gelungene naturwahre Frucht⸗ und Blumen⸗
r nicht vergessen, der zwei seh Zuckerbrödchen,
gruppen lieferte, au denen wir nur hier ein malplacirtes dort eine übelangebrachte Kornähre zu rügen hätten. 8 ½½ Was wir eben über die Composition bei den Blumen und Früchten bemerkten, gilt natürlich auch von den Stillleben, den Küͤchenstücken u. s. w.; aber, heiliger Rumohr, wie viel wird da gesündigt! Glücklicherweise war es auf unserer Ausstellung nicht so, auf der das genannte Gebier durch zwei tüchtige Leistungen vertreten war, und zwar durch ein „Stillleben (Nr. 285) von Charles Hoguet, allerdings schon um der stummen Fische willen, die den Inhalt ausmachen, ein Stillleben. Sie liegen theils in einem Spankorbe, theils daneben auf dem Ufersande, Schilf, Muscheln u, dgl. umher. Alles vortrefflich und gelungen gerache ane gemacht. Man möchte sich scheuen, die Thiere anzufassen, so schlüpfrig⸗feucht und klebrig glänzen sie. Dann ein „Küchenstück“ (Nr. 805) von Weiß, 1 Grundlagen zu einem reellen Genuß und naturgetreu wiedergegeben; oben darüber an der Wand hängt das Notizbüchelchen der Köchin. Drängen wir ns ein in ihre Geheimnisse, so finden wir eine humoristische Strophe, von der einem jeden Verse, als ob er eine Ausgabe wäre, die Silbergroschen angehängt sind, gerade so, wie H. Heine uns erzählt, daß er die Platen⸗ schen Verse mit einem jedesmaligen ominösen Anhängsel zu lesen pflegt. Die Zahl der zur Ausstellung gebrachten Zeichnungen in Bleistift oder Kreide war nicht groß. Wir wollen hervorheben, was uns besonders an⸗ gesprochen hat. Ludwig Löffler hatte einen Rahmen mit Bleistift⸗ zeichnungen qusgestellt. Sechs der zierlichen Blättchen stellen unter dem Titel: „Künstlerleben“, eine Reihe von historischen Genrebildern aus dem Leben berühmter Maler dar. Da sahen wir Cimabue in dem feierlichen Zuge, der sein für die Kirche S. Maria Novella in Florenz gemaltes Bild der thronenden Madonna nach seinem Bestimmungsorte abholt; Ra⸗ phael, wie er auf den Boden eines Fasses die Madonna della sedia zeich⸗ net, eine recht gut komponirte mitten aus dem italienischen Volks⸗ leben gegriffene Scene: das schöne Weib, das des Malers schneller Blick sofort zum Modell für die Schöpfung einer Maria aus der Menge herausgefunden hat, schaut verwunderungsvoll auf den Künstler, indem sie mit Zärtlichkeit ihr Kind an sich drückt; die umgebenden Leute, meist ehrsame Handwerker, wie sie da im Freien ihr Geschäft treiben, haben ihre Arbeit verlassen und sich mit ehrfurchtsvollem Staunen dem jungen Maler genähert. Dort wieder war van Dyk in seiner glänzend eingerich⸗ teten Werkstatt zu sehen; ferner Hogarth, der geistreiche Satyriker, mitten in einer Gesellschaft, deren einzelne Mitglieder leibhaftige Stoffträger sind. Alle diese eben so schön ersonnenen als zierlich und geschickt gezeichneten Blättchen werden den Anfang eines mit Text herauszugebenden Werkes bilden. Wenn der Fortgang dem Beginne entspricht, woran zu zweifeln wir keine Ursache haben, so wird es dem Werke nicht an Freunden mangeln. Auf dem Gebiete der Portraitzeichnung begegnete uns natürlich wieder C. 1' Allemand, und zwar diesmal mit sechs Nummern. Die lebens⸗ wahre Auffassung, die eigenthümliche kräftige und doch so saubere Durch⸗ führungsweise dieses rühmlichst bekannten Portraiteurs fehlte auch diesen Zeichnungen nicht. Ludwig Burger bot zwei Rahmen mit Skizzen (Nr. 132—133), worunter zwei Portraits, die sich durch Frische und markige Kraft bemerkbar machten. Sie sind auf papier pellé gezeichnet; der Künstler hat durch das
Herrmann
abgefedertes Geflügel, Kohlköpfe, Zwiebeln u. s. w., lauter reelle
geschickt angewandte Radiermesser es verstanden, seinen Bildern eine recht
tüchtige Modellirung zu verleihen. Von großer Lebendigkeit, überaus sorgfältiger Ausarbeitung und guter Wirkung waren auch die Studienköpfe (Nr. 203) von Louis Grand.
