bekannt zu machen, während andere das französische Fortifications⸗ wesen studiren und Marine⸗Offiziere die Häfen der Nordsee in wis⸗ senschaftlicher Beziehung bereisen.“
Aus Knin meldet der Osservatore Dalmato vom 4ten d., daß in der Kraina vollkommene Ruhe herrsche und namentlich die dalmatinischen Handelsleute dort gute Aufnahme finden und nicht im Geringsten behelligt werden. Am 24sten wurde in einer Versammlung von etwa hundert Spahis in Bihacz beschlossen, daß eine aus sieben derselben bestehende Deputation nach Konstantinopel abgehe, um den Sultan persönlich um eine Ermäßigung der Steuern anzugehen. Als Vertreter der christlichen Be⸗ völkerung haben sich sieben Morlaken beigesellt. Die Leiche des am 2lsten v. M. in Travnik verstorbenen Wesirs Tahir Pascha, Gouverneurs von Bosnien, wurde über Serbien ngach Konstanti⸗ nopel geführt. Die Leitung der Regierungsgeschäfte von Bosnien wurde vorläufig von seinem Sohne in der Eigenschaft eines Statt⸗ halters übernommen. Die christliche Bevölkerung bedauert auf⸗ richtig den Verlust dieses humanen Gouverneurs, der die Be⸗ drückungen, welche die Türken sich den Rajas gegenüber erlaubten, stets streng ahndete.
Salzburg, 8. Juni. (Salzb. Post.) So eben fahren Se. Majestät Kaiser Ferdinand der Gütige und dessen erlauchte Gemahlin, die Kaiserin Maria Anna, auf ihrer Reise von Prag nach Innsbruck durch das Portal unseres Residenz⸗Gebäudes. Ihre Majestät die Kaiserin Mutter mit Seiner Kaiser⸗ lichen Hoheit dem Erzherzog Ludwig fuhren den Majestä⸗ ten an die Gränze des Weichbildes der Stadt entgegen. Eben so sind der Statthalter Graf von Herberstein mit dem Bezirks⸗Hauptmann Freiherrn von Handel den Majestäten an die Gränze des Kronlandes entgegengefahren. Ueberall wurden die Majestäten von der zuströmenden Bevölkerung freudigst empfangen. Eine Compagnie des Infanterie⸗Regiments Benedek, so wie der Nationalgarde, paradirten vor dem Residenz ⸗ Gebäude mit ihren Fahnen; die Nationalgarde ⸗Musik spielte die Volks⸗ Hymne. Der General⸗Major und Festungs⸗Kommandant von Sedelmayr mit allen Stabs⸗ und Ober⸗Offizieren, so wie sämmtliche Vorstände aller Civil⸗ und geistlichen Behörden, empfingen die Majestäten am Residenzthore ehrerbietigst. In der Begleitung der Majestäten befinden sich der Oberst⸗Hofmeister Graf von Brandis, die Oberst⸗Hofmeisterin Landgräfin von Fürstenberg, der Adjutant Sr. Majestät, Major Graf Bergen, der Dienst⸗Käm⸗ merer Graf Bissingen und Andere. Die Bewohner Salzburgs strömten zahlreich herbei.
Bayern. München, 10. Juni. (N. C.) Das Königliche Reskript, die Verlängerung des Landtags bis zum 10. Juli betref⸗ fend, spricht das Vertrauen aus, „daß beide Kammern es sich zur Aufgabe machen werden, bis zu diesem Zeitpunkte die auf Unseren Befehl an sie gebrachten Gegenstände vollständig zu erledigen.“
Württemberg. Stuttgart, 10. Juni. (D. Ztg.) Die Centralstelle für Handel und Gewerbe macht bekannt, daß in Stuttgart ein „württembergisches Musterlager“ solcher in⸗ und aus⸗
indischen Gewerbs⸗Erzeugnisse angelegt werden wird, welche nicht blos den Behörden ein Bild von dem jeweiligen Stand der In⸗ dustrie zu geben im Stande, sondern auch entweder eine neue Er⸗ findung oder wesentliche Verbesserung einer früheren Erfindung sind,
oder sich durch Schönheit, Solidität, Wohlfeilheit zc. auszeichnen.
Baden. Heidelberg, 6. Juni. (Fr. J.) entrissen wurde, nicht ersetzt. vermißt.
ter Apparat zersplittert werden sollte.
Von der Schweizergränze, 7. Juni. (Karlsr. Ztg.) Man hat neuerdings in öffentlichen Blättern wiederholt gelesen, daß der bekannte Struve seinen Aufenthalt in London mit dem in der Schweiz vertauscht habe. Organe der rothen Republik hatten die Sache in Abrede gestellt, und sie wurde dadurch allerdings wahr⸗ scheinlicher. Inzwischen ist die Sache bis jetzt nicht konstatirt. Ein⸗ gegangene Erkundigungen haben uns zu keinem sicheren Ergebniß geführt. Sicher ist, daß er neue revolutionaire Flugblätter zu ver⸗ breiten sucht; sicher, daß von Genf Emissaire zu Verbreitung sozial⸗ demokratischer Grundsätze nach Deutschland abgegangen sind und immerdar in Erwartung einer neuen Umwälzung in Frahkreich Pläne des Umsturzes auch für Deutschland gezettelt werden, Pläne, die aber, wie die Dinge liegen, nur zum Verderben der Wahnsin⸗ nigen, die sie schmieden, in Frankreich wie in Deutschland ausfallen werden.
Hessen. Kassel, 10. Juni. (K. Z.) Se. Königl. Hoheit der Prinz George von Preußen ist nach Ems abgereist.
Kassel, 10. Juni. (D. Z.) Der Obergerichts⸗Rath Abée in Rinteln ist zum Mitglied des Staats⸗Ministeriums und speziell zum Referenten der gemeinschaftlichen Angelegenheiten mehrerer Departe⸗ ments, so wie der im §. 111 der Verfassungs⸗Urkunde aufgeführ⸗ ten Rekurs⸗ und Konfliktsachen, ernannt.
Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 11. Juni. (D. Z.) Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den General⸗-Lieu⸗ tenant Freiherrn von Schäffer⸗Bernstein, Commandeur der Armee⸗ Division und Kriegsminister, zum zweiten Inhaber Allerhöchstihres lsten Infanterie⸗Regiments Allergnädigst zu ernennen geruht. Die heute erschienene Nr. 28 des Gr. Reg.⸗Blattes enthält: 1) Ver⸗ ordnung, die Organisation der Regierungsbehörden betreffend. Ludwig III. Großherzog ꝛc. ꝛc. Es ist bei der neuesten Organi⸗ sation der dem Ministerium des Innern untergeordneten Verwal⸗ tungsbehörden einstweilen für die in einen Regierungsbezirk verei⸗ nigte Provinz Rheinhessen nur eine Regierungskommission eingesetzt und dieser Umschreibung des Verwaltungsbezirks entsprechend nach vh Gesetz vom 31. Juli 1848 auch ein Bezirksrath errichtet wor⸗
ki. 2* aber nun die Erfahrung ergeben hat, daß diese Errich⸗ vne den Bedürfnissen des öffentlichen Dienstes nicht genügt, so ehen Wir uns bewogen gefunden, in Gemäßheit des Artikels 73 Prosderfasungs⸗Urkunde zu verordnen, wie folgt: Art. 1: Die Mainz⸗ desenüssenn wirn dngeen in den Regicrungs⸗Bezirk Bingen, Niederolm, Dber⸗J sb Friedensgerichts⸗Bezirke Mainz, gierungs⸗Bezirb üe heim, Dppenheim und Wörrstadt — erichts⸗Bezirke Mgen 88 orms, dessen Bestandtheile die Friedens⸗ bilden. Ark. 2 11zey, Osthofen, Pfeddersheim, Wöllstein und Worm
2. Für jeden der beid Eere
wird eine Recherungs⸗ Commison eingesehet wenle e
Orte nimmt, na - e ihren Sitz an dem
Ort ch welchem der urr 9⸗ Auf
8 2eWem Bezirk benannt ist.
diese Regeeungas eneneüfsonen 18 füͤr esn Bezirk die Amts⸗ Befugnisse und Verrichtungen über welche seither nach d b vom 31. Juli 1848 und . nach dem Gesetz
88 *
dem Artikel 6 desselben ie ul Artit⸗ insbesondere d Kommisston zu Mainz für den ganzen Umfar der Pro⸗
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vinz Rheinhessen zukamen. Art. 4. Die Aufsicht und Leitung hin⸗ sichlich vnbes Edirt vom 4. Februar 1835 Art. 11 Nr. 3, 4, 8 und 9 bezeichneten Anstalten und Verwaltungen geht auf die Regie⸗ rungs⸗Kommission zu Mainz in der Art über, wie solche nach jenem Edikt dem Provinzial⸗Kommissär zu Mainz übertragen war. Art. 5. Der nach dem Gesetz vom 31. Juli 1848 für jeden Regierungs⸗ Bezirk zu errichtende Bezirks⸗Rath soll für den Re⸗ jerungs⸗Bezirk Mainz funfzehn, für den Regierungs⸗Bezirk Worms zwölf Mit⸗ glieder zählen und nach der dieser Anzahl entsprechenden Abtheilung in Wahl⸗Distrikte für jeden der beiden Regierungs⸗Bezirke gewählt werden. Art. 6. Mit der Vollziehung dieser Verordnung ist Unser Ministerium des Innern beauftragt, durch welches Wir auch den Zeitpunkt werden bestimmen lassen, von welchem an dieselbe in Wirksamkeit tritt. — Urkundlich ꝛc. Darmstadt, am 14. Mai 1850. Ludwig. Jaup.
Oldenburg. Oldenburg, 6. Juni. (W. F. Bl.) Wie⸗ derholt hören wir bier von der See her Kanonendouner; es sind dies wahrscheinlich Uebungen der dänischen Kriegsschiffe, die fort⸗ während in großer Anzahl zwischen Laboe, dem fehmarnschen Sunde und den nahen dänischen Inseln kreuzen. Mitunter kommen aber auch einzelne Kriegsfahrzeuge der Batterie bei Heiligenhafen so nahe, wie dies unter Anderem am 4ten d. des Morgens der Fall
war, daß aus derselben scharf auf solche gefeuert wird.
Sachsen⸗Meiningen. Aus dem Herzogthum Mei⸗ ningen, 9. Juni. (D. A. Z.) Unser seit vollen zwei Monaten versammelter Landtag neigt sich seinem Ende zu; das wichtigste Resultat seiner Arbeiten ist bis jetzt ein neues Ablösungsgesetz, wel⸗ ches die persönlichen Abgaben und Leistungen, Hoffrohnden und verschiedene Arten von Handlehen unentgeltlich aufhebt, alle auf dem Grund und Boden lastenden Abgaben und Leistungen aber, insbesondere die Hutgerechtsame für ablösbar erklärt. Sowohl Pflichtige als Berechtigte können die Ablösung fordern; wo dies binnen zehn Jahren nicht geschieht, erlischt die Verpflichtung, ohne daß eine Entschädigung eintritt; von letzterer G““ mung sind nur die Hutgerechtsame ausgenommen. Das Ab⸗ lösungskapital ist bei Frohnden der zwölf⸗, bei Lehngeldern der funfzehn⸗, bei allen übrigen Grundlasten der acht⸗ zehnfache Betrag des Reinertrags. Die sehr streitige, vorzüglich durch die Schuld des Finanz⸗Ausschusses ungebührlich erschwerte Vereinbarung des Budgets scheint sich jetzt doch einem befriedigen⸗ den Abschlusse zu nähern; die Verhandlungen darüber sind allseitig höchst unerquicklich und mit zahlreichen Ordnungsrufen durchwebt, die bald der Rechten, bald der Linken, bald dem Ministerium zu⸗ fallen. Sobald die Etats festgestellt sind, werden die Gesetze über das neue Strafgesetzbuch und die neue Strafprozeß⸗Ordnung ver⸗ öffentlicht werden, so daß wir doch vielleicht noch im Laufe dieses Jahres zu Schwurgerichten gelangen. Die Todesstrafe ist, jedoch nur für Mörder, beibehalten; der Landtag hat aber darauf ange⸗ tragen, daß sie mit Ausschluß der skandalbsen Oeffentlichkeit in Ge⸗ genwart des Gerichtshofs, des Staatsanwalts und dreier Gerichts⸗ schöffen vollzogen werde.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 10. Juni. (Fr. O. P. A. Z.) Die hier anwesenden Bevollmächtigten zu dem bevorstehenden Staa⸗ ten⸗Kongresse sind folgende Herren: für Oesterreich, Graf von Thun⸗
Noch immer ist Morstadt, der im vorigen Winter uns in der Kraft seiner Jahre Von den Studirenden wird er sehr Er hat eine ausgewählte juristische Bibliothek von nahe
an 5000 Werken hinterlassen, welche am 15. August versteigert wer⸗ den soll, wenn sie nicht im Ganzen verkauft werden kann. Es wäre sehr zu bedauern, wenn ein so reichhaltiger, so zweckmäßig geordne⸗
Hohenstein; für Preußen, General⸗Lieutenant von Peucker (substi⸗ tuirt durch Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Mathis); für Bayern, General von Xylander; für Sachsen, Staats⸗Minister von Nostiz und Jänkendorf; für Hannover, Legations⸗Rath Detmold; für Württemberg, Legations⸗Rath von Reinhardt; für Baden, Legations⸗ Rath von Porbeck; für Kurhessen, Staatsrath von Baumbach; für das Großherzogthum Hessen, Ministerial⸗Rath Hallwachs; für Hol⸗ stein und Lauenburg, Legationsrath von Bülow; für Luxemburg und Limburg, Staatsrath von Scherff; für die sächsischen und thüringischen Staaten, Staatsrath Seebeck; für Braunschweig und Oldenburg, Legationsrath Dr. Liebe; für Nassau, Ministerial⸗ rath Bertram; für Mecklenburg⸗Schwerin, von Bülow; für Meck⸗ lenburg⸗Strelitz, von Oertzen; für Schaumburg⸗Lippe, Archivrath Strauß; für Hessen⸗Homburg, von Holzhausen; für Hamburg, Dr. Lappenberg; für Bremen, Bürgermeister Smidt; für Lübeck, Syn⸗ dikus Elder; für Frankfurt soll Schoͤff Dr. Harnier bestimmt sein.
