1850 / 218 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

§. 18. Für die Aufhebung der sonstigen Jagdgerechtigkeiten können die Berechtigten Entschädigung von den betreffenden Grundbesitzern in An⸗ spruch nehmen. (Vergl. jedoch §. 22.) ꝛc. 1 1

§. 19. Die Jagdberechtigten haben diese Ansprüche binnen drei Mo⸗ naten nach dem Tage der Veröffentlichung dieses Gesetzes bei Strafe des

Verlustes derselben der oberen Berwaltungs⸗Behörde, in deren Bezirke das In der Anmeldung ist der örtliche Um⸗

fang und die Beschaffenheit (hohe, niedrige, Koppel⸗, privative, Vor⸗, Nach⸗

Jagdrevier belegen ist, anzumelden.

jagd ꝛc.) des Jagdrechtes anzugeben. Zugleich ist der Jagdberechtigte, wel⸗ cher nicht selbst in dem obrigkeitlichen Bezirke wohnt, wo sein Jagdrevier belegen ist, verpflichtet, für solchen Bezirk einen innerhalb desselben sich 2 haltenden Vertreter zur Annahme von Ladungen zu ernennen, widrigenfa 4 der Vertreter von Amts wegen ernannt wird. 8 Hannover, den 5. August 1850. Königlich hannoversches Ministerium des Innern. Stüve, Dr.“

Stuttgart, 3. Aug.

Württemberg.

S jestä döni üni 1 riedens ist Se. Majestät den König wegen des dänisch⸗preußischen g S. 58 Schreiben h ‚Die bürgerlichen Kollegien der Stadt Etzlinge ne

Sdie nüegesn cen Sön9 gerichteten unterthänigsten Eingabe Höchst⸗ denselben die Bitte vorgetragen, auf die Nichtgenehmigung des zwischen der Krone Preußen im Namen des übrigen Deutschlands

Königreiche Dänemark hinsichtlich der Herzogthümer Seehes Haisen Loresaufg geschlossenen Friedens, und auf die schleunigste Gewährung thätiger Hülfe in dem von Schles⸗ wig⸗Holstein für Deutschland geführten Kampfe hinzuwirken. Hierauf haben Se. Königliche Majestät den Unterzeichneten be⸗ auftragt, den bürgerlichen Kollegien von Eßlingen zu eröffnen, daß dieselben aus der Art und Weise, wie Se. Majestät sich gegen den Ausschuß der Landes⸗Versammlung ausgesprochen haben, entnom⸗ men haben werden, wie Hoͤchstdieselben diese wichtige vaterländische Angelegenheit in reifliche Erwägung ziehen und das wohlverstan⸗ dene Interesse des größeren und engeren Vaterlandes auf das Ge⸗ wissenhafteste prüfen werden; daß aber Höchstdieselben eben deshalb sich beglaubigen, die bürgerlichen Kollegien von Eßlingen hätten durchaus keine Veranlassung zu obiger ganz außerhalb ihrer Amts⸗ und Berufsthätigkeit liegenden Bitte gehabt. Indem der Unter⸗ zeichnete diesen höchsten Auftrag vollzieht, hat er die Ehre, zu ver⸗ harren. Stuttgart, den 2. August 1850. Der Departements⸗Chef des Innern: Linden.“ Erhaltener Nachricht zufolge werden fer⸗ nere ähnliche Adressen in gleicher Weise beantwortet werden.

Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, 7. Aug. (Alt. erk.) Heute Mittag ist ein Theil des Laboratoriums durch eine is zur Stunde noch nicht aufgeklärte Veranlassung in die Luft geflogen. Diese Explosion hat in der Stadt große Bestürzung her⸗ vorgerufen, doch ist ihre Wirkung nicht sehr bedeutend gewesen. Wenn auch an den Häusern mancherlei größere und kleinere Be⸗ schädigungen stattgefunden haben, wenn wir auch leider den Verlust einiger Menschenleben beklagen müssen, so ist doch der Verlust an Material nur äußerst gering und läßt sich in kürzester Frist er⸗ setzen. In Bezug hierauf wird so eben Folgendes bekannt ge⸗ macht:

19 kommandirende General läßt die Einwohnerschaft Rends⸗ burgs benachrichtigen, daß die so eben erfolgte Explosion nur die Folge einer Entzündung der Pulvervorräthe des Laboratoriums gewesen. Die sämmtlichen Pulverthürme der Festung sind außer Gefahr, und außer einigen im Laboratorium etwa noch liegenden Bomben sind weitere Explosionen nicht mehr zu besorgen. Für den Kriegszweck st der erwachsene Schaden ohne jede Bedeutung; nur wenige Men⸗ chenleben sind zu beklagen. Die Einwohner Rendsburgs werden

ufgefordert, ihre Häuser wieder in Stand zu setzen und sich durch diesen Unfall die ruhige Zuversicht nicht rauben zu lassen, mit der sie allen Ereignissen bisher entgegengesehen haben. Ich kann nicht unterlassen, den Einwohnern Rendeoburgs meinen Dank für die schnelle Hülfe auszusprechen, welche selbige bei dieser Ge⸗ legenheit bewiesen haben. Rendsburg, den 7. August 1850.

von Willisen.“

Rendsburg, 6. Aug. (H. C.) Das General⸗Kommando hat folgende Bekanntmachung erlassen:

„Die Zeitungen enthalten eine Kundmachung, welche vom 1sten d. datirt und vom dänischen Kriegs⸗Ministerium unterzeichnet ist und dahin lautet, daß die schleswig⸗holsteinische Armee nicht unter dem Schutze des Völkerrechts stehe und diejenigen Offiziere, Unterofsi⸗ ziere und Mannschaften derselben, welche in dänische Gefangenschaft gerathen, nicht als Kriegsgefangene behandelt werden würden. (S. Preuß. St. Anz. Nr. 215.) Für den Fall, daß dieses Aktenstück offiziell und echt sein sollte, sieht sich das General⸗ Kommando der schleswig⸗holsteinischen Armee veranlaßt, bekannt zu machen, daß die 500 dänischen Gefangenen, welche bereits in unseren Händen sind, so wie diejenigen, welche noch in unsere Hände fallen sollten, sämmtlich dafür haften, daß der dänische Kriegs⸗ Ministerial⸗Erlaß vom 1sten d. gegen keinen schleswig⸗holsteinischen Kriegsgefangenen, aus welchem deutschen Lande er auch gebürtig sei, in Vollzug gesetzt werde.

