Entwurf wurde jedoch von dem Hause zurückgewiesen. Bei der Debatte über den Elementar⸗Unterricht stimmte Hunfalvi gegen ge⸗ meinschaftliche Schulen. In der Sitzung vom 28. Mai 1849 ver⸗ las er als Notar mehrere Beschlüsse, namentlich jenen hinsichtlich der Verleihung des Feldmarschall⸗Lieutenant⸗Titels und des Mili⸗ tair⸗Verdienst⸗Ordens erster Klasse an Bem. Sein denkwürdigster parlamentarischer Akt fiel auf den 21. Juli, als den Eröffnungstag des szegediner Reichstages. Szemere hatte die Deputirten durch eine meisterhafte Rede verblüfft. Hunfalvi allein erhob sich und forderte, die Regierung solle ihre Korrespondenzen mit den auswär⸗ tigen Höfen dem Hause vorlegen. Der Anmarsch der K. K. Armeegab die Antwort. Gabriel Kazinczy, Deputirter für Zemplin, wies bei der Gallerie⸗Debatte unzarte und verdächtigende Beschuldigungen im Namen aller Repräsentanten stolz von sich. Auf seinen Antrag wurden Deak, Pazmandy, Paloczy und Szemere mit der Beant⸗ wortung der österreichischen Staatsschrift und der Abfassung eines Manifestes an Europa betraut. Er unterschrieb auch als Notar den Beschluß bezüglich der Disposition der ungarischen Armee ge⸗ gen den Banus. Am 15. April hielt er zu Debreczin dem abtre⸗ tenden Meßaros eine Art Panegyrik. Kazinczy bildete nach der am 23. Mai 1849 abgehaltenen gemischten Sitzung mit G. Boja, A. Varga, S. Bernath und J. Horvath die nach Budapesth be⸗ stimmte Deputation. Eduard Tallian, Mitglied für Veröcze, trat in der Sitzung vom 7. August 1848 als Toth's Antipode auf und meinte: „„Das Haus weiß, welche Mühe es kostet, um ein ein⸗ ziges Komitat dahin zu bringen, daß es sich, lange entfremdet, dem Mutterlande wieder anschloß. Seid gerecht, ihr Herren, und gebt nicht Anlaß, daß das kaum geborne Kind der Mutter abermals entrissen werde. Sprach ⸗Einheit darf sich nicht in Despotismus umgestalten.““ Gedeon Tanarky verlas in der Unterhaus⸗Sitzung vom 24. Mai 1849 das finanzielle Gutachten bezüglich der nächsten Repartirung und Eintreibung der Steuer. Es war ein gelungenes Stück Arbeit, und ging dies Elaborat damals durch alle größeren pesther Jour⸗ nale. Baron Bela Wenkheim, in den Tabletten aus der Mappe eines Independenten, Leipzig 1844, heißt es Seite 148 über diesen jungen Magnaten: „„Er gehört zu jenen Rednern, deren flüssige, wohlklingende Sprache und richtige Betonung den Zuhörer gewin⸗ nen, deren kenntnißreiche Urtheilskraft in jeder Frage die geordne⸗ testen, ruhigsten Begriffe an den Tag legt. Seine Verdienste, die er durch seinen entschiedenen Einfluß auf das bekeser Komitat dem Fortschritte geleistet, sind achtungswerth, doppelt achtungswerth noch, weil dieser nicht durch Corruption erzwungen wird. Wenn etwas Tadelnswerthes an ihm zu finden, so ist es dieses, daß er auch zu jener Klasse von ungarischen Politikern gehört, die sehr viel red⸗ lichen Willen und Kraft an den Tag legen, jedoch Staatsmänner und zugleich Don Juan's und Sportsmen sein wollen.““ Auf dem pesther Reichstag erschien der Freiherr an der Magnatentafel. Am 14. Juli wurde er zu dem aus 11 Mitgliedern bestehenden Comité gewählt, das von dem Oberhause mit Beantwortung der Thron⸗ adresse betraut wurde. Den gordischen Knoten bei der Unterrichts⸗ frage zerhieb Wenkheim mit den lakonischen Worten: „„Das Haupt⸗ argument ist der Umstand, daß wir erstlich über das Grundprinzip der Erziehung noch gar nicht im Reinen sind und zweitens kein Geld haben.““ Emerich Zaborßky stimmte am 7. Juli 1848 für die Motion, daß die Gallerieen für Jedermann zugänglich sein soll⸗ ten. In der Frage über das ungarische Heer stimmte er mit der äußersten Linken. Er war auch als Notar auf vielen Aktenstücken Pazmandy's unterschrieben. So fertigte er das Schreiben des Par⸗ laments an den österreichischen Reichstag vom 10. Oktober 1848. Als Volksmann erwies sich Zaborßky in der Sitzung vom 23. No⸗ vember bei der Debatte über die Militairschule im Ludoviceum in Pesth. Er wünschte das Kostgeld auf 500 Fl. herabgesetzt und die Anzahl unentgeltlicher Zöglinge, 50, verdoppelt. Sein Hauptver⸗ dienst als Parlamentsmann ist seine Offenheit. Er lügt nie.“
Bayern. München, 3. Aug. (Münch. Ztg.) Vom Königl. Staats⸗Ministerium des Handels und der öffentlichen Ar⸗ beiten ist unter dem 12. Juli d. J. folgende Weisung in Betreff der salzburg⸗rosenheimer Eisenbahn erlassen: „Es ist die Wahr⸗ nehmung gemacht worden, daß manche von den äußeren Organen der Staats⸗Regierung das Unternehmen des München⸗Rosenheim⸗ Salzburger⸗Eisenbahn⸗Vereins und sein Verhältniß zur Staats⸗ Regierung unrichtig auffassen und dadurch nicht selten, statt selbes zu fördern, die Schwierigkeiten der Konstituirung des Vereins ver⸗ mehren. Namentlich scheint der Umstand häufig unbeachtet zu bleiben, daß der nächste und erste „Zweck des Vereins da⸗ hin gerichtet ist, ein allgemeines, längst gefühltes und von der Staats⸗Regierung anerkanntes Verkehrsbedürfniß in einem Momente zu befriedigen, in welchem die Staatsregierung durch an⸗ derweitige Umstände gezwungen ist, ihre Aufmerksamkeit und finan⸗ ziellen wie technischen Kräfte anderen dringenden Zwecken zuzuwen⸗ den. Diese patriotische Grundlage für das ganze Unternehmen be⸗ steht nicht blos mit Rücksicht auf Ober⸗Bayern, sondern gilt für alle Theile des Königreichs in gleicher Weise; denn nicht blos der einzelne Regierungsbezirk fühlt die großen Nachtheile des andauern⸗ den Mangels einer vollständigen Ost ⸗Westbahn, sondern der ge⸗ sammte Verkehr Süd ⸗Westdeutschlands leidet hierunter, und die volkswirthschaftliche Kraft des gesammten Bayerns ist dadurch em⸗ pfindlich gelähmt. Es liegt daher im Wunsche der Staatsregierung, daß die Königlichen Behörden und Beamten die gemeinnützige Aufgabe dieses Vereins und die dadurch bezeichnete Stellung desselben zur Staats⸗ regierung richtig erfassen und durch ihr offizielles wie außeroffizielles Be⸗ nehmen den Zweck, welchen die Staats⸗Regierung bei der Konzes⸗ sionirung eines Privat⸗Unternehmens für die München⸗Rosenheim⸗ Salzburger Eisenbahn im Auge hatte, auf alle Weise fördern und unterstützen. Diese Förderung liegt der Natur der Sache nach weniger in einer direkten Betheiligung, als vielmehr in einer un⸗ befangenen und richtigen Würdigung der Stellung des Vereins zur Staats⸗Regierung, in der Unterstützung der Agenten und sonstigen Organe des Vereins, in Beseitigung mißgünstiger und eigennütziger
Einflüsse auf die öffentliche Meinung und dergleichen. D... hat nun die ihm untergeordneten Königlichen Behörden und Beamten hiernach geeignet zu verständigen, damit sie ein den Absichten der Staats⸗Regierung entsprechendes Verhalten beobachten. Auf Sr. Majestät des Königs Allerhöchsten Befehl. von der Pfordten.
