und den Bestand der Monarchie, deren ungeschmälerte Erhaltung as Blut so vieler Tausende der treuesten Söhne des Staates kostete, neuerdings in Frage zu stellen. Mit dieser mir durch den Leitartikel der Reichs⸗Zeitung abgedrungenen Rechtfertigung rkläre ich zugleich jede weitere Erörterung im Wege der Presse für abgeschlossen und trete nunmehr in das Privatleben zurück, hingestellt von dem Verfasser des Schmähartikels, wie ein zweiter Bekisar, ohne daß er jedoch die Macht hätte, mich des Augenlichts zu berauben, und ohne daß es ihm, umgeben von der Umsturzpartei, ge⸗ gönnt wäre, mich im Elende, am Bettelstabe, von meiner Krgg Tochter geführt, zu sehen. Haynau, Feldzeugmeister.“ uns Wanderer bemerkt hierzu: „Wir selbst müssen uns, E“ einige Worte über diese mitgetheilte Erklärung des C11 meisters erlauben, den Verlauf dieses ö““ 7g. die beiden gegenwärtigen. Bekanntlich brachte die zeir Feldzeugmeister nicht allerhöchsten Entschließungen, womit der bG“ nur seiner Aemter in Ungarn enthoben, 682 Ruhestand versetzt wurde, wie dies nicht an Ser Beifatze vas Angabe weiterer Gründe und mit dem “ 868 * Se. Majestät sich zu diesem Schritte über Anrathen des verantwort⸗ lich: 1emanister⸗Rathes bewogen fanden. Es war daher natürlich und 1n daß alle vom Ministerium inspirirten oder ihm be⸗ freundeten Bläͤtter in offiziöser Weise die weitere Rechtfertigung dieses mit europäischem Aufsehen verbundenen hochgewichtigen Vor⸗ anges übernehmen mußten. Die bekanntlich unmittelbar mit dem Ministerium in Verbindung stehende Reichszeitung und die inisterielle Korrespondenz thaten sich hierin in erster Linie hervor nnd klagten einmüthig mit unumwundenen und schonungslosen Worten den Herrn Feldzeugmeister „des Ungehorsams“ gegen aller⸗ zchste Befehle an.é Diese der Oeffentlichkeit übergebene Mitthei⸗ lung mußte uns und der gesammten unabhängigen Presse ls maßgebend erscheinen, so lange nicht weitere Aufklä⸗ ungen die Sache allenfalls in ein verändertes Licht stellten. Wir unsererseits konnten uns jedoch damals schon eines leisen Erstaunens über die Heftigkeit nicht erwehren, mit welcher der von der Regierungspresse und seinen zahlreichen Freunden früher so hochgepriesene Feldherr nun plötzlich von denselben Organen an⸗ geklagt wurde, und wir haben uns hierüber unumwunden ausge⸗ prochen und bemerkt, daß wir die zur Zeit seiner Thätigkeit ein⸗ gehaltene unparteiische Stellung auch jetzt nicht aufzugeben geden kfen. Damit glaubten wir die Sache abgeschlossen, als die er⸗ ähnte Rückerklärung des Herrn Feldzeugmeisters, welche nach em alten Spruche audiatur et altera pars, dem Prinzipe nach wenigstens nicht übersehen werden bar eine neue Phase her⸗ beiführte. Der Herr Feldzeugmeister erklärt in Kürze zu⸗ sammengefaßt, daß seine Handlungen sich stets in den Grän⸗ zen der von Sr. Majestät ihm verliehenen Gewalten bewegt hätten, daher der Vorwurf des Ungehorsams und der Anmaßung Kaiser⸗ licher Prärogative entfalle. Der Vorgang des verantwortlichen Mi⸗ nisteriums und die Gegenerklärung des Herrn Feldzeugmeisters be⸗
je heiligen Buchstaben J. N. R. J. gezeichnet. Sie htt . 1F mit der Mutter Gottes zu haben, ünd erkennt Jedermann, der an einem Feiertage an ihr Krankenlager tritt. Der in Rede stehende Pfarrer hat es so ein⸗ geleitet, daß Niemand in seiner Abwesenheit in ihr Zimmer darf, und daß er, bevor Jemand eintritt, sie vorbereiten und einige Mi⸗ nuten mit ihr allein sein muß. Die vor vierzehn Tagen stattge⸗ fundene Kommission drang aber ins Zimmer, als der Pfarrer ab⸗ wesend war, und die „Heilige“ erkannte natürlich Keinen der Ein⸗
gerichtet hat. wird bereits übermorgen im Stande sein, Aufschlüsse über den Zu⸗ stand dieser Person zu geben; Personen, die bei der obenerwähnten ersten Kommission zugegen waren, versichern, daß die blutenden Wunden an den Händen und Füßen durch Blutegel hervorgebracht und daß die geheimnißvollen Buchstaben auf der Stirn mittelst ei⸗ ner Art von Kreide hingeschrieben sind. Ob hier bloßer Aberglaube, ob Betrug im Spiele ist, wird die Untersuchung zeigen.“
Abend⸗Sitzung der
wegen sich daher hauptsächlich um die Frage, welches Verhältniß die ihm von Sr. Majestät verliehene unbeschränkte Vollmacht zum constitutionellen Ministerrathe hervorrief. Darüber zu urtheilen, mangeln uns die Behelfe: nur so viel scheint uns gewitz, daß selbst eine mit der Verwaltung constitutioneller Minister auf die Dauer unverträgliche anderweitige Vollmacht vor der Hand nur eine Zu⸗ rücknahme derselben veranlassen konnte, für die Beschuldigungen aber, omit die ministerielle Presse in seltener Energie den Herrn Feldzeug⸗ meister überhäufte, noch weitere Gründe vorhanden sein mußten, welche sie jetzt, nach einer so unumwundenen Gegen⸗Erwiederung, unmögüch der Kenntniß des Publikums entziehen könne. Wir wol en damit durchaus nicht in Abrede stellen, daß die definitive Or⸗ ganisirung Ungarns das unmittelbare Eingreifen des Ministerrathes für die Zukunft als gebieterische Nothwendigkeit erscheinen läßt. Wir scheiden aber vollkommen diese politische Seite der Frage von en persönlichen Vorgängen, den persönlichen Erörterungen, welche über die Amtsführungen des Herrn Feldzeugmeisters neuerlich urch diese Erklärung hervorgerufen worden zu sein scheinen. Eben so wollen wir, durchdrungen von dem Gefühle der Zart⸗ eit dieser nicht unwichtigen Begebenheit, uns jedes Urthei⸗ les über die Erklärung des Herrn Feldzeugmeisters enthalten, kön⸗ nen jedoch unser Befremden darüber nicht verbergen, daß in dem⸗ selben der Verfasser des Artikels der Reichs-Zeitung als „um⸗ geben von der Umsturzpartei“ bezeichnet wird. Der namhaft ge⸗ machte Leiter und verantwortliche Redacteur des Blattes gehört ekanntlich, so wie seine hier und da genannten Mitarbeiter, der treng konservativen Richtung an. Insofern dieses Blatt aber hö⸗ here Inspirationen auch bei diesem Anlasse empfangen haben sollte, verden wir sicher die Letzten sein, uns zu erlauben, diesen Ausdruck auf Personen zu beziehen, welche, zur Stunde noch durch das Ver trauen des Monarchen geehrt, mit den höchsten Aemtern der Mo narchie bekleidet sind.