1850 / 193 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

gut heißen, welcher einem seiner Gränzlande neben dem kühnen Kampfe der Verzweiflung die volle Ehre, ihm selbst aber nur die Schmach überlassen soll, einen Theil des Vaterlandes verlassen zu haben. Es kann und darf ein Land nicht kleinmüthig aufgeben, für dessen Recht es seine Macht, das Blut seiner Söhne und seinen Ruhm verpfändet hat; es ist die geringste seiner Pflichten, von der ihm angesonnenen Friedens⸗Ratification sich fern zu halten, so lange

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.“ Juli. (D. Ztg.) Der heute Anhalt⸗Deßau. Deßau, 4. Zuli. (2 Za⸗ 5 hire Nneese vereinigte Landtag von Deßau und Cöthen ist alsbald von dem Ministerium nicht aufgelöst, sondern einfach auf

unbestimmte Zeit entlassen worden.

Ansland.

über Schleswig⸗Holstein die Todesfahne weht und nicht eine Aus⸗ gleichung unter gegenseitiger Achtung der Rechte erfolgt, wie sie von der Statthalterschaft der Herzogthümer wiederholt angeboten ist. Namentlich hat aber Deutschland, jeder fremden Einmischung gegenüber, rücksichtslos die ganze Kraft der Nation einzusetzen, wenn es nicht der Verachtung der Völker für alle Zeiten sich preisge⸗ ben will. Nur die deutschen Regierungen, welche in diesem Sinne wirken, haben ihre Aufgabe und die Stimmung der Nation ver⸗ standen, ihnen wird jedes deutsche Land freudig jedes erforderliche Opfer darbringen, um für seine und seines Fürsten Ehre, 98 der Mit⸗ und Nachwelt, die Verantwortlichkeit mit Würde tragen zu können. Indem ich dies, gedrängt durch Vaterlandsliebe, wie durch meine Pflicht, hiermit öffentlich erkläre, spreche ich zugleich zu unserer Regierung das feste Vertrauen aus, daß sie in diesem Sinne mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln auf die Be⸗ schlußnahme Deutschlands einwirken, daß sie auf solchem Wege die Achtung Deutschlands dem Königreiche erhalten und den heißesten Dank einer edlen, durch die Friedensschmach tief ent⸗ würdigten Nation verdienen werde. Ich ersuche die ver⸗ ehrliche Kammer, dieser Erklärung durch Erhebung beizutreten.“ Fast das ganze Haus erhebt sich von den Sitzen. Unter den Mit⸗ gliedern, die sitzen bleiben, befinden sich die hildesheimer Landtags⸗ Abgeordneten, mit Ausnahme Garßen's, dann Assessor Heise, Land⸗ rost Meyer, Assessor Wehmann, Kommissär Staffhorst, Assessor von Hinüber, Justizrath Pagenstecher, Regierungsrath Böhmer, Ober⸗ Appell.⸗R. Windthorst, Stubbe, Siebenmeier Meyer und einige Andere. Lang bat um Zählung, worauf sich Stüve erhob und sagte: „Ich muß bitten, Herr Präsident, daß dieser augenblickliche Effekt nicht als ein Beschluß der Kammer gelte. Ich kann in vie en Punkten mit dem Herrn Vorredner übereinstimmen, ich kann auch annehmen, daß viele, vielleicht alle Mitglieder ganz derselben Ansicht sind, wie der geehrte Herr. Aber bei solch' ernsten Dingen ann man nur nach vorgängiger ruhiger Diskussion beschließen. Will nan also einen förmlichen Beschluß der Kammer, so stelle man ei⸗ ien Antrag und eröffne die Diskussion.“ Ellissen, welcher den Vorsitz führte, erklärte hierauf, daß er heute in der Sache das Wort nicht weiter ertheilen werde. Windthorst verlangte noch bdas Wort zu einer persönlichen Erklärung, und als ihm das ver⸗ stattet war, äußerte er: Er und mehrere seiner Freunde haben der Erklärung nicht beigestimmt, weil zur Zeit noch nicht be⸗ kannt sei, was für ein Frieden abgeschlossen sei. (Hört! hört!) „Wir tragen deshalb“, fährt derselbe fort, „zur Zeit Bedenken, ein bestimmtes Urtheil über diesen Frieden auszusprechen, wir

Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 12. Juli. Den Vorsitz führt Leon Faucher. Der Bericht⸗ erstatter für das Preßgesetz, Ch asseloup⸗Lau bat, erklärt, die Kommission nehme das Amendement Perier mit der Modification an, daß alle Artikel über Handlungen und Meinungen von Bür⸗ gen über Einzel⸗ oder Kollektiv⸗Interessen unterzeichnet sein müssen. neue Artikel 4 wird angenommen. Der frühere Artikel 3 nun Artikel 5. Nettement hat folgendes Amen⸗ dazu gestellt: „Wird der Geschäftsführer eines in einem anderen, als den Departements Seine, Seine und Marne, Seine und Oise, Rhone erscheinenden Journals, der bereits wegen Preßvergehen angeklagt ist, neuerdings belangt, und ist das Journal im laufenden oder vorhergehenden Jahre be⸗ straft worden, so ist binnen drei Tagen ein der halben Caution gleicher Betrag zu deponiren. Ist aber der Art die Urcaution ver⸗ doppelt, fällt diese Bestimmung weg.“ Charencey erklärt sich im Namen der Kommission dagegen. Jules Favre bekämpft es aus demselben Grunde, wie den Kommissions⸗Antrag. Beide Fassungen seien eine Verleugnung aller dem Schriftsteller in Frankreich gege⸗ benen Garantieen, eine Verleugnung aller Preßgrundsätze. Der Schriftsteller werde nicht als Angeklagter, sondern als Schuldiger vor den Gerichtshof gebracht und, wenn verurtheilt, ruinirt. Dies sei ein Krieg bis zum Messer gegen die Presse und nament⸗ lich gegen deren unabhängigen Theil. Zum Bevweise liest der Redner einen Artikel des legitimistischen Journals La Mode, der eine Lobhymne auf den Bürgerkrieg sei. (Bewegung.) War⸗ um sei der Barbar, der solches geschrieben, warum seien diese blut⸗ triefenden, antisozialen Lehren nicht gerichtlich belangt worden. Auch er wolle, wie die Majorität, den Untergang falscher Doktri⸗ nen, aber dieses Ziel werde nicht durch einseitige Verfolgung er⸗ reicht. Es könne unmöglich erreicht werden, wenn man blind ge⸗ gen solche Verbrechen sei, weil sie von momentanen Bundesgenossen begangen würden. Der Justiz⸗Minister erklärt, auch er habe Vertrauen in die Zukunft Frankreichs, Vertrauen auf Gottes Bei⸗ stand. Eben darum wolle das Ministerium eine starke und geach⸗ tete Obrigkeit, eben darum schließe es sich den Grundsätzen der Kom⸗ mission an, wie solche im Art. 3 die Vollstreckung der gefällten Urtheile sicherten. Dieser Art. 3, (jetzt Art. 5) laute: „Wird der Geschäftsführer eines in einem anderen Departement, als Seine, Seine und Oise, Seine und Marne, Rhone, erscheinenden Journals u. s. w. nach bereits erfolgter Verweisung vor die Assisen abermals angeklagt, bevor das erste Urtheil gefällt ist, so muß binnen drei

Frankreich.

