1850 / 172 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

noch in einzelnen Fällen Ausschluß der Oeffentlichkeit, ohne daß man in solchem Ausschlusse eine Verfassungs⸗Verletzung erkenne. Die Bedingungen, unter welchen der Entwurf die Anordnung Ft. der Polizeigewalt gestatte, enthalten Nichts, was die Bestimmung als bedenklich erscheinen lasse. Garantie gegen Mißbrauch sei viel⸗ fach gegeben, namentlich darin, daß dem Justiz⸗Minister, und zwar b Antrag des Staatsanwaltes, die Entscheidung über Räthlichkeit der Polizei⸗ Uebernahme zustehe und in der Zustimmung der Provinzial⸗Landschaft. Vezin erkennt, wie Wy⸗ neken, eine Verfassungs⸗Verletzung in dem Entwurfe. Kraut vertheidigt denselben, vornehmlich aus Zweckmäßigkeitsgründen. Rittmeister Münchhausen gelingt es darauf glücklich, der ernsten

ten kaum pflichtmäßig zugegangen sein.

Verhandlung einen komischen Beischmack zu geben. Der Herr Minister Stüve habe den Entwurf mitunterzeichnet, und er (der Redner) sehe keinen „Dissensknüppel“ dabei. Stüve werde wohl wissen, daß in dem Entwurfe keine Verfassungsverletzung, kein Wi⸗ derspruch mit seinem eigenen Versprechen enthalten sei. Honstedt entschieden gegen den Entwurf. Nachdem darauf noch Hammer⸗ stein für den Entwurf gesprochen, wird die Verhandlung geschlossen. Die Fassung des Entwurfs wird darauf (nebst den vom Ausschuß beantragten Aenderungen) mit 28 gegen 25 Stimmen abgelehnt und somit der vorige Beschluß (nach dem Antrage Wyneken’s) wie⸗ derholt.

Zweite Kammer. Die Kammer ging heute sofort zur zweiten Berathung des Einnahme⸗Budgets über. Bei dem Ertrage von den Domainen fragte Francke an, ob über die Ueberlassung zweier Do⸗ mainengüter, des sogenannten Kahlen Sandes in der Elbe an Herrn von Lütcken, und einer gleichen Insel in der Weser an den früheren Kammer⸗Direktor von Voß Auskunft gegeben werden könne. Mini⸗ sterial⸗Vorstand Lehzen nahm darauf das Wort und sprach aus⸗ führlich über den Gegenstand, über welchen bis jetzt ein geheimniß⸗ volles Dunkel geschwebt hat. Es seien das zwei Inseln, über welche ein Erben⸗Zinsvertrag abgeschlossen sei. Die Insel in der Weser, „Sand“ genannt, sei im Jahre 1817 durch Anschwemmungen ent⸗ standen, nach und nach vergrößert, darauf von der Domainenkammer in Besitz genommen und im Jahre 1817 nutzbar geworden. Dier Insel sei sodann bis zum Jahre 1850 gegen jährlich 15 Rthlr. in Zeitpacht gegeben, im Jahre 1843 aber mit Herrn von Voß ein Erbpachtvertrag über dieselbe eingegangen, nach welchem derselbe von 1850 an eine jährliche Rente von 50 Rthlr. zahlen müsse. Mit Herrn Lütcken habe die Domainenkammer wegen Verpachtung der Domaine „Brammer Land“ in Kontraktsverhältnissen gestanden. Die Domainenkammer habe von dieser auf 60 Jahre lautenden Pacht befreit sein wollen, und habe nun dem Herrn von Lütcken die Ueberlas⸗ sung des „Kahlen Sandes“ in der Elbe vermittelst eines Erbpachtver⸗ trages offerirt. Es haben Verhandlungen stattgefunden, ob das Land förmlich taxirt werden solle. Herr von Lütcken habe ein solches

Taxat nicht gewollt, worauf man nach längeren Verhandlungen sich über eine jährliche Rente von 1 Rthlr. 3 gGr. 8 Pf. für den Kalenbergischen Morgen geeinigt habe. Der Kahle Sand umfasse ca. 700 Morgen. Horst fragte, ob es wahr sei, daß zwei Ab⸗ schätzungen vorgekommen seien, von denen die eine höher, die an⸗ dere niedriger ausgefallen sei; ob es ferner wahr sei, daß die schließ⸗ lich festgesetzte Rente noch nicht den Betrag erreiche, welcher durch die zweite niedrige Abschätzung ermittelt sei; ob es ferner wahr sei, daß der Kontrakt nicht von der Domainen⸗Kammer unmittelbar abgeschlossen sei. Lehzen: Wie er schon erwähnt, haben Verhand⸗ lungen über ein vorzunehmendes Taxat stattgefunden; ein Taxatum sei aber schließlich der Rente nicht zu Grunde gelegt. Der Kon⸗ trakt sei später von der Kammer allerdings aufgestellt und vollzo⸗

8 Er wünsche namentlich g

prüft zu sehen, ob der Abtretung eine Untersuchung von sachver⸗ ständigen Kammerkommissären voraufgegangen sei. Er könne kaum glauben, daß sachkundige, ihrer Pflicht und ihres Eides sich bewußte Männer sich so weit vergessen hätten, im Jahre 1843 einen Erb⸗ pachtkontrakt abzuschließen, der erst im Jahre 1850 ins Leben treten solle, wo das Objekt vielleicht schon 5⸗ oder 6mal so viel werth ge⸗ worden sei, als es zur Zeit des Kontraktabschlusses werth war. So wie ihm mitgetheilt, seien schon jetzt über 100 Morgen nutzbares Land vorhanden, das Jück sei mindestens 5 Thaler an Pacht werth, also betrage schon jetzt der Ertrag die Summe von 500 Thalern; ferner solle an den Außenseiten der Insel sehr viel Reitwachsen, im Werth von jährlich 100 Thalern, ferner solle außerhalb der nutzbaren Fläche schon jetzt wieder einFlächenraum von 300 Morgen angeschwemmt sein. Es sei gegenwärtig die Insel allerdings erst zu 100 Rthlr. verpachtet, schon danach habe Herr von Voß einen Nutzen von 100 „Ct., die Pacht dauere indeß nur bis 1852, und es werde versichert, daß die dann folgende Pacht, sehr mäßig angeschlagen, an die 300 Rthlr. betragen werde. Diese Nachrichten seien aus zuverlässiger Quelle mitgetheilt, und er wünsche daher dringend, daß die Sache einer strengeren Untersuchung unterzogen werde. Lindemann und Landdrost Meyer wünschen sofortige Beschlußnahme über den Antrag, indem sie fürchten, daß bei einer Verweisung an den Ausschuß in dieser Diät kein Beschluß mehr gefaßt werde. Lang II.: Würde der Ausschuß die Sache so lange verzögern, daß die Fassung des Beschlusses nicht mehr möglich sein werde, so würde derselbe dadurch eine Verantwortlichkeit auf sich 8 die beispiellos sei. Stüve war gleichfalls der Ansicht, daß eine vorgängige Prüfung durch den Ausschuß sich empfehlen 8 ge. Solche Kontrakte der oberen Domanialbeamten können üedhig⸗ nicht statuirt werden, weder direkte noch durch sie für Andere ver⸗ mittelte. Darüber das Richtige zu bestimmen, dürfte nur nach sorgfältiger Erwägung aller Verhältnisse möglich werden. giebt auch dem Ausschusse anheim, zu untersuchen, ob ni 8 8 Handlungsweise mehrerer Staatsdiener, welche aus I Domanial⸗ Ablösungsfonds Anleihen gemacht haben, unter die Bestimmungen des Art. 261 des Strafgesetzbuches falle. Lang II. nahm darauf in seinen Antrag noch die Bedingung auf, daß der Finanz⸗ Aus⸗- schuß spätestens bis zum nächsten Mittwoch Bericht erstatte. Die⸗ ser Antrag wurde mit großer Majorität angenommen, wodurch die Beschlußnahme über den Franckeschen Antrag für heute nicht stattfand.