1006 b
jun. (Nr. 36 und 37). Dieser Künstler zeigt einen sicheren Blick für die Figuren des täglichen Lebens, die er, mitunter in recht drastischer Komik, darzustellen weiß. Gemüthvoll gedacht waren eine Reihe von Skizzen un⸗ ter dem Titel: „Arm und reich.“ Auf manchen Blättern aber geht der Künstler zu weit in der Darstellung minder angenehmer Figuren und Si⸗
tuationen. Noch erwähnen wir einer sehr hübschen und sauberen Blei⸗ stiftzeichnung von August Behrendsen (Nr. 46), einen Theil von Hallstadt in Oberösterreich darstellend, so wie einer sehr sorgfältig durchgeführten Kreidezeichuung für den Stich von dem Kupferstecher Karl Becker, Schuüler des Pyoofessors Buchhorn (No. 975), nach dem bekannten Portraitbilde von Ferdinand Bol im Kö⸗ niglichen Museum. 2 . Dieses Bild führt uns zu den vervielfältigenden Künsten hinüber. Keine Zeit hat das Feld derselben, so wie die unsrige, nach allen Seiten hin angebaut. Dies ist ein erfreuliches Zeichen für die immer allgemeiner wer⸗ dende Theilnahme an den Werken der bildenden Kunst; denn, wie übtrall, so auch hier, findet zwischen der Thätigkeit der Künstler und dem lebendigen Antheile des Publikums die regste Wechselwirkung statt. Wir sind fest überzeugt, daß durch diese Richtung die ethischen Einflüsse der Kunstschö⸗ pfungen immer bedentender und segensreicher werden müssen, doppelt mäch⸗ tig würde diese Wirkung sein, wenn man in unserer Erziehung noch weit mehr, als es seither der Fall ist, durch Anregung zu eigenen Versuchen mit dem Zeichnenstifte und durch Hinweisung und verständiges Näherbringen guter Werke der bildenden Kunst die Empfänglichkeit für dieselbe erhöhte. Wir haben bei uns eine sehr beachtenswerthe umfassende Thätigkeit auf dem Gebiete des Kupfer⸗ und Stahlstichs, der Lithographie und des Holz⸗ schnitts anzuerkennen. Für diese Zweige der reproduzirenden Kunstthätig⸗ keit bieten die Schaufenster unserer “ eine Art permanenter Ausstellung, und die große Anzahl der Beschauer, die zu jeder Tageszeit davor zu finden, legen ein Zeugniß dafür ab, wie gern mancher auf seinen 8 gleichsam ambulando für seine ästhetische Bildung zu sorgen sich bestrebt. Alles Gute und Tüchtige, was die diesjährige Ausstellung an Werken der vervielfältigenden Kunst darbot, aufzählen wollen, hieße fast Alles, mit wenigen Ausnahmen, nennen. Heben wir einiges Wenige hervor, was uns besonders ins Auge siel. Meisterstücke in der Aussührung sind die von Eduard Eichens, Louis Jacoby und Robert Trossin gestochenen Bildnisse Sr. Majestät, Peters von Cornelius und Alexanders von Hum⸗ boldt, welche für ein von den Brüdern Weigel in Leipzig herauszugebendes Natio⸗ nalwerk: „Deutsche Zeitgenossen“ nach Biowschen Lichtbildern angefertigt sind. Kupferstiche nach architektonischen Werken waren in iemlich bedeutender Anzahl vorhanden. Wir nennen eine Ansicht des Schlosses Marienburg (Nr. 1122), auf Befehl Sr. Majestät des Königs nach einem Oelgemälde des Professor Schultz in Danzig gestochen von W. Witthöft. Professor Schultz gab mehrere Probedrucke zur dritsen Lieferung seines schon in einem früheren Artikel von uns erwähnten verdienstvollen Werkes: „Danzig und seine Bauwerke“ zc. Höchst interessante Blätter. Ernst Jättnig lieferte die Ansicht der neuen Kirche in der frankfurter Straße hierselbst, so wie eine andere des Drakeschen Hauses am Thiergarten. Dieses letztere Blatt gehört zu einem Werke, welches die Gebäude des Baumeisters Hitzig umfassen soll, die derselbe gesammelt herausgeben wird und die unter den Privatbauten der Gegenwart ohne Frage zu den tüchtigsten gehören und eine wahre Zierde der Residenz sind. Die Stiche sind korrekt, klar und sauber. Aehn⸗ liches brachte Carl Eduard Weber, architektonische Arbeiten nach Zeich⸗ nungen der Geheimen Ober⸗Bauräthe Stüler und Soller; auch hier sind
Anziehend durch eine kecke, naturalistische Art der Bleististführung wa⸗ ren zwei Rahmen mit Zeichnungen von Julien Raymond de Baux
die Stiche gut und sorgfältig, die architektonischen Entwürfe, wie nicht an⸗ ders zu erwarten, geistreich und von den schönsten Verhältnissen.
Die or⸗
namentistische Behandlung des einen Landhauses (von Stüler) fanden wir voll Grazie und Einfachheit. Stüler hat darin ein Prinzip angewandt, welches in seiner Durchführung auf eben so anmuthige, als klare und ru⸗
hige Weise die Monotonie der bisherigen Behandlung der Bewurfsmassen
beseitigen würde.
Unter den Stahlstichen heben wir den von Paul Habelmann (Nr. 1003) hervor. Er ist nach dem bekannten Egbelschen Bilde: „der große Kurfürst in der Schlacht bei Fehrbellin,“ gearbeitet, höchst gelungen zu nen⸗ nen und gewiß eine sehr willkommene Vereinsgabe der Kunstfreunde im preußischen Staate für das Jahr 1849.
Wie fleißig der einst so lange vernachlässigt gewesene Holzschnitt wieder geübt wird, und welche vorzügliche Leistungen er hervorbringt, davon legten Unzelmann, Gubitz, Karl Glantz und Albert Vogel Zeugniß ab.
Tüchtige Lithographieen brachte Leopold Ahrendts: Das Portrait Rembrandt's nach Rembrandt, ferner Karl Fischer, das Portrait des Prinzen von Preußen nach Krüger, das Bildniß des verstorbenen Stadt⸗ verordnetenvorstehers Desselmann nach Otto; beide Originalbilder befanden sich auf der Ausstellung. Mit Vorliebe scheinen unsere Steinzeichner nach den Bildern unseres gemüthvollen Ed. Meyerheim zu arbeiten. So fanden wir sein „Familiengluͤck“ von G. Feckert, ein anderes Genrebild von dem eben genannten K. Fischer, seine „Land⸗ und Milchmädchen“ ven Rohr⸗ bach. Alle diese Nachbildungen gehen dem Original bis in seine kleinsten
Details nach und geben die weiche, zarte Art des Malers sorgfältig und
getreu wieder. 8 Der architektonischen Entwürfe hatte die Ausstellung wenige gebracht. Nur drei Namen waren mit sechs Arbeiten betheiligt. Von diesen kommen drei auf unseren eben so thätigen als geschickten Hitzig, welcher Zeichnun⸗ gen ausstellte, zu drei von ihm ausgeführten Schlössern für Herrn Ba⸗-⸗ ron von Oertzen auf Kittendorf in Mecklenburg, für Herrn von Kruse⸗Reetzow auf Reetzow und für den Herin Grafen von Schwerin . Wolsshagen. Die wohldurchdachten Anlagen zeigen in den Facaden jene Gediegenheit und Reinheit der Verhältnisse, wie wir sie an den Bauten dieses tüchtigen Meisters zu finden gewohnt sind. Aug. Hahnemann gab die Zeichnun- gen zu den Entwürfen eines Landhauses im euglischen und eines Rathhau⸗ ses im gothischen Styl. Auch diese Arbeiten waren sehr beachtenswerth
und zeigten geschmackvolle und verständige Behandlung der beiden Style.