Frankfurt a. M., 11. Juni. (D. Ztg.) Gestern Nach⸗ mittag traf Herr von Radowitz aus Baden⸗Baden hier ein, setzte aber schon Abends 6 Uhr mit dem Eilwagen die Reise nach Eisenach fort, um sich von da über Erfurt nach Berlin zu begeben.
Hamburg. Hamburg, 11. Juni. (H. C.) Heute früh um 9 Uhr fand zu Ehren des hier anwesenden Prinzen Friedrich der Niederlande, als Chefs des 15ten Infanterie⸗Regiments, eine glänzende Revue statt, zu welcher die hier befindlichen Königlich preußischen Truppen aller Waffengattungen auf das Glacis aus⸗ gerückt waren. Se. Königliche Hoheit nahmen in eigener Person die Parade ab, welcher auch die niederländischen Prinzessinnen bei⸗ wohnten. Nach beendigter Parade ließ Se. Königliche Hoheit sich die Offiziere ihres Regiments vorstellen und redete auch einzelne Soldaten aufs huldvollste an. Heute Abend werden zu Ehren der hohen Herrschaften Festlichkeiten auf der Alster veranstaltet. Mor gen setzen Höchstdieselben ihre Reise nach Travemünde, wo ein schwedisch⸗norwegisches Geschwader von neun Schiffen ihrer war⸗ tet, nach Stockholm fort. Auch Ihre Königliche Hoheit die ver⸗ wittwete Großherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin ist hier ein⸗ getroffen. 3 “
Der Senat hat zum hamburgischen Konsul in Valparaiso Herrn Otto Uhde und zum hamburgischen Konsul in Glasgow Herrn Meinhard Robinow ernannt.
Musland.
Gesetzgebende Versammlung.
Frankreich. Sitzung vom 10. Juni. Den Vorsitz führt Leon Faucher. Skrutinium zur Wahl der noch restirenden 8 Mitglieder der Rekrutirungs⸗Kom⸗ mission. Wird um 3 Uhr geschlossen. Ohne Debatte wird ein Lokalgesetz angenommen. Tagesordnung: Zweite Berathung des Gesetz⸗Entwurfs über Pensions⸗ und gegenseitige Unterstützungs⸗ Kassen. Der Berichterstatter Benoist d'Azy bemerkt, nach einer geschichtlichen Skizze der Frage von beiden Theilen des Gesetzes habe die Aufmerksamkeit der Versammlung sich nur auf den Pensions⸗ Kassen⸗Entwurf zu beschränken. Es handle sich um einen Entwurf von parlamentarischer Initiative und zwei Regierungs⸗Entwürfe, als Amendements eingereicht, welche in der Debatte ihren Platz finden würden. Die Dringlichkeit sei bewilligt, daher könne nur Eine Lesung stattfinden. Art. 1. Unter Staatsgarantie wird eine Pensions⸗ oder Leibrentenkasse für das Alter gegründet. E. Barrault, Konservativer, behauptet, das Gesetz sei ungeschickt, unfruchtbar und unwirksam, weil man das Beste verworfen habe, aus Furcht, des Sozialismus verdächtig zu werden. Die Basis des Gesetzes sei der freiwillige Beitrag. Eine Ermunterung der Spar⸗
samkeit sei ein gut Ding. Aber was solle der arme Arbeiter, der kaum Brod für sich und seine Kinder verdient, ersparen. Den Be⸗ dürftigsten komme das Gesetz also nicht zu statten. Ohne Arbeiter⸗ Kreditkassen sei diesen nicht geholfen. Warum der Staat nicht un⸗ ternehmen könne, was einzelne Fabrikbesitzer bereits gethan? Uebrigens sei er nicht ergrimmt gegen das Gesetz. Den Weg habe man doch endlich einmal betreten. Es handle sich jetzt nur um einen Wechsel der Mittel. (Bravo links.) Der Präsident ver⸗ liest das Resultat der Abstimmung über die restirenden Mitglieder der Rekrutirungs⸗Kommission: Passy, Daru, Chasseloup, Aymé, de St. Priest, Bauchard, Odilon Barrot und Crouseilhes. Fa⸗ vreau bemerkt, daß der Staat sich die Last der Privat⸗ Mildthä⸗ tigkeit nicht aufbürden könne. Allerdings sei die Centrelisation vortheilhaft, aber man müsse sich hüten, durch sie in die kommuni⸗ stischen Theorieen Barrault's zu verfallen. Man müsse den Armen zeigen, daß die Freunde der Ordnung allerdings Einiges für sie zu thun im Stande seien. (Bravo rechts.) Man müsse nicht, wie Ehrgeizige oder Betrüger, dem Volke Mirakel versprechen. Uebrigens dürfe man sich auch dem Laufe der Dinge nicht widersetzen, der den Staat gern mit Vertheilung beauftragt wisse. Sich zum Berge wendend, bemerkt der Redner, daß man den Armen weit mehr durch Ordnung und Arbeit, als purch Uto⸗ pien, helfen könne. Pierre Leroux betritt die Tribüne. 1 sich in allgemeine Betrachtungen vertieft, verweist ihn der Präsi⸗ dent auf den Gegenstand der Debatte. Er kömmt wieder auf seine Triade zu sprechen und wird oft vom Lärmen und Gelächter der Majorität unterbrochen. Er beruft sich auf die Meibhng 1 Freundes Proudhon, was große Heiterkeit erregt. Die Unaufmer 2 samkeit wird allgemein, der Lärm immer größer. Die Sitzung wird aufgehoben, ohne daß es zu einem Beschluß gekommen.