“ .“ “ Se. Kaiserl. Hoheit Erzherzog Johann ist mit seiner Familie am 12ten von Graz nach Gastein abgereist. Se. Kaiserl. Hoheit Erzherzog Ludwig ist am 10ten von Innsbruck nach Meran gereist, wird aber zum Namensfeste der Kaiserin Maria Anna wieder zu⸗ rück erwartet. ] Der päpstliche Nuntius Viala Prela ist in Begleitung zweier Secretaire und des Bischofs von Bukarest aus Pesth hier einge⸗ troffen. sdr Arbeiten an der Eisenbahnstrecke zwischen Mestre und Tre⸗ viso sollen nächstens beginnen und so geleitet werden, daß diese Strecke schon im April 1851 dem Verkehr übergeben werden kann. 1 Briefe aus dem Banat melden, daß seit dem Jahre 1844 die Weizen⸗Aerndte sowohl der Qualität als Quantität nach nicht so vorzüglich gewesen sei als heuer. Der Feldmarschall⸗Lieutenant Graf Walmoden ist am 11ten d. in Pesth angekommen. Der Königl. sardinische Legations⸗Secretair Baron C. Albert Cavalchini⸗Gorofoli ist mit Depeschen von Turin hier angekommen. Die Ostdeutsche Post berichtet: „Wir haben die für das Jahr 1850 unglaubliche Geschichte mitgetheilt, daß in der Nähe von Wien in der Gemeinde Schleimbach eine wunderthätige „Hei⸗ lige“ als Mirakel dem Volke gezeigt wird, die noch im vorigen Jahre in der Umgegend als Dienstmädchen ihren Erwerb hatte. bir hören nun heute mit Befriedigung, daß der Herr Statt⸗ 1 eine Kommission abgesendet, um die Thatsachen zu eeehh, und die Person nach Wien ins allgemeine Pesigen zu lassen. Da eine bereits vor 14 sion durch Bezirks ⸗Verwaltung angeordnete Kommis⸗ farrers von eninde Dazwischentreten des schleimbacher so ist, wie wir hörmn Fapern mit Insultation bedroht wurde, Compagnie Soldaten’ die eenglung getroffen worden, daß eine der Kranken nach Wien ommisston begleitet, um den Transport Was wir an nͤheren Detaits Ordnung bewerkstelligen zu können. dergeschichten, die schon neene hörten, gleicht vollkommen jenen Wun⸗ ten. Die in Rede stehrnee 2G in Tyrol u. s. w. eine Rolle spiel⸗ Sie hat an ihrem Leihe iemagr seiht Julie Weißkirchen. chen an jedem Freitage Blut nicrsmt. des Erlösers, wel⸗
8 8
Auf der Stirn ste⸗
tretenden. Um so erboßter geberdete sich der Herr Pfarrer, als er zurückkam. Er fuhr namentlich den Bezirks⸗Physikus an, man brauche hier keine ärztliche Hülfe, er sei der Arzt, der allein um die wunderthätige Heilige sein dürfe, u. s. w. Man versichert uns, daß Se. Eminenz der Fürst⸗Erz⸗ bischof von Wien ein ermahnendes Schreiben an jenen Pfarrer Die wissenschaftliche Untersuchung im Krankenhause
Bayern. München, 12. Juli. (Nürnb. Korresp.) ee“ Stöcker verwahrt sich im Namen des Landvolks feierlichst gegen jede Steuererhöhung. Abgesehen davon, daß der Landmann in den letzten Jahren schon viele Lasten zu tragen gehabt habe, sei nun auch in Folge der Anlehen der Zinsfuß bedeutend gestiegen, was allein schon einer Steuererhöhung gleichkomme. Bedenke man fer⸗ ner auch, daß dem Landbau durch den erhöhten Militairstand und durch die immer mehr um sich greifende Auswanderung nach Nord⸗ Amerika die Hände zur Arbeit entzogen werden. Das Ablösungs⸗ Gesetz, weit entfernt, dem Landmann eine Erleichterung zu gewäh⸗ ren, trage durch zahlreich entstehende Prozesse zum Ruin des Lan⸗ des bei, wenn es nicht interpretirt werde. Der Redner er⸗ klärt sich für die Abstriche, welche der Abgeordn. Kolb beantragt hat. Dr. Heine: Veranlassung dazu, daß er das Wort er⸗ greife, sei eine Aeußerung, welche heute Morgen gefallen. Man habe auf der Gegenseite (Crämer) gesagt: „Unser Gewissen soll frei sein von der beantragten Steuererhöhung, wir wollen un⸗ seren Wählern sagen können, daß wir nicht dabei waren.“ Ihn leite gerade der entgegengesetzte Grundsatz. Der Volksvertreter müsse den Muth haben, vor seine Wähler zu treten und ihnen aus⸗ einandersetzen, daß das selfegovernment und die dadurch erforder⸗ liche Theilung der Arbeit viel Geld kostet. Im Verlauf seiner Rede gesteht er zu, daß es keine Frage sei, daß das stehende Heer den größten Theil der Einnahmen verschlinge; allein es sei für den modernen Staat eine Nothwendigkeit, eine achtunggebietende Armee zu erhalten. Er stimme deshalb für die Anträge des Ausschusses und für den Antrag des Abg. von Hermann, also für gleichzeitige Erhöhung der Grund⸗ und Häusersteuer, und bedauere nur, daß es für jetzt nicht möglich sei, alle direkten Steuern zu erhöhen. Nur in Einem Falle würde er seinen Gegnern bezüglich der Verminde⸗ rung des Heeres Recht geben. „Wir würden keine Armee mehr brauchen, wenn jener Friedensvertrag, wie er in öffentlichen Blät⸗ tern enthalten ist, bestätigt werden sollte. Es wäre das ein Frieden in fremdem Interesse von zwei Großmächten geschlossen oder ver⸗ mittelt. Dann wäre es besser, wir überließen unsere Sorgen den Fremden, welche uns einen fremden Frieden diktiren, dann würde ich für eine noch größere Reduction der Armee stimmen, als meine Gegner.“ Laute Bravos im Saale und auf den Gallerieen.) Kolb rechtfertigt nochmals die von ihm beantragten Abstriche in ausführlicher Rede und vertheidigt sie gegen die gemachten Angriffe. Die Auflegung neuer Steuern sei Angesichts der gegenwärtigen Noth eine Unmöglichkeit; Papiergeld sei verderblich und werde als⸗ bald das baare Geld vom Markte verdrängen, es werde einen Zwangscours erhalten und bei der nächsten Krisis ungeheuren Schaden anrichten. Eben so gefährlich sei es, neue Schulden zu fontrahiren, da unsere Staatsschuld ohnedies schon zu einer bedeu⸗ tenden Höhe herangewachsen sei. Er selbst bedauere manche von ihm beantragte Abstriche sehr, allein sie seien dem dringenden Ge⸗ bot der Nothwendigkeit entsprungen. Arnheim vertheidigt seinen Antrag auf Emittirung von unverzinslichem Papiergeld. Wollte man wieder neue Anlehen machen, so würde die Zinsenmasse so hoch anlaufen, daß sie indirekt doch wieder zur Steuererhöhung füh⸗ ren müßte.