F. Ginsberg aus Potsdam endlich brachte einen schlichten und einfachen Entwurf zu einem Kaffeehause am Wasser.
Zur Gefängnißkunde. “
Guter Rath an meine armen Freunde die Gefange⸗ nen. Ihrer Majestät der Königin von Preußen gewidmet von B. Appert. Berlin, Alex. Duncker, 1850.
Dieses kuͤrzlich erschienene kleine Werk gehört zu denjenigen Schriften, welche in der Klasse, für die sie bestimmt sind, nicht genug verbreitet werden können. Ohne der Selbstentschuldigung, der sich das Verbrechen nur zu gern hingiebt, zu schmeicheln, ohne das Verabscheuungswerthe des letzteren in abgeschwächtem Lichte erscheinen zu lassen, trägt der Verfasser dem Un⸗ glück Rechnung, das uns auch im Verbrecher nicht ungerührt lassen darf, und schöpft aus seinem Herzen und aus seinen Ersahrungen die geeignetsten Mittel zu dessen Milderung, so wie diejenigen Ermahnungen, die sich am wirksamsten Bahn brechen in das Herz des Verbrechers, weil sie nicht aus einer moralischen Höhe herabgepredigt sind, zu der sich der Gefangene nicht
erheben kann, sondern das Resultat einer genauen Kenntniß seiner Lage,
Gefühle und Bedürfnisse. Es kann daher das Büchlein der Aufmerksam- keit von Vereinen, welche die Verbesserung des Looses der Gefangenen und die Minderung ihrer Anzahl zum Zwecke haben, nicht genug empfohlen
werden.
1135]
8½
Bekanntmachungen.
IaHg
Nachbenannte Abwesende:
1) Johann Carl Wöstenberg, geboren um das Jahr
1725, Sohn des im Jahre 1742 zu Stralsund
verstorbenen Altschusters Hinrich Wöstenberg, wel⸗
cher zufolge einer im Jahre 1785 abgegebenen Er⸗ ärung des Sohnes seines früheren Vormundes schon viele Jahre zuvor in die Fremde gegangen var und sich im Preußischen aufgehalten, im ersten
Preußischen Kriege aber verloren haben soll;
der Seefahrer Carl Philipp Franz, geboren zu
Stralsund den 13. Juli 1779, Sohn des daselbst
verstorbenen Hauszimmermanns Wolfgang Franz,
welcher, im Anfang dieses Jahrhunderts von den
Engländern zum Flottendienst gepreßt, in einer
Seeschlacht gefallen sein soll;
3) der Seefahrer Jürgen Heinrich Scheel von Stral⸗
sund, welcher nach der im Jahre 1816 abgegebe⸗
nen Erklärung seiner Ehefrau im Jahre 1811 eine
teise von Gothenburg nach der Insel Anholt in
einem offenen Boote angetreten hat und seitdem verschollen ist; 4) der Landmann Johann Herrmann Völschow, gebo⸗ ren im Jahre 1789 zu Stralsund, Sohn des da⸗ selbst 1821 verstorbenen Brauer⸗Altermann Völ⸗ schow, welcher seit dem Jahre 1819 vom Hause entfernt gewesen ist und seit dieser Zeit keine Nach⸗ richt von sich gegeben hat;
5) der Schustergeselle Johann Friedrich Schnell, ge⸗
boren den 9. November 1791 zu Stralsund, Sohn
des daselbst verstorbenen Schopenbrauers Johann
Joachim Schnell, welcher unter dem 10. Januar
1812 aus Stettin geschrieben, daß er nach Ham⸗
burg gehen wolle, und seitdem keine Nachricht von
sich gegeben hat;
6) der Drechslergeselle Johann Friedrich Daniel Bahl⸗
mann, geboren den 22. März 1792 zu Richten⸗
berg, Sohn des daselbst verstorbenen Drechsler⸗
meisters Johann Detloff Bahlmann, welcher 1833
von Richtenberg nach Polen gewandert ist und seit
der Zeit keine Nachricht von sich gegeben hat;
7) der Seefahrer Johann Christian Gottlob Scheel,
geboren zu Rambin auf Rügen den 24. Juli 1795,
Sohn des Verschollenen zu 3, welcher seit 1811
zur See abwesend, zuletzt eine Jacht von Kron⸗
stadt auf Petersburg gefahren und seit dem Jahre
1820 keine Nachricht von sich gegeben hat;
8) der Zimmergeselle Johann Christopf Franz, Bru⸗ der des zu 2, geboren den 1. Mai 1796 zu Stral⸗ sund, welcher im Jahre 1825 als Zimmergeselle in Berlin gearbeitet haben soll und seitdem nichts
98 29 sich hat hören lassen;
84 ge Seefahrer Johann Jacob Scheel, geboren den
98 39 April 1798 zu Rambin, Bruder des zu 7, der 1820 eine Seereise von Amsterdam nach via angetteten und seit dieser Zeit nichts hat von sich hören lassen; b 10) der Zimmermann Mathi Hii ning, Mathias Friedrich Christian Hen⸗
Sohn debeehn den 11. April 1799 in Stralsund, Henning hi— Aareramts⸗Bruders Johann Friedrich Hambudg diesteb welcher im Jahre 1821 aus
11) ver Schmidt bie Nachricht von sich gegeben hat; boren zu Shesen Heinnch Chritopf Schröder, ge⸗ cher ins 8 den 47. Februar 1802,,ai
— 822 von Ha⸗ „wel⸗ gegangen ist und seitwem teind ”gh 8 Brasilien gegeben hat; achricht von sich
12) der Seefahrer Johann Carl Unruh
19. August 1803 zu Stralsund, S geboren den im Jahre 1806 verstorbenen eraanegr Vaserbh
Heinrich Nicolaus Unruh, welcher zuletzt von Hel⸗ singoör im Jahre 1831 geschrieben hat, daß er mit einem amerikanischen Schiffe nach Kronstadt zu se⸗ geln bereit sei, seit der Zeit aber seinen Angehöri⸗ gen keine Nachricht von sich ertheilt hat;
