veränderlich ist, so könnte man meinen, daß jene Differenzen im Wasser⸗ stande am Anfang und Ende der dreißigjährigen Periode, abgesehen von anderweitigen Einslüssen, bei Memel von einer Hebung, bei Pillau und Swinemünde von einer Senkung des Kustenbodens herrührten. Dies be⸗ stätigen auch die Resultate der Tasel 2, in welcher die Pegel⸗Ablesungen nach fünfjährigen Perioden gruppirt sind. An den Mittelwerthen dieser Tafel sind alle Zufälligkeiten, die auf die Pegelstände von Einfluß sein könnten, eliminirt, die Resultate der fünfjährigen Periode drücken daher den wahrscheinlichsten Werth für die Höhe des Ostsee⸗-Spiegels an den drei Pegeln aus. Da diese Pegel nun in Beziehung. auf andere feste Punkte des Landes während der ganzen Periode in unveränderlicher Lage geblie⸗ ben sind, so scheint daraus zu folgen, daß die Differenzen der e. an den beiden Endpunkten der Periode von einer Bewegung, des Lan zes in senkrechtem Sinne herrühren, die bei Memel aufwärts, bei ö Swinemünde abwärts geht. Am Fuße der zweiten Tafel sind die M 9
der ganzen dreißigjährigen Reihe angegeben. Aus der Vergleichung 1 8 einzelnen Jahres⸗Mittel mit diesem Haupt⸗Mittel sind die Tafeln 3 n
entstanden, welche die Abweichungen enthalten, und von denen die Ergeb⸗ nisse der 3ien Tafel unter der Aufschrift: Jahres⸗Uebersich! 8 drei⸗ ßigjährigen Periode, auf dem Blatte Nr. 10 auch graphisch darge⸗
ellt worden sind. 8
8 Da die Nege zu Memel, Pillau und Swinemünde an der Mündung von Haffen stehen, in die sich große Ströme ergießen, so entsteht die Frage,
oy die Wassermasse, welche vom Memel⸗Strom ins kurische Haff, vom Pre⸗
gel und einem Theile der Weichsel ins frische Haff und von der Oder ins
pommersche Haff geschüttert wird, auf das Niveau dieser Haffe einen Ein⸗
fluß übt. Die zur Beantwortung dieser Frage erforderlichen vollständigen
hydrometrischen Messungen dieser Flüsse fehlen nun zwar, indeß besitzen wir
Pegel⸗Beobachtungen über den Wasserstand der Ströme in deren Mün⸗
dungs⸗Gebieten. Die Beobachtungen, welche sich auf den Memel⸗Strom
und zwar auf den Pegel zu Tilse beziehen, hat Herr Professor Berghaus
in Rechnung genommen und auf Nr. 16 dieser Abtheilung graphisch dar⸗
gestellt. Die Vergleichung der Kurve von Tilse (Nr. 16) mit der von
Memel (No. 10) ergiebt, daß die in das kurische Haff sich ergießenden
Flüsse gar keinen oder doch nur einen äußerst geringen Einfluß auf den
Wasserspiegel dieses Strandsees ausüben. Nur in sehr wenigen Fällen
sieht man ihn steigen, wenn die Stromfluth bedeutend gewesen ist, wie im
Jahre 1825; dagegen fällt er aber auch mit korrespondirendem Steigen des
Stroms (1816) und steigt, wenn der Fluß fällt (1822). Was hier für
den Memel⸗Strom, das kurische Haff und die Hafenstadt Memel durch
Zahlen nachgewiesen worden, läßt sich auch auf Pillau und Swinemünde
und deren Oertlichkeit anwenden, wo der Wasserstand der Zuströme und
Haffe ebenfalls keinen Einfluß hat auf den Ostsee⸗Spiegel.
Die Schwankungen des Ostsee⸗Standes in den einzelnen Monaten, wie in den vier Jahreszeiten hängen, wie man wohl als gewiß annehmen kann, mit den Luft⸗Strömungen, ihrem Wechsel und ihrer relativen Häu⸗ figkeit zusammen. Leider fehlte es Herrn Professor Berghaus an Zeit, die Wind⸗Verhältnisse der Stationen Memel, Pillau und Swinemünde einer Diskussion zu unterwerfen. Die örtliche Stellung der Pegel, welche alle drei zwischen der offenen See im Norden und einer weitgestreckten Land⸗ zunge im Süden liegen, darf hierbei nicht unberücksichtigt bleiben. Eine genaue Untersuchung der Luft⸗Strömungen würde vielleicht (oder wahr⸗ scheinlich?) ergeben, daß die periodischen Veränderungen der Pegelstände innerhalb der ganzen dreißigjährigen Reihe nur die Wirkung eben dieser Luft⸗Strömungen sind.
Die Bewohner des Rhein Delta's, welche, namentlich in dem Ueber⸗ gange vom Winter zum Frühling, mit dem Elemente, worauf ihre ganze Wohlfahrt und selbst ihre Existenz basirt ist, oft einen Kampf auf Leben und Tod bestehen müssen, sind durch die vollständigsten Nivellements längs ihrer Flüsse und durch die zahlreichen Pegel⸗Brobachtungen dahin gelangt, die Neigung und den gegenseitigen Stand der Gewässer in den holländi⸗
schen Strömen für jeden Tag, ja für jede Stunde aufs genaueste kennen zu lernen. Kraijenhoff, welcher diesen Messungen und Untersuchungen einen großen Theil seines Lebens widmete, hat die Resultate derselben in seinem großen Werke niedergelegt, welches im Jahre 1813 unter dem Titel: „Sammlung hydrographischer und topographischer Beobachtungen in Hol⸗ land“ in holländischer und französischer Sprache erschien. Aus diesem Werke sind die Figuren 1, L2 und 3 des Blattes Nr. 10 entlehnt. Diese Figuren stellen dar: Figur 1 Karte und Profil vom holländischen Nieder⸗Rhein. Dies Profil giebt die Höhe des Wasserspiegels von Rhein, Whaal und Maas über dem Null⸗ punkte des Pegels zu Amsterdam im Längen⸗Durchschnitt. Fig. 2. Durch⸗ schnitt der Flüsse nach der Breite. Fig. 3. Phänomen der Ebbe und Fluth im holländischen Nieder⸗Rhein. Für die Erläuterungen dieser Figuren muß auf die Vorbemerkungen S. 10 u. f. verwiesen werden. 8
Außerdem enthält das Blatt Nr. 10 noch eine vergleichende Uebersicht des Strom⸗Gefälles der Wolga, des Ganges, der Donau, Elbe, des Rheins und der Rhoue, so wie die absolute Höhe einiger Land⸗Seen. Die Neigung des ganzen Laufs der genannten Ströme, von der Quelle bis zur Mündung, ist hier dargestellt. An dem jähen Abfalle des Ober⸗ laufes erkennt man sofort diejenigen, deren Quell⸗Bezirk in Hochgebirgen liegt, wie Ganges, Rhein, Rhone und auch die Elbe; während die ver⸗ hältnißmäßig geringe Neigung der Donau in ihrem Oberlaufe ihren Ur⸗
sprung auf den sanften Stufen⸗Abfällen des östlichen Schwarzwaldes ver⸗ räth. Bemerkenswerth ist, daß das Profil der Donau auf der deutsch⸗unga⸗ rischen Gränze mit dem Profil des Ganges im hindustanischen Niederlande bei Allahabad zusammenfällt. Die Wolga schleicht gleichsam auf ihrem langen Laufe dem kaspischen Meere zu, welches nach dem auf Veranlassung der Akademie der Wissenschaften zu Petersburg im Jahre 1837 von Fuß, Sabler und Sawitsch ausgeführten trigonometrischen Nivellement 80,56 pa⸗ riser Fuß unter dem Spiegel des Weltmeers liegt.
