1850 / 168 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

auf das Landesverfassungsgesetz hingewiesen, welches den Städten die freie Wahl ihrer Beamten sichert, der Antrag wird verworfen und der Ausschuß⸗Antrag, welchen die Regierungs⸗Mitglieder für eine dan⸗ kenswerthe Verbesserung des Entwurfes erklären, wiederholt be⸗ schlossen. Den Satz (§. 53), daß die Bestätigung einer Ma⸗ istratswahl wegen „Mangels besonderer Befähigung“ von der egierung verweigert werden kann, beantragt Wyneken zu strei⸗ chen. Es heiße die Bestätigung der Willkür der Regierung an⸗ heimstellen, Mangel besonderer Befähigung sei kein gesetzlich be⸗ stimmter Grund, wie er durch das Landesverfassungs⸗Gesetz geboten sei, die Bestimmung sei geradezu eine Umgehung des letzteren. Se⸗ nator Meier fügt den Grund hinzu, durch die Wahl sei vom Ma⸗ gistrat und Bürger⸗Vorstehern dem neugewählten Mitgliede das Zeugniß der Befähigung hinreichend ertheilt, beiden stehe es eher zu, über die Befähigung zu entscheiden, als der fernstehenden Regie⸗ rung. Vezin, Kirchhoff, Hammerstein suchen diese Gründe zu entkräften. Mangel der Befähigung sei allerdings ein bestimm⸗ ter Grund, es müsse ferner nicht blos das Verhältniß des städti⸗ schen Beamten zur Stadt, sondern auch zur Regierung in Betracht gezogen werden, ohne die Bestimmung des Entwurfes könne die Regierung nicht marschiren. Der Antrag Wyneken’s wird ab⸗ gelehnt. Ein Zusatz⸗Antrag zu demselben Paragraph von Neu⸗ pert, dahingehend, wenn die Bestätigung binnen drei Monaten nicht erfolgt ge⸗ sie als erfolgt anzunehmen, wird ebenfalls verwor⸗ fen. Beide Anträge bezweckten nach Ausführung der Vertheidiger derselben, der möglichen Willkür einen wirksamen Damm entgegen⸗ zusetzen. Hammerstein und Münchhausen meinen, die ent⸗ schiedene Willkür werde dennoch solcher Dämme spotten, übrigens rechtfertige ihre unbestimmte Möglichkeit keinesweges eine so spe⸗ zielle (wie die von Neupert beantragte) gesetzliche Bestimmung. Angerstein findet, Willkür sei nur vor dem März möglich gewe⸗ sen, jetzt biete sowohl die Verantwortlichkeit der Minister, als die den Ständen verliehene Gewalt dem Lande ausreichende Sicherheit gegen dieselbe. Vezin beendet darauf kurz den gestern abgebroche⸗ nen Bericht über die Anträge der Gerichtskonferenz, welche sämmt⸗ lich angenommen werden.

Zweite Kammer. Das Gesetz über das Verfahren in Steuer⸗ Contraventionssachen wird zum letztenmale berathen und angenom⸗ men. Nach dem Entwurfe soll das Verfahren wegen der Steuerde⸗ frauden ein strafrechtliches sein, die Entscheidung in erster Instanz uneingeschränkt den Amtsgerichten zustehen. Windthorst bean⸗ tragte dagegen, daß Sachen über 100 Rthlr. an die Obergerichte gewiesen würden. Für diesen Antrag erklaärten sich mehrere Mit⸗ glieder, unter Anderen Gerding, im Interesse der unschuldiger⸗ weise Denunzürten, Klee aus mehreren Gründen; Buß, weil der untersuchende Amtsrichter doch immer einigermaßen da⸗ von eingenommen sei, daß ein verurtheilendes Erkennntniß er⸗ folge. Ueberhaupt schien der Hauptgrund, der für den An⸗ trag geltend gemacht wurde, der zu sein, daß der Instruc⸗ tions⸗Richter nicht ohne Gefahr auch der erkennende Richter sein könne. Von anderer Seite wurde dagegen geltend gemacht, daß die demnächstige Stellung des Amtsrichters bei den Untersuchungen die⸗ ser Contraventionen nicht mehr nach den Instructionsrichtern des in⸗ quisitorischen Prozesses beurtheilt werden könne. Weinhagen war der Ansicht, daß der Entwurf hinreichenden Schutz⸗ für die Rechts⸗ sicherheit gewähre, und Lang II. suchte nachzuweisen, daß eine Ver⸗ weisung dieser Strafsachen an die häufig entfernt liegenden Ober⸗ Perlch mit den größten Unzulänglichkeiten verbunden sein werde.

er Antrag wurde darauf mit großer Majorität verworfen und darauf das ganze Gesetz gegen fünf Stimmen, Klee, Buß, Ger⸗ ing, Windthorst, Freudentheil, angenommen. Den Konferenz⸗ Vorschlägen zu der Gerichts⸗ Verfassung, mit Ausnahme dreier, trat die Kammer bei. Zur Schlichtung der noch streitig gebliebenen Punkte wurde eine verstärkte Konferenz von 4 Mitgliedern beschlossen. Die 3 Konferenz⸗Vorschläge, welche heilweise nach längerer Erorterung fast einstimmig abgelehnt wur⸗ den, betrafen 1) die demnächstige Gerichtsbarkeit in Ehesachen, wo die Konferenz, eben um nichts zu bestimmen, wenigstens um nicht auszudrücken, daß dieselbe an die bürgerlichen Gerichte übergehen solle, einen ganz zweifelhaften Ausdruck in Vorschlag gebracht hatte; 2) das Präsentationsrecht der jetzigen Provinziallandschaften zu den Obergerichtsstellen, dessen Aufhebung die zweite Kammer als einen Akt der allgemeinen Gesetzgebung uneingeschränkt in Anspruch nahm, wogegen die erste Kammer noch eine zuvorige Verhandlung mit den jetzigen Provinziallandschaften eintreten lassen wollte, die Kon⸗ ferenz über einen dem Beschlusse der ersten Kammer entsprechenden Antrag gemacht hatte, und endlich 3) die demnächstigen Besoldun⸗ gen, wobei der Regierung ein weiterer Spielraum gegeben werden sollte, als nach den bestimmten Beschlüssen der zweiten Kammer stattfinden konnte. Rohrmann fragte darauf an, ob Aussicht vorhanden sei, daß noch in dieser Diät den Ständen der Entwurf einer Notaritäts⸗Ordnung vorgelegt werde. Ministerial⸗Vorstand Düring entgegnete, daß der Gegenstand allerdings in Angriff genommen sei, jedoch die Vorarbeitung eines sehr großen Materials erfordere, so daß die Vorlegung des Entwurfs in dieser Diät schwerlich zu ermöglichen sei. Die Kammer ging zum Einnahme⸗ Budget über, und zwar zu den Ueberschüssen der Harzbergwerks⸗ und Forst⸗Verwaltung. Dieselben sind veranschlagt: 1) Uederschuß der oberharzischen Forstkasse 23,400 Rthlr. 2) Ueberschuß der Kommunionszehntkasse zu Goslar 18,000 Rthlr. 3) Der Eisen⸗ hütte zu Gittelde 1300 Rthlr. 4) Der Berghandlung 8000 Rthlr.

