1850 / 149 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Billets versehen, werden nicht mehr, wie bisher, bei der Kontrolle in der Kassenhalle gegen Contre⸗Marken umgetauscht, was zur Er⸗ leichterung des Publikums gereicht, sie werden dagegen, und zwar die Parterre⸗ und Tribünen⸗Billets dem vor dem Eingange ins Parterre rechts wie links befindlichen Controlleur vorgezeigt, der das Retour⸗Billet von dem Parterre⸗ und Tribünen⸗Billet trennt und an sich behält. Letzteres verbleibt in den Händen des Käufers und wird beim Eintritt in die Tribüne und das Parterre nur vor⸗ gezeigt; die Billets zum Amphitheater werden dem am Fuße der zum letzteren führenden Treppe befindlichen Controlleur vorgezeigt, der gleichfalls das Retour⸗Billet vom Amphitheater⸗Billet trennt und an sich behält; letzteres verbleibt in den Händen des Käufers und wird beim Eintritt in das Amphitheater nur vorgezeigt. Verläßt Jemand die Tribüne, das Parterre oder das Amphi⸗ theater, so erhält er gegen Vorzeigung des Eintritts⸗Billets von dem Controlleur ein Retour⸗Billet; nur gegen die Wiederabgabe

dieses Retour⸗Billets und gegen die Vorzeigung des Eintritts⸗Billets wird der Wiedereintritt gestattet. General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele.

Königsstädtisches Theater.

88 Sonntag, 2. Juni. (Neu einstudirt): Stadt und Land, oder: Onkel Sebastian aus Ober⸗Oesterreich. Posse mit Gesang in 3 Akten, von Friedrich Kaiser. Musik von A. Müller. (Herr Ferdinand Richter, vom Stadttheater zu Stettin: Sebastian Hochfeld, als zweite Gastrolle.) Vorher: Der Kurmärker und die Pikarde. Genrebild von L. Schneider.

Montag, 3. Juni. Ein Prophet, oder: Johannes Leiden und Freuden.

Dienstag, 4. Juni. Der Hefmeister in tausend Aengsten. Lust⸗

spiel in 1 Akt, von Th. Hell. Hierauf: Der Weg durchs Fenster.

Lustspiel in 1 Akt. Zum Schluß: Nummer 777. Posse in 1 Akt, von Lebrun.

Meteorologische Beobachtungen.

Morgens 6 Uhr.

Nach einmaliger

1850. b Beobachtung.

31. Mai.

1 1

Nachmittags Abends 2 Uhr. 10 Uhr. V

Luftdrueck... 337,95“ Par. 338,25“ „Par. 1337,83“„Par. Auellwärme Senmn Luftwärme + 8,8 ° R. + 16,8 ° . + 12,1* R. Plusswärme 16,2 R. Thaupunkt + 7,6⁰ R. + 9,1* R. + 8,2 0R odenwärme . 8 Dunstsättigung . 91 pCt. 54 pCt.- 72 poCt. Wetter. heiter. heiter. heiter. v“ NW. W. W. Wolkenzug 948

338,00“ Par... 12,6°0 h...

Ausdünstung

Nfederschlag 0 Rh.

Wärmewechsel + TSS + 10,1°

Tagesmittel: + 88ö72722 pCt. W.

Berliner Börse vom 1. Juni.

mechsel-Course.

Brief. Geld. Eööö“ 141 ½ 141 ¼

Amsterdam Kurz do. 2 Mt. Hamburg . 300 Mk. Kurz 150 G 150½ 4“ 300 Mk. 2 Mt. 149 ¾ 149 ¼ London 1 Lst. 3 Mt. 6 24 300 PFr. 2 Mt. G 79412 Wien in 20 Xr. 150 Fl. 2 Mt. 4 ½ 84 ½ Augsburg. 1TTI 2 Mt. 1 Breslau x. 100 Thlr. 2 Mt. 99 8 Tage 9: 99* 100 Thlr. 2 Mt. 99 ⁄½ 992 1ö100 nl. 2 Mt. 56 22 56 18 ö10 Shbl. 3 Wochen 108 ½ 107 ½

Leipzig in Courant im I4 Thlr. Fufs ...

Frankfurt a. M. südd. W. Petersburg

Inländische Fonds, P sandhbriefe, Kommunal- Papiere und Geld- Course.

Geld. Gem. Zf.

Pomm. Pfandbr. 3 ½ Kur- u. Nm. do. 3 ½ Schlesische do. 3 ½ K. u. Nm. Schuldv. 3 —) do. Lt. B. gar. do. 3 ¼ Berl. Stadt-Obl. 5 103 Pr. Bk. Anth.-Sch. Westpr. Pfandbr. 3 90 Grossh. Posen do. 4 100 ½ do. 4do. 3 90 Ostpr. Pfandbr. 3 4

Zf.] Brief. Geld. Gem Preufs. Freiw Anl 5 105 St.-Schuld-Sch. 4

Sech.-Präm.-Sch.

Friedrichsd'or. And. Goldm. à 5th. Disconto.

Ausländische Fonds.

Russ. Hamb. Cert. Poln. neue Pfdbr.] 4 do. Hope 1. Anl. * do. Part. 500 Fl. 4 do. Stiegl. 2. 4. A. do. do. 300 do. do. 5. A. Hamb. Feuer-K. do. v. Rthsch. Lst 5 do. Staats-Pr. Anl. do. Engl. Anleihe 4 ½ Lübeck. Staats-A. do. Poln. Schatz0- 4 78 ½ IIoll. 2 ½ % Int. do. do Cert. L. A. 5 Kurh. Pr O. 40 th. do. do. L. B. 200 F1 N. Bad. do. 35 Fl. 18 Poln a. Pfdbr. a. C. 4

n

Eisenbahn- Actien.