Hauptquartier Rendsburg, den 6. August 1850. Das General⸗Kommando. von Willisen.“

Altona, 7. Aug., Abends. (H. C.) Um das Publikum hinsichtlich der Folgen einer heute in Rendsburg stattgehabten Explosion, wo⸗ durch ein Theil des dasigen Laboratoriums in die Luft geflogen ist, zu beruhigen, ist der Eisenbahn⸗Direction mitgetheilt worden, daß durch die Explosion zwar ein bedeutender Schaden an den Dächern und Fenstern der Häuser entstanden ist und der Verlust einiger Menschenleben beklagt wird, daß im Uebrigen in militairischer Be⸗ ziehung der Verlust keinesweges bedeutend genannt werden kann. Die Explosion ist dadurch entstanden, daß bei dem Stampfen von Shrapnels in die Stampfen Eisensplitter gedrungen waren, die nun, als sie mit dem zu stampfenden Material in Berührung ge⸗ riethen, Funken von sich gaben. Merkwürdigerweise sind die neun

g (Schwäb. Merk.) Auf die Adresse der bürgerlichen Kollegiten in Eßlingen an

Arbeiter, die mit dieser Arbeit beschäftigt war ich 1 tigt waren und sich in dem Lokale befanden, von wo aus dir Gepfost ölli eüescgädias eGe wen vör zih gina. vüllig ie hiesigen Spritzen si nach e-reg. Beim Abgange d 3 das Fver vogg veläfc DBahnzuges von Rendsburg (3 ¾ Uhr) war 3. August 108h Helgoland kreuzenden dänischen Korvette sind am nahe gekommen u in einem Boote der holsteinischen Küste zu id daselbst gefangen genommen worden.

Kiel, 5. A Westküste erfährt Fan e E 8 daß e. der schleswigschen ben. Bel Fshr laczn ecaselnchen ohne Widerstand bese 8” dieser Insel, von welcher am Aen 8* Fanonenböie V1 Fnt⸗

mittelst Extrazuges heute Abend

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nensen wegen thätiger Sympathieen für die Dänen gefangen nach nenesees es ds n Da die friesische Küste des Festlandes bis Dagebüll herab in feindlichen Händen ist, mithin unseren Kanonen⸗ böten der Rückhalt zu fehlen scheint, so muß man wohl den baldi⸗ gen Verlust aller Westsee⸗Inseln befürchten. Aus Eckernförde erfährt man, daß die Dänen dort Kanonen ausschiffken und auf der Südseite einen Kreis von Schanzen mit Blockhäusern ꝛc. um die Stadt ziehen. Die Communication dorthin

ist mit großter Strenge gesperrt.

BUAusland.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 6. August. Den Vorsitz führt Benoist d'Azy. Ungeachtet der Aufforderungen sämmtlicher konservativer Blätter sind beim Beginn der Sitzung nur 50 Repräsentanten anwesend. Nichtsdestoweniger werden mehrere Lokalgesetz⸗Entwürfe angenommen. Der Namens⸗ aufruf ergiebt, daß die Versammlung noch nicht zahlreich genug ist. Die Sitzung wird unterbrochen. Dem Unterrichts⸗Minister werden für 1849 zwei Kredite, darunter 3943 Fr. 88 Ct. für Druckkosten mit 359 gegen 162 Stimmen, bewilligt. Es folgt die Fortsetzung der Debatte über die Bahnlinien Tours⸗Nantes und Orleans⸗ Bordeaux. Das gestern von Loyer eingebrachte Amende⸗ ment wegen Einzahlungen zur Sicherstellung genauer Zeit⸗ cinhaltung wird mit einer Modification der Verfallszeit angenommen. Die Kommission verspricht einen Zusatz⸗Artikel Beau⸗ mont's über Ermäßigung der Fahrpreise und Militair⸗Transporte aufzunehmen. Ein Amendement Carteret's über den täglichen Postdienst auf der Bahn wird ebenfalls angenommen. S choelcher's Antrag, daß die Waggons dritter Klasse geschlossen und mit Glas⸗ fenstern versehen sein müssen, wird ebenfalls angenommen. Damit aber der Compagnie dadurch ja kein Schaden erwachse, verlangen d'Hérouel und Lefevre Duruflé eine Verlängerung um 5 Jahre für die Konzessionsdauer, was die Versammlung auch in Betracht nimmt, später aber mit 281 gegen 268 Stimmen verwirft. Grévy verlangt sfür den Staat das Recht, während der Konzessions⸗Dauer im Interesse des Publikums die Fahrpreise zu modifiziren. Der Minister der öffentlichen Arbeiten erklärt sich im Interesse der Actionaire entschieden da⸗ gegen. Grevy's Amendement und ein zweites von Sauteyra wer⸗ den verworfen. Die Gesammt⸗Abstimmung über das Gesetz giebt folgendes Resultat: Stimmende 526, dafür 298, dagegen 228. Das Gesetz ist daher angenommen. Die Aufhebung des Zwangs⸗ Courses der Banknoten betreffend, verwirft der Berichterstat⸗ ter Gouin im Namen der Kommission Sauteyra's An⸗ trag, die 100 Frs.⸗ und 200 Frs.⸗Noten im Verhältnisse von 10 pCt. und 20 pCt. des Umlaufs zu erhalten. (In Folge eines Gewitters wird es im Saale plötzlich so dunkel, daß man weder den Präsidenten, noch den Redner, noch die Mit⸗ glieder sieht. Mehrere Stimmen rufen: „Man sieht und hört ja nichts! Gelächter. „Die Sitzung aufheben!“ „Nein, nein!“ Ein Saaldiener bringt eine Lampe und ein Wachelicht, setzt die eine vor den Präsidenten, das andere vor den Redner. Allgemeine Heiter⸗ keit. Sauteyra will sprechen. Stimmen: „Herr Präsident! Ist Herr Sauteyra auf der Tribüne?“ Gelächter. Der Präsident ge⸗ bietet Ruhe. Es erfolgt ein furchtbarer Donnerschlag. Das ganze Gebäude, bekanntlich aus Holz, erzittet. Sauteyra: „Meine Herren!“ Rechts: „Schon genug.“ Links: „Aber er hat ja noch gar nicht angefangen.’“ Gelächter. Ein Saaldiener bringt aber⸗ mals eine Lampe und zwei Kerzen, deren sich die Stenographen des Moniteur bemächtigen. Große Heiterkeit. Versigny betritt die Tribüne, kann aber vor dem Rauschen des Regens, dem Rollen des Donners und dem Lärmen der Versamm⸗ lung nicht zu Worte kommen. Stimme: „Herr Präsident! Sie müssen die Sitzung aufheben, der Regen dringt schon ein. Wenn ich bleiben soll, bitte ich wenigstens um einen Regenschirm.“ Ge⸗ lächter.) Sauteyra's Amendement wird verworfen. Art. 2: „Das mittelst Dekrets vom 5. Juli 1848 und Gesetzes vom 19. Novem⸗ ber 1849 dem Staatsschatz bewilligte Anlehen bei der Bank wird von 150 auf 75 Millionen reduzirt. Die bezügliche Bestimmung wegen Verkaufs von Staats⸗Waldungen auf die Bank vird auf⸗ gehoben.“ Art. 3: „Der Staatsschatz kann die Klauseln der Rück⸗ zahlung des ersten Theils des am 5. Juli 1848 bewilligten Anle⸗ hens im Einverständniß mit der Bank auf 1 Jahr verlängern.“ Ein Amendement Vidal's und eine Interpellation Lagrange s werden verworfen. Hierauf wird der ganze Gesetz⸗Entwurf ange⸗ nommen. Die Diskussion des Kolonial⸗Preßgesetzes wird auf mor⸗ gen verschoben. Der Gesetz⸗Entwurf zur Bestreitung der Ausga⸗ ben für den General⸗Ackerbau⸗Rath wird mit 395 gegen 104 Stim⸗ men angenommen.