Ruland spricht sich für den Ausschuß⸗Antrag aus. Eine Hauptursache des Defizits liegt nach seiner Ansicht im Ablösungs⸗ gesetze, welches einen Ausfall von 2,527,000 Fl. in den Staats⸗ einnahmen erzeugt habe.
von Lassaulr: Der Antrag des Herrn Fürsten Wallerstein, der, wie gewohnt, über Alles seine Meinung gesagt habe, veranlasse ihn, auch einige Bemerkungen zu machen. Der Herr Fürst, bemerkt der Redner, hat uns vorgeschlagen, eine permanente Kommission aus der Kammer zur Prüfung des gesammten Staatshaushaltes nie⸗ derzusetzen; ich habe über dieses Projekt gelächelt, weshalb mich Se. Durchlaucht konstituirte und mir zurief: „Lachen Sie nur, das Volk wird nicht lachen!“ Dieses Letztere glaube ich auch, denn es wird von diesem Antrage keine Notiz nehmen. (Oh!) Ich halte den fraglichen Antrag für eine große parlamentarische Schwindelei, denn er bezweckt lediglich, der Regierung eine kontrollirende Gegen⸗ regierung entgegenzusetzen. Der Herr Fürst Wallerstein, als ehe⸗ maliger Chef der Büreaukratie, beantragt nun eine Polykratie der Kammern. Der Redner geht hierauf zur Sache über. Der Kolbsche Antrag erscheint ihm als eine Radikalkur, die mit der bekannten Operation des Kaiserschnitts zu vergleichen sei, welche häufig das Kind mit der Mutter tödte. Die heutige Frage sei eine Frage po⸗ litischer Existenz, und die Geschichte habe es unaussprechlich klar nachgewiesen, daß ein Staat, dessen Militair den Zeitverhältnissen nicht gewachsen sei, politisch nicht zu existiren vermöge. Der Herr Redner erinnert an Sachsen, Baden und an unser eigenes Militair, das zu unserem größten Schmerze in der Noth der Zeit derselben nicht gewachsen war. Kommt nun die nächste Katastrophe, und sie wird sicher nicht ausbleiben, dann hat die letzte Stunde unserer po⸗ litischen Existenz geschlagen, wenn wir nicht gerüstet sind. Es ist dann ganz gleichgultig, ob wir Preußen oder Oesterreich inkorporirt werden; überall werden wir an einem höheren Militair⸗Budget zu partizipiren haben als jetzt, nur, daß man uns die Mühe abnimmt, ein Wort mitzusprechen. Es fragt sich nun: wollen wir auch un⸗ sere letzten Kräfte aufbieten und, wenn es sein muß, vielleicht kämpfend untergehen, oder wollen wir, die Hände in den Schooß gelegt, ruhig unser Schicksal erwarten? Auf dem letzteren Wege werden wir sicher zu Grunde gehen; politische Gründe erfordern es, den ersteren zu betreten. Es erhellt hieraus, daß Abstriche nichts nützen, daß auch neue Schulden zu nichts frommen; denn die Bedürfnisse sind dauernder Natur; wir müssen deshalb eine Steuererhöhung in dem Grade an⸗ streben, daß dadurch das ganze Defizit gedeckt wird.