Stamm-Actien. V Kapital.

8 5 v.

Der Reinertrag wird nach erfolgter Bekanntm. Tages -Cours. in der dazu bestimmten Rubrik ausgefüllt.

Tie mit 3 pCt. bez. Actien sind v. Staat gar.

Börsen-Zins- Rechnung.

Prioritäts-Actien. Kapital.

Tages -Cours.

Zinsfuss.

Sämmtliche Prioritäts-Actien werden durch jährliche Verloosung à 1 pCt. amortisirt

86 ½ bz. 102 bz. . 59 b⸗ 138 ¾ B.

BerI LTLit B

do. Hamburg

do. Stettin-Starg.

do. Potsd.-Magd.. Magd.-Halberstadt-.

do. Leipziger.. Halle-Thüringer Cöln - Minden :.

do. Aachen. Bonn. Cöln Düsseld.-Elberfeld.. Steele -Vohwinkel . Niederschl. Märkisch.

do. Zweigbahn Obersel IIW do. it B

Cosel -Oderberg.... Breslau-Freiburg... Krakau-Oberschl.... Berg.-Märk... Stargard-Pos Brieg-Neisse. .. .. ... Magdeb.-Wittenb....

6,000,000 8,000,000 4,824,000 4,000,000 1,700,000 2,300,000 9,000,000 13,000,000 4,500,000 1,051,200 1,400,000 1,300,000 10,000,000 1,500,000 2,253,100 2,400,000 1,200,000 1,700,000 1,800,000 1,000,000 5,000,000 1,100,000 4,500,000

61 ¾ B. 93 ½ bz. 40 B.

78 B

v59SgSE

83 a 82 ½ b

103 ¾ B. 101 ¾ 8. 70 B. 69 B. 39 ¼ bs. 82 bz. u.

*

ʃ—

54 ½ bz

Quitlungs- Bogen.

Aachen-Mastricht ..

Ausländ. Actien. iedr. Wilh.-Nordb. I1u“

Schluss-Course von Cöln-Minden 93 ¼ u.

1,411,800 5,000,000 1,000,000 2,367,200 3,132,800 1,000,000 800,000 1,788,000 4,000,000 3,674,500 3,500,000 1,217,000 2,487,250 1,250,000 1,000,000 4,175,000 3,500,000 2,300,000 252,000 2,000,000 370,300 360,000 250,000 325,000 375,000 400,000 1,100,000

SISI3o do. Hamburg do. dOo. IISSer do. Potsd.-Magd... do. do. 8. do. do. Litt 1)

do. Stettiner

Magdeb.-Leipziger..

Halle-Thüringer....

Cöln-Minden

do. do.

Rhein. v. Staat gar. do 110O do. Stamm-Prior.

Düsseldorf-Elberfeld.

Niederschl. Märkisch.

do. do. do. III. Serie. do. Zweigbahn

Magdeb.-Wittenb. ...

Oberschlesische

Krakau-Oberschl. ..

Cosel-Oderberg

Steele -Vohwinkel

do. do. II. Ser.

Breslau-Freiburg...

Berg.-Märk

nn

ES=Snne . 22,,E=SnInnee

92

SEnSn

.

Ausl. Stamm-Act.

Reinertr. 1848

Kiel-Altona Sp. Amsterd.-Rotterd. Fl. Mecklenburger Thlr.

2,050,000 6,500,000 4 4,300,000 4

34 ½ 35 bz.

von Preussischen Bank-Antheilen 95 ½ a 95 bz.

Die Course sind durch mehrseitige Verkäufe etwas gewichen, und der Umsatz war

im Allgemeinen beschränkt.

Anuswärtige Börsen. Breslau, 31. Mai. Polnisches Papiergeld 96 Br. Oester. Banknot. 84 ⁄2¶ Br., 84 ⅔˖ G. Poln. Pfandbr. alte 90 ½ G., do. neue 95 ⅔i G. Poln. 300 Fl. 124 G., 500 Fl. 80 ¼ Br. B. Cert. 200 Fl. 17 ½ Br. Russ.⸗poln. Schatz⸗Oblig. 78 ¾ Br. Ober⸗ schlesische A. 103 Br., do. B. 102 G. Freiburg 70 Br. Köln⸗ Minden 94 Br. Niederschl. 83 ¾ Br. Neisse⸗Brieg 35 ¼ Br. Krakau⸗Oberschl. 67 ¾˖ Br. 67½ G. Friedr. Wilh. Nordbahn 38

Br., 38 ¼ G.

Wien, 30.

1

Mai. (Feiertag.) Met. 5 proz. 93 %, ¼I,

Beides gemacht.

Leipzig, 31. Mai. Leipzig⸗Dresdener Part. Oblig. 107 Gld. Leipz. B. A. 158 Gld. Leipzig⸗Dresd. E. A. 120 Br., 120 ½ Gld. Sächsisch⸗Bayerische 86 ½ Br. Schlesische 94 Br. Chem⸗ nitz⸗Riesa 25 Gld. Löbau⸗Zittau 26 Br. Magdeburg⸗Leipzig 214 Br. Berlin⸗Anhalt. 87 ¾ Br. Fr. Wilh. Nordbahn 39 Gld. ⸗Kiel 94 ½ Br. Deß. B. A. A. 144 ½ Br. Preuß. B. A.