Württemberg. Stuttgart, 4. Aug. (Schwäb. Merk.) Auf das Kéönigliche Reskript vom 29. Juli (S. Preuß. St. Anz. Nr. 212) hat der Ausschuß der Landes⸗Versammlung folgende Antwort erlassen: Der Unterzeichnete hat unterm 24sten
im Auftrage des Ausschusses der Landes⸗Versammlung an das Kö⸗ nigliche Gesammt⸗Ministerium eine Note gerichtet, welche das Ver⸗ halten des Königlichen Bevollmächtigten zu Frankfurt und der würt⸗ tembergischen Regierung in der deutschen Frage betraf. Ueberein⸗ stimmende Mittheilungen öffentlicher Blätter, insbesondere aber zwei ins Einzelne gehende Artikel in der Allgemeinen Zeitung vom 20. und 22. Juli d. J. hatten die Nachricht gebracht, daß eine Kommission der Bevollmächtigten zu Frankfurt in einem Berichte, dessen veeg der württembergische Bevollmächtigte von Reinhardt sei, die Zu ammenberufung des engeren Rathes der Bundesver⸗
“
1. August 1850.
ammlung vorgeschlagen, und c
ungeschla Cnnagn. habe, — Gründen, in welchen der Aus⸗ schuß der Landesversammlung nur die auffallendste Verkennung der Thatsachen und des Rechtes zu erblicken vermochte. Zugleich gab eine dieser Nachrichten an, die Bevollmächtigten haben sich einstim⸗ mig für die Annahme dieses Vorschlages erklärt, welche alsbald er⸗ folgt wäre, wenn nicht, wie man vernehme, zwei Bevollmäch⸗ tigte es für nothwendig erachtet hätten, noch zuvor Rücksprache mit ihren Regierungen zu pflegen. Eine andere Nachricht ging dahin, daß der gedachte Kommissions⸗Bericht darauf angetragen habe, neue Instruetion und Vollmacht ein⸗ zuholen. Von keiner Seite aber wurde weder damals, noch seither, die Thatsache jenes von dem württembergischen Bevollmächtigten als Berichterstatter gestellten Antrages widersprochen. Da es sich hier zunächst von einer Arbeit des württembergischen Bevollmächtig⸗ ten, als Mitgliedes einer Kommission der Bevollmächtigten zu Frank⸗ furt, und von weiterer Instructions⸗Einholung handelte, so war
die erwähnten öffentlichen Nachrichten überhaupt als richtig vor⸗ ausgesetzt — mit dieser Thatsache noch keinesweges entschieden, ob der württembergische Bevollmächtigte im vorliegenden Falle seiner persönlichen Ansicht gefolgt war oder nach Instructionen gehandelt hatte. Der Ausschuß der Landesversammlung hätte daher geglaubt, sich dem Vorwurfe der Voreiligkeit mit Recht auszusetzen, wenn er das letztere ohne Anfrage bei der Staatsregiexung vorausgesetzt hätte. Der Ausschuß ist sich daher bewußt, eben so sehr einerseits eine, der Staats⸗Regierung schuldige Rücksicht, wie andererseits seine Pflicht für Wahrung der Rechte des Landes beobachtet zu haben; indem er das Königliche Gesammt⸗Ministerium um baldgefällige Auskunft über den Grund oder Ungrund jener Nachrichten unterm 24sten d. M. ersucht hat. Das Reskript des Königlichen Gesammt⸗Mi⸗ nisteriums vom 29sten d. M., welches der kam, ist jedoch der Art, daß der Ausschuß der Landes Versamm⸗ lung dasselbe keinesweges als eine genügende Antwort auf die von ihm gestellte Frage betrachten kann. Was die Note des Aus⸗ schusses bezweckte, war eine klare, amtliche Auskunft darüber: 1) ob es gegründet sei, daß der württembergische Bevollmächtigte von Rein⸗ hardt auf Wiederherstellung der Bundes⸗Versammlung hinarbeite, und 2) ob er hierbei ohne oder nach der Anweisung oder mit Ge⸗ nehmigung von Seiten der Königlichen Staatsregierung gehandelt habe? Die Art und Weise, in welcher das Reskript am 29sten d. M. eine bestimmte Beantwortung dieser Fragen umgeht, die Theorie von fortdauernder Rechtsgültigkeit der alten Bundes Verfas⸗ sung, welche dasselbe aufstellt, so wie die Erklärung, daß die Königliche Regierung, wenn ihr Bevollmächtigter seine Instructionen überschreiten sollte, sich selbst bemüßigt finden würde, das Erforderliche vorzukehren, enthalten nun allerdings nur allzu viele Gründe für den Ausschuß, anzunehmen, daß die oben gedachten öffentlichen Nachrichten in Wahrheit gegründet seien. Der Ausschuß erachtet jedoch, in einem Falle, wo es sich von der Gefährdung aller seit zwei Jahren erworbenen Rechte des Landes und des §. 85 der Verfassung und somit von der Frage handelt, ob und welche weitere Schritte er in dieser Hinsicht vermöge seines in §. 188 der Verfassung begründeten Berufes zu thun hat, sich für eben so verpflichtet als berechtigt, sich nicht mit einer solchen unbestimmten Antwort zu begnügen, zumal da die höchste Gefahr auf dem Verzuge steht. Der Unterzeich⸗ nete ist daher von dem Ausschusse der Landes⸗Versammlung mit der Bitte um gefällige klare und bestimmte Auskunft darüber beauf⸗ tragt: 1) ob es gegründet ist, daß der württembergische Bevollmäch⸗ tigte v. Reinhardt, als Berichterstatter in der Versammlung von Bevollmächtigten zu Frankfurt, auf Wiederberufung der Bundes⸗ Versammlung und namentlich des engeren Rathes angetragen hat; 2) ob bejahendenfalles derselbe hierin den Instructionen des Ge⸗ sammt⸗Ministeriums oder des Departements⸗Chefs entsprechend ge⸗ handelt hat, und ob 3) die Königliche Regierung der Wiederberu⸗ fung der Bundes⸗Versammlung ihre Zustimmung ertheilt hat? Sich damit ꝛc. Stuttgart, den 31. Juli 1850. Der Präsident des Aus⸗ schusses der Landes⸗Versammlung: A. Schoder. An das König⸗ liche Gesammt⸗Ministerium.