Paris, 10. Juni. Ueber die Reise des Präsidenten nach St. Quentin berichtet der Dix Decembre folgendes: „Um 10 Uhr traf der Präsident in Begleitung der Minister des Kriegs, der öffentlichen Arbeiten, des Innern und des Handels, der Herren Ch. Abbatucci, Coulaincourt, L. Murat, Vaudrey und Edgar Ney im Nordbahnhofe ein. Hinter ihm befand sich die 2 Shktn des Departements der Aisne: O. Barrot, Debrotonne, Godelle, Lau⸗ riston, Hebert, Cambaceres, Wolowski, Beaumont, Devaux, D'Havrincourt, L'Herbette und Graf Heinrich d'Hautpoul. James Rothschild, als Administrator der Nordbahn, empfing den Prä⸗ sidenten und nahm an seiner Seite Platz. Der Polizeipräfekt Carlier hatte die oberste Leitung der Abfahrt übernommen. In Creil wurde gefrühstückt. Die Behörden und die National⸗Garde der an der Bahn liegenden Ortschaften waren an den Stations⸗ Plätzen versammelt. In Noyon war der Volksjubel am größten. Der Prinz Louis Napoleon beugte sich lange gerührt zum Wagen hinaus, um sich den Enthusiasmus zu betrachten. Um 1 ½ Uhr langte der Zug in St. Quentin an. Die Nationalgarde-Artillerie gab Salven, und das Volk jubelte. Der Erzbischof hielt eine län⸗ gere Rede, welche der Prinz mit einigen unverständlichen Worten erwiederte. Die Einsegnung der Lokomotive auf dem Bahnhofe zu St. Quentin geschah durch den Erzbischof von Soissons. Hierauf begab sich der Präsident zu Pferde an den Aufstellungsort der Na tional⸗Garden, über die er die Revue abhielt. Es hatten sich au ßer der National⸗Garde von St. Quentin die Garden einer gro ßen Zahl der Umgebung eingefunden. Der Präsident wurde lebhaft empfangen. Man vernahm sogar den Ruf: Es lebe unsere Vorsehung! Von da begab sich der Präsident nach der Mairie, um den Vorsitz bei Vertheilung von Medaillen und Sparkassenbüchern, welche die akademische Gesellschaft Landwirthen und ihren Arbeitern gewidmet hatte, den Vorsitz zu führen. Der Präsident erklärte, er wolle ebenfalls noch einige Sparkassenbücher beitragen, und vertheilte dann die Preise an die Betreffenden. Darunter befand sich ein Greis von 68 Jahren, welcher 48 Jahre in derselben Meierei dient und öfters schon durch Treue und Hingebung sich ausgezeichnet hat. Der Präsident bemerkte auf das Lob der akademischen Gesellschaft, er wolle das Seinige auch dazu thun, nahm das Kreuz der Ehrenlegion von der Uniform des Präfekten des Seine⸗Departements und heftete es an die Blouse des Arbeiters. Diese Scene wurde mit vielem Bei⸗ fall aufgenommen. Um 6 Uhr war Bankett im Schauspielhause. Der Maire von St. Quentin brachte einen Toast auf den Präsi⸗ denten der Republik aus. Abends wohnte der Präsident einem glän⸗ zenden Balle bei, welchen ihm die Stadt gab. Heute besichtigt er die vorzüglichsten Etablissements von St. Quentin, geht dann nach Channy und La Fere und wird Abends in Paris eintreffen.“
Zum Präsidenten der Dotations⸗Kommission wurde von Mor nay, welcher in den Abtheilungen die Dotation bekämpfte, gewählt. Man soll im Elysee sehr aufgebracht über die Legitimisten sein, welche das Dotationsgesetz am entschiedensten in Frage stellen. Im Constitutionnel liest man: „Die Majorität besteht nicht auf ihrem ersten Eindruck (der Ungunst gegen den Dotations⸗Entwurf; bestände sie darauf, so könnte man es nicht genug bedauern. Eine solche Opposition wäre, wir scheuen uns nicht, es zu sagen, ein öffentliches Unglück. Ja, ein Unglück. Und doch glauben wir, daß den Theil der Majorität, welcher sich in dieser Frage von der Regierung trennt, weder Feindschaft noch Uebelwollen antreibt. Die Dissi⸗ denten, wie wir bereits gesagt haben, suchen bereits nach einer Ver⸗ mittelung. Diese Vermittelung aber ist unglücklicherweise nicht an⸗ nehmbar. Der Präsident wird sie nicht annehmen, die Minister haben dies erklärt. Was wollte man in der That vorschlagen? Eine einmal bezahlte Summe zu votiren, angebliche Rückstände des Präsidenten zu liquidiren und dann die Sachen zu lassen, wie sie eben stehen. Hat man dies wohl bedacht? Will der Präsident eine Wirthschafts⸗Rechnung auf den Tisch der National⸗Versamm⸗ lung niederlegen? Will er seine Schulden angeben? Will er mit der Versammlung ein Abkommen treffen? Wenn er sich zu einer solchen Vermittelung herbeiließe, so würde er eingestehen, mehr gethan zu haben, als seine Stellung erforderte, unnütze oder wahnsinnige Schulden gemacht zu haben. Und wenn man sich nun dazu verstände, dieselben zu bezahlen, würde er sich für die Zukunft verpflichten, hübsch artig zu sin. Man denke doch darüber nach. Nicht einmal vorschlagen kann man die Sache. Dies hieße, aus dem Präsidenten der Republik einen Vereinbarungs⸗ Präsidenten machen. Nochmals, nie wird der Präsident sich zu einer Vermittelung herbeilassen, welche eine Schande wäre, welche ihm nicht gestattete, Frankreich ferner würdig zu repräsentiren. Der Charakter des Gesetz⸗Entwurfs ist in folgender Stelle der Motivi⸗ rung bezeichnet: „„Unser Vorschlag““, sagt Herr Fould, „„enthält keine Neuerung. Es handelt sich nur um Fortsetzung des seit 18 Monaten eingehaltenen Verfahrens in den Gränzen des Anstandes. Es handelt sich darum, dem Staate Lasten von allgemeinem Nutzen aufzulegen, denen noch länger den Charakter persönlicher Opfer zu erhalten, weder gerecht noch constitutionell, noch möglich sst. 4 Nicht um der Vergangenheit willen also wird das Gesetz einge⸗ bracht, sondern der Zukunft wegen Vermittelung wollen oder das Gesetz verwerfen, ist ein und dasselbe Ding. Wir wollen daher nur noch von der Hypothese der Verwerfung sprechen. Für die Ver⸗ werfung giebt es, unserer Ansicht nach, keinen ernsthaften Grund. Sie kann und muß die gewichtigsten, furchtbarsten Folgen nach sich
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ziehen.“ Dem Sisele zufolge soll einer der Minister gegen die Vertagung des Dotationsprojektes sich wörtlich geäußert haben: „Uns sind die Hände gebunden.“ Ferner versichert das Sieecle: Der Präsident der Republik habe einem Hausfreund des Elysee, der die Vertagung durch eine Botschaft an die National⸗Versammlung verlangte, geantwortet: „Man hat mir es versprochen, und daher muß man es halten.“ Das Sidele sagt dar⸗ auf: „Wer hat es versprochen? Wer hat das Votum der National⸗Versammlung und den Staatsschatz zum voraus ver⸗ pfändet? So delikate Fragen finden schwer eine Antwort. Aber Niemand wird uns widersprechen, wenn wir sagen, diese Versprechen knüpfen sich an die Anstrengungen, den Präsidenten zur Promul⸗ gation des Wahlgesetzes zu bewegen. Alles deutet ferner darauf hin, daß durch das Dotationsprojekt Majorität und Kabinet ge⸗ spalten seien. Soll man daraus Verwerfung folgern. Wir sind nicht so kühn. Aber wir sehen, daß die angeblichen Freunde des Präsidenten ihn seiner persönlichen Würde berauben.“
Der Justiz⸗Minister hat an die Staats⸗Anwalte ein Cirkular erlassen, wie sich die Friedensrichter und ihre Beigeordneten bei der Anfertigung der neuen Wählerlisten zu benehmen haben.