) r.

Frankfurt a. M., 30. Mai. Anfangs der Börse waren Zproz. Spanier auf die bessere Notirung derselben von Paris und Madrid begehrt und steigend. Späterhin ging deren Cours auf mehrere Verkäufe wiederum zurück und schlossen wie gestern. Auch waren die Oesterr. Fonds und Friedrich⸗Wilhelms⸗-Nordbahn mehr offerirt und blieben bei schwacher Kauflust niedriger. In allen übrigen Gattungen war der Umsatz sehr unbedeutend, deren Course erlitten keine Veränderung, zum Theil etwas fester.

Oesterr. 5proz. Metall. 77 Br., 77 ½ Gld. Bank⸗Actien 1074 Br., 1070 Gld. Baden Partial⸗Loose a 50 Fl. v. J. 1840 52 ½ Br., 51 ¾ Gld., do. a 35 Fl. v. J. 1846 31 ¾ Br., 31 ½ Gld. Darmstadt Partial⸗Loose a 50 Fl. 73 Br., 73 ½ Gld., do. a 25 Fl. 26 ¾ Br., 25 Gld. Hessen Partial⸗Loose a 40 Rthlr. preuß. 33 Br., 32 ½ Gld. Württemberg 4 ½proz. Oblig. bei Rothschild 96¾ Br., 96 Gld., 3 ½proz. do. do. 82 Br., 81 Gld. Sard. 5proz. Obligationen 83 ¾ Br., 83 Gld. Partial⸗Loose a 36 Fr. bei Gebr. Bethmann 32 Br., 31 ½ Gld. Spanien 3 proz. inländ. 312 Br., 31 % Gld. Poln. 300 Fl.⸗Loose 127 Gld., do. Obligationen 9— Fl. 80½ Br., 80 ½ Gld. Ludwigshafen⸗Bexbach 80 ½ Br., 8—8 S öproz. Ludwigshafen⸗Bexbacher Prior. 99 ½ Br., 99 Nordbahn e 94 Br., 93 Gld. 5proz. Friedrich⸗Wilhelms⸗

Hamburg, 30. Mai. 32 Vr. und S 6 9ö28⅜ -. 3 proz. p. C. 87 ½ Br. und Gld. E1“ 92 Br. E. R. 104 ½¾ Br. Stiegl. 85 ½ Gld. Zpro 89, 799 Br., 70 Gld. Ardoins 14 ½ Br., 11 ¾ Gld. Püon. 8 Br., 29. Gld. Amerik. 6proz. V. St. 109 Br., 1082 Magvdebarg⸗eh 8 Berlin 79 Br., 78 ྠGld. Bergedorf 90 Br. 93 Glv. döln. Büberge 66, Br., 558 Gld. Altona⸗Kiel 93 Br., tet 39 Gi 6— 93 Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗ i Eisen ahn⸗Actien, besonders in Berlin⸗ 8 1 schäft; auch in 3proz. Span. Umsatz. Ber in⸗Hamburg viel Ge⸗

Paris, 29. Mai. 3proz. 55. 60. 5proz. 90.85. Nord⸗ bahn 433. 75.

Nach der

Amsterd. 211.

Hamb. 185 ¾.

Berlin 365.

London 25. 40.

Petersb. 397 ½. h Gold al marco 17 a 18. Dukat. 11. 70 a 75. v Die Börse war ruhig, und es herrschte mehr eine steigende

Tendenz.

90) 75.

3proz. Cons. p. C. u. a. Z. 96 ¼, ½¼, Zproz, 38, 37 ½. Pass. 3 ½¼, . Russ. 5 pros. 109, 107. Bras.

London, 29. Mai. qTT 1SS SSeʒe 88, 86.

Cons. eröffneten zu 96, ¾¼ p. C. und 96 ¼ ¼ a. Z., stiegen % und blieben gegenwärtig 96 ½⅛, ¾ p. C. u. a. Z.

Eisenbahn⸗Actien fest, bei geringer Veränderung.

II 1616811

Wechsel⸗Course. Amsterdam 12. 2 ½ 1 ½¼. Hamburg 13. 12 ½ 12 ½. Paris 25.80 72 ½.

Frankfurt 121 3 ¼. Wien 12. 28—24.

1

Petersburg 37 ½ ½.

Amsterdam, 29. Mai. Holl. Fonds waren heute bei ziem⸗ lich belebtem Umsatz in Int. gut preishaltend. In Span. war viel Lebhaftigkeit; besonders waren Zproz. inl. sehr gesucht. fast unverändert. Oesterr. erholten sich wieder von ihrem Rück⸗ gang. Mex. etwas angenehmer.

Holl. Int. 56 %, ½. Zproz. neue 65 ½, ½. Span. Ard. 12 ¼, „. Gr. Piecen 13. Russen alte 104 ½. Oest. Met. 5proz.

2 ⁄proz. 40 ½, J. Mex. 29, 3 4. 11“ 8

5, 8.

Markt⸗Berichte.

Berliner Getraidebericht vom 1. Juni.

Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 50—54 Rthlr. Roggen loco 29 ½ Rthlr. pr. Juni 971 2 S vune. 27½ a 28 Rthlr. bez., 28 Br. u. G. Juli /Aug. 29 Rthlr. Br., 28 ¾ G. Sept./ Oktbr. 30 Rthlr. bez., Br. u. G.

Gerste, 1* loco 20 22 Rthlr. leine 18—19 Rthlr.

