18 Form Alles; mag der Inhalt noch so unbedeutend sein, wenn nur das Auge und das Ohr befriedigt wird. Liest der Chinese in einem Buche und findet darin einen Fehler in der Schrift, so wirft er es sogleich bei Seite. Diese Schriftzüge werden so hoch geschätzt, daß man es für eine Sünde hält, wenn auch nur das Geringste für den Schatz der Literatur verloren geht, daher die Gelehrten arme Leute auf den Straßen umher⸗ schicken, um jeden Streifen Papier mit Schrift aufzusuchen und zu sam⸗ meln. Alle Wände, Bäume, Schiffe und Kasten bemalt der Chinese mit seinen Charakteren, man kann nirgends hinblicken, ohne auf die mannig⸗ sachsten Aufschriften und Bemerkungen zu stoßen, überall ist man von der Literatur umgeben und muß den ganzen Tag studiren. In einem Saale, wie der gegenwärtige, würden wenigstens 40 bis 60 größere Rollen mit allerlei Sentenzen angebracht sein. Mit wahrem Stolze blickt der Chinese auf seine Schrift hin und verachtet die der Barbaren. Sehet, sagt er, ie schön, wie reich, wie mannigfaltig ist unsere Sprache und Schrift, wie ürftig, rauh die eure, wie arm an Zeichen! So arm, wie eure Schrift uind Sprache muß auch euer Geist sein. Ein eben so großes Gewicht wie auf die gelegt. Wir sprechen beständig im Rbypthmus, in und diesen Rhythmus heevorzubringen, wenden wir eine große Menge Einschieb⸗ el (Interjeettonen) an, welche an sich ganz bedeutungslos sind. Dem Fremden scheinen sie ganz überflüssig, Engländer machten den Versuch, das Chinesische ohne diese Flickwörter zu sprechen und zu schreiben, wurden je⸗ och nicht verstanden und breiteten nun aus, die Chinesen verständen ihre igene Sprache nicht, während diese mit Recht den Anspruch machen kön⸗ nen, daß man ihre Sprache so laͤsse, wie sie selbst sie sprechen. Die chinesische Literatur ist auf derselben Stufe stehen gebliehen, wor⸗ uf Kun⸗fu⸗tse sie gestellt hat. Wie die Schrift durch die Charaktere, die Sprache durch den Rhythmus stereotppirt ist, so ist auch der Geist unseres Folkes in diesen Silben und Zeichen festgebannt. Für die Einheit und Nationalität desselben ist dieser Umstand von der höchsten Wichtigkeit, denn diese Stagnation bildet ein festumschlingendes Band für alle Stämme trotz ihrer verschiedenen Dialekte. Kun⸗fu⸗tse wollte den Volisgeist in feste Schranken zwingen, daher legte er demselben diese Bande einer mühseligen Schreibart an; er sollte in den ersten Elementen hängen bleiben, um sich nie über das Alte, Herkömmliche zu erheben. Es sind für den Eingebore⸗ nen wenigstens 5 Jahre erforderlich, um die Sprache lesen und schreiben, 10 Jahre, um dies mit Fertigkeit thun zu können. Daher bleibt auch un⸗ ser Volk auf der Stufe der Kindheit stehen. Wie vor mehr denn 2000 Jahren unsere Schriftsteller geschrieben haben, so schreiben wir noch heute; Niemand bemüht sich, den Ideenkreis der Nation zu erweitern, Neues zu agen, man wiederholt immer nur das Alte mit denselben Zügen, mit glei⸗ er Betonung und allen den alten Schnörkeln. Dem Kun⸗sustse und sei⸗ nen Freunden ist gelungen, was keinem anderen Sterblichen, Niemand hat sich jemals so im Geiste seines Volkes festgesetzt, als er. Mag Aristote⸗ les ihn an Scharfsinn, Plato an Ideenreichthum und Gemüthlichkeit weit überragen, im Praktischen hat Kun⸗fu⸗tse alle Philosophen übertroffen; Keiner hat ein Volk so für seine Ideen empfänglich zu machen gewußt, Keiner hat dem menschlichen Geiste solche Ketten angeschmiedet, wie er, um dasselbe auf der untersten Kulturstufe festzuhalten. Etwas Neues vorzubringen, gilt für eine gefährliche Neuerung. Wollte man dem Chi⸗ nesen zu einem höhern Ideenkreise verhelfen, so wäre der erste Fortschritt der, ihm eine andere einfachere Schrift zu geben. Ein Gelehrter sah das ein, wollte ein neues Syllabarium einführen, äußerte sich über Manches, was in der Literatur abzuändern sei. Er übergab sein Buch dem Kaiser, der es mit Aufmerksamkeit durchlas. Er ließ ihn vor sich kommen und sagte zu ihm: Du hast wohl gesprochen, aber Du bist ein gefährlicher Neuerer, dergleichen kann nur dahin führen, das Volk zu verderben, darum wird Dein Haupt Dir vor die Füße gelegt werden. Ich selbst gab eine Zeitlang ein statistisch⸗religiöses Journal heraus, um die Nation über alles Wissenswerthe eines Besseren zu belehren. Ich erklärte unter Anderem die Sonnen⸗ und Mondfinsternisse, von welchen das Volk behauptet, sie entständen dadurch, daß ein schwarzer Drache sich vor die Sonne und den Mond lege, um sie zu verschlingen. Ich wurde deshalb angeklagt, die höl⸗ zernen Drucktafeln wurden öffentlich verbrannt, die Drucker ins Gefäng⸗ niß geworfen und die Schrift vernichtet.