Thiers ist gestern mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter nach London abgereist. Vor seiner Abreise begab er sich ins Elysee und erklärte dem Präsidenten die Motive seiner Reise. Er wolle noch einmal mit seinem alten Herrn sprechen, bevor dieser das Zeit⸗ liche segne. Ludwig Philipp kann nämlich, wie berichtet wird, nur noch eine Stunde täglich außer dem Bette zubringen, er hat eine verhärtete Geschwulst am Magen.
Proudhon, gegenwärtig in der Conciergerie gefangen, hat an Girardin und an den National einen Brief gesendet, den nun der letztere mittheilt. Er lautet: „Herr Redacteur der Presse! Im Berichte des Preßprozesses des EvLnement, welches gestern freigesprochen worden, machen Sie folgenden Vergleich: „„Gestern verurtheilt die Jury die Voix du Peuple, dieselbe spricht heute das Evenement frei. Diese zwei Thatsachen bezeichnen die Gränze, bis wohin die Oppostition gegen die Regierung gehen kann, welchen Punkt sie nicht überschreiten darf.““ Ich wünschte, von Ihnen, mein Herr, zu wissen, ob Bürger Emil Girardin, heute als Geschäftsführer der Presse unterzeichnet, derselbe ist, welcher gestern die absolute Freiheit vertheidigte. Ich verhehle Ihnen nicht, mein Herr, daß ich Ihre Antwort erwarte, um mein Ur⸗ theil über Sie festzustellen. Als ich vor zwei Jahren die journa⸗ listische Laufbahn betrat, ein neuer Mann, wollte ich nur neue Männer in einer neuen Ordnung der Dinge sehen. Ich setzte politische und Privat⸗Vergangenheit bei Seite und machte mir es zum Gesetz, wen ich immer auf dem Kampfplatze treffen würde, als vollkommen ehrlich und vollkommen aufrichtig zu betrachten. So ging ich mit Ihnen um, trotz der Warnungen von Freunden, welche ich für mehr argwöhnisch als gerecht hielt. Dennoch bemerkte ich öf⸗ ter, daß Ihre Redaction dem Zaudern, der Umkehr, um nicht zu sagen „ dem Widerspruche, der Palinodie unter⸗ worfen war. Sie behaupten und nehmen zurück. Wenn es eben leicht sein kann, schlagen Sie auch auf Besiegte und Ab⸗ wesende. Ihr heutiges Benehmen gegen einen umgebrachten Mit⸗ bruder, der Ihnen nicht mehr antworten kann, ist, wenn nicht un⸗ begreiflicher Mangel an Aufmerksamkeit, jedenfalls in hohem Grade aller Ehrenhaftigkeit baar. Erklären Sie doch gefälligst, was ab⸗ solute Freiheit sei. Ist es vielleicht ein Ding, wie das beschränkte Stimmrecht, das Ihrer Behauptung nach nichtsdestoweniger allge⸗ mein ist. Sie, der Sie drei Monate lang Herrn Baroche als Re⸗ negaten hingestellt haben, sind es Ihren Lesern schuldig, keinen Zweifel ungelöst zu lassen. P. J. Proudhon.“
Bei einem Bankette in Straßburg brachte vor einigen Tagen der bekannte Charles Lagrange folgenden Toast aus: „Dem Volke, welches uns unseren braven Carrel gegeben hat! Unseren braven Car⸗ rel, den wir an Niemand zu rächen wissen, so verächtlich ist das Instrument, dessen sich der Tod bediente, um ihn zu tressen.“ Be⸗ kanntlich wurde Armand Carrel von Girardin erschossen.
In der Rekrutirungs⸗Kommission vermißt man General Ca⸗ vaignac. Er war der 16te der Reihe nach. Der heutige Rest ist nach der Liste des Staatsraths⸗Vereins votirt.
Großbritanien und Irland. London, 10. Juni. Die Kommission, welche nach Rücktritt Lord Cottenham's als Lord⸗ Kanzler mit der Bewahrung des großen Siegels beauftragt werden wird, soll aus dem Kanzleigerichts⸗Direktor Lord Langdale, dem Vice⸗Kanzler von England, Sir Launcelot Shadwell, und Sir Ro⸗ bert Monsey Rolfe, einem der Barone des Gerichtshofes der Schatz⸗ kammer, welcher früher als Advokat beim Aequitäts⸗Gerichte be⸗ schäftigt war, bestehen.
Nach Berichten aus Kanada vom 23. Mai hat das dortige Ministerium über eine sehr bedeutende Majorität zu verfügen. Ein Amendement zu der Antworts⸗Adresse auf die Antritts⸗Rede des Gouverneurs, welches auf Aufhebung des Kanzleigerichtes antrug, war mit 45 gegen 17 Stimmen verworfen worden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Juni. Mittelst Kaiserlichen Tagesbefehls im Civil⸗Ressort wird dem Ge⸗ huͤlfen des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Senator Geheime Rath Seniawin, für die Zeit der Abwesenheit des Reichs⸗ Kanzlers, Grafen Nesselrode, die Verwaltung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten übertragen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. Juni. (L. Z.) Der Adjutant des Kronprinzen, Lieutenant Dardel, der die Rati⸗ fication des Ehekontraktes seitens König Oskar's nach dem Haag brachte, ist mit der Ratification desselben seitens des Königs von Holland zurückgekehrt; die Auswechselung der Ratification geschah am 27. Mai im Haag auf übliche Weise. Zur Hofmeisterin bei der künftigen Kronprinzessin ist die Hofdame bei der Königin Wittwe, Gräfin Elisabeth Piper, geb. Baker, und zu Hoffräuleins derselben die Comtesse Ottiliane Sparre und die Baronesse Ulrica Sprengt⸗ porten ernannt. Das erste Galla⸗Schauspiel nach der Vermählung des Kronprinzen ist auf Freitag den 21. Juni angesetzt.