Baden. Karlsruhe, 3. Aug. (Karlsr. Z.) Das heute erschienene Großherzogliche Regier ungsblatt enthält Folgendes:
Leopold, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. Wir finden Uns gnädigst bewogen, die durch Un⸗ sere höchste Verordnung vom 23. März d. 8* vertagte Stände⸗ Versammlung auf den 2b6sten laufenden Monats wieder einzuberu⸗ fen und laden daher sämmtliche Abgeordnete zu beiden Kammern ein, sich am gedachten Tage dahier einzufinden. “
Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staats⸗Ministerium, den 1. August 1850. .
Leopold.
von Marschall. 1. Leopold, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Her⸗ zog von Zähringen. Nach Ansicht des Gesetzes vom 30. März d. . welches die Erhebung der direkten und indirekten Steuern für die Monate März, April und Mai dieses Jahres genehmigt hat; nach fernerer Ansicht der Verordnung vom 30. Mai d. J., durch welche der Steuereinzug für die Monate Juni und Juli d. J. ver⸗ fügt worden ist; im Hinblick endlich auf den §. 62 der Verfassungs⸗ Urkunde haben Wir auf den Antrag Unseres Staats⸗Ministeriums beschlossen und verordnen: „die direkten und indirekten Steuern, welche in den Monaten August und September dieses Jahres zum Einzuge kommen, sind nach dem seitherigen Umlagefuß und nach den bestehenden Gesetzen und Tarifen zu erheben. Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staats⸗ Ministerium, den
Leopold. Regenauer.
“ 8. 8 88
Donaueschingen, 31. Juli. (Karlsr. Ztg.) Se. Ex⸗ cellenz der General⸗Lieutenant Freiherr von Schreckenstein, Ober⸗ Kommandant der im Großherzogthum liegenden Königlichen preu⸗ ßischen Truppen, traf vorgestern zur Inspection der hier und in Villingen liegenden Abtheilungen in unserer Stadt ein und äußerte seine volle Zufriedenheit sowohl mit der Haltung, als auch mit der Einrichtung zur Verpflegung der Mannschaft.
Schleswig⸗Holstein. Altona, 4. Aug. (H. C.) Ein Vorpostengefecht, das bei Breckendorff stattgefunden, hat zum Resultat gehabt, daß drei dänische Soldaten gefangen genommen sind, zwei Jäger und einer vom 13ten dänischen Bataillon. Nach anderen Angaben hätte das Gefecht bei Stapel zwischen der 2ten Compagnie des 1sten schleswig⸗ holsteinischen Jäger⸗Bataillons, welches mit der Aufwerfung von Verschanzungen beschäftigt war, und einer dänischen Halbbatterie von 4 Kanonen nebst einiger Ka⸗ vallerie, zum Vortheil der Unsrigen stattgefunden.)
Flensburg, 1. Aug. (H. C.) Die detaillirten Erzählungen über die vnehr sug. Anzahl von Todten und Verwundeten ind schaudererregend. Alle Aerzte von anderen Orten sind herbeigezo⸗ gen; in Hadersleben blieb nur der Physikus zurück. Ueber 1000
dem Ausschusse hierauf zu-
Dänen, Gemeine, sind in diesen Tagen begraben worden, 40 dä⸗ nische Offiziere standen in Särgen und 85 lagen noch im Lazareth. Die Verwundeten werden so viel nur irgend möglich zu Schiffe weggebracht; 150 sind nach Apenrade gekommen. Die Stimmung ist selbst unter den Dänen traurig; kein Siegesjubel ertönt und es herrscht eine große und ernste Ruhe.
Lübeck. Lübeck, 3. Aug. (H. C.) In den nächsten Ta⸗ gen erwartet man hier die in der mecklenburgischen Streitfrage er⸗ nannten Schiedsrichter, den Präsidenten Dr. Götze von Berlin, den Geheimen Kabinets⸗Rath von Scheele von Hannover, so wie den zum Obmann erwählten Ober⸗Appellationsgerichts⸗Präsidenten Dr. von Langenn von Dresden. Wie es heißt, werden dieselben sich hier längere Zeit behufs Abgabe ihres schiedsrichterlichen Spru⸗ ches aufhalten, weshalb bereits Wohnungen für sie gemiethet wor⸗ den sind. L“
MAusland.