Mich schalt man öffentlich einen Erzketzer. Nichtsdestoweniger mehrt sich unsere Literatur von Jahr zu Jahr. Unzählige Gelehrte sind bemüht, sie anzubauen, jedoch nur selten kommt einer auf den Einfall, etwas Neues zu schreiben. Unsere Nation ist reich an Poeten. Aber bis zum Epos hat sich noch Niemand verstiegen, wir besitzen kein einziges. Romane sind viele geschrieben worden. Wir haben unseren Walter Scott, der 2000 Jahre
lt ist und noch mit Vergnügen gelesen wird. Man kann aus den Ro⸗ nanen auch mehr lernen, als aus den dicken Geschichtsbüchern, die mit ner unbezwingbaren Dürre und Trockenheit geschrieben sind. Die That⸗ achen werden unverbunden neben einander gestellt, von einer pragmatischen Behandlung der Geschichte finden sich nur wenige Spuren. Die Kaiser haben ihre Historiographen, die Alles, auch das Kleinste, aufzeichnen, dies ird sorgfältig in verschlossenen Kasten aufbewahrt und mit dem einen, von mand gekannten, bei Lebzeiten des Herrschers nicht auszusprechenden amen des Kaisers beim Antritt einer neuen Regierung hervorgeholt und dem olke bekannt gemacht. Europäische Bildung ist bisher fast ganz ohne Einfluß ewesen, wenngleich es nicht an Gelehrten gefehlt hat, die das Volk der⸗ selben zugänglich zu machen bemüht waren. Ich hatte unter Anderem aus der Geschichte und Statistik Europa's Manches mitgetheilt, um meinen Landsleuten davon eine Vorstellung zu machen. Ich erzählte, daß der Römer Cäsar nach England gekommen sei und es erobert habe, darauf nach einer Reihe von Jahrhunderten der Herzog Wilhelm der Eroberer us der Normandie, späterhin Wilhelm von Holland nach England gegan⸗ en sei. Ich theilte dies einem befreundeten Gelehrten, einem Doktor, vas zugleich eine politische Würde bezeichnet, mit. Er las es mit In⸗ resse und versprach, mir zu sagen, was noch etwa zu ändern sein möchte. er wunderte sich, daß ich jene drei Thatsachen von einander getrennt er⸗ ähltz hätte, es wäre ja eins und dasselbe, die drei wären nach England gekommen, dies hätte in eins gefaßt werden müssen. Ein anderer Manda⸗ rin, der bekannte Gouverneur Li⸗en beabsichtigte, seinen Landsleuten das Merkwürdigste aus den europäischen Kulturverhältnissen mitzutheilen. Er ließ sich eine große Menge Schriften aller Art, geographischen, statistischen, historischen, philosophischen, naturwissenschaftlichen Inhalts, Zeitschriften, die Debatten des englischen Parlaments u. s. f. schicken, und schrieb daraus an zwanzig Bände zusammen. Aber Alles bunt durch einander (also ein echter Anhänger des Confucius), wie wenn man alle diese Schriften in einzelne Streisen zerschnitten, durch einander gemengt und dann an einander geklebt hätte; hier ein Stück aus der Geschichte, dort etwas aus der Astronomie, dann eine Bemerkung aus der Geographie oder Statistik. Dennoch fand ler die außerordentlichste Anerkennung, das Werk wurde auf Kosten des Kaisers mit großem Auswande gedruckt und so werth geachtet, daß es an
Schrift wird auf den Klang im singenden Tone, und um
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die höchsten Personen als Ehrengeschenk ertheilt wird. Dagegen hat ein anderer Gelehrter, welchen ich bei Gelegenheit der Opiumfrage in Canton kennen lernte, ein Buch über Europa und seine Kulturverhältnisse in so vortrefflicher Form geschrieben, daß man hiervon die besten Wirkungen er⸗ warten darf.
Am liebsten beschäftigen sich meine Landsleute mit der Dichtkunst. Sie hängen ihre Poesieen, die gewöhnlich eine Moral enthalten, oft aber auch so dunkel sind, daß sie Niemand versteht (und das hält man eben für recht gelehrt), öffentlich aus, fordern die Vorübergehenden zum Lesen und zur Beurtheilung auf, oder hören auch in der Nähe verborgen die Aeuße⸗ rungen der Leser an. Sich kurz auszudrücken, wenn auch unverständlich, das hält man für die höchste Aufgabe der Kunst.
Wir haben auch eine Philosophie, aber eine solche, die man nach europäischen Begriffen nicht einmal mit diesem Namen belegen würde. Der Himmel ist das eine Prinzip in dieser Philosophie, die Erde das an⸗ dere, daneben denkt man sich in der Natur ein männliches und ein weib⸗ liches Prinzip, durch welche alle Dinge hervorgebracht werden. Von einer die über beiden Prinzipien stände, Alles regierte, weiß man nichts zu sagen.
Ueberhaupt habe ich bei allen heidnischen Völkern des östlichen Asiens,
die ich beobachtete, die so oft vermuthete und aus der menschlichen Ver⸗ nunft angeblich sich selbst entwickelnde Naturreligion nicht gefunden. Die Chinesen, welche außerordentliche Gaben, viel Gemüth und einen scharfen Verstand besitzen, zeigen durch ihr Beispiel am handgreiflichsten, daß der Mensch aus sich seltst die Religion nicht schöpfen könne, daß er Gott nur durch Offenbarung kennen lerne. Es ist das eine ganz falsche Voraus⸗ setzung, wenn man in Europa meint, der Heide im Naturzustande könne sich zu der Idee eines Gottes erheben. Nur das Evangelium kann diese starre Masse China's in Fluß bringen, nur der Glaube an den Sohn Gottes vermag die Herzen eines Volkes umzuwandeln, das bisher mit solcher Hartnäckigkeit sich allen fremden Einflüssen verschlossen hat, nur der Geist Gottes wird Leben in die Todtengebeine China's bringen. Ohne mich könnt ihr nichts thun, spricht der Herr. Der Beleg dafür ist das chinesische Volk. Aber auch dieses ist nicht ausgeschlossen von dem gött⸗ lichen Weltplan, auch dieses soll zum Kreuze Christi kommen. Die Bahn ist bereits gebrochen. Allgemeine Religionsfreiheit ist verkündet. Das Evangelium hat Eingang gefunden. Es wirken seit Jahren außer den Missionaren der katholischen Kirche auch evangelische Friedensboten unter uns; und so schwer zugänglich für neue Ideen der Chinese anfangs ist, so lebhaft ergreift er das für wahr Erkannte und hält es mit Entschiedenheit fest. Es sind hier und da bereits Kirchen errichtet, und National⸗Prediger durchziehen das Land.