Hannover, 21. Juni. Erste Kammer. Die Anträge zu dem Regierungsschreiben über den Offizier⸗Pensions⸗Etat standen heute zur ersten Berathung. Der Ausschuß beantragt, die jetzigen seit 1837 bedeutend erhöhten Pensionssätze bis zum allmäligen Ausster⸗ ben der Empfänger zu bewilligen, die volle Verantwortlichkeit für die Erhöhung jedoch nicht zu übernehmen, sondern denen beizu⸗ messen, welche dazu gerathen haben. Die hochsten Pensionssätze beim Militair waren, wie Bothmer, Berichterstatter des Aus⸗ schusses, erwähnt, durch den Tarif von 1831 auf 1600 Rthlr. festgestellt. Im Jahre 1837 wurden sie so bedeutend erhöht, daß die höchsten Pensionen 2800 Rthlr., die nächstfolgenden 2000 Rthlr. und erst die dritten in der Reihe 1600 Rthlr. betrugen. Der Ausschuß glaubt indeß den gegenwärtigen Zeitpunkt nicht geeignet, der Regierung eine Rückkehr zu dem Tarif von 1831 zu empfehlen. Um den Antrag des Ausschusses zu rechtfertigen, werden von den Vertheidigern desselben, Bothmer, von Münch hausen und Hermann, außer anderen Gründen, die Verdienste der Ar⸗ mee in der Schlacht bei Waterloo, in der neuesten Zeit, und end⸗

gen. Francke glaubt, die Stände⸗Versammlung habe große Ur- sache, darauf hinzuwirken, daß Wiederholungen solcher Fälle, wie hier heute zur Sprache gebracht seien, für die Zukunft unmöglich gemacht würden. „Es handelte sich dab ei“, sagt er, „nicht allein um den ma⸗ teriellen Nachtheil, der den Kassen erwächst, sondern wesentlich darum, daß durch solche Kontrakte das Vertrauen im Lande untergraben wird. Ueberall, wohin man hört, hört man die schärfsten und bittersten Ur⸗ theile über die fraglichen Fälle, und daraus können die schlimmsten Folgen entstehen.“ Er wolle daher beantragen, der Regierung zu er⸗ klären, daß Stände eine gesetzliche Bestimmung für erforderlich erachten, wodurch allen bei der Domanial⸗Verwaltung betheiligten höheren Staatsdienern die Abschließung von Privatkontrakten über Theile des Domaniums oder anderes Staatsvermögen verboten und alle diesem Verbote zuwider abzuschließenden Verträge für nichtig erklärt werden; auch die Regierung zu ermächtigen, die gedachte Gesetzesvorschrift ohne weitere Verhandlung mit den Ständen zu erlassen. Lang II., mit der Tendenz des Antrags einverstanden, hielt für zweockmäßig, die Beschlußnahme in diesem Augenblicke aus⸗ zusetzen. Es seien ihm heute die Akten über die fragliche Geschichte übergeben; der Finanz-Ausschuß werde die Sache einer genauen Prüfung zu unterziehen haben, und deshalb möge es zweckmäßig sein, erst den Bericht des Ausschusses abzuwarten, ehe man einen Beschluß fasse. Weinhagen stimmte dieser Ansicht bei und wünschte, daß der Ausschuß namentlich sein Augenmerk auch dar⸗ auf richten möge, ob hier nicht eine peinliche Untersuchung eingelei⸗ tet werden müsse. Ministerial⸗Vorstand Lehzen entgegnete, daß seine Mittheilungen keine Veranlassung zu einer derartigen Ver⸗ muthung gegeben haben könnten. Weinhagen: Die Sache sei ihm aus dem Vortrage des Herrn Ministers ganz klar geworden. Sie stehe dennoch so, daß ein höherer Staatsdiener sich durch einen Koͤntrakt von dem seiner eigenen Verwaltung und Obhut untergebenen Staatsvermögen auf eine für ihn so vortheilhafte Weise, als nur immer möglich, angeeignet habe, und es könne so ohne Weiteres gewiß nicht darüͤber abgeurtheilt werden, ob nicht der Fall, ganz abgesehen von der Nichtigkeit oder Anfechtbarkeit noch Civilrecht, Aehnlichkeit mit einem vor einigen Jahren in Frankreich vorgekommenen Falle habe, wo ein höherer Staatsdiener (Teste⸗Cubieres) Staatseigenthum an sich gebracht habe, der dafür zum Zuchthause verurtheilt sei. Er wünsche daher dringend, daß die Kommission auch über diesen Punkt sich äußere. Gerding: Ob die Kontrakte nicht anzufechten seien, z. B. wegen Caesio enormis, sei so klar noch gar nicht, und deshalb wünsche auch er vorgängige Prüfung durch die Kommis⸗ Sas werde sich dann auch erst übersehen lassen, welche Be⸗ schlüsse für die Zukunft zweckmäßig zu fassen seien. Hirsch er⸗ sich für sofortige Berathung und Beschlußnahme über den Franckeschen Antrag, weil dad 1 üfung übir die U gültigkeit oder Güi adurch eine Prüfung über die Un⸗ trakte nücht er hier zur Sprache gebrachten Kon⸗ richtig; eben so be wee. Lang II.: Das sei allerdings wegen einzelner e auc. daß man hier zu einem Antrage Beschluß der Stände we v. 9 veranlaßt sei, und er meine, ein gischer motivirt werden rde der Regierung gegenüber weit ener⸗ Thatsachen stütze. Er dhtene 888 man sich dabei auf bestimmte an den Finanz⸗Ausschuß zur 9 zaher, daß die Angelegenheit zuvor wiesen werde. rüfung und Berichterstattung über⸗

Reese hatte gleichf

Weser⸗Insel an Herrn von Voß gen der ihm gewordenen Müttheilungen 18. . efasgeeede anne.

lich der Grund geltend gemacht, daß die an Hannover angränzenden Staaten, selbst die kleineren, einen gleich hohen Pensions⸗Etat, wie der jetzige hannoversche ist, haben. Wyneken findet in den ange⸗ führten Gründen keine genügende Rechtfertigung der Bewilligung. Die Erhöhung, wie sie durch den völlig willkürlichen Tarif von 1837 beliebt sei, eine Erhöhung, zu welcher die Genehmigung der Stände weder verlangt, noch ertheilt ist, stehe so wenig im Ein⸗ klang mit den übrigen Besoldungen und Pensionen im Staate, daß er sie mehr als sonderbar finden müsse. Er wisse nicht, woher den fechtenden Staatsdienern ein solcher Vorzug gebühre. Selbst ebenfalls in der Armee dienende, nicht fechtende Beamte seien unverhältnißmäßig schlechter als jene gestellt. So unter Anderem erhalte ein Ober⸗Wundarzt so viel, wie ein Compagnie⸗Chef, während doch für jenen eine weit höhere wissenschaftliche Ausbildung und die lange Studien⸗und Vorbereitungs⸗ zeit sprechen müßte. Das sei eine Herabwürdigung der Wissenschaft, die ihm im höchsten Grade tadelnswerth erscheine. Er halte dafür, daß ein Ober⸗Stabsarzt mindestens einem General an Gehalt gleichgestellt sein müsse, er mühe sich ab im Frieden und Kriege, während die Thätigkeit der Offiziere erst im Kriege beginne. Her⸗ mann hält diese letzte Ansicht für unhaltbar, das Einkommen des Wundarztes beschränke sich nicht auf seine militairische Praxis, wie das des Generals. Bothmer: Das getadelte Besoldungsverhält⸗ niß bestehe nun einmal in allen Armeen Europa's. Hannover stehe es nicht an, Ausnahmen und Abweichungen von dem, was allgemein als zweckmäßig erkannt ist, zu machen. Wyneken: Früher möge es als zweckmäßig erkannt sein, aber er habe gehofft, daß seit 1848 andere Grundsätze Platz gegriffen hätten. Es wird darauf die Bewilligung ausgesvrochen unter den vom Ausschuß hinzugefügten Bedingungen.