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 3. August. Den Vorsitz führt Dupin. An der Tagesordnung ist die Diskussion über das Gesuch um Ermächtigung zu gericht⸗ licher Verfolgung des Repräsentanten Hennequin vom pariser Ap⸗ pellhofe wegen Preßvergehen und über das Gesuch des Zuchtpo⸗ lizeigerichts des Seine⸗Departements in der Sache des Herrn E. Gregoire. Die Kommission spricht sich sehr entschieden für Be⸗ willigung aus. Hennequin bekämpft ihre Motive und stützt sich auf einen Präcedenzfall bei Bissette. Der Berichterstatter Baze erwiedert, die Kommission habe alle Akten studirt, Herrn Hennequin selbst vernommen und nach reiflicher erst ihren Be⸗ schluß gefaßt. Die Angelegenheit Bissette's, au welche Henne⸗ qguin sich berufen, sei eine wesentlich verschiedene. Die Versammlung ertheilt die Ermächtigung nicht. Ch. Dain verlangt, den Minister wegen des ungesunden neuen Zellengefäng⸗ nisses Rue Mazas zu interpelliren. Wird bis nach der Vertagung verschoben, d. h. verweigert. Es folgt die Fortsetzung der Diskus⸗ sion des Einnahme⸗Budgets für 1851. Gouin als Berichterstat⸗ ter schlägt folgende neue Fassung des Art. 6 vor: „In jeder seit 30 Jahren katastrirten Gemeinde kann der Kataster auf Verlangen des Departements⸗ oder Gemeinderathes auf Departements⸗ oder Gemeindekosten revidirt oder erneuert werden. Eine Ministerial⸗ Verfügung kann diese Operationen regeln.“ Angenommen. Art. 19: „Der Finanzminister ist ermächtigt, vom 1. Januar 1851 an bin⸗ nen 3 Jahren Staatswaldungen bis zum Belaufe von funfzig Millio⸗ nen zu veräußern. Die Urbarmachung und Bebauung des Bodens, wenn solche im Kaufkontrakt bedungen, kann erst nach gänzlichen Tilgung des Kaufschillings und muß wenigstens binnen 5 Jahren (d. h. jedes Jahr ein Fünftel) geschehen. Der Ausweis über die departementsweise bereits oder noch nicht veräußerten Waldungen nebst dem Schätzungs⸗ und dem Verkaufspreise derselben wird — Jahr der National⸗Versammlung vorgelegt.“ Angenommen. Ein Antrag Riché's auf Verkauf und Urbarmachung von Strauchwald solcher Gemeinden, deren kulturfähiger Boden mit ihrer Seelenzahl nicht im Verhältnisse steht, wird ebenfalls angenommen. Der Rest des Einnahme⸗Budgets wird ohne Debatte bewilligt. Die Amendements von Lefravrais, Dufougeroux, Huguenin, vann Ade 1s ward Hn. fournel und Chapot: „Der Finanzminister ist verpflichtet, bis zum 1. März 1851 einzureichen: 1) eine zehnjährige Uebersicht (1840 — 1849) der von Bank⸗, Assekuranz⸗, Eisenbahn⸗, Bergwerks⸗, Kanal Aetien und sonstigen anonymen Gesellschaften erzielten Dividenden; 2) eine Uebersicht der in Actien angelegten und von Kommandit⸗Gesell⸗ schaften wirklich geschuldeten Kapitalien“, werden, Letzteres vom Finanz⸗Minister bekämpft, sämmtlich verworfen. Der Präsi⸗ dent erklärt, es sei nun nur noch eine Abstimmung mehr übrig, die er bis zum 10. August aufbewahre, damit die Repräsentanten noch hübsch in Paris blieben. Hierauf kömmt das Eisenbahnengesetz an die Reihe. Art. 1: „Für die Linie Tours⸗Nantes ist der Minister der öffentlichen Arbeiten zu folgenden Konzessions⸗Abänderungen ermächtigt: 1) die Konzessionsdauer wird auf 50 Jahre erhöht. Angenommen. „2) Die Compagnie wird der Verpflichtung, dem Staate die Expropriationskosten für Terrain und Baulichkeiten zu vergüten, enthoben.“ Ein Amendement Versigny's, die Ent⸗ lastung auf 2 Millionen zu beschränken und für die übrigen 5,500,000 fünf Jahresfristen zu gestatten, wird nach kurzer, hefti⸗ ger Debatte mit 311 gegen 246 Stimmen verworfen und die Sitzung aufgehoben.
Paris, 2. Aug. Seit mehreren Tagen sind die Beamten des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten und die Aufseher der Na⸗ tional⸗Paläste mit Abfassung der betreffenden Inventarien beschäftigt.
Die Abonnentenzahl der pariser Journale hat mit dem 1. Au⸗ gust eine heboh öö erlitten. Der Straßenverkauf ist um zwei Drittel gefallen. “ 1 dan Bezirksrat 1 Montpellier hat sich e ent⸗ schieden gegen vorzeitige Revision der Verfassung E1
Die Handels⸗Kammer von Marseille hat dem Handels- 86 sten eine “ gegen die Absetzung der Sanitäts⸗Behörde ieser Stadt eingesendet. Bee dngestat von Marmaude hat den Wunsch ausgespro⸗ chen, daß die General⸗Conseils für den Fall eines Staatsstreiches mit voller Regierungsgewalt ausgestattet werden sollen.
Der Staatsrath hat im Wege der Dringlichkeit das Gesetz über Kolonial⸗Banken angenommen.
8 Der Repräsentant hat einen Antrag auf mncegeh. tung des Sitzungssaales der gesetzgebenden Versammlung währen der Vertagungsdauer eingebracht. 1
Der Fürst von Canino, der hier angekommen ist, eh ge- stern der Sitzung der gesetzgebenden Versammlung bei. 8 selbe ir Mitglieder der Majorität hielten sich darüber auf, daß uf⸗ der Loge des Vice-Präsidenten saß, ja daß ihm süberhaue 68 Fet. enthalt in Paris gestattet sei. Die Hausfreunde e Bhle wicht schuldigten den Präsidenten damit, daß er 8 he. 8 empfangen habe, und daß dessen Aufenthalt nu z Dauer sei. 8
Journal⸗Stempelung Vnage bfeaeost Verwirrung, so d ruckereien, als in der Post, “ uehh E“ soll pum der römischen Expe⸗ t Wi edai eprã en. 8 11“ gance gwiderspricht dem Gerüchte, man habe das Lager bei Versailles aufgegeben. Sie weiß vte Quelle, daß es vom 16. September bis zum 16. Oktober dauern werde. 4 n 8 1 Journal des D bats beschäftigt sich heute wieder mi dem Se. dem St. Bernhard; es nennt die — Hospitiums und die Verfolgung seiner Mönche den sceaachas sben und am wenigsten zu rechtfertigenden aller Skandale des 8 6- rischen Radikalismus von 1847. Dann erzählt es, 8 bei 9 hebung der Klöster das Hospiz militairisch besetzt, die Thüren eirn
a rchsuẽ 8 Fleisch und lagen, die Gemächer durchsucht, die Vorräthe an Fleise 1n 8 den S ldaten verschleppt worden seien. Man habe so⸗
Verwundeten veröffentlicht.