Hafer loco nach Qualität 16 ½ 18 Rthlr. Erbsen 28—32 Rthlr. Rüböl loco 10 ½ Rthlr. pr. Juni 10 ¼ a Rthlr. bez., 10 ½ Br., ½ G. Juni./ Juli 105 a * Rthlr. bez., 10 ⁄¾2 Br., 5 G Aug. /Sept. zv, Rthlr. Br., 10r G. Sept./ Okt. 10 ½ Rthlr. Br., 10 ¾à2 bez. u. G. Okt. /Nov. 10 ½ Rthlr. Br., 105⁄12 G. Leinöl loco 11 Rthlr. Br. »„ pr. Juni /Juli 10 ¾ Rthlr. Br Mohnöl 13 ½ a 13 Rthlr. Palmöl 12 a 11 *, Rthlr. Hanföl 13 Rthlr. Südsee⸗Thran 118, Rthlr. piritus loco ohne Faß 14 ½2 Rthlr. bez. it 7 br. den Fesust 11“ Juli/Aug. 14 ½ a 1 Rthlr. bez., 14 % Br., ½ C Aug./ Sept. 14 Rthlr. Br., 14 ¾ G. ((G(Gekt. 13 Retlr. Pr., 15 G.

Stettin, 31. Mai. Für schönen weiß. schles. Weizen beson Lers viel Kauflust, doch blieben die Preise unverändert.

Roggen 83 —84pfd. 27 a ½ Rthlr., 86 pfd. 28 ½ Rthlr., 82 pfd pr. Juli 27 ½ Rthlr., 86pfd. 28 ½ Rthlr., 82pfd. pr. Okt. 29, ½ Rthlr.

Rüböl flau, 10, 9 ½%, pr. Oktober 10 ¼ Rthlr.

Spiritus pr. Juli 26 ½, pr. August 25 ¼, 25 Rthlr.

Russ.

Telegraphische Notizen.

Frankfurt a. M., 31. Mai. 2 ½ Uhr. 3

4 ½proz. Met. 67. 5proz. neue 77 ½. Span. 31 ⅛. Kurh. 32 ½. Wien 99 ½.

Hamburg, 31. Mai. 2 ½ Uhr. Hamb.⸗Berlin 78 ½. Köln⸗

Minden 93. Magdeb.⸗Wittenb. 54 ½. Nordbahn 38 ½. Weizen loco höher bezahlt. Roggen hoch gehalten.

Paris, 30. Mai. 5 Uhr. 5

Nordbahn 40 ½. Bad. 31 ⁄.

Zproz. 57.

Beilage zum Pr

eußischen Staats-Anzeiger.

Sonntag d. 2. Juni,

sterreich. Wien. Maßnahmen gegen Gebictsstörungen an der öster⸗ reichisch⸗bayerischen Gränze. Widerlegung der Gerüchte in Betreff des Baron Gehringer. Die provisorischen Bergbehörden. Biographische Skizze des verstorbenen Feldzeugmeister d'Aspre. Urtheilssprüche des preßburger Kriegsgerichts. Beruhigende Nachrichten aus nien. Vermischtes. Schleswig⸗Holstein. Kiel. Seekadettenschule. Ausland. Fraukreich. Paris. Vermischtes. Großbritanien und Irland. London. Die Folgen der griechisch⸗ englischen Streitigkeiten. Verträge mit den Vereinigten Staaten. Nachrichten aus Kanada und Süd⸗Amerika. Vermischtes. Italien. Neapel. Militair⸗Exercitien. Freilassung politischer Gefan⸗ genen. Witterung. Graf Walewski. Das englische und das französische Geschwader. Eine türkische Fregatte. Nichtzulassung

von Sardiniern. 8 Griechenland. Fremde Schiffe.

Die Kammern. 1““ 1 Türkei. Beirut. Schlichtung der Religions⸗Streitigkeiten. Ver⸗ mischtes. Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York. Die Sklazenfrage. Die Verhandlungen mit dem englischen Gesandten. Projektirte Invasion in Cuba.

Nichtamtlicher Theil.

Deutschland.

bW,eeedlehhd mel⸗ det: „Von Seiten der österreichischen Justiz⸗ und politi⸗ schen Behörden in Böhmen sind im Einvernehmen mit den Kö⸗ niglich bayerischen Behörden die entsprechenden Vorkehrungen getroffen worden, um einem neuerlichen Ueberfalle der Einwohner des bayerischen Gränzortes Lackenhäuser vorzubengen, und es steht zu erwarten, daß diese wegen ihres Hanges zum Schmuggel und zum Wildern berüchtigten Insassen von ihrem angeblich geäußerten Vorsatze, einen neuerlichen Einfall auf österreichisches Gebiet zu wagen, um an jenen Gliedern der Finanzwache und der fürstlich schwarzenbergschen Forstpartei, welche bei dem Konflikte am 21. Fe⸗ bruar einige ihrer Kameraden im Kampfe verwundet hatten, blutige Rache zu nehmen, abstehen werden. Die Bereitwilligkeit, mit welcher die Königliche Regierung von Niederbayern den von den österreichischen Behörden an sie gestellten Ansuchen, die Wiederholung ähnlicher ruchloser Attentate auf Lebens⸗ und Eigenthums⸗Sicherheit, wie sie von Seiten der Lackenhäusler oft stattfanden, kräftigst zu verhindern entsprochen hat, ver⸗ dient eben so wie die hierbei an den Tag gelegte Energie alles Lob und giebt ein erfreuliches Zeugniß von dem freundnachbarlichen Ein⸗ vernehmen der beiderseitigen Behörden. Die Gemeinde Lackenhäuser ist entwaffnet, ein Militair⸗Detaschement dahin verlegt und eine eigene kriminalgerichtliche Kommission eingesetzt worden, welche die Aufgabe hat, die Urheber und Theilnehmer des Attentats vom 21. Februar zu erforschen und der verdienten Ahndung zuzuführen. Bereits sind 21 Individuen verhaftet. Ein Theilnehmer dieses At⸗