Die Kammer nimmt darauf den Beschluß zweiter Kammer, dem Finanzausschuß eine Berichterstattung über die an die Herren von Lülcken und von Voß verliehenen Damaineninseln bis zum Mittwoch aufzutragen, ohne Widerspruch an. Nur die Form des Auftrages, die bestimmte Weisung, bis Mittwoch Bericht zu erstat⸗ ten, findet mehrfach Anstoß. Kammerrath Münchhausen glaubt, die Terminsetzung sei wirkungslos; er werde jetzt gerade im Fi⸗ nanzausschuß darauf antragen, den gewünschten Bericht nicht am Mittwoch, sondern am Donnerstag den Kammern vorzulegen. Die Petitionen für Domainen⸗Parzellirungen werden der Regierung übersandt, der Beschluß zweiter Kammer dagegen wiederholt und zum viertenmale abgelehnt. Darauf zweite Berathung des Bud⸗ gets der Harzverwaltung. Der Beschluß zweiter Kammer, den Gehalt des Berghauptmanns auf 2500 Rthlr. (von 2800 Rthlr.) herabzusetzen, wird, obwohl bekämpft von Kammerrath Münchhausen, Angerstein und Honstedt, auch hier angenommen. Erledigt werden ferner die Positionen für Salinen, Kohlenbergwerke, Posten, Chausseen, sonstige Einnahmen ꝛc. Auf den Vorgang zweiter Kam⸗ mer wird, abweichend von dem früheren Beschlusse, das Aufhören des „Magazins“ der Regierung zur Erwägung verstellt; ferner die Steuerverwaltung, und wird damit das Budget überhaupt, mit Ausnahme des Eisenbahnhaushaltes erledigt.

Schließlich Berathung der Städte⸗Ordnung. Dem in vori⸗ ger Sitzung gefaßten Beschlusse über Verwaltung städtischer Polizei war formell noch die Beschlußfassung über den §. 77 mit Wyne⸗ ken's Aenderung anzureihen. Es wurde derselbe erst heute zur Beschlußnahme verstellt. Ihre Voten motivirten verschiedene Mit⸗ glieder. Hammerstein, Braun, Münchhausen werden jetzt gegen den Paragraphen stimmen. Die Regierung könne mit ihm nicht gehen; er werde sie zwingen, ihre Verpflichtung, für Ruhe und Ord⸗ nung zu sorgen, nicht zu erfüllen, oder es zu thun trotz des Gesetzes.

Hermann gegen den Entwurf, weil es Jedem einleuchten müsse und aus der gestrigen Verhandlung sich ergeben habe, daß die Regierung mit dem Paragraphen in seiner jetzigen Verfassung nich zu gehen gesonnen sei. Wyneken, Honstedt, Rautenberg Vezin für den Paragraphen. Er werde durch das Landes⸗Ver⸗ fassungsgesetz geboten, an dem festzuhalten die vornehmste Rück⸗ sicht gebiete. Die Regierung könne wohl mit ihm gehen, wenn sie nur wolle, und könne sie es wirklich nicht, so hätte sie dies bei Er⸗ lassung der Landesverfassung bedenken müssen. Nicht hier sei der Ort, von demselben abzuweichen. Kirchhoff, Wolff, Deckern und schließlich Saxer gegen den Paragraphen, unter Verwahrung daß sie eine Verletzung der Landesverfassung nicht beabsichtigen Der Paragraph wird darauf in der Wynekenschen Fassung gegen 22 Stimmen angenommen, wonach die betreffende Stelle also lau⸗ tet: „Wider Willen der Stadt ist die Anordnung oder Beibehal⸗ tung einer solchen Königlichen Polizeibehörde unzulässig.“ Her⸗ mann erklärt nachträglich, er werde bei den späteren Paragraphen immer so votiren, als ob dieser Beschluß nicht gefaßt sei. Den Folgerungen aus demselben könne er nicht beistimmen, er könne nur sätzen weiter bauen, die ausführbar und gesund seien.

auf Grunds

Zweite Kammer. Bei der heutigen zweiten Berathung des Ausgabebudgets wurden zu der Position für das Kriegs⸗Ministeriun von Grumbrecht und Weinhagen mehrere Anträge gestellt. Di Anträge Grumbrecht's gingen geradezu auf Streichung von 160,000 Thalern an den Militairbudget. Gegen diesen Antrag wurde ausführlich von Lang II. und Stüve gesprochen, weil die Stände nicht die Befugniß hätten, einseitig an dem regulativmäßigc feststehenden Militairetat zu ändern, sondern nur in Folge einer Vereinbarung mit der Krone etwas Anderes an die Stelle des Be⸗ stehenden gesetzt werden könne. Die Anträge wurden, nachdem meh⸗ reremale von beiden Seiten gesprochen war, abgelehnt. Von den Anträgen Weinhagen's, die verschiedenen Inhalts waren, unter Anderen die Bedachtnahme auf Ersparungen der Regierung dringend empfahlen, eine Revision der Militairstrafgesetzgebung, Aufhebung des Kadettenhauses u. s. w. forderten, wurden meist mit großer Majorität angenommen.

Wissenschaft und Kunst. 1 Stein. b

Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein, von G. H. Pertz. Berlin, Verlag von Reimer. 1850. Zweiter Band.

Der zweite Band von Stein's Lebensbeschreibung umfaßt die Zeit vom Jahre 1807 bis zum Jahre 1812. Im Anfang dieses Zeitraums sehen wir ihn an der Spitze des preußischen Staates als ersten allmächti⸗ gen Minister; hernach finden wir ihn flüchtig, geächtet auf fremdem Boden. Seine Größe bewährt sich unter diesen schroffen Gegensätzen: wir bewun⸗ dern an ihm bald die geniale Kraft des Schaffens, die in einem schon halb erstorbenen Staat neues Leben zu wecken weiß, bald die Festigkeit,

mit der er, von jeder eigenen Thätigkeit ausgeschlossen, im Unglücke aus⸗ harrt, und doch auch hier noch durch Rath und Anregung für das Ziel, das er sich gesteck hat, die Befreiung und Regeneration seines Vaterlandes, wirkt. Diese Unermüdlichkeit in der Verfolgung eines sittlichen Stre⸗ bens giebt ihm die Größe eines antiken Charakters, und darum wirkte sein Wesen mehr noch als seine Thaten, und sein geistiger Einfluß war größer als sein materieller.