der Armee ist dem General⸗Adjutanten, General⸗Major Schöler,
schäftigt sich, so viel nämlich von ihren größtentheils geheim ge⸗
Gesetzes. Ferner wird ein Expropriations⸗Gesetz ausgearbeitet, mit besonderem Hinblick auf die bevorstehende Errichtung von Eisen⸗
N
gar die Mönche gefangen gesetzt, und nur der allgemeine Unwille
habe die Regierung gezwungen, sie wieder in ihre Behausung einzu⸗ setzen. Es wolle übrigens darauf nicht weiter eingehen, denn es wisse, daß der hier befindliche Abgeordnete vom St. Bernhard nur Worte des Friedens und Gebete für die Verfolg r habe. Aber das Ho⸗ spitium habe das Gut der Armen, den Besitz der Unglücklichen zu sichern, hier finde keine Vermittelung statt, und die französische Re⸗ gierung habe Recht und Pflicht, in dieser Beziehung zu interveniren. Seit zwei Jahren habe die walliser Regierung die Güter des gegen eine Geldbuße von 115,000 Fr. protestirenden Hospitiums mit Be⸗ schlag belegt, Piemont demselben die Anslieferung seiner Güter ver⸗- weigert und Frankreich natürlich die Zahlung der Jahresrente ein⸗ gestellt. Die Hülfsmittel der Mönche seien erschöpft, bald würden sie genöthigt sein, sich zu zerstreuen. In diesem Augenblicke hätten sie zum letztenmale an ihre Regierung appellirt. Wie die Entschei⸗ dung auch ausfalle, so stehe Frankreich der Schutz einer Schöpfung zu, auf welche es mehr als ein anderes Land von Europa verwen⸗ det habe. 2.
Paris, 3. Aug. Der neapolitanische Gesandte, Baron An⸗ tonini, hat dem Präsidenten der Republik die Antwort seines Sou⸗ verains auf das Abberufungsschreiben des französischen Gesandten Rayneval überreicht. Das Pays meldet: „Die Reise des Präsi⸗ denten ins Departement de la Nievre ist unwiderruflich auf den 20sten d. M. festgesetzt. Dupin der Aeltere wird den Prinzen in sein Departement begleiten und deshalb seine Abreise verschieben.“
Die Lager⸗Arbeiten bei Versailles werden sehr emsig betrieben und binnen wenig Tagen beendigt sein. Bis zum 15. September soll der Kommandant der ersten Division der pariser Armee, Gene⸗ ral Neumayer, das Lager⸗Kommando bei Versuilles führen. Dann wird ihn der Kommandant der Militairschule, General Gutlllabert, ablösen. Der Generalstabs⸗Chef soll aus dem Stabe Changarniers genommen werden. In dem Supplementar⸗Kredite von 12 ½ Mill. Franken, welchen der Kriegsminister jüngst für 1850 verlangte, findet man einen Posten von 185,000 Fres. für das versailler Lager.
Eine Verordnung des Präsidenten im heutigen Moniteur bestimmt, daß in Frankreich gedruckte Journale und Schriften für das Ausland nur die Differenz zwischen Stempel⸗ und Postgebühr für die Beförderung mehr zu bezahlen haben. Ausländische Druck⸗ sachen sind bei ihrem Eintreffen in Frankreich stempelfrei.
Ein Dekret des Präsidenten setzt die Gewichtstoleranzen für 20 Centimes⸗Stücke auf 90 darunter bis darüber fest.
Der General⸗Kommissär der Marine 1. Klasse, Ch. A. Bé⸗ dier, ist zum Gouverneuer der französischen Besitzungen in Indien ernannt worden.
General Lamoricieère ist, obwohl abwesend,“ zum Präsidenten des vierten Büreau's ernannt worden.
In der Union liest man: „Unter dem Titel „Note an die General⸗Conseils, Revision der Verfassung“ soll ein Erlaß unver⸗ züglich veröffentlicht werden. Diese Verössentlichung wird sicher großes Aufsehen machen.“ —
Bei Beginn der heutigen Sitzung der gesetzgebenden Versamm⸗
lung verbreitet sich das Gerücht, es seien in Marseille wegen der
Absetzung der Sanitäts⸗Intendanz Unruhen ausgebrochen. Eine später angelangte telegraphische Depesche verkündet, daß Alles aus⸗ geglichen ist.
Großbritanien und Irland. London, 3. Aug. Dem Globe zufolge ist gestern Abend im auswärtigen Amte von Sei⸗ ten Frankreichs, Rußlands, Großbritaniens, Dänemarks und Schwe⸗ dens das Protokoll in Betreff der dänischen Angelegenheiten unter⸗ zeichnet worden, dessen Hauptpunkte schon am 4. Juli von den Be⸗ vollmächtigten dieser Mächte genehmigt und paraphirt waren. Das ministerielle Blatt spricht seine Genugthuung über dies Resultat aus und findet dadurch die Behauptung schlagend wider⸗ legt, als ob England durch seine jetzige Regierung von den Groß⸗ mächten Europa's ganz isolirt worden wäre. Auch glaubt es darin eine neue Hoffnung auf friedliche Erledigung der schleswig⸗holstei⸗ nischen Frage erblicken zu dürfen. „Die Bevollmächtigten der fünf Mächte“, sagt es, „unterfangen sich nicht, über das künftige Schick⸗ sal Dänemarks und seiner Provinzen eine peremtor ische Entscheidung zu treffen, welche durch Waffengewalt auszuführen wäre. Sie erklä⸗ ren blos ihre vereinigte Zustimmung zu den Grundsätzen, nach wel⸗ chen Dänemark bemüht ist, seine Union mit jenen Provinzen wie⸗ derherzustellen und in ihnen allen eine gemeinsame Erbfolgelinie zu begründen, und sie stellen eine eventuelle Sanction seitens der Mächte in Aussicht, sobald jene Zwecke erreicht sein werden.“
Dänemark. Kopenhagen, 3. Aug. (H. C.) Eine Be⸗ kanntmachung des Kriegs⸗Ministeriums in deutscher Sprache vom 1sten d. lautet wie folgt: „Das Königlich dänische Kriegs⸗Mini⸗ sterium bringt Nachstehendes zur öffentlichen Kunde: Da die soge⸗ nannte schleswig⸗holsteinische Armee sich in offenem Aufstande gegen ihren rechtmäßigen Landesherrn befindet, werden alle in den Her⸗ zogthümern Schleswig oder Holstein nicht Gebürtigen, welche in der Insurgenten-Armee vienen oder Dienste nehmen, sei es als Offiziere, Unteroffiziere oder Gemeine, aufgefordert, diesen nicht unter dem Schutz des Völkerrechts stehenden Dienst fofort zu verlassen. Widrigenfalls werden sie, wenn sie in Gefangenschaft gerathen sollten, nicht als Kriegsgefangene behandelt werden. (gez.) Hansen.“ Fädre⸗ landet macht hierzu die Bemerkung, daß diese Verfügung sehr spät komme und keine rückwirkende Kraft haben könne, da die Fremden ihre einmal eingegangene Verpflichtung nicht lösen könnten. Das Kriegs⸗Ministerium hat ferner heute eine lange Liste von Es sind jetzt bereits 43 todte Offiziere mit Namen genannt. . (D. R.) Während der Abwesenheit des Kriegs⸗Ministers bei
die Leitung der Geschäfte im Kriegs⸗Ministerium übertragen wor⸗ den, und während der Dauer der Krankheit des Marine⸗Ministers leitet der General⸗Adjutant, Capitain des See⸗Etats, Irminger die Geschäfte des Marine⸗Ministeriums. “
Italien. Rom, 26. Juli. (Ll.) Die Kardinal⸗Kommission be⸗
haltenen Arbeiten verlautet, mit der Ausarbeitung eines Gemeinde⸗
bahnen und die dadurch nöthig gewordene Entschädigung der Grund⸗ besitzer. Kardinal Oriolt, der Vorsteher der Congregation der Welt⸗ und Ordensgeistlichen, ist von der Kommission vernommen worden“ um sein Gutachten bezüglich der Anwendung des Gesetzes auf geist⸗ liche Güter abzugeben.