Paris, 5. Aug. Präsident Bonaparte speiste gestern Abends bei Molé auf dessen Landsitze.

Das Pouvoir unterwirft heute die dem Präsidenten der Re⸗ publik feindselige Haltung des Volksvertreters Creton einer heftigen Kritik. Es wirft demselben vor, nur unter dem Schutze bonapar⸗- tistisch gesinnter Männer und Journale in die National⸗Versamm lung gewählt worden zu sein und jetzt das Vertrauen seiner Wähler zu verrathen, indem er die Sache des Präsidenten der Republik verlasse. Das Pouvoir rügt sodann das Mißverhältniß zwischen den Garantiecen, welche die National⸗Versammlung zum Schutze ihres Ansehens besitze, und denen, welche die Exekutiv⸗Gewalt um⸗ geben, und weist dabei auf ein auffallendes Urtheil des Geschwor⸗ nengerichts vom oberen Marne⸗Departement hin, welches einen Huissier von der Anklage auf Beleidigungen gegen den Präsidenten der Republik freigesprochen hat, obschon derselbe in einem Wirths⸗ hause im Beisein mehrerer Militairs ausgerufen hatte: „Der Prä⸗ sident ist eine Canaille, ein Taugenichts, ein Dummkopf!“

Der Messager de la Semaine, Wochenschrift und Organ des Vereins der Rue Poitiers, wird zu erscheinen aufhören.

Zu den etwa 40 legitimistischen Repräsentanten, die sich zum Grafen Chambord nach Wiesbaden begeben wollen, wo derselbe nach einem Einladungs⸗Schreiben an Larochejacquelin am 11ten ein⸗ trifft, gehören außer Letzterem der General St. Priest, Berryer, Favreau und Bechard; auch Abtheilungen von Künstlern und Arbei⸗ tern werden dahin reisen. Ob Guizot, der jetzt auf seinem Gute bei Lisieux lebt, ebenfalls Wiesbaden besuchen wird, gilt noch für ungewiß. Der ehemalige Chef von Gutzot's Kabinet, Genie, ist auf der Nordbahn nach dem Rheine und zwar angeblich nach Wies⸗

baden abgereist. daß er Konferenzen mit dem Marschall

Von Thiers heißt es, Marmont halten werde.

Es ist viel die Rede von einer Flugschrift, welche Frangois Arago, der berühmte Astronom, über die provisorische Regierung, deren Mitglied er bekanntlich war, herausgeben will und worin er, wie man versichert, einige seiner ehemaligen Kollegen hart mitneh⸗ men wird. Noch ein anderes Mitglied jener Regierung, Cremieup, wird über denselben Gegenstand eine Broschüre veröffentlichen.

Zu Langres ist ein neues Organ der Ordnungspartei als

Courier de la Haute⸗Marne erschienen.

Zu Saulieu ist die Nationalgarde aufgelöst und entwaffnet

worden.

Paris, 6. Aug. Der Constitutionnel und die Patri sondern Montag, den 12ten, und des Ministers der werde. Dem Evénement zufolge, versendet das Elysee eben di Einladungen zu der Reise des Präsidenten, der sich von etwa funf zig Personen, darunter Generale und Repräsentanten, begleiten lassen wird. ren der republikanischen Garde und der mobilen Gendarmerie ei Abschiedsdiner geben.

in Begleitung des Kriegs⸗Minister

neral St. Priest, Vesin, la Rochette, Desrotours de Chaulieu rei

binnen kurzem. Guizot mit der Fürstin Lieven befindet sich zu Ems. Man glaubt, daß auch dieser Aufenthalt nicht ganz absichtslos ge⸗ wählt sei. Ueber den Zweck der Reise des Heren Thiers nach Deutschland hat man noch keine bestimmte Vermuthungen.