Joachim Simon Ott aus Bresewitz, geboren den 28. September 1803, welcher im Jahre 1828 die letzte Nachricht von seinem Leben gegeben hat; der Seefahrer Heinrich Gottlieb Kraeft, geboren zu Prerow auf dem Darß den 8. April 1804, Sohn des daselbst im Jahre 1826 verstorbenen Bootschiffers Peter Kraeft, welcher im Jahre 1832 von dem Schiffe des Capitain Johann Wolter aus Stralsund in Amsterdam entlaufen ist und seit die⸗ ser Zeit nichts hat von sich hören lassen; Christian Friedrich Staben Gottschalk, geboren den 17. Januar 1805, Sohn des Einliegers Joachim Christian Gottschalk zu Wulfshagen, welcher seit 20 Jahren keine Nachricht von sich gegeben hat; Jacob Nicolas Oit, geboren den 8. Juli 1805 zu Bresewitz, Sohn des daselbst verstorbenen vorma⸗ ligen Schiffers Adam Ott, welcher zuletzt um das Jahr 1829 von Buenos⸗Apres geschrieben hat und daselbst um das Jahr 1830 verstorben sein soll; der Seefahrer Joachim Christopf Borgwardt, ge⸗ boren den 27. Juni 1806 zu Stralsund, ein Sohn des verstorbenen Schiffers Joachim Christopf Borg⸗ wardt, welcher zuletzt im Jahre 1827 von Liver⸗ pool als Matrose geschrieben, seitdem aber seinen Angehörigen keine Nachricht von sich ertheilt hat; der Seefahrer Friedrich Joachim Theodor Back⸗ huus, geboren im Jahre 1808 zu Stralsund, Sohn des Seefahrers, späteren Vorstädters Joachim Con⸗ rad Backhuus daselbst, welcher im Jahre 1831 von Riga aus geschrieben, daß er nach Amerika gehen wolle, und seitdem nichts von sich hat hören lassen; Heinrich Niclas Prahm, geboren den 11. April 1808 zu Bresewitz, Sohn des daselbst verstorbenen Katenmanns Joachim Prahm, welcher im Jahre 1825 in Hamburg das Schiff, welches er gefah⸗ ren, verlassen und seitdem keine Nachricht von sich gegeben hat;
Adam Johann Ott, geboren den 17. September 1808 zu Bresewitz, Bruder des zu 16 benannten, von welchem zuletzt im Jahre 1836 aus New⸗York Nachricht eingegangen ist;
Johann Conrad Simon Wendelburg, geboren den 26. April 1809 zu Stralsund, Sohn des hierselbst verstorbenen Schneidermeisters Johann Joachim Wendelburg, welcher zuletzt am 4. Oktober 1832 von Hamburg aus geschrieben haben soll, daß er mit einem Schiffe zur See gehen wolle, und seit⸗ dem nichts von sich hat hören lassen;
so wie die von ihnen etwa zurückgelassenen unbekannten Erben und Erbnehmer, werden hierdurch geladen, sich vor oder in dem auf den 21. März 1851, Vormittags 10 Uhr,
angesetzten hierselbst oder in der Registratur desselben schriftlich oder persönlich zu melden und daselbst weitere Anweisung zu erwarten, bei Strafe dessen, daß der Verschollene für todt und sein Vermögen als seinen Erben angefallen erklärt, gegen die unbekannten Erben desselben aber der Ausschluß mit ihrem Erbrechte erkannt und demgemäß die Ausantwortung des Nachlasses an die sich melden⸗ den nächsten Erben verfügt werden wird.
Termine bei dem Königlichen Kreisgerichte
Stralsund, den 19. Februar 1850. Königliches S I. Abtheilung. (gez.) öldechen.
[353]
Bekannimachun Die Königliche General⸗Direction der Seehandlungs⸗
Sozietät beabsichtigt, die dem Seehandlungs⸗Institute
gehörige, hierselbst belegene Flachsbereitungs⸗Austalt mit sämmtlichen dazu gehörigen Maschinen und Uten⸗ silien durch Verkauf in Privathände übergehen zu lassen, und hat mich beauftragt, Kauflustigen über die Ver⸗
hältnisse dieser Anstalt nähere Ausku
auch mit denselben in vorläufige Unterhandlungen über
die Bedingungen der Ueberlassung zu
Ich erkläre mich demnach bereit, Kauflustigen sowohl auf frankirte Briefe als mündlich nähere Mittheilungen zu machen, die Besichtigung der Anstalt zu gestatten und ihnen eine Beschreibung derselben auf Erfordern
zugehen zu lassen.
Ueber die eingegangenen Gebote behält sich die Kö⸗ nigliche General⸗Direction die Entscheidung vor.
Patschkey bei Bernstadt in Schlesien, den 8. Juni 1850.
166 M. Trautwein. —
[352]
8 ( 9113 gf G; v. Berlin-Stettiner Eisenbahn. In Folge der in der letzten ordentlichen General⸗
Versammlung unserer Gesellschaft vorgenommenen Wah⸗ len besteht unser Direktorium gegenwärtig aus solgen⸗
den Mitgliedern:
1) dem Kaufmann Ernst Christian Witte,
2) 1“ a. D. Ku 3) » Konsul Schlutow,
4) » Kaufmann Fretzdorff,
5) » Regierungs⸗ u. Medizinalrath 6) » Regierungsrath Bon,
7) » Rechts⸗Anwalt Lenke hierselbst, unter denen der Kaufmann E Witte zum Vorsitzenden und der Pre ga. D. Kutscher zum stellvertretenden
wählt worden sind, was wir in Gemäßheit des §. 43 unserer Statuten und unter Bezugnahme auf die un⸗ — 8. term 29. Januar 1847 Allerhöchst bestätigten zusätzli⸗ -7.b
chen Bestimmungen zu den §§. 33 un
dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß bringen, daß
der Verwaltungs⸗Rath durch die Herre
1) Bank⸗Direktor Jobst (Vorsitzender), 2) Konsul Goltdammer (stellvertret. Vorsitzender),
3) Stadtverordneten⸗Vorsteher Ernst 4) General⸗Konsul Lemonius,
5) Kaufmann Wächter,
6) „ Theel,
79 8 Brumm,
8) Ministerial⸗Baurath Hartwich,
9) Banquier Ebart,
10) Münzmeister Klipffel,
11) Banquier Güterbock,
12) Stadtrath Keibel,
13) Landrath a. D. v. Koeller auf 14) Konsul Schillow,
15) Kaufmann Gustav Wellmann gebildet wird. Stettin, den 1. Juni 1
IEöEEEEqqumm Lenke.