Der britische Ingenieur⸗Lieutenant Spmonds hat im Jahre 1841 durch geodätische Operationen gezeigt, daß der Wasserspiegel des Todten Meeres
“
2. riser Fuß und des Sees von Tiberias 308 pariser Fuß tiefer liegt, 686.,3 t mittelländischen Meeres an der sprischen Küste.
In Afrika kennt man auch einige Punkte, die unter dem Niveau des Oceans liegen. Außer den Natron⸗Seen in Fayum und den Bitter⸗Seen auf der Landenge von Suez hat Fournel durch sorgfältige Barometer⸗ Messungen ziemlich wahrscheinlich gemacht, daß ein Theil der nördlichen Wüste, welche jetzt die algierische Sahara genannt wird, und namentlich der Melgigh⸗See, etwa 19 Fuß unter dem Meeresspiegel liegt.
Auch in Europa giebt es Einsenkungen des Bodens unter die Meeres⸗ fläche, doch finden sie sich nur in den Gestade⸗Ländern und sind von ge⸗ ringer Ausdehnung, nämlich im Rhein⸗Delta der Niederlande und längs der deutschen Nordseeküste, so wie an den Rhone⸗Mündungen, wo Lachen und Seen von brakischem und salzigem Wasser bedeutend tiefer liegen als das Mittelländische Meer. In Süd⸗Amerika hat d'Orbigny neuerdings ebenfalls dergleichen Einsenkungen des Bodens nachgewiesen.
Die vergleichende Uebersicht der absoluten Höhe einiger Landseen auf dem zehnten Blatte ist treppenartig dargestellt. Die unterste Stufe nimmt das Todte Meer ein, die oberste der Titicaca⸗See auf dem Hochlande von Bolivien; der Wasserspiegel des letzteren liegt nach Pentland's neuester Be⸗ stimmung 12057 pariser Fuß über dem Ocean. Noch höher liegen die hei⸗ ligen Seen des tibetischen Tafellandes, der Manas Sarowar (Tschu Ma⸗ van) und der Rawan Hrad (Tschu Lagan, Rakan Tal), die weit hinein in Tibet am nördlichen Abfalle des Himalaya liegen. Strachey bestimmte die Höhen dieser Seen im Jahre 1846 zu 14,310 pariser Fuß. Bei dem Ti⸗ ticaca, dem Boden⸗ und Genfer⸗See ist in der graphischen Darstellung auch die größte Tiefe angegeben werden.
Die Blätter Nr. 11 und 12 geben eine hodro⸗historische Uebersicht vom Zustande der Elbe und zwar ersteres für das Halbjahrhundert von 1731 — 1789, letzteres für das Halbjahrhundert von 1781 — 1830. Die Beobachtungen sind am Pegel zu Magdeburg angestellt worden, welcher so ziemlich die Mitte des Stromlaufes der Elbe darstellt, wo alle Zuflüsse, die im Gebirge entspringen, sich bereits mit ihr vereinigt haben. Die Havel, zwar kein Gebirgsstrom, bringt mit der Spree eine nicht unbedeutende, ob⸗ gleich wenig oscillirende Wasserfülle in die Elbe. Die Zahlen, welche die Grundlage dieser Hydro⸗Geschichte des Elbstroms bilden, sind nach ihren mittleren Werthen der monatlichen, jahreszeitlichen und jährlichen Stände in Berghaus'’ Länder⸗ und Völkerkunde, Bd. II. S. 290 — 312, mitgetheilt worden.
Das Blatt Nr. 13, hpdro⸗historische Uebersicht vom Zustande der Oder in dem Halbjahrhundert 1781 — 1830, ist das Seitenstück zu den beiden vorhergehenden Elb⸗Tableaux. Die Beobachtungen des Wasserstan⸗ des sind an dem Pegel zu Küstrin angestellt worden. Die Zahlen, welche der Zeichnung der Oder⸗Wasserstände zum Grunde liegen, finden sich in dem 2ten Bande S. 315—325 von Berghaus' Länder⸗ und Völkerkunde.