Der wird dement

haben aber das feste Vertraüuen zu der Regierung, daß die Königliche Regierung Alles thun werde, was zur Aufrechthaltung der Ehre des Landes und der Rechte der Herzogthümer nothwendig ist.“ Weinhagen zweifelt nicht, daß von den 1 ½ Millionen Ein⸗ wohnern des Landes mindestens 1 Million der eben verlesenen Er⸗ klärung beistimmen werden. Er richtet an Lang II. die Frage, ob er noch weiter in der Sache zu hHandeln gedenke? Lang II. er⸗ wiedert: „Der Herr Präsident will heute eine weitere Diskussion nicht stattfinden lassen.

zuvorthun soll.“ standen über.

Württemberg. Stuttgart, 13. Juli. (Schwäb. M.) Der Kriegsministen hat nachstebenden Corpsbefehl erlassen: „Se. Mafestat der König haben auf meinen Antrag gnädigst befohlen daß 10 der Wirkungskreis der verschtedenen Befehlsstellen vom Schwadrons ünd Compagnie Kommandaunten aufwärts his zum Corps Kommandanten se nach deren dienstlicher Bebeutung und Stellung möglichst selbstständig normirt, insbesondere die Besugniß der Regiments⸗Kommandos in disziplinarischer und armi ver Beziehung erweitert; 2) der gesammte militat -- Dienst⸗ und Geschäftsverkehr auf das einfachste fest gestellt, namentlich die Administration auf eine den Verhältnissen der Lruppen angepaßte Weise geregelt und alle Vielschreiberei beseitigt werde. Diesem Befehle entsprechend habe ich eine Kommission mit Abfassung eines umfassenden Gntachtens über jene Gegenstände keanftragt. Ueberdies fordere ich jeden Offizier und Militair⸗ Beamten, der sich zur Mitwirkung in dieser Sache berufen fühlt, auf, seine motivirten Ansichten an den Vorstand jenern Kommission General⸗Major von Brand, einzusenden. Den 9. Inli 1850., Kriegs⸗Minister von Miller.“

Beaden. Karlsruhe, 12. Juli. Die Karlsr. Ztg. ent⸗ hält Folgendes: „Die Karlsruher Zeitu ng hat sich mit ihrer geulichen Voraussagung nicht geirrt. Es ist ihr seit einigen Tagen tein Blatt zu Gesicht gekommen, in dem sie nicht dae zuerst in der Oberpostamts⸗Zeitung aufgetauchte Gerücht von einer badi⸗ chen Ministerkrisis und den in Folge derselben getroffenen Maß⸗ regeln abgedruckt gefunden hätte. Einige Zeitungen, wie z. B. das Frankfu rter Jonrnal, haben das Gerücht aber nur ale solches und mit wenig Glauben, andere indeß, und zwar die Mehrzahl gsselbe als Thatsache mit vollkommener Zuversicht aufgenommen. Mit dem Widerruf, den sie hinterher werden folgen lassen müsfen, wird die Sache abgethan sein.“ 8

s —— Kiel, 13. Jult. (B. H.) Gestern er General von Willisen mit seigem Stabe n. Renpdebhr abges ten. Stabe nach Rendeburg

Die russische Flotte lag gester de iel 1ö1“ 4 g gestern vor dem kieler Hafen, eireq G östlich von Bülck, und soll, nach Schiffernachricht, aus 18 8 * Froßen Kriegs⸗Fahrzeugen bestehen; zugleich mit ihr sieht von dänischen Schiffen „Skiold“, „Freia“ und ein Dampfschiff

Sache ih

ä Meiningen. Meiningen, 9. Juli. (O. P. A. Z.) Fnanzpersode de negirten Gesebe sollen die Abgaben auf die o 18850 bis 1853 in gleichem Verhältniß wie bis

hex erhohen werz 4 8 werden 3 ¹. Lulsiren Abga en, mit alleiniger Ausnahme der sogenannten sin Auch ver

b b Hauptetat Anf In, welche nunmehr gänzlich wegfallen. ist nunmehr veröffentlicht, nach welchem

auf 1850 1853 ie vorgesehene Er 8 auf zben so dKenhaher sich anf 4,480,279 Fl. und die Ausgabe Bergleich z. der vorrigen Hinstchtlich der letzteren bemerkt man im isher 225,000 Fl. bert Finanzperiode, daß die Civilliste, welche alle übrigen Zweige der dahs n 25,000 Fl. und der Aufwand auf ringerte, so daß in 8 Landesverwaltun 23,0 Fl. scch ve Ihre Hoheit die Fegen 48,000 8 8 8— 4 ear. 83 A 1 4 1 ri w ficpernen Hochgeit in ddler epogin hat den 8 85 Feier ihrer felben eine Stiftung von 900 Ansgezeichnet, indem sie an dem⸗ gründete. Ie zum besten armer Waisen

t 1 Ich erkläre aber, daß ich unter keinem Umstande von diesem Gegenstande ablassen werde, und daß es mir Niemand in der Vertheidigung des Rechts von Schleswig⸗Helstein Die Kammer ging darauf zu anderen Gegen⸗

Tagen die Hälfte der größten gesetzlichen Strafe, ohne Rücksicht auf ein Cassationsgesuch, deponirt werden. Keinesfalls aber darf das