Athen. Gränzübertretung.

tentats, welcher dabei verwundet und gefangen worden war, befin⸗

det sich bei dem budweiser Kriminalgericht in Verhaft, und so kön⸗ nen wir hoffen, daß jene leidigen Gebietsstörungen, welche bisweilen einen sehr bedrohlichen Charakter angenommen hatten, für die Zu⸗ kunft wirksam beseitigt sein dürften.“

Durch mehrere Blätter wurde die Nachricht verbreitet, daß der Civil⸗Kommissär in Ungarn, Baron Geringer, abgerufen und die Herren von Szecheny und Graf Szecsen zu hohen Dienstposten in der ungarischen Verwaltung ausersehen sein sollen. „Wir sind“, sagt die Oesterr. Correspondenz, „in der Lage, alle diese Ge⸗ rüchte als rein aus der Luft gegriffen zu erklären. Die Regierung denkt eben so wenig an einen solchen Personenwechsel, als sie an einen Systemwechsel denkt. Wenn es einigen Blättern beliebt, das gewissenhafte Festhalten an den Bestimmungen der Reichsverfassung als eine veränderte Richtung der Regierungs⸗Politik aufzufassen, so wollen wir sie in ihrer Anschauungsweise nicht beirren. Wenn sie aber daran die Hoffnung knüpfen, sie werde in irgend einem Punkte, der das eeinheitliche Staats⸗Prinzip Oesterreichs wesent lich berührt, irgend eine Konzession machen, so müssen wir solcher Selbsttäuschung wiederholt ernstlich entgegentreten.“

Das neueste Stück des allgemeinen Reichsgesetz⸗ und Regie⸗ rungsblattes enthält eine Verordnung des Ministers für Landes⸗ kultur und Bergwesen vom 26sten l. M. über die provisorische Be⸗ stellung der Bergbehörden in den Kronländern Oesterreich ob und unter der Enns, Steyermark, Kärnthen, Krain, Görz, Istrien und Triest, Tyrol, Vorarlberg und Salzburg. Dieser Verordnung zu folge, hören mit dem Eintritt der Wirksamkeit der mit den Lan⸗ desgerichten vereinigten berggerichtlichen Senate die bisherigen Berggerichte und Berggerichts⸗Substitutionen in den erwähn⸗ ten Kronländern auf, und provisorische Berghauptmannschaf⸗ ten mit erponirten Berg⸗Kommissariaten treten an ihre Stelle. Für die Kronländer Oesterreich ob und unter der Enns wird in Steyer eine provisorische Berghauptmannschaft bestellt und derselben ein exponirtes Berg⸗Kommissariat in Wiener⸗Neustadt untergeordnet. Der Geschäftskreis der ersten er⸗ streckt sich über die Bezirkshauptmannschaften Scheibbs, Waidhofen an der Yps, Amstetten, Krems, Zwettl, Waidhofen an der Thaya und Horn, der des provisorischen Berg⸗Kommissariats in Wiener⸗ Neustadt über die Bezirkshauptmannschaften Hietzing, Klosterneuburg, Bruck an der Leitha, Wiener⸗Neustadt, Neunkirchen, Korneuburg, Großenzersdorf, Poisdorf, Hollabrunn und St. Pölten. Für das Kronland Steyermark werden die Geschäfte im Landesgerichts⸗ Sprengel Leoben von der dortigen Berghauptmannschaft; in dem Landesgerichts⸗Sprengel Graz vom Berg⸗Kommissariat zu Voitsberg und im Landesgerichts⸗Sprengel Cilli vom dortigen Berg⸗Kommissariate besorgt werden. Bei jeder der Berghaupt⸗ mannschaften in Steyer und Leoben wird ein Berghauptmann mit

1400 Fl., ein Markscheider mit 800 Fl., ein Aktuar mit 500 Fl., ein Kanzellist mit 400 und ein Amtsdiener mit 300 Fl.; bei jedem der drei Berg⸗Kommissariate Wiener⸗Neustadt, Voitsberg und Cilli ein Berg⸗Kommissär mit 900 Fl., ein Kanzellist mit 400 und ein Amtsdiener mit 250 Fl. und Quartiergeld 10 pCt. vom Gehalte provisorisch ernannt. Für die Kronländer Kärnthen, Krain, Görz, Istrien und Triest bleibt das bisherige Berggericht in Klagenfurt mit den beiden Suͤbstitutionen in Bleiberg und Laibach; nur wer⸗ den das Berggericht in Klagenfurt den Titel provisorische Berg⸗ hauptmannschaft, die beiden Substitutionen provisorische Berg⸗Kom⸗

arrest verurtheilt.