Wenn aber dem Volke geholfen werden soll, so Arbeiter Noth. Und daher sei es mir auch hier vergönnt, den eigentlichen Zweck meiner Herkunft in mein Vaterland hier auszusprechen. Ich beab⸗ sichtige, etwa 50 bis 60 junge Männer, vom Geiste Gottes erfüllt und ge⸗ trieben, gläubige Bekenner des Herrn, mit mir nach China zu führen, um der Mission neue Kräfte zu gewinnen. Diese sollen dort das Evangelium verkündigen, namentlich auch die Nationalgehülfen anleiten und beaussichti⸗ gen. Denn so viel Eifer und Geschick auch die Chinesen für dieses Got⸗ teswerk zeigen, so muß es doch der lange Druck und die Unselbstständigkeit bewirkt haben, daß sie nicht wohl sich selbst überlassen bleiben können. Ich fordere demnach auch hier meine Landsleute auf, sich mir anzuschließen und der Sache des Herrn ihr Leben zum Opfer zu bringen. Vor Allem wünsche ich, daß auch Pommeraner, fromme, entschiedene Männer und Jünglinge, denn nur solche können etwas ausrichten, sich diesem heiligen Zwecke wid⸗ men. Aus allen Ländern Europa's habe ich Männer gefunden, die für China wirkten, aber ich habe dort keinen Pommer gefunden, ich stand allein da. Ich habe aber die Hoffnung, daß auch von hier und aus anderen Orten meiner Heimat sich Männer finden werden, die mich begleiten. Mit diesen Worten empfahl sich Herr Gützlaff, den besten Dank für seine in— teressanten Mittheilungen von der zahlreichen Versammlung ärndiend.
(Schluß folgt.)
thun noch viele rüstige
Paris und Berlin.
Die Topographie des heutigen Paris und Berlin. Zwei Vorträge von Carl Rosenkranz. Königsberg, 1850. Verlag der Gebrüder Bornträger.
In der vorliegenden Brochüre wird der Versuch gemacht, die Topogra⸗ phie von Paris und Berlin philosophisch zu konstruiren, oder mit anderen Worten, es soll hier nachgewiesen werden, daß die örtliche Beschaffenheit der Hauptstädte Frankreichs und Preußens ihre geometrische Gestalt, die Anordnung ihrer Straßen, Bauart und Lage der Häuser nicht das zufällige Ergebniß menschlicher Willkür, sondern das nothwendige Produkt einer Idee seien. Als diese Idee wird die welthistorische Bestimmung des Vol⸗ kes angegeben, welche sich in der Lage und Construction seiner Hauptstadt verkörpere. „Hier konzentrirten sich alle wichtigeren Regungen der Politik, der Kultur und Religion zur einheitlichen Durchdringung.“ Es ist gewiß nicht zu leugnen, daß die geistige Eigenthümlichkeit eines Volkes sich in sei⸗ ner Architektur eben so abspiegelt, wie in seiner Poesie und seinen Bild⸗ werken. Die Schloß- und Burgruinen auf den Bergen sind versteinerte Denkmale des ritterlichen Geistes, und geben von den Sttten und Anschauun⸗ gen jener Zeit noch den spätesten Geschlechtern Kunde. Die Bauart unse⸗ rer alten deutschen Städte erzählt deutlich die Geschichte des alten Städte⸗ wesens und der rüstigen Bürger, die es schufen. Auf diese Weise kann das Unternehmen, die äußere Physiognomie einer Stadt aus dem Geiste, der die Bewohner belebt, zu erklären, zu den interessantesten Analogieen führen, nur muß eine solche Betrachtung sich davor hüten, in kleinliche Spielerei oder unfruchtbare Abstraction sich zu verlieren. Der Verfasser will hier die gleichgültigsten Dinge, die durch ganz zufällige Rücksichten bestimmt wurden, die Lage irgend eines Gebäudes, eines Gefängnisses, Schanspielhauses auf dieser oder jener Seite der Stadt als nothwendige Folge einer Idee erklä⸗ ren. Wir würden versucht sein, das Ganze für eine spaßhafte Mystifica⸗ tion zu halten, deren Zweck es wäre, die drollige Prätention gewisser Phi⸗ losophen, in den geringfügigsten Dingen das bewußte Wirken des Weltgei⸗ stes zu erblicken, zu varodiren, wenn nicht die Art der Darstellung, in der wir den als geistreich bekannten Verfasser nirgends wiederfinden, jeden Ge⸗ danken an einen Scherz ausschlösse. Es wird der Hegelschen Philosophie nachgeredet, daß sie den Adepten die Fähigkeit mittheile, über Dinge abzu⸗ sprechen, von denen sie eigentlich nichts verstehen; sie soll der Schlüssel sein, der zu allen Schlössern paßt, für jedes Räthsel im vorans die Lösung in Bereitschaft haben. Legt man einem Hegelianer ein Problem vor, so holt er aus seinem Vorrathskasten ein paar Formeln und Kathegorieen hervor, und weiß auf die anmuthigste Weise von der Welt das fertig zu machen, worüber andere Leute sich jahrelang die Köpfe zerbrachen. Herr Rosenkranz war im Jahre 1846 ein paar Wochen in Paris; dieser kurze Aufenthalt genügt ihm aber, um das Wesen dieser Stadt, die er doch selbst als eine
*
Weltstadt bezeichnet, vollständig zu erkennen. Im Grunde genommen hätte er dieser sinnlichen Anschauung gar nicht bedurft, denn die ganze topogra⸗ phische Eigenthümlichkeit von Paris war von der Idee vorausbestimmt, und wer mit dieser Idee auf vertrautem Fuße lebt, dem verräth sie Alles, so daß er der Muhe überhoben ist, um die einzelnen Erscheinungen der Wirk⸗ lichkeit sich zu bekümmern.