Nächsten Sonnabend, den 10. August, werden die Truppen von Paris und der Bannmeile, welche das versailler Lager bezie⸗ hen, sich in Marsch setzen. 6 Bataillone zwei Monate im Lager zubringen. Großartige Manö⸗ ver sollen ausgeführt werden. 8

Der heutige Moniteur veröffentlicht das Verwaltungs⸗Re⸗ glement zur Ausführung des neuen Unterrichts⸗Gesetzes vom 15. März 1850. delt vom obersten Unterrichts⸗Rathe, von der akademischen Ver⸗ waltung, der Aufsicht, den Kantonal⸗Abgeordneten und den dem Elementar⸗Unterricht vorgesetzten Behörden, von den Prüfungs Kommissionen zur Ausstellung der Fähigkeits⸗Zeugnisse für Ele⸗ mentar-Unterricht, von den mit Ausstellung der Fähigkeits⸗Zeugnisse für höheren Unterricht und mit Ertheilung der Diplome der verschiedenen Grade beauftragten Behörden. Ein zweites Dekret ernennt zu Mit⸗ gliedern des stehenden Ausschusses der obersten Unterrichts⸗Behörden die Herren: Thenard, Mitglied der Akademie der Wissenschaften; Orfila, Professor an der pariser medizinischen Fakultät; Saint Marc Girardin, Mitglied der Akademie, Professor an der pariser Universität; Dubois, früheren Direktor der obersten Normalschule; Poinsot, Mitglied der Akademie der Wissenschaften; Cousin, Mit⸗ glied der französischen Akademie und der Akademie der Wissenschaf⸗ ten; Giraud, Mitglied der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften; Abbé Daniel, Rektor der Akademie von Caën. Ein drittes Dekret ernennt zu Mitgliedern des obersten Unterrichts⸗Ra⸗ thes die Herren Bellaguet, Abbé d'Alzou und Abbé Labbé, sämmt⸗ lich Leiter von Erziehungs⸗Instituten. Ein viertes Dekret ernennt für 1850 1851 zum Vice⸗Präsidenten des obersten Unterrichtsrathes Herrn Thiers, zum Secretair desselben Herrn St. Mare Girardin. Der Unterrichts⸗Minister hat mittelst Verordnung vom gestrigen Tage den obersten Unterrichtsrath auf den 13. August zu einer achttägigen Sitzung einberufen. Eine andere Verordnung des Un⸗ terrichts-Ministers ernennt Herrn Thénard zum Präsidenten und Herrn Giraud zum Seeretair des stehenden Ausschusses des ober⸗ sten Unterrichtsrathe für 1851.

Am 1. August begab sich ein Zug von 7000 Arbeitern, Kauf⸗ leuten, Rhedern und Matrosen in anständiger Haltung nach der Mairie von Marseille. Der Maire, Herr Chauterac, in Beglei⸗ tung des Munizipal⸗Rathes, empfing sie auf den Stufen des Ho⸗ tels. Er bat seine Mitbürger, keine lärmenden Auftritte herbeizuführen und dem Eifer der Behörden zu vertrauen. Seine Worte wurden beifällig aufgenommen. Er bemerkte, daß die Sanitäts Maßregeln auch nicht einen Augen⸗ blick aufgehoben worden seien und man eben ein levan⸗

tisches Schiff, das Malta angelaufen, in Quarantaine gelegt habe. Man ließ ihn hoch leben und zerstreute sich. Der Munizipal⸗Rath hielt unverweilt Sitzung, und der Maire verlas ein Schreiben von Abgeordneten der Stadt, die sehr bestimmt die Wiedereinsetzung der Sanitäts⸗Intendanz verlangten. Sofort wurde eine Berathung auf⸗ genommen, in welcher man die Rücknahme der Verordnung, wodurch die Sanitäts⸗Intendanz abgesetzt worden, Aufrechthaltung und Bil⸗ ligung der von dieser im Interesse der Bevölkerung getrof⸗ fenen Maßregeln forderte. Zu gleicher Zeit übergab eine Deputation der Handelskammer dem Generalsecretair der Präfektur eine in sehr kräftigen Ausdrücken abgefaßte Protestation, die gleich⸗ falls Wiedereinsetzung der Sanitätsintendanz verlangte. Am 2. August wurde an der Börse eine telegraphische Depesche des Han⸗ delsministers angeschlagen, welche die Ermächtigung giebt, dem außer⸗ ordentlichen Kommissar drei Munizipalräthe mit berathender Stimme beizugeben. 8

Nach der Statistik der Polizei⸗Präfektur hat die Zahl der

Fremden in Paris diese Woche in einem Verhältnisse zugenommen,

wie es in fruͤheren Jahren noch gar nie dagewesen. Die Beamten der Fremden⸗Büreaus mußten bedeutend vermehrt werden. 1 Ein furchtbares Unwetter, wie man sich dessen seit lange nicht entsinnt, brach heute um 2 Uhr Nachmittags aus. Kaufläden, Magazine und Keller im Foubourg Montmartre stehen unter Was⸗ Lr. Der Platz vor dem Stadthause glich einem See, die Pferde

standen daselbst bis an die Brust im Wasser.

Der Bezirks⸗Conseil von Vassy hat den Wunsch nach Revi⸗ sion der Verfassung ausgesprochen, damit das Land nicht durch wiederholte Präsidentenwahlen in Aufregung gebracht werde.

Gestern sind die Mitglieder der Marine⸗Untersuchungs⸗Kom⸗

mission nach Beendigung ihrer Aufgabe hier angekommen. Ihre gesammelten Materialien sollen sehr beträchtlich sein. Die Mit⸗ glieder derselben wollen die Vertagungs⸗Periode zur Ordnung der⸗ selben verwenden und sie dann ihrem Berichterstatter übergeben.

Die Silhouette zeigt heute an, daß sie zu erscheinen

aufhört. .

Großbritanien und Irland. Parlament. haus. Sitzung vom 5. August. Das Haus kam heute um 12 Uhr zusammen. Die Berichte des Subsidien⸗Ausschusses wurden entgegengenommen und erhielten die Zustimmung des Hauses. Während der vorhergehenden kurzen Diskussion erklärte Hume, er werde in der nächsten Session sich jedem Geldvotum, gleichviel, wie dringend es sein möge, widersetzen, das nach Mitternacht vor das Haus gebracht werde. Brotherton kündigt an, er werde in der nächsten Session den Vorschlag machen, daß der Sprecher um Mit⸗ ternacht ipso facto den Präsidentenstuhl verlasse, wie er es jetzt Mittwochs um sechs Uhr zu thun pflege, ein Brauch, der sich als praktisch erwiesen und die Mitglieder gelehrt habe, mit der Zeit haushälterisch umzugehen. Hierauf be⸗ schäftigte sich das Haus mit der Resolution des General⸗Pro⸗ kurators in Betreff der Frage wegen Zulassung Rothschild's. Die Debatte darüber bewegte sich in den bekannten Argumenten für und wider, und die Resolutionen des General⸗Prokurators,

Rothschild wegen Weglassung der bekannten Eidesformel nicht zu⸗

bestätigen die Nachricht, daß der Präsident nicht nach Cherbourg,

öffentlichen Arbeiten nach Lyon abreisen

Nächsten Sonnabend wird der Präsident den Offizie⸗

Die Zahl der nach Wiesbaden sich begebenden Legitimisten ist sehr beträchtlich. Berryer ist bereits gestern Abend abgereist. Ge⸗

sen heute, Larochejacquelin, Vatismenil, Béchard, de Séze, Favreau

Von den Regimentern werden je zwei

Dasselbe umfaßt 6 Kapitel mit 55 Artikeln und han-

Unter⸗

zulassen, wurden angenommen: die erste Resolution mit 165 gegen 92 Stimmen, die zweite mit 142 gegen 106.