Württemberg. Stuttgart, 18. Juni. Der Schwä⸗ bische Merkur enthält die Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, betreffend den Umlauf falscher Münzen: „Nach neueren Wahrnehmungen sind falsche Guldenstücke mit bayerischem Gepräge und der Jahreszahl 1842, und falsche Halbguldenstücke mit badi⸗ schem Gepräge und der Jahreszahl 1849 in Umlauf. Die ersten, 77 gewöhnlichem Zinn und in Formen gegossen, sind sowohl an s als wegen Unvollkommenheit des Fabrikats leicht er⸗

Fa. ar, wogegen die aus Neusilber auf hesonders gravirten Stem⸗ nn ne ne Maschine geprägten Halbguldenstücke eine größere 85 saß eit des verkehrenden Publikums in Anspruch nehmen.

e dieses zugleich unter Hinweisung auf eine frühere Be⸗

n nebchuns e d. J. hiermit zur öffentlichen Kennt⸗

Soht e 3. Juni 1850. Ministerium des Innern.

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Mit Slesmige olstein. Flensburg, 17. Juni. (H. C.) Landskrona die Ersa ampfschiffe „Geyser“ ist gestern Abend aus werden nicht 3es hser. ee eingetroffen. Geschütz und Pferde ist heute Morge 8 Eine Abtheilung Infanterie und Kavallerie ij se längsh veeeFee weblich von Tondern, marschirt.

1b 1s ellige und skandinavischer Offiziere - E1111““

gefunden. Von jer aus nahmen vorwiegend norwegische und

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1054 nebst Suite nur wenige schwedische Offiziere daran Theil. rei verschiedene Musik⸗Corps sollen die

ellschaft unterhalten haben. gschecnde, ö- aus Jütland kommen, berichten, daß nach Kol⸗ ding vor einigen Tagen mehr Kavallerie verlegt worden sei.

Das Linienschiff „Skiold“ hat seine Position bei Brunsnis verlassen und ist seewärts gegangen.

außer General Malmbor

168 Oldenburg, 15. Juni. (Wes. Ztg.) Se. Königl. Hoheit der Großherzog befindet sich schon seit einiger Zeit nicht wohl; indeß war gestern das Ministerium zu einer Sitzung nach Rastede beschieden, woraus hervorgeht, daß das Un⸗ wohlsein des Großherzogs von keiner erheblichen Art ist. Die Ka⸗ binets⸗Sitzungen, denen der Großherzog beiwohnt, finden sonst in der Regel hier statt. Auch der Erbgroßherzog ist von Asthma⸗ Anfällen in dieser Zeit befallen und wird, wie man sagt, das Bad Ems besuchen.

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Schaumburg⸗Lippe. Bückeburg, 16. Juni. (Ztg. f. Ndschl.) Der Fürst hat eine Militair⸗Verdienstmedaille für be⸗ sondere militairische Auszeichnung, sodann ein Offizierkreuz für 25⸗ jährige Dienstzeit und verschiedene Dienstauszeichnungen für Unter⸗ offiziere und Gemeine gestiftet, mit deren Verleihung nach 9⸗, 15⸗ und Zljähriger Dienstzeit eine steigende Gehaltszulage verbunden ist. Die Medaille ist gestern, am Stiftungstage, dem Erbprinzen, dem Oberst⸗Lieutenant Barkhausen, dem Major Funk, den Capi⸗ tains von Knigge und von Marthille und den Oberjägern Dettmer und Eggerling verliehen. Ferner werden zwei Medaillen mit der Inschrift: „Düppeler Höhen, 17. April 1849“ unter die 18 Jäger verloost, welche an dem glücklichen Gefechte theilgenommen haben, außerdem 7 an auswärtige Offiziere, die mit den hiesigen Truppen

im schleswig⸗jütländischen Feldzuge zusammengedient haben.

Frankfurt. Frankfurt a. W., 17. Jum (Fr. J.) Se. Königl. Hoheit der Kurfürst von Hessen besuchte heute, von sei⸗ nem Schloß Philippsruhe aus, unsere Stadt. Der Königl. sächsi⸗ sche Bevollmächtigte beim Staaten⸗Kongreß, Herr von Nostiz und Jänkendorf, soll vor einigen Tagen wieder von hier abgereist sein.