Was wir schon bei der Besprechung des ersten Bandes von Pertz Werke gerühmt haben, die Fülle des Materials, das uns der Verfasser bietet, die Enthaltsamkeit, mit der er uns Stein's eigene Worte und Schrif⸗ ten meist unversehrt mittheilt, das müssen wir in noch höherem Grade be diesem Bande anerkennen. Wir ahmen ihm nach, und geben sogleich ein Uebersicht aus dem reichen Inhalt seines Werkes.

Mit welcher Selbstüberwindung Friedrich Wilhelm III. nach dem til⸗ siter Frieden Stein, den er so unfreundlich entlassen hatte, wieder ins Mi⸗ nisterinm zu berufen sich entschloß, und wie Stein von den Freunden des hohenzollernschen Hauses bewogen wurde, diesem Ruf zu folgen, war schon im ersten Bande berührt. Der zweite beginnt mit der Ankunft Stein's in Memel, wo damals der König seinen Hof hielt. Er fand ihn höchst nie⸗ dergedrückt, überzeugt, daß ihn ein unerbittliches Schicksal verfolge, und sogar bereit, in den Privatstand zurückzutreten, um wenigstens von seinem Lande dies Schicksal abzuwenden. Stein übernahm die oberste Leitung aller Civil⸗Angelegenheiten, unter der Bedingung, daß Beyme, der ihm während seines früheren Ministeriums so oft im Wege gestanden hatte, aus der Umgebung des Königs entfernt würde. In welchem Sinne er die Verwaltung führen würde, darüber sprach er sich folgendermaßen aus: „Hat man sich überzeugt, daß das Verdrängen der Nation von jeder Theil⸗ nahme an der Verwaltung öffentlicher Angelegenheiten den Gemeingeist er⸗ stickt, und daß dessen Stelle eine Verwaltung durch besoldete Behörden nicht ersetzt, so muß eine Veränderung in der Verfassung erfolgen. Das zudring⸗ liche Eingreifen der Staats⸗Behörden in Privat⸗ und Gemeinde⸗Angele⸗ genheiten muß aufhören und dessen Stelle nimmt die Thätigkeit des Bür⸗ gers ein, der nicht in Formen und Papier lebt, sondern kräftig handelt, weil ihn seine Verhältnisse in das wirkliche Leben hinrufen und zur Theil⸗ nahme an dem Gewirre der menschlichen Angelegenheiten nöthigen. Man muß bemüht sein, die ganze Masse der in der Nation vorhandenen Kräfte auf die Besorgung ihrer Angelegenheiten zu lenken; denn sie ist mit ihrer Lage und ihren Bedürfnissen am besten bekannt, und auf diese Art nimmt die Verwaltung eine dieser Lage gemäße Richtung und kommt in Uebereinstim⸗ mung mit dem Zustand der Kultur der Nation. Es wird die Gesetzgebung ecier Nation mangelhaft bleiben, wenn sie sich allein aus den Ansichten der Geschäftsleute oder der Gelehrten bildet. Die Ersteren sind mit Besor⸗ gung des Einzelnen so sehr überladen, daß sie die Uebersicht des Ganzen verlieren und so sehr an das Erlernte, Positive gewöhnt, daß sie allem Fort⸗ schreiten abgeneigt sind: die letzteren sind vom wirklichen Geschäftsleben zu sehr entfernt, um etwas Nützliches leisten zu können. Hat eine Nation sich über den Zustand der Sinnlichkeit erhoben, hat sie sich eine bedeutende Masse von Kenntnissen erworben, genießt sie einen mäßigen Grad von Denk⸗ freiheit, so richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre eigenen National⸗ und

Kommunal⸗Angelegenheiten. Räumt man ihr nur eine Theilnahme daran ein, so zeigen sich die wohlthätigsten Aeußerungen der Vaterlandsliebe und des Gemeingeistes; verweigert man ihr alles Mitwirken, so entsteht Miß⸗ muth und Unwille, der entweder auf mannigfaltige schädliche Art ausbricht, oder durch gewaltsame, den Geist lähmende Maßregeln unterdrückt werden muß. Die arbeitenden und die mittleren Stände der bürgerlichen Gesell⸗ schaft werden alsdann verunedelt, indem ihre Thätigkeit ausschließend auf Erwerb und Genuß geleitet wird, die oberen Stände sinken in der öffentli⸗ chen Achtung, durch Genußliebe und Müßiggang, oder wirken nachtheilig 8 durch wilden unverständigen Tadel der Regierung. Die spekulativen Wise senschaften erhalten einen usurpirten Werth, das Gemeinnützige wird ver⸗ nachlässigt, und das Sonderbare, Unverständliche zieht die Aufmerksamkeit des menschlichen Geistes an sich, der sich einem müßigen Hinbrüten über⸗ läßt, statt zu einem kräftigen Handeln zu schreiten.“

Die Gründung des Staates auf die Autonomie freier Männer, das war hiernach das Ziel, nach dem Stein strebte, und der höchste Gesichts⸗ punkt, der ihn bei allen seinen Maßregeln leitete.

Zuvor aber mußte die persönliche Freiheit hergestellt werden. Der Bauerstand war noch sast durchweg persönlich unfrei und an die Scholle gebunden; er hatte sein Gut nur zu Nießbrauchsrecht und war zu uner⸗ schwinglichen Frohndiensten gegen den Herrn verpflichtet. Der Bürgerstand war in den kleinen Mediat⸗Städten wie der Bauer der Gerichtsbarkeit des Grundherrn unterworfen; die größeren landesherrlichen Städte wurden von den Kriegs⸗ und Domainen⸗Kammern willkürlich verwaltet und dier 9897 keitlichen Stellen in ihnen regelmäßig mit Invaliden besetzt. Der Verkehr mit Grundstücken, der Gewerbebetrieb, der Handel, selbst der Provinzen unter einander, war beschränkt. Auch der Adel, trotz seiner Privilegien, litt

unter der allgemeinen Unfreiheit; er konnte weder nichtadlige Güter erwer⸗ ben, noch ein bürgerliches Gewerbe treiben.

Stein warf alle diese Schranken nieder. Durch das Edikt, den er⸗ leichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigenthums, so wie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner betreffend, löste er das Un⸗ terthänigkeits⸗Verhältniß der Bauern und gab jedem Unterthan das Recht zum Besitz jeder Art Grundstücke und zum Betrieb jedes Gewerbes. Durch ein zweites Edikt hob er alle Standesvorzüge bei der Besetzung der Aemter auf und machte auch die höchsten Staatsstellen den Niedrigsten zugänglich. Den Städten gab er dann durch die berühmte Städte⸗Ordnung das Recht zur eigenen Wahl ihrer Beamten und zur selbstständigen Verwaltung ihres Vermögens. Und Alles zu krönen und zu befestigen, wollte er zur Theil⸗ nahme an der Verwaltung in den Provinzen Abgeordnete der Kreise hin⸗ zuziehen, wie zur Mitwirkung an der Central⸗Regierung selbst Reichsstände berufen werden sollten.

Und doch war dies für Stein nur Mittel zum Zweck; er wollte ein

neues kräftiges Geschlecht erziehen, das fähig wäre, den Feind, der damals

auf Deutschland lastete, zu vertreiben und die Herrlichkeit des deutschen Namens wiederheczustellen. Darum versäumte er neben jenen mehr mate⸗ riellen auch die geistigen Mittel nicht; durch eine verbesserte Erziehung hoffte er einen patriotischeren Sinn, durch Erweckung der Religion eine dem Irdischen mehr abgewendete Begeisterung zu erzeugen. Darin glich er den großen Gesetzgebern des Alterthums, die sich auch nicht begnügten, Formen der Verfassung zu erfinden, sondern Sitte und Leben, Geist und Charakter ihres Volkes bestimmten.