London, 5. Aug. Das General⸗Post⸗Amt macht bekannt, daß vom 1. August an Briefe nach Bayern, Preußen, Polen und Rußland über Frankreich sowohl frankirt als unfrankirt versandt werden können.

Herr James, der bekannte fruchtbare Novellist, hat sich mit seiner Familie zu einer Vergnügungsreise in die Vereinigten Staa ten eingeschifft. .

Green hat am 1. August die angekündigte Luftreise zu Pferde von dem Vauxrhall aus unternommen. Ein Pony, nur 200 Pfund schwer und 34 englische Zoll hoch, war zu diesem Zwecke zwei Tage vorher angekauft worden. Die Luftreise, die unter dem Zusam⸗ neng einer ungeheuren Menschenmenge stattfand, wurde glücklich eendigt.

Nach dem letzten Bankberichte hat die Summe der sich im Umlauf befindlichen Banknoten um 192,515 Pfd. St. zugenom⸗ men und ist auf 20,760,775 Pfd. St. gestiegen, die Baarschaft der Bank hat dagegen um 69,011 Psd. St. abgenommen und beträgt jetzt 16,841,721 Pfd. St.

Die Nachricht, daß in Holland im Herbste 507,000 Ballen Kaffee zum Verkaufe ausgestellt werden, hat den Preis desselben hier etwas gedrückt.

Die hiesige mit den Vorbereitungen für die allgemeine Gewerbe ⸗Ausstellung des Jahres 1851 beauftragte Kommis⸗ sion hat unterm 29. Juli ein Rundschreiben an die ver⸗ schiedenen Kommissionen gerichtet, welche sich im Auslande zur Be⸗ förderung jenes Unternehmens gebildet haben. Die londoner Kom⸗ mission setzt dieselben in diesem Schreiben von den Schritten in Kenntniß, die sie ergriffen, um mit ihnen gemeinschaftlich zu wir⸗ ken und um für die würdige Vertretung der Industrie⸗Erzeugnisse der verschiedenen fremden Länder Sorge zu tragen.

Die westindische Post bringt Nachrichten von Chagres bis zum 28. Juni. Das Dampfschiff „Dee“, welches diese Post hierher be⸗ förderte, hat 1,265,000 Dollars an baarem Gelde und Goldstaub vom Stillen Meere mitgebracht. Die Berichte aus Valparaiso sind günstig, und man erwartete von der Regierung die besten Absichten in Betreff der Förderung des Handels. Eine Kommission von frem⸗ den und einheimischen Kaufleuten war eingesetzt worden, um den Zolltarif zu revidiren. Aus Peru vernimmt man, daß die Eisenbahn von Callao nach Lima in Angriff genommen werden sollte. Neu entdeckte Silberminen bei Copiaco versprechen glänzenden Erfolg. In der Republik Bolivien herrschte noch immer große Aufregung. Zu Chagres war es noch immer lebhaft von Passagieren, die nach dem Goldlande wandern. Die nördlichen Antillen wurden den 12. und 13. Juli von einem furchtbaren Orkane heimgesucht, der großen Schaden anrichtete.

Belgien. Brüssel, 6. Aug. Die Santo⸗Thomas⸗Kolonie verspricht eine bessere Zukunft, als sie in den ersten Jahren erwar— ten ließ. Einige Kaufleute von Antwerpen und Gent beabsichtigen, sich mit der bestehenden Actiengesellschaft zu vereinigen und ein Han⸗ dels⸗Comtoir zu Santo⸗Thomas zu errichten. Die Regierung findet es im Interesse der Landes⸗ Industrie, die Sache zu unterstützen, und ist bereit, dem Comtoir 150,000 Fr. vorzustrecken, wogegen das Comtoir die Verpflichtung übernimmt, binnen 5 Jahren für 1 ½ Mil⸗ lion Produkte der belgischen Industrie oder des belgischen Bodens auszuführen.

Graf Leon de la Laborde ist hier angekommen, um in den Ar⸗ chiven Forschungen über die Geschichte der Herzoge von Burgund anzustellen. Er schreibt eine Geschichte von Burgund, deren erster Theil bereits erschienen ist.