D Sehen wir nun zu, welche neuen Seiten diese Beschreibung von Pa⸗ ris ihrem Gegenstande abzugewinnen weiß, so sind es folgende sehr allge⸗ meine Gesichtspunkte, die den Anspruch machen, die Charakteristik der fran⸗ zösischen Hauptstadt zu erschöpfen. Zuerst wird die geographische Lage von Paris untersucht. Diese Hauptstadt, heißt es, durfte nicht südlicher liegen, weil sie dann der Berührung mit Deutschland und England zu sehr ent⸗ zogen gewesen wäre; auch nicht in einer Gränz⸗Provinz, um nicht feindlichen Angriffen zu sehr bloßgestellt zu sein; sie durfte endlich weder eine re⸗ kontinentale, noch eine rein maritime Lage haben, sondern sie mußte beide Interessen vereinigen. Nur Paris konnte demnach Frankreichs Metropole werden, weil es, als Mittelpunkt seiner centralsten Provinz, zugleich durch die Seine dem Ocean verbündet und dem nördlichen thalassischen System Europa's nicht zu entfernt ist. Was nun die geometrische Kern⸗
gestalt von Paris anlangt, so ist sie die eines Kreises, dessen Peripherie eine sanfte Hügelkette und dessen Durchmesser ein Fluß bildet, und „so wiederholt sie die Naturganzheit Frankreichs.“ Inner⸗ halb dieser Pheripherie bildet nur die Stadt mehrere konzentrische Kreise, von denen der letzte das Palais royal ist. Man gelangt „von dem Gürtel der Hügel durch die enceinte, durch den Kranz der Vorstädte, durch den
Strich der Barrieren und den Ring der Boulevards bis zu dem Palais
royal, worin Paris das Königthum mit dem Bürgerthum als unmittelbare
Anschauung vereinigt. In diesem Miniatur⸗ Paris erreicht die konzentrische
Umschränkung der Stadt ihr Maximum. Den Gegensatz zu ihr bildet der
Diameter der Wasserstraße des Seinestroms.. *
Wenn sich bis hierher gegen das Gesagte im Ganzen wenig einwen⸗ den läßt, so geht dagegen im Folgenden das Bestreben des Verfassers, das vorgefundene Material begriffsmäßig zu konstruiren und zu systematisiren, zu einem leeren Spiel mit Abstractionen über. Dazu kömmt noch das Gezierte und Anspruchsvolle der Darstellung, die Manier, die einfachsten Dinge der Welt mit dem ungeheuersten Aufwand von Worten auszudrücken.
Der innere Unterschied, der den Haupttheilen der Stadt eigenthümlich ist, wird dahin angegeben, daß die kleinere Südseite einen theoretisch⸗kom⸗ templativen, die größere Nordseite einen praktisch⸗historischen Charakter be⸗ hauptet, während die insulare Mitte sich nach beiden Seiten mit einer ge⸗ wissen neutralen Gleichmäßigkeit hinrichtct. In der Südseite drängen sich alle Anstalten der Wissenschaft und Kunst, die Klöster, die Wohnungen des alten Feudaladels, endlich die Krankenhäuser zusammen, und sie „steigert ihre komtemplative Stille bis zum Ersterben des geschichtlichen Lebens. Die Zurückgezogenheit der Wissenschaft und Kunst und das Kleinleben der Ge⸗ werbe oder das Kongeniale des Handels geht in den Tod über, der selbst unterirdisch in dem Labyrinth der Katakomben sich ausdehnt.“ Diese Süd⸗ seite, „als die komtemplative Pflegerin der wissenschaftlichen und künstleri⸗ schen Sinnigkeit, der religiösen Beschaulichkeit, der stolzen Erinnerung der alten Geschlechter Frankreichs an ihren sonstigen splendor familiae und die ehrenvolle Thatlosigkeit des schlachtengrauen Kriegers, vollendet ihren Re⸗ flexionstypus, indem sie als Pantheon zur Mnemosyne der Nation wird.“
Wir folgen dem Verfasser nicht weiter auf seiner Wanderung durch den nördlichen Theil der Stadt, wobei er in derselben Weise dessen aktiven, praktisch⸗historischen Charakter erklärt, noch auf das Gebict der Inseln, in denen der Gegensatz der beiden Seiten sich vermittelt. Schhließlich wird die Frage, welche architektonische Form in Paris die elementare sei, auf fol⸗ gende Weise beantwortet: „diese Elementarsorm muß offenbar zweierlei aus⸗ drücken, einmal die Concentration und doch zweitens mit ihr die allseitige Verbindungsfähigkeit, wie Paris selbst zwar in einem Hügelkreise liegt, allein durch seinen Fluß sich unmittelbar ins Weite hin verzweigt; wie Frankreich selbst die kontinentale Centripetaltendenz trifugalrichtung vereint; wie der einzelne Franzose zwar auf sich als Indi⸗ viduaglität beruhen, jedoch in der Gesellschaft, in der allgemeinen Bildung, im bürgerlichen Recht, in der politischen Möglichkeit auch wieder allen gleich sein will. Eine solche Einheit der Isolirung und zugleich ihrer Auf⸗ hebung drückt nur die Centralform aller Architektur selber aus, nämlich die Säule, denn die Säule ist auf der einen Seite sich selber das Maß, während sie auf der anderen auch wieder trägt, und Boden mit Decke, Ge wölbe mit Gewölbe verbindet.“
Noch weit dürftiger als der Inhalt der ersten Abhandlung ist der der zweiten, worin die Topographie Berlins philosophisch zurecht gemacht wird. Hier erfahren wir eine Menge von Dingen, die eben so nen als interessant sind, wie z. B. daß die vornehmen Leute lieber in der Friedrichsstadt als in der Königsstadt wohnen, daß es ein Viertel giebt, welches das Geheime⸗ raths⸗Viertel genannt wird, und die Thiergarten⸗Kirche die Geheimeraths⸗ Kirche heißt, daß es im Thiergarten hübsche Partiecen giebt und die Leute von Stand lieber nach Kroll's Garten und dem Odeum, als nach Moabit gehen. In der Königsstraße, wird erzählt, giebt es viele Wagen und Fuß⸗ gänger und unter den Linden findet man die „elegante Hetäre“, „das schä⸗ kernde Kindermädchen“ und „dessen unzertrennlichen Begleiter, den Solda⸗ ten“, bei Krantzler „befriedigen Referendarien und Lieutenants ihre Eisbe⸗ dürfnisse!“ — Wenn wir uns überhaupt bei dieser Broschüre länger aufge⸗ halten haben, als es ihr Werth verdient, so bewog uns nur dazu der geachtete Name ihres Verfassers, indem es zu bedauern ist, daß eine Feder der die verschiedensten Gebiete unserer Literatur manchen schätzbaren Beitrag verdanken, zu derartigen Schilderungen sich herablassen konnte. —
Eisenbahn⸗Verkehr. Breslau Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn. Im Monat Mai c. sind 18,017 Personen befördert worden. Die Einnahme betrug: 1) an Personengeld 2) für Vieh⸗, Equipagen⸗ und Güter⸗Transport (83,139 Etr. 890 Pfb..