Witte. Kutscher.
warnung, daß sie außerdem mit solchen von der Kon⸗ kursmasse werden ausgeschlossen und beziehendlich der Rechtswohlthat der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand für verlustig werden erachtet werden, anzumel⸗ den und zu bescheinigen, mit dem bestellten Rechtsver⸗-⸗ treter, so wie der Priorität halber unter einander, bin- nen sechs Wochen zu verfahren und sodann
den 14. Dezember ej. a. der Bekanntmachung eines Präklusiv⸗Bescheids, welcher für die Außengebliebenen Mittags 12 Uhr für publizirt geachtet werden wird, gewärtig zu sein, demnächst
den e⸗ ejusdem in Person oder durch gehörig legitimirte Sachwalter an hiesiger Amtsstelle anderweit zu erscheinen und sich über die in Vortrag kommenden Vergleichs⸗Vorschläge zu er⸗ klären, unter der Verwarnung, daß diejenigen, welche im Termine nicht erscheinen oder sich nicht bestimmt er⸗ klären, als der Mehrzahl der Gläubiger beistimmend werden erachtet werden, für den Fall aber, daß ein Vergleich nicht zu Stande kommen sollte,
dE1ISb1Söö- des Schlusses und der Versendung der Akten zum Ver⸗ spruche, und
uft zu ertheilen,
treten.
den 21 Febru der Publication eines Locations⸗Urtels, welches für die Außenbleibenden Mittags 12 Uhr für bekannt gemacht erachtet werden wird, gewärtig zu sein. Justizamt Hinter⸗Glauchau, den 6. Juni 1850. DD; vö
tscher,
ssische Ludwigs⸗Eisenbahn. — Der unterzeichnete Verwaltungs⸗Rath hat die in der General⸗Versammlung à vom 27sten v. M. in drei Terminen von Ct. und zweimal 4 pCt. zu erhebende Cinzahlung von 15 pCt. auf folgende I Tage bestimmt: eine Einzahlung von 7 pCt. auf den 31. Juli lI. J.; eine Einzahlung von 4 pCt. auf den 30. Sept. l. J.; eine Einzahlung von 4 pCt. auf den 30. Novbr. l. J. Der Verwaltungs⸗Rath fordert daher die Herren Actionaire der Hess. Ludwigs⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft an- mit auf, eine Einzahlung von sieben Prozent bis läng⸗ stens zum einunddreißigsten Juli 1850 inecl. bei Vermeidung der im §. 13 Alinea 3 der Statuten *)
rust Christian mier⸗Lieutenant Vorsitzenden ge⸗
id 48 ibid. mit
n
Vegener,
angedrohten Nachtheile zu leisten.
Die einzuzahlende Summe beträgt nach Abzug der Zinsen der bereits eingezahlten 30 pCt. vom 31. Ja⸗ nuar 1848 an (7 Fl. 30 Kr.) für jede Actie von 250 Fl. und kann für Rechnung der Gesellschaft entrichtet werden:
in Mainz an die Hauptkasse der Gesellschaft,
in Worms an Herrn Georg Renz,
in Frankfurt a. M. an Herren M. A. v. Roth⸗
schild Q Söhne, in Köln an den Abr.
2 zu Berlin,
Cantreck,
850.
Schaaffhausenschen
[355] LTIEIIEEIBVI’1 Nachdem zu dem Vermögen Herrn C Müller's und Herrn Herrmann Louis P
rane, Inhaber der dasigen Handlung unter der Firma: „Müller & Pinther“, auf Antrag mehrerer Gläubiger derselben, beziehendlich kraft besonderen Auftrages, der Konkurs⸗Prozeß eröffnet worden ist, so werden alle die⸗ 2 8 jenigen, welche aus irgend einem Rechtsgrunde An⸗ 2 sprüche an die Genannten zu machen haben, Amts und resp. Kommissions wegen hierdurch vorgeladen, den 1. November 1850
zu rechter früher Gerichtszeit in Perso hörig legitimirte Bevollmächtigte an h ch einzusinden und ihre Forderungen,
8
Bankverein, in Berlin an Herren Anhalt & Wagener. Die Zahlung wird auf die ausgegebenen Actien⸗ Certifikate quittirt und trägt mit den bereits einbezahl⸗ ten Beträgen von obigem Tage an Zinsen zu vier vom
Hundert. Mainz, den 5. Juni 1850.
Der Verwaltungs⸗RNath.
nig. hristian Friedrich inther’'s zu Men⸗
*) Der §. 13 Alinea 3 lautet: Bleiben dagegen Actionaire nach bereits erfolgter Einzahlung der ersten zwanzig Prozent mit weiteren Zahlungen im Rück⸗ stande, so verlieren dieselben alle ihre Rechte gegen die Gesellschaft; die von ihnen geleisteten Zahlungen fallen der Gesellschaft anheim und die ausgefertigten Aetien⸗ Certifikate werden annullirt und durch neue ersetzt.
in oder durch ge⸗ iesiger Amtsstelle unter der Ver⸗
2 Athlr. für † Jahe
Nacht „Alexandria“ gemacht.
Das Abonnement betragt:
4 888116“
8öo3EI1I1I“
in allen Theilen der Monarchie ohne Preis⸗Erhöhung.
Bei einz elnen miesbzern wird
8* 8
Alle Post⸗Anstalten des In⸗ nud Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition des Preuß. Staats⸗ Anzeigers: Behren⸗Straße Ur. 57.
Preußen. Berlin. Verlegung der Residenz Sr. Maj. des Königs von Charlottenburg nach Sanssouci. — Leichenbegängniß des General⸗ Lieutenants von Rauch. — Verordnungen des General⸗Post⸗Amts.
Oesterreich. Wien. Erzherzog Johann in Triest und dortige Vor⸗
bereitungen zum Bau eines Arsenals. — Kaiser Ferdinand in Linz. —
Nl. Militair⸗Verpflegung in Ungarn. — Vertrauensmänner aus Sieben⸗
böürgen.
Bayern. München. Schließung von Vereinen. — Rabbiner⸗Kongreß
zu Bamberg. — Kredit für außerordentliche Bedürfnisse der Armee.
Sachsen. Dresden. Prinz Gustav von Wasa. — Staatsminister Freiherr von Beust nach München. — Abmarsch von Truppen nach Neu⸗ stadt. — Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Königsstein bis Krippen. — Zwickau. Professor Raschig.
Hannover. Hannover. Reise Höchster Herrschaften.
Hessen und bei Rhein. Darmstadt. Feier des Geburtstags des Großherzogs.