“
(Mehrere
Stimmen im Saale ironisch: Sehr gut!) Wir müssen alle mög⸗ lichen Steuern einführen und die bestehenden erhöhen. Können wir sie nicht ertragen, so werden wir untergehen, das ist möglich; gewiß ist es aber, wenn wir es nicht thun. Man hat von dem Mißmuthe des Volkes gesprochen: lassen wir es mißmuthig werden, die Politik kennt keine Sentimentalität. Das ist eben der Unter⸗ schied zwischen dem Ochsen und dem Menschen (Gelächter), daß der erstere mit offenen Augen, der letztere mit Geist in den Tod geht. Es wird sich auch durch eine Steuererhöhung am Besten zeigen,
was die März⸗Exrungenschaften werth sind: entweder zahlt das Volk
gern, weil es dieselben hochhält, oder es zahlt ungern und kommt um so mehr zur Erkenntniß, daß sie nichts werth sind. Binder erwiedert
dem Vorredner: Bayern habe immer einen Alliirten gefunden, ohne
daß es deshalb so große Heeresmassen auf den Beinen gehabt; denn es liege zwischen zwei rivalisirenden Großmächten. Würden auch beide deutsche Großmächte gegen Bapern sein, so würde es, wie die Geschichte gezeigt habe, seinen Alliirten in Frankreich finden. Wenn man den Militair⸗Etat verringere, so sei demnach der Unter
gang Bayerns noch nicht da. Es sei ein ganz anderer Grund, wa rum man so stark auf der Erhöhung der Armee bestehe; man traue eben dem Volke nicht und fürchte die Ideen der Zeit. Allein gegen diese helfen keine Bajonette. Fürst Wallerstein ergreift das Wort zu einer faktischen Widerlegung: Wir haben oft gehört, daß Revolutionen theuer seien, jener Herr Vorredner ist viel offener zu Werk gegangen. (Der Redner hält plötzlich zum allgemeinen Er staunen inne und richtet seinen Blick auf den gegenübersitzenden Herrn von Lassaulrx, der sich mit Freiherrn von Lerchenfeld eifrig unterhält. Der Präsident fordert den Redner auf, fortzufahren worauf dieser entgegnet: Ich habe nur abwarten wollen, daß meine Worte auch zu den Ohren des geehrten Redners gegenüber gelan⸗ gen möchten.) Die Offenheit des Herrn Redners gegenüber hat mich erfreut, da derselbe doch gleich von der Revolution absprang und zu den März⸗Errungenschaften zurückging. Seiner Worte Sinn war einfach der: Erhöht alle Steuern und laßt den Bürger und den Bauer tüchtig zahlen, damit sie sehen, was die Errungenschaften kosten, und sich besinnen, ob sie solcher Zahlung werth sind, und dann ins Reine kommen, ob sie darauf verzichten oder sie theuer erkaufen wollen. (Heiterkeit.) Das ist ein Mannes⸗Wort! Wenn man die Al⸗ ternative entweder der Ernährung einer kostspieligen Armee oder des Untergangs Bayerns gestellt hat, so ist mir das rein unbegreiflich
das Schicksal Bayerns steht im innigsten Zusammenhange mit dem Deutschlands, und bricht über dieses das kürzlich in Aussicht ge
stellte Geschick herein, dann werden 20,000 bayerische Bajonette mehr die Weltgeschichte nicht aufhalten. Erschöpft man sich aber jetzt durch übermäßige Anstrengungen, dann ist, wenn der ernste Moment kommt, die Kraft des Landes gelähmt. (Schluß folgt.)
Hannover. Hannover, 15. Juli. Erste Kammer. Der General-Syndilus referirt aus der Konferenz wegen Besol⸗ dung der Eisenbahnbeamten. Die Konferenz Anträge, meist Be schlüsse zweiter Kammer, werden sämmtlich angenommen. Der gestrige Beschluß, eine Bewilligung von 800 Thalern für die Be schickung der londoner Gewerbe⸗Ausstellung betreffend, wird wie⸗ derholt. Die Tagesordnung führt dann zur Gebührentare. Her mann, als Berichterstatter der Kommission, entwickelt die Grund⸗ sätze, auf denen der Gesetz⸗Entwurf beruht, und die Motive der Kommission, dem Gesetz⸗Entwurfe in der Hauptsache beizupflichten. Man müsse vor der Hand Erfahrungen sammeln, da das münd⸗
liche und öffentliche Verfahren bei uns ein neues sei; Revision
des Gesetzes werde vorbehalten. Der Antrag zum Begleitschreiben wird zuerst zur Abstimmung verstellt, wonach das Gesetz nur als ein provisorisches betrachtet worden und die Anwaltskammern über ihre Meinung befragt werden sollen. Kirchhoff empfiehlt diesen Antrag, als in der Natur des Gegenstandes begründet. Rau⸗ tenberg kann nicht umhin, zu berichten, daß die Advokaten der Ausführung dieses Gesetzes mit großer Besorgniß entgegensehen, und hofft, daß man mit der Zeit bessere Auswege zu finden im Stande sein werde. Leonhardt giebt zu, daß die Advokaten zu solcher Besorgniß allerdings Ursache haben, vertheidigt aber die Re⸗ gierung, die in gegenwärtiger Sachlage nicht anders habe handeln können. Der Antrag wird hierauf angenommen; eben so der Ge⸗ bührentarif und das ganze Gesetz.
Zweite Kammer. Der Tagesordnung gemäß folgt die zweite Berathung des Gesetz⸗Entwurfes über die Einrichtung von Anwalt⸗ kammern. Weinhagen stellt den Vorantrag, das wichtige Gesetz in dieser Diät doch nicht mehr zu diskutiren, dagegen die Regie rung zur Erlassung einzelner provisorischer Bestimmungen zu auto⸗ risiren. Der Antrag wird abgelehnt und darauf zur Berathung des Entwurfs übergegangen.
Sachsen. Dresden, 15. Juli. (Dresd. Journ.) Zu⸗ dem auf heute einberufenen Landtage hatten sich bis Nachmittag drei Uhr für die erste Kammer 19, für die zweite Kammer 32 Mitglieder bei den Einweisungs⸗Kommissionen angemeldet.
Hessen und bei
Mhein. Darmstadt, (Darmst. Ztg.)
Die heute erschienene Nummer des Regie⸗
rungsblattes enthält eine Bekanntmachung des Großherzoglichen
Ministeriums der Finanzen vom 12. Juli, die Aufnahme eines Ka⸗
pitals von zwei Millionen Gulden für den Eisenbahnbau betreffend.
In Gemäßheit des Art. 2 des Gesetzes vom 16. Juli 1842, den Bau und den Betrieb der Eisenbahnen im Großherzogthum betref⸗ fend, wonach die zum Bau der mit den Ständen vereinbarten Haupt⸗ Eisenbahnlinien, so wie zur ersten Anschaffung des Betriebsmate⸗ rials erforderlichen Fonds auf dem Wege der öffentlichen Anleihe aufgebracht werden sollen, ist beschlossen worden, für den Bau der Main⸗Weser⸗Eisenbahn ein weiteres Anlehen von zwei Millionen Gulden zu einem Zinsfuße von 4 ½ Prozent jährlich aufzunehmen
und dasselbe im Wege der Soumission zu begeben, wenn annehm⸗
bare Gebote erfolgen.
Ferner enthält dasselbe Blatt eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern wegen Bestellung der Wahl⸗Kommissäre für die Wahlen der Abgeordneten zu den beiden landständischen Kammern.