Italien. Turin, 4. Juni. (Ll.) zette Piemontese enthält Nachstehendes: „Galignani's Messenger entlehnt dem Dix Decembre folgende Notiz: „„Die Regierung hat gestern sehr ernstliche Depeschen aus Pie⸗ mont erhalten. Die Nachricht von der Verurtheilung des turiner Erzbischofs hat im Klerus eine große Aufregung gegen die Macht⸗ vollkommenheit des Königs bewirkt; es ist daher zu besorgen, daß diese Bewegung die ohnehin schon durch die Unternehmungen der Parteien gefährdete Lage des Landes, deren Häupter sich in Genua befinden, noch mehr verwickeln werde. Man versichert, daß die französische Regierung, beunruhigt über die Richtung, welche die Ereignisse nehmen, Maßregeln ergriffen hat, um Unruhen, welche jenseits der Alpen im Ausbruche sind, zu begegnen.““ Dem Dir Decembre hat Savoyen durch den festlichen Empfang geantwor⸗ tet; Piemont antwortet darauf durch die herrschende Ordnung und Sicherheit.“
Der Senat hat den Bewohnern der Lomelina und Novaras,
Die amtliche Gaz⸗
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welche in den letzten Feldzügen ihres Eigenthums verlustig gewor⸗ den, von den ursprünglich beantragten 2,000,000 Fr. blos 500,000 als Entschädigung bewilligt.
Der Prozeß des Erzbischofs von Sassari geht den gerichtlichen Gang fort. Drei savoyische Bischöfe, welche der König mit dem Großkreuz des Mauritius⸗Ordens dekoriren wollte, weigern sich, diese Decorationen vor Widerherstellung des guten Einvernehmens zwischen Sardinien und dem heiligen Stuhle anzunehmen. Hin- gegen hat der Bischof von Tempio dem ihm unterstehenden Klerus die Weisung gegeben, sich dem Siccardischen Gesetze zu fügen. Die Bischöfe von Savoyen haben dem turiner Erzbischof, Monsignor Fransoni, auch eine Beileid⸗Adresse zugesendet, in welcher sie sich wiederholt und entschieden für das Prinzip aussprechen, daß kein Prälat vor der Civil⸗Obrigkeit ohne Ermächtigung des heiligen Stuhles erscheinen darf. Die Bischöfe der Diözesen von Turin und Genua versichern im Namen ihres Klerus, daß das Siccardische Gesetz von den Geistlichen mißfällig aufgenommen worden ist.
Das Costituzionale will wissen, daß die piemontesische Re⸗ gierung gegen die Convention zwischen Oesterreich und Toscang protestirt habe und der Protest sämmtlichen fremden Mächten zuge⸗ stellt worden sei.
Auf der Insel Sardinien klagt man sehr über die aus Man⸗ gel an gehöriger obrigkeitlicher Aufsicht zunehmenden Einbrüche und Mordthaten.
Turin, 6. Juni. (Fr. B.) Der König hat eine Revue über die Nationalgarde der Hauptstadt gehalten.
Von der italienischen Gränze, 7. Juni. (Wand.) Als im sardinischen Senate am 3ten der Gesetzvorschlag über die Entschädigung an die durch den Krieg verunglückten Landschaften zur Sprache kam, welche Entschädigung 500,000 Lire betragen soll, machte Pazza den Vorschlag, man solle den zu Schaden gekommenen den ganzen erhobenen Ersatz mit 2 Millionen leisten. Das Mini⸗ sterium des Innern und der Berichterstatter Maestri bekämpften die⸗ sen Antrag, indeß kam die Verhandlung, an der sich noch Mehrere betheiligten, nicht zum Schlusse. Die Deputirten⸗Kammer hat mit der Bilanz pro 1850 zu thun, und zwar zunächst mit der für das Ministerium des Handels und Ackerbaues. Der K. Kommissär Peletta hat sich mit den Anträgen des Budget⸗Aus⸗ schusses einverstanden erklärt, nur einige Amendements wollte er sich vorbehalten. General Quaglia hat eine ausgezeichnete Rede über die Interessen der Agrikultur vorgelesen. Die Position für das Ministerium selbst wurde mit 66,200 Lire genehmigt. Spä⸗ ter stellte Lanza die Frage, ob das Ministerium einen Gesetzentwurf über die Agrikultur- und Handels-Kammern einbaingen wollte, und erhielt bejahende Antwort. Es wurden 22,700 Lire für die⸗ selben nach dem Kommissions⸗Antrage belassen. Minen und Mar⸗ morbrüche blieben mit 584,904,84 L.; die Wälder mit 53,334,20 L. Bei der Position für Statistik und Geographie that Lanza das Seine, um einen Impuls zur Nationalstatistik zu geben. Ma⸗
ihres Lebens heimgesucht werden. 19. Mai 1850.“ „Proclamation. Einwohner der immer etreuen Insel 1ö
Generalcapitain redet heute zu euch, um euch eeeen 8 derbte Fremdlinge ohne Ehre und Grundsätze, ohne Valerland und ohne Rechtssinn, größtentheils elender Abschaum, welchen die europäischen Er⸗ schütterungen an die Küsten Amerifa's geworfen haben, jetzt an unseren Ge⸗ staden sind, um ihren ungerechten und in den Jahrbüchern der gesitteten Welt unerhörten Anschlag auszuführen, einen vandalischen Anschlag von Piraten, welche keinen anderen Zweck haben als Raub und Unfug und die Verwüstung eines Landes von musterhafter Wohlfahrt, welches, wie sie