s. eisε τ‿ᷣν

missariate annehmen. Für die Kronländer Salzburg, Tyrol und Vorarlberg wird das bisherige Berggericht in Hall die Geschäfte in der Eigenschaft einer provisorischen Berghauptmannschaft be⸗ sorgen. 8 Der Oesterr. Soldatenfreund enthält nachstehende bio⸗ graphische Skizze über den am 22sten verstorbenen Feldzeugmeister Freiherrn d'Aspre: „Konstantin Freiherr d'Aspre, Commandeur des Militair⸗Maria⸗Theresien⸗, Großkreuz des Kaiserlich österreichi⸗ schen Leopold⸗, Ritter zweiter Klasse des Kaiserlich russischen Mili⸗ tair St. Georgs⸗, des St. Wladimir⸗, Großkreuz des toskanischen St. Joseph⸗ und päpstlichen St. Gregor⸗Ordens ꝛc., K. K. Wirk⸗ licher Geheimer Rath, zweiter Inhaber des Kaiser Franz Joseph Infanterie⸗Regiments und Kommandant des 6ten Armee⸗Corps, ist im Jahre 1789 zu Brüssel geboren, betrat die militairische Laufbahn 1806 als Fähnrich, avancirte kurz darauf zum Unter⸗Lieutenant bei Kai⸗ ser Jäger, wurde 1808 dem General⸗Quartiermeister⸗Stabe zuge⸗ theilt, in demselben zum Ober⸗Lieutenant und wegen seiner beson⸗ ders thätigen Verwendung im Feldzuge 1809 zum Capitain⸗Lieute⸗ nant im 18ten, in demselben Jahre zum wirklichen Hauptmann im 31sten Infanterie⸗Regimente befördert und dem General⸗Quartier⸗ meister⸗Stabe beigegeben, in welcher Stellung er den Feldzug im Jahre 1812 mitmachte. Die Feldzüge im Jahre 1813, 1814 und 1815 gaben ihm vielfache Gelegenheit, sein Talent, seinen Muth und seine Geschicklichkeit in Leitung der Truppen an Tag zu legen, und seine Beförderung zum Major und die Verleihung des Maria⸗Theresien

Ordens außer dem Kapitel waren der wohlverdiente Lohn seiner aus⸗ gezeichneten Dienste. Die Expedition gegen die neapolitanischen Insurgenten im Jahre 1820 und 1821 machte Baron d'Aspre als Major des Kaiser⸗Infanterie⸗Regiments mit und gab dem Gefechte bei Rieti den glücklichen Ausschlag, er wurde Oberst⸗Lieutenant, im Jahre 1825 Oberst im 21sten Infanterie⸗Regimente, 1833 Gene⸗

ral⸗Major und Brigadier, 1840 Feldmarschall⸗Lieutenant und 1846. Kommandant des 2ten mobilen Armee⸗Corps in Italien. Was der Verblichene in den thatenreichen Jahren 1848 und 1849 mit seinem Corps geleistet, ist zu frisch in der Erinnerung, und so lange die Tage von Vicenza, Custozza, Volta, Mortara, Novara und Li⸗ vorno leben werden, so lange bleibt der Ruhm des Feldzeugmei⸗ sters Baron d'Aspre, dieses Vaters seiner Soldaten, ein unver⸗ gänglicher.“

Vom preßburger Kriegsgerichte wurden Nikolaus Mrwa, Ka⸗ plan in O⸗Bars und Michael Jancso, Bürgermeister zu Rosenberg, wegen Theilnahme am Hochverrath nebst Einziehung ihres Vermö⸗ gens zu zehnjährigem Festungsarrest in Eisen; Eugen Ghika von Dizsanfalu, früher Unter⸗Lieutenant in der österreichischen Armee, dann Major und Kommandant des 47sten Honved⸗Bataillons, we⸗ gen Theilnahme am bewaffneteu Aufruhr zu sechsjährigem Festungs⸗ Durch die Gnade des Feldzeugmeister Haynau wurden diese Urtheile bei Ersterem auf siebenjährigen Festungsar⸗ rest in Eisen, bei dem Zweiten nebst Nachsicht der Vermögens⸗Con⸗ fiscation auf zweijährigen Festungsarrest in Eisen gemildert, dem Dritten endlich wurde die Arreststrafe gänzlich nachgesehen.

Die neuesten Nachrichten aus Bosnien lauten sehr beruhigend. Der Wesir befindet sich in Travnik und hält öfters Konferenzen mit den reichsten und angesehensten Bewohnern Kraina’'s. Bisher erhielten diese keine decisiven Antworten vom Wesir, da er, dem Vernehmen nach, neue Instructionen vom Sultan erwartet; übri⸗ gens soll eine friedliche Ausgleichung des Wesirs selbst sehnlichster Wunsch sein. In Travnik befinden sich 8000 Mann reguläre Trup pen, die sich überdies von Tag zu Tag vermehren. Die Insurgen⸗ ten haben sich allerorts in ihre Heimat zurückgezogen.

Unterm 20. Mai ist neuerdings ein Armee⸗Befehl in Ungarn erlassen worden, der mit Bezugnahme auf einen Befehl vom 30. Juli v. J. und auf die Proclamation von Bana, d. d. 1. Juli v. J., bekannt macht, daß für abgegebene Kossuth⸗Noten auf keinen Fall eine Entschädigung bewilligt wird. Die Veranlassung zu die⸗ sem Erlasse soll ein Truppenkörper gegeben haben, welcher ein sol⸗ ches Ersatzgesuch an das Kriegsministerium gerichtet hat, nachdem demselben früher von den kompetenten Behörden, dem einmal auf gestellten Grundsatze gemäß, ein abschlägiger Bescheid zu Theil ge⸗ worden.

Dieser Tage fand in Pesth große Tafel bei dem Feldzeugmei⸗ ster Baron Haynau statt, bei welcher außer vielen anderen gelade⸗ nen Gästen aus der Aristokratie (Graf L. Nadasdy, Baron G. Pronay und mehrere Andere) auch der kürzlich aus Paris zurück⸗ gekehrte Graf Andrassy Aladar sich befand.

