das Land fühle das Bedürfniß, sich besser über die Absichten der Re⸗ gierung in Betreff der Leiden der arbeitenden Klassen zu unter⸗ richten, und bemüht sich dann, aus den Antworten Lord J. Rus⸗ sell's und Lord Stanley's auf an sie gerichtete Adressen nachzu⸗ weisen, was die Grundbesitzer und Pächter von den beiden großen politischen Parteien im Staate zu erwarten und nach voelcher Seite sie ihre Freunde und Feinde zu suchen hätten. Statt Sympathie habe die Regierung nur Hohn gezeigt, statt Brod habe sie Steine gegeben, und als das Mißglücken des von ihr gemachten Experi⸗ ments offenbar geworden, habe sie ihre eigene Politik Lügen ge⸗ straft, indem sie die Hoffnung ausgesprochen, daß die Noth, deren Dasein sie widerstrebend zugestand, mit dem Steigen der Preise schwinden werde. Als er (Berkeley) den Freihandel unterstützt