Depositum den Cautiousbetrag übersteigen.“ Diese Bestimmungen seien nicht zu streng, wenn man die anarchische Presse unterdrücken und die Geldstrafen hereinbringen wolle. Gegenwärtig seien für 120,000 Fr. Strafen wegen ungenügender Caution uneinbringlich. Der Mi⸗ nister zählt die Fälle der Reihenfolge nach auf und giebt nun die Totalsumme der seit zwei Jahren uneinbringlichen Beträge auf 104,121 Fr. an. Die ohnmächtige Justiz sehe vann das bestrafte und insolvente Journal unter einem anderen Titel wieder erscheinen. Uebrigens sei dieses Verfahren im Civil- und Kriminalprozesse in Anwendung, denn die Untersuchungshaft sei eben nur eine Beponi⸗ rung eines Menschen zur Bestrafung eines Verbrechens. Darin liege keine Verletzung irgend eines Grundsatzes. Er fasse sich kurz: wolle man Straflostgkeit der Presse, so möge man den Artikel verwerfen; wolle man eine gerechte, sittliche, der Zukunft des Landes unentbehrliche Bestrafung, so solle man ihn annehmen. Zum Schlusse citirt der Minister noch einen in diesem Sinne gehaltenen Ausspruch Girardin’'s, was große Heiterkeit er regt. Girardin bekennt, er habe lange an Pveßgesetze geglaubt, sei aber von diesem Irrthume zurückgekommen. Aus eigener Er⸗ fahrung kenne er die Wirkungslosigkeit allen Reppessiv Maßregeln. Er sei daher gegenwaͤrtig überzeugt, daß nur die absolute Freiheit den bestehenden Uebelständen abhelfen könne. Dagegen richteten ““ we so an wüͤthender Heftig keit Alles reffe Man babe ihn nicht verfolgen dürfen, weil er von einem Bundesgenossen herrühre. eine höchst traurige und schmachvolle Unsittlichkeit. F b Nettement's . 86 gegen 292* augenommen. ttemen ent, so wie eines von Montigny zum zweiten Absatze, werden verworfen, dagegen der zweite Absatz und der ganze Artikel der Kommission angenommen. Der Handels s des Preßgesetz⸗Entwurfs: Stempel. Art. 1: Vom 15. Juli an sind Journale, bildliche Darstellungen oder periodische Schriften unter zehn Bogen von 25 bis 32 Quadrat⸗Dezimeter, oder unter fünf Bogen von 50 bis 72 ( Dezimeter dem Stempel unterworfen. Für den Bogen bis 72 L Dezimeten beträgt der Stempel 6 Cent., wenn die Journale u. s. w. im De⸗ vartement Seine pder eine und Hise erscheinen; 2 Cent., wenn sie anderwärts erscheinen Nichtperiobische Schriften in einer oder mehreren Lieferungen unter 6 Bogen von 25 bis 32 Quadrat⸗De⸗ zimeter bezahlen sün- den Bogen 6 Cent. Stempel. Für jede 8 Quadrat⸗Dezimeter und Bruchtheil mehr wird 1 ½ Cent. auf geschlagen Nach einer Debatte zwischen Barthelemy St. Hilaire Rouher und Chasseloup⸗ Laubat wird bestimmt, daß zuerst über vie peribdischen Debatte f net werde. Bechard

ihm

Schließlich be⸗

Umadrgt nmayret

Schriften die T eröff⸗ vertheidigt seinen Antrag auf respektiv z und 2 Cent. Stempel für 42 Quadrat⸗Dezimeterbogen und 1 Cent. Aufschlag für gréßeres Maß Der Redner klagt über die sozialistischen Feuisletons und will Paris nicht vor den Departe⸗ ments begünstigt wissen. Nach Chasseloup⸗Laubat hat die Stempelerhöhung unter Ludwig Philipp die Ausbreitung der Jour⸗ nale nicht beschränkt. Mit dem Feuilleton habe sich die Kommis⸗ siyn nicht sehr befaßt, dagegen auf die Deparkements⸗Blätter Rück⸗ sicht genommen. Molé bestätigt diese Behauptung. Man dürfe rie Presse nicht privilegiren, sonst würde eine nene 45 Centimen⸗ Steuer nöthig. (Heftige Unterbrechung.) Bourzat wird zur Ordnung gerufen. Er betritt die Tribüne und rechtfertigt sich. Der Präsident hält den Ordnungsruf aufrecht. Bechard's Amen⸗ dement wird verworfen und die Sitzung aufgehoben.

Frankreich. Paris, 11. Juli. Der Gesammtbetrag der beim pariser Generalstabe eröffneten Subscription für die Opfer der Katastrophe von Angers beträgt 137,010 Fr. 60 Cent.

DDie Bank von Frankreich ist zur Errichtung einer Sukkursale in Rennes ermäͤchtigt worden.

Darin aber liege

Der Repräsentant Dampierre erhielt seit lingerer Zeit ano⸗

nyme Drohbriefe. Er ließ durch die Polizei der Sache nachspüren und diese will entdeckt haben, daß ein Neffe Pascal Duprat's, de bei seinem Onkel wohnt, der Verfasser sei. Die Sache kömmt mor gen vor Gericht.

Die General⸗Inspection der Armee von Paris hat heute be⸗ gonnen. Die Berichte der Inspizirenden lauten für die Regierung günstig.

Die mit definitiver Regelung des Budgets von 1848 (darunter die Rechnungen der provisorischen Regierung) beauftragte Kom⸗ mission hat heute ihre Arbeit begonnen.

Zum Theaterpolizeigesetze hat Colfavru das Amendement ge⸗ stellt, dramatische Arbeiten ebenfalls der Jury zu überweisen, die allein deren Darstellung verbieten dürfe.

Leverrier hat den Antrag gestellt, daß sich am Sitzungsorte der National⸗Versammlung nicht zuständige Mittellose, unter Po⸗ lizei-Aufsicht Stehende und wegen Bettelns oder Vagabundirens Verurtheilte, bei Strafe von 1 Monat bis 5 Jahren, nicht sollen aufhalten rürfen.

Paris, 12. Juli. Zur Aufnahme des Terrains und Abstek kung des Lagerplatzes wurde gestern ein Stabsoffizier der pariser Armte, von Trélo, nach Versailles beordert. Das Lager wird sich vom versailler Hippodrom bis zum Gehölz von Satory und zur Porte Bois⸗Robert bei St. Cyr erstrecken. Anfangs wird dasselbe blos von 12 15,000 Mann der Division Gutlllabert, nach und nach jedoch von sämmtlichen pariser Truppenkörpern be⸗ zogen werden. Man wird dasselbe befestigen. Der Prä⸗ sident der Republik soll dasselbe oft hesuchen wollen, was wieder die Gerüchte von einem bevorstehenden Staatsstreiche in Umlauf bringt. Auch mit Grammont's Antrag auf Verlegung der Regierung nach Versailles, der nächstens zur Debatte koͤmmt, bringt man jenes Lager in Verbindung. Die Versailler sind mit dem Lager sehr zu⸗ frieden, da sie dabei nur gewinnen können. Die Frage über da Lager⸗Kommando ist noch nicht gelöst.