Das Blatt Nr. 14 enthält: Vergleichende Uebersicht vom Zustande des Rheins, der Weser, der Elbe und Oder während der zehn Jahre 1831 — 1840. Nebst Kurven der jährlichen Periode des Bodensees und der Donau bei Passau. Dies Tableau, welches dieselbe Einrichtung hat, wie drei vorhergehenden enthält eine vergleichende Uebersicht vom Wasser⸗ stande der vier norddeutschen Ströme Rhein (Pegel bei Köln), Weser (Pe⸗ gel bei Minden), Elbe (Pegel bei Magdeburg) und Oder (Pegel bei Küstrin) in dem Jahrzehend von 1831 — 1840. Es ergiebt sich aus dieser Zusammenstellung, daß die Kurve der Weser sehr nahe parallel ist mit der Kurve des Rheins und die Oder⸗Kurve mit der Kurve der Elbe. Für den Eisstand ergiebt sich ein allmäliges Wachsen desselben nach Osten hin, daher längere Dauer des Winters und größere Intensität der Kälte. Die beiden kleinen Darstellungen von der jährlichen Periode des Bodensees und der Donau können als Seitenstück dienen zu der Kurve des Rheins, der Elbe und Oder auf Nr. 15 dieser Abtheilung. Die Con⸗ struction der Donau⸗Kurve gründet sich auf die von Lamont (in seinem Jahrbuche der münchener Sternwarte) bekannt gemach⸗ ten Beobachtungen; die Kurve des Bodensees ist nach den Beob⸗ achtung des Dr. Dihlmann entworfen; beide sind auf preußisches Fußmaß reduzirt. Eine Uebersicht vom Zustande der Wasserhöhe im Rhein und Main, in der Weser, Elbe, Oder, Weichsel und Memel in jedem Mo⸗ nate des Jahres hat Herr Professor Berghaus in seinem Almanach für das
Jahr 1840 S. 29 — 37 mitgetheilt, vergl. auch Almanach für das Jahr 1840, S. 975) 26.
Nr. 15. Die deutschen Ströme Rhein, Elbe, Oder, nach ihrem Verhalten innerhalb eines Jahres, gegründet auf die Beobachtungen der Pegel zu Basel, Köln und Emmerich, zu Dresden und Magdeburg und zu Küstrin. Nebst einer Darstellung vom Jahres⸗Zustande dieser Ströme seit 1728 u. s. w.
Nr. 16. Hydrographisches Tableau der Weser, Weichsel und des Memel⸗Stroms. Nebst einer graphischen Darstellung der Jahres⸗Periode dieser Ströme nach den Beobachtungen an den Pegeln zu Minden, Thorn und Tilsit.
Die beiden Blätter Nr. 15 und 16 zerfallen in zwei Haupt⸗Abthei⸗ lungen, eine obere und eine untere. Die sechs Tableaux der unteren Ab⸗ theilung enthalten das Resumé der Beobachtungen, die in den vorhergehen⸗ den Blättern graphisch niedergelegt und entwickelt worden sind. Man über⸗ sieht hier die Bewegung der fechs Ströme Rhein, Elbe, Oder (auf Nr. 15), Weser, Weichsel, Memel (auf Nr. 16) innerhalb der Jahres⸗Periode, oder den Zustand derselben nach ihrem Verhalten hinsichtlich des mittleren Wasserstandes, des mittleren Hochwassers und des mittleren Nie⸗ drigwassers in den zwölf Monaten, wie in den vier Jahres⸗ zeiten, nebst Angaben über die äußersten Shom ⸗ Fluthen und Ebben, oder über die höchsten und niedrigsten Stände, welche in jedem der sechs Ströme seit Aufzeichnung der Wasserhöhen an den einzelnen Pe⸗ gel⸗Standorten vorgekommen sind. 1
Um. das Verhältniß zu zeigen, in welchem der Wasserstand der genann⸗ ten Ströme zur Wärme und zum Regenfall steht, sind in jedem Tableau
die Kurven der Temperatur und der Regenhöhe eingetragen worden; nur für das Weichsel⸗Gebiet (Nr. 16) fehlen bis jetzt Beobachtungen über die Regen oder sind wenigstens nicht bekannt. Die vergleichende Darstellung von dem Verhalten des Wasserstandes im Rheine, in der Elbe und Oder (auf Nr. 15) enthält für die Elbe auch die Kurve von Dresden und für den Rhein, außer der Kurve von Emmerich, die des Pegels zu Koͤln und zu Basel. Die Letztere ist hier zum erstenmale dargestellt nach den in den Jahren 1809 — 1817 angestellten Beobachtungen, welche der Rathsherr Peter Merian theils in einer Ab⸗
handlung: „Ueber den Stand des Rheins bei Basel und über die fort⸗
dauernde Abnahme von dessen Wassermenge in den letzten 30 Jahren“ (Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Ba⸗ sel. IV. Basel 1840; pag. 82 — 87), veröffentlicht, theils Herrn Professor Berghaus handschriftlich mitgetheilt hat.
Die Frage, ob der Wasserstand der Ströme sich gleich bleibt, oder ob er Veränderungen unterworfen ist, hat ein großes national⸗ökonomische⸗ Interesse. Die Antwort auf diese Frage giebt für den Rhein, die Elbe und Oder die in der oberen Abtheilung des Blattes Nr. 15 befindliche „Uebersicht vom mittleren Jahresstande von 1728 — 1740“‧, noch bestimmter aber das sechste Tableau, „Gang der Ströme nach Dezennien“; es zeigt sich hier deutlich, daß der Wasserstand in den genannten drei Strömen seit der Zeit, bis zu welcher die Beobachtungen an den Pegeln hinaufreichen, entschie⸗ den eine Abnahme erlitten haben, die bald größer, bald kleiner und nur selten durch Zunahme der Wasserhöhe unterbrochen gewesen ist. Eine Uebersicht von dem mittleren Jahresstande der Weser (1819 — 1840), (1795 — 1840) und des Memel⸗Stromes (1811 —1840) enthält
11
Ueber die Rhein⸗Kurve bei Basel ist zu bemerken, daß sie nicht das absolute Maß der Pegelhöhen über dem in der Zeichnung als Null ange⸗ nommenen Punkte des Wassermessers ausdrückt, sondern nur das relative Maß der Wasserstände, was nothwendig war, um diese Kurve mit den Kurven von Köln und Emmerich in Zusammenhang zu bringen.