Schleswig⸗Holstein. Kiel, 15. Juli. Statthalterschaft hat nachstehende Verfügung erlassen:
„Im Hinblick auf den vielleicht nahe bevorstehenden Wieder⸗ ausbruch der Feindseligkeiten mit Dänemark verfügt die Statthal⸗
terschaft der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein kraft der ihr zufolge
des Art. 152 des Staats⸗Grundgesetzes vom 15. September 1848
ste B iß hiermit, wie folgt: 1“ 1h n 20, so wie der Art. 13 des Staatsgrundgesetzes, letzterer, s9 fern er sich auf das jedem Schleswig⸗Holsteiner eingeräumte Waffenrecht bezieht, werden für das Herzogthum Schleswig, so wie für die Festungen Rendsburg und Friedrichsort, auf die Zeit von drei Monaten, falls nicht schon früher ein Friedensschluß mit Dänemark erfolgen sollte, außer Kraft gesetzt. Art. 2. Alle Civil⸗ und Militair⸗Behörden sind
“
E
verpflichtet, von jeder auf Grund dieser Anordnung angegebenen Verfügung dem betreffenden Departement sofort Anzeige zu machen. Kiel, den 10. Juli 1850. Die Statthalterschaft der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein. F. Reventlou. Beseler. 1 Boysen. Francke. Krohn. Fontenay. Rehhoff.“ Ferner ist folgende Proclamation der Statthalterschaft er⸗ schienen: „Schleswig⸗Holsteiner! Durch die von der Krone Preußen mit Dänemark am 2ten d. abgeschlossenen Verträge sind die Con⸗ ventionen vom 10. Juli v. J. mit den daraus hervorgegangenen Zuständen beseitigt. An alle Behörden und Beamte, geistlichen und weltlichen Standes, so wie an sämmtliche Bewohner des Her⸗ zogthums Schleswig, ergeht demnach hierdurch der Befehl, bis zum Frieden mit Dänemark allein den Weisungen der Statthalterschaft nachzukommen und zu geleben. 8 8 „Schleswiger! Ihr habt die schwere Prüfung, die über Euch ergangen, wie tapfere und gewissenhafte Männer bestanden! Das Bewußtsein unseres guten Rechts gab Euch die Kraft, nicht zu unterliegen. Kiel, den 15. Juli 1850. Die Statthalterschaft der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein. Reventlou. Beseler. Boysen. Francke. Krohn. Rehhoff. Fontenay.“ Zufolge Befehls der Statthalterschaft wird die seit August v. ꝛJ. hier residirende schleswig⸗holsteinische Regierung sich morgen wie⸗ der nach dem Schlosse Gottorff begeben. Nachdem die Preußen heute Morgen die Stadt Schleswig ver lassen haben, ist dieselbe bereits von unseren Truppen wieder besetzt worden.
Altona, 15. Juli. (Alt. M.) Unsere Truppen haben be⸗ ts Schleswig, Husum, Louisenlund und Eckernförde erreicht. In Eckernförde sind das 9te Bataillon und das 5te Jäger⸗Bataillon, in Husum das 6te Bataillon, ein Bataillon in Louisenlund und zwei Bataillone in Schleswig. Unsere Fouriere sind schon bis Tön⸗ ning voraus. Die dänischen Vorposten waren bei Abgang eines von Chri⸗ stiansfeld eingetroffenen Reisenden bereits dort eingetroffen. Nachrichten aus Kopenhagen zufolge herrscht dort Todtenstille; alles Militair, selbst die Schloßgarden sind fort, das gesammte Be⸗ lagerungsgeschütz ist nach Alsen eingeschifft und Bürger thun die Wachen. Nur nach langer Debatte im Staatsrath wurde das Ministerium darüber einig, ob man den König dem Heere folgen lassen solle oder nicht. Man entschied sich dahin, daß der König dem Heere nicht folgen solle. Oberst Hodges und Graf Eulenburg haben bereits Flensburg verlassen.
Schleswig, 14. Juli. (Alt. Merk.) Der preußische General⸗Major von Hahn, dem Beweise der Achtung und Aner⸗ kennung durch Deputationen u. s. w. zu Theil werden, hat am I3ten nachstehendes Schreiben an den hiesigen Magistrat erlassen:
„Da bereits morgen ein Bataillon von hier abmarschirt und ich übermorgen mit den übrigen Truppen die Stadt Schleswig verlasse, so nehme ich heute schon Veranlassung, einem hochlöblichen Magistrate für dessen freundliches Entgegenkommen und gü⸗ tige Unterstützung während meines hiesigen Kommando's mei⸗ nen verbindlichsten Dank und zugleich die ganz ergebenste Bitte auszusprechen, den hiesigen Einwohnern bekannt zu machen, daß wir mit dem innigsten Danke und der größten Hochachtung scheiden, daß ihr Benehmen und Verhalten gegen uns uns die Heimat hier nicht vermissen ließ, daß wir stets den innigsten Antheil an dem Wohle der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein und besonders der Stadt Schleswig nehmen werden und ihnen zum Abschiedsgruße unseren herzlichen Wunsch zurufen: daß diesem herr⸗ lichen Lande und seinen von uns geliebten Bewohnern recht bald ein segensreicher, dauernder Friede zu Theil werden möchte. Schleswig, den 13. Juli 1850. von Hahn, General⸗Major, In⸗ specteur der 2ten Artillerie⸗Inspection.“
(B. H.) Die „Gefion“ ist gestern von einem preußischen Kommando von 100 Mann unter einem Hauptmann und einem Lieutenant besetzt worden.
1I1111’“ Die heutige Parade der hier garnisonirenden Truppen aller Waf⸗ fengattungen gewährte, begünstigt von dem schönsten Wetter, ein imposantes Schauspiel. Gegen 9 und 10 Uhr Vormittags rückten dieselben auf der Grünbrunnenwiese an und stellten sich in folgen⸗ der Ordnung vom rechten Flügel ab auf: I. Treffen: Eine halbe Eskadron österreichischer Dragoner, eine halbe Batterie österreichischer Artillerie, ein Bataillon österreichischer Jäger, zwei Compagnieen vom österreichischen Infanterie⸗Regiment Erzherzog Rainer, zwei Bataillone vom preußischen Infanterie⸗Regiment Nr. 31, eine Eskadron preußischer Husaren und eine Batterie preußischer Artillerie in Zugskolonne; II. Treffen: ein Bataillon bayerischer Jäger und ein Bataillon frankfurter Infanterie. Um 10 Uhr kam Herr Feldmarschall⸗Lieu⸗ tenant von Schirnding, umgeben von seinem Stabe, durchritt die Linien, ließ einige Evolutionen machen, und dann zweimal defiliren, wobei die preußischen Husaren, namentlich beim Defiliren im Galopp sich auszeichneten. Gegen 12 Uhr rückten die Truppen wieder ein. Se. Königliche Hoheit der Kurfürst von Hessen wohnte der Parade als Zuschauer zu Fuß und in Civilkleidung bei.