Nach dem Ordre würde wegen des Amendements Tinguy’s

das Preßgesetz von der Regierung zurückgenommen werden, was dieses Organ des Tiers parti billigt. In diesem Falle aber will Tinguy sein Amendement als Spezial⸗Antrag einbringen. Das Mi⸗ nisterium hat übrigens bereits zweimal dagegen gesprochen und gestimmt. Es steht noch nicht fest, ob die Vereinigung der ganzen Linken mit den dem Amendement Tinguy feindlichen Mitgliedern der Majorität stark genug sein wird, das Preßgesetz bei der Gesammt Abstimmung zu stürzen. Viel, meint man, werde von der Haltung des Ministe⸗ riums im Laufe der noch ausstehenden Debatte abhängen. Ein Amendement Chapot's beantragt, den Departements⸗Journalen die Bewilligung zu geben, andere Agenten, als die Post zur Beförde⸗ rung zu verwenden, wenn sie mit dem Stempel bereits versehen sind. Die Bestimmung ist für die legitimistischen Blätter wichtig. Nach dem Evonement hätten alle Provinzial⸗Journale den Beschluß gefaßt, keinen für das neue Preßgesetz stimmenden Repräsentanten zu unterstützen, noch bei künftigen Wahlen sein Glaubensbekenntniß auf⸗ zunehmen.

b Nach dem neuesten Bankberichte betrug der Metall⸗Vorrath 451 Mill. (3 Mill. weniger), der Noten⸗Umlauf 503 3 Mill. mehr), das Portefeuille 119 Mill. (5 Mill. mehr), die Rechnung des Schatzes 46 ½ Mill., die laufende Rechnung 95 ½ Mill. (4½ Mil. weniger).

Bixio und Barral werden nächstens wieder eine Luftreise un⸗

ternehmen, diesesmal aber in Begleitung eines erfahrenen Luft⸗

schiffers, um ungestört ihre Versuche anstellen zu können.

Großbritanien und Irland. Parlament. haus. Sitzung vom 9. Juli. Nachdem der Marquis von Lon⸗ donderry sich in lobender Weise über die vielen guten Eigen⸗ schaften des Herzogs von Cambridge geäußert hatte, machte er den Vorschlag, daß das Haus seine Achtung für den erlauchten Verstor⸗ benen durch sofortige Vertagung kundgebe. Der Marquis von Lansdowne, während er mit dem Urtheile des Vorredners über die Tugenden des Verstorbenen übereinstimmt, hält den Antrag den noch füͤr unpassend, einmal, weil eine Vertagung in ahnlichen Fällen nicht gebräuchlich sei, sodann, weil sie das Haus der Gelegenheit be⸗ rauben würde, durch Votiren einer Adresse an die Königin und einer

an die Herzogin von Cambridge sein Beileid über den Todesfall zu bezeigen. Nach einigem Hin⸗ und Herreden kommt man überein daß der Marquis von Lansdowne die zwei Adressen vorschlagen und der Marquis von Londonderry seinen Antrag zurückziehen soll. Die Adressen werden demgemäß (wie schon erwähnt) einstimmig votirt und der Antrag zuruückgezogen. Der Bericht über die irländische Wähler⸗Bill wird sodann entgegengenommen und die dritte Lesung auf nächsten Montag anberaumt. Nachdem die Beerdigungs⸗Bill durch den Ausschuß gegangen und die übrigen auf der Tagesord⸗ nung stehenden Gegenstände erledigt sind, vertagte sich das Haus.

Unterhaus. Sitzung vom 9. Juli. Nach Annahme der Beileids⸗Adresse an die Königin und an die Herzogin von Cam⸗ bridge wegen des Todes des Herzogs von Cambridge ersuchte Herr L. King um Erlaubniß, eine Bill zur Gleichstellung des Wahl⸗ rechtes fur Grafschaften und Burgflecken vor das Haus bringen zu dürfen. Seinem Vorschlage gemäß soll Jeder, welcher eine Woh⸗ nung zum jährlichen Werthe von 10 Pfd. St. innehat, das Wahl recht haben. Nachdem er vorausgeschickt hat, daß Lage und Ver⸗ bältnisse der Nation seit dem Durchgehen der Reform⸗Bill einen bedeutenden Wechsel erlitten haben, zieht er aus den veränderten Zuständen des Volkes und seiner jetzigen höheren Bildungsstufe den

Schluß, daß eine Verbesserung der Volksvertretung an der Zeit sei. Er behauptet, das gegenwärtige

System verletze gröblich den verfassungsmäßigen Grundsatz, demzufolge Besteuerung und Ver tretung Hand in Hand gehen sollten, führe auf mannigfache Weise zu Ungerechtigkeit und Bedrückung und habe eine Menge von Wi dersprüchen zur Folge. Diesen Uebeln denke er auf dem von Lord J. Russell vorgezeichneten Wege durch ein die Reform⸗Bill ergänzendes Gesetz abzuhelfen. Herr Hume unterstützt den Antrag und meint, derselbe enthalte nichts, was selbst den zaghaftesten Reformer beun⸗ ruhigen könne. Die Zunahme in der Zahl der Wähler habe nicht Schritt gehalten mit dem Fortschritt der Erziehung und Einsicht im Volke, und seiner Ansicht nach sei die Erweiterung des Stimmrechtes in Wahrheit eine Ausdehnung der Grundlage der englischen Verfassung, welche dadurch einen besseren Schutz gegen politische Erschütterungen erhalten werde. Sir De Laey Evans, der einen Verbesserungs⸗Antrag angekündigt hatte, durch welchen die Entrichtung einer Einkommen⸗ oder Ver⸗ mögenssteuer, die Zahlung von Armen⸗Abgaben, oder von Ein⸗ schüssen zu einem gewissen Belauf in Sparkassen das Wahlrecht eben soll, zeigt sich bereit, denselben zurückzuziehen, wofern er dem Antrage King's im Wege stehe. Diesen vertheidigt er etwa mit denselben Gründen, wie die Vorredner, und hat nur an demselben auszusetzen, daß er nicht weit genug gehe. Alcock unterstützt den Antrag; eben so G. Thompson, welcher das jetzige Wahl⸗ System als das unsinnigste in der Welt charakterifirt und dann, nachdem er die statistischen Verhältnisse des Parlaments einer scharfen Analyse unterworfen hat, fragt, ob man bei einem so zusammengesetzten