Der Wanderer berichtet: „Es soll kürzlich ein Brief Ujhazy's an einen seiner Freunde angekommen sein, der einige interessante Details über die Schicksale der Auswanderer zur See enthält. Nach diesem Schreiben wäre ihr Schiff während eines Sturmes übel mitgenommen worden, so daß es bereits bedeutend Wasser zog. Zum Glück trieb der Orkan auch ein englisches Schiff herbei, das sich der Bedrängten annahm, so daß sie glücklich nach Halifax ge⸗ langten. Am ersten Tage ihrer Ankunft waren bereits 6000 Doll. (12,000 Fl.) theils in baarem Gelde, theils in Anweisungen auf die New⸗Yorker Bank zu Gunsten der Emigranten subskribirt.“

Das prager Schloß auf dem Hradschin wird befestigt werden. Die bezüglichen Bauten sind bereits in Angriff genommen worden.

Schleswig⸗Holstein. Kiel, 28. Mai. (W. Z.) Bei⸗ dem lebhaften Interesse für die Entwickelung der deutschen Kriegs⸗ Marine dürften einige Mittheilungen über die kieler See⸗Kadetten⸗ schule erwünscht sein, welche am 1. Dezember 1848 eröffnet wurde. Seit jener Zeit fanden 45 Kadetten aus allen deutschen Ländern Aufnahme, welche die Bildungsstufe eines Tertianers durch eine Prüfung nachgewiesen hatten und sich in einem Alter von 12 bis 16 Jahren befanden. An der Anstalt unterrichten 16 Lehrer. Be⸗ vor die Direction den Lehrplan feststellte, hatte sie sowohl den Lehr⸗ plan der kopenhagener Schule geprüft, als auch die Einrichtung des Königl. holländischen Marine⸗Instituts zu Medemblick durch Kom⸗ missarien in Augenschein nehmen lassen. In den europäischen Flotten sind 2 Hauptsysteme der Ausbildung üblich, indem die Amerikaner und Engländer mehr vom Praktischen, die Holländer, Dänen und Schweden mehr vom Theoretischen ausgehen, während die Franzosen einen Mittelweg einschlagen. In Deutschland machte man einerseits den Vorschlag, die Schüler der Gymnasial⸗ und Realschulen von 16 bis 18 Jahren zum Flottendienste zuzulassen und sie durch Praxis schnell zum Ziele zu führen, Andere verlangten die Auf⸗ nahme gebildeter junger Leute aus der Handelsmarine und deren theoretische weitere Ausbildung in Navigations⸗Schulen. Die Di⸗ rection der kieler Schule findet aber das Alter von 16 bis 18 Jahren ungeeignet für die praktische Seite der Sache sowohl, als auch besonders für die moralische Gewöhnung an den Seedienst.

Die Ausbildung junger Seeleute und Capitaine der Handels marine auf Navigationsschulen für die Kriegsmarine verwirft sie, weil dadurch die militairischen und disziplinarischen Ansprüche an

1 einen See⸗Offizier nicht befriedigt we den könnten.

bei der Gründung der Schule die Aufgabe, die sich linge innerhalb 1 6 Jahren theoretisch und praktisch denh,9 8 befähigen, durch 1 Zjährigen Dienst die Reife für den Offtziers⸗ grad zu erwerben. Von dem auf 5 Lehrllassen berechne⸗ ten Kursus der Anstalt sind gegenwärtig erst die drei un⸗ teren ins Leoben getreten. In dem Jahresbericht hat die Direction ausführlich den Lehrplan behandelt und mitgetheilt. Die praktischen Uebungen erstrecken sich auf Zeichnen, Schiemanns⸗ Arbeit, Gymnastik und nautische Uebungen. Diese letzteren be⸗ treffend, wurde während der Sommermonate jede der drei Klassen nur auf eine Woche auf den Schooner „Elbe“ kommandirt, die beiden anderen Klassen genossen während dessen den Unterricht in der Schule und hatten in den Nachmittagsstunden Ruder⸗ Segel⸗Uebungen in den für diesen Zweck erbauten Böten. Grund dieses klassenweise abwechselnden Kommando's war, eine größere Zahl von Kadetten neben der damaligen satzung von 28 Mann nicht den gehörigen Platz fand;

satzung aber nicht vermindert werden konnte, weil die Kadetten noch im Dienste zu unerfahren waren. Die Uebelstände des unterbrochenen Unterrichts und der nautischen Uebungen veran⸗ laßten im Monat September mehrfache Einrichtungen auf dem Schiffe, um eine größere Anzahl Kadetten aufnehmen zu können. Während der Ausführung wurden von 9—3 Uhr täglich die Ka⸗ detten auf Kanonenböten im Dienst und Manöver dieser Fahrzeuge geübt, der theoretische Unterricht erfolgte des Morgens von 7—9 Uhr. Die anderweitige Verwendung der Kanonenböte führte eine Unterbrechung von 14 Tagen in den Uebungen herbei, welche als Ferienzeit betrachtet wurde. Im Oktober begannen die Uebungen von neuem. Der Schooner konnte 28 Kadetten und 12 Mann Besatzung aufnehmen. Gleichzeitig war der für die Kadetten⸗ schule bestimmte Kutter vollendet. Hier machten 14 Kadet⸗ ten unter dem Befehle des Lieutenants Rieper, mit Aus⸗ nahme eines Kochs und eines Jungen, ganz allein die Be⸗ satzung aus. Durch die geringe Anzahl Matrosen auf dem Schooner wurde bezweckt, daß die Kadetten sämmtliche Arbeiten des täglichen Dienstes allein verrichteten. Es war dafür gesorgt, daß die Fahrzeuge innerhalb und in der Nähe der kieler Bucht so viel wie möglich kreuzten. Während der Zeit, wo die Fahrzeuge vor Anker lagen, wurde die Zeit nicht blos durch Kanonen⸗Exerecitien, Schießübungen im Segel⸗Manövriren, Schiemanns⸗Arbeit und theoretische Instruction ausgefüllt, sondern zu wiederholten Malen auch die Fahrzeuge von den Kadetten ab⸗ und aufgetakelt. Für diejenigen, welche eine genauere Einsicht in das Wesen der Seeka⸗ dettenschule wünschen, verweisen wir auf den Jahresbericht der Di⸗ rection. (Kiel, 1850. Mohr.)