9,383 Rthlr. 4 Sgr. Pf.
4,841 zusammen 14,224 Rthlr. Breslau, den 6. Juni 1850. Sächsisch⸗Schlesische Eisenbahn. Frequenz und Einnahme im Monat Mai 1850. Für 46,671 Personen.. 20,576 Rthlr. 28 Ngr. 5 P Für 107,774,57 Ctr. Güter ꝛc. inkl. Salzfracht
8 S gr
— 4¼ 2)
1 14,25656 2* 2
Zusammen 34,833 Rthlr. Ngr. 2 Pf.
[379] In Sder Friedrich
Bekanntmachungen.
[380] IE11171“
11“ Seilermeister Johann Peter Engert von hier, 58 Jahr alt, deutschkatholisch, untersetzt und klei⸗ 2 1“ fahlen,
en Haares, blaugrauen Auge e Bar ei - 1h † 9 igen, ohne Bart (weitere des ꝛc. Engert kann nicht angegeben 16 wegen wissentlicher Leistung eines fal⸗ recisidngh es zu einer einsährigen Zuchthausstrafe Smase sans verurtheilt worden, ist vor Antritt der § Leworden und soll sich, dem Vernehmen
nach, nach Brem Amerika auszuwanderdeeben 11“
Alle Militair⸗ und Civil⸗.
2 vil⸗ benst ersucht, den zc. G“ und dens
hörden werden diensterge⸗ sofort zu verhaften sie ihn betreffen, stattung der erwachsenen Kosten E1 7. port schleunigst uns zuführen zu lassen icheren Trans⸗ *Den resp. ausländischen Behörden ui jürahrigkeit in ähnli en wird gleiche Rechts⸗ villfährigkeit in ähnlichen Fällen hierdurch ugesichert Naumburg, den 12. Juni 1850. 1 8geis Werl⸗ D Königl. Preuß. Kreisgericht.
9„
Abtheilung.
Oeffentliche Bekanntmachung. Untersuchungssache Wilhelm Heine, hat das Königliche Stadtgericht, Abtheilung für Untersuchungssachen, II. Deputation für Verbrechen, in der Sitzung vom 1. Juni 1850 der mündlichen Ver⸗ mageren Gesichts, spärlichen blon⸗ handlung gemäß für Recht erkannt:
daß der Angeklagte, Buchhalter Friedrich Wil⸗ helm August Krüger, genannt Heine, des Be⸗ jruges durch Wechselfälschung schuldig, unter Verlust des Rechts, die Preußische National⸗Kokarde zu tra⸗ gen, mit einer Geldbuße von (1582 Thlr. 20 Sgr.) Funfzehn Hundert zwei und achtzig Thalern zwanzig Silbergroschen, achtzehnmonatliche Strafarbeit zu substituiren, und außerdem mit achtzehn Monaten Strafarbeit und Stellung unter Polizei⸗Aufsicht auf drei Jatre zu bestrafen, auch die Kosten der Untersuchung zu tragen verbunden, welche im Unvermögensfalle bis auf die baaren, dem Kriminalfonds zur Last fallenden Aus⸗ lagen niederzuschlagen.
Vorstehendes Erkenntniß wird hierdur i d mit dem Be⸗ merken zur öffentlichen Kenntniß s; daß 1 Ab-
vollstreckt werden wird. Berlin, den 4. Juni 1850.
wider den Buchhalter August Krüger, genannt
lauf der vierwöchentlichen Restitutionsfrist die Strafe
Königl. Stad gericht. Abtheilung für Untersuchungsfachen. II. Deputation für Verbrechen.
hältnisse dieser Anstalt nähere Auskunft zu ertheilen, auch mit denselben in vorläufige Unterhandlungen über die Bedingungen der Ueberlassung zu treten.
Ich erkläre mich demnach bereit, Kauflustigen sowohl auf frankirte Briefe als mündlich nähere Mittheilungen zu machen, die Besichtigung der Anstalt zu gestatten
1381]
welcher im Unvermögensfalle eine Weißenfels, den 12. Juni 1850.
[353]
Von Rechts wegen.
Bekanntmachung.
Der Besitzer des hiesigen Gasthauses zum Schützen, Herr Wilhelm Pinkert, hat mich mit der Einziehung seiner Außenstände beauftragt. Demzufolge werden alle diejenigen, welche an meinen Machtgeber Zahlungen zu leisten haben, ergebenst ersucht, ihren Verpflichtungen ohne spezielle Erinnerung binnen 4 Wochen zu genügen.
Der Rechts⸗Anwalt Hempel.
Bekanntmachung.
Die Königliche General⸗Direction der Seehandlungs⸗ Sozietät beabsichtigt, die dem Seehandlungs⸗Institute gehörige, hierselbst belegene Flachsbereitungs⸗Anstalt mit saͤmmtlichen dazu gehörigen Maschinen und Uten⸗ silien durch Verkauf in Privathände übergehen zu lassen, und hat mich beauftragt, Kauflustigen über die Ver⸗
und ihnen eine Beschreibung derselben auf Erfordern
zugehen zu lassen. Ueber die eingegangenen Gebote behält sich die Kö⸗
nigliche General⸗Direction die Entscheidung vor. — Patschkey bei Bernstadt in Schlesien, den 8. Juni 1850. M. Trautwein.
rein für Pferdezucht und Pferdedressur.