Heute Morgen um 5 Uhr ist ein österreichischer Kabinets⸗Cou⸗ rier mit wichtigen Depeschen für den Grafen Thun, von Wien kommend, hier eingetroffen.
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Ansland
Frankreich. Paris, 14. Juli. Die französische Regierung hat so eben die telegraphische Nachricht erhalten, daß die Königin von Spanien am 12. Juli um 4 Uhr von einem todtgebornen Köa⸗ ben entbunden worden ist. b
Der Bericht Leverrier's über Grammont'’'s Vorschlag auf Ver⸗ legung des Regierungssitzes nach Versailles stützt sich darauf man die Lehren der letzten 2 Jahre nicht unbenutzt lassen dü 4 Das allgemeine Wahlrecht, dieses gepriesene Heilmittel sei wenig Monaten zwei Mal von den tyrannischen Banden der Hau stadt mit den Waffen in der Hand angegriffen worden. Ee nach der Junischlacht gehofft, diese fürchterliche Prüfung letzte sein. Dieses Vertrauen des Landes sei am 13. Juni abermals getäuscht worden. Auch nach diesem Tage habe man die Anarchie als für immer besiegt erklärt, und doch überschwemme dieselbe jetzt Frank⸗ reich mit mordbrennerischen Proclamationen, versammle, wenn man der Presse Glauben schenken dürfe, neuerdings ihren Kriegsrath um Tag, Mittel und Stunde zu einem Kampfe auf Leben und 56 gegen die Gesellschaft zu berathen. Nur der heilsame Schrecken 8 der innigen Eintracht beider Gewalten, der Stellung
er Armee und ihres berühmten Befehlshabers hielten sie zu⸗
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rück. Heute, wie nach dem 13. Juni, verdanke man die augenblickliche Sicherheit nur dem Schutze einer zahlreichen Armee. Diese Lage sei aber nicht länger haltbar. Man müsse endlich der Ordnung und dem Frieden ernsthafte und dauernde Bürgschaften geben. Wenn man Versailles zu nahe finde, werde es Aufgabe der Kommission sein, eine entferntere Stadt, z. B. Fontainebleau, vorzuschla⸗ gen. Außerdem aber stelle sich eine andere Lösung heraus in einer starken Organisation der Departements und Gemeinden, welche den Provinzen eine bisher mangelnde Initiative und Widerstandskraft gäbe. So sei bereits, wenn ein neuer Ueberfall in der Hauptstadt gelingen sollte, der Antrag in Betracht genommen, die General⸗Conseils zum sofortigen Zusammentreten und geeigneten Widerstande zu ermäch⸗ tigen. Uebrigens sei, da die Armee des Unheils nicht blos aus Parisern bestehe, ein gutes Wohnorts⸗Gesetz heilsam, welches der Gesellschaft das Recht gäbe, jeden arbeitslosen und bedürftigen Bür⸗ ger in seine Gemeinde abzuschicken. Die Kommission schlage vor, den Antrag des Generals Grammont in Betracht zu nehmen.
Ein Theil der Rechten hat den Beschluß gefaßt, noch vor der Vertagung den Antrag auf Zurücknahme des neuen Wahlgesetzes zu stellen. Sechzig Mitglieder haben diesen Antrag bis jetzt un⸗ terzeichnet. Dem Vernehmen nach soll Larochejacquelin die junge legitimistische Rechte zu dieser Initiative bestimmt haben, und man erwartet bei dieser Gelegenheit eine neue Coalition des Berges und der Legitimisten.
Guizot erklärt so eben in einer langen Zuschrift an alle fünf Abtheilungen des Instituts von Frankreich, daß er die angebotene Kandidatur für den obersten Unterrichtsrath nicht annehme. Seine Weigerung stützt sich auf den Charakter des Unterrichtsgesetzes.
Einige Journale schmeicheln sich mit der Hoffnung, die gesetz⸗
gebende Versammlung werde am Ende das Preßgesetz verwerfen. Der Corsaire erzählt: „Einer von den Burggrafen, der sich plötzlich gebessert hat, soll gestern zu einigen Mitgliedern der jungen Rechten geäußert haben: Ich habe zu viel am Wahlgesetze votirt, als daß ich für das Preßgesetz stimmen könnte.“ Der Präsident der Republik, der gestern nach Compiègne ab⸗ reiste, war bei dieser Gelegenheit von seinen beiden Adjutanten, Obersten Réville und Toulougeon, begleitet. Außerdem saßen Baron Rothschild, Emil Pereira, Delbecque und Caillard der Ael⸗ tere in seinem Waggon. Die Minister des Innern, des Krieges, der öffentlichen Arbeiten, General Changarnier, die Herren Molé und Montalembert, welche ebenfalls von der Stadt Compisègne ein⸗ geladen worden waren, folgten dem Präsidenten nach der Sitzung mit einem Separatzuge.
Einige Blätter, darunter die Patrie, fangen schon jetzt an, ihre Artikel mit den Namen der Verfasser zu versehen. Der Cha⸗ rivari gab gestern in seinem ganzen Blatte jede Zeile mit dem
Namen eines anderen Verfassers.
heute abermals zu Ein herr⸗
Der verwegene Luftreiter Poitevin wird Pferde vom Marsfelde mit einem Luftballon aufsteigen. liches Wetter begünstigt das Unternehmen.
Der Antrag des General Fabvier auf Transferirung Abdel⸗ Kader's nach Aegypten ist von der betreffenden Kommission fast einstimmig verworfen worden.
Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 11. Juli. Lord Brougham drückt sein Bedauern darüber aus, daß das große Siegel nicht länger einer Kommission anvertraut sei, erklärt jedoch zugleich, daß, da einmal ein Großsiegelbewahrer ernannt werden solle, er Niemanden kenne, der geeigneter für diesen Posten sei, als Sir Thomas Wilde. Die Bill über das Recht eines Geistlichen, mehrere Pfründen zu glei⸗ inne zu haben, wurde zum drittenmale verlesen und ging urch.