Hiermit wäre diese Uebersicht des Inhalts der beiden ersten Hefte des physikalischen Atlas beendigt. Mehr als eine Uebersicht konnte bei der Reichhaltigkeit des darin verarbeiteten Stoffes hier nicht gegeben werden; wollte man spezieller in die auf den einzelnen Karten dargestellten Gegen⸗ stände eingehen, so könnte man über jede einzelne ein Buch schreiben Daß ein so reichhaltiges Werk vielfach benutzt werden würde, war natür⸗ lich, daß es aber in der Weise geschehen würde, wie es in der That der Fall gewesen, ist betrübend. Wie die Piraten über ein reichbeladenes Schiff sind die Karten ⸗ Fabrikanten über den phosikalischen Atlas hergefallen, haben sich der reichen Ladung bemächtigt und sich nicht entblödet, nach echter Piratenweise, an die Stelle der wohl⸗ bekannten und geachteten Flagge ihre eigene unedle Flagge an den schlan⸗ ken Masten aufzuziehen. Aber, nur an das rohe Piratenleben gewöhnt, fonnten sie sich in die Einrichtung des schönen edlen Schiffes nicht finden; sie begriffen den Bau desselben nicht und verstanden es nicht zu steuern. Die reichen Schätze, welche es enthielt, wußten sie nicht auf die richtige Weise zu benutzen und unter ihren rohen Händen wurden dieselben zu ganz falschen und selbst schädlichen Zwecken beuntzt. Es sind in dieser Beziehung vorzüglich drei Namen zu nennen: Glaser, Hellmuth und Völter. Sie haben sich nicht gescheut, fremdes Eigenthum für eigenes auszugeben, denn sie haben den phvsikalischen Atlas geplündert und den Namen des Verfassers nicht genannt; sie haben ferner das, was in dem Original⸗Werke auf verschiedenen Karten dargestellt ist, und den ver⸗ schiedensten Abtheilungen angehört, auf eine einzige Karte gebracht, und da⸗ durch in der That ein Meisterstück von Undeutlichkeit und Unsinn⸗ geliefn⸗ Die genannten Herren haben dadurch ihre Unfähigkeit, den eigentlichen Zweck des physikalischen Atlas zu begreifen, auf das Glänzendste dargethan. Wie ein solches Verfahren außerdem noch zu nennen ist, liegt so nahe, daß ein Jeder, dem die deutsche Ehrenhastigleit noch etwas gilt, es sich sogleich selbst sagen wird. — Sehr komisch in der That ist es, daß Herr Lieutenant von Spdow in seinem Schul⸗Atlas ebenfalls einige Karten aus dem physi⸗ kalischen Atlas entlehnt hat, denn da beide Werke in demselben Verlage erschienen sind, so müßte der Herr Verleger sich selbst verklagen.
Schließlich nur noch einige Worte uͤber die Anerkennung, welche der phosikalische Atlas von Berghaus, den Herr A. von Humboldt selbst als Hülfsmittel beim Lesen des „Kosmos“ empfohlen, im Auslande und na⸗ mentlich in England gefunden hat. Vielleicht wird durch die Stimmen von jenseits des Kanals herüber Mancher im lieben deutschen Vaterlande bewogen, von dem Atlas Kenntniß zu nehmen! In England veranstaltete bekanntlich Alerander Johnston in Edinburgh mit Genehmigung des Herrn Professor Berghaus eine englische Ausgabe des phpsikalischen Atlas, die zwar nicht alle Karten des Originals enthält, aber in jeder Beziehung auf eine des Gegenstandes würdige Weise ausgestattet ist. Ueber den physikali⸗ schen Atlas haben sich die verschiedenen Präsidenten der geographischen Gesellschaft in London, so wie die geachtetsten englichen Zeitschriften in höchst anerkennender und ehrenvoller Weise ausgesprochen. Dieser Artikel möge mit einer Stelle aus einem Urtheile des Athenäums über den Atlas schließen: „Alle möglichen Verhältnisse von Zeit und Raum, Hitze und Kälte, Nässe und Trockenheit, Frost und Schnee, Vulkanen und Sturm, Strömung und Fluth, Pflanzen und Thieren, Nassen und Religionen, Anziehung und Ab⸗ stoßung, Gletschern und Lawinen, Fossilien und Mammuth, Flüssen und Bergen, Minen und Wäldern, Wind und Wolken und Meer und Himmel,
Alles in der Erde, unter der Erde, auf der Erde und über der Erde, was das Gefühl des Menschen erfaßt und sein Geist durchdrungen hat, ist hier darch einen wunderbaren Mikrokosmus zusammengebracht und auf diese kleinen Papierblätter verpflanzt und macht sich so jedem Auge von selbst klar. Kurz, wir haben hier eine Uebersicht von allen Kreuz⸗ und Querfra⸗ gen über die Natur seit zwanzig Jahrhunderten, und alle von der Natur selbst gegebene Antworten sind hier niedergelegt und geben uns bändereiche Spsteme in einem Worte.“ R—ck.
1—““]
vnasmuen.
Bekanntmachungen. Verkauf des alten Theaters
[341] zu Breslau.
Die Besitzerin der vorbezeichneten Anstalt beabsichtigt, dieselbe aus freier Hand zu verkaufen, und hat mich mit Annahme von Geboten und Leitung der Verkaufs⸗ Verhandlungen beauftragt.
Die Verkaufs⸗Bedingungen, so wie eine Beschreibung des Grundstücks, sind in meinem Geschäfts⸗Lokale (Herrnstraße Nr. 29) einzusehen, auch wird Abschrift derselben, so wie jede sonstige Auskunft, auf portofreie Anfrage von mir ertheilt. Der Kastellan der Anstalt ist angewiesen, Kauflustigen die Besichtigung der Loka⸗
1
Packwagen abgeliefert werden und unterliegt in Berlin der steuerlichen Revision. pagnie zu Hambürg hat sich bereit erklärt, sofern sich 120 Theilnehmer finden, im Anschlusse an den obigen Extrazug eine Fahrt von Hamburg nach Helgoland zu dem ermä⸗ ßigten Preise von 5 Thlr. für die Hin⸗ und Rückfahrt dergestalt zu veranstalten, daß die Passagiere einen Tag auf Helgoland sich aufhalten können. nach bis incl. 3. Juli c. Mittags Billets der genann⸗ ten Compagnie von dem Billetverkaufs⸗Büreau auf un⸗ serem Bahnhofe hierselbst ausgegeben, wo am 5. Juli c. zu erfahren ist, ob die erforderliche Anzahl Passagiere für Helgoland zusammengekommen ist, event. die zahlten Beträge zurückgefordert we den können. Berlin, den 21. Juni 1850. Di e
der Berlin⸗Hamburger Eisenbahn⸗Gesellschaft.