Gesetzgebende Versammlung. Sitzung

Frankreich. 5 Eine zweite Berathung

vom 17. Juni. Den Vorsitz führt Dupin. E wird beschlossen über Verwendung des, mit Gesetz vom 19. Mai 1849 bewilligten Kredits für Algier mit 5,000,000 Fr. Der An⸗ trag Roussel's, die zur Weide nöthigen Wiesen der Forstbehörde abzunehmen, wird an die bereits ernannte Spezial⸗Kommission ver⸗ wiesen. Ein Gleiches geschieht mit dem Antrage Dufournel's auf Reform der Art. 14 und 15 des Forstgesetzöbuches. Fayolles zieht seinen Antrag in Betreff des Gemeindegutes zurück. Fou⸗ quier d'Herouel vertheidigt seinen und seiner Genossen An⸗ trag über Ackerbau⸗Unterricht, den die Kommission verwerfen will. Laussat unterstützt den Antrag, da die 8 versailler Professoren vor leeren Bänken läsen. Nach einer Gegenbemerkung des Bericht⸗ erstatters wird der Antrag nicht in Betracht genommen. Der Ju⸗ stiz⸗Minister überreicht zwei Kreditforderungen für den Staats⸗ Rath, einen Gesetz⸗Entwurf über Veräußerung einer der Ehrenle⸗ gion gehörenden Liegenschaft. Ein Antrag Dunantes in Bezug auf Vaterschaft wird in die Abtheilungen verwiesen. Da die Ta⸗ gesordnung erschöpft ist, wird die Sitzung um 3 Uhr aufgehoben.

, Der Constitutionnel bemerkt über den Beschluß der Dotations⸗Kommission: „Die Entscheidung, welche den vom Ministerium verlangten Kredit verringert, ist ein wahres Ereigniß. Nichtsdestoweniger hat dieser Beschluß, wenn wir gut unterrichtet sind, in der Umgebung des Staats⸗Oberhauptes keine Bewegung hervorgebracht. Man hatte einen neuen Kredit ver⸗ langt, den man für die rechtmäßige Wirksamkeit und Würde der Regierung nothwendig erachtete, man hatte an dieses Verlangen den Maßstab bewährter Erfahrung gelegt. Was man gestern von dem Kredit dachte, denkt man noch heute davon. Solche Gesetze können beseitigt, aber nicht abgeändert wer⸗ den. Der Präsident der Republik zeigt der Versammlung an, was er für Hebung der Autorität nothwendig, ja selbst uner⸗ läßlich hält. Die Versammlung hat das Recht, anders als er zu fühlen und zu urtheilen. Wird der Gesetz⸗Entwurf nicht so ange⸗ nommen, wie er eingebracht wurde, so wird der Präsident, ohne aus der Erfahrung geschöpfte Ueberzeugungen aufzugeben, sich in den schmalen Betrag der Bezüge einschränken, dem Lande aber das Urtheil überlassen. Wir gestehen, in dieser ganzen Ange⸗ legenheit liegt uns Eines am Herzen: das Land. Wären seine großen Interessen ernstlich gewahrt, wir würden uns wenig um das Uebrige kümmern. Wir sind genöthigt, auszuspre⸗ chen, was wir denken. Es scheint uns der Kommissions⸗ Beschluß, welches auch die Beweggründe dazu gewesen sein mögen, entschieden Frankreichs großen Interessen zuwiderlaufend, moöͤge man nun Gegenwart oder Zukunft im Auge haben. Gegenwärtig bricht er den bewunderungswürdigen Bund beider Staatsgewalten, dessen Bildung so lange dauerte und so schwierig war, vor dem die in allen unseren Städten schon schlagfertige Emeute sich erblassend auf⸗ löste. Für die Zukunft mehrt er die ohnedies schon so beträchtlichen, aus der Constitution entspringenden Hindernisse und die erst zu lösenden Aufgaben.“ Creton, welcher, zum Berichterstatter der Dotations Kommission gewählt, diese Wahl ablehnte, obwohl das von ihm gestellte Amen⸗ dement zum gegenwärtigen Kommissions⸗Antrag erhoben wurde, richtet ein Schreiben an das Journal des Débats. Er erklärt darin seine Ablehnung dadurch, daß er das Gesetz für ein politisch überaus wichtiges halte. Seine Annahme führte unausweichlich zur Verlängerung der Präsidentschafts⸗Dauer und unabänderlich zu ei⸗ ner Lösung, der er unwiderruflich entgegen sei. Das sei sein Haupt⸗ beweggrund. Sein Amendement sei von einer Majorität angenom⸗ men worden, welche nicht der Opposition angehöre. Nur die Mi⸗ nister hätten sie auf das Bestimmteste verworfen. Man gab jedoch zu verstehen, daß man allenfalls auf jährliche Einbringung der Kre⸗ ditforderung eingehen würde. Diese Wendung habe ihm ungeschickt, ernsthafter Leute unwürdig geschienen. Deswegen habe er sein Amende⸗ ment zurückgezogen und einfache Verwerfung des Entwurfs bean⸗ tragt. Diese Meinung sei nicht durchgedrungen. Daher habe er 88 auf ihn gefallene Wahl nicht annehmen können, weil es sein e.e e Fh vollkommen frei seine Ansicht auszu⸗ ele enthält Folgendes: „Man versichert, daß

Pavis, 17. Juni.

das Elysee, im Falle der Verwerfung der Dotation von 10,000 Fr. für den Tag, einen Aufruf an die Nation in Form einer National⸗ Subscription machen wolle.“ Die Majorität der Dotations⸗Kom⸗ mission besteht aus fünf Legitimisten: Kerdrel, Dufougerais, Favreau, Chapot und Desmazures, und vier Alt⸗Konservativen der früheren Deputirten⸗Kammer: Dalmatie, Mornay, Creton und Flandin. Der Bericht der Dotations⸗Kommission wird erst Donnerstag ein⸗ gebracht werden, die Debatte aber nicht vor nächster Woche beginnen. Die Oppositionsblätter schüren die Gluth der zwischen Präsi⸗ dent und Majorität bestehenden Aufregung, um sie in lohen Brand zu verwandeln. Der National spottet üͤber den Constitution⸗ nel, welcher sich gestern noch alles Urtheils über das Dotations⸗ Resultat enthalten hatte, und sagt: „Der Constitutionn el schweigt, oder vielmehr er redet, um nichts zu sagen. Man muß jedoch hoffen, daß ihn das edle Beispiel des Moniteur du soir und des Dix Decembre antreiben werde. Eine erste Niederlage schwächt so feurigen Muth nicht.“ Der Constitutionnel enthält nun heute außer den oben mitgetheilten Bemerkungen noch einen Artikel über die Verwendung der Civillisten unter der Monar⸗ chie, um die darin enthaltenen Angaben bei der Dotationsfrage zur Geltung zu bringen. Derselbe beweist, daß die Civilliste stets dazu diente, Bittsteller zu befriedigen, Wissenschaft und Kunst zu heben. Ludwig Philipp hatte 18,460,000 Fr. Kron⸗Einkünfte. Seine Ausgaben waren: Persönlicher Dienst 15,000 Fr.; die der Königin 10,000 Fr.; Ehrendienst 113,600 Fr.; Sekretariat 14,000 Fr.; Leibbedienung 13,000 Fr. Dann folgt eine lange Reihe für Museen, Bibliotheken, Mobilien, Palastdienst, Manufakturen u. s. w. gemachter Ausgaben, deren Gesammtsumme 12,269,000 Fr. beträgt.