Freitag den 21sten d. M., Mittags 12 Uhr, ist in dem Vereins⸗Lokal, Dorotheenstraße Nr. 14, General⸗ Versammlung zur Wahl eines neuen Schiedsgerichts für die nächsten drei Jahre.
Berlin, den 18. Juni 1850.
Direktorium des Vereins für Pferdezucht und Pferdedressur.
mit der maritimen Cen-
Das Abonnement betraͤgt: 2 Rthlr. für a 4 Athlr. . esr 8 Rthlr. ⸗ 1 Jahr in allen Theilen der Monarchie ohne Preis⸗Erhöhung. Bei einzelnen Nummern wird der Bogen mit 2 ⅞ Sgr. berechnet.
Alle post⸗Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, fuͤr Berlin die Expedition des Preuß. Staats⸗ Anzeigers: Behren⸗Straße Nr. 57.
8 8
Die verehrlichen Abonnenten des Preußischen Staats⸗Anzeigers we beginnende Quartal gefälligst rechtzeitig so bewirken zu wollen, daß die regelmäßige Zusendung keine Unterbrechung erleide und die Stärke der Auf Anfang danach bestimmt werden könne. — Der vierteljährliche Prännmerations⸗Preis beträgt 2 Thlr.
Das so eben ausgegebene Sach⸗ und Personen⸗Register zum Preußischen Staats vielseitigen Wünschen zu entsprechen, auch abgesondert in unserer Expedition, Behrenstraße Nr. 57, für den Preis von 3 Thlr. zu haben. Das Sach⸗ und Personen⸗Register für den Jahrgang von 1849 wird gleichfalls binnen Kurzem erscheinen.
AA“ Amtlicher Theil. Deutschland.
Preußen. Berlin. Verordnungen des Justiz⸗Ministeriums Zesterreigh Sen. 1“ es Justiz⸗Ministeriums. gyern. München. Verordnung, die Cauti b 5 Ergänzungs gesetzes betreffend. — Sp 1 1u1.“ vose “ Sachsen. Dresden. Rückkehr des Staatsministe 1 rs von
Höürs nas. Gesetz über die 11“ — Erste Kammer: Harzverwaltung; Post; Salinen. — Zweite Kammer: ö g; Post; Salinen. Zweite Kammer:
Württemberg. Medaille.
Baden. Karlsruhe. Nuppen⸗Revue. — lung deutscher Universitätslehrer.
SH und bei Nhein. Darmstadt. Beerdigung des Hauptmann
Schleswig⸗Holstein. Kiel. Berichtigung, betreffend di schi
Eö Kriegsschiffe. — Flensburg. dange eate G
denburg. Oldenburg. Befinden des Großherzogs. — Rei 11b ßherzogs. Reise des
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen. Anschluß der Fürstenthümer Schwarzburg an das Ober⸗Appellationsgericht zu Jena.
Hamburg. 1“ “ Versammlung.
9 u 8 0 .
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Annahme des Pen⸗ sions⸗ und Unterstützungskassen⸗Gesetzes. — Bestätigung der Wahl Gi⸗ tardin's. — Verwerfung eines Arbeiter⸗Associations⸗Prosckts. — Paris. Die Dotationsfrage. — Ordensverleihung. — Die englisch⸗ neapoltta- nische Differenz. — Wiedereinberufung Beurlaubter. — Oppositions⸗ Taktik gegen das neue Wahlgesetz. — Vermischtes. .
Großbritanien und Irland. London. Die Familie Orleans und die Reise des Herrn Thiers nach England. — Annahme des Stanley⸗ schen Tadels-Antrags im Oberhause. — Bankett zu Ehren des Gesand⸗ ten von Nepal. — Die Schifffahrt auf dem St. Lorenz. — Ver⸗
mischtes. 1“ Rußland und Polen. Warschau. Die Rückreise des Kaisers nach
St. Petersburg. 8 8 8 Schweden und Norwegen. Stockholm. Truppen⸗Abmarsch nach Schleswig. — Vermählungs⸗Feierlichkeit. Dänemark. Kopenhagen. Landesthing: Italien. Turin. Hofball. — Bewilligung I'theidigung Venedigs. — Erbschaftsgesetz. — eines Buchhändlers. — Vermischtes. — Rom.
Prüfung von Gesetzentwürfen. 1 Depeschen aus London. — Aufhören eines Jour⸗
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York. Die Verwickelungen mit Cuba. Die Stlavenfrage. — Der Gränzstreit in Lexas. — Dampfboot⸗Verunglückung.
Brasilien. Pernambuco. Abnahme des Fiebers. Ruhe.
Stuttgart. Vertheilung der badischen Gedächtniß⸗
Heidelberg. Versamm⸗
Finanzgesetz.
für Offiziere wegen Ver⸗ Livorno. Verhaftung
Vorbereitungen zur
Spanien. Madrid. nals wegen Geldstrafen.
— Herstellung der 1 Börsen⸗ und Handels⸗Nachrichten. Beilage.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Vergolder Theodor August Wa ßmannsdorff zu Potsdam das Prädikat eines Königlichen Hof⸗Vergolders zu ver⸗ leihen. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albre nach Meiningen abgereist.
Ministerinm für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.