8 liegt [382] Die Elb⸗Dampfschifffahrts⸗Com⸗
dendenscheine in der Zeit vom Es werden dem⸗
den von 2 nehmen. Magdeburg, den 18. Juni 1850.
einge⸗ 8
1 Eisenbahn Ditec ti b n
1A1A1A4AA4X“X“ Die Actionaire der Magdeburg⸗Cöthen⸗Halle⸗Leipziger Eisenbahn⸗Gesellschaft werden hierdurch ersucht, ihre Actien behufs der Beifügung einer neuen D 1. August bis ultimo September c. mit zivei gleichlautenden, vom Präsentan⸗ ten eigenhändig vollzogenen Designationen, von denen ““ die eine auf einem ganzen Bogen geschrieben sein muß, 8 8 bei unserer Hauptkasse einzuliefern und sie demnächst 8 Tage nach der Einlieferung in den Nachmittagsstun⸗
bis 6 Uhr daselbst wieder in Empfang zu
Direktorium der Magdeburg⸗Cöthen⸗Halle⸗Leipziger Gesellschaft.
Sächsisch⸗Schlesische Eisenbahn.
[338] 8VTEEhg8 Einlösung der Dividendenscheine Nr. 5 betreffend.
3 Die Dividende auf die Actien der Sächsisch⸗Schlesi⸗
schen Eisenbahn Gesellschaft für das halbe Jahr vom 1. Januar bis 30. Juni 1850 ist auf
2 Thaler
Serie Divi⸗
Oeffentliche Aufforderung und
pr. Aectie festgesetzt
litäten zu gestatten. Breslau, den 30. Mai 1850.
Graeff, Justizrath.
Berlin⸗Hamburger Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Am Sonnabend den 6. Juli c. wer⸗ 88n wir einen Extrazug von hier nach Hambung zu ermäßigten Fahrpreisen ver⸗
194 b]
*. „.
anstalten, welcher Mittags 12 ½ Uhr von eeehe und um 8 ½ — 9 Uhr Abends am wi die-Teg dütes nburg eintreffen wird. zu 8 aeen 8 Sgr. pro Person in I. Wagenklasse, 3 — 2„ 15 5 2 1 84 2 5 2 2 „ . 8 1 für Hin⸗ und Rückfahrt gültig, können 1 tue d „ kön ickrei von Hamburg bei jedem Fkgeinögiaem e zun Rücheis einschließlich den 12. Juli c. benutzt werden en der Hinreise nach Hamburg ist es den Passagieren gestattet leichtes Reisegepäck an sich zu behalten; bei⸗ Rück⸗ reise dagegen muß alles Gepäck ohne Ausnahme in den
1. 15 8 8Eo Köln⸗Mindener Eisenbahn. Die Einlösung der am 1. Juli d. J. verfallenden halbjährigen Zins⸗Coupons ., der Actien und der Prioritäts⸗Obliga⸗ Mtionen I. und II. Emission unserer Ge⸗ üsellschaft erfolgt: b E 1) in Berlin bei dem Herrn S. Bleichröder in den gewöhnlichen Geschäftsstun⸗ den vom 1. bis incl. 15. Juli c.; in Köln bei unserer Hauptkasse (Frankenplatz) Vormittags; in Düsseldorf in 2 und 3. Juli c. im Büreau des dortigen Bahnhof⸗Inspektors, Vormit⸗ tags von 9 bis 12 Uhr. Die Besitzer mehrerer Coupons werden ersucht, ein
numerisch geordnetes Verzeichni Zahl⸗ 1 e gfes⸗⸗ zeichniß derselben den Zahl
Köln, den 16. Juni 1850. IEEEZEEEERön
[383] Auctions⸗Anzeige.
Im Sommer 1848 hat der Maler Herrmann von Restorff von Berlin sich vom Alexisbade mit Hinter⸗ lassung von Schulden und Effekten entfernt, letztere sind darauf in gerichtlichen Beschlag genommen und ist von den Gläubigern auf Befriedigung aus denselben ange⸗ tragen worden. Da die bisherigen Schritte zur Er⸗ mittelung des jetzigen Aufenthaltes des ꝛc. von Restorff ohne Erfolg geblieben sind, so wird derselbe nunmehr öffentlich andurch aufgefordert, binnen 4 Wochen, spä⸗ testens bis zum 24. Juli d. J. sich hier einzufinden und die verlassenen Effekten nach Berichtigung der Schul⸗ den und Kosten wieder zu übernehmen, unter der An⸗ drohung, daß widrigenfalls am gedachten Tage von Nachmittags 2 Uhr an dieselben, bestehend in Klei⸗ dungsstücken und sonstigen Utensilien, auctionsmäßig verkauft werden sollen, wozu Kauflustige zugleich hier⸗ mit eingeladen werden, und wegen Befriedigung der Gläubiger aus dem Erlöse das Rechtliche verfügt wer⸗ den wird.
Harzgerode, am 17. Juni 1850.
Herzoglich Anhalt. Justiz⸗Amt. (L. s.) Wohlgeboren.
worden, und wird
deren Auszahlung gegen Einlieferung des Dividendenscheins Nr. vom 1. Juli 1850 ab bei hiesiger Hauptkasse, bei der Bank in Leipzig, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen, bei Herrn F. Mart. Magnus in Berlin, bei Herren Gebr. Guttentag in Breslau (an letzteren drei Orten nur bis zum 31. Juli) ohne Abzug erfolgen, welches hierdurch in Gemäßheit des §. 30 der Gesellschafts⸗Statuten öffentlich bekannt ge⸗ macht wird. 8 8 Dresden, den 1. Juni 1850. eeeIbb der Sächsisch⸗Schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft. Franz Netcke, in Stellv. des Vorsitzenden.
2 Athlr. für ¼ Jahr 4 Athlr. Fabe. 8 Athlr. ⸗ 1 Jahr in allen Theilen der Monarchie ohne Preis⸗Erhöhung. Bei einzelnen Rummern wird der Bogen mit 2 ½ Sgr. berechnet.
Alle Post⸗Anstalten des In⸗ und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, fuͤr Berlin die Expedition des Preuß. Staats⸗ Anzeigers: Behren⸗Straße Nr. 57.
Mit der heutigen Nummer sind das Verzeichniß der Redner und das Sachregister zu den stenographischen Berichten über die Verhand⸗ lungen der im Februar geschlossenen Zweiten Kammer, 2 Bogen stark, an die gegenwärtigen Abonnenten versandt worden.
In h ..
Deutschland.