Feste, Ceremonien, Logen und dergleichen 1,214,000 Fr.; Wohl⸗ thätigkeit 1 ½ Millionen. Gesammtausgabe 19,250,000 Fr.; Ein⸗ nahme 18,400,000 Fr.; jährliches Defizit 850,000 Fr. Nach die⸗ ser Rechnung hätte König Ludwig Philipp in 17 Jahren 14,450,000 Fr. aus Eigenem zugesetzt.

Der Unterrichts⸗Minister ist jetzt mit der Einführung des neuen Unterrichts⸗Gesetzes beschäftigt. Für die dadurch neu kreirten Plätze haben sich nicht weniger als 2000 Kompetenten gemeldet. Auch die Bischöfe betheiligen sich an der Wahl der vier Prälaten aus ihrer Mitte. Täglich laufen beim Unterrichts⸗Minister von ihnen Briefe

mit verstegelten Stimmzetteln ein, deren Eröffnung am 27. Juni hier

geschehen wird. Das Institut soll Flourens, Guizot und Thiers, der Cassationshof den Präsidenten der National⸗Versammlung, Herrn Dupin, gewählt haben. In der permanenten Section des obersten Unterrichts⸗Conseils sind wegen Ausscheiden von 4 Mitgliedern eben so viele Stellen zu besetzen. Jede derselben trägt 12,000 Fr. Ddie Akademie der Wissenschaften hat den bekannten Preis von 7000 Fr., der für den am meisten auf die Moralität des Volkes wirkenden dramatischen Schriftsteller bestimmt war, dem Verfasser der „Gabrielle“, Herrn Emil Augier, zuerkannt.

Ein Journal theilt die Namen von 11 ansehnlichen Buchhänd⸗ lern von Paris mit, welche wegen Ueberschreitung der Lotteriever⸗ bote zu 100 Fr. Strafe verurtheilt wurden und deswegen ihr Wahlrecht verlieren.

Girardin richtet heute einen Brief an seine Wähler, in wel⸗ chem er bemerkt: „Ich bin nicht Republikaner aus Vorurtheil, son⸗ dern aus Ueberzeugung. Habe ich mich auch verspätet, so bin ich doch überzeugt, zwei Dinge kann ich in meinem Gedanken nicht trennen: Das allgemeine Wahlrecht und das allgemeine Wohl. Je mehr ich an die unbegränzte Macht der Freiheit glaube, desto mehr zweifle ich an der Unfehlbarkeit der Regierungen. Ich will die absolute, unantastbare Freiheit, das ist mein mühsam errungenes Glaubens⸗Bekeuntniß. Ueber Fragen von untergeordneter Bedeu⸗ tung habe ich oft meine Ansicht geändert und werde sie wahrschein⸗ lich noch ändern.“ Man erwartet von Girardin's Eintritt eine nochmalige Spaltung des Berges. Gegenwaͤrtig zerfällt sie ohne⸗ dies in vier Gruppen: 1) Miot, Nadaud, Valentine, Baudin, Pierre Leroux, Pelletier, Beaune u. s. w. 2) Michel von Bour⸗ ges, Bourzat, Savoie, Joly u. s. w. 3) Flotte, Vidal, Eugène Sue u. s. w. 4) Jules Favre, Grevy, Dupont von Bussac, Cremieux, Pascal Duprat und E. Arago. Zwischen denselben herrscht nicht das beste Vernehmen.

Dem Toulonnais zufolge, wird die Flotte in der Levante verstärkt und unter Admiral Trehouart's Kommando gestellt.

Aus Macon schreibt man: „Lamartine ist hier plötzlich krank geworden und mußte deswegen seine Reise nach dem Orient ver⸗ schieben. Er ist in diesem Augenblicke in Monceaux.“

Seit acht Tagen ist die Untersuchung gegen Urheber und Un terzeichner der an den Justiz⸗Minister verwiesenen Anti⸗Wahlreform⸗ Petitionen im Gange. Eine Masse derselben ist bereits den Staats⸗

Anwalten zur Einleitung gerichtlicher Verfolgung zugefertigt.

Großbritanien und Irland. London, 17. Juni. Der Prinz August von Sachsen⸗Koburg mit seiner Gemahlin, der Prinzessin Clementine, und der preußische Gesandte, Ritter Bunsen, haben Ihrer Majestät der Königin und dem Prinzen Albrecht zu Osborne auf der Insel Wight einen Besuch abgestattet und sind vorgestern, die Ersteren nach St. Leonard's, der Letztere nach Lon⸗ don von dort zurückgekehrt. Auch der Premier⸗Minister, Lord John Russell, ist von Osborne wieder hier eingetroffen.

Lord Langdale soll, an die Stelle des Lord Cottenham, zum Sprecher des Oberhauses ernannt werden. Er ist schon jetzt Vice⸗ Präsident dieses Hauses, zugleich mit den Lords Denman und Campbell, und Mitglied der Kommission für das große Siegel.