Ober⸗

Hause wohl freisinnige Gesetze und eine freisinnige Regierung erwarten könne. Henry Drummond erklärt, er habe den Gegenstand des vorlie⸗ genden Antrags in seiner Grafschaft befürwortet, und er werde dasselbe auch hier thun, doch aus anderen Gründen als denjenigen, mit welchen seine Vorredner ihn vertheidigt hätten. Die von die⸗ sen vorgebrachten Gründe stützten sich nicht auf die Landes⸗Ver⸗ fassung. Die Verfassung fordere eine Vertretung der Interessen. Allerdings müsse er zugeben, daß man durch die Reform⸗Bill von diesem Prinzip abgegangen sei. Lord D. Stuart erblickt in dem Antrage einen Schritt in der rechten Richtung. Er würde jedoch den Verbesserungs⸗Antrag von De Lacy Evans vorgezogen haben, obgleich auch dieser ihm nicht genüge. Newdegate be⸗ kämpft den Antrag, den er als einen roh hingeworfenen bezeichnet. Zudem, meint er, werde eine ähnliche Verän⸗ derung durch die Lage des Landes keinesweges erheischt. Lord J. Russell macht die Bemerkung, daß, wenn das Haus eine Ausdehnung des Wahlrechtes wünsche, der betreffende Gesetz⸗Vor⸗ schlag früh in der Session einzubringen sei, um reiflich in Erwä⸗ gung gezogen und im Laufe der Session angenommen werden zu können. Eine Frage von solcher Wichtigkeit so zu behandeln, daß man das Einbringen einer Bill gestatte und sie dann auf dem Tische des Hauses liegen lasse, sei weder des Parlaments würdig, noch ein geziemendes Verfahren dem Volke gegenüber. Dieser Grund genüge schon, um gegen den Antrag zu stimmen, ohne daß man genauer auf den Vorschlag eingehe, der auch in der That kaum von einem Mitgliede iskutirt worden sei. Daer bei früheren Gelegenheiten seine An⸗ sichten über ähnliche Fragen ausgesprochen habe, so halte er es für über⸗ flüssig, dieselben hier zu wiederholen. Ohne sich hier darauf einzulassen, ob die Volksvertretung, wie sie das Unterhaus aufweise, geradezu eine befriedigende sei, so behaupte er doch, daß das englische Volk eine starke Anhänglichkeit an die feststehenden Grundsätze der gegen⸗ wärtigen Verfassung besitze. An denen, welche einen Wechsel ver⸗ langten, sei es, zu zeigen, worin ihr Plan bestehe, und zu beweisen, daß er Resultate hervorbringen würde, die sich mit der gegenwär⸗ tigen Regierungsform vereinigen ließen. Bright sagt, was der Antrag verlange, bestehe darin, daß er die für die Burgflecken gül⸗ tigen Grundsätze auf die Grafschaften angewandt wissen wolle, und wenn Lord J. Russell nicht eine unerschütterliche Feindseligkeit gegen die Ausdehnung des Wahlrechts habe, so möge er sich nicht einem so gemäßigten und vernünftigen Antrage widersetzen. Obgleich dieser Antrag viel weniger fordere, als was das Volk mit Recht von der Regierung beanspruchen könne, so werde er doch einigermaßen zeigen, daß das Parlament geneigt sei, die Rechte des Volkes auszudehnen und allmälig eine größere Zahl des Volkes in den Bereich der Ver⸗ fassung aufzunehmen. Nach einer kurzen Entgegnung King's und einigen zornigen Bemerkungen Grattan's über den Stand der irländischen Wählerbill ergreift Disraeli das Wort. Er be⸗ merkt, die Diskussion, welche er eben mit angehört, zeige ein Ver⸗ kennen des Wesens der englischen Verfassung, des Umstandes näm⸗ lich, daß diese Verfassung eine durch die Stände des Reiches und durch die privilegirten Klassen modifizirte Monarchie sei, eine Ver⸗ fassung, die auf dem aristokratischen Prinzip ruhe, die Re⸗ form⸗ Bill sei eine dauernde Erledigung der damals an⸗ geregten Frage gewesen; doch seit jener Periode lägen die Herren, welche die Reform⸗Bill ins Parlament geschickt habe, be⸗ ständig mit ihr im Streite und suchten sie zu untergraben. Wenn sie den Vorschlag machten, daß jeder Großjährige im Hause vertre⸗ werden solle, so schlügen sie eine Revolution vor, da es offen⸗ sei, daß in jenem Falle unmöglich die Stände des Reiches oder Monarchie eine Gewalt ausüben könnten. Wenn das Prinzip Stimmrechts das sei, wofür er es halte, so sei das Stimmrecht Privilegium; wenn es jedoch, wie die Widersacher der Reform⸗ Akte behaupteten, einem Jeden zukomme, gleichviel wie verkommen, träge oder unwürdig derselbe sei, so könne er verstehen, daß man den Zweck habe, das Land in Aufregung zu bringen und die Leute zum Wahlrechte zu erniedrigen, statt das Wahlrecht zum Bürger zu er heben. Wenn England auch in Zukunftaristokratisch sein solle, wie es bis⸗ her gewesen, und frei, weil aristokratisch, so möge die Gesetzgebung Macht in die Monarchie, Ordnung in den einen Stand des Reiches und Freiheit in den anderen legen. Zum Schlusse ergeht sich der Redner in beißenden Ausfällen gegen die Unterstützer des Antrags und gegen das gleichmachende System der politischen Agitation, als dessen geschworene Freunde er sie bezeichnet. Sir B. Hall unter⸗ stützt den Antrag und wirft Disraeli vor, er habe sein politisches Glaubensbekenntniß gewechselt. Er sei früher als ein Schützling des verstorbenen Daniel O'Connell nach Higg Wycombe gekom⸗ men und habe sich als liberaler Kandidat um die Wahl Marylebone beworben. Nach einer erklärenden Bemer⸗ g Disraeli's wird zur Abstimmung geschritten und der Antrag (wie schon erwähnt) mit 189 gegen 100 Stimmen ver⸗ worfen. Anstey beantragt sodann die Einsetzung einer Spezial⸗ Kommission zur Untersuchung der Ursachen, welche das Danieder⸗ liegen des Kaffeehandels herbeigeführt haben. Der Kanzler der Schatzkammer bekämpft den Antrag, welcher mit 208 gegen 60 Stimmen verworfen wird. Locke beantragt, eine Adresse an die

Königin zu richten, in welcher dieselbe gebeten werden solle, durch

nöthig,

eine Untersuchung ermitteln zu lassen, ob es nicht thunlich sei, die Sonntagsarbeit im Postamte zu vermindern, ohne das Entgegennehmen und Abgeben von Briefen am Sonntage gänzlich einzustellen. Roebuck und Aglionby unterstützen den Antrag, Lord Ashley und Sir R. Inglis bekämpfen ihn. Lord J. Russell erklärt die Lage, in welche die Regierung durch den neulichen Beschluß des Hauses ver⸗ setzt worden sei. Die Regierung sei verpflichtet gewesen, jenen Be⸗ schluß der Königin nicht vorzuenthalten. Er seinestheils glaube, daß es bei dieser Veränderung sich weniger um die kommerziellen Korrespondenzen handle, als um die Lage, in welche Familien und häusliche Angelegenheiten dadurch gerathen könnten. Nach einer längeren Debatte wird der ursprüngliche Antrag mit 233 gegen 92 Stimmen verworfen, aber in etwas veränderter Fassung mit 195 gegen 112 Stimmen angenommen.