Preußen. Berlin. Vierte Sitzung des provisorischen Fürsten⸗Kolle⸗ iums. — Beförderungen und Abschiedsbewilligungen in der Armee. — Allerhöchste Kabinets⸗-Ordre. — Ministerial- Verordnung. — Glatz Feier der Wiedergenesung Sr. Majestät des Königs. 1 .
Oesterreich. Wien. Hofnachrichten. — Nadetzky und Karl von Schwar⸗ zenberg in Triest. — Die Kopfbedeckung für das Militair. — Sicher⸗ heitswache. — Militair⸗Erzesse in Innsbruck und Hall. — Vermischtes.
Bayern. Reise des Königs.
München. b 8 “ Sachsen. Dresden. Die Armee wird nicht auf den Kriegsfuß gesetzt. Hannover.
Hannover. Reise hoher Herrschaften. Sachsen⸗Koburg⸗Gotha.
Amtlicher Theil.
Koburg. Landtags⸗Sitzung. — Finanz⸗ lage. — Ständische Interpellation in Betreff der deutschen Frage. Ausland.
Frankreich. Gesetzgebende Versam mlung. Verwerfung des Na⸗
das Gro von Hamburg und Bremen gerichtet, auch dem Königlich preußi⸗ sschen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in Abschrift
daudschen Antrags auch in veränderter Form und des Adelswardschen Antrags auf Besteuerung der Zinsen von Kapitalien. — Paris. Die Dotationsfrage. — Erklärung E, von Girardin's. — Das englische Mi⸗ nisterium. — Speculation auf einen Konflikt zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten. — Vermischtes.
Großbritanien und Irland. Parlament. Oberhaus. Be⸗ nehmen Lord Brougham's gegen den preußischen Gesandten. — Die Debatte über Stanley's Motion in Betreff Griechenlands. — London. Hofnachrichten. — Bemerkungen über Brougham's Auftreten und darauf bezüglicher Antrag des Ministers Lansdowne. — Das Ministerium nach dem Tadelsvotum des Oberhauses. — Unterhaus⸗Verhandlungen.
Dänemark. Kopenhagen. Aus Westindien.
Spanien. Madrid. Hosnachricht. — Der portugiesische Preßgesetz⸗ Entwurf.
Griechenland. Athen. Rückkehr Ihrer Majestäten. — Vermischtes.
Türkei. Semlin. Aufstand in Bulgarien.
Börsen⸗ und Handels⸗Nachrichten.
Amtlicher Theil.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: 8 Die bisherigen kommissarischen Vorsteher der Ober⸗ost⸗ Directionen in Danzig und Münster, Ober⸗Post⸗Direktor Geheimer Rechnungs⸗Rath Weppler in Danzig und Ober⸗Post⸗ Direktor Hertzberg in Münster, definitiv zu Ober⸗Post⸗Directions Vorstehern; so wie Den Geheimen expedirenden Secretair im
eilage.
Justiz⸗Ministerium,
Zustizrath Stolcke, genannt Dösing, zum Geheimen Kanzleirath
zu ernennen; und b8
Dem Regierungs⸗ und Baurath Karl Wilhelm Herr⸗ mann zu Breslau bei seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienste den Charakter als Geheimer Regierungsrath beizulegen.
Uichtamtlicher Theil. Dentschland.
Preußen. Berlin, 22. Juni. Se. Majestät der Kaiser von Rußland haben dem kommandirenden General des 1sten Armee⸗ Corps, General der Kavallerie Grafen zu Dohna, den St. Alexander⸗Newskij⸗Orden, und dem Hauptmann von Chaumon⸗
tet vom Generalstabe des 1sten Armee⸗Corps, den St. Wladimir⸗ Orden vierter Klasse zu verleihen geruht.
Berlin, 22. Juni. Das provisorische Fürsten⸗Kollegium nahm in seiner gestrigen vierten Sitzung zunächst Kenntniß von der auch durch öffentliche Blätter bekannt gewordenen Note, welche die hannoversche Regierung unter dem 7ten d. M. an
herzoglich oldenburgische Gouvernement und die Senate
mitgetheilt hat. Da keine Nothwendigkeit vorzuliegen schien, den in diesem Aktenstück erneuerten Rechtfertigungs⸗Versuch der König⸗ lich hannoverschen Regierung in der deutschen Angelegenheit einer sofortigen näheren Erwägung zu unterziehen, so wurde dasselbe dem Verfassungs⸗Ausschusse zur Begutachtung überwiesen.
In Verfolg der dem provisorischen Fürsten⸗Kollegium vorlie⸗ genden Haupt⸗Aufgabe: die baldige Vorlagen und Ausführung derjenigen in der Unions⸗Verfassung enthaltenen Bestimmungen vorzubereiten, zu deren Verwirklichung sich ein besonderes dringen⸗ des Bedürfniß zeigt, wurde für angemessen erachtet, die Aufmerk⸗ samkeit der in dem Kollegium vertretenen Unions-Regierungen na⸗ mentlich auch auf den §. 58 der Verfassung zu richten, wonach „die Reichsgesetzgebung für die Aufnahme öffentlicher Urkunden diejenigen Erfordernisse festzustellen hat, welche die Anerkennung ihrer Echtheit im ganzen Gebiete der Union bedingen.“
Die betreffenden Regierungen sind demnach um baldige Mit⸗ theilung ihrer Ansichten und Wünsche in Bezug auf diesen Gegen⸗ stand ersucht worden. 8
In Gemäßheit der bei der hiesigen Konferenz der verbündeten Regierungen getroffenen Verabredung, die dem Fürsten⸗Kollegium zustehende Kenntnißnahme des Ganges der auf die Union bezüg⸗ lichen diplomatischen Verhandlungen betreffend, wurde ein zur Begutachtung der an dasselbe gelangenden diplomatischen Vor⸗
lagen gewählt. Anzeigen einzelner Bevollmächtigten der unirten Regierungen und Mittheilungen des Vorsitzenden seitens des Kö⸗ niglich preußischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten füll⸗ ten den Rest der Sitzung.