Daß Stein bei einem so durchgreifenden Streben viel Anstoß erregte, sich Freunde des Alten fanden, die durch Kabalen und Listen ihn zu entfernen oder wenigstens zu hemmen suchten, war nur zu natürlich. An der Spitze dieser Partei standen die Generäle von Kalkreuth und von Zastrow. Durch Beyme und Köckeritz suchten sie ihren Einfluß auf den König zu behaupten. Beyme war, trotzdem, daß Stein beim Eintritt ins Ministerium seine Entfernung zur Bedingung gemacht hatte, nicht sofort entlasen worden. Stein beharrte bei seiner Forderung, und es trat ein bedenklicher Augenblick der Spannung zwischen ihm und dem König ein. Die Königin legte sich ius Mittel. „Ich beschwöre Sie“, schrieb sie an Stein, „haben Sie nur Geduld mit den ersten Monaten, der König hält gew.ß sein Wort, Beyme kömmt weg, aber erst in Berlin. So lange geben Sie nach. Daß um Gotteswillen das Gute nicht um drei Monate Geduld und Zeit über den Haufen falle. Ich beschwöre Sie um König, Vaterland, meine Kinder, meiner selbst willen darum. Geduld!“ Es ist überhaupt auf⸗ fallend, wie Stein gerade in dem weiblichen Theile des Königlichen Hauses eine vorzugsweise Stütze fand. Gerade die begabtesten Prinzessinnen wa⸗ ren seine eifrigsten Freunde. Pertz theilt eine Reihe von Briefen mit, welche die Königin Luise, die Prinzessin Marianne, Gemahlin des Prinzen Wil⸗ helm, die Prinzessin Luise, Schwester des bei Saalfeld gefallenen Prinzen Louis Ferdinand, an Stein geschrieben haben, und aus denen allen die unum⸗ wundenste Verehrung und die aufrichtigste Zuneigung spricht. Dem Könige selbst sagte er weniger zu. Der Ruhe und Kälte, welche Friedrich Wilhelm III. eigen war, war das feurige, heftige Wesen Stein's gar zu widerstrebend; er ließ ihn jetzt gewähren, weil er die Nothwendigkeit dazu einsah; ein Liebling war Stein ihm aber niemals. Das wußte die Kalkreuthische Par⸗ tei sehr wohl, und sie machte wiederholte Versuche, diese Stimmung des Königs in ihrem Interesse zu benutzen. So ward einmal eine große Abend⸗ Gesellschaft veranstaltet, „worin auf einem Kalkreuthschen Landhause bei nigsberg alle Vertrauten der Partei erscheinen und das Königspaar umge⸗ ben sollten; sie hofften die Entlassung des Ministers zu erlangen. Die ge⸗ wöhnlichen Einladungen an die Personen der höheren Gesellschaft ergingen, unter ihnen auch an Stein, da man wußte, daß er keine Abendgesellschaft

besuchte. Er erhielt jedoch Künde von dem Zweck der Vereinigung, und als Alles im besten Gange war, trat er plötzlich in die Gesellschaft, wen⸗ dete sich an den Wirth und sagte, er habe vernommen, daß hier heute Abend sehr interessante Sachen verhandelt werden sollten und deshalb nicht dabei fehlen wollen. König und Königin freuten sich sehr, ihn so unerwar⸗ tet zu sehen; der Minister war heiter und gesprächig, und die Plane der Partei wurden vereitelt.“

Ein großer Vortheil war es für Stein, daß seine Kenntnisse in der

Finanzwissenschaft für die Regierung damals nnentbehrlich waren. Kein Anderer als er hätte es verstanden, den harten Anforderungen, welche die Bedingungen des tilsiter Frirdens an die preußischen Finanzen stellten, auch nur einigermaßen zu genügen. Die Räumung des Landes von den fran⸗ zösischen Truppen war von der Bezahlung von Kriegscontributionen abhän⸗ gig gemacht, deren Höhe Daru im Oklober 1807 auf 120 Millionen Fran ken veranschlagte. Zugleich forderte Napoleon, die bedeutendsten preußi⸗ schen Festungen in seinen Händen zu behalten. Während Verhandlun⸗ gen um Ermäßigung der französischen Forderungen, angeknüpft wurden, wendete Stein allen Scharssiun auf, dem erschöpften Lande die Zahlung so großer Summen möglich zu machen. Er sorgte für Zahlungs m 1 „in⸗ dem er zum Ersatz für das in das Ausland gegangene 6 d 6 Papiergeld durch die Verordnung, daß es sowohl an öffentlichen assen, als in Privatverkehr nach dem Course genommen und Lgegeben werden ie Natur eines festen Cirkulationsmittels verlieh. 1 eii der bedrückten Grundbesitzer half er durch ein C eneral⸗In dult auf, wonach ihnen die Bezahlung aller Schulden auf zwei Jahre gestundet vurde. Auch die Beduͤrfnisse des Schatzes befriedigte er durch J er ausgedehntesten Ersparungen (sein eigenes Gehalt hatte Ce. die Hälfte herabgesetzt), durch Ausschreibung Verpfändung und Veckauf von Domainen. Es ist für den National⸗Oe o⸗ nomen im höchsten Grade lebrreich, den Schritten Stein s in dieser krisis genau zu folgen. In der höchsten Noth des Augenblicks waren a le seine Maßregeln zugleich auf die Zukunft berechnet; und. meistens verfolgte er mit denselben Mitteln, mit welchen er die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigte, höhere staatswirthschaftliche Zwecke. So suchte er die Schulden des Staates auf die Provinzen und Kommunen zu vertheilen, und indem er diesen dann empfahl, sie durch den Verkauf ihrer Gemeinheiten zu decken, welche in den Händen von Privatleuten bedeutend an Werth Zewinnen mußten, erreichte er zugleich eine unmittelbare Vermehrung des National⸗ 0 9) 85 k— 8 1 9 wollten die Unterhandlungen mit Daru keinen günstigen Fortgang nehmen. Darn schien absichtlich, um sie zu keinem Erfolge kom⸗ men zu lassen, immer neue und immer ungerechtere Forderungen zu erheben. Der Geheime Finanzrath Fock, der von preußischer Seite mit der Führung der Unterhandlungen betraut war, machte mit seiner ängstlichen Gewissen⸗ haftigkeit das herrische Wesen des Franzosen, der auf alle Einwürfe ent⸗ gegnete, es handele sich nicht um eine Rechnung der Arithmetik, sondern der Politik, nur noch mehr steigern. Stein beschloß, sich durch den russi⸗ chen Gesandten direkt an Napoleon zu wenden und die Unterhandlungen in Paris selbst durch den P rinzen Wi lhelm, den jüngsten Brud er des Kö⸗ nigs, betreiben zu lassen. Seine Feinde benutzten die Zwischenzeit, ihn bei dem König anzuschwärzen, als sei er die Ursache, daß die Unterhandlungen zu keinem Abschluß gediehen, und empfahlen den Herrn von Zastrow als einen geeigneten Unterhändler. „Welche Mittel“, schrieb Stein, als er da⸗ von erfuhr, mit seiner gewohnten Derbheit und Offenheit an den König, „welche Mittel hat der General Zastrow anzubieten, welche die Wirkung jener (der russischen Vermittelung und der Sendung des Prinzen Wilhelm) er setzen sollen? Will er jitzt schließen auf die Bedingungen, die Daru zuletzt vorgelegt hat? Will er eine unbedingte Nachgiebigleit anwenden und sich so passiv und null verhalten, als er bei den Negociationen über den Waffen⸗ stillstand that? Als er in seinen Unterhandlungen mit Englaud verfuhr, wo er das Eigenthum von Schiffen und Waaren Ew. Majestät aufopferte, zu deren Zurückgabe Lond Hutchinson autorisirt war? Glaubte er das Zu⸗ trauen des Publikums sich erworben zu haben, wenn er es verweigert, zur Armee zu gehen, als ihn Ew. Majestät dazu aufriefen? Er beabsichtigt in dem vorliegenden Falle nichts als Kriegs⸗Minister zu werden, und alle Freunde des Schlendrians, der alten Mißbräuche unterstützen öffentlich und heimlich sein Gesuch und seinen Plan. b