Spanien. Madrid, 29. Juli. (Fr. Bl.) Von heute an unterzeichnet die Königin wieder selbst. Lord Howden wird erst nach dem 2. August, nach der Abreise des Herzogs und der Her⸗ zogin von Montpensier in Madrid eintreffen. In der verflossenen Necgt . B Verhaftungen von Karlisten erfolgt.
Zproz. 32 ½.
zwischen der neuen Königsstraße und der Schießgasse vom 6ten d. M. während der Dauer der Arbeit für Wagen und Reiter gesperrt werden.
Friedrichsd'or 113 ½ Br. 95 ¾ und ½ bez. Staats⸗Anl. 5proz. Seehandlungs⸗Prämienscheine a 50 Rthlr. 107 ½ Gld. Pfandbriefe 4proz. 101 Br., do. 3 ½ proz. 90 ¾ bez. Pfandbriefe 3 ⁄proz. 96 ⅜½ bez., do. neue 4proz. 101 ½ Gld., do.
Iatt. B. 4proz. 100 ¼ u. %1 bez. u. Br., do. 3 ½ proz. 92 ⅔ Gld.
Königliches Opernhaus. (Montag, den 5. August.) Fräulein Rachel als Maria Stuart. Marie Stuart de M. Pierre Lebrun ist nur eine äußerliche Bearbei⸗ tung der Schillerschen Tragödie. Die fünffüßigen Jamben sind in paar⸗
weis gereimte Alexandriner verwandelt; die Personenzahl ist möglichst ver⸗ ringert; Alles, was nicht unmittelbar auf die Katastrophe Bezug hat, son⸗
dern nur zur Motivirung und Charakteristik zu dienen scheinen konnte, ist
gestrichen. Dadurch ist es gelungen, das Stück so ziemlich anf die fran⸗ zösischen Einheiten zurückzuführen; nur freilich hat es damit seine Haupt⸗ Schönheiten verloren. Tragische Geschicke reifen langsam; wenn uns ihre Darstellung rühren soll, müssen wir ihr Entstehen und ihr Nahen mit au⸗ schauen. So ist der modernen Tragödie eine gewisse Breite vorgeschrieben. Eine tragische Darstellung, sagt Schlegel, gleicht dem Gange des Komelen, der, anfangs kaum sichtbar, nur dem Sternkundigen bedeutend, in nebeligter Ferne am Himmel erscheint, bald aber mit so unerhörter, immer wachsender Geschwindigkeit dem Mittelpunkte unseres Weltsystems sich entgegenschwingt, daß er die Völker des Erdbodens schreckt und, ehe man sich's versieht, mit seinem Unglück verklündenden Schweif das halbe Firmament überflammt. Auch der Charakter der Marxia Stuart ist in der Lebrunschen Bear⸗ beitung einigen unheilvollen Aenderungen unterlegen. Schiller läßt den
8b
Burleigh von ihr sagen:
Ueberraschte sie Saht Ihr sie eine Thräne Die Farbe nur verändern?
8 Der Urtelsspruch? Vergießen?
Lebrun läßt sie die Nachricht von ihrer Verurtheilung nicht blos mit
Schrecken aufnehmen, sondern sich auch die Furcht mit dem Gedanken ver⸗ treiben, der Urtelspruch würde doch nicht vollstreckt werden. Durch diese Aenderung verliert Maria einen guten Theil ihrer Hoheit.
Ddie Hauptscene und der Wendepunkt des Stückes ist auch im Fran⸗ zösischen die Zusammenkunft der Maria mit der Elisabeth, und offenbar nur dieser Scene halber spielt Frl. Rachel die Maria. Und in der That, die Darstellung dieser Scene war ein Meisterstück. Nicht gerade der Aus⸗ bruch der Leidenschaft am Schluß, wo Maria, „nachdem sie ertragen, was
Poln. Pfandbr. alte 4proz. 96 Gld., do. neue 4proz. 95 ¾ Gld., do. Partialloose 2 300 Fl. 136 Gld., do. a 500 Fl. 81 Gld., do. Bank⸗Certif. 2 200 Fl. 18 Gld. Russisch⸗Polnische Schatz⸗Obligationen a 4 pCt. 80 Gld.
Actien: Oberschlesische Litt. ½. 108 Brief, do. Litt. B. 104 5 Br. Breslau⸗Schweidnitz Freiburg 74 ½ Br. Nie⸗ derschlesisch⸗Märkische 83 ¼ Br., do. Prior. 104¾ Gld., do. Ser. III. 103 ⅛ Br. Ostrhein. (Köln⸗Minden) 96 ½ Br. Neisse⸗Brieg 35 Br. Krakau⸗Oberschlesische 699 ½ Br. Friedrich⸗Wilhelms⸗ Nordbahn 39 ¾ Br.