VBeka bost⸗Dampfschiff⸗Verbindung zwischen 8 Preußen und Schweden. Die Dampfschiff⸗Fahrten finden in diesem Jahre in folgender Weise statt: I. Zwischen Stettin und Ystadt, resp. Stockholm, wöchentlich einmal, aus Stettin:
ö
Donnerstag Mittags, nach Ankunft des ersten Dampfwagenzuges von Berlin, Freitag Morgens, zum Anschluß an das lübeck⸗stockholmer Dampfschiff, welches Sonntags Mittags in Stockholm eintrifft;
zurück
aus Istadt: Sonnabend Vormittags, nach An⸗
kunft des Dampfschiffes von Stockholm, Sonntag Morgens, zum Anschluß an den zweiten oder dritten Dampf⸗
wagenzug nach Berlin.
in Stettin:
II. Zwischen
Stralsund und Ystadt, wöchentlich zwei⸗
aus Stralsund: Sonntag und Donnerstag Mit⸗ tags, nach Ankunft der Schnellpost von Passow (Berlin), in YIstadt: Montag und Freitag früh, zurück aus YAstadt: in Stralsund:
Montag und Freitag Abends, Dienstag und Sonnabend Vor⸗ mittags, zum Anschluß an die Schnell⸗ post nach Passow (Berlin). Die letzte Fahrt von Stettin findet am 24. Oktober, und die letzte Fahrt von Stralsund am 28. November statt. das Passagegeld beträgt zwischen Stettin und Istadt: I. Platz 10 Rthlr. 8 8 II. Mlaß 6 „b III. Platz 3 » preuß. Courant; zwischen Stralsund und Bstadt: 1. Platz 6 Rthlr. 8 Tö1““ 8 Kinder und Familien genießen eine Moderation. werden für binige Frachtsätze befördert. Berlin, den 19. Juni 1850. General⸗Post⸗Amt. Schmückert.
Güter
“
Abgereist: Se. Durchlaucht der General⸗Lieutenant und Commandeur der 6ten Division, Fürst Wilhelm Radziwill, nach Torgau.
Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und General⸗Adjutant Sr. Majestät des Königs, von Neumann, nach Tevplitz.
Uichtamtlicher Theil. Dentschland.
Preußen. Berlin, 21. Juni. Das Justiz⸗Ministe⸗ rial⸗Blatt enthält die allgemeine Verfügung vom 14. Mai, be⸗ treffend die Diäten und Reisekosten der Gendarmen in gerichtlichen Angelegenheiten, besonders in Untersuchungssachen, desgleichen vom 13. Juni, betreffend die Abgabe der Akten in den vor den Gerich⸗ ten uͤber Reallasten auf Muͤhlengrundstücken anhängigen Prozessen an die Auseinandersetzungs⸗Behörden; desgleichen vom 14. Juni, die verfassungsmäßige Vereidigung der Unteroffiziere, welche zur probeweisen Beschäftigung als Boten und Exekutoren bei den Civil⸗ gerichten angenommen werden, das Reglement vom 15. Juni, die Einsetzung des Königlichen Landgerichts zu Bonn betreffend, das Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz⸗Konflikte vom 20. April, die Unzulässigkeit des Rechts⸗ weges über den Betrag des Diensteinkommens von Beamten be⸗ treffend.
Oesterreich. Wien, 19. Juni. Ihre K. Hoheiten der Großherzog von Toscana und dessen Sohn besuchten vorgestern in Begleitung des General⸗Majors von Vaccani die Maschinen⸗Werk⸗ stätte der Wien⸗Gloggnitzer Eisenbahn.
Am 15ten Abends ist Erzherzog Albrecht in Teplitz angekom⸗ men, wo derselbe einige Tage verweilen wollte. General Barrot ist in seiner Begleitung.
Bayern. München, 18. Juni. Die N. Münch. Ztg. enthält folgende Allerhöchste Verordnung, die Cautionen nach §F. 13 des Heerergänzungsgesetzes betreffend. Maximilian II., von Gottes Gnaden König von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben ꝛc. ꝛc. Wir haben in Erwä⸗ gung, daß der Betrag von 300 Fl., auf welchen durch den §. 9 der Vollzugsvorschriften zum Heerergänzungsgesetze die nach §. 13 dieses Gesetzes behufs der Verehelichung vor erfüllter Militairpflicht zu leistenden Cautionen vor der Hand festgesetzt worden sind, nach den dermaligen Preisen der Einsteher für die Kosten eines zu stel⸗ lenden Ersatzmannes lange nicht mehr ausreicht, und daß nicht selten der hierzu erforderliche Bedarf nur mit bedeutenden Schwie⸗ rigkeiten ergänzt werden kann, nach Vernehmung Unseres Staats⸗ rathes beschlossen, den Betrag der nach §. 13 des Heerergänzungs⸗ gesetzes zu leistenden Cautionen auf acht Hundert Gulden zu er⸗ höhen. Wir setzen alle Conscriptions⸗Behörden hiervon mit dem Auftrage in Kenntniß, von nun an keine Cautionsleistung mehr zuzulassen, bei welcher dieser Betrag auf die im §. 9 der Vollzugs⸗ vorschriften bezeichnete Weise nicht vollständig gesichert ist. Schloß Berg, den 10. Juni 1850. Ma x. von Zw ehl. Auf Königlich Allerhöchsten Befehl der General⸗Secretair, Ministerialrath Epplen.
Speyer, 14. Juni. (Speyr. Ztg.) Der Königl. Polizei⸗ S ließ folgende Verfügung unter dringender Warnung an dat Fhraßenecken anschlagen: „Die Königl. Kommandantschaft an
nigl. Polizei⸗Kommissariat. Dem Königl. Polizei⸗Kommis⸗
sung erhalten hat, „wenn auf den
rden ergebenst ersucht, ihre resp. Bestellungen für das mit dem 1. Juli d. J.
lage gleich zu
Anzeiger für das Jahr 1848, 12 ½ Bogen stark, ist,
sariate wird anmit notifizirt, daß, nachdem auf mehrfache Weise versucht worden ist, sich mit den in den Arrestlokalen der neuen Kavallerie⸗Kaserne befindlichen Arrestanten von außen in Commu⸗ nication zu setzen, der dortselbst befindliche Posten die strenge Wei⸗ dreimaligen Ruf: Halt! Wer da? keine Antwort erfolgt, sogleich von seiner Waffe Gebrauch zu machen und Feuer zu geben. Gleiche Instruction haben ferner sämmtliche Posten für den Fall, daß sie verhöhnt und insultirt werden. Hunoltstein, Oberst⸗Lieutenant.“
Sachsen. Dresden, 19. Juni. Der Staats⸗Minister von Beust ist bereits am 16ten d. M. wieder hier eingetroffen.