Der Graf von Alcoy. Havana, den
Schätze sie unnr sich theilen wollen, nachdem sie alle Bande zerstört haben, in denen die Gesellschaft dieser kostbaren Antille, der Lieblingstochter Spaniens ruht. Ihr bꝛennender Wunsch ist es, dieses Eiland in ein Chaos von Anarchie und in alle Gräuel des Bürgerkrieges zu stürzen. Aber beruhigt euch! ich bin gerüstet, sie zu empfangen. Ihr Verhängniß führt sie zum Galgen und sie sollen ihn haben. Enre anerkannte Treue, noch mehr als das In⸗ teresse eures Eigenthums und eurer Familien, ist mir genügende Sicher⸗ heit. Ich kenne den Schrei der Entrüstung, mit dem ihr die Ruchlosen zurücktreiben würdet, aber in ihrer Blindheit glauben sie nicht an eure Ge⸗ sinnung, darum nehme ich es auf mich, mit der Königlichen Armee und Flotte ihnen eine Botschaft von euch zu bringen, in welchen Buchten und Kuͤstenplätzen sie sich auch verstecken mögen. Einwohner! Ich vertraue auf euch! bleibet ruhig unter der Obhut der Behörden und der mir anvertrau ten Waffen! Achtung vor dem Gesetze und Edelmuth werden jeden Sol⸗ daten beseelen; strenge, unerbittliche Strafe wird die treffen, welche ver⸗ gessen, was das Vaterland von allen seinen Söhnen fordert. Spanier beider Hemisphären! die Stunde des Kampfes hat geschlagen, und man wird ihre Wirkungen in diesen Seen spüren, denn keine menschliche Rück⸗ sicht soll mich fesseln. Aber, vergesset es nicht, der Friede wird rasch wieder aufleben. Der Graf von Alcoy. Havana, 19. Mai 1850.“ General Lopez ist zu Cardenas, 20 geogr. Meilen östlich von Havana, gelandet, und von dort gegen Matanzas gerückt, welches zwischen Cardenas und Havana, 12 geogr. Meilen von letzterem Platze, liegt. In Matanzas liegen 1500 Mann spanischer Trup⸗ pen, und heute Mittag wurden noch 800 Mann von hier auf der Eisenbahn dorthin geschickt. Lopez soll nur noch 4 geogr. Meilen von Matanzas entfernt sein und 2000 Mann bei sich haben. Am 16ten erfuhr man hier, daß sich auf der sogenannten Weiber⸗Insel bei Cap Catoche an der Küste von YPucatan ein Haufe von Frei beutern sammle; sogleich segelte der General des Marine⸗Corps mit mehreren Fahrzeugen und 3000 Mann dorthin, und er kehrt so eben mit 105 Gefangenen, meistens Deutschen und Irländern, zurück. Man sagt, sie sollen noch heute erschossen werden; mindestens wird der zehnte Mann erschossen und der Rest eingesperrt. Nach einer anderen Version verhält sich die Sache so: Ein Fischerboot hatte nach Havana die Nachricht gebracht, daß ein ameri⸗ kanisches Schiff bei der Weiberinsel ankere; man schickte sogleich 3000 Mann dorthin, und fand das Schiff „Georgia“, welches von einer Gesellschaft von 800 „respektablen Gentlemen“ gemiethet war, die eine Jagd⸗Exkursion nach Kalifornien vorhatten und auf der Rück reise auch die schöne Insel Cuba besuchen wollten. Die Spanier glaubten indessen diese Geschichte nicht und nahmen die respektablen
meli erklärte, was in dieser Beziehung bisher geleistet worden sei. Für das Veterinair⸗Institut blieben 48,400 L. Die Lotterie, welche zu Gunsten der italienischen Emigration in Alessandria am Zten stattfinden sollte, ist auf den 20sten vertagt worden, theils um noch mehrere Billets veräußern zu können, theils um die Lotterie selbst noch durch freiwillige Gaben zu bereichern. Aus Cuneo berichtet man von den tüchtigen Studien, welche die lombardischen Offiziere unter der Leitung des Obersten Richeleni machen. 1
Der Gemeinde⸗Rath von Savigliano wendet sich an das Mi⸗ nisterium, um die Oeffentlichkeit der Sitzungen zu erwirken. Das⸗ selbe leitet der Munizipal⸗Rath von Garreo ein durch eine Petition an die Kammer, und diesem Beispiele folgt auch der Gemeinde⸗ Rath von Oveda.
Durch Genua soll ein päpstlicher Bote gereist sein, welcher dem Erzbischofe Franzoni die Nachricht bringt, daß Pius IX. ihn im nächsten Konsistorium den Kardinalshut verleihen werde.
Der Erzbischof von Cagliari hat dem Obersten Monti, Kom⸗ mandanten der in Ungarn gewesenen italienischen Legion, 300 Fr. einhändigen lassen, wofür der Letztere in einem Briefe, der durch die Blätter die Runde macht, im Namen der Legion dankt.
Nach und nach laufen aus allen Orten Toscana's die Berichte ein, daß der 29ste (Jahrestag der Schlacht bei Curtatone) überall gefeiert wurde. In Livorno, wo man Anstände gefunden, wohnte das Volk einer stillen Messe bei. In Arezzo verhinderte die kleri⸗ kale Partei das Todtenopfer.
Modena, 5. Juni. (Lloyd.) Die aus Grundbesitzern und Pächtern gebildete Landmiliz leistet treffliche Dienste zum Schutze r Personen und des Eigenthums auf dem flachen Lande.