Wechsel⸗Course.
Auisterdam 2 M. 140 i Gld. 1
Hamburg a vista 150 ½ Br. 8
. 2 London 1 Pfp. St. 3 M. 6. 23 ¾ Br. Berlin a vista 100 % Br. do. do. 2 M. 99 ¼ Gld. 8
Paris 2 M. 80 ½ Br. 8
Leipzig, 5. Aug. Leipzig⸗Dresdener Part. Oblig. 108 ½ Gld. Leipz. B. A. 157 ½ Gld. Lcipzig⸗Dresdener E. A. 133 Br. Sächsisch⸗Bayerische 87 Br. Schlesische 944 Br. Chemnitz⸗Riesa 23 Br. Magdeburg⸗Leipzig 218 Br. Berlin⸗Anhalt. 91 ½ Br. Altona⸗Kiel 93 Br. Deßauer B. A. 146 Br. Preuß. B. A. 99
Frankfurt a. M., 4. Aug. (In der Effekten⸗Societät.) Obschon das Geschäft heute im Ganzen höchst unbedeutend war, so blieben dennoch die österr. Fonds auf die steigende Notirung der Reuten von Paris angenehmer und etwas höher als gestern. Nur allein die 3proz. Spanier blieben um 9è flauer. Alle übrigen Fonds und Eisenbahn⸗Actien gut preishaltend.
Oestr. 5proz. Met. 81 ½ Br., 81 ½ Gld. Br., 1194 Gld. Bad. Partial⸗Loose a 35 Fl. v. J. 1845 32 ½⅔ Br., 32½ Gld. Kurhess. Partial⸗Loose a 40 Rthlr. preuß. 32 ½¼ Br., 32 Gld. Sardin. Loose a 36 Fr. bei Gebr. Bethmann 33 % Br., 33 ½ Gld. Darmstadt Partial⸗Loose a 50 Fl. 76 ¾ Br.,
Bank⸗Actien 1200
ein Mensch ertragen kann, dem langverhaltnen Groll die Bande sprengt“ — hier geht Frl. Rachel über die Absicht des Dichters hinaus — aber der Kampf streitender Gefühle, als Maria die Ankunft der Königin erfährt. Nie haben wir einen Seelenkampf wahrer und schöner dargestellt gesehen; jede Muskel des Gesichts schwillt bald in beleidigtem Stolz auf, bald spannt sie sich zur erzwungenen Demuth ab. Ueberhaupt ist das Mienenspiel die bewundernswürdigste Seite an Fil. Rachel; sie wäre eine große Schau⸗ spielerin geworden, auch wenn sie ohne Sprache geboren wäre. Die Miene, mit der Fril. Rachel als Maria sich endlich der Demüthigung vor Elisabethe unterwirft, mit der sie die Entscheidung des Himmels für ihre Feindin an⸗ erkennt, nun aber auch von der Siegerin Edelmuth heischt und langsam niederknicend die Worte spricht:
ne laissez pas votre soeur malheureuse
Tremblante à vos genoux vous supplier en vain; Et pour la relever, tendez-lui votre main; Der Ausdruck, mit dem sie flehend die Hand vorstreckt, die H Elisabeth zu empfangen, sogleich aber, von dem kalten Hohn der Elisabeth wie eisig angeweht, ihre Hand wieder fallen läßt und zurückfahrend aufsteht, das war so schön, so rührend wahr, daß wir es wohl als den Gipfelpunkt aller bisherigen Darstellungen von Frl. Rachel bezeichnen können.
Die Scenen des letzten Aktes, wo Maria sich zum Tode vorbereitet, von ihren Umgebungen und der Welt Abschied nimmt, werden wohl eben so gut auch von deutschen Schauspielerinnen gegeben; die Stärke der französischen Schauspielkunst liegt nicht in der Darstellung sanfter, sondern leidenschast⸗ licher Empfindungen.
Wir haben jetzt Frl. Rachel in zwei antiken und einer modernen Rolle gesehen; was wir in allen gleichmäßig bewunderten und der deutschen Bühne wohl zur Nachahmung empfehlen möchten — war die schöne Behandlung des Kostüms. Nicht blos die größte Treue bis in die kleinste Einzelheit der Kleidung, sondern auch eine so geschmackvolle Anordnung des Ganzen, als hätte Frl. Rachel ihr Leben in dieser Kleidung zugebracht. Wer sie die ersten Abende in der antiken Kleidung gesehen hat, mußte die Schönheit des Faltenwurfs, die Sicherheit in dem Gebrauch der Toga und die Uebereinstimmung der äußeren Erscheinung mit ihrer Haltung und gewissermaßen dem Ausdruck ihres Gesichts bewundern, und eben so über⸗ raschend war die Natürlichkeit ihrer Erscheinung in den Prachtgewändern des 16ten Jahrhunderts, in der Schleppe, den langen Aermeln, der ge⸗ zackten Haube. Wer hätte nicht bei ihrem Auftreten geschworen, ein Por⸗ trait der Maria Stuart zu sehen! so getreu war selbst der allen ihren Bil⸗ dern (aus der Gesängnißzeit) gemeinschaftliche leidende Ausdruck des Ge⸗ sichts wiedergegeben. In dieser vollkommenen Herrschaft über sich selbst ist Frl. Rachel unübertroffene Meisterin.
Beklanntmachung. Das hiesige ublikum wird hierdurch benachrichtigt, daß die Eröffnung der vier städtischen Volksbibliotheken Nr. I. im Lokale des Friedrichswerderschen Gymnasiums, unter der Verwaltung des Ober⸗Lehrers Herrn Schmidt, Wer⸗ derschen Markt Nr. 7; Nr. II. in der Königsstädtischen höheren Stadtschule, unter der 1“ des Herrn Direktors Dielitz, Schießgasse Nr. 814; 8 Nr. III. in der Dorotheenstädtischen höheren Stadtschule, unter der Verwaltung des Herrn Direktors Krech, Georgenstraße Nr. 23, und in der Louisenstädtischen höheren Stadtschule, unter der Verwaltung des Herrn Direktors Grohnert, Sebastians⸗ straße Nr. 49, nunmehr erfolgt ist und deren unentgeltliche Benutzung wöchentlich dreimal, Mittwoch und Sonnabend von 12—1 Uhr und Sonntag von 11 —12 Uhr unter den bereits mitgetheilten Bedingungen stattfindet. . Der Katalog ist haben. Berlin, den 2. August 1850. Die Kommission für die Verwaltung der städtischen Volks⸗ Bibliotheken. (gez.) von Raumer.