Sitzung vom 12. Juli. Die Beerdigungs⸗Bill und die irlän⸗ dische Wahl⸗Bill wurden zum drittenmale verlesen. Die Bill über die Ausdehnung der Jurisdiction der Grafschaftsgerichte wird auf den Antrag Lord Brougham's an einen Ausschuß verwiesen, je⸗ doch unter der ausdrücklichen Bedingung, daß dieser seinen Bericht in möglichst kurzer Zeit erstatten soll. b
Unterhaus. Sitzung vom 11. Juli. In der Morgen⸗ Sitzung des Unterhauses wird die Gefängniß⸗Bill (Convict⸗Pri⸗ sons⸗Bill) zum drittenmale verlesen und geht durch. Den Rest der Sitzung füllt die Ausschuß⸗Berathung über die Armen⸗Unter⸗ stützungs⸗Bill (Poor⸗Relief⸗Bill) aus. Um 4 Uhr vertagt sich das Haus und tritt um 5 Uhr wieder zusammen. Herr Ewart hittet um Erlaubniß, eine Bill, welche die Abschaffung der Todesstrafe zum Zweck hat, vor das Haus bringen zu dürfen. Er läßt bei Begründung des Antrags alle statistischen Angaben über die Angemessenheit der Todesstrafe, indem er von denselben zu⸗ giebt, daß sie im Widerspruch mit einander stehen, bei Seite, versucht vielmehr zu beweisen, daß die Todesstrafe deshalb ihren Zweck verfehle, weil sie den Verhrecher nicht mit der Sicherheit ereile, wie andere Strafen. Es komme näm⸗ lich oft vor, daß die Verbrecher von den Geschworenen freigespro⸗ chen werden, nicht, weil irgend ein Zweifel über ihre Schuld ob⸗ walte, sondern nur wegen des Abscheues, welches dieselben vor der Strenge der Strafe empfänden. Außerdem seien auch viele Rich⸗ ter der Verhängung der Todesstrafe abgeneigt. Auch nach dem Urtheilsspruche noch herrsche Ungewißheit, da die Gränzlinie zwi⸗ schen den Fällen, in welchen das Urtheil gemildert, und denen, in welchen die Todesstrafe wirklich vollzogen werde, eine sehr schwan⸗ kende sei. Ein weiseres Verfahren werde es sein, wenn man an die Stelle der Hinrichtungen gelindere, aber desto sicherer treffende Strafen setze. Herr Hume unterstützt den Antrag und schließt aus dem Erfolg, welcher die seltenere Anwendung der Todes⸗ strafe begleitet habe, auf die günstige Wirkung einer vollständi⸗ gen Aufhebung. Je mehr das Volk sich an Blut gewöhne, desto leichter werde es Blut vergießen. Sir G. Grey vertheidigt die Beibehaltung der Todesstrafe mit denselben Gründen, die er bei ähnlichen Gelegenheiten schon früher vorgebracht hat. Seiner An⸗ sicht nach ist sie im Interesse der Gesellschaft unumgänglich noth⸗ wendig und ist durchaus erforderlich, um die Sicherheit des Lebens zu wahren. Er weist darauf hin, daß sie jetzt nur in Fällen des vorbedachten Mordes angewandt werde, und stellt in Abrede, daß die Todesstrafe den Schuldigen weniger sicher treffe, als andere Strafen. Während des letzten Jahres seien von 19 zum Tode Ver urtheilten 15 hingerichtet worden. Eben so leugnet er, daß der Ver⸗ brecher die Todesstrafe nicht fürchte, und daß die allgemeine Stimmung zu Gunsten der Abschaffung sei. Herr Brightbehauptet, selbst wenn man der Gesellschaft das Recht, die Todesfälle zu verhängen, zugestehe, sei diese Strafe doch unpolitisch. Dies gehe schon daraus hervor, daß sie unter 240 Fällen, in welchen sie früher angewandt worden sei, ge⸗ genwärtig in 239 nicht mehr gebräuchlich sei. Daß das Leben in Ländern, wo die Todesstrafe nicht bestehe, weniger sicher sei, lasse sich nicht beweisen. Im Gegentheile habe sich in Irland und selbst in England die Zahl der sogenannten todeswürdigen Verbrechen durch die Todesstrafe nicht vermindert. Bright macht ebenfalls auf die Unsicherheit derselben aufmerksam, so wie auf den Umstand,
daß sie, falls sie den Unschuldigen treffe, nicht rückgängig gemacht
werden könne. Nachdem noch Adair den Antrag unterstützt hat, wird zur Abstimmung geschritten und der Antrag mit 46 gegen 40 Stimmen verworfen. Feargus O' Connor stellt hierauf seinen jährlichen Antrag auf Anerkennung der in der sogenannten Volks⸗Charte enthaltenen Grundsätze. Er behauptet das englische Volk, als es in einem glücklichen Zustande gewesen, habe alle die Rechte, welche er jetzt für dasselbe fordere besessen mit Ausnahme des Rechtes der geheimen Abstimmung. Blicke man gegenwärtig nach Irland, so sehe man allerdings, daß dort das Zolk der Volks⸗Charte durchaus keine Wichtigkeit beilege; auch kümmere es sich überhaupt in dem gegenwärtigen Zustande der po⸗ litischen Windstille nicht um irgend eine andere politische Reform. Nichtsdestoweniger fühle es scharf die tiefe Ungerechtigkeit, welche es in Beziehung auf seine Vertretung erleide. Irland mit einer Bevölkerung von 8 Millionen sende nur 105 Repräsentanten ins Unterhaus, während England, dessen Einwohnerzahl nicht mehr als doppelt so groß sei, 500 Mitglieder stelle. Wie könne es anders sein, als daß Irland sich gegen ein solches System der Ungerechtigkeit empöre? Bei Gelegenheit desselben Antrags habe Lord J. Russell im vorigen Jahre Frankreich als warnendes Bei⸗ spiel hingehalten. Das Beispiel passe aber nicht. Die Franzosen seien nicht herangebildet worden für die ungeheuren Veränderungen der letzten Jahre, während die Engländer eine hundertjährige poli⸗ tische Erziehung genossen hätten. Die Engländer seien gebildeter und besser vorbereitet, die politische Freiheit zu empfangen, als irgend ein Volk der Welt. Gegenwärtig stütze die englische Regierung sich auf die Kapitalisten, nicht aber auf die Zufriedenheit und die Zu⸗ stimmung des Volkes. Eine solche Grundlage sei eine sehr gefähr⸗ liche. Das Volk setze kein Vertrauen in das gegenwärtige System der Gesetzgebung. Die Charte, wenn angenommen, werde die Reichthümer des Landes in gehöriger Weise entwik⸗ keln und die Armen aus ihrer jetzigen elenden Lage rei ßen. Von allen den großen Gesetzen, welche während der letzten Jahre im Unterhause durchgegangen seien, als Emanzipation der Katholiken, Reform⸗Bill, Freihandels⸗Gesetze, habe die Masse des Volkes keinen Vortheil gehabt. Genehmige man die Charte, so werde England nicht länger nöthig haben, Getraide aus Amerika und Rußland einzuführen, sondern werde vielmehr selbst Getraide in jedes Land ausführen, welches dessen nicht genug zum eigenen Gebrauch erzeuge. Eines der Mitglieder trägt hier auf Zählung der Anwesenden an, und da sich ergiebt, daß nur 29 zugegen sind, so vertagt sich das Haus um halb 9 Uhr.