Westindien. Havanna, 19. Mai. (Wes. Ztg.) Ein Extrablatt der gestrigen amtlichen Gaceta enthält folgende Akten⸗ tücke:
„Gouvernement der immer getreuen Insel Cuba. Edikt. Ich, Don Federigo de Roncali, Graf von Alcoy, Generalcapitain der Insel Cuba und General en Chef der Armee, füge zu wissen, daß fremde Piraten ge⸗ landet sind, um in dem mir von Ihrer Majestät anvertrauten Gebiete ihre gottlosen Anschläge auszuführen, um kraft meiner heiligen Pflicht die In⸗ teressen des Landes so wie Leben und Eigenthum der getreuen Unterthanen zu schützen, so wie kraft meiner außerordentlichen Vollmachten, befehle und verordne ich: Art. 1. Das ganze Gebiet der Insel Cuba, die anliegen⸗ den Eilande, Buchten und Dependenzien werden hierdurch in Belagerungs⸗ zustand erklärt, so lange die gegenwärtigen Umstände andauern werden. Art. 2. Alle Küsten der Insel und der anstoßenden Gewässer werden hier⸗ durch in Blokadezustand erklärt, und in Folge dessen kann jedes Fahrzeug von Ihrer Majestät Seemacht aufgefordert werden, seine Papiere und Dokumente zu zeigen und sich einer strengen Untersuchung zu unterwerfen. Fahrzeuge mit Passagieren werden ohne Rücksicht auf ihre Bestimmung für verdächtig erklärt. Wenn jedoch die Papiere und Register den Verdacht nicht bestätigen, so sollen sie blos aufgefordert wer⸗ den, sofort von der Insel fortzusegeln. Wenn dagegen die Schiffspapiere nachgemacht oder falsch sind, oder wenn das Schiff Munition oder Waffen oder irgend etwas führt, was den Bürgerkrieg auf der Insel fördern könnte, so sollen solche Fahrzeuge als Feinde angesehen und nach den Verordnun⸗ gen der Königlichen Armada als Piraten behandelt werden. Art. 3. Alle Personen, die zu den Invasionsbanden gehört haben, sollen, wenn sie ergriffen werden, gleichviel in welcher Anzahl, augenblicklich erschossen werden. Art. 4. Obwohl es durchaus nicht im entferntesten anzuneh⸗ men ist, daß Einwohner dieser Insel möglicherweise mit der Räuberhorde sich verbinden und so ihre heilige Pflicht gegen ihre Königin, gegen ihr Land, gegen ihre Familie und die Rücksicht für ihre eigenen Interessen vergessen könnten, so soll dennoch, wenn irgend Jemand zu seinem Unglücke sich an so schmählicher Frevelei betheiligen sollte, derselbe als Mit⸗ glied besagter fremder Horde angesehen und der gleichen Strafe überantwor⸗ tet werden. Art. 5. Wer den Piraten mit Geld, Nahrung, Nachrichten oder irgend sonstwie Vorschub leistet, soll auf der Stelle erschossen werden. Art. 6. Wer irgendwie öffentlich oder insgeheim versucht, die guten Mei⸗ nungen der Einwohner zu ändern oder im geringsten die Ordnung des Lan⸗ des umzuwandeln, oder wer nicht unverzüglich eilt, den gesetzlichen Behör⸗ den Beistand, Mitwirkung und schleunigen Gehorsam zu leisten, soll der gleichen Todesstrafe verfallen. Art. 7. Alle Inhaber militairischer Kom⸗ mandos haben dies Edikt streng zu befolgen, und alle Beamten haben ihre
Mitwirkung zu leisten; Nachlässigkeit oder Konnivenz wird mit Verwirkung
Gentlemen als Piraten gefangen. Jedenfalls ist es etwas fabel⸗ haft, daß 800 Gentlemen in einem Schiffe zum Vergnügen nach Kalifornien segeln sollten. Man weiß, daß General Lopez nur einen Theil der Expedition bei sich hat; zehn bis zwölf Fre⸗
beuterschiffe sind unterweges hierher und werden wahrscheinlich an verschiedenen Punkten gleichzeitig landen. Die hiesigen Kauf⸗
leute schaffen ihr Geld, Silber und werthvolle Sachen ins Fort. Das
amerikanische Dampfboot „Ohio“, welches heute nach New⸗York ab⸗ geht, ohne die kalifornische Post abzuwarten, hat nicht in den Ha⸗
fen kommen dürfen und ankert sehr gefährlich draußen, dicht unter
den Kanonen der Kastelle Moro und Cabenas. Der Capitain re⸗ monstrirte, aber der Gouverneur antwortete, „er könne ja in See gehen, Niemand halte ihn hier.“ gatte „Esperanza“ von Cadix hier an; am 11ten folgte die Damp Fregatte „Pizarro“, die Fregatte „Cortez“ am 15ten. kreuzt gegenwärtig kreuzen zwischen hier und Chagres. In der Armee und Flotte herrscht lebhafte Bewegung. Das Linienschiff „Soberano“ von 74 Kanonen liegt hier im Hafen.
London, 10. Juni. (Standard.) Der Marine⸗Telegraph zeigt an, daß das Königliche Post⸗Dampfschiff „Hibernia“ heute um 8 Uhr Morgens vor Holyhead angelangt ist. Alles, was wir von den durch dasselbe mitgebrachten Nachrichten wissen, ist, daß die Expedition des General Lopez zur Invasion in Cuba glücklicherweise mißlungen ist. Mit Spannung sehen wir dem Empfang der newyorker Zeitungen entgegen, welche uns ohne Zweifel einiges Genauere über das Schicksal dieses seeräuberischen Unternehmens bringen werden.
Königliche Schauspiele.
Freitag, 14. Juni. Im Schauspielhause. 100ste Abonnements⸗ Vorstellung: Das Glas Wasser, oder: Ursachen und Wirkungen, Lnstspiel in 5 Abth., nach Scribe. Anfang halb 7 Uhr.
Sonnabend, 15. Juni. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Schauspielhaus⸗Abonnement: Die Jungfrau von Orleans, roman⸗ tische Tragödie in 5 Abth., von Schiller. Ouvertüre und Zwi⸗ schenmusik von G. A. Schneider; Musik zum Monologe und zum Marsche der vierten Abtheilung von B. A. Weber. Anfang 6 Uhr.
11131“”] im Opernhause, als: Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., erster Rang und erster Balkon 1 Rthlr. Parquet, Tri⸗ büne und zweiter Rang 20 Sgr., dritter Rang, Balkon daselbst und Parterre 15 Sgr., Amphitheater 7 ½ Sgr. Ein Fremden⸗ Logen⸗Billet 2 Rthlr. —
Sonntag, 16. Juni. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Abonnement: Der Prophet. Oper in 5 Akten, nach dem Fran⸗ zösischen des Eugene Scribe, deutsch bearbeitet von L. Rellstab. Musik von Meyerbeer. Ballet vom Königlichen Balletmeister Ho⸗ guet. (Herr Ander: Johann von Leyden; Frau Berend⸗Brand: Fides.) Anfang 6 Uhr.
Preise der Plätze: Ein Billet zu den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und im ersten Balkon 2 Rthlr.; zum Parquet und zur Tribüne 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet zu den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr.; zu den Logen des dritten Ran⸗ ges, im Balkon und zum Parterre 20 Sgr.; zum Amphitheater 10 Sgr.; zur Fremdenloge 3 Rthlr.
Die resp. Inhaber von abonnirten und reservirten Plätzen zu den Opernhaus⸗Vorstellungen werden ersucht, zu der für den 18. Juni im Königlichen Opernhause angesetzten Vorstellung (Feier der
kühnlich erklären, ihnen ein besseres Feld als Kalifornien bietet, und dessen
Am Ften kam die spanische Fre⸗
ga Letztere an der Küste von Cuba; zwei Kriegsdampfer
Grundsteinlegung des National⸗Krieger⸗Denkmals) bis zum 15.
Juni, Mittags 1 Uhr, im Billet⸗Verkaufs⸗Büreau über Beibehal
tung ihrer Plätze sich gefälligst erklären zu wollen, da nach dieser Zeit die Billets zum Verkauf gestellt werden.
AKöhnhnigsstädtisches Theater. Freitag, 14. Juni. Doktor Faust’'s Zauberkäppchen, oder: Die Herberge im Walde. Posse mit Gesang in
Fr. Hopp. Musik vom Kapellmeister Hebenstreit.
3 Akten, von