Frankfurt. Frankfurt a. M. Nachlaß Schiller's und Göthe's. — Dislozirung von Truppen. — Bevollmächtigte für den Staaten⸗Kongreß
Ausland. Frankreich. Paris. Die Wahl der Kommission zur Prüfung der Dovtationsforderung für den Präsidenten und Schreiben des Repräsen⸗
tanten Rigal. — Reise des Präsidenten. — Niederl des Ministeri — Wahl für den Niederrhein. — Vemischtes. ““
ieazxe und Irland. London. ungen. Rußland und Polen. St. Petersburg. Ernennung des Pri Friedrich Karl zum Chef eines russischen egimemts. 8 ens felahas R abehigeec Großfürst Konstantin in Nikolajew. — 8 ischnei-Nowgorod †. — W . Kaiserli 1 g g Füri pegewnse M † arschau. Kaiserliches Re elgien. Brüssel. Offizielle Erklärung ü äpst⸗ faen Alocution, g über eine Stelle der päpst Italien. Turin. Bischof von Sassari nicht verhaftet. — Güter⸗Con⸗ fiscation in Kalabrien. — Palermo. Näheres über die Emeute. Spanien. Madrid. Vermischtes. Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York. Die Freischaaren⸗Expedition gegen Cuba. h““
Börsen⸗ und Handels⸗Nachrichten.
Parlaments⸗Verhand⸗
Beilage.
Amtlicher Theil.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Den General⸗Lieutenant von Radowitz zu Allerhöchstihrem Bevollmächtigten in dem provisorischen Fürsten⸗Kollegium der ver⸗ bündeten deutschen Staaten zu ernennen, und Allerhöchstihren Ge⸗
sandten bei der schweizerischen Eidgenossenschaft, den Kammerherrn und Geheimen Legations⸗Rath von Sydow, mit dessen einstwei⸗ liger Stellvertrctung zu beauftragen; so wie
Dem Königlich bayerischen Ministerial⸗Rathe, Kämmerer Frei⸗ herrn von Brueck, den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse zu
verleihe EE1 —
über das Befinden Sr. Majestät des Königs.
Se. Majestät der König haben die gestern stattgefundene Uebersiedelung von Charlottenburg nach Sanssouci ganz gut ertra⸗ gen und den größten Theil dieser Nacht ruhig geschlafen. Der Vernarbungs⸗Prozeß der Wunde hat den regelmäßigen Fortgang.
Schloß Sanssouci, am 12. Juni, Morgens 9 Uhr.
(gez.) Schönlein. Grimm. Langenbeck.
Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten. Dem Oberlehrer an dem kölnischen Real⸗Gymnasium hierselbst, Dr. Barentin, ist das Prädikat Professor beigelegt worden.
Angekommen: Der Fürst von Thurn und Taxis, von Wien.
Abgereist: Der Fürst Alexander von Sayn⸗Witt⸗ genstein⸗Berleburg, nach Dresden.
Uichtamtlicher Theil. Deutschland
Preußen. Berlin, 12. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Geheimen Staatsminister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten, Freiherrn von Schleinitz, die Erlaub⸗ niß zur Anlegung der von Ihren Königlichen Hoheiten den Groß⸗
herzogen von Sachsen⸗Weimar und Baden ihm verliehenen Groß⸗ Y
kreuze resp. des weißen Falken⸗ und Zähringer Löwen⸗Ordens zu ertheilen.
Berlin, 11. Juni. Nachdem Se. Majestät der König mit Gottes Hülfe so weit hergestellt worden, daß Allerhöchstdieselben am Sonntage dem Gottesdienste in der Schloßkapelle zu Charlotten⸗ burg haben beiwohnen können und gestern eine kurze Spazierfahrt durch den Schloßgarten gemacht haben, sind Se. Majestät heute bei dem sehr günstigen Wetter im Stande gewesen, Ihre Residenz nach
Saänssouci zu verlegen.
Ihre Majestäten haben die Fahrt zu Wasser auf der Dampf⸗ ’. Um 12 ½ Uhr schifften Allerhöchstdie⸗
selben Sich am Schloßgarten ein und landeten gegen 3 Uhr am Neuen Garten, von wo Sie Sich zu Wagen nach Sanssouci be⸗ gaben.
Se. Majestät der König sind im Stande gewesen, die ganze Zeit auf dem Verdeck zu verweilen, und haben durch die Fahrt sich erfrischt und gekräftigt gefühlt.
In Spandau wurden die Allerhöchsten Herrschaften bei der Vorbeifahrt festlich empfangen. An den Ufern und auf beiden Brücken, durch welche die Yacht fuhr, so wie auf Böten und Schif⸗ fen, harrten große Menschenmengen der Ankunft Ihrer Majestäten. An der ersten Brücke war ein Schiff angelegt, auf welchem die Mi⸗ litair- und Civil⸗Behörden, die Geistlichkeit, die Stadt⸗Behörden und die Schützengilde aufgestellt waren. Unter dem Donner der Kanonen von der Citadelle, unter dem Gesang des Liedes „Heil Dir im Siegerkranz“, unter tausendstimmigem Hurrah und Blu⸗ menwerfen fuhr die YNacht durch die Brücken.
Bei der Ankunft in Sanssouci wurden Ihre Majestäten von der potsdamer Schützengilde empfangen.
Um 6 ½ Uhr begaben Ihre Majestäten Sich auf eine Spazier⸗ fahrt durch die Gärten, und geruhten bei der Ausfahrt die Vor⸗ steher der Stadtbehörden freundlich zu begrüßen.
Um 8 Uhr nahm Se. Majestät die Aufwartung sämmtlicher Offizier⸗Corps der Garnison an und geruhten zu erlauben, daß sämmtliche Musikcorps der Garnison auf der Terrasse verschiedene Musikstücke ausführten. Se. Majestät verweilten die ganze Zeit hindurch auf der Terrasse.
Nach 9 Uhr geruhten Se. Majestät noch dem potsdamer Treu⸗ bund, der sich 500 Mann stark eingefunden hatte, zu gestatten, bei Allerhöchstdemselben vorbeizudefiliren.
Se. Majestät haben Sich so wohl befunden, daß Allerhöchst⸗ dieselben dem Souper haben beiwohnen können, zu dem die Gene⸗ rale und Commandeure befohlen wurden.