Unterhaus. Sitzung vom 10. Juli. Die Maß⸗ und Gewichts⸗ Bill ging heute durch den Ausschuß, und es wurde Bericht über dieselbe erstattet. Die Heiraths⸗Bill wurde zum dritten Male ver⸗ lesen, nachdem ein Antrag Walpole's, welcher die Verlesung bis über drei Monate hinausgeschoben wissen wollte, mit 144 gegen 134 Stimmen verworfen worden war.

Unterhaus. Sitzung vom 11. Juli. Herr Ewart wollte wieder seine jährliche Bill auf Abschaffung der Todesstrafe einbrin⸗ gen, welche Herr Hume unterstützte. Der Minister des Innern Sir G. Grey, hält aber die Beibehaltung der Todesstrafe für worauf die Motion schließlich mit 46 gegen 40 Stimmen durchfällt. O'Connor wollte darauf seine Motion auf Annahme der Prinzipien der Volks⸗Charte stellen, da aber das Haus nicht mehr vollzählig war, ging man früh aus einander.

London, 12. Juli. Prinz Albrecht hat als Präsident der Königlichen Kommission für die große Ausstellung von 1851 von dem Baron Ch. Dupin, als Präsidenten der französischen General⸗ Kommission für diese Ausstellung, folgendes Schreiben erhalten:

1227

„Prinz! Ich bin beauftragt, der Kommission, der Ew. Königl. Ho⸗ heit präsidiren, ein schmerzliches Gefühl, welches uns bewegt, kund⸗ zuthun. In der ersten Reihe der Mitglieder Ihrer Kommission schmeichel⸗ ten sich die auswärtigen Nationen, welche zur Theilnahme an Ihrer Aus⸗ stellung aufgefordert sind, den berühmten Gesetzgeber zu sehen, der lange Zeit die Regierung seines Landes mit Wohlwollen und Ge⸗ rechtigkeit gegen die übrigen Staaten führte. Unsere französischen Herzen sind noch von den letzten Worten, die er im britischen Par⸗ lamente mit Achtung und Freundschaft für unser Vaterland sprach, ge⸗ rührt. Auf die Nachricht von dem unerwarteten und beklagens⸗ werthen Verluste dieses großen Staatsmannes hat die französische National⸗ Kommission einstimmig beschlossen, daß ihr Prͤ⸗ sident Ihnen das innige, tiefe Bedauern ausdrücke, wel⸗ ches sie mit allen edelmüthigen Geistern nicht nur der drei britischen Königreiche, sondern aller anderen Staaten theilt, wo man Genie, Mäßigung, Kunstliebe und Achtung vor dem Frieden in Ehren hält. Wenn etwas uns zu trösten vermag, so ist es der Gedanke, daß der gerechte und freisinnige Geist Sir Robert Peel's, weit da⸗ von entfernt, erloschen zu sein, in der Kommission, deren würdige Zierde er war, fortlebt und zunimmt. Ich habe die Ehre u. öWv. Baron Ch. Dupin.“

Cobden ist einer der Patrone der Gesellschaft geworden, welche sich zum Einsammeln der Pfennigbeiträge der Arbeiter zur Errich⸗ tung eines Monuments für Sir Robert Peel gebildet hat. Be⸗ kanntlich ist Cobden seiner politischen Gesinnung nach radikal, Peel war Konservativer; aber in Bezug auf die Abschafsung der Korn⸗ gesetze reichten beide Männer sich die Hände. Cobden schlägt nun vor, auf das Monument aus der letzten Rede Peel's, die er als Minister hielt, folgende Worte zu setzen: „Es kann sein, daß ich einen Namen hinterlassen werde, dessen man sich bisweilen gern in der Wohnung derjenigen erinnert, deren Loos es ist, zu arbeiten und ihr tägliches Brod im Schweiße ihres An⸗ gesichts zu essen, wenn sie ihre erschöpften Kräfte wieder ersetzen mit reichlicher und unbesteuerter Nahrung, die um so süßer ist, weil sie nicht länger durch das Gefühl der Ungerechtigkeit verbit⸗ tert wird.“

Im Central⸗Kriminalgericht fand gestern das Zeugenverhör in dem Prozeß des ehemaligen Husaren⸗Lieutenants Robert Pate wegen des neulichen Attentats auf die Königin statt. Pate ist 30 Jahr alt. Er ist angeklagt „ungesetzlich und muthwillig mit einem Stock die Person der Königin geschlagen zu haben.“ Auf die Frage, ob er sich schuldig bekenne, antwortete er mit einem lauten „Nicht schuldig“. Da der Thatbestand feststand, so beschränkte sich der Vertheidiger darauf, die geistige Unzurechnungsfähigkeit des Angeklagten darzuthun. Nach dem Zeugenverhör fiel bald nach Pate's Eintritt in das Regiment schon sein wunderliches Wesen allgemein auf. Besonders scheint ihn der Verlust eines Pferdes geschmerzt zu ha⸗ ben, das von einem tollen Hunde gebissen worden war. Wiederholt be⸗ klagte er sich über den Koch des Regiments, der ihn vergiften wolle, über Verschwörungen gegen ihn; oft versicherte er, daß sein Magen vol⸗ ler Steine wäre und dergleichen. Nach dem Verlust seines Pfer⸗ des verließ er ohne Urlaub das Regiment und besuchte seinen Vater in Wisbeach; die Bemerkung, daß er dafür erschossen werden könnte, nahm er mit der größten Gleichgültigkeit auf. Der Oberst rieth dem Vater, ihn vom Regimente fortzunehmen, was auch geschah. Auch Aerzte waren bereits früher wegen seines Gemüthszustandes zu Rathe gezogen worden, da er indeß sonst ein durchaus harm⸗ loser Mensch war, so wurde eine ärztliche Behandlung vertagt. Nachdem Pate den Dienst verlassen hatte, führte er ein durchaus einsames Leben; nie sah man ihn in Gesellschaft. Auf der Straße fiel er durch excentrische Gesticulationen auf; ein Spazierstock, den 8 mit wilden Geberden zu schwingen pflegte, war sein steter Be⸗

eiter. Der Graf von Donoughmore, bekannter als Lavalette Hut⸗ chinson, in Folge des Antheils, den er mit Sir Robert Wilson an der Befreiung des Generals Lavalette aus der Conciergerie nahm, ist in Palmerston⸗House bei Dublin gestorben. 8

Italien. Turin, 6. Juli. (Lloyd.) In Folge einer in der zweiten Kammer gestellten Interpellation über die selbstständige Bildung von Spezial⸗Corps in der Nationalgarde wurde vom Mi⸗ nister des Innern in bündiger Weise die Auseinandersetzung gege⸗ ben, daß ausschließlich der Regierung das Recht zusteht, besondere Corps in der Nationalgarde zu kreiren und die Führung besonderer Waffengattungen zu gestatten.