Schweiz. Bern, 26. Juli. (Allg. Z.) Der Oberst des 4ten Schweizer⸗ (Berner⸗) Regiments in Neaapel meldete un⸗ term 11. Juni dem hiesigen Regierungs⸗Rath, daß eine neue Eides⸗ formel vorgeschrieben sei, welche die Bestimmung enthalte, daß die Militairs keinen geheimen Gesellschaften angehören dürfen. Aus den Erkundigungen, welche hierüber beim schweizerischen Konsul in Neapel eingezogen wurden, die aber nicht sehr befriedigend ausfie⸗ len, ging hervor, daß schon in der früheren Eidesformel die näm⸗ liche Bedingung enthalten war. Privat⸗Mittheilungen zufolge, ist aber die entstandene Gährung unter den Offizieren des berner Re⸗ giments anderen Gründen zuzuschreiben. Als nun dieser Gegenstand in der gestrigen Sitzung des Regierungs⸗Raths zur Sprache kam, beantragte der Militair⸗Direktor, vom Verwaltungs⸗Rath in Neapel weitere Auskunft zu verlangen und ihm das Befremden auszudrücken, daß er den wahren Sachverhalt nicht mitgetheilt habe; hiervon soll dem Bundesrath Kenntniß gegeben und ihm auseinandergesetzt werden, wie mißlich die Lage des schweizerischen Militairs in Neapel sei, und daß zur Erleichterung desselben Schritte gethan werden sollten. In der über diesen Antrag gepflogenen Berathung spricht sich zunächst ein gewisses Mißtrauen gegen den schweizerischen Kon⸗ sul in Neapel aus, der dem König von Neapel mehr als seinem Vaterlande zu dienen scheine. Die Frage, ob mit Hinweisung auf den Bundesbeschluß in Betreff der Militair⸗Capitulationen, nach welchem die Werbungen für einstweilen eingestellt sind, die rechtliche Befugniß vorhanden sei, mit dem Verwaltungs⸗Rath in Neapel in Korrespondenz zu treten, wird bejahend beantwortet und aus dem Recht des Staates hergeleitet, seinen Angehörigen im Auslande so viel möglich Schutz zu gewähren. Sehr be⸗ dauert wird der Beschluß der Bundesbehörden in Angelegen⸗ heit der Militair⸗ Capitulationen, da gerade das Gegen⸗ theil von dem eingetroffen sei, was man habe bezwecken wollen, denn die Regimenter seien vollzähliger und abhängiger als je; wäre er nicht gefaßt worden, so hätte man noch die Kraft und die Ge⸗ walt, die Ehre des Kantons Bern zu wahren, indem man den König von Neapel an seinen Eid erinnere, und wenn er auf jener verfassungswidrigen absolutistischen Eidesformel beharre, alsdann sei der Fall eingetreten, das Regiment zurückzurufen. Der Bun⸗ des⸗Beschluß habe aber die Regierung von Bern in ihrem Rechte gelähmt, und es wurde deswegen die Frage aufgeworfen, ob es nicht vielleicht zweckmäßig wäre, nach dem Beispiel von Schaffhau⸗ sen und Solothurn bei den Bundesbehörden um Zurücknahme des erwähnten Beschlusses einzukommen. Bei der Abstimmung wurde der Antrag der Militair⸗Direction angenommen.

Bern, 31. Juli. (O. P. A. Z.) Seit vorgestern ist der Große Rath versammelt. Aus seinen bisherigen Verhandlungen ist Folgendes mitzutheilen: Abbé Belet hat auf die Stelle eines päpst⸗ lichen Ehrenkämmerers verzichtet und der Nuntius im Namen des Papstes die Verzichtleistung unter Zurückforderung des Diploms an⸗

enommen, so daß nun Abbé Belet als Großrath anzusehen ist. ei der Besetzung der Directionen wurde die bisherige provisorische Vertheilung der Geschäfte bestätigt, wonach Fischer das Innere, Elsässer die Justiz und Polizei, Furter die Finanzen, Mo⸗ schard die Erziehung, Röthlisberger das Militairwesen und Dähler die Bauten erhält. Heute beantwortete Regierungs⸗ Präsident Blösch die Fragestellun; Niggelers, welcher Aufschluß über die Zustände des Amtsbezirks Pruntrut, der unerlaubten Einwirkungen des Regierungs⸗Kommissärs Boivin auf die Wahlen,

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seiner Provocation zu Klagen gegen Regierungs⸗Statthalter Braichet, der ungesetzlichen Zuhandnahme der öffentlichen Gewalt mit Um⸗ gehung des Amtsverwesers ꝛc. verlangte. Aus Blösch's Antwort war ersichtlich, daß die Amtsbezirke Interlaken und Pruntrut unter bedeutender Beamten⸗Willkür schmachteten. Niggeler er⸗ klärte sich mit der ertheilten Auskunft nicht zufrieden und wird nun einen darauf bezüglichen Antrag stellen. Die Behand⸗ lung der Petitionen aus dem Jura gegen die Wahlen von Pruntrut nahmen heute eine zehnstündige, sehr lebhafte Sitzung in Anspruch. Der Regierungs⸗Rath und die Mehrheit der Kommission trugen auf Cassation an, weil die Stimmzettel aus⸗ getheilt worden seien, ohne vom Büreau gezählt zu werden; weil mehrere Fremde mitgestimmt hätten ꝛc. Die Radikalen traten wie ein Mann für Stockmar, der neben Stämpfli der aus⸗ gezeichnetste Kopf, aber auch gefährlichste und zweideutigste Charak⸗ ter der Partei ist, in die Schranken. Aber es half nichts; mit 107 gegen 87 Stimmen wurde die Cassation der Wahlen in Pruntrut ausgesprochen. 4

Im Thurgau wird die Reisläuferei trotz des Capitulations⸗ Verbots ins Große getrieben. Ein schaffhausenscher Hanptmann, Schachemann, hat bald wieder eine Compagnie für Neapel bei ein⸗ ander, theils Schweizer, theils Badenser. Der Werbeplatz ist auf badischem Boden. In dem berner Regiment in Neapel dienen ge⸗ genwärtig über 200 Badenser.

Bern, 2. Aug. (O. P. A. Z.) Der Große Rath hat heute in der endlichen Redaction des Gesetzes für die Erneuerung der Bezirks⸗Beamten beschlossen, daß alle Beamten, die politischen wie die richterlichen, jedesmal einen Monat nach der Konstituirung des neuen Großen Raths einer Integral⸗Erneuerung unterworfen sein sollen; die Integral⸗Erneuerung der gegenwärtigen Beamten geschieht am 1. Dezember d. J.

Nach dem Bericht, welchen der Finanzdirektor Fueter abstattete, war der wirkliche baare Kassenbestand bei der Uebernahme der Re⸗ gierung 104,540 Fr., die bei weitem den Ansprüchen nicht genügen, welche bis Ende des Jahres noch zu befriedigen sind. Die Ober⸗ länder Hypothekarkasse verlangt noch 600,000 Fr. an ihr verfas⸗ sungsmäßiges Kapital von 3 Millionen, weshalb nicht allen Anle⸗ hensbegehren konnte entsprochen werden, und zwar um so weniger, als man aus politischen Gründen sehr viele Zinsen nicht mehr ein⸗ trieb; im Ganzen stehen 1,049,600 Fr. aus; die muthmaßlichen Ausgaben 3,779,144 Fr. übertreffen die Einnahmen von 3,438,769 um ein Bedeutendes. Ein Anleihen stellt sich als dringende Noth⸗ wendigkeit heraus.