Heute sind neuere Nachrichten aus New⸗York eingegangen, die bis zum 5ten d. M. reichen und wonach man dort glaubte, daß die gescheiterte Expedition des General Lopez gegen Cuba doch noch zu ernsten Mißhelligkeiten zwischen den Regierungen der Vereinigten Staaten und Spaniens fuͤhren dürften, indem es den spanischen Behörden auf Cuba gelungen war, einer Anzahl der Theilnehmer an jenem Freischaarenzuge sich zu bemächtigen, und die Regierung der nordamerikanischen Union nun die Auslieferung dieser Leute ver⸗ langte, um sie in den Vereinigten Staaten zu gerichtlicher Verant⸗ wortung zu ziehen. Die spanischen Behörden verweigerten aber diese Forderung, und es hatte schon eine gereizte offizielle Kor⸗ respondenz zwischen den beiden Ländern stattgefunden. amerikanische Konsul machte geltend, G schä ler, angeblich 105 an der Zahl, sich auf neutralem Gebiet, nämlich auf der Insel Contoy, befanden und im Begriff waren, nach den Vereinigten Staaten umzukehren, als sie von den Spaniern festge⸗ nommen wurden. General Lopez war ganz auf freiem Fuß und in New⸗Orleans eingetroffen, von zwei Schiffen wußte man noch nicht, wo sie geblieben. 2 gierung der Vereinigten Staaten ein Schi erfahren, gegen die Insel Haiti ausgerüstet war,

General⸗Lieutenant Sir Charles r Klima nicht verträgt und dort an wiederholten Anfällen senterie leidet, wird binnen kurzem hier zurückerwartet.

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Bombay durch den General⸗Lieutenant Sir John

dort anlangenden Schiffe in

von Piräeus ankerte,

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Der nord-⸗ daß die gefangenen Freischär⸗

seiner Expedition Dagegen hatte die Re⸗ ff, von man daß es in New⸗York zu einem ähnlichen Freibeuterzug ß 9 3 in Beschlag nehmen lassen. Napier, der das ostindische

statt 8 der General⸗Lieutenant Sir William Gomm den Ober-⸗

ij 1 indi . alten und i mando zu über die ostindische Armee erhalten und im Femsmantg cn

rey ersetzt werden.

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Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Juni. Die offizielle Post⸗Zeitung theilt, nach einer detaillirten Be⸗ schreibung der Empfangsfeierlichkeiten zu Ehren der künftigen Kron⸗ prinzessin, Folgendes in Betreff der Vermählung selbst mit: Mitt woch, der 28ste Jahrestag der hohen Vermählung König Oskar's und Königin Josephina's, ist von Sr. Majestät dem Könige zum Einzuge der Kronprinzessin in die Hauptstadt, so wie zur Vermäh⸗ lungsfeier Ihrer Königl. Hoheiten bestimmt. Gegen 11 Uhr Vor⸗ mittags zieht die hohe Braut, begleitet von ihrer Mutter, durch das Nordthor in die Stadt (hier folgen die Namen der einzelnen Straßen, die passirt werden) und über den äuße⸗ ren und inneren Burghof nach dem öftlichen Gewölbe des Schlosses, woselbst der Kronprinz, der Erbprinz, die Herren des Reiches, der norwegische Staats⸗Minister, die Ritter des Seraphinen⸗Ordens, die schwedischen und norwegischen Staats⸗ räthe, die Mitglieder des Höchsten⸗Gerichts nebst dem Königlichen Hofe die Königliche Braut und ihre Frau Mutter empfangen und zu Ihren Majestäten begleiten. Um 5 Uhr Nachmittags setzt sich der Zug nach der Großen⸗Kirche in Bewegung, woselbst die Trauung vollzogen wird.

Die norwegische Korvette „Nordstjernen“ unter Befehl des Prinzen Oscar ist gestern stromauf gekommen; desgleichen die übri⸗ gen zum Empfange der Prinzessin Braut bestimmten schwedischen und norwegischen Schiffe.

Italien. Turin, 13. Juni. (Lloyd.) Das Kabinet hat in der Debatte über das Budget des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten namhafte Vortheile errungen.

Die turiner Armonia enthält ein Dokument, welchem zufolge die Bischöfe der Provinz Genua den von Monsignor Fransoni aus⸗ gesprochenen Prinzipien vollkommen beipflichten. Das Risorgi⸗ mento versichert, daß Monsignor Riccardi di Nutri, Bischof von Savona und Noli, jenes Dokument nicht unterschrieben hat.

Rom, 6. Juni. (Lloyd.) Wiederholte Hausuntersuchungen haben zur Entdeckung vieler revolutionairer if nehr rer Glas⸗Granaten geführt.

Neapel, 4. Juni. (Lloyd.) Der französische Gesandte, Graf Walewski, ist hier angekommen, und der nach Rom bestimmte

russische Gesandte, Herr von Butenieff, dorthin abgegangen.

’“ Prozeß der 44 politischen Angeklagten der setta de l'unità italiana hat am 1. Juni begonnen. Einer der Angeklagten, der Buchdrucker Romeo, hat sämmtliche früher gemachte Belastungs⸗ Aussagen zurückgenommen und versichert, daß sie ihm nur durch Drohungen abgepreßt worden seien.

Spanien. Madrid, 12. Juni. (Fr. B.) Der Herzog und die Herzogin von Montpensier sind gestern Abends angekommen.

Die Königin Mutter war ihnen entgegengefahren. Am Fuße der Schloßtreppe empfing sie das gesammte Ministerium.

Der berüchtigte Bandit Romero ist in Coruna zum Tode ver⸗ urtheilt worden.

3 proz. 33 %.

zen aus Malta sind in Syra und Aegyna der Kontumaz unterzogen worden, weil in Tunis die Cholera ausgebrochen ist und die von Malta ohne Quarantaine einlaufen dürfen. 1

Das englische Dampfschiff „Ganges“, welches bisher im Hafen wurde plötzlich abberufen und steuerte, wie man vermuthete, nach Malta. Das englische Dampfschiff „Scourge“ ist von Triest im Piräeus eingetroffen. Von französischen Kriegs⸗ schiffen liegen dort nur die Dampfschiffe „Vauban“ und die „Sen⸗ tinelle“; auch sie dürften Piräeus bald verlassen.