292
Berlin, 22. Juni. Nach dem heutigen Militair⸗Wochen⸗ blatte sind von Rebenstock, Oberst⸗Lieutenant und Comman⸗ deur des Kadetten⸗Hauses in Bensberg, von Hahnke, Major und Commandeur des Kadetten⸗Hauses zu Kulm, zu Direktoren dieser Anstalten ernannt, Leo, General⸗Major und Kommandant von Jülich, mit der Geschäftsführung des allgemeinen Kriegs⸗De⸗ partements im Kriegs⸗Ministerium beauftragt, Freiherr zu Inn⸗ Gund Knyphausen, Major und Führer des 8ten Husaren⸗Regi⸗ eets⸗ zum interimistischen Commandeur dieses Regiments ernannt, Erbprinz Carl Günther von Schwarzburg⸗Sonders⸗ hausen, als aggregirter Premier⸗Lieutenant beim 4ten Kürassir⸗Re⸗ giment angestellt worden. Ferner ist der Abschicd bewilligt werden: Graf Lüttichau, Hauptmann vom 11ten Infanterie⸗Regiment, als Major mit der Regiments⸗Uniform und Pension, Bach, Haupt⸗ mann vom 15ten Infanterie⸗Regiment, als Major mit der Regi⸗ ments⸗Uniform, mit Aussicht auf Civilversorgung und Pension, Schmidt, Rittmeister vom 1sten Bat. 20sten Landwehr⸗Regiments, als Major mit der Regiments⸗Uniform, von Rohr, Rittmeister von der Garde⸗Landwehr⸗Kavallerie, aggregirt dem 3ten Bat. 24sten Landwehr⸗Regiments, als Major mit seiner bisherigen Uni⸗ form mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete.
Dasselbe Blatt enthält die Allerhöchste Kabinets⸗Ordre, be⸗ treffend die Gerichtsbarkeit und das Bestätigungsrecht über die in Frankfurt a. M. stehenden Truppen. Sie lautet:
„ „In Verfolg Meiner Ordre vom 2. Mai d. J. über die Ver⸗ hältnisse der in Frankfurt a. M. stehenden Truppen bestimme Ich, unter Aufhebung Meiner früheren Ordre vom 6. Oktober v. J., daß der Kommandant von Mainz über diese Truppen während der Dauer des jetzigen Verhältnisses die höhere Gerichtsbarkeit und das Bestätigungsrecht in gleichem Umfange, wie ein Divisions⸗Comman⸗ deur über die ihm untergebenen Truppen auszuüben hat. Zugleich will Ich für diese Zeit dem kommandirenden General des 8ten Armee⸗Corps das Bestätigungsrecht bei jenen Truppen in demsel⸗ ben Umfange, wie ihm dasselbe bei den ihm untergebenen, im Di⸗ visionsVerbande befindlichen Truppentheilen zusteht, hiermit über⸗ tragen. Das Kriegs⸗Ministerium hat das danach weiter Erforderliche zu veranlassen. 8
Charlottenburg, den 6. Juni 1850.
(gestempelt) Friedrich Wilhelm. Auf Befehl und in Gegenwart Sr. Majestät
des Königs (gez.) von Neumann. 86 (gegengez.) von Stockhausen An das Kriegs⸗Ministerium.
Die vorgedruckte Allerhöchste Kabinets⸗Ordre wird hierdurch bekannt gemacht. Berlin, den 13. Juni 1850. Kriegs⸗Ministerium. Allgemeines Kriegs⸗Departement. In Vertretung: Kunowski.
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von Herwarth.“
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Ferner die Verordnung, betreffend die Reise⸗Entschädigung für die zur ehrengerichtlichen Untersuchung gezogenen Landwehr⸗Offi⸗ ziere bei den Reisen behufs ihrer Vernehmung seitens des Ehren⸗ Raths. Sie lautet:
„Den zur ehrengerichtlichen Untersuchung gezogenen Landwehr⸗ Offizieren werden, wenn sie behufs ihrer Vernehmung seitens des Ehrenrathes zu Reisen veranlaßt werden, im Falle ihrer gänzlichen Mittellosigkeit, die chargenmäßigen Reisekosten nach dem Reisekosten⸗ Regulativ für die Armee vom 28. Dezember 1848 bewilligt.
Eben so werden in solchen Fällen dem Angeschuldigten während der gedachten Reisen seitens des Staats die Mittel zu seiner Su⸗ stentation gewährt. Es kann hierbei jedoch ein unbedingter An⸗ spruch auf die Verabreichung der vollen chargenmäßigen Tagegelder nicht eingeräumt werden; vielmehr steht dem Angeschuldigten ein solcher Anspruch nur dann zur Seite, wenn er völlig freigesprochen wird. Anderenfalls muß sich derselbe dagegen mit einem zu seiner Sustentation gerade ausreichenden ermäßigten Tagegelde begnügen.
Als ein derartiges Tagegeld ist der Betrag der Uebungs⸗Diä⸗ ten eines Seconde⸗Lieutenants der Landwehr unter Gewährung eines Zuschusses von 10 Sgr. für den Tag als Entschädigung für das fehlende Natural⸗Quartier anzusehen.
Es ist in den hier in Rede stehenden Fällen den Angeschul⸗ digten daher ein Tagegeld von 1 Thaler zu gewähren, denselben jedoch der Mehrbetrag des chargenmäßigen Tagegeldes später nach⸗ zuzahlen, sofern sie gaͤnzlich freigesprochen werden.
Dies wird hierdurch mit dem Bemerken zur allgemeinen Kennt⸗ niß gebracht, daß die vorausgesprochenen Bewilligungen aber nur dann eintreten können, wenn die zur ehrengerichtlichen Untersuchung gezogenen Offiziere den behaupteten Mangel an Vermögen zur Bestreitung der Reise⸗ und Unterhaltungs⸗Kosten näher beschei⸗ nigen.
Berlin, den 8. Juni 1850.
Kriegs⸗Ministerium. Militair⸗Oekonomie⸗Departement. Müller.“
Glatz, 19. Juni. (Schl. Ztg.) Zur Feier der Wiedergene⸗ sung Sr. Majestät des Königs wird nächsten Sonntag auf dem hiesigen Exerzierplatze ein feierlicher Gottesdienst und demnächst
große Parade der gesammten Garnison stattfinden, bei welcher vier mobile Batterieen fungiren sollen, wodurch das militairische Schau⸗ 1 und das Imponirende des Eindrucks wesentlich erhöht werden dürfte.