Berlin, 12. Juni. Heut fand die feierliche Beerdigung der irdischen Hülle Sr. Excellenz des Königl. General⸗Lieutenants und General⸗Adjutanten Sr. Maj. des Königs, Herrn von Rauch, statt. Er gehörte zu den Helden, deren Namen uns die Freiheitskriege so lebhaft ins Gedächtniß zurückrufen. Da es die Verhältnisse nicht erlaubten, die Leiche des Verewigten vom Sterbehause, Schulgarten⸗ Straße Nr. 2, en parade zu geleiten, so wurde dieselbe, nach⸗ dem sie durch den Konsistorialrath Büchsel in Gegenwart der Familie gesegnet, gestern Abend gegen Mitternacht nach der Inva⸗ lidenkirche gebracht, nur gefolgt von den männlichen Verwandten
seines Namens. In der erleuchteten Kirche verblieb der mit den Waf⸗
fen geschmückte Sarg bis heute Morgen gegen 10 Uhr, wo sich dann die Höchsten in Berlin anwesenden Herrschaften, als: Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl, Prinz Friedrich, Prinz Adalbert von Preu⸗ ßen, Prinz August von Württemberg, Herzog Wilhelm von Meck⸗ lenburg⸗Schwerin, der größte Theil des diplomatischen Corps, das gesammte Staats⸗Ministerium, die Generalität, Offiziere der Gar⸗ nison, so wie viele hohe Staats⸗ und Civil⸗Beamte, versammelten. Der Feldprobst Bollert hielt in tief ergreifenden Worten am Sarge die Gedächtnißrede, in der er bei der Schilderung des trefflichen Charakters und der hohen Verdienste des Verewigten namentlich hervorhob, wie derselbe mit größter Treue und Anstrengung seinem Herrn und Könige und dem Vaterlande gedient, wie er in den Tagen schwerer Prüfung Allerhöchstdemselben zur Seite gestanden und wie er durch das besondere Vertrauen Sr. Majestät und der Glieder des Königl. Hauses ausgezeichnet wurde. Von der Kirche aus trugen 12 Unter⸗ offiziere von dem 1sten Garde⸗Regiment die Leiche des Verstorbenen nach dem nahe gelegenen Kirchhofe, woselbst vom Invalidenhause an die Truppen aufgestellt waren, welche aus 1 Bataillon des 2ten Garde⸗Regiments, 1 Escadron Garde⸗Dragoner, 1 Esca⸗ dron Garde⸗Kürassiere und 6 Geschützen des Garde⸗Artillerie⸗ Regiments bestanden. Der General⸗Major Graf Schlieffen kommandirte die Parade. Da keine Wagen folgen konnten, so hat⸗ ten Se. Majestät der König die Dienerschaft ö Bei der Ein⸗ segnung der Leiche durch den Feldprobst Bollert gab die Infan⸗ terie und Artillerie drei Salven.
Berlin, 12. Juni. Das Amtsblatt des Königlichen Post⸗Departements enthält die Verordnung, betreffend das Porto für die in Großbritanien zur Post gegebenen Briefe nach Preußen; desgleichen betreffend die Nachsendung von Zeitungen und Zeitschriften bei dem Wechsel des Aufenthaltsortes der In⸗ teressenten; desgleichen betreffend die Verabreichung von Trinkgeld⸗ Notizbüchern für Postillone; desgleichen betreffend die Entschädi⸗ gungen der Post⸗Unterbeamten für den Wegfall der Natural⸗Lie⸗ ferung der Montirungsstücke; desgleichen betreffend die Wahl der zu Feldpost⸗Secretairen zu designirenden Beamten.
Oesterreich. Wien, 10. Juni. Se. Kaiserliche Hoheit Erzherzog Johann weilt in Triest, um daselbst die Seebäder zu nehmen. Dem Lloyd wird von dort geschrieben: „Mit der Er⸗ bauung eines großen Arsenals für die Kriegs⸗Marine in der Bucht von Muggia scheint es nun wirklich Ernst zu werden. Morgen, den 8ten, beginnen beim Magistrate die nöthigen Vorerhebungen wegen des Ankaufs des bisherigen Werftes St. Marco, das einen Theil des Bauplatzes bilden und von wo aus sich die Eindammung fast bis gegen Servola hinziehen wird. Der englische Kriegs⸗Dampfer „Scourge“ hat unsere Rhede in der vergangenen Nacht verlassen.“
Die linzer Nationalgarde brachte am 6ten Abends Ihren Ma⸗ jestäten dem Kaiser Ferdinand und der Kaiserin Maria Anna eine Serenade, in welche sich der Jubel der Bevölkerung mischte, als Ihre Majestäten sich am offenen Fenster zeigten.
Der Civil⸗ und Militair⸗Gouverneur von Ungarn, Feldzeug⸗ meister Haynau, hat in Pesth unterm 5. Juni folgende Bekannt⸗ machung erlassen: „Die dem Lande nach den früheren Gesetzen ob⸗ gelegene Verpflegung des Militairs war von jeher eine der größten Lasten. Durch die unverhältnißmäßig geringere Vergütung der Naturalien sind nämlich namhafte Verluste entstanden, welche einen
bedeutenden Druck auf die Gemeinden ausübten. Um diesen zu beseitigen, wurden für jede Jurisdiction je nach den Marktwerth⸗ Verhältnissen andere Vergütungspreise entworfen, welche vom 1. Juni v. J. angefangen für alle an das Militair verabreich ten Naturalien zur billigen Vergütung vorgezeichnet werden.