AMusland.

Frankreich. Paris, 28. Mai. Peyronnet, der bekannte Minister Karl's X., ist in Paris angelangt.

Der Portier des Kommandantur⸗Hotels in Lyon ist, nach der Patrie, als Mitglied einer geheimen Gesellschaft verhaftet worden.

Im Constitutionnel liest man: „Wünschen wir der gemä⸗ ßigten Partei vor Allem zu der Einstimmigkeit Glück, welche sie bei ihrer gestrigen Abstimmung dargethan hat. Alle oppositionellen Amendements zu Art. 2, dem wichtigsten des Wahlreform⸗Entwur⸗ fes, wurden von einer ungeheuren und so „u sagen unveränderten Majorität verworfen. Kaum haben die Ansprüche des Tiers parti 20 Stimmen außer denen der Rothen erhalten. Wir hoffen, die Majorität werde bis zum Ende in dieser vollkommenen Eintracht verharren, deren Schauspiel heute von allen Vertheidigern der Ord⸗ nung beklatscht wird. Es wird daraus eine große und heilsame Lehre hervorgehen. Jeder Freund oder Feind weiß nun im vor⸗ aus, daß die Majorität entschieden ist, alle Mittel in den Gränzen der Gerechtigkeit und des Rechtes anzuwenden, welche man zur Ver nichtung des Sozialismus nöthig erachten wird.

Der Geschäftsführer des Courrier de la Moselle ist von der Jury der Aufforderung zum Bürgerkrieg schuldig erklärt wor⸗ den. Bisher hatte die Jury dieses Departements in jedem Preß⸗ prozeß ein „Nichtschuldig“ ausgesprochen.

Die Polizei ist einer Bande von Falschmünzern auf die Spur gekommen, welche ihr Geschäft im Großen trieben. Die meisten Mitglieder sind bereits verhaftet.

Ein Journal beschreibt eine Medaille Heinrich’s V., welche in den Straßen von Paris vertheilt wird, ohne daß die Polizei bisher dagegen einschritt. Eine Person, welche eine solche Denkmünze in der Rue d'Amsterdam von einem anständig gekleideten Individuum geschenkt erhielt, hatte sie der Redaction zugestellt. Die Münze ist von Bronze in der Größe eines Zweifrankenstückes. Auf der Vorderseite sieht man das Bild des Grafen von Chambord mit der Umschrift „Heinrich von Frankreich“, auf der Rückseite cin Kreuz unter Lilien mit den Worten: fides, Spes. Marquis von Talaru, welche so eben ohne Nachkommen gestorben ist, hat dem Grafen von Chambord zwei Millionen Franken vermacht.

Die Republique fragt, aus welchem Grunde jetzt so vieler Russen in Paris seien, ohne jedoch zu beweisen, daß dies wirklich der Fall ist.

Großbritanien und Irland. London, 28. Mai. Die Times kömmt wieder auf die Folgen der griechisch⸗eng⸗ lischen Streitigkeiten und auf den diplomatischen Bruch mit Frank reich zu sprechen, dem sie eine größere Bedeutung beilegt, als an dere londoner Blätter. „Wir wundern uns keinesweges“, sagt sie, „zu erfahren, daß Lord Palmerston's letzte Vorschläge zu Paris zurückgewiesen worden, und es kann nicht der Aufmerksamkeit ent⸗ gehen, wie Lord Palmerston in seinen letzten Erklärungen ganz üͤberging. daß die französische Regierung den Vollzug der londoner Convention verlangt, und daß dieser verweigert worden. Die fran⸗ zösische Regierung ist offenbar entschlossen, ihren Boden zu be⸗ haupten, ohne vorzugehen, aber auch ohne zurückzuweichen. Auch steht nicht zu bezweifeln, daß das russische Kabinet in Uebereinstimmung mit seinen feierlichen Erklärungen, die seitdem öffentlich geworden, gewillt ist, seine Ansicht darüber zu bezeichnen. Wir haben erst noch zu erfahren, welche Wirkung die Erncuerung der Zwangsmaßregeln auf den russischen Hof gehabt. Es kann aber nicht verfehlen, daß dieselbe eben so scharf empfunden worden, wie zu Paris. Inzwischen haben die von Lord Palmerston ge gebenen Anzeichen, daß er ähnliche Pläne gegen Neapel und Toskana hat, alle Mächte vor der Wiederkehr solcher Ueber raschungen gewarnt, wie die Blokade des Piräeus gewesen. Die Kabinette von Rußland und Oesterreich haben den Anlaß wahrgenom⸗ men, anzuzeigen: da Lord Palmerston die Privat⸗Ansprüche briti⸗