Bern, 3. Aug. (O. P. A. Z.) Der Große Rath hat heute seine Sitzungen geschlossen, nachdem er noch trotz der drohendsten Protestationen der Linken ein Dekret angenommen, wonach den Ein⸗ wohnergemeinden die Ermächtigung ertheilt wird, außerordentliche Armensteuern für 1849 und 1850 zu beziehen. Der von radikaler Seite gestellte Antrag, die Absendung eines außerordentlichen Ver⸗ walters nach Pruntrut als verfassungswidrig aufzuheben, veran⸗ laßte eine sehr heftige Erörterung; die Versammlung schritt aber mit 99 gegen 31 Stimmen zur Tagesordnung. Die achttägigen Berathungen des Großen Raths geben kein erfreuliches Bild von dem Zustande unseres Kantons. Die regierende Partei bemüht sich, den Vorwurf auf die abgetretene Regierung zu wälzen, als habe sie ihrer Nachfolgerin den Kanton in einem völlig demoralisirten Zustande hinterlassen; die andere erklärt die Vorwürfe für unwahr und übertrieben und nur zu dem Zwecke in so grellen Farben hingestellt, um als Grundlage zu allen reactionairen Anträgen der herrschenden Partei benutzt zu werden. Blösch's eminentes Talent hat sich in den parlamentarischen Käm⸗ pfen der letzten Zeit trefflich bewährt. Sollte er auch eine eben so reiche schöpferische Kraft im Gebiete der Gesetzgebung entwickeln, so wäre es ein großer Segen für den Kanton.

Der Bundesrath hat beschlossen: fortan sollen weitere Reise unterstützungen an politische Flüchtlinge, sofern sie nicht bereits zu⸗ gesagt worden, suspendirt bleiben bis nach Einsicht des jetzigen Zu⸗ standes des Flüchtlingswesens und Feststellung allgemeiner Maßre⸗ geln über Kontrole, Vertheilung, Unterhaltung und Entfernung der Flüchtlinge. Eine Kommission wird ein Gesetz über die Heimatlo⸗ sigkeit ausarbeiten.

Bern, 3. Aug. (W. Z.) Die württembergische Regierung hat an den Bundesrath das Gesuch gestellt, ihm die auf die deut⸗ schen Arbeiter⸗Vereine bezüglichen Akten mitzutheilen oder wenig⸗ stens Einsicht zu gestatten.

Genf, 28. Juli. (W. Z.) Die Zahl der in Genf sich auf⸗ haltenden Flüchtlinge beträgt zwischen 200 und 300, die italieni⸗ schen, französischen und deutschen ꝛc. zusammengerechnet. Mehrere mit Weib und Kindern sind dauernd beschäftigt, ein ehemaliger Literat bequemt sich, Schriftsetzer zu sein, ein anderer ist Gärtner⸗ gehülfe, ein dritter Kassirer einer Seiltänzer⸗Gesellschaft geworden. Die Handwerker haben meist Arbeit und leben in den Alimentaires sehr billig. Es sind dies Anstalten, die, durch Association der Ar⸗ beiter gestiftet, vom Staate so weit unterstützt sind, daß sie für einen ganz geringen Preis an Jedermann die erforderliche Nahrung verabreichen können. Ein kleiner Theil der Flüchtlinge treibt sich ohne Beschäftigung herum und lebt sehr kümmerlich von dem Gelde, das sparsam von außen zufließt.

Genf, 31. Juli. (O. P. A. Z.) Man denkt auf Seiten der hiesigen sozialistischen Großräthe durch Einführung einer Ver⸗ mögenssteuer die unteren Klassen wieder mehr zu gewinnen. Zu solchem Zweck soll demnächst ein Antrag im Großen Rathe gestellt werden; er wird wahrscheinlich angenommen werden. Daß gerade in dem Augenblick, wo sich in dem Budget ein Deftzit gezeigt hat, dieser Vorschlag gemacht wird, giebt zu manchen Vermuthungen Anlaß. Die konservative Partei nimmt es nicht stillschweigend hin, daß sie die Schulden bezahlen soll, welche das radikale Regiment gemacht hat.

Vorgestern ist der erste Verkaufsladen der „Société fraternelle des travailleurs unis“ (Cheveluplatz Nr.⸗ 25) eröffnet worden. Er enthält Spezerei⸗-Artikel, wie Zucker, Kaffee, Reis, Chokolade, Seife ꝛc.; die Waaren werden so billig als möglich verkauft. Die Bons d'échange kommen 8 Tage nachher in Umlauf. Wenn man die Bons vorher nimmt, so werden die Waaren gegen solche um 2 pCt. billiger abgelassen. Man hofft, bald einen zweiten Laden dieser Art eröffnen zu können.

Genf, 2. Aug. (Basl. Ztg.) Der anonyme sozialistische Verein, genannt „Brüderverein der vereinigten Arbeiter“, hat unterm 26. Juli vom Statthalter die Erlaubniß zu seiner förmlichen Kon⸗ stituirung erhalten. 8

Italien. Turin, 1. Aug. (Lloyd.) Die Croce di Savoja zieht in einem polemischen Artikel heftig gegen das tos⸗ kanische Ministerium zu Felde und wirft demselben allzugroße Ab⸗ hängigkeit von der österreichischen Regierung vor. Das Ministerium wird von diesem Blatte der Zweideutigkeit und der Feigheit geradezu

1.

beschuldigt und demselben als Kapitalverbrechen vorgeworfen, daß es bei dem bekannten Zerwürfnisse mit England nicht das Anerbie⸗ ten von Piemont ergriffen, sondern Rußland als Schiedsmacht vor- geschlagen habe. Ein weiteres Vergehen der toskanischen Regie⸗ rung sei die Nichtaufhebung des Belagerungszustandes in Livorno. Das bekannte Organ der Mazzinischen Partei, Gazzetta del po⸗ polo, spricht sich in einem heftigen Artikel zu Gunsten der italie⸗ nischen Emigranten aus und bezeichnet die Partei der soge⸗ nannten „Schwarzen“ in Piemont als natürliche Bundes⸗ genossen des Auslandes. Die liberalen florentinischen Blätter, z. B. Il Constitutionale u. s. w., ereifern sich gegen die