Prinz Wilhelm, welchem Alexand er v on Humboldt beigegeben war,hatte den Auftrag, durch sein persönliches Auftreten die Vorurtheile des Kaisers gegen den König und die Königin zu zerstreuen, eine Herabsetzung der Contribution auf 40 Millionen Franecs zu bewirken, und dagegen eine Verbindung Preußens mit Frankreich und die Stellung eines Hülfscorps anzubieten, welches nach den damaligen politischen Aussichten gegen die Türkei gebraucht worden wäre. Im Falle er hiermit williges Gehör fände, sollte er zugleich die Herstellung Preußens als einer selbstständigen Macht, welche Frankreich gegen den Osten Sicherheit gewähren könne, und wenig⸗

1083

stens die Zurückgabe von Danzig, Magdeburg und des unter der schwachen sächsischen Verwaltung unzufriedenen Südpreußens einleiten. Der Prinz fand Napoleon nicht in Paris anwesend; erst im Januar 1808 kam er wieder. Napoleon begann die Unterredung sogleich mit heftigen Vorwürfen gegen den König; der Prinz vertheidigte seinen Bruder mit Lebhaftigkeit; gelobte die Aufrichtigkeit seiner Gesinnungen, schilderte das Unglück seines Hauses und seines Vaterlandes, und erbot sich zuletzt, sich und seine Ge⸗ mahlin persönlich als Geißel sfür die pünktliche Zahlung der Contribution zu stellen, wenn Napoleon in eine Ermäßigung willigen wolle. Napoleon erwiederte nur lächelnd: das könne er unmöglich annehmen.

Der 25jährige Prinz hatte diesen Plan, sich persönlich als Geißel au⸗ z bieten, vor seiner Abreise von Memel heimlich mit seiner Gemahlin berathen; weder der König noch Stein wußten darum; es sollte der letzte Trumpf sein, wenn alle andere Karten ausgespielt wären. In dem Bericht über die Unterredung mit Napoleon erwähnte er auch nichts davon, daß er das An⸗ erbieten gemacht habe; die Prinzessin forderte ihn deshalb von neuem dazu auf und erklärte sich selbst zu jedemn Opfer bereit. Sie gab ihren Brief Stein zur Besorgung, und theilte ihm ihren Entschluß in einem Schreiben mit, welches eine deutliche Anschauung ihrer Gemüthsstimmung giebt.

„Ich kann mir nicht verwehren“, schrieb sie, „Ihnen eine Stelle mei⸗ nes Briefes an Wilhelm mitzutheilen, damit ich Sie überzeuge, daß, was ich heut that, nicht in den Tag hinein gehandelt war, sondern daß ich züber⸗ legt auf das Aergste gefaßt bin: daß ich solches niederschreiben kann, ohne Zittern, ohne Hinsinken, sieh’ das lehrt die Liebe, die starke Liebe nur! Wenn ich bei Dir sein kann, gleichviel im Kerker oder in Palästen, wenn nur mit Ehre, dort ereile ich Dich bald wenn es dann einst beendet ist, keh⸗ ren wir beglückt zurück ins Vaterland. Wenn es möglich aber wäre, daß ihm das Zögern zu lang dauerte mit den Bezahlungen und er es anders mit Dir enden wollte O, da giebt es ja wohl Wege genug zu seinem Herzen, oder nicht Herz, daß er mich mit Dir gehen ließ. Wir stehen allein jetzt wir dürfen es Amelia ist ja auch schon todt. O und dann sind wir ja auf ewig selig.“ Antworten Sie mir nicht; es war mir nur daran gelegen, ganz von Ihnen, den ich so unendlich schätze und liebe, verstanden zu werden.

Stein war in Verlegenheit; er war viel zu scharfblickend, um Erfolg von einem Schritte zu erwarten, der so wenig mit dem klaren, nüchternen Wesen Napoleon's übereinstimmte. Doch mochte er der edlen Absicht des Prinzen nicht in den Weg freten. Indem er deshalb mit wärmster Aner⸗ kennung ihm für seinen Entschluß dankte, suchte er ihn zugleich über die einzig möglichen Wirkungen desselben aufzutlären.

„Ihre Königl. Hoheit die Prinzeß,“ schreibt er ihm, „machten mich mit dem edlen, großen, auf alle, selbst den unglucklichsten Fall berechneten Ent⸗ schluß, den Sie mit Ew. Königl. Hoheit gefaßt hatte, bekannt. Diese Be⸗

I Immer von neuem versuchte es die französisch gesinnte Partei denn

reitwilligkeit, Alles aufzuopfern dem Vaterlande und der Ehre, was dem Menschen theuer und heilig ist, ist eine so schöne Erscheinung in diesem elenden, egoistischen Zeitalter, daß man nur wünschte, sie in ihrer ganzen Reinheit und Glanz aufzustellen, um alle fürs Gute nicht erstorbene Men⸗ schen zur Nachahmung aufzuregen und die Besseren zu trösten und zu stärken,. ECw. Königl. Hoheit erlauben mir, meine Meinung über die Sache selbst zu sagen und über den wahrscheinlichen Erfolg. Napoleon's Achtung für den Charakter eines jungen Fürsten, der sich für sein Vaterland auf⸗ opfert, wird steigen; es ist unmöglich, daß eine so edle Handlung nicht diese Wirkung habe und insofern wuͤrden für das Ganze wohlthaͤtige Folgen daraus entstehen. „Er wird nämlich auf die Versicherungen, die Ew. Königl. Hoheit ihm von den Gesinnungen Preußens geben, mehr trauen, und Ihr großer und

g Se den rschenae, 5 der d . 8. E11““ es anzuschließen und ihrer Politik das ** Zast vo fande 1 U ze zum Sturze Stein’s zu benutzen. Herr

Zastrow sandte dem König ein Memoire, worin er, wenn ihm das auswärtige Ministerium übertragen würde, von feinem Ein i Nap leon die heilsamsten Folgen für Preußer Spfins Einflusse bei Napo⸗ Stein die Eingabe mit und Stein d ees se ace Pe ebe

„Der Herr von Zastrow gründet seine Anforug ö“ auswärtigen Geschäfte ausf: 1I1“

a) das Zutrauen des Kaisers Napolcon, so er besitze;

b) auf den Verdacht, welchen dieser Monarch gegen mich hege;

wegen einer von Herrn von Jakobi übergeben sein sollenden Decla⸗

ration;

wegen meiner Verbindung mit den Herren Nagler, von Altenstein,

von Scharnhorst;

wegen der Nähe des Herrn Ministers von Hardenberg.