Hannover. Hannover, 15. Juni. (Ztg. h N. D.) Das heute verkündete Gesetz über die Stolgebühren der Juden lau⸗ tet: „§. 1. Die an verschiedenen Orten bestehende Verpflichtung der Juden, zu den Stolgebühren der christlichen Geistlichkeit beizu⸗ tragen, wird vom 1. Juli 1849 angerechnet aufgehoben. §. 2. Die jetzigen Inhaber der berechtigten Stellen werden für den Ausfall durch eine aus der Landeskasse zu zahlende Rente entschädigt, welche nach dem Durchschnittsertrage der fünf Jahre vom 1. Januar 1844 bis dahin 1849 festzustellen ist. Bei den Nachfolgern fällt diese Rente weg.“
Hannover, 19. Juni. (Hann. Z.) Erste Kammer. Am Schluß der gestrigen Sitzung ging die Kammer zu den noch nicht bewilligten Sätzen des Budgets, und zwar zunächst zu den Ein⸗ nahmen und Ausgaben der oberharzischen Zehntkasse über. Die Ge⸗ sammt⸗Einnahme derselben beträgt 1,353,500 Rthlr., die Ausga⸗ ben 1,396,860 Rthlr., so daß für dies Jahr ein Ausfall von 43,360 Rthlr. sich ergiebt. Kammerrath von Münchhausen er läuterte als Berichterstatter des Ausschusses ausführlich die einzel⸗ nen Sätze. Angerstein, seinen Dank dafür aussprechend, ver⸗
theidigte den Harz eben so ausführlich gegen die mancherlei harten Urtheile und Mißdeutungen, welche er gefunden habe. Die klima- tischen Verhältnisse des Harzes begünstigen nun einmal den Acker⸗ bau nicht, seine Bewohner leben vom Bergbau, und, Destzit
Konferenz zu wählen.
oder nicht, zu ihrem Frommen habe der Staat die Verpflich den Bergbau, selbst mit kleinen Se zu 1 u. spricht den Wunsch aus, die Opfer möchten nie so groß werden dem Staate seine Pflicht zu sehr zu erschweren, wo nicht unmög⸗ lich zu machen. Eine Einnahme vom Harz erwartet er für die Staatskassen nimmer. Die Bewilligung wurde ausgesprochen. Heute wurden die Einnahmen der Postämter mit 538,500 Rthlr. und deren Ausgaben mit 512,150 Rthlr. (Ueberschuß: 26,350 Rthlr.) ohne Verhandlung genehmigt. Desgleichen die Einnahmen und Ausgaben der General⸗Post⸗Kasse, jene mit 106,350 Rthlr., diese mit 69,000 Rthlr., Ueberschuß: 37,350 Rthlr. Die Anträge des Ausschusses, die ebenfalls angenommen werden, bezwecken vornehm⸗ lich: eine durchgreifende Veränderung des General⸗Post⸗Direk⸗ toriums und die Beseitigung außerordentlicher Remunerationen, für welche 1000 Rthlr. veranschlagt sind; vorläufig werden die⸗ selben um die Hälfte bewilligt. Für ein auf dem Bahnhofe an⸗ zulegendes zweites Post⸗Büreau sind 14,000 Rthlr. veranschlagt. Kammerrath Münchhausen setzt darauf den Bericht über die oberharzische Zehntkasse fort. Die Einnahmen des Silberbergwerks⸗ Haushalts waren bereits erledigt. Heute kommen zur Erledigung: Die Eisenhütten⸗Kassen (Ueberschuß: 45,115 Rthlr.), sonstige Ein⸗ nahmen: 13,245 Rthlr., Einnahmen im Ganzen: 1,353,500 Rthlr., ferner die Ausgaben mit 2,396,860 Rthlr., woraus sich ein Desizit von 43,360 Rthlr. ergiebt. Unter den Ausgaben ist eine Summe von 10,000 Rthlr. zur Beförderung der Auswanderung ausgesetzt. Die Einnahmen der Harz⸗ und Forstverwaltung betragen im Gan⸗ zen 158,849 Rthlr., die Ausgaben 135,440 Rthlr. (Ueberschuß 23,400 Rthlr.). Aus einer vergleichenden Uebersicht der einzelnen Positionen ergiebt sich, daß der Silberbau nicht allein den Gewinn der Forsten und Eisenhütten verschlingt, sondern noch einen weiteren Zuschuß aus der Landeskasse erheischt. Honstedt hebt diesen Erfolg mit einigem Bedauern hervor. Angerstein leugnet, daß die Harzver waltung die Hülfe der General⸗Kasse in Anspruch nehme, sie erhalte sich aus eigenen Mitteln, was ihm jedoch von Wyneken aus dem das Budget begleitenden Regierungsschreiben widerlegt wird. Der Harzhaushalt, sagt das Schreiben, vermag schon seit längerer Zeit und ohne begründete Aussicht auf Aenderung seine Ausgaben nicht zu decken. Nach einer Mittheilung zweiter Kammer wird darauf auf Antrag Vezin's dem dortigen Beschlusse beigetreten, wegen un⸗ ausgeglichener Differenzen über die Gerichtsverfassung eine verstärkte Nach dieser Unterbrechung setzt Münch⸗ hausen seinen Bericht fort. Der unterhar ischen Zehntkasse bleibt ein Ueberschuß von 18,000 Rthlr., der Eisenhütte zu Gittelsde 1300 Rthlr. Zu den Besoldungen übergehend, bemerkt der Berichterstatter,
daß die bisherige Doppelherrschaft der Berghauptmannschaft und des
Berg⸗ und Forstamtes unhaltbar geworden sei, daß die Absicht der Regierung, welche auch dem vorliegenden Anschlag zum Grunde liege, dahin gehe, der Berghauptmannschaft künftig ausschließlich die Regi⸗
minalsachen, dem Berg⸗ und Forst⸗Amte die Leitung des Betriebes
zu übertragen, ohne jedoch der Berghauptmannschaft eine Einwirkung auf letzteren gänzlich z nehmen. Der Besoldungs⸗Etat mit über⸗ haupt 19,400 Rthlr. wird bewilligt. Die Ueberschüsse der Kohlen⸗