In der heutigen Abendsitzung der turiner Kammer wurde be⸗ schlossen, die Sessionen zu vertagen, sobald das neue Gesetz über die Renten⸗Emission vom Senate votirt sein wird.

Das Munizipium zu Rocca im Piemontesischen hat für das Siccardi⸗Monument 100 Actien unterzeichnet.

Florenz, 6. Juli. Das hier erscheinende Statuto sucht in einem leitenden Artikel darzuthun, daß nun nach dem Abschlusse der Militair⸗Convention mit Oesterreich der Zusammenberufung des toskanischen Parlaments nichts mehr im Wege stehe; es ladet daher die Regierung ein, dieselbe ungesäumt veranstalten zu lassen.

Der Buchhändler Bertini in Florenz wurde zu 14tägiger Ge⸗ fängnißstrafe verurtheilt, weil man in seinem Gewölbe den im Ok⸗ tober v. J. gedruckten Brief Mazzini's an die französischen Mini⸗ ster Tocqueville und Falloux vorgefunden hat. Am 5ten wurde auch der verantwortliche Redacteur des Nationale in Haft gebracht, umd ie ihm diktirte vierwöchentliche Gefängnißstrafe auszustehen.

Rom, 5. Juli. (Ll.) Im Hause eines gewissen Venier haben polizeiliche Nachforschungen zur Entdeckung einer Kiste geführt, worin 21 Schießgewehre und viele Hieb⸗ und Stichwaffen verbor⸗ gen waren. Der Hehler ist den Gerichten übergeben worden.

Das vom heiligen Vater dem Präsidenten der französischen Republik nebst dem Großkreuz des Piano⸗Ordens zugesendete An⸗ denken besteht aus einem herrlichen Gemälde des Fraters Bastiano del Piombo und einem Service aus Mosaik, ven homerischen Schild des Achilles, nach Flaxmann's Zeichnung, vorstellend.

Der in Civitavecchia eingeschiffte, auf Verwenden des franzö⸗ sischen Generals en Chef freigelassene Volkstribun Cernuschi be⸗ giebt sich nach Englaud.

Türkei. Konstantinopel, 23. Juni. (Ll.) In der ver⸗ flossenen Nacht sind dem Sultan Zwillinge geboren worden.

Wissenschaft und Kunst. Königliches Schauspielhaus.

Zum erstenmale: Cäcilia von Albano. Dramatisches Gedicht iin 5 Aufzügen. Von S. H. Mosenth al.

Donnerstag, den 11. Juli.

Durch den Rath seiner Geliebten, Cäcilie von Albano, einer jungen Italienerin, läßt sich Heinrich's des Löwen Sohn, Otto von Braunschweig, bestimmen, die deutsche Krone in Aachen anzunehmen. Der Papst Inno⸗ cenz III. hatte die Bedingung daß Otto vor seiner Erhebung dieses unsittliche Verhältniß löse, der Letztere sich dessen geweigert und deshalb den

Kirchenbannauf sich geladen. Bald erkaltet indeß seine Liebe zu Cäcilien, und e verlobt sich mit Beatrix von Hohenstaufen, Tochter des ermordeten Philipp von Schwaben. Cäcilie mißbraucht auf den Rath ihrer römischen Freundin Lara den Siegelring, den ihr der Geliebte als Pfand der Treut einst übergeben hatte, um ihn zu verderben, indem sie seinen Feind, den jungen Hohenstaufen, nachmaligen Kaiser Friedrich II., welchen jener gefangen hielt, in Freiheit setzen läßt. Dieser überzieht ihn mit Krieg und Otto flüchtet in seine Harzburg, nachdem er die beiden Frauen des Landes verwiesen. Cäcilie beschließt, „ihn zu retten“, begiebt sich nach dem Kriegsschauplatz vor der Burg, aus welcher Otto eben einen verzweifelten Ausfall gemacht hatte, findet ihn tödtlich verwundet auf einer Rasenbank, ersticht sich erst, erklärt ihm dann, daß sie ihn nur aus Liebe verrathen habe, und stirbt zu seinen Füßen. Der junge Friedrich erscheint gerade noch zu rechter Zeit, um sich mit dem Sterbenden versöhnen, dessen Braut Beatrix die Hand reichen und das todte Paar mit zwei Fahnen bedecken lassen zu können.

Handlung ist in dem Stücke nicht zu vermissen, aber sie vermag nicht zu ergreifen, weil die Hauptträger derselben keine Theilnahme einflößen. An dem eigentlichen Helden, dem Löwensohn Otto, den der Minnesänger Walter ein „edles Herz“ nennt, ist nichts groß, als seine Eitelkeit und Ruhmredigkeit, und nichts glänzend, als seine blankgeputzte Rüstung. Er zieht von Ort zu Ort, haranguirt seine Ritter, schlägt ans Schwert und an die Brust, liebt und zürnt, lebt und stirbt aber man sieht ihm gleichgültig zu. Die Liebe Cäciliens läßt natürlich auch kalt, weil ihr Objekt kalt läßt. Dazu tritt nicht einmal recht hervor, wie eigentlich beide Liebende zu einander stehen, ob und wie viel der Ehrgeiz Antheil an der Liebe der Italienerin hat, ob mehr Otto's Herz oder sein Verstand ihn von ihr ab⸗ und zu Beatrix hin⸗, oder ob ihn an diese nur die Laune des Augenblicks zieht. Und doch ist gerade in die Liebe der Schwerpunkt des Ganzen verlegt, denn der geschichtliche Hintergrund ist nur in den allgemeinsten Umrissen angelegt und fast unbemerkbar.