Berücksichtigend den Geldmangel, in welchen das Land durch
den abgelaufenen Krieg gerathen ist, wurde die ausdrückliche
Bestimmung gegeben, diese Vergütung in baarem Gelde, also nicht
auf Abschlag der alten Contributions⸗Rückstände, zu leisten. Durch eine solche Abschreibung würden nämlich die Forderungs⸗Berechtig⸗ ten dort, wo ohnehin der Geldmangel empfindlich ist, in steten Geld- verlegenheiten erhalten, ja mitunter in den Wahn versetzt, als ob die Naturalien⸗Lieferungen unvergütet blieben, somit Erpressun⸗ gen seien. Indem ich also einen derartigen Fürgang den gesammten Jurisdictionen strengstens untersage, bringe ich zur allgemeinen Kenntniß, daß alle Forderungs⸗Berechtig⸗ ten, einzeln, gemeindeweise oder an Komitaten, unmittelbar oder durch ihre Obrigkeit die Dokumente über ihre Lei⸗ stungen bei den Distrikts⸗Ober⸗Kriegskommissariaten oder, sofern die Lieferungen an die Militair⸗Verpflegungsmagazine oder auf ihre Veranlassung geschahen, auch bei diesen einreichen können, welche beide Militair⸗Behörden angewiesen sind, die Liquidation auf
das schleunigste nach dem bestehenden Entschädigungspreise vorzu⸗
nehmen, auch die Zahlung auf die Kriegskasse anzuweisen und be⸗ ziehungsweise aus der Magazinkasse sogleich zu zahlen. Uecbrigens verfüge ich unter Einem zur gänzlichen Erleichterung des Landes, daß die Verpflegung des Militairs längstens bis Ende Juli d. J. auf die Militair⸗Verpflegungs⸗Verwaltung übergehe, die Landes⸗ verpflegung also mit den damit verbundenen so vielseitigen Verlan⸗ genheiten des Landes allenthalben aufhören gemacht werde.“ Aus Siebenbürgen sind Vertrauensmänner nach Wien berufen worden, um über die jetzige Lage des hart mitgenommenen Landes zu berichten und ihre Meinung in Hinsicht der Organisation abzu⸗ geben. Baron Joseph Kemeny ist bereits in Pesth angelangt, und die Uebrigen, unter denen sich Daniel Kakos und Joseph Bedäus, ein bekannter Literat und einer der angesehensten Männer des Sachsenlandes, befinden, werden dieser Tage auch dort erwartet.
Bayern. München, 8. Juni. (N. C.) Durch Beschluß der Königlichen Regierung von Schwaben und Neuburg ist auf Grund des Art. 19 Ziff. 4 des Gesetzes vom 26. Februar d. J.
(die Versammlungen und Vereine betreffend), die Schließung des Arbeiter⸗Bildungs⸗ und des Wanderer⸗Unterstützungs⸗Vereins zu Augsburg, des Arbeiter⸗Bildungs⸗ und Unterstützungs⸗Vereins zu Kempten, dann des Arbeiter⸗Bildungs⸗ und Unterstützungs⸗Vereins zu Memmingen verfügt worden. Dem augsburger Turnerbunde ist von Seiten des Magistrats eröffnet worden, daß er nach dem Ge⸗ setze über Vereine als ein politischer Verein betrachtet werde, daher bei ihm der Art. 15 dieses Gesetzes, gemäß welchem Minderjährige weder Mitglieder sein, noch den Versammlungen beiwohnen dürfen, auch in Anwendung komme.
(N. M. Ztg.) Das Königliche Staats⸗Ministerium des Kul⸗ tus hat, wie verlautet, an die verschiedenen Rabbiner des König⸗ reichs höchst umfassende Fragen, deren Zahl auf 60 angegeben wird, zur Beantwortung gerichtet, wahrscheinlich um das nöthige Material bei Abänderung des Religions⸗Edikts bezüglich der Israe⸗ liten zu gewinnen. Ein großer Theil der Rabbiner wird deshalb morgen einen Kongreß in Bamberg abhalten.
München, 9. Juni. Das Regierungs⸗Blatt Nr. 30 vom 8. Juni enthält eine Bekanntmachung über den Vollzug des Ge⸗ setzes vom 22. Mai 1850, den Kredit für außerordentliche Bedürf⸗ nisse der Armee betreffend.
Sachsen. Dresden, 10. Juni. (Dr. J.) Se. Königliche Hoheit Prinz Gustav von Wasa ist heute früh hier eingetroffen, im Hotel de Saxe abgetreten und hat sich sodann in das Königliche Sommerhoflager zu Pillnitz begeben.
Der Staats⸗Minister Freiherr von Beust hat sich heute auf einige Tage nach München begeben. Um etwaigen müßigen Kon⸗ jekturen zuvorzukommen, bemerken wir, daß dieser Reise lediglich Privat⸗Angelegenheiten, veranlaßt durch den Tod eines nahen Ver⸗ wandten in München, zu Grunde liegen.
Heute Nachmittag 2 Uhr ist von der hiesigen Garnison eine Compagnie Schützen nach Neustadt bei Stolpen abgegangen. Der Abmarsch dieser Truppen⸗Abtheilung hat das Gerücht hervorgeru⸗ fen, es hätten in Neustadt bedauerliche Unruhen stattgefunden und nach Einigen bereits zu blutigen Konflikten geführt. Wir können dieses Gerücht als unbegründet bezeichnen. Die gedachten Truppen sind, dem Vernehmen nach, nur nach Neustadt verlegt worden, um die dortigen Behörden in der Ausführung energischer Maßregeln gegen die Umsturzpartei nöthigenfalls wirksam zu unterstützen.
Gestern ist auf der sächsisch⸗-böhmischen Staats⸗Eisenbahn die Strecke von Königsstein bis Krippen (Schandau gegenüber) dem öffentlichen Verkehr übergeben worden. Hierdurch sowohl, als auch durch die Fahrten der sächsisch⸗böhmischen Dampfschiffe, welche täg⸗ lich zweimal von hier nach allen Stationen bis Leitmeritz abgehen, ist den Reisenden nach der sächsischen Schweiz, die dieses Jahr wie⸗ der ihre frühere Anziehungskraft bewährt, täglich fünfmal, an Sonn⸗ und Festtagen sogar sechsmal, Gelegenheit geboten, nach Schandau zu elangen. Für kleinere Ausflüge von Dresden nach der sächsischen Schweiz sindet in den Preisen sowohl der Eisenbahn als auch der Dampfschifffahrt, durch Ausgabe sogenannter Tagesbillets, eine nicht unansehnliche Er⸗ mäßigung statt. — Der Cours der Dampfschiffe von hier nach Prag hat seit einigen Tagen, durch die Eröffnung der Eisenbahn von Lobositz nach Prag, eine Abänderung erlitten. Die Dampf⸗ schiffe gehen täglich zweimal nach Lobositz ab, von wo die Passa⸗ giere per Eisenbahn bis Prag befördert werden. Die mit dem Dampfschiff früh um 6 Uhr in Dresden abgehenden Reisenden tref⸗ fen Abends um 9 Uhr in Prag ein, diejenigen aber, welche das Nachmittags um 2 Uhr hier abgehende Dampfschiff benutzen, über⸗