Oesterreich. Wien, 20. Juni. Der Erzherzog Ferdinand d'Este speiste vorgestern an der Kaiserlichen Tafel in Schönbrunn und hat sich gestern früh nach Frohsdorf begeben, um die Herzogin von Modena dort zu empfangen und hierher zu begleiten.
Der Flügel⸗Adjutant Sr. Majestät des Königs von Preußen, Baron Manteuffel, ist, wie der Lloyd meldet, mit einem eigenhän⸗ digen Schreiben des Königs hier eingetroffen; er wurde zur Kai⸗ serlichen Tafel gezogen. Die Prinzessin Amalie von Sachsen ist 18 von Dresden hier angelangt und in Schönbrunn abge⸗
iegen.
Bect wanrschal Graf Radetzky ist am 18ten Vormittags in Triest eingetroffen. „Kaum war seine Anwesenheit bekannt“, berichtet der Lloyd, „als vor seinem Absteigequartier, dem Hotel National, sich eine große Menschenmenge sammelte, welche dem Heldengreise in einem stürmischen Evviva ihren Willkommgruß darbrachte. Die Freudenbezeig ungen steigerten sich, als der Feldmarschall am Fen⸗ ster erschien, um dem Volke für dessen Theilnahme zu danken. Man hoffte in Triest, daß Se. Excellenz einige Tage daselbst verweilen werde.“
Der Fürst Karl von Schwarzenberg, Statthalter in der Lom⸗ bardei, hat Mailand am 16ten verlassen, um eine Inspections⸗ Reise in den Provinzen Lodi, Crema und Mantua zu unternehmen. Se. Durchlaucht ist am 18ten ebenfalls in Triest angekommen.
Die bei der Infanterie, Kavallerie und Artillerie probeweise in Gebrauch gegebenen Pickelhauben sind, da das Material, aus dem sie verfertigt waren, den Anforderungen nicht entsprach, einstimmig als unbrauchbar verworfen worden; es werden daher neuerdings Pickelhauben von anderen Stoffen versuchsweise vertheilt werden. Die Verhandlungen über die künftige Gestaltung der Kopfbedeckung für die Grenadiere sind auch aufgenommen worden. Dem Verneh⸗ men nach, wird an die Stelle der bisherigen Grenadiermütze ein Czako nach französischem Schnitt mit schwarzgelben Schnüren und messingenen Emblem⸗Granaten als Verzierung treten.
Die Organisirung der hiesigen städtischen Sicherheits⸗Wache ist
Exceß.
in folgender Weise projektirt: Das Corps wird auf den Stand von 1400 Mann mit 100 Mann Kavallerie gebracht und mit Of⸗ fizieren nach dem Komplett⸗Stande der Armee compagnieweise ver⸗ sehen. Die Mannschafts⸗Löhnung ist auf 16 Kr., die Korporals⸗ Löhnung auf 24 Kr. pro Tag festgesetzt. Den Nachtdienst wird die neue Sicherheits⸗Wache mit dem Gewehr bewaffnet versehen dasselbe jedoch nicht wie die Infanterie, sondern mittelst eines grü⸗ nen Gewehr⸗Riemens über der Achsel hängend, tragen. Das ganze Offizier⸗Corps wird beritten sein.
Am 16. Juni hatte auch Innsbruck einen blutigen Militair⸗ „In den Spätstunden des Nachmittags“, berichtet die Innsbrucker Zeitung, „entspann sich in dem Schankhause beim „Stiegele“ in Wiltau ein Streit zwischen Soldaten des polnischen Infanterie⸗Regiments Nugent und tyroler Kaiserjägern, wel⸗ cher bald in eine heftige Schlägerei, ja in einen fast all gemeinen Kampf des zufällig in der Schenke anwesende deutschen und slavischen Militairs ausartete. Auf der Wiese zunächst dem obengenannten Schankhause und in den an⸗ liegenden Gassen Wiltau's wurde in steigender Erbitterung wohl eine halbe Stunde lang gekämpft, mit Steinen, Pfählen, Brettern, hin und wieder sogar mit der blanken Waffe, bis die einschrei⸗ tende Gendarmerie dem argen Tumulte ein Ende machte. Ver⸗ wundungen haben stattgefunden. Leider wurde auch ein vorüber⸗ gehender Bürger von einem Steinwurf an den Schläfen bedeutend getroffen. Wir wollen hoffen, daß uns die Behörden vor der Wie⸗ derholung solcher Scenen bewahren werden. Auch zu Hall in dem Brauhause fand eine blutige Schlägerei zwischen Nugent Infanterie und Fuhrwesens⸗Soldaten statt.“
Sämmtliche Bezirks⸗Hauptmannschaften sind angewiesen worden, alle Vorkommenheiten, welche zu Exzessen gegen die Juden Anlaß geben könnten, streng zu überwachen, um die damit verbundenen Ruhestörungen noch vor ihrer Entwickelung unterdrücken zu können; im erforderlichen Falle aber zur Herstellung der Ruhe die Hülfe des Militairs ohne Säumniß anzusuchen. Den Rabbinern dagegen wurde bedeutet, auf die jüdische Bevölkerung einzuwirken, dami Alles, was geeignet ist, Exzesse oder Störungen der öffentlichen Ruhe hervorzurufen, auch von ihrer Seite strengstens vermieden werde.
Graf Stürmer, welcher am 12ten d. M. in Triest eintraf, wird stündlich hier erwartet.
Feldmarschall Radetzky hat eine Verordnung erlassen, kraft welcher Niemand mehr auf Grund einer ungünstigen Polizei⸗In⸗ formation an seinen Rechten und Ansprüchen benachtheiligt werden darf, bevor er nicht über die ihm aufgebürdete Schuld vernommen M. 8 dadurch Gelegenheit zur Rechtfertigung geboten wor⸗ en ist.
Der berühmte französische Schlachtenmaler Horace Vernet wird, dem Lloyd zufolge, hierher kommen, um die Bekleidung und Waff⸗ nung der österreichischen Truppen kennen zu lernen. Seine neuesten Gemälde werden Schlachten aus dem ungarischen Insurrections⸗ Kriege bringen.
Bayern. München, 18. Juni. (N. M. Z.) Wie wir vernehmen, werden am 20sten Se. Majestät der König Maximilian zum Gebrauche der Bäder auf 4 bis 5 Wochen nach Aachen, am 5. Juli Se. Majestät der König Ludwig nach Brückenau, Ihre