Was das Zutrauen des Kaisers Napoleon anbetrifft, so erinnern sich

Ew. Majestät gnaͤdigst, daß er meiner in zwei Unterredungen mit dem

Prinz Wilhelm als einer bei ihm in gutem Geruch stehenden Person er⸗

wähnte, und daß es auffallend ist, daß Herr von Zastrow, der durch seinen

Einfluß bei dem Kaiser Napolcon die Wiederherstellung des preußischen

Staates bewirken will, nicht im Stande ist, die Wiedererstattung der ihm

entzogenen Güter zu erhallen.

Von dem Memoire des Herrn von Jakobi ist mir nichts bekannt, so wie wir überhaupt wenig wissen, was Herr von Jakobi in London seit der unterbrochenen Communication vorgenommen.

Mit Herrn von Scharnhorst, Herrn von Altenstein und Herru Nagler habe ich die Verbindung, welche die Natur der ihnen anvertrauten Geschäfts⸗ zweige mit sich bringt.

Der Herr Staatsminister von Hardenberg sucht schon seit 3 Monaten theils in Berlin, theils in Kassel bei den französischen und westfälischen Autoritäten Pässe zur Rückkehr auf seine Güter im Westfälischen oder der Kurmark nach, bisher ohne allen Erfolg. Bei dem großen Einfluß, den der Herr von Zastrow bei dem Kaiser Napoleon zu haben glaubt, würde er gewiß dem Herrn von Hardenberg sich sehr verpflichten, wenn er seine Verbindungen benutzte, ihm einen Paß zur Rückkehr nach Deutschland zu verschaffen.“

Stein war schon bald nach Beendigung der mit Daru gepflogenen Verhandlungen nach Königsberg, dem damaligen Sitze der preußischen Re⸗ gierung, zuruͤckgekehrt. Mit Schön, Vincke, Stägemann und Niebuhr arbeitete er an den großen Reformen in der Verwaltung des Innern und der Finanzen, während er mit Scharnhorst, Gneisenau und Grolman die Umgestaltung des Heerwesens vorbereitete. Scharnhorst war ganz der Charak⸗ ter, der erforderlich war, den König zur Einwilligung in die durchgreifenden Veränderungen zu bewegen, welche demselben gerade im Militairwesen am meisten widerstrebten. Sohn eines Landmanns, zuerst in hannoverschen Diensten, die er verlassen hatte, weil Kastenvorurtheile sein verdientes Auf⸗ steigen hinderten, hatte er in Widerwärtigkeiten und Kämpfen die gediegene Kraft, den zähen Willen, den ruhigen Blick und die unverwüstliche auf einen Punkt gerichtete Thätigkeit sich erworben, welche dem Reformator nö⸗

thig sind. Sorgfältige, nie unterbrochene Beobachtung und angestrengtestes Studium hatten ihm eine vollkommene Kenntuiß seiner Wissenschaft, Reich⸗ thum an neuen Gedanken und Hülfsmitteln, zugleich aber auch die Vorsicht und Selbstbeherrschung gegeben, mit der man bei neuen Schöpfungen zu Welke gehen muß. Ein schlichtes, anspruchsloses, selbst vernachlässigtes Aeußere verbarg seine großen Pläne und glühenden Gefühle. Der König hatte Anfangs Widerwillen gegen seine hannoversche Geburt, seine gedehnte Aussprache und bequeme Haltung. Bald aber überwand Scharnhorst die⸗

edker Charakter wird ihm eine Garantie über das zukünftige Betragen jener Macht sein.

„Die geforderten Festungen wird er aber nicht räumen, denn sie sind ihm eine Operationsbasis gegen Rußland und Oesterreich. Einer Sicher⸗ heit, daß der Schwächere seine Verbindlichkeiten gegen den Stärkeren er⸗ fülle, bedarf es der Natur der Sache nach nicht, also liegt eine andere Absicht zu Grunde, wenn dergleichen gefordert wird, eine Absicht, die aber durch persönliche Bürgschaft u. s. w. nicht erreicht wird, daher es nicht zu erwarten ist, daß mau diese annehmen werde.

„Der gefaßte Entschluß wird also wahrscheinlich das Gute bewirken, daß er die persönliche Achtung vermehrt, also Zutrauen und Zuneigung ein⸗ flößt, das Anerbieten selbst wird nicht angenommen werden. Ich rathe da⸗ her, den Entschluß mündlich, wenn es möglich ist, oder schriftlich zu äußern.“

Der Prinz mochte fühlen, wie richtig Stein geurtheilt hatte; er schil⸗ derte in seiner Erwiederung den Verlauf des Gesprächs mit Napoleon und bat, es leinem Anderen mitzutheilen.

„Ich sehe,“ heißt es in seinem Briefe, „meine Frau hat Sie von Allem unterrichtet, und bemerke, daß ich vergaß, dieser mitzutheilen, was bereits in der bewußten Sache geschehen ist. Es ist wahr, ich wollte nach dem in Memel, kurz vor meiner Abreise entworfenen Plaue dessen Ausführung bis zum letzten entscheidendsten Moment aufbewahren. Die ungünstigen Auspizien, unter denen ich hier eintrat, Winke von Spuren übrig gebliebener Großmuth, welche sichere Quellen mir anzeigten, die hieraus geschöpfte Idee, der erste Eindruck müsse der Haupteindruck sein, dann der große Augenblick selbst die Begeisterung Alles überzeugte mich und riß mich hin, anzufangen, womit ich enden wollte. Sie wissen aus meinem ersten Bericht, wie eingewurzelter Haß und Man⸗ gel an Zutrauen aus allen Neden des gewaltigen Mannes hervorleuchteten. Da faßte ich den Entschluß, mich selbst augenblicklich statt jeder anderen Sicherheit anzubieten, als Geißel in seiner Macht zu bleiben, und zum Beweis, wie fest er auf meinen Bruder rechnen könne, bot ich ihm meine Dienste an, dessen Liebe zu mir müsse dann hinreichende Bürgschast ihm stellen. Mit freundlichen Blicken betrachtete er mich, als ich ungestüm dieses sagend in ihn drang, doch war seine Antwort: unmöglich könne er es an⸗ nehmen, nie, nie.

„Sie sehen hieraus, wie richtig das Urtheil war, welches Sie über diesen Schritt in Ihrem letzten Briefe gefällt haben. Doch bitte ich, in Ihrer Brust zu verschließen, Alles, was dieser mißlungene Versuch, mein Vaterland durch mich selbst zu retten, betrifft; der Beifall, den meine Freunde mir zollen, unter denen ich kühn Sie mitbegreife, ist mir Freude genug und Belohnung; wie schade, daß ich nicht helfen konnte.“

Ein Volk, dem solche Fürsten voraufgehen, bemerkt Pertz zu diesem Brief, kann von der Vorsehung nicht zum Untergang bestimmt sein.

Napoleon hatte jede weitere persönliche Verhandlung abgelehnt und den Prinzen an seinen Minister des Auswärtigen, Herrn von Champagny, gewiesen. Da dieser wieder die politische Unterhandlung nicht eher begin⸗ nen zu können erklärte, bis die Geldverhandlung mit Daru zu Ende ge⸗ führt und dessen Bericht in Paris angekommen sei, so sah sich Stein ge⸗ nöthigt, doch wieder mit Darn auzuknüpfen, beschloß aber, die Verhand⸗ lungen jetzt persönlich zu führen. Am 4. März 1808 traf er in Berlin ein. Dit ersten Tage benutzte er, sich von dem Stande der Dinge genau zu un⸗ terrichten, und indem er dann mit guter Miene gewährte, was sich nicht verweigern ließ, Daru's Eigenliebe schonte, und das lebhafte Bestreben zeigte, auf Napoleon's Forderungen einzugehen, konnte er schon am 9. März den mit Daru abgeschlossenen Vertrag durch den Assessor Koppe, den wir später noch einmal begegnen werden, als Courler nach Paris schicken.