Ideen eines Zoll⸗Anschlusses an Oesterreich und beziehungsweise an

Deutschland. Sie sagen, das mit seltener Weisheit aufgeführte

Gebäude der toskanischen Zoll⸗ und Handels⸗Gesetzgebung werde

w

dadurch umgeworfen. Toskana, jetzt vorwiegend ein Agrikultur⸗ und Handelsstaat, werde genöthigt sein, sich selbst zu einer künst⸗ lichen Industriehöhe hinaufzuschrauben. Der europäische Westen, mit welchem es jetzt einen so vortheilhaften Handels⸗Ver⸗ kehr unterhält, werde bei dieser Umwandlung gleichguͤltigen Blickes zusehen, Oesterreich wenig gewinnen, Toskana aber desto mehr einbüßen; die zu Turin erscheinende Opinione dringt auf einen Entschluß der sardinischen Regierung bezüglich der Tracirung von Eisenbahnen. Sollte die Bahn nach Lukmanien nicht bald zur

Vollendung gelangen, so könnte Oesterreich leicht die Oberhand ge⸗

winnen und den gesammten italienischen Handelszug absorbiren. Ueberhaupt zeichnet sich dieses Blatt durch systemalische und unver⸗ söhnliche Feindseligkeit gegen Oesterreich und seine Regierung aus. Als Beleg dienen einige Korrespondenzen aus verschiedenen Orten Oberitaliens, die von Persönlichkeiten, absichtlichen Verdrehungen, falschen Angaben wimmeln und darauf berechnet sind, jener geschäf⸗ tigen Agitation zu dienen, welche die allmälige in Italien wieder erstarkende Geltung Oesterreichs um jeden Preis ersticken will.

Der Smascherato erwähnt eines Gerüchtes, welchem zu⸗ folge 300 Emigranten von Sardinien ausgewiesen werden sollen.

Die Gesellschaft dramatischer Schriftsteller, die sich die Ver⸗ besserung des National⸗Theaters und die Versorgung dramatischer Schriftsteller zum Ziele gesetzt, hat einen Entwurf ihrer Statuten veröffentlicht und ladet ihre Mitglieder zu einer Versammlung am 4. August ein, um sich als Verein zu konstituiren.

In Florenz ist Lord Darhang als außerordentlicher Courier aus London, wie es heißt, in der Entschädigungs⸗Angelegenheit eingetroffen.

Es heißt, daß die vor Malta stationirte britische Flotte sich nach den sardinischen Gewässern begeben werde.

Spanien. Madrid, 1. Aug. (Fr. Bl.) Heute Abend 6 Uhr reisen der Herzog und die Herzogin von Montpensier nach Sevilla ab.

Die Cortes werden bestimmt aufgelöst, man erwartet das De⸗ kret zum 5. oder 6. August in der Staatszeitung. Die neuen Cortes sollen Ende Oktober zusammentreten. b

Der spanische Gesandte in Lissabon, Graf Colombi, ist für den wiener Posten ernannt worden. 1

Zproz. 33. 8

Portugal. Lissabon, 29. Juli. In politischer Bezie⸗ hung ist es hier still, seitdem am 20sten die Cortes vertagt wor⸗ den. Der Herzog von Palmella steht im Begriff, seiner Gesund⸗ heit wegen eine Reise nach London und Paris zu unternehmen. An eine Versöhnung mit dem Herzog von Saldanha wird nicht gedacht, und aus der Ernennung der Herren Avila und Castro zu Staatsräthen schließt man, daß Costa⸗Cabral noch seinen vollen Einfluß hat.

Griechenland. Athen, 30. Juli. (Lloyd.) Herr La⸗ martine, welcher am 28sten d. M. in Athen eingetroffen ist, hat sich nach Marseille begeben und gedenkt im Oktober, spätestens im Agril S wieder nach dem Ortent zurückzukehren.

Der griechische Bevollmächtigte bei der Pforte, Herr Delijanni hat sich wieder auf seinen Posten begeben. 8 8 1

Die französische Flotte ankert noch vor Munichia.

In Griechenland ist die allgemeine Aufmerksamkeit jetzt auf die Unabhängigkeit der griechischen Kirche gerichtet, und man sieht mit Spannung der Veröffentlichung des Synodal⸗ Statutes des Patriarchen entgegen.

Die Oppositions⸗Journale bekämpfen fortwährend das Mini⸗ sterium wegen des Preßgesetzes. Auch die nun begonnenen Ge⸗ meindewahlen geben den Griechen viel Stoff zu Kontroversen.

Die Kammern werden nächstens ihre Sitzungen schließen.

Türkei. Konstantinopel, 27. Juli. (Lloyd.) Die türkische Regierung beschäftigt sich hauptsächlich mit inneren Ange⸗ legenheiten und beabsichtigt zuvörderst den Bau einer für den Han⸗ delsverkehr so nöthigen Kunststraße zwischen Trapezunt und Erze⸗ rum. Ein Pascha soll die Arbeiten überwachen, welche nach dem Ramazan beginnen werden.

Der Impartial enthält einige Details über den neulich ent⸗ standenen Zwiespalt unter den Mitgliedern der armenisch⸗katholi⸗ schen Konfession, die nun in zwei Parteien feindlich einander ge⸗ genüberstehen. Es ist so weit gekommen, daß die Armenier von einer Ausgleichung durchaus nichts wissen und sich zu einer abge⸗ sonderten Religions⸗Gemeinde konstituiren wollen.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 10. Aug. Im Schauspielhause. 125ste Abonne⸗ ments⸗Vorstellung. Der Vetter, Lustspiel in 3 Abth., von R. Benedix. Hierauf: Das zugemauerte Fenster, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue.

Sonntag, 11. Aug. Im Opernhause. S4ste Abonnements⸗ Vorstellung. Das Nachtlager von Granada, Oper in 2 Abth., Musik von Kreutzer. Hierauf: Thea, Ballet in 3 Bildern, von P. Taglioni.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Uhr.

Morgens Nachmittags 6 Uhr. 2 Uhr.

1850. 8. Aug.

Luftdruck 334,69“ Par. 336,54“ „Var. 335,66“ Par. Quellwärme 7952 R. Luftwärme.. + 13,8 ° R. + 14,4 + 1 2s n. Flusswärme 16,8 ° R. Thaupunkt .. + 9,9° n. + 10,0“ n. + 88 R. Bodenwärme Dunstsättigung . 73 pct. 70 pct. 71 pCt. Ausdüunstung . Wetter . beiter. Regen. trübe. Nfederschlag 0,124 "Rb. Wind W. W. W. Wäurmewechsel +† 15,10⁰ Wolkenzug.... W. + 11,0° Tagesmittel: 335,63“ „Par... 13,1 b. + 9,0* . 11 pCt.

Nach einmaliger Beobachtung.