Das in allen Räumen wohlgefüllte Haus verharrte bis zuletzt in

Apathie, und von Emotionen war nichts zu bemerken, als die einiger we⸗ niger Händepaare im Parterre. Poetisch empfundene Einzelheiten treten, wie sich von dem begabten Verfasser der Deborah erwarten ließ, vielfach auf, jedoch einsam und abgerissen, und wenn es nicht schon aus dem Uebrigen deutlich wurde, daß er selbst an seinem Stoffe keine Freude hatte, ihm nicht sein Herz zu geben vermochte, so sähe man es an jenen Poesieblüthen: im Strome der Handlung treiben sie flüchtig einher, wie Blumen im Wasser schwimmen, aber der Boden, dem sie entsprossen, ist ern! - Dem Lalente und der Selbstverleugnung der Frau Thomas macht es Ehre, daß sie sich der anstrengenden Rolle der Cäcilie mit so vieler Wärme (wenn auch nicht mit Feuer) und Ausdauer annahm. Dem Autor der Deborah, einer Rolle, die ihr manchen schönen Erfolg brachte, hatte sie dafür eine Schuld der Pietät und Dankbarkeit abzutragen, und sie hat sie heute Abend abgetragen. Herr Liedcke steht in keinem ähnlichen Schuldver⸗ hältniß zu Herrn Mosenthal; für diesen Otto sich in sonderliche Unkosten zu⸗ setzen, konnte ihm auch nicht zugemuthet werden, deshalb mag die Kritik es auch ohne Abrechnung mit seinem Spielbewenden lassen Schwerlich dürfte es Herrn Hendrichs oder irgend einem Anderen gelungen sein, dieser Rolle einen war⸗ men Lebenshauch einzuflößen. Aus der Bedeutung dieser beiden Haupt⸗ personen mag man die der Nebenpartieen ermessen: um den Minnesänger Walter, den Schloßkaplan Drago, den Kurfürst Markwald, den Bischof von Würzburg, den Schenk von Limburg und den Aachener Rathsherrn muß⸗ ten die Herren Dessoir, Döring, Franz, Stawinsky, Jerr⸗ mann und Weiß bemüht werden, so wie die Damen Bernhard und Viereck um Beatrix von Hohenstaufen und Lara.

Berliner Börse.

Berlin, 13. Juli. In der abgelaufenen Woche war der Umsatz an unserer Börse im Allgemeinen nur unbedeutend, und die Course der Speculations⸗Papiere blieben in rückgängiger Bewe⸗ gung, während sich solide Actien und Fonds zum Theil fest be⸗ haupteten, meistens aber auch höher bezahlt wurden. Von beson⸗ ders nachtheiliger Wirkung waren die Operationen der Contremine, welche durch die dänische Angelegenheit neuen Stoff zu haben glaubt, die Gemüther in ängstlicher Spannung zu erhalten, und darin durch einzelne Faiseurs an der hamburger Börse täglich, ja, man möchte in Be racht der Depeschen⸗Wechselung an jeder Börse sagen, stündlich unterstützt wird. Daß es unter solchen Umständen nicht an allerhand beunruhigenden Gerüchten fehlt, ist nicht anders möglich, daß solche indeß auf den allgemeinen Stand unseres Geldmarktes gar nicht influüren, beweist die Festigkeit der Staatspapiere und sonst belieb⸗ ten Eisenbahn⸗Actien. Wir glauben darin sowohl als in der Fe⸗ stigkeit und Besserung der auswärtigen Börsen die Beruhigung zu finden, daß nirgends an ein ernstes Zerwürfniß durch die dänische Angelegenheit geglaubt wird, und können daher keinen Werth auf den Ruͤückgang der Course legen, wenn derselbe nur bei solchen Ef⸗ fekten eintritt, die dem Börsenspiel angehören.

Als besonders bemerkenswerth müssen wir erwähnen, daß in der abgelaufenen Woche bedeutende Ankäufe in preußischen Fonds und einigen Eisenbahn⸗Actien, namentlich in Köln⸗Mindener, für Rechnung einiger uns benachbarten deutschen Staaten gemacht wor⸗ den sind. Besonders begehrt waren 4 ½ proze neue preuß. Anleihe die heute bis 99 ½ % bezahlt wurde; auch 5proz. freiw. Anleihe stieg bis 107 % und Staats⸗Schuldscheine behaupteten sich fest. Bank⸗Antheile, die bis 97 ½ % gedrückt waren, haben seit gestern einen raschen Aufschwung genommen und wurden heute bis 98 9% bezahlt. Unsere Eisenbahn⸗Actien erfuhren einige Schwankungen, und, wie bereits oben erwähnt, waren solche bei jenen Effekten am bedeutendsten, auf welche die hamb. Börse influirt. So sind Berlin⸗ Hamburger Actien von 88 ½¼ a 85 ½ % gewichen, schlossen aber 86 % G. Magdeburg⸗Wittenberge von 60 a 57 ½ %. Mecklenburger von 38 a 36 %. Kiel⸗Altona von 95 a 93 ½ verkauft. Friedrich⸗ Wilhelms⸗Nordbahn, obgleich in Frankfurt a. M. sehr fest, gingen rasch von 42 ½ a 40 ½ % zurück, blieben aber heute 41 ½⅜ G. Berlin⸗ Stettiner von 106 a 105 ¼ a ͤ bez. Berlin⸗Anhalter von 914¼ a 90 ½ und 91 % bez. Köln⸗Mindener 97, 96 ¼ a 96 ¾ bez. Nieder⸗ schlesische 83 ½ a ½ %. Stargard⸗Posener 83 ½ a 83 bez. Ober⸗ schlesische Litt. A. bis 107 a 106 ½ % bez u. Geld, Litt. B. 104 ½ a 104 bez. u. Geld. Kosel⸗Oderberg 73 a 72 a 72 3⅞ bez. Krakau⸗ Oberschles. 69 ½, 69 a 69 ¼ bjz. u. Geld. In den übrigen Actien⸗ Gattungen ging wenig um, deren Course hielten sich ohne wesent⸗ liche Veränderung. Sämmtliche Prioritäts⸗Obligationen blieben zu den notirten Coursen von heute gut zu lassen.

Ausländische Fonds meistens beträchtlich gestiegen, besonders begehrt waren poln. Schatz⸗Obligationen, neue 4 ½proz. und 5proz. engl. Russen. Auch poln. Litt. A., 500 und 300 Fl. Partial⸗ Obligationen blieben steigend und ohne Abgeber.

b Königliche Schauspiele.

Dienstag, 16. Juli. Im Schauspielhause. 113te Abonnements⸗ Vorstellung: Alles für Andere, Original⸗Lustspiel in 1 Akt, von Ch. Birch⸗Pfeiffer. Hierauf: Bürgerlich und romantisch, Lustspiel in 4 Abth., von Bauernfeld. (Frau Peche: Katharina von Rosen.)

Mittwoch, 17. Juli. Im Schauspielhause. 114te Abonnements⸗ Vorstellung: Cäcilia von Albano, dramatisches Gedicht in 5 Auf⸗ zügen, von S. H. Mosenthal.