Dieselbe Vorsicht und Schonung, welcher er diesen Erfolg verdankte, beobachtete er fortwährend in allen Beziehungen zu dem französischen Be⸗ vollmächtigten; er versetzte Sack, welchen

Daru nicht leiden mochte, nach Königsberg, machte allen Behörden die größte Schonung der französischen Eigenliebe zur Pflicht, hielt selbst gerechtfertigte Beschwerden an sich, und veranlaßte die Akademie der Wissenschaften, in einer öffentlichen Sitzung neben Friedrich August Wolff und Wilhelm von Humboldt auch Daru, als Uebersetzer des Horaz, unter ihre Ehrenmitglieder aufzunehmen. So ver⸗ säumte er kein erlaubtes Mittel, den Zweck, welcher ihm zunächst am Her⸗ zen lag, die Räumung des Landes zu erreichen; denn ohne daß das Land der einheimischen Regierung ganz zurückgegeben wurde, war es nicht mög⸗ lich, die großen Reformen, die er angebahnt hatte, vollständig ins Leben zu rufen, und nur durch die konsequenteste Durchführung derselben kounte Preußen und mit ihm Deutschland wieder lebensfräftig werden. Leider gelang es Stein noch nicht sobald, das heiß ersehnte Ziel zu erreichen. Napoleon wich der Entscheidung über die Genehmigung des mit Daru abgeschlossenen Vertrages zuerst durch Schweigen, dann durch die Forderung nach größerer Sicherheit aus, und als auch diese Ende April gegeben war, enthielt er sich wieder bis zum 20. August jeder Aeußerung.

sen ersten Eindruck durch seine stets gleichmäßige Ruhe und die llare Be⸗ sonnenheit seines Wesens. Wenn er die Genehmigung seiner Vorschläge nicht gleich bei der ersten Vorstellung erreichte, so ermüdete er nicht, auf denselben Gegenstand mit unerschütterlicher Geduld so lange zurückzukom men, bis ihm endlich die Gewährung ward. Ein schweres Leben hatte ihn die Kunst gelehrt, die Ansichten, die Vorurtheile und den Widerwillen der Höherten zu ertragen und zu behandeln. Auf dem ruhigen Wege der Vor⸗ stellung erreichte er langsam, was Stein in seiner Heftigkeit im Sturmschritt errang. Dafür gewann Stein auch niemals die persönliche Zuneigung des Königs. Der König ehrte Stein und vertraute ihm; zu Scharnhorst aber fühlte er sich bald persönlich hingezogen.

Man begann die Reorganisation des Heeres mit einer Reinigung der

*

aus dem Feldzuge noch geretteten Reste. Das Benehmen der Offiziere wurde durch Kriegsgerichte geprüft und alle, welche einer Pflichtverletzung liberführt wurden, wunden unnachsichtlich entlassen. Es folgten dann in all⸗ mäligem Fortschritt alle die Maßregeln, aus welchen zur Bewunderung der 8 sich ein Heerwesen entwickelte, welches sich würdig den Kriegsverfas⸗ gen des Alterthums an die Seite setzen kann.

50,005 Ugt Zahr, nach dem tilsiter Frieden zählte das Heer wieder 80,000 gebracht 1 Herbeiglehung aller Beurlaubten bis auf stützen, und, was ihm dann im auf eine noch stärkere Landwehr gehen würde, sollte durch eshah T.ch Augenblick noch an Kraft ab⸗ Das Gefühl der Herabwürdigung entstam anen, Bolksaufstand ersetzt werden. abgetretenen preußischen Provinzen zur Rache, brbaltenem und in den mit dem unerträglichen Druck den sast allgemeinen Entschsaß h. Berbendun an Alles zu setzen. Pläne zu Aufständen waren bereits entworfen 1e abredet, und Stein hatte alle Mühe, die Anführer, welche ihm ihre Absicht vertrauten, von einem unzeitigen Ausbruche abzuhalten. Er war aber wohl bedacht, diesen Geist des Patriotismus zu nähren, und durch vorsichtige Vorbereitung eine spätere erfolgreiche Benutzung desselben möglich zu ma⸗ chen. So entstand, in seinem Sinn, wenn auch nicht von ihm gegründet, in Königsberg im Sommer 1808 der Tugendbund, der sich in wenig Mo⸗ naten über ganz Preußen und Deutschland ausbreitete. Er bezweckte durch Hinwirken auf Verbesserungen im Erzichungs⸗, Unterrichts⸗ und Kriegswesen die geistige Erhebung des Volkes zu fördern; in regelmäßigen Zusammen⸗ künften besprachen die Mitglieder alle Gegenstände, welche auf das Landes⸗ wohl Bezug haben, und hielten vorzugsweise in Landgemeinden öffentliche Versammlungen zur Belehrung und Ermunterung ab. Der Bund hatte ohne Stein's Zuthun die Genehmigung des Königs erhalten; er hatte von seiner Stiftung keine Kenntniß gehabt; die Geschäftigkeit desselben wurde ihm sogar bald zuwider. Er wollte die Leitung bei der Erhebung des Vol⸗ tes der Regierung nicht aus den Händen nehmen lassen. „Der Bund“, schrieb er später, „schien mir unpraktisch, und das Praktische sank in das Gemeine.“ Auch Scharnhorst war nicht Mitglied des Bundes, eben so wenig Niebuhr, „welcher das deutsche Volk zu heimlichen Verbindungen un⸗ geeignet hielt.“ Auch in Berlin fand er keinen Anhang. Als ein Ab⸗ geordneter aus Königsberg hier eine Loge desselben stisten wollte, traten Schleiermacher, Eichhornu. A. auf und erklärten, für Männer wie sie bedürfe es keines äußeren Erkennungszeichens, keiner maurerischen Formen. Doch hat der Bund durch die Anregung, die von ihm ausging, und als Sammelpunkt für Viele, die eines äußeren Zeichens bedurften, sehr wohl⸗ thätig gewirkt, und das Geheimniß, das ihn umgab, die Macht, die ihm deshalb die öffentliche Meinung mit Gebühr zuschrieb, kam ihm dabei we⸗ sentlich zu Hülfe. Und weil der Bund von Stein’'s Geiste beseelt schien, so schrieb die große Menge ihn, wie alle anderen Anstalten zur Erhebung und Besreiung des Volkes, Stein zu. Die Ansicht, daß er der Stütter desselben sei, findet sich deshalb in den meisten Werken üͤber die Geschichte jener Zeit; Pertz setzt das Gegentheil außer allen (Fortsetzung folgt.)

Verkehr.

Eisenbahn⸗ Berlin⸗Stettiner Eisenbah

Die Hoffnung, einen blühenden Verkehr, welcher durch die unmittelbaren Folgen der Ereignisse des Jahres 1848, namentlich durch den Krieg mit Dänemark, so schwer betroffen wurde, im

wiederhergestellt zu

verflossenen Jahre wenigstens einigermaßen Die abermalige

sehen, ist leider nicht in Erfüllung gegangen.