Der bayerische Gesandte beim griechischen Hofe nach Konstantinopel abgereist, von wo er sich auf der ien begeben will.

ist am 8Sten Donau nach

Türkei. Konstantinopel, 9. Juni. (Wanderer.) Die Kinder Kossuth's sind in Konstantinopel angekommen; sie gehen nach Kiutahia zu ihrem Vater. Frau Perczel, die Gattin des Obersten, ist bereits dahin abgereist. Die Regierung giebt den Kindern zu ihrer Sicherheit auf der Reise eine Begleitung bei. Am 7ten d. M. Liste der Internirten mit der Internirung von zehn hervor⸗ ragenden Flüchtlingen, di isher in Schumla waren geschlossen worden. 8 v1““

Königliches Opernhaus.

Frau Brand⸗Behrend: Lady Harriet Durham; Herr Ander: Lyonel.

(Den 19. Juni.)

Die oft gegebene, durch leichten Fluß, romantische Weichheit und An⸗ muth ansprechende Oper „Martha,“ mit Musik von Flotow, wurde am Mittwoch mit den beiden Gästen unserer Hofbühne vorgeführt. Frau Brand⸗Behrend gab die Ladyv Durham und hatte in dieser Partie eine Aufgabe gefunden, die der Individualität der Sängerin jedenfalls mehr zusagt, als Rollen von so hochtragischer Färbung und großartiger Anlage, wie die Donna Anna im „Don Juan“ und die Fides im „Propheten“ sind, in denen sie zuvor aufgetreten war. Sowohl ihre Gestalt als ihre Stimme, letztere von nicht durchgreifendem, doch angenehmen Klange, so wie ihr Darstellungsvermögen reichten hier aus, um mäßigen Ansprüchen Genüge zu leisten. Sie sang Einzelnes namentlich recht ansprechend, wenngleich die Lösung des musikalischen Theils der Aufgabe keinesweges durch⸗ weg gelang, und der Gesang öfters sogar durch Detoniren die Ohren musikge⸗ bildeter Hörer unangenehm berührte. Ganz an seinem Platze war dagegen Herr Ander als Lvonel, der in dieser Rolle Gelegenheit gewann, seine außeror⸗ dentlich schönen Stimmmittel und sein Talent für lyrischen Gesang ins hellste Licht zu stellen. Durch das Seelenhafte und Innige seines Vortrags rief der treffliche Sänger eine um so eindringlichere Wirkung auf das Publikum hervor, als sein kunstgebildeter und zu Herzen gehender Gesang auch durch ein Spiel’, das alle Situationen der Rolle glücklich zur Anschauung zu

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z. B. im dritten Alte die Reminisecenz an das in die Oper geschickt einge⸗

flochtene Volkslied:

Drum pflück' ich, o Rose, vom Stamme dich ab, Sollst ruh'n mir am Herzen und mit mir im Grab!“,

gleich wie er auch die sich daran schließende, an sich nicht sehr hervorragende Arie des unglücklich Lehenben: 7 7⁷ 0 7 mit so herzinnigem Ausdruck vortrug, daß sich der Eindruck des Musikstückes dennoch zu einem tiefnachhaltigen gestaltete. Den Höhepunkt seiner Leistung erreichte Herr Ander jedoch im Finale des dritten Aktes, in Stellen, wie: „Mag der Himmel Euch vergeben!“ , und ähnlichen von elegischer Färbung, daß diese Nummen⸗ im Uebrigen ebenfalls vortrefflich ausgeführt, um so lebhatferen Anklang fand, als auch der Kom ponist in diesem Finale einen sehr glücklichen Wurf gethan und eine Musik geliefert hat, die in ihrer theils elegisch, theils heiter gefärbten Melodik ein ungemein wirksames Ensemble bildet. Herr Ander fand nicht nur den größten Beifall, sondern er wurde auch nach dem dritten Akte, so wie am Schlusse der Oper stürmisch hervor⸗ ie in diesem Falle als eine wohlverdiente

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fromm,“

gerufen, eine Ehrenbezeugung, di bezeichnet werden darf.

Musikalisches.

Noten⸗Beilage der letzten Nummer (25) der hiesigen Musikzeitung, und im Verlage von Bote und Bock, sind zwei Compositionen erschienen, welche eethoven als elfjähriger Knabe verfaßt hat. Sie bestehen in einem Nondo für Pianoforte und in einer Lied⸗Composition, die sich beide zum erstenmale in der im Jahre 1784 in Speier erschienenen „neuen Blumenlese für Klavierlieb⸗ haber“ abgedruckt finden. Der betreffenden Lied⸗Composition ist in der gegen⸗ wärtigen Ausgabe ein neuer, von Herrn Aug. Lua eigends dazu verfaßter Tert untergelegt worden, was um so dankenswerther erscheint, als der ursprüng⸗ liche Text durchaus geschmacklos ist. Bei dem allgemeinen Interesse der Musikwelt für Beethoven dürften diese beiden, durch den erneueten Ab⸗ druck somit der Vergessenheit entrissenen Compositionen jedenfalls den be⸗ sonderen Antheil der Musikfreunde insofern erregen, als sie einen merkwürdigen Beitrag zur Geschichte der Entwickelung des großen Tonmeisters liefern, wenngleich sie an und für sich in ihrer Harmlosigeit des gedanklichen Inhalts auf hervorragenden Kunstwerth nicht Anspruch machen können.

Mittheilungen aus Petersburg zufolge, erregt Josef Gu n g'l mit seinem Orchester in Pawlowsk die fortdauernde Theilnahme des kaiser⸗ lichen Hofes und des Publikums. Die Kaiserin beehrt mit den Großfür⸗ stinnen und ihrem Hofstaate dessen Konzerte fast täglich. Auf besonderen Wunsch der Kaiserin müssen die bekannten Walzer Gung'l’s: „Delawaren⸗ Klänge“ und „Träume auf dem Ocean”“ fast jedesmal wiederholt werden. Nach der Ruͤckkehr des Kaisers von Warschau wird Gung'l mit seinem l einer schmeichelhaften Einladung zufolge, in Peterhof Konzerte

Berlin. Als interessante

Johanna Porter.