Sitzung vom 12. Juli. Lord J. Russell stellt den bereits früher von ihm angekündigten Antrag in Bezug auf die Errichtung eines Denkmals zu Ehren Sir R. Peel's. Er betrachtet es als un zweifelhaft, daß das Haus den Wunsch hege, ein Zeugniß von den Empfindungen, die der Verlust Peel's in ihm erregt habe, abzule⸗ gen, und weist bei dieser Gelegenheit auch auf die schmerzliche Theilnahme hin, die der Tod des großen Staatsmannes in frem⸗ den Ländern hervorgerufen habe. Namentlich hebt er das Be nehmen der französischen National⸗Versammlung hervor. Ein Denkmal biete sich als natürlichstes Zeichen der Anerkennung dar. Nach dem Tode Perceval's und Canning's habe das
Unterhaus beschlossen, die Familien dieser Männer, deren Prigatmittel beschränkt gewesen seien, zu unterstützen. In dem vorliegenden Falle könne hiervon natürlich nicht die Rede sein. Die ihr von der Königin angebotene Würde einer Pairin habe Lady Peel ausgeschlagen, dem bestimmt ausgesprochenen Wunsche Sir Robert's gemäß, daß nach seinem Tode kein Mitglied seiner Familie irgend einen Titel als Belohnung für etwa von ihm ge⸗ leistete Dienste annehmen möge. Der Antrag wird einstimmig an⸗ genommen. Auf den Antrag Goulburn's wird beschlossen, daß eine neue Wahl für Tamworth ausgeschrieben werden soll. Oberst Sibthorp lenkt die Aufmerksamkeit des Hauses auf die für die Ausstellung von 1851 gewählte Lokali⸗ tät, und ergeht sich bei dieser Gelegenheit in den heftig⸗ sten Ausfällen gegen das ganze Unternehmen, welches er als die größte Narrheit, Betrügerei und Ungerechtigkeit, die je dagewe⸗ sen, bezeichnet. Hume bringt hierauf einen schon oft vorgebrach⸗ ten Gegenstand, das Verfahren Sir J. Brooke's gegen die Sarre⸗ bas und Sakarran⸗Stämme auf Borneo zur Sprache und verlangt, daß Schritte zur Einsetzung einer Untersuchungs⸗Kommission gethan werden. Er ebensowohl, wie Oberst Thompson und Cobden behaupten, es fehle durchaus an Beweisen, daß die von den Eng⸗ ländern vernichteten Eingeborenen Seeräuber gewesen seien. Die Vertheidigung Sir Brooke’'s übernehmen Plowden, Drummond, Cochrane, Sir H. Verney, Sir R. Inglis und Sir F. Baring. Der Antrag wird mit 169 gegen 29 Stimmen verworfen. Das Haus beräth sodann in einem Subsidien⸗Ausschuß mehrere Posten des Civil⸗Etats und nimmt verschiedene Voten an.
London, 13. Juli. Der Hof wird am nächsten Mittwoch den Buckingham⸗Palast verlassen, um sich wieder nach der Insel Wight zu begeben. 9
Die irdische Hülle des Herzogs von Cambridge wird vorläufig in dem Grabgewölbe der Pfarrkirche von Kew beigesetzt werden. Man glaubt, daß später ein besonderes Mausoleum für die Ruhe⸗ stätte des Verstorbenen erreichtet werden wird.
Der durch die Partei⸗Aufzüge und die aus denselben hervor⸗ gehenden Kämpfe berüchtigte 12. Juli ist auch diesmal in Irland nicht ohne Blutvergießen vorübergegangen. Bei dem Schlagbaum von Molone trafen fünf Polizei⸗Konstabler um Mitternacht Volks⸗ haufen auf einem Zuge, der eben im Begriff war, sich zu ordnen. An der Spitze stand ein junger Bursche, welcher eine große mit orange⸗ farbenen Lilien geschmückte Trommel schlug. Als die Polizei diesen ver⸗ haftete, wurde sie von der versammelten Menge mit Steinwürfen an⸗ gegriffen, und es wurden Versuche gemacht, den Gefangenen zu be⸗ freien. Die Konstabler erreichten zwar mit dem Gefangenen und der Trommel ihre Station; doch wurde das Gebäude sogleich be⸗ lagert und alle nach vorn herausgehenden Fenster zerbrochen. Da der Haufe weder auf Bitten noch Drohungen hören wollte, so sah sich die Polizei endlich genöthigt, zur Selbst⸗Vertheidigung von ihren Feuerwaffen Gebrauch zu machen. Zwei der Angreifer, Beide junge Leute, wurden schwer verwundet. Eine Untersuchung des Vorfalles sollte gestern angestellt werden.
Prinz und Prinzessin Joinville sind nach Schottland abgereist.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. Juli. Das heutige Journal de St. Petersbourg meldet: „Um den Truppen, welche am 7. Juli hundertundfunfzig Dienstjahre seit ih⸗ rer Stiftung zurückgelegt haben, einen Beweis seiner besonderen Zufriedenheit für ihre Treue und Hingebung an Thron und Va⸗ terland zu geben, hat Se. Majestät der Kaiser mittelst Tagesbe⸗ fehls von eben dem Datum ihnen in Austausch gegen die alten Fahnen und Standarten neue mit der Inschrift 1700 — 1850, das Jahr ihrer Bildung und das der Zurücklegung eines hundertund⸗ funfzigjährigen Bestehens anzeigend, zu verleihen geruht. Diejeni⸗ gen Bataillone und Regimenter, welche bereits Inschriften auf ih⸗ ren alten Fahnen haben, sollen dieselben auf den neuen beibe⸗
halten.“