Nr. IV.
in den gedachten Lokalien für 2 Sgr. zu
Polizeiliche Bekanntmachung. 6 Wegen Instandsetzung des Steinpflasters muß die Linienstraße
Berlin, den 3. August 1850. 8 Königliches Polizei⸗Präsidium. v. Hinckeldey.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 5. Aug. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 96 ½ Br. Louisd'or 112 Br. Poln. Papiergeld Oesterr. Banknoten 87 ½ — 2 bez. Freiwillige 106 ¾ bez. Staats⸗Schuldscheine 86 ½ Br. Posen. Schlesische
heute nicht bedeutend. eine meldenswerthe Veränderung; nur⸗ Russ. Aproz. anzubringen. 1
Russ. alte 105 ⅛., 4proz. 89 ½.
79 3 092 4525
76 Gld., do. a 25 Fl. 28 Br., 27 ⅞ Gld. Spanien 3 proz. inländ. 32 ¼ Br., 32 ¾ Gld. Poln. 300 Fl.⸗Loose 137 ½6 Gld., do. Aproz. Obligationen a 500 Fl. 81 ¾ Gld. Friedrich⸗Wühelms⸗Nordbahn 42 Br., 41 ⅞ Gld. Berbach 80 ¾ Br., 80 ¼ Gld. Köln⸗Minden 97 Br., 96 ½ Gld. .
Frankfurt a. M., 3. Aug. Der Handel an unserer Börse war im Laufe dieser Woche nicht so belebt, als in der letztverflosse⸗ nen, und die Umsätze im Allgemeinen bei weitem geringer; Ver⸗ anlassung dazu gaben theils die Nachrichten von Schleswig, die Abberufung der Unions⸗Gesandten, die verwickelten deutschen Zu⸗ stände, flauere Börsen⸗-Course von Wien und Paris, und endlich die Geldverhältnisse unseres Platzes selbst; in Folge dessen zeigten sich in den ersten Börsentagen der Woche viel Verkäufer für ver⸗ schiedene Oesterreichische Fonds und einige Sorten industrieller und unverzinslicher Papiere, welche, wie es schien, von solchen Spekulan⸗ ten abgegeben wurden, die auf die nahe Liquidation solche übrig hatten und aus Mangel an Baarem verkauft werden mußten; der Abrechnungstag für Juli lieferte jedoch für die Haussiers günstige Resultate, indem vom Anfang bis gegen Ende des Monats ein ansehnliches Steigen vieler Effekten zu ersehen ist; als:
vom 1. bis zum 27. bei Sproz. Metallig. von 79 ⅛ auf 83 ½ und blieben 4 ½ proz. » .„h 111“ Wiener Actien » 1125 282 250 Fl.⸗Loosen ⸗ 93 ½ 104 500 Fl.⸗Loosen „ 148 161 Darmstädt. Loosen „ 74 76 Badischen Loosen „ 31 ⅔ 32 ⅔ „ 4 ½proz. Belgischen“ 90 ½ » 92 1 Mit Beginn des neuen Monats blieb die flaue Tendenz noch immer vorherrschend, namentlich für Oesterreichische und einige Sorten süddeutscher Papiere, welche wegen Mangel an Räüng⸗ fer wohlfeiler als am Ultimo verkauft wurden. In Anlehens loosen sehr geringer Umsatz. Auch die fremden Effekten, als Sar⸗ dinische, Belgische und Toskanische bei schwachem Handel statio⸗ nair. Eisenbahn⸗Actien aus Mangel an Speculationslust auch ge⸗ drückter. In Span. 3 proz. war wegen der Liquidation zwar sehr viel Handel, doch wenig Variation, da Geber und Nehmer sich ziem⸗ lich gleichstellten. Die fremden Wechsel blieben größtentheils offe⸗ rirt; besonders London und Bremen; Paris und Augsburg am Schlusse begehrter; Wien variirte bei ansehnlichem Umsatz zwischen 101 ½ a 103. Das Geld zeigte sich knapper, Diskontowechsel zu 3 pCt. gemacht. Die Bankhäuser Rothschild und Ph. Nic. Schmidt haben das neue Darmstädter 4 ½ proz. Anlehen von 2 Mill. Fl. über⸗ nommen und solches zu 96 pCt. in dreimonatlichen Raten ausge⸗ geben.
Paris, bahn 472. 50.
Gold al marco 8 a 9. Dukaten 11. 75 a 11.80.
Nach der Börse. 5 proz. 97.37 ½. 1“ Wechsel⸗Course. Amsterd. 209 ½. Hamb. 185 . Berlin 367 ½. London 25. Frreankf. 210 ¾ Wien 216 ⅛. Petersb. 396 ½. Die Course sind heute etwas gestiegen. London, 3. Aug. 3proz. Cons. p. C. und a. Z. 96 ½, 3 proz. 99 ¼, . Ard. 17 ½, ½. 3 proz. 97 ½, . P 57 ½. 4proz. 89 5½. Russ. 4 ½proz. 96 ⅞, . 5proz. 112, 110.
IAJe-Iö
Englische Fonds ohne Veränderung; eben so fremde bei gerin⸗ gem Geschäft.
2 Uhr.
1ö
1012
As 156 ⅔ 8
—
3. Aug. 3 proz. 58.55. 5 proz. 97. 30. Nord⸗
22
5.
Int.
Engl. und sremde Fonds blieben ohne Veränderung. Wechsel⸗Course. . Amsterdam 12. 1 ½ —2 11. Hamburg 13. 11—410 ½. Paris 25. 60 — 57 ½. Frankfurt 120 ½. Wien 11.50 —- 48. Petersburg 37 ½.
Amsterdam, 3. Aug.
“ Der holländische Fonds⸗Markt war Weder in Holl., noch in fremden Fonds war waren höher Mex. 29 1%. 8b
Holl. Int. 57 ⁄%. 3proz. neue 68 ¾, .
Span. 3proz. 38 ⅞. Stiegl. 89 ½. Oester. Met. 5proz. 47 8, 2.½. proz. *
Amsterdam, 3. Aug.
428.—
Der Handel in Staatspapieren gab
diese Woche wenig Veranlassung zu besonderen Berichten, weil keine