Am 24. Mai starb, wie wir kürzlich erwähnt haben, eine von Eng⸗ lands vielen Schriftstellerinnen, Miß Jane Porter; denn gleich den jungfräulichen neun Musen bleiben sie meistens unverheirathet. Wir finden in einem englischen Blatte folgende Notiz über sie: „Miß Porter, kann man sagen, war die Gründerin des historischen Romans, der seitdem so sehr unter uns prosperirt, zu Englands schöner Literatur so anziehende Beiträge geliefert hat. Die Verfasserin des „Thaddäus von Warschau“ und der „schottischen Häuptlinge“ hat sich in den Herzen ihrer Landsleute ein bleibendes Andenken der Achtung und Dankbarkeit gestiftet. Die Familie dieser vorzüglichen Dame ist von irländischer Abkunft. Ihr Vater, ein Dragoneroffizier in britischen Diensten, starb im besten Mannts⸗ alter und ließ seine Wittwe, eine Miß Blenkinsopp aus Northumberland, mit fünf Kindern und geringen Mitteln zurück. Allein die Talente dieser verwaisten Familie erhoben sie zu Vermögen und Ansehen. Von den drei Söhnen erlag der eine jung einem gefährlichen Tropenklima, als er kaum eine hoffnungsvolle Laufbahn betreten; der zweite ward ein geschickter Arzt von ausgedehnter Praxis der jetzige Dr. William Ogilvie Porter in Bristol, bei welchem geliebten Bruder Miß Jane zuletzt lebte und starb. Der dritte Sohn war der sel. Sir Robert Ker Porter, ausgezeichnet als Maler und als Soldat: einige unserer besten Schlachtstücke sind das Werk feines Pinsels, und im Halbinselkrieg focht er mit Ehren; er war an Sir John Moore's Seite, als dieser bei Corufa im Augenblick des Sieges siel. Später war er britischer Konsul in Venezuela. Seine „Reisestizzen aus Rußland und Aegypten“ haben ihm auch einen schriftstellerischen Namen gemacht. Er war mit einer russischen Erbin verheirathet, und seine Tochter, außer Dr. Porter der einzige überlebende Sprößling der Familie, hat sich in Rußland ihren Heerd gegründet. Noch berühmter wurden die beiden Schwestern dieser Brüder Porter. Die jüngere von ihnen, Miß Anna Maria Porter, trat schon in ihrem zwölften Jahr als Schriftstellerin auf; sie schrieb viele Novellen, die Glück machten, die beliebtesten waren „The Hungarian Brothers, „The Recluse of Norway“ und The Village of Mariendorpt.“ Sie starb bei ihrem Bruder in Bristol am 6. Inni 1832. Die ältere Schwester, Miß Jane Porter, von welcher wir hier handeln, war im J. 1776 zu Durham geboren, wo ihr Vater damals in Besatzung lag. Nach dem frühen Tod ihres Vaters erhielt sie mit ihrer Schwester eine treffliche Erziehung in Edinburg unter einem schottischen Hofmeister, Herrn. Fulton. Von da zogen sie mit der Mutter nach Ditton und später nach Esher in der Grafschaft Surrey, wo Mistreß Porter, eine geistig sehr be⸗ gabte Frau, im J. 1831 starb; auf ihrem Grab im Dorfkirchhofe von Esher steht die Inschrift: „Hier liegt Jane Porter, eine christliche Wittwe.“ Ihre Tochter Jane erlangte als Novellendichterin bald großen Ruhm. Ihre drei berühmtesten Werke sind ihr „Thaddeus of Warsaw“, den sie in ihrem zwanzigsten Jahre schrieb; die „Scottish Chiefs“ und „The Pastor’s Fireside (das Pfarrerhaus).“ Thaddäus von Warschau gewann eine ungemeine Popularität; er ward in die meisten festländischen Sprachen übersetzt, und Kosciusko übersandte der Verfasserin einen Ring mitseinem Bildniß. General Gardiner, der englische Gesandte in Warschau, konnte sich nicht genug verwundern, daß solche lebendige, wahrheitgetreue Schil⸗ derungen des Landes und Volks von einer jungen Dame herrührten, welche niemals in Polen gewesen. Gleiches Glück machten die „schottischen Häupt⸗ linge.“ Walter Scott gestand eines Tages vor Georg IV. im Bibliothelsaale des Carlton⸗Palastes: dieser Roman der Miß Porter sei der Vater der Waverley⸗Novellen. Noch drei Monate vor ihrem Tode schrieb Miß Porter an einen Freund: „„Ich gestehe, ich fühle mich als eine Art Sibylle in diesen Dingen. Es sind nun volle funfzig Jahre her, seit ich mit meinen schottischen Häuptlingen und dem Thaddäus von Warschau mich auf ein damals unbetretenes Feld wagte. Und welch ein glänzendes Geschlecht ähnlicher Chronisten edler Thaten ist seitdem in derselben Bahn gefolgt! Erst der Verfasser des Waverley und all jener seelenerregenden Erzählungen von Kriegs⸗ und Liebesabenteuern; dann Herr James mit seinen bistori⸗ schen Novellen aus England und Frankreich, welche eine erlesene Dichtung so wunderbar mit den Thatsachen verschmelzen, daß das Ganze als gleich wahrhaft erscheint.““ Miß Porter schrieb in Verbindung mit ihrer Schwe⸗ ster die „Tales round a Winter's Hearth (Erzählungen am Kamin)“; auch war sie unermüdlich in Beiträgen für die periodischen Schriften ihrer Zeit. Ihre biographische Skizze üͤber Oberst Denman, den afrikanischen Reisenden, im Naval and Military Journal ward als eine der rüh⸗- rendsten Parentationen viel bewundert. Miß Porter war Stiftsfräulein des polnischen St. Joachim⸗Ordens, mit welchem sie für ihren Thaddäus von Warschau beehrt wurde. Ihre Portraits stellen sie mit diesem Orden dar.“ (Die Illustrated London News giebt ihr Bildniß ein angenehmes

und feines Gesicht von echt englischem Gepräge.)

bringen wußte, angemessen unterstützt wurde. Ausgezeichnet schön sang er

8

gelber Weizen 40, 49,

erlassen, Weizen und Roggen behaupteten

habten 8 Rückgang der englischen Auctions⸗Preise, deren Bericht gerade zum Beginn des Marktes hier eintraf, in etwas zurückgehalten worden.

Markt⸗Berichte.

Berliner Getraidebericht vom 20. Juni.

Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 50 54 Rthlr. Roggen loco 27 28 ½ Rthlr. 8 8 pr. Juni Juni /Juli Juli /Aug. Sept./Okt. 28 ¼ a 27 Rthlr. verk., 28 Br., Gerste, große loco 21—22 Rthlr. kleine 17—19 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 15 ½ 16 Rthlr. Erbsen 27 32 Rthlr. Rüböl loco 10 Rthlr. bez. u. Br., 10 % G. pr. Juni 10 ½⅞ Rthlr. Br., 10 ¾2 G., 10 ¾ bez. Ih 10 ½ Rthlr. Br., 10 ¾ G. Aug./Sept. 10 Rthlr. bez. u. Br., 10 ⁄2 G. Sept./Okt. 10 ¼ u. 10½ Rthlr. bez., 105 Br., 1 G. Skt. /Nov. 10½ Rthlr. bez. u. Br., 10 ¾ G. Leinöl loco 11 Rthlr. Br., 10 4% bez., 10 G. pr. Juni /Juli 10 Rthlr. Br., 105 1“ Mohnöl 13 ½ Rthlr. Palmél 11 ¼ Rthlr. Hanföl 13 Rthlr. Südsee⸗Thran 11 ½ Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 14 ⁄2 u.

mit Faß pr. Juni) 135½ 133, 3 Jun;/ Juli 13 ¾ u. 13 ¾ Rthlr. verk.,

Juli Aug. 13 ½ Br., 13 ½ G. Aug./Sept. 14 ½ Rthlr. Br., 14 G. Sept./Okt. 14½ Rthlr. Br., 14 ¼ bez. u. G.

26 ¾ Rthlr. bez. u. Br., 26=½ G.

Rthlr. verk.

Stettin, 19. Juni. Roggen 27, 29 Rthlr., pr. Juni 27

Rthlr. Br.

Weizen 50 a 52 Rthlr. 9— Rüböl pr. Juni 10 ¾ Rthlr., pr. Herbst 10 ½ Br. und Gld.

ESsypiritus 26 Rthlr., pr. Aug. 25 Br.

Juni. Weißer Weizen 42, 56 Sgr. Roggen 24 ¼, 26, 28 Sgr. Gerste 18 ½, 20, 21 ½ Sgr. Hafer 17 ½, 18 ¼, 19 ½ Sgr. Spirilus 6 ½ Rthlr. Br. 116 hee1er.12 I“ 1 ink koco 4 J e flauer Stimmung wurde sowohl Gerste als Hafer billiger sich nur mühsa 8

Breslau, 19.

Berliner Woll⸗Markt.

Berlin, 20. Juni. Die vorhergegangenenen Märkte zu Breslau, Posen, Landsberg a. d. W. und Stettin, deren Resultate so ziemlich bis auf Einzelheiten denen des vergangenen Jahres glichen, haben den hier stattgehabten Markt auch in ähnlicher Weise vorbereitet. Nichtsdestoweniger müssen wir dennoch die rasche Abwickelung dieses ungeheuren Umsatzes, welche im Laufe zweier Tage stattfand, als überraschend bezeichnen. Hauptsächlich be⸗ wirkten dies unsere inländischen Fabrikanten und Kämmer, welche erstere unter Benutzung der Königlichen Geld-Institute große Massen ein⸗ kauften und sich in dieser Weise ihren Bedarf fast für das ganze Jahr deckten. Englische und rheinländische Käufer waren nur in geringem Maße thätig; theils hatten diese auf den früher stattge⸗ Märkten sich versorgt, theils sind sie aber auch durch den

Das zu Markt gestellte Quantum inklusive der alten Bestände

von circa 5— 6000 Ctr. können wir auf circa 80,000 Ctr. ange⸗ ben. Hiervon sind worden, noch größtentheils Wollen besteht, wird heute

bis heute Mittag ungefähr 50,000 Ctr. verkauft und selbst das übrig gebliebene Quantum, welches nur auf den Lagern sich befindet und aus mittelfeinen und morgen durch Verkäufe sich noch um ein Bedeutendes vermindern. Die Wäsche und Behandlung der Wolle müssen wir im Allgemeinen als untadelhaft anerkennen.

Die Preise ergaben sich, wie folgt: Für Hochfeine Einschur⸗-Wolle 95—110 Rthlr. 8 Feine 8 73 —85 Feine Mittel » 65 —70 Mittel 8 55 63 Locken 8 42—58 Eine eigentliche Steigerung fand daher nur in den Preisen der Mittelwollen statt, da eben diese Gattungen hauptsächlich von unseren inländischen Fabrikanten und den Kämmern begehrt wurden. Moritz Mansfeld, Woll⸗Taxator der Königlichen Bank, Darlehns⸗Kasse und der schlesischen General⸗Landschaftt.

vereideter der Königlichen

Meteorologische Beobachtungen.

Nachmittags Abends 2 Uhr. 10 Uhr.

Nach einmaliger Beobachtung.

1850. 19. Juni.

Morgens

340,81"„PRar. 340,99 Par. 341, 24“Par. Auelwärwe I + 8,5° . + 14,1° + 8,8⸗ K. Flusswärme 14,88 R.

Thaupunkt .. . + 7,0“0 n. + 8,1 9 K. + 7,2“°9 R. Bodenwärme

Dunstsättigung 86 pct. 56 pct. 87 pCt. Ausdünstung

Wetter . V trübe. trübe. Niederschlag 0,011“"⁄Rh.

Luftdruck Luftwüärme...

W W. W. Wärmewechsel + 14,29 Wolkenzug .. .. Ww 4. 7,4“

Tagesmittel: 341,01“„Par. + 10,59 h... + 7,4° ... 76 pet. W.

Königliche Schauspiele. 8

Im Opernhause. 67ste Abonnements⸗ Oper in 5 Akten, nach dem Fran⸗ deutsch bearbeitet von L. Rellstab

Freitag, 21. Juni. Vorstellung: Der Prophet. zösischen des Eugene Scribe,